*) Die amerikanische Originalausgabe dieses Buches A Course in Miracles wurde 1976 von der Foundation for Inner Peace veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung erschien 1994 im Greuthof Verlag. Diese Website über Religion, Spiritualität und insbesondere Ein Kurs in Wundern ist ausschließlich ein Ausdruck meiner Begeisterung für den Kurs und dient nicht der kommerziellen Nutzung. Ich fasse hier zusammen, was mich inspiriert und mir hilfreich erscheint. Die Inhalte dieser Website können und wollen den Kurs nicht ersetzen, sondern sollen einzig und allein auf den Kurs aufmerksam machen.
“Diese Welt, in der du zu leben scheinst, ist nicht dein Zuhause. Und irgendwo in deinem Geist erkennst du, dass das wahr ist. Eine Erinnerung an Zuhause hört nicht auf, dich heimzusuchen, als gebe es einen Ort, der dich zur Rückkehr riefe, […]. Es gibt niemanden, der nicht wüsste, wovon wir sprechen. Doch einige versuchen, ihr Leiden in Spielen wegzulegen, die sie spielen, um ihre Zeit zu füllen und ihre Trauer von sich fernzuhalten. Andere verleugnen, dass sie traurig sind, und sehen ihre Tränen gar nicht. Noch andere behaupten, dass das, wovon wir sprechen, Illusion ist und nur als Traum betrachtet werden sollte. Wer aber würde - in schlichter Ehrlichkeit, ohne Abwehrhaltung und Selbsttäuschung - leugnen, dass er die Worte, die wir sprechen, wohl versteht?” (EKIW: Lektion 182, 1.&2.)
Tief im Bewusstsein des menschlichen Geistes liegt ein Tor zur Erfüllung der Sehnsucht des Menschen nach der Verwirklichung seiner eigenen göttlichen Vollkommenheit. Hinter den illusionären Grenzen von Raum und Zeit liegt die Entdeckung der unendlichen Weiten des universellen GEISTES. Hinter diesem Portal liegt die fesselnde Erfahrung der Vermählung von Religion und Wissenschaft, der Verschmelzung von Psychologie und Philosophie und der Integration von Herz und Verstand. Dieser Punkt der Kommunikation mit GOTT ist nicht mehr an Form, Konzept oder Angst gebunden und wird als die Erfahrung der singulären Wirklichkeit selbst in Erinnerung bleiben. So wird unser menschliches Verständnis auf eine neue Schwingungsresonanz der LIEBE angehoben und zu einer Erinnerung an uns selbst als eins miteinander und mit der Quelle der gesamten Schöpfung. Dieser Transformationsprozess der Erleuchtung ist unsere evolutionäre Bestimmung.
Ein Kurs in Wundern ist ein spiritueller Weg in der Sprache des Christentums, der Psychologie und der Pädagogik, ein Weg des spirituellen Erwachens - ein Beginn und nicht das Ende. Ein Kurs in Wundern verwendet die christlichen Begriffe nicht in dem Sinne, in dem sie von den meisten christlichen Kirchen verwendet werden, sondern in dem Sinne, in dem sie von Jesus immer schon gemeint waren. Obwohl der Kurs in seiner Ausdrucksweise christlich ist, behandelt er universelle spirituelle Themen. Der Kurs ist nur eine Version des universellen Lehrplans. Es gibt viele andere, und dieser unterscheidet sich nur in der Form von ihnen.
Alle Wege die wahrhaft GOTT zum Ziel haben, führen zu GOTT, allein des Zwecks wegen. Der Weg mit dem Kurs ist anders als viele traditionelle Wege, nicht was das Ziel, sondern was die Mittel betrifft. Eine heilige Beziehung ist ein Mittel, um Zeit einzusparen. Wobei die heilige Beziehung keine romantische Beziehung zwischen zwei bestimmten Personen ist, sondern eine geistige Ausrichtung auf den einzig wahren Zweck - die Erlösung aus der Illusion der Trennung.
Unser Bruder ist unser Erlöser. Und jeder ist unser Bruder. Ein Augenblick, den wir gemeinsam mit unserem Bruder verbringen, gibt uns beiden das Universum wieder, denn wo zwei oder drei in SEINEM Namen versammelt sind, da ist ER mitten unter ihnen. Unseren Bruder verstehen wir als einen Geist, in dem die Illusionen noch bestehen, jedoch als Geist, der uns ein Bruder ist. Er wird weder durch das, was er träumt, zu unserem Bruder, noch ist sein Körper unser Bruder. Es ist seine Wirklichkeit, die unser Bruder ist, so wie es unsere für ihn ist. Indem wir das wahre SELBST - den CHRISTUS - in allen unseren Brüdern anerkennen, erkennen wir SEINE GEGENWART in uns selber wieder.
Der Kurs beschreibt einen Weg, der uns in den heiligen Augenblick - das Jetzt - führt. In aller Kürze lässt sich der Kurs daher auch folgendermaßen zusammenfassen: Es gibt nur Jetzt, es gibt nur EINEN von uns und nur LIEBE ist wirklich.
Der Kurs lehrt nicht, uns von der Welt der Formen kategorisch abzuwenden, sondern er lehrt uns, diese vom Ego gemachte Welt als Mittel zur Erlösung zu nutzen. Es geht also darum, der Welt einen neuen Zweck zu geben - den einzig wahren Zweck - der Erlösung aus der Illusion der Trennung von GOTT und unseren Brüdern. Es hat keinen Sinn, über die Welt zu jammern. Es hat keinen Sinn, zu versuchen, die Welt zu verändern. Sie ist nicht imstande, sich zu verändern, weil sie bloß eine Wirkung ist. Hingegen hat es in der Tat einen Sinn, unsere Gedanken über die Welt zu ändern. Damit verändern wir die Ursache. Die Wirkung wird sich von selbst verändern.
Seit Urzeiten und überall auf der Welt, ob in Ost oder West, sagt die spirituelle Erfahrung, dass der Mensch schläft. Jesus sagt es, Buddha sagt es, die Upanischaden reden davon: Der Mensch schläft. Während wir also nachts schlafen, ist unser Schlaf nur ein relativ tieferes Schlafen und am Tage ein relativ flacheres. Spirituell gesehen schläft der Mensch immer. Das Vermeiden der eigenen göttlichen Wirklichkeit ist Schlaf, ist Traum. Das ist keine philosophische Theorie, sondern eine spirituelle Erfahrung! Deshalb spricht man auch vom spirituellen Erwachen aus dem Traum der Trennung.
Die Welt ist eine Projektion des Egos - des Gedankens der Trennung. Diese Welt ist ein Angsttraum von Hass und Angriff, von Bitterkeit und Tod, von Schmerz und von Verlust. Diese Welt wurde vom Ego geschaffen, um die Illusion der Trennung scheinbar wahr zu machen und immer und immer wieder zu bestätigen. Diese Welt wurde als "Angriff auf GOTT" gemacht. Doch GOTT kann nicht wirklich angegriffen werden, diese Welt ist eine Illusion. Diejenigen, die beschließen, zu ihr zu kommen, suchen einen Ort, an dem sie Illusionen sein und ihre eigene Wirklichkeit vermeiden können. Diese Welt ist eine Welt der Dualität.
Dualität bedeutet, dass alles in dieser Welt von Anfang an sein Gegenteil enthält. Was diese Welt Liebe nennt, enthält Hass, was sie Frieden nennt, enthält Krieg, was sie Freiheit nennt, enthält Gefangenschaft, was sie Gewinn nennt, enthält Verlust, was sie Lust nennt, enthält Schmerz, was sie Gesundheit nennt, enthält Krankheit, und was sie Leben nennt, enthält den Tod. Wenn wir also wollen, dass diese Welt unser Zuhause ist, dann wollen wir, dass Hass wirklich ist, dass Krieg wirklich ist, dass Gefangenschaft wirklich ist, dass Verlust wirklich ist, dass Schmerz wirklich ist, dass Krankheit wirklich ist, dass der Tod wirklich ist und vor allem, dass Schuld und Sünde wirklich sind. Dann wollen wir, dass Kinder unter Schmerzen und durch Schmerzen in diese Welt hineingeboren werden, von Leiden begleitet aufwachsen und lernen, was Kummer, Trennung und Tod sind. Ihr Geist in ihrem Gehirn gefangen ist, und ihre Kräfte abnehmen, wenn ihr Körper verletzt wird. Sie scheinen zu lieben, doch sie verlassen und werden selbst verlassen. Sie scheinen zu verlieren, was sie lieben; das ist vielleicht die wahnsinnigste aller Überzeugungen. Und ihr Körper welkt dahin und röchelt, wird in die Erde gelegt und ist nicht mehr. Kann das unser wahrer Wille sein? Kann das GOTTES WILLE sein? Selbstverständlich nicht - GOTT hätte uns das nie angetan. Das haben wir erfunden. Es ist ein Bild dessen, was wir zu sein denken und wie wir uns selber sehen.
Diese Welt ist das Symbol der Angst. Und Angst ist die Abwesenheit der LIEBE GOTTES, die kein Gegenteil kennt. Diese Welt wird nicht länger bleiben, als dem Gedanken, der sie erschuf, geglaubt wird. Und Vergebung ist der Schlüssel zum Glück. Die Vergebung setzt allem Leiden und Verlust ein Ende. Vergebung bedeutet, die Dinge aus dem Blickwinkel GOTTES zu betrachten, alles mit der LIEBE GOTTES zu sehen. Dann ist GOTT in allem, was wir sehen, weil GOTT in unserem Geist ist.
“Es gibt ein Schweigen, in das die Welt nicht dringen kann. Es gibt einen uralten Frieden, den du in deinem Herzen trägst und nicht verloren hast. Es gibt ein Gefühl der Heiligkeit in dir, das der Gedanke der Sünde nie berührt hat.” (EKIW: Lektion 164, 4. 1.-3.)
Wenn der Gedanke der Trennung in einen Gedanken der wahren Vergebung umgewandelt worden ist, wird die Welt in einem ganz anderen Licht gesehen werden - in einem Licht, das zur Wahrheit führt, wo die ganze Welt und alle ihre Irrtümer verschwinden müssen. In SEINEM Urteil wird sich vor unseren Augen eine Welt in vollkommener Unschuld entfalten. Dies ist der glückliche Traum, der im Erwachen in die Einheit GOTTES enden wird, denn GOTT, DER die LIEBE ist, ist auch das Glück.
In der Einleitung des Kurses findet sich folgende Zusammenfassung des Kurses:
“Nichts Wirkliches kann bedroht werden.
Nichts Unwirkliches existiert.
Worte sind nur Symbole von Symbolen. So sind sie zweifach von der Wirklichkeit entfernt. Daher können Worte nur auf die Wahrheit jenseits der Worte verweisen. Und da es naturgemäß der gespaltene Geist ist, das sich mit Spiritualität beschäftigt, ist dies das Thema, bei dem seit jeher die größte Verwirrung herrscht, denn das Ego tarnt sein wahnsinniges Denksystem seit Anbeginn der Zeit auch als Religion und Spiritualität. Um etwas Ordnung in dieses Chaos zu bringen, kann es hilfreich sein, die Evolution der Religion zu betrachten, vom primitiven Aberglauben zur wahren Natur der Religion - zur Religion des Geistes, zur wahren Spiritualität - wie sie auch Ein Kurs in Wundern lehrt.
Die “Gesetze” des Egos können ans Licht gebracht, wenn auch niemals verstanden werden, weil Wahnsinn außerhalb der Sphäre der Vernunft liegt. Je mehr wir über das Ego lernen, desto klarer wird uns, dass es nicht glaubhaft ist. Jedoch ist es grundlegend wichtig, dass verstanden wird, wozu die “Gesetze” des Egos da sind, weil es ihr Zweck ist, bedeutungslos zu machen und die Wahrheit anzugreifen.
Alle Fragmente dieser Welt sind Traumsymbole für den einen schlafenden Geist der Trennung träumt. Alle Symbole dienen dem einen Träumer des Traums dazu, um mit der Hilfe des HEILIGEN GEISTES zu erwachen. Wenn ich im Folgenden Menschen und Menschengruppen als Symbole verwende, um bestimmte Aspekte des Ego-Denksystems zu verdeutlichen, dann dürfen wir dabei nicht vergessen, dass alle Dinge, von denen wir denken, dass wir sie sehen, Ideen widerspiegeln. Das, was wir sehen, spiegelt einen Prozess in unserem Geist, der mit unserer Idee dessen beginnt, was wir wollen. Das ist der Grundgedanke der Erlösung. Es geht hier also einzig und allein um die Berichtigung unseres Geistes.
Es geht bei diesen Betrachtungen auch nicht um geschichtliche Tatsachen, weil es keine geschichtlichen Tatsachen gibt. Es gibt keine Vergangenheit und GOTT und seine Schöpfung - die ist wie ER SELBST - ist die einzige TATSACHE. Es geht einzig und allein darum mit dem GROSSEN WANDLER der Wahrnehmung eine sorgfältige Erforschung unseres Geistes zu unternehmen, der diese Welt gemacht hat, um die scheinbaren Beweggründe aufzudecken, um derentwillen wir sie gemacht haben. Im Licht der wirklichen Vernunft, die ER uns bringt, wenn wir IHM nachfolgen, wird ER uns zeigen, dass es in dieser Welt des Egos überhaupt keine Vernunft gibt.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die lineare Zeit eine Illusion ist und der Weg mit dem Kurs dazu dient, aus ihr zu erwachen. Die Evolution der Religion ist Teil der horizontalen Ebene, der Ebene von Raum und Zeit, während wahre Spiritualität eine Evolution auf der vertikalen Ebene ist, raus aus der Illusion von Raum und Zeit. So ist jede Idee von "Evolution" in der Zeit immer nur ein Hilfsmittel, das uns hilft unsere Werte in Frage zu stellen, denn das Ego neigt dazu, die Vergangenheit immer und immer wieder zu wiederholen. Den Kurs zu lernen erfordert die Bereitwilligkeit, jeden Wert in Frage zu stellen, den wir haben. Es gibt nicht einen einzigen, den wir versteckt und verschleiert halten können, ohne unser Lernen zu gefährden. Keine Überzeugung ist neutral. Eine jede hat die Macht, jede Entscheidung zu diktieren, die wir treffen. Denn eine Entscheidung ist eine Schlussfolgerung, die auf allem gründet, was wir glauben.
Darüber hinaus werden wir bei der Betrachtung der “Evolution” entdecken, dass es seit Jahrtausenden immer wieder wertvolle Hinweise auf die Wahrheit jenseits dieser Welt gegeben hat, von denen im Folgenden auch einige genannt werden. Bisher waren es immer nur wenige, die die Wahrheit erkannten, jetzt besteht die berechtigte Hoffnung, dass es viel mehr werden.
Formen religiöser Hingabe
Der Begriff Religion wird üblicherweise in zwei Bedeutungen verwendet. Einerseits im Sinne institutionalisierter Religionsgemeinschaften, also formalisierter Religion, und andererseits im Sinne von Spiritualität im weitesten Sinne. Auf dieser Website werden beide Bedeutungen verwendet. Was gemeint ist, ergibt sich aus dem Kontext.
Die Religionen der Welt haben einen doppelten - einen natürlichen und einen offenbarten - Ursprung, und man findet zu jeder Zeit und in jedem Volk drei verschiedene Formen religiöser Hingabe. Und diese drei Manifestationen des religiösen Dranges sind:
1. Primitive Religion: Der halbnatürliche und instinktive Drang, geheimnisvolle Energien zu fürchten und höhere Mächte anzubeten, hauptsächlich eine Religion der physischen Natur, die Religion der Furcht.
2. Die Religion der Zivilisation: Die sich fortentwickelnden religiösen Vorstellungen und Praktiken der sich zivilisierenden Völker - die Religion des Verstandes - die intellektuelle Theologie, die auf der Autorität der herrschenden religiösen Tradition beruht.
3. Wahre Religion - die Religion der Offenbarung: Die Offenbarung übernatürlicher Werte, ein teilweiser Einblick in ewige Realitäten, ein flüchtiger Blick auf die Vollkommenheit und die bedingungslose, grenzenlose Liebe GOTTES - die Religion des Geistes, wie sie sich in der menschlichen Erfahrung zeigt.
Der große Unterschied zwischen der Religion des Verstandes und der Religion des Geistes besteht darin, dass sich die erste auf kirchliche Autorität stützt, während die zweite einzig auf menschlicher Erfahrung fußt. Die großen Weltreligionen sind in erster Linie Religionen des Verstandes, und doch gibt es in allen diesen großen Religionsgemeinschaften auch Strömungen und Traditionen, die eindeutig Religionen des Geistes sind. Im Hinduismus ist es der Vedanta, die frühindische Texttradition, die als Offenbarung verstanden wird. Im Islam ist es der Sufismus. Im Judentum ist es die Kabbala, eine im Mittelalter entstandene Ausdrucksform der mystischen Tradition des Judentums. Die christliche Mystik ist besonders reich an wunderbaren Traditionen und Strömungen, wie der wohl berühmteste christliche Mystiker Meister Eckhart und Traditionen wie die der Katharer. Auch die Gnosis ist eine Religion des Geistes.
Religiösen Frieden auf Erden - Brüderlichkeit - kann es niemals geben, wenn nicht alle Religionen willens sind, jede kirchliche Autorität vollständig abzulegen und jeden Gedanken an geistige Souveränität völlig aufzugeben. GOTT allein ist geistiger Souverän. Es kann auf der Erde keinen dauerhaften religiösen Frieden geben, solange nicht alle religiösen Gruppen aus freien Stücken all ihre Vorstellungen von göttlicher Gunst, auserwähltem Volk und religiöser Souveränität aufgegeben haben. Nur wenn GOTT der Vater an die höchste Stelle rückt, werden die Menschen religiöse Brüder werden und zusammen in religiösem Frieden leben.
“Theologische Erwägungen als solche sind notgedrungen kontrovers, da sie vom Glauben abhängig sind und deswegen angenommen oder zurückgewiesen werden können. Eine universelle Theologie ist unmöglich, aber eine universelle Erfahrung ist nicht nur möglich, sondern nötig. Diese Erfahrung ist es, auf die dieser Kurs abzielt. Nur hier wird Beständigkeit möglich, weil nur hier die Ungewissheit endet.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, BEGRIFFSBESTIMMUNG, EINLEITUNG, 2. 4.-7.)
Die Religion offenbart dem Menschen seine göttliche und ewige Bestimmung. Wahre Religion/Spiritualität ist eine rein persönliche und geistige Erfahrung und muss für immer von allen anderen hohen Formen menschlichen Denkens unterschieden werden. Selbst sein Sinn für menschliche Sittlichkeit ist an und für sich nicht religiös. Die Religion entdeckt der Seele jene höchsten Werte, die im Kontrast stehen zu den relativen, vom Verstand entdeckten Werten. Solch übermenschliche Erkenntnis kann nur durch echte spirituelle Erfahrung gewonnen werden.
Die Ursprünge der Anbetung
In der Evolution der Menschheit erscheint die Anbetung in ihren primitiven Äußerungen, lange bevor der menschliche Verstand fähig ist, die komplexeren Vorstellungen vom hiesigen und jenseitigen Leben zu formulieren, die es verdienen, als Religion bezeichnet zu werden. Die Gegenstände der Verehrung bestanden aus den Dingen der Natur, welche sich gerade in Reichweite befanden oder die den einfachen Gemütern der primitiven Menschen in ihrer alltäglichen Erfahrung bedeutungsvoll erschienen. Der Wilde betrachtete die ganze Natur als etwas Belebtes, wovon irgendetwas Besitz ergriffen hatte. Es gab Naturgeister für Seen, Bäume, Wasserfälle, Regen und hundert andere gewöhnliche irdische Phänomene. Als die Religion sich über die Anbetung der Natur hinaus entwickelte, gewann sie Wurzeln geistigen Ursprungs, war aber trotzdem immer noch durch das soziale Umfeld bedingt.
Zu irgendeinem Zeitpunkt hat der Mensch alles angebetet, was es auf der Erdoberfläche gibt, sich selber mit eingeschlossen. Er hat auch so ziemlich alles verehrt, was sich im Himmel und unter dem Erdboden nur ausdenken lässt. Der primitive Mensch fürchtete alle Äußerungen von Naturgewalt; er verehrte jedes Naturphänomen, das er nicht verstehen konnte. Immer noch werden die unerklärlichen Dinge des Lebens als „Handlungen Gottes“ und „geheimnisvolles Walten der Vorsehung“ bezeichnet.
Der erste Gegenstand, den der sich entwickelnde Mensch verehrte, war ein Stein. Auch heute noch ist der Steinkult auf der ganzen Welt weit verbreitet. Der Grabstein ist ein symbolisches Überbleibsel der in Stein gemeißelten Stand- und Götzenbilder im Zusammenhang mit dem Glauben an Geistwesen und an die Geister verstorbener Gefährten. Auch der moderne westliche Mensch glaubt noch an die Wirkung von Steinen, vor allem in Form von Kristallen und bestimmten Mineralien. Allein daran können wir erkennen, was Jesus im Kurs meint, wenn er darauf hinweist, dass "es keine Geschichte geben würde, wenn dieselben Fehler in der Gegenwart nicht wiederholt würden.“
Der Glaube an das Unwirkliche führt zu Anpassungen der Wirklichkeit, damit sie zum Ziel der Verrücktheit passt. Das, wonach der Mensch verlangt, das wird er sehen. Und ist dessen Wirklichkeit falsch, so wird er sie dadurch aufrechterhalten, dass er all die Anpassungen, die er eingeführt hat, um sie zu dem zu machen, nicht bemerken. Der Glaube, beispielsweise an die Wirkung von Steinen, wird zur Wahrnehmung der Wirkung von Steinen führen, aber das ist lediglich ein für wahr nehmen und keine Wirklichkeit. Mit anderen Worten: Die Welt ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Auf die Anbetung der Steine folgte die Anbetung der Berge. Rasch stellte sich der Glaube ein, dass die Götter auf den Bergen wohnten, so dass hohe Landerhebungen aus diesem zusätzlichen Grund verehrt wurden. Mit der Zeit verknüpfte man bestimmte Berge mit bestimmten Göttern, und sie wurden deshalb heilig.
Der Versuch, die Form zu vergöttlichen, ist eine der zentralen Strategien des Egos, um von der Wahrheit abzulenken. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Berge für heilig erklärt werden, eine Religion die Erschaffung der Welt Gott zuschreibt oder in esoterischen Konzepten von der heiligen Mutter Erde die Rede ist. Es ist derselbe Irrtum.
"Alles, was des Körpers Augen sehen können, ist ein Fehler, ein Wahrnehmungsirrtum, ein verzerrtes Fragment des Ganzen ohne die Bedeutung, die das Ganze geben würde. Und dennoch können Fehler ungeachtet ihrer Form berichtigt werden. Die Sünde ist nur ein Irrtum in einer besonderen Form, die das Ego verehrt. Es möchte alle Irrtümer bewahren und sie zu Sünden machen. Denn darin liegt seine eigene Stabilität, sein schwerer Anker in der wechselhaften Welt, die es gemacht hat, der Felsen, auf den es seine Kirche baute und wo seine Anbeter an Körper gebunden sind und glauben, dass des Körpers Freiheit ihre eigene sei." (EKIW: Kapitel 22, III. 4. 2.-6.)
"Es gibt nichts, was so blind macht wie die Wahrnehmung der Form." (EKIW: Kapitel 22, III. 6. 7.)
“GOTT kennt keine Form.” (EKIW: Kapitel 30, III. 4. 5.)
“Die Welt kann nichts zur Macht und Herrlichkeit GOTTES und SEINER heiligen SÖHNE beisteuern, aber sie kann die SÖHNE für den VATER blind machen, wenn sie die Welt sehen. Du kannst nicht die Welt sehen und GOTT erkennen. Nur eins ist wahr. Ich bin gekommen, dir zu sagen, dass die Entscheidung darüber, was wahr ist, nicht bei dir liegt.” (EKIW: Kapitel 8, VI. 2. 1.-4.)
Das Naturerlebnis wird auch vom modernen Menschen zum Kult stilisiert. Es gibt Orte, die der Mensch immer wieder besucht, da hier die Natur scheinbar in ihrer besonderen Größe sichtbar wird und er zugleich weiß, dass all dies momentan nur für ihn selbst existiert, einen unglaublich exklusiven Charakter besitzt und die eigene Person erhöht. Die Natur ist beim modernen Menschen auch deswegen so beliebt, weil sie, ganz im Gegensatz zu seinen Mitmenschen, nicht sein persönliches Selbstbild gefährdet - sie stört seine Vorstellung von der eigenen Besonderheit nicht. Der moderne, nach Individualität strebende Mensch reagiert daher zusehends verärgert, wenn er an seinen „heiligen“ Orten auf andere Menschen trifft. Berge eignen sich ganz besonders als Metapher für individuelle Einzigartigkeit. Nicht zuletzt wegen dieser Bedeutung ist das Gebirge die Pilgerstätte der Individualitätshungrigen.
Wenn man sich hingibt, wird man wie ein Tal. Man wird zur Tiefe, nicht Höhe. In der Hingabe beginnt sich die ganze Schöpfung in uns zu ergießen, von allen Seiten her. Aber man muss ein Tal sein, ein Schoß, um IHN zu empfangen. In der Ego-Identifikation aber sind wir ein Gipfel. Ego bedeutet, dass wir über allen andern stehen: Wir sind jemand. Ob die andern uns anerkennen oder nicht, das steht auf einem anderen Blatt. Wir jedenfalls wissen, dass wir über allen andern stehen. Wir sind wie ein Gipfel: Nichts reicht an uns heran.
“Bitte lasst mich zum Himalaya gehen. Ich hoffe, dass es mir dort in der ungestörten Einsamkeit eher gelingen wird, Gott zu finden.” Diese Worte richtete der junge Yogananda einmal an seinen Meister Giri Yukteswar. Der Guru antwortete ihm: “Viele Bergbewohner leben im Himalaya, ohne Gott zu kennen. Weisheit muss man bei einem erleuchteten Meister suchen und nicht bei leblosen Bergen.”
Der zentrale Irrtum liegt in der fragmentierten Wahrnehmung, sie ist Ausdruck des gespaltenen Geistes. Die Unterscheidung zwischen Natur und Nicht-Natur ist ein Aspekt der fragmentierten Wahrnehmung. Aber der Heilige Geist kann alles, was das Ego geschaffen hat, zu unserer Erlösung verwenden - auch das, was üblicherweise Natur genannt wird. Die westlich adaptierte Form der Vision Quest ist beispielsweise eine Art Sinnsuche im Spiegel der Natur. Wenn sie der Führung durch den Heiligen Geist (Spirit) unterstellt wird, ist sie ein kraftvolles Ritual. Doch Ziel des spirituellen Weges ist es, nicht nur gelegentlich im Rahmen eines Rituals auf die Stimme für Gott zu hören, sondern in ständiger Verbindung mit ihr zu stehen. Das einzig Natürliche in dieser Welt ist das Verlangen, GOTT zu erkennen.
“Es ist sehr wohl möglich, GOTT zu erreichen. In der Tat ist es sehr leicht, weil es das Natürlichste in der Welt ist. Du könntest sogar sagen, dass es das einzig Natürliche in der Welt ist.” (EKIW: Lektion 41, 8. 1.&2.)
Ein Kurs in Wundern ist ein spiritueller Weg dessen zentrales Mittel die heilige Beziehung ist - mit Jesus (in der Einheit mit dem Heiliger Geist) als Meister -, weil dies der schnellste Weg zu GOTT ist. In der Beziehung zu seinen Mitmenschen kommt der Mensch am schnellsten in Kontakt mit seinem unbewussten Gedankensystem. Jesus lehrt in EKIW: „Dein Bruder ist der Spiegel, in dem du das Bild deiner selbst siehst, solange die Wahrnehmung währt.“
Die Pflanzen wurden wegen der berauschenden Flüssigkeiten, die man aus ihnen gewann, zuerst gefürchtet und dann angebetet. Die primitiven Menschen glaubten, dass man durch den Rausch göttlich wurde. Man nahm an, dass in einer solchen Erfahrung etwas Ungewöhnliches und Heiliges liege. Auch heutzutage noch bezeichnet man den Alkohol als „Geist“. Die Kulte der Baumverehrung finden sich bei den ältesten religiösen Gruppen. Alle frühen Heiraten wurden unter Bäumen abgehalten, und wenn Frauen Kinder wünschten, fand man sie manchmal draußen im Wald, wo sie liebevoll eine starke Eiche umarmten.
Der primitive Mensch besaß ein ganz besonderes und kameradschaftliches Gefühl für die höheren Tiere und so wurden auch Tiere verehrt und mit symbolischer Bedeutung belegt. Schon früh in der evolutionären Religion wurde das Lamm zum typischen Opfertier und die Taube zum Symbol für Frieden und Liebe.
Tiere sind in gewissem Grade unentbehrlich sowohl für die intellektuelle als auch für die physische Entwicklung des Menschen, die Wiedersehensfreude eines Hundes über sein Herrchen ist ein wunderbares Symbol für bedingungslose Liebe, doch Pflanzen und Tiere überleben in der Zeit lediglich durch die Technik der Weitergabe identischer Partikel ihrer selbst von einer Generation zur anderen. Nur das vergeistigte Bewusstsein des Menschen überlebt den irdischen Tod durch die enge Verbindung ihrer Identität mit dem ihr innewohnenden Funken der Göttlichkeit, der unsterblich ist.
Eine weitere Strategie des Ego-Geistes, um den Konflikt im eigenen Geist nicht wahrnehmen zu müssen, ist die Abkehr von den Mitmenschen und die Hinwendung zu den Tieren. “Wer den Menschen kennt, liebt die Tiere." lautet ein beliebter Spruch, der meist Arthur Schopenhauer zugeschrieben wird. Wahrheitsgemäß müsste diese Aussage lauten: "Wer nicht bereit ist, die dunklen Seiten seines eigenen Selbst zu betrachten, wendet sich von den Menschen ab und den Tieren zu.”
Die Menschheit verehrte die Elemente und hat Erde, Luft, Wasser und Feuer angebetet. Die primitiven Menschen verehrten die Quellen und beteten die Flüsse an. Noch jetzt blüht in der Mongolei ein bedeutender Flusskult und Indien ist voll heiliger Flüsse. Einige frühere Stämme verehrten das Feuer als eine wirkliche Gottheit; andere verehrten es als das flammende Symbol des reinigenden und läuternden Geistes der Gottheiten, denen sie huldigten. Jungfräulichen Vestalinnen wurde das Amt anvertraut, über heilige Feuer zu wachen, und im einundzwanzigsten Jahrhundert brennen immer noch überall Kerzen als Teil des Rituals vieler religiöser Dienste.
Die Fünf-Elemente-Lehre ist eine sehr alte Theorie zur Beschreibung der Natur und erfreut sich auch beim modernen Menschen wieder großer Beliebtheit. Die Fünf-Elemente-Lehre untersucht die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich dynamische Transformationsprozesse im Bereich des Materiellen abspielen, betont also Werden, Wandlung und Vergehen. Es handelt sich also um eine Beschäftigung mit dem Vergänglichen - mit der Illusion - und nicht um eine Beschäftigung mit dem ewigen Sein - mit der Wahrheit jenseits der Illusion des Vergänglichen. Diese alte Lehre wirkt weiter in der traditionellen chinesischen Medizin, in der Akupunktur und in den sogenannten ganzheitlichen Ansätzen der neueren westlichen Medizin. In diesem Zusammenhang von ganzheitlichen Ansätzen zu sprechen ist widersinnig, wenn nicht auf das Wesentliche, das einzig Wirkliche und einzig Ursächliche - den Geist - geachtet wird, sondern in erster Linie die Materie und damit der Körper betont wird. Viele moderne, westliche Menschen wenden sich vom modernen westlichen Materialismus angewidert ab und wenden sich stattdessen alten materialistischen Traditionen zu. Das alles klingt dann irgendwie alternativ, ist aber keine wirkliche Alternative, denn es ändert nichts am grundlegenden Irrtum - dem Glauben an die Wirkung von Materie.
Die Anbetung von Felsen, Bergen, Bäumen und Tieren entwickelte sich über die furchtsame Verehrung der Elemente ganz natürlich hinauf zur Vergöttlichung von Sonne, Mond und Sternen. Die Mondanbetung ging der Sonnenanbetung voraus.
Nachdem der Mensch auf dem Erdboden und droben im Himmel alles angebetet hatte, zögerte er nicht, nun auch sich selber mit solcher Anbetung zu ehren. Der frühe Mensch betrachtete alle ungewöhnlichen Personen als übermenschlich, und er fürchtete sich vor solchen Wesen so sehr, dass er sie in heiliger Scheu verehrte; in gewissem Maße betete er sie buchstäblich an. Geisteskranke und Epileptiker wurden von ihren normalen Gefährten oft angebetet, weil sie glaubten, dass in solchen abnormen Wesen Götter wohnten. Priester, Könige und Propheten wurden verehrt. Die Anbetung des Menschen durch den Menschen erreichte ihren Höhepunkt, als zeitliche Herrscher solche Verehrung von ihren Untertanen forderten und sich zur Unterstützung ihres Anspruchs auf ihre Abstammung von der Gottheit beriefen.
Was die Verehrung der Person angeht, so ist Jesus im Kurs absolut klar, wenn er sagt: „Du bist eine vollkommene Schöpfung und solltest Ehrfurcht nur in Gegenwart des SCHÖPFERS der Vollkommenheit empfinden. Das Wunder ist daher ein Zeichen der Liebe zwischen Ebenbürtigen. Ebenbürtige sollten keine Ehrfurcht voreinander haben, weil Ehrfurcht Ungleichheit impliziert. Sie ist daher eine unangemessene Reaktion mir gegenüber. Ein älterer Bruder hat Anspruch auf Achtung um seiner größeren Erfahrung und auf Gehorsam um seiner größeren Weisheit willen. Er hat auch Anspruch auf Liebe, weil er ein Bruder ist, und auf Hingabe, wenn er hingebungsvoll ist. Nur meine Hingabe gibt mir ein Anrecht auf die deine. Ich habe nichts an mir, was du nicht erreichen kannst. Ich habe nichts, was nicht von GOTT kommt. Der jetzige Unterschied zwischen uns ist, dass ich nichts anderes habe. Dadurch bin ich in einem Zustand, der in dir nur potenziell vorhanden ist.“
Alle Formen der Anbetung tauchen auch in der modernen Zivilisation immer wieder auf. Die Selbstanbetung - der Glaube an die eigene Besonderheit - erreicht gerade einen noch nie dagewesenen Höhepunkt. Die Menschheit befindet sich aktuell in einem recht ungünstigen Geisteszustand, in einer Kombination aus absurdem Aberglauben und individuellem Größenwahn, in einem Geisteszustand der auf möglichst schnelle Bedürfnisbefriedigung und Durchsetzung des individuellen Willens abzielt.
Frühe Evolution der Religion
Die Evolution der Religion, ausgehend vom bereits vorhandenen primitiven Drang zur Anbetung, ist nicht von Offenbarung abhängig. [In diesem Abschnitt über die Evolution der Religion wird der Begriff Offenbarung in einem allgemeineren Sinne als im Kurs verwendet.] Nebst dem natürlichen Drang zur Anbetung hatte die frühe evolutionäre Religion ihre Wurzeln in der menschlichen Erfahrung des Zufalls - im so genannten Glück, in ganz alltäglichen Geschehnissen. Der beschränkte intellektuelle Horizont des Wilden konzentriert seine Aufmerksamkeit so sehr auf den Zufall, dass Glück und Pech in seinem Leben zu einem ständigen Faktor werden. Der frühe Mensch lebte in Unsicherheit und ständiger Furcht vor den Launen des Schicksals - vor Unglück. Es verwundert nicht, dass teilweise zivilisierte Menschen immer noch an den Zufall glauben und einen hartnäckigen Hang zum Spielen zeigen.
Der primitive Verstand war logisch, enthielt aber nur wenig Ideen, die sich intelligent miteinander verknüpfen ließen; der Verstand des Wilden war ungebildet, völlig unverbildet. Wenn auf ein Ereignis ein anderes folgte, betrachtete der Wilde sie wie Ursache und Wirkung. Was der zivilisierte Mensch heute als Aberglauben betrachtet, war beim Wilden nichts als schlichte Unwissenheit. Doch es geht weit darüber hinaus, denn der grundlegende Glaube an Ursache und Wirkung in der Zeit ist ein zentraler Gedanke der Ego-Illusion.
Der Mensch neigt ganz natürlich dazu, an das zu glauben, was ihm für sich das Beste scheint, was in seinem unmittelbaren oder ferneren Interesse liegt; Eigeninteresse verdunkelt die Logik weitgehend. Die moderne Psychologie verwendet dafür den Begriff Barnum-Effekt. Er bezeichnet die Neigung von Menschen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person so zu interpretieren, dass sie als zutreffende Beschreibung empfunden werden. Dieses psychologische Phänomen wird auch als Forer-Effekt oder Täuschung durch persönliche Validierung bezeichnet und findet seine Anwendung bei Horoskopen, beim Handlesen und generell bei allen Formen von „Readings“. Der Unterschied zwischen den Gemütern von Wilden und von zivilisierten Menschen besteht mehr im Inhalt als im Wesen, ist mehr ein gradueller als ein qualitativer Unterschied.
Glück im weltlichen Sinne ist nur ein Wort, das geprägt wurde, um in jedem Zeitalter menschlicher Existenz das Unerklärliche zu verhüllen; es bezeichnet jene Phänomene, welche zu ergründen die Menschen unfähig oder nicht willens sind. Glück ist ein Ausdruck, der bedeutet, dass der Mensch zu unwissend oder zu träge ist, um die Ursachen zu bestimmen. Die Menschen betrachten ein natürliches Ereignis nur dann als bösen Zufall oder Pech, wenn sie ohne Neugier und Einfallsreichtum sind, wenn es den Menschen an Initiative und Abenteuergeist fehlt.
Der Tod war für den sich entwickelnden Menschen der allergrößte Schock, die verwirrendste Kombination aus Zufall und Geheimnis. Der Tod als natürliches und zu erwartendes Lebensende war dem Bewusstsein der Primitiven nicht klar, und der Mensch brauchte ganze Zeitalter, um die Unausweichlichkeit des Todes zu realisieren. Die Vorstellung von einer übermateriellen Phase der sterblichen Persönlichkeit entstand aus der unbewussten und rein zufälligen Verknüpfung von Begebenheiten des täglichen Lebens mit dem Phantomtraum.
Die Tatsache, dass der Glaube an eine künftige Existenz seine Wurzeln im Traum hat, erklärt die Neigung, sich nie erblickte Dinge stets in Gestalt bekannter Dinge vorzustellen. Und bald begann diese aus Phantomträumen hervorgegangene neue Vorstellung von einem zukünftigen Leben, ein wirksames Gegengift gegen die mit dem biologischen Instinkt der Selbsterhaltung einhergehende Todesangst zu liefern.
Die primitive Lehre von einem Fortleben nach dem Tode war nicht notwendigerweise ein Glaube an Unsterblichkeit. Die Menschen damals waren schwerlich imstande, sich die Unendlichkeit oder Ewigkeit vorzustellen; sie dachten eher an wiederkehrende Inkarnationen. Die Idee der Reinkarnation entsprang der Beobachtung, dass Nachkommen in Erbmerkmalen und Wesenszügen oft ihren Ahnen glichen. Der Brauch, Kinder nach ihren Großeltern und anderen Vorfahren zu benennen, hatte seinen Grund im Glauben an die Reinkarnation.
Der frühe Mensch dachte weder an Hölle noch an künftige Bestrafung. Der Wilde stellte sich das zukünftige Leben gerade so wie das hiesige vor, abzüglich des Pechs. Später kam man auf die Idee einer getrennten Bestimmung für gute Phantome und böse Phantome - Himmel und Hölle.
Der nichtmaterielle Teil des Menschen ist verschiedentlich als Phantom, Geist, Schatten, Gespenst und später als Seele bezeichnet worden. Die Seele war der Traum-Doppelgänger des frühen Menschen; sie glich in jeder Hinsicht genau dem Sterblichen selber, außer dass sie nicht auf Berührung reagierte. Dieser Glaube an Traum-Doppelgänger führte direkt zu der Vorstellung, dass gleich den Menschen alle lebendigen und leblosen Dinge Seelen hätten. Und diese Auffassung trug lange Zeit dazu bei, den Glauben an Naturgeister aufrechtzuerhalten; die Eskimos leben noch immer mit der Vorstellung, dass alles in der Natur einen Geist habe.
Mit fortschreitender Zivilisation wird diese abergläubische Vorstellung von der Seele abgebaut, und der Mensch ist nun auf Offenbarung und persönliche spirituelle Erfahrung angewiesen für seine neue Idee von der Seele. Da der Begriff Seele noch immer sehr kontrovers verwendet wird, wird er im Kurs außer in wörtlichen biblischen Zitaten nicht verwendet. Er wäre richtig verstanden gleichbedeutend mit dem reinen Geist, in dem Verständnis, dass sie, da sie von GOTT ist, ewig ist und nie geboren wurde.
Den frühen Menschen gelang es gewöhnlich nicht, die beiden Konzepte eines innewohnenden Geistes und einer Seele evolutionärer Natur auseinanderzuhalten. Das Fehlen vernünftigen Denkens bei so viel Ratlosigkeit erklärt die krasse Unlogik, die der Wilde in seinen Ansichten über Seelen, Phantome und Geister bewies.
Der Primitive empfand die Notwendigkeit einer Versicherung, und er bezahlte deshalb willig seine drückenden Prämien aus Angst, Aberglauben, Bedrohung und Priestergeschenken für seine magische Versicherungspolice gegen Pech. Die primitive Religion war nichts anderes als die Bezahlung von Versicherungsprämien gegen die Gefahren der Wälder; der zivilisierte Mensch bezahlt materielle Prämien, um sich gegen Industrieunfälle und die Risiken moderner Lebensweisen abzusichern. Jede vorbeigehende Generation lächelt über die läppischen abergläubischen Vorstellungen der Altvorderen, während sie in Denken und Religion an irrigen Vorstellungen festhält, die ihrerseits eine aufgeklärte Nachwelt zum Lächeln bringen werden.
Die moderne Gesellschaft verlagert das Versicherungswesen aus dem Zuständigkeitsbereich der Priester und der Religion in den wirtschaftlichen Sektor. Die Religion selber beschäftigt sich immer mehr mit der Lebensversicherung jenseits des Grabes. Die bewussteren unter den modernen Menschen bezahlen keine kostspieligen Prämien mehr, um sich das Glück gefügig zu machen. Langsam erhebt sich die Religion zu höheren philosophischen Ebenen im Gegensatz zu ihrer früheren Rolle als Versicherungssystem gegen Pech.
Doch während die Menschen im Begriff sind, die irrige Vorstellung aufzugeben, dass die Wechselfälle des Lebens durch Geister verursacht werden, legen die meisten eine erstaunliche Bereitschaft an den Tag, eine fast ebenso trügerische Lehre anzunehmen, die sie einlädt, alle menschlichen Ungleichheiten politischen Fehlanpassungen, sozialer Ungerechtigkeit und industriellem Wettbewerb zuzuschreiben.
Die Phantomkulte
Der Mensch hat mit dem Phantomkult einen langen und erbitterten Kampf gefochten. Nichts in der ganzen Menschheitsgeschichte vermag mehr Mitleid zu erregen als dieses Bild des durch seine Furcht vor phantomatischen Geistern elendiglich geknechteten Menschen. Aber gerade mit der Geburt dieser Furcht leitete die Menschheit den Aufstieg der religiösen Evolution ein. Die menschliche Einbildungskraft hat die Küste des Selbst verlassen und wird nicht eher wieder einen Ankerplatz finden, als bis sie zum Konzept wahrer Göttlichkeit gelangt.
Man fürchtete den Tod, weil er bedeutete, dass sich wieder ein Phantom aus seinem physischen Körper befreit hatte. Die Alten taten, was sie nur konnten, um dem Tod vorzubeugen, um der Schwierigkeit, mit einem neuen Phantom ringen zu müssen, aus dem Wege zu gehen. Sie waren immer ängstlich bemüht, das Phantom dazu zu bewegen, die Sterbeszene zu verlassen und sich auf die Reise ins Totenland zu begeben. Am meisten fürchtete man sich vor dem Phantom während der vermuteten Übergangsphase zwischen seiner Befreiung zum Zeitpunkt des Todes und seiner späteren Abreise in die Heimat der Phantome, dem einer verschwommenen und primitiven Vorstellung entsprungenen Pseudohimmel.
Die Alten glaubten, dass für einen Leichnam Licht beschafft werden müsse; ein toter Körper durfte nie im Dunkeln liegen bleiben. Im zwanzigsten Jahrhundert lässt man in den Totenzimmern immer noch Kerzen brennen, und die Menschen halten immer noch Totenwache. Der so genannte zivilisierte Mensch hat die Furcht vor Leichen kaum vollständig aus seiner Lebensphilosophie verbannt.
Der Phantomkult war in ständiger Entwicklung. So wie von den Phantomen angenommen wurde, sie schritten von einer unvollkommenen zu einer höheren Existenzphase weiter, so entwickelte sich der Kult schließlich zur Verehrung von Geistern und sogar von Göttern. Aber ungeachtet des verschieden gearteten Glaubens an weiter fortgeschrittene Geister glaubten sämtliche Stämme und Rassen einmal an Phantome.
Als die Lehre von den guten und bösen Geistern schließlich ausreifte, wurde sie zu dem am weitesten verbreiteten und dauerhaftesten religiösen Glauben überhaupt. Das Konzept von Gut und Böse als gleichwertigen kosmischen Gegenspielern ist in der menschlichen Philosophie auch im einundzwanzigsten Jahrhundert noch sehr lebendig; die meisten Religionen der Welt tragen noch immer dieses kulturelle Muttermal aus den längst entschwundenen Tagen des aufblühenden Phantomkults, weil die Unterscheidung in gut und böse die Basis des Ego-Gedankensystems bildet.
Nicht nur aus Neugier versuchten die Alten, die Zukunft zu kennen; sie wollten dem Unglück ausweichen. Hellseherei war ganz einfach ein Versuch, Schwierigkeiten zu vermeiden. In jener Zeit hielt man die Träume für prophetisch, und alles, was aus dem gewöhnlichen Rahmen fiel, wurde als Omen betrachtet. Und noch heute sind die zivilisierten Menschen mit dem Glauben an Zeichen, Symbole und andere abergläubische Überbleibsel aus dem einstigen fortschreitenden Phantomkult gestraft. Langsam, nur sehr langsam trennen sich die Menschen von den Methoden, mit deren Hilfe sie so allmählich und unter Schmerzen die evolutionäre Lebensleiter hinaufgestiegen sind.
Seit der Morgendämmerung der Zivilisation hat jede ansprechende Bewegung gesellschaftlicher Kultur oder religiösen Fortschritts ein Ritual, ein symbolisches Zeremoniell, hervorgebracht. Der Kult hat die Gefühle geschützt und die Empfindungen befriedigt, aber er ist immer das größte Hindernis gesellschaftlichen Umbaus und geistigen Fortschritts gewesen. Der frühe christliche Kult war das wirksamste, ansprechendste und dauerhafteste aller je ersonnenen oder erfundenen Rituale.
Die große Schwierigkeit, einen neuen und befriedigenden Symbolismus zu finden, besteht darin, dass die modernen Menschen als Gruppe eine wissenschaftliche Haltung einnehmen, sich gegen Aberglauben sträuben und Unwissenheit verabscheuen, während sie sich einzeln heftig nach dem Geheimnisvollen sehnen und das Unbekannte verehren. Der Mensch muss sich vom Kult lösen, um zu persönlicher geistiger Erfahrung zu gelangen.
Fetische, Zauber und Magie
Aus einem völlig falschen Verständnis von Ursache und Wirkung heraus wollten die primitiven Menschen immer aus allem Außerordentlichen einen Fetisch machen. Jemand ist krank, da geschieht etwas, und es geht ihm wieder gut, also machte man daraus einen Fetisch. Der gute Ruf vieler „Heilmittel“ beruht auf diesem völlig falschen Verständnis. Im 21. Jahrhundert glauben moderne Menschen noch an die Homöopathie, die auf Vorstellungen aus dem Jahr 1796 beruht. Ein Fetisch hat keine Wirkung, sondern lediglich der Glaube an einen Fetisch erzeugt die entsprechende Wahrnehmung.
Der primitive Mensch machte aus dem Geschlecht keinen übertriebenen Fetisch; der Fortpflanzungsfunktion wurde nur beschränkte Aufmerksamkeit geschenkt. Der Wilde hatte ein natürliches und kein obszönes oder laszives Empfinden. Nur der moderne Mensch macht aus seinem Geschlecht einen Fetisch und inszeniert sich und sein Geschlecht. Den Höhepunkt dieser Inszenierung bildet die Idee einer Geschlechtsidentität unabhängig vom biologischen Geschlecht des Körpers. Das Ego benutzt den Körper für Angriff, Lust und Stolz. Die Idee der Geschlechtsidentität lässt sich für alle drei Zwecke verwenden - für Stolz bei regelmäßig stattfindenden Pride Parades, zur Glorifizierung sexueller Lust und für Angriff auf all jene die sich diesem Diktat nicht unterwerfen wollen.
Die Idee einer vom Körper unabhängigen Geschlechtsidentität weist hilfreicher weise auch darauf hin, dass das Geschlecht lediglich eine Idee im schlafenden Geist ist, nicht aber eine Wirklichkeit. Auch der Begriff Transgender weist auf eine tiefere Wahrheit hin, nämlich dass es darum geht, über die Idee des Geschlechts hinauszugehen. Das Geschlecht ist eine durch den Körper manifestierte Idee aus dem egoischen Gedankensystem der Trennung. In der Form gibt es nur Unterschiede, Gleichheit in der Form ist unmöglich. Die Befreiung aus der Identifikation mit dem Körper und damit mit dem Geschlecht ist das Ziel des spirituellen Weges. Unsere Wirklichkeit kennt kein Geschlecht, weil unsere Wirklichkeit EINHEIT ist.
Früher nahm man an, die Phantome bewohnten mit Vorliebe Gegenstände, die ihnen zu Lebzeiten gehört hatten. Dieser Glaube erklärt die Wirksamkeit vieler moderner Reliquien. Die Alten verehrten stets die Gebeine ihrer Führer, und die Skelettreste von Heiligen und Helden werden noch immer von vielen mit abergläubischer Ehrfurcht umgeben. Auch heute noch werden Pilgerfahrten zu den Gräbern großer Menschen unternommen.
Als Moses dem alten Sittenkodex das zweite Gebot hinzufügte, geschah es in dem Bemühen, die Fetischverehrung der Hebräer in den Griff zu bekommen. Er verfügte mit Bedacht, dass sie keine Bilder herstellen sollten, die zu Fetischen hätten geweiht werden können. Er machte deutlich: „Du sollst dir kein Götzenbild und keine Darstellung von irgendetwas machen, was im Himmel oben oder auf der Erde hienieden oder im Wasser der Erde ist.“ Das Bilderverbot wurde vielfach von den Christen als für ungültig vernachlässigt. Um die Zehnzahl zu bewahren, unterteilen sie das Verbot des Begehrens in zwei Verbote.
Und schließlich wurden die Worte zu Fetischen, insbesondere diejenigen, die als Gottes Worte betrachtet wurden; auf diese Weise wurden die heiligen Bücher vieler Religionen zu fetischistischen Gefängnissen, die für die geistige Einbildungskraft des Menschen zu Kerkern wurden. Was die angehäuften Fetischschriften betrifft, die die verschiedensten Gläubigen für heilige Bücher halten, so wird nicht nur geglaubt, dass, was im Buch steht, wahr ist, sondern auch, dass das Buch die ganze Wahrheit enthält. Wenn eines dieser heiligen Bücher die Erde zufällig als flach beschreibt, dann werden ansonsten vernünftige Männer und Frauen sich generationenlang weigern, eindeutige Beweise dafür, dass sie rund ist, zu akzeptieren.
Im deutschen Sprachraum ist das Gendern Ausdruck modernen Fetischismus. Der moderne Mensch ist inzwischen so sexualisiert, dass er den Unterschied zwischen genus und sexus gar nicht mehr kennt. Das grammatische Geschlecht (= genus) und das biologische Geschlecht (= sexus) sind etwas völlig anderes, wie sich an Worten wie das Mädchen, die Polizei, der Käse und die Wurst sehr deutlich erkennen lässt. Die Nachsilbe -in bezeichnete ursprünglich gar nicht eine weibliche Person an sich, sondern war besitzanzeigend. Die Frau Apothekerin war ursprünglich nicht eine Frau, die Pharmazie studiert hatte, sondern die Frau des Apothekers. Die Frau des Huber Bauern war die Huberin. Wo es in der deutschen Sprache auf den Unterschied des sexus besonders ankommt, wird von alters her gar nicht die Nachsilbe -in gebraucht, sondern es werden Wörter mit anderem Stamm verwendet: Mann und Frau, nicht Männin; Bruder und Schwester, nicht Bruderin, Sohn und Tochter, nicht Sohnin. Etwa die Hälfte aller Sprachen der Welt kennt gar kein genus. Im Englischen ist dessen Bedeutung stark abgeschwächt. In Ländern deren Sprache gar kein genus kennt, ist es um die Gleichbehandlung allerdings schlechter bestellt als in den deutschsprachigen Ländern - trotz genus. Allein das sollte zu denken geben. Doch inzwischen wird nicht nur die Person Betreffendes gegendert, sondern auch materielle Dinge und so ist von „deiner Körperin“ zu lesen.
Ein demokratischer Abgeordneter sprach das Eröffnungsgebet bei der Eröffnung des 117. Kongresses am Sonntag, dem 03.01.2021 und entschied sich, das Gebet mit einem "amen and awoman" zu beenden. So groß ist die Verwirrung, die das Ego bei diesem Thema schon angerichtet hat und so groß ist die Schuld in unserem Geist, dass nun alles auf Teufel komm raus gegendert wird, das die drei Buchstaben “m”, “e” und “n” enthält. Doch Amen hat nichts mit Männern zu tun, sondern kommt aus dem Hebräischen und kann übersetzt werden mit „sich ausrichten auf Gott“.
Es ist mehr denn je wichtig zu erkennen, dass nicht Worte an sich diese Welt erschaffen, sondern unser Verlangen nach Trennung. Nicht der Versuch unterschiedlich wahrgenommene Menschen gleich zu behandeln ist die Lösung, sondern die Erlösung aus der fragmentierten Wahrnehmung. Auf der weltlichen Ebene ist Gleichheit unmöglich, denn Ungleichheit ist die Basis für alle Urteile der Welt. Was es zu erkennen gilt, ist die Wirklichkeit der Gleichheit auf der Ebene des Geistes.
Jesus verwendet in Ein Kurs in Wundern die alten christlichen Begriffe und gibt ihnen ihre wahre Bedeutung zurück. So sind auch die Begriffe Vater, Sohn und Bruder geschlechtsneutral zu verstehen. Der Kurs ist eine Geistesschulung und stellt unser altes Denken völlig auf den Kopf. Die Begriffe Vater, Sohn und Bruder geschlechtsneutral zu denken, ist Teil dieser Geistesschulung. Der Bruder ist ein Geist, in dem die Illusionen noch bestehen, der uns jedoch im Geist ein Bruder ist. Es ist seine Wirklichkeit, die unser Bruder ist, so wie es unsere für ihn ist. Der Begriff Sohn verweist auf diese Wirklichkeit. Der Begriff Vater verweist auf den Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf.
Der Primitive glaubte, dass Namen, und insbesondere Namen von Göttern, mit Respekt behandelt werden müssten. Der Wilde konnte sich einen neuen Namen verschaffen, indem er ihn vom Stammeshäuptling kaufte; immer noch investieren die Menschen viel in Titel und Grade und viele Menschen die sich mit Spiritualität beschäftigen legen immer noch großen Wert auf einen sogenannten spirituellen Namen.
Wortkombinationen, mit Gesängen und Beschwörungen einhergehende Rituale waren hochmagisch. Einige frühere Beschwörungen entwickelten sich schließlich zu Gebeten. Bald wurde auch imitative Magie geübt; Gebete wurden dargestellt; magische Tänze waren nichts anderes als dramatische Gebete. Allmählich trat das Gebet an die Stelle von Magie, um Opferhandlungen zu begleiten. Auch der moderne Mensch im einundzwanzigsten Jahrhundert glaubt teilweise, er könne durch Tanz („Sweat your Prayers“) oder schamanische Rituale (Schwitzhütte) Gebete ausschwitzen. Jede Handlung ist an sich völlig neutral und ob wir dabei schwitzen oder nicht, ist völlig egal, so dass die alles entscheidende Frage immer lautet: Wozu? Anders formuliert: Worum bete ich?
Die Magie war jener Zweig am Baum der evolutionären Religion, der am Ende die Frucht des wissenschaftlichen Zeitalters trug. Der Glaube an Astrologie führte zur Entwicklung der Astronomie, der Glaube an den Stein der Weisen führte zur Beherrschung der Metalle, während der Glaube an magische Zahlen die Wissenschaft der Mathematik begründete.
Schrittweise entfernt die Wissenschaft das Glücksspiel-Element aus dem Leben. Aber wenn die modernen Erziehungsmethoden scheitern sollten, gäbe es eine fast augenblickliche Rückkehr zum primitiven Glauben an Magie. Solcher Aberglaube verweilt immer noch im Gemüt des modernen Menschen. Auch intelligente Menschen glauben immer noch an Glück, bösen Blick und Astrologie.
Die alte Magie war der Kokon moderner Wissenschaft, zu ihrer Zeit unentbehrlich, aber jetzt nicht mehr von Nutzen. Und so bewegten die aus unwissendem Aberglauben geborenen Phantasmen die primitiven Gemüter der Menschen, bis die Konzepte der Wissenschaft geboren werden konnten. Heute befindet sich die Menschheit in einer zwielichtigen Zone ihrer intellektuellen Entwicklung. Eine Hälfte der Welt strebt begierig nach dem Licht der Wahrheit und den Tatsachen wissenschaftlicher Entdeckung, während die andere Hälfte in den Stricken alten Aberglaubens und kaum verhüllter Magie schmachtet.
Aber selbst in modernen, zivilisierten Gesellschaften ist eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber den Naturwissenschaften zu beobachten. Wie sich einst die Kirche gegen die Erkenntnisse der Naturwissenschaften wehrte, wehren sich nun moderne Menschen, die meist auch der Kirche ablehnend gegenüberstehen, gegen die Wissenschaft und kehren zu altem Aberglauben zurück.
In vielen alten Kulturen glaubten die Menschen, dass allen materiellen Dingen ein Geist innewohnt, und sie waren in dieser Hinsicht der Wahrheit sogar näher als ein rein materialistisch gesinnter moderner Mensch heute. Die dem Säkularismus innewohnende Schwäche ist, dass er Ethik und Religion zugunsten von Politik und Macht aufgibt. Der Mensch kann jedoch die Bruderschaft der Menschen ganz einfach nicht errichten, solange er die Vaterschaft Gottes ignoriert oder verneint. Säkularer sozialer und politischer Optimismus ist eine Illusion. Ohne Gott werden weder Befreiung und Freiheit noch Besitz und Reichtum zum Frieden führen. Die vollständige Verweltlichung von Wissenschaft, Erziehung, Industrie und Gesellschaft kann nur zu einer Katastrophe führen.
Wenn man also in einer von reinem Materialismus gefühllos gewordenen Welt lebt, spürt man die Lebendigkeit der Verbindung mit Gott nicht. Wenn nur das als real gilt, was mit den Augen des Körpers gesehen werden kann, erzeugt dies ein Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit. Die Rückbesinnung auf alte religiöse Vorstellungen wie den Schamanismus ist dann zwar ein Fortschritt, aber aus der Sicht der Evolution der Religion ein Rückschritt um Jahrtausende.
Nun gilt es, sich bei all den Anstrengungen, die abergläubischen Vorstellungen vergangener Zeitalter loszuwerden, zu vergewissern, dass wir an der ewigen Wahrheit festhalten. Wenn die gegenwärtige abergläubische Auflehnung einmal vorüber ist, werden die Wahrheiten des Evangeliums Jesu glorreich fortfahren, einen neuen und besseren Weg zu erhellen.
Die Naturwissenschaften sind nicht das Problem, ganz im Gegenteil, die Quantenphysik wird immer spiritueller, sondern die Gottlosigkeit. Eine Welt ohne Vertrauen in GOTT ist bedeutungslos und erzeugt Angst. Wer nur an seine eigene Besonderheit glaubt, fühlt sich bedroht und sieht überall Spiegelungen seiner Angst. Besonderheit muss verteidigt werden. Illusionen können sie angreifen, und sie tun es. Wer seine Verbindung zu GOTT nicht verloren hat, hat auch keine Angst vor den Wissenschaften, sondern wird ihre Erkenntnisse und technischen Entwicklungen unter SEINER Führung zum Zwecke der Erlösung nutzen. Lehrer GOTTES haben heute mit Hilfe der modernen Kommunikationstechnologien und mit Hilfe der sozialen Medien die Möglichkeit, viele Menschen einfach und schnell zu erreichen.
Solange der Mensch Religion hatte und an Gott glaubte, hatte sein Leben einen tieferen Sinn, ganz gleich, wie falsch seine Vorstellungen von Gott waren. Mit der Befreiung vom falschen christlichen Gottesbild haben sich viele Menschen auch - meist völlig unbewusst - von Gott “befreit”. Sie haben buchstäblich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Aber es ist nicht nötig, den Glauben an Gott zu opfern, um sich der Segnungen der säkularistischen Revolte des zwanzigsten Jahrhunderts zu erfreuen wie: Toleranz, Sozialdienst, demokratische Regierung und bürgerliche Freiheiten. Es war nicht notwendig, dass die Säkularisten zu Widersachern der wahren Religion wurden, um die Wissenschaft zu fördern und die Erziehung voranzubringen.
Die Menschheit bebt jetzt am Rande einer ihrer erstaunlichsten und fesselndsten Epochen gesellschaftlicher Neuausrichtung, sittlicher Wiederbelebung und geistiger Erleuchtung. Die Stunde schlägt für eine Wiederentdeckung der wahren und ursprünglichen Fundamente des heutigen entstellten und kompromittierten Christentums - des wirklichen Lebens und Lehrens Jesu.
Sünde, Opfer und Sühne
Allein wenn wir das Wort Sünde von seiner religiösen und kollektiven Aufladung befreien, verweist es sehr wohl auf die Wahrheit. Der griechische Ausdruck ἁμαρτία (hamartía) des Neuen Testaments und das hebräische Wort chata’a oder chat’at (חַטָּאָה/חַטָּ֣את) des Tanach bedeuten Verfehlen eines Ziels und werden in deutschen Bibelübersetzungen mit Sünde wiedergegeben. Im Deutschen wurde „Sünde“ erstmals als christlicher Begriff gebraucht.
Eine volksetymologische Deutung führt es auf das germanische sund zurück, weil Sund eine Trennung zweier Landmassen (durch eine Meerenge) bezeichnet. Das Wort lässt sich auch vom altnordischen Verb sundr herleiten. Es bedeutet „trennen“ oder „aufteilen“. Das ist es, was Sünde ist, es ist das Verlangen nach Trennung. Dieses Verlangen erzeugt den Traum von Trennung, aber dieser Traum ändert nichts an der Wirklichkeit unserer EINHEIT mit GOTT.
Es gibt keine Sünde im moralischen oder religiösen Sinne. Unser Glaube an das Denksystem des Ego ist ein gewaltiger Irrtum, aber keine Sünde im moralischen oder religiösen Sinne. Es ist sehr wichtig, den Irrtum nicht mit Sünde zu verwechseln, und es ist diese Unterscheidung, die die Erlösung möglich macht. Die Sünde - in ihrem egoischen Verständnis - ist die größenwahnsinnige Illusion, die dem gesamten Größenwahn des Ego zugrunde liegt. Die Idee der Sünde ist das »allerheiligste« Konzept im Denksystem des Ego.
Der primitive Mensch sah sich den Geistern gegenüber als Schuldner, als jemand, der wieder gutzumachen hatte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Vorstellung zu der Doktrin von Sünde und Errettung. Man nahm an, dass die Seele schon schuldbeladen zur Welt kam - mit der Erbsünde beladen. Die Seele musste losgekauft werden; ein Sündenbock musste beschafft werden. Zuerst plagten die Menschen nur Sünden, die sie begangen hatten, aber später beunruhigte sie auch die Sünde, gewisse Dinge unterlassen zu haben. Und das ganze spätere Opfersystem wuchs aus diesen beiden Ideen heraus.
Die Beachtung eines Tabus war das Bemühen des Menschen, einem Missgeschick aus dem Wege zu gehen - sich dadurch, dass er etwas zu tun vermied, davor zu bewahren, die Geisterphantome zu beleidigen. Das Tabu ist die Quelle zeremonieller Normen und der Vater primitiver Selbstbeherrschung. Als die Religion in der Entwicklung des Tabus eine bedeutendere Rolle zu spielen begann, wurde ein mit einem Verbot belegter Gegenstand als unrein und später als unheilig betrachtet.
Die zehn Aufforderungen an die Hebräer waren eindeutige Tabus, und sie waren fast alle in derselben negativen Form abgefasst wie die meisten alten Verbote. Aber diese neueren Gesetzessammlungen brachten eine wahre Emanzipation, weil sie an die Stelle von Tausenden von früheren Tabus traten. Und noch mehr als das: Diese späteren Gebote versprachen eindeutig etwas als Gegenleistung für Gehorsam.
Die frühen Nahrungstabus hatten ihre Wurzeln in Fetischismus und Totemismus. Den Phöniziern war das Schwein heilig, den Hindus die Kuh. Das ägyptische Tabu auf Schweinefleisch haben hebräischer und islamischer Glaube fortbestehen lassen. Auch der moderne Mensch hat in den letzten Jahrzehnten begonnen wieder eine Unmenge an Nahrungstabus zu entwickeln.
Als der Verstand des Wilden sich bis zu dem Punkt entwickelt hatte, an dem er die Geister in gute und böse zu scheiden begann, und als das Tabu von der sich entwickelnden Religion feierlich bestätigt worden war, war der Rahmen für das Erscheinen der neuen Vorstellung von Sünde gegeben. Die Sünde-Idee war längst weltweit verbreitet, bevor die offenbarte Religion Einzug hielt. Nur das Sünde-Konzept konnte dem primitiven Verstand eine logische Erklärung für den natürlichen Tod liefern. Sünde war die Übertretung eines Tabus, und der Tod war die Bestrafung für die Sünde.
Sünde war ritueller, nicht rationaler Natur; sie war ein Akt, kein Gedanke. Die gewohnheitsmäßige Verletzung eines Tabus wurde zum Laster; das primitive Gesetz machte das Laster zu einem Verbrechen; die Religion machte es zu einer Sünde.
Die Idee von Beichte und Vergebung trat in der primitiven Religion schon früh auf. Die Menschen pflegten bei einer öffentlichen Versammlung um Vergebung für Sünden zu bitten, die sie in der darauf folgenden Woche zu begehen beabsichtigten.
Entsagung war der nächste Schritt in der religiösen Evolution; Fasten war eine allgemeine Praxis. Bald wurde es Brauch, auf viele Formen physischen Vergnügens, insbesondere sexueller Natur, zu verzichten. Das Fastenritual war in vielen alten Religionen tief verwurzelt, und von da ist es praktisch in alle modernen theologischen Gedankensysteme eingegangen.
Armut war nur ein Teil des Rituals zur Kasteiung des Fleisches, das unglücklicherweise in die Schriften und Lehren vieler Religionen, insbesondere des Christentums, Eingang fand. Buße tun ist die negative Form dieses oft unsinnigen Entsagungsrituals. Aber all dies lehrte den Wilden Selbstbeherrschung, und das war ein lohnender Fortschritt in der gesellschaftlichen Evolution. Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung waren zwei der größten gesellschaftlichen Gewinne aus der frühen evolutionären Religion. Selbstbeherrschung brachte dem Menschen eine neue Lebensphilosophie; sie lehrte ihn, einem höheren Wert zu dienen, anstatt immer nur die Anzahl eigennütziger Befriedigungen erhöhen zu wollen.
Es war nur natürlich, dass der Kult der Entsagung und Demütigung sein Augenmerk auf die geschlechtliche Befriedigung lenkte. Der Kult der Enthaltsamkeit entstand als Ritual unter Kriegern, bevor sie sich in den Kampf warfen; in späteren Zeiten wurde er zur Praxis von „Heiligen“. Dieser Kult duldete die Ehe nur als ein Übel, das weniger schlimm war als Hurerei. Manche der großen Weltreligionen sind von diesem alten Kult zu ihrem Nachteil beeinflusst worden, aber keine deutlicher als das Christentum. Paulus, der Jesus nie auf der Ebene der Form begegnet ist, war ein Anhänger dieses Kults, und seine persönlichen Ansichten spiegeln sich in den Lehren wider, die er fest mit der christlichen Theologie verknüpfte: „Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.“ „Ich wünschte, alle Menschen wären wie ich.“ „Zu den Unverheirateten und Witwen sage ich deshalb: Es ist gut für sie, wenn sie so bleiben wie ich.“ Paulus wusste sehr wohl, dass solche Lehren nicht zu Jesu Evangelium gehörten, und sein Wissen darum kommt in seiner Erklärung zum Ausdruck: „Ich sage dies, weil es mir gestattet wurde, und nicht, weil es mir geboten wurde.“ Aber dieser Kult führte Paulus dazu, auf die Frauen herabzuschauen. Und das Bedauerliche an alledem ist, dass seine persönlichen Meinungen lange Zeit die Lehren einer großen Weltreligion beeinflusst haben. Wenn der Ratschlag des Paulus buchstäblich und allgemein befolgt würde, käme die Menschheit zu einem plötzlichen und unrühmlichen Ende.
Eines Tages sollte der Mensch lernen, sich seiner Freiheit ohne Zügellosigkeit zu erfreuen, seiner Speisen ohne Unersättlichkeit und seines Vergnügens ohne Ausschweifung. Selbstbeherrschung ist eine bessere Politik zur Steuerung des menschlichen Verhaltens als extreme Selbstverleugnung. Doch nie hat Jesus seine Anhänger solch unvernünftige Ansichten gelehrt.
Wie viele andere Anbetungsrituale hatte das Opfer als Teil religiöser Glaubensübungen nicht einen einfachen und einzigen Ursprung. Der primitive Mensch beurteilte den Wert seines Opfers nach dem Schmerz, den er dabei ausstand. Als die Opferidee sich zum ersten Mal mit dem religiösen Zeremoniell verband, wurde kein Opfer in Betracht gezogen, das nicht Schmerz bereitete. Die ersten Opfer bestanden in Haarausraufen, Schnittwunden, Verstümmelungen, Einschlagen von Zähnen und Fingerabschneiden. Selbstverletzung bei Jugendlichen ist auch in modernen, zivilisierten Gesellschaften wieder ein Thema. Jeder dritte Jugendliche in Deutschland hat sich schon mal selbst geritzt, geschlagen oder verbrüht.
In der Evolution der Religion kam der Mensch auf die Idee, sein wie auch immer geartetes Opfer könnte als Überbringer einer Botschaft an die Götter funktionieren; es könnte wie ein süßer Geruch in den Nasenlöchern der Gottheit sein. Das führte zu Weihrauch und anderen ästhetischen Charakteristiken des Opferrituals, das sich nun auf ein Opferfest hinentwickelte und mit der Zeit stets komplizierter und mit immer reicherem Schmuck ausgestattet wurde.
Umringt von so vielen empfindlichen Geistern und habgierigen Göttern, sah sich der primitive Mensch einem solchen Heer von Gläubigergottheiten gegenüber, dass es ein Leben lang all der Priester, Rituale und Opferhandlungen bedurfte, um ihn von geistiger Schuld zu befreien. Die Lehre von der Erbsünde oder Rassenschuld versetzte jeden Einzelnen den geistigen Mächten gegenüber in schwere Schuld.
Obwohl Kannibalismus für die moderne Zivilisation traditionell etwas Entsetzliches ist, war sie ein Teil der gesellschaftlichen und religiösen Struktur der primitiven Gesellschaft. Die Menschenfresserei kam zu einer Zeit auf, als die Menschen die Erfahrung intensiver und erbitterter Gefühle gegenüber ihren Feinden machten. Das Verspeisen von Menschenfleisch wurde Teil einer feierlichen Rachezeremonie; man glaubte, dass das Phantom eines Feindes auf diese Weise zerstört oder mit demjenigen des Essenden vereinigt werden konnte.
Das Menschenopfer war eine indirekte Folge des Kannibalismus und zugleich das Mittel, um von ihm geheilt zu werden. Menschenopfer gab es praktisch überall. Die Idee, das Erstgeborene als Opfer darzubringen, war bei den Alten weit verbreitet. Der auf den feinfühligen Zivilisierten schockierend wirkende Anblick Abrahams, der gezwungen ist, seinen Sohn Isaak zu opfern, hatte für die Menschen jener Tage nichts Neues oder Befremdliches. Es war für Väter lange Zeit eine gängige, gelegentlich mit einer gefühlsmäßigen Zerreißprobe einhergehende Praxis, ihre erstgeborenen Söhne zu opfern.
Moses versuchte, den Menschenopfern ein Ende zu bereiten, indem er als Ersatz den Loskauf einführte. Eine Nebenerscheinung des zu Ende gehenden Kinderopfers war der Brauch, zum Schutz des Erstgeborenen die Türpfosten der Häuser mit Blut zu beschmieren. Später kam die Praxis auf, die erstgeborenen Söhne als Geheiligte oder Geopferte zu weihen; man ließ sie aufwachsen und schickte sie dann ins Exil, anstatt sie zu töten; und das war der Beginn der Kolonisation. Die Römer bedienten sich dieser Sitte in ihrem Kolonisierungsplan.
Viele der seltsamen Verbindungen zwischen sexueller Lockerheit und primitivem Kult entstanden im Zusammenhang mit Menschenopfern. Wenn in alter Zeit eine Frau Kopfjägern begegnete, konnte sie ihr Leben durch sexuelle Preisgabe freikaufen. Später hatte eine den Göttern als Opfer geweihte junge Frau die Möglichkeit, ihr Leben dadurch loszukaufen, dass sie ihren Körper lebenslänglich dem geheiligten sexuellen Tempeldienst verschrieb; auf diese Weise konnte sie ihr Geld für den Loskauf verdienen. Die Alten betrachteten es als höchst erhebend, Geschlechtsverkehr mit einer Frau zu haben, die ihr Leben in dieser Weise freikaufte. Der Verkehr mit diesen heiligen Töchtern war eine religiöse Zeremonie, und zusätzlich bot dieses ganze Ritual einen annehmbaren Vorwand für ganz gewöhnliche sexuelle Befriedigung. Das war eine subtile Art der Selbsttäuschung, der sich sowohl die Töchter als auch ihre Gefährten mit Wonne hingaben. Diese subtile Art der Selbsttäuschung findet sich auch in so manchem modernen Tantra-Workshop, wo ein alter Tantra-Lehrer Sex mit jungen Workshop-Teilnehmerinnen als spirituelle Zeremonie glorifiziert.
Die Menschen kamen schließlich auf die Idee, dass man anstelle des älteren vollständigen Menschenopfers ebenso gut irgendeinen Körperteil opfern konnte. Auch physische Verstümmelung wurde als annehmbarer Ersatz betrachtet. Haare, Nägel, Blut und sogar Finger und Zehen wurden geopfert. Der ältere und so gut wie universelle Ritus der Beschneidung erwuchs aus diesem Kult des partiellen Opfers; er war eine reine Opferhandlung, kein Gedanke an Hygiene war damit verbunden. Die Männer wurden beschnitten, den Frauen wurden die Ohren durchbohrt. Die Kastrierung war am Anfang eine Abwandlung der Idee vom Menschenopfer. Das Durchbohren von Nase und Lippen wird in Afrika immer noch praktiziert, und das Tätowieren ist eine künstlerische Entwicklung der früheren Sitte, den Körper mit rohen Narben zu überziehen. Auch in unserer modernen Zivilisation ist das Durchbohren des Körpers und das Anbringen von Metallteilen sowie von Tätowierungen wieder äußerst beliebt. Hinter der modernen Form der Tätowierungen verbirgt sich aber auch ein ausgeprägter Körperkult - Körperkult als Ersatzreligion. Kirchen werden durch Fitness-Tempel ersetzt.
Aber letzten Endes brach die Idee durch, mit den Göttern einen Bund zu schließen. Der evolutionäre Mensch erwarb schließlich soviel sittliche Würde, dass er es wagte, mit seinen Göttern zu verhandeln. Und so verwandelte sich das Geschäft des Darbringens von Opfern allmählich in das Spiel eines philosophischen Feilschens des Menschen mit Gott. Die primitiven Gebetsformen waren nicht mehr und nicht weniger als ein Feilschen mit den Geistern, eine Auseinandersetzung mit den Göttern. Es war eine Art Tauschgeschäft, bei dem man, anstatt etwas Greifbareres und Kostbareres zu spenden, plädierte und zu überzeugen suchte.
Das frühe Gebet war kaum Anbetung; es war ein feilschendes Gesuch um Gesundheit, Reichtum und Leben. Und in vieler Hinsicht haben sich die Gebete im Laufe der Zeitalter nicht stark verändert. Sie werden immer noch aus Büchern gelesen, förmlich aufgesagt oder abgeschrieben, um an Räder geheftet und an Bäumen aufgehängt zu werden, wo das Blasen des Windes den Menschen der Mühe enthebt, dafür seinen eigenen Atem zu verausgaben.
Im Laufe der Evolution der Rituale ist das menschliche Opfer von der blutigen Angelegenheit der Menschenfresserei zu höheren, symbolischeren Ebenen aufgestiegen. Aus den frühen Opferritualen gingen die späteren sakramentalen Zeremonien hervor. In jüngerer Zeit nahm nur noch der Priester einen Bissen vom kannibalistischen Opfer oder einen Tropfen menschlichen Blutes zu sich, wonach sich alle anderen an einem tierischen Ersatz gütlich taten. In Verbindung mit dem Kult der Mutter Gottes benutzte man in Mexiko und anderswo schließlich ein Sakrament aus Kuchen und Wein anstelle von Fleisch und Blut wie beim älteren Menschenopfer. Die Hebräer befolgten dieses Ritual lange als Teil ihrer Passahzeremonien, und aus diesem Zeremoniell ist die spätere christliche Version des Sakramentes hervorgegangen.
Die alten sozialen Bruderschaften gründeten auf dem Ritus des Bluttrinkens; die frühe jüdische Bruderschaft war eine blutige Opferangelegenheit. Paulus begann, auf dem „Blut des ewigen Bundes“ einen neuen christlichen Kult aufzubauen. Und obwohl er das Christentum vielleicht unnötigerweise mit Lehren über Blut und Opfer belastet hat, so hat er doch den Lehren vom Freikauf durch Menschen- oder Tieropfer ein für alle Male ein Ende gesetzt. Seine theologischen Kompromisse lassen erkennen, dass sogar die Offenbarung sich der stufenweisen Herrschaft der Evolution fügen muss. Paulus zufolge wurde Christus das letzte und allem genügende Menschenopfer; der göttliche Richter ist jetzt völlig und für immer befriedigt.
Und so hat sich nach langen Zeitaltern der Opferkult zum Sakramentenkult entwickelt. Die Sakramente der modernen Religionen sind also die rechtmäßigen Nachfolger jener frühen schockierenden Zeremonien mit Menschenopfern und der noch früheren kannibalistischen Rituale. Viele sind für ihre Errettung immer noch vom Blut abhängig, aber dieses ist wenigstens bildlich, symbolisch und mystisch geworden.
Die Idee des Opfers ist ein zentrales Element des wahnsinnigen Ego-Denksystems. Auch die besondere Beziehung ist Ausdruck dieser Idee. Wir glauben fest daran, dass wir unsere Zeit, unsere Energie, unsere Freiheit und vieles mehr für die Menschen, die wir "lieben", opfern. Ein erleuchteter Geist weiß nichts von Opfern, weil für ihn Geben und Empfangen eins sind.
Jesus lehrt im Kurs Folgendes:
“Opfer ist ein Begriff, der GOTT völlig unbekannt ist. Er entspringt allein der Angst, und Menschen, die Angst haben, können bösartig sein. Jede Art des Opferns ist ein Verstoß gegen mein Geheiß, du sollest barmherzig sein, wie auch dein VATER im HIMMEL barmherzig ist. Vielen Christen ist es schwergefallen, zu begreifen, dass das für sie selber gilt. Gute Lehrer versetzen ihre Schüler niemals in Angst und Schrecken. In Angst und Schrecken versetzen heißt angreifen, und das führt zur Zurückweisung dessen, was der Lehrer bietet. Das Ergebnis ist Lernversagen.
Man hat mich richtig als »das Lamm GOTTES, das hinwegnimmt die Sünden der Welt« bezeichnet, aber diejenigen, die das Lamm blutbefleckt darstellen, verstehen die symbolische Bedeutung nicht. Richtig verstanden ist es ein ganz einfaches Symbol, das meine Unschuld ausdrückt. Der Löwe und das Lamm, die beieinander liegen, symbolisieren, dass Stärke und Unschuld nicht miteinander in Konflikt sind, sondern von Natur aus in Frieden miteinander leben. »Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden GOTT schauen« ist eine andere Art, dasselbe zu sagen. Ein lauterer Geist erkennt die Wahrheit, und das ist seine Stärke. Er verwechselt Zerstörung nicht mit Unschuld, weil er Unschuld mit Stärke und nicht mit Schwäche assoziiert.”
Das Bewusstsein von Sünde ist im Verstand der Menschen weiterhin vorhanden, aber die Gedankenmodelle für die Befreiung davon sind überlebt und veraltet. Die Sünde muss neu definiert werden als vorsätzlicher Irrtum, als vorsätzliche Verleugnung der Wahrheit. Die Möglichkeit, in sich Schuldgefühle zu entdecken, ist ein Kennzeichen, das die Menschheit in transzendenter Weise auszeichnet. Sie stempelt den Menschen nicht zu etwas Gemeinem. Sie sondert ihn vielmehr ab als ein Geschöpf von potentieller Größe und ewig aufsteigender Herrlichkeit. Das Gefühl der Nichtswürdigkeit ist der anfängliche Anstoß, der rasch und sicher zu jenen Eroberungen des Glaubens führen sollte, die den Verstand des Sterblichen auf die großartigen Ebenen sittlichen Adels, kosmischer Schau und geistiger Lebensweise versetzen; dadurch verwandeln sich alle zeitlichen Bedeutungen der menschlichen Existenz in ewige, und alle Werte steigen vom Menschlichen zum Göttlichen auf.
Sich zu seinen Sünden - im Sinne von Irrtümern - bekennen ist eine beherzte Distanzierung von Illoyalität gegenüber der Wahrheit, schwächt indessen in keiner Weise die zeitlich-räumlichen Folgen dieser Illoyalität ab. Aber das Eingeständnis der Sünde - die aufrichtige Erkenntnis des Wesens der Sünde - ist unabdingbar für religiöses Wachstum und geistigen Fortschritt. Nur wenn wir wirklich bereit sind, unsere Irrtümer aufzugeben und sie SEINER Berichtigung zu überlassen, kann die Erlösung kommen.
Der Kurs lehrt uns, dass es keine Sünde im althergebrachten Sinne gibt. Es handelt sich lediglich um einen Irrtum in unserem schlafenden Geist. Wenn wir nicht versuchen, vor IHM Gedanken privat zu halten, kann ER sie für uns berichtigen. In einer Kursgruppe geschieht dies auch dadurch, dass die eigenen Irrtümer vor der Gruppe ausgesprochen und nicht privat gehalten werden.
Jesus verweist in Ein Kurs in Wundern sehr klar darauf, dass diese Welt ein Bild der Kreuzigung von GOTTES SOHN ist. Und solange uns nicht klar ist, dass GOTTES SOHN nicht gekreuzigt werden kann, ist das die Welt, die wir sehen werden. Doch wird uns dies erst dann klar werden, wenn wir die ewig gültige Tatsache akzeptiert haben, dass GOTTES SOHN nicht schuldig ist. Er verdient nur Liebe, weil er nur Liebe gegeben hat. Er kann nicht verurteilt werden, weil er niemals verurteilt hat. Die SÜHNE, wie sie der Kurs lehrt, ist die letzte Lektion, die er zu lernen hat, denn sie lehrt ihn, dass er der Erlösung nicht bedarf, weil er nie gesündigt hat. Jesus hat sich nicht geopfert und er hat nicht gelitten!
Der Glaube, Jesus habe für uns gelitten - dass sein Leiden um unserer Erlösung willen geschehen ist, ist völlig absurd. Und das stimmt auch nicht mit unserer Erfahrung überein. Denn hätten die Leiden Jesu unsere Erlösung bedeutet, warum leidet die Menschheit dann immer noch? Wenn Jesus für uns gelitten hätte, wenn seine Kreuzigung dazu gedient hätte, unsere Schuld und Sünde zu sühnen, dann wäre sie gescheitert, denn die Schuld geht weiter, die Sünde geht weiter, das Leiden geht weiter. Dann wäre sein Leiden umsonst gewesen, dann hätte die Kreuzigung nichts gebracht. Jesus aber hat sich weder geopfert noch gelitten. Die Botschaft der Kreuzigung ist die, dass wir das Kreuz dieser Welt überwinden können. Die Kreuzigung ist nichts weiter als ein extremes Beispiel. Die Botschaft der Kreuzigung ist vollkommen klar: "Lehre nur Liebe, weil du nur Liebe bist."
Auch wenn die Kreuzigung Jesu zu seinen Lebzeiten vor 2000 Jahren sogar von den meisten Aposteln missverstanden wurde, so war selbst die missverstandene Kreuzigung eine wichtige Hilfe für die Menschen der damaligen Zeit, um sich von der Idee der schwer auf ihnen lastenden Idee der Erbsünde zu befreien.
Schamanismus - Medizinmänner und Priester
Als das Ritual entsprechend der immer komplexeren Vorstellung des Menschen von den übermateriellen Reichen stets komplizierter wurde, geriet es unweigerlich unter die Herrschaft der Medizinmänner, Schamanen und Priester. Der primitive Mensch gelangte in seinen sich fortentwickelnden Vorstellungen schließlich zu der Überzeugung, dass die Welt der Geister dem gewöhnlichen Sterblichen nicht antworte. Nur ein aus der Menge herausragender Mensch konnte sich bei den Göttern Gehör verschaffen; nur einer außergewöhnlichen Männer- oder Frauengestalt liehen die Geister ihr Ohr. Die Religion tritt jetzt in eine neue Phase ein, in ein Stadium, wo sie schrittweise aus zweiter Hand bezogen wird; denn immer tritt jetzt ein Medizinmann, ein Schamane oder ein Priester zwischen den Glaubenden und den Gegenstand seiner Anbetung.
Auch wenn sie vielleicht in kleineren Dingen zu Täuschungen griffen, so glaubten die Schamanen doch in ihrer großen Mehrheit an die Tatsache ihrer Besessenheit durch Geister. Aber nicht alle Schamanen unterlagen einer Selbsttäuschung; viele waren gerissene und geschickte Schwindler. Die Schamanen entwickelten eine besondere Berufstracht und hatten ein geheimnisvolles Gehabe. Sie gebrauchten oft Drogen, um gewisse physische Zustände herbeizuführen, die die Stammesangehörigen beeindruckten und hinters Licht führten. Taschenspielerkunststücke wurden vom einfachen Volk als übernatürlich empfunden, und Bauchrednerei wurde zuerst von gerissenen Priestern angewandt. Viele der alten Schamanen entdeckten ungewollt den Hypnotismus; andere versetzten sich selber in Hypnose.
Die Medizinmänner setzten großes Vertrauen in Zeichen und Vorzeichen wie: „Wenn du es in den Wipfeln der Maulbeerbäume rascheln hörst, dann beeile dich!“ Sehr früh in der Geschichte der Menschheit wandten die Schamanen ihre Aufmerksamkeit den Sternen zu. Weltweit glaubte man an primitive Astrologie und pflegte sie; auch Traumdeutung breitete sich stark aus. All dem folgte bald das Erscheinen jener leicht erregbaren Schamaninnen, die beteuerten, mit den Geistern der Verstorbenen kommunizieren zu können.
Viele vermeintlich intelligente moderne Menschen glauben immer noch, dass man unter der Herrschaft eines glücklichen oder unglücklichen Sterns geboren werden kann und dass das Nebeneinander der Himmelskörper den Eintritt verschiedener irdischer Ereignisse bestimmt. Immer noch sind die Leichtgläubigen die Schirmherren der Wahrsager.
Auf manche Weise und durch abwegige Methoden bauten die einstigen Schamanen ihren Ruf als Stimmen Gottes und Hüter der Vorsehung auf. Sie besprengten die Neugeborenen mit Wasser, sie verliehen ihnen Namen und beschnitten die männlichen unter ihnen. Sie leiteten alle Begräbniszeremonien und gaben in aller Form die wohlbehaltene Ankunft der Verstorbenen im Lande der Geister bekannt.
Das ganze Leben der alten Menschen war prophylaktisch; ihre Religion war in nicht geringem Maße eine Technik zur Krankheitsverhütung. Und ungeachtet der Irrtümer ihrer Theorien wandten sie diese aus voller Überzeugung an; sie hatten grenzenloses Vertrauen in ihre Behandlungsmethoden, und das ist an sich ein mächtig wirkendes Heilmittel. Der Glaube, den es brauchte, um dank den unsinnigen Handlungen eines dieser alten Schamanen zu genesen, unterschied sich letztlich nicht wesentlich von dem Glauben, der erforderlich ist, um sich von einem seiner Nachfolger späterer Zeiten, der Krankheiten in nichtwissenschaftlicher Weise behandelt, heilen zu lassen.
Das Wesentliche des Rituals ist die Vollkommenheit seiner Ausführung; unter Wilden muss es mit peinlichster Genauigkeit eingehalten werden. Nur wenn das Ritual richtig durchgeführt worden ist, besitzt die Zeremonie zwingende Macht über die Geister. Wenn es fehlerhaft ist, erregt es nur den Ärger und Groll der Götter. Da der sich langsam entwickelnde Verstand des Menschen der Anschauung war, dass die Technik des Rituals der entscheidende Faktor seiner Wirksamkeit sei, war es unvermeidlich, dass die frühen Schamanen sich früher oder später zu einer Priesterschaft entwickelten, die in der Leitung des peinlich genau beobachteten Rituals geschult war. Und so haben während Zehntausenden von Jahren endlose Rituale die Gesellschaft behindert und sich wie ein Fluch auf die Zivilisation gelegt, haben als unerträgliche Bürde auf jedem Lebensakt, jedem Unternehmen der Menschen gelastet.
Die Priester versuchten das einfache Volk immer dadurch zu beeindrucken und mit heiliger Scheu zu erfüllen, dass sie das religiöse Ritual in einer alten Sprache und mit allerlei magischen Kunstgriffen zelebrierten, womit sie die Gläubigen hinters Licht führten und ihren eigenen Ruf der Frömmigkeit und ihre Autorität verstärkten. Die große Gefahr bei alledem ist, dass das Ritual die Tendenz hat, zu einem Ersatz für die Religion zu werden.
Die Evolution des Gebets
Die frühen Menschen erkannten nicht, dass materielle Dinge nicht zum Reich des Gebets gehören. Diese einfachen Gemüter sagten sich, dass Nahrung, Obdach, Regen, Spiele und andere materielle Güter das gesellschaftliche Wohl fördern, und begannen deshalb, für diese physischen Segnungen zu beten. Das war zwar eine Verfälschung des Gebets, aber es ermutigte Anstrengungen zur Verwirklichung dieser materiellen Zielsetzungen durch soziale und ethische Aktionen.
Als die Menschen erkannten, dass das Gebet die Götter nicht zu zwingen vermochte, wurde es mehr zu einem Gesuch, zu einer Bitte um Gunsterweisung. Während der früheren Zeiten der menschlichen Evolution und auch heutzutage in der täglichen Erfahrung der meisten Menschen ist das Gebet hauptsächlich ein Phänomen des Austauschs des Menschen mit seinem eigenen Unterbewussten. Das wahre Gebet ist etwas anderes, es ist eine Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer. Es gibt keine andere Technik, die jeden Menschen, unabhängig von all seinen anderen irdischen Leistungen, befähigt, sich so wirksam und unmittelbar der Schwelle jenes Reichs zu nähern, wo er mit seinem Schöpfer in Verbindung treten kann, wo das Geschöpf mit der Wirklichkeit des Schöpfers, durch den HEILIGEN GEIST, Kontakt aufnehmen kann.
Die großen religiösen Lehrer und Propheten vergangener Zeitalter waren keine extremen, der Welt abgewandten, Mystiker. Es waren Gott kennende Männer und Frauen, die ihrem Gott dadurch am besten dienten, dass sie sich ihren Brüdern selbstlos widmeten. Jesus führte seine Apostel oft für eine kurze Zeit der Meditation und des Gebets abseits, aber meist hielt er sie in dienendem Kontakt mit der Menge.
Wenn des Gebet allzu ästhetisch wird, wenn es fast ausschließlich aus einer wunderbaren und glückseligen Betrachtung paradiesischer Göttlichkeit besteht, verliert es viel von seiner sozialisierenden Kraft und tendiert zu falschem Mystizismus und zu einer Isolierung derer, die es pflegen. Es liegt eine gewisse Gefahr in allzu häufigem privatem Beten; sie kann durch Beten in der Gruppe, durch gemeinsame Andacht, ausgeglichen und vermieden werden.
Das Gebet kann spontaner Ausdruck von Gottesbewusstsein oder ein sinnloses Hersagen theologischer Formeln sein. Es kann ekstatischer Lobpreis einer Gott kennenden Seele oder sklavischer Gehorsam eines von Furcht gepeinigten Sterblichen sein. Es ist manchmal der ergreifende Ausdruck geistiger Sehnsucht und manchmal das angeberische Ausposaunen frommer Phrasen. Das Gebet kann eine kindische Bitte um das Unmögliche oder das reife Verlangen nach geistigem Wachstum und geistiger Macht sein. Eine Bitte kann das tägliche Brot betreffen oder eine von ganzem Herzen kommende Sehnsucht in sich schließen, Gott zu finden und seinen Willen zu tun. Es kann ein ganz und gar eigensüchtiges Verlangen oder eine wahre und großartige Geste zur Verwirklichung selbstloser Brüderlichkeit sein.
Den modernen Menschen befremdet der Gedanke, mit Gott auf eine rein persönliche Weise Dinge zu besprechen. Viele haben das regelmäßige Gebet aufgegeben; sie beten nur, wenn sie unter außergewöhnlichem Druck stehen - in Notfällen. Der Mensch sollte sich nicht scheuen, mit Gott zu sprechen, aber nur, wer geistig noch sehr unreif ist, würde es wagen, Gott überzeugen zu wollen, oder sich unterfangen, ihn umstimmen zu wollen.
Wahres Beten erreicht tatsächlich die Wirklichkeit. Wahres Beten fördert das geistige Wachstum, ändert die Einstellung und gewährt die Befriedigung, die aus der Verbindung mit der Göttlichkeit fließt. Es ist ein spontaner Ausbruch von Gottesbewusstsein.
Worte sind ohne Bedeutung für das Gebet; sie sind nur der intellektuelle Kanal, in den sich der Strom geistigen Verlangens ergießen kann. Der Wert von Gebetsworten ist rein autosuggestiv bei individueller Andacht und soziosuggestiv bei Gruppenandacht. Gott antwortet auf die Haltung des menschlichen Geistes und nicht auf Worte. Die Sehnsucht des Menschen und sein Verlangen nach der Wahrheit ist das wahre Gebet.
Die Spätere Evolution der Religion
Die Religion ist die starrste, unnachgiebigste aller menschlichen Institutionen, aber sie passt sich jeweils mit Verspätung der sich verändernden Gesellschaft an. Letztenendes ist die evolutionäre Religion ein Spiegel der sich verändernden Sitten, die ihrerseits unter Umständen durch offenbarte Religion beeinflusst worden sind. Langsam, sicher, aber nur sehr ungern schwimmt die Religion (der Kult) im Kielwasser der Weisheit - dem Wissen, das von einer aus Erfahrung schöpfenden Vernunft gelenkt und von göttlicher Offenbarung erleuchtet wird.
Die Religion hat zu irgendeinem vergangenen Zeitpunkt alle möglichen widersprüchlichen und inkonsequenten Verhaltensweisen gebilligt, hat irgendwann einmal praktisch all das gutgeheißen, was jetzt als unmoralisch gilt. Sofern nicht Erfahrung das Gewissen lehrt und Vernunft ihm nicht hilft, ist es nie ein sicherer und unfehlbarer Lenker des menschlichen Verhaltens gewesen und kann es nie sein. Das Gewissen ist keine göttliche Stimme, die zu der menschlichen Seele spricht. Es ist nur die Summe des sittlichen und ethischen Inhalts der Sitten einer laufenden Existenzphase; es stellt nur gerade die vom Menschen erdachte ideale Reaktionsweise unter irgendwelchen gegebenen Umständen dar.
Die menschliche Religion kann nur im Lichte der evolutionären Zivilisation gerechtfertigt werden. Wäre der Mensch nicht das aufsteigende Produkt tierischer Evolution, dann gäbe es für einen derartigen Verlauf religiöser Entwicklung keine Rechtfertigung.
Offenbarung ist evolutionär, aber immer fortschrittlich. Durch alle Zeitalter der Geschichte hindurch werden die Religionsoffenbarungen immer umfassender und erleuchtender. Es ist die Sendung der Offenbarung, die aufeinander folgenden evolutionären Religionen zu sichten und zu zensieren. Damit sie integriert werden kann, hat Offenbarung immer mit der Evolution in Fühlung zu bleiben, und sie tut es auch. Immer muss offenbarte Religion sich durch das menschliche Aufnahmevermögen beschränken lassen.
Die evolutionäre Religion ist gefühlsbetont, nicht logisch. Sie ist die Reaktion des Menschen auf seinen Glauben an eine hypothetische Phantom- und Geisterwelt - der menschliche Glaubensreflex, der durch das Innewerden des Unbekannten und die Furcht vor ihm hervorgerufen wird. Die evolutionäre Religion ist Ausdruck der sich auf Umwegen vortastenden Menschheit auf der Suche nach Wahrheit; die Offenbarungsreligion ist diese Wahrheit selbst.
Die meisten großen religiösen Epochen sind durch das Leben und die Lehren irgendeiner überragenden Persönlichkeit eingeweiht worden; Führerschaft hat die Mehrzahl der nennenswerten sittlichen Bewegungen der Geschichte ausgelöst. Und die Menschen haben immer dazu geneigt, den Führer zu verehren, sogar auf Kosten seiner Lehren, und seine Persönlichkeit zu beweihräuchern, auch wenn sie dabei die Wahrheiten, die er verkündete, aus den Augen verloren. Viele Völker haben sich vorgestellt, dass ihre Führer von Jungfrauen geboren wurden; sie übersäten ihren Lebensweg großzügig mit wunderbaren Episoden, und immer wird ihre Rückkehr von den jeweiligen Gruppen erwartet.
Aber ungeachtet der abergläubischen Ehrfurcht, mit der diese Lehrer oft umgeben wurden, bleibt die Tatsache bestehen, dass sie die zeitlichen persönlichen Stützpunkte für die Hebel der offenbarten Wahrheit waren, um Sittlichkeit, Philosophie und Religion der Menschheit voranzubringen.
Viele Wahrheitsverkünder erhoben sich im sechsten Jahrhundert vor Christus, in diesem Jahrhundert religiösen Erwachens, einem der größten dieser Art, die die Erde je erlebt hat. Unter diesen sollten Gautama, Konfuzius, Laotse, Zarathustra und die jainistischen Lehrer erwähnt werden. Die Lehren Gautamas haben in Asien weite Verbreitung gefunden, und er wird als Buddha von Millionen verehrt. Konfuzius war für die chinesische Sittlichkeit, was Plato für die griechische Philosophie war, und obwohl beide Lehren religiöse Auswirkungen hatten, war genau genommen weder der eine noch der andere ein religiöser Lehrer; Laotse erfasste im Tao mehr von Gott als Konfuzius in der Humanität oder Plato im Idealismus.
Als religiöser Lehrer begann Jesus mit dem Kult, den Johannes der Täufer eingeführt hatte, und er entfernte sich, soweit er nur konnte, von Fasten und Formen. Von Jesus abgesehen waren Paulus von Tarsus (Apostel Paulus) und Philo von Alexandrien die größten Lehrer dieser Ära. Ihre religiösen Vorstellungen haben bei der Entwicklung des Glaubens, der den Namen von Christus trägt, eine beherrschende Rolle gespielt.
Im sechsten Jahrhundert nach Christus gründete Mohammed eine Religion, die vielen religiösen Überzeugungen seiner Zeit überlegen war. Es war ein Protest gegen die sozialen Forderungen, die die fremden Religionen stellten, und gegen die Zusammenhangslosigkeit des religiösen Lebens seines eigenen Volkes.
Das fünfzehnte Jahrhundert nach Christus wurde Zeuge von zwei religiösen Bewegungen: dem Zerbrechen der Einheit des Christentums im Abendland und der Synthese einer neuen Religion im Orient. In Europa hatte das institutionalisierte Christentum einen solchen Grad von Starrheit erreicht, dass sich weiteres Wachstum nicht mehr mit Einheit vereinbaren ließ. Im Orient fassten Nanak (Gründer Guru Nanak Dev) und seine Nachfolger die kombinierten Lehren von Islam, Hinduismus und Buddhismus in der Sikhreligion zusammengefasst, einer der fortgeschrittensten Religionen Asiens.
Die fortgeschrittensten Religionen der alten Zeiten waren Judaismus und Hinduismus, und beide haben jeweils den Lauf der religiösen Entwicklung im Morgen- und Abendland gewaltig beeinflusst. Sowohl Hindus wie Hebräer glaubten, dass ihre eigene Religion inspiriert und offenbart sei, und dachten, dass alle anderen entartete Formen des einzigen wahren Glaubens seien.
Das kollektive Selbstbild der Juden litt furchtbar unter der babylonischen Gefangenschaft. In ihrer Reaktion gegen nationale Unterlegenheit verfielen sie in das andere Extrem nationaler und rassischer Selbstüberhebung, in der sie ihre Überlieferungen verzerrten und verfälschten, um sich als das auserwählte Volk Gottes über alle Völker zu erheben; demzufolge überarbeiteten sie ihre sämtlichen Schriften sorgfältig mit dem Ziel, Abraham und ihre anderen nationalen Führer hoch über alle anderen Personen zu stellen und nahmen davon nicht einmal Melchisedek aus. Deshalb zerstörten die hebräischen Schriftgelehrten alle Berichte die nicht in die neue Lehre passten. Sie verloren die Wahrheit so vollständig aus den Augen, dass nur sehr wenige von ihren Nachkommen fähig oder gewillt waren, Jesus als den zu erkennen, der er war - der Messias wie in die Propheten angekündigt hatten.
Es ist eine beliebte Strategie des Egos, dem unangenehmen Gefühl der Minderwertigkeit durch Selbsterhöhung zu entkommen. Um die neue Idee der eigenen Besonderheit zu stärken, wird die eigene Biografie in diesem Sinne umgedeutet. Der Glaube an die eigene Besonderheit ist die Zurückweisung der Botschaft Jesu.
Die christliche Religion ist die Religion über Leben und Lehren Christi, basierend auf der Theologie des Judaismus, modifiziert durch die Einverleibung gewisser zoroastrischer Lehren und griechischer Philosophie, und in der Hauptsache formuliert durch drei Persönlichkeiten: Philo, Petrus und Paulus. Das Christentum hat seit der Zeit des Paulus viele Evolutionsphasen durchgemacht und ist so durch und durch verwestlicht worden, dass viele nichteuropäische Völker es ganz natürlich als eine seltsame Offenbarung eines seltsamen Gottes für Fremde empfinden.
Der Islam ist das religiös-kulturelle Bindeglied zwischen Nordafrika, der Levante und Südostasien. Es war die jüdische Theologie in Verbindung mit den späteren christlichen Lehren, die den Islam monotheistisch machte. Die Jünger Mohammeds stolperten über die fortgeschrittenen Lehren der Trinität; sie konnten die Doktrin von drei göttlichen Persönlichkeiten und einer einzigen Gottheit nicht begreifen. Es ist immer schwierig, evolutionäre Gemüter dazu zu bringen, fortgeschrittene offenbarte Wahrheit plötzlich anzunehmen. Der Mensch ist ein evolutionäres Geschöpf und muss seine Religion über evolutionäre Techniken erwerben.
Die Religionen können nie hoffen, eine Uniformität der religiösen Überzeugungen, Dogmen und Rituale zu erreichen - diese sind intellektueller Natur; aber sie können und werden eines Tages zu einer Einheit in der wahren Anbetung des Vaters aller gelangen, denn diese ist geistiger Natur, und es ist für immer wahr, dass im Geiste alle Menschen gleich sind.
Der moderne Mensch ist sich in angemessener Weise der Religion bewusst, aber seine Andachtsgewohnheiten sind wirr und durch den beschleunigten gesellschaftlichen Wandel und die nie dagewesenen wissenschaftlichen Entwicklungen in Misskredit geraten. Der moderne Mensch ist vor die Aufgabe gestellt, im Verlauf einer einzigen Generation bei den menschlichen Werten mehr Neuanpassungen vorzunehmen, als in zweitausend Jahren geschehen sind. Und all das beeinflusst die gesellschaftliche Haltung gegenüber der Religion, denn Religion ist ebenso sehr eine Lebensweise als eine Technik des Denkens.
Bhagavad Gita
Die Bhagavad Gita („der Gesang des Erhabenen“) ist eine der zentralen Schriften des Hinduismus. Sie hat die Form eines spirituellen Gedichts. Der vermutlich zwischen dem 5. und dem 2. Jahrhundert v. Chr. entstandene Text ist eine Zusammenführung mehrerer verschiedener Denkschulen des damaligen Indien auf Grundlage der älteren Veden (Frühvedische Schriften ca. 1200 v. Chr. bis 900 v. Chr.), der Upanishaden (Spätvedische Schriften ca. 700 v. Chr. bis 500 v. Chr.), des orthodoxen Brahmanismus (ca. 800 v. Chr. bis 500 v. Chr.), des Yoga u. a. m., steht aber den Upanishaden gedanklich am nächsten.
Die Bhagavad Gita wurde schon früh kommentiert. Der älteste bekannte Kommentar stammt vom indischen Philosophen Shankara (788-820). Er schrieb, dass die Bhagavadgita die Quintessenz der Veden sei und dass sie den Menschen in die Befreiung führe. Paramahansa Yogananda, Verfasser der Autobiografie eines Yogi, schrieb einen umfangreichen Kommentar für Yogis und speziell für seinen Kriya-Yoga. Die Bhagavad Gita gehört neben dem Tao de King und der Bibel zu den meist übersetzten Werken der Welt. Ihre Bedeutung geht also weit über Indien hinaus.
Arthur Schopenhauer (1788-1860) sagte über sie: "Wie wird doch der, dem dieses Buch durch fleißiges Lesen geläufig geworden ist, von seinem Geiste im Innersten ergriffen. Es ist die belehrendste und erhabenste Lektüre, die auf der Welt möglich ist; sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens sein."
In der Bhagavad Gita bildet sich ein spirituelles Lehrgespräch zwischen Krishna, einer irdischen Erscheinungsform von Vishnu, dem Lehrer, und Arjuna, dem Schüler, ab. Krishna repräsentiert die Verbindung mit dem Höchsten in Form eines mit dem Höchsten verbundenen Lehrers. Er symbolisiert die Verbindung zum Höchsten, wir mögen es Gott, das Absolute, Ursprung, Quelle oder Tao nennen. Das Höchste wird uns immer mit offenen Armen empfangen, egal woher wir kommen und woran wir glauben. Deshalb sagt Krishna in der Gita:
“Auf welche Weise auch die Menschen mich suchen - ich nehme sie an.”
Wenn wir dazu überhaupt "irgendwohin gehen" müssen, dann in unser eigenes Inneres, das ist der Weg der Mystik. Das Wort Mystik kommt vom Griechischen und bedeutet: die Augen schließen. In der Meditation geschieht genau das: wir schließen die Augen und ziehen die Sinne zurück, um uns der Weisheit unserer inneren Dimension zu öffnen. Krishna sagt im zweiten Kapitel der Gita:
“Wer seine Sinne von den Objekten der Welt lösen kann, so wie eine Schildkröte ihre Glieder einzieht, dessen Weisheit schwankt nicht.”
Der Dialog zwischen Krishna und Arjuna ist dramaturgisch angesiedelt auf einem Schlachtfeld unmittelbar vor Beginn eines Kampfes. Auf tiefster Ebene freilich zeigt sich, dass das Schlachtfeld Kurukshetra, das Feld der Kurus, eigentlich Dharmakshetra ist, das Feld der Wahrheit. Dieses Feld ist unser eigener Geist. Und die Feinde sind unsere eigenen mentalen Schöpfungen: Wut, Hass, Groll, Neid, Gier, Angst, Sorge, Eifersucht, Stolz, Trägheit und viele andere unangenehme Geisteszustände. Obgleich sie uns oft leiden lassen, halten wir sie fest. Doch es gibt Hoffnung ...
„Der GEDANKE des Friedens wurde GOTTES SOHN in jenem Augenblick gegeben, als sein Geist an Krieg gedacht hat.“ (EKIW: ÜBUNGSBUCH, ZWEITER TEIL, 2. 2. 1.)
Es geht im Kern um die Frage aller Fragen: Wer bin ich? Die 18 Kapitel der Gita sind die Antwort darauf. Sie lässt sich in letzter Konsequenz auf nur drei Worte verdichten: Tat Tvam Asi - DU bist DAS. In der Sprache des Kurses klingt das in Lektion 229 folgendermaßen: “Die Liebe, die mich schuf, ist, was ich bin.” Oder in Lektion 252: "Der SOHN GOTTES ist meine IDENTITÄT."
Am Beginn der Bhagavad Gita steht die menschliche Krise. Arjuna ist verzweifelt, weil er in einen Krieg ziehen soll, der unsägliches Leid bringen wird. Die Krise war immer schon der Ausgangspunkt allen spirituellen Suchens. Solange wir gesund und munter sind und solange wir Spaß haben, beginnen wir nicht zu suchen. Wozu auch? Erst die Erkenntnis, dass Leid existiert - und sei es auch nur so wenig, dass zum vollkommenen Glück noch irgendetwas fehlt -, öffnet uns für Fragen nach dem Sinn des Seins.
So erging es auch Gautama Siddharta, der Prinz, den man später Buddha, den Erwachten, nennen sollte. Am Beginn seiner Lehre steht die einfache Aussage, dass Leiden existiert. Dukkha (Sanskrit duḥkha: „schwer zu ertragen“) ist ein Schlüsselbegriff im Buddhismus, der meist als „Leiden“ übersetzt wird. Da der Begriff „Dukkha“ jedoch nicht genau mit dem deutschen Begriff „Leid(en)“ gleichzusetzen ist, werden in der deutschsprachigen Literatur zusätzliche Begriffe wie „unbefriedigend“, „unvollkommen“ und „ungenügend“ verwendet. Dieses latente Unbefriedigtsein, dieses Verlangen nach mehr ist das universelle Merkmal des Zustandes der Ego-Identifikation.
Das älteste geschlossene philosophische System Indiens ist Sankhya, die Philosophie, die dem praktischen Weg des Yoga zugrunde liegt. Auch die Sankhya-Philosophie beginnt mit der Feststellung, dass Leiden existiert. Die Krise ist der Ausgangspunkt, der die Suche nach Befreiung einleitet - eine Suche, deren Ziel die existentielle Erkenntnis der eigenen Unsterblichkeit und der Verbundenheit mit allem Sein ist. In diesem Sinne wird die Krise zur Gnade.
“Die Anerkennung deiner eigenen Schwäche ist ein notwendiger Schritt in der Berichtigung deiner Irrtümer, aber er reicht kaum aus, um dir das Vertrauen zu geben, dessen du bedarfst und auf das du ein Anrecht hast.” (EKIW: Lektion 47, 6. 1.)
Es beginnt mit einer Krise, in der wir unsere eigene Schwäche und Hilflosigkeit als Person erkennen. Doch erst wenn wir erkennen, dass unsere wirkliche Stärke in Gott begründet ist und wir auf diese Stärke vertrauen, beginnt der Weg zurück in die Sicherheit des heiligen Augenblicks.
Die Bhagavad Gita beginnt mit Arjunas Verzweiflung über den bevorstehenden Krieg. Doch im wirklichen Sinne stirbt kein Wesen. Solange wir das nicht erkennen, solange wir nicht wissen, wer wir wirklich sind, leben wir in Avidya, in spiritueller Blindheit. Krishna antwortet daher auf Arjunas Verzweiflung mit folgenden Worten:
“Du versuchst zwar wie ein Weiser zu sprechen, doch weinst du um jene, um die du nicht weinen solltest. Wirklich weise Menschen weinen weder um die Toten noch um die Lebenden. Denn nie war eine Zeit, in der ich nicht war, noch du, noch irgendeiner dieser Könige. Und keine Zeit wird je kommen, da wir aufhören zu sein.”
Rishis oder Seher werden die alten Weisen in Indien genannt, denen Gott sich einst offenbarte. Die Weisheit der Bhagavad Gita gründet in den Upanishaden, dem esoterischen Teil der Veden, den man auch Vedanta nennt, was so viel heißt wie: der Schluss der Veden. Darin geht es um die Erkenntnis des Höchsten. Bereits im zweiten Kapitel der Gita weist Krishna Arjuna auf die höchste Wahrheit hin:
“Wenn die Sinne die Objekte der Welt berühren, entstehen Empfindungen wie heiß und kalt, angenehm und unangenehm. Sie sind unbeständig, sie kommen und gehen. Deshalb ertrag sie geduldig, Arjuna. Die Wahrheit ist: Wer sich von seinen Sinneserfahrungen nicht irritieren lässt, wer in Schmerz und Freude sein Gleichgewicht bewahren kann, der ist bereit für die Unsterblichkeit. Was unwirklich ist, kann niemals sein, was wirklich ist, kann niemals enden. Diese Wahrheit haben die Seher erkannt.”
In der Einleitung von Ein Kurs in Wundern wird der Kurs folgendermaßen zusammengefasst: "Nichts Wirkliches kann bedroht werden. Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Frieden GOTTES."
Machiventa Melchisedek
Die Melchisedeks sind überall als Nothelfersöhne bekannt, da sie sich auf den Welten eines Lokaluniversums einem erstaunlich breiten Fächer von Aktivitäten widmen. Machiventa Melchisedek erklärte sich bereit, sich auf der Erde vorübergehend als ein Mensch dieser Welt zu personifizieren, sich als Nothelfersohn im Dienste der Welt hinzugeben. Die effektive Inkarnation von Machiventa Melchisedek wurde in der Nähe des Ortes vorgenommen, aus dem die Stadt Salem in Palästina werden sollte. Es war etwa 2000 Jahre vor Jesu Geburt, als Machiventa sich an die Menschheit der Erde hingab. Sein Kommen war ganz unauffällig; kein menschliches Auge wurde Zeuge seiner Materialisierung.
“Melchisedek, König von Salem und Priester des höchsten Gottes; er, der dem Abraham, als dieser nach der Unterwerfung der Könige zurückkam, entgegenging und ihn segnete und welchem Abraham den Zehnten von allem gab; er, dessen Name König der Gerechtigkeit bedeutet und der auch König von Salem ist, das heißt König des Friedens; er, der vaterlos, mutterlos und ohne Stammbaum ist, ohne Anfang seiner Tage und ohne Ende seines Lebens, ähnlich geworden dem Sohn Gottes: Dieser Melchisedek bleibt Priester für immer.” (Bibel, Einheitsübersetzung, Hebräer 7,1-3)
Die Inkarnation Machiventa Melchisedek diente dazu die Wahrheit soweit aufrechtzuerhalten „bis zu der Ankunft eines sich selbst hingebenden Sohnes“. Innerhalb weniger Jahre hatte Melchisedek eine Gruppe von Schülern, Jüngern und Gläubigen um sich geschart, die den Kern der späteren Gemeinde von Salem bildeten. Man kannte ihn bald in ganz Palästina als den Priester El Elyons, des Allerhöchsten, und als den Weisen von Salem. Unter den Stämmen der Umgebung wurde er oft Scheich oder König von Salem genannt. Salem war der Ort, aus dem nach dem Verschwinden Melchisedeks die Stadt Jebus wurde und der in der Folge Jerusalem hieß. Melchisedek wird in der Bibel sowohl im Alten als auch im Neuen Testament (Brief an die Hebräer) erwähnt.
Melchisedek lehrte seine Schüler alles, was sie zu empfangen und assimilieren in der Lage waren. Sogar viele moderne religiöse Ideen über Himmel und Erde, Mensch, Gott und die Engel sind nicht weit von diesen Lehren Melchisedeks entfernt. Aber dieser große Lehrer ordnete alles der Doktrin eines einzigen Gottes unter, eines himmlischen Schöpfers, eines göttlichen Vaters. Das Schwergewicht wurde auf diese Lehre gelegt, um die Anbetung der Menschen wachzurufen und den Weg für das spätere Erscheinen Jesu zu bereiten.
Aber sogar ein so kurzes und einfaches Glaubensbekenntnis der Kolonie von Salem war für die Menschen jener Tage eindeutig zu viel und zu fortgeschritten. Sie konnten ganz einfach die Idee, göttliche Gunst umsonst - nur durch den Glauben - zu empfangen, nicht fassen. Zu tief saß ihr Glaube, der Mensch sei in der Schuld der Götter geboren. Zu lange und mit zu großem Ernst hatten sie geopfert und den Priestern Geschenke dargebracht, als dass sie die gute Nachricht hätten begreifen können, Errettung, göttliche Gunst werde all jenen als unentgeltliches Geschenk zuteil, die an den Bund Melchisedeks glauben wollten.
In der Kolonie von Salem waren zwar keine Opfer erlaubt, aber Melchisedek wusste sehr wohl, wie schwierig es ist, tief verwurzelte Sitten plötzlich auszurotten, und so hatte er diesen Menschen als Ersatz für das ältere Opfer aus Fleisch und Blut ein Sakrament aus Brot und Wein gegeben. Es steht geschrieben: „Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus.“ Aber auch diese vorsichtige Neuerung war nicht sehr erfolgreich; die verschiedenen Stämme unterhielten in der nahen Umgebung Salems Hilfszentren, wo sie Opfer darbrachten und Gaben verbrannten. Sogar Abraham wandte diese barbarische Sitte nach seinem Sieg über Kedor-Laomer an; er fühlte sich einfach nicht ganz wohl, solange er kein konventionelles Opfer dargebracht hatte. Und es gelang Melchisedek nie, diese Neigung zu Opfern aus den religiösen Praktiken seiner Anhänger und selbst Abrahams zu entfernen.
Vierundneunzig Jahre lang lehrte Melchisedek in Salem elementare offenbarte Wahrheit, und im Laufe dieser Zeit besuchte Abraham die Schule von Salem zu drei verschiedenen Malen. Er bekannte sich schließlich zu den Lehren Salems und wurde einer der glänzendsten Schüler und eine der hauptsächlichsten Stützen Melchisedeks.
Abraham hatte zu Beginn königliche Ambitionen und militärische Ziele. Als Melchisedek von Abrahams Kriegserklärung gegen seine Nachbarn hörte, machte er sich auf, um ihn davon abzuhalten. Aber er holte seinen ehemaligen Schüler erst ein, als dieser siegreich von der Schlacht zurückkehrte. Abraham pochte darauf, dass der Gott von Salem ihm den Sieg über seine Feinde gegeben habe. Abraham war auf dem besten Weg, in Palästina einen mächtigen Staat zu errichten. Erst im Verlauf einer weiteren Aussprache überzeugte der Priester von Salem Abraham davon, seinen Plan einer materiellen Eroberung und zeitlichen Herrschaft zugunsten des geistigen Konzepts des himmlischen Königreichs fallen zu lassen.
Was die alttestamentlichen Schriften als Gespräche zwischen Abraham und Gott beschreiben, waren in Wirklichkeit Besprechungen zwischen Abraham und Melchisedek. Spätere Schriftgelehrte sahen den Ausdruck Melchisedek als ein Synonym für Gott an. Die Beschreibung so vieler Kontakte Abrahams und Sarahs mit „dem Engel des Herrn“ bezieht sich auf ihre zahlreichen Gespräche mit Melchisedek.
Melchisedek fuhr noch einige Zeit fort, seine Studenten auszubilden und die Missionare Salems zu schulen, die sich danach zu allen Stämmen der Umgebung begaben, insbesondere nach Ägypten, Mesopotamien und Kleinasien. Und während Jahrzehnt um Jahrzehnt verging, entfernten sich diese Lehrer auf ihren Reisen immer weiter von Salem und trugen Machiventas Evangelium des Glaubens und Vertrauens in Gott mit sich hinaus.
Ein Volk, das in Siedlungen an den Ufern des Vansees (heute Türkei) lebte, hörte den Lehrern des Salemkultes willig zu. Von diesem Zentrum aus wurden Lehrer in die entlegensten Gegenden Europas und Asiens entsandt. Missionare aus Salem drangen überall in Europa ein und stießen bis zu den Britischen Inseln vor. Der Ortsname Salem, einer Gemeinde im Süden Deutschlands, in der Nähe des Bodensees, erinnert noch an diese Zeit. Eine Gruppe gelangte über die Färöer bis zu den Andoniten Islands, während eine andere China durchquerte und die Japaner auf den östlichen Inseln erreichte. Leben und Erfahrungen der Männer und Frauen, die von Salem, Mesopotamien und vom Vansee aus zum Abenteuer aufbrachen, um den Stämmen der östlichen Hemisphäre das Licht zu bringen, sind ein heroisches Kapitel in der Geschichte der Menschheit.
Aber die Aufgabe war so groß und die Stämme waren so rückständig, dass die Resultate fraglich und unbestimmt waren. Von einer Generation zur anderen fand das Evangelium da und dort Aufnahme, aber außer in Palästina vermochte die Idee von einem einzigen Gott nie einen ganzen Stamm oder ein ganzes Volk dauerhaft für sich zu gewinnen. Lange vor Jesu Kommen waren die Lehren der Missionare von Salem im Allgemeinen in den älteren und weiter verbreiteten abergläubischen Vorstellungen untergegangen. Das ursprüngliche Evangelium Melchisedeks war fast völlig im Glauben an die Große Mutter und an die Sonne und in anderen alten Kulten aufgegangen.
Eine neue Lehre neigte immer dazu, in der älteren Anhäufung von religiösen Lehren und magischer Praxis aufzugehen. Eine neue Offenbarung wird immer durch die älteren evolutionären Glaubensinhalte infiziert. Das geschieht naturgemäß auch mit Ein Kurs in Wundern. Manche versuchen ihn mit kirchlichen Vorstellungen, mit Seelenkonzepten oder diversen körperlichen Selbstheilungskonzepten in Einklang zu bringen. Manchmal wird auch versucht, moderne Vorstellungen von Selbstverwirklichung mit dem Kurs zu verbinden. Das ist der gröbste Irrtum hinsichtlich der Botschaft des Kurses.
Die Lehren Melchisedeks im Orient
Die Lehren Melchisedeks im vedischen Indien
Die Zurückweisung des Evangeliums Melchisedeks vom Vertrauen in Gott und von der Errettung durch den Glauben stellte für Indien einen entscheidenden Wendepunkt dar. Die Missionare aus Salem hatten viel zum Verschwinden des Glaubens an all die vedischen Götter beigetragen, aber die führenden vedischen Priester weigerten sich, die Lehre von einem einzigen Gott und einem einfachen Glauben anzunehmen.
In dem Bemühen, die Lehrer aus Salem zu bekämpfen, trafen die Brahmanen unter den heiligen Schriften jener Tage eine Auswahl, und diese Zusammenstellung, die später noch überarbeitet wurde, hat sich als Rigveda, als eines der ältesten heiligen Bücher, bis in die heutige Zeit erhalten. Ihm folgten die zweite, dritte und vierte Veda, mit denen die Bramanen versuchten, ihre Anbetungs- und Opferrituale für die Völker jener Tage zwingend zu formalisieren und zu fixieren. Im Besten, was sie enthalten, kommen diese Schriften an Schönheit des Konzepts und an Wahrheit der Erkenntnis jeder anderen Sammlung ähnlichen Charakters gleich. Aber immer mehr wurde diese hoch stehende Religion durch die Tausende und Abertausende von abergläubischen Vorstellungen, Kulten und Ritualen Südindiens infiziert und verwandelte sich allmählich in das buntscheckigste aller jemals von Menschen entwickelten theologischen Systeme. Beim Durchgehen der Veden wird man einige der höchsten und einige der allerniedrigsten jemals konzipierten Gottesvorstellungen entdecken.
Um sich gegen fremde Einflüsse zu wehren, versuchte die Kaste der Brahmanen, sich über alles andere zu erheben. In keinen anderen Völkern maßten die Priester sich an, sich sogar über ihre Götter zu stellen, die ihren Göttern zustehenden Ehren an sich selber weiterzuleiten. Aber sie trieben ihre anmaßenden Ansprüche in so absurder Weise auf die Spitze, dass das ganze zweifelhafte System bei der Begegnung mit den verderblichen Kulten, die von den weniger fortgeschrittenen Zivilisationen der Umgebung hereinströmten, zusammenbrach.
Die ungebührliche Selbstbezogenheit der Brahmanen führte zwangsläufig zu der Furcht vor einem nichtevolutionären Fortdauern des Selbst in einem endlosen Kreis aufeinanderfolgender Inkarnationen als Mensch, Tier oder Unkraut. Und von allen verseuchenden Glaubensvorstellungen, die sich dem anhefteten, was vielleicht ein erwachender Monotheismus war, war keine verdummender als der Glaube an Seelenwanderung - die Lehre von der Reinkarnation der Seelen. Dieser Glaube an den müden und monotonen Kreislauf wiederholter Seelenwanderungen beraubte die Sterblichen ihrer Hoffnung.
Der illusorische Glaube an das sogenannte Karma besagt, dass wir früher oder später erfahren müssen, was wir jetzt aussenden. Das ist nicht wahr! Das würde uns zu einem Opfer machen. Doch wir sind kein Opfer der Welt, die wir sehen. Wir können in Wirklichkeit nicht von irgendwem oder irgendetwas zu irgendeiner Zeit zum Opfer gemacht werden.
Unter Reinkarnation wird üblicherweise das Fortdauern des persönlichen Selbst verstanden. Doch das persönliche Selbst ist nur ein Eindruck der entsteht, wenn sich ein individuelles Bewusstsein mit einer Geschichte, mit der Bewegung eines Körpers durch Raum und Zeit identifiziert. In dem Moment, wo der Körper stirbt und sich das Bewusstsein aus dieser Identifikation löst, ist der Eindruck dieses persönlichen Selbst verschwunden.
Auf die philosophisch entkräftende Lehre von der Reinkarnation der Seelen folgte bald die Erfindung der Doktrin, nach welcher man dem Selbst auf ewig entrinnen kann, indem man in die universale Ruhe und den universalen Frieden der absoluten Einheit mit Brahman, durch völlige Abwendung von der Welt, eintaucht. Irdisches Wünschen und menschlicher Ehrgeiz wurden wirkungsvoll erdrosselt und praktisch zerstört, und so wurden die Türen für den Eintritt jener späteren Kulte und Lehren weit geöffnet, welche viele Hinduvölker praktisch in die Ketten geistiger Hoffnungslosigkeit gelegt haben.
Das im einundzwanzigsten Jahrhundert immer noch Väter oder Brüder ihre Töchter oder Schwestern ermorden, weil diese Sex vor der Ehe hatten und gleichzeitig Massenvergewaltigungen an Frauen nahezu alltäglich sind, zeigt sehr deutlich, dass es noch ein weiter Weg zu wahrer Mitmenschlichkeit ist. Abtreibung weiblicher Babys, Mädchentötung, Ehrenmorde, Mitgiftmorde, Vergewaltigung - das Ausmaß der Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Indien ist enorm.
Der Hinduismus hat überlebt, weil er seinem Wesen nach ein integrierender Bestandteil des grundlegenden gesellschaftlichen Gewebes Indiens ist. Er kennt keine große Hierarchie, die gestört oder vernichtet werden könnte; er ist in das Lebensmuster des Volkes eingewoben. Er besitzt eine Anpassungsfähigkeit an wechselnde Bedingungen, die alle anderen Kulte übertrifft, und er zeigt vielen anderen Religionen gegenüber eine tolerante und aufnahmebereite Haltung; von Gautama Buddha und sogar von Christus wird behauptet, sie seien Inkarnationen Vischnus gewesen.
Das Ringen um Wahrheit in China
Während die Missionare aus Salem durch Asien zogen und die Lehre vom Allerhöchsten Gott und von der Errettung durch den Glauben verbreiteten, nahmen sie auch vieles vom philosophischen und religiösen Denken der verschiedenen Länder an, durch die sie kamen. Aber die von Melchisedek beauftragten Lehrer und ihre Nachfolger verrieten ihren Auftrag nicht; sie gingen tatsächlich zu allen Völkern des eurasischen Kontinents, und um die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends gelangten sie nach China.
Eine direkte Folge dieser Lehrtätigkeit war die früheste Form des in China entstehenden Taoismus, einer Religion, die von derjenigen, die heute diesen Namen trägt, sehr verschieden war. Aber die Salemiten hatten sich nicht umsonst abgemüht. Denn auf den Grundlagen ihres Evangeliums bauten die großen chinesischen Philosophen des sechsten Jahrhunderts ihre Lehren auf. Sittliche Atmosphäre und geistige Gefühle der Zeit von Lao-tse und Konfuzius wuchsen aus den in einem früheren Zeitalter gesäten Lehren der Missionare Salems.
Lao-tse stützte sich direkt auf die Konzepte der Überlieferungen Salems, wenn er erklärte, Tao sei die Einzige Erste Ursache der ganzen Schöpfung. Lao war ein Mann mit einer sehr großen geistigen Vision. Er lehrte, dass „des Menschen ewige Bestimmung die nie endende Vereinigung mit Tao, dem Höchsten Gott und Universalen König sei“. Lao-tse verkündete auch als einer der ersten die Lehre, Böses mit Gutem zu vergelten: „Güte erzeugt wiederum Güte, aber im wahrhaft Gütigen erzeugt auch Böses Güte.“
Sein Verständnis vom ewigen Vorhaben Gottes war klar, denn er sagte: „Die Absolute Gottheit kämpft nicht, sondern ist immer siegreich; sie zwingt die Menschheit nicht, sondern hält sich stets bereit, deren wahre Wünsche zu beantworten; Gottes Wille ist ewig geduldig und sein Ausdruck auf ewig unvermeidlich.“ Und damit die Wahrheit ausdrückend, dass es seliger ist zu geben als zu nehmen, sagte er vom wahrhaft religiösen Menschen: „Der gute Mensch versucht nicht, die Wahrheit für sich selber zu behalten, sondern trachtet vielmehr danach, solche Reichtümer seinen Gefährten weiterzugeben, denn das ist die Verwirklichung der Wahrheit. Der Wille des Absoluten Gottes ist immer wohltätig, nie zerstörerisch; der wahre Gläubige nimmt sich stets vor zu handeln, hingegen nie, Zwang auszuüben.“
Laos Lehre von der Widerstandslosigkeit und der Unterschied, den er zwischen Handeln und Zwingen machte, wurden später zum Glauben des „nichts sehen, nichts tun und nichts denken“ pervertiert. Aber Lao lehrte nie einen solchen Irrtum; seine Darlegung der Widerstandslosigkeit war vielmehr ein Faktor in der Weiterentwicklung der Vorliebe der chinesischen Völker für den Frieden.
Aber der volkstümliche Taoismus des einundzwanzigsten Jahrhunderts hat sehr wenig gemein mit den erhabenen Gefühlen und kosmischen Konzepten des alten Philosophen, der die Wahrheit lehrte, wie er sie wahrnahm, nämlich dass der Glaube an den Absoluten Gott die Quelle jener göttlichen Energie ist, die die Welt neu machen wird und durch welche der Mensch hinaufgelangt zur geistigen Vereinigung mit Tao, der Ewigen Gottheit.
Gautama Siddharta
Zugleich mit Lao-tse und Konfuzius in China trat in Indien ein anderer großer Lehrer auf. Gautama Siddharta wurde im sechsten Jahrhundert vor Christus in der nordindischen Provinz Nepal geboren. Seine Anhänger ließen ihn später als den Sohn eines märchenhaft reichen Herrschers erscheinen, aber in Wirklichkeit war er der gesetzliche Thronfolger eines kleinen Stammesfürsten, der über ein kleines und abgelegenes Bergtal im südlichen Himalaja herrschte.
Sechs Jahre verbrachte er in strenger yogischer Praxis, doch er fand weder innere Ruhe noch die ersehnten Antworten. Dem Hungertod nahe erkannte er, dass dies nicht der Weg zur Befreiung sein könne. Die ganze Sache kam ihm nutzlos, fruchtlos, sinnlos vor. Er war leer. Denn wo es nichts zu tun gibt, kann sich der Verstand nicht mehr vom Fleck rühren. Es gab nichts mehr zu erreichen, und man konnte ohnehin nichts erreichen. Nicht nur die materielle Welt verlor jeglichen Reiz, sondern auch die spirituelle. Er entspannte sich. Er tat von sich aus nicht das Geringste, um zu entspannen. Unter dem Bodhi-Baum war er nicht auf Entspannung aus. Es gab nichts zu tun, nichts, was Anspannung mit sich bringt – nichts zu wünschen, keine Zukunft, keine Hoffnung. Entspannung überkam ihn. Und er “erwachte”.
Jetzt können wir Buddhas Schwierigkeit verstehen. Würde er sagen, dass er durch irgendwelche Methoden ans Ziel gekommen ist, dann wäre das gelogen gewesen, denn er kam erst in dem Moment ans Ziel, als keine Methode mehr da war. Würde er sagen, er hätte es durch Anstrengung geschafft, dann hätte er gelogen, denn er schaffte es ja erst in dem Moment, als keine Anstrengung mehr da war. Aber würde er sagen: “Strengt euch nicht an, dann werdet ihr ankommen”, hätte er wieder gelogen, denn zu seiner Mühelosigkeit gelangte er nur aufgrund jener sechs Jahre der Anstrengung. Ohne diese Anstrengung, diese sechsjährige unerbittliche Anstrengung, hätte es nicht zu diesem Zustand der Mühelosigkeit kommen können. Nur aufgrund jener wahnsinnigen Anstrengung erreichte er einen Gipfel, von wo aus es nirgends mehr weiterging, wo er sich entspannte und ins Tal fallen ließ.
Dies muss man sich aus vielerlei Gründen vor Augen führen. Spirituelle Anstrengung ist das widersprüchlichste Phänomen, das es gibt. Ja, ohne Mühe geht es nicht – aber bei vollem Bewusstsein, dass diese Mühe zu nichts führen wird. Diese Mühe muss man sich nur deshalb machen, um die Nicht-Mühe zu erreichen, nur um zur Mühelosigkeit zu gelangen.
Da ihn alle überlieferten Religionen und ihre Methoden seinen Zielen nicht näher brachten, gab Gautama diese auf und entwickelte seine eigene Lehre. Er nannte dies den „Mittleren Weg“, weil er die Extreme anderer religiöser Lehren meidet. Daraus entwickelte sich die Philosophie des Buddhismus. Gautama kämpfte entschlossen aber fruchtlos gegen das wachsende Kastenwesen. Man spürte an diesem jungen Propheten-Fürsten eine erhabene Aufrichtigkeit und einzigartige Selbstlosigkeit, die auf die Menschen jener Tage eine große Anziehungskraft ausübte. Er wandte sich von der Praxis ab, das individuelle Heil in physischer Peinigung und persönlichem Schmerz zu suchen. Und er forderte seine Anhänger auf, sein Evangelium in alle Welt hinauszutragen.
Mitten in die Wirrnis und extremen Kultpraktiken Indiens kamen die gesünderen und gemäßigteren Lehren Gautamas wie ein erleichtertes Aufatmen. Da Gautama nicht an die Existenz individueller menschlicher Seelen glaubte, kämpfte er natürlich tapfer gegen den altehrwürdigen Seelenwanderungsglauben. Er unternahm eine edle Anstrengung, die Menschen von Furcht zu befreien und dafür zu sorgen, dass sie sich im Großen Universum wohl und wie zu Hause fühlten, aber er war nicht in der Lage, ihnen den Pfad zu jenem realen und himmlischen Zuhause der aufsteigenden Sterblichen und zum wachsenden Dienst in einer ewigen Existenz zu weisen.
Gautama war ein wirklicher Prophet, und hätte er die Anweisungen des Eremiten Godad beachtet, hätte er vielleicht ganz Indien durch das inspirierende Wiederaufleben des Salem-Evangeliums vom rettenden Glauben wachgerüttelt. Godad war der Nachkomme einer Familie, in der die Überlieferungen der Missionare Melchisedeks nie verloren gegangen waren.
In Benares gründete Gautama seine Schule, und es begab sich im zweiten Jahr ihres Bestehens, dass ein Schüler, Bautan, seinem Lehrer eröffnete, was er von der Überlieferung der Missionare Salems über den Bund Melchisedeks mit Abraham wusste; und obwohl Siddharta keine sehr klare Vorstellung vom Universalen Vater hatte, vertrat er nun einen fortschrittlichen Standpunkt in Bezug auf die Errettung durch den Glauben - durch einfaches Vertrauen.
Wenn es in seiner besten Form verkündet wurde, war Gautamas Evangelium von der universalen Errettung, frei von Opfern, Marter, Ritual und Priestern, für seine Zeit eine revolutionäre und erstaunliche Doktrin. Und es kam einem Wiederaufleben des Evangeliums von Salem erstaunlich nahe. Es brachte Millionen von verzweifelnden Menschen Hilfe, und trotz seiner in späteren Jahrhunderten erfolgten grotesken Entstellung bleibt es immer noch die Hoffnung von Millionen menschlicher Wesen.
Die große Wahrheit in Gautamas Lehre war seine Verkündigung eines Universums absoluter Gerechtigkeit. Er lehrte die beste je von sterblichen Menschen erfundene Philosophie ohne Gott; sie war der ideale Humanismus, und sie entzog Aberglauben, magischen Ritualen und der Furcht vor Phantomen und Dämonen sehr wirksam allen Grund.
Die Hindus meinten, Buddha zerstöre alle Religion, er lehre die Gottlosigkeit. Doch Buddha war kein Atheist, aber er klang wie ein Atheist, weil er sagte, dass es nichts Substantielles in der Existenz gibt: “Die Existenz ist leer.” Aber das hat er nur gesagt, um den Geist von all dem erlernten Wissen dieser Welt zu befreien. In Wahrheit erreicht GOTT nur der, der sich vollkommen leer macht. Nichts sollte von uns als Person übrig sein. Deswegen sagt Jesus im Kurs: “Die Funktion der Lehrer GOTTES ist es, wahres Lernen in die Welt zu bringen. Genaugenommen ist es Verlernen, was sie bringen, denn das ist wahres Lernen in der Welt.”
Viele kamen zu Buddha. Sie kamen und gingen. Sie kamen mit ihren vorgefassten Meinungen zu ihm, und dann gingen sie hin und verbreiteten diese. Nur sehr wenige, ganz, ganz wenige verstanden. Denn verstehen können wir nur gemäß unserer Auffassungsgabe. Nur dann, wenn wir bereit sind zu schmelzen, uns zu verändern und transformieren zu lassen, können wir verstehen. So war es auch bei Jesus, dessen Botschaft vor zweitausend Jahren nur wenige verstanden haben, weil nur wenige bereit waren, sich zu verändern.
Gautama lehrte viel mehr an Wahrheit als in den modernen Kulten, die seinen Namen tragen, überlebt hat. Der moderne Buddhismus ist nicht mehr die Lehre Gautama Siddhartas, als das Christentum die Lehre Jesu von Nazareth ist. Doch der Buddhismus ist heute eine lebendige, wachsende Religion, weil es ihm gelingt, viele der höchsten sittlichen Werte seiner Anhänger zu bewahren. Er fördert innere Ruhe und Selbstbeherrschung, erhöht Heiterkeit und Glück und trägt viel dazu bei, Schmerz und Trauer vorzubeugen.
Die Lehren Salems in Arabien
Die Lehren Melchisedeks vom einen Gott wurden in der arabischen Wüste erst in relativ junger Zeit heimisch. Wie in Griechenland scheiterten die Missionare Salems auch in Arabien wegen ihres falschen Verständnisses der Anweisungen Melchisedeks. Nicht einmal in China oder Rom scheiterten die Lehren Melchisedeks vollständiger als in dieser so nahe bei Salem gelegenen Wüstengegend. Lange nachdem die Mehrheit der Völker im Morgen- und Abendland Buddhisten beziehungsweise Christen geworden waren, lebte man in der arabischen Wüste wie vor Jahrtausenden weiter. Jeder Stamm verehrte seinen althergebrachten Fetisch, und viele einzelne Familien hatten ihre eigenen Hausgötter.
Es gab zahlreiche Zentren, die auf Jesu Evangelium hätten ansprechen können, aber die christlichen Missionare dieser Wüstenländer waren eine gestrenge und unbeugsame Gruppe, ganz im Gegensatz zu den kompromissfreudigen Neuerern, die als Missionare in den Mittelmeerländern tätig waren. Hätten Jesu Anhänger seine Weisung, „in alle Welt zu gehen und das Evangelium zu predigen“, ernster genommen und wären sie bei dieser Predigt freundlicher und in den damit einhergehenden gesellschaftlichen Ansprüchen eigener Erfindung weniger streng gewesen, dann hätten viele Länder einschließlich Arabiens glücklich das einfache Evangelium des Zimmermannssohnes angenommen.
Trotz der Tatsache, dass es den großen Monotheismen der Levante misslang, in Arabien Fuß zu fassen, war dieses Wüstenland fähig, einen Glauben hervorzubringen, der, obwohl geringere gesellschaftliche Ansprüche stellend, nichtsdestoweniger monotheistisch war.
Es gab im Zusammenhang mit den primitiven und unorganisierten Glaubensvorstellungen der Wüste nur einen einzigen Faktor stammverwandter oder nationaler Natur, und das war der ganz besondere und allgemeine Respekt, den beinahe alle arabischen Stämme gewillt waren, einem bestimmten Fetisch aus schwarzem Stein in einem bestimmten Tempel in Mekka zu bezeugen. Dieser gemeinsame Punkt des Kontaktes und der Verehrung führte in der Folge zur Errichtung der islamischen Religion.
Die Verehrung des Schwarzen Steins geht auf den altarabischen Steinkult zurück. Im Zuge der Islamisierung dieses Rituals wurde dem Stein eine übernatürliche Herkunft zugeschrieben. Einige Prophetengefährten standen seiner Verehrung dagegen kritisch gegenüber, weil sie darin ein Relikt des altarabischen Heidentums sahen. Während der Belagerung von Mekka im Oktober 683 wurde der Schwarze Stein von einem Katapultgeschoss getroffen und zerbrach in drei Stücke. In späterer Zeit wurde er noch mehrmals beschädigt und wird seither von einer Silbereinfassung zusammengehalten.
Die Stärke des Islams ist seine scharf gezeichnete und klar definierte Darstellung Allahs als der einen und einzigen Gottheit gewesen, seine Schwäche, militärische Gewalt mit seiner Verkündigung zu verbinden, und seine Herabwürdigung der Frau. Aber er hat standhaft an seiner Darstellung der Einen Universalen Gottheit aller festgehalten, des Gottes, „der das Unsichtbare und das Sichtbare kennt. Er ist der Erbarmende und der Mitleidvolle.“ „Gott ist wahrhaft voller Güte zu allen Menschen.“ „Und wenn ich krank bin, ist er es, der mich heilt.“ „Denn wann immer drei miteinander reden, ist Gott als vierter gegenwärtig“, denn ist er nicht „der Erste und der Letzte und auch der Sichtbare und der Verborgene?“
Moses und die Zeit danach
Die Entwicklung der hebräischen Konzepte und Ideale von einem Höchsten Schöpfer beginnt mit dem Auszug der Semiten aus Ägypten unter dem großen Führer, Lehrer und Organisator Moses. Seine Mutter gehörte der königlichen Familie Ägyptens an; sein Vater war ein semitischer Verbindungsoffizier zwischen der Regierung und den gefangenen Beduinen.
Den Verlockungen der Kultur des Königreichs am Nil zum Trotz entschloss sich Moses, sein Los mit dem Volk seines Vaters zu teilen. Zu der Zeit, als dieser große Organisator seine Pläne für die schließliche Befreiung des Volkes seines Vaters schmiedete, besaßen die gefangenen Beduinen kaum eine dieses Namens würdige Religion; sie waren praktisch ohne wahre Gottesvorstellung und ohne Hoffnung in der Welt. Kein Führer hat es je unternommen, eine verlorenere, niedergeschlagenere, hoffnungslosere und unwissendere Schar menschlicher Wesen zu reformieren und aufzurichten.
Auch wenn Moses Versuch den Auszug aus Ägypten auf diplomatische Wege zu erreichen letztendlich scheiterte, ließ Moses sich nicht entmutigen. Er wartete den richtigen Augenblick ab, und nach weniger als einem Jahr, als die militärischen Kräfte Ägyptens voll damit beschäftigt waren, gleichzeitig dem Ansturm von aus dem Süden vorstoßenden Lybiern und einer griechischen Schiffsinvasion aus dem Norden zu widerstehen, führte dieser unerschrockene Organisator seine Landsleute in einer spektakulären nächtlichen Flucht aus Ägypten. Dieser kühne Sprung in die Freiheit wurde sorgfältig geplant und gewandt ausgeführt. Und sie waren erfolgreich, obwohl ihnen der Pharao und eine kleine Abteilung von Ägyptern dicht auf den Fersen folgten, dabei aber von den sich verteidigenden Flüchtlingen sämtlich vernichtet wurden und eine große Beute zurückließen, die noch vermehrt wurde durch die Plünderungen der vorrückenden Scharen befreiter Sklaven auf ihrem Weg nach ihrer angestammten Heimat in der Wüste.
Moses hatte von den Lehren Machiventa Melchisedeks sowohl durch seinen Vater wie durch seine Mutter erfahren, denn der beiden gemeinsame religiöse Glaube war die Erklärung für diese ungewöhnliche Verbindung zwischen einer Frau königlichen Blutes und einem eines gefangenen Volkes angehörenden Mann.
Moses wurde also als ein El Schaddaist aufgezogen; unter dem Einfluss seines Schwiegervaters wurde er El Elyonist; und bis zu der Zeit, als die Hebräer nach ihrer Flucht aus Ägypten am Berg Sinai lagerten, hatte er sich ein neues und erweitertes, aus all seinen vorhergehenden Glaubensvorstellungen bezogenes, Gottheitskonzept ausgedacht, das er sich weise entschloss, seinem Volk als erweitertes Konzept seines alten Stammesgottes Jahve zu verkünden.
Moses hatte versucht, diese Beduinen die Idee El Elyons zu lehren, aber noch vor dem Auszug aus Ägypten war er zu der Überzeugung gelangt, dass sie diese Vorstellung nie recht verstehen würden. Deshalb entschied er sich vorsätzlich für die Kompromisslösung, ihren Stammesgott der Wüste zu übernehmen und ihn zu dem einen und einzigen Gott seiner Gefolgsleute zu machen. Moses lehrte nicht ausdrücklich, dass andere Völker und Nationen nicht auch andere Götter haben könnten, aber er hielt, insbesondere gegenüber den Juden, entschieden daran fest, dass Jahve über allen anderen stehe. Aber immer litt er unter der misslichen Lage, dass er versuchen musste, diesen unwissenden Sklaven seine neue und höhere Gottheitsidee unter der Maske der alten Bezeichnung Jahve darzubieten, der immer im goldenen Kalb der Beduinenstämme symbolisiert worden war.
Die Tatsache, dass Jahve der Gott der fliehenden Hebräer war, erklärt, weshalb sie so lange vor dem heiligen Berg des Sinai verweilten und weshalb sie dort die zehn Gebote erhielten, die Moses im Namen Jahves, des Gottes des Horeb, verkündete. Während dieses langen Aufenthaltes vor dem Sinai wurde das religiöse Zeremoniell des sich neu entwickelnden hebräischen Kultes weiter vervollkommnet.
Es scheint nicht, dass es Moses jemals gelungen wäre, seine ziemlich fortschrittliche zeremonielle Gottesverehrung einzuführen und seine Gefolgsleute während eines Vierteljahrhunderts zusammenzuhalten, wenn es nicht zu einem heftigen Ausbruch des Horebs in der dritten Woche ihres andächtigen Aufenthaltes an seinem Fuße gekommen wäre. „Der Berg Jahves verzehrte sich in Feuer und der Rauch stieg auf wie Rauch aus einem Schmelzofen, und der ganze Berg bebte gewaltig.“ Angesichts dieser Naturkatastrophe ist es nicht verwunderlich, dass Moses seinen Brüdern die Lehre einhämmern konnte, ihr Gott sei „mächtig, schrecklich, ein verzehrendes Feuer, furchterregend und allmächtig“.
Moses verkündete, dass Jahve der Herr Gott Israels sei, der die Hebräer als sein auserwähltes Volk ausgesucht habe; er war dabei, eine neue Nation aufzubauen, und er gab seinen religiösen Lehren wohlweislich einen nationalistischen Anstrich, wobei er seinen Anhängern sagte, dass Jahve ein harter Arbeitgeber, ein „eifersüchtiger Gott“, sei. Aber nichtdestoweniger versuchte er, ihre Vorstellung von Göttlichkeit zu erweitern, wenn er sie lehrte, dass Jahve der „Gott der Geiste alles Fleisches“ sei, und wenn er sagte: „Der ewige Gott ist eure Zuflucht, und unter euch sind seine ewigen Arme.“ Moses lehrte, dass Jahve ein Gott sei, der Verträge einhalte; dass er „euch nicht verlassen, noch euch vernichten oder den Bund eurer Väter vergessen wird, denn der Herr liebt euch und wird den Eid nicht vergessen, den er euren Vätern geschworen hat“.
Moses unternahm eine heroische Anstrengung, Jahve zu der Würde einer höchsten Gottheit zu erheben, wenn er ihn darstellte als den „Gott der Wahrheit und ohne Falsch, gerecht und gerade in all seinem Tun“. Und doch machte es trotz dieser erhabenen Lehre das begrenzte Verständnis seiner Anhänger nötig, von Gott als von einem Wesen nach dem Bilde des Menschen zu sprechen, das Anfällen von Unmut, Zorn und Strenge unterworfen war, das sogar rachsüchtig und durch menschliches Verhalten leicht beeinflussbar war.
Durch Mose Lehrtätigkeit wurde aus Jahve, diesem Naturgott eines Stammes, der Herr Gott Israels, der ihnen durch die Wüste und schließlich sogar ins Exil folgte, wo man sich ihn sehr bald als den Gott aller Völker dachte. Die spätere Gefangenschaft, die die Juden in Babylon versklavte, befreite endlich das sich entwickelnde Konzept Jahves, der nun die monotheistische Rolle des Gottes aller Nationen übernahm.
Der ganz einmalige und erstaunliche Aspekt der religiösen Geschichte der Hebräer ist diese ununterbrochene Entwicklung des Gottheitskonzeptes vom primitiven Gott des Bergs Horeb über die Lehren ihrer aufeinander folgenden geistigen Führer bis zu der hohen Entwicklungsstufe, die in den Gottheitsvorstellungen der beiden Jesajas zum Ausdruck kommt, die das wundervolle Konzept des liebenden und erbarmenden Schöpfer-Vaters verkündeten.
Moses war eine außergewöhnliche Kombination aus militärischem Führer, sozialem Organisator und religiösem Lehrer. Er war der wichtigste einzelne Lehrer und Führer der Welt zwischen Machiventa und Jesus. Moses versuchte, in Israel viele Reformen einzuführen, von denen es keine Kunde mehr gibt. Im Laufe eines einzigen Menschenlebens führte er die vielsprachige Horde der so genannten Hebräer hinaus aus Sklaverei und unzivilisiertem Herumziehen und legte den Grund zu der späteren Geburt einer Nation und zum Fortdauern eines Volkes.
Von Mose großem Werk ist deshalb so wenig überliefert, weil die Hebräer zur Zeit des Exodus keine geschriebene Sprache besaßen. Der Bericht über die Zeit Mose und seine Taten wurde den Überlieferungen entnommen, die mehr als tausend Jahre nach dem Tod des großen Führers noch vorhanden waren.
Moses glaubte an die Vorsehung; er war vollkommen durchdrungen von den ägyptischen Lehren betreffend die übernatürliche Lenkung des Nils und der anderen Naturkräfte. Er hatte eine großartige Sicht Gottes, aber er war vollkommen aufrichtig, wenn er die Hebräer lehrte, dass wenn sie Gott gehorchten, „Er euch lieben, segnen und vermehren wird. Er wird vermehren die Frucht eures Schoßes und die Frucht eures Landes - Korn, Wein, Öl und eure Herden. Ihr sollt über alle anderen Völker gesegnet sein, und der Herr euer Gott wird alle Krankheit von euch nehmen und keine der schlimmen Leiden Ägyptens über euch bringen.“ Er sagte sogar: „Denkt an den Herrn euren Gott, denn er ist es, der die Macht gibt, Reichtum zu gewinnen.“ „Ihr sollt vielen Nationen leihen, aber ihr sollt nicht borgen. Ihr werdet über viele Nationen regieren, aber sie sollen nicht über euch regieren.“ Die Vorstellung von den Juden als Geldverleiher und damit als das Volk, das die Welt durch Geld beherrscht, ist religiösen Ursprungs und ist über 2500 Jahre alt.
Moses hatte Bedenken, Jahves Barmherzigkeit zu verkünden. Er zog es vor, sein Volk mit heiliger Furcht vor der Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen, und er sagte: „Der Herr euer Gott ist der Gott der Götter und der Herr der Herrn, ein gewaltiger Gott, ein mächtiger und schrecklicher Gott, der des Menschen nicht achtet.“ Und wiederum versuchte er, die turbulenten Klane unter Kontrolle zu behalten, wenn er erklärte: „Euer Gott tötet, wenn ihr ihm nicht gehorcht; er heilt und schenkt Leben, wenn ihr ihm gehorcht.“ Aber Moses lehrte diese Stämme, dass sie das auserwählte Volk Gottes nur unter der Bedingung werden würden, „dass sie all seine Gebote hielten und all seinen Gesetzen gehorchten“.
Obwohl Moses die Kinder Israels flüchtige Blicke auf eine universale und wohltätige Gottheit werfen ließ, war ihr alltägliches Jahvebild im Ganzen dasjenige eines Gottes, der nur wenig besser als die Stammesgötter der umliegenden Völker war. Ihr Gotteskonzept war primitiv, roh und anthropomorph; als Moses verschied, kehrten diese Beduinenstämme rasch zu den halbbarbarischen Ideen von ihren alten Göttern des Horeb und der Wüste zurück. Die erweiterte und erhabene Gottesvision, die Moses seinen Führern dann und wann vorlegte, wurde rasch aus den Augen verloren, während sich das Volk überwiegend wieder der Anbetung seiner goldenen Fetischkälber, dem Stierkult, dem Jahvesymbol der palästinensischen Hirten, zuwandte.
Der Stierkult ist in vielen alten Kulturen der Welt zu finden, aber es ist bemerkenswert, dass auch der moderne Mensch zum Stierkult zurückgekehrt ist. Im Bowling Green Park im Financial District in Manhattan, New York City, steht der Charging Bull, auch bekannt als der Wall Street Bull. Er ist das Symbol für aggressiven finanziellen Erfolg. Ein gigantischer Bulle aus Stahl mit goldenen Hörnern steht in der Mitte des Red-Bull-Rings in Spielberg, Österreich, und dient als unverwechselbares Wahrzeichen der Marke Red Bull. Milliarden von Getränkedosen transportieren das Symbol und die Botschaft des aggressiven roten Bullen über den ganzen Planeten. Der Götze des modernen Menschen ist der Erfolg im wirtschaftlichen und sportlichen Wettbewerb, der mit Geld belohnt wird.
Der Formel-1-Rennfahrer Sebastian Vettel brachte diese Haltung des modernen Menschen eindrucksvoll zum Ausdruck, als er sich beim Großen Preis von Indien 2013, nach seinem vierten und letzten Gewinn des Weltmeistertitels, in Form einer religiösen Niederwerfung vor seinem roten Bullen verneigte. Auch wenn es in erster Linie ein Ausdruck seines Dankes an sein Team war, so war es gleichzeitig eine beeindruckende Symbolik für das intensive Streben des modernen Menschen nach individuellem, weltlichem Erfolg - dem Götzen des modernen Menschen.
Das Streben nach geistiger Befreiung und die Orientierung an höheren Werten spielt für die meisten modernen Menschen keine Rolle mehr. Selbst die Beschäftigung mit Spiritualität ist vielfach zu einem persönlichen Egotrip verkommen; statt einer wirtschaftlichen oder sportlichen Karriere wird nun eine "spirituelle" Karriere angestrebt. Der klassische Lebenslauf wird durch den "spirituellen" Lebenslauf ersetzt, in dem alles aufgelistet wird, was irgendwie nach Spiritualität klingt. Die selbsternannten spirituellen Lehrer verweisen gerne darauf, wie lange sie sich schon auf einem bestimmten spirituellen Weg befinden. Das ist besonders widersinnig, da es beim spirituellen Weg darum geht, ans Ziel zu kommen, und nicht darum, möglichst lange unterwegs zu sein. Gerade der Kurs ist ein Wegweiser, der hilft, den Weg aus der Illusion der Trennung, mit Hilfe der heiligen Beziehung, zu verkürzen. Eine jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Kurs, ohne im glücklichen Traum - im Jetzt . anzukommen, ist Ausdruck unseres Widerstands gegen die Wahrheit, aber nichts, was uns zur Ehre gereicht.
Die Hebräer waren damals nahe daran, jede Idee von Monotheismus zu verlieren; sie begaben sich beinah ihrer Chance, das Volk zu werden, das in der geistigen Evolution der Erde als unentbehrliches Bindeglied dienen sollte, die Gruppe, die Melchisedeks Lehre vom einen Gott bis in die Tage der Inkarnation eines sich selbst hingebenden Sohnes des Vaters aller bewahren sollte. Sie wurden götzendienerisch und ausschweifend, und ihre Gottheitsidee fiel tief unter die ägyptischen und mesopotamischen Gotteskonzepte hinab, die von bestimmten überlebenden Gruppen Salems aufrechterhalten wurden und in einigen Psalmen und im so genannten Buch Hiob festgehalten sind.
Die Psalmen sind das Werk von etwa zwanzig oder mehr Verfassern; ägyptische und mesopotamische Lehrer haben viele von ihnen geschrieben. In jenen Zeiten, als man in der Levante die Naturgötter verehrte, gab es immer noch eine stattliche Anzahl von Menschen, die an die alles überragende Stellung El Elyons, des Allerhöchsten, glaubten.
Keine Sammlung religiöser Schriften drückt solch einen Reichtum an Hingabe und inspirierenden Ideen über Gott aus wie das Buch der Psalmen. Und es wäre sehr hilfreich, wenn man sich beim sorgfältigen Durchlesen dieser wundervollen Sammlung andächtiger Literatur die Quelle und die zeitliche Stellung jeder einzelnen Hymne des Lobes und der Anbetung eingedenk dessen vergegenwärtigen könnte, dass keine andere einzelne Sammlung sich über einen derart langen Zeitraum erstreckt. Das Buch der Psalmen ist die Niederschrift der verschiedenen Vorstellungen, die sich die überall in der Levante an die Religion Salems Glaubenden von Gott machten, und es umfasst den ganzen Zeitraum von Amenemope bis Jesaja. In den Psalmen wird Gott in allen Auffassungsphasen dargestellt, von der kruden Idee einer Stammesgottheit bis zu dem gewaltig erweiterten Ideal der späteren Hebräer, worin Jahve als ein liebender Herrscher und erbarmungsvoller Vater geschildert wird.
Und wenn man sie unter diesem Blickwinkel betrachtet, bildet diese Psalmensammlung die wertvollste und hilfreichste Auswahl hingebungsvoller Gefühle, die von Menschen bis hinab ins zwanzigste Jahrhundert je zusammengetragen wurde.
Das im Buch Hiob gezeigte vielgesichtige Bild der Gottheit war die Frucht einer sich über fast dreihundert Jahre erstreckenden Arbeit von mehr als zwanzig religiösen Lehrern Mesopotamiens.
Gottes Weisheit und alles durchdringende Gegenwart wurden in Palästina oft erfasst, aber nur selten seine Liebe und Barmherzigkeit.
Heilige und weltliche Geschichte der Hebräer
Die Gewohnheit, die Berichte über die Erfahrungen der Hebräer als heilige Geschichte und die Geschehnisse der restlichen Welt als profane Geschichte zu betrachten, ist für einen guten Teil der Verwirrung verantwortlich, die im menschlichen Gemüt hinsichtlich der Interpretation der Geschichte herrscht. Und diese Schwierigkeit entsteht, weil es keine weltliche Geschichte der Juden gibt. Nachdem die Priester im babylonischen Exil ihre neue Version vom angeblich mirakulösen Umgang Gottes mit den Hebräern fertig gestellt hatten - die heilige Geschichte Israels, wie sie im Alten Testament dargestellt wird - zerstörten sie die existierenden Berichte über die hebräischen Angelegenheiten sorgfältig und vollständig - Bücher wie „Die Taten der Könige Israels“ und „Die Taten der Könige Judas“ nebst mehreren anderen mehr oder weniger genauen Beschreibungen der hebräischen Geschichte.
Um zu verstehen, wie es kam, dass der von der weltlichen Geschichte ausgehende zerstörerische Druck und unentrinnbare Zwang die gefangenen und von Fremden regierten Juden derart terrorisieren konnten, dass sie eine vollständige Neuschreibung und Neufassung ihrer Geschichte versuchten, sollten wir rasch durch die Stationen ihrer erstaunlichen nationalen Erfahrung gehen. Es muss daran erinnert werden, dass es den Juden nicht gelang, eine angemessene nichttheologische Lebensphilosophie zu entwickeln. Sie schlugen sich mit ihrem ursprünglichen ägyptischen Konzept göttlicher Belohnungen für Rechtschaffenheit, verbunden mit grässlichen Strafen für Sünde, herum. Hiobs Drama war so etwas wie ein Protest gegen diese irrige Philosophie. Der unverhohlene Pessimismus des Predigers Salomo war damals eine nützliche weltliche Reaktion auf diesen übertrieben optimistischen Glauben an die Vorsehung.
Kohelet, der Prediger Salomos, erkannte die Bedeutungslosigkeit der Welt des Egos, aber er kannte keinen Weg zur Erlösung, weil er die Botschaft Jesus nicht kannte. Kohelet verstand, dass alles "Windhauch" ist, also bedeutungslos, weil vergänglich, aber als praktische Konsequenz empfiehlt er am Ende seiner Botschaft, sich eben diesem Windhauch zuzuwenden: ”Also: Iss freudig dein Brot und trink vergnügt deinen Wein; denn das, was du tust, hat Gott längst so festgelegt, wie es ihm gefiel. Trag jederzeit frische Kleider und nie fehle duftendes Öl auf deinem Haupt!” Damals eine verständliche Reaktion, aber an sich eine metaphysische Bankrotterklärung. Es ist die Stimme des Egos, die uns dazu einlädt, die Illusion der Trennung von GOTT erträglich zu gestalten, um sie aufrechtzuerhalten. Es ist der Versuch, aus Windhauch das Beste zu machen. Die Zeit hat an dieser zentralen Strategie des Egos nichts geändert - wir lassen uns immer noch dazu verführen.
Das Ego flüstert uns zu:
“Das Ende des Lebens kommt unweigerlich, auf welche Weise jenes Leben immer zugebracht wird. Vergnüge dich denn mit dem Schnellvergänglichen und Flüchtigen.” (EKIW: Kapitel 27, I. 7. 7.&8.)
“Dies sind keine Sünden, sondern Zeugnisse für den merkwürdigen Glauben, dass Sünde und Tod wirklich sind und Unschuld und Sünde auf die gleiche Weise mit dem Grabe enden werden. Wenn das wahr wäre, gäbe es einen Grund, sich damit zu begnügen, nach flüchtigen Freuden zu suchen und kleine Vergnügungen zu schätzen, wo immer man kann. Der Körper aber wird in diesem Bild nicht als neutral und ohne Ziel begriffen, das ihm selber innewohnt. Denn er wird zum Symbol des Vorwurfs, zum Zeichen der Schuld, deren Folgen nach wie vor zu sehen sind, so dass die Ursache nie geleugnet werden kann.” (EKIW: Kapitel 27, I. 8.)
Fünfhundert Jahre fremder Oberherrschaft waren selbst für die geduldigen und langmütigen Juden zu viel. Die Propheten und Priester begannen auszurufen: „Wie lange, oh Herr, wie lange noch?“ Wenn ein ehrlicher Jude die Schriften durchforschte, wurde seine Verwirrung nur noch schlimmer. Ein alter Seher hatte versprochen, dass Gott sein „auserwähltes Volk“ beschützen und befreien werde. Amos hatte gedroht, dass Gott Israel verlassen werde, wenn es nicht zu seinen Kriterien nationaler Rechtschaffenheit zurückkehre. Der Verfasser des Deuteronomiums hatte das Bild der Großen Wahl entworfen - zwischen Gut und Böse, zwischen Segen und Fluch. Der erste Jesaja hatte einen wohltätigen Befreier-König gepredigt. Jeremia hatte eine Ära innerer Rechtschaffenheit verkündet - den auf die Tafeln des Herzens geschriebenen Bund. Der zweite Jesaja sprach vom Heil durch Opfer und Erlösung. Hesekiel verkündete Befreiung durch hingebungsvollen Dienst, und Esra versprach Wohlstand durch Gesetzestreue. Aber trotz alledem schmachteten sie weiter in Sklaverei, und die Befreiung schob sich hinaus. Da entrollte Daniel sein Drama von der unmittelbar bevorstehenden „Krise“ - die Zerschmetterung der großen Statue und unverzügliche Errichtung der ewigen Herrschaft der Rechtschaffenheit, des messianischen Königreichs.
Und all diese falschen Hoffnungen führten zu einem derartigen Grad völkischer Enttäuschung und Frustration, dass die Führer der Juden in ihrer großen Verwirrung die Sendung und das Wirken eines göttlichen Sohnes verkannten und zurückwiesen, als dieser in Menschengestalt auf sie zukam.
Alle modernen Religionen haben beim Versuch, gewisse Epochen der menschlichen Geschichte auf mirakulöse Weise zu deuten, grobe Fehler begangen. Die Verfasser des Neuen Testamentes und spätere christliche Schriftsteller haben die Verdrehung der hebräischen Geschichte durch ihre gut gemeinten Versuche, die jüdischen Propheten ins Transzendente zu deuten, nur noch kompliziert. So ist die hebräische Geschichte sowohl durch jüdische wie christliche Autoren auf verheerende Weise ausgebeutet worden. Die weltliche hebräische Geschichte ist vollständig dogmatisiert worden. Sie ist in eine Fiktion heiliger Geschichte übergeführt und unentwirrbar mit den sittlichen Konzepten und religiösen Lehren der so genannten christlichen Nationen verknüpft worden.
Obwohl die hebräische Theologie sich einer Erweiterung verwehrte, spielte sie eine wichtige Rolle in der Entwicklung zweier anderer Weltreligionen - nicht nur des Christentums, sondern auch des Islams. Von den sogenannten Weltreligionen haben das Judentum und der Islam die meisten Gemeinsamkeiten. Beide Religionen sind monotheistisch und glauben an einen strafenden Gott, beide gehen auf den Stammvater Abraham zurück, die Grundlage ihres Glaubens ist eine heilige Schrift, der Koran im Islam und die Thora (Tanach) im Judentum, beide Schriften beziehen sich auf die Zehn Gebote des Moses, auch wenn sie im Koran in etwas abgewandelter Form erscheinen, beide erkennen Jesus als Propheten oder zumindest teilweise als Rabbi an, beide Religionen haben strenge Speise-, Bekleidungs- und Reinheitsvorschriften, in beiden Religionen haben Frauen keine religiöse Deutungshoheit, und beide Religionen verwenden den gleichen Gruß, Salam im Islam und Schalom im Judentum, was jeweils Frieden und Heil bedeutet. Und gerade die Vertreter dieser beiden Religionsgemeinschaften stehen sich seit Jahrhunderten als erbitterte Feinde gegenüber. Das zeigt wunderbar, wie das Ego-Denksystem funktioniert. Die eigenen unerlösten Themen werden nach außen projiziert und dort verurteilt und angegriffen.
“Du siehst seine [des Bruders] Verrücktheit, die du hasst, weil du sie teilst.” (Kapitel 19, IV. D. 12. 5.)
“Du hasst deinen Bruder nie um seiner Sünden, sondern nur um deiner eigenen willen. Welche Form seine Sünden auch anzunehmen scheinen, sie verschleiert nur die Tatsache, dass du glaubst, sie seien deine und verdienten deshalb den gerechten Angriff.” (EKIW: Kapitel 31, III. 1. 5.-6.)
Aus aktuellem Anlass erscheint es mir wichtig, auf Folgendes hinzuweisen: Es ist wichtig, die “Gesetze” des Chaos ans Licht zu bringen und zu verstehen, wozu sie da sind. Es sind die Gesetze, die die vom Ego gemachte Welt beherrschen. Und dennoch herrschen sie über nichts und sind bedeutungslos. Sie brauchen nicht gebrochen, sondern nur betrachtet und überschritten werden. Wenn wir jedoch glauben, im Nahen Osten tatsächlich Hass und Konflikt zu sehen, dann ist es wichtig, uns daran zu erinnern, dass es in Wahrheit keinen Konflikt im Nahen Osten gibt. Es gibt nur einen Konflikt in unserem eigenen gespaltenen Geist, den wir im Nahen Osten zu sehen glauben. Jesus weist uns im Kurs ganz klar darauf hin, dass wir uns nie über eine Tatsache ärgern können. Es ist immer eine Deutung, die negative Gefühle aufkommen lässt, ungeachtet ihrer anscheinenden Rechtfertigung durch das, was als Tatsachen erscheint. Wenn wir also glauben, im Nahen Osten Hass zu erblicken, dann ist es der Hass in unserem eigenen gespaltenen Geist. Alles Böse, das wir im Nahen Osten zu sehen glauben, ist der Konflikt und der Mangel an Liebe in unserem eigenen Geist.
“Die Wahrnehmung ist ein Spiegel, keine Tatsache.
Und das, worauf ich schaue, ist mein Geisteszustand,
der sich außen spiegelt.” (EKIW: Lektion 304, 1. 3.&4.)
Wir können uns also ganz konkret fragen: Wo habe ich Schwierigkeiten im Zusammenleben mit anderen Menschen auf engem Raum? Wo sind meine Konflikte im Zusammenleben mit Menschen, die den gleichen Lebensraum wie ich als ihr Zuhause betrachten? Wo sind meine ganz konkreten Schwierigkeiten mit Menschen aus anderen Kulturen? Und die zentralen Fragen dahinter lauten: Welchen inneren Konflikt projiziere ich dabei nach außen? Warum schaue ich weiterhin durch die Augen der Angst auf die Welt und bringe so meinem Geist die Zeugnisse des Schreckens? Es ist keine Liebe in der Angst, also warum halte ich weiter daran fest? Warum halte ich weiterhin die Welt der Schatten für die Wirklichkeit?
Platons Höhlengleichnis
Das Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie. Es stammt von Platon, der es von seinem Lehrer Sokrates erzählen lässt. Es beschreibt wunderbar den Weg des spirituellen Erwachens - das Erwachen zu jenem Wahrnehmungszustand, den Jesus im Kurs die wirkliche Welt nennt.
Die wirkliche Welt ist ein Symbol, wie alles übrige, was die Wahrnehmung anbietet. Doch steht sie für das, was dem entgegengesetzt ist, was wir gemacht haben. Unsere Welt wird durch die Augen der Angst gesehen und bringt unserem Geist die Zeugnisse des Schreckens. Die wirkliche Welt kann nicht wahrgenommen werden außer mit Augen, die die Vergebung segnet, so dass sie eine Welt erblicken, wo Angst und Schrecken unmöglich sind und keine Zeugnisse der Angst gefunden werden können.
Die wirkliche Welt ist das Symbol dafür, dass der Traum von Sünde und von Schuld vorbei ist und dass GOTTES SOHN nicht länger schläft, d.h. nicht mehr in der Höhle gefangen ist. Seine erwachenden Augen nehmen die deutliche Widerspiegelung von seines VATERS LIEBE wahr, das sichere Versprechen, dass er erlöst ist. Die wirkliche Welt bedeutet das Ende der Zeit, denn ihre Wahrnehmung macht die Zeit zwecklos.
Der HEILIGE GEIST braucht die Zeit nicht mehr, wenn sie SEINEM Zweck gedient hat. Jetzt wartet ER nur noch jenen einen Augenblick, da GOTT SEINEN letzten Schritt tut, dann ist die Zeit verschwunden und hat die Wahrnehmung im Gehen mitgenommen und nichts zurückgelassen als die Wahrheit, damit sie sie selbst sei. Jener Augenblick ist unser Ziel, denn er enthält die Erinnerung an GOTT. Und während wir auf eine Welt schauen, der vergeben ist, ist ER es, DER uns ruft und kommt, um uns heimzuholen, indem ER uns an unsere IDENTITÄT erinnert, DIE unsere Vergebung uns zurückerstattet hat.
“Ich bin nicht das Opfer der Welt, die ich sehe. Wie kann ich das Opfer einer Welt sein, die völlig aufgehoben werden kann, sobald ich mich dafür entscheide? Meine Ketten sind gelöst. Ich kann sie fallen lassen, einfach dadurch, dass ich danach verlange. Das Tor des Gefängnisses steht offen. Ich kann es verlassen, indem ich einfach hinausgehe. Nichts hält mich in dieser Welt. Nur mein Wunsch, zu bleiben, hält mich gefangen. Ich möchte meine wahnsinnigen Wünsche aufgeben und endlich an das Licht der Sonne treten.” (EKIW: Lektion 57, 1(31))
“Und im Sonnenlicht wirst du stehen, in Stille, in Unschuld und gänzlich ohne Angst. Und von dir wird die Ruhe, die du fandest, sich ausdehnen, sodass dein Frieden niemals wegfallen und dich obdachlos lassen kann. Diejenigen, die allen Frieden schenken, haben eine Wohnstatt im HIMMEL gefunden, die die Welt nicht zerstören kann. Denn sie ist groß genug, um die Welt in ihrem Frieden zu enthalten.” (EKIW: Kapitel 25, IV. 4. 7.-10.)
In der Höhle leben Menschen, die dort ihr ganzes Leben als Gefangene verbracht haben. Sie sind sitzend an Schenkeln und Nacken so festgebunden, dass sie immer nur nach vorn auf die Höhlenwand blicken und ihre Köpfe nicht drehen können. Daher können sie den Ausgang, der sich hinter ihren Rücken befindet, nie erblicken und von seiner Existenz nichts wissen. Auch sich selbst und die anderen Gefangenen können sie nicht sehen; das Einzige, was sie je zu Gesicht bekommen, ist die Wand, der sie zugedreht sind. Erhellt wird ihre Behausung von einem Feuer, das hinter ihnen weit oben in der Ferne brennt. Die Gefangenen sehen nur dieses Licht, das die Wand beleuchtet, nicht aber dessen Quelle. Auf der Wand sehen sie Schatten.
Da die bewegten Gegenstände auf die Höhlenwand, der die Gefangenen zugewendet sind, Schatten werfen, können die Höhlenbewohner die bewegten Formen schattenhaft wahrnehmen. Wenn jemand spricht, hallt das Echo von der Höhlenwand so zurück, als ob die Schatten sprächen. Daher meinen die Gefangenen, die Schatten könnten sprechen. Sie betrachten die Schatten als Lebewesen und deuten alles, was geschieht, als deren Handlungen. Das, was sich auf der Wand abspielt, ist für sie die gesamte Wirklichkeit und schlechthin wahr. Sie entwickeln eine Wissenschaft von den Schatten und versuchen, in deren Auftreten und Bewegungen Gesetzmäßigkeiten festzustellen und daraus Prognosen abzuleiten.
Würde einer der Gefangenen losgebunden und genötigt werden, aufzustehen, sich umzudrehen, zum Ausgang zu schauen und sich den Gegenständen selbst, deren Schatten er bisher beobachtet hat, zuzuwenden. Diese Person wäre schmerzhaft vom Licht geblendet und verwirrt. Sie hielten die nun in ihr Blickfeld gekommenen Dinge für weniger real als die ihr vertrauten Schatten. Daher hätte sie das Bedürfnis, wieder ihre gewohnte Position einzunehmen, denn sie wäre überzeugt, nur an der Höhlenwand sei die Wirklichkeit zu finden. Gegenteiligen Belehrungen eines wohlgesinnten Befreiers würde sie keinen Glauben schenken.
Wenn man einen Befreiten mit Gewalt aus der Höhle schleppte, würde er sich dagegen sträuben und wäre noch verwirrter, denn er wäre vom Glanz des Sonnenlichts geblendet und könnte daher zunächst gar nichts sehen. Langsam müsste er sich an den Anblick des Neuen gewöhnen, wobei er erst Schatten, dann Spiegelbilder im Wasser und schließlich die Menschen und Dinge selbst erkennen könnte. Nach diesen Erlebnissen und Einsichten hätte er keinerlei Bedürfnis mehr, in die Höhle zurückzukehren, um sich mit der dortigen Schattenwissenschaft zu befassen.
Sollte er dennoch an seinen alten Platz zurückkehren, so müsste er sich erst wieder langsam an die Finsternis der Höhle gewöhnen. Daher würde er einige Zeit bei der dort üblichen Begutachtung der Schatten schlecht abschneiden. Das Leben von Eckhart Tolle ist ein wunderbares Beispiel für diese Situation. Er verbrachte die ersten zwei Jahre nach seinem spontanen Erwachen bei Freunden oder in buddhistischen Klöstern und übernachtete ohne Obdach in einem Park im Norden von London auf einer Bank. Das aber in einem total glücklichen Zustand. Seine Familie hielt ihn für „unverantwortlich, gar von Sinnen“. Erst viel später begannen die Menschen in seinem Umfeld, Tolle's Glückszustand zu spüren und ihn nach seinen Überzeugungen zu fragen. Und so wurde aus Eckhart Tolle ein spiritueller Lehrer.
Auch das Höhlengleichnis beschreibt, dass die Höhlenbewohner das innere Glück des Zurückgekehrten nicht erkennen könnten und so würden sie daraus folgern, er habe sich oben die Augen verdorben. Sie würden ihn auslachen und meinen, es könne sich offenbar nicht lohnen, die Höhle auch nur versuchsweise zu verlassen. Wenn jemand versuchte, sie zu befreien und nach oben zu führen, würden sie ihn umbringen, wenn sie könnten.
Die Feststellung, dass die Höhlenbewohner einen Befreier am liebsten umbrächten, ist eine Anspielung auf das Ende des Sokrates, der im Jahr 399 v. Chr. wegen seines unerwünschten Einflusses auf die Jugend zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Auch Jesus wurde etwa vierhundert Jahre nach der Erzählung dieses Gleichnisses zum Tode verurteilt und hingerichtet, weil er die frohe Botschaft vom Licht verkündet hatte.
Die christliche Religion
Das Christentum wurde in der Levante und im Abendland durch die Jünger Jesu verbreitet, und ihr missionarischer Eifer kam dem ihrer illustren Vorgänger, der Sethiter und Salemiten, und dem ihrer ernsten asiatischen Zeitgenossen, der buddhistischen Lehrer, gleich.
Die christliche Religion als Glaubenssystem entstand aus der Vermengung folgender Lehren, Einflüsse, Glaubensvorstellungen, Kulte und individueller persönlicher Haltungen:
Die Lehren Melchisedeks. Sie bilden den Grundfaktor aller Religionen von Okzident und Orient, die in den letzten viertausend Jahren entstanden sind.
Das hebräische System der Sittlichkeit, Ethik, Theologie und des Glaubens an die Vorsehung sowie an den höchsten Jahve.
Die zoroastrische Auffassung vom Kampf zwischen dem kosmischen Guten und Bösen, die ihren Stempel bereits dem Judaismus und dem Mithraismus aufgedrückt hatte. Durch den lang währenden Kontakt, den die Kämpfe zwischen Mithraismus und Christentum mit sich brachten, wurden die Lehren des iranischen Propheten zu einem mächtigen und bestimmenden Faktor in der theologischen und philosophischen Art und Bauweise der Dogmen, Lehrsätze und der Kosmologie der hellenisierten und latinisierten Versionen von Jesu Lehren.
Die Mysterienkulte, insbesondere der Mithraismus, aber auch die Verehrung der Großen Mutter im phrygischen Kult. Selbst auf die Legenden über Jesu Geburt färbte die römische Version von der wunderbaren Geburt des iranischen Retters und Helden Mithras ab, bei dessen Ankunft auf Erden nur eine Handvoll Hirten zugegen waren, die Geschenke darbrachten und denen Engel das unmittelbar bevorstehende Ereignis bekannt gegeben hatten.
Die historische Tatsache des menschlichen Lebens Josua ben Josephs, die Realität Jesu von Nazareth als des verherrlichten Christus, des Sohnes Gottes.
Der persönliche Gesichtspunkt von Paulus von Tarsus. Und es sollte daran erinnert werden, dass während seiner Adoleszenz die dominierende Religion von Tarsus der Mithraismus war. Paulus hätte sich nie träumen lassen, dass seine in guter Absicht verfassten Briefe an seine Bekehrten eines Tages von späteren Christen als „Wort Gottes“ betrachtet würden. Man darf solche wohlmeinenden Lehrer nicht für den Gebrauch verantwortlich machen, den spätere Nachfolger von ihren Schriften machen.
Das philosophische Denken der hellenistischen Völker, von Alexandrien und Antiochien über Griechenland bis nach Syrakus und Rom. Die Philosophie der Griechen stand mehr in Harmonie mit der paulinischen Version des Christentums als mit jedem anderen der damaligen religiösen Systeme und wurde zu einem wichtigen Faktor des Erfolges des Christentums im Abendland. Immer noch bildet die griechische Philosophie im Verein mit der Theologie des Paulus die Grundlage der europäischen Ethik.
Während die ursprünglichen Lehren Jesu im Abendland eindrangen, wurden sie verwestlicht, und mit ihrer Verwestlichung begannen sie, ihre potentiell universale Anziehungskraft auf alle Völker und Arten von Menschen einzubüßen. Das heutige Christentum ist zu einer Religion geworden, die den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Sitten der westlichen Welt gut angepasst ist. Es hat seit langem aufgehört, Jesu Religion zu sein, obwohl es Einzelnen, die aufrichtig seiner Unterweisung nachzuleben trachten, immer noch mutig eine schöne Religion über Jesus bietet. Es hat Jesus als den Christus, den messianischen Gesalbten Gottes verherrlicht, aber es hat weitgehend des Meisters Evangelium vergessen.
“Ein weiterer Punkt muss völlig klar sein, bevor der letzte Rest von Angst, die immer noch mit Wundern assoziiert wird, verschwinden kann. Nicht die Kreuzigung begründete die SÜHNE, sondern die Auferstehung. Viele aufrichtige Christen haben dies missverstanden. Niemand, der vom Glauben an Mangel frei ist, könnte diesen Fehler überhaupt begehen. Betrachtet man die Kreuzigung in einer Sichtweise, die auf dem Kopf steht, so erscheint es tatsächlich so, als hätte GOTT erlaubt, dass einer SEINER SÖHNE leidet, weil er gut war, und als hätte ER ihn sogar dazu ermutigt. Diese besonders unglückselige Deutung, die aus der Projektion entstand, hat dazu geführt, dass viele Menschen bitterliche Angst vor GOTT haben. Solch antireligiöse Vorstellungen gehen in viele Religionen ein. Der wirkliche Christ aber sollte innehalten und fragen: »Wie ist das möglich?« Ist es denn anzunehmen, dass GOTT SELBST einer Art von Denken fähig wäre, das SEINE EIGENEN Worte klar als SEINES SOHNES unwürdig bezeichnet haben?” (EKIW: Kapitel 3, I. 1.)
Natürlich ist es völlig wahnsinnig, an einen allmächtigen Gott zu glauben, der die Kreuzigung seines eigenen geliebten Sohnes braucht, um vergeben zu können. Doch wenn wir nun versucht sind, über das traditionelle Christentum die Nase zu rümpfen oder uns darüber lustig zu machen, sollten wir daran denken, dass nicht das Christentum das Problem ist, sondern das Denksystem des Egos, von dem wir selbst noch nicht befreit sind. Schuld, Opfer und Strafe sind zentrale Eckpfeiler des Ego-Denksystems, unabhängig davon, ob wir Christen oder Atheisten sind. Und beispielsweise die Vorstellung, GOTT könnte in unser Leben eingreifen und etwas tun, was wir nicht wollen, ist Ausdruck unserer Angst vor Wundern, ist Ausdruck unserer Angst vor GOTT und damit Ausdruck unserer Vorstellung von einem strafenden GOTT. Diese Irrtümer in unserem Geist bedürfen der Berichtigung.
Amerikanische Kurs Lehrer sind immer wieder überrascht, wie schwer sich die Menschen in Europa, vor allem in den deutschsprachigen Ländern, mit den christlichen Begriffen tun und wie schwer es ihnen fällt, von Jesus oder Gott zu sprechen. Das hat seine Gründe. In den modernen Industrienationen Europas, in denen sich die meisten Menschen von den kirchlichen, vor allem von den römisch-katholischen Glaubensvorstellungen befreit haben, tun sich diese Menschen nun besonders schwer mit den christlichen Begriffen in Ein Kurs in Wundern. Zweitausend Jahre Kirchengeschichte mit all den Gräueltaten der Vergangenheit und den sexuellen Missbrauchsfällen der Gegenwart sind eine tiefrote Spur im kollektiven Bewusstsein der Europäer. Die Aussage „Zustände wie im alten Rom“ verweisen auf die Zustände der römischen Kirche vergangener Zeiten. Das christliche Fälschungswesen, der Wunder- und Reliquienschwindel, die Wallfahrtswirtschaft, die Verdummung und der Ruin der antiken Bildung durch die Kirche, die christliche Büchervernichtung, die innige Verfilzung weltlicher und kirchlicher Macht, die doppelzüngige Soziallehre und die tatsächliche Sozialpolitik der Großkirche sind im Bewusstsein vieler Menschen noch nicht vergeben. Die Konstantinische Schenkung ist wahrscheinlich die größte Urkundenfälschung der Weltgeschichte. Dann gab es da noch die Kreuzzüge in alle Himmelsrichtungen, die Kreuzzüge von Christen gegen Christen, die Vernichtung der Templer, die Ausrottung der Heiden im Nordosten, das christliche Judenmorden und nicht zuletzt die totalitäre Inquisition. Dem folgten die Hexenverfolgung, das Abendländische Schisma (Glaubensspaltung innerhalb der lateinischen Kirche mit konkurrierenden Papstansprüchen in Rom und Avignon von 1378 bis 1417), die Renaissance-Päpste, der Kampf gegen die innerchristliche Opposition (Wycliff, Hus und das Konzil von Konstanz, Luther und der Bauernkrieg).
Moderne, an Spiritualität interessierte Menschen in Europa begeistern sich daher eher für Quantenphysik, Non-Dualität, Schamanismus, Engeln und selbst mit Maria Magdalena haben sie kein Problem, aber mit Jesus und Gott tun sie sich schwer.
Es ist daher nicht überraschend, dass Ein Kurs in Wundern in Amerika und nicht in Europa offenbart wurde. In den USA gab es mit der von Mary Baker Eddy gegründeten Christian Science Church bereits eine wunderbare Basis für die Botschaft des Kurses. Zur Zeit seiner Geburt und frühen Kindheit waren die Eltern von Bill Thetford, der viele Jahre später maßgeblich an der Veröffentlichung des Kurses beteiligt war, Mitglieder der Christian Science Church.
Die Kirche als soziale Einrichtung
Die Kirche als soziale Folgeerscheinung des Königreichs Gottes wäre völlig natürlich und sogar wünschenswert gewesen. Das Schlimme an der Kirche war nicht ihre Existenz, sondern vielmehr, dass sie Jesu Vorstellung vom Königreich fast vollständig verdrängte. Die institutionalisierte Kirche des Paulus wurde praktisch zum Ersatz für das Königreich des Himmels, das Jesus verkündet hatte.
Das Königreich, wie Jesus es lehrte, das geistige Ideal individueller Rechtschaffenheit und die Vorstellung von der göttlichen Gemeinschaft des Menschen mit Gott ging allmählich in der mystischen Vorstellung von Jesu Person als dem Erlöser-Schöpfer und geistigen Haupt einer sozialisierten, religiösen Gemeinschaft unter. Auf diese Weise wurde eine offizielle und institutionelle Kirche zum Ersatz für die individuell durch den Geist gelenkte Bruderschaft des Königreichs.
Und so hat die christliche Kirche jahrhundertelang unter großer Behinderung gelitten, weil sie es gewagt hatte, jene geheimnisvollen Kräfte und Privilegien des Königreichs für sich zu beanspruchen, Kräfte und Privilegien, die nur zwischen Jesus und seinen gläubigen Brüdern im Geiste ausgeübt und erfahren werden können.
Gerade weil Jesu Evangelium so vielschichtig war, spalteten sich innerhalb weniger Jahrhunderte die Exegeten der Aufzeichnungen seiner Lehren in so viele Kulte und Sekten. Diese erbärmliche Unterteilung der christlichen Gläubigen resultiert aus dem Unvermögen, in des Meisters vielfältigen Lehren die göttliche Einheit seines unvergleichlichen Lebens zu erkennen.
Doch täuschen wir uns nicht! In Jesu Lehren wohnt eine ewige Natur, die ihnen nicht erlaubt, in den Herzen der denkenden Menschen auf immer unfruchtbar zu bleiben. Das Königreich, wie Jesus es entwarf, hat auf Erden weitgehend fehlgeschlagen; einstweilen hat eine vordergründige Kirche seinen Platz eingenommen; aber es gilt zu begreifen, dass diese Kirche nur ein Larvenstadium des verhinderten geistigen Königreichs ist und dieses durch das materielle Zeitalter hindurch in eine geistigere Dispensation tragen wird, wo die Lehren des Meisters sich günstigerer Entwicklungsbedingungen erfreuen werden. So wird die so genannte christliche Kirche zum Kokon, in dem das Königreich nach Jesu Vorstellung jetzt schlummert. Das Königreich der geistigen Bruderschaft ist immer noch lebendig und wird schließlich und sicher aus seiner langen Versenkung auftauchen, ebenso sicher, wie der Schmetterling letzten Endes prächtig entfaltet aus dem unscheinbareren Geschöpf metamorphischer Entwicklung hervorgeht.
Bibel
Die Bibel, als die Heilige Schrift bezeichnet, ist die wichtigste religiöse Textsammlung im Christentum sowie im Judentum (ausgenommen Neues Testament). Die Bezeichnung Bibel leitet sich dabei von dem altgriechischem Wort biblia ab, welches übersetzt Bücher bedeutet - die Bibel besteht nämlich nicht nur aus einem Buch, sondern aus einer ganzen Bibliothek, denn sie enthält bis zu 73 Bücher. Die Bibel beinhaltet Geschichten, Erfahrungen und Briefe, von denen vieles zunächst mündlich überliefert und erst später schriftlich festgehalten wurde. Die Bibel ist das am häufigsten gedruckte und publizierte und in die meisten Sprachen übersetzte schriftliche Werk der Welt.
Das Alte Testament wurde in hebräischer und teilweise in aramäischer Sprache verfasst, das Neue Testament in altgriechischer Sprache. Die Originalhandschriften existieren heute nicht mehr, stattdessen wird auf Abschriften der Originalschriften zurückgegriffen. Das ist auch der Grund, warum es heute so viele verschiedene Bibelübersetzungen gibt. Die sogenannte "Red Letter Bible" wird vor allem von protestantischen Christen in den USA bevorzugt. In einer "Red Letter Bible" sind die Worte Jesu rot gedruckt. Inzwischen gibt es auch deutschsprachige Versionen. Ich bin ein großer Fan der Neuen Leben Bibel, einer kommunikativen Bibelübersetzung.
Der Kanon der Bibel ist jene Liste von Schriften, die das Judentum und das Christentum als Bestandteile ihrer Bibel festgelegt (kanonisiert) und so zum Maßstab (Kanon) ihres Glaubens und ihrer Lebensgestaltung gemacht haben. Apokryphen (altgriechisch apokryphos, deutsch ‚verborgen, dunkel‘) sind religiöse Schriften jüdischer bzw. christlicher Herkunft aus der Zeit zwischen etwa 200 vor bis ca. 400 nach Christus, die nicht in einen biblischen Kanon aufgenommen wurden. Unter ihnen befindet sich leider auch der wohl wertvollste Text, nämlich das Thomasevangelium. Es zeugt von einem viel tieferen Verständnis der Lehre Jesu als dies in allen anderen Evangelien der Fall ist.
Mit der Bibel ganz allgemein verhält es sich wie mit den Veden: In ihr finden sich einige der höchsten und einige der niedrigsten Gottesvorstellungen, die je ersonnen wurden. Neben zentralen Irrtümern finden wir in der Bibel aber auch vieles, was wir an Wahrhaftigen lernen können.
Jesus deutet einige bekannte Bibelstellen im Kurs neu:
“An die Stelle der durch Angst erzeugten Leere muss die Vergebung treten. Das ist es, was die Bibel mit dem Satz meint: »Es gibt keinen Tod« und weshalb ich aufzeigen konnte, dass der Tod nicht existiert. Ich bin gekommen, um das Gesetz zu erfüllen, indem ich es neu deutete.” (EKIW: Kapitel 1, IV. 4. 1.-4.)
“Das Paradies oder der Zustand vor der Trennung war ein Geisteszustand, in dem nichts benötigt wurde. Als Adam auf die »Lügen der Schlange« hörte, war alles, was er hörte, Unwahrheit. Du brauchst nicht weiterhin zu glauben, was nicht wahr ist, es sei denn, du entscheidest dich dazu. Das alles kann buchstäblich plötzlich, in einem Augenblick verschwinden, weil es lediglich eine Fehlwahrnehmung ist. Was man in Träumen sieht, erscheint sehr wirklich. Indessen heißt es in der Bibel, dass ein tiefer Schlaf auf Adam fiel, und nirgends findet sich ein Hinweis auf sein Erwachen. Die Welt hat noch kein umfassendes Wiedererwachen oder eine umfassende Wiedergeburt erfahren. Eine solche Wiedergeburt ist unmöglich, solange du fortfährst, zu projizieren oder fehlzuerschaffen. Doch liegt es weiterhin in dir, dich auszudehnen, so wie GOTT SEINEN GEIST auf dich ausdehnte. In Wirklichkeit hast du nur diese eine Wahl, weil dir dein freier Wille zu deiner Freude, das Vollkommene zu erschaffen, gegeben wurde.” (EKIW: Kapitel 2, I. 3.)
“Denke daran: Da, wo dein Herz ist, da ist auch dein Schatz. Du glaubst an das, was du schätzt. Wenn du dich fürchtest, schätzt du das Falsche. Dein Verständnis wird dann unausweichlich das Falsche schätzen, und weil du alle Gedanken mit gleicher Macht ausstattest, zerstörst du unweigerlich den Frieden. Deshalb spricht die Bibel vom »Frieden GOTTES, der höher ist als alle Vernunft«. Dieser Frieden ist durch Irrtümer irgendwelcher Art nicht zu erschüttern.” (EKIW: Kapitel 2, II. 1. 5.-11.)
“Weil ihr Herz rein ist, verteidigen die Unschuldigen die wahre Wahrnehmung, anstatt sich gegen sie zu verteidigen. Da sie die Lektion der SÜHNE verstehen, sind sie ohne den Wunsch, anzugreifen, und daher sehen sie wahrheitsgemäß. Das ist gemeint, wenn es in der Bibel heißt: »Wenn ER erscheint (oder wahrgenommen wird), werden wir IHM gleich sein, denn wir werden IHN sehen, wie ER ist.«” (EKIW: Kapitel 3, II. 5. 8.-11.)
“Wenn in der Bibel steht: »Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet«, heißt das, dass du es nicht vermeiden kannst, über deine eigene Wirklichkeit zu urteilen, wenn du über die Wirklichkeit anderer urteilst. Die Entscheidung, zu urteilen, statt zu erkennen, ist die Ursache für den Verlust des Friedens. Urteilen ist der Prozess, auf dem die Wahrnehmung, nicht aber die Erkenntnis, beruht.” (EKIW: Kapitel 3, VI. 1. 4.-6. & 2. 1.-2.)
“In der Bibel steht, dass du mit einem Bruder doppelt so weit gehen sollst, wie er dich bittet. Gewiss rät sie nicht, dass du ihn auf seinem Weg zurückwerfen sollst. Hingabe an einen Bruder kann auch dich nicht zurückwerfen. Sie kann nur zu gegenseitigem Fortschritt führen. Die Folge aufrichtiger Hingabe ist Inspiration, ein Wort, welches das Gegenteil von Erschöpfung ist, wenn man es richtig versteht. Erschöpft sein heißt uninspiriert sein, inspiriert sein aber heißt im reinen Geist sein. Egozentrisch sein ist uninspiriert sein, aber im richtigen Sinne SELBSTzentriert sein heißt inspiriert oder im reinen Geist sein. Die wahrhaft Inspirierten sind erleuchtet und können nicht in der Dunkelheit weilen.” (EKIW: Kapitel 4, Einleitung, 1.)
“Es gibt eine Art der Erfahrung, die sich so sehr von allem unterscheidet, was das Ego bieten kann, dass du sie niemals wieder zudecken oder verbergen wollen wirst. Es ist notwendig, zu wiederholen, dass dein Glaube an Dunkelheit und Verbergen der Grund dafür ist, dass das Licht keinen Einlass findet. Die Bibel enthält viele Hinweise auf die unermesslichen Gaben, die für dich sind, um die du aber bitten musst. Das ist keine Bedingung, wie das Ego Bedingungen aufstellt. Es ist die herrliche Bedingung dessen, was du bist.” (EKIW: Kapitel 4, III. 5.)
“In der Bibel wird wiederholt gesagt, dass du GOTT loben sollst. Das bedeutet wohl kaum, dass du IHM sagen sollst, wie wunderbar ER ist. ER hat kein Ego, mit dem er solches Lob annehmen könnte, und keine Wahrnehmung, um es zu beurteilen. Solange du aber deine Rolle in der Schöpfung nicht übernimmst, ist SEINE Freude nicht vollkommen, weil die deine unvollkommen ist.” (EKIW: Kapitel 4, VII. 6.)
“Ich habe bereits gesagt, dass ich hinaufreichen und den HEILIGEN GEIST zu dir herunterbringen kann, aber ich kann IHN nur auf deine eigene Einladung hin zu dir bringen. Der HEILIGE GEIST ist in deinem rechtgesinnten Geist, so wie ER auch in meinem war. In der Bibel heißt es: »Ein Jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war«, und dies wird als Segnung verwendet. Es ist der Segen der Wundergesinntheit. Er bittet dich, so zu denken, wie ich dachte, indem du dich im CHRISTUSdenken mit mir verbindest.” (EKIW: Kapitel 5, I. 3. 2.-11.)
“Das Ego spricht urteilend, und der HEILIGE GEIST kehrt dessen Entscheidung um, ganz ähnlich, wie es in dieser Welt in der Macht einer höheren Instanz steht, die Entscheidung einer unteren Instanz zu revidieren. Die Entscheidungen des Ego sind immer falsch, weil sie auf dem Irrtum beruhen, zu dessen Aufrechterhaltung sie getroffen wurden. Nichts, was das Ego wahrnimmt, wird richtig gedeutet. Nicht nur zitiert das Ego die Heilige Schrift für seine Zwecke, sondern es legt sie sogar als Zeugnis für sich selbst aus. Die Bibel ist, dem Urteil des Ego zufolge, etwas Furchterregendes. Da es sie als beängstigend wahrnimmt, legt es sie auf furchterregende Weise aus. Und da du Angst hast, appellierst du nicht an die HÖHERE INSTANZ, weil du glaubst, dass ihr Urteil sich auch gegen dich richten würde.
Es gibt viele Beispiele dafür, wie die Deutungen des Ego irreführend sind, doch werden einige wenige ausreichen, um aufzuzeigen, wie der HEILIGE GEIST sie in SEINEM EIGENEN LICHT neu deuten kann.
»Wie du säst, so sollst du ernten« deutet ER so, dass du das, was du als der Pflege wert erachtest, in dir kultivierst. Wenn du etwas als würdig beurteilst, wird es dadurch für dich würdig.
»Die Rache ist mein, spricht der Herr« ist leicht neu zu deuten, wenn du bedenkst, dass Ideen sich nur mehren, wenn man sie mit andern teilt. In dieser Aussage wird betont, dass Rache sich nicht teilen lässt. Gib sie daher dem HEILIGEN GEIST, DER sie in dir aufheben wird, weil sie nicht in deinen Geist gehört, der ein Teil GOTTES ist.
»Ich will die Missetat der Väter heimsuchen bis ins dritte und vierte Glied« wird vom Ego besonders bösartig gedeutet. Damit versucht es bloß sein eigenes Überleben zu gewährleisten. Für den HEILIGEN GEIST bedeutet diese Aussage, dass ER in späteren Generationen das, was vergangene Generationen missverstanden hatten, immer noch neu deuten und so den Gedanken die Fähigkeit nehmen kann, Angst zu erzeugen.
»Denn die Gottlosen werden umkommen« wird zu einer Aussage der SÜHNE, wenn das Wort »umkommen« als »aufgehoben werden« verstanden wird. Jeder lieblose Gedanke muss aufgehoben werden, ein Wort, welches das Ego nicht einmal verstehen kann. Für das Ego bedeutet »aufgehoben werden« zerstört werden. Das Ego wird nicht zerstört werden, weil es Teil deines Denkens ist; weil es aber unschöpferisch ist und deshalb nicht teilen kann, wird es neu gedeutet werden, um dich von der Angst zu befreien. Der Teil deines Geistes, den du dem Ego gegeben hast, wird einfach in das HIMMELREICH zurückkehren, wohin dein ganzer Geist gehört. Du kannst die Vollständigwerdung des HIMMELREICHS verzögern, aber du kannst die Vorstellung der Angst dort nicht einführen.
Du brauchst nicht zu befürchten, dass die HÖHERE INSTANZ dich verurteilen wird. Sie wird einfach die Klage gegen dich abweisen. Es kann keine Klage gegen ein Kind GOTTES geben, und jeder, der Schuld inGOTTES Schöpfungen bezeugt, legt falsches Zeugnis wider GOTT SELBST ab. Bringe frohgemut alles, was du glaubst, vor GOTTES HÖHERE INSTANZ, denn sie spricht für IHN, und deshalb spricht sie die Wahrheit. Sie wird die Klage gegen dich abweisen, wie sorgfältig du sie auch vorbereitet haben magst. Die Klage mag narrensicher sein, aber GOTTsicher ist sie nicht. Der HEILIGE GEIST wird sie nicht hören, weil ER nur wahrhaft Zeugnis ablegen kann. SEIN Urteilsspruch wird immer lauten: »Dein ist das Reich«, weil ER dir gegeben wurde, um dich daran zu erinnern, was du bist.
Als ich sagte: »Ich bin gekommen in die Welt als ein Licht«, da habe ich damit gemeint, dass ich gekommen bin, um das Licht mit dir zu teilen. Erinnere dich, dass ich vom dunklen Spiegel des Ego sprach, und erinnere dich auch, dass ich sagte: »Schau nicht dorthin.« Es ist nach wie vor wahr, dass es bei dir liegt, wohin du schauen willst, um dich selbst zu finden. Deine Geduld mit deinem Bruder ist deine Geduld mit dir selbst. Ist ein Kind GOTTES nicht der Geduld wert? Ich habe dir unendliche Geduld bezeigt, weil mein Wille der unseres VATERS ist, bei DEM ich unendliche Geduld erlernt habe. SEINE STIMME war in mir, wie SIE auch in dir ist, und sie spricht für Geduld mit der SOHNSCHAFT im NAMEN IHRES SCHÖPFERS.” (EKIW: Kapitel 5, VI. 4.-11.)
“Die Botschaft der Kreuzigung ist vollkommen klar:
Lehre nur Liebe, weil du nur Liebe bist.
Wenn du die Kreuzigung auf irgendeine andere Weise deutest, benutzt du sie als Angriffswaffe statt als Friedensaufruf, als der sie gedacht war. Die Apostel haben sie oft missverstanden, und zwar aus demselben Grund, aus dem auch andere sie missverstehen. Ihre eigene unvollkommene Liebe machte sie für die Projektion anfällig, und aus ihrer eigenen Angst heraus sprachen sie vom »Zorn GOTTES« als SEINER Waffe der Vergeltung. Auch konnten sie von der Kreuzigung nicht völlig ohne Ärger reden, weil ihr Gefühl der Schuld sie ärgerlich gemacht hatte.
Das sind einige der Beispiele eines auf den Kopf gestellten Denkens im NEUEN TESTAMENT, obschon das Evangelium in Wirklichkeit nur eine Botschaft der Liebe ist. Hätten die Apostel sich nicht schuldig gefühlt, hätten sie mich nie so zitieren können: »Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Das ist eindeutig das Gegenteil all dessen, was ich lehrte. Ebenso wenig hätten sie meine Reaktionen Judas gegenüber so beschreiben können, wie sie es taten, wenn sie mich wirklich verstanden hätten. Ich hätte nur sagen können: »Verrätst du den MENSCHENSOHN mit einem Kuss?«, wenn ich an Verrat geglaubt hätte. Die ganze Botschaft der Kreuzigung war ja, dass ich das nicht tat. Die »Strafe«, die ich auf Judas herabbeschworen haben soll, war ein ähnlicher Fehler. Judas war mein Bruder und ein SOHN GOTTES und ebenso ein Teil der SOHNSCHAFT wie ich. Ist wohl anzunehmen, dass ich ihn verurteilen würde, wenn ich bereit war, aufzuzeigen, dass Verurteilung unmöglich ist?
Schon das folgende Zitat aus der Bibel zeigt sehr deutlich die wahre Gesinnung Jesu und steht im krassen Gegensatz zum obigen Zitat über seinen angeblichen Auftrag: "Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.”(Bibel, Einheitsübersetzung,Matthäus 26,52)
Wenn du die Lehren der Apostel liest, denke daran, dass ich selbst ihnen sagte, sie würden vieles später verstehen, weil sie in jener Zeit noch nicht voll und ganz bereit waren, mir nachzufolgen.” (EKIW: Kapitel 6, I. 13.-16.1.)
“In der Bibel steht: »Das WORT (oder der Gedanke) ward Fleisch.« Genaugenommen ist das unmöglich, da es die Übersetzung einer Rangordnung der Wirklichkeit in eine andere zu beinhalten scheint. Verschiedene Rangordnungen der Wirklichkeit existieren nur scheinbar, genau wie verschiedene Rangordnungen der Wunder. Das Denken kann nicht Fleisch werden außer durch den Glauben, da das Denken nicht körperlich ist. Das Denken aber ist Kommunikation, und dafür kann der Körper verwendet werden. Das ist die einzige natürliche Verwendung, die IHM gegeben werden kann. Den Körper unnatürlich anzuwenden heißt, den Zweck des HEILIGEN GEISTES aus den Augen zu verlieren und damit das Ziel SEINES Lehrplans misszuverstehen.” (EKIW: Kapitel 8, VII. 7.)
“Die Bibel ermahnt dich, vollkommen zu sein, alle Irrtümer zu heilen, keinen Gedanken zu hegen, dass der Körper separat sei, und alle Dinge in meinem Namen zu vollbringen. Es ist nicht nur mein Name, denn gemeinsam teilen wir uns in die gleiche Identifikation. Der NAME von GOTTES SOHN ist eins, und du wirst ermahnt, die Werke der Liebe zu tun, weil wir dieses Einssein miteinander teilen. Unser Geist ist ganz, weil er eins ist. Wenn du krank bist, ziehst du dich von mir zurück. Doch du kannst dich nicht nur von mir zurückziehen. Du kannst dich nur von dir selbst und mir zurückziehen.” (EKIW: Kapitel 8, IX. 7.)
“In der Bibel wird betont, dass jedes Gebet erhört wird, und das ist in der Tat wahr. Allein die Tatsache, dass man etwas vom HEILIGEN GEIST erbeten hat, stellt eine Antwort sicher. Doch es ist ebenso gewiss, dass keine Antwort, die ER gibt, jemals die Angst vermehren wird. Es ist zwar möglich, dass SEINE Antwort nicht gehört wird. Aber es ist unmöglich, dass sie verloren geht. Es gibt viele Antworten, die du bereits empfangen, aber noch nicht gehört hast. Ich versichere dir, dass sie auf dich warten.” (EKIW: Kapitel 9, II. 3.)
“Die Welt, wie du sie wahrnimmst, kann der VATER nicht erschaffen haben, denn die Welt ist nicht, wie du sie siehst. GOTT hat nur Ewiges erschaffen, und alles, was du siehst, ist vergänglich. Daher muss es eine andere Welt geben, die du nicht siehst. In der Bibel ist die Rede von einem neuen HIMMEL und einer neuen Erde; das kann jedoch nicht wörtlich stimmen, denn die Ewigen werden nicht neu erschaffen. Neu wahrzunehmen heißt nur, wieder wahrzunehmen, was besagt, dass du vorher oder in der Zeitspanne dazwischen überhaupt nicht wahrgenommen hast. Was also ist die Welt, die deine Wahrnehmung erwartet, wenn du sie siehst?” (EKIW: Kapitel 11, VII. 1.)
“In der Bibel heißt es, ihr sollet werden wie die Kinder. Kindern ist es klar, dass sie nicht verstehen, was sie wahrnehmen, und deshalb fragen sie, was es bedeutet. Begehe nicht den Fehler, zu glauben, du verstündest, was du wahrnimmst, denn seine Bedeutung ist für dich verloren. Doch hat der HEILIGE GEIST seine Bedeutung für dich bewahrt, und wenn du IHM die Deutung überlässt, wird Er dir zurückerstatten, was du weggeworfen hast. Solange du aber seine Bedeutung zu kennen glaubst, wirst du keine Notwendigkeit sehen, IHN danach zu fragen.” (EKIW: Kapitel , VIII. 2.)
“... In der Bibel steht: Bitte im Namen Jesu Christi. … Es bedeutet, dass du, wenn du dich an Jesus erinnerst, dich an GOTT erinnerst. Die ganze Beziehung des SOHNES zum VATER liegt in ihm. Sein Teil an der SOHNSCHAFT ist auch der deine, und sein vollendetes Lernen bürgt für deinen eigenen Erfolg. … Der NAME Jesu CHRISTI als solcher ist nur ein Symbol. Aber er steht für Liebe, die nicht von dieser Welt ist. Er ist ein Symbol, das sicher verwendet werden kann als Ersatz für die vielen Namen all der Götter, zu denen du betest. Er wird zum leuchtenden Symbol für das WORT GOTTES, das dem, wofür es steht, so nahe ist, dass der kleine Raum zwischen den beiden in dem Augenblick verloren ist, in dem der NAME in Erinnerung gerufen wird. Sich an den NAMEN Jesu CHRISTI zu erinnern heißt, für all die Gaben, die GOTT dir gab, zu danken. Und Dankbarkeit GOTT gegenüber wird zu der Art und Weise, in der du dich an IHN erinnerst, denn Liebe kann nicht weit entfernt sein von einem dankbaren Herzen und dankerfüllten Geist. GOTT tritt leicht ein, denn dies sind die wahren Bedingungen für deine Heimkehr. … Jesus ist auf dem Weg vorangegangen. Warum möchtest du ihm nicht dankbar sein? Er hat um Liebe gebeten, aber nur um sie dir zu geben. Du liebst dich selbst nicht. Doch in seinen Augen ist deine Lieblichkeit so vollständig und makellos, dass er in ihr ein Bild seines VATERS sieht. Du wirst zum Symbol seines VATERS hier auf Erden. An dich wendet er sich um Hoffnung, weil er in dir keine Grenze und keinen Makel sieht, um deine wunderschöne Vollkommenheit zu verderben. In seinen Augen leuchtet CHRISTI Schau in vollkommener Konstanz. Er ist bei dir geblieben. Möchtest du nicht durch sein Lernen die Lektion der Erlösung lernen? Warum solltest du beschließen, noch einmal anzufangen, wenn er die Reise für dich unternommen hat? … Wende dich denn an einen, der alle Grenzen abgelegt hat und über die äußerste Grenze des Lernens hinausgegangen ist. Er wird dich mit sich nehmen, denn er ist nicht allein gegangen. Und du warst damals bei ihm, wie du es jetzt bist. Dieser Kurs ist von ihm gekommen, weil seine Worte dich in einer Sprache erreichen, die du lieben und verstehen kannst. Sind andere Lehrer möglich, um denjenigen voranzugehen, die andere Sprachen sprechen und andere Symbole anrufen? Ganz Gewiss gibt es sie! Würde GOTT irgend jemanden in schweren Zeiten alleine lassen ohne eine sehr gegenwärtige Hilfe, einen Erlöser, der IHN symbolisieren kann? Doch brauchen wir einen vielfältigen Lehrplan nicht der inhaltlichen Unterschiede wegen, sondern weil die Symbole wechseln und sich ändern müssen, um dem jeweiligen Bedürfnis zu entsprechen. Jesus ist gekommen, um dem deinen zu entsprechen. In ihm findest du die ANTWORT GOTTES. Lehre du also mit ihm, denn er ist bei dir - er ist immer hier.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 23.)
Jüngstes Gericht und Apokalypse
Dies sind zwei völlig missverstandene Begriffe, die sich nicht nur in den unterschiedlichsten Religionen, sondern auch in Literatur, Musik, Malerei und Film in vielfältiger Form wiederfinden. Die vier apokalyptischen Reiter aus der Offenbarung des Johannes als Vorboten der Apokalypse, des Jüngsten Gerichts, sind jedem bekannt, auch wenn er die Bibel nie gelesen hat. Nach dem Johannesevangelium könnte man sie als Sieg, Krieg, Hunger und Tod bezeichnen, wobei in der modernen Literatur der erste Reiter, der Sieg, meist durch einen Reiter namens Krankheit oder Pestilenz ersetzt wird.
Aus Sicht der Evolution der Religion handelt es sich beim Jüngsten Gericht (auch Endgericht, Apokalypse, Jüngster Tag, Letztes Gericht) meist um die antike bzw. alttestamentliche endzeitliche Vorstellung der abrahamitischen Religionen von einem das Weltgeschehen abschließenden göttlichen Gericht. Die Idee des Gottesgerichts dürfte ihren Ursprung im Zoroastrismus, im babylonischen Gottkönigtum und altägyptischen Jenseitsvorstellungen haben. Das Neue Testament überhöht manche alte Vorstellung als Anmahnung des nahenden Gerichtes über alle Lebenden und Toten. Es entscheidet über Himmel und ewige Verdammnis und ist notwendiges Moment der endgültigen und vollständigen Errichtung des Reiches Gottes. Die bildreiche Darstellung des Gerichts in der Apokalypse des Johannes beschließt das Neue Testament.
Bei allen Schreckensvorstellungen vom Jüngsten Gericht handelt es sich allein um eine Idee des Ego-Denksystems, die genau genommen nichts mit einer bestimmten Religion zu tun hat, sondern nur in verschiedenen Religionen unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Das JÜNGSTE GERICHT ist eine der bedrohlichsten Ideen im Ego-Denksystem. Das liegt daran, dass das Ego es nicht versteht. Richten oder Urteilen ist keine Eigenschaft GOTTES. Es wurde erst nach der Trennung ins Leben gerufen, als es zu einer der vielen Lerneinrichtungen wurde. In Wahrheit ist das JÜNGSTE GERICHT ein Prozess, in dem wir uns laufend befinden, es ist der Berechtigungsprozess, der uns von unserem Glauben an Krieg, Hunger, Krankheit und Tod befreit. Im Glauben an die “vier apokalyptischen Reiter” sind wir bereits, darauf brauchen wir nicht mehr zu warten.
Das JÜNGSTE GERICHT wird gewöhnlich als ein Verfahren angesehen, das von GOTT vollzogen wird. Tatsächlich ist es ein vom SELBST ausgehender Prozess. Es ist eine letzte Heilung statt eines Zumessens von Strafe. Das JÜNGSTE GERICHT könnte man einen Prozess der richtigen Bewertung nennen. Es bedeutet einfach, dass jeder schließlich ein Verständnis dessen erlangen wird, was würdig ist und was nicht.
Der erste Schritt zur Freiheit beinhaltet ein Aussortieren des Falschen vom Wahren. Das ist ein Trennungsprozess im konstruktiven Sinn und spiegelt die wahre Bedeutung der APOKALYPSE wider. Ein jeder wird letztlich seine eigenen Schöpfungen betrachten und sich entscheiden, nur das zu bewahren, was gut ist, genau wie GOTT SELBST ansah, was ER erschaffen hatte, und erkannte, dass es gut war. An diesem Punkt kann der Geist beginnen, seine eigenen Schöpfungen um ihrer Würdigkeit willen mit Liebe zu betrachten. Gleichzeitig wird der Geist unvermeidlich seine Fehlschöpfungen nicht als sein eigen anerkennen, die, ohne Glauben, nicht länger existieren werden.
“Der Begriff »JÜNGSTES GERICHT« ist nicht nur deshalb beängstigend, weil er auf GOTT projiziert worden ist, sondern auch wegen der Assoziation mit dem Tod. Das ist ein hervorragendes Beispiel für eine Wahrnehmung, die auf dem Kopf steht. Wenn man der Bedeutung des JÜNGSTEN GERICHTS unvoreingenommen auf den Grund geht, so ist es ganz offensichtlich, dass es in Wirklichkeit das Tor zum Leben ist. Niemand, der in der Angst lebt, ist wirklich lebendig. Dein eigenes letztes Gericht kann nicht gegen dich selbst gerichtet werden, weil du nicht deine eigene Schöpfung bist. Du kannst es jedoch bedeutungsvoll und jederzeit auf alles anwenden, was du gemacht hast, und nur das in Erinnerung behalten, was schöpferisch und gut ist. Das ist es, was deine Rechtgesinntheit nicht umhin kann, dir vorzuschreiben. Der Sinn und Zweck der Zeit ist einzig und allein, »dir Zeit zu geben«, zu diesem Urteil zu kommen. Es ist dein eigenes vollkommenes Urteil über deine eigenen vollkommenen Schöpfungen. Wenn alles, was du beibehältst, liebenswert ist, gibt es keinen Grund für die Angst mehr, bei dir zu bleiben. Das ist dein Teil an der SÜHNE.” (EKIW: Kapitel 2, VIII. 5.)
“Wird über jeden am Ende ein Urteil gefällt?
Ja, in der Tat! Niemand kann GOTTES LETZTEM URTEIL entrinnen. Wer könnte für immer vor der Wahrheit fliehen? Doch das LETZTE URTEIL wird so lange nicht kommen, als es mit Angst in Verbindung gebracht wird. Eines Tages wird jeder es willkommen heißen, und genau an diesem Tag wird es ihm gegeben werden. Er wird hören, wie seine Sündenlosigkeit immer wieder rund um die Welt verkündet wird und sie befreit, während GOTTES LETZTES URTEIL über ihn empfangen wird. Das ist das URTEIL, in dem die Erlösung liegt. Das ist das URTEIL, das ihn befreien wird. Das ist das URTEIL, in dem alle Dinge mit ihm befreit werden. Die Zeit hält inne, während die Ewigkeit näher kommt, und Schweigen liegt über der Welt, auf dass jeder dieses URTEIL über den SOHN GOTTES hören möge:
Heilig bist du, ewig, frei und ganz, für immer in Frieden im HERZEN GOTTES.
Wo ist die Welt, und wo ist jetzt der Kummer?”
(EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER 15, 1.)
Meister Eckhart
Meister Eckhart war ein einflussreicher thüringischer Theologe und Philosoph des Spätmittelalters. Er war eine wahre Lichtgestalt unter den christlichen Theologen und hatte die Essenz der Lehre Jesu erkannt, die uns nun in vollkommener Klarheit in Ein Kurs in Wundern zur Verfügung steht.
Der wohl bekannteste spirituelle Lehrer unserer Zeit Eckhart Tolle änderte seinen Vornamen Ulrich in Eckhart, was einigen Berichten zufolge zu Ehren Meister Eckharts geschah.
Nach langjähriger Tätigkeit im Dienst des Ordens der Dominikaner wurde Meister Eckhart erst in seinen letzten Lebensjahren wegen Irrlehre denunziert und angeklagt. Eckhart starb vor dem Abschluss des gegen ihn eingeleiteten Verfahrens. Papst Johannes XXII. (1316–1334) verurteilte einige seiner Aussagen als Irrlehren und verbot die Verbreitung der Werke, die diese enthielten. Dennoch hatte Eckharts Gedankengut beträchtlichen Einfluss auf die spätmittelalterliche Spiritualität im deutschen und niederländischen Raum. Im Benediktinerkloster Melk wurden im 15. Jahrhundert deutsche Predigten und Sprüche Eckharts abgeschrieben, wobei der Name des Autors sogar angegeben wurde. In einer bearbeiteten, entschärften Fassung sollten sie zur Belehrung der Laienbrüder dienen. Auch in anderen österreichischen Klöstern waren im Spätmittelalter Texte Eckharts bekannt.
In Eckharts Lehre ging es vor allem um Einsicht, die auf Vernunft und Erfahrung beruht. Er hielt seine Einsichten für universal gültig und wollte seinem Publikum den Nachvollzug auch anspruchsvoller Inhalte ermöglichen. Allerdings erfordert der Nachvollzug viel mehr als ein rein gedankliches Erfassen der Schlüssigkeit der Darlegungen. Jeder, der Eckharts zentrale Aussagen wirklich verstehen und beurteilen will, hat erst in sich selbst die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen: “Denn, solange der Mensch dieser Wahrheit nicht gleicht, solange wird er diese Rede nicht verstehen; denn dies ist eine unverhüllte Wahrheit, die da gekommen ist aus dem Herzen Gottes unmittelbar. Dass wir so leben mögen, dass wir es ewig erfahren, dazu helfe uns Gott.” Sind die Voraussetzungen geschaffen, so kann die Wahrheit als solche mit Gewissheit erkannt werden.
Laut Eckhart ist für das Verhältnis des Menschen zu Gott der Unterschied zwischen Glauben und Kennen fundamental; der Glaube verhält sich zum Schauen oder vollkommenen Erkennen wie eine Meinung zum Beweis, wie etwas Unvollkommenes zum Vollkommenen. Es gilt also nicht beim Glauben zu bleiben, sondern vom Glauben zum Kennen voranzuschreiten.
Damit bringt Eckhart etwas zum Ausdruck, was sich auch in Ein Kurs in Wundern wiederfindet: “Überhaupt ist der Glaube an GOTT kein wirklich sinnvolles Konzept, denn GOTT kann nur erkannt werden.” Erkennen lässt sich wohl am besten als vergeistigtes Denken, d.h. als nicht-sprachliches Denken beschreiben.
Eckhart weist den Begriffen „Gott“ und „Gottheit“ nicht die gleiche Bedeutung zu, sondern er bezeichnet mit ihnen unterschiedliche Ebenen, auf denen sich die göttliche Wirklichkeit dem Menschen zeigen kann. Er behauptet, Gott und Gottheit seien so weit voneinander verschieden wie Himmel und Erde. Durch die Offenbarung begegnet dem nach Gotteserkenntnis strebenden Menschen zunächst der im Sinne der Trinitätslehre dreifaltige Gott. Vom Dasein Gottes, insoweit er Schöpfer ist und seinen Geschöpfen in dieser Eigenschaft entgegentritt, unterscheidet Eckhart eine höhere Ebene der Wirklichkeit des Göttlichen, auf der dieses als „Gottheit“ oder als „einfaltiges Eins“ erscheint, „oberhalb von Gott“. Die Gottheit ist der überpersönliche Aspekt der göttlichen Gesamtwirklichkeit. Nichts Bestimmtes kann über sie ausgesagt werden, da sie sich jenseits jeglicher Differenzierung befindet. Terminologisch ist die Unterscheidung zwischen Gott und Gottheit bei Eckhart allerdings nicht durchgängig konsequent durchgeführt. Er verwendet das Wort „Gott“ auch für Aussagen, die sich auf das beziehen, was er sonst „Gottheit“ nennt. Damit richtet er sich nach der seinem Publikum - insbesondere den Hörern seiner Predigten - geläufigen Ausdrucksweise. Was gemeint ist, ist jeweils aus dem Zusammenhang ersichtlich.
Gott als Person mit persönlichen Eigenschaften, die in seinen Namen ausgedrückt werden, existiert auf einer Ebene, die von derjenigen der Gottheit abgetrennt und ihr untergeordnet ist. Wenn er sich seinem eigenen unpersönlichen Aspekt zuwenden wollte, so müsste er - ebenso wie ein Mensch, der dies tut - alles beiseitelassen, was seine Besonderheit ausmacht. Somit kommt auch die Eigenschaft, Dreifaltigkeit zu sein, zwar Gott zu, nicht aber der Gottheit. Dazu bemerkt Eckhart: "Dies ist leicht einzusehen, denn dieses einige Eine ist ohne Weise und ohne Eigenheit. Und drum: Soll Gott je darein lugen, so muss es ihn alle seine göttlichen Namen kosten und seine personhafte Eigenheit; das muss er allzumal draußen lassen, soll er je darein lugen."
Das Denken (im Sinne von Erkennen) ist das höherrangige Prinzip die Grundlage von Gottes Sein. Denken und Sein werden allerdings nur zum Zweck einer analytischen Betrachtung getrennt. Hinsichtlich ihres Vorhandenseins in Gott sind sie nicht getrennte Elemente, sondern existieren ununterschieden in ihm. Die Aussage „Gott ist Sein“ ist ebenso wahr wie die Aussage „Gott ist Denken (Erkennen)“, wobei seine Seinsweise allerdings von derjenigen der Schöpfung scharf zu unterscheiden ist.
Eckhart betont jedoch die Schärfe des fundamentalen Gegensatzes zwischen Gott und allem Geschaffenen. Gottes Einfachheit, Erhabenheit, Unwandelbarkeit und Allursächlichkeit (universalis causalitas) steht in Kontrast zu den entgegengesetzten Merkmalen des Geschaffenen. Alles Geschaffene ist mannigfaltig, veränderlich, erleidend (patiens), verursacht und vergänglich. Nichts Wandelbares kann einfach sein, denn zu jedem Zeitpunkt ist es in einer bestimmten Hinsicht beharrend und in einer anderen im Wandel begriffen.
Aufgrund seiner Vergänglichkeit weist das Geschaffene kein „Sein“ im eigentlichen Sinne, im Sinne einer absoluten, überzeitlichen Existenz auf. So gesehen existiert es nicht wirklich. Verwendet man den Begriff „Sein“ im Sinne des absoluten Seins Gottes, so „sind“ die Dinge nicht; verwendet man ihn in dem Sinne, in dem er auf die Dinge angewendet wird, so „ist“ Gott nicht.
Doch Eckhart verwendet auch für den Schöpfer des Zeitlichen den Begriff "Gott". Für Kursschüler bedeutet dies, dass Eckhart auch für den schlafenden Geist des SOHNS den Begriff "Gott" verwendet und für GOTT den Begriff “Gottheit”.
Verständnis der Schöpfung bedeutet somit Verständnis des Phänomens Zeit. Der überzeitlich existierende Gott im Sinne Eckharts schafft in einer permanenten Gegenwart, im „Jetzt“ oder „Nun“ (lateinisch nunc, mittelhochdeutsch nû) seiner Zeitlosigkeit (Ewigkeit). Eckhart unterscheidet zwischen dem nû der zît, dem Zeitpunkt innerhalb des Zeitflusses, und dem nû der êwicheit, dem Jetzt der Ewigkeit (lateinisch nunc aeternitatis). Die Überzeitlichkeit des Ewigen wird in Eckharts Sprache als „Augenblick“ („nun“) wiedergegeben, doch ist dieser „Augenblick“ nicht mit einem Zeitpunkt zu verwechseln, sondern er umfasst „alle Zeit“, also die Gesamtheit dessen, was in aller Zeit gegeben ist. Das Jetzt der Ewigkeit ist auch nicht im Sinne eines statischen Zustands zu verstehen, es bedeutet keinen Stillstand (das wäre eine unangemessene Beschreibung aus der Perspektive der Zeitlichkeit). Gemeint ist eine überzeitliche „Gegenwart“, die wegen ihrer Gegenwärtigkeit (lateinisch praesentialitas) eine Bezeichnung erhält, die an den innerzeitlichen Gegenwartsbegriff anknüpft. Als „Fülle der Zeit“ unterscheidet sich die Gegenwärtigkeit des ewigen „Jetzt“ vom Zeitpunkt dadurch, dass sie nicht der vergangenen und künftigen Gegebenheiten beraubt ist, sondern diese in sich einschließt.
Eckhart Tolles erstes Buch heißt “Jetzt! Die Kraft der Gegenwart. Ein Leitfaden zum spirituellen Erwachen.” Jesus verwendet im Kurs dafür den Begriff „heiliger Augenblick“.
Meister Eckhart verweist weiters darauf, dass aus der Perspektive der Ewigkeit die Welt als anfangslos erscheint, weil ihr Dasein nicht eine Aneinanderreihung von Zeitpunkten ist. Dass sie einen Anfang in der Zeit gehabt habe, ist nur eine für das menschliche Denken nötige und angemessene Vorstellung, nicht eine Aussage über die Schöpfung an sich. Nur aus der menschlichen Perspektive, die auf der Vorstellung einer linearen zeitlichen Ordnung mit „vorher“ und „nachher“ basiert, ist die Schöpfung ein zeitlicher Vorgang. In Wirklichkeit ist Gott nicht zeitlich „früher“ als die Welt. Der Mensch lebt aber in der Zeit, in der die Einheit des göttlichen Seins zerfallen ist. Daher bewegen sich seine Vorstellungen innerhalb eines Rahmens, der sich aus seinem Erleben von Zeit ergibt.
Der göttliche Kernbereich der Seele, ihr „Innerstes“, ist der zeit- und raumlose „Seelengrund“, in dem völlige Ruhe herrscht. Eckhart verwendet dafür auch andere Bezeichnungen. Er betont aber auch, dass der Seelengrund eigentlich so wie die Gottheit namenlos ist. Der Seelengrund steht so hoch über der Sinneswelt wie der Himmel über der Erde.
Von den vergänglichen und daher nichtigen Aspekten seines Daseins kann der Mensch sich emanzipieren, indem er sich dem zuwendet, was in ihm - das heißt in der Seele - göttlich ist. Dank Gottes Anwesenheit in der Seele ist ihre Selbsterkenntnis Gotteserkenntnis. Unter diesem Aspekt sind alle menschlichen Seelen gleich. Die hier gemeinte Gotteserkenntnis ist nicht eine reflektierte, in der ein Subjekt einem Objekt betrachtend gegenübersteht, sondern eine unmittelbare, in der keine Distanz zwischen dem Erkennenden und seinem göttlichen Erkenntnisobjekt besteht.
Als höchste Manifestation seelischer Aktivität betrachtet Eckhart wie andere Dominikaner den Intellekt. Dabei verwendet Eckhart den Begriff Intellekt in einem anderen Sinn als dem heute gängigen. Der Intellekt „als solcher“ (intellectus inquantum intellectus) ist für Eckhart nicht eine der Fähigkeiten („Seelenvermögen“) oder Instrumente, über welche die Seele verfügt, sondern eine eigenständige in der Seele tätige Instanz. Er ist etwas nicht Geschaffenes, sondern Göttliches im Menschen, das einer Dimension oberhalb von Raum und Zeit angehört.
Dem Willen misstraut Eckhart, denn er sieht in ihm den gottfernen, auf das Geschaffene abzielenden Eigenwillen, der auch dann, wenn er sich auf Gott richtet, die Getrenntheit von Subjekt und Objekt, Seele und Gott voraussetzt: “Darum ist die Vernunft allwegs nach innen suchend. Der Wille hingegen geht nach außen auf das hin, was er liebt.”
Zu den genannten Annahmen passt Eckharts Verständnis der Sünde, die in seinen Werken ebenso wie Beichte und Buße eine auffallend geringe Rolle spielt. Mit der Lehre von der Erbsünde und der Vorstellung einer Sühne durch ein stellvertretendes Leiden Christi setzt er sich nicht auseinander. Sünde ist für ihn eine willentliche Abkehr von Gott. Philosophisch ausgedrückt ist sie „immer ein Zurückschreiten vom Einen zu den vielen Dingen“. Das bedeutet, dass „die Ordnung der Dinge aufgehoben wird und das Obere dem Niederen unterworfen wird“. Man soll zwar nicht sündigen, aber man soll auch eine begangene Sünde nicht bereuen in dem Sinne, dass man wünscht, sie wäre nicht geschehen. Ein solcher Wunsch wäre Ausdruck eines Eigenwillens, der sich gegen den Willen Gottes richtet, denn Gott hat das Geschehene zum Besten des Menschen gewollt.
Die Hinwendung zu Gott soll zu einer Erfahrung führen, die in Eckharts Lehre eine zentrale Rolle spielt. Er nennt sie Gottesgeburt in der Seele. Gemeint ist, dass die Seele die Göttlichkeit ihrer eigenen Natur wahrnimmt und so Gott in sich selbst findet. Sie wird nicht etwas, was sie vorher nicht war, sondern erkennt das, was sie überzeitlich ist. Die Gottesgeburt geht vom Seelengrund des einzelnen Menschen aus und erfasst die Seele in ihrer Gesamtheit. Es handelt sich nicht um ein punktuelles Ereignis, das zum Abschluss kommt, sondern um einen fortdauernden Vorgang ohne Ende. Die Betonung der Prozesshaftigkeit des Geschehens ist ein besonderes Merkmal von Eckharts Denken.
Die Gottesgeburt in der Seele geschieht, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, zwangsläufig. Sie zu veranlassen ist für Gott eine Naturnotwendigkeit, er folgt dabei seiner eigenen Natur, könnte also gar nicht anders wollen und handeln. Die Grundlagen der Gottesgeburt sind nicht der Glaube, ein Gefühl oder eine Vision des betreffenden Individuums, sondern seine Erkenntnis und Vernunft („Vernünftigkeit“). Die Erkenntnis „läuft voran“ und „bricht durch“; die Vernunft „fällt ins reine Sein“.
Eckhart betont, dass die menschliche Natur Christi keine andere sei als die jedes anderen Menschen. Alle Menschen haben die menschliche Natur mit Christus gemeinsam, und zwar in gleichem Sinn und auf die gleiche Weise (univoce et equaliter). Da Eckhart überdies jedem Menschen eine in der Seele liegende Göttlichkeit zuspricht, besteht aus seiner Sicht auch hinsichtlich der göttlichen Natur kein prinzipieller Unterschied zwischen Christus und anderen. Christus ist zwar ein unerreichtes Vorbild, nicht aber von Natur aus von anderen Menschen prinzipiell verschieden. Grundsätzlich ist jeder befähigt, das zu verwirklichen und zu vollbringen, was Christus verwirklicht und vollbracht hat.
Voraussetzung für die Gottesgeburt ist, dass sich die Seele von dem reinigt, was nicht zu ihr gehört, und dadurch ihre wahre Natur hervortreten lässt. Gott kann nur in der Seele geboren werden, wenn der Mensch ihm dafür Raum schafft und das entfernt, was im Wege steht. Das sind nicht nur Sünden und Laster im herkömmlichen Sinn, sondern schlechthin alles Ungöttliche und daher Vergängliche. Dazu gehören insbesondere die „Bilder“ der Sinnesobjekte, die man aufgenommen hat, denn sie binden und behindern den Menschen. In dem Maße, wie der Mensch die Hindernisse beiseiteschafft, wird er für Gott empfänglich. Was dabei in der Praxis zu beachten ist, erläutert Eckhart ausführlich.
Für die Ermöglichung der Gottesgeburt ist nicht eine diskursiv gewonnene Einsicht in den Wahrheitsgehalt philosophisch-theologischer Lehrsätze ausschlaggebend, sondern die Lebenspraxis. Daher besteht ein Unterschied zwischen dem „Lesemeister“, der in seinen Schriften argumentiert, beweist und widerlegt, und dem „Lebemeister“, der das von der Theorie Geforderte in seinem eigenen Leben umsetzt. Ein Eckhart zugeschriebener Ausspruch lautet, ein Lebemeister sei nötiger als tausend Lesemeister.
Gott kann auf viele verschiedene Weisen ergriffen werden. Niemand kann alle Weisen verwirklichen, sondern man soll eine von ihnen haben - diejenige, die Gott einem zugewiesen hat - und konsequent bei ihr bleiben. Einem anderen, der auf eine andere Weise lebt, die eigene Weise aufzudrängen ist verkehrt, vielmehr soll jeder in seiner Weise das Gute aller Weisen finden. Christus hatte zwar die höchste Weise, aber das bedeutet nicht, dass jeder versuchen soll, die Weise Christi zu übernehmen.
Die Hinwendung zu Gott ist mit einem auf die Welt gerichteten Wollen und Begehren unvereinbar. Daher ist die erste Aufgabe des Menschen, der eine Einigung mit Gott erstrebt, sich von allen solchen Bestrebungen zu reinigen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass er vergöttlicht wird. Das Ergebnis der Abtrennung von der Welt nennt Eckhart „Abgeschiedenheit“. Der Seelengrund ist von Natur aus immer abgeschieden. Es kommt aber darauf an, auch die übrigen Seelenbereiche restlos von „allen Dingen“ zu trennen, sodass der Mensch leer wird wie ein aufnahmebereites Gefäß. Dann kann Gott die gesamte Seele ausfüllen. Der Mensch “soll Gott in allen Dingen ergreifen und soll sein Gemüt daran gewöhnen, Gott allzeit gegenwärtig zu haben.”
Zu den „Dingen“, von denen der Mensch sich befreien soll, gehört in erster Linie er selbst: “Richte dein Augenmerk auf dich selbst, und wo du dich findest, da lass von dir ab; das ist das Allerbeste.” Er soll seine persönliche Hauptschwäche herausfinden und seinen Fleiß darauf richten, sie zu überwinden. Befreiung von sich selbst bedeutet aber mehr als das: Wer sich für Gott empfänglich machen will, hat alle Hoffnungen, Wünsche und Ziele, die sein eigenes Wohlergehen im Diesseits oder Jenseits bezwecken, aufzugeben. Er vergisst sich selbst und alle Dinge. Damit verzichtet er auf seinen Eigenwillen. Alle Erwartungen und alle damit verknüpften Empfindungen verschwinden gänzlich. Dadurch werden Gemütsbewegungen wie Hoffnung, Furcht und Jammer verunmöglicht. Alles Leid endet, denn es ist ausnahmslos eine Folge der Hinwendung zu den geschaffenen Dingen. In der Seele tritt an die Stelle des Weggeräumten die Leere und geistige Armut. So erlangt man die „Gelassenheit“. Dieser anscheinend von Eckhart neu gebildete Begriff bezeichnet die Haltung dessen, der nicht nur die Dinge gelassen hat, sondern gelassen ist. Beim Lassen geht es zuerst um ein innerliches Sein, erst danach um ein äußerliches Handeln. Man kann nicht durch ein Lassen im Handeln zu einem gelassenen Sein gelangen.
Dieser Hinweis auf das Loslassen von sich selbst klingt im Kurs wie folgt: “Lass mich nicht vergessen, dass mein Selbst nichts ist, dass aber mein SELBST alles ist.”
Aufzugeben ist der Eigenwille nicht nur insoweit er auf das eigene Wohlergehen zielt, sondern auch in einer anderen seiner Erscheinungsformen, in welcher er scheinbar verschwunden ist, indem das Individuum seinen Willen mit dem Willen Gottes identifiziert hat. Zu wollen, was Gott will, ist aber immer noch ein Eigenwille und bildet als solcher ein Hindernis zwischen dem Menschen und Gott. Der Abgeschiedene will nicht das, was Gott will, sondern er will gar nichts, damit Gott in ihm wollen kann. Auch das Streben nach der Ewigkeit und nach Gott, das den ursprünglichen Antrieb zum Beschreiten des Erkenntniswegs bildete, ist als Eigenwille abzustreifen. Wer die Ewigkeit und Gott begehrt, ist noch nicht richtig arm (aller Wünsche entblößt). Ein wahrhaft armer Mensch ist nur der, der nichts will und nicht begehrt. Er lässt nicht nur sich selbst los, sondern auch Gott. Seine Armut besteht darin, dass er nichts „hat“; er verfügt weder über einen Willen noch über Wissen noch über Besitz. Gott soll nicht im Menschen eine Stätte zum Wirken finden, sondern erforderlich ist, dass der Mensch „so ledig Gottes und aller seiner Werke steht“, dass Gott, wenn er in der Seele wirken will, jeweils selbst die Stätte ist, in der er wirken will.
Die Lebensweise, für die Eckhart eintritt, ist ein Leben „ohne Warum“ (mittelhochdeutsch sunder warumbe). Gott hat kein „Warum“ außer und neben sich, und auch seine Liebe ist grundlos. Ebenso sind auch göttliche Werke des Menschen dadurch gekennzeichnet, dass sie ohne Grund vollbracht werden. Was einen Grund hat, besteht um des Grundes willen und ist ihm somit untergeordnet. Das Grundlose ist sein eigener Grund und Zweck und damit höherrangig als das, was einer Begründung durch etwas anderes bedarf.
Eckhart fordert Abwendung von allem, was in der Welt ist, und ausschließliche Konzentration auf den eigenen Seelengrund, wo Gott zu finden ist. Die damit erreichte Abgeschiedenheit äußert sich aber nicht als Gleichgültigkeit gegenüber der Welt. Der Mensch hat sich zwar auf der Suche nach Gott konsequent von der Welt abgewendet, aber Gott, den er in seinem Seelengrund gefunden hat und dem er die Herrschaft über sich restlos überlassen hat, ist den Menschen zugewandt. Das äußert sich darin, dass der Abgeschiedene und Gelassene kein zurückgezogenes Leben führt, sondern ein aktives und soziales. Er vollbringt Werke, die seinen Mitmenschen zugutekommen. Im Unterschied zu denen, welche die Gottesgeburt nicht erlebt haben, verfolgt er damit nicht weltliche Ziele, sondern göttliche. Nur wenn dies der Fall ist, haben seine Werke einen Wert, und dann ist er ein „Gerechter“. Anderenfalls können sich gute Werke sogar als Hindernis erweisen, denn sie bieten dem, der sie verrichtet, „Halt, Stütze und Verlass“. Damit trennen sie die „guten Menschen“ von Gott, der „will, dass er allein ihr Halt und Verlass sei“.
Eckharts Gerechtigkeitsbegriff hat mit modernen Gerechtigkeitsvorstellungen nichts zu tun. Unter Gerechtigkeit versteht Eckhart nicht eine bestimmte Art der Verteilung irdischer Güter, sondern die Haltung desjenigen, der nicht aus eigenem Antrieb, sondern aus göttlichem Impuls handelt und daher stets das Richtige - der jeweiligen Situation Angemessene - tut. Der im Sinne Eckharts Gerechte bewahrt gegenüber allen äußeren Verhältnissen und Ereignissen Gleichmut, sein Gemütszustand kann von äußeren Entwicklungen nicht berührt werden: “Wenn die Menschen ein Ding erfreuen kann und ein anderes sie betrüben, so sind sie nicht gerecht; vielmehr, wenn sie zu einer Zeit froh sind, so sind sie zu allen Zeiten froh.”
Eckhart betont, dass die Heiligkeit niemals auf ein Tun gegründet ist, sondern ausschließlich auf ein Sein. Die Werke heiligen den, der sie vollbringt, ganz und gar nicht, sondern soweit jemand heilig ist, heiligt er alle seine Werke, „sei es Essen, Schlafen, Wachen oder was immer“. Für den spirituellen Status einer Person sind ihre Werke bedeutungslos; wesentlich ist nur, ob ihr Sein von Abgeschiedenheit geprägt ist. Die Werke sind aber untrennbar mit der Spiritualität verbunden. Daher sind sie keineswegs nebensächlich oder gar entbehrlich, sondern eine notwendige Folge des rechten Seins; der Gerechte kann nicht anders als gerecht handeln.
Eckharts Hochschätzung der von einem göttlichen Impuls geleiteten sozialen Aktivität führt ihn sogar zu einer unkonventionellen Auslegung der biblischen Erzählung von den Schwestern Maria und Martha, die dem herkömmlichen Verständnis völlig widerspricht. Er folgt nicht der traditionellen Interpretation der Darstellung im Lukasevangelium (Lk 10,38–42 EU), wonach Christus dort den Vorrang der rein kontemplativen Haltung Marias gegenüber der aktiven Marthas feststellt. Vielmehr steht nach Eckharts Deutung die äußerlich aktive Martha höher als die nur Christus zuhörende Maria. Martha war zwar mitten in den Sorgen der Welt tätig, aber unbekümmert, auf besonnene Weise und ohne dabei Gott aus dem Auge zu verlieren. So verband sie in ihrer Haltung die Vorzüge von Kontemplation und Aktion. Maria hingegen beschränkte sich auf die Kontemplation, da sie das rechte Handeln noch nicht gelernt hatte. Martha war die ältere der beiden Schwestern und hatte daher mehr Erkenntnis gewinnen können als die noch unerfahrene, auf kontemplativen Genuss ausgerichtete Maria. Das Lob, das Christus Maria spendete, bezieht sich nach Eckharts Auslegung auf eine Einsicht, die Maria damals noch nicht hatte, sondern die ihr noch bevorstand. Eckharts Ablehnung einer weltflüchtigen Haltung ergibt sich aus seiner Überzeugung, dass nicht die Dinge an sich Hindernisse sind, sondern nur ein verkehrtes Verhältnis des Menschen zu ihnen.
Die Liebe unter den Menschen, soweit sie aus einem menschlichen Impuls kommt, erkennt auch Eckhart als spirituell wertlos: “Alle Liebe dieser Welt ist gebaut auf Eigenliebe. Hättest du die gelassen, so hättest du die ganze Welt gelassen.” Im Kurs klingt dies wie folgt: “Du kannst nur lieben, wie GOTT liebt. Suche nicht, anders als ER zu lieben, denn es gibt keine Liebe losgelöst von der SEINEN.” “Es gibt keine Liebe außer der LIEBE GOTTES.”
Die Religion in Menschlicher Erfahrung
Während Religion ein Wachstum an Bedeutungen und eine Steigerung der Werte bewirkt, entsteht immer dann Übles, wenn rein persönliche Beurteilungen auf absolute Ebenen gehoben werden. Die wichtigsten Wachstumshemmnisse sind Vorurteil und Unwissenheit.
Viele Menschen sind zu beschäftigt, um zu wachsen, und laufen deshalb große Gefahr, geistig zu erstarren. Das Ego geht in der Frage des Ewigen einen Kompromiss ein, genauso wie es das in allen Fällen tut, wo die wirkliche Frage in irgendeiner Weise berührt wird. Indem es sich mit Randproblemen beschäftigt, hofft es, die wirkliche Frage zu verbergen und aus dem Bewusstsein fernzuhalten. Die typische Geschäftigkeit des Ego, die sich um Nebensächlichkeiten dreht, dient genau diesem Zweck. Die Beschäftigung mit Problemen, die so angelegt sind, dass keine Lösung möglich ist, ist ein Lieblingsmittel des Ego, um den Lernfortschritt aufzuhalten. Bei all diesen Ablenkungsmanövern aber lautet die eine Frage, die von denjenigen, die sie verfolgen, nie gestellt wird: "Wozu?" Das ist die Frage, die wir in Verbindung mit Allem stellen lernen müssen. Was ist der Sinn und Zweck? Was immer er auch sei, er wird unsere Bemühungen automatisch lenken. Wenn wir uns also für den Zweck entscheiden, haben wir eine Entscheidung über unsere zukünftigen Bemühungen getroffen, eine Entscheidung, die so lange wirksam bleibt, bis wir anderen Geistes werden.
"Wozu?" ist auch die entscheidende Frage, wenn es um die Erziehung unserer Kinder geht. Wir sollten jedem heranwachsenden Kind Gelegenheit geben, in seiner eigenen religiösen Erfahrung zu wachsen und ihm nicht eine fertige Erwachsenenerfahrung überstülpen. Der von Jahr zu Jahr erzielte Fortschritt in einem bestehenden Erziehungssystem bedeutet nicht notwendigerweise intellektuellen Fortschritt und noch viel weniger geistiges Wachstum. Erweiterung des Vokabulars heißt nicht Entwicklung des Charakters. Wachstum bekundet sich nicht wirklich in bloßen Resultaten, sondern vielmehr im Fortschritt. Wahres erzieherisches Wachstum gibt sich in einer Verstärkung der Ideale kund, in wachsender Würdigung von Werten, in neuen Bedeutungen, die Werten gegeben werden, und in einer stärkeren Treue gegenüber höchsten Werten.
Kinder werden bleibend nur durch die Wahrhaftigkeit ihrer erwachsenen Gefährten beeindruckt; Vorschriften oder sogar Beispiele sind auf die Dauer nicht wirksam. Wahrhaftige Personen sind wachsende Personen, und Wachstum ist eine eindrückliche und inspirierende Realität. Wenn wir heute wahrhaftig leben und wachsen, so wird morgen für sich selber sorgen. Die rascheste Art für eine Kaulquappe, zu einem Frosch zu werden, ist, jeden Augenblick authentisch als eine Kaulquappe zu leben.
Der für religiöses Wachstum unerlässliche Nährboden setzt voraus: ein dynamisches Leben der Selbsterforschung, Koordinierung natürlicher Neigungen, Betätigung der Neugierde und Freude an vernünftigen Abenteuern, Empfinden von Gefühlen der Befriedigung, das Funktionieren der Furcht, um Aufmerksamkeit und Bewusstheit zu stimulieren, Staunen vor dem Wunderbaren und ein normales Bewusstsein der persönlichen Kleinheit. Wachstum gründet auch auf der Erforschung des Selbst einhergehend mit Selbstkritik - Bewusstheit, denn Bewusstheit ist in Wirklichkeit Kritik an sich selbst anhand der eigenen Wertmaßstäbe, der persönlichen Ideale.
Religion kann man nicht schenken, empfangen, ausleihen, lernen oder verlieren. Sie ist eine persönliche Erfahrung, die im Maße des zunehmenden Verlangens nach der endgültigen Wahrheit wächst. Deshalb gehen die Anhäufung von Bedeutungen und unablässig erhöhte Werte mit kosmischem Wachstum einher. Aber Seelenadel an sich ist immer ein unbewusstes Wachstum.
Die unbewusste Natur des religiösen Wachstums bedeutet indessen nicht, dass es eine Aktivität ist, die sich in den angeblich unterbewussten Bereichen des menschlichen Intellekts abspielt; sie ist vielmehr ein Zeichen schöpferischer Aktivitäten auf den überbewussten Ebenen des menschlichen Verstandes. Die Erfahrung, sich der Realität unbewussten religiösen Wachstums innezuwerden, ist der einzige positive Beweis der funktionellen Existenz des Überbewusstseins.
In Ein Kurs in Wundern heißt es daher: "Ein Wunder ist eine Berichtigung." "Wunder sind Gewohnheiten und sollten unwillkürlich geschehen. Sie sollten nicht unter bewusster Kontrolle stehen. Bewusst ausgewählte Wunder können fehlgeleitet sein."
Die geistige Entwicklung hängt erstens von der Aufrechterhaltung einer lebendigen geistigen Verbindung mit wahren geistigen Kräften ab, und zweitens vom steten Hervorbringen geistiger Früchte: von der dienenden Weitergabe dessen an seine Mitmenschen, was man von seinen geistigen Wohltätern empfangen hat. Geistiger Fortschritt gründet auf dem intellektuellen Feststellen der eigenen geistigen Armut sowie auf dem Bewusstsein, nach Vollkommenheit zu hungern, auf dem Wunsch, Gott zu kennen und ihm zu gleichen, und auf der rückhaltlosen Entschlossenheit, den Willen des Vaters im Himmel zu tun.
Geistiges Wachstum ist erst einmal ein Erwachen zu Bedürfnissen, dann ein Erkennen von Bedeutungen und schließlich ein Entdecken von Werten. Der Beweis wahrer geistiger Entwicklung besteht im Erscheinen einer menschlichen Persönlichkeit, deren Motivation die Liebe, deren Triebkraft selbstloser Dienst ist und die beherrscht wird von einer aus ganzem Herzen kommenden Verehrung der Vollkommenheitsideale der Göttlichkeit. Und diese ganze Erfahrung bildet die Realität der Religion im Gegensatz zu bloß theologischem Fürwahrhalten.
Jesus beschrieb die tiefe Sicherheit eines Gott kennenden Sterblichen, als er vor zweitausend Jahren sagte: „Was kümmert es den, der Gott kennt und an das Königreich glaubt, wenn alle irdischen Dinge in Trümmer gehen?“ Zeitliche Sicherheiten sind verwundbar, aber geistige Sicherheiten sind unbezwingbar. Wenn die Wogen menschlicher Not, Selbstsucht, Grausamkeit, Todfeindschaft, Bosheit und Eifersucht über der menschlichen Seele zusammenschlagen, können wir in der Sicherheit ruhen, dass es eine innere Bastion, die Zitadelle des Geistes, gibt, die absolut uneinnehmbar ist; wenigstens trifft das für jedes menschliche Wesen zu, das seine Seele der Obhut des ihm innewohnenden Geistes des ewigen Gottes anvertraut hat.
Das Gleichnis Jesu vom Haus auf Fels oder auf Sand beschreibt wunderbar die beiden unterschiedlichen geistigen Ausrichtungen. Das Haus gilt allgemein als Symbol für das Ich, so dass die Art und Weise, wie wir wohnen, immer auch einen Hinweis auf unsere geistige Haltung liefert. Wenn die Identifikation mit dem Körper noch sehr stark ist und kein Gottvertrauen vorhanden ist, wird ein Einbruch in die eigene Wohnung, oder ins eigene Haus, als persönlicher Angriff erlebt und kann traumatische Folgen haben, selbst dann, wenn der Einbruch in der eigenen Abwesenheit erfolgte. Der Hausbau steht symbolisch für das Leben des Menschen. Sein Haus auf Fels zu bauen bedeutet auf Gott zu vertrauen. Der Bau auf Sand symbolisiert das Vertrauen des Menschen in die eigene Kraft und die eigenen Werke ohne das Vertrauen auf Gott. Geistiges Wachstum bedeutet aufzuhören sein Haus auf Sand zu bauen und statt dessen einzig und allein auf den Fels in der Brandung des Lebens zu vertrauen.
Nach einer derartigen geistigen Vollbringung, die durch allmähliches Wachstum oder durch eine besondere Krise herbeigeführt worden ist, geschieht eine Neuorientierung des Bewusstseins und entwickelt sich ein neuer Wertemaßstab. Solche aus dem Geiste geborene Wesen sind in ihrem Leben derart neu motiviert, dass sie ruhig zusehen können, wie ihre teuersten Ambitionen sterben und ihre innigsten Hoffnungen zusammenbrechen; sie wissen mit Sicherheit, dass solche Katastrophen nur in eine neue Richtung weisende Erschütterungen sind, die ihre zeitlichen Schöpfungen vernichten, bevor mit dem Bau edlerer und dauerhafterer Realitäten auf einer neuen und erhabeneren Ebene universeller Vollbringung begonnen werden kann.
Es sollte klar gemacht werden, dass das Sich-Bekennen zu höchsten Idealen - das psychische, gefühlsmäßige und geistige Erleben des Gottesbewusstseins - ein natürliches, allmähliches Wachstum sein kann oder manchmal zu einem kritischen Zeitpunkt, wie anlässlich einer Krise, erfahren wird. Gerade eine solch plötzliche und Aufsehen erregende Bekehrung erfuhr der Apostel Paulus an jenem denkwürdigen Tag auf der Straße nach Damaskus. Gautama Siddharta machte eine ähnliche Erfahrung in jener Nacht, als er allein dasaß und in das Geheimnis letzter Wahrheit einzudringen versuchte. Viele andere machten verwandte Erfahrungen, aber viele echte Gläubige sind ohne plötzliche Bekehrung im Geiste fortgeschritten.
Wenn die mentale Mobilisierung auf jeder Ebene psychischen Verlangens nach geistiger Erfüllung absolut total geworden ist, wenn die menschliche Motivation der Treue zur göttlichen Idee vollkommen ist, dann ereignet sich sehr oft ein plötzliches Zupacken des innewohnenden Geistes, um sich mit dem konzentrierten und geweihten Vorsatz des überbewussten Verstandes des gläubigen Sterblichen zu synchronisieren. Es sind solche Erfahrungen der Einigung intellektueller und geistiger Phänomene, welche die Bekehrung bilden; und diese besteht aus Faktoren, die jenseits und oberhalb rein psychischer Vorgänge liegen.
Aber Gefühlswallung allein ist eine falsche Bekehrung; man muss ebenso stark vertrauen wie fühlen. In dem Maße, wie die psychische Mobilisierung nur partiell ist, wie die Motivation der menschlichen Treue nicht vollständig ist, in dem Maße wird die Bekehrungserfahrung eine gemischte intellektuelle, gefühlsmäßige und geistige Realität sein.
Eine große Gefahr ist mit der geläufigen Praxis der religiösen Träumerei verbunden; Mystizismus kann eine Technik zur Umgehung der Realität werden, obwohl er manchmal ein Mittel echter geistiger Kommunikation gewesen ist. Kurze Perioden des Rückzugs aus den geschäftigen Szenen des Lebens bilden kaum eine ernsthafte Gefahr, aber eine länger dauernde Absonderung des Bewusstseins ist höchst unerwünscht. Unter gar keinen Umständen sollte der tranceartige Zustand visionären Bewusstseins als religiöse Erfahrung gepflegt werden.
Für den mystischen Zustand charakteristisch ist ein verschwommenes Bewusstsein mit grellen Inseln gespannter Aufmerksamkeit bei relativ passivem Intellekt. Alles Derartige zieht das Bewusstsein eher ins Unterbewusste hinab als in Richtung des Bereichs geistigen Kontaktes, ins Überbewusste. Viele Mystiker haben ihre mentale Dissoziation bis zum Auftreten abnormaler mentaler Phänomene getrieben.
Eine der Gesundheit zuträglichere Art geistiger Meditation findet man in nachdenklicher Anbetung und im Dankgebet. Die direkte Verbindung mit dem HEILIGEN GEIST, wie sie in den späteren Lebensjahren des inkarnierten Jesus stattfand, sollte nicht mit diesen so genannten mystischen Erfahrungen verwechselt werden. Die Faktoren, die zum Eintritt der mystischen Vereinigung beitragen, sind ein Hinweis auf die Gefahren solcher psychischer Zustände. Der mystische Zustand wird begünstigt durch Umstände wie: physische Ermüdung, Fasten, psychische Dissoziation, tiefe ästhetische Erlebnisse, lebhafte sexuelle Impulse, Furcht, Bangigkeit, Wut und wildes Tanzen. Ein Großteil des im Gefolge solcher Vorbereitungen an die Oberfläche geschwemmten Materials hat seinen Ursprung im unterbewussten Verstandesbereich, also in der Domäne des Egos.
Wie günstig auch immer damals die Bedingungen für mystische Phänomene gewesen sein mögen, sollte doch klar verstanden werden, dass Jesus von Nazareth zur Verbindung mit dem VATER nie zu solchen Methoden griff. Jesus unterlag keinen unterbewussten Täuschungen oder überbewussten Illusionen.
Für den Gläubigen wird das Wort Gott zu einem Symbol, das die Annäherung an die höchste Realität und die Anerkennung göttlicher Werte bedeutet. Menschliche Vorlieben und Abneigungen bestimmen nicht, was gut und böse ist; sittliche Werte gehen nicht aus der Erfüllung von Wünschen oder aus enttäuschten Gefühlen hervor.
Bei der Betrachtung von Werten müssen wir zwischen dem unterscheiden, was ein Wert ist, und dem, was einen Wert hat. Wir müssen die Beziehung erkennen zwischen angenehmen Tätigkeiten und ihrer bedeutungsvollen Integration und gesteigerten Verwirklichung auf immer höheren Ebenen menschlicher Erfahrung.
Werte können nie statisch sein; Realität bedeutet Veränderung, Wachstum. Veränderung ohne Wachstum, ohne Bedeutungserweiterung und Steigerung der Werte - ist wertlos, potentiell übel. Je höher die Qualität kosmischer Anpassung ist, umso mehr Bedeutung besitzt jede Erfahrung. Werte sind keine vorstellungsmäßigen Illusionen, sie sind wirklich, aber sie hängen immer von der Tatsache von Beziehungen ab. Werte sind immer zugleich wirklich und potentiell - nicht was war, sondern was ist und was sein soll.
Die Verknüpfung von Wirklichem und Potentiellem ist gleich Wachstum, erfahrungsmäßige Verwirklichung von Werten. Aber Wachstum ist nicht nur Fortschritt. Fortschritt ist immer bedeutungsvoll, aber ohne Wachstum ist er relativ wertlos. Der höchste Wert des Menschenlebens besteht im Wachstum von Werten, im Fortschritt der Bedeutungen und in der Verwirklichung der kosmischen gegenseitigen Verflechtung dieser beiden Erfahrungen. Und ebendiese Erfahrung ist gleichbedeutend mit Gottesbewusstsein. Ein solcher Sterblicher wird, wenn auch nicht übernatürlich, so doch wahrhaft übermenschlich; eine unsterbliche Seele entwickelt sich.
Der Mensch kann Wachstum nicht verursachen, aber er kann günstige Bedingungen dafür schaffen. Wachstum, ob physischer, intellektueller oder geistiger Natur, geschieht immer unbewusst. Die Liebe wächst in dieser Art; sie kann nicht geschaffen, hergestellt oder gekauft werden; sie muss wachsen.
Ein Kurs in Wundern zielt nicht darauf ab, die Bedeutung der Liebe zu lehren, denn das ist jenseits dessen, was gelehrt werden kann. Er zielt vielmehr darauf ab, die Blockaden zu entfernen, die uns daran hindern, uns der Gegenwart der Liebe, die unser angestammtes Erbe ist, bewusst zu sein. Das Gegenteil von Liebe ist Angst, doch was allumfassend ist, kann kein Gegenteil haben.
Das große Problem religiösen Lebens besteht in der Aufgabe, die Seelenkräfte der Persönlichkeit durch die Herrschaft der LIEBE zu einen. Gesundheit, intellektuelle Leistungsfähigkeit und Glück ergeben sich aus der Einigung der physischen Systeme, der mentalen Systeme und der geistigen Systeme. Der Mensch versteht viel von körperlicher und mentaler Gesundheit, aber an Glück hat er wahrhaft herzlich wenig vollbracht. Das höchste Glück ist unauflöslich an geistigen Fortschritt gebunden. Geistiges Wachstum zeitigt bleibende Freude und einen Frieden, der alles Begreifen übersteigt.
Evolutionäre Religionen und offenbarte Religionen mögen sich in ihren Methoden stark voneinander unterscheiden, aber in ihrem Beweggrund sind sie sich sehr ähnlich. Religion ist keine spezifische Lebensfunktion; sie ist vielmehr eine Lebensweise. Wahre Religion ist eine rückhaltlose Hingabe an eine Realität, die in den Augen des Glaubenden für ihn selber sowie für die ganze Menschheit allerhöchsten Wert besitzt. Und die hervorstechenden Merkmale sämtlicher Religionen sind: bedingungslose Treue gegenüber höchsten Werten und völlige Hingabe an sie. Diese religiöse Hingabe an höchste Werte zeigt sich in der Beziehung einer angeblich areligiösen Mutter zu ihrem Kind und im glühenden Einstehen Nichtgläubiger für die Sache, der sie sich verschrieben haben.
Was ein Glaubender als höchsten Wert angenommen hat, mag niedrig oder gar falsch sein, aber es ist nichtsdestoweniger religiös. Eine Religion ist genau in dem Maße authentisch, wie der Wert, den sie für den höchsten hält, wirklich eine kosmische Realität von echter geistiger Gültigkeit ist.
Aber wahre Religion ist eine lebendige Liebe, ein Leben des Dienens. Die Loslösung des Gläubigen von vielem rein Zeitlichen und Trivialen führt nie zu gesellschaftlicher Isolation und sollte den Sinn für Humor nicht zerstören. Echte Religion nimmt der menschlichen Existenz nichts weg, hingegen bereichert sie das ganze Leben mit neuen Bedeutungen; sie erzeugt neue Arten von Enthusiasmus, Eifer und Mut.
Eines der erstaunlichsten Merkmale wahren religiösen Lebens ist jener dynamische und sublime Friede, jener Friede, der alles menschliche Begreifen übersteigt, jenes kosmische Gleichgewicht, das von Abwesenheit allen Zweifels und jeglicher Aufregung zeugt. Solche Ebenen geistiger Stabilität sind immun gegen Enttäuschung. Solche Gläubige sind wie der Apostel Paulus, der sagte: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder gegenwärtige noch zukünftige Dinge, weder Höhen noch Tiefen noch irgendetwas anderes uns von der Liebe Gottes wird scheiden können.“
Ein Gefühl von Sicherheit, das mit dem Erleben triumphierender Herrlichkeit einhergeht, herrscht im Bewusstsein des Gläubigen, der die Realität des Supremen erfasst hat und das Ziel des Ultimen verfolgt.
Die große Charaktervollkommenheit die Jesus von Nazareth während seines Aufenthaltes in Menschengestalt erwarb, kann jedem menschlichen Gläubigen als Vorbild dienen. Der einmalige Wesenszug der Persönlichkeit des Meisters war weniger ihre Vollkommenheit als ihre Symmetrie, ihre wunderbare und ausgewogene Einigung.
Die nie versiegende Freundlichkeit Jesu rührte die Herzen der Menschen, aber seine robuste Charakterstärke erstaunte seine Anhänger. Er war wahrhaftig aufrichtig; es gab in ihm keine Spur von Heuchelei. Er war frei von jeder Affektiertheit; er war stets von so erfrischender Echtheit. Er ließ sich nie zu Verstellung herab und nahm nie zu Täuschung Zuflucht. Er lebte die Wahrheit gerade so, wie er sie lehrte. Er war die Wahrheit.
Der Menschensohn war immer eine wohlausgewogene Persönlichkeit. Selbst seine Feinde bewahrten immer einen heilsamen Respekt vor ihm; sie fürchteten seine Gegenwart sogar. Jesus war unerschrocken. Er quoll über von göttlichem Enthusiasmus, wurde aber nie fanatisch. Er war emotional aktiv, aber nie sprunghaft. Er war imaginativ, aber immer praktisch. Er trat den Realitäten des Lebens offen gegenüber, war aber nie langweilig oder prosaisch. Er war mutig, aber nie verwegen; vorsichtig, aber nie feige. Er war mitfühlend, aber nie sentimental; einmalig, aber nicht exzentrisch. Er war fromm, aber nicht frömmelnd. Und er war so ausgewogen, weil er so vollkommen geeint war.
Jesu Originalität wurde durch nichts unterdrückt. Er war nicht durch Tradition gebunden oder durch Hörigkeit gegenüber engen Konventionen behindert. Er sprach mit zweifelsfreier Zuversicht und lehrte mit absoluter Autorität. Aber seine prachtvolle Originalität ließ ihn die Juwelen der Wahrheit in den Lehren seiner Vorgänger und Zeitgenossen nicht übersehen. Und die originellste seiner Lehren war die Betonung von Liebe und Barmherzigkeit anstelle von Furcht und Opfer.
Jesus war eine ungewöhnlich fröhliche Person, aber er war nicht blind und unvernünftig optimistisch. Seine ständige Aufforderung war: „Seid guten Mutes!“ Er konnte seine vertrauensvolle Haltung beibehalten wegen seines unerschütterlichen Vertrauens an Gott und seines unbeirrbaren Vertrauens in die Menschen. Er brachte allen Menschen stets rührende Aufmerksamkeit entgegen, weil er sie liebte und an sie glaubte. Und doch blieb er seinen Überzeugungen immer treu und war wunderbar fest in seiner Hingabe an die Ausführung des Willens seines Vaters.
Der Meister war immer freigebig. Er wurde nie müde zu sagen: „Es liegt größerer Segen im Geben als im Nehmen.“ Er sagte: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“ Und doch war er bei all seiner grenzenlosen Großzügigkeit nie verschwenderisch oder extravagant.
Dieser Mann aus Galiläa war nicht ein Mann der Schmerzen; er war eine von Freude erfüllte Seele. Immer wieder sagte er: „Freut euch und seid über alles fröhlich.“ Aber wenn die Pflicht es verlangte, war er willens, tapfer durch das „Tal der Todesschatten“ zu schreiten. Er war freudig, aber zugleich demütig.
Seinem Mut kam nur seine Geduld gleich. Wenn man ihn zu verfrühtem Handeln drängte, erwiderte er nur: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Er war nie in Eile; seine Fassung war sublim. Aber Irrtümer im Geiste duldete er nicht. Er fühlte sich oft mächtig gedrängt, sich gegen Dinge aufzulehnen, die dem Wohl seiner Erdenkinder zuwiderliefen. Aber seine Empörung angesichts von Irrtümern im Geiste führte ihn nie zu Zorn über den Irrenden.
Sein Mut war großartig, aber er war nie tollkühn. Seine Losung war: „Fürchtet euch nicht.“ Seine Bravour war umwerfend und sein Mut oft heroisch. Aber sein Mut war mit Diskretion verbunden und durch Vernunft beherrscht. Es war ein aus Vertrauen geborener Mut und nicht die Verwegenheit blinder Anmaßung. Er war wahrhaft unerschrocken, aber nie waghalsig.
Jesus war die vollkommen geeinte menschliche Persönlichkeit. Und heute wie damals in Galiläa fährt er fort, die menschliche Erfahrung zu einen und die Anstrengungen der Sterblichen zu koordinieren. Er eint das Leben, veredelt den Charakter und vereinfacht die Erfahrung. Er zieht in den menschlichen Verstand ein, um ihn zu heben, zu verwandeln und zu verklären. Es ist buchstäblich wahr: „Hat jemand Jesus Christus in sich, ist er ein neues Geschöpf; das Alte geht dahin; siehe, alle Dinge werden neu.“
Die Wahre Natur der Religion
Die Wahre Natur der Religion und Religion als Kult, wie sie gewöhnlich verstanden wird, als evolutionäre oder formalisierte Religion, ist etwas grundsätzlich anderes. In dieser Welt gibt es die erstaunliche Tendenz, widersprüchliche Wörter in einem Begriff zu verbinden, ohne den Widerspruch überhaupt wahrzunehmen. Die Spaltung im Geiste drückt sich auch in Form der unterschiedlichen und teilweise unversöhnlichen Weltreligionen aus. Doch damit nicht genug, die Weltreligionen sind auch in sich selbst gespalten und selbst diese Gruppierungen stehen sich teilweise feindlich gegenüber. Der Versuch, die Religion zu formalisieren, ist so offensichtlich ein Egoversuch, das Unvereinbare miteinander zu vereinen, dass er hier keiner genaueren Ausführung bedarf. Wahre Religion ist Erfahrung.
Überhaupt ist der Glaube an GOTT kein wirklich sinnvolles Konzept, denn GOTT kann nur erkannt werden. Glaube beinhaltet, dass Unglaube möglich ist, aber die Erkenntnis GOTTES hat kein wirkliches Gegenteil. GOTT nicht zu erkennen heißt, keine Erkenntnis zu haben. Und ohne Erkenntnis kann man nur Glauben haben.
Auch Atheismus ist eine Religion im Sinne eines Glaubens, der eine klare Vorstellung von Gott beinhaltet, denn es kann nur an etwas nicht geglaubt werden, von dem man eine Vorstellung hat.
Es gibt tatsächlich eine wahre, echte innere Stimme, jenes wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt. Und diese geistige Führung, in Ein Kurs in Wundern als HEILIGER GEIST bezeichnet, ist verschieden von der ethischen Eingebung des menschlichen Bewusstseins. Das Gefühl religiöser Gewissheit ist mehr als ein emotionales Gefühl. Die Gewissheit der Religion übersteigt die Vernunftgründe des Verstandes und sogar die Logik der Philosophie. Wahre Religion ist Glaube, Vertrauen und Gewissheit.
Wahre Religion ist nicht ein System philosophischer Anschauungen, die man durchdenken und durch natürliche Beweise erhärten kann, noch ist sie eine phantastische, mystische Erfahrung unbeschreiblicher ekstatischer Gefühle, die nur von den romantischen Anhängern des Mystizismus genossen werden kann. Religion ist nicht das Produkt der Vernunft, aber von innen her betrachtet, ist sie ganz und gar vernünftig. Religion leitet sich nicht von der Logik menschlicher Philosophie ab, aber als eine menschliche Erfahrung ist sie ganz und gar logisch. Religion ist das Erfahren der Göttlichkeit im Bewusstsein eines sittlichen Wesens evolutionären Ursprungs; sie stellt eine wahre Erfahrung mit ewigen Realitäten im Zeitlichen dar, die Verwirklichung des Friedens GOTTES schon in Menschengestalt.
Der göttliche Geist tritt mit dem Menschen nicht über Gefühle und Emotionen in Kontakt, sondern in der Zone des höchsten und vergeistigten Denkens. Unsere Gedanken sind es, und nicht unsere Gefühle, die uns gottwärts leiten. Der Geist, der Gott tatsächlich erkennt, ist der reine Geist. Solch innere und geistige Verbindung nennt man geistige Schau oder CHRISTI Schau.
Die Tatsache der wahren Religion besteht ganz und gar in der religiösen Erfahrung. All jene Menschen, die eine derartige Erfahrung gemacht haben, brauchen keine Argumente, die für GOTTES Realität sprechen, während für alle anderen Menschen, die GOTTES nicht in dieser Weise sicher sind, kein denkbares Argument je wahrhaft überzeugend sein kann.
Die Tatsache menschlicher Erfahrung ist der Beweis, dass Offenbarung wirklich Offenbarung ist: die Tatsache, dass Offenbarung effektiv die scheinbar auseinanderklaffenden Naturwissenschaften und die Theologie der Religion miteinander in einer harmonischen und folgerichtigen Metaphysik des Lebens versöhnt.
Auch wenn das Ziel jedes spirituellen Weges die Erfahrung ist, braucht es als Basis eine wahrhaftige und klare Metaphysik, denn wenn die Metaphysik falsch ist, führt die darauf aufbauende Praxis nicht zum Erwachen.
Die Offenbarung der Wahrheit erfolgt, entweder durch direktes persönliches Wirken des HEILIGEN GEISTES, in diesem Sinne wird der Begriff in Ein Kurs in Wundern verwendet, oder durch die Selbsthingabe göttlicher Söhne an die Welt (Jesus), oder durch Offenbarungen des geschriebenen Wortes, wie sie Ein Kurs in Wundern darstellt. Ein Kurs in Wundern ist eine inspirierte Offenbarung von Jesus, der zum auferstandenen SOHN GOTTES geworden ist. Jesus ist die Manifestation des HEILIGEN GEISTES, DEN er auf die Erde herabrief, nachdem er vollständig mit dem CHRISTUS gleichgesetzt ward, dem SOHN GOTTES, wie ER IHN schuf.
Offenbarungen - im allgemeinen Sinne und nicht wie der Begriff im Kurs verwendet wird - sind nicht notwendigerweise inspiriert. Die Kosmologie der Offenbarung, aus der die hier gemachten Aussagen über die Evolution der Religion weitgehend stammen, kommt aus dem Urantia-Buch, stammt also von geistigen Entitäten, ist aber nicht inspiriert. Sie hält sich in den Grenzen zur Koordinierung und Sortierung des heutigen Wissens. Geistige oder CHRISTI Schau ist ein Wunder, aber menschliche Weisheit muss sich entwickeln. Obwohl Ausführungen über Kosmologie nie inspiriert sind, sind derartige Enthüllungen doch von immensem Wert in dem Sinne, dass sie das Wissen wenigstens vorübergehend klären.
Die Natur bietet keinen Ansatzpunkt für einen logischen Glauben an das Fortleben des menschlichen Geistes. GOTT kann durch die Natur allein nicht gefunden werden, aber wenn der Mensch ihn auf anderem Weg gefunden hat, wird das Studium der Natur ganz und gar mit einer höheren und geistigeren Interpretation des Universums vereinbar. Wenn unser Geist berichtigt ist und wir uns nicht mehr auf die Sinne des Körpers verlassen, sondern auf die Stimme für GOTT hören, dann wird Lektion 151 aus dem Kurs zu unserer alltäglichen Erfahrung: "Alle Dinge sind ein Echo der Stimme für Gott."
Jesu Lehren bildeten die erste Religion der Erde, die eine volle harmonische Koordination von Wissen, Weisheit, Glauben, Wahrheit und Liebe enthielt, dass sie gleichzeitig und vollständig gewähren konnte: Ruhe in der Zeit, intellektuelle Gewissheit, sittliche Erleuchtung, philosophische Stabilität, ethisches Feingefühl, Gottesbewusstsein und die eindeutige Gewissheit geistigen Fortlebens. Jesu Lehre wies den Weg nach der Endgültigkeit menschlicher Errettung, nach der Ultimität menschlicher Vollbringung im Universum, da er gewährte:
Errettung aus den materiellen Ketten durch das persönliche Innewerden der Sohnesbeziehung zu GOTT, der Geist ist.
Errettung aus intellektueller Versklavung: Der Mensch soll die Wahrheit kennen lernen, und die Wahrheit wird ihn befreien.
Errettung aus geistiger Blindheit, das menschliche Gewahrwerden der Brüderlichkeit aller Universumsgeschöpfe; die Entdeckung geistiger Realität durch Dienen, und die Offenbarung der Güte der Geisteswerte durch tätige Liebe.
Errettung aus der Unvollständigkeit des Selbst.
Errettung vom Selbst, Erlösung aus den Begrenzungen des Selbstbewusstseins.
Errettung aus der Zeit, die Erringung eines ewigen Lebens nie endenden Fortschritts in der Erkenntnis GOTTES und im Dienst an ihm.
Errettung vom Endlichen, das vervollkommnete Einssein mit der Gottheit.
Jesu Erkenntnis kam dem Status eines universalen Absoluten nahe, insoweit etwas Derartiges in dem sich entwickelnden Kosmos von Zeit und Raum überhaupt manifestierbar ist. Der Mensch, der sich Jesu Lehre aneignet, kann schon in der Zeit einen Vorgeschmack von den Realitäten der Ewigkeit bekommen. Jesus machte - in menschlicher Erfahrung - die Entdeckung des VATERS, und wir irdischen Brüder können ihm in dieser selben Erfahrung der VATER-Entdeckung nachfolgen. Wir können sogar, so wie wir sind, in dieser Erfahrung mit dem VATER dieselbe Befriedigung erreichen wie Jesus, so wie er war. Jesus ist auf dem Weg vorangegangen.
Jesus war und ist der neue und lebendige Weg, über den der Mensch seine göttliche Erbschaft antreten kann, die nach des VATERS Beschluss die seine sein soll, wenn ihn bloß danach verlangt. Jesus bleibt ein ERLÖSER, weil er das Falsche sah, ohne es als wahr zu akzeptieren. Und CHRISTUS brauchte seine Gestalt, auf dass ER Menschen erscheinen und sie aus ihren eigenen Illusionen erlösen konnte. In Jesus zeigen sich im Überfluss Anfang und Ende der Glaubenserfahrung der Menschheit. Doch es genügt nicht bloß ein Fan von Jesus zu sein, sondern es braucht die bedingungslose Bereitschaft zur Nachfolge.
In seiner vollständigen Identifikation mit dem CHRISTUS - dem vollkommenen SOHN GOTTES, SEINER einen Schöpfung und SEINEM Glück, für immer wie ER SELBST und eins mit IHM - wurde Jesus zu dem, was wir alle sind. Er ging auf dem Weg voran, auf dass wir ihm folgen. Er führt uns zu GOTT zurück, weil er die Straße vor sich sah und ihr folgte. Er traf eine klare Unterscheidung, die für uns immer noch verschleiert ist, zwischen dem Falschen und dem Wahren. Er hat uns eine endgültige Demonstration geboten, dass es unmöglich ist, GOTTES SOHN zu töten; noch kann sein Leben in irgendeiner Weise durch Sünde und das Übel, Böswilligkeit, Angst oder Tod verändert werden.
Die Fundamente Religiösen Glaubens
Zu Überzeugungen über Gott kann man durch weise Überlegung gelangen, aber das Wissen um Gott erlangt der Einzelne nur durch persönliche Erfahrung. Bei vielem, was das Leben betrifft, muss man mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, aber wenn es sich um den Kontakt mit der kosmischen Realität handelt, kann man Gewissheit erfahren, wenn man sich solchen Bedeutungen und Werten durch lebendiges Gottvertrauen nähert. Der Gott kennende Mensch wagt zu sagen „Ich weiß“, selbst wenn dieses Wissen um Gott durch den Unwissenden in Frage gestellt wird, der eine solche Gewissheit verneint, weil sie nicht gänzlich auf intellektueller Logik beruht. Jedem derartigen Zweifler antwortet der Wissende nur: „Wie weißt du, dass ich nicht weiß?“
Gott ist die erste Wahrheit und die letzte Tatsache; deshalb hat alle Wahrheit ihren Ursprung in ihm, während alle Tatsachen in Beziehung zu ihm existieren. Gott ist absolute Wahrheit. Deshalb lehrt uns Jesus in EKIW: "Vielleicht wird es hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass sich niemand über eine Tatsache ärgern kann. Es ist immer eine Deutung, die negative Gefühle aufkommen lässt."
Der überzeugende Beweis dieser geistigen Gewissheit besteht in den sozialen Früchten des Geistes, die solche Menschen aufgrund dieser echten geistigen Erfahrung hervorbringen. Jesus sagte: „Wenn ihr eure Nächsten liebt, wie ich euch geliebt habe, werden alle Menschen wissen, dass ihr meine Jünger seid.“
Für die Wissenschaft ist Gott eine Möglichkeit, für die Psychologie eine Wünschbarkeit, für die Philosophie eine Wahrscheinlichkeit, für die Religion eine Gewissheit, eine Wirklichkeit religiöser Erfahrung. Der Materialismus setzt den Wert des menschlichen Lebens herab; das Evangelium Jesu erhöht jeden Sterblichen auf unerhörte Weise und vergöttlicht ihn. Die menschliche Existenz muss als etwas angesehen werden, das aus der fesselnden und faszinierenden Erfahrung besteht, sich der Realität der Begegnung zwischen menschlichem Aufschwung und göttlichem, rettendem Herabbeugen bewusst zu werden.
Es ist wahr, dass aus nichtreligiösen Wurzeln viele anscheinend religiöse Wesenszüge wachsen können. Der Mensch kann in seinem Intellekt Gott verneinen und trotzdem sittlich gut, treu, ein guter Sohn, ehrlich und gar idealistisch sein. Der Mensch kann seiner zugrunde liegenden geistigen Natur viele rein humanistische Zweige aufpfropfen und damit scheinbar seine Behauptungen über eine Religion ohne Gott beweisen, aber solch eine Erfahrung ist ohne Fortlebenswerte, ohne Kenntnis Gottes und ohne Aufstieg zu Gott. In einer solchen menschlichen Erfahrung erscheinen nur soziale, aber keine geistigen Früchte.
Der Gott Kennende ist nicht jemand, der für Schwierigkeiten blind wäre oder Hindernisse nicht gewahren würde, die einem Finden Gottes angesichts des Irrgartens aus Aberglauben, Tradition und materialistischen Tendenzen der modernen Zeit im Wege stehen. Er ist all diesen Abschreckungsmitteln begegnet und hat über sie gesiegt, sie durch lebendiges Gottvertrauen überwunden und ihnen zum Trotz das Hochland geistiger Erfahrung betreten. Aber es ist wahr, dass viele, die Gottes in ihrem Inneren sicher sind, sich davor fürchten, solche Gefühle der Gewissheit laut auszusprechen wegen der Vielzahl und Gerissenheit jener, die Einwände gegen das Vertrauen in Gott zusammentragen und die damit verbundenen Schwierigkeiten aufbauschen. Es braucht keine große Tiefe des Intellekts, um Schwachpunkte aufzugreifen, Fragen zu stellen oder Einwände zu erheben. Hingegen bedarf es eines glänzenden Verstandes, um auf solche Fragen zu antworten und solche Schwierigkeiten zu lösen; Glaubensgewissheit ist die größte Technik, um mit all diesen oberflächlichen Anfechtungen zurechtzukommen. Dabei geht es jedoch nicht darum, auswendig gelernte Konzepte herunterzubeten, sondern darum den Geist für den Heiligen Geist zu öffnen und den Verstand seiner Führung zu unterstellen.
Der stärkste Beweis für die Realität und Wirksamkeit der Religion liegt in der Tatsache der menschlichen Erfahrung, nämlich darin, dass der Mensch, von Natur aus furchtsam und argwöhnisch, mit einem angeborenen starken Selbsterhaltungstrieb ausgestattet und sich nach einem Fortleben nach dem Tode sehnend, gewillt ist, die wesentlichsten Interessen seiner Gegenwart und Zukunft der Obhut und Leitung jener Macht anzuvertrauen, die sein Glaube mit Gott bezeichnet. Das ist die zentrale Wahrheit aller Religion. Aber hinsichtlich dessen, was diese Macht vom Menschen im Gegenzug für seine Behütung und schließliche Errettung verlangt, sind sich nicht zwei Religionen einig; in der Tat sind sie alle mehr oder weniger verschiedener Meinung.
Die Unterschiede zwischen den Religionen verschiedener Zeitalter hängen allein von den Unterschieden im menschlichen Erfassen der Realität ab und von der unterschiedlichen Einstufung sittlicher Werte, ethischer Beziehungen und geistiger Realitäten.
Während die persönliche Religion der Entwicklung menschlicher Sittlichkeit vorauseilt, ist es eine bedauerliche Tatsache, dass die institutionelle Religion ausnahmslos den sich langsam verändernden Sitten der menschlichen Völker nachgehinkt ist. Organisierte Religion hat sich als konservativ träge erwiesen. Im Allgemeinen haben die Propheten das Volk zu religiöser Entwicklung geführt, während die Theologen es gewöhnlich zurückgehalten haben. Da Religion eine Angelegenheit innerer oder persönlicher Erfahrung ist, kann sie sich nie sehr weit über die intellektuelle Evolution der Völker hinausentwickeln.
Immer und ewig wurzelt Religion in persönlicher Erfahrung und gründet auf ihr. Und unsere höchste Religion, das Leben Jesu, war gerade solch eine persönliche Erfahrung: der Mensch, der sterbliche Mensch, der Gott sucht und ihn während eines einzigen kurzen Erdenlebens in Fülle findet, während in derselben menschlichen Erfahrung Gott erschien, der den Menschen suchte und ihn fand. Und das ist Religion, ja sogar die höchste bis dahin in unserem Universum offenbarte Religion - das irdische Leben Jesu von Nazareth.
Die Realität Religiöser Erfahrung
Die Einheit religiöser Erfahrung ist auf die identische Natur des dem Einzelnen innewohnenden Gottesfragmentes zurückzuführen. Es ist dieses Göttliche im Menschen, was sein selbstloses Interesse am Wohlergehen anderer Menschen entstehen lässt. Aber da die Persönlichkeit einmalig ist - keine zwei Menschen sind sich gleich - folgt daraus zwangsläufig, dass keine zwei menschlichen Wesen die Weisungen und Impulse des in ihrem Verstand wohnenden göttlichen Geistes gleich interpretieren werden. Eine Gruppe von Menschen kann eine geistige Einheit erfahren, aber nie zu philosophischer Uniformität gelangen.
Wenn ein Mensch mit der religiösen Philosophie eines anderen Menschen voll übereinstimmt, zeigt dieses Phänomen, dass diese beiden Wesen in den Dingen, auf die sich ihre gleichartige philosophische religiöse Interpretation bezieht, eine gleiche religiöse Erfahrung gehabt haben.
Zwar ist unsere Religion eine Sache persönlicher Erfahrung, aber es ist äußerst wichtig, dass wir mit einer großen Zahl verschiedener Interpretationen anderer Menschen bekannt werden, um unser religiöses Leben davor zu bewahren, egozentrisch zu werden - eng, eigensüchtig und asozial.
Es fällt den Menschen viel leichter, über religiöse Werte - Ziele - einer Meinung zu sein als über Glaubensvorstellungen - Interpretationen. Und das erklärt, weshalb Religion sich in Werten und Zielen einig sein kann, während sie das verwirrende Schauspiel bietet, an Hunderte von sich bekämpfenden Vorstellungen - Kredos - zu glauben. Und das erklärt auch, weshalb eine gegebene Person an ihrer religiösen Erfahrung festhalten kann, obwohl sie viele ihrer religiösen Überzeugungen aufgibt oder ändert.
Alles wird ganz einfach, wenn Erlösung unser einziges Ziel ist. Wenn wir in jeder Situation nur dieses eine wahre Ziel sehen, sie wird es ein Mittel sein, nur dies zu bringen. Wenn wir die Wahrheit als Ziel für unsere Beziehungen akzeptieren, werden wir sicher zu einem Friedensbringer. Dann wird sich unser Ziel nie verändern, denn wir haben angenommen, was sich niemals ändern kann. Unsere Befreiung ist gewiss. Wir geben so, wie wir empfangen haben. Und zeigen auf, dass wir uns weit über jede Situation erhoben haben, die uns zurück - und von IHM getrennt halten könnte, auf DESSEN Ruf wir geantwortet haben.
Schon bevor die Religion in das menschliche Bewusstsein eintritt, wirkt sie im menschlichen Verstand und ist als Erfahrung verwirklicht worden. Ein Kind hat bereits etwa neun Monate lang existiert, bevor es die Erfahrung der Geburt macht. Aber die „Geburt“ der Religion ist nichts Plötzliches; es handelt sich vielmehr um ein allmähliches Erwachen. Trotzdem gibt es früher oder später einen „Tag der Geburt“ (siehe Filmanalyse von Die Truman Show). Man findet keinen Eintritt ins Königreich des Himmels, außer man sei „wiedergeboren“ - aus dem Geiste geboren. Viele geistige Geburten sind von großer geistiger Angst und ausgeprägten psychologischen Störungen begleitet, gerade so wie viele physische Geburten durch „starke Wehen“ und andere Anomalien der „Entbindung“ gekennzeichnet werden. Andere geistige Geburten sind ein natürliches und normales Wachstum des Erkennens höchster Werte, einhergehend mit einer verstärkten geistigen Erfahrung, obwohl keine religiöse Entwicklung ohne bewusste Anstrengung und eindeutige individuelle Entscheidungen vor sich geht. Religion ist nie eine passive Erfahrung, eine negative Haltung.
Aber all jene, die von ihren Eltern so erzogen wurden, dass sie im Bewusstsein aufwuchsen, die Kinder eines liebenden himmlischen Vaters zu sein, sollten jene Mitmenschen nicht scheel ansehen, die nur durch eine psychologische Krise, einen Gefühlsaufruhr zu einem solchen Bewusstsein der Kameradschaft mit Gott gelangen konnten.
Der evolutionäre Boden des menschlichen Gemütes, in dem der Samen offenbarter Religion keimt, ist die sittliche Natur, die schon so früh ein soziales Bewusstsein entstehen lässt. Die ersten Eingebungen der sittlichen Natur eines Kindes haben nichts mit Geschlecht, Schuld oder persönlichem Stolz zu tun, sondern sind Regungen der Gerechtigkeit und Fairness, der Drang, Liebes zu tun, seinen Mitmenschen zu helfen. Und wenn solch ein frühes sittliches Erwachen unterstützt wird, findet eine allmähliche Entwicklung des religiösen Lebens statt, das von Konflikten, Erschütterungen und Krisen vergleichsweise frei ist.
Jedes menschliche Wesen erlebt schon sehr früh so etwas wie einen Konflikt zwischen seinen selbstsüchtigen und seinen altruistischen Regungen, und viele Male gelangt man zur ersten Erfahrung von Gottesbewusstsein, nachdem man zur Lösung solch sittlicher Konflikte übermenschliche Hilfe gesucht hat.
Die Psychologie eines Kindes ist von Natur aus positiv und nicht negativ. So viele Sterbliche sind negativ, weil man sie so erzogen hat. Wenn wir sagen, dass das Kind positiv ist, beziehen wir uns auf seine sittlichen Impulse, jene mentalen Kräfte, deren Erwachen die Ankunft des Heiligen Geistes verrät.
Sittliche Entscheidungen sind gewöhnlich mehr oder weniger von sittlichen Konflikten begleitet. Und der allererste Konflikt im kindlichen Verstand entsteht zwischen dem Drängen des Egoismus und den Regungen der Selbstlosigkeit. Der Heilige Geist übersieht den Wert des egoistischen Motivs für die Persönlichkeit nicht, aber er arbeitet im Sinne einer leichten Bevorzugung des selbstlosen Impulses, der zum Ziel menschlichen Glücks und zu den Freuden des Himmelreichs führt.
Wenn sich ein sittliches Wesen, das den Drang zu egoistischem Handeln verspürt, zu selbstlosem Handeln entschließt, ist das eine primitive religiöse Erfahrung. Kein Tier kann eine solche Wahl treffen; solch eine Entscheidung ist sowohl menschlich als auch religiös. Sie schließt die Tatsache des Gottesbewusstseins ein und lässt den Impuls zu sozialem Dienen, der Grundlage menschlicher Brüderlichkeit, erkennen. Wenn sich der Verstand in einem freien Willensakt für ein echt sittliches Urteil entscheidet, ist solch eine Entscheidung eine religiöse Erfahrung.
Aber bevor sich ein Kind genügend entwickelt hat, um sittliche Fähigkeiten zu erwerben und deshalb den selbstlosen Dienst wählen zu können, hat es bereits eine starke, gut geeinte egoistische Natur entwickelt. Und die Tatsache dieser Situation lässt die Theorie vom Kampf zwischen der „höheren“ und der „niedrigeren“ Natur entstehen, zwischen dem „alten sündigen Menschen“ und der „neuen Natur“ der Gnade. Dies ist der scheinbare Kampf von der Dunkelheit gegen das Licht. Es ist ein Prozess im Geiste des Menschen und kein Kampf gegen dunkle Mächte im Außen. Außerdem ist es nur ein scheinbarer Kampf, weil die Dunkelheit eine Illusion ist. Wer sich wahrhaftig dem Licht zuwendet wird zur Erkenntnis gelangen, dass es keine Dunkelheit gibt und nie gegeben hat.
Der Mensch neigt dazu, den Trieb, sich selbst zu dienen, mit seinem Ich - mit sich selber - zu identifizieren. Im Gegensatz dazu identifiziert er den Willen, selbstlos zu sein, eher mit einem von außen kommenden Einfluss - mit Gott. Und in der Tat hat er mit seinem Urteil recht, denn alle derartigen selbstlosen Wünsche entspringen wirklich den Weisungen des Heiligen Geistes. Der Impuls des geistigen Mentors wird im menschlichen Bewusstsein als das Verlangen wahrgenommen, selbstlos, auf das Wohl seiner Mitgeschöpfe bedacht zu sein. Wenigstens ist dies die frühe, grundlegende Erfahrung des kindlichen Gemütes. Wenn dem heranwachsenden Kind die Einigung der Persönlichkeit misslingt, kann ein fehlgeleitetes Bewusstsein für manchen Konflikt, für viel Sorgen und Leid und menschliches Unglück ohne Ende verantwortlich werden.
Der charakteristische Unterschied zwischen einem gesellschaftlichen Ereignis und einer religiösen Versammlung besteht darin, dass die religiöse im Kontrast zur weltlichen Veranstaltung von einer Atmosphäre geistiger Verbundenheit durchdrungen ist. Auf diese Weise erzeugt ein menschlicher Zusammenschluss ein Gefühl der Verbindung mit dem Göttlichen, und das ist der Beginn der Anbetung in der Gruppe. Die Teilnahme an einem gemeinsamen Mahl war die früheste Art sozialer Verbindung mit Gott, und so sorgten die frühen Religionen dafür, dass ein Teil des zeremoniellen Opfers von den zur Anbetung Versammelten verspiesen wurde. Selbst im Christentum behält des Herrn Abendmahl diese Art der Verbindung bei. Jesus hatte sich dieses Mittels bedient, aber sein Ziel war es nicht, sein Blut und Fleisch zu teilen, sondern die Menschen dazu zu bringen, zumindest während der Mahlzeiten innezuhalten und sich mit Gott zu verbinden. Die Mahlzeiten sollten als Hilfsmittel dienen, damit die Menschen sich regelmäßig an seine Lehre erinnern würden. Die Atmosphäre des gemeinsamen Teilens gewährt eine erfrischende und stärkende Atempause im Konflikt des sich selbst suchenden Ego mit dem altruistischen Drängen des innewohnenden geistigen Mentors. Und das ist das Vorspiel zu wahrer Anbetung - der Praxis, sich der Gegenwart Gottes stets bewusst zu sein - die zum Erwachen der Bruderschaft unter den Menschen führt.
Schuldgefühl (nicht die Idee der Sünde) kommt entweder von unterbrochener geistiger Verbindung oder einer Herabwürdigung der eigenen sittlichen Ideale. Befreiung aus einer solch misslichen Lage kann nur die Erkenntnis bringen, dass unsere höchsten sittlichen Ideale nicht notwendigerweise gleichbedeutend mit dem Willen Gottes sind. Der Mensch kann nicht hoffen, auf der Höhe seiner erhabensten Ideale zu leben, aber er kann seinem Vorsatz treu bleiben, Gott zu finden und ihm immer mehr zu gleichen.
Jesus fegte alles Opfer- und Sühnezeremoniell hinweg. Er zerstörte die Grundlage all dieser fiktiven Gefühle der Schuld und des Alleinseins im Universum durch seine Erklärung, dass der Mensch ein Kind Gottes ist; dadurch wurde die Geschöpf-Schöpfer-Beziehung auf das Kind-Eltern-Fundament gestellt. Gott wird für seine sterblichen Söhne und Töchter zu einem liebenden Vater. Alles Zeremonielle, das nicht ein berechtigter Teil dieser innigen Familienbeziehung ist, wurde für immer abgeschafft.
Das Idee-Ideal, anderen Gutes zu tun - der Impuls, seinem Nächsten zuliebe dem Ego etwas zu versagen - hält sich am Anfang in sehr engen Grenzen. Der primitive Mensch betrachtet als seine Nächsten nur die ihm sehr nahe Stehenden und freundlich Gesinnten; mit dem Fortschritt der religiösen Zivilisation erweitert sich die Vorstellung vom Nächsten und schließt den Klan, den Stamm und die Nation ein. Und dann dehnte Jesus ihren Gültigkeitsbereich auf die ganze Menschheit aus, dermaßen, dass wir sogar unsere Feinde lieben sollen. Wenn Jesus sagt, man solle seinen Feind so lieben wie sich selbst, geht es nicht um ein soziales Verhalten, um keine Gesellschaftsveränderung, keine Verbesserung der Verhältnisse, sondern darum, uns ein umfassenderes Gefühl von unserem Dasein und unserem Bewusstsein zu geben. Jesus hebt den Feind nur deshalb hervor, weil wir, sobald wir den Feind einbeziehen können, auch alles Übrige einbeziehen können - wieso dann noch irgendwas ausschließen? Und im Inneren jedes normalen Menschenwesens gibt es etwas, das ihm sagt, dass diese Lehre sittlich - richtig - ist. Selbst diejenigen, die diesem Ideal am wenigsten nachleben, lassen gelten, dass es theoretisch richtig ist.
In Ein Kurs in Wundern korrigiert Jesus auch noch die Idee der Feindesliebe: „An Feinde glauben ist deshalb an Schwäche glauben, und was schwach ist, ist nicht der WILLE GOTTES.“ „Wenn ich mir selbst vergeben und mich daran erinnert habe, WER ich bin, werde ich alles und jeden segnen, den ich sehe. Es wird keine Vergangenheit geben - und deshalb keine Feinde. Ich werde mit Liebe auf alles schauen, was ich vorher nicht sehen konnte.“ Mit anderen Worten: Wenn wir an Feinde glauben, müssen wir beten, aber nicht für unsere Feinde, sondern für die Berichtigung unserer Wahrnehmung von Feinden.
Die menschliche Interpretation der frühen Konflikte zwischen Ego-Willen und anders-als-eigensüchtigem Willen ist allerdings nicht immer zuverlässig. Am Beginn des Weges ist es mitunter schwierig zwischen der lauten Stimme des Egos und der leisen inneren Stimme für GOTT zu unterscheiden. Nur ein schon recht gut geeintes Bewusstsein kann Schiedsrichter sein im vielgestaltigen Widerstreit der Ego-Sehnsüchte mit dem knospenden religiösen Bewusstsein.
Menschliches Glück wird nur erreicht, wenn der Ego-Wunsch des Selbst und das selbtslose Drängen des höheren Selbst (des göttlichen Geistes) durch den geeinten Willen der integrierenden und überwachenden Bewusstseins miteinander koordiniert und versöhnt werden. Der Verstand des evolutionären Menschen sieht sich ständig mit dem verwickelten Problem konfrontiert, zu entscheiden im Streit zwischen der natürlichen Expansion emotionaler Impulse und dem sittlichen Wachstum selbstloser Regungen, die auf geistiger Schau gründen. Jesus spielte auf dieses Paradox an, als er sagte: „Wer immer sein Leben rettet, wird es verlieren, aber wer immer sein Leben um des Himmelreichs willen verliert, wird es finden.“
Die Verfolgung des einzig wahren Ziels - das Streben nach der Einheit mit GOTT - ist eine ständige Anstrengung, vor dem natürlichen Tode und danach. Das Leben nach dem Tode unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der irdischen Existenz. Alles Wahrhaftige, das wir in diesem Leben tun, trägt direkt zu einer Bereicherung des künftigen Lebens bei. Wirkliche Religion fördert nicht sittliche Überempfindlichkeit und geistige Trägheit, indem sie die leere Hoffnung unterhält, das Durchschreiten der Pforte des natürlichen Todes genüge, um mit allen Tugenden eines edlen Charakters beschenkt zu werden. Wahre Religion verringert keineswegs die menschlichen Bemühungen um Fortschritt während der irdischen Lebensfrist. Jeder Gewinn des Sterblichen trägt direkt zur Bereicherung der ersten Stadien der Fortlebenserfahrung als Unsterblicher bei.
Es trägt den Menschen aus sich und weit über sich hinaus, wenn ihm einmal voll zum Bewusstsein kommt, dass in ihm etwas lebt, das ewig und göttlich ist. Und so kommt es, dass ein lebendiger Glaube an den übermenschlichen Ursprung unserer Ideale unsere Vorstellung, dass wir die Söhne Gottes sind, bestätigt und unsere selbstlosen Überzeugungen, die Gefühle menschlicher Brüderlichkeit, wirklich werden lässt.
In seinem geistigen Bereich, besitzt der Mensch tatsächlich einen freien Willen - die einzige Freiheit die Freiheit der Wahl - immer zwischen zwei Wahlmöglichkeiten oder zwei Stimmen - vom HEILIGEN GEIST oder vom Ego. Der sterbliche Mensch ist weder ein hilfloser Sklave der unnachgiebigen Souveränität eines allmächtigen Gottes noch das Opfer der hoffnungslosen Fatalität eines mechanistischen kosmischen Determinismus. Der Mensch ist im wahrhaftigsten Sinne der Architekt seiner eigenen ewigen Bestimmung.
Der Verstand - Schauplatz des Wählens
Obwohl das Wirken des Heiligen Geistes geistiger Natur ist, muss er all seine Arbeit zwangsläufig auf einer intellektuellen Grundlage verrichten. Der materielle Verstand ist der Schauplatz, wo die menschlichen Persönlichkeiten leben, ihrer selbst bewusst sind, Entscheidungen treffen, Gott wählen oder sich von ihm abwenden.
Die materielle Evolution hat uns eine Lebensmaschine, unseren Körper, zur Verfügung gestellt; der Vater selber hat uns mit der reinsten im Universum bekannten geistigen Realität, mit dem Heiligen Geist ausgestattet. Aber in unsere Hände ist der Verstand gelegt worden, der unseren eigenen Entscheidungen unterworfen ist. In diesem Verstand und mittels dieses Verstandes treffen wir jene sittlichen Entscheidungen, die uns befähigen, dem Heiligen Geist ähnlich zu werden, was heißt, Gott ähnlich zu werden.
Der sterbliche Verstand ist ein vorübergehendes intellektuelles System, das den menschlichen Wesen für die Dauer eines materiellen Lebens zum Gebrauch geliehen ist, und je nachdem, wie wir diesen Verstand benutzen, akzeptieren oder verwerfen wir unser Entwicklungspotential. Der Verstand ist so ziemlich das Einzige, das unserem Willen unterworfen ist.
"Die Einführung der Vernunft in das Gedankensystem des Ego ist der Anfang von dessen Aufhebung, denn die Vernunft und das Ego widersprechen einander." (EKIW: Kapitel 22, III. 1. 1.)
"Vernunft an sich ist nicht Erlösung, aber sie schafft Platz für den Frieden und versetzt dich in einen Geisteszustand, in dem Erlösung dir gegeben werden kann." (EKIW: Kapitel 22, III. 3. 1.)
Das menschliche Bewusstsein arbeitet im Verstand, dessen es bewusst ist. Und nicht so sehr das, was der Verstand versteht, als das, was der Verstand zu verstehen wünscht, ist entscheidend. Nicht so sehr, wie der Verstand ist, als wie er sich zu sein anstrengt, bedeutet eine Identifikation mit dem Geist. Nicht so sehr die Tatsache, dass der Mensch sich Gottes bewusst ist, als dass er sich nach Gott sehnt, hat den Aufstieg zur Folge. Was wir heute sind, ist weniger wichtig, als was wir Tag für Tag und in der Ewigkeit werden.
Der Verstand ist das kosmische Instrument, auf dem der menschliche Wille die Missklänge der Zerstörung spielen kann, oder dem derselbe menschliche Wille die erlesenen Melodien der Identifikation mit Gott und des daraus folgenden ewigen Fortlebens entlocken kann. Der dem Menschen geschenkte Heilige Geist ist letztlich gegen alles Schlechte gefeit und des Irrtums unfähig, aber der menschliche Verstand kann durch das Ränkespiel eines perversen und eigensüchtigen menschlichen Willens verdreht, verbogen, schlecht und hässlich werden. Ebenso kann derselbe Verstand im Einvernehmen mit dem vom Geist erleuchteten Willen eines Gott kennenden Menschenwesens edel, schön, wahr und gut - wirklich groß - werden.
Die hier verwendeten Begriffe wie gut und schlecht stellen keine Wirklichkeit dar, sondern sind lediglich als anschauliche Hinweise auf Irrtum beziehungsweise Wahrheit zu verstehen. Es gibt scheinbar den Irrtum und es gibt die Wahrheit. Nur die Wahrheit ist wahr. Die Wahrheit ist. Innerhalb der Illusion gibt es zwei Gedankensysteme, das des Egos und das des reinen Geistes. Zwischen diesen beiden gibt es keinen Berührungspunkt. Sie sind völlig gegensätzlich zueinander. Deshalb ist der Wechsel von einem zum anderen naturgemäß ein äußerst herausfordernder Prozess und eine Zeit voller innerer Widersprüche.
Gänzlich stabil und verlässlich ist der evolutionäre Verstand nur, wenn er sich an den beiden extremen Enden der kosmischen Intellektualität manifestiert - dem völlig mechanisierten und dem durch und durch vergeistigten. Zwischen den intellektuellen Extremen rein mechanischer Kontrolle und wahrer geistiger Natur befindet sich das gewaltige Heer der sich entwickelnden und aufsteigenden Verstandeswesen, deren Stabilität und Ruhe von unserer persönlichen Wahl und Identifikation mit dem Geiste abhängen. Für einen Menschen mit einem rein mechanistischen Weltbild erscheinen spirituelle Sucher daher ganz natürlich als verrückt. Und das sind sie in gewisser Weise auch, denn sie schwanken zwischen zwei Weltanschauungen und ihre Ansichten sind daher voller Widersprüche. Das ist das menschliche Paradoxon, dem jeder Mensch auf seinem Weg zu Gott begegnet. Unser innerer Friede auf unserem Weg hängt davon ab, ob wir der Stimme des Egos oder der Stimme für GOTT folgen.
Aber der Mensch übergibt dem Heiligen Geist seinen Willen nicht in passiver, sklavischer Weise. Vielmehr entschließt er sich, dessen Führung aktiv und in positivem und kooperativem Geiste zu folgen, wenn ihm bewusst wird, dass diese Führung von den Wünschen und Impulsen des natürlichen menschlichen Verstandes abweicht. Der Heilige Geist manipuliert wohl den Verstand des Menschen, beherrscht ihn aber nie gegen seinen Willen; für den Heilige Geist steht der menschliche Wille zualleroberst. Er achtet ihn hoch und respektiert ihn, während er sich bestrebt, auf dem beinah unbegrenzten Kampfplatz des sich entwickelnden menschlichen Intellektes die geistigen Ziele der Berichtigung und der Charakterverwandlung zu erreichen.
Der Verstand ist unser Schiff, der Heilige Geist unser Lotse, und der menschliche Wille ist der Kapitän. Der Herr über das menschliche Boot sollte die Weisheit haben, es dem göttlichen Lotsen vertrauensvoll zu überlassen, im Prozess der Berichtigung. Nur aus Eigensucht, Trägheit und Verblendung kann der menschliche Wille die Führung eines so liebevollen Lotsen ablehnen, kann die irdische Laufbahn an den üblen Klippen zurückgewiesener Barmherzigkeit und an den Felsen bejahten Irrtums Schiffbruch erleiden. Mit unserem Einverständnis wird uns dieser treue Lotse unversehrt durch die Sperren der Zeit und die Behinderungen des Raums zur Quelle führen.
Bedeutungen werden abgeleitet aus einer Kombination von sensorischen Wahrnehmen und Verstehen. In einer restlos sensorischen oder materiellen Welt gibt es keine Bedeutungen. Bedeutungen und Werte werden nur in den inneren oder übermateriellen Sphären der menschlichen Erfahrung wahrgenommen.
Die Lektionen 1 und 2 von EKIW lauten: „Nichts, was ich sehe, bedeutet etwas.“ „Ich habe allem, was ich sehe, die gesamte Bedeutung gegeben, die es für mich hat.“
Nur auf den höheren Ebenen des überbewussten Verstandes, wo dieser an das geistige Reich menschlicher Erfahrung grenzt, kann man jene höheren Konzepte zusammen mit wirksamen Haupt-Urmustern finden, die zum Bau einer besseren und dauerhafteren Zivilisation beitragen werden. Das individuelle Bewusstsein ist von Natur aus schöpferisch, aber es kann nur im Innenleben des Einzelnen schöpferisch wirken.
Glück und Freude entspringen dem inneren Leben. Wahre Freude kann nicht allein erfahren werden. Ein einsames Leben ist für das Glück unheilvoll. Selbst Familien und Nationen werden sich stärker am Leben freuen, wenn sie es mit anderen teilen.
Die Lektionen 93 und 355 in EKIW lauten: „Licht und Freude und Friede weilen in mir.“ „Aller Friede und alle Freude und alle Wunder, die ich geben werde, haben kein Ende, wenn ich GOTTES WORT annehme.“
Wir können die äußere Welt - unser Umfeld - nicht vollständig kontrollieren. In Wahrheit können wir sie persönlich gar nicht kontrollieren, aber es gibt einen gewissen Bereich der scheinbaren Kontrolle. Unserer Führung am stärksten unterworfen ist die Kreativität der inneren Welt, weil unser individuelles Bewusstsein dort so weitgehend von den Fesseln der weltlichen Gesetze von Ursache und Wirkung befreit ist. Mit den individuellen Bewusstsein ist eine begrenzte Souveränität des Willens verbunden.
Die Entscheidung für den Vaterwillen ist das geistige Finden des Geist-Vaters durch den sterblichen Menschen. Diese Wahl besteht nicht so sehr in der Verneinung des Geschöpfeswillens - „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“ - als in der positiven Bekräftigung des Geschöpfes: „Es ist mein Wille, dass der deine geschehe.“ Lektion 102 in EKIW lautet daher: "Ich teile den WILLEN GOTTES, DER mein Glück will." Und ist diese Wahl einmal getroffen, wird der sich für Gott entscheidende Sohn früher oder später die innere Vereinigung mit dem ihn bewohnenden Fragment Gottes finden, und derselbe sich vervollkommnende Sohn wird höchste persönliche Erfüllung in der anbetenden Verbindung der menschlichen Persönlichkeit mit seinem Schöpfer finden: Es ist die Geburt einer neuen ewigen Partnerschaft zwischen dem Willen des Menschen und dem Willen Gottes.
Das menschliche Paradox
Dem sterblichen Menschen erwachsen viele seiner zeitlichen Schwierigkeiten aus seiner zweifachen Beziehung zum Kosmos. Der Mensch ist ein Teil der Natur - er existiert in der Natur - und doch ist er fähig, die Natur zu transzendieren. Der Mensch ist endlich, aber er wird von einem Funken der Unendlichkeit bewohnt. Diese doppelte Situation liefert nicht nur das Potential zum Üblen, sondern schafft auch viele gesellschaftliche und sittliche Situationen, die mit viel Unsicherheit und recht großer Angst verbunden sind.
Der Mut, den es zur Bezwingung der Natur und zur Transzendierung des Selbst braucht, ist ein Mut, welcher den Versuchungen des Hochmutes erliegen könnte. Der Mensch, der sein Selbst transzendieren kann, könnte der Versuchung nachgeben, sein eigenes Selbstbewusstsein zu vergöttlichen.
Das Dilemma des Sterblichen liegt in der doppelten Tatsache, dass der Mensch in den Fesseln der Natur liegt und zugleich eine einmalige Freiheit besitzt - die Freiheit geistigen Wählens. Auf den materiellen Ebenen sieht sich der Mensch der Natur unterworfen, während er auf geistigen Ebenen über die Natur und alle zeitlichen und endlichen Dinge triumphiert. Ein solches Paradox ist untrennbar verbunden mit Versuchung, potentiell Üblem und Entscheidungsirrtümern; und wenn das Selbst hochmütig und arrogant wird, führt dies zu Verstärkung des zentralen Irrtums, anstatt zur Erlösung.
"Nichts, was die Augen des Körpers zu sehen scheinen, kann irgend etwas anderes als eine Form der Versuchung sein, weil dies der Sinn und Zweck des Körpers selber war. Doch haben wir gelernt, dass der HEILIGE GEIST eine andere Verwendung für all die Illusionen hat, die du gemacht hast, und deshalb sieht ER einen anderen Sinn und Zweck in ihnen. Für den HEILIGEN GEIST ist die Welt ein Ort, an dem du lernst, dir das zu vergeben, was du für deine Sünden hältst. In dieser Wahrnehmung wird die physische Erscheinung der Versuchung zur geistigen Anerkennung der Erlösung." (EKIW: Lektion 64, 2.)
Der Mensch kann Gottes Gesetze ohne Liebe entdecken, aber nie kann er beginnen, die unendliche Symmetrie, himmlische Harmonie und herrliche Fülle der allumfassenden Natur des Ersten Zentralen Ursprungs zu würdigen, bevor er göttliches Gesetz und göttliche Liebe gefunden und sie auf dem Erfahrungsweg in seiner eigenen, sich entwickelnden kosmischen Philosophie geeint hat.
Es ist nur natürlich, dass der sterbliche Mensch von Gefühlen der Unsicherheit bedrängt wird, wenn er sich unauflösbar an die Natur gebunden sieht, während er geistige Kräfte besitzt, die alle zeitlichen und endlichen Dinge völlig transzendieren. Nur Vertrauen in Gott kann dem Menschen inmitten solch schwieriger und verwirrender Probleme Halt geben.
Wenn der Mensch sich von einer Seite zur anderen begibt, von einem Denksystem zum anderen, von der falschen zur wahren Wahrnehmung, von der Dunkelheit zum Licht, befindet er sich auf einer Brücke zwischen zwei Welten. Das Bild von der Brücke verweist auf jenen Zustand, der durch einen ständigen Wechsel zwischen den beiden Seiten gekennzeichnet ist, durch einen ständigen Wechsel zwischen dem Denksystem des Egos und dem des reinen Geistes, durch einen ständigen Wechsel zwischen dem Nein und dem Ja zu Gott. Diese grundlegenden Konzepte kennen keine Grade. Bestimmte fundamentale Konzepte können nicht in Form von Gegensätzen verstanden werden. Es ist unmöglich, sich Licht und Dunkelheit oder alles und nichts als nebeneinander bestehende Möglichkeiten vorzustellen. Sie sind entweder ganz wahr oder ganz falsch. Der Verstand des Gott suchenden Menschen schwankt zwischen den beiden extremen Enden der kosmischen Intellektualität, dem völlig mechanisierten Verstand und dem durch und durch vergeistigten Verstand. Es ist für den Menschen daher unerlässlich zu begreifen, dass sein Denken so lange unberechenbar sein wird, bis er sich fest dem einen oder anderen verpflichtet hat. Deshalb ist es wichtig, dass er sich nicht unnötig lange mit diesem Übergang aufhält, dass er die Brücke zwischen den beiden Denksystemen so schnell wie möglich überquert. Eine Brücke ist im wahrsten Sinne des Wortes nur eine Übergangslösung, der Mensch soll sich also kein persönliches Konzept daraus machen. In den Worten der Bibel ausgedrückt: Der Mensch soll sein Haus nicht auf Sand und auch nicht auf einer Brücke bauen, sondern einzig und allein auf Fels.
Das Ego versucht jedoch bei der Beschäftigung mit Spiritualität immer die Wahrheit in die Illusion zu bringen, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Egal, ob es Advaita-Konzepte gebetsmühlenartig wiederholt, oder ob es alles Dunkle aus dem eigenen Umfeld nach außen projiziert. Dahinter steckt immer derselbe Irrtum, zu glauben, dass Licht und Dunkelheit nebeneinander bestehen könnten. Es ist unmöglich, Licht in die Dunkelheit zu bringen, sondern es geht darum, die scheinbare Dunkelheit ans Licht zu bringen, damit sie erleuchtet, das heißt als Illusion erkannt wird.
Auch wenn der Ausdruck dieses Bildes sehr veraltet ist, drückt es doch wunderbar aus, worum es geht. Vereint als Brüder und Schwestern, unter der Führung des Heiligen Geistes, begeben wir uns auf den Weg vom Denksystem des Egos zum Denksystem des reinen Geistes. Das erfordert Bereitschaft, Mut und bedingungsloses Vertrauen in Gott. Und Vergebung ist die Brücke der Wahrheit auf die andere Seite:
“Und was außer der Wahrheit könnte einen Gedanken haben, der eine Brücke zu ihr baut, die Illusionen auf die andere Seite bringt?” (EKIW: Lektion 198, 8. 3.)
“Der Frieden ist die Brücke, die ein jeder überqueren wird, um diese Welt zurückzulassen. Doch beginnt der Frieden innerhalb der Welt, die als anders wahrgenommen wird, und führt von dieser neuen Wahrnehmung zur Himmelspforte und zum Weg dahinter.” (EKIW: Lektion 200, 8. 1.&2.)
Von allen Gefahren, die die sterbliche Natur des Menschen belagern und seine geistige Integrität gefährden, ist der Hochmut, der Glaube an die eigene Besonderheit, die größte. Mut ist heldenhaft, aber Selbstüberhebung ist prahlerisch und selbstmörderisch. Ein vernünftiges Selbstvertrauen ist nicht zu beklagen. Die Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen, ist das, was ihn vom Tierreich unterscheidet. Doch Hochmut ist betrügerisch, berauschend und gebiert Leid, ob er sich in einem Einzelnen, einer Gruppe, eines Volkes oder einer Nation findet. Es ist buchstäblich wahr, dass „Hochmut vor dem Fall kommt“.
Der uns innewohnende Heilige Geist kann dem Kampf, den wir während unserer Laufbahn in der Zeit fechten, nicht Einhalt gebieten oder ihn auch nur materiell verändern; der Heilige Geist kann die Härten des Lebens, denen wir auf unserer Reise durch diese Welt der Mühsal begegnen, auf der Ebene der Form nicht lindern. Der göttliche Bewohner kann sich nur geduldig im Hintergrund halten, während wir den Kampf des Lebens, wie es auf unserem Planeten gelebt wird, liefern; aber wir könnten, wenn wir nur wollten - während wir arbeiten und uns sorgen, kämpfen und uns abmühen - dem Heiligen Geist erlauben, mit uns und für uns zu arbeiten. Wir könnten uns außerordentlich bestärken und inspirieren, fesseln und faszinieren lassen, wollten wir dem Heiligen Geist nur erlauben, ständig die Bilder des wahren Beweggrundes, letztendlichen Ziels und ewigen Zwecks dieses ganzen schwierigen Sich-Emporarbeitens und Ringens mit den alltäglichen Problemen unserer gegenwärtigen materiellen Welt vor unser Augen zu halten.
Warum helfen wir dem Heiligen Geist nicht bei der Aufgabe, uns das geistige Gegenstück all dieser harten materiellen Anstrengungen zu zeigen? Warum erlauben wir ihm nicht, uns mit den geistigen Wahrheiten kosmischer Macht zu stärken, während wir mit den zeitlichen Schwierigkeiten der menschlichen Existenz ringen? Warum ermutigen wir den himmlischen Helfer nicht, uns mit der klaren Vision des ewigen heiligen Ausblicks auf das ewige Leben zu erfreuen, während wir mit Perplexität die Probleme der zerrinnenden Stunde betrachten? Warum weigern wir uns, uns durch die Sichtweise des Universums erleuchten und inspirieren zu lassen, während wir uns inmitten der Hindernisse der Zeit abmühen und im Irrgarten der Ungewissheiten umhertappen, die unsere irdische Lebensreise umstellen? Warum erlaubt wir dem Heiligen Geist nicht, unser Denken zu vergeistigen, obwohl unsere Füße auf den materiellen Pfaden irdischer Anstrengung gehen müssen?
Solange wir uns nicht vollständig der Führung des Heiligen Geistes unterstellt haben, ist es äußerst hilfreich, uns immer wieder die Frage zu stellen, nach dem warum nicht, denn die Antwort auf diese Frage wird uns jene Aspekte der Illusion zeigen, an denen wir noch festhalten.
Bei all dem dürfen wir nicht vergessen, dass es in Wahrheit kein Paradoxon gibt, nur die Illusion dieser Welt schafft ein scheinbares Paradoxon. Wenn wir uns wirklich SEINER Führung unterstellen, verschwindet jedes Gefühl des Paradoxes. In Wahrheit sind wir reiner Geist ohne jedes Gegenteil.
Unterschied zwischen individuellem Bewusstsein und Selbst
Die evolutionären Planeten sind die Sphären des menschlichen Ursprungs, die Ausgangswelten für die aufsteigende Laufbahn der Sterblichen. Wenn die Zeit durchschritten ist und das Endziel des Glaubens erreicht ist; werden wir ewig mit dem HEILIGEN GEIST vereint werden. Dann wird unser wirkliches Leben beginnen, das aufsteigende Leben, wozu unser gegenwärtiger sterblicher Zustand nur das Vorspiel ist. Dann ist die Reise zum HIMMELREICH vorbei und die Reise in IHM kann beginnen. Und in all diesen aufeinander folgenden Zeitaltern und Stadien evolutionären Wachstums gibt es einen Teil von uns, der absolut unverändert bleibt, und das ist das individuelle Bewusstsein - Beständigkeit inmitten des Wandels.
Was ich hier als individuelles Bewusstsein bezeichne, kann auch als Fragment des Geistes, getrennter, individueller Geist, als höhere Form der Persönlichkeit oder als Seele bezeichnet werden. Da aber der Begriff Seele mit den unterschiedlichsten Vorstellungen verbunden ist, verwende ich ihn hier nicht und er wird deswegen auch im Kurs nicht verwendet. Im illusionären Zustand der Welt scheint das Konzept eines individuellen Geistes bedeutungsvoll zu sein. Er wird deshalb im Kurs so beschrieben, als ob er zwei Teile hätte - den reinen Geist und das Ego. Der Illusion eines individuellen Geistes entsprechend gibt es auch die Illusion eines individuellen Bewusstseins. Da das Bewusstsein der Empfangsmechanismus ist, der Botschaften vom HEILIGEN GEIST oder vom Ego empfängt, verwende ich hier den Begriff individuelles Bewusstsein. Es geht einfach um die individuelle Erfahrung innerhalb der Illusion der Trennung, also um jenen Zustand, der der Erlösung bedarf.
Diese individuelle Facette des Bewusstseins werde ich in diesem Artikel mit IB abkürzen. Seine Reise zurück in die Einheit geht nach dem Tod des Körpers weiter - wenn es seinen Willen dem EINEN WILLEN untergeordnet hat. Es gibt letztlich nur ein Bewusstsein, aber dieses bildet eine Matrix aus scheinbar individuellen Facetten, deren Erlösungserfahrungen zu der einen Bewegung zurück in die EINHEIT beitragen. Niemand erwacht allein zu seiner wahren IDENTITÄT als SOHN GOTTES - weil es nur EINEN von UNS gibt. Es gibt nur einen von UNS, weil es nur einen Geist gibt.
Obgleich das IB keine Identität besitzt, kann es die Identität jedes lebendigen Energiesystems einen. Es kann seinen freien Willen der Ausführung von Gottes Willen widmen. Es ist etwas, was zum Geist hinzutreten kann, und illustriert damit das Primat des Vaters gegenüber dem Sohn. (Es ist nicht nötig, dass dem Geist Verstand hinzugefügt wird!) Das IB ist sich auf einzigartige Weise der Zeit bewusst, doch das ist etwas anderes als die Zeitwahrnehmung durch den Verstand. Das IB als eine potentiell ewige Gabe ist bestimmt, auf zahlreichen Ebenen und in aufeinander folgenden Universumssituationen zu funktionieren, von den niedrigsten endlichen - bis an die Grenzen der absoluten.
Alles, was wir erleben, alles, was wir sehen, alles, was wir fühlen, alles, was wir wissen, einfach alles, ist genau jetzt, in diesem erlebten Augenblick, in unserem Bewusstsein enthalten. Denn wenn es nicht dort wäre, würde es für uns nicht existieren. Da wir niemals aufhören zu existieren, bedeutet das, dass wir wie eine Welle des Bewusstseins gewesen sind, die so wie sie war, jedes Zeitalter, jedes Planetensystem, jede Dimension durchreist hat. Und auf dem Weg ist eine Sache konstant geblieben. Wir waren in konstanter, beständiger Beziehung mit der gesamten Schöpfung. Und diese Gesamtheit ist nicht auf das beschränkt, was jetzt passiert, so wie wir als Menschen Zeit verstehen. Uns ist auch alles zugänglich, was wir als die Vergangenheit und die Zukunft bezeichnen würden. Während eines Aufenthalts im Casino von Brisbane an der Ostküste Australiens wurde ich mir einmal der nächsten Zahl beim Roulette bewusst - und genau diese Zahl kam auch.
Die physische Form ist das, was wir in unserer äußerst temporären dreidimensionalen Form der Aufmerksamkeit auf dem Planeten umher schieben, während wir überall um uns herum und direkt unter der Oberfläche unseres bewussten Tagesbewusstseins mit allem in Kommunikation verbleiben. Wir mögen einige wenige Menschen ausgewählt haben, ein paar Dinge, einen Planeten, eine Dimension, und haben unsere gesamte Aufmerksamkeit darauf fokussiert. Und Aufmerksamkeit ist nichts anderes als die Entscheidung, wofür wir die Macht unseres Bewusstseins nutzen werden, um sie darauf zu fokussieren. Und es scheint so, als hätten wir alles andere ausgeschlossen. Das ist wie eine optische Täuschung des Bewusstseins. Und wir sind derjenige, der auswählt, wessen wir uns bewusst sein werden und was wir daher in unsere gelebte Erfahrung ziehen.
Während es sehr wohl wahr ist, dass wir Aspekte ausgesondert haben, um unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, so sind wir doch darunter - in der Tiefe der Welle, die mit physischen Augen unsichtbar ist, unsichtbar für das, was man üblicherweise bewusste Aufmerksamkeit nennt, unser Alltagsbewusstsein - in vollkommener Gemeinschaft mit allem verblieben. Wir sind daher in Beziehung mit allem und es gibt eine Kommunikation, die ununterbrochen geschieht.
Wir könnten auch sagen, dass jede Person und jedes Ding geradezu ein Feld von Beziehungen ist - einzigartig und scheinbar verschieden von uns und dennoch ein Netz von Beziehungen. Alles ist ein Netz aus Beziehung. Und alle Netze sind in Beziehung mit allen anderen Netzen und sie werden ins Unendliche größer und größer und größer.
Wir sind ein Netz aus Beziehungen, aus dem heraus wir bestimmte Aspekte ausgewählt haben - seien es Gedanken oder Sichtweisen oder Erfahrungen - und wir haben sie in den ruhigen, klaren Fokus unseres Bewusstseins gelegt, um sogar noch mehr Wellen zu erzeugen. Und dann haben wir gewählt, welche die größte Bedeutung für uns haben werden.
Dies bedeutet: Ich bin derjenige, der die Wirkungen wählt, die ich erfahre. Ich alleine interpretiere alle neutralen Beziehungen oder Erfahrungen. Ich alleine verleihe den Gegenständen, Dingen, Gedanken, Glaubenssätzen ihren Wert. Ich alleine bin der tatsächliche Macher meiner Erfahrung, von Moment zu Moment.
Das IB ist in der Vereinzelung - als Selbst - nicht sehr leistungsfähig. Der Mensch ist von Natur aus ein geselliges Geschöpf; die Sehnsucht nach Zugehörigkeit beherrscht ihn. Es ist buchstäblich wahr, dass „kein Mensch für sich allein lebt“.
Aber das Bewusstseinskonzept, worunter man das Ganze des lebendigen Geschöpfes versteht, bedeutet viel mehr als die Integration von Beziehungen; es bedeutet ebenso sehr Einigung aller Faktoren der Realität wie Koordination von Beziehungen. Zwischen zwei Objekten bestehen Beziehungen, aber drei oder mehr Objekte rufen ein System ins Leben, und ein solches System ist viel mehr als nur ein erweitertes oder komplexes Beziehungsgeflecht. Dieser Unterschied ist entscheidend, denn in einem kosmischen System sind die individuellen Glieder miteinander nie anders verbunden als in Beziehung zum Ganzen und durch die Individualität des Ganzen. Darauf hat Jesus schon vor zweitausend Jahren mit den Worten hingewiesen: "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." (Matthäus 18,20)
Im menschlichen Organismus bildet die Summe seiner Teile das Selbst - die Individualität - aber dieser Prozess hat überhaupt nichts zu tun mit dem IB, das all diese Faktoren in ihrer Beziehung zu den kosmischen Realitäten eint.
Es könnte hilfreich sein, sich beim Studium des Selbst zu vergegenwärtigen:
Dass die physischen Systeme untergeordnet sind.
Dass die intellektuellen Systeme beigeordnet sind.
Dass das IB übergeordnet ist.
Dass die innewohnende geistige Kraft potentiell führend ist.
Bei allen Auffassungen vom Selbst sollte man erkennen, dass die Tatsache des Lebens zuerst kommt und erst danach seine Beurteilung oder Interpretation. Ein Kind lebt zuerst und denkt erst später über sein Leben nach.
Jesus Botschaft in Ein Kurs in Wundern ist klar und unmissverständlich:
„Das Lernen der Welt baut auf ein Konzept des Selbst auf, das angepasst ist an die Wirklichkeit der Welt. Es passt gut zu ihr. Denn es ist ein Bild, welches sich für eine Welt der Schatten und der Illusionen eignet. Hier ist es zu Hause, wo das mit ihm eins ist, was es sieht. Der Aufbau von einem Konzept des Selbst ist es, wozu das Lernen der Welt dient.“
„Ein Konzept des Selbst wird von dir gemacht. Es hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dir. Es ist ein Götze, der dazu gemacht ist, den Platz deiner Wirklichkeit als SOHN GOTTES einzunehmen. Das Konzept des Selbst, das die Welt lehrt, ist nicht das Ding, das es zu sein scheint.“
Teile des Selbst können in mancher Weise funktionieren - als Denken, Fühlen, Wünschen - aber nur die koordinierten Attribute des IB konzentrieren sich in einer intelligenten Handlung; und all diese Gaben verbinden sich mit der geistigen Begabung des sterblichen Verstandes, wenn ein menschliches Wesen ein anderes menschliches oder göttliches Wesen aufrichtig und selbstlos liebt.
Während des physischen Lebens ist das materielle Selbst, die Ego-Wesenheit der menschlichen Identität, abhängig vom ununterbrochenen Funktionieren des materiellen Lebensträgers, von der dauernden Existenz des unausgewogenen Gleichgewichts der Energien und des Intellekts, dem man auf der Erde den Namen Leben gegeben hat. Aber ein Selbst mit Fortlebenswert, ein Selbst, das die Todeserfahrung transzendieren kann, entwickelt sich nur durch die Schaffung einer potentiellen Verlegung des Identitätssitzes der sich entwickelnden des IB vom vergänglichen Lebensträger - dem materiellen Körper - in die dauerhaftere und unsterbliche Natur und weiter auf jene Ebenen, wo sich die Seele von der geistigen Realität durchdringen lässt und schließlich deren Zustand erreicht. Dieser tatsächliche Übergang von der Vereinigung mit der Materie zu morontieller Identifikation geschieht durch die Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit und Standhaftigkeit der Entscheidungen des menschlichen Geschöpfes auf seiner Suche nach Gott.
Was vom Vater kommt, ist ewig wie der Vater, und diese Wahrheit gilt ebenso sehr für das IB, wie für den HEILIGEN GEIST, der ein Fragment Gottes ist. Da das IB als Antwort auf den Willen des Vaters erschienen ist, wird es die Bestimmung der Gottheit erreichen, aber der Mensch muss wählen, ob er bei der Erreichung dieser Bestimmung dabei sein wird oder nicht. Der Zyklus ist vorherbestimmt, aber die Teilnahme des Menschen daran ist freiwillig, persönlich und erfahrungsmäßig.
Wir können die Letzte Wirklichkeit nicht ändern, aber wir können unsere Erfahrung von ihr verändern. GOTT ist immer da, doch wir müssen ihn auch erkennen. Wenn wir im Nicht-GOTT-erkennen in den irdischen Tod eintreten, wird GOTT da sein und wir werden GOTT - nicht anders als im irdischen Leben - nicht erfahren. Es geschieht nach unserem Verlangen. Da wir aber die Wirklichkeit nicht verändern können, werden wir letztendlich mit Hilfe himmlischer Begleiter aus diesem Zustand erweckt werden und zur Wahrheit geführt werden.
Der HEILIGE GEIST ist wahrhaftig der Pfad zum Paradies, aber der Mensch muss diesem Pfad aufgrund seiner eigenen Entscheidungen, der Wahl seines freien Willens, folgen.
Wenn man sagt, der Mensch habe eine Identität, stellt man damit fest, dass er einen Verstandeskreislauf besitzt, der den Handlungen und Entscheidungen des Willens der menschlichen Persönlichkeit unterworfen ist. Aber dabei handelt es sich um eine materielle und rein zeitweilige Erscheinung, genauso wie der menschliche Embryo ein vorübergehendes, parasitisches Stadium des menschlichen Lebens ist. Aus kosmischer Perspektive kommen, leben und vergehen die menschlichen Wesen vergleichsweise in einem Augenblick; sie dauern nicht. Aber das menschliche Bewusstsein besitzt kraft seiner eigenen Wahl die Macht, den Sitz seiner Identität vom vorübergehenden materiell-intellektuellen System in das höhere morontiell-seelische System zu verlegen, das in Zusammenarbeit mit dem HEILIGEN GEIST als neues Instrument für den Bewusstseinsausdruck geschaffen wird.
Und gerade diese Macht zu wählen, dieses universelle Kennzeichen der mit freiem Willen ausgestatteten Geschöpfeswelt, stellt die größte Chance des Menschen und seine höchste kosmische Verantwortung dar. Von der Integrität des menschlichen Verlangens, von der Ehrlichkeit der menschlichen Wahl, hängt das Schicksal des künftigen Finalisten ab.
Der Aufstieg des individuellen Bewusstseins
Es gibt in Wirklichkeit nichts Individuelles, das wandert, daher ist weder Reinkarnation noch Aufstieg im wirklichen Sinne möglich. Was hier als Aufstieg des individuellen Bewusstseins beschrieben wird, ist der Prozess der Loslösung von der Idee von Individualität. Wenn sich das individuelle Bewusstsein immer mehr seiner Verbindung mit der göttlichen EINHEIT bewusst wird, ist das wunderbar und erzeugt für das individuelle Bewusstsein bis dahin unbekannte Erfahrungen von Glück und Verbundenheit, doch die Wahrheit ist EINHEIT jenseits von Bewusstsein und Individualität - die EINHEIT, DIE alle Dinge in SICH SELBST hält.
Der zentrale Irrtum am Reinkarnationsglauben besteht darin, dass an eine zeitliche Abfolge von physischen Leben geglaubt wird. Doch es passiert alles gleichzeitig - in einem Augenblick. Der Glaube an Reinkarnation verschiebt die Hoffnung auf das Erwachen in die ferne Zukunft, in ein nächstes Leben und fördert somit die Bindung des Menschen an die Illusion der linearen Zeit und verhindert so das Erwachen im Jetzt. Das heißt, auch wenn wir jetzt einen scheinbar zeitlichen Prozess betrachten, geht es immer um Erlösung, egal an welchem Punkt der linearen Zeit wir uns zu befinden scheinen.
Üblicherweise werden für diesen Prozess des etappenweisen Wieder-Erinnerns die Begriffe physische, astrale und kausale Welt, Sphäre oder Ebene verwendet. Astrale oder kausale Sphäre oder astrale oder kausale Welt sind lediglich Hilfsbegriffe für uns im Zustand der Verkörperung. Wir dürfen uns daran nicht festhalten. Deshalb sind die Informationen über diese Ebenen, die immer wieder auftauchen, unterschiedlich, denn jeder Versuch, uns etwas darüber zu sagen, kann nur eine Annäherung an etwas für uns Unverständliches sein.
Außerdem ist davon auszugehen, dass es neben diesen drei häufig beschriebenen Ebenen noch weitere “höhere” Ebenen gibt. Aber das ist alles nicht wichtig, es gilt lediglich zu verstehen, dass es sich um einen Prozess des Wiedererinnerns handelt, um eine Reise, die schon vorbei ist, eine Reise ohne Entfernung zu einem Ziel, das sich niemals verändert hat. Die Reise zu GOTT ist lediglich das Wiedererwachen der Erkenntnis dessen, wo wir immer und was wir ewig sind.
Die astrale Welt besteht aus feinen Licht und Farbschwingungen und ist viel größer als der physische Kosmos, die ganze grobstoffliche Welt. Der astrale Kosmos kann sich viel leichter als die Erde dem göttlichen Willen und dem vollkommenen göttlichen Erlösungsplan angleichen. Die Menschen können nicht in die astralen Sphären schauen, es sei denn, dass ihr sechster Sinn bis zu einem gewissen Grad entwickelt ist. Es gibt einige Erdenbewohner die für kurze Augenblicke ein Astralwesen oder eine der Astralwelten erblickt haben.
Die geheimnisvolle Kausalsphäre ist kaum zu beschreiben. Für ein Kausalwesen passiert alles nur in Gedanken.
Als individuelles Bewusstsein gesehen, ist der Mensch im Wesentlichen ein Kausalkörper. Der astrale und der physische Körper sind dem untergeordnet. Die Kohäsionskraft, die alle drei Körper zusammenhält, sind die Wünsche. Es ist diese Triebkraft der unerfüllten Wünsche, welche die Knechtschaft des Menschen verursacht. Körperliche Wünsche wurzeln im Egoismus und in der Sinneslust. Der Zwang, den die Sinne ausüben, und die sinnlichen Verlockungen sind meist stärker als der Wunsch nach astralen oder kausalen Wahrnehmungen.
Astrale Wünsche wurzeln in Genüssen der astralen Wahrnehmung, z.B. in Lichterscheinungen und der ätherischen Musik, die sich durch Schwingungen mitteilen.
Kausale Wünsche können nur durch geistige Wahrnehmungen erfüllt werden. Kausale Wesen nehmen den ganzen Kosmos als projizierte Traumgedanken wahr. Ein Wesen, das nur noch mit einem feinen Kausalkörper bekleidet ist, besitzt ungeheure Kraft zur Erschaffung von Welten.
Das individuelle Bewusstsein kann nur dann wahrgenommen werden, wenn es sich mit einem oder mehreren Körpern bekleidet. Das bloße Vorhandensein eines Körpers bedeutet also, dass er aufgrund unerfüllter Wünsche entstanden ist. Solange das individuelle Bewusstsein in ein, zwei oder drei körperliche Gefäße eingeschlossen ist, die fest mit dem Korken der Unwissenheit und der Wünsche verschlossen sind, kann es nicht mit der EINHEIT des GEISTES verschmelzen. Wenn das grobstoffliche körperliche Gefäß im Tode zerstört wird, bleiben noch die beiden anderen Behälter bestehen, der astrale und der kausale und hindern das individuelle Bewusstsein daran, sich mit der allgegenwärtigen EINHEIT zu vereinigen. Erst wenn man Weisheit und dadurch Wunschlosigkeit erlangt hat, lösen sich auch die anderen beiden Gefäße auf. Dann endlich ist das individuelle Bewusstsein frei und wird eins mit der unermesslichen EINHEIT des GEISTES. Die Suche nach dem Glück als individuelles Bewusstsein ist zu Ende. Es herrscht dann ewige Freude, ewiges Glück, ewiges Leben. Christus hatte diese endgültige Freiheit bereits erlangt, bevor er als Jesus geboren wurde, um der Menschheit als Erlöser zu dienen.
Das wechselseitige Durchdringen der drei Körper zeigt sich auch in der dreifachen Natur des Menschen. Im Wachzustand ist sich der Mensch mehr oder weniger aller drei Körper bewusst. Wenn seine Sinne mit schmecken, riechen, tasten, hören und sehen beschäftigt sind, wirkt er vor allem durch seinen physischen Körper. Wendet er Willens- und Vorstellungskraft an, wirkt er in erster Linie durch seinen Astralkörper, und wenn er tief nachdenkt, Innenschau oder Meditation übt, wirkt er hauptsächlich durch seinen Kausalkörper.
Der Mensch identifiziert sich täglich etwa 16 Stunden mit seiner körperlichen Hülle, dann schläft er ein. Wenn er träumt, bleibt er in seinem Astralkörper und erschafft ebenso mühelos wie die Astralwesen beliebige Formen. Im tiefen und traumlosen Schlaf aber versetzt er sein Bewusstsein, das heißt sein individuelles Bewusstsein, sein Ich-Bewusstsein, für einige Stunden in den Kausalkörper. Ein solcher Schlaf ist erquickend. Solange er jedoch träumt, ist er mit seinem astralen und nicht mit seinem kausalen Körper in Verbindung und fühlt sich nach dem Schlaf nicht völlig erfrischt. Ein Asket der viel Zeit in tiefer Meditation verbringt, braucht so gut wie keinen Schlaf.
Der Versuch, all diese Ebenen und Welten im Detail zu verstehen, ist nicht hilfreich und lenkt vom Wesentlichen ab. Es ist jedoch wichtig, zwei Aspekte zu verstehen. Erstens, dass alle Welten, ob physisch, astral oder kausal, Ebenen der Traumwelt sind. Sie alle sind Ausdruck des Traums der Trennung. In vielen östlichen spirituellen Konzepten wird fälschlicherweise angenommen, dass GOTT auch die Traumwelt erschaffen hat, doch es ist der getrennte Geist der Trennung träumt und nicht GOTT SELBST. Zweitens, dass auf allen Ebenen und in allen Stadien der Entwicklung das einzige wirkliche Ziel immer die Erlösung ist - wie immer wir es nennen wollen, ob Erlösung, Sühne, Berichtigung, Vergebung, wahre Wahrnehmung, Befreiung, Erwachen, Aufhebung der Trennung, Gottverwirklichung. Dies ist der einzige Sinn und Zweck, der dieser Welt und der langen Reise durch alle Welten jegliche Bedeutung gibt, die überhaupt in ihnen liegt. Darüber hinaus sind sie bedeutungslos.
Das Physische-Materielle umfasst nur einen ganz kleinen Teil des gesamten multidimensionalen Universums, der von untergeordneter Bedeutung ist und die Verkörperung eines individuellen Bewusstseins in der Physis ist in diesem Teil noch weiter untergeordnet. Und es bedarf eines besonderen Mutes, sich als Mensch auf unserem Planeten zu inkarnieren. Das liegt daran, dass die Einsamkeit, die Getrenntheit vom Ganzen hier besonders groß ist.
Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Wut, Hass - all dies sind Symptome einer fundamentalen Täuschung, die in der Tiefe des Geistes geschehen ist. Sie ist geschehen, weil es eine lange Vorgeschichte gab, in der die Kunst, der falschen Stimme zuzuhören, kultiviert worden ist. Die falsche Stimme ist die Stimme des Ego. Sie hat uns gelehrt zu urteilen, auszuwählen, zu selektieren, wofür wir verantwortlich sein wollen und wofür nicht. Je mehr wir uns in dieses Bewusstsein hineinbewegen, umso schwerer scheint es, jemals auf eine Möglichkeit zu hoffen, das Gefühl der Trennung, des Konfliktes und des Friedensverlustes zu überwinden.
Es ist daher nützlich, ein Grundwissen über die Welten zu haben, um uns daran zu erinnern, dass wir uns in der Identifikation mit einem physischen Körper im schlimmstmöglichen Zustand der Trennung befinden und dass wir selbst innerhalb des physischen Universums eine äußerst primitive Zivilisation sind. Dieses Wissen bewahrt uns vor der größten Gefahr auf dem spirituellen Weg, dem Stolz.
“Du, der du dein Leben damit zugebracht hast, die Wahrheit der Illusion und die Wirklichkeit der Phantasie zu überbringen, du bist den Weg der Träume gegangen. Denn du bist vom Wachsein in den Schlaf gegangen und immer weiter in einen noch tieferen Schlaf hinein. Jeder Traum hat zu anderen Träumen geführt, und jede Phantasie, die ein Licht in die Finsternis zu bringen schien, hat nur die Finsternis noch tiefer gemacht. Dein Ziel war Finsternis, in die kein Lichtstrahl dringen konnte. Du hast eine so vollständige Schwärze gesucht, dass du dich für immer vor der Wahrheit verstecken könntest, in vollständigem Wahnsinn. Was du dabei vergessen hast, ist nur, dass GOTT SICH SELBER nicht zerstören kann. Das Licht ist in dir. Die Finsternis kann es zwar bedecken, aber nicht auslöschen.” (EKIW: Kapitel 18, III. 1.)
“Inkarnationszyklus” und Erleuchtung
Der Begriff Inkarnationszyklus bezieht sich auf den Zustand des Gefangenseins in der Illusion der Zeit. Innerhalb dieser Illusion findet Entwicklung - im Sinne von Entfaltung - statt, wenn wir die Zeit SEINER Führung unterstellen. Doch Inkarnation ist keine Wirklichkeit, sondern nur der Versuch, die Illusion von Entwicklung zu beschreiben. Innerhalb dieser Illusion kann es Momente der Befreiung geben, Augenblicke der Erleuchtung, Augenblicke der Erkenntnis, eine kurze Erfahrung der direkten Vereinigung mit GOTT.
Erleuchtung ist ein Zustand des Erkannthabens. Die Befreiung von Angst führt zu einer so großen Erleichterung, einer so immensen Entspannung, zu einem so unglaublichen Lustgefühl, dass der Mensch, der solches erlebt, zunächst einmal in ein Staunen verfällt, dass sich in einem Lachen löst, das oft als kosmisches Gelächter bezeichnet wird. Kosmisch deshalb, weil diejenigen, die davon ergriffen werden, sich durch dieses Lachen eingebunden und vereint fühlen mit all dem, was außerhalb von ihnen ist. Sie haben die Illusion ihrer Begrenzungen erkannt. Sie sind bereit, sie aufzugeben, solange sie sich in diesem Zustand halten können. Und auch wenn dieser Zustand abgeklungen ist, verflüchtigt sich doch nicht das Wissen darum, dass es einen solchen Zustand gibt, und auch nicht die Erinnerung an die Wonnen, die sich auftun in dieser Befreiung.
Erleuchtung kann für einen Menschen im Körper kaum ein Zustand der Dauer sein. Dennoch verändert dieses fundamentale Erlebnis von Angstfreiheit den Menschen, dem er zu Teil wird, so nachhaltig, dass es ihm, selbst wenn er wollte, nicht gelingen könnte, zu dem Status zurückzukehren, wenn er vor der Erleuchtung innehatte.
Erleuchtung tritt dann ein, wenn der Mensch bereit ist, das Drama seiner inkarnierten Existenz nach dem finalen Akt als beendet anzuerkennen und sich aus dem Theater, indem er selbst so viele verschiedene Rollen gespielt hat, zu entlassen. Aber das Drama muss einen sinnvollen, einleuchtenden Abschluss gefunden haben. Es ist irrig anzunehmen, dass ein Mensch in der Mitte seines Existenzdramas Erleuchtung erleben kann, ohne die Erlösung aus der Verstrickung in die Handlung erfahren zu haben.
“Die Zahl der Wege, die die Welt anbieten kann, scheint ziemlich groß zu sein; die Zeit muss aber kommen, wo jeder zu sehen beginnt, wie ähnlich sie einander sind. Manche Menschen sind gestorben, als sie dieses sahen, weil sie keinen Weg erblickten außer jenen Pfaden, die angeboten werden von der Welt. Und als sie lernten, dass sie nirgendwohin führen, verloren sie die Hoffnung. Und dennoch war dies ebenjene Zeit, in der sie ihre größte Lehre hätten lernen können. Alle müssen diesen Punkt erreichen und über ihn hinausgehen.” (Kapitel 31, IV, 3. 3.-7.)
Das Angebot der vollständigen Erleuchtung von Seiten des HEILIGEN GEISTES gibt es natürlich immer, genauer: es gibt es jetzt - im heiligen Augenblick! Aber in der Illusion der Zeit ist es ein Weg.
“Dieser [der Frieden] ist allein darum die Voraussetzung für die Erkenntnis, weil jene, die sich in Konflikt befinden, nicht friedvoll sind, und Friede ist die Bedingung für Erkenntnis, weil er die Bedingung für das HIMMELREICH ist. Erkenntnis kann nur wiederhergestellt werden, wenn du ihre Bedingungen erfüllst. Das ist kein Handel von Seiten GOTTES, DER keinen Handel eingeht. Es ist lediglich die Folge deines Missbrauchs SEINER Gesetze zugunsten eines eingebildeten Willens, der nicht der SEINE ist. Erkenntnis ist SEIN WILLE.” (EKIW: Kapitel 8, I. 1. 3.-6.)
Damit soll klargestellt werden, dass jene Lehrer irren, die verkünden: Ein jeder kann unmittelbar dort, wo er steht, erleuchtet werden. Erleuchtung bedeutet Abschluss. Erleuchtung bedeutet, bereit zu sein, ohne Angst zu leben. Erleuchtung bedeutet, in der Lage zu sein, die veränderte, fast unerträglich scheinende Energie mit ihrer ungewohnten Frequenz ertragen zu können, anstatt sie zur Begründung einer neuen Angst zu verwenden. Diese Fähigkeit wird erst auf den letzten Stufen der individuellen Entwicklung in der Körperwelt erreicht.
Wenn dies auf einer frühen Entwicklungsstufe passiert, wird das individuelle Bewusstsein, was ihm als Wahrheit und Gewissheit zu Teil wurde, nicht halten können. Und nicht selten wird eine neue Angst an seine Stelle treten, die - gepaart mit der Sehnsucht nach Wiederholung - verhindert, dass sich ein solcher Befreiungs- und Erleuchtungsvorgang verankern kann.
Solche Erlebnisse, die unter dem Namen ”Satori” bekannt sind oder auch mit “Verzückung” bezeichnet werden, treten auf früheren Stufen durch Veränderungen des Bewusstseins ein, die auf unterschiedlichen Maßnahmen des Körpers oder des Geistes beruhen. Es kann sich um das Ergebnis langjähriger Meditationen handeln, um Veränderungen, die durch Drogen oder Krankheit vorgerufen werden, durch religiöse Ekstase oder auch durch ein Nahtoderlebnis. Man erkennt einen Menschen, der ein solches Erlebnis gehabt hat, daran, dass er eine Fähigkeit zum Schweigen erworben hat, eine Stille, die von ihm ausgeht, die anderen nicht zugänglich ist. Solch ein Mensch ist still, auch wenn er redet, und sein Schweigen ist lebendig. Seine Augen sind von einem Leuchten erfüllt, von dem Leuchten der Erinnerung an das, was er geschaut hat. Das, was er geschaut hat, ist Einheit als Liebe und Liebe als Einheit. Und das wird ihn nie mehr verlassen. Auch wenn das Licht seiner punktuellen Erleuchtung mit der Zeit weniger hell scheint, an Kraft verliert und sogar fast erloschen ist, wird doch dadurch sein Wissen um das, was er geschaut hat, nicht ungültig.
Wir dürfen daher die innere Wahrheit eines Menschen, der die Verzückung vorübergehend erlebt hat, nicht an dem Zustand messen, indem wir ihn später erblicken. Wir dürfen seine innere Wahrheit nicht an den Maßstäben messen, die wir aus unerfindlichen Gründen für die Erleuchtung aufgestellt haben.
Wenn die Erleuchtung auf der letzten Entwicklungsstufe passiert und sich verankert hat, dann hat der Erleuchtete keine Angst mehr um sein Überleben im Körper. Und so wird Essen, Trinken und Schlafen für ihn nicht mehr wichtig sein. Er wird es vernachlässigen. Er wird vergessen, seinen Körper zu pflegen, da er nicht mehr davon zu überzeugen ist, dass der Körper ihm dienlich sein muss. Die einzige Motivation seinen Körper nicht augenblicklich abzulegen besteht darin, wenn Menschen um ihn herum sich seiner annehmen, ihn umsorgen und ihn auffordern, unter ihnen zu bleiben, weil sie von seiner hohen Energieniveau das den ganzen Menschen umfasst, lernen wollen und sich daran wärmen möchten. Ramana Maharshi befand sich in dieser Situation.
Erleuchtung und das Ausscheiden aus dem Zyklus der Inkarnationen gehen nicht so eng Hand in Hand, wie es von einigen Religionen postuliert wird. Erleuchtung wird nur dann zur Krönung des abgeschlossenen Inkarnationszyklus führen, wenn sie eben an seinem Ende, auf der letzten Entfaltungsstufe, geschieht.
Auch ist Erleuchtung kein Begriff, der sich von seiner inneren Wirklichkeit her genau umreißen und fest definieren ließe. Die Begriffe Erleuchtung und innerer Friede sind so häufig verwendet und missbraucht worden, dass sie eine fast sinnentleerte Hülse darstellen. Es sollte nicht "Ereignislosigkeit" bedeuten, sondern Freude am Ereignis. Die Sehnsucht oder Sucht nach Erleuchtung wird oft verwechselt mit der Suche nach der Ereignislosigkeit des intra-uterinen Traums.
Ganz allgemein können wir sagen: Wer mit sich selbst und der Welt, mit dem inneren und äußeren Geschehen, das er wahrnimmt und erlebt, in vollkommenem Frieden ist, befindet sich auf der höchsten Stufe der Erkenntnis und der ungetrennten Empfindung. Der Erleuchtete kann nur noch lachen, weil er im Moment der Erleuchtung erfährt, wie einfach alles, wie klar, wie durchsichtig, wie lächerlich simpel. Der Erleuchtete liebt ohne Grund. Er liebt.
Wir dürfen jedoch diejenigen Lehrer nicht verschmähen, die nach unserer Definition der Erleuchtung zwar sehr nahe sind, sie aber dennoch nicht vollzogen haben. Von keinem lebenden Menschen können wir mehr lernen als von denen, die kurz davor stehen, den Zyklus ihrer Inkarnationen abzuschließen. Sie sind ein leuchtendes und weithin strahlendes Beispiel für das, was wir alle erreichen können und erreichen werden, auch wenn es nach irdischen und nach kosmischem Gesetz seine Zeit braucht. Wenn wir einen Lehrer suchen, so orientieren wir uns immer daran, ob wir seine Liebe zum Menschen spüren können. Dazu genügt es häufig, dass ein Mensch, der uns etwas lehren kann, in seiner individuellen Entwicklung einige Stufen weiter fortgeschritten ist. Wir sind nicht unweigerlich darauf angewiesen, von einem schon fast Erleuchtenden zu lernen. Die Möglichkeit, an der Liebe eines Menschen zu wachsen, besteht immer, unmittelbar in unserer Nähe.
Im Handbuch für Lehrer in Ein Kurs in Wundern finden wir zum Thema dieses Kapitels unter anderem Folgendes:
“Im eigentlichen Sinne ist Reinkarnation unmöglich. Es gibt keine Vergangenheit oder Zukunft, und die Idee der Geburt in einen Körper - ob einmal oder mehrere Male - hat keine Bedeutung. Reinkarnation kann also nicht in irgendeinem wirklichen Sinne wahr sein. Unsere einzige Frage sollte sein: Ist das Konzept hilfreich? Und das hängt natürlich davon ab, wofür es verwendet wird. Wenn es verwendet wird, um die Einsicht in das ewige Wesen des Lebens zu stärken, ist es in der Tat hilfreich. Ist irgendeine andere Frage dazu wirklich nützlich, um den Weg zu erhellen? Wie viele andere Überzeugungen kann es bitter missbraucht werden. Geringstenfalls bietet ein solcher Missbrauch Beschäftigung mit der Vergangenheit und vielleicht auch Stolz darauf an. Schlimmstenfalls ruft er Trägheit in der Gegenwart hervor. Dazwischen sind viele Arten von Torheit möglich.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 24. 1.)
“Es gibt diejenigen, die GOTT direkt erreicht haben, ohne eine Spur weltlicher Grenzen beizubehalten, und die sich vollkommen an ihre eigene IDENTITÄT erinnern. Diese könnte man die LEHRER der Lehrer nennen, weil ihr Bild, obwohl sie nicht mehr sichtbar sind, noch angerufen werden kann. Und sie werden erscheinen, wann und wo es hilfreich ist, dass sie es tun. Denjenigen, für die solche Erscheinungen beängstigend wären, geben sie ihre Ideen. Niemand kann sie vergeblich anrufen. Auch gibt es niemanden, dessen sie nicht gewahr wären. Alle Bedürfnisse sind ihnen bekannt; und alle Fehler werden von ihnen wahrgenommen und übersehen. Die Zeit wird kommen, wenn dies verstanden werden wird. Und in der Zwischenzeit geben sie alle ihre Gaben den Lehrern GOTTES, die sich um Hilfe an sie wenden und in deren NAMEN und in keinem anderen um alle Dinge bitten.
Manchmal mag ein Lehrer GOTTES eine kurze Erfahrung der direkten Vereinigung mit GOTT haben. In dieser Welt ist es fast unmöglich, dass diese von Dauer ist. Sie kann vielleicht nach viel Andacht und Hingabe gewonnen und dann für einen großen Teil der Zeit auf Erden aufrechterhalten werden. Aber das ist so selten, dass es nicht als ein realistisches Ziel betrachtet werden kann. Wenn es geschieht, so sei es. Wenn es nicht geschieht, so sei es ebenso. Alle weltlichen Zustände müssen illusionär sein. Wenn GOTT in einem anhaltenden Bewusstseinszustand direkt erreicht würde, würde der Körper nicht lange aufrechterhalten. Diejenigen, die ihren Körper abgelegt haben, nur um ihre Hilfe auf diejenigen auszudehnen, die zurückbleiben, sind wenige für wahr. Und sie brauchen Helfer, die immer noch in Knechtschaft sind und noch immer schlafen, so dass durch ihr Erwachen GOTTES STIMME gehört werden kann.
Verzweifle also nicht wegen der Begrenzungen. Es ist deine Funktion, ihnen zu entrinnen, aber nicht, ohne sie zu sein. Wenn du von denjenigen gehört werden möchtest, die leiden, musst du ihre Sprache sprechen. Wenn du ein Erlöser sein möchtest, musst du verstehen, woraus zu entrinnen ist. Die Erlösung ist nicht theoretisch. Sieh das Problem, bitte um die Antwort, und dann nimm sie an, wenn sie kommt. Auch wird ihr Kommen nicht lange verzögert werden. Alle Hilfe, die du annehmen kannst, wird bereitgestellt werden, und kein Bedürfnis, das du hast, wird nicht befriedigt werden. Wir wollen uns denn nicht zu sehr um Ziele kümmern, für die du nicht bereit bist. GOTT nimmt dich, wo du bist, und heißt dich willkommen. Was könntest du mehr wünschen, da dies alles ist, was du brauchst?” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 26. 2.-4.)
Das Leben Jesu
Bevor wir uns mit dem Leben Jesu beschäftigen, ist es wichtig, uns daran zu erinnern, dass es nicht in erster Linie um die Person Jesu geht. Es geht um unsere Erlösung aus der Illusion einer Person, und die können wir nicht von einer Person erwarten. Entscheidend ist die Botschaft Jesu und die verweist auf die Erlösung aus der fragmentierten Wahrnehmung einer Person. Ein Kurs in Wundern entstand nicht als Durchgabe von einer Person Jesus zu einer Person Helen. Jesus und Helen sind nur die Bewegung von Schatten. Der Kurs entstand, weil der kollektive Geist sich für die Weisheit seiner nicht-individuellen Wahrheit geöffnet hat.
Jesus hat uns durch die Kreuzigung der Person so deutlich wie möglich gezeigt, dass die Person und damit der Körper eine Illusion ist und nicht von GOTT erschaffen wurde, dass also der SOHN GOTTES nicht gekreuzigt werden kann. Daher sind auch alle Darstellungen von Jesus als besonders schönem Mann meist nur eine Ablenkung des Egos vom Wesentlichen.
“In der Kommunion will ich nicht meinen Körper mit andern teilen, weil das heißt, nichts zu teilen. Würde ich je versuchen, eine Illusion mit den allerheiligsten Kindern eines allerheiligsten Vaters zu teilen? Hingegen will ich meinen Geist mit dir teilen, weil wir eines GEISTES sind, und dieser GEIST ist unser. Sieh überall nur diesen GEIST, weil nur dieser überall und in allem ist. Er ist alles, weil er alle Dinge in sich schließt. Selig bist du, der nur dies wahrnimmt, weil du nur das wahrnimmst, was wahr ist.” (EKIW: Kapitel 7, V. 10. 7.-12.)
Jesus von Nazareth, mit jüdischem Namen Joshua ben Joseph, ist genauso eine Illusion wie Zeit und Raum selbst. Deshalb ist es auch nicht entscheidend, wie sich das persönliche Leben Jesu auf der Ebene der Form genau abgespielt hat. Die Frage ist nur: Passt die Symbolik der Geschichte zur Botschaft? Und so ist beispielsweise die beliebte Frage nach einer romantischen Liebesbeziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena nur ein Versuch des Egos, von SEINER Botschaft abzulenken, insbesondere von der Botschaft der heiligen Beziehung. Wichtig ist allein SEINE Botschaft und die persönliche Führung durch den Geist Jesu in Einheit mit dem HEILIGEN GEIST. Das Leben der Person Jesu ist einfach ein wundervolles und zugleich extremes Beispiel für das Wirken eines erwachten Geistes in dieser Welt und daher äußerst inspirierend, weil es auf die Wahrheit jenseits dieser Welt verweist.
“Der Name Jesu ist der Name von einem, der ein Mensch war, jedoch das Antlitz CHRISTI in allen seinen Brüdern sah und sich an GOTT erinnerte. So wurde er mit CHRISTUS eins - nicht länger ein Mensch, sondern eins mit GOTT. Der Mensch war eine Illusion, denn er schien ein getrenntes Wesen zu sein, das für sich dahinwandelte in einem Körper, der sein Selbst vom SELBST abzuhalten schien, wie es alle Illusionen tun.” (EKIW: BEGRIFFSBESTIMMUNG, 5. 2. 1.-3.)
Eine wunderbare Darstellung des Lebens Jesu bietet die US-amerikanische Fernsehserie The Chosen (deutsch: Die Auserwählten). The Chosen ist die erste Fernsehserie mit mehreren Staffeln über das Leben von Jesus. Auch wenn einige offensichtlich falsche Bibelzitate enthalten sind und mit mirakulösen Aktionen übertrieben wird, ist die Darstellung Jesu, der in jedem Menschen das Antlitz CHRISTI sieht, sehr berührend. Der Film zeigt wunderbar, wie die Jünger Jesus liebten, obwohl er wiederholt ihre Hoffnungen zerschlug und all ihren Ehrgeiz nach persönlicher Erhöhung gründlich zunichte machte. Die ganze Produktion dieser Fernsehserie war von Anfang an vom HEILIGEN GEIST geführt, und jeder, der sie mit offenem Herzen sieht, spürt das. Die ersten beiden Folgen von The Chosen auf Deutsch, mit Impulsen und Hintergrundinformationen findet sich unter:
THE CHOSEN - DEUTSCHE PREMIERE | Episoden 1+2
Alle Staffeln und Folgen auf deutsch und kostenlos:
bibel.TV
Alle Staffeln und Folgen im englischen Original mit Untertiteln:
THE CHOSEN
All die Verfasser der biblischen Evangelien gaben ehrliche Darstellungen von Jesus, so wie sie ihn sahen, sich an ihn erinnerten oder von ihm gehört hatten und wie ihre spätere Annahme der christlichen Theologie des Paulus ihre Sicht jener fernen Ereignisse beeinflusste. Die ursprünglichen Niederschriften sind danach noch beträchtlich abgeändert worden. Zahlreiche Abschnitte wurden daraus entfernt und spätere Inhalte hinzugefügt. Und diese Schriften genügten trotz ihrer Unvollkommenheit, um den Lauf der Geschichte der Erde seit fast zweitausend Jahren zu verändern.
Die hier angeführten Ereignisse aus dem Leben Jesus stammen aus dem IV. Kapitel des Urantia Buch. Sie sind eine Neudarstellung der Lehren Jesu von Nazareth und eine Neuerzählung seines Wirkens auf Basis aller Quellen von Aufzeichnungen und planetarischer Information. Der leitende Gedanke des Autors war die Erstellung eines Berichtes, der nicht nur für die Generation der heute lebenden Menschen erhellend, sondern auch allen zukünftigen Generationen hilfreich wäre. Aus dem ihm zugänglich gemachten, umfangreichen Informationsmaterial hat er für das zur Erreichung dieses Ziels am besten Geeignete ausgewählt. Der folgende Text ist wiederum eine Auswahl und Zusammenfassung dieser 774 kleingedruckten Seiten des Urantia Buches und wurde um den einen oder anderen kleinen Hinweis des Autors dieser Website ergänzt.
Die ersten beiden Kapitel des Urantia Buches enthalten äußerst detaillierte Informationen über all die unterschiedlichsten Universen. Wichtig ist dabei nur zu verstehen, dass es weit mehr als unser Universum gibt und dass wir, die menschliche Rasse, so ziemlich die niedrigste Stufe der GOTT suchenden Geschöpfe sind. Für den einzig wahren Zweck - die Vergebung - brauchen wir die Details über all die Universen nicht zu wissen. Es lenkt uns höchstens vom Wesentlichen ab. Dass es aber verschiedene Universen in verschiedenen Dimensionen gibt, darauf wird auch von Jesus in Ein Kurs in Wundern hingewiesen.
“Was würdest du ohne die Angst vor dem Tod sehen? Was würdest du fühlen und denken, wenn der Tod keine Anziehung auf dich ausübte? Ganz einfach: Du würdest dich an deinen VATER erinnern. An den SCHÖPFER des Lebens, die QUELLE alles Lebendigen, den VATER des Universums und des Universums der Universen und von allem, was noch jenseits von ihnen liegt, würdest du dich erinnern. Und während diese Erinnerung in deinem Geist ersteht, muss der Frieden noch ein letztes Hindernis überwinden, wonach die Erlösung vervollständigt und die geistige Gesundheit des GOTTES SOHNES völlig wiederhergestellt ist. Denn hier endet deine Welt tatsächlich.” (EKIW: Kapitel 19, IX. D. 1.)
Da die Aussagen zum Leben Jesu aus dem Urantia Buch auf planetarischen Informationen beruhen, enthalten sie zwangsläufig auch ein paar planetarische Fehlinformationen, wie z.B. Missverständnisse und Irrtümer der Apostel selbst. Jesus weist in Ein Kurs in Wundern mehrmals ganz konkret auf Irrtümer und Missverständnisse der Apostel hin, und so wurden diese offensichtlichen und entscheidenden planetarischen Fehlinformationen für diesen Text - entsprechend den Aussagen des Kurses - korrigiert.
Jesus kam nicht zu einer Zeit geistigen Niedergangs in diese Welt. Zur Zeit seiner Geburt erlebte die Erde eine Renaissance geistigen Denkens und religiösen Lebens, wie es sie weder in seiner ganzen vorangegangenen Geschichte gekannt noch in irgendeiner Epoche danach erfahren hat. Zur Zeit Jesus bot die Welt für die Selbsthingabe des Schöpfersohns eine günstigere Voraussetzung, als sie je zuvor oder danach existierte. In den diesen Zeiten unmittelbar vorausgehenden Jahrhunderten hatten sich griechische Kultur und Sprache über das Abendland und den Vorderen Orient ausgebreitet. Die Juden als levantinisches Volk und von Natur aus halb abend-, halb morgenländisch, brachten hervorragende Voraussetzungen mit, um derartige kulturelle und sprachliche Grundlagen zur wirksamen Verbreitung einer neuen Religion in Ost und West zu verwenden. Diese äußerst günstigen Umstände wurden durch das tolerante politische Regiment der Römer in der Mittelmeerwelt noch verbessert.
Bei Jesu Geburt war die ganze Mittelmeerwelt ein geeintes Imperium. Zum ersten Mal in der Weltgeschichte verbanden gute Straßen viele wichtige Zentren. Die Meere waren von Piraten gesäubert, und schnell entwickelte sich eine große Ära des Handels und der Reisen. Zur Zeit Jesu erfreuten sich Palästina und Syrien einer Phase des Wohlstands, relativen Friedens und ausgedehnter Handelsbeziehungen mit den Ländern des Ostens und Westens. Europa erfreute sich danach nie wieder einer solchen Handels- und Reiseperiode bis zum neunzehnten Jahrhundert nach Christus.
Dieses ganze Ineinandergreifen von Welteinflüssen wird durch das Wirken des Paulus gut veranschaulicht, der, seiner religiösen Kultur nach ein Hebräer unter den Hebräern, das Evangelium eines jüdischen Messias in griechischer Sprache verkündete, während er selber ein römischer Bürger war.
Ungefähr zweitausend Jahre später, als Ein Kurs in Wundern in die Welt kam, begann zur genau gleichen Zeit die Entwicklung des Internets. Wiederum ein äußerst günstiger Zeitpunkt für die Verbreitung der Offenbarung Jesu in zeitgemäßer Sprache und Form. Anstelle der römischen Straßen stehen nun die Datenautobahnen des Internets zur Verfügung, um die Botschaft schnell und einfach in der Welt zu verbreiten. Außerdem wurde der Kurs in Englisch offenbart, der Sprache, die als die Weltsprache schlechthin gilt. Auch wenn der Kurs inzwischen in 26 Sprachen übersetzt wurde, können viele Menschen ihn im Original lesen und sich mit Gleichgesinnten in aller Welt austauschen. Der Beginn des 3. Jahrtausends kann zum Beginn einer neuen Renaissance (französisch: Wiedergeburt, Wiedererweckung) des geistigen Denkens und des religiösen Lebens werden - wenn wir die Bereitschaft und das Verlangen nach der Wahrheit aufbringen, die dafür notwendig sind.
Obgleich Palästina die Heimat der religiösen Kultur der Juden und die Geburtsstätte des Christentums war, wohnten die Juden überall in der Welt, lebten in vielen Nationen und trieben in jeder Provinz Roms und Partiens Handel. Griechenland steuerte seine Sprache und Kultur bei, Rom baute die Straßen und einte ein Imperium, aber die Zerstreuung der Juden, mit ihren mehr als zweihundert über die ganze römische Welt verteilten Synagogen und ihren gut organisierten religiösen Gemeinden, lieferte die kulturellen Zentren, wo das neue Evangelium des Himmelreichs zuerst Aufnahme fand, und von wo aus es danach bis in die entlegensten Gegenden der Welt verbreitet wurde.
Jede jüdische Synagoge duldete eine kleine Zahl nichtjüdischer Glaubensbrüder, „devoter“ oder „gottesfürchtiger“ Menschen, und gerade aus den Reihen dieser Proselyten gewann Paulus die meisten seiner früh zum Christentum Bekehrten. Sogar der Tempel in Jerusalem besaß einen reich geschmückten Hof der Heiden. Zwischen der Kultur, dem Handel und dem Kult von Jerusalem und Antiochia (heute Antakya in der Türkei) bestanden sehr enge Bande. In römischer und byzantinischer Zeit war Antiochia neben dem ägyptischen Alexandria und (später) Konstantinopel (heute Istanbul) die größte und bedeutendste Stadt im östlichen Mittelmeerraum und zeitweise die drittgrößte Stadt der Welt. Die Anhänger von Paulus wurden zuerst in Antiochia „Christen“ genannt.
* * *
Jesus
Jesus von Nazareth erreichte in der menschlichen Erfahrung die volle Verwirklichung dieses Potentials geistiger Entität; deshalb wird sein der Ausführung des väterlichen Willens gewidmetes Leben für den Menschen zur wirklichsten und idealsten Offenbarung der Natur Gottes.
Jesus offenbarte einen Gott der Liebe, und die Liebe umfasst alle Wahrheit, Schönheit und Güte.
Die griechische Religion hatte die Losung „Kenne dich selbst“; die Lehre der Hebräer hatte „Kenne deinen Gott“ zum Mittelpunkt; die Christen predigen ein Evangelium, dessen Ziel die „Kenntnis des Herrn Jesus Christus“ ist; Jesus verkündete die gute Nachricht, „Gott zu kennen, und dich selber als Sohn Gottes“.
Jesus zerschmetterte die Tradition, zerstörte das Dogma und rief die Menschheit zur Verwirklichung ihrer höchsten Ideale in Zeit und Ewigkeit auf - vollkommen zu sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist.
Die Stunde schlägt, da dem Buddhismus, dem Christentum, dem Hinduismus und sogar den Völkern aller Bekenntnisse nicht das Evangelium über Jesus, sondern die lebendige, geistige Wahrheit des Evangeliums Jesu darzubringen ist.
Bei seiner Mission der Selbsthingabe als Sterblicher wird ein Paradies-Sohn immer von einer Frau geboren und wächst als ein männliches Kind der Welt heran, gerade so wie Jesus auf der Erde.
Manchmal nennt man all diese von Sterblichen bewohnten Schulungswelten die „Wohnungen“, und gerade auf solche Sphären spielte Jesus an, als er sagte: „In meines Vaters Haus gibt es viele Wohnungen.“ Von da an werden die Aufsteiger innerhalb einer gegebenen Sphärengruppe wie derjenigen der Residenzwelten von Sphäre zu Sphäre und von einer Lebensphase zur nächsten individuell vorrücken, aber von einem Abschnitt des Universumsstudiums zum anderen gehen sie immer in Klassenformation (“Seelenfamilien”) weiter.
Die Erde gehört zu einem Lokaluniversum, dessen Herrscher der Gottmensch von Nebadon, Jesus von Nazareth und Michael von Salvington, ist.
Die Selbsthingabe eines Schöpfersohnes in dieser Form war einmalig. Doch auch wenn es sich um eine ganz besondere Inkarnation handelte, waren die Empfängnis und die Geburt Jesus von Nazareth ein völlig natürlicher Vorgang. Gabriels Verkündigung an Maria hatte am Tag nach der Empfängnis Jesu stattgefunden und war das einzige übernatürliche Ereignis im Zusammenhang mit Marias gesamter Erfahrung, das Kind der Verheißung zu tragen und zu gebären.
Sowohl Palästina als Land, als auch die Familie Josephs und Marias waren sorgfältig ausgewählt. Joseph, der menschliche Vater von Jesus (Josua ben Joseph), war ein Hebräer unter Hebräern, er war Zimmermann und später Unternehmer. Maria, Jesu irdische Mutter, war Nachfahrin einer langen Reihe von einzigartigen Ahnen, die viele der bemerkenswertesten Frauengestalten der Geschichte der Erde einschloss. Maria als Gottesmutter zu bezeichnen ist allerdings widersinnig. GOTT hat keine Mutter. Maria ist lediglich die Mutter von Jesus.
Über Maria/Maryam wird im Koran mehr und ausführlicher erzählt als im Neuen Testament der Bibel. Nach ihr ist sogar eine ganze Sure benannt (Sure 19), was eine besondere Ehre ist, da nur fünf weitere Suren Personennamen tragen. In Sure 3 wird Maria als die besonders erwählte Frau beschrieben. Sie ist die Mutter des Propheten Jesus und damit das Symbol für die Offenheit der Seele. An ihr, so sagt es Sure 19, zeigt sich die Barmherzigkeit Gottes. Das hohe Ansehen, das Maria unter Muslimen genießt, ist zu einem Großteil auf ihre Stellung im Koran zurückzuführen. Frauen werden im Koran nicht sehr häufig erwähnt und Maryam wird als einzige Frau namentlich genannt. Außerdem berichtet der Koran sowohl von der Verheißung Gottes als auch von der Geburt Jesu. In Sure 19 Vers 34 heißt es: „Das ist Jesus, der Sohn Marias. Es ist das Wort der Wahrheit, woran sie [die Juden] zweifeln.“
Jesu Lebenswerk auf der Erde wurde schon durch Johannes den Täufer begonnen. Zacharias, der Vater des Johannes, gehörte zur jüdischen Priesterschaft, während seine Mutter Elisabeth ein Mitglied des wohlhabenderen Zweiges desselben großen Familienverbandes war, dem auch Maria, die Mutter Jesu, angehörte. Zacharias und Elisabeth, obschon seit vielen Jahren verheiratet, waren kinderlos geblieben.
Es war spät im Monat Juni des Jahres 8 v. Chr., ungefähr drei Monate nach der Heirat von Joseph und Maria, als Gabriel eines Tages um die Mittagsstunde Elisabeth erschien, genauso wie er später Maria seine Gegenwart kundtat. Er sprach: „Während dein Mann Zacharias in Jerusalem vor dem Altar steht und das versammelte Volk für das Kommen eines Erlösers betet, bin ich, Gabriel, gekommen, um dir zu verkünden, dass du bald einen Sohn gebären wirst, der der Vorläufer des göttlichen Lehrers sein wird. Und du sollst deinen Sohn Johannes heißen. Er wird ganz dem Herrn, deinem Gott hingegeben aufwachsen, und als Mann wird er dein Herz erfreuen, weil er viele Seelen zu Gott hinwenden wird. Er wird auch das Kommen des Seelenheilers deines Volkes und des Geist-Befreiers der ganzen Menschheit ankündigen. Deine Verwandte Maria wird die Mutter dieses Kindes der Verheißung sein, und ich werde ihr ebenfalls erscheinen.“
Johannes wurde am 25. März des Jahres 7 v. Chr. in der Stadt Juda geboren. Zacharias und Elisabeth waren von großer Freude erfüllt, als ihnen klar wurde, dass ihnen ein Sohn geschenkt worden war, wie Gabriel es versprochen hatte. Vom zartesten Kindesalter an wurde Johannes von seinen Eltern mit Bedacht die Idee eingepflanzt, er sei bestimmt, zu einem geistigen Führer und religiösen Lehrer heranzuwachsen. Und der Boden seines Herzens nahm solch eine suggestive Saat immer willig auf. Schon als Kind fand man ihn oft im Tempel während der Dienstzeiten seines Vaters, und die Bedeutung all dessen, was er sah, beeindruckte ihn gewaltig.
Gabriel erschien Maria etwa Mitte November des Jahres 8 v. Chr., während sie in ihrem Heim in Nazareth bei der Arbeit war. Gabriel sprach zu ihr, nachdem sie ihre Fassung wiedererlangt hatte: „Ich komme auf Geheiß eines, der mein Meister ist und den du lieben und nähren sollst. Dir, Maria, bringe ich eine frohe Botschaft mit der Kunde, dass deine Empfängnis vom Himmel bestimmt ist und dass du zur gegebenen Zeit Mutter eines Sohnes werden wirst. Du sollst ihn Josua nennen, und er wird unter den Menschen das Königreich des Himmels auf Erden eröffnen. Sprich mit niemandem darüber außer mit Joseph und deiner Verwandten Elisabeth, der ich ebenfalls erschienen bin und die auch bald einen Sohn zur Welt bringen wird; er wird Johannes heißen und der Wegbereiter für die Erlösungsbotschaft sein, die dein Sohn den Menschen mit großer Macht und tiefer Überzeugung verkünden wird. Und zweifle nicht an meinen Worten, Maria; denn dieses Haus wurde zum menschlichen Heim des Kindes der Vorsehung ausgewählt. Mein Segen ruht auf dir, die Kraft der Allerhöchsten wird dich stärken und der Herr der ganzen Erde wird über dir wachen.“
Joseph konnte sich mit der Idee, Maria würde die Mutter eines außergewöhnlichen Kindes werden, nur schwer anfreunden bis zu dem Augenblick, als er einen sehr eindrucksvollen Traum hatte. In diesem Traum erschien ihm ein strahlender himmlischer Bote, der ihm unter anderem sagte: „Joseph, ich erscheine dir auf Geheiß Dessen, der jetzt im Himmel herrscht, und ich habe den Auftrag, dich über den Sohn, den Maria gebären und der ein großes Licht in der Welt sein wird, zu unterrichten. In ihm wird das Leben wohnen, und sein Leben soll zum Licht der Menschheit werden. Er wird zuerst zu seinem eigenen Volk kommen, aber dieses wird ihn kaum aufnehmen. All jenen hingegen, die ihn aufnehmen, wird er offenbaren, dass sie Kinder Gottes sind.“ Nach dieser Erfahrung zweifelte Joseph nie wieder gänzlich an Marias Geschichte vom Besuch Gabriels und an dessen Versprechen, dass das ungeborene Kind ein göttlicher Sendbote für die Welt werden würde.
Während all dieser Besuche wurde das Haus David mit keinem Wort erwähnt. Es fehlte auch jeglicher Hinweis darauf, dass Jesus der „Befreier der Juden“ oder gar der lang erwartete Messias sein würde. Jesus war nicht ein Messias, wie ihn die Juden erwartet hatten, aber er war der Befreier der Welt. Seine Sendung galt allen Völkern, nicht nur einer bestimmten Gruppe.
Die meisten der so genannten messianischen Prophetien des Alten Testaments wurden lange nachdem Jesus auf Erden gelebt hatte geschrieben, um auf ihn Anwendung zu finden. Jahrhundertelang hatten die hebräischen Propheten das Kommen eines Erlösers verkündet, und diese Verheißungen deuteten die aufeinander folgenden Generationen so, als bezögen sie sich auf einen neuen jüdischen Herrscher, der auf dem Throne Davids sitzen und es unternehmen würde, mit Hilfe der angeblich mirakulösen Methoden des Moses die Juden in Palästina als mächtige, von aller Fremdherrschaft befreite Nation wiederherzustellen. Wiederum wurden viele bildliche Stellen, die überall in den hebräischen Schriften zu finden waren, später fälschlich auf Jesu Lebenssendung angewendet. Viele alttestamentliche Aussagen wurden so verändert, dass sie sich auf irgendeine Episode des irdischen Lebens des Meisters zu beziehen schienen. Jesus selber bestritt einmal öffentlich jede Verbindung mit dem königlichen Hause Davids. Sogar die Stelle „eine junge Frau wird einen Sohn gebären“ lautete nun: „eine Jungfrau wird einen Sohn gebären“. Dasselbe trifft auch auf die vielen Stammbäume sowohl Josephs wie auch Marias zu, die nach Jesu Erdentagen konstruiert wurden. Manche dieser Abstammungslinien enthalten viele Vorfahren des Meisters, sind aber im Großen und Ganzen nicht authentisch und, was die Fakten betrifft, nicht verlässlich. Die frühen Anhänger Jesu unterlagen nur allzu oft der Versuchung, all die alten prophetischen Äußerungen in ein solches Licht zu rücken, dass sie im Leben ihres Herrn und Meisters in Erfüllung zu gehen schienen.
Joseph war ein Mann von sanftem Umgang, äußerst gewissenhaft und in jeder Weise den religiösen Sitten und Gebräuchen seines Volkes treu ergeben. Er sprach wenig, aber dachte viel. Die missliche Lage des jüdischen Volkes erfüllte ihn mit großer Trauer.
Marias Temperament war demjenigen ihres Ehemanns ganz und gar entgegengesetzt. Sie war im Allgemeinen fröhlich, war nur sehr selten niedergeschlagen und besaß ein immer sonniges Wesen. Maria gab ihren Gefühlen gern frei und häufig Ausdruck, und niemand hatte sie bis zum plötzlichen Tod Josephs je traurig gesehen. Kaum hatte sie sich von diesem Schock erholt, als die Ängste und Fragen im Zusammenhang mit dem außerordentlichen Werdegang ihres ältesten Sohnes, der sich vor ihren erstaunten Augen so schnell entwickelte, sie bedrängten. Aber während dieser ganzen ungewöhnlichen Erfahrung war Maria gefasst, mutig und recht besonnen im Umgang mit ihrem seltsamen und wenig verstandenen erstgeborenen Sohn und seinen überlebenden Brüdern und Schwestern.
Von Joseph erhielt Jesus seine strenge Schulung in den Gebräuchen des jüdischen Zeremoniells und seine außergewöhnliche Vertrautheit mit den hebräischen Schriften; Maria verdankte er eine weniger enge Auffassung vom religiösen Leben und eine großzügigere Vorstellung von persönlicher geistiger Freiheit.
Die Familien beider, sowohl Josephs als auch Marias, waren für ihre Zeit sehr gebildet. Die Bildung Josephs und Marias lag weit über dem Durchschnitt jener Tage und ihrer gesellschaftlichen Stellung. Er war ein Denker; sie war eine Planerin, verstand es, sich mit Leichtigkeit anzupassen und war praktisch in der unmittelbaren Ausführung.
Der größere Teil von Josephs Familie schloss sich Jesu Lehren an, aber nur sehr wenige von Marias Anhang glaubten an ihn, bevor er aus dieser Welt schied. Joseph neigte mehr dem geistigen Konzept vom erwarteten Messias zu, aber Maria und ihre Familie, besonders ihr Vater, hielten sich an die Idee vom Messias als einem zeitlichen Befreier und politischen Herrscher.
Im März des Jahres 8 v. Chr. (dem Monat der Heirat Josephs und Marias) verordnete Kaiser Augustus, dass alle Einwohner des Römischen Reiches gezählt werden sollten. Diese Volkszählung sollte einer besseren Besteuerung dienen. Die ablehnende Haltung der Juden zur Volkszählung und innenpolitische Schwierigkeiten des Herodes, König von Judäa, bewirkten eine Verschiebung der Volkszählung im jüdischen Königreich um ein Jahr, sodass sie erst im Jahre 7 v. Chr., abgehalten wurde.
Es war nicht nötig, dass Maria zur Eintragung in die Register nach Betlehem ging - Joseph war dazu für die ganze Familie ermächtigt - aber Maria, die eine unternehmungslustige und energische Person war, bestand darauf, ihn zu begleiten. Eigentlich verbot Joseph es Maria, ihn zu begleiten, aber ohne Erfolg. Maria fürchtete sich davor, das Kind allein und in Josephs Abwesenheit zur Welt zu bringen, und da Betlehem nicht weit von der Stadt Juda entfernt war, sah sie außerdem der Möglichkeit eines angenehmen Besuchs bei ihrer Verwandten Elisabeth entgegen.
Am 20. August erreichten Joseph und Maria Jerusalem, besuchten den Tempel und langten in Betlehem, ihrem Reiseziel, mitten am Nachmittag an. Die Herberge war überfüllt und Joseph sah sich deshalb nach einer Unterkunft bei entfernten Verwandten um, aber jeder Raum in ganz Betlehem war überbelegt. Bei seiner Rückkehr in den Hof der Herberge erfuhr er, dass man aus den Karawanenställen, die in die Felswand gehauen waren und sich gerade unterhalb der Herberge befanden, die Tiere entfernt und die Ställe für die Aufnahme von Gästen gereinigt hatte. Joseph ließ den Esel im Hof, lud ihre Kleider- und Proviantsäcke auf die Schultern und stieg mit Maria die Steinstufen zu ihrer Unterkunft hinab. Sie fanden sich in einer früheren Kornkammer auf der Vorderseite der Boxen und Krippen untergebracht. Vorhänge aus Zeltstoff waren aufgehängt worden, und sie schätzten sich glücklich, ein so bequemes Quartier zu haben.
Die ganze Nacht über war Maria unruhig, so dass keiner von beiden viel schlief. Bei Tagesanbruch war es klar, dass die Geburtswehen eingesetzt hatten, und um die Mittagsstunde des 21. August 7 v. Chr. wurde Maria dank der Hilfe und den freundlichen Diensten mitreisender Frauen von einem Knaben entbunden. Jesus von Nazareth war in diese Welt hineingeboren, man wickelte ihn in die Tücher, die Maria für solch einen Fall mitgebracht hatte und legte ihn nahebei in eine Krippe.
Weihnachten ist im Christentum das Fest der Geburt Jesu Christi. Festtag ist der 25. Dezember, dessen Feierlichkeiten am Vorabend, dem Heiligen Abend, beginnen. Nach einer religionsgeschichtlichen Hypothese ist das Weihnachtsdatum als Reaktion auf den kultisch begangenen Geburtstag des römischen Reichsgottes Sol Invictus entstanden, den Kaiser Aurelian im Jahre 274 auf die Wintersonnenwende am 25. Dezember legte; am selben Tag des Jahres wurde in der Yalda-Nacht auch die Geburt des Mithras gefeiert. Der Mithraismus hatte starken Einfluss auf das Christentum. Selbst auf die Legenden über Jesu Geburt färbte die römische Version von der wunderbaren Geburt des iranischen Retters und Helden Mithras ab, bei dessen Ankunft auf Erden nur eine Handvoll Hirten zugegen waren, die Geschenke darbrachten und denen Engel das unmittelbar bevorstehende Ereignis bekannt gegeben hatten.
Als Kaiser Konstantin den Sonntag als „verehrungswürdigen Tag der Sonne“ durch Erlass zum öffentlichen Ruhetag erklärte, war dies eine Regelung, die für Anhänger verschiedener Religionen konsensfähig war, neben Christen auch Verehrer des Mithras und des Sol invictus. Die Vorstellung Christi als des wahren Sol invictus, des Siegers über den Tod, konnte zu einer harmonischen Ordnung des Kalenders systematisiert werden: Danach war das Sonnenjahr so geordnet, dass zur Zeit der Herbsttagundnachtgleiche am 24. September die Verkündigung und Empfängnis Johannes des Täufers, zur Sommersonnenwende am 24. Juni dessen Geburt, zur Frühlingstagundnachtgleiche die Empfängnis Jesu und zur Wintersonnenwende seine Geburt stattfanden.
In eben der Weise, in der alle Säuglinge seit eh und je zur Welt gekommen sind, wurde auch Jesus geboren. Und am achten Tage wurde er nach jüdischem Brauch beschnitten und in aller Form Josua (Jesus) genannt. Da der Mensch dazu neigt aus allem einen Kult zu machen, entstand im Mittelalter ein Kult um die heilige Vorhaut (sanctum praeputium). Sie gilt als christliche Reliquie, bei der es sich um die Vorhaut Jesu von Nazaret handeln soll. Von Jesu Körper sollen nach seiner Himmelfahrt nur jene Bestandteile auf Erden zurückgeblieben sein, die er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hatte. Im Mittelalter behaupteten mehrere Kirchen, im Besitz dieser Reliquie zu sein. Dieser Kult führte zu den skurrilsten Geschichten. Im 13. Jahrhundert berichtete ein Bauernmädchen aus Plambach, einer Marktgemeinde im Bezirk Sankt Pölten-Land in Niederösterreich, die sogenannte Mystikerin Agnes Blannbekin, sie hätte beim Kosten der Eucharistie das Empfinden von Christi Vorhaut in ihrem Munde verspürt. Die diesbezüglichen Aufzeichnungen ihres Seelsorgers (Vita et Revelationes), 1731 von dem Benediktiner Bernhard Pez veröffentlicht, wurden auf Betreiben der Jesuiten eingezogen. Derartige Geschichten sind Auswüchse eines falschen, romantisch verklärten Mystizismus.
Am Tag nach Jesu Geburt schrieb Joseph sich ein. Er traf auf einen Mann, mit dem sie sich zwei Abende zuvor in Jericho unterhalten hatten, und dieser brachte ihn zu einem wohlhabenden Freund, der ein Zimmer in der Herberge hatte und sie wissen ließ, dass er gerne bereit wäre, mit dem Paar aus Nazareth die Quartiere zu tauschen. Am selben Nachmittag zogen sie in die darüber liegende Herberge um und blieben dort fast drei Wochen lang, bis sie im Hause eines entfernten Verwandten Josephs Unterkunft fanden.
An jenem Mittag der Geburt Jesu sangen die versammelten Seraphim Hymnen der Lobpreisung über der Krippe von Betlehem, aber kein menschliches Ohr vernahm sie. Weder Hirten noch irgendwelche anderen menschlichen Geschöpfe kamen, um das Kind von Betlehem zu verehren, bis zum Tage der Ankunft gewisser Priester aus Ur, die Zacharias von Jerusalem herabgesandt hatte.
Ein eigenartiger Religionslehrer ihres Landes hatte diesen Priestern aus Mesopotamien einige Zeit zuvor eröffnet, ihm sei in einem Traum mitgeteilt worden, dass das „Licht des Lebens“ in Kürze auf Erden als ein Kind und unter den Juden erscheinen werde. Dahin lenkten diese drei Lehrer ihre Schritte auf der Suche nach dem „Licht des Lebens“. Nach vielen Wochen vergeblichen Nachforschens in Jerusalem waren sie nahe daran, nach Ur zurückzukehren, als Zacharias sie traf und ihnen seine Ansicht eröffnete, dass Jesus das Objekt ihrer Suche sei, und sie nach Betlehem wies, wo sie das Kind fanden und ihre Geschenke bei seiner irdischen Mutter Maria ließen. Das Kind war zur Zeit ihres Besuchs fast drei Wochen alt.
Diese weisen Männer sahen keinen Stern, der sie nach Betlehem führte. Die schöne Legende vom Stern von Betlehem entstand folgendermaßen: Jesus wurde am Mittag des 21. August 7 v. Chr. geboren. Am 29. Mai 7 v. Chr. fand eine außergewöhnliche Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische statt. Und es ist eine bemerkenswerte astronomische Tatsache, dass gleiche Konjunktionen sich auch am 29. September und am 5. Dezember desselben Jahres ereigneten. Von diesen außerordentlichen, aber völlig natürlichen Vorgängen ausgehend, schufen die Glaubenseiferer der nächsten Generation in gut gemeinter Absicht die rührende Legende vom Stern von Betlehem und den verehrenden Magiern, die von ihm zur Krippe geführt wurden, wo sie das neugeborene Kind erblickten und anbeteten. Die fern- und nahöstlichen Gemüter ergötzen sich an Märchen, und sie weben immer wieder solch schöne Mythen um das Leben ihrer religiösen Führer und politischen Helden. Als der größte Teil des menschlichen Wissens in Ermangelung von Druckerzeugnissen mündlich von einer Generation auf die nächste überging, geschah es sehr leicht, dass Mythen zu Traditionen und diese schließlich als Tatsachen anerkannt wurden.
Moses hatte die Juden gelehrt, dass jeder erstgeborene Sohn dem Herrn gehöre, dass er aber, anstatt geopfert zu werden, wie es bei den heidnischen Völkern der Brauch war, unter der Voraussetzung am Leben bleiben könne, dass seine Eltern ihn gegen Bezahlung von fünf Schekel bei irgendeinem bevollmächtigten Priester loskauften. Es gab auch eine mosaische Verordnung, welche verlangte, dass eine Mutter nach Ablauf einer bestimmten Zeit zur Reinigung im Tempel zu erscheinen hatte (oder das angemessene Opfer durch jemand anderen an ihrer Stelle erbringen lassen musste). Es war Sitte, beide Zeremonien gleichzeitig zu vollziehen. Also gingen Joseph und Maria selber zum Tempel nach Jerusalem, um Jesus den Priestern darzubringen, seinen Loskauf zu erwirken und auch, um das erforderliche Opfer zu bringen, das die zeremonielle Reinigung Marias von der angeblichen Unreinheit der Geburt gewährleisten sollte.
Aber die Späher des Herodes waren nicht untätig. Als sie ihm über den Besuch der Priester von Ur in Betlehem Meldung erstatteten, forderte Herodes diese Chaldäer auf, vor ihm zu erscheinen. Er erkundigte sich bei den weisen Männern eingehend nach dem neuen „König der Juden“, aber sie gaben ihm nur die unbefriedigende Auskunft. Als die Häscher des Herodes nach mehr als einjähriger Suche Jesus nicht gefunden hatten, und weil der Verdacht bestand, dass das Kind noch immer in Betlehem versteckt gehalten wurde, ordnete er eine systematische Durchsuchung jedes Hauses in Betlehem und die Tötung aller männlichen Kinder unter zwei Jahren an.
Dieser Kindermord geschah Mitte Oktober 6 v. Chr., als Jesus etwas über ein Jahr alt war. Es gab aber sogar unter den Höflingen des Herodes einige, die an den kommenden Messias glaubten, und einer von ihnen, der vom Befehl zur Abschlachtung der Knäblein von Betlehem Kenntnis erhalten hatte, setzte sich mit Zacharias in Verbindung, der seinerseits einen Boten zu Joseph sandte. Am Abend vor dem Massaker verließen Joseph und Maria Betlehem mit ihrem Kind in Richtung Alexandria in Ägypten. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, reisten sie allein mit Jesus nach Ägypten. Sie bestritten die Reise nach Alexandria mit Geldmitteln, die Zacharias zur Verfügung gestellt hatte. Dort arbeitete Joseph in seinem Beruf, während Maria und Jesus bei wohlhabenden Verwandten der Familie Josephs Wohnung fanden. Ihr Aufenthalt in Alexandria dauerte zwei volle Jahre, und sie kehrten erst nach dem Tode des Herodes nach Betlehem zurück.
* * *
Als Jesus neun Jahre alt war, begann sein spirituelles Erwachen. In seinem zehnten Lebensjahr drückte Jesus zum ersten Mal Gefühle und Ideen aus, die darauf hinwiesen, dass er sich der ungewöhnlichen Natur seiner Lebensaufgabe bewusst wurde. Seine Eltern hörten den bedeutsamen Worten ihres Sohnes aufmerksam zu, sagten aber nur wenig dazu und gaben selber keine Auskunft. Es dauerte fast zwei Jahre, bevor Jesus erneut mit seinen Eltern über die zunehmende Offenbarung im eigenen Bewusstsein bezüglich der Natur seiner Persönlichkeit und der Art seiner Sendung auf Erden sprach.
Jesus ungewöhnlichster und auffallendster Charakterzug in seinen Jugendjahren war vielleicht, dass er es ablehnte, für seine Rechte zu kämpfen. Da er doch ein für sein Alter so gut entwickelter Knabe war, kam es seinen Spielgefährten merkwürdig vor, dass er eine Abneigung hatte, sich selber zu verteidigen, sogar wenn er Unrecht erlitt oder persönlich misshandelt wurde. Es fügte sich, dass er dank seiner Freundschaft mit Jakob, einem um ein Jahr älteren Nachbarsjungen, wegen dieser Eigenheit nicht viel zu leiden hatte. Dieser war der Sohn des Steinmetzen, eines Geschäftspartners Josephs. Jakob war ein großer Bewunderer von Jesus und machte es sich zur Aufgabe, darüber zu wachen, dass niemand es wagte, Jesu Abneigung gegen körperlichen Kampf auszunützen.
In seinem zehnten Lebensjahr begann Jesus, eine offenkundige Vorliebe für die Gesellschaft älterer Personen zu zeigen. Er liebte es, sich mit Älteren über kulturelle, erzieherische, soziale, wirtschaftliche, politische und religiöse Dinge zu unterhalten, und die Tiefe seiner Gedankengänge und die Schärfe seiner Beobachtung bezauberten seine erwachsenen Gesprächspartner so sehr, dass sie ihn nur zu gern für ein Gespräch aufsuchten.
Im elften Jahr (5 n. Chr.) wurde Jesus Bruder Jude geboren. Die Geburt dieses siebenten Kindes war mit Komplikationen verbunden. Maria war mehrere Wochen lang so sehr krank, dass Joseph zu Hause blieb. Jesus war vollauf beschäftigt mit Besorgungen für seinen Vater und mit vielen Pflichten, die sich aus der ernsthaften Erkrankung seiner Mutter ergaben. Nie wieder wurde es diesem Jungen möglich, zu dem kindlichen Verhalten seiner früheren Jahre zurückzukehren. Von der Krankheit seiner Mutter an - gerade bevor er elf Jahre alt wurde - war er gezwungen, die Verpflichtungen des erstgeborenen Sohnes zu übernehmen, und zwar ein oder zwei Jahre früher, als diese Last normalerweise auf seine Schultern hätte fallen sollen.
Das zwölfte Jahr (6 n. Chr.) war ein ereignisreiches Jahr in Jesu Leben. Während dieses Jahres durchlebte er manche Zeit der Unsicherheit, wenn nicht gar richtigen Zweifels bezüglich der Natur seiner Sendung. Sein sich natürlich entwickelnder menschlicher Verstand erfasste die Tatsache seiner Doppelnatur noch nicht ganz. Der Umstand, dass er nur eine einzige Persönlichkeit besaß, machte es seinem Bewusstsein schwer, den doppelten Ursprung der Faktoren zu erkennen, die die Natur ausmachten, mit der ebendiese Persönlichkeit verbunden war.
Ungefähr um diese Zeit kam ihm auch der Unterschied zwischen den Standpunkten Josephs und Marias hinsichtlich der Natur seiner Sendung klar zu Bewusstsein. Und im Laufe der Jahre vertiefte sich diese Kluft zwischen ihren Auffassungen. Maria verstand die Bedeutung von Jesu Sendung immer weniger, und immer gekränkter war diese gute Mutter darüber, dass ihr Lieblingssohn ihre teuersten Erwartungen nicht erfüllte. Der Glaube Josephs an die geistige Natur der Sendung Jesu hingegen wuchs.
Im dreizehnten Jahr ging der Junge aus Nazareth vom Knabenalter zum Jünglingsalter über; der Stimmbruch begann und andere Zeichen an Geist und Körper kündeten den herannahenden Status des Mannesalters an. In dieser Zeit gelangte Jesus menschlich zur Gewissheit, dass er dazu ausersehen sei, auf Erden eine Sendung zur Erleuchtung der Menschheit und zur Offenbarung Gottes auszuführen.
Jesus, der nun die Schwelle des Jünglingsalters erreicht und seine Abschlussprüfung an der Synagogenschule in aller Form bestanden hatte, erfüllte die Voraussetzungen, um sich mit seinen Eltern nach Jerusalem zu begeben und dort mit ihnen an seinem ersten Passahfest teilzunehmen. Als Jesus auf der Kuppe des Ölberges stand, sah er zum ersten Mal die Heilige Stadt, die anmaßenden Paläste und den inspirierenden Tempel seines Vaters. Zu keiner Zeit seines Lebens erlebte Jesus so eine rein menschliche Erregung wie jene, die ihn ganz und gar ergriff, als er an diesem Aprilnachmittag auf dem Ölberg stand und zum ersten Mal den Anblick Jerusalems in sich aufnahm. Jahre danach stand er an derselben Stelle und weinte über die Stadt, die sich wiederum anschickte, einen Propheten, den letzten und größten ihrer himmlischen Lehrer, zurückzuweisen.
Am Abend des Passah-Sabbats rollten Flutwellen geistiger Erleuchtung durch das sterbliche Bewusstsein Jesu und füllten sein menschliches Herz bis zum Überquellen mit liebendem Erbarmen für die geistig blinden und sittlich unwissenden Massen, die da zur alten Passaherinnerungsfeier versammelt waren. Dies war einer der außerordentlichsten Tage, die der Mensch gewordene Sohn Gottes erlebte; und während der Nacht erschien ihm zum ersten Mal auf seinem irdischen Lebensweg ein himmlischer Bote, der sagte: „Die Stunde ist gekommen. Es ist Zeit, dass du beginnst, dich um die Angelegenheiten deines Vaters (Gott) zu kümmern.“
Damit endet der Werdegang des Knaben von Nazareth und beginnt die Geschichte des heranwachsenden Jünglings - des sich seiner selbst immer bewusster werdenden göttlichen Menschen - der sich nun anschickt, über seinen weltlichen Lebensweg nachzusinnen, während er sich gleichzeitig bemüht, seine sich entfaltende Lebensaufgabe mit den Wünschen seiner Eltern und den Verpflichtungen gegenüber seiner Familie und der damaligen Gesellschaft in Einklang zu bringen.
Kein Vorkommnis auf dem gesamten ereignisreichen irdischen Lebensweg Jesu war anziehender, menschlich erregender als dieser in seiner Erinnerung erste Besuch Jerusalems. Die Erfahrung, an den Tempeldiskussionen ganz auf sich selber gestellt teilzunehmen, regte ihn besonders an, und lange hob sie sich aus seinen Erinnerungen als das große Ereignis seiner späten Kindheit und frühen Jugend heraus. Das war die erste Gelegenheit, einige Tage unabhängigen Lebens und das Vergnügen zu genießen, ohne Zwang und ohne Einschränkung zu kommen und zu gehen. Diese kurze, ohne Führung verlebte Zeit in der auf das Passahfest folgenden Woche war das erste vollkommene Freisein von Verantwortung, das er je genossen hatte. Und es sollte danach viele Jahre dauern, ehe ihm wiederum, und sei es auch nur für kurze Zeit, eine ähnliche, von allem Verantwortungsgefühl freie Periode vergönnt war.
Vom Ölberg aus und von außen, bei näherer Betrachtung, erfüllte und übertraf der Tempel Jesu Erwartungen; aber sobald er durch die heiligen Portale geschritten war, begann die große Ernüchterung. Er war enttäuscht von dem allgemeinen Verhalten der Menge im Tempel, aber den ersten großen Schock des Tages erhielt er, als seine Mutter sich von ihnen trennte, um auf die Frauengalerie zu gehen. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass seine Mutter ihn nicht zu den Weihehandlungen begleiten dürfte, und er war zutiefst empört darüber, dass sie eine solch ungerechte Diskriminierung zu erdulden hatte.
Auch wollte Jesus ganz einfach keine Erklärungen über Anbetung und religiöse Verehrung annehmen, die einen Glauben an den Zorn Gottes oder den Unwillen des Allmächtigen beinhalteten. Jesus schaute seinem Vater flehend in die Augen und sagte: „Mein Vater, es kann nicht wahr sein - so kann der Vater im Himmel seine verirrten Kinder auf Erden nicht anschauen. Der himmlische Vater kann seine Kinder nicht weniger lieben als du mich liebst. Und ich weiß genau - ganz gleich, was für unbesonnene Dinge ich auch immer täte - du würdest nie deine Wut an mir auslassen, noch deiner Empörung gegen mich Luft machen. Wenn du, mein irdischer Vater, solch einen menschlichen Widerschein des Göttlichen besitzt, wieviel gütiger und voll überfließender Barmherzigkeit muss dann der himmlische Vater sein! Ich weigere mich zu glauben, dass mein Vater im Himmel mich weniger liebt als mein Vater auf Erden.“
Wo immer Jesus in den Tempelhöfen hinkam, war er schockiert und angewidert vom Geist der Ehrfurchtslosigkeit, den er beobachtete. Er fand, dass das Benehmen der Menschenmenge im Tempel mit ihrer Gegenwart im „Hause seines Vaters“ nicht vereinbar sei. Dein Anstandsgefühl wurde beim Anblick der frivolen Kurtisanen verletzt, die sich innerhalb des Tempelvorhofes zur Schau stellten. Der Anblick der diensttuenden Schlächterpriester, das blutverschmierte Pflaster und die Schreie der verendenden Tiere waren mehr, als dieser naturliebende Knabe ertragen konnte. Jesus Sinn war aufgewühlt und sein Herz zerrissen angesichts der Ungereimtheiten und Absurditäten der Theologie des ganzen jüdischen zeremoniellen Systems.
Während sich die Gruppe aus Nazareth nach der Passahwoche schon auf der Rückreise nach Bethanien befand, war Jesus im Tempel vollkommen in eine Diskussion vertieft und sich überhaupt nicht bewusst, dass die Zeit der Abreise seiner Eltern verstrichen war. Viele Stunden lang setzte dieser Knabe aus Nazareth den jüdischen Lehrern mit zum Nachdenken herausfordernden und das Gewissen erforschenden Fragen zu. Zu den Bemerkungen der Älteren nahm er nur wenig Stellung. Er übermittelte seine Unterweisung durch die Fragen, die er stellte. Als Junge und später als Mann schien er vollkommen frei von jedem egoistischen Wunsch, eine Auseinandersetzung zu gewinnen, bloß um den Triumph der Logik über seine Gefährten auszukosten; denn nur eines interessierte ihn im höchsten Maße: die ewige Wahrheit zu verkünden und dadurch eine umfassendere Offenbarung des ewigen Gottes zu bewirken.
Als nach mehr als drei Tagen der Suche Joseph und Maria Jesus im Tempel wieder fanden, erteilte ihm seine Mutter vor all den versammelten Leuten eine eher unsanfte Rüge. Nach kurzer Überlegung antwortete Jesus seiner Mutter folgendermaßen: „Warum habt ihr mich so lange gesucht? Würdet ihr nicht erwarten, mich in meines Vaters Haus zu finden, da die Zeit gekommen ist, dass ich mich um die Angelegenheiten meines Vaters kümmere?“ Jedermann staunte über des Jungen Art zu sprechen. Schweigend zogen sich alle zurück und ließen ihn mit seinen Eltern allein. Augenblicklich verscheuchte er die Betretenheit aller drei, als er ruhig sprach: „Kommt, meine Eltern, jeder von uns hat nur getan, was ihm das Beste zu sein schien. Unser Vater im Himmel hat diese Dinge so angeordnet; lasst uns nach Hause gehen.“
Von allen irdischen Lebenserfahrungen Jesu waren jene des vierzehnten und fünfzehnten Jahres besonders entscheidend. Es waren dies die zwei Jahre zwischen dem Zeitpunkt, da er sich seiner Göttlichkeit und Sendung bewusst wurde und jenem, da er mit dem HEILIGEN GEIST einen weitgehenden Kontakt erreichte. Es war der Übergang vom Kindes- zum Mannesalter.
Zu Beginn des Kalenderjahrs seines vierzehnten Geburtstags traf Joseph Vorkehrungen, das Einkommen aus seinem Besitz in Nazareth und Kapernaum zur Seite zu legen, um Jesu langen Studiengang in Jerusalem bezahlen zu können; denn es war geplant, dass Jesus im August des nächsten Jahres mit Erreichen des fünfzehnten Lebensjahres nach Jerusalem gehen sollte. Die Aussichten für die Familie schienen gut; die Zukunft war hell.
Alles ging gut bis zu jenem verhängnisvollen Dienstag, dem 25. September, als Joseph, während er am Amtssitz des Landesherrn arbeitete, durch das Umstürzen eines Hebebaums schwer verletzt wurde und seinen Verletzungen erlag. Durch den Tod Josephs wurde das Leben dieses nazarenischen Haushalts jäh unterbrochen, und jeglicher Plan für Jesus und seine zukünftige Erziehung war zunichte gemacht worden. Dieser Junge von Nazareth, der gerade sein vierzehntes Lebensjahr vollendet hatte, wurde auf einmal inne, dass er nicht nur den Auftrag seines himmlischen Vaters, die göttliche Natur auf Erden und im Fleisch zu offenbaren, zu erfüllen hatte, sondern dass seine junge menschliche Natur auch die Verantwortung für seine verwitwete Mutter und sieben Brüder und Schwestern - und ein noch Ungeborenes - auf sich nehmen musste.
Jesus nahm die Verantwortung, die so plötzlich auf ihn fiel, willig an, und trug sie getreu bis zum Ende. Auf diese Weise hatte wenigstens ein großes Problem und eine voraussehbare Schwierigkeit in seinem Leben eine wenn auch tragische Lösung gefunden - niemand erwartete jetzt mehr von ihm, dass er nach Jerusalem ginge, um bei den Rabbinern zu studieren. Es blieb immer wahr, dass Jesus „niemand zu Füßen saß“. Er war stets bereit, sogar vom unscheinbarsten kleinen Kind zu lernen, aber nie leitete er die Autorität, Wahrheit zu lehren, aus menschlichen Quellen ab.
Im Laufe der Jahre maß dieser junge Zimmermann aus Nazareth immer mehr jede gesellschaftliche Einrichtung und jede religiöse Gepflogenheit an dem unveränderlichen Kriterium: Was tut sie für die menschliche Seele? Bringt sie Gott dem Menschen näher? Bringt sie den Menschen Gott näher? Auch wenn dieser Junge die gesellschaftlichen und freizeitlichen Aspekte des Lebens nicht ganz vernachlässigte, so verwandte er doch seine Zeit und Energie immer mehr auf zwei Aufgaben: die Sorge für seine Familie und die Vorbereitung darauf, seines Vaters himmlischen Willen auf Erden zu tun.
Im fünfzehnten Jahr formulierte Jesus zum ersten Mal das Gebet, das er später seine Apostel lehrte und das so vielen als „Vaterunser“ bekannt wurde. Es war in gewissem Sinne eine Weiterentwicklung des Familienaltars; die Familie besaß viele Formen der Lobpreisung und mehrere förmliche Gebete. Nach seines Vaters Tod versuchte Jesus, die älteren Kinder zu lehren, sich individuell im Gebet auszudrücken - gerade wie er es selber so gern tat - aber sie vermochten seine Idee nicht zu fassen und fielen unweigerlich immer wieder in ihre auswendig gelernten Gebetsformen zurück. In dem Bemühen, seine älteren Brüder und Schwestern anzuregen, sich im Gebet individuell auszudrücken, versuchte Jesus, sie mit suggestiven Sätzen anzuleiten, und nun fand es sich, ganz ohne seine Absicht, dass sie alle eine Gebetsform benutzten, die weitgehend auf den Leitlinien aufbaute, die Jesus sie gelehrt hatte.
Im Laufe dieses Jahres fand Jesus im sogenannten Buch Enoch einen Abschnitt, der ihn bei der späteren Wahl des Ausdrucks „Menschensohn“ als Bezeichnung für seine Mission der Selbsthingabe auf der Erde beeinflusste. Der Verfasser dieses so genannten Buchs Enoch fuhr fort, von dem Menschensohn zu erzählen, indem er das Werk beschrieb, das dieser auf Erden verrichten würde, und erklärte, dass dieser Menschensohn, bevor er auf die Erde hinabgestiegen war, um den Menschen das Heil zu bringen, mit seinem Vater, dem Vater von allem, durch die Hallen himmlischer Herrlichkeit geschritten war; und dass er all diese Größe und Pracht hinter sich gelassen hatte, um auf die Erde hinab zu kommen und den bedürftigen sterblichen Menschen das Heil zu verkünden. Während Jesus diese Zeilen las (und dabei sehr wohl begriff, dass vieles vom östlichen Mystizismus, das diesen Lehren beigemischt worden war, falsch war), sagten ihm Herz und Verstand, dass von allen messianischen Weissagungen der hebräischen Schriften und allen Theorien über den jüdischen Befreier keine der Wahrheit so nahe kam wie gerade diese Geschichte, die im nur teilweise anerkannten Buch Enoch verborgen lag; dort und damals beschloss er, sich unter dem Titel „Menschensohn“ einzuführen. Und genau das tat er zu Beginn seines späteren öffentlichen Wirkens. Jesus hatte ein untrügliches Gespür bei der Wahrheitsfindung, und er zögerte nie, die Wahrheit anzunehmen, aus welcher Quelle auch immer sie stammen mochte.
Von seinem fünfzehnten Geburtstag an stand es Jesus offiziell zu, am Sabbat auf der Synagogenkanzel zu stehen. Deshalb wurden die nötigen Vorbereitungen getroffen, damit Jesus am ersten Sabbat nach seinem fünfzehnten Geburtstag den Morgendienst in der Synagoge übernehmen konnte. Und nachdem sich alle Gläubigen von Nazareth versammelt hatten, stand der junge Mann, der seine Auswahl unter den Schriften getroffen hatte, auf und begann zu lesen (siehe Jesaja 61):
„Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Sanftmütigen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, die gebrochenen Herzens sind; damit ich den Gefangenen die Freiheit verkündige und die in geistiger Gefangenschaft sind befreie; damit ich ein Gnadenjahr des Herrn und den Tag der Abrechnung unseres Gottes ausrufe; damit ich alle Trauernden tröste und ihnen Schönheit statt Asche bringe, Freudenöl statt Wehklagen und ein Preislied anstelle des Trauergeistes. Und man wird sie die Bäume der Rechtschaffenheit nennen, die Pflanzung des Herrn, durch die er verherrlicht werden möge.”
Jesus beendet seine Lesung mit den Worten: „Und du bist mein Zeuge, spricht der Herr, und mein Diener, den ich auserwählt habe, damit alle mich kennen und mir glauben und begreifen, dass ich der Ewige bin. Ich, ja ich bin der Herr, und außer mir gibt es keinen Retter.“
Und nachdem er gelesen hatte, setzte er sich, und die Leute gingen nach Hause und dachten über die Worte nach, die er ihnen so freundlich vorgelesen hatte: Nie hatten seine Mitbürger ihn so wunderbar feierlich gesehen; nie hatte sich seine Stimme so ernst und aufrichtig angehört; nie war er ihnen so männlich und entschlossen, so voller Autorität, erschienen.
Mit Beendigung seines fünfzehnten Jahres vollendete Jesus auch die Durchquerung jenes gefährlichen und schwierigen Abschnittes der menschlichen Existenz, jener Übergangszeit zwischen den eher unbeschwerten Jahren der Kindheit und dem Bewusstsein des nahenden Mannesalters mit seinen wachsenden Verantwortlichkeiten und Gelegenheiten, immer mehr Erfahrungen zum Erwerb eines edlen Charakters zu sammeln. Die Wachstumsphase für Verstand und Körper war abgeschlossen, und nun begann der wirkliche Lebensweg dieses jungen Mannes aus Nazareth.
Er wusste, dass er nicht dazu bestimmt war, der erwartete jüdische Messias zu werden, und kam zu dem Schluss, dass es so gut wie nutzlos war, über diese Dinge mit seiner Mutter zu sprechen; er entschied, ihr freizustellen, sich ihre eigenen Gedanken zu machen; denn alles, was er in der Vergangenheit gesagt hatte, hatte sie nur wenig oder überhaupt nicht beeindruckt, und er erinnerte sich, dass sein Vater nie in der Lage gewesen war, sie durch Worte umzustimmen. Von diesem sechzehnten Jahr an sprach er immer weniger mit seiner Mutter oder irgendjemand anderem über diese Probleme. Seine Sendung war von so besonderer Art, dass niemand auf Erden ihm Ratschläge für ihre Durchführung geben konnte. Obwohl es bei ihrem Sohn vieles gab, was Maria nicht verstehen konnte, so liebte sie ihn doch wirklich und hatte größte Achtung vor der Willigkeit, mit der er die Verantwortung für das Elternhaus trug.
Um die Zeit des siebzehnten Jahres entstand eine starke nationalistische Partei, die man bald die Zeloten nannte. Im Unterschied zu den Pharisäern waren die Zeloten nicht gewillt, das Kommen des Messias abzuwarten. Sie schlugen vor, die Dinge durch einen politischen Aufstand zu entscheiden. Jesus lehnte eine Mitarbeit ab und weigerte sich, alle Gründe für die Ablehnung anzugeben. Jesus sah sich mit einer der heikelsten und schwierigsten Situationen seines jungen Lebens konfrontiert. Jesu Lage erschwerte sich durch den Umstand, dass seine Mutter, sein Onkel und sogar sein jüngerer Bruder Jakobus in ihn drangen, sich der nationalistischen Sache anzuschließen.
Jesus musste seinen Standpunkt bekannt geben und tat dies mutig und diplomatisch zur Zufriedenheit vieler, aber nicht aller. Er blieb seiner ursprünglichen Begründung treu und hielt daran fest, dass seine erste Verpflichtung gegenüber seiner Familie bestehe, dass eine verwitwete Mutter und acht Geschwister mehr brauchten, als man einfach mit Geld kaufen könne - das materiell Lebensnotwendige -, dass sie vielmehr ein Anrecht auf die Obhut und Führung eines Vaters hätten und er sich nicht mit reinem Gewissen der Verpflichtung, die ein grausamer Unfall ihm aufgebürdet hatte, entziehen könne. Er lobte seine Mutter und seinen ältesten Bruder für ihre Bereitschaft, ihn davon zu entbinden, und wiederholte, dass die Treue zum verstorbenen Vater es ihm verbiete, die Familie zu verlassen, ganz unabhängig davon, wieviel Geld sich für ihren materiellen Unterhalt finde. Dabei sagte er das unvergessliche Wort: „Geld kann nicht lieben.“ Im Laufe seiner Erklärung machte Jesus einige versteckte Anspielungen auf seine „Lebenssendung“. Jakobus erklärte, er sei sicher, dass Jesus bei der Befreiung seines Volkes helfen würde, wenn er (Jakobus) nur alt genug wäre, um die Verantwortung für die Familie auf sich zu nehmen. Auf diese Weise brachte der Junge eine sehr gespannte und bedrohliche Situation zu einem recht glücklichen Ende.
Die Krise war für diesmal abgewendet, aber dieser Zwischenfall wurde in Nazareth nie vergessen. Von diesem Tag an hegte man in Nazareth gegenüber dem Menschensohn gespaltene Gefühle. Und dies, gesteigert durch andere Ereignisse der Folgezeit, war einer der Hauptgründe, weshalb er in späteren Jahren nach Kapernaum zog.
In diesem Jahr machte Jesus große Fortschritte in der Ordnung seiner Gedanken. Nach und nach hatte er seine göttliche und menschliche Natur zusammengebracht, und er vollbrachte diese ganze Organisation des Intellekts kraft seiner eigenen Entscheidungen und einzig mit Hilfe des ihm innewohnenden Mentors (HEILIGER GEIST), genau eines solchen Mentors, wie ihn alle Sterblichen auf allen Welten nach der Selbsthingabe eines Sohnes in ihrem Gemüt beherbergen.
Im September des achtzehnten Jahres kamen Elisabeth und Johannes die Familie in Nazareth besuchen. Johannes, der seinen Vater verloren hatte, stand vor einer Entscheidung über sein weiteres Leben. Jesus und Johannes führten viele Gespräche miteinander; sie redeten über einige sehr vertrauliche und persönliche Angelegenheiten. Am Ende dieses Besuches beschlossen sie, einander nicht eher wiederzusehen, als bis „der himmlische Vater sie riefe“, an ihre Arbeit zu gehen, und sie sich während ihres öffentlichen Wirkens wiederbegegneten. Und nie sahen Johannes und Jesus einander wieder bis zu jenem Tag, als Jesus am Jordan erschien, um sich taufen zu lassen.
Bis zu seinem neunzehnten Jahr hatte Jesus in seinem Leben nur wenig Unterschied in seinen Beziehungen zu Knaben und Mädchen, zu jungen Männern und jungen Frauen gemacht. Aber nun fand er sich noch einem jener Probleme gegenüber, mit denen jedes gewöhnliche sterbliche Wesen konfrontiert wird und die es lösen muss. Er wurde tatsächlich „in jeder Beziehung geprüft wie ihr“. Rebekka, die älteste Tochter Ezras, eines reichen Kaufmanns und Händlers von Nazareth, hatte sich in Jesus verliebt. Sie vertraute ihre Zuneigung zuerst Miriam, der Schwester Jesu an, doch eines Tages kam es zu einem denkwürdigen Gespräch mit Rebekka.
Nachdem er ihr aufmerksam zugehört hatte, dankte er Rebekka aufrichtig dafür, dass sie ihm soviel Bewunderung entgegenbrachte und fügte hinzu: „Es wird mich alle Tage meines Lebens beglücken und ermutigen.“ Er erklärte, er sei nicht frei, mit irgendeiner Frau andere Beziehungen aufzunehmen als solche, die einzig auf brüderlicher Achtung und reiner Freundschaft beruhten. Er machte klar, dass seine erste und hauptsächlichste Pflicht die Erziehung der Familie seines Vaters sei, und dass er, solange dies nicht erfüllt sei, an keine Heirat denken könne; und dann fügte er hinzu: „Wenn ich ein Sohn der Vorsehung bin, darf ich keine lebenslänglichen Verpflichtungen eingehen vor der Zeit, in der sich meine Bestimmung kundtun wird.“
Zuerst war Rebekka, aber in den Jahren danach gab sie den vielen Männern, die um ihre Hand anhielten, immer nur dieselbe Antwort: Sie lebe nur einem Ziel - der Erwartung der Stunde, in der dieser für sie größte Mann, der je gelebt habe, seine Sendung als Lehrer der lebendigen Wahrheit antreten werde. Und sie folgte ihm mit Hingabe durch die bewegten Jahre seines öffentlichen Wirkens. Sie war (von Jesus unbemerkt) am Tage anwesend, da er triumphierend in Jerusalem einritt, und sie stand „unter den anderen Frauen“ an der Seite Marias an jenem schicksalsschweren und tragischen Nachmittag, als der Menschensohn am Kreuz hing.
Man erzählte sich in Nazareth und später in Kapernaum die Geschichte von der Liebe Rebekkas für Jesus, so dass er, obschon ihn in den folgenden Jahren viele Frauen als auch Männer liebten, nie wieder das persönliche Liebesangebot einer anderen achtbaren Frau zurückzuweisen hatte. Von dieser Zeit an hatte die menschliche Zuneigung für Jesus mehr den Charakter verehrender und anbetender Hochachtung. Sowohl Männer wie Frauen liebten ihn mit Hingabe als den, der er war, ganz ohne jeden Anflug selbstbezogener Befriedigung oder eines Wunsches nach gefühlsmäßiger Inbesitznahme. Aber viele Jahre lang, wann immer die Geschichte der menschlichen Persönlichkeit Jesu erzählt wurde, war auch von Rebekkas Liebe die Rede.
Obgleich sie es sich kaum leisten konnten, hatte Jesus in seinem zwanzigsten Jahr ein seltsames Verlangen, zum Passahfest nach Jerusalem hinaufzugehen. Am meisten suchte er, auch wenn er sich dessen nicht deutlich bewusst war, eine Gelegenheit, mit Lazarus zu reden und mit Martha und Maria zu plaudern. Lazarus war im selben Alter wie Jesus und jetzt Familienoberhaupt. Martha war etwas über ein Jahr älter als Jesus, während Maria zwei Jahre jünger war. Jesus war das angebetete Ideal aller drei. Da Lazarus nicht wusste, dass Jesus kommen würde, hatte er Vorkehrungen getroffen, das Passahfest mit Freunden in einem Nachbardorf zu feiern. Jesus schlug nun vor, das Fest da, wo sie waren, im Hause des Lazarus, zu begehen. „Aber wir haben kein Passahlamm“, sagte Lazarus. Darauf begann Jesus eine lange und überzeugende Rede des Inhalts, dass der Vater im Himmel sich wahrlich nicht um solch kindische und bedeutungslose Riten kümmere. Nach einem feierlichen und inbrünstigen Gebet erhoben sie sich, und Jesus sagte: „Lasst die kindlichen und verdunkelten Gemüter meines Volkes ihrem Gott dienen, wie Moses es gelehrt hat; sie tun besser so, aber wir, die wir das Licht des Lebens gesehen haben, wollen unserem Vater nicht länger in der Dunkelheit des Todes entgegengehen. Lasst uns frei sein im Wissen um die Wahrheit der ewigen Liebe unseres Vaters.“
An diesem Abend bei Sonnenuntergang setzten sich die vier und nahmen am ersten Passahfest teil, das je von frommen Juden ohne Passahlamm gefeiert wurde. Das ungesäuerte Brot und der Wein waren für dieses Fest vorbereitet worden, und Jesus reichte seinen Freunden diese Sinnbilder, die er „Brot des Lebens“ und „Wasser des Lebens“ nannte, und sie aßen feierlich in Befolgung der eben erhaltenen Unterweisung. Er pflegte diese sakramentale Handlung jedes Mal vorzunehmen, wann immer er in Zukunft nach Bethanien auf Besuch kam.
Im Laufe dieses Jahres führte Maria mit Jesus ein langes Gespräch über die Ehe. Sie fragte ihn frei heraus, ob er heiraten würde, wenn er seiner Familienpflichten enthoben wäre. Jesus erklärte ihr, dass er darüber nicht viel nachgedacht habe, da seine unmittelbare Pflicht eine Heirat ausschließe. Er drückte seine Zweifel aus, dass er jemals in den Ehestand treten werde; er sagte, dass all diese Dinge auf „meine Stunde“, die Zeit, da „meines Vaters Werk beginnen muss“, zu warten hätten. Da er sich bereits darüber klar geworden war, dass er nicht Vater leiblicher Kinder werden dürfe, dachte er kaum über das Thema der menschlichen Heirat nach.
Die Jahre vergehen, und dieser junge Mann aus Nazareth macht weiterhin die Erfahrung des Lebens, wie es im sterblichen Fleisch auf den Welten von Zeit und Raum gelebt wird. Er lebt auf der Erde ein vollständiges, beispielhaftes und erfülltes Leben. Er verließ diese Welt mit der reifen Erfahrung, durch die seine Geschöpfe während der kurzen und mühsamen Jahre ihres ersten Lebens, des Lebens im Fleische, gehen. Und diese ganze menschliche Erfahrung ist nun ewiger Besitz des Herrn des Universums. Er ist unser verstehender Bruder, teilnehmender Freund, erfahrener Herrscher und erbarmungsvoller Vater.
Und nun, als voll erwachsener Mann - als ein Erwachsener dieser Welt - macht er sich daran, seine höchste Sendung fortzusetzen, Gott den Menschen zu offenbaren und die Menschen zu Gott zu führen.
Jesus war nie im Zweifel über seine menschliche Natur; diese sprach für sich selbst und war in seinem Bewusstsein stets gegenwärtig. Aber bezüglich seiner göttlichen Natur gab es stets Raum für Zweifel und Mutmaßungen: wenigstens war das bis zum Ereignis seiner Taufe der Fall. Das Gewahrwerden seiner Göttlichkeit war eine langsame und vom menschlichen Standpunkt aus natürliche, evolutionäre Offenbarung. Diese Offenbarung und Bewusstwerdung seiner Göttlichkeit begann in Jerusalem mit der ersten übernatürlichen Begebenheit seiner menschlichen Existenz, als er noch nicht ganz dreizehn Jahre alt war; und der Prozess der Bewusstwerdung seiner göttlichen Natur vollendete sich bei seiner zweiten übernatürlichen Erfahrung als Mensch, bei dem Geschehen, das mit seiner Taufe durch Johannes im Jordan einherging und am Anfang seiner öffentlichen Seelsorge- und Lehrtätigkeit stand.
Jesus fuhr auch im zweiundzwanzigsten Jahr mit Fertigstellungsarbeiten an Häusern und mit Möbeltischlerei fort, aber die meiste Zeit verbrachte er in der Karawanen-Reparaturwerkstatt. Später in diesem Jahr, als es in Nazareth wenig Zimmermannsarbeiten gab, übertrug Jesus Jakobus die Reparaturwerkstatt und Joseph die Werkbank zu Hause, und er selbst ging nach Sepphoris hinüber, um bei einem Schmied zu arbeiten. Er hatte mit dem langsamen Ablösungsprozess von seiner Familie begonnen.
Im dreiundzwanzigsten Jahr unterbrach Jesus seine Arbeit drei Wochen lang, um mit seinem Bruder Simon nach Jerusalem zum Passahfest zu gehen. Während Simon den Passahzeremonien beiwohnte, mischte sich Jesus unter die Besucherscharen und nahm an vielen interessanten, persönlichen Unterhaltungen mit zahlreichen heidnischen Proselyten teil. Vielleicht der bemerkenswerteste all dieser Kontakte war der mit einem jungen Hellenisten namens Stephanus. Jesu Worte beeindruckten Stephanus zutiefst; er vergaß sie niemals. Dieser Stephanus war es, der später an die Lehren Jesu zu glauben begann, und dessen Unerschrockenheit beim Predigen des frühen Evangeliums bewirkte, dass er durch erzürnte Juden zu Tode gesteinigt wurde. Ein Teil der außerordentlichen Kühnheit, mit der er seine Sicht des neuen Evangeliums verkündete, war die direkte Folge dieser früheren Unterhaltung mit Jesus. Aber Stephanus ahnte nie auch nur im Entferntesten, dass der Galiläer, mit dem er fünfzehn Jahre zuvor gesprochen hatte, mit demjenigen, den er später zum Retter der Welt erklärte, identisch war. Als Stephanus sein Leben hingab war da ein Bürger von Tarsus mit Namen Saulus zugegen. Und als Saulus sah, wie dieser Grieche für seinen Glauben zu sterben bereit war, bemächtigten sich seines Herzens jene Gefühle, die ihn schließlich dazu führten, sich für die Sache, für die Stephanus sein Leben hingegeben hatte, einzusetzen; später wurde aus ihm der draufgängerische und unbezwingbare Paulus, der Philosoph, wenn nicht gar alleinige Begründer der christlichen Religion.
Jesus verbrachte die vier letzten Monate dieses Jahres in Damaskus als Gast des Kaufmanns, dem er zum ersten Mal in Philadelphia auf dem Weg nach Jerusalem begegnet war. Dieser Kaufmann mit teilweise jüdischer Abstammung schlug vor, eine außergewöhnliche Summe Geldes für die Gründung einer Schule für religiöse Philosophie in Damaskus aufzuwenden. Er plante die Schaffung eines Studienzentrums, das Alexandria den Rang ablaufen würde. Und er schlug Jesus vor, sich unverzüglich auf eine lange Reise zu den Weltzentren der Bildung zu begeben, bevor er Leiter dieses neuen Projektes würde. Dies war eine der größten Versuchungen, denen Jesus im Laufe seines rein menschlichen Lebens ausgesetzt war. Aber Jesus willigte nicht ein. Er wusste gut, dass seine Sendung auf Erden nicht durch Bildungsinstitute unterstützt werden durfte; er wusste, dass er keine Verpflichtungen eingehen durfte, die ihn auch nur im geringsten von den „Ratsversammlungen der Menschen“ abhängig machen würden, ganz gleich, wie wohlgemeint sie sein mochten.
Wenn Jesus sich bemühte, gewisse Aspekte seiner irdischen Erfahrung voneinander zu sondern, so verfolgte er damit ein bestimmtes Ziel. Er wollte vermeiden, dass sein Lebensweg zu vielgestaltig und Aufsehen erregend erschiene und künftige Generationen dazu bewegen könnte, den Lehrer zu verehren, anstatt der Wahrheit zu gehorchen, die er gelebt und gelehrt hatte. Jesus wollte nicht Anlass zum Entstehen solch eines menschlichen Leistungskataloges geben, der die Aufmerksamkeit von seinen Lehren ablenken würde. Er erkannte schon sehr früh, dass seine Anhänger versucht sein würden, eine Religion über ihn zu begründen, die mit dem Evangelium des Königreichs, das er der Welt zu verkündigen beabsichtigte, in Konkurrenz treten könnte. Deshalb trachtete er ständig danach, auf seinem bewegten Lebensweg alles zu verhindern, was ihm dieser natürlichen menschlichen Neigung entgegenzukommen schien, den Lehrer zu vergöttern, anstatt seine Lehren zu verkünden.
Das vierundzwanzigste Jahr war das erste Jahr, da Jesus vergleichsweise frei von Familienverantwortung war. Bis zum Jahresende folgten die sechs ereignisärmsten Monate seines ganzen Daseins. Er genoss diese vorübergehende Atempause im üblichen Programm von zu lösenden Aufgaben und zu überwindenden Schwierigkeiten. Er war viel mit seinem himmlischen Vater in Verbindung und machte gewaltige Fortschritte in der Beherrschung seines menschlichen Verstandes.
Im fünfundzwanzigsten Jahr wurden seine tiefen Meditationen oft durch Ruth und ihre Spielgefährten unterbrochen. Und jedes Mal war Jesus bereit, die Betrachtung seines künftigen Werks für die Welt und das Universum auf später zu verschieben, um in die kindliche Freude und jugendliche Fröhlichkeit dieser Kleinen einzustimmen, die nie müde wurden, Jesus erzählen zu hören, was er auf seinen verschiedenen Reisen nach Jerusalem alles erlebt hatte. Sie hatten auch große Freude an seinen Geschichten über Tiere und die Natur. Die Kinder liebten Jesus, und Jesus liebte die Kinder.
Zu Beginn des sechsundzwanzigsten Jahres wurde sich Jesus von Nazareth zutiefst bewusst, dass er sehr weitreichende potentielle Macht besaß. Aber er war ebenso fest überzeugt, dass seine Persönlichkeit als Menschensohn sich dieser Macht nicht bedienen dürfe, zumindest nicht, bevor seine Stunde käme. Zu dieser Zeit dachte er viel über seine Beziehung zu seinem Vater im Himmel nach, sprach aber kaum darüber. Das Ergebnis dieser ganzen Gedankenarbeit drückte er einmal oben auf der Anhöhe in einem Gebet aus, als er sagte: „Ganz gleich, wer ich bin und welche Macht auch immer ich ausüben mag oder nicht, habe ich stets dem Willen meines Vaters im Paradies gehorcht und werde ihm stets gehorchen.“
Jesus schloss die schwierige Aufgabe ab, seine Familie aus der Abhängigkeit von seiner unmittelbaren Anwesenheit zu entlassen. Er bereitete sich rasch auf den Tag vor, an dem er sein Heim in Nazareth bedenkenlos verlassen könnte, um die aktivere Einleitung seines wahren Dienstes an den Menschen zu beginnen.
Im siebenundzwanzigsten Jahr nahm Jesus von seiner Familie Abschied und gehörte fortan diesem Haushalt nie wieder als ständiges Mitglied an. So kam er nach einigen Zwischenstopps nach Kapernaum, wo er Halt machte, um Zebedäus, den Freund seines Vaters zu besuchen. Zebedäus lud den auf Besuch weilenden Zimmermann ein, sich an dem Unternehmen zu beteiligen, und Jesus willigte sofort ein. Jesus arbeitete etwas länger als ein Jahr mit Zebedäus als Bootsbauer. Jesus leitete während dieses Jahres mehr als die Hälfte der Gottesdienste in der neuen Synagoge von Kapernaum. In den Schränken der Synagogenbibliothek von Kapernaum fand er viele neue Bücher und verbrachte mindestens fünf Abende pro Woche mit intensivem Studium. Das war Jesus letztes Jahr mit festem Wohnsitz.
Im achtundzwanzigsten Jahr verbrachte Jesus einige Monate in Jerusalem, wo er einen reichen Reisenden und dessen Sohn traf. Diese Reisenden kamen aus Indien, und da sie sich auf dem Weg nach Rom und verschiedenen anderen Orten am Mittelmeer befanden, hatten sie geplant, zur Passahzeit in Jerusalem einzutreffen in der Hoffnung, jemanden zu finden, den sie als Dolmetscher für beide und als Privatlehrer für den Sohn anstellen könnten. Der Vater drängte Jesus, dass er einwillige und mit ihnen reise.
Jesus verbrachte sein ganzes neunundzwanzigstes Jahr mit der Rundreise durch die Welt des Mittelmeers. Das war eine ereignisreiche Zeit im Leben Jesu. Auch wenn er auf dieser Reise viele Kontakte mit seinen Mitmenschen hatte, blieb diese Erfahrung in seinem Leben doch ein Abschnitt, den er weder irgendeinem Familienmitglied noch irgendeinem Apostel mitteilte. Jesus beendete sein irdisches Leben und verließ diese Welt, ohne dass irgendjemand (mit Ausnahme des Zebedäus von Bethsaida) etwas davon wusste, dass er diese ausgedehnte Reise unternommen hatte. Einige seiner Freunde dachten, er sei nach Damaskus zurückgekehrt; andere dachten, er sei nach Indien gegangen. Seine eigene Familie neigte zur Annahme, er befinde sich in Alexandria, da sie wusste, dass er früher einmal dorthin eingeladen worden war, um Stellvertreter des Chazans zu werden.
Um Jesu Leben auf Erden zu verstehen, wird es auch immer hilfreich sein, wenn sich alle Sterblichen, die seine göttliche Selbsthingabe studieren, daran erinnern, dass er das inkarnierte Leben, das er auf der Erde lebte, für das gesamte Universum lebte. Für jeden einzelnen bewohnten Planeten im ganzen Universum von Nebadon gab es etwas Besonderes und Inspirierendes im Zusammenhang mit dem Leben, das er als Sterblicher lebte.
Das wahre Ziel seiner Reise rund um das Mittelmeerbecken war, die Menschen kennen zu lernen. Er kam während der Reise mit Hunderten von Menschen in sehr engen Kontakt. Er traf und liebte alle Arten von Menschen, reiche und arme, hohe und niedrige, schwarze und weiße, gebildete und ungebildete, kultivierte und unkultivierte, sinnliche und vergeistigte, religiöse und irreligiöse, sittliche und unsittliche.
Jesus kennt die Gedanken und Gefühle, die Triebe und Impulse der evolutionären und aufsteigenden Sterblichen der Welten von der Geburt bis zum Tod. Er hat das menschliche Leben vom Erwachen des physischen, intellektuellen und geistigen Selbst an über Säuglingsalter, Kindheit, und Jugendzeit bis zum Erwachsenendasein - und sogar bis zur menschlichen Todeserfahrung - durchlebt. Er schritt nicht nur durch diese gewöhnlichen und uns vertrauten menschlichen Perioden intellektuellen und geistigen Wachstums, sondern er machte auch die vollständige Erfahrung jener höheren und fortgeschritteneren Phasen des Einklangs zwischen Mensch und HEILIGEN GEIST, die so wenige Sterbliche auf der Erde je erreichen. Solcherweise machte er die vollständige Erfahrung des menschlichen Lebens, und zwar nicht nur, wie es auf unserer Welt, sondern auch auf allen anderen evolutionären Welten von Zeit und Raum gelebt wird, und sogar auf den höchsten und fortgeschrittensten aller Welten, den im Licht und Leben verankerten.
Jesus ist der neue und lebendige Weg vom Menschen zu Gott, vom Bruchstückhaften zum Vollkommenen, vom Irdischen zum Himmlischen, von der Zeit zur Ewigkeit.
Die Rundreise durch die römische Welt füllte das ganze neunundzwanzigste Jahr von Jesu Erdenleben aus. Durch eigene Beobachtung und direkten Kontakt machte sich Jesus mit der gehobeneren materiellen und intellektuellen Zivilisation des Abendlandes und der Levante vertraut; von Gonod und dessen hochbegabtem Sohn erfuhr er sehr viel über die Zivilisation und Kultur Indiens und Chinas, denn Gonod, der selber indischer Bürger war, hatte drei ausgedehnte Reisen ins Reich der gelben Rasse unternommen.
Während ihres Aufenthaltes in Joppe begegnete Jesus dem Philister Gadiah. Die Geschichte von Jonas hatte das Leben des jungen Mannes außerordentlich beeinflusst und so antwortete Jesus auf eine Frage nach der Bedeutung dieser Geschichte: „Mein Freund, wir sind alle Jonasse, die ihr Leben in Übereinstimmung mit Gottes Willen leben sollen, und jedes Mal, wenn wir versuchen, uns der gegenwärtigen Lebensaufgabe zu entziehen, um fernen Lockungen nachzurennen, begeben wir uns unter die unmittelbare Kontrolle von Einflüssen, welche weder von den Mächten der Wahrheit noch von den Kräften der Rechtschaffenheit bestimmt werden. Die Flucht vor der Pflicht ist die Opferung der Wahrheit. Die Flucht vor dem Dienst für Licht und Leben mündet unweigerlich in derartige leidvolle Konflikte mit den schwierigen Riesenfischen der Selbstsucht, die schließlich in Finsternis und Tod führen, es sei denn, solche Jonasse, die Gott aufgegeben haben, besinnen sich, auch wenn sie sich in tiefster Verzweiflung befinden, und suchen Gott und seine Güte. Wenn solche entmutigten Seelen aufrichtig nach Gott suchen - nach Wahrheit hungern und nach Rechtschaffenheit dürsten - dann kann nichts sie noch länger in Gefangenschaft halten. In wie große Tiefen sie auch immer gefallen sein mögen, wenn sie das Licht von ganzem Herzen suchen, wird der Geist Gottes des Herrn im Himmel sie aus ihrer Gefangenschaft befreien; die üblen Lebensumstände werden sie ausspeien aufs trockene Land neuer Gelegenheiten, den Dienst wieder aufzunehmen und weiser zu leben.“
Mit der Zeit begann Ganid zu bemerken, wie sein Hauslehrer seine Freizeit mit dem ungewöhnlichen persönlichen Dienen an seinen Mitmenschen verbrachte, und der junge Inder nahm sich vor, die Beweggründe für dieses unablässige Tätigsein herauszufinden. Er fragte: „Wieso pflegst du so ständigen Umgang mit Fremden?“ Und Jesus antwortete: „Ganid, für einen, der Gott kennt, ist niemand ein Fremder. Wenn man die Erfahrung macht, den Vater im Himmel zu finden, entdeckt man, dass alle Menschen unsere Brüder sind. Ist es dann verwunderlich, dass man sich über das Glück, einen neu entdeckten Bruder zu treffen, freut? Seine Brüder und Schwestern kennen zu lernen, ihre Probleme zu kennen und sie lieben zu lernen, ist die allerhöchste Erfahrung im Leben.“
Am selben Nachmittag hatten sich Jesus und Ganid beim Spiel mit einem sehr intelligenten Schäferhund vergnügt, und Ganid wollte wissen, ob der Hund eine Seele und einen Willen habe, worauf ihm Jesus zur Antwort gab: „Der Hund hat einen Verstand, der einen materiellen Menschen, seinen Meister, kennen kann, aber nicht Gott, der Geist ist; der Hund besitzt also keine geistige Natur und kann sich deshalb auch keiner geistigen Erfahrung erfreuen.“ Der Unterricht dieses Tages hatte zur Folge, dass Ganid nie wieder an die Wanderung von menschlichen Seelen in Tierkörper glaubte.
Am nächsten Tag besprach Ganid all dies mit seinem Vater, und auf eine Frage Gonods erklärte Jesus: „Menschen, deren Wille ausschließlich zeitgebundene Entscheidungen fällt, die mit den materiellen Problemen der animalischen Existenz zu tun haben, sind dazu verurteilt, mit dem Zeitlichen unterzugehen. Diejenigen, die mit ganzem Herzen sittliche Entscheidungen treffen und vorbehaltlos geistige Ziele wählen, identifizieren sich dadurch zunehmend mit dem ihnen innewohnenden, göttlichen Geist und verwandeln sich dabei mehr und mehr in die Werte des ewigen Fortlebens - des endlosen Fortschreitens im göttlichen Dienst.“
An eben diesem Tage hörten wir zum ersten Mal jene bedeutungsvolle Wahrheit, die, in heutiger Sprache ausgedrückt, etwa lauten würde: „Der Wille ist die Manifestation des menschlichen Verstandes, welche das subjektive Bewusstsein befähigt, sich objektiv auszudrücken und das Phänomen des Strebens nach Gottähnlichkeit zu erfahren.“ In diesem Sinne kann jedes nachdenkliche und geistig ausgerichtete menschliche Wesen schöpferisch werden.
Jesus und Ganid verbrachten während ihres Aufenthaltes in Alexandria viel Zeit im Museum. Gelehrte Professoren hielten hier täglich Vorlesungen, und in jenen Tagen war es der intellektuelle Mittelpunkt der abendländischen Welt. Tag für Tag erklärte Jesus Ganid die Vorlesungen; eines Tages während der zweiten Woche rief der junge Mann aus: „Lehrer Joshua, du weißt mehr als diese Professoren; du solltest dich erheben und ihnen die großen Dinge mitteilen, die du mir gesagt hast; sie sind vom vielen Denken benebelt. Ich werde mit meinem Vater darüber sprechen und ihn bitten, es in die Wege zu leiten.“ Jesus lächelte und sagte: „Du bist ein bewundernder Schüler, aber diese Lehrer sind nicht der Ansicht, dass du und ich sie belehren sollten. Der Stolz auf unvergeistigtes Wissen ist etwas Heimtückisches in der menschlichen Erfahrung. Der wahre Lehrer bewahrt seine intellektuelle Integrität, indem er immer ein Lernender bleibt.“
Nachdem die beiden Inder und Jesus Rom erreichten, hatte Jesus ganze Tage zu seiner Verfügung; das gab ihm Zeit, um mit dieser zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt gründlich vertraut zu werden. Jesus sah mit großer Gewissheit voraus, dass seine Sendboten sehr bald nach Rom kommen würden, um das Königreich des Himmels zu verkünden; und so schickte er sich auf die erstaunlichste Art und Weise an, ihnen den Weg für eine bessere und sicherere Aufnahme der Botschaft zu ebnen. Er wählte unter den Stoikern fünf, unter den Kynikern elf und unter den Oberhäuptern der Mysterienkulte sechzehn führende Persönlichkeiten aus und verbrachte fast sechs Monate lang einen großen Teil seiner Freizeit in enger Gemeinschaft mit diesen Religionslehrern. Seine Unterrichtsmethode bestand hierin: Nie griff er ihre Irrtümer an oder erwähnte auch nur die Schwachstellen ihrer Lehren. In jedem Fall entnahm er dem, was sie lehrten, die Wahrheit und ging dann daran, diese in ihrem Gemüt so zu verschönern und erleuchten, dass diese erweiterte Wahrheit in kürzester Zeit den damit verbundenen Irrtum verdrängte; und so waren diese von Jesus unterrichteten Männer und Frauen später vorbereitet, die zusätzlichen und verwandten Wahrheiten in den Lehren der frühen christlichen Missionare zu erkennen. Und gerade diese frühe Annahme der Lehren der Evangeliumsprediger gab der raschen Ausbreitung des Christentums in Rom und von hier aus über das ganze Kaiserreich einen machtvollen Anstoß.
Das dreißigste Jahr war eines der eher ungewöhnlichen an inneren Erfahrungen des Menschensohnes. Er machte große Fortschritte bei der Erlangung einer funktionierenden Harmonie zwischen seinem menschlichen Verstand und dem HEILIGEN GEIST. Dieser hatte aktiv eine Reorganisation seines Denkens vorgenommen und seinen Verstand auf die in nicht ferner Zukunft liegenden großen Ereignisse vorbereitet. Jesu Persönlichkeit stellte sich auf einen großen Wandel in seiner Haltung gegenüber der Welt ein. Es handelte sich um eine Zwischenphase, eine Übergangszeit.
In diesem Jahr begann Jesus auch eine einjährige Karawanenreise zum Kaspischen Meer. Unterwegs zum Kaspischen Meer hatte sich Jesus zur Ruhe und Erholung mehrere Tage in der alten persischen Stadt Urmia am westlichen Ufer des Urmiasees aufgehalten. Auf der größten einer Anzahl von Inseln in der Nähe Urmias und nicht weit von der Küste entfernt befand sich ein großes Gebäude - ein Amphitheater für Vorlesungen -, das dem „Geist der Religion“ gewidmet war. Der Bau war in der Tat ein Tempel der Religionsphilosophie. Die Lehrer der verschiedenen Religionen unternahmen große Anstrengungen, um zu zeigen, wie ähnlich ihre Religionen bezüglich der fundamentalen Dinge dieses Lebens und des nächsten waren. Mehrmals nahm Jesus an diesen Diskussionen teil, und bevor er Urmia verließ, kam der Gründer dieser Schule mit ihm überein, auf seiner Rückreise vierzehn Tage bei ihnen zu verbringen und vierundzwanzig Vorlesungen über „die Bruderschaft der Menschen“ zu halten sowie zwölf Abendsitzungen zu leiten mit Fragen, Diskussionen und Debatten über seine Vorlesungen im Besonderen und die Bruderschaft der Menschen im Allgemeinen.
Das einunddreißigste Jahr ist das Jahr der einsamen Wanderungen Jesu durch Palästina und Syrien. Während dieses Reisejahres kannte man ihn in verschiedenen Landesteilen unter verschiedenen Namen: als Zimmermann von Nazareth, als Bootsbauer von Kapernaum, als Schreiber von Damaskus und als Lehrer von Alexandria.
* * *
Jesus wurde auf dem Höhepunkt von Johannes‘ Predigertätigkeit getauft und war bei seiner Taufe fast einunddreißigeinhalb Jahre alt. Jesus betete: „Mein Vater, der du bist im Himmel, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme! Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“ Und als er gebetet hatte, „wurden die Himmel geöffnet“, und der Menschensohn schaute in einer Vision, die ihm der HEILIGE GEIST zeigte, sich selber als Gottessohn so, wie er war, bevor er als Sterblicher zur Erde gekommen war, und wie er wieder sein würde, wenn das Leben im Fleisch einmal vorüber wäre. Nur Jesus sah diese himmlische Vision. An diesem Tag der Taufe ging das rein menschliche Leben Jesu zu Ende. Der göttliche Sohn hatte seinen Vater gefunden, der Universale Vater hatte seinen inkarnierten Sohn gefunden, und sie sprachen miteinander.
Als Jesus getauft wurde, bereute er keine Missetaten, bekannte er keine Sünden. Seine Taufe war eine feierliche Verpflichtung, den Willen des himmlischen Vaters auszuführen. Bei seiner Taufe hörte er den unmissverständlichen Ruf seines Vaters, die endgültige Aufforderung, sich um dessen Angelegenheiten zu kümmern, und er zog sich für vierzig Tage in die Abgeschiedenheit zurück, um über diese vielfältigen Probleme nachzusinnen.
Jesus zog sich nicht zurück, um zu fasten und seine Seele zu betrüben. Die längste ohne Nahrung verbrachte Zeit waren seine beiden ersten Tage in den Bergen, als er so sehr in Gedanken versunken war, dass er völlig zu essen vergaß. Aber am dritten Tag machte er sich auf Nahrungssuche. Er war kein Asket und er kam, um für immer alle derartigen Vorstellungen über die Annäherung an Gott zu zerstören. Die Gründe, weshalb er die Abgeschiedenheit aufsuchte, waren völlig verschieden von jenen, welche Moses und Elija und sogar Johannes den Täufer bewegt hatten. Jesus war sich jetzt seiner Beziehung zum Universum seiner Schöpfung wie auch jener zum Universum der Universen, über dem der Paradies-Vater, sein himmlischer Vater, waltete, voll bewusst. Die vierzig Tage in der gebirgigen Einöde waren nicht eine Zeit großer Versuchung, sondern vielmehr der großen Entscheidungen des Meisters.
Eine Entscheidung bestand darin, dass Jesus für den Rest seines irdischen Wirkens eine weitere und folgerichtige Vorgehensweise festlegte. In allem, was seine persönlichen Bedürfnisse betraf, und im allgemeinen sogar in seinen Beziehungen zu anderen Persönlichkeiten fasste er ganz bewusst den Entschluss, dem Weg der normalen irdischen Existenz zu folgen; er entschied sich endgültig gegen eine Vorgehensweise, welche die von ihm selber eingesetzten natürlichen Gesetze überschreiten, verletzen oder mit Füßen treten würde. Im Prinzip beschloss Jesus, sein Lebenswerk in Übereinstimmung mit dem Naturgesetz und in Harmonie mit der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung zu organisieren und auszuführen. Seine übernatürlichen Kräfte würde er möglicherweise für andere anwenden, aber nie für sich selber. Und er blieb dieser Haltung bis zu allerletzt treu, als man ihn mit den Worten verspottete: „Andere hat er gerettet, aber sich selber kann er nicht retten“ - weil er es nicht wollte.
Da Jesus es ablehnte, in Missachtung der gültigen Naturgesetze zu handeln, soweit seine persönliche Lebensweise betroffen war, wissen wir auch mit Bestimmtheit, dass er nie auf dem Wasser wandelte, noch irgend etwas tat, was eine Verletzung der materiellen Ordnung der Weltverwaltung dargestellt hätte.
Die nächste große Entscheidung betraf die Frage, ob er seine übernatürlichen Kräfte einsetzen solle, um die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen zu erregen und ihre Gefolgschaft zu gewinnen, oder nicht. Sollte er seine Universums-Macht auf irgendeine Weise zur Befriedigung der jüdischen Sehnsucht nach dem Aufsehenerregenden und Wunderbaren einsetzen? Er entschloss sich, nicht so zu handeln. Er wählte eine Vorgehensweise, welche alle solchen Praktiken als Mittel, die Menschen mit seiner Sendung bekannt zu machen, verwarf. Und er hielt sich konsequent an diese große Entscheidung. Auch wenn er es erlaubte, dass zahlreiche zeitverkürzende Akte der Barmherzigkeit geschahen, so forderte er doch fast ausnahmslos die von ihm Geheilten auf, niemandem etwas von der erfahrenen Wohltat zu sagen. Und immer wies er die höhnische Herausforderung seiner Feinde zurück, die zum Beweis und zur Demonstration seiner Göttlichkeit von ihm verlangten: „Gib uns ein Zeichen!“
Jesus sah sehr weise voraus, dass das Wirken von Mirakeln und die Ausführung von Wundertaten das materielle Gemüt einschüchtern und lediglich äußerliche Gefolgschaft bewirken würde; solche Demonstrationen würden weder Gott offenbaren noch die Menschen retten. Er weigerte sich, ein bloßer Wundertäter zu werden. Er beschloss, sich nur einer einzigen Sache zu widmen - der Errichtung des Königreichs des Himmels.
Was Jesus damals in der Zeit entschied, spiegelt sich im folgenden Abschnitt des Kurses wider:
“Du bist nur deshalb in einer unmöglichen Situation, weil du es für möglich hältst, in einer solchen zu sein. Du wärst in einer unmöglichen Situation, wenn GOTT dir deine Vollkommenheit zeigen und dir beweisen würde, dass du dich geirrt hast. Das würde zeigen, dass die Vollkommenen unfähig sind, sich ihre Vollkommenheit selbst zu Bewusstsein zu bringen, und damit den Glauben unterstützen, dass die, die alles haben, Hilfe brauchen und daher hilflos sind. Das ist die Art von »Argumentation«, mit der das Ego sich befasst. GOTT, DER weiß, dass SEINE Schöpfungen vollkommen sind, beleidigt sie nicht. Das wäre ebenso unmöglich wie die Auffassung des Ego, dass es IHN beleidigt hat.” (EKIW: Kapitel 6, IV. 10.)
Jesus zog es vor, das Königreich des Himmels in den Herzen der Menschen durch natürliche, gewöhnliche, schwierige und anstrengende Methoden zu begründen, genau dieselben, die seine irdischen Kinder in Zukunft bei ihren Tätigkeiten zur Erweiterung und Ausbreitung des himmlischen Königreichs anwenden müssten. Denn der Menschensohn wusste genau, dass „viele Kinder aller Zeitalter nur durch große Mühsal ins Königreich gelangen würden“. Jesus ging jetzt durch die große Prüfung des zivilisierten Menschen, nämlich Macht zu besitzen und es standhaft abzulehnen, diese zu egoistischen oder persönlichen Zwecken zu gebrauchen.
Der menschliche Verstand des Menschensohns räumte schließlich und endlich mit all den messianischen Schwierigkeiten und Widersprüchen gründlich auf - hebräische Schriften, elterliche Unterweisung, Unterricht des Chazans, jüdische Erwartungen und ehrgeizige menschliche Sehnsüchte; ein für alle Mal legte er seinen Kurs fest. Er würde nach Galiläa zurückkehren, in aller Ruhe mit der Verkündigung des Königreichs beginnen und auf seinen Vater (dem HEILIGEN GEIST) vertrauen, um Tag für Tag die Einzelheiten seines Vorgehens zu bestimmen.
Sollte der Menschensohn über seine Sendung und deren Natur noch Zweifel gehabt haben, als er nach seiner Taufe in die Berge hinaufstieg, so war er frei davon, als er nach den vierzig Tagen der Entscheidungen in der Einsamkeit zu seinen Gefährten zurückkehrte.
Nachdem Jesus von den Bergen herabgestiegen war, wurden die ersten vier Apostel gewählt: die beiden Brüder Andreas und Simon sowie Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus. Von da an wurde der Ausdruck Apostel gebraucht, um die auserwählte Familie von Beratern Jesu von der großen Menge gläubiger Jünger zu unterscheiden, die ihm später folgte.
Als Jesus mit seinen ersten sechs Jünger-Aposteln, zu denen auch Philipp und Nathanael gekommen waren, Nazareth erreichte, übernachteten sie alle bei Joseph in dem Hause von Jesu Knabenzeit. Jesu Mitarbeiter verstanden kaum, weshalb ihr neu gefundener Lehrer so besorgt war, jegliche Spur des von ihm Geschriebenen, das im Haus in Form der zehn Gebote und anderer Worte und Sinnsprüche noch vorhanden war, radikal zu beseitigen. Aber dieses Vorgehen und die Tatsache, dass sie ihn später nie anders als in Staub oder in Sand schreiben sahen, hinterließ in ihnen einen tiefen Eindruck.
Als sich alle nach Kana zur Hochzeit der Naomi begaben, erwarteten seine Familie und seine Freunde von Kapernaum mit Bestimmtheit, dass Jesus an der bevorstehenden Hochzeit von Kana zum ersten Mal mit messianischer Vollmacht auftreten würde, und dies mit großer Kraft und erhabener Größe. Maria war seit Jahren nicht mehr so fröhlich gewesen. Sie begab sich nach Kana in der Stimmung einer Königinmutter, die sich aufmacht, um der Krönung ihres Sohnes beizuwohnen. Als Jesus Marias Anliegen sich als „der Übernatürliche“ zu offenbaren vorerst ablehnte, war sie sehr enttäuscht.
Zweitausend Jahre später finden wir im Kurs unter anderem folgenden Wundergrundsätze:
“Wunder als Schaustücke zu verwenden, um Glauben zu erwecken, ist ein Missverständnis ihres Sinns und Zwecks.”
“Das Gebet ist das Medium der Wunder. Es ist ein Kommunikationsmittel des Erschaffenen mit dem SCHÖPFER. Durch das Gebet wird Liebe empfangen, und durch Wunder wird Liebe ausgedrückt.”
“Wunder sind Gedanken. Gedanken können die niedrigere oder körperliche Erfahrungsebene darstellen oder aber die höhere oder geistige Erfahrungsebene. Die eine macht das Physische, die andere erschafft das Geistige.”
Als das offizielle Nachtessen beendet war und die Gäste sich im Garten ergingen, vertraute die Mutter des Bräutigams Maria an, dass der Weinvorrat erschöpft sei. Und Maria antwortete zuversichtlich: „Habt keine Sorge - ich will mit meinem Sohn sprechen. Er wird uns helfen.“ Und tatsächlich nahm sie sich heraus, mit ihm zu sprechen, trotz der ihr einige Stunden zuvor erteilten Rüge. Jesus betonte wieder, dass er nicht gekommen war, um derartige Dinge zu tun, sondern einzig und allein den Willen des Vaters. Maria, die Mutter Jesu, war niedergeschmettert und so erbarmte sich Jesus ihrer. Aber Jesus sagte nichts zu den Bediensteten. Es kam ihm jetzt zum Bewusstsein, dass er bereits zu viel gesagt - oder vielmehr in Gedanken gewünscht - hatte. Und dank der Gegenwart und Verbindung bestimmter Kräfte und Persönlichkeiten des Universums, von denen keiner der Anwesenden etwas vermutete, sollte Maria nicht enttäuscht werden. Der Wein, den Maria herbeisehnte und den Jesus, der Gottmensch, aus menschlichem Mitgefühl begehrte, fand sich ein.
Es dämmerte Jesus allmählich, was geschehen war. Von allen am Hochzeitsfest in Kana Anwesenden war er der am meisten Überraschte. Die anderen hatten erwartet, dass er ein Wunder tun würde, aber gerade das war es, was er sich vorgenommen hatte, nicht zu tun. Aber Jesus verstand, da der HEILIGE GEIST ihm zu verstehen gegeben hatte, dass den Wunsch des Sohnes zu vollziehen dem Willen des Vaters in keiner Weise zuwiderlaufe.
Danach kam es zu einer viermonatigen Zeit des Wartens und der Schulung. In dieser Wartezeit bemühte sich Jesus darum, seinen Mitarbeitern beizubringen, wie sie sich gegenüber den verschiedenen religiösen Gruppierungen und politischen Parteien Palästinas verhalten sollten. Jesu Worte waren immer: „Wir wollen versuchen, sie alle zu gewinnen, aber wir gehören keiner von ihnen an.“ Es gab da die Pharisäer, Sadduzäer, Essener, Zeloten, Herodianer und die Samaritaner.
Alle diese Parteien und Sekten einschließlich der kleineren Bruderschaft der Nasiräer glaubten, dass der Messias irgendwann kommen würde. Sie alle hielten nach einem nationalen Befreier Ausschau. Aber Jesus machte unmissverständlich klar, dass weder er noch seine Jünger sich je mit einer dieser Schulen praktischer oder geistiger Richtung verbünden würden. Der Menschensohn würde weder ein Nasiräer noch ein Essener sein.
Am Sabbat, dem 22. Juni, kurz bevor sie sich auf ihre erste Predigtwanderung begaben und etwa zehn Tage nach der Gefangennahme des Johannes, stand Jesus zum zweiten Mal am Rednerpult der Synagoge, seit er mit seinen Aposteln nach Kapernaum gekommen war. Diese denkwürdige Predigt über das Königreich Gottes war die erste anspruchsvolle Handlung Jesus öffentlichen Laufbahn. Auch wenn immer noch Verwirrung bei vielen Gläubigen hinsichtlich Sinn und Bedeutung des Begriffes „Königreich Gottes“ herrscht, so lehrte Jesus seine Apostel ständig, das Königreich beinhalte die persönliche Erfahrung des Menschen mit seinesgleichen auf Erden und mit dem Vater im Himmel. In allem, was das Königreich betraf, war sein letztes Wort immer: „Das Königreich ist in euch.“
Nachdem er so gesprochen hatte, setzte er sich. Alle, die ihn gehört hatten, staunten über seine Worte. Seine Jünger waren verwundert. Aber die Leute waren nicht darauf vorbereitet, die gute Nachricht von den Lippen dieses Gottmenschen zu empfangen. Etwa ein Drittel der Zuhörer glaubte an die Botschaft, obwohl sie sie nicht ganz verstehen konnten; ein weiteres Drittel bereitete sich insgeheim darauf vor, ein solch rein geistiges Konzept vom erwarteten Königreich zurückzuweisen, während das restliche Drittel seine Unterweisung nicht fassen konnte und viele allen Ernstes glaubten, er „sei von Sinnen“.
Nach der Predigt über „das Königreich“ bestimmte Jesus, dass die Sechs immer zu zweit ausziehen sollten, um die gute Nachricht vom Königreich zu lehren. Er verbot ihnen zu taufen und gab ihnen den Rat, nicht öffentlich zu predigen. Er erklärte ihnen, dass er ihnen später öffentliches Predigen erlauben würde. Aus vielen Gründen wünsche er aber, dass sie vorerst einmal im persönlichen Umgang mit ihren Mitmenschen praktische Erfahrung sammelten. Jesus sah vor, dass ihre erste Rundreise ausschließlich eine Angelegenheit persönlicher Arbeit sein würde.
Bevor sie diesen ersten, zweiwöchigen Dienst begannen, eröffnete Jesus ihnen, er wünsche, zwölf Apostel mit der Fortsetzung des Werks für das Königreich nach seinem Weggang zu betrauen, und ermächtigte jeden von ihnen, unter den Bekehrten der ersten Stunde einen Mann als Mitglied für das geplante Apostelkorps auszusuchen.
Diese erste Missionsreise der sechs war äußerst erfolgreich. Sie entdeckten alle den großen Wert direkten und persönlichen Kontaktes mit den Menschen. Als sie zu Jesus zurückkehrten, war ihnen bewusster geworden, dass Religion am Ende ganz und gar eine Angelegenheit rein persönlicher Erfahrung ist. Sie begannen zu fühlen, wie hungrig das einfache Volk war, Worte religiösen Trostes und geistiger Ermutigung zu hören. Als sie um Jesus versammelt waren, legten sie vor dem Meister in aller Form ihre Berichte ab und unterbreiteten ihm ihre Vorschläge für die sechs neuen Apostel.
Die neu gewählten Apostel waren: Matthäus Levi, der Zolleinnehmer von Kapernaum, Thomas Didymus, ein Fischer aus Tarichäa, Jakobus Alphäus, ein Fischer und Bauer aus Keresa, Judas Alphäus, der Zwillingsbruder des Jakobus Alphäus, Simon Zelotes, er nahm in der patriotischen Organisation der Zeloten einen höheren Rang ein und gab seine Stellung auf, um sich Jesu Jüngern anzuschließen und Judas Iskariot, er war einziger Sohn reicher jüdischer Eltern, die in Jericho lebten.
Die 12 Aposteln
Die ersten vier Apostel:
Brüder Andreas und
Simon (Petrus)
Jakobus und
Johannes, die Söhne des Zebedäus (Der Apostel Johannes war von den Aposteln der einzige Zeuge der Kreuzigung. Er war auch bei Pilatus mit dabei.)
Die zwei weiteren:
Philipp(us)
Nathanael (Beiname: Bartholomäus)
Die von den ersten sechs Aposteln gewählten:
Matthäus Levi, der Zolleinnehmer von Kapernaum
Thomas Didymus, ein Fischer aus Tarichäa
Jakobus Alphäus, ein Fischer und Bauer aus Keresa
Judas Alphäus (in der Bibel: Thaddäus), der Zwillingsbruder des Jakobus Alphäus
Simon Zelotes, er nahm in der patriotischen Organisation der Zeloten einen höheren Rang ein
Judas Iskariot
Die nächste Zeit war einem Programm intensiver Schulung gewidmet. Die Zwölf waren weitgehend außerstande, die Bedeutung der wunderbaren Wahrheiten zu verstehen, die Jesus sie zu lehren suchte. Der eine erfasste diesen Punkt, der andere jenen, aber keiner war imstande, das Ganze seines Unterrichts aufzunehmen. Sie begingen immer den Fehler, Jesu neues Evangelium in die alten Formen ihres religiösen Glaubens einpassen zu wollen. Sie konnten die Idee nicht erfassen, dass Jesus gekommen war, um ein neues Evangelium des Heils zu verkünden und eine neue Art der Gottfindung einzuführen; sie erkannten nicht, dass er selber die neue Offenbarung des himmlischen Vaters war.
In Ein Kurs in Wundern weist Jesus auf Folgendes hin: “Wenn du die Lehren der Apostel liest, denke daran, dass ich selbst ihnen sagte, sie würden vieles später verstehen, weil sie in jener Zeit noch nicht voll und ganz bereit waren, mir nachzufolgen.”(EKIW: Kapitel 6, I. 16. 1.)
Jesus bemühte sich, seinen Aposteln den Unterschied zwischen seinen Lehren und seinem Leben unter ihnen und den Lehren, die später über ihn entstehen könnten, klarzumachen. Jesus sagte: „Mein Königreich und das sich darauf beziehende Evangelium sollen der Schwerpunkt eurer Botschaft sein. Geratet nicht auf Seitenpfade, indem ihr über mich und über meine Lehren predigt. Verkündet die frohe Botschaft des Königreichs und schildert meine Offenbarung des Vaters im Himmel, aber verirrt euch nicht auf Nebenwege, indem ihr Legenden schafft und einen Kult errichtet, dessen Inhalt Glauben und Lehren über meinen Glauben und meine Lehren sind.“ Aber wiederum verstanden sie nicht, weshalb er so sprach, und keiner wagte zu fragen, warum er sie solches lehrte. Sie glaubten alle wahrhaftig an Jesus, auch wenn sie seine Unterweisung nicht ganz verstanden.
Jesus unterwies sie, die Vergebung der Sünden durch den Glauben an Gott ohne Buße oder Opfer zu predigen, und dass der Vater im Himmel alle seine Kinder mit derselben ewigen Liebe liebt. Er gebot seinen Aposteln, sich der Diskussion der folgenden Punkte zu enthalten:
Werk und Gefangenschaft von Johannes dem Täufer.
Die Stimme bei der Taufe. Jesus sagte: „Nur jene, die die Stimme gehört haben, mögen darüber sprechen. Sagt lediglich, was ihr von mir vernommen habt, und nichts, was ihr vom Hörensagen wisst.“
Die Verwandlung des Wassers in Wein in Kana. Jesus schärfte ihnen sehr ernsthaft ein: „Sagt niemandem etwas über das Wasser und den Wein.“
Jesus erklärte seinen Aposteln den Unterschied zwischen der Buße durch sogenannte gute Werke, wie die Juden sie lehrten, und dem Geisteswandel durch den Glauben - die Neugeburt - den er als Preis für die Aufnahme ins Königreich verlangte. Er lehrte seine Apostel, dass der Glaube das einzige Erfordernis zum Eintritt in des Vaters Königreich ist. Jesus suchte ihren Sinn von der Wundersuche weg- und hinzulenken auf das Finden einer wirklichen und persönlichen Erfahrung der Zufriedenheit und Gewissheit, vom göttlichen Geist der Liebe und rettenden Gnade bewohnt zu werden.
Die Jünger bemerkten bald, dass der Meister jedem menschlichen Wesen gegenüber, dem er begegnete, tiefen Respekt und mitfühlende Anteilnahme bekundete, und sie waren gewaltig beeindruckt von dieser immer gleichen und unveränderlichen Achtung, die er beständig allen möglichen Männern, Frauen und Kindern entgegenbrachte. Er konnte mitten in einer tiefgründigen Rede innehalten und auf die Straße hinausgehen, um einer mit ihrer körperlichen und seelischen Bürde beladenen Frau, die gerade vorüberging, guten Mut zuzusprechen. Oder er unterbrach eine ernste Besprechung mit seinen Aposteln, um sich väterlich mit einem störenden Kind abzugeben. Nichts schien Jesus jemals wichtiger als der individuelle Mensch, der sich gerade in seiner unmittelbaren Gegenwart befand. Er war Meister und Lehrer, aber er war mehr als das: Er war auch ein Freund und Nachbar, ein verstehender Kamerad.
Während Jesu öffentliche Unterweisung hauptsächlich aus Gleichnissen und kurzen Reden bestand, unterrichtete er seine Apostel stets durch Fragen und Antworten. Später unterbrach er seine öffentlichen Ansprachen immer, um ehrlich gemeinte Fragen zu beantworten.
Die Art, wie Jesus mit den Frauen umging, brachte die Apostel anfangs aus der Fassung, aber sie gewöhnten sich bald daran; er machte ihnen ganz klar, dass den Frauen im Königreich dieselben Rechte wie den Männern zuteil werden.
Ihr persönliches Zusammenleben mit Jesus während dieser fünf Probemonate war es, was die Apostel ihn so sehr liebgewinnen ließ, dass sie ihm alle (außer Judas Iskariot) sogar in den dunklen Stunden des Prozesses und der Kreuzigung aufrichtig die Treue hielten. Wahre Menschen konnten ganz einfach nicht einen verehrten Lehrer verlassen, der so nahe mit ihnen zusammengelebt und sich ihnen so sehr gewidmet hatte wie Jesus.
Diese Monate stiller Arbeit stellten nicht nur die Apostel auf eine harte Probe, die sie bestanden; diese Zeit ohne öffentliche Tätigkeit war auch eine schwere Prüfung für die Familie Jesu. Seine Brüder Jakobus und Jude waren enttäuscht, weil sie nicht in den inneren Kreis von Jesu Mitarbeitern aufgenommen wurden. Aber Jesus wollte keine engen Verwandten unter den Mitgliedern des Korps apostolischer Leiter des Königreichs haben. Zum Zeitpunkt, da Jesus bereit war, seine Öffentlichkeitsarbeit aufzunehmen, hatte ihn (mit Ausnahme von Ruth) praktisch seine ganze Familie verlassen. Nur bei vereinzelten Gelegenheiten versuchten sie später, mit ihm Kontakt aufzunehmen, und dann jedes Mal, um ihn zu überreden, mit ihnen nach Hause zurückzukehren; denn sie waren nicht weit davon entfernt, ihn für verrückt zu halten. Sie konnten seine Philosophie ganz einfach nicht ergründen, noch seine Lehre fassen; es war für sie, sein eigen Fleisch und Blut, einfach zu viel.
Da Johannes der jüngste der Zwölf und mit Jesus in dessen Familienangelegenheiten eng verbunden war, war er dem Meister sehr lieb, aber es wäre nicht wahr zu sagen, dass er „der Jünger war, den Jesus liebte“. Jesus liebte nicht nur alle seine Apostel, sondern alle seine Mitmenschen. Die Nächstenliebe ist ein zentrales Element seiner Lehre, und einen Apostel zu erheben war und ist nicht in seinem Sinne. Während seines vorübergehenden Exils auf Patmos schrieb Johannes das Buch der Offenbarung, das uns jetzt nur noch in bruchstückhafter und verfälschter Form vorliegt.
Simon Petrus war ein impulsiver Mann, ein Optimist. Von klein auf hatte er sich stets erlaubt, seinen starken Gefühlen freien Lauf zu lassen; er geriet dauernd in Schwierigkeiten, weil er fortfuhr, unüberlegt zu sprechen. Der Meister kannte Simon schon einige Zeit, bevor er ihm von Andreas als zweiter Apostel vorgestellt wurde. Als Jesus Simon den Namen Petrus gab, tat er es mit einem Lächeln; es sollte eine Art Scherzname sein. Simon war allen seinen Freunden als sprunghafter und impulsiver Gefährte bekannt. Tatsächlich fügte Jesus diesem leichthin verliehenen Spitznamen später einen neuen und bedeutungsvollen Sinn hinzu. Simon Petrus war der erste Apostel, der sich von ganzem Herzen zu der vereinigten menschlichen und göttlichen Natur Jesu bekannte und - von Judas abgesehen - der erste, der ihn verleugnete. Als er ganz sicher war, dass Jesus ihm vergeben und ihn wieder in seine Gemeinde aufgenommen hatte, brannten die Feuer des Königreichs so hell in seiner Seele, dass er für Tausende, die in der Dunkelheit waren, zu einem großen und rettenden Licht wurde. Obwohl Petrus und Paulus in Temperament und Erziehung und sogar in ihrer Theologie sehr verschieden waren, arbeiteten sie in den späteren Jahren beim Aufbau der Kirchen harmonisch zusammen.
Thomas hatte nur eine geringe Bildung, aber er besaß einen scharf urteilenden Verstand und war der Sohn vorzüglicher Eltern, die in Tiberias wohnten. Thomas hatte den einzigen wahrhaft analytischen Verstand unter den Zwölfen; er war der eigentliche Wissenschaftler der apostolischen Gruppe. Thomas‘ große Stärke lag in seinem vorzüglichen analytischen Verstand gepaart mit unerschütterlichem Mut - wenn er sich einmal zu etwas entschlossen hatte. Seine große Schwäche war seine argwöhnische Zweifelsucht, die er zeitlebens nie ganz überwand. Thomas predigte und taufte, bis er durch die Häscher der römischen Regierung gefasst und in Malta hingerichtet wurde. Nur wenige Wochen vor seinem Tode hatte er begonnen, Leben und Lehren Jesu aufzuzeichnen.
Von Anfang an sah der Meister sehr genau die Schwäche Judas und er war sich der Gefahren, ihn als Gefährten anzunehmen, durchaus bewusst. Aber es liegt in seiner Natur, jedem erschaffenen Wesen eine volle und ebenbürtige Gelegenheit zur Rettung und zum Überleben zu geben. Judas brütete immer mehr über seinen persönlichen Enttäuschungen und wurde schließlich Opfer seines Grolls. Aber diese bösen und gefährlichen Gedanken nahmen erst an dem Tage endgültige Gestalt an, an dem eine dankbare Frau zu Füßen Jesu ein kostbares Weihrauchgefäß zerbrach. Judas empfand das als Verschwendung, und als Jesus seinen lauten Protest in Hörweite aller vehement missbilligte, war das zu viel. Dieses Ereignis bewirkte die Mobilisierung all dessen, was sich während eines ganzen Lebens an Hass, Verletztheit, Bosheit, Vorurteilen, Eifersucht und Groll aufgestaut hatte, und er entschloss sich, mit irgendjemandem abzurechnen; und er konzentrierte seine ganze Projektion auf die einzige unschuldige Person in dem ganzen Drama.
In Ein Kurs in Wundern ist Jesus auch in seiner Haltung gegenüber Judas völlig unmissverständlich:
“Das sind einige der Beispiele eines auf den Kopf gestellten Denkens im NEUEN TESTAMENT, obschon das Evangelium in Wirklichkeit nur eine Botschaft der Liebe ist. Hätten die Apostel sich nicht schuldig gefühlt, hätten sie mich nie so zitieren können: »Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Das ist eindeutig das Gegenteil all dessen, was ich lehrte. Ebenso wenig hätten sie meine Reaktionen Judas gegenüber so beschreiben können, wie sie es taten, wenn sie mich wirklich verstanden hätten. -Ich hätte nur sagen können: »Verrätst du den MENSCHENSOHN mit einem Kuss?«, wenn ich an Verrat geglaubt hätte. Die ganze Botschaft der Kreuzigung war ja, dass ich das nicht tat. Die »Strafe«, die ich auf Judas herabbeschworen haben soll, war ein ähnlicher Fehler. Judas war mein Bruder und ein SOHN GOTTES und ebenso ein Teil der SOHNSCHAFT wie ich. Ist wohl anzunehmen, dass ich ihn verurteilen würde, wenn ich bereit war, aufzuzeigen, dass Verurteilung unmöglich ist?” (EKIW: Kapitel 6, I. 15.)
Am Jahresbeginn 27 n. Chr. rief Jesus die Apostel zusammen zu ihrer Weihe als öffentliche Prediger des Evangeliums des Königreichs. Vor dem eigentlichen Weihegottesdienst sprach Jesus zu den zwölf Jüngern, die um ihn herum saßen, unter anderem die folgenden Worte: „Eure Botschaft an die Welt sei: Sucht zuerst das Königreich Gottes und seine Rechtschaffenheit, und wenn ihr diese findet, sollen euch auch alle anderen zum ewigen Leben wesentlichen Dinge sicher sein. Und nun möchte ich euch klarmachen, dass dieses Königreich meines Vaters nicht mit äußerer Machtentfaltung oder unziemlichen Kundgebungen daherkommen wird. Ihr sollt nicht von hier weggehen und das Königreich mit den Worten verkündigen: ‚Es ist hier‘ oder ‚es ist da‘, denn das Königreich, von dem ihr predigt, ist Gott in euch.”
Die Weihepredigt - in der Bibel Bergpredigt genannt - enthielt viele bekannte Bibelverse wie z.B: "Selig sind die …”, “Ihr seid das Salz der Erde, …”, “Ihr seid das Licht der Welt. …”, “Wenn euer Nächster euch auf die rechte Wange schlägt, dann haltet ihm auch die andere hin. …”, “Macht nicht den Fehler, einen Splitter aus eures Bruders Auge entfernen zu wollen, während in eurem eigenen Auge ein Balken ist. …”, “Ich warne euch vor falschen Propheten, …”
Die sogenannte „Bergpredigt“ ist nicht das Evangelium Jesu. Sie enthält wohl viel hilfreiche Unterweisung, aber sie war Jesu Weisung an die zwölf Apostel anläßlich ihrer Weihe. Sie war des Meisters persönlicher Auftrag an jene, die das Evangelium weiter verkündigen und danach trachten sollten, ihn so in der Welt der Menschen zu vertreten, wie er seinen Vater so beredt und vollkommen vertrat.
Licht verscheucht zwar Finsternis, es kann aber auch so „blenden“, dass es verwirrt und entmutigt. Wir werden ermahnt, unser Licht so scheinen zu lassen, dass unsere Mitmenschen auf neue und göttliche Pfade eines höheren Lebens geführt werden. Unser Licht sollte so scheinen, dass es die Aufmerksamkeit nicht auf unser Selbst lenkt. Sogar unsere Berufung kann als ein wirkungsvoller „Reflektor“ zur Ausbreitung dieses Lichts des Lebens dienen.
Starke Charaktere bilden sich nicht, indem man Unrecht nicht tut, sondern vielmehr, indem man das Gute tatsächlich tut. Selbstlosigkeit ist das Merkmal menschlicher Größe. Die höchsten Ebenen der Selbstverwirklichung werden durch Anbetung und Dienen erreicht. Der glückliche und erfolgreiche Mensch wird nicht durch die Angst motiviert, Unrecht zu tun, sondern durch die Liebe, das Rechte zu tun.
Der Hauptirrtum der modernen Religionen ist der Negativismus. Der Baum, der keine Früchte trägt, wird „umgehauen und ins Feuer geworfen“. Sittlicher Wert kann nicht aus bloßer Unterdrückung hervorgehen - aus dem Gehorsam gegenüber dem Befehl „Du sollst nicht.“ Furcht und Scham sind unwürdige Beweggründe für ein religiöses Leben. Religion ist nur dann begründet, wenn sie die Vaterschaft Gottes offenbart und die Brüderlichkeit unter den Menschen steigert.
Eine wirkungsvolle Lebensphilosophie entsteht aus der Verbindung der kosmischen Erkenntnis mit der Gesamtheit unserer gefühlsmäßigen Reaktionen auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld. Ererbte Triebe können nicht grundlegend verändert werden, wohl aber die gefühlsmäßigen Antworten auf solche Triebe; folglich kann die sittliche Natur verändert und der Charakter verbessert werden. In einem starken Charakter sind die gefühlsmäßigen Antworten integriert und koordiniert, und dadurch entsteht eine geeinte Persönlichkeit. Unzureichende Einigung schwächt die sittliche Natur und macht unglücklich.
Ohne ein lohnendes Ziel wird das Leben sinn- und zwecklos, und viel Elend ist die Folge davon. Jesu Rede zur Weihe der Zwölf ist eine meisterhafte Lebensphilosophie. Jesus ermahnte seine Jünger, sich in einem Glauben zu üben, der auf Erfahrung beruht. Er warnte sie, sich nicht auf eine bloß intellektuelle Zustimmung, auf Leichtgläubigkeit und etablierte Autorität zu verlassen.
“Selig sind die Armen im Geiste - die Demütigen.” Die Armen im Geiste suchen Ziele geistigen Reichtums - sie suchen Gott. Und solche Wahrheitssucher brauchen nicht auf Belohnungen in einer fernen Zukunft zu warten; sie werden jetzt belohnt. Sie finden das Königreich des Himmels in ihren eigenen Herzen, und sie erleben diese Glückseligkeit jetzt.
„Selig sind, die nach Rechtschaffenheit hungern und dürsten, denn sie sollen gesättigt werden.“ Nur die, die sich arm im Geiste fühlen, wird es je nach Rechtschaffenheit hungern. Nur die Demütigen suchen nach göttlicher Kraft und sehnen sich nach geistiger Macht. Aber es ist äußerst gefährlich, sich wissentlich in geistigem Fasten zu üben, um seinen Appetit auf geistige Gaben zu vergrößern. Physisches Fasten wird nach vier oder fünf Tagen gefährlich; man neigt dazu, jeden Wunsch nach Nahrung zu verlieren. Längeres Fasten, sei es physisch oder geistig, hat die Tendenz, den Hunger zu vernichten.
Gelebte Rechtschaffenheit ist eine Freude, keine Pflicht. Jesu Rechtschaffenheit ist eine dynamische Liebe - eine väterlich-brüderliche Zuneigung. Sie ist nicht die negative oder Du-sollst-nicht-Art von Rechtschaffenheit. Wie könnte man nach etwas Negativem hungern - nach etwas, das man „nicht tun soll“?
Aus all dem wird offenbar, dass die Seligpreisungen der Bergpredigt auf Glauben und Liebe fußen und nicht auf dem Gesetz - auf Moral und Pflicht.
Am Abend nach der Weihepredigt baten die Jünger Jesus um weitere Erklärungen. Nachdem Jesus die Apostel wieder um sich versammelt hatte und fuhr er fort, sie zu unterrichten, indem er sprach: „Es fällt euch schwer, meine Botschaft aufzunehmen, weil ihr die neue Lehre unmittelbar auf der alten aufbauen möchtet, aber ich erkläre euch, dass ihr wiedergeboren werden müsst. Ihr müsst von vorne beginnen wie kleine Kinder und gewillt sein, meinen Lehren zu vertrauen und an Gott zu glauben. Das neue Evangelium des Königreichs kann nicht mit dem Bestehenden in Übereinstimmung gebracht werden. Ihr habt falsche Ideen vom Menschensohn und seiner Sendung auf Erden. Aber macht nicht den Fehler zu denken, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten abzuschaffen; ich bin nicht gekommen, um zu zerstören, sondern um zu erfüllen, zu erweitern und zu erleuchten. Ich komme nicht, um das Gesetz zu übertreten, sondern vielmehr, um diese neuen Gebote auf die Tafeln eurer Herzen zu schreiben.”
Da sagte Simon Petrus: „Meister, wenn du ein neues Gebot hast, möchten wir es hören. Zeige uns den neuen Weg.“ Jesus antwortete Petrus: „Ihr habt diejenigen, welche das Gesetz lehren, sagen hören: ‚Du sollst nicht töten; wer tötet, muss sich vor Gericht verantworten.‘ Ich aber halte nach dem Motiv hinter der Tat Ausschau. Ich erkläre euch, dass jeder, der auf seinen Bruder böse ist, Gefahr läuft, verurteilt zu werden. Wer in seinem Herzen Hass nährt und auf Rache sinnt, ist in Gefahr, gerichtet zu werden. Ihr müsst eure Gefährten nach ihren Taten beurteilen, aber der Vater im Himmel urteilt nach der Absicht.”
Als Jesus weitere Fragen zu den Gesetzen Moses gestellt wurden, sagte er: „Ich bin nicht gekommen, um Gesetze zu geben, sondern um zu erleuchten. Ich bin nicht gekommen, um die Königreiche dieser Welt zu reformieren, sondern um das Königreich des Himmels zu errichten. Es ist nicht des Vaters Wille, dass ich der Versuchung erliege, euch Regeln über Regieren, über Handel und soziales Verhalten zu lehren, die vielleicht für den heutigen Tag gut, aber weit davon entfernt wären, auf die Gesellschaft eines anderen Zeitalters anwendbar zu sein. Ich bin einzig auf Erden, um die Gemüter aufzurichten, den Geist zu befreien und die Seelen der Menschen zu retten.”
Da fragte Nathanael: „Meister, sollen wir der Gerechtigkeit keinen Platz geben? Das Gesetz des Moses sagt: ‚Auge um Auge, und Zahn für Zahn.‘ Was sollen wir sagen?“ Und Jesus antwortete: „Ihr sollt Böses mit Gutem vergelten. Meine Botschafter sollen nicht mit den Menschen ringen, sondern liebenswürdig zu allen sein. Gleiches mit Gleichem zu vergelten darf nicht eure Regel sein. Die Herrscher der Menschen mögen solche Gesetze haben, aber im Königreich ist es nicht so; stets soll Barmherzigkeit eure Urteile bestimmen und Liebe euer Verhalten. Und wenn dies zu starke Worte sind, könnt ihr auch jetzt noch umkehren. Wenn ihr die Anforderungen des Apostolats zu hart findet, könnt ihr auf den weniger strengen Pfad der Jüngerschaft zurückkehren.“
Als sie diese aufrüttelnden Worte gehört hatten, begaben sich die Apostel jeder für sich eine Zeit lang abseits, aber sie kehrten bald zurück, und Petrus sagte: „Meister, wir wollen mit dir weitergehen; keiner von uns möchte umkehren. Wir sind voll gewillt, den Extrapreis zu zahlen; wir wollen den Kelch trinken. Wir wollen Apostel sein, und nicht bloß Jünger.“
Als Jesus dies hörte, sprach er: „So seid denn willens, eure Verantwortung zu übernehmen und folgt mir. Tut Gutes im Verborgenen; wenn ihr Almosen gebt, lasst die Linke nicht wissen, was die Rechte tut. Und wenn ihr betet, gehe jeder für sich abseits, und gebraucht nicht leere Wiederholungen und bedeutungslose Phrasen. Denkt immer daran, dass der Vater weiß, was euch Not tut, noch ehe ihr ihn bittet. Gebt euch nicht mit trauriger Miene dem Fasten hin, damit die Leute euch sähen. Da ihr als meine gewählten Apostel jetzt für den Dienst am Königreich bestimmt seid, legt für euch selber auf Erden keine Schätze an, sondern legt euch durch euren selbstlosen Dienst Schätze im Himmel an; denn da, wo sich eure Schätze befinden, ist auch euer Herz.”
„Das Auge ist die Leuchte des Körpers; deshalb wird euer ganzer Körper voller Licht sein, wenn euer Auge großzügig ist. Wenn aber euer Auge selbstsüchtig ist, wird der ganze Körper voller Finsternis sein. Und wenn das Licht in euch Finsternis geworden ist, wie groß ist dann diese Finsternis!“
Darauf fragte Thomas Jesus, ob sie damit fortfahren sollten, „alles gemeinsam zu besitzen.“ Der Meister sagte: „Ja, meine Brüder, ich möchte, dass wir wie eine einzige verständnisvolle Familie zusammenleben. Euch ist eine große Aufgabe anvertraut, und ich brauche dringend euren ungeteilten Dienst. Ihr wisst, dass man zu Recht sagt: ‚Niemand kann zwei Herren zugleich dienen.‘ Ihr könnt nicht Gott aufrichtig verehren und zugleich dem Mammon von ganzem Herzen dienen. Jetzt, da ihr euch dem Dienst am Königreich rückhaltlos verschrieben habt, bangt nicht mehr um euer Leben; macht euch noch weniger Sorgen darüber, was ihr essen oder trinken werdet; sorgt euch auch nicht um euren Körper, was für Kleider ihr tragen werdet. Ihr habt bereits gelernt, dass willige Hände und aufrichtige Herzen nicht hungern werden. Und jetzt, da ihr euch bereitmacht, all eure Energien auf die Arbeit am Königreich zu verwenden, seid versichert, dass der Vater euren Bedürfnissen Aufmerksamkeit schenken wird. Sucht zuerst das Königreich Gottes, und wenn ihr dort Einlass gefunden habt, werden euch alle nötigen Dinge zuteil werden. Bangt deshalb nicht zu sehr vor dem folgenden Tag. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Plage habe.“
Während der darauf folgenden Woche der Einübung wiederholte Jesus seinen Aposteln immer wieder die zwei großen Beweggründe für seine Erdensendung nach der Taufe:
Den Menschen den Vater zu offenbaren.
Die Menschen dahin zu bringen, sich bewusst als Söhne zu fühlen - durch den Glauben zu erkennen, dass sie Kinder des Allerhöchsten sind.
Obgleich die Apostel vieles von seinen Lehren nicht begriffen, vermochten sie doch sehr wohl, die Bedeutung des bezaubernd schönen Lebens, das er unter ihnen lebte, zu erfassen.
Jesus wusste wohl, dass seine Apostel seine Lehren nicht völlig aufnehmen konnten. Er beschloss, Petrus, Jakobus und Johannes besonders zu instruieren in der Hoffnung, sie würden in der Lage sein, Klarheit in die Gedanken ihrer Gefährten zu bringen. Die beste Art, diese Instruktionen in diesen Bericht aufzunehmen, mag in einer Neugliederung der Zusammenfassung dieses denkwürdigen Nachmittags bestehen, wie sie Simon Petrus am nächsten Morgen seinem Bruder Andreas gab.
Jesus Weisung, auf den Vater zu bauen, darf nicht von den gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Bedingungen der Neuzeit oder irgendeines anderen Zeitalters her beurteilt werden. Seine Lehre umfasst die idealen Prinzipien eines gottnahen Lebens in allen Zeitaltern und auf allen Welten. Jesus machte den dreien den Unterschied zwischen den Anforderungen von Apostolat und Jüngerschaft klar. Er lehrte die aktive und wache Unterwerfung unter den Willen Gottes. Er versuchte klarzumachen, dass die Welt nicht als ein Feind betrachtet werden darf; dass die Lebensumstände ein göttliches Walten sind, das für die Kinder Gottes wirkt. Jesus hatte große Mühe, ihnen seine persönliche Praxis der Widerstandslosigkeit begreiflich zu machen. Und er gab an diesem Nachmittag klar zu verstehen, dass er der Bestrafung von Missetätern und Kriminellen durch die Gesellschaft zustimme und dass die Zivilregierung zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung und zur Ausübung der Justiz manchmal zur Gewalt greifen muss. Er wurde nie müde, seine Jünger vor der üblen Praxis der Vergeltung zu warnen. Er zog Rache und die Idee der Abrechnung nie in Betracht. Er missbilligte es, Groll zu hegen. Er machte den dreien klar, dass seine Lehren das Individuum, und nicht den Staat betrafen.
Jesus war immer bemüht, die politischen Fallstricke seiner Feinde zu vermeiden, indem er stets erwiderte: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ Er weigerte sich, seine Aufmerksamkeit von seiner Sendung, einen neuen Heilsweg zu weisen, ablenken zu lassen; er gestattete sich nicht, sich mit irgendetwas anderem abzugeben. In seinem persönlichen Leben schenkte er allen zivilen Gesetzen und Vorschriften stets gebührende Beachtung; in seiner ganzen öffentlichen Lehrtätigkeit ließ er die staatsbürgerlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche beiseite. Er sagte den drei Aposteln, dass sein Augenmerk allein auf die Prinzipien des inneren und persönlichen geistigen Lebens des Menschen gerichtet sei.
Daraus geht hervor, dass Jesus kein politischer Reformer war. Er kam nicht, um die Welt zu reorganisieren; auch wenn er dies getan hätte, wäre es nur auf jene Zeit und Generation anwendbar gewesen. Dennoch zeigte er den Menschen die beste Art zu leben, und keiner Generation bleibt die Mühe erspart herauszufinden, wie sie Jesu Leben am besten auf die eigenen Probleme anwendet. Aber wir dürfen nie den Fehler begehen, Jesu Lehren mit irgendeiner politischen oder wirtschaftlichen Theorie, mit irgendeinem gesellschaftlichen oder industriellen System zu identifizieren.
Die jüdischen Rabbiner hatten sich lange mit der Frage auseinander gesetzt: Wer ist mein Nächster? Jesus kam und vermittelte die Idee tätiger und spontaner Güte, einer so echten Nächstenliebe, dass sie über die Nachbarschaft hinausging und die ganze Welt umfasste und dadurch alle Menschen zu unseren Nächsten machte. Aber bei alledem galt Jesu Interesse nur dem Einzelnen und nicht der Masse. Jesus war kein Soziologe, aber er arbeitete daran, alle Formen selbstsüchtiger Isolierung niederzureißen. Er lehrte reine Anteilnahme, Mitgefühl. Er ist ein Sohn, der von der Barmherzigkeit bestimmt wird; Mitgefühl ist seine wahre Natur.
Jesus warnte seine Zuhörer häufig vor Begehrlichkeit und erklärte: „Eines Menschen Glück besteht nicht im Überfluss seines materiellen Besitzes.“ Er wiederholte beständig: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei seine eigene Seele verliert?“ Er griff den Besitz von Eigentum nie direkt an, aber er bestand darauf, dass es ewig entscheidend ist, dass die geistigen Werte zuerst kommen. In seinen späteren Unterweisungen bemühte er sich, viele irrige Lebensanschauungen auf der Erde durch das Erzählen zahlreicher Gleichnisse zu korrigieren, die er in seine öffentliche Unterweisung einflocht. Jesus beabsichtigte nie, Wirtschaftstheorien zu formulieren; er wusste sehr wohl, dass jede Epoche ihre eigenen Heilmittel für bestehende Schwierigkeiten entwickeln muss. Und lebte Jesus heute als Mensch auf Erden, wäre er für die Mehrheit guter Männer und Frauen eine große Enttäuschung aus dem einfachen Grunde, weil er in den heutigen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen nicht Partei ergriffe. Er bliebe in majestätischer Reserve und unterwiese uns darin, wie unser inneres geistiges Leben zu vervollkommnen ist, damit wir um ein Vielfaches kompetenter werden, die Lösung unserer rein menschlichen Probleme anzugehen.
Jesus lebte auf der Erde ein ideales Leben, und seine einzigartigen Lehren kann man nur verstehen, wenn man sich dieses Leben vor seinem unmittelbaren Hintergrund vorstellt. Sein Leben ist es, und nicht sein Unterricht für die Zwölf oder seine Predigten für die Menge, was am meisten helfen wird, den göttlichen Charakter und die liebende Persönlichkeit des Vaters zu offenbaren.
Jesus griff die Lehren der hebräischen Propheten oder der griechischen Moralisten nicht an. Der Meister erkannte das viele Gute an, das diese großen Lehrer vertreten hatten, aber er war zur Erde herabgekommen, um etwas Zusätzliches zu lehren: „die freiwillige Übereinstimmung des menschlichen Willens mit dem göttlichen Willen“.
Johannes gewann aus dem Unterricht dieses Tages vor allem das Eine, dass der Kern von Jesu Religion in der Aneignung eines mitfühlenden Charakters besteht, verbunden mit einer Persönlichkeit, deren Triebfeder die Ausführung des Willens des Vaters im Himmel ist.
Petrus erfasste die Idee, dass das Evangelium, das sie sehr bald verkündigen würden, wahrhaftig ein Neubeginn für die ganze menschliche Rasse war. Er teilte diesen Eindruck später Paulus mit, der daraus seine Lehre von Christus als „dem zweiten Adam“ ableitete.
Jakobus begriff die aufregende Wahrheit, dass Jesus wünschte, seine Kinder lebten auf Erden so, als wären sie bereits Bürger des vollkommenen himmlischen Königreichs.
Jesus wusste, dass die Menschen verschieden sind und dies lehrte er seine Apostel. Er ermahnte sie ständig, von dem Versuch abzulassen, die Jünger und Gläubigen nach einem starren Leitbild formen zu wollen. Er trachtete danach, jeder Seele zu erlauben, sich auf ihre eigene Weise zu entwickeln als ein sich vervollkommnendes und gesondertes Individuum vor Gott. In Beantwortung einer der vielen Fragen von Petrus sagte der Meister: „Ich will die Menschen frei machen, so dass sie wie kleine Kinder mit dem neuen und besseren Leben von vorn beginnen können.“ Jesus betonte immer, dass wahre Güte unbewusst sein muss und bei einem guten Werk die Linke nicht wissen darf, was die Rechte tut.
Den nächsten Sabbat widmete Jesus seinen Aposteln. Er kehrte mit ihnen auf jene Anhöhe zurück, wo er sie geweiht hatte; und dort, nach einer langen und wunderbar zu Herzen gehenden Botschaft der Ermutigung schritt er zur feierlichen Handlung der Konsekration der Zwölf. nd dies war die Konsekrationsweisung des Meisters: „Geht hinaus in alle Welt und predigt die frohe Botschaft vom Königreich. Befreit die geistig Gefangenen, tröstet die Bedrückten und steht den Betrübten bei. Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“
Am Abend nach der Konsekration sprach Jesus sehr ausführlich und versuchte den Zwölfen zu zeigen, was sie sein sollten, nicht was sie tun sollten. Sie kannten nur eine Religion, die das Tun bestimmter Dinge als Mittel auferlegte, um Rechtschaffenheit - Errettung - zu erlangen. Aber Jesus wiederholte ständig: „Im Königreich müsst ihr rechtschaffen sein, um die Arbeit zu tun.“ Unermüdlich erklärte der Meister seinen verwirrten Aposteln, dass die Errettung, die er der Welt zu bringen gekommen war, nur durch den Glauben, durch einfaches und aufrichtiges Vertrauen zu haben war.
Eine andere große Erschwernis bei der Aufgabe, die Zwölf zu unterweisen, war ihre Neigung, hochgeistige und idealistische Prinzipien religiöser Wahrheit zu nehmen und sie in konkrete Regeln persönlichen Verhaltens umzuwandeln. Jesus zeigte ihnen stets den schönen Geist der Seelenhaltung, aber sie bestanden darauf, solche Lehren in persönliche Verhaltensregeln zu übersetzen. Aber langsam nahmen sie seine Lehre auf, weil Jesus all das war, was er lehrte. Was sie seinem mündlichen Unterricht nicht entnehmen konnten, erlangten sie nach und nach durch ihr Zusammenleben mit ihm.
Es blieb den Aposteln verborgen, dass ihr Meister ein Leben geistiger Inspiration für jede Person jedes Zeitalters auf jeder Welt eines weit ausgedehnten Universums lebte. Ungeachtet dessen, was Jesus ihnen von Zeit zu Zeit sagte, erfassten die Apostel die Idee nicht, dass er zwar sein Werk auf dieser Welt, aber für alle anderen Welten seiner unermesslichen Schöpfung tat. Jesus lebte sein irdisches Leben auf der Erde nicht, um den Männern und Frauen dieser Welt ein persönliches Beispiel sterblichen Lebens zu geben, sondern vielmehr, um für alle sterblichen Wesen auf allen Welten ein hohes geistiges und inspirierendes Ideal zu schaffen.
Diese neue Religion Jesu war natürlich nicht ohne ihre praktischen Auswirkungen, aber was immer man an praktischen politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Werten in seiner Lehre finden kann, ist natürlicher Ausfluss dieser inneren Erfahrung der Seele, die aus echtem, persönlichem religiösem Erleben heraus im spontanen täglichen Dienen die Früchte des Geistes zeigt.
Johannes fragte Jesus: „Meister, was ist das Königreich des Himmels?“ Und Jesus antwortete: „Das Königreich des Himmels besteht aus diesen drei wesentlichen Dingen: Erstens, der Anerkennung der Tatsache der Souveränität Gottes; zweitens, dem Glauben an die Wahrheit, ein Sohn Gottes zu sein; und drittens: aus dem Vertrauen in die Wirksamkeit des allerhöchsten menschlichen Begehrens, den Willen Gottes zu tun - wie Gott zu sein. Und dies ist die gute Nachricht des Evangeliums: dass jeder Sterbliche durch den Glauben alle diese für die Errettung wesentlichen Dinge haben kann.“
Und nun war die Woche des Wartens vorüber, und sie machten sich bereit, am nächsten Morgen nach Jerusalem aufzubrechen.
In diesem ersten Jahr des öffentlichen Wirkens Jesu machten jene, die zuvor Johannes gefolgt waren und dessen Taufe erhalten hatten, über drei Viertel seiner Anhänger aus. Das ganze Jahr 27 n. Chr. wurde damit zugebracht, ruhig die Arbeit des Johannes in Peräa und Judäa zu übernehmen. Die Apostel erzielten großen Fortschritt bei der Unterweisung der Jünger des Johannes, weil sie dessen Predigt in keiner Weise herabsetzten und zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die neuen Jünger tauften. Aber es war für die Anhänger des Johannes immer ein Stein des Anstoßes, dass Jesus, wenn er tatsächlich all das war, was Johannes verkündet hatte, nichts tat, um jenen aus dem Gefängnis herauszuholen. Die Jünger des Johannes konnten nie begreifen, weshalb Jesus den grausamen Tod ihres geliebten Führers nicht verhindert hatte.
Es ist immer so, dass die sozialisierte Religion einer neuen Offenbarung den Preis des Kompromisses mit den feststehenden Formen und Gebräuchen der vorausgehenden Religion bezahlt, die sie zu retten versucht. Die Taufe war der Preis, den die Anhänger Jesu bezahlten, um die Anhänger Johannes‘ des Täufers als sozialisierte religiöse Gruppe an ihrer Seite zu behalten. Die Anhänger des Johannes gaben bei ihrem Anschluss an die Anhänger Jesu bis auf die Wassertaufe nahezu alles auf.
Am Abend, bevor sie Pella verließen, gab Jesus seinen Aposteln weitere Unterweisung zum neuen Königreich. Der Meister sprach: „Wenn ihr die Untertanen dieses Königreichs seid, dann werdet ihr in der Tat fähig sein, das Gesetz des Weltenlenkers zu vernehmen; aber wenn ihr euch gestützt auf das Evangelium vom Königreich, das zu verkündigen ich gekommen bin, kraft eures Glaubens als Söhne entdeckt, werdet ihr euch künftig nicht mehr als Geschöpfe betrachten, die den Gesetzen eines allmächtigen Königs unterworfen sind, sondern als privilegierte Söhne eines liebenden und göttlichen Vaters. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn der Wille des Vaters euer Gesetz ist, dann befindet ihr euch schwerlich im Königreich. Aber wenn des Vaters Wille wahrhaftig euer Wille wird, dann seid ihr in Wahrheit im Königreich, weil dieses dadurch zu einer festen Erfahrung in euch geworden ist. Wenn Gottes Wille euer Gesetz ist, seid ihr vornehme Sklaven-Untertanen; wenn ihr aber an dieses neue Evangelium göttlicher Sohnschaft glaubt, wird meines Vaters Wille zu eurem Willen, und ihr werdet erhoben zu der hohen Stellung freier Kinder Gottes, befreiter Söhne des Königreichs.“
Eine der wichtigsten aller abendlichen Zusammenkünfte in Amathus war jene, bei der die geistige Einheit besprochen wurde. Jakobus Zebedäus hatte gefragt: „Wie können wir lernen, gleiche Anschauungen zu haben und uns dadurch größerer Harmonie untereinander zu erfreuen?“ Als Jesus diese Frage hörte, wurde sein Geist sehr aufgewühlt, so sehr, dass er erwiderte: „Jakobus, Jakobus, wann habe ich euch gelehrt, ihr sollt alle gleich denken? Ich bin in die Welt gekommen, um die geistige Freiheit zu verkündigen, damit die Sterblichen die Möglichkeit erhalten, ihr individuelles Leben in Originalität und Freiheit vor Gott zu leben. Ich wünsche nicht, dass soziale Harmonie und brüderlicher Friede durch Opferung der freien Persönlichkeit und der geistigen Eigenart erkauft werden sollen. Was ich von euch, meine Apostel, verlange, ist Einheit im Geiste, und diese könnt ihr in der Freude eurer gemeinsamen Hingabe an den von ganzem Herzen ausgeführten Willen meines Vaters im Himmel erleben. Ihr braucht weder gleicher Anschauung zu sein, noch gleich zu fühlen oder gar gleich zu denken, um im Geiste gleich zu sein. Geistige Einheit entsteht aus dem Bewusstsein, dass jeder von euch vom Geist, der Gabe des himmlischen Vaters bewohnt und zunehmend beherrscht wird. Euer apostolisches Einvernehmen muss aus der Tatsache erwachsen, dass diese geistige Hoffnung eines jeden von euch nach Ursprung, Natur und Bestimmung identisch ist.”
„Eure geistige Einheit schließt zwei Dinge ein, die man im Leben der einzelnen Gläubigen immer in Harmonie antrifft: Erstens besitzt ihr einen gemeinsamen Beweggrund für den Dienst des Lebens; ihr alle wünscht vor allen Dingen, den Willen des Vaters im Himmel zu tun. Zweitens habt ihr alle ein gemeinsames Existenzziel; ihr beabsichtigt alle, den Vater im Himmel zu finden, um dadurch dem Universum zu bekunden, dass ihr ihm ähnlich geworden seid.“
Während der Schulung der Zwölf kam Jesus oft auf dieses Thema zurück. Zu wiederholten Malen sagte er ihnen, er wünsche nicht, dass die, die an ihn glauben, durch Dogmen und Normen gebunden würden entsprechend den religiösen Auslegungen selbst guter Menschen. Immer und immer wieder warnte er seine Apostel vor der Formulierung von Glaubenssätzen und der Schaffung von Traditionen als Mittel zur Führung und Kontrolle derer, die an das Evangelium vom Königreich glauben.
Jesus machte klar, dass er gekommen war, um mit den Menschen persönliche und ewige Beziehungen herzustellen, die für alle Zeiten Vorrang vor allen anderen menschlichen Beziehungen haben würden. Und er betonte, dass diese innige geistige Verbundenheit auf alle Menschen jeden Alters und jeder gesellschaftlichen Stellung in allen Völkern ausgeweitet werden solle. Die einzige Belohnung, die er seinen Kindern in Aussicht stellte, war: In dieser Welt - geistige Freude und göttliche Gemeinschaft; in der nächsten Welt - ewiges Leben im Fortschritt in den göttlichen Geistrealitäten des Paradies-Vaters.
Jesus verkündete, er sei gekommen, um als Lehrer, als ein vom Himmel gesandter Lehrer zu wirken, um dem materiellen Verstand geistige Wahrheit vor Augen zu führen. Und genau das tat er; er war ein Lehrer, kein Prediger. Aus menschlicher Sicht war Petrus ein weit wirkungsvollerer Prediger als Jesus. Jesu Predigten waren so wirkungsvoll wegen seiner einzigartigen Persönlichkeit, weniger wegen unwiderstehlicher rednerischer oder gefühlsmäßiger Anziehungskraft. Jesus sprach direkt zu den Seelen der Menschen. Er war ein Lehrer des menschlichen Geistes, aber durch den Verstand. Er lebte mit den Menschen.
Den April über arbeiteten Jesus und die Apostel in Jerusalem. Diesen ganzen Monat über lehrte Jesus oder einer der Apostel täglich im Tempel. Die zur Feier des Passahfestes herbeigeströmten Scharen hörten diese Lehren Jesu, und Hunderte freuten sich über die gute Nachricht. Aber die Obersten Priester und Führer der Juden wurden wegen Jesus und seinen Aposteln zunehmend beunruhigt und berieten untereinander, was mit ihnen geschehen solle.
In diesen Tagen sprach Jesus auch über den Charakter Gottes und beantwortete viele Fragen über den Vater im Himmel. Er zeigte die Entwicklung des Gottesbildes auf und sagte sinngemäß u.a. folgendes: „Und ferner mögt ihr euch daran erinnern, dass während der größeren geistigen Klarheit in den Tagen Jesajas diese zehn negativen Gebote wiederum in das große und bejahende Gesetz der Liebe umgeformt wurden, in die Aufforderung, Gott über alles zu lieben und euren Nächsten wie euch selber. Und auch ich erkläre euch, dass dieses allerhöchste Gebot der Liebe zu Gott und den Menschen die ganze Pflicht des Menschen darstellt.“
Eine der großen Predigten, die Jesus in dieser Passahwoche im Tempel hielt, war die Antwort auf eine Frage, die einer seiner Zuhörer, ein Mann aus Damaskus, an ihn richtete. Dieser Mann fragte Jesus: „Aber Rabbi, wie können wir mit Sicherheit wissen, dass du von Gott gesandt bist und dass wir tatsächlich in dieses Königreich eintreten können, von dem du und deine Jünger sagen, es sei ganz nah?“ Und Jesus gab zur Antwort:
„Was meine Botschaft und die Unterweisung meiner Jünger betrifft, so solltet ihr sie nach ihren Früchten beurteilen. Wenn wir euch die Wahrheiten des Geistes verkündigen, dann wird der Geist in euren Herzen bezeugen, dass unsere Botschaft echt ist. Was das Königreich und eure Gewissheit, vom himmlischen Vater angenommen zu sein, anbelangt, so lasst mich fragen: Welcher achtbare und gütige Vater unter euch ließe seinen Sohn in Hangen und Bangen über seine Stellung in der Familie oder seinen gesicherten Platz im liebenden Herzen seines Vaters? Macht ihr irdischen Väter euch etwa ein Vergnügen daraus, eure Kinder mit der Ungewissheit zu quälen, ob sie in euren menschlichen Herzen einen Platz bleibender Liebe haben? Ebenso wenig lässt euer Vater im Himmel seine gläubigen Kinder des Geistes in Zweifel und Ungewissheit über ihre Stellung im Königreich. Wenn ihr Gott als euren Vater empfangt, dann seid ihr in Tat und Wahrheit Söhne Gottes. Und als solchen Söhnen sind euch Stellung und Rang in allem sicher, was mit der ewigen und göttlichen Sohnschaft verbunden ist. Wenn ihr meine Worte glaubt, glaubt ihr zugleich an Ihn, der mich gesandt hat, und durch diesen Glauben an den Vater habt ihr euch auch euer himmlisches Heimatrecht gesichert. Wenn ihr den Willen des Vaters im Himmel tut, werdet ihr unfehlbar das ewige Leben der Entfaltung im göttlichen Königreich erlangen.”
„Der Höchste Geist wird mit eurem Geist bezeugen, dass ihr wahrhaft Gottes Kinder seid. Und wenn ihr Gottes Söhne seid, dann seid ihr aus dem Geiste Gottes geboren; und wer immer aus dem Geiste geboren ist, der hat in sich selber die Macht, mit jedem Zweifel fertig zu werden; das ist der Sieg, der alle Ungewissheit überwindet: eben euer Glaube.”
„Der Prophet Jesaja sagte, als er von der jetzigen Zeit sprach: ‚Wenn der Geist vom Himmel auf uns ausgegossen wird, dann wird das Werk der Rechtschaffenheit auf ewig Frieden, innere Ruhe und Gewissheit bewirken.‘ Und für alle, die wahrhaftig an dieses Evangelium glauben, werde ich zur Gewissheit für ihre Aufnahme in die ewige Barmherzigkeit und das immerwährende Leben in meines Vaters Königreich. Also seid ihr, die ihr diese Botschaft vernehmt und an dieses Evangelium des Königreichs glaubt, Söhne Gottes, und ihr habt das ewige Leben; und der Beweis vor aller Welt, dass ihr aus dem Geiste geboren seid, ist die Tatsache, dass ihr einander aufrichtig liebt.“
Eines Abends suchte ein gewisser Nikodemus, ein reicher, älterer Angehöriger des jüdischen Sanhedrins, Jesus im Hause des Flavius auf. Er hatte viel von den Lehren dieses Galiläers gehört, aber er wollte nicht öffentlich in irgendeinen Zusammenhang mit ihm gebracht werden. Folglich war Nikodemus mit Andreas übereingekommen, Jesus an eben diesem Abend privat und nach Einfall der Dunkelheit zu treffen.
Nachdem Flavius ihn vorgestellt hatte, sagte Nikodemus: „Rabbi, wir wissen, dass du ein von Gott gesandter Lehrer bist, denn kein Mensch könnte auf diese Weise lehren, wäre nicht Gott auf seiner Seite. Und ich bin begierig, mehr über deine Lehren vom kommenden Königreich zu erfahren.“
Jesus antwortete Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, Nikodemus, kein Mensch kann das Königreich Gottes sehen, es sei denn, er sei vom Himmel geboren.“ Da erwiderte Nikodemus: „Aber wie kann ein Mensch von neuem geboren werden, wenn er alt ist? Er kann nicht ein zweites Mal in seiner Mutter Leib eintreten, um wieder geboren zu werden.“
Jesus sagte: „Und doch erkläre ich dir, dass ein Mensch, außer er sei vom Geiste geboren, nicht ins Königreich Gottes eintreten kann. Was vom Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was vom Geist geboren ist, ist Geist. Aber du solltest dich nicht darüber wundern, dass ich sagte, ihr müsst vom Himmel geboren sein. Wenn der Wind weht, hörst du das Rascheln der Blätter, aber du siehst den Wind nicht - weder woher er kommt, noch wohin er geht - und dasselbe gilt für jeden aus dem Geiste Geborenen. Mit den leiblichen Augen kann man zwar die Manifestationen des Geistes erblicken, aber man kann den Geist nicht wirklich erkennen.“
Und Nikodemus sprach: „Aber wie kann ich nur erst diesen Geist erfassen, der mich neu schaffen soll als Vorbereitung auf den Eintritt ins Königreich?“ Jesus antwortete: „Schon wohnt der Geist des himmlischen Vaters in dir. Wenn du dich von diesem Geist aus dem Himmel führen lassen wolltest, würdest du sehr bald beginnen, mit den Augen des Geistes zu sehen. Wenn du dann von ganzem Herzen die Führung durch den Geist wähltest, würdest du aus dem Geiste geboren, da ja dein einziges Ziel im Leben wäre, den Willen deines Vaters im Himmel zu tun. Und solcherweise vom Geist geboren und glücklich im Königreich Gottes, würdest du beginnen, in deinem täglichen Leben die Früchte des Geistes in Fülle hervorzubringen.“
Nikodemus war tief beeindruckt, aber er ging verstört weg. Aber Nikodemus brachte genug Glauben auf, um vom Königreich Besitz zu ergreifen. Er erhob kraftlosen Protest, als seine Kollegen vom Sanhedrin versuchten, Jesus ohne Anhörung zu verurteilen; mit Joseph von Arimathäa bekannte er sich später kühn zu seinem Glauben und verlangte den Leichnam Jesu sogar, als die meisten Jünger furchtsam vom Ort der letzten Leiden und des Todes ihres Meisters geflohen waren.
Eines Abends erklärte Jesus seinen Jüngern, dass das Königreich des Himmels eine evolutionäre Erfahrung ist, die hier auf Erden beginnt und durch aufeinander folgende Lebensstationen bis ins Paradies fortschreitet. Im Laufe des Abends machte er die eindeutige Mitteilung, dass er in einem bestimmten zukünftigen Entwicklungsstadium des Königreichs in geistiger Macht und göttlicher Herrlichkeit diese Welt wiederum besuchen werde.
Danach erklärte er, dass die „Idee des Königreichs“ nicht die beste Art sei, um die Beziehung des Menschen zu Gott zu veranschaulichen; dass er diese Metapher nur deshalb gebrauche, weil die Juden das Königreich erwarteten und weil Johannes vom kommenden Königreich gepredigt hatte. Jesus sagte: „Die Menschen eines späteren Zeitalters werden das Evangelium des Königreichs besser verstehen, wenn es in Worten, die die Familienbeziehung zum Ausdruck bringen, dargeboten wird - wenn die Menschen die Religion als die Lehre von der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft der Menschen, der Sohnesbeziehung zu Gott, verstehen.“ Dann sprach der Meister recht ausführlich über die irdische Familie als einer Veranschaulichung der himmlischen Familie und formulierte erneut die zwei fundamentalen Lebensgesetze: das erste Gebot der Liebe zum Vater, dem Haupt der Familie, und das zweite Gebot gegenseitiger Liebe unter den Geschwistern: seinen Bruder wie sich selber zu lieben. Und dann erklärte er, dass eine brüderliche Liebe dieser Art sich unfehlbar als selbstloser und liebender Dienst an der Gemeinschaft kundtue.
Nach dem Besuch des Passahfestes in Jerusalem war unter den Pharisäern und Sadduzäern der Widerstand gegen Jesus so deutlich geworden, dass der Meister und seine Apostel sich entschieden, Jerusalem für eine Weile zu verlassen. Sie reisten nach Betlehem, Hebron, Samaria, zu den Hängen des Berges Gilboa und in die Dekapolis. In einer Predigt in Kapernaum bemühte sich Jesus, die Tatsache klarzumachen, dass die Religion eine persönliche Erfahrung ist. Unter anderem sagte der Meister:
„Ihr wisst es wohl: Ein liebevoller Vater liebt seine Familie als Ganzes. Aber er betrachtet sie in dieser Weise als Gruppe nur zufolge seiner starken Zuneigung für jedes einzelne Mitglied dieser Familie. Nähert euch dem Vater im Himmel nicht mehr als ein Kind Israels, sondern als ein Kind Gottes. Als Gruppe seid ihr allerdings die Kinder Israels, aber als Einzelmenschen ist jeder von euch ein Kind Gottes. Ich bin nicht gekommen, den Vater den Kindern Israels zu offenbaren, sondern vielmehr, um dieses Verständnis Gottes und die Offenbarung seiner Liebe und Barmherzigkeit jedem einzelnen Gläubigen als eine echte persönliche Erfahrung zu bringen. Die Propheten haben euch alle gelehrt, dass Jahve für sein Volk sorgt, dass Gott Israel liebt. Aber ich bin unter euch gekommen, um eine größere Wahrheit zu verkündigen, die manche der späteren Propheten ebenfalls erfasst haben, die Wahrheit, dass Gott euch - einen jeden von euch - als Einzelnen liebt. All diese Generationen hindurch habt ihr eine nationale oder Rassenreligion gehabt; jetzt bin ich gekommen, um euch eine persönliche Religion zu schenken.”
Danach legte der Meister dar, dass der Vater im Himmel will, dass seine Kinder auf Erden, wenn sie diese geistige Freiheit erkennen, mit dem ewigen Aufstieg der Paradies-Laufbahn beginnen. Diese besteht in der bewussten Antwort des Geschöpfs auf das göttliche Drängen des innewohnenden Geistes, den Schöpfer zu finden, Gott zu kennen und danach zu trachten, wie er zu werden.
Diese Predigt half den Aposteln sehr. Allen kam klarer zum Bewusstsein, dass das Evangelium des Königreichs eine Botschaft ist, die sich an den Einzelnen und nicht an die Nation richtet.
In diesen Tagen war die kleine jüdische Stadt Kapernaum gewissermaßen die wahre Hauptstadt des ganzen Lokaluniversums. Die Handvoll Juden in der Synagoge von Kapernaum waren nicht die einzigen Wesen, die die denkwürdige Schlusserklärung der Predigt Jesu hörten: „Hass ist der Schatten der Angst und Rache die Maske der Feigheit.“ Ebenso wenig konnten seine Zuhörer seine gesegneten Worte vergessen, die lauteten: „Der Mensch ist der Sohn Gottes und nicht ein Kind des Teufels.“
Jesus und seine Apostel verweilten noch am Abendtisch, als die Frau von Petrus kurz nach Sonnenuntergang im Vorhof Stimmen hörte. Sie eilte zur Tür und sah, wie sich eine große Zahl kranker Menschen versammelte, und dass auf der Straße von Kapernaum eine Menschenmenge herannahte, die aus den Händen Jesu Heilung empfangen wollte. Kaum hatte sie dies gesehen, eilte sie, ihrem Mann die Nachricht zu bringen, der sie Jesus mitteilte.
Der Anblick all dieser heimgesuchten Sterblichen rührte Jesu menschliches Herz ganz besonders und forderte das göttliche Erbarmen dieses gütigen Schöpfersohnes heraus. Indessen wusste Jesus sehr wohl, dass er nie eine andauernde geistige Bewegung auf der Grundlage rein materieller Wunder aufbauen könnte. Unbeirrbar hatte er sich an seine Richtlinie gehalten, auf die Zurschaustellung seiner Schöpfervorrechte zu verzichten. Seit Kana hatte nichts Übernatürliches oder Wunderbares seine Lehrtätigkeit begleitet; nun aber rührte diese leidende Menge sein mitfühlendes Herz und appellierte mächtig an seine verstehende Güte.
Das war einer jener Augenblicke in der irdischen Laufbahn Jesu, wo sich göttliche Weisheit und menschliches Mitleid im Urteil des Menschensohnes derart vermengten, dass er zur Anrufung des Willens seines Vaters Zuflucht nahm.
Als Petrus den Meister anflehte, den Hilfeschrei der Leute zu erhören, antwortete Jesus, wobei er auf die leidende Menge hinunterblickte: „Ich bin in die Welt gekommen, um den Vater zu offenbaren und sein Königreich zu errichten. Dafür habe ich mein Leben bis zu dieser Stunde gelebt. Sollte es also der Wille Dessen sein, der mich gesandt hat, und sollte es mit meiner Hingabe an die Verkündigung des Evangeliums des Königreichs nicht unvereinbar sein, wünschte ich, meine Kinder heil zu sehen - und -“, aber der Rest der Worte Jesu ging im Tumult unter.
Das riesige Gefolge himmlischen Persönlichkeiten, die Jesus stets begleiteten, stieg mitten unter diese zusammengewürfelte Menge leidender Sterblicher hinab und in einem einzigen Augenblick erlangten 683 Männer, Frauen und Kinder die volle Gesundheit, waren von allen ihren körperlichen Gebrechen und anderen physischen Störungen vollständig geheilt. Nie vor- oder nachher wurde man auf der Erde Zeuge eines solchen Geschehens. Was ein Schöpfersohn wünscht und sein Vater will, IST. Im ganzen späteren Erdenleben Jesu fand keine zweite derartige physische Massenheilung von Sterblichen statt.
Die Wunderheilungen, welche Jesu Erdensendung hie und da begleiteten, waren nicht Teil seines Plans der Verkündigung des Königreichs. Sie waren Begleiterscheinungen des Umstandes, auf der Erde ein göttliches Wesen mit nahezu unbegrenzten Schöpferprivilegien zu haben, in welchem sich göttliche Barmherzigkeit und menschliche Sympathie in nie da gewesener Weise verbanden. Aber solche sogenannten Wunder bereiteten Jesus manche Unannehmlichkeiten, denn sie sorgten für öffentliches Aufsehen, das Voreingenommenheit bewirkte, und trugen ihm einen Ruf ein, den er nicht suchte.
Am Abend, der auf diesen gewaltigen Heilungsausbruch folgte, strömte die jubelnde und glückliche Menge in das Haus des Zebedäus, und die überschwänglichen Gefühle der Apostel Jesu steigerten sich zu höchsten Höhen. Vom menschlichen Standpunkt aus war das wahrscheinlich der großartigste aller großen Tage ihres Zusammenseins mit Jesus. Nie zuvor oder danach stiegen ihre Hoffnungen zu solchen Höhen vertrauensvoller Erwartung an. Die Apostel waren buchstäblich trunken vor ekstatischem und verwirrtem Entzücken.
Jesus lehnte Glückwünsche und Bewunderung ab. Er sagte nur: „Freut euch nicht so sehr darüber, dass mein Vater die Macht hat, den Körper zu heilen, als vielmehr darüber, dass es in seiner Macht liegt, die Seele zu retten. Gehen wir nun zur Ruhe, denn morgen müssen wir uns um des Vaters Angelegenheiten kümmern.“
Das Jahr 28 n. Chr. begann mit der zwei Monate dauernden ersten öffentlichen Predigtrundreise durch Galiläa. Danach folgte ein Zwischenbesuch in Jerusalem. Danach unterhielten Jesus und seine Jünger für fünf Monate ein riesiges Lager am Seeufer nahe dem Haus des Zebedäus in Bethsaida. Jeden Vormittag trugen alle Apostel ihren Teil zum Unterricht der Evangelistengruppen bei, und Lehrer wie Schüler unterwiesen das Volk an den Nachmittagen. An fünf Abenden der Woche leiteten die Apostel nach dem Abendessen Fragestunden zur Förderung der Evangelisten. Einmal pro Woche hatte Jesus bei dieser Fragestunde den Vorsitz und beantwortete von vorausgegangenen Zusammenkünften aufgehobene Fragen. Alle Rassen und Nationen der römischen Welt und des Ostens bis hin nach Indien waren unter den Studenten dieser neuen Prophetenschule vertreten.
Die zweite öffentliche Predigtrundreise durch Galiläa fand in den letzten drei Monaten des Jahres 28 n. Chr. statt. An dieser Arbeit beteiligten sich Jesus und seine zwölf Apostel, unterstützt von dem frisch aufgestellten Korps der 117 Evangelisten sowie zahlreichen anderen Interessierten. Diese ganze zweite Predigtrundreise war vor allem das Bemühen, dem Korps der 117 frisch geschulten Evangelisten praktische Erfahrung zu verschaffen.
Der erstaunlichste und revolutionärste Aspekt Jesus war seine Haltung gegenüber den Frauen. In einer Zeit und Generation, da es sich für einen Mann nicht einmal schickte, in der Öffentlichkeit seine eigene Frau zu grüßen, hatte Jesus die Kühnheit, Frauen als Verkünderinnen des Evangeliums auf seine dritte Rundreise durch Galiläa mitzunehmen. Und er besaß den äußersten Mut, dies angesichts der rabbinischen Lehre zu tun, die erklärte, „dass die Worte des Gesetzes eher verbrannt als Frauen anvertraut werden sollten“.
Im Laufe von nur einer Generation entriss Jesus die Frauen der respektlosen Nichtbeachtung, der Versklavung und Schinderei ganzer Zeitalter. Und es bleibt eine beschämende Tatsache, dass die Religion, die sich anmaßend nach Jesus benannte, nicht den sittlichen Mut aufbrachte, in ihrer späteren Haltung gegenüber den Frauen seinem edlen Beispiel zu folgen.
Das Jahr 29 n. Chr. begann mit der dritten Predigtrundreise durch Galiläa. Diese dritte Mission dauerte sieben Wochen.
Von allen wagemutigen Handlungen der irdischen Laufbahn Jesu war seine plötzliche Ankündigung am Abend des 16. Januars 29 die erstaunlichste: „Morgen werden wir zehn Frauen für den Dienst am Königreich wählen.“ Alle diese Frauen hatten bei der Ausbildung der jungen Evangelisten zugehört, aber keiner von ihnen noch einem ihrer Lehrer wäre es in den Sinn gekommen, dass Jesus es wagen würde, Frauen mit dem Lehren des Evangeliums vom Königreich und mit dem Dienst an den Kranken zu betrauen. Dieses Evangelistenkorps der Frauen bestand aus den zehn folgenden von Jesus ausgewählten und beauftragten Frauen: Susanna, die Tochter des früheren Chazans der Synagoge von Nazareth; Johanna, die Frau des Chuza, des Haushofmeisters von Herodes Antipas; Elisabeth, die Tochter eines reichen Juden aus Tiberias und Sepphoris; Martha, die ältere Schwester von Andreas und Petrus; Rachel, die Schwägerin Judes, des leiblichen Bruders des Meisters; Nasanta, die Tochter Elmans, des syrischen Arztes; Milcha, eine Kusine des Apostels Thomas; Ruth, die älteste Tochter von Matthäus Levi; Celta, die Tochter eines römischen Zenturios; und Agaman, eine Witwe aus Damaskus. Später fügte Jesus dieser Gruppe noch zwei weitere Frauen hinzu: Maria Magdalena und Rebekka, die Tochter Josephs von Arimathia.
Jesus ermächtigte diese Frauen, ihre Organisation selber in die Hand zu nehmen, und wies Judas an, Geld für ihre Ausrüstung und Tragtiere bereitzustellen. Die Zehn wählten Susanna zu ihrem Oberhaupt und Johanna zur Schatzmeisterin. Von da an beschafften sie sich ihre Geldmittel selber und wandten sich nie wieder um Unterstützung an Judas.
In jenen Tagen, da den Frauen sogar der Zutritt zum ebenerdigen Hauptraum der Synagoge verwehrt war (und sie auf die Frauengalerie beschränkt waren), boten sie als anerkannte und beglaubigte Lehrerinnen des neuen Evangeliums vom Königreich einen äußerst erstaunlichen Anblick. Der Auftrag, den Jesus diesen Frauen gab, als er sie zu Lehrerinnen des Evangeliums und Seelsorgerinnen auswählte, war die Emanzipationserklärung, die alle Frauen für alle Zeiten befreite; der Mann sollte nicht länger auf die Frau als eine ihm geistig Unterlegene herabschauen. Dies war selbst für die zwölf Apostel ein entschiedener Schock. Obwohl sie den Meister viele Male hatten sagen hören, es gebe „im Königreich des Himmels weder Reiche noch Arme, weder Freie noch Unfreie, weder Mann noch Frau, und alle seien gleichermaßen Söhne und Töchter Gottes“, waren sie buchstäblich wie betäubt, als er in aller Form ankündigte, diese zehn Frauen offiziell als Religionslehrerinnen zu bevollmächtigen und ihnen sogar zu erlauben, mit ihnen zusammen zu reisen. Das ganze Land erregte sich ob dieser Maßnahme, und die Feinde Jesu schlugen aus diesem Schritt großes Kapital; aber überall stellten sich die Frauen, die an die gute Nachricht glaubten, fest hinter ihre auserwählten Schwestern und stimmten dieser späten Anerkennung der Stellung der Frau in der religiösen Arbeit entschieden zu. Und die Apostel arbeiteten unmittelbar nach des Meisters Weggang weiter an dieser Befreiung der Frauen, die diesen die schuldige Anerkennung gab, wenn auch spätere Generationen wieder in die alten Gewohnheiten zurückfielen. In den frühen Tagen der christlichen Kirche wurden die Lehrerinnen und Seelsorgerinnen Diakoninnen genannt und erfreuten sich allgemeiner Anerkennung. Aber obgleich Paulus dies alles theoretisch gelten ließ, machte er es sich in seinem Verhalten nie wirklich zu Eigen, und er hatte mit der praktischen Anwendung persönliche Schwierigkeiten.
Das Wirken der zehn Frauen (nachher bekannt als die zwölf Frauen) in Magdala hatte zur Folge, dass Maria Magdalena für das Königreich gewonnen wurde. Durch eine Kette von Missgeschicken und infolge der Haltung der ehrbaren Gesellschaft gegenüber Frauen, welche zu solchen Trugschlüssen gelangen, hatte sich diese Frau in einem der berüchtigten Häuser von Magdala wiedergefunden. Martha und Rachel waren es, die Maria klar machten, dass die Tore des Königreichs auch einer wie ihr offen standen. Maria glaubte an die gute Nachricht und wurde am nächsten Tag von Petrus getauft.
Innerhalb der Gruppe der zwölf Evangelistinnen wurde Maria Magdalena die erfolgreichste Lehrerin des Evangeliums. Etwa vier Wochen nach ihrer Bekehrung wurde sie zusammen mit Rebekka in Jotapata zu diesem Dienst berufen. Zusammen mit den übrigen Mitgliedern der Gruppe arbeiteten Maria und Rebekka fortan während des restlichen irdischen Daseins Jesu treu und wirkungsvoll an der Erleuchtung und Aufrichtung ihrer unterdrückten Schwestern; und als sich der letzte und tragische Akt in Jesu Lebensdrama abspielte und alle Apostel bis auf einen flüchteten, waren alle diese Frauen anwesend, und keine einzige verleugnete oder verriet ihn.
Maria Magdalena
Das Ego neigt dazu, Maria Magdalena entweder als Sünderin zu verurteilen oder ihre Bedeutung auf eine besondere Beziehung als Geliebte Jesus zu reduzieren. Beides hat nichts mit der wahren Bedeutung von Maria Magdalena und nichts mit der Botschaft von Jesus zu tun. Die Reduktion auf die Geliebte Jesus schmälert auch die Bedeutung des Auftrags Jesus selbst. Jesus sagte schon vor 2000 Jahren: „Wenn ihr eure Nächsten liebt, wie ich euch geliebt habe, werden alle Menschen wissen, dass ihr meine Jünger seid.“ Die Frage, wie genau die persönliche Beziehung von Jesus und Maria Magdalena war, ist grundsätzlich die falsche Frage. Die gesamte Geschichte ist eine Illusion; es ist nicht möglich, irgendeine Art von Wahrheit in der Illusion zu finden. Deshalb ist es nicht hilfreich, zu analysieren und zu diskutieren, was damals vor zweitausend Jahren auf der Ebene der Form, also in der Illusion, genau geschah. Das Einzige von Bedeutung, ist die Botschaft Jesu, und auch dabei geht es nicht um bestimmte Worte, sondern um den Geist der Botschaft. Der Wert einer Geschichte hängt immer vom Zweck ab, dem sie dient. Ist sie hilfreich am Erlösungsweg oder nicht - das ist die entscheidende Frage. Unter diesem Gesichtspunkt sind alle Geschichten in diesem Abschnitt über die Evolution der Religion zu betrachten, auch jene über das Leben Jesus.
Das zentrale Thema von Ein Kurs in Wundern ist die heilige Beziehung, und Jesus erklärt in vielen Kapiteln sehr deutlich den Unterschied zur besonderen Beziehung, d.h. zur Vorstellung des Egos von Beziehung. Der zentrale Lehrinhalt des Kurses ist die Entwicklung von der besonderen Beziehung zu einzelnen Menschen zur heiligen Beziehung zu allen Brüdern und Schwestern. Wenn wir uns also auf Jesus Beziehung zu Maria Magdalena konzentrieren, haben wir die zentrale Botschaft Jesus nicht verstanden.
Auch die Geschichte von einem gemeinsamen Kind ist vom Ego erfunden worden. Es war Jesus klarer Auftrag, dass zum Zeitpunkt seines Weggangs auf dem Planeten nichts zurückbleibt, was zu Götzendienst führen könnte. Jesus ist Maria erst sehr spät begegnet und innerhalb der Gruppe der zwölf Evangelistinnen wurde Maria Magdalena die erfolgreichste Lehrerin des Evangeliums. Allein schon deswegen haben Maria und Jesus wenig Zeit gemeinsam verbracht. Doch wenn, so konnten sie miteinander auch Spass haben, aber letzten Endes wussten sie beide genau, wer der andere wirklich war. Sie erkannten sich, das heißt, sie erkannten sich SELBST im anderen, sie erkannten die Einheit des GEISTES.
Während der Kreuzigung Jesu stand Maria Magdalena immer in der Nähe des Kreuzes. Als der Meister seinen letzten Atemzug am Kreuz tat, befanden sich am Fuße seines Kreuzes Johannes Zebedäus, sein Bruder Jude, seine Schwester Ruth, Maria Magdalena und Rebekka.
Es gab einen Moment, in dem Jesus am Kreuz hing, ihm das Blut hinunterlief und er liebevoll Maria ansah und sie ihn. Als ihre Blicke sich trafen, erschien auf ihren beiden Gesichtern ein sanftes Lächeln. Sie wussten, dass er den Tod überwunden hatte. In seinem Geist wusste er, dass er kein Körper war. Was er war, konnte von der Welt nicht getötet werden. Es konnte von der Welt noch nicht einmal verletzt werden! Der reine Geist, der wirklich und nicht anders als GOTT war, würde ewig weiterleben. Das ist die Botschaft der Kreuzigung, oder, wie Jesus im Kurs sagt: "Lehre nur Liebe, weil du nur Liebe bist. Wenn du die Kreuzigung auf irgendeine andere Weise deutest, benutzt du sie als Angriffswaffe statt als Friedensaufruf, als der sie gedacht war."
Maria Magdalena war es die als erste das leere Grab Jesus betrat und feststellte, dass Jesu Leichnam verschwunden war und an seiner Stelle nur die Grabtücher lagen. Maria war auch unter jenen Frauen die dem auferstandenen Jesus als erste begegneten. Maria wurde mit ihrem Namen angesprochen und erkannte die Stimme von Jesus. Als Maria seine Füße umarmen wollte, sagte Jesus: „Berühre mich nicht, Maria, denn ich bin nicht so, wie du mich als Mensch gekannt hast. Ich werde eine Zeit lang in dieser Gestalt bei euch verweilen, bevor ich zum Vater aufsteige. Aber geht nun alle und sagt meinen Aposteln - und Petrus - dass ich auferstanden bin und dass ihr mit mir gesprochen habt.“
Die Jünger waren aus vielen Gründen auf Maria Magdalena eifersüchtig. Zunächst einmal hat Jesus sie öffentlich geküsst, und das hat vielen Aposteln nicht gefallen. Solche Sachen waren damals nicht sehr verbreitet. Außerdem war sie eine großartige Lehrerin. Im Evangelium der Maria Magdalena, welches zu den Apokryphen des Neuen Testaments gehört, kommt die Eifersucht mancher Jünger, insbesondere jene Petrus deutlich zum Ausdruck. Petrus befragte Maria nach dem Retter „Sprach Er wirklich ohne unser Wissen mit einer Frau und das nicht öffentlich? Sollen wir uns ihr nun zuwenden und ihr künftig zuhören? Hat er sie uns vorgezogen?“ Dann weinte Maria und sagte zu Petrus: „Mein Bruder Petrus, was denkst du denn? Denkst du, dass ich mir all dies in meinem Herzen ausgedacht habe oder dass ich über unseren Retter Lügen erzähle?“ Levi (Matthäus) antwortete und sagte zu Petrus: „Petrus, du warst schon immer temperamentvoll. Nun sehe ich, wie du dich gegen diese Frau aufbäumst als wäre sie dein Gegner. Denn wenn der Retter sie als wertvoll erachtete, wieso möchtest du sie dann ablehnen? Der Retter kennt sie sicherlich sehr gut. Das ist der Grund, wieso er sie mehr liebte als uns. Wir sollten uns besser schämen und lieber dafür sorgen, den perfekten Menschen in uns und für uns zu leben, so wie Er es uns aufgetragen hat. Lasst uns das Evangelium predigen und nicht Gesetze aufstellen, die jenseits dessen stehen, die uns der Retter mitgeteilt hat.“
Über das weitere Schicksal der Maria Magdalena fehlen biblische Hinweise, aber es ist davon auszugehen, dass sie Palästina verließ. Nach einer alten französischen Legende kam Maria Magdalena über Saintes-Maries-de-la-Mer ins Land und missionierte die Provence. Die letzten 30 Jahre ihres Lebens soll sie als Einsiedlerin in der Höhle La Sainte-Baume verbracht haben, nach der das Gebirge benannt ist. Die Höhle ist seit dem Mittelalter ein bedeutender Wallfahrtsort.
Maria Magdalena verkündet als erste den Osterglauben, der eine zentrale Botschaft des christlichen Glaubens darstellt. Deshalb wurde sie vom Kirchenlehrer Augustinus ‚Apostolin der Apostel‘ genannt. Papst Franziskus hat den Gedenktag von Maria Magdalena, den 22. Juli, am 7. Juni 2016 durch ein Dekret zu einem Festtag erhoben. Damit wird sie von der katholischen Kirche nun auch offiziell auf die gleiche Stufe wie die Apostel gestellt.
Nach dem Halt in Magdala hielt Jesus in Tiberias vor der apostolischen Gemeinschaft, bestehend aus Frauen und Männern, einen denkwürdigen Vortrag über „Magie und Aberglauben“. Die damaligen Erklärungen Jesu in moderner Ausdrucksweise lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
1. Der Lauf der Gestirne am Himmel hat überhaupt nichts mit den Ereignissen des menschlichen Lebens auf der Erde zu tun. Die Astronomie ist ein adäquates wissenschaftliches Studium, aber die Astrologie stellt eine Masse von abergläubischen Irrtümern dar, die im Evangelium vom Königreich keinen Platz hat.
2. Die Untersuchung der inneren Organe eines frisch getöteten Tieres kann nichts über das Wetter, zukünftige Ereignisse oder den Ausgang menschlicher Angelegenheiten aussagen.
3. Die Geister der Verstorbenen kehren nicht zurück, um mit ihren Familien oder einstigen Freunden unter den Lebenden in Kontakt zu treten.
4. Talismane und Reliquien sind außerstande, Krankheiten zu heilen, Unglück abzuwenden oder böse Geister zu beeinflussen. Der Glaube, solche materiellen Mittel vermöchten die geistige Welt zu beeinflussen, ist nichts als grober Aberglaube.
5. Das Auslosen mag auf bequeme Weise viele kleinere Schwierigkeiten regeln, ist aber keine geeignete Methode, um den göttlichen Willen in Erfahrung zu bringen. Die einzige Möglichkeit zur Kommunikation mit der geistigen Welt besteht in der geistigen Begabung der Menschheit, dem uns innewohnenden Geist des Vaters, zusammen mit dem ausgegossenen Geist des Sohnes und der allgegenwärtigen Einwirkung des Unendlichen Geistes.
6. Wahrsagerei, Zauberei und Hexenkünste sowie die Täuschungen der Magie sind Aberglaube unwissender Gemüter. Der Glaube an magische Zahlen, Vorzeichen des Glücks und Vorboten von Unglück sind reiner Aberglaube, der jeder Grundlage entbehrt.
7. Die Traumdeuterei ist weitgehend ein abergläubisches, unbegründetes System unwissender und phantastischer Spekulation. Das Evangelium vom Königreich darf mit den wahrsagenden Priestern der primitiven Religionen nichts gemein haben.
8. Gute oder böse Geister können nicht in materiellen Symbolen aus Lehm, Holz oder Metall wohnen; Götzenbilder sind weiter nichts als das Material, aus dem sie angefertigt sind.
9. Die Praktiken der Zauberer, Hexenmeister, Magier und Schwarzkünstler hatten ihren Ursprung im Aberglauben der Ägypter, Assyrer, Babylonier und frühen Kanaaniter. Amulette und alle möglichen Formen der Beschwörung sind zwecklos, um den Schutz guter Geister zu erlangen oder vermeintliche böse Geister zu vertreiben.
10. Jesus entlarvte und verurteilte ihren Glauben an Zauberformeln, schwere Prüfungen, Verhexung, Flüche, Zeichen, Alraune, Schnüre mit Knoten und alle anderen Formen unwissenden und versklavenden Aberglaubens.
In Shunem unterwies Jesus eines Tages eine Gruppe von zwölf jüngeren Evangelisten, die unter der Leitung des Jakobus arbeiteten, sowie die zwölf Frauen. Seine letzte Erklärung an diesem Abend zusammenfassend, sagte Jesus: „Ihr könnt weder die Errettung kaufen, noch die Rechtschaffenheit verdienen. Die Errettung ist eine Gabe Gottes, und die Rechtschaffenheit ist das natürliche Ergebnis des aus dem Geiste geborenen Lebens eines Sohnes im Königreich. Ihr werdet nicht gerettet, weil ihr ein rechtschaffenes Leben führt; vielmehr führt ihr ein rechtschaffenes Leben, weil ihr schon gerettet seid und die Sohnschaft als eine Gabe Gottes und den Dienst am Königreich als höchstes Entzücken des Lebens auf der Erde erkannt habt. Wenn die Menschen an dieses Evangelium glauben, das eine Offenbarung der Güte Gottes ist, werden sie von selber dazu gelangen, all ihre bewussten Sünden zu bereuen. Die Verwirklichung der Sohnschaft ist mit dem Wunsch zu sündigen unvereinbar. Wer an das Königreich glaubt, hungert nach Rechtschaffenheit und dürstet nach göttlicher Vollkommenheit.“
Im März 29 n. Chr. wandte Jesus zum ersten Mal die Gleichnismethode an, um die Menge zu unterrichten, die sich so oft um ihn versammelte. Jesus begann mit dem Gleichnis vom Sämann, einem der ersten in einer langen Reihe solcher Gleichnisse, durch die er die ihm folgende Menge unterwies. Am Abend sagte Matthäus im Garten des Zebedäus zu Jesus: „Meister, was bedeuten die dunklen Worte, die du an die Menge richtest? Warum sprichst du in Gleichnissen zu denen, die die Wahrheit suchen?“ Und Jesus antwortete:
„Mit Geduld habe ich euch all die Zeit unterwiesen. Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Königreichs des Himmels zu kennen, aber der urteilslosen Menge und jenen, die nach unserer Vernichtung trachten, werden die Geheimnisse des Königreichs fortan in Gleichnissen dargeboten. Und das tun wir, damit diejenigen, die wirklich ins Königreich eintreten wollen, die Bedeutung der Unterweisung erfassen und dadurch das Heil finden, während jene, die nur zuhören, um uns eine Falle zu stellen, umso verwirrter werden, da sie sehen werden, ohne zu sehen, und hören, ohne zu hören. Meine Kinder, erkennt ihr nicht das geistige Gesetz, welches bestimmt, dass dem, der hat, gegeben wird, auf dass er reichlich habe, aber dem, der nicht hat, sogar das, was er hat, weggenommen wird? Deshalb werde ich von jetzt an zum Volk viel in Gleichnissen reden, damit unsere Freunde und alle, die die Wahrheit zu kennen begehren, das finden können, was sie suchen, während unsere Feinde und diejenigen, die die Wahrheit nicht lieben, hören werden, ohne zu verstehen. Viele dieser Leute schreiten nicht auf dem Pfad der Wahrheit. Der Prophet hat in der Tat all diese unkritischen Seelen beschrieben, als er sagte: ‚Denn das Herz dieser Leute hat sich verhärtet, und sie sind schwerhörig geworden, und sie haben ihre Augen geschlossen, um nur ja nicht die Wahrheit zu erkennen und in ihren Herzen zu verstehen.‘“
Eine Zusammenfassung über die Funktionsweise von Gleichnissen in heutiger Ausdrucksweise, wie sie Jesus damals seinen Jüngern lehrte, findet sich im Abschnitt “Filme” auf dieser Website.
Auf der Fahrt über den See am Weg nach Kheresa am östlichen Seeufer wurden Jesus und seine Jünger von einem jener heftigen und plötzlichen Stürme überrascht, die besonders in dieser Jahreszeit für das Galiläische Meer charakteristisch sind. Der Wind blies so heftig, dass die Wellen begannen, über dem Boot zusammenzuschlagen. Bevor die Apostel das Segel einrollen konnten, hatte ein Windstoß es weggerissen, und, nun ausschließlich auf ihre Ruder angewiesen, bewegten sie sich nur mühsam auf das knapp drei Kilometer entfernte Ufer zu. Unterdessen lag Jesus schlafend im Schiffsheck unter einem kleinen schützenden Aufbau. Petrus stürzte zu Jesus hinüber, schüttelte ihn heftig, um ihn aufzuwecken, und als er wach war, sagte er zu ihm: „Meister, weißt du nicht, dass wir in einem gewaltigen Sturm sind? Wenn du uns nicht rettest, werden wir alle umkommen.“ Als Jesus in den Regen hinaustrat, schaute er zuerst Petrus an, spähte dann in der Dunkelheit nach den kämpfenden Ruderern, blickte wiederum auf Simon Petrus, der in der Aufregung noch nicht an sein Ruder zurückgekehrt war, und sprach: „Warum seid ihr alle so angsterfüllt? Wo ist euer Glaube? Friede, seid ruhig.“ Kaum hatte Jesus diesen Vorwurf an Petrus und die anderen Apostel gerichtet, kaum hatte er Petrus aufgefordert, Frieden zu suchen, um seine verängstigte Seele zu beruhigen, als die gestörte Atmosphäre ihr Gleichgewicht wiederfand und sich eine tiefe Ruhe einstellte. Jesus setzte den Zwölfen klar auseinander, dass er zu ihren beunruhigten Seelen gesprochen und sich an ihre angstgeschüttelten Gemüter gerichtet habe, dass er den Elementen nicht befohlen habe, seinem Wort zu gehorchen; aber all das war vergeblich. Es fiel den damaligen Menschen besonders leicht, an Naturwunder zu glauben. Von diesem Tag an hielten sie an der Ansicht fest, der Meister habe absolute Gewalt über die Naturelemente.
In jenen Tagen kam es auch zur Heilung der Frau, welche unter einer quälenden Blutung litt und die daher danach trachtete den Saum Jesus Gewandes zu berühren, um geheilt zu werden. Als Jesus das bemerkte, nahm er die Frau bei der Hand, hob sie auf und sagte: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich geheilt; geh hin in Frieden.“ Es war ihr Glaube, und nicht ihre Berührung, der sie geheilt hatte. Und dieser Fall ist ein gutes Beispiel für viele vermeintliche Wunderheilungen, die Jesu irdischen Lebensweg begleiteten, von ihm aber in keiner Weise bewusst gewollt wurden.
Niemals ist es vor Jesu Anwesenheit auf Erden noch seither möglich gewesen, dass der starke und lebendige Glaube von sterblichen Männern und Frauen so unmittelbare und anschauliche Resultate erwirkte. Wenn der Meister auch heute als materielles Wesen abwesend ist, so ist er doch als geistiger Einfluss in den Herzen der Menschen gegenwärtig. Indem er von der Welt schied, ermöglichte Jesus es seinem Geist, neben demjenigen seines Vaters zu leben, der dem Verstand aller Menschen innewohnt.
Ende März ereignete sich die berühmt gewordene Speisung der Fünftausend. Es waren ungefähr fünftausend Männer, Frauen und Kinder in der Parklandschaft südlich von Bethsaida-Julias versammelt, um Jesus zu sehen und zu hören. Sie waren nun schon drei Tage bei Jesus und seinen Jüngern, und viele von ihnen waren hungrig, aber sie hatten nichts zu essen. DIe Jünger hatten nur noch fünf Laibe Gerstenbrot und zwei getrocknete Fische.
Jesus nahm die Brotlaibe in die Hände, dankte, brach das Brot und gab es seinen Aposteln, die es an ihre Gefährten weiterreichten, welche es ihrerseits der Menge brachten. In derselben Weise brach und verteilte Jesus die Fische. Und die Menge aß und wurde satt. Und nachdem sie fertig gegessen hatten, sagte Jesus zu den Jüngern: „Sammelt die übriggebliebenen Stücke ein, damit nichts verloren geht.“ Und als sie mit dem Einsammeln der Reste fertig waren, hatten sie zwölf gefüllte Körbe. Es waren etwa fünftausend Männer, Frauen und Kinder, die an diesem außerordentlichen Festmahl teilgenommen hatten.
Und dies ist das erste und einzige Naturwunder, das Jesus als Resultat bewusster Vorausplanung vollbrachte. Es ist wahr, dass seine Jünger dazu neigten, viele Dinge Wunder zu nennen, die keine waren, aber dieses war ein echtes übernatürliches Werk.
Die Speisung der Fünftausend durch übernatürliche Energie war ein weiterer Fall, wo menschliches Erbarmen verbunden mit Schöpferkraft sich in einem entsprechenden Ereignis ausdrückte. Nun, da sich die Menge satt gegessen hatte und Jesu Ruhm hier und jetzt durch dieses erstaunliche Wunder noch vermehrt worden war, bedurfte der Plan, sich des Meisters zu bemächtigen und ihn zum König auszurufen, keiner weiteren persönlichen Lenkung. Die Idee schien sich in der Menge wie eine ansteckende Krankheit auszubreiten. Die Reaktion der Menge auf diese plötzliche und Aufsehen erregende Befriedigung ihrer physischen Bedürfnisse war tief und überwältigend. Seit langem war den Juden gelehrt worden, dass der Messias, der Sohn Davids, bei seinem Kommen im Lande wieder Milch und Honig fließen lassen würde, und dass ihnen das Brot des Lebens in der Weise des Himmelsmannas geschenkt werden würde, das angeblich in der Wüste auf ihre Vorväter herabgeregnet war. Und erfüllte sich diese ganze Erwartung nicht gerade jetzt vor ihren Augen? Als diese hungrige, unterernährte Menschenmenge aufgehört hatte, sich an der Wundernahrung satt zu essen, gab es nur eine einzige einmütige Reaktion: „Dies ist unser König.“ Der wunderwirkende Befreier Israels war gekommen. In den Augen dieser einfachen Gemüter schloss die Macht zu ernähren auch das Recht zu herrschen ein. Kein Wunder also, dass sich die Menge, als sie mit Essen fertig war, wie ein Mann erhob und schrie: „Macht ihn zum König!“
Dieser mächtige Ruf begeisterte Petrus und jene Apostel, die immer noch die Hoffnung hegten, Jesus werde seinen Herrschaftsanspruch geltend machen. Aber diese falschen Hoffnungen sollten nicht lange leben. Der mächtige Ruf der Menge hatte kaum aufgehört, von den nahen Felsen zu widerzuhallen, als Jesus einen großen Stein bestieg, mit seiner erhobenen Rechten Aufmerksamkeit gebot und sprach: „Meine Kinder, ihr meint es gut, aber ihr seid kurzsichtig und auf Materielles eingestellt. Ihr wollt mich zum König machen, aber nicht etwa, weil eine große Wahrheit eure Seelen erleuchtet hat, sondern weil eure Mägen mit Brot gefüllt worden sind. Wie oft habe ich euch gesagt, dass mein Königreich nicht von dieser Welt ist? Das Königreich des Himmels, das wir verkündigen, ist eine geistige Bruderschaft, und kein Mensch regiert es, der auf einem materiellen Thron sitzt. Mein Vater im Himmel ist der allweise und allmächtige Herrscher über diese geistige Bruderschaft der Söhne Gottes auf Erden. Ist es mir so sehr misslungen, euch den Vater allen Geistes zu offenbaren, dass ihr aus seinem Sohn im Fleische einen König machen möchtet? Geht nun alle von hier nach Hause. Wenn ihr einen König haben müsst, dann errichte jeder von euch in seinem Herzen dem Vater des Lichts als dem geistigen Herrscher aller Dinge einen Thron.“
Diese Worte Jesu schickten die verstörte und entmutigte Menge weg. Viele, die an ihn geglaubt hatten, kehrten um und folgten ihm von diesem Tag an nicht mehr. Die Apostel waren sprachlos; sie standen schweigend um die zwölf mit Essensresten gefüllten Körbe herum. Bevor Jesus sich entfernte, um in den Bergen allein zu sein, wandte er sich an Andreas mit den Worten: „Führe deine Brüder zurück in das Haus des Zebedäus und bete mit ihnen, insbesondere für deinen Bruder, Simon Petrus.“
Die Apostel, von ihrem Meister fortgeschickt, bestiegen ohne ihn das Boot und begannen schweigend, nach Bethsaida am westlichen Seeufer hinüberzurudern. Keiner von den Zwölfen war so zerschmettert und niedergeschlagen wie Simon Petrus. Nach stundenlangem, hartem Rudern in der Dunkelheit wurde Petrus müde und fiel in einen tiefen Erschöpfungsschlaf. Während die anderen Apostel gegen den Wind und die Wellen kämpften, hatte Petrus einen Traum; in einer Vision sah er Jesus auf dem See wandelnd auf sie zukommen. In Verbindung mit seinem Traumes erhob sich Petrus von dem Sitz, auf dem er schlief, und schritt tatsächlich über Bord ins Wasser. Und er erwachte aus seinem Traum, als Andreas, Jakobus und Johannes sich zu ihm hinabbeugten und ihn aus dem Wasser zogen.
Für Petrus war dieses Erlebnis stets Wirklichkeit. Er glaubte aufrichtig daran, dass Jesus in jener Nacht zu ihnen gekommen war. Er überzeugte Johannes Markus nur halbwegs, was erklärt, weshalb Markus in seiner Erzählung einen Teil der Geschichte ausließ. Lukas, der Arzt, der diesen Dingen sorgfältig nachging, kam zu dem Schluss, dass die Episode eine Vision des Petrus war und lehnte es deshalb ab, der Geschichte bei der Abfassung seines Berichtes einen Platz einzuräumen.
Johannes Markus
Da Johannes einer der häufigsten Namen der damaligen Zeit war, ist die Erwähnung eines Johannes immer sehr verwirrend. Johannes Markus ist der Evangelist Markus und ist nicht mit dem Apostel Johannes identisch!
Die vier Evangelien
Alle Schriften des Neuen Testaments wurden ursprünglich auf Griechisch abgefasst. Diese Sprache war in der antiken Welt so weit verbreitet wie Englisch in unserer Zeit. So konnte sich die Frohe Botschaft im gesamten Mittelmeerraum ausbreiten.
Die Verfasser der vier Evangelien werden im Bibeltext nicht namentlich genannt. Sie treten ganz hinter der Botschaft zurück, die sie verkünden. Die Überschriften der Evangelien stammen aus der Zeit zwischen 100 und 200 n. Chr. Man ging damals davon aus, dass Jünger von Jesus oder deren Mitarbeiter die Evangelien geschrieben haben.
Alle Evangelien wurden im Laufe der Zeit beträchtlich abgeändert. Ihre Entstehung verdanken sie den folgenden Umständen:
1. Das Markusevangelium. Johannes Markus schrieb (die Aufzeichnungen des Andreas ausgenommen) den frühesten, kürzesten und einfachsten Bericht über Jesu Leben. Obwohl Markus als Knabe selber Zeuge mancher von ihm beschriebener Szenen war, ist sein Bericht in Wahrheit das Evangelium des Simon Petrus. Er war ein früher Mitarbeiter des Petrus, später des Paulus. Markus schrieb diesen Bericht auf Veranlassung des Petrus und auf das dringende Gesuch der Kirche von Rom hin. Da er wusste, wie konsequent es der Meister ablehnte, seine Lehren niederzuschreiben, als er in Menschengestalt auf Erden war, zögerte Markus gleich den Aposteln und anderen führenden Jüngern, sie schriftlich festzuhalten. Jesus hat besonders am Ende seiner irdischen Lehrtätigkeit sehr deutlich gemacht, worauf die Apostel hören sollen und wer sie führen soll - der HEILIGE GEIST.
2. Das Matthäusevangelium. Der Apostel Matthäus ist nicht der Verfasser dieses Evangeliums. Isidor, einer seiner Schüler, schrieb es. Ihm halfen bei seiner Arbeit nicht nur Matthäus‘ persönliche Erinnerungen an diese Ereignisse, sondern auch eine gewisse Niederschrift der Reden Jesu, die Matthäus unmittelbar nach der Kreuzigung angefertigt hatte. Diese Schrift war auf Aramäisch verfasst. Isidor hingegen schrieb Griechisch. Es geschah nicht in Täuschungsabsicht, wenn das Werk dem Matthäus zugeschrieben wurde. In jenen Tagen war es Brauch, dass die Schüler ihre Lehrer in dieser Weise ehrten.
3. Das Lukasevangelium. Der Arzt Lukas aus Antiochia in Pisidien war ein durch Paulus bekehrter Heide, der eine ganz andere Lebensgeschichte des Meisters schrieb. Beim Zusammenstellen des Materials für sein Evangelium bezog sich Lukas in erster Linie auf die ihm von Paulus mitgeteilte Darstellung von Jesu Leben. Das Lukasevangelium ist deshalb in gewissem Sinne das Paulusevangelium. Aber Lukas hatte noch andere Informationsquellen. Er befragte nicht nur Hunderte von Augenzeugen der von ihm erwähnten zahlreichen Episoden aus Jesu Leben, sondern er besaß auch eine Abschrift des Markusevangeliums, genauer: der ersten vier Fünftel davon, ferner Isidors Darstellung und eine kurze, von einem Gläubigen namens Cedes im Jahre 78 in Antiochia verfasste Aufzeichnung.
4. Das Johannesevangelium. Das Evangelium nach Johannes berichtet vieles über Jesu Wirken in Judäa und in der Umgebung von Jerusalem, was in den anderen Aufzeichnungen nicht enthalten ist. Es ist das sogenannte Evangelium nach Johannes, Sohn des Zebedäus. Auch wenn Johannes es nicht selber schrieb, so inspirierte er es doch. Seit seiner ersten Niederschrift erfuhr es mehrere Überarbeitungen, um den Anschein zu erwecken, als stamme es von der Hand des Johannes selber. Zur Zeit seiner Aufzeichnung verfügte Johannes über die anderen Evangelien, und er sah, dass vieles unerwähnt geblieben war. Folgerichtig ermunterte er im Jahr 101 seinen Mitarbeiter Nathan, einen griechischen Juden aus Cäsarea, mit der Niederschrift zu beginnen. Johannes entnahm den Stoff seinem Gedächtnis und stützte sich auch auf die drei schon bestehenden Berichte. Er besaß keine eigenen schriftlichen Aufzeichnungen. Der als „Erster Johannes“ bekannte Brief wurde als Begleitbrief für das Werk, das Nathan unter seiner Leitung ausführte, von Johannes selber verfasst.
Die Nachricht von der Speisung der Fünftausend und dem Versuch, Jesus zum König zu krönen, erregte weites Aufsehen und rief die Befürchtungen sowohl der religiösen Führer als auch der zivilen Herrscher ganz Galiläas und Judäas wach. Dieses gewaltige Wunder trug nichts dazu bei, das Evangelium vom Königreich in den Seelen von materialistisch eingestellten und halbherzigen Gläubigen zu fördern, aber es diente auf jeden Fall dem Zweck, eine entscheidende Klärung in den Neigungen von Jesu unmittelbarer Familie von Aposteln und engen Jüngern herbeizuführen, die auf Wunder versessen waren und einen König herbeisehnten. Diese Aufsehen erregende Episode brachte die frühe Periode des Lehrens, Schulens und Heilens zum Abschluss und gab den Weg frei für die Einleitung des letzten Jahres der Verkündigung der höheren und stärker vergeistigten Phasen des neuen Evangeliums des Königreichs: göttliche Sohnschaft, geistige Freiheit und ewige Errettung.
An einem Sabbatnachmittag kam es in der neuen Synagoge von Kapernaum zur denkwürdigen Rede von Jesus, die zur sogenannten Krise von Kapernaum führte. Am Vortag waren aus Jerusalem dreiundfünfzig Pharisäer und Sadduzäer angekommen; über dreißig Häupter und Vorsitzende von Synagogen aus der Nachbarschaft waren ebenfalls zugegen. Diese jüdischen religiösen Führer handelten direkt auf Befehl des Sanhedrins in Jerusalem, und sie bildeten die orthodoxe Vorhut, die gekommen war, um den offenen Kampf gegen Jesus und seine Jünger einzuleiten. Auf den Ehrenplätzen der Synagoge saßen Seite an Seite mit diesen jüdischen Führern die offiziellen Beobachter des Herodes Antipas, die angewiesen worden waren, die Wahrheit über die alarmierenden Berichte in Erfahrung zu bringen, denen zufolge die Volksmenge einen Versuch unternommen habe, Jesus zum König der Juden zu proklamieren.
Die Krise, die mit der Speisung der Fünftausend begonnen hatte und mit dieser Predigt am Sabbatnachmittag endete, war der sichtbare Umschwung Jesus Rufs und seiner Gunst beim Volk. Von jetzt an hatte sich die Arbeit für das Königreich immer mehr auf die wichtigere Aufgabe zu konzentrieren, geistig Bekehrte dauerhaft für die wahrhaft religiöse Bruderschaft der Menschen zu gewinnen.
Der Meister wusste genau, dass viele seiner Anhänger sich in Gedanken langsam aber sicher darauf vorbereiteten, ihn letztendlich zurückzuweisen. Ebenso wusste er, dass viele seiner Jünger langsam aber sicher durch jene Gedankenschulung und Seelendisziplin gingen, die es ihnen ermöglichen würde, ihre Zweifel zu besiegen und für ihren gefestigten Glauben an das Evangelium vom Königreich einzustehen. Jesus war sich völlig im Klaren über die Art und Weise, in der sich die Menschen auf die Entscheidungen in einer Krise vorbereiten und mutig beschlossene Taten plötzlich ausführen: nämlich durch den langsamen Vorgang wiederholten Wählens zwischen den stets wiederkehrenden Situationen von Gut und Böse [Anm.: in der Sprache des Kurses “Wahrheit und Illusion"]. Er unterwarf seine ausgewählten Botschafter wiederholten Enttäuschungsübungen und verschaffte ihnen häufige und schwierige Gelegenheiten, bei denen sie zwischen der richtigen und der falschen Art, geistige Prüfungen zu bestehen, zu wählen hatten. Er wusste, dass er sich auf seine Jünger verlassen konnte, dass sie angesichts der letzten Prüfung ihre lebenswichtigen Entscheidungen in Übereinstimmung mit früheren, zur Gewohnheit gewordenen Denkweisen und geistigen Reaktionen fällen würden.
Diese Krise in Jesu Erdenleben begann mit der Speisung der Fünftausend und endete mit dieser Predigt in der Synagoge; die Krise im Leben der Apostel begann mit dieser Predigt in der Synagoge, dauerte ein ganzes Jahr und endete erst mit des Meisters Prozess und Kreuzigung.
Als Einleitung zu seiner Predigt las Jesus aus dem Gesetz im Deuteronomium. Und nachdem Jesus diese Worte gelesen hatte, ging er zu den Propheten über und las aus Jeremia vor. Danach sagte Jesus: „Die damaligen Priester und Lehrer trachteten danach, Jeremia umzubringen, aber die Richter gaben ihre Zustimmung nicht, obwohl sie ihn wegen seiner warnenden Worte an Seilen in ein schmutziges Verlies hinunterließen, wo er bis zu den Achselhöhlen im Schlamm versank. Solches verübte dieses Volk am Propheten Jeremia, als er dem Befehl Gottes gehorchte und seine Brüder vor ihrem kurz bevorstehenden politischen Sturz warnte. Heute möchte ich euch fragen: Was werden die obersten Priester und religiösen Führer dieses Volkes mit dem Mann tun, der es wagt, sie vor dem Tag ihres geistigen Untergangs zu warnen? Werdet auch ihr versuchen, den Lehrer zu töten, der es wagt, das Wort des Herrn zu verkündigen und der nicht davor zurückschreckt, deutlich zu machen, dass ihr euch weigert, auf dem Weg des Lichts zu schreiten, der zum Eingang des Königreichs des Himmels führt?”
„Was braucht ihr noch zum Beweis meiner Sendung auf Erden? Wir haben euch in euren einflussreichen Machtpositionen unbehelligt gelassen, während wir den Armen und Verstoßenen die gute Nachricht predigten. Wir haben das von euch Verehrte nicht feindselig angegriffen, sondern vielmehr der von Angst beherrschten Menschenseele eine neue Freiheit verkündigt. Ich bin in die Welt gekommen, um meinen Vater zu offenbaren und auf Erden die geistige Bruderschaft der Söhne Gottes, das Königreich des Himmels, zu errichten. Und obwohl ich euch immer wieder daran erinnert habe, dass mein Königreich nicht von dieser Welt ist, hat euch dennoch mein Vater über die beweiskräftigeren geistigen Verwandlungen und Regenerationen hinaus viele materielle Wunder zugestanden.”
„Was für neue Zeichen wollt ihr noch aus meinen Händen? Ich erkläre, dass ihr schon genügend Beweise habt, um eure Entscheidung zu fällen. Wahrlich, wahrlich, ich sage zu vielen, die heute vor mir sitzen: Ihr steht vor der Notwendigkeit, den Weg, den ihr gehen wollt, zu wählen; und wie Josua zu euren Vorvätern sage ich zu euch: ‚Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt.‘ Heute stehen viele von euch am Scheideweg.”
„Meine Brüder, verlangt nicht nach Speise, die verdirbt, sondern sucht vielmehr geistige Kost, die euch sogar für das ewige Leben stärkt; denn diese ist das Brot des Lebens, das der Sohn allen gibt, die es nehmen und davon essen wollen, denn der Vater hat dem Sohn dieses Leben unbeschränkt gegeben. Und als ihr mich fragtet: ‚Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?‘ habe ich euch klar gesagt: ‚Das Werk Gottes ist, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.‘“
„Und nun lasst mich euch ein für alle Mal erklären, dass ich nicht auf die Erde herabgekommen bin, um meinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen Dessen, der mich gesandt hat. Und dies ist letztlich der Wille Dessen, der mich gesandt hat, dass ich von allen, die er mir gegeben hat, auch nicht einen einzigen verliere. Und dieses ist des Vaters Wille: Dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben haben soll. Gestern erst gab ich euch Brot für eure Körper zu essen; heute biete ich euch das Brot des Lebens für eure hungrigen Seelen an. Wollt ihr jetzt das Brot des Geistes ebenso willig annehmen, wie ihr das Brot dieser Welt gegessen habt?“
Inzwischen hatte sich in der Synagoge ein starkes Gemurmel erhoben, und ein solcher Tumult drohte, dass Jesus aufstand und sagte: „Lasst uns Geduld haben; die Wahrheit leidet nie unter einer ehrlichen Prüfung. Ich bin alles, was du sagst, aber mehr. Der Vater und ich sind eins; der Sohn tut nur, was der Vater ihn lehrt, und alle, die der Vater dem Sohn gibt, wird der Sohn bei sich empfangen. Ihr habt bei den Propheten gelesen. ‚Gott wird euch alle unterrichten‘ und ‚Diejenigen, die der Vater lehrt, werden auch seinem Sohn Gehör schenken‘. Jeder, der sich den Weisungen des in ihm wohnenden Geistes des Vaters fügt, wird letzten Endes zu mir kommen. Zwar hat kein Mensch den Vater gesehen, aber des Vaters Geist lebt tatsächlich im Menschen. Und der Sohn, der vom Himmel herabgekommen ist, hat den Vater mit Sicherheit gesehen. Und diejenigen, die wahrhaftig an diesen Sohn glauben, haben schon jetzt das ewige Leben.”
Als Jesus fertig gesprochen hatte, entließ der Synagogenleiter die Versammlung, aber die Leute wollten nicht gehen. Sie umdrängten Jesus, um mehr Fragen zu stellen, während andere murrten und untereinander stritten. Und diese Situation hielt mehr als drei Stunden lang an. Es war schon längst nach sieben Uhr, als sich die Versammlung endlich auflöste.
Einer der auf Besuch weilenden Pharisäer stieg auf einen Lampenständer und schrie seine Frage heraus: „Du sagst uns, du seiest das Brot des Lebens. Wie kannst du uns dein Fleisch zu essen oder dein Blut zu trinken geben? Zu was taugt deine Lehre, wenn sie nicht ausgeführt werden kann?“ Und Jesus beantwortete diese Frage mit den Worten: „Ich habe euch nicht gelehrt, mein Fleisch sei das Brot des Lebens und mein Blut das Wasser des Lebens. Hingegen habe ich gesagt, dass mein Leben im Fleisch eine Verschenkung des Himmelsbrots ist. Die Tatsache des sich im Fleisch hingebenden Wortes Gottes und das Phänomen des sich dem Willen Gottes unterwerfenden Menschensohns stellen eine erfahrbare Realität dar, die soviel bedeutet wie göttliche Nahrung. Ihr könnt weder mein Fleisch essen, noch mein Blut trinken, aber ihr könnt im Geiste eins werden mit mir, so wie ich im Geiste eins bin mit dem Vater. Ihr könnt durch das ewige Wort Gottes genährt werden, das tatsächlich das Brot des Lebens ist und das in sterblicher Menschengestalt verschenkt worden ist; und eure Seele kann vom göttlichen Geist bewässert werden, der wahrhaftig das Wasser des Lebens ist. Der Vater hat mich in die Welt gesandt, um zu zeigen, wie er in allen Menschen zu wohnen und sie zu leiten wünscht; und ich habe mein Leben im Fleisch so gelebt, dass es alle Menschen dazu inspirieren möge, gleichermaßen immer den Willen des in ihnen wohnenden himmlischen Vaters in Erfahrung zu bringen und auszuführen.“
Auf den Angriff eines der Spione aus Jerusalem, der Jesus und seine Apostel beobachtet hatte und sie nun beschuldigte, gegen die Reinheitsgebote verstoßen zu haben, antwortete Jesus nach einer ausführlichen Erklärung: „Seht, wie ihr dem Gebot untreu werdet, während ihr euch an menschliche Tradition klammert. Ihr seid ganz und gar willens, das Wort Gottes abzulehnen, während ihr gleichzeitig eure eigenen Traditionen hochhaltet. Und auf manch andere Weise wagt ihr es, eure eigenen Lehren über das Gesetz und die Propheten zu stellen.“
Darauf wandte sich Jesus mit seinen Bemerkungen an alle Anwesenden. Er sagte: „Aber hört mir jetzt alle zu. Nicht das, was durch den Mund eintritt, verunreinigt den Menschen geistig, sondern vielmehr das, was aus dem Mund und aus dem Herzen kommt.“ Aber sogar die Apostel vermochten den Sinn dieser Worte nicht ganz zu erfassen, denn auch Simon Petrus fragte ihn: „Damit sich einige deiner Zuhörer nicht unnötigerweise gekränkt fühlen, wärest du so gut, uns die Bedeutung dieser Worte zu erklären?“ Darauf sagte Jesus zu Petrus: „Bist auch du schwer von Begriff? Weißt du nicht, dass jede Pflanze, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, ausgerissen werden wird? Schenke deine Aufmerksamkeit jetzt denen, die die Wahrheit kennen möchten. Man kann die Menschen nicht dazu zwingen, die Wahrheit zu lieben. Viele von diesen Lehrern sind blinde Führer. Und du weißt, wenn Blinde die Blinden führen, fallen beide in die Grube. Aber hör zu, während ich dir die Wahrheit bezüglich dessen sage, was die Menschen sittlich verunreinigt und geistig vergiftet. Ich erkläre, dass nicht das den Menschen verdirbt, was durch den Mund in den Körper gelangt oder durch Augen und Ohren ins Bewusstsein eintritt. Der Mensch wird nur von dem Übel verdorben, das im Herzen entstehen kann und sich in den Worten und Taten solch gottloser Personen ausdrückt. Weißt du denn nicht, dass schlechte Gedanken, ruchloses Sinnen auf Mord, Diebstahl und Ehebruch, sowie Eifersucht, Hochmut, Zorn, Rachsucht, Lästerung und falsches Zeugnis allesamt vom Herzen ausgehen? All das besudelt die Menschen, und nicht etwa, dass sie Brot mit zeremoniell unreinen Händen essen.“
Immer wieder hatte Jesus die Hoffnungen seiner Apostel zerschlagen, wiederholt hatte er ihre liebsten Erwartungen vernichtet, aber keine Zeit der Enttäuschung und des Leids kam derjenigen gleich, die sie jetzt durchmachten. Zudem mischte sich jetzt in ihre Niedergeschlagenheit wirkliche Furcht um ihre Sicherheit. Sie waren alle überrascht und verblüfft über die Plötzlichkeit und Vollständigkeit der Abwendung des Volkes. Auch waren sie einigermaßen erschrocken und beunruhigt durch die an den Tag gelegte unerwartete Kühnheit und ausgesprochene Entschlossenheit der Pharisäer, die von Jerusalem herabgekommen waren. Aber am meisten bestürzte sie Jesu plötzlicher Taktikwechsel. Unter gewöhnlichen Umständen hätten sie das Erscheinen dieser mehr kämpferischen Haltung begrüßt, aber deren Plötzlichkeit, zusammen mit so viel anderem Unvorhergesehenem, brachte sie aus der Fassung. Während dieser Stunden der Prüfung saßen die zwölf Frauen im Hause des Petrus beisammen. Sie waren furchtbar bestürzt, aber keine desertierte.
Zu den zwölf und ihren Gefährten, alles in allem ungefähr dreißig an der Zahl, sagte Jesus spät nach Mitternacht noch folgendes: „Meine Lieben, ihr müsst daran denken, dass es der Geist ist, der belebt; das Fleisch und alles, was damit im Zusammenhang steht, ist von geringem Nutzen. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben. Seid guten Mutes! Ich habe euch nicht verlassen. Viele werden sich jetzt durch meine neue offene Sprache verletzt fühlen. Ihr habt schon gehört, dass viele meiner Jünger umgekehrt sind; sie gehen nicht mehr an meiner Seite. Von Anfang an wusste ich, dass diese halbherzigen Gläubigen unterwegs abtrünnig würden. Habe ich euch zwölf Männer nicht ausgewählt und euch als Botschafter des Königreichs eine Sonderstellung gegeben? Und nun möchtet ihr in einem Augenblick wie diesem auch abtrünnig werden? Jeder von euch achte auf seinen Glauben, denn einer von euch befindet sich in großer Gefahr.“ Und nachdem Jesus geendet hatte, sagte Simon Petrus: „Ja, Herr, wir sind traurig und ratlos, aber wir werden dich nie verlassen. Du hast uns die Worte des ewigen Lebens gelehrt. Wir haben all die Zeit an dich geglaubt und sind dir gefolgt. Wir werden nicht umkehren, denn wir wissen, dass Gott dich gesandt hat.“ Und als Petrus schwieg, pflichteten sie alle diesem Treuegelöbnis mit einmütigem Kopfnicken bei.
Eine Zeit lang weigerte sich Herodes, Jesus in seiner Tätigkeit zu behindern. Herodes war einer jener von ihrem Glauben abgefallenen Juden, die an nichts glaubten, aber sich vor allem fürchteten. Er litt am schlechten Gewissen, Johannes hingerichtet zu haben, und er wollte nicht in diese Intrigen gegen Jesus verwickelt werden. Er wusste von vielen Krankheitsfällen, die Jesus, wie es schien, geheilt hatte und er hielt ihn entweder für einen Propheten oder für einen relativ harmlosen religiösen Fanatiker.
Am späten Samstagabend, dem 21. Mai, im Jahre 29 unterzeichnete Herodes dann doch ein Dekret, das die Beamten des Sanhedrins ermächtigte, Jesus auf dem Gebiet des Herodes festzunehmen und ihn mit Gewalt zur Aburteilung nach Jerusalem zu führen. Von vielen Seiten wurde auf Herodes starker Druck ausgeübt, bevor er sich zu dieser Bewilligung bereit fand, wobei er genau wusste, dass Jesus von Seiten seiner erbitterten Feinde in Jerusalem keinen gerechten Prozess erwarten konnte.
Der 22. Mai war ein bewegter Tag im Leben Jesu. An diesem Sonntagmorgen noch vor Tagesanbruch traf in großer Eile einer von Davids Boten aus Tiberias mit der Nachricht ein, dass Herodes die Verhaftung Jesu durch die Beamten des Sanhedrins angeordnet habe oder dabei sei, sie zu verfügen. In einer frühmorgendlichen Zusammenkunft gab Jesus den versammelten Jüngern seine Abschiedsinstruktionen, d. h. er nahm vorläufig von ihnen Abschied, wohl wissend, dass sie bald von Kapernaum weg zerstreut würden. Er wies sie alle an, Gott um Führung zu bitten und die Arbeit für das Königreich ohne Rücksicht auf die Konsequenzen weiterzuführen.
Im Laufe des Morgens trafen auch fünf Mitglieder der irdischen Familie Jesu am Ort des Geschehens ein. Sie waren überein gekommen, Jesus zu überreden, mit ihnen nach Hause zu kommen. Als sie beim Hause des Zebedäus ankamen, befand sich Jesus mitten in seiner Abschiedsansprache an seine Jünger. Sie versuchten, sich Eintritt ins Haus zu verschaffen, aber es war schon überfüllt. Schließlich stellten sie sich an den hinteren Eingang und ließen die Kunde von ihrer Ankunft von einem zum anderen bis zu Simon Petrus weitersagen, welcher Jesus, dessen Ansprache unterbrechend, informierte. Und so waren Maria und seine Brüder tief verletzt, als er zwar innehielt, um die Botschaft entgegenzunehmen, aber nicht gleich zu ihnen hinausstürzte, um sie zu begrüßen. Stattdessen hörten sie seine wohlklingende Stimme etwas lauter sagen: „Sagt meiner Mutter und meinen Brüdern, sie sollen sich nicht um mich ängstigen. Der Vater, der mich in die Welt gesandt hat, wird mich nicht verlassen, noch wird meiner Familie irgendein Leid zustoßen. Sagt ihnen, sie sollen guten Mutes sein und ihr Vertrauen in den Vater des Königreichs setzen. Aber wer ist letzten Endes meine Mutter und wer sind meine Brüder?“ Und indem er seine Hände allen im Raum versammelten Jüngern entgegenstreckte, sprach er: „Ich habe keine Mutter; ich habe keine Brüder. Seht hier meine Mutter und seht hier meine Brüder! Denn wer immer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist meine Mutter, mein Bruder und meine Schwester.“
Etwas später, während sich Jesus Mutter im Garten vom Schock der Worte „Ich habe keine Mutter“ erholte, erhob sich eine Frau im Raum und rief aus: „Gesegnet sei der Schoß, der dich trug und gesegnet seien die Brüste, die dich genährt haben.“ Für einen Augenblick wandte sich Jesus von seiner Besprechung mit Andreas ab, um der Frau zu antworten: „Nein, gesegnet ist vielmehr derjenige, der auf Gottes Wort hört und es wagt, ihm zu gehorchen.“
Maria und Jesu Brüder dachten, Jesus verstehe sie nicht, er interessiere sich nicht mehr für sie, und hatten keine Ahnung, dass sie es waren, die Jesus nicht verstanden. Jesus verstand völlig, wie schwierig es für Menschen ist, mit ihrer Vergangenheit zu brechen. Er wusste, wie menschliche Wesen durch eines Predigers Beredsamkeit mitgerissen werden, wie das Bewusstsein auf einen Gefühlsappell und der Verstand auf Logik und Vernunft reagieren, aber er wusste auch, wie unendlich viel schwieriger es ist, die Menschen davon zu überzeugen, die Vergangenheit loszulassen.
Jesus hatte beabsichtigt, seine Ansprache zu beenden und alsdann vor seinem Weggehen noch mit seiner Familie zu sprechen, aber dieser Plan wurde durch das Dazwischentreten der unmittelbar folgenden Ereignisse durchkreuzt. Denn nun begann mit seinen zwölf Aposteln und den zwölf Evangelisten die überstürzte Flucht vor den Beamten des Sanhedrins, die sich auf dem Wege nach Bethsaida befanden, um ihn mit Ermächtigung des Herodes Antipas zu verhaften und ihn wegen Gotteslästerung und anderer Verletzungen der heiligen Gesetze der Juden zur Aburteilung nach Jerusalem zu bringen. Es war gegen halb neun an diesem schönen Morgen, als die fünfundzwanzigköpfige Mannschaft sich an die Ruder setzte und dem Ostufer des Galiläischen Meeres zustrebte.
Sie ruderten hinüber bis in die Nähe des Dorfes Kheresa, gaben ihr Schiff in die Obhut von Freunden und begannen mit den Wanderungen dieses letzten ereignisreichen Jahres von Jesu Erdenleben. Sie hielten sich eine Zeit lang im Hoheitsbereich des Philippus auf, indem sie sich von Kheresa aus nach Cäsarea-Philippi begaben und sich von dort der phönizischen Küste zuwandten.
Der Meister versammelte seine Jünger um sich und besprach mit ihnen die Pläne für ihr Reisevorhaben durch Batanea und Nordgaliläa zur phönizischen Küste. Und Jesus fuhr fort, die Vierundzwanzig zu unterweisen, und sprach:
„Die Heiden haben eine gewisse Entschuldigung, wenn sie gegen uns toben. Weil sie nur einen kleinen und engen Blickwinkel besitzen, sind sie fähig, ihre Energien mit Begeisterung zu konzentrieren. Ihr Ziel ist nah und mehr oder weniger sichtbar; deshalb kämpfen sie mutig und erfolgreich für seine Verwirklichung. Ihr habt zwar euren Eintritt ins Königreich des Himmels erklärt, aber die Art, in der ihr unterweist, ist zu schwankend und zu unbestimmt. Die Heiden greifen ihr Ziel direkt an; ihr aber macht euch einer ständigen Sehnsucht schuldig. Wenn ihr ins Königreich eintreten wollt, warum bemächtigt ihr euch seiner dann nicht durch einen geistigen Angriff, so wie die Heiden eine belagerte Stadt einnehmen? Ihr seid des Königreichs kaum wert, wenn euer Dienst so weitgehend in einer Haltung besteht, die der Vergangenheit nachtrauert, die Gegenwart bejammert und vergeblich auf die Zukunft hofft. Warum toben die Heiden? Weil sie die Wahrheit nicht kennen. Weshalb schmachtet ihr in vergeblicher Sehnsucht? Weil ihr der Wahrheit nicht gehorcht. Hört auf, euch unnötig zu sehnen und geht tapfer daran, das zu tun, was die Errichtung des Königreichs verlangt.”
„Lasst mich nachdrücklich diese ewige Wahrheit feststellen: Wenn ihr durch eure Ausrichtung auf die Wahrheit lernt, in eurer Lebensweise diese wunderbare Ganzheit der Rechtschaffenheit beispielhaft zum Ausdruck zu bringen, werden eure Mitmenschen euch aufsuchen, um ebenfalls zu gewinnen, was ihr erworben habt. Das Maß, in dem sich Wahrheitssucher zu euch hingezogen fühlen, ist auch das Maß der Wahrheit, die ihr besitzt, das Maß eurer Rechtschaffenheit. Das Ausmaß, in welchem ihr mit eurer Botschaft zu den Leuten gehen müsst, ist auch in gewissem Sinn das Maß eures Unvermögens, ein ganzes oder rechtschaffenes Leben, ein auf die Wahrheit abgestimmtes Leben zu leben.“
Der Aufenthalt in Cäsarea-Philippi war für die elf Apostel eine echte Prüfung; sie durchlebten zwei schwierige Wochen. Immer mehr lernten die Jünger von Jesus, die menschlichen Persönlichkeiten im Lichte ihrer Möglichkeiten in Zeit und Ewigkeit zu sehen. Sie lernten, dass man viele Seelen am besten dahin bringt, den unsichtbaren Gott zu lieben, indem man sie zuerst lehrt, ihre Brüder zu lieben, die sie sehen können. Und in diesem Zusammenhang gewann des Meisters Ausspruch über den selbstlosen Dienst an unseren Mitmenschen eine neue Bedeutung: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Eine der großen Lektionen dieses Aufenthaltes in Cäsarea handelte vom Ursprung der religiösen Traditionen, von der ernsten Gefahr, es zuzulassen, unheiligen Dingen, gewöhnlichen Ideen oder alltäglichen Ereignissen eine heilige Bedeutung beizumessen. Jesus warnte seine Anhänger hiervor: Wenn ihr religiöses Verlangen nur materieller Art sei, werde die immer bessere Kenntnis der Natur durch die stetige Verdrängung des vermuteten übernatürlichen Ursprungs der Dinge sie letztlich ihres Glaubens an Gott berauben. Sei aber ihre Religion geistig, könne der Fortschritt der Naturwissenschaft ihren Glauben an ewige Realitäten und göttliche Werte nie ins Wanken bringen.
Jesus lehrte seine Apostel wiederholt, dass keine Zivilisation den Verlust des Besten in ihrer Religion lange zu überleben vermag. Und er wurde nie müde, den Zwölfen die große Gefahr auseinanderzusetzen, religiöse Symbole und Zeremonien den Platz religiöser Erfahrung einnehmen zu lassen. Sein ganzes Erdenleben war konsequent der Aufgabe gewidmet, die gefrorenen Formen der Religion aufzutauen in die flüssigen Freiheiten erleuchteter Sohnschaft.
Am Donnerstagmorgen, dem 9. Juni, verließ die fünfundzwanzigköpfige Schar von Lehrern der Wahrheit Cäsarea-Philippi und begann ihre Reise an die phönizische Küste. Während sie in der Nähe von Luz im Schatten eines überhängenden Felssimses ihre Mittagspause machten, hielt Jesus ihnen eine der denkwürdigsten Reden, die die Apostel in all den Jahren ihrer Zusammenarbeit mit ihm je gehört hatten. Es war die Rede über wahre Religion und die drei Manifestationen des religiösen Dranges. Diese Einteilung findet sich ganz am Anfang des Kapitels über die Evolution der Religion.
Solange die Menschheit nicht hochintelligent und zivilisierter geworden ist, werden viele der kindlichen und abergläubischen Zeremonien weiter bestehen, die für die evolutionären religiösen Praktiken primitiver und rückständiger Völker so bezeichnend sind. Solange die menschliche Rasse nicht zur Ebene einer höheren und allgemeineren Erkenntnis der Realitäten geistiger Erfahrung fortschreitet, wird ein großer Teil von Männern und Frauen weiterhin eine persönliche Vorliebe für jene autoritären Religionen bekunden, die nur intellektuelle Zustimmung verlangen im Unterschied zur Religion des Geistes, die die aktive Beteiligung von Verstand und Seele erfordert für das Abenteuer des Glaubens im Ringen mit den harten Realitäten der fortschreitenden menschlichen Erfahrung.
Die traditionellen Autoritätsreligionen zu akzeptieren, ist ein bequemer Ausweg für den Trieb im Menschen, Befriedigung für die Sehnsüchte seiner geistigen Natur zu suchen. Die bestehenden, in festen Formen etablierten Autoritätsreligionen bieten eine stets verfügbare Zuflucht, wohin die verwirrte und beunruhigte menschliche Seele flüchten kann, wenn Furcht sie zermürbt und Ungewissheit sie quält. Eine solche Religion verlangt von ihren Anhängern als Preis für die gespendete Befriedigung und Sicherheit lediglich eine passive und rein intellektuelle Zustimmung.
Die Religion des Geistes bedeutet Anstrengung, Kampf, Konflikt, Glauben, Entschlossenheit, Liebe, Treue und Fortschritt. Die Religion des Verstandes - die Theologie der Autorität - verlangt von ihren formellen Anhängern wenige oder gar keine dieser Bemühungen. Die Tradition ist eine sichere Zuflucht und ein einfacher Weg für all jene ängstlichen und halbherzigen Seelen, die instinktiv den geistigen Auseinandersetzungen und mentalen Ungewissheiten ausweichen, welche mit dem Glauben einhergehen auf seiner kühnen Abenteuerreise auf den Meeren unerforschter Wahrheit und bei seiner Suche nach den fernen Küsten geistiger Realitäten, die vom fortschreitenden menschlichen Verstand entdeckt und von der sich entwickelnden menschlichen Seele erfahren werden können.
Und Jesus fuhr fort: „In Jerusalem haben die religiösen Führer die verschiedenen Glaubenssätze ihrer traditionellen Lehrer und einstigen Propheten als fest gefügtes System intellektueller Glaubensinhalte formuliert, als eine Religion der Autorität. Alle solchen Religionen wenden sich weitgehend an den Verstand. Und nun sind wir dabei, mit einer solchen Religion in tödlichen Konflikt zu geraten, denn wir werden binnen kurzem mit der unerschrockenen Verkündigung einer neuen Religion beginnen - einer Religion, die nicht eine Religion im heute gültigen Sinne des Wortes ist, einer Religion, die hauptsächlich an den göttlichen, dem menschlichen Verstand innewohnenden Geist meines Vaters appelliert: die Autorität dieser Religion leitet sich aus den Früchten ab, die sich mit großer Sicherheit in der persönlichen Erfahrung all derjenigen zeigen werden, die sie angenommen haben und wirklich und wahrhaftig an die Wahrheiten dieser höheren geistigen Gemeinschaft glauben.“
Jesus fuhr fort, sie in der Religion des Geistes zu unterweisen. Er sagte im Wesentlichen:
Ich habe euch aufgerufen, von neuem geboren zu werden, aus dem Geiste geboren zu werden. Ich habe euch aus der Finsternis der Autorität und aus der Lethargie der Tradition herausgerufen in das transzendente Licht der Verwirklichung der Möglichkeit, für euch selber die größte aller Entdeckungen zu machen, die einer menschlichen Seele zu machen gegeben ist - die himmlische Erfahrung, Gott für euch, in euch und durch euch selbst zu entdecken, und all das in eurer persönlichen Erfahrung als Tatsache zu erleben. Und so möget ihr aus dem Tod in das Leben hinüberwechseln, von der Autorität der Tradition zu der Erfahrung, Gott zu kennen; so werdet ihr von der Dunkelheit ins Licht treten, von einem ererbten Glauben der Rasse zu einem persönlichen Glauben kommen, der aus wirklicher Erfahrung wächst; und dabei werdet ihr von einer durch eure Stammväter überlieferten Theologie des Verstandes zu einer wahren Religion des Geistes fortschreiten, die sich in euren Seelen als ewiges Rüstzeug heranbilden wird.
Ich rate euch dringend, die Gewohnheit abzulegen, stets die Propheten von ehedem zu zitieren und das Lob der Helden Israels zu singen, und stattdessen danach zu streben, zu lebendigen Propheten des Allerhöchsten und zu geistigen Helden des kommenden Königreichs zu werden. Es mag wohl lohnend sein, die Führer der Vergangenheit, welche Gott kannten, zu verehren, aber warum solltet ihr darüber die erhabenste Erfahrung der menschlichen Existenz opfern: Gott für euch selber zu entdecken und ihn in eurer eigenen Seele zu kennen?
Vergesst nie, dass es nur noch ein beglückenderes und erregenderes Abenteuer gibt als den Versuch, den Willen des lebendigen Gottes herauszufinden, und das ist die wunderbare Erfahrung, ehrlich zu versuchen, diesen göttlichen Willen zu tun. Und vergesst nicht, dass Gottes Wille in jeder irdischen Beschäftigung getan werden kann. Es gibt nicht geheiligte und weltliche Berufe. Alle Dinge sind heilig im Leben derer, die vom Geist geführt werden, das heißt, die sich der Wahrheit unterordnen und sich durch Liebe veredeln lassen, die durch Barmherzigkeit gelenkt und durch Fairness - Gerechtigkeit - in Schranken gehalten werden. Der Geist, den mein Vater und ich in die Welt senden werden, ist nicht nur der Geist der Wahrheit, sondern auch der Geist der idealistischen Schönheit.
Ihr müsst aufhören, nach Gottes Wort nur auf den Seiten der alten Schriften theologischer Autorität zu suchen. Diejenigen, die aus dem Geiste Gottes geboren sind, werden fortan Gottes Wort erkennen, aus welcher Quelle es auch immer stammen mag. Göttliche Wahrheit muss nicht mit Vorbehalt aufgenommen werden, nur weil der Kanal ihrer Darbringung scheinbar menschlich ist. Viele eurer Brüder akzeptieren die Gottestheorie verstandesmäßig, während sie verfehlen, Gottes Gegenwart geistig wahrzunehmen. Und aus genau diesem Grunde habe ich euch so oft gelehrt, dass man das Königreich des Himmels am besten versteht, indem man die geistige Haltung eines unverdorbenen Kindes erwirbt. Ich empfehle euch nicht die verstandesmäßige Unreife eines Kindes, vielmehr die geistige Einfachheit eines solchen Kleinen, das leicht glaubt und voller Vertrauen ist. Es ist für euch weniger wichtig, Gott als Tatsache zu kennen, als zunehmend in der Fähigkeit zu wachsen, die Gegenwart Gottes zu spüren.
Wenn ihr einmal beginnt, Gott in eurer Seele zu finden, werdet ihr ihn bald auch in den Seelen anderer Menschen und schließlich auch in allen Geschöpfen und Schöpfungen eines mächtigen Universums entdecken. Aber welche Aussicht hat der Vater, als ein Gott höchster Treue und göttlicher Ideale in Menschenseelen zu erscheinen, die nur wenig oder gar keine Zeit auf die gedankenvolle Betrachtung solch ewiger Realitäten verwenden? Obwohl der Verstand nicht der Sitz der geistigen Natur ist, ist er in der Tat die Pforte dazu.
Aber macht nicht den Fehler, anderen Menschen beweisen zu wollen, dass ihr Gott gefunden habt; ihr könnt nicht bewusst einen gültigen Beweis dafür liefern, obwohl es zwei positive und mächtige Hinweise auf die Tatsache gibt, dass ihr Gott kennt, nämlich:
1. Die Früchte des Geistes Gottes, die sich in eurem täglichen gewohnten Leben zeigen.
2. Die Tatsache, dass euer ganzer Lebensplan eindeutig den Beweis liefert, dass ihr für das Abenteuer des Fortlebens nach dem Tode rückhaltlos alles, was ihr seid und besitzt, aufs Spiel gesetzt habt in der Verfolgung der Hoffnung, den Gott der Ewigkeit zu finden, von dessen Gegenwart ihr einen Vorgeschmack in der Zeit bekommen habt.
Am Freitagnachmittag, dem 10. Juni, kamen Jesus und seine Gefährten in der Umgebung von Sidon an und gingen dabei über eine Brücke, die erste, die viele von ihnen je gesehen hatten. Als sie sie überquerten, sagte Jesus unter anderem: „Diese Welt ist nur eine Brücke; man kann darüber gehen, aber man sollte nicht daran denken, ein Haus darauf zu bauen.“ Das war auch die Zeit, in der der Meister zum ersten Mal zu seinen Jüngern sagte: „Sollten auch Himmel und Erde vergehen, meine Worte der Wahrheit werden nicht vergehen.“
Das Thema der Unterweisungen Jesu während des Aufenthalts in Sidon war geistiger Fortschritt. Er sagte ihnen, sie könnten nicht stillstehen; sie müssten in Rechtschaffenheit vorwärts gehen, oder aber zurückfallen in Übel und Sünde. Er ermahnte sie, „zu vergessen, was der Vergangenheit angehört, während ihr energisch danach strebt, die größeren Realitäten des Königreichs zu erfassen“. Er bat sie inständig, sich nicht mit ihrem kindlichen Stadium im Evangelium zufrieden zu geben, sondern alles daranzusetzen, das volle Format göttlicher Sohnschaft in der Zwiesprache mit dem Geist und in der Bruderschaft der Gläubigen zu erreichen.
Jesus sagte: „Meine Jünger müssen nicht nur aufhören, Übles zu tun, sondern lernen, Gutes zu tun; ihr müsst nicht nur von aller bewussten Sünde rein sein, sondern ihr müsst euch auch weigern, irgendwelche Schuldgefühle zu hegen. Wenn ihr eure Sünden eingesteht, sind sie euch vergeben; deshalb sollt ihr euer Gewissen von begangenen Verfehlungen freihalten.“
Jesus hatte große Freude an dem ausgesprochenen Sinn für Humor, den die Heiden in Sidon an den Tag legten. Jesus bedauerte tief, dass sein Volk, die Juden, so sehr des Humors entbehrten. Er sagte einmal zu Thomas: „Meine Landsleute nehmen sich selbst zu wichtig. Sinn für Humor geht ihnen fast gänzlich ab. Die bedrückende Religion der Pharisäer hätte niemals in einem Volk mit Sinn für Humor entstehen können. Es fehlt ihnen auch an Konsequenz; sie seihen Mücken und verschlucken Kamele.“
In mancher Hinsicht würdigten diese nichtjüdischen Gläubigen die Lehren Jesu besser als die Juden. Diese Heiden hatten keine Angst vor Jesus; sie wagten, seine Botschaft anzunehmen. In den Zeitaltern danach waren die Menschen nicht unfähig, Jesus zu verstehen; aber sie hatten Angst davor.
Vom 11. bis zum 24. Juli lehrten Jesus und seine Jünger in Tyrus. Jesu begann seine Unterweisungen in Tyrus damit, dass er seinen Jüngern die Geschichte von der weißen Lilie erzählte, die ihr reines und schneeiges Haupt hoch aufgerichtet der Sonne entgegenhält, während ihre Wurzeln im Schlamm und Schmutz der dunklen Erde gründen. „Ebenso vermag der sterbliche Mensch“, sagte er, „während sein Ursprung und Wesen im tierischen Grund der menschlichen Natur wurzelt, seine geistige Natur kraft seines Glaubens in das Sonnenlicht der himmlischen Wahrheit zu erheben und tatsächlich die edlen Früchte des Geistes zu tragen.“
Im Laufe seiner Ermahnung, „gute Fundamente für das Wachstum eines edlen Charakters mit geistigen Gaben zu bauen“, sagte Jesus: „Um die Früchte des Geistes hervorzubringen, müsst ihr aus dem Geiste geboren sein. Ihr müsst vom Geist belehrt und vom Geist geführt werden, wenn ihr unter euren Mitmenschen ein geisterfülltes Dasein leben wollt.”
Am Abend desselben Tages fragte Nathanael Jesus: „Meister, warum beten wir, Gott möge uns nicht in Versuchung führen, obwohl wir durch deine Offenbarung des Vaters wohl wissen, dass der Vater niemals solche Dinge tut?“ Jesus bestätigte nochmals Nathanaels Aussage und führte dann das Thema Versuchungen weiter aus:
“Du weißt, dass die Menschen nur allzu oft unter dem Drang ihrer Selbstsucht und unter den Impulsen ihrer animalischen Natur in Versuchung geführt werden. Solltest du in dieser Weise versucht werden, so ermahne ich dich, derweilen du die Versuchung ehrlich und aufrichtig als das erkennst, was sie ist, die geistigen, mentalen und körperlichen Energien, die sich ausdrücken möchten, einsichtsvoll in höhere Kanäle und zu idealistischeren Zielen hinzulenken. Auf diese Weise kannst du deine Versuchungen in die höchsten Formen beflügelnden menschlichen Dienstes umwandeln und die vergeudenden und schwächenden Konflikte zwischen der animalischen und der geistigen Natur fast ganz vermeiden.”
„Aber ich möchte dich vor der Torheit warnen, Versuchungen durch das Bemühen überwinden zu wollen, mit bloßer menschlicher Willenskraft das eine Verlangen durch ein anderes, angeblich höher stehendes Verlangen zu verdrängen. Wenn du wirklich über die Versuchungen der geringeren und niedrigeren Natur triumphieren möchtest, musst du erst an jenen Punkt geistiger Überlegenheit gelangen, an dem du wirklich und wahrhaftig tatsächliches Interesse und Liebe für diese höheren und idealistischeren Formen der Lebensführung entwickelt hast, die dein Verstand an die Stelle der niedrigeren und weniger idealistischen Lebensgewohnheiten setzen möchte, welche du als Versuchungen erkennst. Auf diesem Weg wirst du durch geistige Wandlung erlöst werden, anstatt von der illusorischen Unterdrückung der menschlichen Begierden zunehmend belastet zu werden. Das Alte und Niedrigere wird in der Liebe zum Neuen und Höheren vergessen sein. Schönheit triumphiert immer über Hässlichkeit in den Herzen derer, die von der Liebe zur Wahrheit erleuchtet sind. Mächtig ist die eliminierende Energie einer neuen und aufrichtigen geistigen Liebe. Und noch einmal sage ich dir: Lass dich nicht vom Bösen überwältigen, sondern überwältige das Böse durch das Gute.“
Und Jesus lehrte seine Jünger noch vieles andere, bevor sie sich zur Abreise von Tyrus bereitmachten. Sinngemäß handelte es sich dabei unter anderem um Folgendes:
Ein enges und armseliges Leben ist euch beschieden, wenn ihr nur diejenigen lieben lernt, die euch lieben. Menschliche Liebe kann tatsächlich gegenseitig sein, aber göttliche Liebe ist bei all ihrem Suchen nach Befriedigung nach außen gerichtet. Je weniger Liebe in der Natur eines Geschöpfes, umso größer sein Bedarf an Liebe, und umso mehr trachtet die göttliche Liebe danach, diesen Bedarf zu befriedigen. Nie sucht die Liebe sich selbst, und sie kann sich nicht an sich selbst austeilen. Göttliche Liebe kann sich nicht auf sich selber beschränken; sie muss selbstlos verschenkt werden.
Wer an das Königreich glaubt, sollte mit bedingungslosem Glauben und von ganzer Seele auf den sicheren Triumph der Rechtschaffenheit vertrauen. Wer am Königreich baut, darf keinen Zweifel an der Wahrheit des Evangeliums vom ewigen Heil haben. Gläubige müssen immer mehr lernen, sich von der Hektik des Lebens zurückzuziehen - den Belästigungen der materiellen Existenz zu entrinnen - um durch anbetende Versenkung die Seele zu erfrischen, das Denken zu inspirieren und den Geist zu erneuern.
Menschen, die Gott kennen, lassen sich durch Missgeschick nicht entmutigen und durch Enttäuschungen nicht deprimieren. Gläubige sind immun gegen die durch rein materielle Umwälzungen verursachten Depressionen. Wer im Geiste lebt, wird durch die Ereignisse der materiellen Welt nicht aus dem Gleis geworfen. Anwärter auf das ewige Leben üben sich in einer kräftigenden und konstruktiven Methode, den Wechselfällen und Belästigungen des menschlichen Lebens zu begegnen. Mit jedem neuen Tag fällt es einem wahren gläubigen Menschen leichter, das Richtige zu tun.
Das Maß für die geistige Kapazität der sich entwickelnden Seele ist euer Glaube an die Wahrheit und eure Liebe zu den Menschen, aber das Maß für eure menschliche Charakterstärke ist eure Fähigkeit, dem Groll zu widerstehen und euch in tiefem Leid nicht dem Trübsinn zu überlassen. Niederlagen sind der wahre Spiegel, in dem ihr euer wahres Selbst aufrichtig betrachten könnt.
Als Jesus mit Andreas und Petrus eines Tages am See in der Nähe der Bootswerkstatt des Zebedäus wartete, kam ein Einnehmer der Tempelsteuer auf sie zu. Als er Jesus erkannte, nahm er Petrus beiseite und sagte: „Bezahlt dein Meister die Tempelsteuer nicht?“ Petrus’ erste Reaktion war, sich über das Ansinnen zu empören, von Jesus zu verlangen, zur Aufrechterhaltung der religiösen Aktivitäten seiner geschworenen Feinde beizusteuern, aber ein merkwürdiger Ausdruck im Gesicht des Steuereintreibers ließ ihn zu Recht vermuten, dass beabsichtigt war, sie bei der Weigerung zu ertappen, den üblichen halben Schekel zur Unterstützung der Tempeldienste in Jerusalem zu bezahlen. Also erwiderte Petrus: „Aber natürlich bezahlt der Meister die Tempelsteuer. Warte beim Tor, ich kehre sofort mit der Steuer zurück.“
Doch Petrus hatte voreilig gesprochen, denn Judas trug ihre Barmittel bei sich, und er befand sich auf der anderen Seeseite. Weder Petrus noch sein Bruder noch Jesus hatten Geld mitgenommen. Jesus gab Petrus Recht wegen der Tempelsteuer und sagte zu ihm: “Wir wollen diesen Leuten keinen Anlass geben, Anstoß an unserer Haltung zu nehmen. Wir werden hier auf dich warten, während du mit dem Boot hinausfährst und das Netz nach Fischen auswirfst. Und wenn du sie drüben am Markt verkauft hast, bezahle dem Einnehmer die Steuer für uns drei.“
Es ist nicht verwunderlich, dass es einen Bericht über Petrus gibt, wie er einen Fisch mit einem Schekel im Maul fing. In jenen Tagen kursierten viele Geschichten von Schätzen, die man in den Mäulern von Fischen gefunden hatte; solche ans Wunderbare grenzenden Erzählungen waren gang und gäbe. Denn als Petrus von ihnen weg zum Boot gegangen war, hatte Jesus halb im Scherz bemerkt: „Seltsam, dass die Königssöhne Tribut entrichten müssen; gewöhnlich besteuert man die Fremden für die Unterhaltskosten des Hofs; aber es ist unsere Pflicht, den Behörden keinen Stein des Anstoßes zu liefern. Geh nur! Vielleicht erwischst du den Fisch mit dem Schekel im Maul.“ Nachdem Jesus so gesprochen hatte und Petrus kurz darauf mit der Tempelsteuer erschienen war, überrascht es nicht, dass aus dieser Episode später das Wunder gemacht wurde, von dem der Verfasser des Matthäusevangeliums berichtet (Einheitsübersetzung: Mt 17,27: “Damit wir aber bei ihnen keinen Anstoß erregen, geh an den See, wirf die Angel aus und den ersten Fisch, den du heraufholst, nimm, öffne ihm das Maul und du wirst ein Vierdrachmenstück finden. Das gib ihnen als Steuer für mich und für dich.”).
Am Montag, dem 8. August, wurde im Zuge einer abendlichen Zusammenkunft mit Jesus Anhängern beschlossen, eine gemeinsame Mission in allen Städten und Dörfern der Dekapolis zu unternehmen. Der Meister nahm selber an der Vorbereitung der Mission in der Dekapolis teil, und er entließ die Versammelten unter anderem mit den Worten: “Das Ziel wahrer Religion ist nicht nur, Frieden zu bringen, sondern vielmehr, den Fortschritt zu sichern. Und es kann im Herzen keinen Frieden und im Denken keinen Fortschritt geben, solange ihr die Wahrheit, die Ideale der ewigen Realitäten, nicht von ganzem Herzen liebt. Die Kernfragen von Leben und Tod stehen vor euch - die sündhaften Vergnügungen der Zeit gegen die rechtschaffenen Realitäten der Ewigkeit. Schon jetzt, da ihr in ein neues Leben des Glaubens und der Hoffnung eintretet, solltet ihr beginnen, euch aus der Sklaverei der Furcht und des Zweifels zu befreien. Und wenn sich in eurer Seele das Verlangen regt, euren Mitmenschen zu helfen, dann erstickt es nicht; und wenn in eurem Herzen Gefühle der Liebe für euren Nächsten aufsteigen, dann gebt solch spontaner Zuneigung durch intelligentes Eingehen auf die wahren Bedürfnisse eurer Mitmenschen Ausdruck.“
Auf dem Weg nach nach Cäsarea-Philippi konfrontierte Jesus die Zwölf plötzlich mit der ersten ihn selber betreffenden Frage, die er je an sie gerichtet hatte. Er stellte ihnen überraschend die Frage: „Wer, sagen die Menschen, bin ich?” Es war dies eine der denkwürdigsten Besprechungen in Jesus langer Verbindung mit seinen berufenen Aposteln. Mehr als die Hälfte der Apostel nahm an der Beantwortung von Jesu Frage teil. Nachdem Jesus sich diesen Bericht angehört hatte, erhob er sich, schaute auf die im Halbkreis um ihn sitzenden Zwölf, und mit bestürzender Eindringlichkeit zeigte er mit einer weiten Armbewegung auf einen nach dem anderen und fragte: „Aber wer sagt ihr, dass ich bin?“ Ein Augenblick gespannter Stille trat ein, während dessen die Zwölf den Meister unverwandt anblickten. Dann sprang Simon Petrus auf und rief: „Du bist der Erlöser, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Und die elf sitzenden Apostel erhoben sich alle einmütig und gaben dadurch zu verstehen, dass Petrus für sie alle gesprochen hatte.
Nachdem Jesus ihnen bedeutet hatte, sich wieder zu setzen, und noch vor ihnen stehend, sagte er: „Das hat euch mein Vater geoffenbart. Die Stunde ist gekommen, wo ihr die Wahrheit über mich wissen sollt. Aber vorläufig weise ich euch an, niemandem etwas davon zu sagen. Lasst uns weitergehen.“ Also machten sie sich wieder auf den Weg nach Cäsarea-Philippi, wo sie spät am Abend eintrafen und im Hause von Celsus, der sie erwartete, Halt machten. Die Apostel schliefen kaum in dieser Nacht; sie schienen zu fühlen, dass sich eben etwas Großes in ihrem Leben und in der Arbeit am Königreich ereignet hatte.
Drei Jahre lang hatte Jesus verkündet, er sei der „Menschensohn“, und während dieser drei Jahre hatten die Apostel immer beharrlicher darauf bestanden, dass er der erwartete jüdische Messias sei. Er enthüllte jetzt, dass er der Sohn Gottes war und entschied, das Königreich des Himmels auf der Vorstellung der Doppelnatur des Menschen- und Gottessohnes aufzubauen. Er hatte beschlossen, von weiteren Anstrengungen abzusehen, sie davon zu überzeugen, dass er nicht der Messias sei. Er gedachte jetzt, ihnen kühn zu offenbaren, was er ist, und ihre Entschlossenheit, ihn beharrlich für den Messias zu halten, nicht mehr zu beachten.
Jesus trat nun in die vierte und letzte Phase seines menschlichen irdischen Daseins ein. Die erste Phase waren die Jahre der Kindheit, als er sich nur dunkel seines Ursprungs, seiner Natur und seiner Bestimmung als menschliches Wesen bewusst war. Die zweite Phase waren die zunehmend selbstbewussten Jahre der Jugend und des fortschreitenden Mannesalters, während welcher er zu einem klareren Verständnis seiner göttlichen Natur und menschlichen Mission gelangte. Diese zweite Phase endete mit den Erfahrungen und Offenbarungen im Zusammenhang mit seiner Taufe. Die dritte Phase der irdischen Erfahrung des Meisters erstreckte sich von der Taufe über die Jahre seines Wirkens als Lehrer und Heiler bis zu der denkwürdigen Stunde des Bekenntnisses von Petrus in Cäsarea-Philippi. Diese dritte Periode seines Erdenlebens umfasste die Zeit, da seine Apostel und unmittelbaren Anhänger ihn als den Menschensohn kannten und ihn als den Messias betrachteten. Die vierte und letzte Phase seiner irdischen Laufbahn begann hier in Cäsarea-Philippi und währte bis zur Kreuzigung. Diese Periode seines Wirkens war von dem Bekenntnis zu seiner Göttlichkeit gekennzeichnet und umfasste die Werke seines letzten Jahres auf Erden. Während die Mehrzahl seiner Anhänger in ihm in dieser vierten Periode immer noch den Messias sah, kannten die Apostel ihn nun als Sohn Gottes.
Damit brachte Jesus durch sein Leben beispielhaft zum Ausdruck, was er in seiner Religion lehrte: das Wachstum der geistigen Natur durch die Methode lebendigen Fortschritts. Im Unterschied zu seinen späteren Anhängern legte er die Betonung nicht auf den unaufhörlichen Kampf zwischen Seele und Körper. Er lehrte vielmehr, dass der Geist leicht zum Sieger über beide werden und manchen dieser Kämpfe zwischen Intellekt und Instinkt wirksam und nutzbringend schlichten kann.
Da er aus Judäa war, empfand Judas es als persönliche Beleidigung, als Jesus die Apostel kurz zuvor warnte, „sich vor dem Sauerteig der Pharisäer in Acht zu nehmen“; er neigte dazu, diese Erklärung als eine verhüllte Anspielung auf sich selber anzusehen. Aber Judas’ großer Fehler war dieser: Immer wieder, wenn Jesus seine Apostel wegschickte, damit sie allein für sich beteten, gab Judas Regungen menschlicher Angst nach, anstatt mit den geistigen Kräften des Universums in aufrichtige Verbindung zu treten. Er unterhielt schleichende Zweifel an Jesu Sendung und gab seiner unglückseligen Neigung nach, Rachegefühle zu hegen.
Am frühen Montagmorgen, dem 15. August, sechs Tage nach dem denkwürdigen mittäglichen Bekenntnis von Petrus, begannen Jesus und drei Apostel mit der Besteigung des Berges Hermon - dem Berg der Verklärung. Da Jesus nicht alle seine Gefährten mitnehmen konnte, beschloss er, nur jene drei mitzunehmen, die es gewohnt waren, ihn in solchen durchwachten Nächten zu begleiten. Infolgedessen teilten lediglich Petrus, Jakobus und Johannes, wenn auch nur teilweise, dieses einmalige Erlebnis mit dem Meister.
Etwa um drei Uhr verließ Jesus die drei Apostel mit den Worten: „Ich will mich jetzt eine Weile zurückziehen, um mit meinem Vater und seinen Botschaftern zu sein. Ich bitte euch, hier auf meine Rückkehr zu warten und dafür zu beten, dass des Vaters Wille geschehe in allem, was ihr im Zusammenhang mit der weiteren Mission der Selbsthingabe des Menschensohnes erfahren werdet.“ Die drei hatten etwa eine halbe Stunde fest geschlafen, als sie plötzlich durch ein nahes Knistern aufgeweckt wurden; und als sie sich umschauten, erblickten sie Jesus sehr zu ihrer Verwunderung und Bestürzung in vertraulichem Gespräch mit zwei strahlenden Wesen, gekleidet in Lichtgewänder der himmlischen Welt.
Während sie wieder den Berg hinunter stiegen, sagte Jesus zu ihnen: „Ihr habt mich nicht als Menschensohn annehmen wollen; deshalb habe ich eingewilligt, von euch euren festen Vorstellungen entsprechend angenommen zu werden, aber täuscht euch nicht: Der Wille meines Vaters ist ausschlaggebend. Wenn ihr es also vorzieht, der Neigung eures eigenen Willens zu folgen, müsst ihr darauf gefasst sein, viele Enttäuschungen zu erleben und durch manche Prüfung zu gehen; aber die Schulung, die ich euch gegeben habe, sollte ausreichen, um euch siegreich auch durch dieses von euch selbst gewollte Leid zu tragen.“
Das, was Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg der Verklärung miterlebten, war nur ein flüchtiger Blick auf die sich an jenem ereignisreichen Tag auf dem Berg Hermon entfaltende himmlische Pracht.
Nachdem Jesus später zu allen Zwölfen gesprochen hatte, fügte er hinzu: “Und zum Abschluss der heutigen Erfahrungen lasst mich jedem von euch erklären, was ich auf dem Berg zu euren Brüdern gesprochen habe, und bewahrt diese Worte tief in euren Herzen: Der Menschensohn tritt nun in die letzte Phase seiner Selbsthingabe ein. Wir werden jetzt unmittelbar mit jenen Tätigkeiten beginnen, welche bald zu der großen und endgültigen Prüfung eures Glaubens und eurer Hingabe führen werden, wenn ich in die Hände der Menschen ausgeliefert werde, die mich vernichten wollen. Und merkt euch, was ich euch sage: Der Menschensohn wird getötet werden, aber er wird wieder auferstehen.“
Sie zogen sich kummervoll für die Nacht zurück. Sie waren bestürzt; sie konnten diese Worte nicht verstehen. Sie hatten Angst, zu dem, was er gesagt hatte, irgendeine Frage zu stellen, aber nach seiner Auferstehung erinnerten sie sich an alles.
Als Jesus und die Zwölf am 18. August im Hain von Magadan eintrafen, erwartete sie eine fast hundertköpfige Evangelisten- und Jüngerschar einschließlich des Frauenkorps, und sie waren bereit, sofort die Lehr- und Predigtreise durch die Städte der Dekapolis anzutreten. Jesus bestimmte, dass sich jeder Apostel mit einem der zwölf Evangelisten zusammentun sollte, um sich dann mit weiteren Evangelisten in zwölf Gruppen zur Arbeit in die Städte und Dörfer der Dekapolis aufzumachen. Das Frauenkorps und andere Jünger wies er an, bei ihm zu bleiben.
In Beantwortung der Frage eines Jüngers lehrte Jesus eines Abends über die Vergebung. Der Meister sagte:
„Wenn ein gutherziger Mann hundert Schafe besitzt und sich eines von ihnen verirrt, verlässt er dann nicht sofort die neunundneunzig und macht sich auf die Suche nach dem einen, das sich verlaufen hat? Und wenn er ein guter Hirte ist, wird er dann nicht so lange nach seinem verlorenen Schaf suchen, bis er es findet? Und wenn der Hirte sein verlorenes Schaf gefunden hat, legt er es über seine Schulter und kehrt freudig nach Hause zurück und ruft Freunden und Nachbarn zu: ‚Freut euch mit mir, denn ich habe mein verlorenes Schaf wieder gefunden.‘ Ich erkläre, dass im Himmel mehr Freude herrscht über einen einzigen reuigen Sünder als über neunundneunzig rechtschaffene Personen, die nichts zu bereuen haben. Desgleichen ist es nicht meines himmlischen Vaters Wille, dass eines dieser Kleinen auf Abwege gerate, und noch viel weniger, dass es umkomme. In eurer Religion mag Gott reuige Sünder annehmen; im Evangelium vom Königreich geht der Vater auf die Suche nach ihnen, noch bevor sie ernsthaft an Reue gedacht haben.”
Und Jesus sagte unter anderem die berühmten Worte: “Und all das ist auf ewig wahr, denn wo zwei oder drei Gläubige zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.”
Jesus zeigte auch die Gefahren auf und veranschaulichte die Ungerechtigkeit, über seine Mitmenschen persönlich zu Gericht zu sitzen. Disziplin muss aufrechterhalten und Recht muss gesprochen werden, aber in all diesen Angelegenheiten sollte die Weisheit der Bruderschaft ausschlaggebend sein. Jesus übertrug die gesetzgeberische und gerichtliche Vollmacht der Gruppe, und nicht dem Individuum. Aber auch diese auf die Gruppe übertragene Autorität darf nicht als persönliche Autorität ausgeübt werden. Es besteht immer die Gefahr, dass Vorurteil oder Leidenschaft das Urteil eines Einzelnen beeinflussen und verzerren. Ein Gruppenurteil macht es wahrscheinlicher, dass die Gefahren und Ungerechtigkeiten persönlicher Befangenheit ausgeschaltet werden. Jesus ging es immer darum, die Faktoren Ungerechtigkeit, Vergeltung und Rache auf ein Minimum zu beschränken.
Auf eine Frage des Johannes antwortete Jesus: “Mein Sohn, in solchen Angelegenheiten solltest du dir eher überlegen, dass wer nicht gegen uns ist, für uns ist. In den kommenden Generationen werden viele nicht ganz ehrenwerte Menschen in meinem Namen viele seltsame Dinge tun, aber ich werde es ihnen nicht verbieten. Ich sage dir, sogar wenn einer durstigen Seele eine Schale kalten Wassers gereicht wird, vermerken die Boten des Vaters immer einen solchen Liebesdienst.“
Diese Belehrung verwirrte Johannes sehr. Hatte er den Meister nicht sagen hören: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich?“ Er begriff nicht, dass Jesus damals auf des Menschen persönliche Beziehung zu den geistigen Lehren vom Königreich angespielt hatte, während er diesmal die äußeren, weit verzweigten Beziehungen der Gläubigen untereinander meinte, soweit es um Fragen administrativer Kontrolle ging und um die Zuständigkeit einer Gruppe von Gläubigen für die Arbeit von anderen Gruppen, die schließlich alle die bevorstehende, weltweite Bruderschaft bilden würden.
In Edrei, wo Thomas und seine Gefährten wirkten, legte Jesus in der abendlichen Diskussion die Prinzipien dar, die die Prediger der Wahrheit leiten und all jene aktivieren sollten, die das Evangelium vom Königreich lehren. Zusammengefasst und in moderne Ausdrucksweise übertragen, lehrte Jesus Folgendes :
Respektiert immer die Persönlichkeit des Menschen. Nie sollte eine gerechte Sache mit Gewalt vorangetrieben werden; geistige Siege können nur durch geistige Macht errungen werden. Dieses ausdrückliche Verbot der Anwendung materieller Beeinflussungen betrifft sowohl psychische wie physische Kraft. Man darf weder überwältigende Argumente noch intellektuelle Überlegenheit einsetzen, um Männer und Frauen ins Königreich hineinzuzwingen. Der Verstand des Menschen soll nicht durch das bloße Gewicht der Logik erdrückt oder durch scharfsinnige Beredsamkeit überwältigt werden. Emotion kann als Faktor bei menschlichen Entscheidungen nicht ganz ausgeschaltet werden, aber diejenigen, welche die Sache des Königreichs fördern wollen, sollten sich in ihrer Unterweisung nie direkt an sie wenden. Appelliert direkt an den göttlichen Geist, der im Verstand der Menschen wohnt. Appelliert nicht an Furcht, Mitleid oder nur an das Gefühl. Seid fair in eurem Appell an die Menschen; übt Selbstbeherrschung und legt angemessene Zurückhaltung an den Tag; zeigt gebührenden Respekt vor der Persönlichkeit eurer Schüler. Erinnert euch, dass ich gesagt habe: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an, und wenn jemand mir öffnen will, werde ich hereinkommen.“
Wenn ihr Menschen ins Königreich führt, dann mindert oder zerstört nicht ihre Selbstachtung. Während ein Zuviel an Selbstachtung angemessene Demut zerstören und in Stolz, Dünkel und Arroganz ausarten kann, endet ein Verlust der Selbstachtung oft mit der Lähmung des Willens. Ziel dieses Evangeliums ist es, die Selbstachtung in jenen wiederherzustellen, die sie verloren haben, und sie in jenen zu dämpfen, die sie besitzen. Macht nicht den Fehler, nur das Unrecht im Leben eurer Schüler zu verurteilen; denkt auch daran, den lobenswertesten Dingen in ihrem Leben großzügig Anerkennung zu zollen. Vergesst nicht, dass nichts mich aufhalten kann, die Selbstachtung derer wiederherzustellen, die sie verloren haben und wirklich wünschen, sie wiederzuerlangen.
Seht zu, dass ihr schüchterne und ängstliche Seelen in ihrer Selbstachtung nicht verletzt. Lasst euch nicht zu Sarkasmen auf Kosten meiner einfachen Brüder verleiten. Seid nicht zynisch gegen meine verängstigten Kinder. Müßiggang zerstört die Selbstachtung; ermahnt deshalb eure Brüder, immer ihren gewählten Tätigkeiten nachzugehen, und scheut keine Anstrengung, um denen, die ohne Beschäftigung sind, zu Arbeit zu verhelfen.
Macht euch nie solch unwürdiger Taktiken wie des Versuchs schuldig, Männer und Frauen Schrecken einzujagen, um sie ins Königreich zu treiben. Ein liebender Vater erschreckt seine Kinder nicht, damit sie seinen gerechten Forderungen nachkommen.
Manchmal werden sich die Kinder des Königreichs bewusst, dass starke Gefühlsregungen nicht dasselbe sind wie die Führung durch den göttlichen Geist. Der heftige und seltsame Drang, etwas zu tun oder sich an einen bestimmten Ort zu begeben, bedeutet nicht notwendigerweise, dass solche Impulse Weisungen des innewohnenden Geistes sind.
Macht alle Gläubigen im Voraus auf die Konfliktzone aufmerksam, die all jene durchschreiten müssen, die vom im Fleisch gelebten Leben zum höheren, im Geist gelebten Leben übergehen. Für diejenigen, die ganz und gar in einem der beiden Bereiche leben, gibt es kaum Konflikte und Verwirrung, aber während der Übergangszeit zwischen den beiden Daseinsebenen sind alle dazu verurteilt, eine mehr oder weniger große Ungewissheit durchzumachen. Wenn ihr in das Königreich eintretet, könnt ihr seinen Verantwortungen nicht entgehen oder seinen Verpflichtungen ausweichen. Aber denkt daran: Das Joch des Evangeliums ist leicht und die Bürde der Wahrheit drückt nicht.
Die Welt ist voll hungriger Seelen, die selbst in Gegenwart des Brotes des Lebens hungern; die Menschen sterben auf der Suche nach ebendem Gott, der in ihnen selber lebt. Die Menschen suchen mit sehnsuchtsvollem Herzen und müden Füßen nach den Schätzen des Königreichs, die doch dem lebendigen Glauben unmittelbar zugänglich sind. Der Glaube ist der Religion, was die Segel dem Schiff; er ist eine zusätzliche Kraft, nicht eine zusätzliche Lebensbürde. Für diejenigen, die das Königreich betreten, gibt es nur einen Kampf: Sie müssen den guten Kampf des Glaubens kämpfen. Der Glaubende hat nur eine Schlacht zu liefern, nämlich gegen den Zweifel - den Unglauben.
Wenn ihr das Evangelium vom Königreich predigt, lehrt ihr ganz einfach die Freundschaft mit Gott. Und diese Gemeinschaft wird auf Männer und Frauen die gleiche Anziehungskraft ausüben, weil beide darin finden werden, was ihre typischen Sehnsüchte und Ideale im wahrsten Sinne befriedigt. Sagt meinen Kindern, dass mich ihre Gefühle bewegen und ich mit ihren Schwächen Geduld habe, dass ich aber auch ohne Nachsicht gegenüber Sünde bin und Frevelhaftigkeit nicht dulde. Ich bin freilich sanft und demütig in Gegenwart meines Vaters, aber ich bin ebenso schonungslos und unerbittlich gegenüber vorsätzlichen Missetaten und sündiger Auflehnung gegen den Willen meines Vaters im Himmel.
Ihr sollt euren Lehrer nicht als einen Schmerzensmann darstellen. Künftige Generationen werden auch das Strahlende unserer Freude, die belebende Wirkung unseres guten Willens und die Inspiration unseres fröhlichen Wesens kennen lernen. Wir verkünden eine Botschaft guter Nachrichten, die durch ihre verwandelnde Kraft ansteckend wirkt. Unsere Religion pulsiert vor neuem Leben und neuen Bedeutungen. Wer diese Lehre annimmt, wird mit Freude erfüllt und im Grunde seines Herzens gezwungen, sich ewig zu freuen. Zunehmendes Glücksgefühl ist stets die Erfahrung aller, die Gewissheit über Gott haben.
Lehrt alle Gläubigen, sich davor zu hüten, sich auf den unsicheren Halt falschen Mitleids zu verlassen. Wer sich dem Selbstmitleid überlässt, kann keinen starken Charakter entwickeln. Gebt euch ehrlich Mühe, den trügerischen Einfluss einer Brüderlichkeit zu meiden, die nur auf Elend anspricht. Bezieht auch die Tapferen und Mutigen in euer Mitgefühl ein, aber versagt jenen feigen Seelen allzu viel Mitleid, die sich den Herausforderungen des Lebens nur halbherzig stellen. Schenkt denen keinen Trost, die angesichts ihrer Schwierigkeiten kampflos aufgeben. Bringt euren Mitmenschen nicht bloß Sympathie entgegen, damit sie euch ihrerseits wiederum Sympathie bezeigen.
Wenn sich meine Kinder einmal mit Sicherheit der göttlichen Gegenwart bewusst werden, wird dieses Vertrauen den Verstand weiten, die Seele adeln, die Persönlichkeit stärken, die Zufriedenheit steigern, die geistige Schau vertiefen und die Kraft, zu lieben und geliebt zu werden, vergrößern.
Lehrt alle Gläubigen, dass, wer ins Königreich eintritt, dadurch nicht vor den Missgeschicken der Zeit oder vor gewöhnlichen Naturkatastrophen bewahrt wird. Der Glaube an das Evangelium wird nicht verhindern, in Schwierigkeiten zu geraten, aber er wird sicherstellen, dass ihr unerschrocken sein werdet, wenn Schwierigkeiten euch überraschen. So ihr es wagt, an mich zu glauben und mir weiter vorbehaltlos nachzufolgen, werdet ihr euch dadurch mit größter Bestimmtheit auf den sicheren Weg zu Schwierigkeiten begeben. Ich verspreche euch nicht, euch aus den Fluten des Unglücks zu ziehen, aber ich verspreche euch, mit euch durch sie hindurchzugehen.
Und noch vieles mehr lehrte Jesus die Schar der Gläubigen, bevor sie sich zur Nachtruhe begaben. Und diejenigen, die seine Worte gehört hatten, bewahrten sie in ihren Herzen und erzählten sie oft zur Erbauung jener Apostel und Jünger, die abwesend waren, als sie gesprochen wurden.
Und dann begab sich Jesus nach Abila, wo Nathanael mit seinen Gefährten arbeitete. Nathanael war stark beunruhigt durch gewisse Äußerungen Jesu, die die Autorität der anerkannten hebräischen Schriften anzutasten schienen. Auf die Frage nach der Wahrheit über die Schriften seines bedrängten Apostels antwortete Jesus:
„Nathanael, du hast richtig geurteilt; ich sehe die Schriften nicht so wie die Rabbiner. Ich will gerne mit dir über diese Frage reden unter der Bedingung, dass du deinen Brüdern nichts darüber mitteilst; denn nicht alle von ihnen sind bereit, eine solche Betrachtungsweise anzunehmen. Die Worte des Gesetzes von Moses und die Lehren der Schriften existierten nicht vor Abraham. Erst in jüngster Vergangenheit sind die Schriften in ihrer heutigen Form zusammengestellt worden. Sie enthalten zwar das Beste der höheren Gedanken und Sehnsüchte des jüdischen Volkes, aber sie enthalten auch vieles, was weit davon entfernt ist, für den Charakter und die Lehren des himmlischen Vaters repräsentativ zu sein; deshalb muss ich aus den besseren Lehren jene Wahrheiten auswählen, die sich für das Evangelium vom Königreich eignen.”
„Die Schriften sind das Werk von Menschen, von denen einige heilig, andere weniger heilig waren. Die Lehren dieser Bücher repräsentieren die Ansichten und den Grad der Aufgeklärtheit der Zeit, in der sie entstanden sind. Als eine Offenbarung der Wahrheit sind die letzten verlässlicher als die ersten. Die Schriften sind fehlerhaft und haben einen gänzlich menschlichen Ursprung, aber täusche dich nicht: sie bilden die beste Sammlung religiöser Weisheit und geistiger Wahrheit, die man gegenwärtig auf der ganzen Welt finden kann.”
„Viele dieser Bücher sind nicht von den Personen geschrieben worden, deren Namen sie tragen, aber das tut dem Wert der Wahrheiten, die sie enthalten, keinen Abbruch. Wenn die Geschichte Jonas nicht auf Tatsachen beruhen sollte, und selbst wenn Jona nie gelebt hätte, wäre doch die tiefe Wahrheit dieser Geschichte, die Liebe Gottes zu Ninive und den so genannten Heiden, in den Augen derer, die ihre Mitmenschen lieben, nicht weniger kostbar. Die Schriften sind heilig, weil sie Gedanken und Handlungen von Menschen wiedergeben, die auf der Suche nach Gott waren, und die in diesen Aufzeichnungen ihre höchsten Vorstellungen von Rechtschaffenheit, Wahrheit und Heiligkeit festgehalten haben. Die Schriften enthalten viel, sehr viel Wahres, aber du weißt, dass sie im Lichte deiner jetzigen Unterweisung auch vieles enthalten, was ein falsches Bild vom Vater im Himmel gibt, dem liebenden Gott, den allen Welten zu offenbaren ich gekommen bin.”
„Nathanael, erlaube dir nie auch nur für einen Augenblick, den Berichten der Schriften Glauben zu schenken, welche dir sagen, dass der Gott der Liebe eure Vorväter anwies, sich in den Kampf zu stürzen, um alle ihre Feinde — Männer, Frauen und Kinder — zu ermorden. Solche Aufzeichnungen sind Worte von Menschen, von nicht sehr heiligen Menschen, und sie sind nicht Gottes Wort. Die Schriften haben stets die intellektuelle, sittliche und geistige Stufe ihrer Verfasser widergespiegelt und werden es immer tun. Hast du nicht bemerkt, dass die Vorstellung von Jahve in den Aufzeichnungen der Propheten von Samuel bis Jesaja stetig an Schönheit und Herrlichkeit gewinnt? Und du solltest dich daran erinnern, dass die Schriften als religiöse Belehrung und geistige Führung gedacht sind. Sie sind weder das Werk von Historikern noch von Philosophen.”
„Das Betrüblichste ist nicht einmal diese irrige Idee von der absoluten Vollkommenheit dessen, was die Schriften berichten, und von der Unfehlbarkeit ihrer Lehren, sondern vielmehr die verwirrende Falschinterpretation dieser geheiligten Schriften durch die sklavisch der Tradition gehorchenden Schriftgelehrten und Pharisäer in Jerusalem. Und nun wollen sie sowohl die Lehre von der göttlichen Inspiration der Schriften als auch ihre falsche Auslegung derselben für ihren entschlossenen Widerstand gegen diese neueren Lehren des Evangeliums vom Königreich verwenden. Vergiss nie, Nathanael, dass der Vater die Offenbarung der Wahrheit nicht auf eine Generation oder auf irgendein Volk beschränkt. Viele ernsthafte Wahrheitssucher sind durch diese Lehre von der Vollkommenheit der Schriften verwirrt und entmutigt worden, und werden es auch in Zukunft sein.”
„Die Autorität der Wahrheit liegt im Geist selber, der seinen lebendigen Erscheinungsformen innewohnt, und nicht in den toten Worten der weniger erleuchteten und angeblich inspirierten Menschen einer früheren Generation. Und selbst wenn diese heiligen Menschen von einst ein inspiriertes und geisterfülltes Dasein lebten, muss das nicht bedeuten, dass ihre Worte ebenso sehr vom Geist inspiriert waren. Wir halten heute die Lehren des Evangeliums vom Königreich nicht schriftlich fest, damit ihr euch nach meinem Fortgang nicht sofort in Einzelgruppen aufspaltet, die sich über die Wahrheit streiten, weil ihr meine Lehren verschieden auslegt. Für diese Generation ist es am besten, dass wir die Wahrheiten leben und Aufzeichnungen vermeiden.”
„Merke dir meine Worte gut, Nathanael! Nichts, woran menschliche Natur gerührt hat, kann als unfehlbar betrachtet werden. Göttliche Wahrheit kann in der Tat durch den Verstand des Menschen hindurch scheinen, aber immer nur in relativer Reinheit und teilweiser Göttlichkeit. Das Geschöpf kann Unfehlbarkeit ersehnen, aber nur die Schöpfer besitzen sie.”
„Aber der größte Irrtum in der Lehre über die Schriften besteht in der Auffassung, sie seien versiegelte Mysterien- und Weisheitsbücher, deren Auslegung nur die weisen Köpfe der Nation wagen dürften. Die Offenbarungen göttlicher Wahrheit sind nicht versiegelt, es sei denn durch menschliche Unwissenheit, Frömmelei und engstirnige Intoleranz. Das Licht der Schriften wird einzig durch Vorurteile getrübt und durch Aberglauben verdunkelt. Falsche Ehrfurcht vor dem Heiligen hat der Religion den Schutz durch den gesunden Menschenverstand genommen. Die Furcht vor der Autorität der geheiligten Schriften der Vergangenheit verhindert die aufrichtigen Seelen von heute wirksam daran, das neue Licht des Evangeliums anzunehmen, gerade das Licht, das diese Gott kennenden Menschen früherer Generationen so sehnlichst schauen wollten.”
„Aber das Traurigste an alledem ist die Tatsache, dass einige von den Lehrern, die den Traditionalismus als heilig betrachten, diese Wahrheit sehr wohl kennen. Sie verstehen diese Begrenzungen der Schrift mehr oder weniger gut, aber sie sind moralisch feige und intellektuell unehrlich. Sie kennen die Wahrheit über die heiligen Schriften, aber sie ziehen es vor, dem Volk derart störende Tatsachen zu verschweigen. Und auf diese Weise pervertieren und verdrehen sie die Schriften und machen aus ihnen einen Leitfaden für sklavisch zu befolgende Einzelheiten des täglichen Lebens und eine Autorität auf nichtgeistigem Gebiet, anstatt sich auf die heiligen Bücher als einen Hort sittlicher Weisheit, religiöser Inspiration und geistiger Unterweisung von Gott kennenden Menschen früherer Generationen zu berufen.“
Die Äußerungen des Meisters klärten Nathanael auf; zugleich schockierten sie ihn. Er sann in der Tiefe seiner Seele lange über diese Worte nach, aber er erzählte niemandem von dieser Besprechung bis nach Jesu Himmelfahrt; und auch dann noch fürchtete er, die Ausführungen des Meisters in ihrer Gesamtheit mitzuteilen.
In Philadelphia, wo Jakobus arbeitete, belehrte Jesus die Jünger über die positive Natur des Evangeliums vom Königreich. Als er im Laufe seiner Ausführungen die Andeutung machte, dass gewisse Schriftstellen mehr Wahrheit enthielten als andere, und seine Hörer ermahnte, ihren Seelen nur die beste geistige Nahrung zu geben, unterbrach Jakobus den Meister mit der Frage: „Wärest du so gut, Meister, uns einen Vorschlag zu machen, wie wir die besseren Schriftstellen für unsere persönliche Erbauung auswählen sollen?“ Und Jesus antwortete: „Ja, Jakobus, wenn du die Schriften liest, suche nach ewig wahren und göttlich schönen Unterweisungen wie diesen:”
„Schaffe in mir ein reines Herz, oh Herr.”
„Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.”
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.”
„Denn ich, der Herr dein Gott, werde deine rechte Hand halten und zu dir sagen: Fürchte dich nicht; ich werde dir helfen.”
„Nie wieder sollen die Nationen das Kriegshandwerk erlernen.“
Dies ist bezeichnend für die Art und Weise, wie Jesus Tag für Tag das Erlesenste aus den hebräischen Schriften für den Unterricht seiner Jünger und zur Aufnahme in die Lehren des neuen Evangeliums vom Königreich heranzog. Andere Religionen hatten den Gedanken geäußert, dass Gott dem Menschen nahe sei, aber Jesus setzte die Sorge Gottes um den Menschen der Besorgtheit eines liebenden Vaters um das Wohlergehen seiner von ihm abhängigen Kinder gleich und machte diese Lehre dann zum Eckstein seiner Religion. Und so folgte aus dieser Lehre von der Vaterschaft Gottes zwingend die Praxis der Brüderlichkeit unter den Menschen. Die Anbetung Gottes und der Dienst an den Menschen wurden zum Kern seiner Religion. Jesus entnahm der jüdischen Religion das Beste und übertrug es in den würdigen Rahmen der neuen Lehren des Evangeliums vom Königreich.
Jesus brachte in die passiven Lehren der jüdischen Religion den Geist positiver Aktion ein. Anstelle negativer Befolgung zeremonieller Vorschriften machte Jesus die positive Ausführung dessen zur Pflicht, was die neue Religion von denen verlangte, die sie annahmen. Jesu Religion bestand nicht nur darin, zu glauben, was das Evangelium verlangte, sondern es auch wirklich zu tun. Er lehrte nicht, dass das Wesentliche seiner Religion im sozialen Dienen liege, sondern, dass dieses sich unter anderem bei denen mit Sicherheit einstelle, die den Geist wahrer Religion besitzen.
Jesus zögerte nicht, sich die bessere Hälfte einer Schriftstelle anzueignen und den unbedeutenderen Teil derselben zu verwerfen. Seine große Aufforderung „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ entnahm er der Schriftstelle, die lautet: „Du sollst dich nicht an den Kindern deines Volkes rächen, sondern deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Jesus eignete sich den positiven Teil der Schriftstelle an und verwarf den negativen. Er war auch ein Gegner von negativer oder rein passiver Widerstandslosigkeit. Er sagte: „Wenn ein Feind dich auf die eine Wange schlägt, stehe nicht stumm und passiv da, sondern halte ihm in positiver Haltung die andere hin; das heißt, tue das Bestmögliche, um deinen irrenden Bruder aktiv von den schlechten Pfaden abzubringen und auf die besseren Wege rechtschaffenen Lebens zu führen.“ Jesus forderte von seinen Anhängern, positiv und energisch auf jede Lebenssituation zu reagieren. Die andere Wange hinzuhalten oder irgendetwas zu tun, wofür diese Handlung typisch ist, verlangt Initiative und bedingt, dass sich die Persönlichkeit des Gläubigen kraftvoll, aktiv und mutig ausdrückt.
Jesus befürwortete nicht, sich auf negative Weise Demütigungen von Leuten zu unterwerfen, die mit Absicht jene zu missbrauchen versuchen, die sich in der Widerstandslosigkeit gegen das Böse üben; vielmehr sollten seine Anhänger weise und aufgeweckt sein, um auf Böses rasch und positiv mit Gutem zu reagieren, um Böses erfolgreich durch Gutes zu überwinden. Das wahrhaft Gute ist ausnahmslos mächtiger ist als das tückischste Böse. Der Meister lehrte einen positiven Maßstab von Rechtschaffenheit: „Wer immer mein Jünger zu sein wünscht, achte sich selber gering, und komme voll und ganz den Verantwortlichkeiten nach, die sich daraus ergeben, mir täglich zu folgen.“ Und er lebte selber danach, indem „er umherging und Gutes tat“. Und diesen Aspekt des Evangeliums veranschaulichten viele Gleichnisse, die er später seinen Anhängern erzählte. Er forderte sie nie auf, ihre Verpflichtungen geduldig zu ertragen, sondern ihrer menschlichen Verantwortung und ihren göttlichen Privilegien im Königreich Gottes mit Energie und Begeisterung voll gerecht zu werden.
Wenn Jesus seine Apostel lehrte, jemandem, der ihnen ungerechterweise einen Mantel wegnahm, noch ein weiteres Kleidungsstück zu geben, meinte er weniger einen wirklichen zweiten Mantel, als die Idee, etwas Positives zu tun, um den Übeltäter zu retten, anstelle des alten Rates zurückzuschlagen - „Auge um Auge“ und so fort. Jesus verabscheute die Idee der Vergeltung ebenso sehr wie Bereitschaft, nur zu einem passiven Dulder oder Opfer der Ungerechtigkeit zu werden. Bei dieser Gelegenheit unterwies er sie in den drei Möglichkeiten, das Böse zu bekämpfen und ihm zu widerstehen:
Böses mit Bösem zu vergelten - die positive, aber nicht rechtschaffene Methode.
Böses klaglos und widerstandslos zu ertragen - die rein negative Methode.
Böses mit Gutem zu vergelten, die Bekundung des Willens, Meister der Situation zu werden, die Überwindung des Bösen durch das Gute - die positive und rechtschaffene Methode.
Einer der Apostel fragte einmal: „Meister, was sollte ich tun, wenn mich ein Fremder dazu zwänge, sein Gepäck eine Meile weit zu tragen?“ Jesus antwortete: „Setz dich nicht hin und seufze nach Erleichterung, während du den Fremden heimlich verwünschst. Rechtschaffenheit erwächst nicht aus einer derart passiven Haltung. Wenn dir nichts Wirksameres und Positiveres zu tun einfällt, kannst du den Packen wenigstens eine zweite Meile weit tragen. Das wird den ungerechten und gottlosen Fremden mit Sicherheit herausfordern.“
Die Juden hatten von einem Gott gehört, der reuigen Sündern vergab und ihre Missetaten zu vergessen suchte, aber bevor Jesus kam, hatten die Menschen nie von einem Gott gehört, der auf die Suche nach verlorenen Schafen ging, der die Initiative zur Suche nach Sündern ergriff und sich freute, wenn er sie willig fand, ins Vaterhaus zurückzukehren. Diese positive Note der Religion weitete Jesus auch auf seine Gebete aus. Und er verwandelte die negative goldene Regel in eine positive Aufforderung zu menschlicher Fairness.
In all seinem Lehren vermied Jesus stets ablenkende Einzelheiten, blumige Redeweise sowie eine mit Worten spielende rein poetische Bildersprache. Kleinen Ausdrücken legte er gewöhnlich große Bedeutungen bei. Zum Zweck der Veranschaulichung änderte Jesus die gebräuchlichen Bedeutungen vieler Ausdrücke wie Salz, Sauerteig, Fischfang, kleine Kinder. Er gebrauchte die Antithese sehr wirksam, indem er das Winzige dem Unendlichen usw. gegenüberstellte. Seine Bilder waren frappierend wie zum Beispiel „die Blinden, welche Blinde führen“. Aber die größte Stärke seiner bildhaften Unterrichtsweise war ihre Natürlichkeit. Jesus brachte die Philosophie der Religion vom Himmel auf die Erde herunter. Er stellte die elementaren Bedürfnisse der Seele mit neuer Einsicht und mit sich neu hingebender Liebe dar.
Nach der vierwöchigen Mission in der Dekapolis versammelte sich das ganze Mitarbeiterkorps am Freitag, dem 16. September, wie zuvor verabredet, wieder im Hain von Magadan. Jesus und seine Mitarbeiter schickten sich nun an, eine Woche lang auszuruhen, bevor sie den letzten Abschnitt ihrer Anstrengungen für das Königreich in Angriff nahmen.
Am Sonntag, dem 25. September 29, versammelten sich die Apostel und Evangelisten in Magadan. Jesus überraschte alle mit der Mitteilung, dass er und die zwölf Apostel am nächsten Morgen in der Frühe nach Jerusalem aufbrechen würden, um dort am Laubhüttenfest teilzunehmen.
Jesus und die Zwölf blieben bis Ende des folgenden Monats (Oktober), ungefähr viereinhalb Wochen lang, in der Nachbarschaft Jerusalems. Jesus selber begab sich nur ein paar Mal in die Stadt, und diese kurzen Besuche machte er während des Laubhüttenfestes.
Lange vor ihrer Flucht aus Galiläa hatten Jesu Jünger ihn inständig gebeten, zur Verkündigung des Evangeliums vom Königreich nach Jerusalem zu gehen, damit seine Botschaft mit dem Prestige ausgestattet würde, am Zentrum jüdischer Kultur und Bildung verkündigt worden zu sein; aber jetzt, da er tatsächlich nach Jerusalem gekommen war, um zu lehren, fürchteten sie für sein Leben. Da die Apostel wussten, dass der Sanhedrin versucht hatte, Jesus nach Jerusalem vor Gericht zu bringen, und sie sich an die kürzlichen, wiederholten Äußerungen des Meisters erinnerten, er müsse den Tod erleiden, waren sie bei seinem plötzlichen Entschluss, dem Laubhüttenfest beizuwohnen, buchstäblich vom Blitz getroffen. Auf alle ihre früheren Bitten, nach Jerusalem zu gehen, hatte er stets zur Antwort gegeben: „Die Stunde ist noch nicht gekommen.“ Nun antwortete er auf ihre ängstlichen Proteste hin nur: „Aber die Stunde ist gekommen.“
Es gab viele Gründe, die es Jesus ermöglichten, während der Festtage in den Tempelhöfen öffentlich zu predigen, aber der wichtigste war die Furcht, die die Amtsträger des Sanhedrins infolge der heimlichen gefühlsmäßigen Spaltung in den eigenen Reihen überkommen hatte. Es war eine Tatsache, dass viele Mitglieder des Sanhedrins entweder heimlich an Jesus glaubten oder aus anderen Gründen einer Verhaftung während des Festes entschieden abgeneigt waren, da eine so große Zahl von Menschen sich in Jerusalem aufhielt, von denen viele an ihn glaubten oder wenigstens die geistige Bewegung, die er anführte, mit Wohlwollen betrachteten.
Die verwegene Kühnheit von Jesu öffentlichem Auftreten in Jerusalem schüchterte seine Feinde ein; sie waren auf solch eine wagemutige Herausforderung nicht gefasst. Während dieses Monats unternahm der Sanhedrin mehrere Male schwache Versuche, den Meister zu verhaften, aber diese Bemühungen blieben ergebnislos. Jesu unerwartetes öffentliches Erscheinen in Jerusalem überraschte seine Feinde derart, dass sie mutmaßten, die römischen Befehlshaber hätten ihm Schutz versprochen. Da die Mitglieder des Sanhedrins wussten, dass Philipp (der Bruder von Herodes Antipas) fast ein Anhänger Jesu war, vermuteten sie, Philipp habe für Jesus das Versprechen auf Schutz vor seinen Feinden erwirkt. Bevor sie gewahr wurden, dass sie sich in dem Glauben getäuscht hatten, Jesu plötzliches kühnes Auftreten in Jerusalem beruhe auf einer geheimen Absprache mit den römischen Beamten, hatte er ihren Rechtsbereich wieder verlassen.
Obwohl Jesu Jünger nicht erwartet hatten, dass er am Fest teilnehmen würde, hatte die überwiegende Mehrzahl der von weither angereisten Pilger, die von ihm gehört hatten, die Hoffnung gehegt, ihn in Jerusalem zu sehen. Und sie wurden nicht enttäuscht, denn verschiedene Male lehrte er in der Vorhalle Salomons und anderswo in den Tempelhöfen. Diese Predigten waren wirklich die offizielle und formelle Verkündigung von Jesu Göttlichkeit an das jüdische Volk und an die ganze Welt.
Es geschah während dieses Besuchs in Jerusalem, dass Jesus mit einer gewissen Frau von zweifelhaftem Ruf zu tun hatte, die von ihren Anklägern und von seinen Feinden vor ihn geführt wurde. Der vorliegende Bericht in der Bibel ist enstellt. Was sich tatsächlich zutrug, war Folgendes: Jesus kam eine Gruppe durch den Sanhedrin angeworbener Agenten entgegen, die eine Frau mit sich schleppten. Als sie ihn erreicht hatten, sagte ihr Sprecher: „Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. Nun befiehlt uns das Gesetz von Moses, eine solche Frau zu steinigen. Was soll deiner Meinung nach mit ihr geschehen?“
Der Plan der Feinde Jesu war dieser: Sollte er sich an Mose Gesetz halten, das die Steinigung der geständigen Übeltäterin forderte, würden sie ihn in Schwierigkeiten mit den römischen Herrschern verwickeln, die den Juden das Recht verwehrt hatten, die Todesstrafe ohne Genehmigung durch ein römisches Gericht zu verhängen. Sollte er die Steinigung der Frau verbieten, würden sie ihn vor dem Sanhedrin anklagen, sich über Moses und das jüdische Gesetz zu stellen. Schwiege er, würden sie ihn der Feigheit bezichtigen. Aber der Meister handhabte die Situation derart, dass das ganze Komplott unter seinem eigenen schmutzigen Gewicht zusammenbrach.
Diese einst attraktive Frau war die Ehefrau eines verkommenen Bürgers von Nazareth, eines Mannes, der Jesus während seiner Jugend immer wieder Schwierigkeiten bereitet hatte. Nach seiner Heirat mit dieser Frau zwang er sie auf schändliche Weise, ihren Körper zu verkaufen, um für beider Lebensunterhalt aufzukommen. Er war zum Fest nach Jerusalem gekommen, damit seine Frau aus der Prostitution ihrer physischen Reize finanziellen Gewinn schlüge. Er hatte mit den Mietlingen der jüdischen Führer einen Handel abgeschlossen, um seine eigene Frau bei ihrem einträglichen Laster zu verraten. Und so kamen sie nun daher mit dieser Frau und dem mit ihr an der Gesetzesübertretung Beteiligten, um Jesus in eine Erklärung zu verstricken, die im Falle seiner Verhaftung gegen ihn benutzt werden könnte.
Jesus überblickte die Ansammlung und bemerkte ihren Mann, der hinter den anderen stand. Er wusste, was für ein Mensch er war und erkannte, dass er an dem abscheulichen Unternehmen beteiligt war. Jesus ging nahe an die Stelle, wo der verkommene Ehemann stand, und schrieb einige Worte in den Sand, die jenen veranlassten, sich eilends zu entfernen. Darauf kehrte er zu der Frau zurück und schrieb wieder auf den Boden, diesmal für ihre Möchtegern-Ankläger; und als diese seine Worte lasen, gingen auch sie einer nach dem anderen weg. Und nachdem der Meister zum dritten Mal in den Sand geschrieben hatte, entfernte sich der Sündengefährte der Frau, so dass der Meister, als er sich vom Schreiben erhob, die Frau allein vor sich stehen sah. Jesus sagte: „Frau, wo sind deine Ankläger? Ist niemand geblieben, um dich zu steinigen?“ Die Frau hob ihre Augen auf und antwortete: „Niemand, Herr.“ Und dann sprach Jesus: „Ich kenne dich; und ich verurteile dich auch nicht. Geh deines Weges in Frieden.“ Und diese Frau, Hildanah, verließ ihren lasterhaften Ehemann und schloss sich den Jüngern des Königreichs an.
Am Nachmittag des letzten Festtages ging Jesus wiederum in den Tempel, um zu lehren, nachdem die Apostel vergeblich versucht hatten, ihn zur Flucht aus Jerusalem zu bewegen. Im Laufe seiner Predigt hatten sich ungläubige Juden und die Agenten des Sanhedrins eingefunden, und als sie Jesus Worte über Abraham hörten, lösten sie einen Tumult aus und riefen: „Du bist keine fünfzig Jahre alt, und sprichst trotzdem davon, Abraham gesehen zu haben. Du bist ein Kind des Teufels!“ Jesus konnte seine Rede nicht fortsetzen. Im Gehen sagte er nur: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, bevor Abraham war, bin ich.“ Viele von den Ungläubigen stürzten hinaus, um Steine zu holen und ihn damit zu bewerfen, und die Agenten des Sanhedrins versuchten, ihn zu verhaften, aber der Meister durchschritt rasch die Tempelkorridore und entwich an einen geheimen Treffpunkt in der Nähe von Bethanien, wo Martha, Maria und Lazarus auf ihn warteten.
Seit Jahren pflegten diese drei alles fallen zu lassen und Jesu Lehren zuzuhören, wann immer er zu ihnen auf Besuch kam. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte Martha die häuslichen Pflichten übernommen, und so bereitete sie bei dieser Gelegenheit das Abendessen zu, während Lazarus und Maria Jesu zu Füßen saßen und seine erfrischenden Lehren begierig in sich aufnahmen. Man muss wissen, dass Martha sich unnötigerweise durch zahlreiche überflüssige Beschäftigungen ablenken ließ und sich viele nichtige Sorgen auflud; das war ihre Art.
Als Martha sich mit all diesen vermeintlichen Pflichten beschäftigte, stieß sie sich daran, dass Maria nichts tat, um ihr zu helfen. Deshalb ging sie zu Jesus und sagte: „Meister, macht es dir nichts aus, dass meine Schwester mich bei der ganzen Bewirtung allein gelassen hat? Willst du sie nicht auffordern, mir helfen zu kommen?“ Jesus antwortete: „Martha, Martha, warum bist du immer um so viele Dinge besorgt und beunruhigen dich so viele Nichtigkeiten? Nur eines ist wirklich der Mühe wert, und da Maria diesen guten und notwendigen Teil gewählt hat, will ich ihn ihr nicht nehmen. Aber wann werdet ihr beide lernen, so zu leben, wie ich es euch gelehrt habe: in Zusammenarbeit zu dienen und eure Seelen im Einklang zu erfrischen? Könnt ihr nicht lernen, dass es eine Zeit gibt für jedes Ding - dass die geringeren Dinge des Lebens zurücktreten sollten vor den größeren des Königreichs?“
Einige Tage nachdem Jesus und die Zwölf von Jerusalem nach Magadan zurückgekehrt waren, traf eine weitere Gruppe von Jüngern aus Betlehem ein. Und so waren im Lager an die zweihundert wahre und erprobte Jünger aus allen Teilen Palästinas versammelt. Dieser gut ausgebildeten und erfahrenen Jüngerschar entnahm Jesus anschließend siebzig Lehrer und sandte sie zur Verkündigung des Evangeliums vom Königreich aus. Ihre regelmäßige Unterweisung begann am Freitag, dem 4. November, und dauerte bis zum Sabbat, dem 19. November.
Über fünfzig Jünger, die sich um Weihe und Zulassung zur Mitgliedschaft bei den Siebzig bewarben, wurden vom Ausschuss abgelehnt, den Jesus zur Kandidatenauslese ernannt hatte. In allen Fällen, in denen dieser Ausschuss zu keiner einstimmigen Übereinkunft gelangte, brachten sie den Kandidaten zu Jesus, und obgleich der Meister nie jemanden zurückwies, der sich danach sehnte, zum Botschafter des Evangeliums geweiht zu werden, so gab es ihrer doch mehr als ein Dutzend, die nach ihrem Gespräch mit Jesus nicht mehr wünschten, Evangeliumsverkündiger zu werden.
Ein ernsthafter Jünger kam zu Jesus und sagte: „Meister, ich möchte einer deiner neuen Apostel werden, aber mein Vater ist sehr alt und dem Tode nahe. Kann ich Erlaubnis bekommen, nach Hause zurückzukehren, um ihn zu beerdigen?“ Jesus sprach zu diesem Mann: „Mein Sohn, die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen könnte. Du bist ein treuer Jünger, und du kannst ein solcher bleiben, während du nach Hause zurückkehrst und für deine Lieben sorgst, aber mit meinen Botschaftern des Evangeliums verhält es sich anders. Sie haben alles verlassen, um mir nachzufolgen und das Königreich zu verkündigen. Willst du ein geweihter Lehrer werden, musst du andere die Toten begraben lassen, während du selber ausziehst, um die gute Nachricht bekannt zu machen.“ Und dieser Mann entfernte sich tief enttäuscht.
Ein anderer Jünger kam zum Meister und sagte: „Ich möchte die Weihe als Botschafter erhalten, aber zuerst möchte ich für kurze Zeit nach Hause gehen, um meiner Familie Mut zu machen.“ Und Jesus antwortete ihm: „Wenn du die Weihe empfangen möchtest, musst du gewillt sein, alles aufzugeben. Die Botschafter des Evangeliums dürfen in ihrer Liebe nicht geteilt sein. Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat, ist wert, ein Botschafter des Königreichs zu werden, wenn er wieder umkehrt.“
Und dann führte Andreas einen reichen jungen Mann vor Jesus, der mit Hingabe glaubte und die Weihe zu empfangen wünschte. Dieser junge Mann, Matadormus, war Mitglied des Sanhedrins von Jerusalem; er hatte Jesus lehren hören und war anschließend von Petrus und den anderen Aposteln im Evangelium vom Königreich unterwiesen worden. Jesus sprach mit Matadormus und fragte ihn abschließend: “Glaubst du an dieses Evangelium?“ Und Matadormus antwortete: „Ja, Meister, ich glaube alles, was du und deine Apostel mich gelehrt haben.“ Und Jesus sagte: „Dann bist du in der Tat mein Jünger und ein Kind des Königreichs.“
Darauf sagte der junge Mann: „Aber, Meister, es genügt mir nicht, dein Jünger zu sein; ich möchte einer deiner neuen Botschafter werden.“ Als Jesus das hörte, schaute er mit großer Liebe auf ihn herab und sagte: „Ich will dich als einen meiner Botschafter annehmen, wenn du willens bist, den Preis zu bezahlen, wenn du dir das Einzige verschaffen willst, woran es dir mangelt.“ Matadormus erwiderte: „Meister, ich will alles tun, wenn ich nur die Erlaubnis erhalte, dir zu folgen.“ Jesus küsste den knieenden jungen Mann auf die Stirn und sagte: „Wenn du mein Botschafter sein willst, dann geh und verkaufe alles, was du hast, und nachdem du den Erlös unter die Armen oder unter deine Brüder verteilt hast, komm und folge mir, und du wirst einen Schatz im Königreich des Himmels haben.“
Als Matadormus dies vernahm, machte er ein langes Gesicht. Er erhob sich und entfernte sich kummervoll, denn er hatte große Besitztümer. Dieser reiche junge Pharisäer war in dem Glauben erzogen worden, dass Reichtum das Zeichen göttlicher Gunst sei. Jesus wusste, dass er von Eigenliebe und Liebe zu seinem Reichtum nicht frei war. Der Meister wollte ihn von der Liebe zum Reichtum befreien, nicht notwendigerweise vom Reichtum selber. Die Jünger Jesu trennten sich nicht von all ihrem weltlichen Besitz, wohl aber die Apostel und die Siebzig. Matadormus wünschte einer der siebzig neuen Botschafter zu sein, und deshalb verlangte Jesus von ihm, sich von seinem ganzen weltlichen Besitz zu trennen.
Reichtum hat direkt nichts mit dem Eintritt ins Königreich des Himmels zu tun, wohl aber die Liebe zum Reichtum. Geistige Loyalität gegenüber dem Königreich ist mit Unterwerfung unter den materialistischen Mammon unvereinbar. Der Mensch kann seine höchste Treue zu einem geistigen Ideal nicht mit der Hingabe an Materielles teilen.
Während Jesus sein Gespräch mit Matadormus beendete, versammelten sich Petrus und einige andere Apostel um ihn, und als der reiche junge Mann wegging, wandte sich Jesus zu den Aposteln und sprach: „Ihr seht, wie schwierig es für die Reichen ist, ganz und gar ins Königreich Gottes einzutreten! Die Verehrung des Geistes kann nicht mit der Hingabe an Materielles geteilt werden; niemand kann zwei Herren dienen. Eines eurer Sprichworte sagt: ‚Es ist leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Heiden, das ewige Leben zu erben.‘ Und ich erkläre, dass es für dieses Kamel ebenso leicht ist, durch das Nadelöhr zu gehen, wie für diese selbstzufriedenen Reichen, in das Königreich des Himmels einzutreten.“
Als Petrus und die Apostel diese Worte hörten, waren sie über die Maßen erstaunt, so sehr, dass Petrus sagte: „Wer kann dann gerettet werden, Herr? Müssen alle Reichen vom Königreich ausgeschlossen bleiben?“ Und Jesus erwiderte: „Nein, Petrus, aber alle, die auf den Reichtum vertrauen, werden schwerlich in das geistige Leben eintreten, das zum ewigen Fortschritt führt. Aber auch dann noch liegt vieles, was dem Menschen unmöglich ist, nicht außerhalb der Möglichkeiten des Vaters im Himmel; wir sollten vielmehr erkennen, dass bei Gott alle Dinge möglich sind.“
Sie gingen allein weiter, und Jesus war betrübt, dass Matadormus nicht bei ihnen blieb, denn er liebte ihn sehr. Sie gingen zum See hinunter und setzten sich ans Wasser, und Petrus sprach im Namen der Zwölf, die jetzt alle anwesend waren: „Deine Worte zu dem jungen, reichen Mann machen uns zu schaffen. Müssen wir die, die dir folgen möchten, auffordern, all ihre weltlichen Güter aufzugeben?“ Und Jesus sagte: „Nein, Petrus, nur diejenigen, die Apostel werden möchten und wünschen, mit mir zu leben wie ihr und wie eine Familie. Aber der Vater verlangt, dass die Liebe seiner Kinder rein und ungeteilt sei. Was für eine Sache oder Person auch immer zwischen euch und die Liebe zu den Wahrheiten des Königreichs tritt, muss aufgegeben werden. Wenn der Reichtum nicht in den Bereich ihrer Seele eindringt, hat er keine Auswirkungen auf das geistige Leben derer, die ins Königreich eintreten möchten.“
Da sagte Petrus: „Aber Meister, wir haben alles aufgegeben, um dir zu folgen, was wird uns denn zuteil werden?“ Und Jesus sprach zu allen Zwölf: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es gibt keinen, der Besitz, Heim, Frau, Brüder, Eltern oder Kinder meinetwegen und um des Königreichs des Himmels willen verlassen hat, der nicht schon in dieser Welt, vielleicht nebst einigen Verfolgungen, das Mehrfache davon erhielte und in der künftigen Welt das ewige Leben. Aber viele von den Ersten werden die Letzten sein, während die Letzten oft die Ersten sein werden. Der Vater behandelt seine Geschöpfe entsprechend ihren Bedürfnissen und in Übereinstimmung mit seinen gerechten Gesetzen erbarmender und liebevoller Rücksicht auf das Wohlergehen eines Universums.”
Am Tag, als die Siebzig zu ihrer ersten Mission aufbrachen, herrschte im Lager von Magadan eine erregte Stimmung. Am frühen Morgen legte Jesus in seiner letzten Ansprache an die Siebzig besonderes Gewicht auf Folgendes:
1. Das Evangelium vom Königreich muss der ganzen Welt verkündet werden, den Nichtjuden ebenso wie den Juden.
2. Wenn ihr den Kranken Trost bringt, weckt bei ihnen nicht die Hoffnung auf Wunder.
3. Verkündet eine geistige Bruderschaft der Söhne Gottes, nicht ein äußeres Königreich weltlicher Macht und materiellen Ruhms.
4. Vermeidet Zeitverlust durch zu viel geselliges Zusammensein und andere Nebensächlichkeiten, die euch von eurer rückhaltlosen Hingabe an die Verkündigung des Evangeliums ablenken könnten.
5. Wenn sich das von euch zu Beginn als Quartier gewählte Haus als achtbar erweist, dann bleibt dort während eures ganzen Aufenthaltes in jener Stadt.
6. Macht allen treuen Gläubigen klar, dass die Zeit für einen offenen Bruch mit den religiösen Führern der Juden in Jerusalem jetzt gekommen ist.
7. Lehrt, dass die ganze Pflicht des Menschen in diesem einen Gebot zusammengefasst ist: Liebe den Herrn deinen Gott von ganzem Herzen und ganzer Seele und deinen Nachbarn wie dich selber.
Nachdem Jesus in Gegenwart aller Apostel und Jünger so zu den Siebzig gesprochen hatte, nahm Simon Petrus sie beiseite und hielt ihnen ihre Weihepredigt, die eine Ausarbeitung des Auftrags des Meisters war, als er ihnen die Hände aufgelegt und sie als besondere Botschafter des Königreichs eingesetzt hatte. Petrus ermahnte die Siebzig, in all ihrem Tun die folgenden Tugenden hochzuhalten:
1. Restlose Hingabe. Sie sollten immer um mehr Arbeiter beten, die bereit wären, zur Ernte des Evangeliums ausgesandt zu werden. Er ermahnte sie, ihre tägliche Andacht nicht zu vernachlässigen.
2. Wahrer Mut. Er wies sie warnend darauf hin, dass sie auf Feindschaft stossen und mit Sicherheit verfolgt werden würden. Petrus sagte ihnen, ihre Aufgabe sei nichts für Feiglinge, und denen, die etwa Angst hätten, riet er zurückzutreten, bevor sie anfingen. Aber niemand zog sich zurück.
3. Glaube und Vertrauen. Sie sollten sich völlig unausgerüstet auf diese kurze Mission begeben; sie sollten für Nahrung, Unterkunft und alle übrigen nötigen Dinge ihr Vertrauen in den Vater legen.
4. Inbrunst und Initiative. Sie sollten von Inbrunst und intelligentem Enthusiasmus erfüllt sein; sie sollten sich strikt nur um die Angelegenheiten ihres Meisters kümmern. Die orientalische Begrüßung war eine lange und umständliche Zeremonie; deshalb waren sie dazu angehalten worden, „unterwegs niemanden zu begrüßen“, was eine damals übliche Art war, jemanden zu ermahnen, seinen Geschäften ohne Zeitverschwendung nachzugehen. Es hatte nichts mit freundlichem Grüßen zu tun.
5. Freundlichkeit und Höflichkeit. Der Meister hatte sie angewiesen, unnötigen Zeitverlust durch gesellschaftliche Förmlichkeiten zu vermeiden, aber er machte ihnen Höflichkeit gegenüber allen, mit denen sie in Kontakt treten würden, zur Pflicht. Sie sollten denen, die sie bei sich beherbergten, jede Freundlichkeit erweisen. Eine strikte Warnung war an sie ergangen, nie ein bescheidenes Heim zu verlassen, um sich in einem bequemeren oder einflussreicheren bewirten zu lassen.
6. Fürsorge für die Kranken. Petrus trug den Siebzig auf, die seelisch und körperlich Kranken ausfindig zu machen und alles in ihrer Macht Stehende zur Erleichterung oder Heilung ihrer Krankheiten zu unternehmen.
Und mit solchem Auftrag und derart angeleitet, brachen sie immer zu zweit zu ihrer Mission in Galiläa, Samaria und Judäa auf. Jesus und die Zwölf schickten sich nun an, ihr letztes Hauptquartier in Peräa in der Nähe von Pella zu errichten, wo der Meister im Jordan getauft worden war. Gegen Ende Dezember und vor der Rückkehr der Siebzig waren über achthundert Besucher um den Meister versammelt, und sie fanden im Lager in der Nähe von Pella Unterkunft.
Am Freitag, dem 30. Dezember, während Jesus sich mit Petrus, Jakobus und Johannes in den nahen Bergen aufhielt, trafen die siebzig Botschafter, paarweise und von zahlreichen Gläubigen begleitet, im Hauptquartier von Pella ein.
Am folgenden Tag war Sabbat, und Jesus führte die Siebzig beiseite und sprach zu ihnen: „Ich habe mich wahrhaftig mit euch gefreut, als ihr mit der guten Nachricht zurückgekehrt seid, dass so viele in Galiläa, Samaria und Judäa verstreute Menschen das Evangelium vom Königreich angenommen haben. Aber warum lag in eurer Hochstimmung so viel Überraschung? Hattet ihr nicht erwartet, dass eure Botschaft beim Überbringen eine mächtige Wirkung ausüben würde? Seid ihr mit einem so kleinen Glauben an dieses Evangelium ausgezogen, dass ihr von seiner Wirksamkeit überrascht zurückkehrt? Und jetzt, obzwar ich euren Jubel nicht dämpfen will, möchte ich euch eindringlichst vor der Tücke des Hochmuts, des geistigen Hochmuts warnen. Wenn ihr den Sturz Luzifers, des Frevlers, begreifen könntet, würdet ihr euch ernsthaft vor jeglicher Form geistigen Hochmuts hüten.”
In den nächsten paar Tagen gab es im Lager von Pella viel zu tun; die Vorbereitungen zur Mission in Peräa wurden abgeschlossen. Jesus und seine Mitarbeiter waren dabei, ihre letzte Sendung anzutreten, die dreimonatige Rundreise durch ganz Peräa, die erst mit dem Einzug des Meisters in Jerusalem zu seiner letzten Arbeit auf Erden zu Ende ging. Während dieser Zeit wurde das Hauptquartier Jesu und der zwölf Apostel hier im Lager von Pella aufrechterhalten.
Das Werk des Königreichs steuerte nun auf seine Endphase unter der persönlichen Leitung von Jesus zu. Und dies war eine Phase geistiger Tiefe, die mit den wundergläubigen und nach Mirakeln rufenden Massen kontrastierte, welche dem Meister in den früheren Tagen seiner Popularität in Galiläa nachgefolgt waren. Trotzdem gab es unter seinen Anhängern immer noch viele materiell Gesinnte, die die Wahrheit nicht zu erfassen vermochten, dass das Königreich des Himmels die geistige Bruderschaft der Menschen ist, die auf der ewigen Tatsache der universalen Vaterschaft Gottes gründet.
Während dieser Rundreise durch Peräa übernahm das jetzt zweiundsechzig Mitglieder zählende Frauenkorps den größten Teil der Krankenarbeit. Das war die Schlussphase, in der die höheren, geistigen Aspekte des Evangeliums vom Königreich entwickelt wurden, und dementsprechend fehlten Wundertaten. Kein anderer Teil Palästinas wurde von den Aposteln und Jüngern Jesu so gründlich bearbeitet, und in keiner anderen Gegend nahmen die gehobeneren Klassen der Bewohner die Lehre des Meisters so generell an.
Mitte Januar waren mehr als zwölfhundert Personen in Pella versammelt, und Jesus lehrte diese Menge wenigstens einmal am Tage, wenn er im Lager anwesend war. Meistens sprach er um neun Uhr morgens. Petrus und die anderen Apostel lehrten jeden Nachmittag. Die Abende blieben den üblichen Frage-und-Antwort-Stunden Jesu mit den Zwölf und anderen fortgeschrittenen Jüngern vorbehalten. Die Abendgruppen zählten im Durchschnitt etwa fünfzig Teilnehmer.
Eines Tages beendete Jesus seine Antwort auf die Frage eines jungen Mannes nach einer Erbschaft mit den Worten: „Mein Sohn, was wird es dir nützen, wenn du die ganze Welt gewinnst und dabei deine Seele verlierst?“ Einem anderen, der dabei stand und Jesus fragte, was die Reichen am Tag des Gerichts zu erwarten hätten, antwortete er: „Ich bin gekommen, um weder die Reichen, noch die Armen zu richten, aber das Leben, das die Menschen führen, wird über sie alle zu Gericht sitzen.”
Als sich Jesus und die Zwölf an diesem Abend nach dem Essen zu ihrem täglichen Gespräch zusammensetzten, beantwortete Jesus auch ihre noch offenen Fragen zum Thema Reichtum:
„Ja, Andreas, ich will mit euch über diese Fragen des Reichtums und des Selbstunterhalts sprechen, aber meine Worte zu euch Aposteln müssen sich etwas von jenen unterscheiden, die ich zu den Jüngern und zu der Menge gesprochen habe, da ihr alles aufgegeben habt, nicht nur, um mir zu folgen, sondern auch, um die Weihe als Botschafter des Königreichs zu empfangen. Ihr habt jetzt bereits eine mehrjährige Erfahrung, und ihr wisst, dass der Vater, dessen Königreich ihr verkündet, euch nicht verlassen wird. Ihr habt euer Leben dem Dienst am Königreich gewidmet; ängstigt und sorgt euch deshalb nicht um die Dinge des weltlichen Lebens, um das, was ihr essen, oder womit ihr euren Körper kleiden werdet. Das Wohlergehen der Seele ist mehr als Speise und Trank, und der geistige Fortschritt steht weit über der Notwendigkeit der Kleidung. Wenn ihr versucht seid, an der Gewissheit eures täglichen Brotes zu zweifeln, dann betrachtet die Raben; sie säen nicht, sie ernten nicht und haben weder Speicher noch Scheunen, und doch hält der Vater Nahrung bereit für jeden von ihnen, der danach sucht. Und wie viel mehr seid ihr wert als viele Vögel! Übrigens kann all euer Bangen, können eure nagenden Zweifel nichts ausrichten, um eure materiellen Bedürfnisse zu befriedigen. Wer von euch kann seiner Statur durch Bangigkeit eine Handbreit hinzufügen oder seinem Leben einen Tag? Da diese Dinge nicht in eurer Hand liegen, weshalb verschwendet ihr dann ängstliche Gedanken an diese Probleme?”
„Schaut die Lilien an, wie sie wachsen; sie rackern sich nicht ab und spinnen nicht; und doch sage ich euch, dass nicht einmal Salomon in seiner ganzen Pracht gekleidet war wie eine von ihnen. Wenn Gott die Gräser des Feldes also kleidet, die heute leben und morgen niedergemäht und ins Feuer geworfen werden, wie viel besser wird er dann euch, die Botschafter des himmlischen Königreichs, kleiden! O ihr Kleingläubigen! Wenn ihr euch von ganzem Herzen der Verkündigung des Evangeliums vom Königreich hingebt, solltet ihr von Zweifeln frei sein, was euren eigenen Unterhalt betrifft oder denjenigen eurer Familien, die ihr verlassen habt. Wenn ihr euer Leben wahrhaftig dem Evangelium gebt, werdet ihr durch das Evangelium leben. Wenn ihr nur gläubige Jünger seid, müsst ihr euer eigenes Brot verdienen und zum Unterhalt all derer beisteuern, die lehren, predigen und heilen. Wenn euch wegen eures Brotes und Wassers bangt, worin unterscheidet ihr euch dann von den Nationen der Welt, die so eifrig nach solchen Notwendigkeiten suchen? Widmet euch eurer Arbeit und glaubt daran, dass sowohl der Vater als auch ich wissen, dass ihr all diese Dinge braucht. Lasst mich euch ein für allemal versichern, dass alle eure tatsächlichen Bedürfnisse befriedigt werden, wenn ihr euer Leben ganz der Arbeit am Königreich verschreibt. Trachtet nach dem Größeren, und das Kleinere wird sich darin finden; fragt nach dem Himmlischen, und das Irdische wird darin inbegriffen sein. Der Schatten folgt der Substanz mit Sicherheit.”
„Ihr seid nur eine kleine Schar, aber wenn ihr Glauben habt und nicht aus Furcht strauchelt, erkläre ich, dass sich mein Vater darüber freut, euch dieses Königreich zu geben. Ihr habt eure Schätze dort angelegt, wo der Geldbeutel sich nicht erschöpft, wo kein Dieb plündern und keine Motte fressen kann. Und wie ich zu den Leuten gesagt habe: Da, wo euer Schatz ist, wird auch euer Herz sein.”
„Aber bei dem Werk, das uns unmittelbar bevorsteht und bei demjenigen, das euch zu tun bleibt, nachdem ich zu meinem Vater gegangen bin, werdet ihr bitter geprüft werden. Ihr müsst alle vor Furcht und Zweifeln auf der Hut sein. Jeder von euch wappne sein Gemüt und halte seine Lampe am Brennen. Verhaltet euch wie Männer, die auf die Rückkehr ihres Meisters vom Hochzeitsfest warten, damit ihr ihm, wenn er kommt und klopft, rasch öffnen könnt. Der Meister segnet solch wachsame Diener, wenn er sie in einem so großen Augenblick treu findet. Dann wird der Meister seine Diener Platz nehmen lassen, und er wird sie selbst bedienen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass eine Krise in eurem Leben unmittelbar bevorsteht, und es ist eure Pflicht, zu wachen und bereit zu sein.”
„Ihr versteht wohl, dass niemand es zuließe, dass man in sein Haus eindringt, wenn er wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt. Möge auch jeder von euch für sich selber auf der Hut sein, denn gerade dann, wenn ihr es am wenigsten vermutet und auf eine Art, an die ihr nicht denkt, wird der Menschensohn weggehen.“
Die ganze dreimonatige Mission in Peräa wurde erfolgreich ohne große Mithilfe der zwölf Apostel fortgeführt, und das Evangelium gab von dieser Zeit an nicht so sehr Jesu Persönlichkeit als seine Lehren wieder. Aber seine Nachfolger hielten sich nicht lange an seine Anweisungen, denn bald nach Jesu Tod und Auferstehung entfernten sie sich von seinen Lehren und begannen, die frühe Kirche um die übernatürlichen Vorstellungen von ihm, um die verherrlichten Erinnerungen an seine göttlich-menschliche Persönlichkeit herum, aufzubauen.
Abner, das frühere Oberhaupt der zwölf Apostel von Johannes dem Täufer, Nasiräer und einst Vorsteher der nasiräischen Schule von Engedi, war jetzt Oberhaupt der siebzig Botschafter des Königreichs, die der Meister mit der Verkündigung des Evangeliums beauftragte. Ihm widerfuhr das scheinbare Unglück, mit allen Führern der frühen christlichen Kirche uneins zu sein. Er überwarf sich mit Petrus und Jakobus (Jesu Bruder) in Fragen der Verwaltung und Rechtsprechung der Kirche von Jerusalem und er trennte sich von Paulus wegen Meinungsverschiedenheiten in Philosophie und Theologie. Abner war in seiner Philosophie mehr babylonisch als hellenistisch, und er widersetzte sich hartnäckig allen Versuchen des Paulus, Jesu Lehren so umzuformen, dass in den Hintergrund gerückt wurde, was auf den Widerspruch zuerst der Juden und dann der griechisch-römischen Anhänger der Mysterienkulte stieß.
Und so wurde Abner zu einem Leben in der Isolation gezwungen. Er war das Haupt einer Kirche, die in Jerusalem kein Ansehen genoss. Er hatte es gewagt, Jakobus, den Bruder des Herrn, herauszufordern, der später die Unterstützung des Petrus genoss. Diese Haltung trennte ihn gänzlich von all seinen früheren Mitarbeitern. Dann wagte er es, Paulus die Stirn zu bieten. Obwohl er mit der Mission des Paulus bei den Nichtjuden völlig übereinstimmte und ihn bei seinen Auseinandersetzungen mit der Kirche in Jerusalem unterstützte, widersetzte er sich erbittert der Version der Lehren Jesu, die Paulus zu predigen gewählt hatte. In seinen letzten Jahren prangerte Abner Paulus als den „geschickten Verderber der Lebenslehren Jesu von Nazareth, des Sohnes des lebendigen Gottes“, an.
Während der späteren Lebensjahre Abners und noch einige Zeit danach hielten sich die Gläubigen von Philadelphia enger als irgendeine andere Gemeinde auf Erden an die Religion Jesu, wie er sie gelebt und gelehrt hatte.
Abner wurde neunundachtzig Jahre alt und starb in Philadelphia am 21. November 74. Und bis an sein Ende glaubte und lehrte er treu das Evangelium vom himmlischen Königreich.
Jesus und die zehn Apostel trafen am Mittwoch, dem 22. Februar in Philadelphia ein. Sehr spät am Sonntagabend, dem 26. Februar, traf ein Läufer aus Bethanien in Philadelphia ein, der eine Botschaft von Martha und Maria überbrachte, die lautete: „Herr, der, den du liebst, ist sehr krank.“ Zuerst gab Jesus keine Antwort. Es fand eines jener seltsamen Zwischenspiele statt, währenddessen er für kurze Zeit in Verbindung mit etwas außerhalb und jenseits von ihm zu stehen schien. Und dann blickte er auf und wandte sich in Hörweite der Apostel mit den Worten an den Boten: „Diese Krankheit führt nicht wirklich zum Tode. Zweifelt nicht daran, dass sie dazu dienen kann, Gott zu verherrlichen und den Sohn zu erhöhen.“
Jesus hatte Martha, Maria und ihren Bruder Lazarus sehr lieb; er liebte sie mit inniger Zuneigung. Sein erster und menschlicher Gedanke war, ihnen sofort zu Hilfe zu eilen, aber dann trat eine andere Idee in seinen Geist. Er hatte die Hoffnung fast aufgegeben, dass die jüdischen Führer in Jerusalem das Königreich je annehmen würden, aber er fuhr fort, sein Volk zu lieben, und es fiel ihm nun ein Plan ein, der den Schriftgelehrten und Pharisäern Jerusalems vielleicht eine weitere Gelegenheit bieten würde, seine Lehren zu akzeptieren; und er beschloss, vorausgesetzt, sein Vater war einverstanden, aus diesem letzten Aufruf an Jerusalem das tiefgründigste und erstaunlichste äußere Werk seiner gesamten irdischen Laufbahn zu machen. Die Juden hingen an der Idee eines wundertätigen Befreiers. Und obwohl er sich weigerte, sich zur Ausführung materieller Wunder oder zur weltlichen Zurschaustellung politischer Macht herabzulassen, bat er nun um des Vaters Zustimmung zur Manifestation seiner bislang nicht an den Tag gelegten Macht über Leben und Tod.
Die Juden glaubten, dass der Geist oder die Seele wohl zwei oder drei Tage lang in der Nähe des Körpers verweilte, aber nie nach dem dritten Tag; dass die Verwesung am vierten Tag schon stark fortgeschritten sei und dass nie jemand nach Ablauf dieser Frist vom Grab zurückgekehrt sei. Und aus genau diesen Gründen ließ Jesus noch zwei volle Tage in Philadelphia verstreichen, bevor er sich zum Aufbruch nach Bethanien bereitmachte.
Als Jesus die Apostel zum Aufbruch nach Judäa aufforderte, versuchten diese ihn davon abzuhalten. Da die Apostel Jesus erste Bemerkungen zu dieser Angelegenheit nicht verstanden, sagte er unmissverständlich: „Lazarus ist tot. Um euretwillen und auch wenn die übrigen dadurch nicht gerettet werden sollten, bin ich froh, dass ich nicht zugegen war, auf dass ihr jetzt neuen Grund habt, an mich zu glauben; und das, wovon ihr Zeugen sein werdet, sollte euch stärken in Vorbereitung auf den Tag, an dem ich euch verlassen und zu meinem Vater gehen werde.“
Als sie sich Bethanien näherten, antwortete Jesus auf eine Frage Nathanaels über die Engel unter anderem folgendermaßen:
„Die Engelscharen sind eine besondere Ordnung von erschaffenen Wesen; sie sind von der materiellen Ordnung sterblicher Geschöpfe völlig verschieden und wirken als eine selbstständige Gruppe von Universums-Intelligenzen. Die Engel gehören nicht zu der in den Schriften ‚die Söhne Gottes‘ genannten Gruppe von Geschöpfen, noch sind sie die glorifizierten Geiste sterblicher Menschen, die sich auf den Weg des Fortschritts durch die Wohnungen in der Höhe begeben haben. Die Engel sind eine direkte Schöpfung und sie reproduzieren sich nicht selbst. Die Engelscharen haben mit der menschlichen Rasse nur eine geistige Verwandtschaft. Im Verlaufe seiner Reise zum Vater im Paradies durchläuft der Mensch einmal ein Stadium, das demjenigen der Engel entspricht, aber der sterbliche Mensch wird nie ein Engel.”
„Die Engel sterben nie wie die Menschen. Die Engel sind unsterblich, außer es geschähe, dass sie sich in Sünde verstrickten wie einige von ihnen, die dem Betrüger Luzifer folgten. Die Engel sind die geistigen Diener des Himmels, und sie sind weder allweise noch allmächtig. Aber alle treuen Engel sind wahrhaft rein und heilig.”
„Und erinnerst du dich nicht, dass ich früher einmal zu euch gesagt habe: ‚Wären eure geistigen Augen gesalbt, ihr sähet die Himmel offen stehen und erblicktet die Engel Gottes, wie sie auf- und niedersteigen‘? Es geschieht durch den Dienst der Engel, dass eine Welt mit anderen Welten in Kontakt bleiben kann, denn habe ich euch nicht wiederholt gesagt, dass ich noch andere Schafe habe, die nicht zu dieser Herde gehören? Die Engel sind keine Spione der geistigen Welt, die euch überwachen und dann dem Vater die Gedanken eurer Herzen hinterbringen und ihm über die Taten des Menschengeschlechts berichten. Der Vater benötigt keinen derartigen Dienst, da ja sein eigener Geist in euch wohnt. Aber die Funktion dieser Engelsgeiste ist es, einen Teil der himmlischen Schöpfung über die Geschehnisse in anderen und entlegenen Teilen des Universums auf dem Laufenden zu halten. Und viele dieser Engel versehen ihren Dienst in der Regierung des Vaters und in den Universen der Söhne und sind zugleich dem Dienst an den menschlichen Rassen zugeteilt. Als ich euch gelehrt habe, dass viele dieser Seraphim dienende Geiste seien, habe ich weder in bildlicher Sprache noch auf poetische Weise gesprochen. All das ist wahr, unabhängig von eurer Schwierigkeit, solche Dinge zu verstehen.”
„Viele dieser Engel haben die Errettung der Menschen zur Aufgabe, denn habe ich euch nicht von der seraphischen Freude gesprochen, wenn eine Seele den Entschluss fasst, die Sünde aufzugeben und mit der Suche nach Gott zu beginnen? Ich habe euch auch von der Freude im Himmel über einen reuigen Sünder in der Gegenwart der Engel erzählt und damit angedeutet, dass es noch andere und höhere Ordnungen himmlischer Wesen gibt, die sich ebenfalls um das geistige Wohlergehen und um den göttlichen Fortschritt der sterblichen Menschen kümmern.”
„Die Engel befassen sich auch insbesondere mit dem Vorgang, durch welchen der Geist des Menschen aus dem physischen Leib freigelassen und seine Seele zu den himmlischen Residenzen begleitet wird. Die Engel sind die sicheren und himmlischen Führer der Menschenseele während der unerforschten und unbestimmten Zeitspanne, die zwischen dem Tod des Körpers und dem neuen Leben in den geistigen Wohnungen liegt.“
Und er hätte noch länger mit Nathanael über das Amt der Engel geredet, wäre er nicht durch Marthas Nahen unterbrochen worden. Freunde, die beobachtet hatten, dass der Meister im Osten durch die Berge heraufkam, hatten sie unterrichtet, dass er sich Bethanien nähere. Und so eilte sie ihm entgegen, um ihn zu begrüßen.
Es war kurz nach Mittag, als Martha hinaus- und Jesus entgegeneilte, als er gerade über die Kuppe der nahe Bethanien gelegenen Anhöhe kam. Ihr Bruder Lazarus war bereits seit vier Tagen tot. Man hatte ihn am späten Sonntagnachmittag in die private Grabstätte am Ende des Gartens gelegt. Der Stein am Grabeingang war an diesem Donnerstagmorgen an seinen Platz gerollt worden.
Als Martha Jesus erreicht hatte, fiel sie ihm mit dem Ausruf zu Füßen: „Meister, wenn du nur hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben!“ Viele angstvolle Gedanken gingen Martha durch den Kopf, aber sie drückte keinen Zweifel aus, noch maßte sie sich an, des Meisters Verhalten im Zusammenhang mit Lazarus‘ Tod zu kritisieren oder in Frage zu stellen. Als sie gesprochen hatte, beugte sich Jesus zu ihr hinab, richtete sie auf und sagte: „Hab‘ nur Vertrauen, Martha, und dein Bruder wird wieder erwachen.“ Da antwortete Martha: „Ich weiß, dass er bei der Auferstehung am letzten Tag wieder erwachen wird; und auch jetzt glaube ich, worum du Gott auch bitten magst, das wird unser Vater dir geben.“
Da blickte Jesus Martha gerade in die Augen und sprach: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, soll leben, obwohl er stirbt. Wahrlich, wer lebt und an mich glaubt, wird niemals wirklich sterben. Martha, glaubst du das?“ Und Martha gab dem Meister zur Antwort: „Ja, ich glaube seit langem, dass du der Erlöser bist, der Sohn des lebendigen Gottes, eben der, der in diese Welt kommen sollte.“
Jesus erkundigte sich nach Maria, und Martha ging sofort ins Haus und führte Maria zu Jesus, und als diese ihn erblickte, fiel sie ihm zu Füßen und rief aus: „Wärest du nur hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben!“ Und als Jesus sah, wie schmerzerfüllt sie alle über den Tod des Lazarus waren, erfüllte Mitleid seine Seele.
Nachdem Jesus Martha und Maria einige Augenblicke lang abseits von den Trauernden Trost gespendet hatte, fragte er sie: „Wo habt ihr ihn hingelegt?“ Da sagte Martha: „Komm und schau.“ Und während der Meister schweigend hinter den zwei trauernden Schwestern herging, weinte er. Die wahren Gründe dieser emotionalen Äußerungen sind unbekannt, aber Jesus bedauerte, seinen Freund zurückrufen zu müssen. Denn er wusste sehr wohl, dass Lazarus durch die Erfahrung einer harten Verfolgung zu gehen haben würde, infolge der Tatsache, dass er bei der größten aller Demonstrationen göttlicher Macht des Menschensohns die Hauptperson sein würde.
Und so war an diesem Donnerstagnachmittag etwa um halb drei Uhr in dem Dörfchen Bethanien alles bereit für die Ausführung des größten aller mit dem irdischen Wirken Jesus verbundenen Werke, für die größte Manifestation göttlicher Macht während seiner Inkarnation, da seine eigene Auferstehung erst nach seiner Befreiung von der Bindung an die sterbliche Hülle erfolgte.
Als Jesus die befehlenden Worte sprach: „Nehmt den Stein weg“, machten sich die versammelten himmlischen Scharen bereit, das Drama der Auferweckung des Lazarus in sterblicher Gestalt zu spielen. Mit dieser Art von Auferstehung sind Ausführungsschwierigkeiten verbunden, die bei weitem die gewöhnliche Technik der Wiedererweckung menschlicher Geschöpfe in morontieller Gestalt übersteigen und weit mehr himmlische Persönlichkeiten und ein viel größeres Aufgebot von Hilfsmitteln des Universums erfordern.
Als Martha und Maria Jesu Befehl, den Stein vom Grabeingang wegzurollen, hörten, empfanden sie widerstreitende Gefühle. Maria hoffte, Lazarus werde von den Toten auferweckt werden, aber Martha, obwohl sie den Glauben ihrer Schwester bis zu einem gewissen Grade teilte, wurde mehr durch die Furcht beunruhigt, Lazarus sei in seinem jetzigen Zustand für Jesus, die Apostel und ihre Freunde nicht vorzeigbar. Als sie zögerten, den Stein wegzurollen, sagte Jesus: „Habe ich euch nicht von Anfang an gesagt, diese Krankheit führe nicht zum Tode? Bin ich nicht gekommen, um mein Versprechen einzulösen? Und nachdem ich zu euch gekommen bin, habe ich nicht gesagt, wenn ihr nur glauben wolltet, würdet ihr Gottes Herrlichkeit sehen? Warum zweifelt ihr? Wie lange wird es noch dauern, bis ihr glaubt und gehorcht?“
Als Jesus zu sprechen aufgehört hatte, ergriffen seine Apostel unter Mithilfe bereitwilliger Nachbarn den Stein und rollten ihn vom Grabeingang weg.
Jesus erhob seine Augen und sagte: „Vater, ich danke dir, dass du meine Bitte gehört und gewährt hast. Ich weiß, dass du mich immer hörst, aber um derentwillen, die hier bei mir stehen, spreche ich so mit dir, damit sie glauben mögen, dass du mich in die Welt gesandt hast, und damit sie wissen, dass du bei dem, was wir jetzt gleich tun werden, mit mir zusammenarbeitest.“ Und nachdem er gebetet hatte, rief er mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“
Die menschlichen Zuschauer verharrten regungslos, aber das riesige himmlische Heer, dem Wort des Schöpfers gehorchend, arbeitete fiebrig in vereinter Aktion. Nach nur zwölf Sekunden irdischer Zeit begann sich die bislang leblose Gestalt des Lazarus zu bewegen und setzte sich am Rand der Steinplatte, worauf sie geruht hatte, augenblicklich aufrecht. Sein Körper war mit Grabtüchern umwickelt und sein Gesicht mit einem Tuch bedeckt. Und als er vor ihnen aufstand - lebendig - sprach Jesus: „Macht ihn frei und lasst ihn gehen.“
Mit Ausnahme der Apostel, Marthas und Marias flohen alle zum Haus. Sie waren bleich vor Entsetzen und von Staunen überwältigt. Einige blieben noch, aber viele hasteten nach Hause.
Lazarus grüßte Jesus und die Apostel und erkundigte sich nach der Bedeutung der Grabtücher und wieso er im Garten erwacht sei. Jesus und die Apostel begaben sich etwas zur Seite, während Martha Lazarus von seinem Tod, Begräbnis und seiner Auferstehung berichtete. Sie musste ihm erklären, dass er am Sonntag gestorben und jetzt, am Donnerstag, ins Leben zurückgebracht worden sei, denn er hatte ja kein Zeitbewusstsein besessen, seit er in den Todesschlaf gefallen war.
Da ging Lazarus zu Jesus hinüber und kniete mit seinen Schwestern zu des Meisters Füßen nieder, um zu danken und Gott zu lobpreisen. Jesus nahm Lazarus an der Hand, hob ihn auf und sagte: „Mein Sohn, was dir widerfahren ist, werden auch alle, die an das Evangelium glauben, erleben, außer dass sie in einer glorreicheren Gestalt auferstehen werden. Du sollst ein lebendiger Zeuge der Wahrheit sein, die ich gesprochen habe - ich bin die Auferstehung und das Leben. Aber lasst uns jetzt alle ins Haus gehen, um unsere physischen Körper beim gemeinsamen Mahl zu stärken.“
Es war dies auf der Erde der erste und letzte Fall, bei dem ein sterbliches Geschöpf aus seinem toten physischen Körper ins Leben zurückgerufen worden war.
Obwohl auf dieses machtvolle Werk hin viele an Jesus glaubten, verhärteten andere nur ihr Herz und lehnten ihn nur noch mehr ab. Bis zum Mittag des nächsten Tages hatte sich die Kunde davon in ganz Jerusalem verbreitet. Scharen von Männern und Frauen kamen nach Bethanien, um Lazarus zu sehen und mit ihm zu sprechen, und die alarmierten und beunruhigten Pharisäer beriefen in aller Hast eine Sitzung des Sanhedrins ein, um zu beschließen, was nach diesen jüngsten Entwicklungen zu tun sei.
Obwohl der Sitzungsbericht des Sanhedrins die Auferstehung des Lazarus faktisch anerkannte, enthielt das Protokoll auch eine Resolution, die dieses und alle anderen durch Jesus gewirkten Wunder der Macht des Teufelsfürsten zuschrieb, mit dem im Bunde zu stehen Jesus bezichtigt wurde. Bei dieser Sitzung des Sanhedrins äußerte der Hohepriester Kajaphas zum ersten Mal das alte jüdische Sprichwort, das er dann so oft wiederholte: „Es ist besser, dass ein Mensch stirbt, als dass die Gemeinschaft zugrunde geht.“
Auf dem Weg von Bethanien nach Pella stellten die Apostel Jesus viele Fragen, die der Meister alle frei heraus beantwortete mit Ausnahme derer, die sich auf die Einzelheiten der Auferstehung von den Toten bezogen. Diese Probleme lagen jenseits des Fassungsvermögens seiner Apostel; deshalb lehnte der Meister es ab, diese Fragen mit ihnen zu diskutieren. Den ganzen Tag über kamen die Apostel immer wieder auf die Frage der Beantwortung des Gebets zu sprechen. Jesu Antworten auf ihre vielen Fragen können wie folgt zusammengefasst werden:
1. Das Gebet ist Ausdruck des endlichen Verstandes in seinem Bemühen, sich dem Unendlichen zu nähern. Die Formulierung eines Gebets muss deshalb durch das Wissen, die Weisheit und die Attribute des Endlichen beschränkt sein; ebenso muss die Antwort durch die Sichtweise, die Ziele, Ideale und Prärogativen des Unendlichen bedingt sein. Nie kann eine ununterbrochene Kontinuität materieller Phänomene zwischen einer Gebetsformulierung und dem Empfang der ganzen darauf erteilten geistigen Antwort beobachtet werden.
2. Wenn ein Gebet scheinbar unbeantwortet bleibt, bedeutet der Aufschub oft eine bessere Antwort, wenn auch eine, die aus irgendeinem guten Grunde stark hinausgeschoben wird. Als Jesus sagte, die Krankheit von Lazarus führe nicht wirklich zum Tode, war er schon seit elf Stunden tot. Keinem aufrichtigen Gebet wird eine Antwort verwehrt, außer der höhere Gesichtspunkt der geistigen Welt hat eine bessere Antwort ersonnen, eine Antwort, die die Bitte des Geistes des Menschen erhört im Unterschied zum Gebet des bloßen Verstandes des Menschen.
3. Wenn die zeitlichen Gebete vom Geist verfasst und im Glauben gesprochen werden, sind sie oft so weit und allumfassend, dass ihnen erst in der Ewigkeit eine Antwort zuteil werden kann; die endliche Bitte ist manchmal mit einer derartigen Sehnsucht nach dem Unendlichen befrachtet, dass die Antwort lange hinausgeschoben werden muss, um abzuwarten, bis eine angemessene Fähigkeit, sie zu empfangen, geschaffen ist; möglicherweise ist ein Gebet des Glaubens so allumfassend, dass die Antwort darauf erst im Paradies empfangen werden kann.
4. Die Antworten auf die Gebete des sterblichen Verstandes sind oft von solcher Art, dass sie erst empfangen und erkannt werden können, wenn der betreffende betende Verstand den unsterblichen Status erreicht hat. Den Gebeten eines materiellen Wesens kann oft erst entsprochen werden, wenn es zur Geistebene fortgeschritten ist.
5. Das Gebet eines Menschen, der Gott kennt, kann durch Unwissenheit so verzerrt und durch Aberglauben so entstellt werden, dass seine Beantwortung höchst unerwünscht wäre. In diesem Fall müssen die vermittelnden Geistwesen ein solches Gebet anders ausdrücken, so dass, wenn die Antwort darauf kommt, der Bittsteller außerstande ist, sie als Antwort auf sein Gebet zu erkennen.
6. Alle wahren Gebete richten sich an geistige Wesen, und allen solchen Bitten muss in geistigem Sinne entsprochen werden, und alle diese Antworten müssen aus geistigen Realitäten bestehen. Geistwesen können auf die geistigen Bitten von Wesen, auch wenn diese materiell sind, keine materiellen Antworten geben. Materielle Wesen können nur wirkungsvoll beten, wenn sie „im Geiste beten“.
7. Kein Gebet kann auf eine Antwort hoffen, es sei denn aus dem Geiste geboren und vom Glauben genährt. Euer aufrichtiger Glaube schließt ein, dass ihr den Empfängern eurer Gebete faktisch schon im Voraus das volle Recht zugestanden habt, auf eure Bitten mit jener höchsten Weisheit und göttlichen Liebe zu antworten, die die Wesen, zu denen ihr betet, eurem Glauben nach stets zum Handeln bewegen.
8. Das Kind ist immer in seinem Recht, wenn es sich erlaubt, eine Bitte an seine Eltern zu richten; und die Eltern bleiben immer im Rahmen ihrer elterlichen Verpflichtungen gegenüber dem unreifen Kind, wenn ihre höhere Weisheit ihnen gebietet, die Antwort auf das kindliche Gebet zu verschieben, abzuändern, aufzuteilen, einzuschränken, zu überschreiten oder auf ein späteres Stadium des geistigen Aufstiegs zu verlegen.
9. Zögert nicht, Gebete geistiger Sehnsucht zu sprechen; zweifelt nicht daran, dass ihr auf eure Bitten Antwort erhalten werdet. Diese Antworten werden aufbewahrt und warten darauf, dass ihr auf dieser oder anderen Welten jene zukünftigen geistigen Ebenen wirklich kosmischer Vollbringung erreicht, auf denen es euch möglich sein wird, die seit langem wartenden Antworten auf eure einstigen, aber verfrühten Bitten zu erkennen und sie euch zu eigen zu machen.
10. Alle echten, aus dem Geiste geborenen Bitten können einer Antwort sicher sein. Bittet, und ihr werdet empfangen. Aber ihr solltet daran denken, dass ihr in Zeit und Raum fortschreitende Geschöpfe seid; deshalb müsst ihr hinsichtlich eures persönlichen Empfangs der vollen Antworten auf eure vielfältigen Gebete und Bitten stets mit dem Zeit-Raumfaktor rechnen.
Lazarus hatte in der Folge unter erbitterten Verfolgung des Sanhedrin zu leiden. Und so nahm Lazarus in Bethanien eilends von seinen Schwestern Abschied, floh durch Jericho und über den Jordan und gönnte sich kaum Ruhepausen, bevor er Philadelphia erreicht hatte. Lazarus kannte Abner gut, und hier fühlte er sich vor den mörderischen Intrigen des verruchten Sanhedrins sicher.
Bald danach verkauften Martha und Maria ihren Grundbesitz in Bethanien und gingen zu ihrem Bruder in Peräa. Dieser war mittlerweile Schatzmeister der Kirche von Philadelphia geworden. Er wurde zu einer starken Stütze Abners in dessen Auseinandersetzung mit Paulus und der Kirche von Jerusalem und starb schließlich mit siebenundsechzig Jahren an derselben Krankheit, die ihn als jüngeren Mann in Bethanien dahingerafft hatte.
Am Montag, dem 6. März, langte Jesus mit den zehn Aposteln spätabends im Lager von Pella an. Dies war die letzte Woche seines dortigen Aufenthaltes, und er widmete sich sehr aktiv der Unterweisung der Menge und der Ausbildung der Apostel. Jeden Nachmittag predigte er zu den Massen und jeden Abend beantwortete er Fragen der Apostel und gewisser fortgeschrittenerer Jünger, die im Lager wohnten.
Am Donnerstagnachmittag sprach Jesus zu der Menge über die „Gnade der Errettung“. Im Laufe dieser Predigt erzählte er einmal mehr die Geschichte vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Münze und fügte dann sein Lieblingsgleichnis vom verlorenen Sohn an. Jesus sagte:
„Die Propheten von Samuel bis Johannes haben euch ermahnt, Gott zu suchen - nach Wahrheit zu forschen. Sie haben immer gesagt: ‚Sucht den Herrn, solange ihr ihn finden könnt.‘ Alle derartigen Unterweisungen sollte man sich zu Herzen nehmen. Aber ich bin gekommen, um euch zu zeigen, dass, während ihr Gott zu finden versucht, Gott euch ebenfalls zu finden versucht. Viele Male habe ich euch die Geschichte vom guten Hirten erzählt, der die neunundneunzig Schafe seiner Herde verließ, um sich auf die Suche nach dem einen zu machen, das sich verlaufen hatte, und der dann das verirrte Schaf, als er es gefunden hatte, auf seine Schultern lud und es liebevoll zur Herde zurücktrug. Und ihr erinnert euch, dass, nachdem das verlorene Schaf zu der Herde zurückgebracht worden war, der gute Hirte seine Freunde zusammenrief und sie einlud, sich mit ihm über das wiedergefundene Schaf zu freuen, das sich verirrt hatte. Wiederum sage ich, im Himmel herrscht größere Freude über einen einzigen reuigen Sünder als über neunundneunzig Gerechte, die nichts zu bereuen haben. Die Tatsache, dass Seelen sich verirrt haben, verstärkt nur noch das Interesse des himmlischen Vaters. Ich bin in diese Welt gekommen, um meines Vaters Gebot auszuführen, und man hat zu Recht vom Menschensohn gesagt, er sei ein Freund von Zöllnern und Sündern.”
„Man hat euch gelehrt, Gott nehme euch erst nach eurer Reue und zufolge all eurer Opfer- und Bußhandlungen an, aber ich versichere euch, dass der Vater euch schon annimmt, noch bevor ihr reuig geworden seid, und den Sohn und seine Mitarbeiter aussendet, um euch zu finden und euch mit Freude zur Herde zurückzubringen, ins Königreich der Sohnschaft und des geistigen Fortschritts. Ihr seid alle wie Schafe, die vom Wege abgeirrt sind, und ich bin gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.”
„Und ihr solltet ebenfalls an die Geschichte jener Frau denken, die als Schmuck ein aus zehn Silbermünzen gefertigtes Halsband besaß und eine davon verlor. Sie zündete darauf die Lampe an, kehrte fleißig das Haus und gab die Suche nicht eher auf, als bis sie das verlorene Silberstück gefunden hatte. Und sobald sie die verlorene Münze gefunden hatte, rief sie ihre Freunde und Nachbarn herbei und sagte: ‚Freut euch mit mir, denn ich habe das verlorene Geldstück wieder gefunden.‘ So sage ich wiederum, es herrscht stets Freude bei den Engeln des Himmels über einen einzigen Sünder, der Reue zeigt und zu des Vaters Herde zurückkehrt. Und ich erzähle euch diese Geschichte, um euch einzuprägen, dass der Vater und sein Sohn sich auf die Suche nach denjenigen machen, die sich verirrt haben; und bei dieser Suche setzen wir alle Einflüsse ein, die uns bei unseren eifrigen Bemühungen hilfreich sein können, die Verlorenen und der Rettung Bedürftigen zu finden. Und so geht der Menschensohn nicht nur in die Wüste hinaus, um das vom Weg abgeirrte Schaf zu suchen, sondern er sucht auch nach der Münze, die im Hause abhanden gekommen ist. Das Schaf entfernt sich unabsichtlich; die Münze wird vom Staub der Zeit zugedeckt und liegt unter den Dingen verborgen, die der Mensch anhäuft.”
„Und jetzt möchte ich euch die Geschichte von dem unbesonnenen Sohn eines wohlhabenden Bauern erzählen, der seines Vaters Haus willentlich verließ und sich in ein fremdes Land begab, wo ihm viel Widerwärtiges zustieß. Ihr erinnert euch daran, dass das Schaf ohne Absicht in die Irre ging, aber dieser Jüngling verließ sein Heim mit Vorbedacht. Das trug sich folgendermaßen zu:”
„Ein Mann besaß zwei Söhne; der eine, jüngere, war unbeschwert und sorglos, trachtete immer danach, sich zu vergnügen und drückte sich vor Verantwortung, während sein älterer Bruder ernsthaft und sachlich war, hart arbeitete und gewillt war, Verantwortung zu tragen. Nun, diese beiden Brüder vertrugen sich nicht gut; sie stritten und zankten sich dauernd. Der jüngere Bursche war fröhlich und lebhaft, aber träge und unzuverlässig; der ältere Sohn war solide und fleißig, aber zugleich egozentrisch, mürrisch und eingebildet. Der jüngere Sohn liebte es zu spielen, aber mied die Arbeit; der ältere gab sich ganz der Arbeit hin und spielte selten. Das Zusammenleben wurde derart unangenehm, dass der jüngere Sohn zum Vater kam und sagte: ‚Vater, gib mir den dritten Teil deines Besitzes, der mir zufallen würde, und erlaube mir, in die Welt hinauszuziehen und mein Glück zu versuchen.‘ Und als der Vater, der wusste, wie unglücklich der junge Mann zu Hause mit seinem älteren Bruder war, diese Bitte hörte, teilte er seinen Besitz auf und gab dem Jüngling seinen Anteil.”
„Innerhalb weniger Wochen raffte der junge Mann all sein Geld zusammen und begab sich auf die Reise in ein fernes Land. Da er keine einträgliche Arbeit fand, die zugleich auch vergnüglich gewesen wäre, brachte er in kurzer Zeit sein ganzes Erbe in zügellosem Lebenswandel durch. Und als er alles ausgegeben hatte, brach in jenem Land eine lang andauernde Hungersnot aus und stürzte ihn ins Elend. Und dann, als er Hunger litt und seine Not groß war, fand er eine Beschäftigung bei einem Bewohner jenes Landes, der ihn auf die Felder sandte, um die Schweine zu füttern. Und der junge Mann wäre glücklich gewesen, sich an den Schoten satt zu essen, die die Schweine fraßen, aber niemand wollte ihm etwas geben.”
„Eines Tages, als er sehr hungrig war, ging er in sich und sagte: ‚Wie viele angeworbene Knechte meines Vaters haben mehr als genug Brot zu essen, während ich hier vor Hunger schier umkomme und in diesem fremden Land Schweine füttere! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen, und ich will zu ihm sagen: Vater, ich habe gegen den Himmel und gegen dich gesündigt. Ich bin es nicht länger wert, dein Sohn zu heißen; willige bloß ein, mich zu einem deiner angeworbenen Knechte zu machen.‘ Und nachdem der junge Mann zu diesem Entschluss gelangt war, erhob er sich und machte sich auf den Weg nach dem Hause seines Vaters.”
„Unterdessen hatte der Vater wegen seines Sohnes großen Kummer gelitten; er hatte den fröhlichen, wenn auch unbesonnenen Jungen vermisst. Dieser Vater liebte seinen Sohn und hielt stets nach dessen Heimkehr Ausschau, so dass an dem Tag, als dieser sich dem Hause näherte, der Vater ihn sogar schon sah, als er noch weit entfernt war. Und Liebe und Mitleid trieben ihn, ihm entgegenzueilen, und zur Begrüßung schloss er ihn liebevoll in seine Arme und küsste ihn. Und nachdem sie sich so wieder gefunden hatten, schaute der Sohn auf in das tränennasse Gesicht seines Vaters und sagte: ‚Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin es nicht mehr wert, ein Sohn genannt zu werden‘ — aber der Jüngling konnte seine Beichte nicht zu Ende sprechen, da der überglückliche Vater zu den mittlerweile herbeigeeilten Dienern sagte: ‚Bringt schnell sein bestes Gewand herbei, dasjenige, das ich aufbewahrt habe, und zieht es ihm an, und steckt den Sohnesring an seinen Finger, und holt Sandalen für seine Füße.‘“
„Und dann führte der glückliche Vater den müden Jungen, dessen Füße wund waren, ins Haus und rief seinen Dienern zu: ‚Bringt das gemästete Kalb und schlachtet es, und lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig; er war verloren und ist wieder gefunden.‘ Und sie versammelten sich alle um den Vater, um sich mit ihm über die Heimkehr seines Sohnes zu freuen.”
„Und während sie feierten, kehrte der ältere Sohn von seinem Tagewerk auf dem Feld zurück, und als er sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Tanzen. Beim hinteren Eingang angelangt, rief er einen Diener heraus und fragte ihn, was diese ganze Festlichkeit zu bedeuten habe. Da sagte der Diener: ‚Dein lange vermisster Bruder ist nach Hause zurückgekehrt, und dein Vater hat das Mastkalb geschlachtet, um sich über den heil zurückgekehrten Sohn zu freuen. Komm herein, um deinen Bruder ebenfalls zu begrüßen und ihn wieder daheim in deines Vaters Haus willkommen zu heißen.‘“
„Aber als der ältere Bruder das hörte, war er derart verletzt und ungehalten, dass er das Haus nicht betreten wollte. Als der Vater vernahm, dass er über den seinem jüngeren Bruder bereiteten Empfang aufgebracht war, ging er zu ihm hinaus, um ihn dringend hereinzubitten. Aber der ältere Sohn blieb gegenüber den Versuchen seines Vaters, ihn umzustimmen, unnachgiebig und antwortete ihm: ‚All diese Jahre hindurch habe ich dir gedient und nie gegen den geringsten deiner Befehle verstoßen, und dennoch hast du mir nicht wenigstens einmal ein Zicklein gegeben, um mit meinen Freunden fröhlich zu sein. All diese Jahre bin ich hier geblieben, um für dich zu sorgen, und nie hast du wegen meines treuen Dienstes feiern lassen, aber wenn dieser dein Sohn zurückkehrt, nachdem er dein Gut mit Huren verprasst hat, beeilst du dich, das Mastkalb zu töten und für ihn ein Fest zu geben.‘“
„Da der Vater seine beiden Söhne wahrhaftig liebte, versuchte er, dem älteren gut zuzureden: ‚Aber, mein Sohn, du warst die ganze Zeit bei mir, und alles, was ich besitze, gehört auch dir. Jederzeit hättest du ein Zicklein haben können, wenn du dir Freunde gemacht hättest, um mit ihnen fröhlich zu sein. Aber es ist nur natürlich, wenn du jetzt mein Glück und meine Fröhlichkeit über deines Bruders Rückkehr teilst. Denke daran, mein Sohn, dein Bruder war verloren und ist wiedergefunden worden; er ist lebendig zu uns zurückgekehrt!‘“
Dies war eines der rührendsten und wirkungsvollsten Gleichnisse, die Jesus je vortrug, um seinen Hörern einzuprägen, dass der Vater stets bereit ist, alle zu empfangen, die Einlass ins Königreich begehren.
Jesus erzählte diese drei Geschichten besonders gern zu gleicher Zeit. Mit der Erzählung des Gleichnisses vom verlorenen Schaf wollte er zeigen, dass, wenn Menschen unabsichtlich vom Pfad des Lebens abkommen, der Vater sich um die so Verlorenen kümmert und mit seinen Söhnen, den wahren Hirten der Herde, auf die Suche nach dem verlorenen Schaf geht. Hierauf pflegte er die Geschichte von der im Hause verlorenen Münze zu erzählen, um zu veranschaulichen, wie gründlich die göttliche Suche nach allen ist, die zufolge der materiellen Sorgen und Anhäufungen des Lebens verwirrt, ratlos oder sonstwie geistig blind geworden sind. Und danach ging er jeweils zur Erzählung dieses Gleichnisses vom verlorenen Sohn über, vom Empfang des heimkehrenden Verschwenders, um klarzumachen, wie vollständig die Rehabilitierung des verlorenen Sohnes im Hause und im Herzen seines Vaters ist.
Viele, viele Male während seiner Jahre des Lehrens erzählte Jesus nimmermüde diese Geschichte vom verschwenderischen Sohn. Dieses Gleichnis und die Geschichte vom guten Samariter waren seine bevorzugten Mittel, um die Liebe des Vaters und die Nächstenliebe der Menschen zu lehren.
Außer wenn er aus den hebräischen Schriften zitierte, bezog sich Jesus immer nur unter zwei Namen auf die Gottheit: Gott und Vater. Und wenn sich der Meister auf seinen Vater als Gott bezog, gebrauchte er gewöhnlich das hebräische Wort, das den pluralen Gott (die Trinität) bezeichnete, und nicht das Wort Jahve, das für die sich entwickelnde Vorstellung vom Stammesgott der Juden stand.
Jesus nannte den Vater nie König, und er bedauerte es außerordentlich, dass die jüdische Hoffnung auf ein wiederhergestelltes Königreich und die Verkündigung eines kommenden Königreichs durch Johannes ihn dazu zwangen, seine geplante geistige Bruderschaft Königreich des Himmels zu nennen. Mit der einzigen Ausnahme - der Erklärung „Gott ist Geist“ - bezog sich Jesus auf die Gottheit nie anders als in Ausdrücken, die seine eigene, persönliche Beziehung mit dem Ersten Zentralen Ursprung des Paradieses beschrieben.
Jesus gebrauchte das Wort Gott, um die Idee der Gottheit, und das Wort Vater, um die Erfahrung, Gott zu kennen, zu bezeichnen. Wenn das Wort Vater gebraucht wird, um Gott zu bezeichnen, sollte man es in seiner weitestmöglichen Bedeutung verstehen: Das Wort Gott kann nicht definiert werden und steht infolgedessen für die unendliche Vorstellung vom Vater, während der Ausdruck Vater, der sich teilweise definieren lässt, zur Beschreibung der menschlichen Vorstellung vom göttlichen Vater in seiner Beziehung zum Menschen während dessen sterblicher Existenz angewendet werden kann.
Obwohl Jesus in seinem Erdenleben die wahre Natur des himmlischen Vaters offenbarte, lehrte er nur weniges über ihn. Eigentlich lehrte er lediglich zwei Dinge: dass Gott in seinem Wesen Geist ist und dass er in allem, was seine Beziehungen zu seinen Geschöpfen betrifft, ein Vater ist. An diesem Abend äußerte sich Jesus abschließend über seine Beziehung zu Gott, als er erklärte: „Ich bin aus dem Vater hervorgegangen, und ich bin in die Welt gekommen; und ich werde die Welt wieder verlassen und zum Vater zurückkehren.“
Jesus ist das geistige Objektiv in Menschengestalt, das dem materiellen Geschöpf Ihn, den Unsichtbaren, sichtbar macht. Er ist unser älterer Bruder, der, inkarniert, uns mit einem Wesen bekannt macht, das mit unendlichen Attributen ausgestattet ist und das ganz zu begreifen sich nicht einmal die himmlischen Heerscharen anmaßen. Aber all das muss persönliche Erfahrung des individuellen Gläubigen sein. Gott, der Geist ist, kann nur als eine geistige Erfahrung gekannt werden.
Am Samstag, dem 11. März nachmittags hielt Jesus seine letzte Predigt in Pella. Sie war eine der bemerkenswertesten Ansprachen seines öffentlichen Wirkens und hatte eine vollständige und erschöpfende Abhandlung über das Königreich des Himmels zum Inhalt. Er war sich der Verwirrung bewusst, die in den Köpfen seiner Apostel und Jünger hinsichtlich Sinn und Bedeutung der Begriffe „Königreich des Himmels“ und „Königreich Gottes“ herrschte, die er austauschbar zur Bezeichnung seiner Mission der Selbsthingabe verwendete. Doch Jesus lehrte seine Apostel ständig, das Königreich beinhalte die persönliche Erfahrung des Menschen mit seinesgleichen auf Erden und mit dem Vater im Himmel. In allem, was das Königreich betraf, war sein letztes Wort immer: „Das Königreich ist in euch.“
Die Apostel waren unfähig, die wahre Bedeutung der Äußerungen Jesu zu erfassen, die das Königreich betrafen. Die spätere Entstellung von Jesu Lehren, wie sie im Neuen Testament aufgezeichnet sind, rührt daher, dass die Vorstellung der Evangelienverfasser vom Glauben durchdrungen war, Jesus sei nur für kurze Zeit von der Erde abwesend und werde bald wiederkehren, um das Königreich in Macht und Herrlichkeit zu errichten - genau die Vorstellung, die sie gehabt hatten, als er als Mensch unter ihnen weilte. Aber Jesus verband die Errichtung des Königreichs nicht mit der Idee seiner Rückkehr in diese Welt. Dass Jahrhunderte ohne Zeichen der Ankunft eines „Neuen Zeitalters“ vergangen sind, steht in keiner Weise im Widerspruch zu Jesu Lehre.
Jesus wurde nie müde, ihnen zu sagen, das Königreich des Himmels sei ihre persönliche Erfahrung der Wahrnehmung höherer Qualitäten geistigen Lebens, und dass diese Realitäten geistiger Erfahrung fortschreitend auf immer neue und höhere Ebenen göttlicher Gewissheit und ewiger Größe übergingen.
An diesem Nachmittag lehrte der Meister deutlich ein neues Konzept der Doppelnatur des Königreichs, indem er die folgenden zwei Phasen beschrieb:
„Erstens. Das Königreich Gottes in dieser Welt, der höchste Wunsch, den Willen Gottes zu tun, die selbstlose Liebe des Menschen, die die guten Früchte eines verbesserten ethischen und sittlichen Verhaltens hervorbringt.”
„Zweitens. Das Königreich Gottes im Himmel, das Ziel der sterblichen Gläubigen, der Zustand, in dem die Liebe zu Gott vervollkommnet und der Wille Gottes auf göttlichere Weise getan wird.“
Jesus lehrte, dass der Gläubige kraft seines Glaubens jetzt ins Königreich eintritt. In seinen verschiedenen Reden lehrte er, dass zwei Dinge wesentlich sind, um durch den Glauben in das Königreich einzutreten:
1. Glaube, Aufrichtigkeit. Zu kommen wie ein kleines Kind, um die Gabe der Sohnschaft als ein Geschenk zu empfangen; sich dem Willen des Vaters ohne zu zweifeln in völliger Sicherheit und mit echtem Vertrauen in seine Weisheit zu fügen; vorurteilsfrei und vorbehaltlos in das Königreich einzutreten; offenen Sinnes und belehrbar zu sein wie ein unverdorbenes Kind.
2. Hunger nach Wahrheit. Durst nach Rechtschaffenheit, ein Sinneswandel, Erlangung des Antriebs, Gott zu gleichen und ihn zu finden.
Jesus lehrte, dass die Sünde nicht das Kind einer mangelhaften Veranlagung ist, sondern vielmehr das Erzeugnis eines wissenden Verstandes, der von einem rebellischen Willen beherrscht wird. Bezüglich der Sünde lehrte er, dass Gott bereits vergeben hat und dass wir persönlich zu dieser Vergebung gelangen können, indem wir unseren Nächsten verzeihen. Wenn wir unserem menschlichen Bruder vergeben, schaffen wir dadurch in unserer eigenen Seele die Fähigkeit zum Empfang der tatsächlichen Vergebung unserer Missetaten durch Gott.
Abgesehen davon, dass die Worte Jesu vor zweitausend Jahren schon rein sprachlich eine andere Bedeutung hatten als unsere Begriffe von Sünde und Vergebung, muss man sich immer vor Augen halten, dass Jesus sich damals mit seinen Aussagen dem damaligen Verständnis seiner Zuhörer anpassen musste. Im Sinne des Kurses würden wir in diesem Zusammenhang nicht von Sünde, sondern von Irrtum und nicht von Vergebung, sondern von Berichtigung sprechen, um nicht dem Irrtum zu unterliegen, dass GOTT selbst etwas zu vergeben hätte.
Obwohl Jesus lehrte, dass der Glaube, ein einfacher, kindlicher Glaube, der Schlüssel zum Tor des Königreichs ist, so lehrte er auch, dass jedes gläubige Kind nach dem Durchschreiten des Tors die Stufen der Rechtschaffenheit hinanzusteigen hat, um zu der vollen Statur eines widerstandsfähigen Gottessohnes heranzuwachsen. Und das Empfangen der Vergebung Gottes durch einen, der an das Königreich glaubt, umfasst eine ganz bestimmte und reale Erfahrung und besteht aus den vier folgenden Stufen, den Königreich-Stufen innerer Rechtschaffenheit:
1. Der Mensch kann Gottes Vergebung genau in dem Maße tatsächlich empfangen und persönlich erfahren, wie er seinen Mitmenschen vergibt.
2. Der Mensch wird seinen Mitmenschen nicht wahrhaftig verzeihen, solange er sie nicht liebt, wie sich selber.
3. Deinen Nächsten so zu lieben wie dich selber, ist deshalb die höchste Ethik.
4. Sittliches Verhalten, wahre Rechtschaffenheit wird dann die natürliche Folge dieser Liebe.
Daraus geht klar hervor, dass die wahre und verinnerlichte Religion des Königreichs unfehlbar und zunehmend danach strebt, sich in praktischem, sozialem Dienst zu äußern. Jesus lehrte eine lebendige Religion, welche diejenigen, die sich ihr öffnen, dazu bewegt, sich liebendem Dienen zu verpflichten. Aber Jesus setzte nicht die Ethik an die Stelle der Religion. Er lehrte Religion als eine Ursache und Ethik als ein Resultat.
Die Rechtschaffenheit jeder Handlung muss an ihrem Motiv gemessen werden: Deshalb sind die höchsten Formen des Guten unbewusst. Jesus kümmerte sich nie um Moral oder Ethik als solche. Sein ganzes Bemühen galt der inneren und geistigen Verbundenheit mit Gott dem Vater, die sich so gewiss und direkt im äußeren und liebenden Dienst an den Menschen kundtut. Er lehrte, dass die Religion des Königreichs eine echte, persönliche Erfahrung ist, die niemand für sich selbst behalten kann; dass das Bewusstsein, ein Mitglied der Familie der Gläubigen zu sein, unvermeidlich zur Befolgung der im Familienleben geltenden Regeln führt, nämlich zum Dienst an seinen Brüdern und Schwestern im Bestreben, die Brüderlichkeit zu verstärken und zu erweitern.
Durch seine Lehre, dass das Königreich sich im Inneren befindet, durch sein Feiern des Einzelnen versetzte Jesus der alten Gesellschaft den Todesstoß, womit er eine neue Epoche wahrer sozialer Rechtschaffenheit einleitete. Man hat in der Welt von dieser neuen Gesellschaftsordnung wenig gespürt, weil sie sich geweigert hat, die Prinzipien des Evangeliums vom Königreich des Himmels in die Tat umzusetzen. Aber wenn dieses Königreich geistiger Vormachtstellung auf die Erde kommt, wird es nicht nur durch verbesserte soziale und materielle Bedingungen in Erscheinung treten, sondern vielmehr im Glanz jener erhöhten und bereicherten geistigen Werte, die charakteristisch sind für das nahende Zeitalter verbesserter menschlicher Beziehungen und fortschreitender geistiger Errungenschaften.
Jesus definierte das Königreich nie genau. Einmal mochte er über den einen Gesichtspunkt des Königreichs sprechen und ein andermal einen anderen Aspekt der Brüderlichkeit behandeln, die Gottes Herrschaft in den Herzen der Menschen entstehen lässt. Im Laufe der Predigt dieses Sabbatnachmittags erwähnte Jesus nicht weniger als fünf Phasen, oder Epochen, des Königreichs, nämlich:
1. Des individuellen Gläubigen persönliche und innere Erfahrung der lebendigen geistigen Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.
2. Die wachsende Bruderschaft der an das Evangelium Glaubenden, die sozialen Aspekte einer gehobenen Moral und neu aufblühenden Ethik, die eine Folge des in den Herzen der individuellen Gläubigen herrschenden Geistes Gottes sind.
3. Die übersterbliche Bruderschaft unsichtbarer geistiger Wesen, die auf Erden und im Himmel vorherrscht, das übermenschliche Königreich Gottes.
4. Die Aussicht auf eine vollkommenere Erfüllung des göttlichen Willens, der Fortschritt in Richtung des Heraufdämmerns einer neuen gesellschaftlichen Ordnung in Verbindung mit einem verbesserten geistigen Leben - das nächste Zeitalter des Menschen.
5. Das Königreich in seiner Fülle, das künftige Zeitalter des Lichts und Lebens auf Erden.
Deshalb müssen wir die Unterweisung des Meisters stets aufmerksam studieren, um sicher zu sein, auf welche der fünf Phasen er sich bezieht, wenn er den Ausdruck Königreich gebraucht. Durch den Prozess der allmählichen Veränderung des menschlichen Willens und den dadurch auf die menschlichen Entscheidungen ausgeübten Einfluss verändern Jesus und seine Mitarbeiter ebenfalls allmählich, aber bestimmt den ganzen gesellschaftlichen und übrigen Lauf der menschlichen Evolution.
Bei dieser Gelegenheit unterstrich der Meister insbesondere die folgenden fünf Punkte, die die wesentlichen Züge des Evangeliums vom Königreich darstellen:
1. Der Vorrang des Individuums.
2. Der Wille als entscheidender Faktor in der Erfahrung des Menschen.
3. Geistige Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.
4. Die allerhöchsten Befriedigungen durch den liebevollen Dienst an den Menschen.
5. Die Überlegenheit des Geistigen über das Materielle in der menschlichen Persönlichkeit.
Die Welt hat diese dynamischen Ideen und göttlichen Ideale von Jesu Lehre vom Königreich des Himmels nie ernstlich oder aufrichtig oder ehrlich erprobt. Aber wir sollten uns durch den scheinbar langsamen Fortschritt der Idee des Königreichs auf der Erde nicht entmutigen lassen. Denken wir daran, dass die Ordnung der fortschreitenden Evolution plötzlichen und unerwarteten periodischen Veränderungen sowohl in der materiellen wie in der geistigen Welt unterworfen ist. Die Selbsthingabe Jesu als inkarnierter Sohn war gerade solch ein seltsames und unerwartetes Ereignis im geistigen Leben der Welt. Machen wir auch nicht den verhängnisvollen Fehler, nach der epochalen Manifestation des Königreichs Ausschau zu halten und es darüber zu versäumen, dieses in unserer eigenen Seele zu errichten.
Obwohl Jesus auf eine bestimmte, in der Zukunft liegende Phase des Königreichs hinwies und bei zahlreichen Gelegenheiten zu verstehen gab, dass ein solches Ereignis als Teil einer Weltkrise auftreten könnte; und obwohl er ebenfalls bei mehreren Anlässen mit großer Bestimmtheit und definitiv versprach, eines Tages auf die Erde zurückzukehren, sollte festgehalten werden, dass er diese beiden Ideen nie eindeutig miteinander in Verbindung brachte. Er versprach eine neue Offenbarung des Königreichs auf Erden zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt; er versprach ebenfalls, dereinst auf diese Welt zurückzukehren. Aber er sagte nicht, dass diese beiden Ereignisse dasselbe seien.
Ich halte Ein Kurs in Wundern für die angekündigte neue Offenbarung! Und die Rückkehr Christi bedeutet nichts anderes als das Ende der Herrschaft des Ego und die Heilung des Geistes. Dies ist eine Veränderung in unserem Geist und nicht die Rückkehr der Person Jesus als Körper.
“Die Welt hat noch kein umfassendes Wiedererwachen oder eine umfassende Wiedergeburt erfahren. Eine solche Wiedergeburt ist unmöglich, solange du fortfährst, zu projizieren oder fehlzuerschaffen. Doch liegt es weiterhin in dir, dich auszudehnen, so wie GOTT SEINEN GEIST auf dich ausdehnte.” (EKIW: Kapitel 2, I. 3. 7.-9.)
“Die ANKUNFT CHRISTI [engl.: First Coming of Christ] ist lediglich ein anderer Name für die Schöpfung, denn CHRISTUS ist der SOHN GOTTES. Die WIEDERKUNFT CHRISTI [engl.: Second Coming of Christ] bedeutet nichts anderes als das Ende der Herrschaft des Ego und die Heilung des Geistes. Ich wurde in der ANKUNFT CHRISTI so wie du erschaffen, und ich habe dich gerufen, dich mir in der WIEDERKUNFT anzuschließen.” (EKIW: Kapitel 4, IV. 10. 1.-3.)
“Deine Auferstehung ist dein Wiedererwachen. Ich bin das Vorbild für die Wiedergeburt, aber die Wiedergeburt selbst ist nur das Heraufdämmern dessen in deinem Geist, was bereits in ihm liegt. GOTT hat es SELBST in ihn hineingelegt, und somit ist es ewig wahr. Ich habe an es geglaubt und es deshalb für mich als wahr angenommen.” (EKIW: Kapitel 6, I. 7. 1.-4.)
“Die Auferstehung ist ganz einfach das Besiegen oder Überwinden des Todes. Sie ist ein Wiedererwachen oder eine Wiedergeburt, eine Veränderung des Denkens über die Bedeutung der Welt. Sie ist das Annehmen der Deutung des HEILIGEN GEISTES in Bezug auf den Sinn und Zweck der Welt, das Annehmen der SÜHNE für sich selbst. Sie ist das Ende der Träume vom Elend und das frohe Bewusstsein vom letzten Traum des HEILIGEN GEISTES. Sie ist das Wiedererkennen der Gaben GOTTES.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 28. 1. 1.-5.)
“Lass uns hinausgehen und der neugeborenen Welt begegnen - in der Erkenntnis, dass CHRISTUS in ihr wiedergeboren wurde und dass die Heiligkeit dieser Wiedergeburt ewig währen wird.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, BEGRIFFSBESTIMMUNG, EPILOG, 5. 1.)
Am Tag nach der denkwürdigen Predigt über „Das Königreich des Himmels“ kündigte Jesus an, dass er sich am folgenden Tag mit den Aposteln zum Passahfest nach Jerusalem aufmachen und unterwegs zahlreiche Städte im südlichen Peräa besuchen werde.
Als Jesus und die ihm nachfolgende fast tausendköpfige Schar an der manchmal Bethabara genannten Furt des Jordans bei Bethanien ankamen, bestieg Jesus einen großen Felsblock und hielt jene Ansprache, die als „Berechnung des Preises“ bekannt wurde. Der Meister sagte unter anderem:
„Ihr, die ihr mir von jetzt an folgen wollt, müsst gewillt sein, den Preis rückhaltloser Hingabe an die Ausführung des Willens meines Vaters zu bezahlen. Wenn ihr meine Jünger sein möchtet, müsst ihr willens sein, Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder und Schwestern zu verlassen. Wenn irgendeiner von euch jetzt mein Jünger sein möchte, muss er gewillt sein, sogar sein Leben hinzugeben, gerade so, wie der Menschensohn sich jetzt anschickt, sein Leben hinzugeben in Erfüllung seiner Sendung, den Willen des Vaters auf Erden und als Mensch auszuführen.”
„So setze sich nun jeder von euch hin und schätze ab, was es kostet, mein Jünger zu sein. Von jetzt an werdet ihr uns nicht mehr nachfolgen können, um die Unterweisung zu hören und die Werke zu sehen. Es wird von euch verlangt werden, heftigen Verfolgungen ins Auge zu sehen und für dieses Evangelium angesichts vernichtender Enttäuschungen Zeugnis abzulegen. Wenn ihr nicht willens seid, auf alles, was ihr seid, zu verzichten und alles, was ihr habt, hinzugeben, seid ihr nicht wert, meine Jünger zu sein. Wenn ihr euch in euren Herzen bereits selbst besiegt habt, braucht ihr euch vor dem äußeren Sieg nicht zu fürchten, den ihr sehr bald werdet erringen müssen, wenn der Menschensohn von den Hohenpriestern und Sadduzäern zurückgewiesen und den Händen spottender Ungläubiger überantwortet wird.”
„Ihr solltet euch jetzt selber erforschen, um herauszufinden, was euch dazu bewegt, meine Jünger zu sein. Wenn ihr Ehre und Ruhm sucht, wenn ihr weltlichen Sinnes seid, dann gleicht ihr dem Salz, das seinen Geschmack verloren hat. Und wenn das, was wegen seiner Salzigkeit geschätzt wird, seinen Geschmack verloren hat, womit soll man es dann würzen? Eine solche Würze ist nutzlos; sie taugt zu nichts, als zum Abfall geworfen zu werden. Ich habe euch jetzt nahe gelegt, friedlich nach Hause zurückzukehren, wenn ihr nicht gewillt seid, mit mir den Kelch zu trinken, der in Vorbereitung ist. Immer wieder habe ich euch gesagt, dass mein Königreich nicht von dieser Welt ist, aber ihr wollt mir nicht glauben. Wer Ohren hat zu hören, vernehme, was ich sage.“
Wenn Jesus vor zweitausend Jahren diese Worte sinngemäß so gebraucht hat, dann dürfen wir sie nicht missverstehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass der VATER die Kreuzigung seines Sohnes wollte, damit ER den Menschen ihre Sünden vergeben kann, sondern es bedeutet, dass der Wille des VATERS auf Erden unsere Erlösung ist und dass das weltliche Leben Jesus, als extremes Beispiel für den Erlösungsprozess (SÜHNE), diesem grundsätzlichen Willen des VATERS entspricht. Die Auferstehung ist der WILLE GOTTES.
“Der Satz »Denn also hat GOTT die Welt geliebt, dass ER SEINEN eingeborenen SOHN gab, damit alle, die an IHN glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben« bedarf nur einer geringfügigen Berichtigung, um in diesem Zusammenhang bedeutungsvoll zu sein: »dass ER sie SEINEM eingeborenen SOHN gab«.” (EKIW: Kapitel 2, VII. 5. 14.)
Jesus wollte aufzeigen, dass der SOHN GOTTES nicht gekreuzigt werden kann, weil das Leben ewig ist und SEIN Königreich nicht von dieser Welt ist. “Die Kreuzigung hatte keinen Anteil an der SÜHNE. Nur die Auferstehung wurde zu meiner [Jesus] Rolle darin. Sie ist das Symbol der Befreiung von der Schuld durch die Schuldlosigkeit.”(EKIW: Kapitel 14, V. 10. 1.-3.) Jesus war ein Lehrer der Unschuld des SOHN GOTTES. GOTT SELBST kennt seinen SOHN nur so, wie ER IHN erschaffen hat, die ganze Körper-Geschichte ist nicht SEINE Schöpfung. Der Wille GOTTES bedeutet vollkommenes Glück des erlösten Geistes unabhängig vom Geschehen auf der illusionären Ebene der Form.
Jesus verbreitete gute Zuversicht, wo immer er hinkam. Er war voll gewinnender Güte und Wahrheit. Seine Gefährten hörten nie auf, über den Charme der Worte zu staunen, die aus seinem Munde kamen. Man kann Anmut kultivieren, aber einnehmende Güte ist der Duft der Freundlichkeit, der einer liebeerfüllten Seele entströmt.
Jesus verstand die Menschen wirklich; deshalb konnte er echter Anteilnahme Ausdruck geben und aufrichtiges Mitgefühl zeigen. Aber selten gab er sich der Bemitleidung hin. Während sein Mitgefühl grenzenlos war, zeigte sich seine Anteilnahme auf praktische, persönliche und konstruktive Weise. Nie erzeugte die Vertrautheit mit dem Leiden in ihm Gleichgültigkeit, und er war fähig, betrübten Seelen beizustehen, ohne ihr Selbstmitleid zu vergrößern.
Jesus konnte den Menschen so viel helfen, weil er sie so aufrichtig liebte. Er liebte wahrhaft jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. Er konnte ein so treuer Freund sein dank seinem außerordentlichen Einfühlungsvermögen - er wusste ganz und gar, was in Herz und Gemüt der Menschen vor sich ging. Er war ein interessierter und scharfer Beobachter. Er war ein Experte im Verstehen von menschlichen Bedürfnissen und besaß das Geschick, menschliche Sehnsüchte ausfindig zu machen.
Jesus war nie in Eile. Er hatte Zeit, seine Mitmenschen „im Vorübergehen“ aufzurichten. Er sah immer zu, dass sich seine Freunde wohl fühlten. Er war ein charmanter Zuhörer. Er unternahm es nie, die Seelen seiner Gefährten in aufdringlicher Art auszuhorchen. Wenn er hungrige Gemüter erquickte und durstigen Seelen Trost spendete, hatten die Empfänger seiner Barmherzigkeit weniger das Gefühl, ihm etwas zu bekennen als mit ihm auszutauschen. Sie hatten grenzenloses Vertrauen zu ihm, weil sie spürten, dass er so sehr an sie glaubte.
Er schien, was die Leute anbetraf, nie neugierig zu sein, und er bekundete nie den Wunsch, ihnen zu befehlen, sie zu dirigieren oder sich eifrig mit ihnen zu befassen. Er weckte in allen, die sich seines Umgangs erfreuten, tiefes Selbstvertrauen und soliden Mut. Wenn er einem Menschen zulächelte, verspürte dieser Sterbliche eine erhöhte Fähigkeit zur Lösung seiner vielfältigen Probleme.
Jesus liebte die Menschen so sehr und in so weiser Art, dass er nie zögerte, mit ihnen streng zu sein, wenn die Umstände eine derartige Disziplin erforderten. Sehr oft kam er einer Person zu Hilfe, indem er sie um Hilfe anging. Auf diese Weise erregte er ihr Interesse und appellierte an das Bessere in der menschlichen Natur.
Der Meister vermochte in dem groben Aberglauben der Frau, die durch Berühren des Saums seines Gewandes Heilung suchte, den rettenden Glauben zu erkennen. Er war jederzeit bereit und willens, eine Predigt zu unterbrechen oder eine Menge warten zu lassen, um sich den Bedürfnissen einer einzelnen Person oder gar einem kleinen Kind zuzuwenden. Große Dinge ereigneten sich nicht nur, weil die Leute an Jesus glaubten, sondern auch, weil Jesus so stark an sie glaubte.
Die meisten der wirklich wichtigen Dinge, die Jesus sagte oder tat, schienen zufällig zu geschehen, „während er vorüberging“. Es gab so wenig an Professionellem, Wohlgeplantem oder Vorausbedachtem im irdischen Wirken des Meisters. In natürlicher und anmutiger Weise spendete er Gesundheit und teilte inneres Glück aus auf seiner Reise durchs Leben. Es war im wörtlichen Sinne wahr: „Er ging umher und tat Gutes.“
Und in allen Zeitaltern obliegt es den Anhängern des Meisters, zu lernen, „im Vorübergehen“ zu dienen - uneigennützig Gutes zu tun, während sie ihren täglichen Pflichten nachgehen.
Jesus und die Apostel erreichten Bethanien am Freitag, dem 31. März 30. Lazarus, seine Schwestern und ihre Freunde erwarteten sie. Die Hohenpriester waren unterrichtet, dass Jesus in Bethanien wohnte, aber sie hielten es für das Beste, nicht zu versuchen, ihn aus der Mitte seiner Freunde heraus zu verhaften. Sie beschlossen abzuwarten, bis er nach Jerusalem komme. Jesus wusste um all das, aber er war von erhabener Ruhe; nie hatten seine Freunde ihn gelassener und freundlicher gesehen; sogar die Apostel waren erstaunt, dass er so unbeschwert sein konnte angesichts der Tatsache, dass der Sanhedrin alle Juden aufgerufen hatte, ihm Jesus auszuliefern.
Sechs Tage vor Passah, am Abend nach dem Sabbat, kamen ganz Bethanien und Bethphage zusammen, um Jesu Ankunft mit einem öffentlichen Bankett im Haus eines Nachbarn von Lazarus zu feiern. Dieses Abendessen wurde sowohl Jesu wie auch Lazarus zu Ehren gegeben, und es wurde in offener Missachtung des Sanhedrins veranstaltet.
Es geschah nichts Ungewöhnliches, bis gegen Ende des Festes Maria, die Schwester des Lazarus, aus der Gruppe der zuschauenden Frauen heraustrat, sich dahin begab, wo der Meister als Ehrengast lagerte, und sich anschickte, ein großes Alabastergefäß mit einem sehr seltenen und kostbaren Salböl zu öffnen; und nachdem sie des Meisters Kopf damit gesalbt hatte, begann sie, es über seinen Füßen auszugießen, wobei sie ihre Haare löste und die Füße damit trocknete. Das ganze Haus wurde vom Wohlgeruch des Öls erfüllt, und alle Anwesenden staunten über das, was Maria getan hatte. Lazarus sagte nichts, aber als einige Leute murrten und ihre Empörung darüber zum Ausdruck brachten, dass ein so kostbares Öl derart verwendet wurde, schritt Judas Iskariot dahin, wo Andreas lagerte und sagte: „Wieso hat man dieses Öl nicht verkauft und den Erlös zur Speisung der Armen verwendet? Du solltest mit dem Meister sprechen, damit er solche Verschwendung tadle.“
Jesus, der wusste, was sie dachten, und hörte, was sie sagten, legte seine Hand auf den Kopf Marias, die an seiner Seite kniete, und sagte mit freundlichem Gesichtsausdruck: „Lasst sie in Ruhe, ihr alle. Weshalb behelligt ihr sie, da sie doch aus Herzensgrund etwas Gutes getan hat? Euch, die ihr murrt und sagt, dieses Öl hätte verkauft und das Geld den Armen gegeben werden sollen, lasst mich sagen, dass ihr die Armen stets um euch habt, so dass ihr ihnen jederzeit, wenn es euch beliebt, Gutes tun könnt; aber ich werde nicht immer bei euch sein; ich gehe bald zu meinem Vater. Diese Frau hat das Öl seit langem für das Begräbnis meines Körpers aufgehoben, und jetzt, wo sie es für gut fand, diese Salbung in Vorausnahme meines Todes vorzunehmen, soll ihr diese Befriedigung nicht verweigert werden. Durch ihre Handlung hat sie euch allen eine Rüge erteilt, indem sie durch diese Tat ihren Glauben an das, was ich über meinen Tod und meine Auffahrt zu meinem Vater im Himmel gesagt habe, bewiesen hat. Diese Frau soll für das, was sie heute Abend getan hat, nicht getadelt werden; ich sage euch vielmehr, dass, wo immer auf der ganzen Welt in den kommenden Zeitaltern dieses Evangelium gepredigt wird, man sich an sie erinnern und von dem sprechen wird, was sie getan hat.“
Wegen dieses Tadels, den er als persönlichen Vorwurf auffasste, beschloss Judas Iskariot schließlich, sich für seine verletzten Gefühle zu rächen. Oft hatte er unbewusst solche Ideen genährt, aber jetzt wagte er es, sich so abscheulichen Gedanken bei hellwachem Bewusstsein zu überlassen. Und viele andere ermutigten ihn in dieser Haltung, denn der Preis für das Salböl entsprach der Summe, die ein Mann in einem ganzen Jahr verdiente - genug, um fünftausend Menschen Brot zu verschaffen. Aber Maria liebte Jesus; sie hatte dieses kostbare Öl erworben, um seinen toten Körper damit einzubalsamieren, denn sie glaubte seinen Worten, als er sie vorwarnte, er müsse sterben; und man konnte es ihr nicht verdenken, dass sie sich umbesann und beschloss, den Meister mit dieser Gabe zu beschenken, während er noch lebte.
Nachdem er sich für einen öffentlichen Einzug in Jerusalem entschlossen hatte, stand der Meister vor der Notwendigkeit, eine geeignete Methode zur Ausführung dieser Entscheidung zu finden. Jesus dachte über alle mehr oder weniger widersprüchlichen so genannten messianischen Prophetien nach, aber es schien darunter nur eine einzige zu geben, der zu folgen sich für ihn überhaupt eignete. Die meisten dieser prophetischen Äußerungen beschrieben einen König, den Sohn und Nachfolger Davids, einen kühnen und dynamischen weltlichen Befreier ganz Israels vom Joch der Fremdherrschaft. Aber da gab es eine Schriftstelle, die manchmal von denen, die seine Sendung eher im geistigen Sinne auffassten, mit dem Messias in Beziehung gebracht wurde, und von der Jesus dachte, sie könne ihn vernünftigerweise bei seinem geplanten Einzug in Jerusalem leiten. Diese Stelle befand sich in Zacharias und lautete: „Frohlocke, oh Tochter Zions! Jauchze, oh Tochter Jerusalems! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und er bringt Rettung. Er kommt als ein Demütiger, auf einem Esel reitend, einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.”
Ein Kriegerkönig zog stets auf einem Pferd in eine Stadt ein; ein König in friedlicher und freundschaftlicher Mission zog immer auf einem Esel reitend ein. Jesus wollte in Jerusalem nicht als ein Mensch hoch zu Ross Einzug halten, aber er war gewillt, friedlich und guten Willens als der Menschensohn auf einem Esel zu reiten.
Jesus hatte lange Zeit durch direkte Unterweisung versucht, seinen Aposteln und Jüngern einzuprägen, dass sein Königreich nicht von dieser Welt, sondern eine rein geistige Angelegenheit sei; aber seinem Bemühen war kein Erfolg beschieden. Nun wollte er versuchen, durch einen symbolischen Appell zu erreichen, was ihm im klaren und persönlichen Unterricht nicht gelungen war. Also rief Jesus gleich nach dem Mittagsmahl Petrus und Johannes zu sich und wies sie an, nach Bethphage, einem etwas abseits der Hauptstraße und eine kurze Strecke nordwestlich von Bethanien gelegenen Nachbardorf, hinüberzugehen, und fügte hinzu: „Geht nach Bethphage, und wenn ihr bei der Wegkreuzung angelangt seid, werdet ihr dort ein angebundenes Fohlen einer Eselin finden. Bindet das Fohlen los und führt es mit euch zurück. Wenn euch jemand fragt, wieso ihr das tut, sagt nur: ‚Der Meister braucht es.‘“ Und als die beiden Apostel gemäß des Meisters Anweisung in Bethphage anlangten, fanden sie das angebundene Fohlen ganz nah bei seiner Mutter auf offener Straße neben einem Eckhaus. Als Petrus das Fohlen loszubinden begann, kam der Besitzer herüber und fragte, wieso er das tue. Als Petrus ihm antwortete, wie Jesus ihm aufgetragen hatte, sprach der Mann: „Wenn euer Meister Jesus von Galiläa ist, soll er das Fohlen haben.“ Und so kehrten sie mit dem Eselchen zurück.
Als die Prozession Bethanien verließ, herrschte große Begeisterung in der festlichen Menge von Jüngern, Gläubigen und Pilgern, die auf Besuch waren und von denen viele aus Galiläa und Peräa stammten. Gerade bevor sie sich in Bewegung setzten, trafen die zwölf Frauen des ursprünglichen Frauenkorps in Begleitung einiger ihrer Mitarbeiterinnen auf dem Schauplatz ein und schlossen sich der einzigartigen Prozession an, die sich freudig der Stadt zu bewegte.
Jesus war unbeschwert und heiter, während sie dahin zogen, bis er auf der Kuppe des Ölbergs anlangte, von wo sich dem Auge Stadt und Tempeltürme voll darboten. Hier hielt der Meister die Prozession an, und eine große Stille legte sich über alle, als sie ihn weinen sahen. Der Meister blickte auf die riesige Menge hinunter, die aus der Stadt kam, um ihn zu grüßen, und mit großer Bewegung und tränenerstickter Stimme sprach er: „Oh Jerusalem, hättest du, gerade du, nur wenigstens an diesem, deinem Tag, die Dinge erkannt, die zu deinem Frieden gehören und die du so uneingeschränkt hättest haben können! Aber nun sind diese Herrlichkeiten im Begriff, vor deinen Augen verborgen zu werden. Du bist dabei, den Friedenssohn zurückzuweisen und dem Evangelium des Heils den Rücken zu kehren. Bald werden die Tage über dich kommen, da deine Feinde um dich herum einen Graben legen und dich von allen Seiten her belagern werden; sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, und kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Und all das wird dir widerfahren, weil du die Zeit deiner göttlichen Visitation nicht erkannt hast. Du bist im Begriff, das Geschenk Gottes zurückzuweisen, und alle Menschen werden dich zurückweisen.“
Unter der Regierung des Herodes, der als römischer Klientelkönig 30 v. Chr. bis 4 v. Chr. über Judäa herrschte, wurde Jerusalem zur jüdischen Metropole und zugleich zur hellenistisch-römischen Königsstadt ausgebaut. Von seinen Großbauten war der Herodianische Tempel das ambitionierteste Projekt. Die große Tempelplattform, die zugleich als Forum genutzt werden konnte, dominierte das Stadtbild und war durch monumentale Treppen und Brücken mit den Wohngebieten im Süden und im Westen verbunden. Diese Metropole und ihr Tempel wurde im Jahre 70 n. Chr. am Ende des Jüdischen Krieges durch Titus zerstört, die jüdische Bevölkerung getötet, versklavt oder vertrieben.
Als Jesus fertig gesprochen hatte, begannen sie mit dem Abstieg vom Ölberg und trafen kurz danach auf den von Jerusalem herkommenden Besucherstrom, der Palmwedel schwenkte, Hosianna rief und seiner fröhlichen und kameradschaftlichen Stimmung in anderer Weise Ausdruck gab. Der Plan des Meisters sah nicht vor, dass ihnen diese Scharen aus Jerusalem entgegenkommen sollten; das war das Werk anderer. Er plante nie Theatralisches.
Tatsächlich durfte man diesem oberflächlichen und spontanen Ausbruch von Volksbegeisterung keine tiefere Bedeutung beimessen. Obwohl die Begrüßung freudig und aufrichtig war, entsprang sie keiner echten oder tiefen Überzeugung in den Herzen der festlich gestimmten Teilnehmer. Die gleiche Menge war später in der Woche ebenso bereit, Jesus eilig abzulehnen, nachdem der Sanhedrin ihm gegenüber einmal eine feste und entschlossene Haltung eingenommen hatte, und nachdem die Ernüchterung über sie gekommen war - als sie gewahr wurden, dass Jesus das Königreich nicht in Übereinstimmung mit ihren lange gehegten Erwartungen errichten würde.
Während die Alphäus-Zwillinge den Esel seinem Besitzer zurückbrachten, lösten sich Jesus und die zehn Apostel von ihren unmittelbaren Begleitern, und während sie durch den Tempel schlenderten, schauten sie den Vorbereitungen zum Passahfest zu. Kein Versuch, Jesus zu belästigen, wurde unternommen, da der Sanhedrin große Angst vor dem Volk hatte; und das war schließlich einer der Gründe, weshalb Jesus der Menge gestattet hatte, ihm in dieser Art Beifall zu spenden. Die Apostel begriffen nicht, dass dies die einzig wirksame menschliche Vorgehensweise war, um beim Betreten der Stadt einer sofortigen Verhaftung zu entgehen.
Als sie an diesem Sonntagabend nach Bethanien zurückkehrten, schritt Jesus den Aposteln voran. Nicht ein Wort wurde gesprochen. Nie hatten zwölf menschliche Wesen ähnlich verschiedenartige und unerklärliche Gefühle durchlebt wie die, welche jetzt in Gemüt und Seele dieser Botschafter des Königreichs aufwallten. Diese robusten Galiläer waren verwirrt und aus der Fassung gebracht; sie wussten nicht, was sie als Nächstes erwartete; sie waren zu überrascht, um sich allzu sehr zu ängstigen. Sie wussten nichts von den Plänen des Meisters für den nächsten Tag, und sie stellten keine Fragen. Sie begaben sich in ihre Quartiere, obwohl sie, mit Ausnahme der Zwillinge, nicht viel schliefen.
Bei Judas endgültigen Entschluss, Jesus und seine Mitapostel zu verlassen, übte kein einziger anderer Faktor auf ihn einen so mächtigen Einfluss aus wie jener Vorfall, der sich gerade zutrug, als Jesus das Stadttor erreichte: Ein prominenter Sadduzäer (ein Freund der Familie des Judas) eilte voll schadenfrohen Spottes auf ihn zu und klopfte ihm mit den Worten auf die Schulter: „Warum so zerknirscht, mein guter Freund? Kopf hoch! Komm mit uns, um diesem Jesus von Nazareth, dem König der Juden, zuzujubeln, der auf einem Esel sitzt und durch die Tore von Jerusalem reitet.“ Judas hatte sich nie vor Verfolgung gefürchtet, aber er konnte diese Art Spott nicht ertragen.
Am Montag in Jerusalem versuchte Jesus im Tempel inmitten eines lärmenden Haufens von Geldwechslern, Waren- und Viehhändlern das Evangelium vom himmlischen Königreich zu verkündigen. Zur Verblüffung seiner Apostel, die nahe dabei standen und davon absahen, sich an dem, was sofort folgen sollte, zu beteiligen, stieg Jesus vom Rednerpodest herab, ging zu dem jungen Burschen hinüber, der das Vieh durch den Hof führte, nahm ihm seine Schnurpeitsche aus der Hand und trieb die Tiere rasch aus dem Tempel hinaus. Aber das war nicht alles: Unter den staunenden Blicken der Tausende, die im Tempelhof versammelt waren, schritt er majestätisch zu dem entferntesten Viehpferch und machte sich daran, die Boxentore eines nach dem anderen zu öffnen und die gefangenen Tiere hinauszutreiben. Jetzt waren die versammelten Pilger wie elektrisiert, und mit lauten Rufen gingen sie auf die Basare los und begannen, die Tische der Geldwechsler umzustürzen. In weniger als fünf Minuten war alles Markttreiben aus dem Tempel gefegt. Bis die in der Nähe befindlichen römischen Wachsoldaten auf dem Schauplatz eintrafen, war alles ruhig, und die Menge war wieder friedlich geworden. Jesus kehrte zum Rednerpodest zurück und sprach zu ihr: „Ihr seid heute Zeugen dessen geworden, was in den Schriften geschrieben steht: ‚Mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Nationen genannt werden, ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.‘“
Die Tempelvorsteher erschienen zu Mittag bei Jesus nicht nur, um seine Lehre, sondern auch, um seine Handlungen anzufechten. Auf die Fragen der führenden Pharisäer und Schriftgelehrten, die versucht hatten, Jesus durch ihre Fragen zu verwirren, antwortete Jesus mit Gleichnissen, bis die sich zu weiterer Beratung zurückzogen.
Jesus verachtete die Pharisäer und Sadduzäer nicht persönlich. Was er diskreditieren wollte, war das System ihrer Lehren und Bräuche. Er war keinem Menschen feindlich gesinnt, aber hier ereignete sich der unvermeidliche Zusammenprall einer neuen und lebendigen Religion des Geistes mit der älteren, auf Zeremonie, Tradition und Autorität beruhenden Religion. Auch als Jesus die Tiere aus dem Tempel trieb, war er nicht wütend. Er machte nur Theater, um die Botschaft seiner neuen Lehre zu verdeutlichen.
Nach dem Gleichnis vom Hochzeitfest wollte Jesus die Menge gerade entlassen, als ein freundlich gesinnter Glaubender sich durch die Menschenmasse einen Weg zu ihm bahnte und fragte: „Aber Meister, wie sollen wir von diesen Dingen Kenntnis erhalten? Wie können wir uns für die Einladung des Königs bereitmachen? Was für ein Zeichen wirst du uns geben, damit wir wissen, dass du der Sohn Gottes bist?“ Als der Meister das hörte, sprach er: „Nur ein Zeichen soll euch gegeben werden.“ Und dann zeigte er auf seinen eigenen Körper und fuhr fort: „Zerstört diesen Tempel, und innerhalb von drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Aber sie verstanden ihn nicht, und im Auseinandergehen sagten sie zueinander: „Fast fünfzig Jahre lang hat man an diesem Tempel gebaut, und doch sagt er, er werde ihn zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen.“ Nicht einmal seine Apostel begriffen die Bedeutung dieser Äußerung, aber später, nach seiner Auferstehung, erinnerten sie sich an seine Worte.
Am Dienstagvormittag brach Jesus mit Andreas, Petrus, Jakobus und Johannes nach Jerusalem auf, während die anderen Apostel sich an den Aufbau des Lagers von Gethsemane machten, wo sie diese Nacht verbringen wollten und wo sie ihr Hauptquartier für den Rest des irdischen Lebens des Meisters einrichteten. Etwa auf der Hälfte des Abstiegs vom Ölberg schaltete Jesus eine Pause ein und unterhielt sich mit den vier Aposteln. Simon Petrus und Jakobus waren sich in der Frage der Vergebung nicht einig und baten Jesus um Klärung.
Nach kurzem Schweigen schaute Jesus alle vier bedeutsam an und antwortete: „Meine Brüder, ihr irrt euch in euren Auffassungen, weil ihr die Natur der innigen und liebenden Beziehungen zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer, zwischen Mensch und Gott, nicht versteht. Es gelingt euch nicht, die verständnisvolle Zuneigung zu erfassen, die weise Eltern für ihre unreifen und sich manchmal irrenden Kinder empfinden. Es ist in der Tat zweifelhaft, ob intelligente und liebevolle Eltern je in die Lage geraten, einem durchschnittlichen, normalen Kind vergeben zu müssen. Verständnisvolle Beziehungen in Verbindung mit liebevoller Einstellung beugen wirksam all jenen Entfremdungen vor, die eine spätere reuevolle Neuausrichtung des Kindes und elterliche Vergebung nötig machen.”
„Ein Teil jedes Vaters lebt im Kind. Der Vater genießt in allem, was die Kind-Vater-Beziehung anbelangt, Vorrang und überlegene Einsicht. Er ist imstande, die Unreife des Kindes im Licht der fortgeschritteneren elterlichen Reife, der reicheren Erfahrung des älteren Partners, zu sehen. Was das irdische Kind und den himmlischen Vater betrifft, so besitzt dieser unendliche und göttliche Zuneigung und die Fähigkeit zu liebendem Verstehen. Göttliche Vergebung ist zwangsläufig; sie liegt unveräußerlich in der Natur des unendlichen Verstehens Gottes, in seinem vollkommenen Wissen um alles, was mit dem falschen Urteil und der irrigen Wahl des Kindes zusammenhängt. Göttliche Gerechtigkeit ist von so ewiger Fairness, dass sie unfehlbar verstehende Barmherzigkeit in sich schließt.”
„Wenn ein weiser Mann die inneren Impulse seiner Mitmenschen versteht, wird er sie lieben. Und wenn ihr euren Bruder liebt, habt ihr ihm bereits vergeben. Diese Fähigkeit, die Natur des Menschen zu verstehen und ihm seine offensichtlichen Vergehen zu verzeihen, ist göttlich. Wenn ihr weise Eltern seid, dann ist dies die Art, in der ihr eure Kinder lieben und verstehen und ihnen sogar vergeben werdet, wenn vorübergehende Missverständnisse euch vermeintlich von ihnen getrennt haben. Das Kind, das noch unreif ist und dem es an umfassenderem Verständnis für die Tiefe der Kind-Vater-Beziehung mangelt, muss häufig ein Gefühl schuldhafter Getrenntheit empfinden, wenn sein Vater ihm seine volle Zustimmung verweigert, aber ein wahrer Vater kennt keine solche Getrenntheit. Die Sünde ist eine Erfahrung im Bewusstsein des Geschöpfs; sie gehört nicht zum Bewusstsein Gottes.”
„Eure Unfähigkeit oder euer fehlender Wille, euren Mitmenschen zu verzeihen, ist das Maß für eure Unreife, euer Unvermögen, Zuneigung, Verstehen und Liebe eines Erwachsenen zu erreichen. Ihr hegt Groll und nährt Rachegefühle in direktem Verhältnis eurer Unkenntnis der inneren Natur und wahren Sehnsüchte eurer Kinder und eurer Mitmenschen. Liebe ist die Äußerung des göttlichen, inneren Lebenstriebes. Sie gründet auf Verstehen, nährt sich von selbstlosem Dienst und vervollkommnet sich in der Weisheit.“
Pharisäer und Sadduzäer und sogar die Herodianer waren mehrheitlich der Auffassung, man sollte eine entschiedene Anstrengung unternehmen, um Jesus in den Augen der Menge zu diskreditieren, bevor man ihn verhaftete und vor Gericht brächte. Folglich wurden mehrere Gruppen gelehrter Männer dazu bestimmt, im Tempel zur Stelle zu sein, um zu versuchen, ihn mit schwierigen Fragen zum Straucheln und auf andere Weise vor dem Volk in Verlegenheit zu bringen.
Als Jesus am Dienstagmorgen im Tempelhof anlangte und zu lehren begann, hatte er kaum einige Worte gesprochen, als eine Gruppe jüngerer Studenten von den Akademien, mit denen zu diesem Zweck geprobt worden war, vortrat und sich durch ihren Wortführer an Jesus wandte: „Meister, wir wissen, dass du ein gerechter Lehrer bist, und wir wissen, dass du die Wege der Wahrheit verkündest und einzig Gott dienst, denn du fürchtest keinen Menschen und handelst ohne Ansehen der Person. Wir sind nur Studenten, und wir möchten in einer Angelegenheit, die uns zu schaffen macht, die Wahrheit wissen. Dies nämlich ist unsere Schwierigkeit: Ist es legitim, dem Kaiser Tribut zu entrichten? Sollen wir ihn geben, oder sollen wir ihn nicht geben?“ Jesus, der ihre Heuchelei und Schlauheit durchschaute, sagte zu ihnen: „Warum kommt ihr mich in dieser Weise versuchen? Zeigt mir das Tributgeld, und ich will euch antworten.“ Und als sie ihm einen Denar reichten, schaute er ihn an und sagte: „Wessen Bild und Aufschrift trägt diese Münze?“ Und als sie ihm antworteten: „Des Kaisers“, sagte Jesus: „So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“
Später trat eine weitere Pharisäergruppe vor, um bedrängende Fragen zu stellen. Ihr Sprecher gab Jesus ein Zeichen und sagte: „Meister, ich bin ein Gesetzeskundiger, und ich möchte dich fragen, welches deiner Meinung nach das größte Gebot ist?“ Jesus antwortete: „Es gibt nur ein einziges Gebot, und es ist das größte von allen, und lautet: ‚Höre, oh Israel, der Herr unser Gott, der Herr ist einzig; und ihr sollt den Herrn euren Gott von ganzem Herzen und aus ganzer Seele, mit all euren Gedanken und mit all euer Kraft lieben.‘ Das ist das erste und große Gebot. Und das zweite ist wie das erste; in der Tat geht es direkt aus diesem hervor, und es lautet: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Es gibt kein anderes, größeres Gebot als diese beiden; auf diesen beiden Geboten beruhen das ganze Gesetz und die Propheten.“
Als Jesus später zum Mittagessen mit seinen Jüngern und einer Gruppe von gläubigen Griechen versammelt war, sprach er unter anderem die folgenden berühmten Worte:
„Wer an dieses Evangelium glaubt, glaubt nicht nur an mich, sondern an Ihn, der mich gesandt hat. Wenn ihr mich anschaut, dann seht ihr nicht nur den Menschensohn, sondern auch Ihn, der mich gesandt hat. Ich bin das Licht der Welt, und wer immer an meine Lehre glaubt, wird nicht länger in der Dunkelheit wohnen. Wenn ihr Heiden mich hören wollt, werdet ihr die Worte des Lebens empfangen und unverzüglich in die freudige Freiheit der Wahrheit, Söhne Gottes zu sein, eintreten. Wenn meine Landsleute, die Juden, sich entscheiden, mich zurückzuweisen und meine Lehren zu verwerfen, werde ich nicht über sie zu Gericht sitzen; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um ihr das Heil anzubieten.”
Als Jesus und die Apostel an diesem Dienstagnachmittag den Tempel verließen, um sich zum Lager von Gethsemane zu begeben, lenkte Matthäus die Aufmerksamkeit auf den Tempelbau und so ergab sich jenes Gespräch über die Zerstörung Jerusalems, welches wiederum zu einem Gespräch über Jesus eigenes zweites Kommen führte. Von allen Ansprachen, die der Meister an seine Apostel richtete, hinterließ keine in ihren Gedanken eine solche Verwirrung wie jene vom Dienstagabend auf dem Ölberg über das zweifache Thema der Zerstörung Jerusalems und seines eigenen zweiten Kommens. Deshalb gab es wenig Übereinstimmung zwischen den späteren schriftlichen Berichten, die auf der Erinnerung an das fußten, was der Meister bei dieser außerordentlichen Gelegenheit gesagt hatte. Demzufolge entstanden viele Überlieferungen aufgrund der Tatsache, dass sich die Aufzeichnungen über so manches ausschwiegen, was an jenem Dienstagabend gesagt worden war; und gleich zu Beginn des zweiten Jahrhunderts wurde eine jüdische Apokalyptik über den Messias, dessen Verfasser ein zum Hof des Kaisers Caligula gehörender gewisser Selta war, als Ganzes dem Matthäusevangelium einverleibt und später (teilweise) den Aufzeichnungen von Markus und Lukas hinzugefügt. In diesen Schriften des Selta tauchte auch das Gleichnis von den zehn Jungfrauen auf. Kein Teil der Evangeliumsberichte hat eine so verwirrende Missdeutung erfahren wie gerade die Unterweisung dieses Abends. Aber der Apostel Johannes geriet nie in eine derartige Verwirrung.
Der Ansprache folgte eine spätere Diskussion im Lager und dabei antwortete Jesus einer Frage von Thomas nochmals in aller Eindeutigkeit:
„Und auch du, Thomas, verstehst nicht, was ich gesagt habe. Habe ich euch denn nicht die ganze Zeit über gelehrt, dass eure Beziehung zum Königreich geistiger und individueller Natur ist - ganz und gar eine Angelegenheit persönlicher Erfahrung im Geiste - die durch den Glauben erlangte Erkenntnis, Söhne Gottes zu sein? Was soll ich dem noch hinzufügen? Was hat der Niedergang von Nationen, der Zusammenbruch von Imperien, die Vernichtung der ungläubigen Juden, das Ende eines Zeitalters oder gar das Ende der Welt, was hat all das mit demjenigen zu tun, der an dieses Evangelium glaubt und der sein Leben in der Sicherheit des ewigen Königreichs geborgen weiß? Ihr, die ihr Gott kennt und an das Evangelium glaubt, habt die Gewissheit des ewigen Lebens bereits empfangen. Da ihr euer Leben im Geiste und für den Vater gelebt habt, kann euch nichts ernsthaft etwas anhaben. Erbauer des Königreichs, beglaubigte Bürger der himmlischen Welten, dürfen sich weder durch weltliche Aufstände beirren, noch durch irdische Katastrophen aus der Fassung bringen lassen. Was hat es für euch, die ihr an dieses Evangelium vom Königreich glaubt, zu bedeuten, wenn Nationen zugrunde gehen, wenn das Zeitalter endet oder alle sichtbaren Dinge zusammenbrechen, da ihr ja wisst, dass euer Leben das Geschenk des Sohnes ist und sich in ewiger Sicherheit beim Vater befindet? Nachdem ihr euer zeitliches Leben aus dem Glauben heraus gelebt und in rechtschaffenem, liebevollem Dienst an euren Mitmenschen die Früchte des Geistes hervorgebracht habt, könnt ihr dem nächsten Schritt auf dem ewigen Lebensweg zuversichtlich mit demselben Glauben an das Fortleben entgegensehen, der euch durch euer erstes, irdisches Abenteuer als Söhne Gottes getragen hat.”
“Aber irrt euch nicht! Dieser Glaube an das Fortleben ist ein lebendiger Glaube, und er bringt in wachsendem Maße die Früchte jenes göttlichen Geistes hervor, der ihn dem menschlichen Herzen zuerst eingegeben hat. Die Tatsache, dass ihr einmal die Sohnschaft im Himmelreich angenommen habt, wird euch nicht retten, wenn ihr wissentlich und beharrlich jene Wahrheiten zurückweist, die damit zu tun haben, dass die sterblichen Söhne Gottes zunehmend geistige Früchte tragen sollen. Ihr, die ihr mit mir am Werk Gottes auf Erden gearbeitet habt, könnt sogar jetzt noch das Königreich verlassen, wenn ihr herausfindet, dass ihr des Vaters Art und Weise, der Menschheit zu dienen, nicht mögt.”
“Die WIEDERKUNFT CHRISTI (egl.: Christ’s Second Coming), die so sicher ist wie GOTT, ist nur die Berichtigung von Fehlern und die Wiederkehr der geistigen Gesundheit. Sie ist ein Teil des Zustands, der das zurückerstattet, was nie verloren war, und wiedereinsetzt, was immer und ewig wahr ist. Sie ist die Einladung an das WORT GOTTES, den Platz der Illusionen einzunehmen, und die Bereitwilligkeit, die Vergebung ausnahmslos und ohne Vorbehalt auf allen Dingen ruhen zu lassen.”
“CHRISTI WIEDERKUNFT ist das eine Ereignis innerhalb der Zeit, das die Zeit selbst nicht beeinflussen kann. Denn jeder, der je herkam, um zu sterben, oder noch kommen wird oder jetzt gegenwärtig ist, wird gleichermaßen befreit von dem, was er gemacht hat. In dieser Gleichheit wird CHRISTUS als eine einzige IDENTITÄT wiederhergestellt, in DER die SÖHNE GOTTES anerkennen, dass sie alle eins sind. Und GOTT der VATER lächelt auf SEINEN SOHN, auf SEINE eine Schöpfung und SEINE einzige Freude.”
“Bete darum, dass die WIEDERKUNFT bald sein möge, doch lass es darauf nicht beruhen. Sie bedarf deiner Augen und Ohren, Hände und Füße. Sie bedarf deiner Stimme. Am meisten aber bedarf sie deiner Bereitwilligkeit. Lass uns frohlocken, dass wir GOTTES WILLEN tun und uns in dessen heiligem Licht vereinen können. Siehe, der SOHN GOTTES ist eins in uns, und wir können die LIEBE unseres VATERS durch IHN erreichen.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, 9. 1. & 4. & 5.)
Um dies zu verdeutlichen, erzählte Jesus das berühmte Gleichnis von den Talenten. Das Talent war eine rechnerische Größe im antiken Geldsystem, aber es war von Jesus nie als Hinweis auf die Vermehrung weltlichen Besitzes gedacht, sondern als Hinweis auf die Vermehrung geistlicher Früchte. Die Wahrheit ist etwas Lebendiges; der Geist der Wahrheit führt die Kinder des Lichts stets in neue Reiche geistiger Realität und göttlichen Dienstes. Die Wahrheit wird uns nicht gegeben, damit wir sie in festen, sicheren und ehrenwerten Formen erstarren lassen. Die offenbarte Wahrheit muss in unserer persönlichen Erfahrung so gesteigert werden, dass sich allen, die unsere geistigen Früchte sehen, neue Schönheit und wirkliche geistige Gewinne enthüllen und sie dahingeleitet werden, den Vater im Himmel zu lobpreisen. Nur jene treuen Diener, die auf solche Weise in der Kenntnis der Wahrheit wachsen und dabei die Fähigkeit zu einer göttlichen Würdigung geistiger Realitäten entwickeln, können je hoffen, „ganz und gar in die Freude ihres Herrn einzutreten“. Was für einen traurigen Anblick bieten doch die aufeinander folgenden Generationen erklärter Anhänger Jesu, wenn sie über ihre Verwaltung der göttlichen Wahrheit sagen: „Hier, Meister, ist die Wahrheit, die du uns vor hundert oder tausend Jahren anvertraut hast. Wir haben nichts davon verloren; wir haben gewissenhaft alles aufbewahrt, was du uns gegeben hast; wir haben es nicht geduldet, dass an dem, was du uns gelehrt hast, irgendwelche Änderungen vorgenommen würden; hier ist die Wahrheit, so wie du sie uns gegeben hast.“ Aber eine solche Ausrede für geistige Trägheit wird den unproduktiven Verwalter der Wahrheit in Gegenwart des Meisters nicht rechtfertigen.
Das gilt auch für unsere Arbeit mit Ein Kurs in Wundern: Es genügt nicht, das geschriebene Wort zu verteidigen, sondern es muss zu einer lebendigen Erfahrung werden. Und wir sind aufgefordert, unsere besondere Funktion in der Erlösung zu erfüllen. SEIN Plan ist nicht vollständig, solange wir unsere besondere Funktion nicht finden und die Rolle nicht erfüllen.
Wenn sie nicht unter dem Druck der Aufgabe standen, das Volk zu lehren, war es Jesu und seiner Apostel Gewohnheit, jeden Mittwoch von ihren Anstrengungen auszuruhen und so geschah es auch an diesem Tag. Jesus machte sich bereit, allein in die Berge zu gehen, doch des jungen Johannes Markus Wunsch Jesus zu begleiten war in seinem Herzen übermächtig, so daß Jesus sich von ihm begleiten ließ. Jesus kehrte an diesem Abend erst nach Sonnenuntergang ins Lager zurück. Der Meister verbrachte seinen letzten Ruhetag auf Erden damit, sich mit diesem wahrheitshungrigen Jüngling zu unterhalten und mit seinem Paradies-Vater zu sprechen.
Kurz nachdem Jesus und Johannes Markus das Lager verlassen hatten, verschwand Judas Iskariot aus dem Kreise seiner Brüder und kehrte erst spät am Nachmittag wieder zurück. Der verwirrte und unzufriedene Apostel hastete trotz des ausdrücklichen Wunsches seines Meisters, sie sollten Jerusalem nicht betreten, zu seiner Verabredung mit Jesu Feinden ins Haus des Hohenpriesters Kajaphas.
Und jetzt stieg, wie nie zuvor, in Judas ein seltsamer Groll darüber auf, dass Jesus ihm nie eine ehrenvollere Stellung zugewiesen hatte. Bis jetzt war er immer stolz auf die Ehre gewesen, apostolischer Schatzmeister zu sein, aber nun begann er zu fühlen, dass man ihn nicht richtig würdigte, dass seine Fähigkeiten verkannt wurden. Plötzlich überkam ihn Empörung darüber, dass Petrus, Jakobus und Johannes die Ehre engen Kontaktes mit Jesus widerfahren war, und jetzt, auf dem Weg zum Hause des Hohenpriesters, war er mehr darauf aus, mit Petrus, Jakobus und Johannes abzurechnen, als dass er irgendwie daran dachte, Jesus zu verraten. Von diesem Augenblick an gab es in seinem bewussten Verstand nur noch einen neuen und alles beherrschenden Gedanken: Er suchte jetzt nach Ehre für sich, und konnte er das erreichen und es gleichzeitig denen heimzahlen, die zur größten Enttäuschung seines Lebens beigetragen hatten, umso besser. Ein entsetzliches Gemisch aus Verwirrung, Stolz, Verzweiflung und Entschlossenheit ergriff ihn. Daraus geht klar hervor, dass sich Judas nicht um des Geldes willen auf dem Weg zum Hause des Kaiaphas befand, um den Verrat an Jesus vorzubereiten.
Jesus gedachte, den Donnerstag zusammen mit seinen Aposteln und einigen wenigen getreuen und ergebenen Jüngern zu verbringen. Bald nach dem Frühstück führte der Meister sie an diesem prächtigen Morgen etwas oberhalb ihres Lagers an einen abgelegenen Ort und lehrte sie dort viele neue Wahrheiten.
Jesus sprach fast zwei Stunden lang zu ungefähr fünfzig seiner verlässlichen Anhänger und beantwortete Dutzende von Fragen zu der Beziehung zwischen dem Königreich des Himmels und den Königreichen dieser Welt und zu der Beziehung zwischen der Sohnschaft mit Gott und der Staatsbürgerschaft unter irdischen Regierungen. Einige Aspekte dieser Rede sollen nun wie folgt zusammengefasst und in moderner Sprache wiedergegeben werden:
Da die Königreiche dieser Welt materiell sind, finden sie es oft nötig, zur Durchsetzung ihrer Gesetze und zur Aufrechterhaltung der Ordnung physische Gewalt anzuwenden. Im Königreich des Himmels greifen wahre Gläubige nicht zu physischer Gewaltanwendung. Da das Königreich des Himmels eine geistige Bruderschaft von geistgeborenen Söhnen Gottes ist, kann es nur durch die Macht des Geistes verkündet werden. Diese unterschiedliche Vorgehensweise betrifft die Beziehung des Königreichs der Gläubigen zu den Königreichen weltlicher Regierung und hebt keineswegs das Recht sozialer Gruppen von Gläubigen auf, in ihren Reihen für Ordnung zu sorgen und gegen aufsässige und unwürdige Mitglieder disziplinarisch vorzugehen.
Es gibt keine Unvereinbarkeit zwischen der Sohnschaft im geistigen Königreich und der Staatsbürgerschaft unter einer weltlichen oder zivilen Regierung. Es ist des Gläubigen Pflicht, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Es kann zwischen diesen beiden Erfordernissen keinen Widerspruch geben, da die eine materiell und die andere geistig ist, es sei denn, ein Kaiser maße sich an, für sich Gottes Vorrechte zu beanspruchen, und verlange, dass ihm geistige Verehrung erwiesen und höchste Anbetung entgegengebracht werden. In einem solchen Fall sollt ihr allein Gott anbeten und versuchen, solche irregeleiteten irdischen Herrscher aufzuklären und sie dadurch ebenfalls zur Anerkennung des Vaters im Himmel zu bringen. Ihr solltet irdischen Herrschern keine geistige Verehrung zukommen lassen; ebensowenig solltet ihr die physischen Machtmittel irdischer Regierungen, deren Regenten irgendwann einmal zum Glauben kommen mögen, zur Förderung der Sendung des geistigen Königreiches einsetzen.
Vom Standpunkt der fortschreitenden Zivilisation aus sollte euch die Sohnschaft im Königreich dabei helfen, ideale Bürger der Königreiche dieser Welt zu werden, sind doch Brüderlichkeit und Dienen die Ecksteine des Evangeliums vom Königreich. Der Ruf der Liebe des geistigen Königreichs sollte sich als erfolgreicher Zerstörer des Hasstriebs der ungläubigen und kriegerisch gesinnten Bürger der irdischen Königreiche erweisen. Aber diese in der Dunkelheit befindlichen materialistisch gesinnten Söhne werden nie etwas von eurem geistigen Licht der Wahrheit erfahren, wenn ihr nicht sehr nahe an sie herantretet in selbstlosem sozialem Dienen, welches ganz natürlich aus den Geistesfrüchten hervorgeht, die in der Lebenserfahrung jedes einzelnen Gläubigen heranreifen.
Als sterbliche und materielle Menschen seid ihr tatsächlich Bürger der irdischen Königreiche. Ihr solltet gute Bürger sein, und umso bessere, als ihr geistgeborene Söhne des himmlischen Königreichs geworden seid. Als Söhne des Königreichs des Himmels, die der Glaube erleuchtet und der Geist frei macht, steht ihr vor der doppelten Verantwortung der Pflicht gegen die Menschen und gegen Gott, während ihr freiwillig eine dritte und heilige Verpflichtung auf euch nehmt: den Dienst an der Bruderschaft der Gläubigen, die Gott kennen.
Ihr solltet eure weltlichen Herrscher nicht anbeten und zur Förderung des geistigen Königreichs keine weltlichen Machtmittel einsetzen; aber ihr solltet Gläubigen wie Ungläubigen in Rechtschaffenheit liebevoll dienen. Im Evangelium vom Königreich wohnt der mächtige Geist der Wahrheit, und sehr bald werde ich eben diesen Geist über alle Menschen ausgießen. Die Früchte des Geistes, euer aufrichtiges Dienen in der Liebe, sind die mächtigen sozialen Hebel zur Besserung der Völker, die in der Dunkelheit leben, und dieser Geist der Wahrheit wird zu einem Angelpunkt, der eure Kraft vervielfachen wird.
In eurem Umgang mit ungläubigen weltlichen Herrschern zeigt Weisheit und legt Scharfblick an den Tag. Mit Besonnenheit beweist euer Geschick im Ausglätten kleinerer Meinungsverschiedenheiten und im Zurechtrücken geringfügiger Missverständnisse. Sucht in jeder nur erdenklichen Weise - in allem außer dem, was eure geistige Bindung an die Herrscher des Universums berührt -, mit allen Menschen in Frieden zu leben. Seid stets klug wie die Schlangen, aber auch friedfertig wie die Tauben.
Die Tatsache, dass ihr zu erleuchteten Söhnen des Himmelreichs werdet, sollte aus euch umso bessere Bürger unter der weltlichen Regierung machen; ebenso sollten die Leiter irdischer Regierungen die zivilen Angelegenheiten umso besser lenken, je mehr sie an das Evangelium vom himmlischen Königreich glauben. Eine Haltung selbstlosen Dienstes am Menschen und einsichtsvoller Anbetung Gottes sollte aus allen, die an das Königreich glauben, bessere Bürger dieser Welt machen, während eine Haltung ehrlicher Staatsbürgerschaft und aufrichtiger Hingabe an die weltlichen Pflichten einem solchen Bürger dazu verhelfen sollte, leichter vom Aufruf des Geistes zur Sohnschaft im himmlischen Königreich erreicht zu werden.
Solange die Herrscher über irdische Staaten die Autorität religiöser Diktatoren auszuüben suchen, habt ihr, die ihr an dieses Evangelium glaubt, nur Schwierigkeiten, Verfolgung und gar den Tod zu gewärtigen. Aber gerade das Licht, das ihr in die Welt tragt, und gerade die Art, in der ihr für dieses Evangelium vom Königreich leiden und sterben werdet - all das wird schließlich die ganze Welt erleuchten und zu einer schrittweisen Trennung von Politik und Religion führen. Das beharrliche Predigen dieses Evangeliums vom Königreich wird eines Tages allen Nationen eine neue und unvorstellbare Befreiung, intellektuelle Unabhängigkeit und religiöse Freiheit bringen.
Denkt daran, dass ihr den Auftrag habt, dieses Evangelium vom Königreich zu predigen - den höchsten Wunsch, des Vaters Willen zu tun, zusammen mit der höchsten Freude, durch den Glauben zu erkennen, ein Sohn Gottes zu sein - und ihr dürft nichts und niemandem erlauben, euch von eurer Hingabe an diese eine Aufgabe abzulenken. Lasst der ganzen Menschheit in Überfülle euer liebevolles geistiges Wirken, euren erleuchtenden intellektuellen Umgang und euren ermutigenden sozialen Dienst zugute kommen; aber keiner dieser humanitären Bemühungen, ebensowenig wie allen zusammen, darf erlaubt werden, an die Stelle der Verkündigung des Evangeliums zu treten. Diese mächtigen Liebeswerke sind die sozialen Nebenprodukte der noch mächtigeren und erhabeneren Liebeswerke und Verwandlungen, die im Herzen des an das Königreich Glaubenden durch den lebendigen Geist der Wahrheit und die persönliche Erkenntnis bewirkt werden, dass der Glaube eines aus dem Geiste geborenen Menschen die Gewissheit lebendiger Freundschaft mit dem ewigen Gott verleiht.
Ihr müsst nicht versuchen, durch die Macht ziviler Regierungen oder durch den Erlass weltlicher Gesetze die Wahrheit zu verbreiten oder Rechtschaffenheit durchzusetzen. Ihr könnt euch stets bemühen, den Verstand der Menschen zu überzeugen, aber ihr dürft es nie wagen, sie zu zwingen. Vergesst das große Gesetz menschlicher Fairness nicht, das ich euch in positiver Form gelehrt habe: Tut für die Menschen, was ihr wünschtet, sie täten es auch für euch.
Wenn einer, der an das Königreich glaubt, berufen wird, der Zivilregierung zu dienen, soll er diesen Dienst als weltlicher Bürger einer solchen Regierung leisten. Indessen sollten sich im Staatsdienst eines solchen Gläubigen alle gewöhnlichen Qualitäten eines Staatsbürgers auf einer höheren Stufe zeigen dank der geistigen Erleuchtung, die aus der läuternden Verbindung des Verstandes des sterblichen Menschen mit dem ihm innewohnenden Geist des ewigen Gottes kommt.
Denkt in allen Wechselfällen des Lebens stets daran, einander zu lieben. Ringt nicht mit den Menschen, auch nicht mit den Ungläubigen. Zeigt euch barmherzig sogar gegen jene, die euch verachten und misshandeln. Erweist euch als zuverlässige Bürger, aufrechte Handwerker, lobenswerte Nachbarn, hingebungsvolle Angehörige, verständnisvolle Eltern, und glaubt aufrichtig an die Brüderlichkeit im Königreich des Vaters. Und mein Geist wird auf euch ruhen, jetzt und bis ans Ende der Welt.
Die Apostel wussten überhaupt nicht, wie sie des Meisters Ankündigung, sie würden Passah einen Tag früher feiern, verstehen sollten. Sie - oder wenigstens einige von ihnen - dachten, er wisse, dass er noch vor der Zeit des Abendessens am Freitagabend verhaftet werden würde, und sie deshalb zu einem besonderen Mahl an diesem Donnerstagabend zusammenrief. Andere glaubten, das sei nur ein besonderer Anlass, der der ordentlichen Begehung des Passahfestes vorausgehe.
Als Jesus den Raum betrat, der für das letzte Abendmahl vorbereitet war, herrschte unter den Aposteln Zwietracht über die Sitzordnung und Unklarheit hinsichtlich der Fußwaschungen. Nachdem der Meister an seinen Platz gegangen war, wurde einige Augenblicke kein einziges Wort gesprochen. Jesus ließ den Blick über sie schweifen und löste die Spannung mit einem Lächeln und ein paar freundlichen Worten.
Jüdischer Brauch wollte, dass der Gastgeber, nachdem er den ersten Passahkelch getrunken hatte, sich vom Tisch erhob und seine Hände wusch. Im weiteren Verlauf des Mahls und nach dem zweiten Kelch erhoben sich alle Gäste ebenso und wuschen ihre Hände. Da die Apostel wussten, dass ihr Meister sich nie an diesen Ritus zeremonieller Handwaschung hielt, waren sie sehr neugierig zu erfahren, was zu tun er im Sinne hatte, als er, nachdem sie den ersten Kelch getrunken hatten, sich vom Tisch erhob und schweigend auf die Tür zu ging, neben der Wasserkrüge, Waschbecken und Tücher bereitgestellt waren. Und ihre Neugierde verwandelte sich in Erstaunen, als sie sahen, wie der Meister sein Obergewand ablegte, sich ein Tuch umband und damit begann, Wasser in eines der Fußbecken zu schütten. Stellt euch die Verwunderung dieser zwölf Männer vor, die sich noch eben geweigert hatten, einander die Füße zu waschen, und die sich in so unziemlicher Weise um die Ehrenplätze am Tisch gestritten hatten, als sie Jesus um das leerstehende Ende des Tisches herum auf den geringsten Platz des Festes zugehen sahen, wo Simon Petrus lagerte, und wo er in der Haltung eines Dieners niederkniete und sich anschickte, Simon die Füße zu waschen. Als der Meister kniete, sprangen alle Zwölf wie ein Mann auf, in einer Kundgebung von Überraschung, Respekt und äußerster Verblüffung.
Nach einigen Augenblicken größter Verlegenheit sagte Petrus: „Meister, beabsichtigst du tatsächlich, mir die Füße zu waschen?“ Da schaute Jesus zu Petrus auf und sprach: „Vielleicht begreifst du nicht ganz, was zu tun ich mich anschicke, aber später wirst du die Bedeutung all dieser Dinge verstehen.“ Da holte Simon Petrus tief Atem und sagte: „Meister, nie und nimmer wirst du mir die Füße waschen!“ Und jeder der Apostel stimmte mit einem Kopfnicken der entschiedenen Weigerung des Petrus zu, es Jesus zu erlauben, sich in dieser Weise vor ihnen zu demütigen.
Während sie alle in atemloser Verwunderung dastanden, sagte Jesus: „Petrus, ich erkläre, dass, wasche ich dir nicht die Füße, du nicht mit mir an dem teilnehmen wirst, was ich zu vollführen gedenke.“ Als Petrus diese Erklärung hörte und Jesus nach wie vor zu seinen Füßen kniete, fasste er einen jener Entschlüsse blinder Willfährigkeit gegenüber dem Wunsch eines, den er respektierte und liebte. Als es in Simon Petrus zu dämmern begann, dass der geplanten Darstellung des Dienens eine Bedeutung zukam, die für die eigene zukünftige Verbindung mit des Meisters Werk bestimmend war, söhnte er sich nicht nur mit dem Gedanken aus, Jesus zu erlauben, ihm die Füße zu waschen, sondern er sprach in seiner charakteristischen und ungestümen Art: „Dann wasche mir nicht nur die Füße, Meister, sondern auch die Hände und den Kopf.“
Als Jesus mit dem Waschen der Füße der Zwölf zu Ende war, zog er sein Übergewand an, kehrte an seinen Platz des Gastgebers zurück und sagte nach einem Blick auf seine verstörten Apostel:
„Begreift ihr wirklich, was ich an euch getan habe? Ihr nennt mich Meister, und ihr tut gut so, denn ich bin es. Wenn also der Meister euch die Füße gewaschen hat, wie kommt es, dass ihr nicht willens wart, einander die Füße zu waschen? Welche Lehre solltet ihr aus diesem Gleichnis ziehen, in dem der Meister so bereitwillig den Dienst erbringt, den seine Brüder einander gegenseitig verweigert haben? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Diener ist nicht größer als sein Meister; noch ist einer, der gesandt wurde, größer als derjenige, der ihn sendet. Ihr habt die Art des Dienens gesehen, die ich unter euch gelebt habe; und gesegnet sind diejenigen von euch, die den Mut und die Güte aufbringen werden, auf diese Weise zu dienen. Aber wieso seid ihr so langsam zu begreifen, dass das Geheimnis der Größe im geistigen Reich verschieden ist von den Methoden der Macht in der materiellen Welt?”
„Als ich heute Abend diesen Raum betrat, habt ihr euch nicht nur stolz geweigert, einander die Füße zu waschen, sondern ihr habt auch noch darüber zu streiten begonnen, wem die Ehrenplätze an meinem Tisch gebührten. Das sind Ehren, die die Pharisäer und die Kinder dieser Welt suchen, aber unter den Botschaftern des himmlischen Königreichs sollte es anders sein. Wisst ihr nicht, dass es an meinem Tisch keinen Vorzugsplatz geben kann? Versteht ihr nicht, dass ich einen jeden von euch genau so liebe wie alle anderen? Wisst ihr nicht, dass der Platz zunächst von mir - aus menschlicher Sicht ein Ehrenplatz - für eure Stellung im Königreich des Himmels überhaupt nichts bedeuten kann? Ihr wisst, dass die Könige der Nichtjuden die Gewalt über ihre Untertanen besitzen und man diejenigen, die diese Autorität ausüben, manchmal Wohltäter nennt. Aber im Königreich des Himmels wird es nicht so sein. Wer unter euch groß sein möchte, werde wie ein Jüngerer an Jahren; und wer ein Vorgesetzter sein möchte, werde wie einer, der dient. Wer ist größer, derjenige, der beim Mahl sitzt oder derjenige, der bedient? Gilt nicht derjenige, der beim Mahl sitzt, gewöhnlich als der größere? Aber ihr könnt feststellen, dass ich unter euch bin als einer, der dient. Wenn ihr gewillt seid, meine Mitdiener in Ausübung des Willens des Vaters zu werden, werdet ihr im kommenden Königreich in der Fülle der Macht bei mir sein und damit fortfahren, den Willen des Vaters zu tun in künftiger Herrlichkeit.“
Einige Minuten lang aßen die Apostel schweigend, aber unter dem Einfluss des fröhlichen Verhaltens des Meisters begannen sie sich bald zu unterhalten, und binnen kurzem verlief das Mahl, als ob nichts Außergewöhnliches vorgefallen wäre, das die frohe Stimmung und Geselligkeit dieses besonderen Ereignisses gestört hätte. Als einige Zeit verstrichen war, etwa mitten im zweiten Gang der Mahlzeit, ließ Jesus den Blick über sie schweifen und sagte: „Ich habe euch gesagt, wie sehr ich wünschte, dieses Abendessen mit euch einzunehmen; und im Wissen darum, wie die bösen Mächte der Finsternis sich verschworen haben, um den Tod des Menschensohns herbeizuführen, beschloss ich, dieses Abendessen mit euch in diesem geheimen Raum und einen Tag vor Passah einzunehmen, da ich morgen Abend um diese Zeit nicht mehr bei euch sein werde. Ich habe euch wiederholt gesagt, dass ich zum Vater zurückkehren muss. Jetzt ist meine Stunde gekommen, aber es war nicht nötig, dass einer von euch mich verrate und in die Hände meiner Feinde ausliefere.“
Nachdem Jesus Judas ein Stück Brot gereicht hatte und ein paar Worte gesprochen hatte, lehnte er sich zu Judas hinüber und sagte: „Tue rasch, was du zu tun beschlossen hast.“ Und als Judas diese Worte vernahm, erhob er sich vom Tisch und verließ hastig den Raum. Er trat in die Nacht hinaus, um auszuführen, was er in seinem Herzen beschlossen hatte. Als die anderen Apostel Judas hinauseilen sahen, nachdem Jesus zu ihm gesprochen hatte, dachten sie, er sei gegangen, um zusätzlich etwas zum Abendessen zu holen oder irgendeine andere Besorgung für den Meister zu verrichten; denn sie glaubten, er habe die Börse immer noch bei sich.
Dieses Abendmahl mit seinen zarten Episoden und einem Hauch von Rührung war Jesu letzter Appell an den abtrünnigen Judas, aber er war vergeblich. Auch wenn eine Mahnung in der taktvollsten Weise gegeben und im freundlichsten Geiste ausgesprochen wird, verstärkt sie in der Regel nur den Hass und befeuert die böse Entschlossenheit zur vollständigen Ausführung unserer eigennützigen Pläne, wenn die Liebe in unserem Geist einmal tot ist.
Als sie Jesus den dritten Kelch Wein, den „Kelch der Segnung“ brachten, erhob er sich vom Lager, nahm den Kelch in die Hände, segnete ihn und sagte: „Nehmt diesen Kelch, ihr alle, und trinkt daraus. Dies soll der Kelch der Erinnerung an mich sein. Dies ist der Kelch der Segnung einer neuen Dispensation von Gnade und Wahrheit. Er soll für euch das Zeichen der Gabe und des Wirkens des heiligen Geistes der Wahrheit sein. Und ich werde mit euch aus diesem Kelch nicht eher wieder trinken, als bis ich in neuer Gestalt in des Vaters ewigem Königreich mit euch trinke.“
Die Apostel spürten alle, dass etwas Außerordentliches vor sich ging, als sie in tiefer Ehrfurcht und vollkommener Stille aus diesem Kelch der Segnung tranken. Das alte Passahfest gedachte des Entkommens ihrer Väter aus einem Zustand völkischer Sklaverei in die individuelle Freiheit; jetzt setzte der Meister ein neues Erinnerungsmahl ein als Symbol für eine neue Dispensation, bei der das versklavte Individuum aus der Knechtschaft von Zeremoniell und Selbstsucht heraustritt in die geistige Freude der Brüderlichkeit und Kameradschaft der befreiten Glaubenssöhne des lebendigen Gottes.
Nachdem sie alle aus diesem neuen Kelch der Erinnerung getrunken hatten, nahm der Meister das Brot, dankte, brach es in Stücke, wies sie an, es herumzureichen und sagte: „Nehmt dieses Brot der Erinnerung und esst davon. Ich habe euch gesagt, dass ich das Brot des Lebens bin. Und dieses Brot des Lebens ist das vereinigte Leben des Vaters und des Sohnes in einer einzigen Gabe. Das Wort des Vaters, wie es sich im Sohn offenbart, ist tatsächlich das Brot des Lebens.“ Nachdem sie das Brot der Erinnerung zu sich genommen hatten, das Symbol des in Gestalt eines Sterblichen inkarnierten lebendigen Wortes der Wahrheit, setzten sich alle.
Wie es immer seine Gewohnheit war, gebrauchte der Meister Gleichnisse und Symbole, als er dieses Erinnerungsmahl einsetzte. Er benutzte Symbole, weil er gewisse große geistige Wahrheiten auf eine Weise lehren wollte, die es seinen Nachfolgern schwer machen würde, seinen Worten genaue Auslegungen und bestimmte Bedeutungen beizulegen. Auf diese Weise versuchte er, kommende Generationen davor zu bewahren, seine Lehre zu zementieren und das, was er geistig gemeint hatte, in die toten Ketten der Tradition und des Dogmas zu legen. Bei der Einsetzung der einzigen Zeremonie oder des einzigen Sakramentes im Zusammenhang mit seiner gesamten Lebenssendung trug Jesus große Sorge, die Bedeutung seiner Botschaft mehr anzudeuten, als sich auf genaue Definitionen festzulegen. Er wollte des Einzelnen Vorstellung von göttlichem Kontakt nicht durch die Schaffung einer präzisen Form zerstören; ebenso lag ihm die Absicht fern, die geistige Vorstellungskraft des Gläubigen durch formale Eingrenzung zu beengen. Er versuchte vielmehr, die wiedergeborene Seele des Menschen auf den freudigen Schwingen einer neuen und lebendigen geistigen Unabhängigkeit in die Freiheit zu entlassen.
Trotz dem Bemühen des Meisters, das neue Sakrament der Erinnerung in diesem Sinne einzusetzen, sorgten jene, die ihm nachfolgten, im Laufe der Jahrhunderte dafür, dass sein ausdrücklicher Wunsch wirksam durchkreuzt wurde, indem der einfache geistige Symbolgehalt seiner letzten in Menschengestalt verbrachten Nacht auf genaue Auslegungen reduziert und der fast mathematischen Präzision einer starren Formel unterworfen wurde. Von allen Lehren Jesu hat keine eine stärkere Normierung durch die Tradition erfahren.
Wenn dieses Mahl der Erinnerung von denen eingenommen wird, die an den Sohn glauben und Gott kennen, braucht sein Symbolismus mit keiner der menschlichen und kindischen Fehlinterpretationen bezüglich der Bedeutung der göttlichen Präsenz in Zusammenhang gebracht zu werden; denn bei all diesen Gelegenheiten ist der Meister wirklich anwesend. Wenn wir auf diese Weise geist-bewusst werden, ist der SOHN wirklich gegenwärtig, und sein GEIST verbrüdert sich mit dem innewohnenden Fragment des Vaters.
Nachdem sie einige Augenblicke in Meditation verharrt hatten, fuhr Jesus zu sprechen fort: „Wenn ihr diese Dinge tut, dann ruft euch das Leben, das ich unter euch auf Erden gelebt habe, in Erinnerung und freut euch darüber, dass ich weiterhin mit euch auf Erden leben und durch euch dienen werde. Bekämpft euch als Einzelne nicht wegen der Frage, wer der Größte sein werde. Seid alle wie Brüder. Und wenn das Königreich wächst und große Gruppen von Gläubigen umfassen wird, solltet ihr es euch desgleichen verbieten, unter diesen Gruppen um Größe zu wetteifern oder die einen den anderen vorzuziehen.“
Nachdem sie am Ende des Letzten Abendmahls den Psalm gesungen hatten, dachten die Apostel, Jesus beabsichtige, sofort zum Lager zurückzukehren, aber er gab ihnen ein Zeichen, sich zu setzen. Nach einigen Augenblicken zwangloser Unterhaltung erhob sich Jesus und sagte:
„Als ich euch ein Gleichnis vortrug, um euch zu verdeutlichen, wie ihr gewillt sein solltet, einander zu dienen, sagte ich, ich wünsche, euch ein neues Gebot zu geben; und das möchte ich jetzt tun, da ich im Begriff bin, euch zu verlassen. Ihr kennt das Gebot gut, das euch heißt, einander zu lieben; euren Nächsten zu lieben wie euch selbst. Aber selbst diese aufrichtige Hingabe meiner Kinder stellt mich nicht völlig zufrieden. Ich möchte euch im Königreich der gläubigen Bruderschaft noch größere Liebestaten vollbringen sehen. Und deshalb gebe ich euch dieses neue Gebot: Liebet einander so, wie ich euch geliebt habe. Wenn ihr einander so liebt, werden alle Menschen wissen, dass ihr meine Jünger seid.”
„Indem ich euch dieses neue Gebot gebe, lade ich keine neue Bürde auf eure Seelen, sondern bringe euch vielmehr neue Freude und mache es euch möglich, neue Befriedigung zu erfahren, wenn ihr das Glück kennen lernt, eure Herzensgüte an eure Mitmenschen zu verschenken. Obwohl äußeres Leid ertragend, stehe ich im Begriff, von der allerhöchsten Freude erfüllt zu werden, indem ich meine Liebe an euch und eure sterblichen Gefährten verschenke.”
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen: Jesus verlangt Treue, nicht Opfer. Das Bewusstsein, ein Opfer zu erbringen, lässt für jene von Herzen kommende Zuneigung keinen Raum, die aus einem derartigen Liebesdienst eine allerhöchste Freude gemacht hätte. Auch der Idee von Pflicht fehlt es an der mächtigen Begeisterung, um unseren Dienst als Bruder für einen Bruder zu tun. Dieser Impuls geht über alles Pflichtbewusstsein weit hinaus, und der Dienst eines Bruders für einen Bruder kann niemals ein Opfer genannt werden. Der Meister hat die Apostel auch gelehrt, dass sie Söhne Gottes sind. Im Kurs weist Jesus ganz klar darauf hin, was er mit “Liebet einander so, wie ich euch geliebt habe” meint: “Es gibt keine Liebe außer der LIEBE GOTTES.”
Darauf erhob sich Jesus wieder und fuhr fort, seine Apostel zu lehren: „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weinbauer. Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. [...] Vergesst nicht: Ich bin der wahre Weinstock, und ihr seid die lebendigen Reben. Derjenige, der in mir lebt und ich in ihm, wird viele Früchte des Geistes tragen und die Erfahrung äußerster Freude machen, wenn er diese geistige Ernte hervorbringt. Wenn ihr diese lebendige geistige Verbindung mit mir aufrechterhaltet, werdet ihr reichlich Früchte tragen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch lebendig sind, werdet ihr fähig sein, frei mit mir zu kommunizieren, und dann kann mein lebendiger Geist euch so erfüllen, dass ihr um alles bitten könnt, was mein Geist will, und ihr könnt all dies in der Gewissheit tun, dass der Vater uns unsere Bitte erfüllen wird. Hierin ist der Vater verherrlicht: dass der Weinstock viele lebendige Reben hat und dass jede Rebe viel Frucht trägt. Und wenn die Welt diese fruchttragenden Reben sieht - meine Freunde, die einander gerade so lieben, wie ich sie geliebt habe - werden alle Menschen wissen, dass ihr wahrlich meine Jünger seid.”
„Wie der Vater mich geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Lebt in meiner Liebe so, wie ich in des Vaters Liebe lebe. Wenn ihr tut, wie ich euch gelehrt habe, sollt ihr in meiner Liebe bleiben gerade so, wie ich das Wort des Vaters gehalten habe und auf ewig in seiner Liebe bleibe.“
Später verursachte die falsche Auslegung der Schlussfolgerungen des Meisters, die sich auf das Gebet bezogen, großes Leid. Es hätte mit diesen Lehren kaum Schwierigkeiten gegeben, wenn man sich der genauen Worte Jesu erinnert und diese später wahrheitsgetreu aufgeschrieben hätte. Aber so wie der Bericht abgefasst war, betrachteten die Gläubigen das Gebet in Jesu Namen als eine Art höchster Magie und dachten, sie würden vom Vater alles erhalten, worum sie baten. Jahrhundertelang ist der Glaube ehrlicher Seelen immer wieder an diesem Hindernis zerbrochen. Wie lange wird die Welt der Gläubigen noch brauchen, um zu begreifen, dass das Gebet kein Mittel ist, um persönlichen Willen zu erreichen, sondern vielmehr ein Verfahren, um Gottes Weg einzuschlagen, eine Lernerfahrung, wie man den Willen des Vaters erkennt und ausführt? Eine solche Willenseinheit wird mit und durch Jesus vollzogen und lebt durch ihn, so wie das Leben des Weinstocks in die lebendigen Reben und durch sie fließt. Der wahre Gläubige existiert allein zu dem Zweck, die Früchte des Geistes zu tragen: die Menschen zu lieben, wie er selber von Gott geliebt worden ist - sie zu lieben, wie Jesus uns geliebt hat.
Die Elf hatten ihre Erörterungen über die Rede vom Weinstock und von den Reben kaum beendet, als der Meister zu verstehen gab, dass er ihnen noch mehr sagen wolle, und wohl wissend, wie kurz bemessen seine Zeit war, sprach er: „Lasst euch, wenn ich euch verlassen habe, durch die Feindseligkeit der Welt nicht entmutigen. [...] Wenn ihr von dieser Welt wäret, würde die Welt ihresgleichen lieben, aber weil ihr es nicht seid, weigert sich die Welt, euch zu lieben. Ihr lebt in dieser Welt, aber ihr sollt nicht auf ihre Weise leben. Ich habe euch aus dieser Welt ausgewählt, damit ihr in dieser Welt, aus der ihr gewählt worden seid, den Geist einer anderen Welt vertretet.”
„Aber ich werde euch nicht allein in der Welt lassen. Sehr bald nach meinem Weggehen werde ich euch einen geistigen Helfer senden. Ihr werdet einen bei euch haben, der meinen Platz unter euch einnehmen wird, einen, der damit fortfahren wird, euch den Weg der Wahrheit zu lehren, und der euch sogar trösten wird.”
„Eure Herzen seien nicht beunruhigt. Ihr glaubt an Gott; fahrt fort, auch an mich zu glauben. Wenn ich euch auch verlassen muss, werde ich doch nicht fern von euch sein. Ich habe euch schon gesagt, dass es in meines Vaters Universum viele Rastplätze gibt. Wenn dies nicht wahr wäre, hätte ich nicht wiederholt von ihnen gesprochen. Ich werde jetzt in diese Welten des Lichts zurückkehren, zu diesen Stationen in des Vaters Himmel, wohin auch ihr einmal aufsteigen werdet. Von jenen Orten bin ich in diese Welt gekommen, und die Stunde ist jetzt ganz nah, da ich an die Arbeit meines Vaters auf den Sphären in der Höhe zurückkehren muss.”
„So wie ich euch jetzt in das himmlische Königreich des Vaters vorangehe, so werde ich dereinst mit Sicherheit nach euch senden, damit ihr mit mir an den Orten weilt, die für die sterblichen Söhne Gottes eingerichtet wurden, noch ehe es diese Welt gab. Auch wenn ich euch verlassen muss, will ich im Geist bei euch gegenwärtig sein, und schließlich werdet ihr persönlich bei mir sein, nachdem ihr in meinem Universum zu mir aufgestiegen seid, so wie ich jetzt im Begriff bin, zu meinem Vater in seinem größeren Universum aufzusteigen. Und was ich euch gesagt habe, ist wahr und ewig, auch wenn ihr es vielleicht nicht ganz versteht. Ich gehe zum Vater, und obwohl ihr mir jetzt nicht folgen könnt, werdet ihr mir mit Sicherheit in den künftigen Zeitaltern folgen.“
Als Jesus sich setzte, erhob sich Thomas und sagte: „Meister, wir wissen nicht, wo du hingehst; also kennen wir natürlich den Weg nicht. Aber wir wollen dir noch in dieser Nacht folgen, wenn du uns den Weg zeigen willst.“
Als Jesus Thomas hörte, antwortete er: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand geht zum Vater, denn durch mich. Alle, die den Vater finden, finden zuerst mich. Wenn ihr mich kennt, kennt ihr auch den Weg zum Vater. Und ihr kennt mich, denn ihr habt mit mir gelebt und ihr seht mich jetzt.“
Aber diese Lehre war für viele der Apostel zu tief, insbesondere für Philipp, der sich erhob, nachdem er ein paar Worte mit Nathanael gewechselt hatte, und sagte: „Meister, zeige uns den Vater, und alles, was du gesagt hast, wird klar werden.“
Und nachdem Philipp gesprochen hatte, sagte Jesus: „Philipp, ich bin so lange mit euch zusammen gewesen, und trotzdem kennst du mich immer noch nicht? Von neuem erkläre ich: Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du dann sagen: ‚Zeige uns den Vater?‘ Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin, und der Vater in mir? Habe ich euch nicht gelehrt, dass die Worte, die ich spreche, nicht meine Worte sind, sondern die Worte des Vaters? Ich spreche für den Vater und nicht von mir aus. Ich bin in dieser Welt, um den Willen des Vaters zu tun, und das habe ich getan. Mein Vater wohnt in mir und wirkt durch mich. Glaubt mir, wenn ich sage, dass der Vater in mir ist und dass ich im Vater bin, oder glaubt mir wenigstens um des Lebens willen, das ich gelebt habe - um des Werkes willen.“
Jesus fuhr fort zu lehren, indem er sagte: „Wenn ich zum Vater gegangen bin, und nachdem er das Werk, das ich für euch auf Erden getan habe, voll akzeptiert hat, und nachdem ich die endgültige Souveränität über meinen eigenen Herrschaftsbereich erhalten habe, werde ich zu meinem Vater sagen: ‚Da ich meine Kinder allein auf der Erde zurückgelassen habe, will ich ihnen meinem Versprechen gemäß einen anderen Lehrer senden.‘ Und wenn der Vater sein Einverständnis dazu gibt, werde ich den Geist der Wahrheit über alle Menschen ausgießen. Schon wohnt meines Vaters Geist in euren Herzen; und wenn dieser Tag kommt, werdet ihr auch mich bei euch haben, so wie ihr jetzt den Vater habt. Diese neue Gabe ist der Geist der lebendigen Wahrheit. Die Ungläubigen werden zuerst nicht auf die Lehren dieses Geistes hören, aber die Söhne des Lichts werden ihn alle freudig und von ganzem Herzen empfangen. Ihr werdet diesen Geist erkennen, wenn er kommt, gerade so, wie ihr mich gekannt habt, und ihr werdet dieses Geschenk in euren Herzen empfangen, und er wird bei euch wohnen. Ihr seht also, dass ich euch nicht ohne Hilfe und Führung zurücklasse. Ich will euch nicht ohne Trost zurücklassen. Heute kann ich nur als Person bei euch sein. In den kommenden Zeiten aber werde ich bei euch und allen anderen Menschen sein, die meine Gegenwart wünschen, wo immer ihr sein möget, und bei jedem von euch zur selben Zeit. Erkennt ihr nicht, dass es besser ist, wenn ich fortgehe? Dass ich euch körperlich verlasse, damit ich mit euch umso besser und vollkommener im Geiste sein kann?”
„Nur wenige Stunden noch, und die Welt wird mich nicht mehr sehen. Aber ihr werdet mich weiterhin in euren Herzen kennen, bis ich euch diesen neuen Lehrer, den Geist der Wahrheit, sende. So wie ich in Person mit euch gelebt habe, werde ich dann in euch leben und eins sein mit eurer persönlichen Erfahrung im geistigen Königreich. Und wenn das eingetroffen ist, werdet ihr mit Sicherheit wissen, dass ich im Vater bin, und dass, während euer Leben mit dem Vater in mir geborgen ist, ich auch in euch bin. Ich habe den Vater geliebt und mich an sein Wort gehalten. Ihr habt mich geliebt, und ihr werdet euch an mein Wort halten. So wie der Vater mir von seinem Geiste gegeben hat, so will auch ich euch von meinem Geiste geben. Und dieser Geist der Wahrheit, den ich über euch ausgießen will, soll euch leiten und ermutigen und euch schließlich in alle Wahrheit führen.”
Nachdem weitere Fragen folgten, blickte Jesus auf sie alle herab, lächelte und sagte: „Meine kleinen Kinder, ich gehe fort, zurück zu meinem Vater. Über kurz werdet ihr mich nicht mehr, wie jetzt, in Fleisch und Blut, sehen. Nach sehr kurzer Zeit werde ich euch meinen Geist senden, der mir, von diesem materiellen Körper abgesehen, genau gleicht. Dieser neue Lehrer ist der Geist der Wahrheit, der mit jedem von euch, in euren Herzen, leben wird, und so werden alle Kinder des Lichts eins werden und sich zueinander hingezogen fühlen. Und in genau dieser Weise werden mein Vater und ich in der Seele eines jeden von euch und ebenso in den Herzen aller anderen Menschen wohnen können, die uns lieben und die diese Liebe in ihrer Erfahrung Wirklichkeit werden lassen, indem sie einander lieben, wie ich euch jetzt liebe.“
Die göttliche Wahrheit ist eine lebendige Realität, die durch den Geist wahrgenommen wird. Wahrheit existiert nur auf den hohen geistigen Ebenen des Bewusstwerdens der Göttlichkeit und der bewussten Verbindung mit Gott. Wir können die Wahrheit kennen, und wir können die Wahrheit leben. Wir können in unserer Seele das Wachstum der Wahrheit erfahren und uns der Freiheit erfreuen, die das Licht der Wahrheit in das Denken bringt, aber wir können die Wahrheit nicht in Formeln, Codes, Credos oder intellektuelle Leitbilder für menschliche Lebensführung einsperren. Wenn wir uns daran machen, die göttliche Wahrheit menschlich zu formulieren, stirbt sie alsbald. Die posthume Rettung von gefangener Wahrheit kann auch im besten Fall nur eine besondere Form von intellektualisierter und glorifizierter Weisheit hervorbringen. Statische Wahrheit ist tote Wahrheit, und nur tote Wahrheit kann als Theorie festgehalten werden. Lebendige Wahrheit ist dynamisch und kann im menschlichen Verstand nur eine erfahrungsmäßige Existenz haben.
Das wahre Kind universeller Erkenntnis sucht in jedem weisen Wort nach dem lebendigen Geist der Wahrheit. Das Individuum, das Gott kennt, hebt die Weisheit ständig auf die lebendigen Wahrheitsebenen göttlichen Vollbringens empor; eine geistig stagnierende Seele zieht die lebendige Wahrheit ständig auf die toten Ebenen der Weisheit und auf den Bereich bloßen gehobenen Wissens herab.
Wenn die goldene Regel der übermenschlichen Erkenntnis des Geistes der Wahrheit entbehrt, wird sie zu nichts weiter als einer hohen ethischen Lebensregel. Wenn man die goldene Regel wörtlich nimmt, kann sie für die Mitmenschen zu einem Instrument großer Kränkung werden. Ohne die geistige Schau der goldenen Weisheitsregel könntet ihr zu folgendem Schluss gelangen: Da ihr wünscht, dass alle Menschen euch in ungeschminkter Wahrheit sagen, was sie denken, solltet ihr euren Gefährten ebenfalls alles, was ihr denkt, frei heraus sagen. Eine so ungeistige Auslegung der goldenen Regel könnte unsägliches Unglück und Leid ohne Ende zur Folge haben.
Einige Leute begreifen und interpretieren die goldene Regel als eine rein intellektuelle Bekräftigung menschlicher Brüderlichkeit. Andere erleben eine solche Bekundung menschlicher Beziehungen als emotionale Befriedigung der zarten Gefühle der menschlichen Persönlichkeit. Wieder ein anderer Sterblicher sieht in derselben goldenen Regel einen Maßstab, den er allen gesellschaftlichen Beziehungen anlegt, eine Norm für soziales Verhalten. Noch andere sehen in ihr eine eindeutige Aufforderung eines großen sittlichen Lehrers, der in dieser Aussage der höchsten Vorstellung von sittlicher Verpflichtung hinsichtlich aller brüderlichen Beziehungen Ausdruck gab. Im Leben von solchen sittlichen Wesen wird die goldene Regel zum weisen Mittelpunkt und Umfang ihrer gesamten Philosophie.
Im Königreich der gläubigen Bruderschaft all jener, die Gott kennen und die Wahrheit lieben, nimmt diese goldene Regel lebendige Qualitäten geistiger Verwirklichung auf jenen höheren Interpretationsebenen an, die die sterblichen Söhne Gottes veranlassen, in dieser Aufforderung des Meisters den Anspruch zu sehen, sich ihren Mitmenschen gegenüber so zu verhalten, dass diesen aus dem Kontakt mit ihnen das größtmögliche Wohl erwächst. Dies ist die Essenz wahrer Religion: Liebet euren Nächsten wie euch selbst.
Aber die höchste Verwirklichung und wahrste Interpretation der goldenen Regel besteht darin, dass der Geist sich der Wahrheit der dauernden und lebendigen Realität einer solch göttlichen Erklärung bewusst ist. Die wahre kosmische Bedeutung dieser Regel universaler Beziehungen tritt erst in ihrer geistigen Verwirklichung zutage, nämlich in der Interpretation der Lebensregel, die der Geist des Sohnes dem Geist des Vaters gibt, welcher der Seele des sterblichen Menschen innewohnt. Und wenn solche vom Geist geführten Sterblichen die wahre Bedeutung dieser goldenen Regel realisieren, erfüllt sie zutiefst die Gewissheit, Bürger eines freundlichen Universums zu sein, und ihre Ideale von geistiger Realität werden nur zufrieden gestellt, wenn sie ihre Nächsten so lieben, wie Jesus uns alle geliebt hat; und das ist die Realität der Verwirklichung der Liebe Gottes.
“Du reagierst auf das, was du wahrnimmst, und wie du wahrnimmst, wirst du dich verhalten. Nach der Goldenen Regel sollst du anderen das tun, was du willst, dass sie dir tun. Das bedeutet, dass die Wahrnehmung beider akkurat sein muss. Die Goldene Regel ist die Regel für angemessenes Verhalten. Du kannst dich nicht angemessen verhalten, wenn du nicht richtig wahrnimmst. Da du und dein Nächster gleichwertige Mitglieder einer Familie seid, wirst du beide so behandeln, wie du beide wahrnimmst. Du solltest von der Wahrnehmung deiner eigenen Heiligkeit aus zur Heiligkeit der Anderen schauen.” (EKIW: Kapitel 1, III. 6.)
Liebe und Selbstlosigkeit müssen im Einklang mit der Führung durch den Geist der Wahrheit einen dauernden Prozess lebendiger, sich neu anpassender Interpretation von Beziehungen durchmachen. Dabei muss es der Liebe gelingen, ihre Vorstellungen vom höchsten kosmischen Wohl für die geliebte Person dauernd zu verändern und zu erweitern. Und dann geht die Liebe weiter und nimmt dieselbe Haltung gegenüber allen anderen Individuen ein, die möglicherweise beeinflusst werden könnten durch die wachsende und lebendige Beziehung der Liebe eines vom Geist geführten Sterblichen zu anderen Bürgern des Universums. Und dieser ganze lebendige Anpassungsprozess der Liebe muss im Lichte sowohl des Umfeldes gegenwärtigen Übels als auch des ewigen Ziels der Vollkommenheit göttlicher Bestimmung vorgenommen werden.
Wir müssen also klar erkennen, dass weder die goldene Regel noch die Lehre von der Widerstandslosigkeit je angemessen als Dogmen oder Vorschriften verstanden werden können. Sie können nur begriffen werden, indem man sie lebt und ihre Bedeutungen dank der lebendigen Interpretation durch den Geist der Wahrheit erfasst, der den liebenden Kontakt zwischen zwei Menschen lenkt.
Und all das weist klar auf den Unterschied zwischen der alten Religion und der neuen hin. Die alte Religion lehrte die Selbstaufopferung; die neue Religion lehrt einzig Selbstvergessenheit, höhere Selbstverwirklichung in sozialem Dienen verbunden mit universellem Verstehen. Die alte Religion war motiviert durch Angstbewusstsein; das neue Evangelium vom Königreich wird beherrscht von der Wahrheitsüberzeugung, vom Geist der ewigen und universalen Wahrheit. Und kein Maß an Frömmigkeit oder Kredoergebenheit kann in der Lebenserfahrung derer, die an das Königreich glauben, die Abwesenheit jener spontanen, großherzigen und aufrichtigen Freundlichkeit ersetzen, die die geistgeborenen Söhne des lebendigen Gottes auszeichnet. Weder Tradition noch irgendein zeremonielles System förmlicher Anbetung kann den Mangel an echtem Mitgefühl für unsere Mitmenschen wettmachen.
Nachdem Petrus, Jakobus, Johannes und Matthäus dem Meister zahlreiche Fragen gestellt hatten, fuhr er in seiner Abschiedsrede fort und sprach: „Nun, da ich euch verlasse, weil die Stunde gekommen ist, in der ich mich zum Vater aufmache, überrascht es mich, dass mich keiner von euch gefragt hat Warum verlässt du uns? Trotzdem weiß ich, dass ihr euch insgeheim solche Fragen stellt. Ich will mit euch offen wie ein Freund zu Freunden sprechen. Es ist wirklich nützlich für euch, dass ich fortgehe. Wenn ich nicht gehe, kann der neue Lehrer nicht in eure Herzen kommen. Ich muss zuerst diesen sterblichen Körper ablegen und wieder meinen Platz im Himmel einnehmen, bevor ich diesen geistigen Lehrer senden kann, damit er in eurer Seele lebe und euren Geist in die Wahrheit führe. Und wenn mein Geist in euch Wohnung nimmt, wird er den Unterschied zwischen Sünde und Rechtschaffenheit klar beleuchten und euch befähigen, beide in eurem Herzen weise abzuwägen.”
„Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt im Augenblick nicht noch mehr aufnehmen. Wenn indessen der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch schließlich in alle Wahrheit führen, während ihr die vielen Aufenthaltsorte in meines Vaters Universum durchlauft.”
„Dieser Geist wird nicht aus sich selber heraus sprechen, aber er wird euch das eröffnen, was der Vater dem Sohn offenbart hat, und er wird euch sogar Dinge zeigen, die kommen werden; er wird mich verherrlichen, so wie ich meinen Vater verherrlicht habe. Dieser Geist kommt aus mir, und er wird euch meine Wahrheit offenbaren. Alles, worüber der Vater in diesem Bereich gebietet, gehört jetzt mir; deshalb sagte ich, dass dieser neue Lehrer aus dem Meinigen schöpfen und es euch offenbaren wird.”
„Noch eine kleine Weile, und ich werde euch für kurze Zeit verlassen. Wenn ihr mich danach wieder seht, werde ich mich bereits auf dem Weg zum Vater befinden, so dass ihr mich auch dann nicht lange sehen werdet.“
Und da Jesus wusste, dass sie sich die Apostel nun erst recht weitere Fragen stellten, sagte er: „Fragt ihr einander, was ich meinte, als ich sagte, nach einer kleinen Weile werde ich nicht mehr bei euch sein und dass ich mich, wenn ihr mich wieder sehen werdet, bereits auf dem Weg zum Vater befinde? Ich habe euch klar gesagt, dass der Menschensohn sterben muss, aber dass er wieder auferstehen wird. Könnt ihr denn den Sinn meiner Worte nicht erkennen? Ihr werdet zuerst sehr betrübt sein, aber später werdet ihr euch mit den vielen freuen, die diese Dinge verstehen werden, nachdem sie sich ereignet haben. Eine Frau leidet fürwahr während der Geburtswehen, aber wenn sie einmal von ihrem Kind entbunden ist, vergisst sie ihren Schmerz augenblicklich im freudigen Bewusstsein, dass ein Mensch in die Welt hineingeboren worden ist. Und gerade so werdet ihr bald über meinen Weggang trauern, aber ich werde euch bald wieder sehen, und dann wird sich euer Schmerz in Freude verwandeln, und eine neue Offenbarung des Heils Gottes wird zu euch kommen, die niemand euch je wegnehmen kann. Und alle Welten werden gesegnet sein in dieser selben Offenbarung des Lebens durch die Überwindung des Todes. Bis heute habt ihr all eure Bitten in meines Vaters Namen getan. Nachdem ihr mich wieder gesehen habt, könnt ihr auch in meinem Namen bitten, und ich werde euch hören.”
„Hier auf Erden habe ich euch in Sprichwörtern unterrichtet und zu euch in Gleichnissen geredet. Das tat ich, weil ihr im Geistigen bloß Kinder wart; aber die Zeit kommt, da ich zu euch klar und deutlich über den Vater und sein Königreich reden werde. Und ich werde das tun, weil der Vater euch liebt und euch vollkommener offenbart werden möchte. Die sterblichen Menschen können den Geist-Vater nicht sehen; deshalb bin ich in die Welt gekommen, um euren Geschöpfesaugen den Vater zu zeigen. Aber dereinst, wenn ihr durch geistiges Wachstum vollkommen geworden seid, sollt ihr den Vater selber sehen.“
Nachdem die Apostel die Abschiedsrede besprochen hatten und sich diese in ihre Gemüter zu senken begonnen hatte, rief Jesus sie erneut zur Ordnung und begann, seine letzten Mahnungen und Warnungen an sie zu richten: „Solange ich in Menschengestalt unter euch weile, kann ich nur als ein Einzelner in eurer Mitte oder in der ganzen Welt sein. Aber bin ich erst einmal von dieser vergänglichen Hülle befreit, werde ich als geistiger Bewohner eines jeden von euch und aller anderen, die an dieses Evangelium vom Königreich glauben, zurückkehren können. Auf diese Weise wird der Menschensohn in den Seelen aller wahren Gläubigen eine geistige Inkarnation werden.”
„Wenn ich zurückgekehrt bin, um in euch zu leben und durch euch zu wirken, kann ich euch umso besser durch dieses Leben leiten und euch im kommenden Leben durch die vielen Wohnstätten im Himmel der Himmel führen. Das Leben in des Vaters ewiger Schöpfung ist kein endloses Rasten in Müßiggang und egoistischem Behagen, sondern vielmehr ein unaufhörliches Fortschreiten in Gnade, Wahrheit und Herrlichkeit. Jede der vielen, vielen Stationen in meines Vaters Haus ist ein Halteplatz, ein Leben, das dazu bestimmt ist, euch auf das nächstfolgende vorzubereiten. Und so werden die Kinder des Lichts von Herrlichkeit zu Herrlichkeit vorangehen, bis sie den göttlichen Zustand erreichen, in dem sie geistig vollkommen geworden sind, wie der Vater in allen Dingen vollkommen ist.”
„Wenn ihr mir nachfolgen wollt, nachdem ich euch verlassen habe, dann bemüht euch sehr ernstlich, in Übereinstimmung mit dem Geist meiner Lehren und mit dem Ideal meines Daseins zu leben - den Willen des Vaters zu tun. Tut das, anstatt zu versuchen, mein natürliches Leben in Menschengestalt nachzuahmen, wie es auf dieser Erde zu leben zwangsläufig von mir verlangt worden ist.”
„Der Vater hat mich in diese Welt gesandt, aber nur wenige von euch haben sich entschlossen, mich ganz anzunehmen. Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen, aber nicht alle werden diesen neuen Lehrer als Führer und Tröster der Seele annehmen. Jedoch sollen all die, die ihn wirklich annehmen, erleuchtet, geläutert und getröstet werden. Und dieser Geist der Wahrheit wird in ihnen zu einem Quell lebendigen Wassers werden, der ins ewige Leben emporsprudelt.”
„Und jetzt, im Begriff, von euch zu scheiden, möchte ich euch tröstende Worte sagen. Meinen Frieden lasse ich euch - meinen Frieden gebe ich euch. Ich mache euch diese Geschenke nicht nach Art der Welt - portionenweise; ich gebe jedem von euch alles, was er empfangen will. Euer Herz soll sich weder beunruhigen noch fürchten. Ich habe die Welt überwunden, und in mir sollt ihr alle durch den Glauben triumphieren.”
Der Meister war ans Ende seiner Abschiedsanweisungen und letzten Ermahnungen an die Apostel als Gruppe gelangt. Jetzt schickte er sich an, individuell Abschied zu nehmen und jedem einen persönlichen Rat zusammen mit dem Abschiedssegen mitzugeben. Die Apostel saßen immer noch um den Tisch herum wie am Anfang, als sie sich zum letzten Abendmahl niedergelassen hatten, und während nun der Meister, von einem zum anderen weitergehend, die Runde um den Tisch machte, erhob sich jeder, sobald Jesus sich an ihn wandte.
Und dann wandte sich der Meister an alle und sagte: „Lasst euch nicht beirren, auch wenn ihr die ganze Bedeutung des Evangeliums nicht erfassen könnt. Ihr seid nur endliche, sterbliche Menschen, und das, was ich euch gelehrt habe, ist unendlich, göttlich und ewig. Seid geduldig und guten Mutes, da ihr die ewigen Zeitalter vor euch habt, um weiter Schritt für Schritt die Erfahrung machen zu können, vollkommen zu werden, wie euer Vater im Paradies vollkommen ist.“
Zuletzt ging der Meister zu Simon Petrus, der sich erhob, als Jesus das Wort an ihn richtete: „Petrus, ich weiß, dass du mich liebst und dass du dein Leben der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums vom Königreich an Juden und Nichtjuden widmen wirst, aber ich bin betrübt, dass all die Jahre einer so engen Verbindung mit mir dir nicht besser geholfen haben, jeweils zu überlegen, bevor du sprichst. Durch welche Erfahrung musst du noch gehen, bevor du lernst, deine Zunge zu hüten? Wie viel Sorge hat uns dein gedankenloses Reden, dein anmassendes Selbstvertrauen gemacht! Und du wirst dir selber mit Sicherheit noch viel mehr Schwierigkeiten zuziehen, wenn du dieser Schwäche nicht Herr wirst. Du weißt, dass deine Brüder dich trotz dieses Schwachpunktes lieben, und du solltest auch verstehen, dass diese Unzulänglichkeit meine Liebe zu dir in keiner Weise beeinträchtigt, aber sie mindert deine Brauchbarkeit und wird dir Unannehmlichkeiten ohne Ende bereiten. Aber zweifellos wird dir die Erfahrung, die du noch in dieser Nacht durchmachen musst, von großer Hilfe sein. Und was ich dir jetzt sage, Simon Petrus, sage ich genauso zu all deinen hier versammelten Brüdern: In dieser Nacht werdet ihr alle in großer Gefahr sein, wegen mir zu straucheln. Ihr wisst, dass geschrieben steht: ‚Der Hirte wird geschlagen und die Schafe weit herum zersprengt werden‘. In meiner Abwesenheit besteht für einige von euch große Gefahr, Zweifeln zu erliegen und zu straucheln wegen dessen, was mir widerfahren wird. Aber ich verspreche euch jetzt, dass ich für kurze Zeit zu euch zurückkehren und euch dann nach Galiläa vorausgehen werde.“
Da sagte Petrus, indem er die Hand auf Jesu Schulter legte: „Selbst wenn alle meine Brüder deinetwegen Zweifeln erliegen sollten, verspreche ich, dass, was immer du auch tun magst, ich nicht straucheln werde. Ich werde mit dir gehen und, wenn nötig, für dich sterben.“
Als Petrus so vor seinem Meister stand, zitternd vor starker Erregung und überquellend von echter Liebe zu ihm, blickte Jesus ihm in die tränenfeuchten Augen und sagte: „Petrus, wahrlich, wahrlich, ich sage dir, in dieser Nacht wird der Hahn nicht krähen, bevor du mich drei- oder viermal verleugnet hast. Und so wirst du, was du in friedlicher Zusammenarbeit mit mir nicht gelernt hast, durch viele Sorgen und Leiden lernen. Aber nachdem du diese nützliche Lektion wirklich gelernt haben wirst, solltest du deine Brüder stärken und weiterhin ein Dasein leben, das der Predigt des Evangeliums geweiht ist, auch wenn du in Gefangenschaft geraten und mir vielleicht darin nachfolgen solltest, bei der Errichtung des Königreichs des Vaters den höchsten Preis liebenden Dienstes zu bezahlen.”
Und dann wandte sich der Meister noch einmal an alle und sagte: „Aber denkt an mein Versprechen: Nachdem ich auferstanden bin, werde ich eine Zeitlang bei euch verweilen, bevor ich zum Vater gehe. Noch diese Nacht werde ich den Vater anflehen, einen jeden von euch im Hinblick auf das zu stärken, was ihr so bald durchmachen werdet. Ich liebe euch alle mit der Liebe, mit welcher der Vater mich liebt, und deshalb solltet ihr einander fortan so lieben, wie ich euch geliebt habe.“
Sie sangen noch eine Hymne und machten sich dann auf zum Lager auf dem Ölberg.
Wenige Augenblicke nach ihrer Ankunft im Lager sagte Jesus zu ihnen: „Meine Freunde und Brüder, ich bin jetzt nur noch ganz kurze Zeit bei euch, und ich wünsche, dass wir uns zurückziehen, um von unserem Vater im Himmel Kraft zu erbitten, damit er uns in dieser Stunde und danach bei dem ganzen Werk beistehe, das wir in seinem Namen tun müssen.“
Nach diesen Worten führte Jesus sie eine kurze Wegstrecke den Ölberg hinauf, und hier, mit dem Blick auf ganz Jerusalem, hieß er sie auf einem großen flachen Felsen im Kreis um ihn herum niederknien, wie sie es am Tag ihrer Weihe getan hatten; und als er so, überflutet vom weichen Mondlicht, in ihrer Mitte stand, hob er seine Augen zum Himmel und betete. Im Folgenden ein paar Aussagen aus diesem relativ langem Gebet:
„Vater, meine Stunde ist gekommen; verherrliche jetzt deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche. Ich weiß, dass du mir volle Autorität über alle lebendigen Geschöpfe meines Reichs gegeben hast, und ich will allen, die durch den Glauben Söhne Gottes werden wollen, das ewige Leben schenken. Und das ewige Leben ist, dass dich meine Geschöpfe als den einzigen wahren Gott und Vater aller kennen und an den glauben, den du in die Welt gesandt hast. Vater, ich habe dich auf Erden aufs höchste verehrt und das Werk erfüllt, das du mir aufgetragen hast. Ich habe meine Hingabe an die Kinder unserer eigenen Schöpfung beinahe vollendet; es bleibt mir nur noch, mein sterbliches Leben abzulegen. Und jetzt, oh mein Vater, verherrliche mich in der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, noch ehe diese Welt war, und empfange mich wiederum zu deiner Rechten.”
„Und so wie du mich in diese Welt gesandt hast, will ich diese Männer jetzt in die Welt hinausschicken. Um ihretwillen habe ich unter den Menschen gelebt und mein Leben deinem Dienst geweiht, damit ich sie dazu inspiriere, sich durch die Wahrheit läutern zu lassen, die ich sie gelehrt habe, und durch die Liebe, die ich ihnen offenbart habe. Ich weiß sehr wohl, mein Vater, dass ich dich nicht zu bitten brauche, nach meinem Weggang über diese Brüder zu wachen; ich weiß, dass du sie ebenso sehr liebst wie ich, aber ich tue es, damit es ihnen besser zum Bewusstsein komme, dass der Vater die sterblichen Menschen ebenso liebt wie der Sohn.”
„Diese Welt weiß sehr wenig über dich, gerechter Vater, aber ich kenne dich, und durch mich kennen dich jetzt diese Gläubigen, und durch sie werden andere Generationen deinen Namen kennen. Und jetzt verspreche ich ihnen, dass du bei ihnen sein wirst in der Welt, wie du bei mir gewesen bist - so sei es.“
Einige Minuten lang verharrten die Elf im Kreis um Jesus kniend, bevor sie aufstanden und schweigend in das nahe Lager zurückgingen.
Dies ist ein wichtiger Punkt, der viele Missverständnisse späterer Generationen aufklärt. Die laut gesprochenen Gebete Jesu vermittelten seinen Zuhörern immer Lehrinhalte. Sie dienten dazu, seinen Zuhörern die Inhalte bewusster zu machen und waren nicht so sehr Ausdruck seiner eigenen Kommunikation mit dem Vater.
Die Apostel erlitten einen großen Schock, als sie in ihr Lager zurückkehrten und Judas nicht vorfanden. Während die Elf in einer hitzigen Diskussion über ihren verräterischen Apostelgefährten waren, nahmen David Zebedäus und Johannes Markus Jesus zur Seite und eröffneten ihm, dass sie Judas seit mehreren Tagen beobachtet hätten und wüssten, dass er beabsichtige, ihn den Händen seiner Feinde auszuliefern. Jesus hörte sie an, sagte aber nur: „Meine Freunde, nichts kann dem Menschensohn zustoßen, außer der Vater im Himmel will es so. Seid nicht beunruhigt in euren Herzen; alle Dinge werden zusammenwirken zur Verherrlichung Gottes und zur Rettung der Menschen.“
Das ist wohl die Aussage, die seit Jahrtausenden zu den meisten Missverständnissen geführt hat. Jesus sagt hier nicht, dass Gott die Kreuzigung seines Sohnes gebilligt hat, sondern er weist - in für die Menschen seiner Zeit verständlichen Worten - darauf hin, dass nichts Wirkliches bedroht werden kann, dass der Sohn Gottes nicht gekreuzigt werden kann und dass alles, was dem Menschensohn widerfährt, eine Illusion ist. Die Kreuzigung des Menschensohnes ist eine Illusion und nichts Unwirkliches existiert. Und aus Sicht des Heiligen Geistes und damit aus der göttlichen Perspektive gilt: In der Illusion dienen alle Dinge dem Besten. Es gibt keine Ausnahmen, außer im Urteil des Ego.
Nachdem im Lager alles still und ruhig geworden war, nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und stieg ein kurzes Wegstück weit in eine nahe Schlucht hinauf, wohin er oft zu Gebet und Zwiesprache gegangen war. Es konnte den drei Aposteln nicht verborgen bleiben, dass er sehr bedrückt war; nie zuvor hatten sie ihren Meister so schwer beladen und kummervoll gesehen. Als sie am Ort, wo er zu beten pflegte, angelangt waren, gebot er den Dreien, sich zu setzen und mit ihm zu wachen, während er sich nur ein kurzes Stück entfernte, um zu beten.
Jedes Mal, wenn er im Garten betete, band sich seine menschliche Natur durch den Glauben fester an seine Göttlichkeit und wurde sein menschlicher Wille vollkommener eins mit dem göttlichen Willen seines Vaters. Unter anderen Worten, die der mächtige Engel zu ihm sprach, war die Botschaft, der Vater wünsche, dass sein Sohn seine irdische Selbsthingabe beende, indem er die Todeserfahrung der Geschöpfe genauso durchlebe, wie alle sterblichen Geschöpfe die materielle Auflösung erfahren müssen, wenn sie von der Existenz in der Zeit hinübergehen zum Fortschreiten in der Ewigkeit.
Jesu menschliche Natur war nicht unempfindlich gegenüber dieser Situation persönlicher Verlassenheit, öffentlicher Schande und scheinbaren Misserfolgs seiner Sache. All diese Gefühle lasteten mit unbeschreiblicher Schwere auf ihm. In dieser großen Pein kehrten seine Gedanken zurück zu den Tagen seiner Kindheit in Nazareth und zu seinem frühen Wirken in Galiläa. Im Augenblick dieser großen Prüfung stiegen in seinen Gedanken viele jener angenehmen Szenen aus seinem irdischen Wirken auf. Und es waren diese alten Erinnerungen an Nazareth, an Kapernaum, an den Berg Hermon und an den Sonnenauf- und -untergang auf dem glitzernden Galiläischen Meer, die ihn beruhigten und sein menschliches Herz stärkten und zu der Begegnung mit dem Überläufer bereit machten, der ihn so bald verraten würde.
Bevor Judas und die Soldaten ankamen, hatte der Meister seine gewohnte Gelassenheit wiedergewonnen; der Geist hatte über das Fleisch gesiegt; der Glaube hatte sich gegen alle menschlichen Tendenzen zu Furcht und Zweifel durchgesetzt. Die entscheidende Prüfung zur vollen Verwirklichung der menschlichen Natur war abgelegt und befriedigend bestanden worden. Wiederum war der Menschensohn bereit, seinen Feinden in der völligen Gewissheit seiner Unbesiegbarkeit und mit Gleichmut gegenüberzutreten als ein sterblicher Mensch, der sich rückhaltlos der Ausführung des väterlichen Willens verschrieben hat.
Es besteht große Gefahr, dass die Bedeutung zahlreicher Aussprüche und vieler Begebenheiten missverstanden wird, die das Ende des irdischen Lebensweges des Meisters begleiteten. Im Sinne des göttlichen Auftrages war es, dass der Sohn der Selbsthingabe seine irdische Laufbahn auf natürliche Weise beschließe, genau so wie alle Sterblichen ihr körperliches Leben auf Erden beenden müssen. Doch diese erstaunliche Entfesselung von Hass und nie dagewesener Bekundung von Grausamkeit war das Werk gottloser Sterblicher und nicht der Wille GOTTES. Die Auferstehung ist der WILLE GOTTES. Der Wille GOTTES bedeutet vollkommenes Glück des erlösten Geistes unabhängig vom Geschehen auf der illusionären Ebene der Form.
Da Judas von den vielen Anhängern Jesu in dessen Lager wusste, fürchtete er um das eigene Leben und erlaubte sich deshalb, eine Abteilung von vierzig bewaffneten Soldaten zu verlangen. Da die jüdische Obrigkeit über keine derartige Streitmacht von bewaffneten Männern verfügte, sahen sie sich schließlich gezwungen, an Pilatus selber zu gelangen, um die Erlaubnis zum Einsatz der römischen bewaffneten Gardesoldaten zu erhalten. Es war spät, als sie beim Hause des Pilatus anlangten, und er hatte sich mit seiner Frau bereits in seine Privatgemächer zurückgezogen. Es widerstrebte ihm, mit dieser Angelegenheit irgendetwas zu tun zu haben, zumal seine Frau ihn gebeten hatte, dem Ersuchen nicht stattzugeben. Aber angesichts der Tatsache, dass der Vorsitzende des jüdischen Sanhedrins anwesend war und sich persönlich für diese Hilfeleistung einsetzte, hielt der Statthalter es für klug, dem Verlangen zu entsprechen; denn er dachte, er würde von ihnen etwa begangenes Unrecht später wieder gutmachen können.
Während Judas im Garten mit großen Schritten auf den Meister zuging, um ihn anzureden, machte Jesus eine letzte Anstrengung, um Judas davor zu bewahren, ihn wirklich zu verraten, indem er zur Seite trat, noch bevor der Verräter ihn erreichen konnte, und sich an den ersten Soldaten auf der Linken, den Hauptmann der Römer, mit den Worten wandte: „Wen sucht ihr?“ Der Hauptmann antwortete: „Jesus von Nazareth“. Da trat Jesus direkt vor den Offizier, und er stand da mit der ruhigen Majestät des Gottes einer ganzen Schöpfung und sagte: „Ich bin es.“ Viele im bewaffneten Trupp hatten Jesus im Tempel lehren gehört, andere hatten von seinen mächtigen Werken vernommen, und als sie hörten, wie unerschrocken er sich zu erkennen gab, wichen die Männer in der vordersten Reihe unwillkürlich zurück. Überraschung befiel sie bei dieser ruhigen und majestätischen Erklärung seiner Identität. Judas hatte deshalb keine Veranlassung mehr, seinen verräterischen Plan weiter zu verfolgen. Der Meister hatte sich seinen Feinden unerschrocken zu erkennen gegeben, und sie hätten ihn ohne Judas‘ Mithilfe fassen können. Aber Judas musste etwas tun, um seine Anwesenheit bei dem bewaffneten Trupp zu rechtfertigen, und überdies wollte er demonstrativ seinen Teil am verräterischen Handel mit den Judenführern bekunden, um dann ein Anrecht auf die große Belohnung und die Ehren zu haben, mit denen man ihn, wie er dachte, überhäufen würde als Entgelt für sein Versprechen, Jesus in ihre Hände zu liefern.
Während die Soldaten ihre Fassung wiedergewannen, die sie bei Jesu Anblick und beim Klang seiner ungewöhnlichen Stimme verloren hatten, und während die Apostel und Jünger nähertraten, schritt Judas auf Jesus zu und sagte, indem er ihm einen Kuss auf die Stirne drückte: „Heil dir, Meister und Lehrer.“
Apostel und Jünger waren bei diesem Anblick buchstäblich betäubt. Einen Augenblick lang regte sich niemand. Dann befreite sich Jesus aus der Umarmung durch Judas, schritt auf die Wachen und Soldaten zu und fragte wiederum: „Wen sucht ihr?“ Und wieder sagte der Hauptmann: „Jesus von Nazareth“. Und wieder antwortete Jesus: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, dann lasst die anderen ihrer Wege gehen. Ich bin bereit, mit euch zu gehen.“
An dieser Stelle zeigt sich, dass das Urantia Buch nur eine Sammlung planetarischer Informationen ist und daher auch planetarische Fehlinformationen enthält. Dass Jesus Judas einen Verräter nannte, ist einfach nicht wahr, wie Jesus in Ein Kurs in Wundern sehr deutlich macht:
“Das sind einige der Beispiele eines auf den Kopf gestellten Denkens im NEUEN TESTAMENT, obschon das Evangelium in Wirklichkeit nur eine Botschaft der Liebe ist. Hätten die Apostel sich nicht schuldig gefühlt, hätten sie mich nie so zitieren können: »Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Das ist eindeutig das Gegenteil all dessen, was ich lehrte. Ebenso wenig hätten sie meine Reaktionen Judas gegenüber so beschreiben können, wie sie es taten, wenn sie mich wirklich verstanden hätten. Ich hätte nur sagen können: »Verrätst du den MENSCHENSOHN mit einem Kuss?«, wenn ich an Verrat geglaubt hätte. Die ganze Botschaft der Kreuzigung war ja, dass ich das nicht tat. Die »Strafe«, die ich auf Judas herabbeschworen haben soll, war ein ähnlicher Fehler. Judas war mein Bruder und ein SOHN GOTTES und ebenso ein Teil der SOHNSCHAFT wie ich. Ist wohl anzunehmen, dass ich ihn verurteilen würde, wenn ich bereit war, aufzuzeigen, dass Verurteilung unmöglich ist?” (EKIW: Kapitel 6, I. 15.)
Jesus war bereit, mit den Wachen nach Jerusalem zurückzukehren, und der Hauptmann der Soldaten war durchaus gewillt, die drei Apostel und ihre Gefährten in Frieden ihres Weges ziehen zu lassen. Aber noch bevor sie sich in Bewegung setzen konnten und während Jesus dastand und auf die Befehle des Hauptmanns wartete, trat ein gewisser Malchus, syrischer Leibwächter des Hohenpriesters, auf Jesus zu und machte sich daran, ihm die Hände auf den Rücken zu binden, obwohl der römische Hauptmann nicht befohlen hatte, Jesus in dieser Weise zu binden. Als Petrus und seine Gefährten sahen, welcher Schmach ihr Meister unterworfen wurde, vermochten sie sich nicht länger zurückzuhalten. Petrus zog sein Schwert und stürzte sich mit den anderen auf Malchus, um ihn zu schlagen. Aber bevor die Soldaten zur Verteidigung des Dieners des Hohenpriesters herbeieilen konnten, erhob Jesus Einhalt gebietend seine Hand gegen Petrus und sagte in strengem Ton: „Petrus, stecke dein Schwert ein. Wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen. Verstehst du nicht, dass es des Vaters Wille ist, dass ich diesen Kelch trinke? Und weißt du darüber hinaus nicht, dass ich sogar jetzt noch mehr als zwölf Engelslegionen samt ihren Mitstreitern aufbieten könnte, die mich aus den Händen dieser wenigen Männer befreien würden?“
Nachdem Jesus gefesselt worden war, gab der Hauptmann aus Furcht, die Anhänger des Meisters könnten versuchen, ihn zu befreien, den Befehl, sie festzunehmen; aber die Soldaten waren nicht schnell genug, weil Jesu Anhänger des Hauptmanns Befehl zu ihrer Verhaftung gehört hatten und eiligst in die Schlucht zurück flohen.
Nachdem sich die Apostelgruppe wieder gesammelt hatte, bestieg Simon Zelotes eine Steinmauer und mit einem leidenschaftlichen Appell, dem Meister und der Sache des Königreichs treu zu bleiben, forderte er seine Mitapostel und die anderen Jünger auf, Jesus zu befreien. Die Mehrzahl der Anwesenden wäre bereit gewesen, seiner aggressiven Führung zu folgen, wäre da nicht Nathanael mit seinem Rat gewesen. Kaum hatte Simon zu sprechen aufgehört, als er sich erhob und ihre Aufmerksamkeit auf Jesu oft wiederholte Lehren von der Widerstandslosigkeit lenkte. Er rief ihnen ferner in Erinnerung, dass Jesus sie eben noch in dieser Nacht dazu angehalten hatte, ihr Leben für jene Zeit zu bewahren, da sie in die Welt hinausziehen sollten, um die gute Nachricht des Evangeliums vom himmlischen Königreich zu verkünden. Und Nathanael wurde in seinem Standpunkt bestärkt durch Jakobus Zebedäus, der nun berichtete, wie Petrus und andere ihre Schwerter gezogen hatten, um den Meister gegen die Verhaftung zu verteidigen, und wie Jesus Petrus und seinen Mitstreitern geboten hatte, ihre Klingen einzustecken. Auch Matthäus und Philipp hielten Ansprachen, aber bei der Diskussion kam nichts Entscheidendes heraus, bis Thomas sie auf die Tatsache aufmerksam machte, dass Jesus Lazarus geraten hatte, sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen, und darlegte, dass sie nichts tun konnten, um ihren Meister zu retten, da er seinen Freunden nicht erlaubte, ihn zu verteidigen und da er sich weiterhin weigerte, seine göttlichen Machtmittel einzusetzen, um seine menschlichen Feinde an ihrem Tun zu hindern. Thomas überzeugte sie, auseinander zu gehen, jeder für sich, während vereinbart wurde, dass David Zebedäus im Lager bleiben und hier für die Gruppe ein Koordinationszentrum und ein Botenhauptquartier aufrechterhalten solle. An diesem Morgen um halb drei Uhr war das Lager verlassen; nur David blieb mit drei oder vier Boten dort, denn die anderen waren ausgesandt worden, um Informationen darüber zu sammeln, wohin man Jesus gebracht hatte und was man mit ihm zu tun vorhatte.
Wie Jesus ihm aufgetragen hatte, blieb Johannes Zebedäus bis zum Ende der Kreuzigung stets in seiner Nähe, und er war es, der Davids Boten von Stunde zu Stunde mit Nachrichten versorgte, die sie David zum Lager im Garten brachten und die dann an die Apostel in ihren Verstecken und an die Familie Jesu weitergeleitet wurden.
Johannes Zebedäus erinnerte sich an die Anweisung seines Meisters, immer in seiner Reichweite zu bleiben, und er schloss eiligst zu Jesus auf, der zwischen den beiden Hauptleuten ging. Als der Befehlshaber der Tempelwächter Johannes auf einmal neben sich erblickte, sagte er zu seinem Gehilfen: „Ergreife diesen Mann und fessle ihn. Er ist einer der Mitläufer dieses Kerls hier.“ Aber als der römische Hauptmann dies hörte, sich umschaute und Johannes erblickte, gab er Befehl, der Apostel solle zu ihm herüberkommen und niemand solle ihn behelligen. Dann sagte der römische Hauptmann zu dem jüdischen Hauptmann: „Dieser Mann ist weder ein Verräter noch ein Feigling. Ich habe ihn im Garten gesehen, und er hat nicht das Schwert gezogen, um uns Widerstand zu leisten. Er hat den Mut, sich vorzuwagen, um bei seinem Meister zu sein, und niemand soll Hand an ihn legen. Das römische Gesetz erlaubt, dass jeder Gefangene mindestens einen Freund bei sich habe, wenn er vor dem Richter steht, und dieser Mann soll nicht daran gehindert werden, an der Seite seines Meisters, des Gefangenen, zu bleiben.“
Und das erklärt, weshalb es Johannes Zebedäus erlaubt war, in all den harten Prüfungen dieser Nacht und des nächsten Tages stets in Jesu Nähe zu bleiben. Die Juden wagten nicht, irgendetwas zu Johannes zu sagen oder ihn in irgendeiner Weise zu belästigen, weil er so etwas wie den Status eines römischen Beraters besaß, der zum Beobachter bei den Verhandlungen vor dem jüdischen geistlichen Gerichtshof bestimmt worden war. Die privilegierte Stellung von Johannes wurde noch mehr gefestigt, als der Römer am Eingang zum Palast des Hannas Jesus dem Hauptmann der Tempelwächter übergab, und dabei zu seinem Adjutanten sagte: „Begleite diesen Gefangenen und sorge dafür, dass die Juden ihn nicht ohne die Zustimmung von Pilatus töten. Wache darüber, dass sie ihn nicht ermorden, und sorge dafür, dass es seinem Freund, dem Galiläer, erlaubt wird, dabei zu sein und alles zu beobachten, was vor sich geht.“ Und so war Johannes in der Lage, die ganze Zeit bis zu Jesu Tod am Kreuz in seiner Nähe zu bleiben, während die anderen zehn Apostel gezwungen waren, sich versteckt zu halten. Johannes handelte unter römischem Schutz, und die Juden wagten es bis nach des Meisters Tod nicht, ihn zu belästigen.
Beauftragte des Hannas hatten den Hauptmann der römischen Soldaten insgeheim angewiesen, Jesus nach seiner Verhaftung unverzüglich in seinen Palast zu bringen. Der frühere Hohepriester wünschte sein Prestige als oberste geistliche Autorität der Juden aufrechtzuerhalten. Mit seinem Reichtum aus den Tempeleinkünften, mit seinem Schwiegersohn als amtierendem Hohenpriester und mit seinen Beziehungen zu den römischen Behörden war Hannas in der Tat die mächtigste Person im ganzen Judentum. Er wünschte, die Angelegenheit der Beseitigung Jesu selber zu leiten; er hatte Bedenken, ein derart wichtiges Unternehmen ganz seinem barschen und aggressiven Schwiegersohn zu überlassen.
Hannas wusste, dass ein Richtergremium aus Sanhedristen im Palast seines Schwiegersohnes Kajaphas wartete. An die dreißig Mitglieder des Sanhedrins hatten sich um Mitternacht im Hause des Hohenpriesters versammelt, um bereit zu sein, über Jesus zu Gericht zu sitzen, sobald er vor sie gebracht würde. Doch es widerstrebte Hannas, sich an der Ermordung eines guten Menschen zu beteiligen, und er war zu dem Schluss gekommen, Jesus könnte vielleicht eher wählen, das Land zu verlassen, als den Tod zu erleiden. Aber als Hannas sich dem kräftigen und entschlossenen Galiläer gegenüber sah, wusste er sofort, dass es unnütz wäre, solche Vorschläge zu machen. Jesus war von noch größerer Majestät und Gelassenheit, als er ihn in Erinnerung hatte.
Hannas Versuche, Jesus umzustimmen, scheiterten und als nach drei Stunden der Tagesanbruch näher kam, befand Hannas es für das Beste, Jesus gebunden und unter Aufsicht der Tempelwächter zu Kajaphas zu schicken. Er selbst folgte ihnen bald nach.
Als der Trupp von Wächtern und Soldaten sich dem Eingang zum Palast des Hannas näherte, ging Johannes Zebedäus an der Seite des Hauptmanns der römischen Soldaten. Die Pförtnerin am Tor kannte Johannes, und als er sich mit der Bitte an sie wandte, Petrus einzulassen, tat sie es gerne. Nachdem Petrus den Hof betreten hatte, steuerte er auf ein Holzkohlenfeuer zu und suchte sich zu wärmen, denn die Nacht war kühl. Er fühlte sich hier unter Jesu Feinden sehr fehl am Platze, und das war er in der Tat. Der Meister hatte ihm nicht wie Johannes aufgetragen, in seiner Nähe zu bleiben. Petrus gehörte zu den anderen Aposteln, die ausdrücklich gewarnt worden waren, ihr Leben während der Dauer des Prozesses und der Kreuzigung ihres Meisters nicht aufs Spiel zu setzen.
Kurz nachdem die Türsteherin ihm geöffnet hatte, kam sie zu ihm herüber, während er sich am Feuer wärmte, und sagte schelmisch: „Bist du nicht auch einer der Jünger dieses Mannes?“ Nun hätte Petrus über dieses Erkanntwerden nicht erstaunt sein dürfen, war es doch Johannes gewesen, der das Mädchen gebeten hatte, ihn durch das Palasttor einzulassen; aber er befand sich in einem derartigen Zustand nervöser Anspannung, dass die Identifizierung als Jünger ihn aus dem Gleichgewicht brachte und er, nur von einem einzigen Gedanken beherrscht - dem Gedanken, mit dem Leben davonzukommen - auf die Frage der Magd sogleich zur Antwort gab: „Bin ich nicht.“
Bald darauf trat eine andere Magd vor Petrus und fragte: „Habe ich dich nicht im Garten gesehen, als sie diesen Kerl verhafteten? Bist du nicht auch einer von seinen Anhängern?“ Petrus war jetzt vollends bestürzt; er sah keinen Weg, wie er diesen Anklägerinnen heil entrinnen könnte; also stellte er jede Verbindung mit Jesus vehement in Abrede, indem er sagte: „Ich kenne diesen Mann nicht, noch bin ich einer seiner Anhänger.“
Kurz darauf zog die Pförtnerin Petrus zur Seite und sagte: „Ich bin sicher, dass du ein Jünger von diesem Jesus bist, nicht nur, weil einer seiner Anhänger mich gebeten hat, dich in den Hof einzulassen, sondern weil dich meine Schwester hier mit diesem Mann im Tempel gesehen hat. Warum stellst du es in Abrede?“ Als Petrus hörte, wessen ihn die Magd bezichtigte, bestritt er unter viel Fluchen und Schwören, Jesus zu kennen und sagte wiederum: „Ich bin kein Anhänger dieses Mannes; ich kenne ihn nicht einmal; ich habe nie zuvor von ihm gehört.“
Petrus entfernte sich für eine Weile von der Feuerstelle und ging im Hof umher. Er wäre gerne geflohen, aber er hatte Angst, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Da ihm kalt wurde, kehrte er zur Feuerstelle zurück. Da sagte einer der herumstehenden Männer zu ihm: „Bestimmt bist du einer von den Jüngern dieses Mannes. Dieser Jesus ist ein Galiläer, und deine Sprache verrät dich, denn auch du sprichst wie ein Galiläer.“ Und erneut leugnete Petrus jede Verbindung mit seinem Meister.
In seiner großen Verstörung suchte Petrus den Kontakt mit seinen Anklägern dadurch zu vermeiden, dass er sich vom Feuer weg begab und allein beim Portal blieb. Nach mehr als einer Stunde dieses Alleinseins trafen die Türhüterin und ihre Schwester zufällig auf ihn, und wiederum bezichtigten ihn beide unter Sticheleien, ein Anhänger Jesu zu sein. Und wiederum stritt er ab, wessen man ihn beschuldigte. Gerade als er erneut jede Verbindung mit Jesus geleugnet hatte, krähte der Hahn, und Petrus erinnerte sich der warnenden Worte, die sein Meister zuvor in derselben Nacht zu ihm gesprochen hatte. Als er so dastand, mit schwerem Herzen und von Schuldgefühlen niedergedrückt, gingen die Türen des Palastes auf und die Wächter führten Jesus auf dem Weg zu Kajaphas vorüber. Als der Meister an Petrus vorbeikam, sah er im Schein der Fackeln den Ausdruck von Verzweiflung auf dem Gesicht seines früher so selbstsicheren und oberflächlich mutigen Apostels, und er wandte sich um und sah Petrus an. Petrus vergaß diesen Blick zeit seines Lebens nicht. In diesem Blick mischten sich Mitleid und Liebe in einer Weise, wie kein sterblicher Mensch sie je auf dem Gesicht des Meisters gesehen hatte.
Nachdem Jesus und die Wächter aus dem Palasttor geschritten waren, folgte Petrus ihnen nach, aber nur eine kurze Strecke. Er konnte nicht mehr weitergehen. Er setzte sich an den Straßenrand und weinte bitterlich. Und als er diese Tränen der Qual vergossen hatte, lenkte er seine Schritte zum Lager zurück, wo er seinen Bruder Andreas zu finden hoffte. Aber dort angekommen, fand er nur David Zebedäus. Dieser beauftragte einen Boten damit, ihn zu seinem Bruder zu führen, der sich in Jerusalem versteckt hielt.
Nachdem er den ersten Schritt auf dem Pfad des Kompromisses und des geringsten Widerstandes getan hatte, sah Petrus keine andere Lösung mehr, als an dem einmal eingeschlagenen Kurs festzuhalten. Es bedarf eines großen und vornehmen Charakters, um nach einem Start in die falsche Richtung umzukehren und den richtigen Weg einzuschlagen. Allzu oft neigen wir dazu, unser Weitergehen auf dem irrtümlichen Pfad zu rechtfertigen, wenn wir ihn einmal betreten haben.
Petrus glaubte nie ganz daran, dass ihm vergeben werden könnte, bis er seinem Meister nach der Auferstehung begegnete und sah, dass er von ihm genau so wie vor den Erfahrungen dieser tragischen Nacht der Verleugnungen angenommen wurde.
Es war etwa halb vier Uhr, als der Priesterführer Kajaphas an diesem Freitagmorgen das Untersuchungsgericht der Sanhedristen zur Ordnung rief und befahl, ihnen Jesus zu seinem förmlichen Prozess vorzuführen.
Das jüdische Gesetz verlangte, dass mindestens zwei Zeugen in irgendeinem Punkt übereinstimmen mussten, bevor gegen den Gefangenen Anklage erhoben werden konnte. Judas konnte nicht als Zeuge gegen Jesus benutzt werden, weil das jüdische Gesetz die Aussage eines Verräters ausdrücklich verbot. Mehr als zwanzig falsche Zeugen waren da, um gegen Jesus auszusagen, aber ihre Aussagen waren derart widersprüchlich und so offensichtlich frei erfunden, dass selbst die Sanhedristen sich dieses Schauspiels sehr schämten. Jesus stand da und schaute gütig auf die Meineidigen, und allein sein Gesichtsausdruck brachte die lügnerischen Zeugen aus der Fassung. Während all dieser falschen Aussagen sprach der Meister kein einziges Wort; er erwiderte nichts auf ihre vielen falschen Anschuldigungen.
Kajaphas konnte den Anblick des Meisters, der in vollendeter Selbstbeherrschung und in ungebrochenem Schweigen dastand, nicht ertragen. Er dachte, wenigstens ein Mittel zu kennen, um den Gefangenen zum Sprechen zu bringen. Und so stürzte er auf Jesus zu, schüttelte vor des Meisters Angesicht einen anklagenden Drohfinger und sagte: „Im Namen des lebendigen Gottes beschwöre ich dich, uns zu sagen, ob du der Befreier, der Sohn Gottes, bist.“ Jesus antwortete Kajaphas: „Ich bin‘s. In Kürze gehe ich zum Vater, und alsbald wird der Menschensohn mit Macht ausgestattet sein und wieder über die himmlischen Heerscharen gebieten.“
Als der Hohepriester Jesus diese Worte sprechen hörte, geriet er außer sich vor Zorn und schrie, indem er sein Übergewand zerriss: „Was brauchen wir jetzt noch weitere Zeugen? Seht, jetzt habt ihr alle die Gotteslästerung dieses Mannes gehört. Was soll eurer Meinung nach mit diesem Gesetzesbrecher und Gotteslästerer geschehen?“ Und sie alle antworteten wie aus einem Munde: „Er hat den Tod verdient; lasst ihn kreuzigen.“
Jesus hatte sich für keine Frage interessiert, die Hannas oder die Sanhedristen ihm stellten außer jener, die sich auf seine Mission der Selbsthingabe bezog. Auf die Frage, ob er der Sohn Gottes sei, antwortete er sogleich und unzweideutig mit Ja.
Das jüdische Gesetz verlangte, dass das Gericht bei Verhängung der Todesstrafe zweimal zusammenzutreten hatte. Die zweite Sitzung musste am Tag nach der ersten abgehalten werden, und die Zwischenzeit hatten die Mitglieder des Gerichtshofs mit Fasten und Trauern zu verbringen. Aber diese Männer mochten nicht bis zum nächsten Tag warten, um ihren Entschluss zu bestätigen, Jesus müsse sterben. Sie warteten nur eine Stunde. In der Zwischenzeit ließen sie Jesus im Audienzsaal im Gewahrsam der Tempelwächter, die sich zusammen mit den Dienern des Hohenpriesters damit vergnügten, Demütigung über Demütigung auf den Menschensohn zu häufen.
Während dieser Stunde der Belästigungen und Verspottung durch die unwissenden und gefühllosen Wächter und Diener wartete Johannes Zebedäus in einsamem Entsetzen in einem Nebenraum. Als die Misshandlungen begannen, gab Jesus Johannes mit einem Kopfnicken zu verstehen, er solle sich zurückziehen. Der Meister wusste sehr wohl, dass, erlaubte er seinem Apostel, im Raum zu bleiben und Zeuge der Abscheulichkeiten zu werden, dieser innerlich so aufgewühlt würde, dass es zu einem Ausbruch empörten Protestes käme, der wahrscheinlich seinen Tod zur Folge hätte.
Was ist das für ein tierischer Wesenszug des Menschen, der ihn veranlasst, das beleidigen und physisch angreifen zu wollen, was er geistig nicht erreichen und intellektuell nicht vollbringen kann? Im halbzivilisierten Menschen lauert immer noch eine böse Brutalität, die sich an denen abzureagieren sucht, die ihm an Weisheit und Geistigkeit überlegen sind. Als diese Beleidigungen, Spöttereien und Schläge auf Jesus niedergingen, wehrte er sich nicht, aber er war nicht wehrlos. Jesus war nicht besiegt, er kämpfte nur nicht im materiellen Sinne.
Das sind die Augenblicke der größten Siege des Meisters in seinem langen und ereignisreichen Werdegang als Schöpfer, Erhalter und Erlöser eines sich ins Unermessliche dehnenden Universums. Jesus hat bis ins Kleinste ein Leben gelebt, das den Menschen Gott offenbart, und unternimmt es jetzt, Gott eine neue und beispiellose Offenbarung des Menschen zu geben. Jesus offenbart den Welten jetzt den endgültigen Triumph über alle Ängste, die aus der Isolation der Geschöpfespersönlichkeit erwachsen. Der Menschensohn hat seine Identität mit dem Gottessohn endgültig verwirklicht. Jesus zögert nicht zu erklären, er und der Vater seien eins. Und aufgrund der Tatsache und Wahrheit dieser höchsten und göttlichen Erfahrung ruft er jeden auf, der an das Königreich glaubt, mit ihm eins zu werden, wie er und sein Vater eins sind. Die lebendige Erfahrung in der Spiritualität Jesu wird damit zur sicheren und verbürgten Methode, durch welche die geistig abgetrennten und kosmisch einsamen Sterblichen der Erde in die Lage versetzt werden, der Isolation der Persönlichkeit samt allen damit verbundenen Ängsten und verwandten Gefühlen der Hilflosigkeit zu entrinnen. In den brüderlichen Realitäten des Königreichs des Himmels finden die Glaubenssöhne Gottes sowohl persönlich wie planetarisch endgültige Erlösung von der Isolation des Selbst. Der Gläubige, der Gott kennt, macht in wachsendem Maße die Erfahrung der Ekstase und Größe der geistigen Sozialisierung im universellen Maßstab - der himmlischen Staatsbürgerschaft verbunden mit der ewigen Verwirklichung der göttlichen Bestimmung, Vollkommenheit zu erreichen.
Um halb sechs Uhr versammelte sich das Gericht von neuem, und Jesus wurde in den Nebenraum geführt, wo Johannes wartete. Hier bewachten der römische Soldat und die Tempelwächter Jesus, während das Gericht mit der Formulierung der Anklagepunkte begann, die man Pilatus vorlegen wollte. Hannas machte seinen Kollegen klar, dass der Vorwurf der Gotteslästerung bei Pilatus kein Gewicht haben würde.
Diese Sitzung des Gerichts dauerte nicht länger als eine halbe Stunde, und als sie sie aufhoben, um vor Pilatus zu gehen, hatten sie eine Anklage gegen Jesus in drei Punkten abgefasst.
Kurz nach sechs Uhr früh an diesem Freitag wurde Jesus vor Pilatus, dem römischen Prokurator, gebracht. Pilatus war nicht imstande, die Tatsache zu begreifen, dass diese Hebräer eine wirkliche Religion besaßen, einen Glauben, für den sie zu sterben bereit waren, und dass Millionen und Abermillionen von ihnen, die überall im Kaiserreich verstreut lebten, nach Jerusalem als dem Heiligtum ihres Glaubens schauten und den Sanhedrin als höchsten Gerichtshof auf Erden respektierten.
Pilatus liebte die Juden nicht, und dieser tief wurzelnde Hass begann sich schon früh zu zeigen. Von allen römischen Provinzen war keine schwieriger zu regieren als Judäa. Pilatus begriff die mit der Führung der Juden zusammenhängenden Probleme nie wirklich und machte deshalb in seiner Statthalterpraxis gleich zu Beginn eine Reihe von beinahe verhängnisvollen und fast selbstmörderischen Fehlern. Es waren gerade diese Fehler, die den Juden solche Macht über ihn gaben. Wenn sie seine Entscheidungen beeinflussen wollten, brauchten sie nur mit einer Volkserhebung zu drohen, und Pilatus kapitulierte sofort.
Es ist bedeutungsvoll, dass derselbe wankelmütige römische Herrscher, der Jesus aus Angst vor den Juden und zur Sicherung seiner persönlichen Stellung opferte, schließlich abgesetzt wurde wegen der unnötigen Niedermetzelung von Samaritanern im Zusammenhang mit den Ansprüchen eines falschen Messias. Diese Episode hatte zur Folge, dass der Legat von Syrien Pilatus nach Rom beorderte. Tiberius starb, während Pilatus nach Rom unterwegs war, und er wurde nicht wieder zum Prokurator von Judäa ernannt. Er erholte sich nie ganz von der Reue und Verdammnis, in die Kreuzigung Jesu eingewilligt zu haben. Da er vor den Augen des neuen Kaisers keine Gnade fand, zog er sich in die Provinz von Lausanne zurück, wo er später Selbstmord beging.
Claudia Procula, die Frau des Pilatus, hatte durch ihre Kammerzofe, eine Phönizierin, die an das Evangelium vom Königreich glaubte, viel von Jesus gehört. Nach dem Tod des Pilatus war Claudia führend an der Verbreitung des Evangeliums beteiligt.
Nachdem sich Jesus und seine Ankläger vor der Gerichtshalle des Pilatus eingefunden hatten, kam der römische Statthalter heraus und wandte sich an die Schar der Versammelten mit der Frage: „Was für eine Anklage erhebt ihr gegen diesen Mann?“ Die Sadduzäer und Ratsmitglieder, die es auf sich genommen hatten, Jesus aus dem Wege zu räumen, hatten beschlossen, vor Pilatus zu gehen und die Bestätigung des über Jesus verhängten Todesurteils zu verlangen, ohne eine bestimmte Anklage zu erheben. Deshalb gab der Sprecher des Sanhedristengerichts Pilatus zur Antwort: „Wenn dieser Mann kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht übergeben.“
Als Pilatus feststellte, dass sie sich dagegen sträubten, ihre Anklagepunkte gegen Jesus bekannt zu geben, obwohl er wusste, dass sie die ganze Nacht mit Beratungen über seine Schuld zugebracht hatten, antwortete er ihnen: „Wenn ihr euch auf keine bestimmte Beschuldigung geeinigt habt, warum nehmt ihr diesen Mann nicht und richtet ihn gemäß euren eigenen Gesetzen?“
Pilatus war nicht willens, dem Verlangen, Jesus ohne Prozess zum Tode zu verurteilen, stattzugeben. Deshalb wartete er einige Augenblicke, damit sie ihre Anklagen gegen den Gefangenen vorbringen konnten. Dann wandte er sich mit den Worten an sie: „Ich werde diesen Mann nicht ohne Prozess zum Tode verurteilen; ebenso wenig bin ich bereit, ihn zu vernehmen, solange ihr mir die gegen ihn erhobenen Anklagen nicht schriftlich unterbreitet habt.“
Als der Hohepriester und die anderen ihn das sagen hörten, gaben sie dem Gerichtsschreiber ein Zeichen, worauf dieser Pilatus die geschriebenen Anklagepunkte gegen Jesus überreichte. Und diese lauteten:
„Das Tribunal der Sanhedristen befindet, dass dieser Mann ein Übeltäter ist und den Frieden unserer Nation gefährdet, weil er sich schuldig gemacht hat:”
„1. Unsere Nation zu verführen und unser Volk zur Rebellion anzustiften.”
„2. Den Leuten zu verbieten, Caesar den Tribut zu zahlen.”
„3. Sich selber ‚König der Juden‘ zu nennen und die Gründung eines neuen Königreichs zu lehren.“
In keinem dieser Punkte war Jesus nach den Regeln verhört, noch gesetzlich für schuldig erklärt worden. Er hörte die Anklagen nicht einmal, als sie zum ersten Mal verlesen wurden; aber Pilatus ließ ihn vom Prätorium, wo er sich in der Obhut der Wachen befand, herbeiholen, und bestand darauf, dass die Anklagen in Jesu Gegenwart wiederholt würden. Jesus erwiderte nichts auf ihre falschen Anklagen. Auch als Pilatus ihm gebot, seinen Anklägern zu antworten, öffnete er seinen Mund nicht. Pilatus war über die Ungerechtigkeit des ganzen Verfahrens derart erstaunt und von Jesu Schweigen und seiner vollendeten Haltung so beeindruckt, dass er beschloss, den Gefangenen ins Innere der Halle zu führen und ihn dort privat zu vernehmen.
Pilatus nahm Jesus und Johannes Zebedäus in einen Privatraum mit, während er die Wachen draußen in der Halle stehen ließ, und bat den Gefangenen, sich zu setzen, worauf er an seiner Seite Platz nahm und mehrere Fragen an ihn richtete. Nachdem die ersten beiden Anklagepunkte schnell geklärt waren, wandte sich Pilatus wieder Jesus zu, um ihm weitere Fragen zu stellen, und sagte: „Und nun zu der dritten Anklage gegen dich, bist du der König der Juden?“ Da so etwas wie ehrliches Forschen in Pilatus‘ Stimme mitklang, lächelte Jesus dem Statthalter zu und sagte: „Pilatus, fragst du das von dir aus, oder übernimmst du diese Frage von den anderen, von meinen Anklägern?“ Worauf der Statthalter im Tone einer gewissen Entrüstung erwiderte: „Bin ich ein Jude? Dein eigenes Volk und die höchsten Priester haben dich ausgeliefert und von mir verlangt, dich zum Tode zu verurteilen. Ich ziehe die Gültigkeit ihrer Anschuldigungen in Zweifel, und ich versuche nur, für mich selber herauszufinden, was du getan hast. Sag mir, hast du gesagt, du seiest der König der Juden, und hast du versucht, ein neues Königreich zu gründen?“
Da sagte Jesus zu Pilatus: „Erkennst du nicht, dass mein Königreich nicht von dieser Welt ist? Wäre mein Königreich von dieser Welt, dann würden meine Jünger bestimmt kämpfen, damit ich den Juden nicht in die Hände falle. Meine Gegenwart hier vor dir in diesen Fesseln genügt, um allen Menschen zu zeigen, dass mein Königreich eine geistige Herrschaft ist, eben die Bruderschaft der Menschen, die durch den Glauben und die Liebe Söhne Gottes geworden sind. Und dieses rettende Heil ist ebenso sehr für die Heiden wie für die Juden.“
„So bist du also doch ein König?“ sagte Pilatus. Und Jesus antwortete: „Ja, ich bin ein solcher König, und mein Königreich ist die Familie der Glaubenssöhne meines Vaters, der im Himmel wohnt. Gerade dazu bin ich in diese Welt hineingeboren worden, dass ich allen Menschen meinen Vater zeige und von der Wahrheit Gottes Zeugnis ablege. Und gerade jetzt erkläre ich dir, dass jeder, der die Wahrheit liebt, meine Stimme hört.“
Da sagte Pilatus halb im Spott und halb im Ernst: „Wahrheit, was ist Wahrheit - wer kennt sie schon?“
GOTTES Wille für uns ist vollkommenes Glück, und wir sind wie Kinder, die sich für diese Erfahrung öffnen. “Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.”(Matthäus 18, 3) bedeutet, dass wir die wahre Kraft unserer wahren Beziehung zu GOTT nicht erkennen können, wenn wir nicht unsere völlige Abhängigkeit von ihm erkennen. Und wenn wir nicht bereit sind, unser ganzes weltliches Wissen wieder zu vergessen. Verlernen ist wahres Lernen in der Welt.
Pilatus war als römischer Prokurator die bei weitem gebildetste Person, die im Neuen Testament vorkommt. Er war in philosophischen Dingen bewandert. Im letzten Augenblick, kurz bevor Jesus ans Kreuz geschlagen werden sollte, fragte er ihn noch: “Was ist Wahrheit?” So etwas kann nur ein philosophischer Kopf fragen.
Jesus aber reagierte mit Schweigen auf diese Frage; nicht etwa, weil er es für unwert hielt, dieses Rätsel zu lösen - Pilatus war der einzige Mensch, der tiefe Philosophie hätte verstehen können. Nein, Jesus schwieg, weil er nur zu Menschen sprechen konnte, die über den Verstand hinausgehen konnten. Logisches Denken war nutzlos. Wer die Präsenz eines erleuchteten Geistes nicht fühlt, dem können Worte allein nicht helfen. Pilatus hatte eine philosophische Frage gestellt. Die hätte er besser einer Universität, einer Akademie gestellt, aber Jesus philosophische Fragen zu stellen, das war sinnlos. Er schwieg, weil es vergeblich gewesen wäre zu antworten.
Pilatus war nicht fähig, Jesu Worte zu ergründen, noch war er fähig, das Wesen seines geistigen Königreichs zu verstehen, aber er war jetzt sicher, dass der Gefangene nichts Todeswürdiges begangen hatte. Ein einziger Blick auf Jesus, von Angesicht zu Angesicht, genügte, um sogar Pilatus davon zu überzeugen, dass dieser liebenswürdige und müde, aber majestätische und aufrechte Mann kein unbändiger und gefährlicher Revolutionär war, der danach trachtete, sich auf den weltlichen Thron Israels zu setzen. Pilatus dachte, etwas von dem zu verstehen, was Jesus meinte, als er sich einen König nannte, denn er war vertraut mit den Lehren der Stoiker, die verkündeten, dass „der weise Mann ein König ist“. Pilatus war vollkommen überzeugt, dass Jesus, statt ein gefährlicher Volksverhetzer zu sein, nichts mehr und nichts weniger war als ein harmloser Visionär, ein unschuldiger Fanatiker.
Pilatus fühlte sich aber von den Juden arg bedrängt. Was sollte er bloß mit Jesus tun? Und so dachte er, er könnte der Verantwortung, den Fall zu entscheiden, aus dem Wege gehen oder zumindest Zeit zum Nachdenken gewinnen, wenn er Jesus vor Herodes schickte, der sich gerade in der Stadt aufhielt, um am Passahfest teilzunehmen.
Die Tempelwächter brachten Jesus also zu Herodes Antipas, während seine Ankläger und eine wachsende Menge ihnen folgten. Seit langem hatte Herodes von Jesus gehört, und er war sehr neugierig auf ihn. Herodes hatte viel von Jesu Wundertaten gehört, und er hoffte wirklich, ihn irgendein Wunder vollbringen zu sehen.
Als sie Jesus vor Herodes brachten, war der Tetrarch von seiner imposanten Erscheinung und seinem ruhigen Gesichtsausdruck überrascht. Etwa fünfzehn Minuten lang stellte Herodes ihm Fragen, aber der Meister antwortete nichts. Herodes höhnte ihn und forderte ihn heraus, ein Wunder zu tun, aber Jesus erwiderte nichts auf seine vielen Fragen und schwieg zu seinen Sarkasmen.
Als Herodes endlich zu der Überzeugung gelangt war, dass Jesus weder sprechen noch für ihn ein Wunder tun würde, machte er sich eine Zeit lang über ihn lustig, kleidete ihn dann in einen alten purpurnen Königsmantel und sandte ihn zurück zu Pilatus. Herodes wusste, dass sich Jesus in Judäa außerhalb seiner Gerichtsbarkeit befand. Obwohl er über den Gedanken froh war, Jesus in Galiläa endlich los zu sein, war er doch dankbar, dass die Verantwortung für seine Hinrichtung bei Pilatus lag. Herodes hatte sich nie ganz von der Angst erholt, die ihn quälte, seit er Johannes den Täufer umgebracht hatte. Herodes hatte zeitweise sogar gefürchtet, Jesus sei der von den Toten auferstandene Johannes. Jetzt ließ ihn diese Angst los, da er feststellte, dass Jesus eine ganz andere Art Mensch war als der unverblümt sprechende und heftige Prophet, der es gewagt hatte, sein Privatleben aufzudecken und zu brandmarken.
Nachdem die Wachen Jesus zu Pilatus zurückgebracht hatten, trat dieser auf die Vordertreppe des Prätoriums hinaus, wo sein Richterstuhl hingestellt worden war, rief die führenden Priester und Sanhedristen zusammen und sprach mit ihnen.
Die Juden wollten gerade mit Geschrei gegen Jesu Freilassung protestieren, als eine große Menschenmenge vor dem Prätorium aufmarschierte, um von Pilatus zu Ehren des Passahfestes die Freilassung eines Gefangenen zu erwirken. Seit einiger Zeit pflegten die römischen Statthalter an Passah dem Pöbel zu erlauben, einen Gefangenen oder Verurteilten zur Begnadigung auszuwählen. Und nun, da dieser Haufe vor ihm stand, um die Freilassung eines Gefangenen zu verlangen, und da Jesus bei der Menge eben noch in so großer Gunst gestanden hatte, fiel es Pilatus ein, er könnte sich vielleicht aus dieser misslichen Lage befreien, wenn er den Versammelten vorschlüge, ihnen als Zeichen des guten Willens an Passah diesen Mann aus Galiläa zu übergeben, da Jesus jetzt als Gefangener vor seinem Richterstuhl stand.
Als die Menge die Treppen des Gebäudes hinaufdrängte, hörte Pilatus den Namen eines gewissen Barabbas rufen. Barabbas war ein bekannter politischer Agitator und Raubmörder, Sohn eines Priesters, und war vor kurzem auf der Straße nach Jericho beim Begehen eines Raubmordes ergriffen worden. An diesem Mann sollte gleich nach den Passahfestlichkeiten das Todesurteil vollstreckt werden.
Pilatus erhob sich und erklärte der Menge, dass die führenden Priester Jesus vor ihn gebracht hätten, weil sie aufgrund gewisser Beschuldigungen seinen Tod wünschten, dass er selber aber nicht glaube, der Mann habe den Tod verdient. Pilatus sagte: „Was zieht ihr nun vor, dass ich euch den Mörder Barabbas freigebe oder diesen Jesus von Galiläa?“ Kaum hatte Pilatus dies gesagt, als die Priesterführer und die Ratsmitglieder des Sanhedrins so laut sie konnten schrieen: „Barabbas, Barabbas!“ Und als die Leute sahen, dass die Priesterführer Jesu Tod wünschten, stimmten sie rasch in den Ruf nach seinem Tod ein und verlangten mit lautem Geschrei die Freilassung des Barabbas.
Pilatus wusste, dass Jesus der gegen ihn erhobenen Anklagen unschuldig war, und wäre er ein gerechter und mutiger Richter gewesen, hätte er ihn freigesprochen und ihn entlassen. Aber er hatte Angst, den erzürnten Juden zu trotzen. Während er zögerte, seine Pflicht zu tun, erschien ein Bote und überbrachte ihm von seiner Frau Claudia eine versiegelte Botschaft.
Pilatus bedeutete den vor ihm Versammelten, er wünsche die eben erhaltene Mitteilung zu lesen, bevor er den Fall weiter verfolge. Er öffnete den Brief seiner Frau und las: „Ich flehe dich an, habe nichts zu schaffen mit diesem unschuldigen und gerechten Mann, den sie Jesus nennen. Ich habe diese Nacht in einem Traum seinetwegen viel gelitten.“ Nicht nur brachte diese Notiz Claudias Pilatus ziemlich aus der Fassung und verzögerte dadurch den Urteilsspruch in dieser Angelegenheit, sondern sie gewährte unglücklicherweise auch den jüdischen Führern beträchtliche Zeit, in der Menge umherzugehen und die Leute zu drängen, die Freilassung des Barabbas zu verlangen und laut nach Jesu Kreuzigung zu rufen.
Darauf versuchte Pilatus Jesus noch mehrmals Jesus zu verteidigen: „Warum wollt ihr diesen Mann kreuzigen? Welche Missetat hat er begangen? Wer will vortreten, um gegen ihn zu zeugen?“ Aber als sie hörten, dass Pilatus Jesus verteidigte, brüllten sie umso lauter: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“
Das hartnäckige Schreien des Pöbels, der unter der direkten Regie der Priesterführer und Ratsmitglieder des Sanhedrins handelte, versetzte Pilatus in große Angst; trotzdem unternahm er zumindest noch einen weiteren Versuch, die Menge zu besänftigen und Jesus zu retten. Und so gab er den jüdischen Wächtern und den römischen Soldaten den Befehl, Jesus zur Auspeitschung abzuführen. Bevor die Peiniger Jesus zur Geißelung an einen Pfosten banden und sich mit ihren geknoteten Peitschen über ihn hermachten, legten sie ihm wieder die Purpurrobe an und drückten ihm eine aus Dornen geflochtene Krone auf die Stirn. Und dann gaben sie ihm zum Spott ein Rohr als Szepter in die Hand, knieten vor ihm nieder und verlachten ihn.
Danach führte Pilatus den blutenden und zerfetzten Gefangenen hinaus, zeigte ihn der gemischten Menge und sagte: „Seht den Menschen! Ich erkläre euch erneut, dass ich kein Verbrechen bei ihm finden kann, und jetzt, da ich ihn habe auspeitschen lassen, möchte ich ihn freigeben.“
Die Herzen derer, die zu Jesu Vernichtung entschlossen waren, blieben ungerührt. Als sie sich vom ersten Schock beim Anblick des Not leidenden Meisters erholt hatten, riefen sie nur umso lauter und anhaltender: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“
Und jetzt begriff Pilatus, dass es aussichtslos war, an vermutliche Mitleidsregungen zu appellieren. Er trat vor und sagte: „Ich stelle fest, dass ihr entschlossen seid, diesen Mann sterben zu lassen, aber was hat er getan, um den Tod zu verdienen? Wer will sein Verbrechen erläutern?“
Da ging der Hohepriester selber nach vorn, stieg zu Pilatus hinauf und erklärte ungehalten: „Wir haben ein heiliges Gesetz, und nach diesem Gesetz muss dieser Mann sterben, weil er behauptet hat, er sei der Sohn Gottes.“ Als Pilatus das hörte, packte ihn eine noch viel größere Angst, nicht nur vor den Juden, sondern weil er an die Botschaft seiner Frau dachte und an die griechische Mythologie von den Göttern, die zur Erde herabsteigen; und er zitterte jetzt bei dem Gedanken, Jesus könnte am Ende ein göttliches Wesen sein. Er gab der Menge mit einem Wink zu verstehen, sich ruhig zu verhalten, nahm Jesus beim Arm und führte ihn zu weiterer Vernehmung ins Innere des Gebäudes. Die Angst verwirrte jetzt die Gedanken des Pilatus, abergläubische Furcht erfüllte ihn und die Hartnäckigkeit des Mobs saß ihm im Nacken.
Pilatus setzte sich zitternd vor Furcht neben Jesus und fragte ihn: „Woher kommst du? Wer bist du wirklich? Was soll das heißen, wenn sie sagen, du seist der Sohn Gottes?“
Aber Jesus konnte solche Fragen schwerlich beantworten, wenn sie ihm von einem die Menschen fürchtenden, schwachen und wankelmütigen Richter gestellt wurden, der so ungerecht war, ihn geißeln zu lassen, obwohl er ihn jeglichen Verbrechens für unschuldig erklärt hatte, und noch bevor Jesus in aller Form zum Tode verurteilt worden war. Jesus schaute Pilatus gerade ins Gesicht, aber er antwortete ihm nicht. Da sagte Pilatus: „Weigerst du dich, mit mir zu reden? Ist dir nicht bewusst, dass es immer noch in meiner Macht steht, dich freizulassen oder dich zu kreuzigen?“ Jesus antwortete: „Du könntest keine Macht über mich haben, wenn es dir nicht von oben erlaubt würde. Du könntest über den Menschensohn keine Autorität ausüben, wenn der Vater im Himmel es nicht gestatten würde.”
Pilatus wollte gerade daran gehen, Jesus freizulassen, als der Hohepriester Kajaphas an den feigen römischen Richter herantrat, vor dessen Gesicht einen Drohfinger schüttelte und mit zornigen Worten, die die ganze Menge hören konnte, sprach: „Wenn du diesen Mann freilässt, bist du nicht Caesars Freund, und ich werde dafür sorgen, dass der Kaiser alles vernimmt.“ Diese öffentliche Drohung war zu viel für Pilatus.
Pilatus befürchtete einen Tumult oder eine Volkserhebung. Er wagte es nicht, in der Passahzeit das Risiko solcher Unruhen in Jerusalem einzugehen. Er hatte neulich von Caesar eine Rüge erhalten, und er wollte es nicht auf eine zweite ankommen lassen. Der Pöbel spendete Beifall, als er die Freilassung des Barabbas befahl. Dann ließ er ein Becken mit Wasser bringen und wusch sich vor der Menge die Hände und sagte: „Ich bin am Blute dieses Menschen unschuldig. Ihr seid entschlossen, ihn sterben zu lassen, aber ich habe keine Schuld an ihm gefunden. Das ist jetzt eure Sache. Die Soldaten werden ihn abführen.“ Und der Pöbel erhob ein Hurrageschrei und antwortete: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.“
Bis die Soldaten so weit waren, mit Jesus nach Golgatha aufzubrechen, hatten seine ungewöhnliche Haltung und außerordentliche Würde und sein klagloses Schweigen begonnen, sie zu beeindrucken.
Ihr Aufbruch mit Jesus zur Kreuzigungsstätte wurde hauptsächlich dadurch verzögert, dass der Hauptmann in letzter Minute entschied, zwei zum Tode verurteilte Diebe mitzunehmen. Da Jesus noch an diesem Morgen gekreuzigt werden sollte, befand der römische Hauptmann, die beiden könnten ebenso gut jetzt mit ihm sterben, anstatt das Ende der Passahfeierlichkeiten abzuwarten.
Bevor die Soldaten den Prätoriumshof verließen, luden sie den Kreuzesbalken auf Jesu Schultern. Es war üblich, den Verurteilten zu zwingen, den Querbalken bis an den Ort der Kreuzigung zu tragen. Der Verurteilte trug nicht das ganze Kreuz, sondern nur dessen kürzeren Balken. Die längeren senkrechten Holzbalken für die drei Kreuze hatte man schon vorher nach Golgatha gebracht, und sie waren bereits fest in den Boden gerammt worden, als die Soldaten mit ihren Gefangenen anlangten.
Dem Brauch entsprechend, führte der Hauptmann die Prozession an. Er trug weiße Holztäfelchen, auf denen mit Kohle die Namen der Verbrecher und die Art des Verbrechens, für das sie verurteilt worden waren, geschrieben standen. War das Opfer einmal am Querbalken festgenagelt und an seinen Platz am senkrechten Balken gehoben worden, pflegte man diese Inschrift oben am Kreuz gerade über dem Kopf des Verbrechers anzunageln, damit alle Zeugen erfahren konnten, für welches Verbrechen der Verurteilte gekreuzigt wurde. Der Text, den der Zenturio trug, um ihn an Jesu Kreuz anzubringen, war von Pilatus eigenhändig auf Lateinisch, Griechisch und Aramäisch geschrieben worden, und lautete: „Jesus von Nazareth - der König der Juden“.
Als sich die Todesprozession durch die engen Gassen Jerusalems fortbewegte, konnten viele zartfühlende Jüdinnen, die Jesu Worte der Ermutigung und des Erbarmens gehört hatten und die um sein Leben des Dienens in Liebe wussten, ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie sahen, wie er vorbeigeführt wurde, um eines so schmachvollen Todes zu sterben. Als er vorüberging, seufzten und wehklagten viele dieser Frauen. Und als einige von ihnen es sogar wagten, an seiner Seite mitzugehen, wandte der Meister seinen Kopf nach ihnen um und sagte: „Ihr Töchter Jerusalems, beweint nicht mich, sondern beweint vielmehr euch und eure Kinder. Mein Werk ist so gut wie getan - ich gehe bald zu meinem Vater - aber für Jerusalem beginnen gerade erst die Zeiten schrecklicher Wirrnisse.”
Diese Frauen von Jerusalem zeigten wahrhaft Mut, als sie Jesus ihr Mitgefühl ausdrückten, denn es verstieß strikt gegen das Gesetz, freundliche Gefühle für einen zu zeigen, der zur Kreuzigung geführt wurde. Der Pöbel durfte den Verurteilten verhöhnen, verspotten und verlachen, aber es war nicht erlaubt, irgendwelche Sympathie für ihn auszudrücken. Obwohl Jesus die Sympathiekundgebung in dieser finsteren Stunde, da seine Freunde sich versteckt hielten, schätzte, wollte er doch nicht, dass diese gütigen Frauen das Missfallen der Behörden auf sich zögen, weil sie es wagten, ihm ihr Mitleid zu zeigen. Sogar in einem Augenblick wie diesem dachte Jesus kaum an sich selbst, sondern nur an die schrecklichen Tage der Tragödie, die Jerusalem und der ganzen jüdischen Nation bevorstanden.
Das Leid der Juden und unser aller Leid ist selbstverständlich keine Strafe GOTTES, sondern einfach die Folge unseres Festhaltens am Ego-Denksystem. In der Identifikation mit dem Ego glauben wir tatsächlich, wir hätten GOTTES SOHN gekreuzigt. Wir projizieren blindlings und wahllos Schuld, aber wir haben ihre Quelle nicht aufgedeckt. Denn das Ego will uns tatsächlich töten, und wenn wir uns mit ihm identifizieren, müssen wir glauben, dass sein Ziel das unsere ist. Die Kreuzigung ist das Symbol des Ego. Als es mit der wirklichen Schuldlosigkeit des GOTTESSOHNES konfrontiert wurde, versuchte es, ihn zu töten, und der Grund, den es vorgab, war der, dass Schuldlosigkeit eine Gotteslästerung sei. Am spirituellen Weg werden wir erkennen, dass wir uns selbst gekreuzigt haben. Doch GOTTES Plan ist, dass SEIN geliebter SOHN erlöst sein wird.
Als Jesus, mit dem Kreuzesbalken beladen, auf dem Weg aus der Stadt kurz nach Durchschreiten des Tores ins Wanken geriet, gaben seine physischen Kräfte vorübergehend nach, und er stürzte unter dem Gewicht seiner schweren Last zu Boden. Die Soldaten schrieen ihn an und versetzten ihm Fußtritte, aber er vermochte sich nicht zu erheben. Als der Hauptmann, der wusste, was Jesus schon alles erlitten hatte, das sah, gebot er den Soldaten, von ihm abzulassen. Dann befahl er einem gewissen Simon von Kyrene, der gerade vorüberging, den Kreuzesbalken von Jesu Schultern zu nehmen, und zwang ihn, den Balken auf dem restlichen Weg bis nach Golgatha zu tragen.
Dieser Simon blieb während der ganzen Todesstunden des Meisters am Kreuz und sprach mit vielen seiner Freunde und mit seinen Feinden. Nach der Auferstehung und noch bevor er Jerusalem verließ, wurde er zu einem kühnen Bekenner des Evangeliums vom Königreich, und bei seiner Heimkehr führte er seine Familie in das himmlische Königreich. Seine beiden Söhne Alexander und Rufus wurden sehr erfolgreiche Lehrer des neuen Evangeliums in Afrika. Aber Simon wusste nie, dass Jesus, dessen Last er getragen, und der jüdische Lehrer, der sich einst seines verletzten Sohnes angenommen hatte, ein und dieselbe Person waren.
Bevor Jesus an sein Kreuz geschlagen wurde, waren die beiden Räuber bereits auf die ihrigen gebracht worden, von denen herab sie ihre Henker ohne Unterlass beschimpften und bespuckten. Jesu einzige Worte, als sie ihn auf den Querbalken nagelten, waren: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Er hätte nicht so voller Erbarmen und Liebe für seine Henker bitten können, wenn solche Gedanken liebender Hingabe nicht die Haupttriebfeder seines ganzen Lebens in selbstlosem Dienst gewesen wären. Die Ideen, Beweggründe und Sehnsüchte eines ganzen Lebens kommen im Moment der Kreuzigung offen an den Tag.
Nachdem sie den Meister auf das Kreuz gehoben hatten, nagelte der Hauptmann die Inschrift über seinem Kopf fest, und sie lautete in drei Sprachen: „Jesus von Nazareth - der König der Juden.“ Die Juden gerieten in Wut über das, was in ihren Augen eine Beleidigung war. Aber Pilatus war über ihre respektlose Art verärgert; er fühlte, dass er sich hatte einschüchtern und demütigen lassen, und griff jetzt zu dieser Methode kleinlicher Heimzahlung.
Gleich nachdem Jesus in seine Lage auf dem Kreuz gebracht worden war und gerade als der Hauptmann die Inschrift über des Meisters Haupt annagelte, traf der Apostel Johannes mit Jesu Mutter Maria, Ruth und Jude am Ort des Geschehens ein. Johannes war von den elf Aposteln der einzige Zeuge der Kreuzigung, und auch er war nicht während der ganzen Zeit anwesend, denn bald nachdem er Jesu Mutter an den Ort des Geschehens gebracht hatte, lief er nach Jerusalem zurück, um seine eigene Mutter und ihre Freunde zu holen.
Als Jesus seine Mutter mit Johannes, seinem Bruder und seiner Schwester erblickte, lächelte er, sagte aber nichts.
Unterdessen hatten die vier der Kreuzigung des Meisters zugeteilten Soldaten, wie es Brauch war, seine Kleider unter sich aufgeteilt. Es war gut, dass die römischen Soldaten sich des Meisters Kleider aneigneten. Denn wären seine Anhänger in den Besitz dieser Kleidungsstücke gelangt, wären sie versucht gewesen, sich abergläubischer Reliquienverehrung hinzugeben. Der Meister wünschte, dass seine Anhänger nichts Materielles besäßen, das sie mit seinem Leben auf Erden hätten in Verbindung bringen können. Er wollte der Menschheit nur die Erinnerung an ein menschliches Leben hinterlassen, das dem hohen geistigen Ideal der Hingabe an die Ausführung des väterlichen Willens gewidmet war.
Zu verschiedenen Zeiten standen während der Kreuzigung in der Nähe des Kreuzes: Maria, Ruth, Jude, Johannes, Salome (Mutter des Johannes) und eine Gruppe tiefgläubiger Frauen, unter ihnen Maria, Frau des Klopas und Schwester von Jesu Mutter, Maria Magdalena und Rebekka, die vormals in Sepphoris gewohnt hatte. Diese und andere Freunde von Jesus verhielten sich still.
Viele Vorübergehende schüttelten den Kopf und beschimpften ihn mit den Worten: „Du, der du den Tempel in drei Tagen zerstören und wieder aufbauen wolltest, rette dich nun selbst! Wenn du der Sohn Gottes bist, warum kommst du nicht von deinem Kreuz herunter?“ In derselben Weise machten sich einige Führer der Juden über ihn lustig, indem sie sagten: „Er rettete andere, aber sich selber kann er nicht retten.“ Andere sagten: „Wenn du der König der Juden bist, dann komm vom Kreuz herab, und wir werden an dich glauben.“ Und später verlachten sie ihn noch mehr und sagten: „Er hat auf Gott vertraut, dass er ihn befreien werde. Er behauptete sogar, der Sohn Gottes zu sein - schaut ihn euch jetzt an - gekreuzigt zwischen zwei Dieben.“ Sogar die beiden Diebe zogen über ihn her und überhäuften ihn mit Vorwürfen.
Einer der Diebe schimpfte über Jesus mit den Worten: „Wenn du der Sohn Gottes bist, warum rettest du dich und uns nicht?“ Aber auf diesen an Jesus gerichteten Vorwurf hin sagte der andere Dieb, der den Meister viele Male hatte lehren hören: „Fürchtest du dich nicht einmal vor Gott? Siehst du nicht, dass wir gerechterweise für unsere Taten leiden, dass dieser Mann dagegen ungerechterweise leidet? Wir täten besser daran, um Vergebung für unsere Sünden und für die Rettung unserer Seelen zu bitten.“ Als Jesus den Dieb so sprechen hörte, wandte er ihm sein Gesicht zu und lächelte zustimmend. Als der Übeltäter das ihm zugewandte Gesicht Jesu erblickte, nahm er seinen ganzen Mut zusammen, fachte seine flackernde Glaubensflamme an und sagte: „Herr, erinnere dich meiner, wenn du in dein Königreich kommst.“ Und Jesus sagte darauf: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir heute, du wirst dereinst mit mir im Paradies sein.“
Der Apostel Johannes berichtete über die Kreuzigung so, wie er sich des Ereignisses zwei Jahrhundertdrittel danach entsann. Den anderen Aufzeichnungen liegt die Schilderung des diensttuenden römischen Zenturio zu Grunde, der in der Folge durch das, was er sah und hörte, zum Glauben an Jesus kam und ein vollwertiges Mitglied des Königreichs des Himmels auf Erden wurde.
Gleich nachdem der reuige Dieb des Meisters Versprechen vernommen hatte, sie würden sich dereinst im Paradies wiedersehen, kehrte Johannes mit seiner Mutter und einer Gruppe von fast einem Dutzend gläubiger Frauen aus der Stadt zurück. Johannes nahm seinen Platz neben Maria, Jesu Mutter, wieder ein und stützte sie. Ihr Sohn Jude stand auf ihrer anderen Seite. Als Jesus auf diese Szene herabblickte, war es Mittag, und er sagte zu seiner Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn!“ Und zu Johannes sagte er: „Mein Sohn, siehe deine Mutter!“ Und dann wandte er sich an alle beide mit den Worten: „Ich wünsche, dass ihr diesen Ort verlasst.“ Und so führten Johannes und Jude Maria von Golgatha fort. Johannes brachte Jesu Mutter in Jerusalem an den Ort, wo er sich selbst aufhielt, und eilte dann an den Schauplatz der Kreuzigung zurück. Nach Passah kehrte Maria nach Bethsaida zurück, wo sie den Rest ihres natürlichen Lebens im Hause des Johannes zubrachte. Maria überlebte Jesu Tod um ein knappes Jahr.
Als der Meister seinen letzten Atemzug tat, befanden sich am Fuße seines Kreuzes Johannes Zebedäus, sein Bruder Jude, seine Schwester Ruth, Maria Magdalena und Rebekka, die früher in Sepphoris gewohnt hatte. Es war gerade etwas vor drei Uhr, als Jesus mit lauter Stimme ausrief: „Es ist vollbracht! Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Als der römische Zenturio sah, wie Jesus starb, schlug er sich an die Brust und sagte: „Das war in der Tat ein rechtschaffener Mann; er muss wahrhaftig ein Sohn Gottes gewesen sein.“ Und von jener Stunde an begann er, an Jesus zu glauben.
Jesus starb königlich - so wie er gelebt hatte. Er bekannte sich offen dazu, ein König zu sein, und blieb den ganzen tragischen Tag über Herr der Lage. Er ging willentlich in seinen schändlichen Tod, nachdem er für die Sicherheit seiner auserwählten Apostel gesorgt hatte. Weise hielt er Petrus zurück, als dessen Heftigkeit Schwierigkeiten zu schaffen drohte, und er sorgte dafür, dass Johannes ganz bis zum Ende seiner sterblichen Existenz in seiner Nähe blieb. Er bekannte sich vor dem mörderischen Sanhedrin zu seiner wahren Natur und erinnerte Pilatus an die Quelle seiner souveränen Autorität als ein Sohn Gottes. Seinen eigenen Kreuzesbalken tragend, brach er nach Golgatha auf und beendete seine liebende Selbsthingabe, indem er dem Paradies-Vater seinen Geist, den er als Sterblicher erworben hatte, übergab. Nach einem solchen Leben - und angesichts eines solchen Todes - konnte der Meister wahrlich sagen: „Es ist vollbracht.“
Kreuzesworte
Von der Dramatik der Erzählung her gesehen haben letzte Worte ein entscheidendes Gewicht. Ihnen muss eine Schlüsselfunktion zugesprochen werden, weil sie ein Leben abschließen und zugleich auch neue Perspektiven eröffnen. In ihnen liegt die Deutung eines ganzen bisherigen Lebens beschlossen, und sie sind Vermächtnis für die Nachwelt. Dass die letzten Worte bei den Evangelisten so verschieden ausfallen, weist auf unterschiedliche Deutungsakzente der Evangelisten hin, die jeweils ihren theologischen Intentionen entsprechen. Inhaltlich sind die letzten Worte Jesu bei Markus, Lukas und Johannes so verschieden, dass sie sich z. T. gegenseitig ausschließen. Es ist also offensichtlich, dass diese Worte wenig oder gar nichts mit dem zu tun haben, was Jesus wirklich gesagt hat.
Markus verwendet leider Worte aus dem Psalm 22 des Alten Testaments: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”(Mk 15, 34) Jesus hegte auch nicht einen Augenblick lang den leisesten Zweifel daran, in Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters gelebt zu haben, und nie zweifelte er daran, dass er jetzt sein irdisches Leben in Übereinstimmung mit seines Vaters Willen ablegte. Er fühlte nicht, dass sein Vater ihn verlassen habe. Jesus' zentrale Botschaft lautete: “Ich und der Vater sind eins.” Wer sich mit seinem Vater eins fühlt, kann sich nicht gleichzeitig von ihm verlassen fühlen. Wie Markus also zu Psalm 22 kam, ist nicht nachvollziehbar. Für das Matthäusevangelium wurden diese Worte offensichtlich übernommen.
Bei Lukas lauten Jesus letzte Worte: “Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.”(Lk 46) Auch Lukas lässt Jesus in der Sterbestunde einen Psalmvers sprechen (Ps 31, 6) jedoch, wie es scheint, versöhnt und im Einverständnis mit Gott und im Gottvertrauen. Wer die Gewißheit des Paradieses hat, kann kaum noch sein Verlassensein beklagen, er darf getrost seinen Weg gehen.
Die johanneischen Kreuzesworte spiegeln die Souveränität des Gottessohnes wider: “Es ist vollbracht.”(Jh 19, 30) Johannes war von den Aposteln der einzige Zeuge der Kreuzigung.
Weil es der Tag der Vorbereitung sowohl auf Passah als auch auf den Sabbat war, wollten die Juden nicht, dass die Leiber auf Golgatha zur Schau gestellt würden. Deshalb gingen sie zu Pilatus und verlangten, dass man den drei Männern die Beine breche und sie töte, um sie von ihren Kreuzen herunternehmen und noch vor Sonnenuntergang in die Totengrube für Verbrecher werfen zu können. Als Pilatus dieses Begehren hörte, schickte er unverzüglich drei Soldaten aus, die Jesus und den zwei Räubern die Beine zu brechen und sie zu töten hatten.
Als die Soldaten auf Golgatha ankamen, führten sie ihren Befehl an den beiden Dieben aus, aber zu ihrer großen Überraschung fanden sie Jesus bereits tot vor. Um jedoch seines Todes sicher zu sein, durchbohrte einer der Soldaten Jesu linke Seite mit seinem Speer. Obwohl die Kreuzigungsopfer sich gewöhnlich zwei bis drei Tage lang lebend am Kreuz dahinquälten, es war das Ziel dieser Hinrichtungsart die Todesqual möglichst zu verlängern, setzte Jesus diesem Schauspiel in etwas weniger als fünfeinhalb Stunden ein Ende, denn seine Botschaft war nicht die des Leidens, sondern die der Auferstehung.
Die Symbolik des Kreuzes
Eines der ältesten und zugleich wichtigsten Symbole der Menschheit ist das Kreuz. Schon in der Frühzeit der Menschheit war das Kreuz ein Kultgegenstand, wie man aus archäologischen Funden weiß. Die Verwendung des Kreuzes geht zurück bis in die Steinzeit. In europäischen Kulthöhlen stellen Kreuze oft die ältesten Felsritzungen dar. Man vermutet allgemein in der Darstellung von vier miteinander verbundenen, einander gegenüberliegenden Kardinalpunkten eine religiöse Weltformel.
In fast allen Kulturen kommt das Symbol des Kreuzes in verschiedensten Variationen vor, sei es als Anch-Kreuz (Symbol der Unsterblichkeit) bei den alten Ägyptern oder als keltisches Kreuz, bei dem um den Schnittpunkt der Balken ein Ring liegt.
Seine größte Verbreitung erfuhr dieses Symbol aber durch die Kreuzigung (eine beliebte Hinrichtungsmethode für Verbrecher im damaligen römischen Reich) des Jesus von Nazareth. Der Apostel Paulus war es dann, welcher das Symbol des Kreuzes zum zentralen Thema seiner Theologie machte und damit den Grundstein für die weitere Verbreitung legte.
Zwar segneten schon die ersten Christen recht früh mit dem Zeichen des Kreuzes, aber die ersten bildlichen Darstellungen erfolgten erst ab dem 3. Jahrhundert (andere Symbole wie Fisch und das Christusmonogramm XP standen im Vordergrund).
Mit dem Ende der Christenverfolgungen im römischen Reich und der Anerkennung des Christentums durch den römischen Staat begann die öffentliche Verwendung des Kreuzzeichens und das Kreuz wurde zum offiziellen Symbol aufgewertet.
Heute ist das Kreuz für die Christenheit das wichtigste Symbol, das auf die Erlösung der Menschheit von Leid und Tod durch Jesus Christus verweist. Es symbolisiert im üblichen Verständnis dessen Opfertod. Daher wird das Kreuz verbreitet als Symbol verwendet, das mit dem Tod in Verbindung gebracht wird, und ist daher häufig auf christlichen Gräbern zu finden. In der Genealogie wird es als Symbol für den Todestag verwendet.
Außerdem lässt sich die Symbolik des Kreuzes auch wie folgt deuten: Die Verbindung von Horizontale und Vertikale kennzeichnet die Beziehung des Menschen zu Gott (auf der senkrechten Achse) und zu seinen Mitmenschen (auf der waagerechten Achse).
Das Kreuz ist aber auch ein wunderbares metaphysisches Symbol. Die Horizontale symbolisiert das "Leben" in der linearen Zeit, d.h. die Illusion eines Lebens, das im Nichts beginnt und im Nichts endet, das nirgendwo hinführt. Während die Vertikale das Erwachen aus der Illusion symbolisiert, den Aufstieg aus der Illusion des physischen Lebens zur Erkenntnis des ewigen Lebens im Geist.
Nachdem der Meister gestorben war, schickte Johannes die Frauen in der Obhut von Jude zum Haus des Elija Markus, wo sie den Sabbat über weilten. Johannes selber, den der römische Zenturio mittlerweile gut kannte, blieb auf Golgatha, bis Joseph und Nikodemus am Ort des Geschehens mit einem Befehl des Pilatus eintrafen, der sie ermächtigte, von Jesu Leichnam Besitz zu ergreifen.
Ein Gekreuzigter konnte nicht auf einem jüdischen Friedhof beigesetzt werden; es gab ein ausdrückliches Gesetz gegen ein solches Vorgehen. Joseph und Nikodemus kannten das Gesetz, und auf ihrem Weg nach Golgatha hatten sie beschlossen, Jesus in Josephs neuer Familiengruft zu bestatten, die, aus hartem Felsen herausgehauen, sich nur wenig nördlich von Golgatha auf der anderen Seite der nach Samaria führenden Straße befand. Bisher hatte noch niemand in diesem Grab gelegen, und sie fanden es angemessen, dass der Meister darin ruhe. Joseph glaubte wirklich, dass Jesus von den Toten auferstehen werde, aber Nikodemus bezweifelte es sehr. Diese vormaligen Mitglieder des Sanhedrins hatten aus ihrem Glauben an Jesus mehr oder weniger ein Geheimnis gemacht, obwohl ihre Kollegen vom Sanhedrin sie seit langem, noch ehe sie sich aus dem Rat zurückzogen, verdächtigt hatten. Von jetzt an waren sie Jesu erklärteste Jünger in ganz Jerusalem.
Jesu Anhänger dachten nicht an sein Versprechen, dass er am dritten Tag aus dem Grab auferstehen werde, wohl aber seine Feinde. Die Priesterführer, Pharisäer und Sadduzäer erinnerten sich daran, Berichte über seinen Ausspruch erhalten zu haben, er werde von den Toten auferstehen. Sie befürchteten, dass Jesu Jünger kommen und ihn nachts stehlen und daraufhin dem Volk verkünden, er sei von den Toten auferstanden. Also baten sie Pilatus um Wachen.
Und so marschierten an diesem Sabbatmorgen zehn jüdische Wächter und zehn römische Soldaten zu Josephs Grab hinaus. Diese Männer rollten noch einen weiteren Stein vor das Grab und brachten auf beiden Steinen und um sie herum das Siegel des Pilatus an, aus Furcht, jemand könnte sich ohne ihr Wissen daran zu schaffen machen. Die zwanzig Männer blieben bis zur Stunde der Auferstehung auf Wache, während die Juden ihnen Essen und Trinken brachten.
Die Bedeutung der Kreuzigung aus Sicht des Urantia Buches
Obwohl Jesus nicht am Kreuz starb, um die Schuld der sterblichen Menschen zu sühnen, noch um ihnen so etwas wie einen wirksamen Zugang zu einem sonst beleidigten und nachtragenden Gott zu verschaffen; obwohl der Menschensohn sich nicht als Opfer darbrachte, um Gottes Zorn zu besänftigen und den sündigen Menschen den Weg zur Errettung aufzutun; und obwohl all diese Vorstellungen von Sühne und Opfer irrig sind, so kommen Jesu Tod am Kreuz doch Bedeutungen zu, die man nicht übersehen sollte. Es ist eine Tatsache, dass man auf anderen bewohnten Nachbarplaneten der Erde als von der „Welt des Kreuzes“ spricht.
Das Kreuz zeigt für immer, dass Jesu Haltung gegenüber Sündern weder Verurteilung noch stillschweigende Duldung war, sondern vielmehr ewige und liebevolle Errettung. Jesus ist wahrlich ein Retter in dem Sinne, dass sein Leben und Sterben die Menschen für Güte und rechtschaffenes Fortleben nach dem Tode gewinnt. Jesus liebt die Menschen so sehr, dass seine Liebe im Menschenherzen antwortende Liebe weckt. Liebe ist wirklich ansteckend und ewig schöpferisch. Jesu Tod am Kreuz ist das Beispiel einer Liebe, die stark und göttlich genug ist, um Sünde zu vergeben und alle Missetat zu vertilgen. Jesus offenbarte dieser Welt eine höhere Art von Rechtschaffenheit als Gerechtigkeit - als rein formales Recht und Unrecht. Göttliche Liebe vergibt Unrecht nicht nur, sie absorbiert und zerstört es tatsächlich. Vergebung aus Liebe transzendiert ganz und gar Verzeihung aus Barmherzigkeit. Barmherzigkeit lässt die Schuld an begangenem Unrecht außer Acht; aber Liebe zerstört die Sünde und alle aus ihr hervorgehende Schwachheit für immer.
Jesu Verzeihen ist nicht Duldung; es ist Rettung vor Verurteilung. Rettung verharmlost Unrecht nicht; sie macht es wieder gut. Wahre Liebe geht mit dem Hass keinen Kompromiss ein, noch sieht sie über ihn hinweg; sie zerstört ihn. Jesu Liebe gibt sich nie mit bloßem Verzeihen zufrieden. Die Liebe des Meisters schließt Rehabilitierung, ewiges Leben ein. Es ist durchaus zutreffend, von der Errettung als Erlösung zu sprechen, wenn man damit diese ewige Rehabilitierung meint.
Der Geist von Jesu Haltung gegenüber seinen Angreifern ist die Quintessenz seines siegreichen Todes am Kreuz. Er machte aus dem Kreuz ein ewiges Symbol für den Triumph der Liebe über den Hass und für den Sieg der Wahrheit über die Lüge.
(Aus der Sicht eines individuellen Bewusstsein wird dieses Geschehen als Triumph gedeutet, aber aus der Sicht des HEILIGEN GEISTES gibt es keine Schlacht, die vorbereitet, keine Zeit, die aufgewendet, und keine Pläne, die geschmiedet werden müssen, um das Licht einzubringen. Es gibt einen alten Kampf, der gegen das Licht geführt wird, doch das Licht reagiert nicht, weil der Krieg nur innerhalb der Illusion von Dunkelheit stattfindet und das Licht überhaupt nicht berührt. So gibt es auch keinen Sieg der Liebe. Nur die Illusion der Liebe kann über die Illusion des Hasses triumphieren, aber immer nur zum Preis, aus beiden Illusionen zu machen. Solange die Illusion des Hasses währt, so lange wird die Liebe eine Illusion für uns sein. Dann ist die einzig mögliche Wahl, die uns noch bleibt, die, welche Illusion wir vorziehen.)
Sehen wir im Tod des Menschensohnes den Höhepunkt der Offenbarung der göttlichen Liebe des Vaters an seine Söhne auf den Welten der Sterblichen. Und so veranschaulicht das Kreuz die Gabe bereitwilliger Liebe und die Verschenkung freiwilliger Errettung an jene, die gewillt sind, solche Geschenke und eine solche Hingabe anzunehmen. Es gab am Kreuz nichts, was der Vater verlangt hätte - nur das, was Jesus so bereitwillig gab und dem auszuweichen er sich weigerte.
Der Kreuzestod hatte nicht zur Aufgabe, die Menschen mit Gott zu versöhnen, sondern ihnen ein Stimulus zu sein, sich der ewigen Liebe des Vaters und der nie versiegenden Barmherzigkeit seines Sohnes bewusst zu werden, und diese universalen Wahrheiten einem ganzen Universum bekannt zu machen.
Der Ablauf der Auferstehung im Einzelnen ist und bleibt ein Mysterium, aber das Ergebnis ist klar. Am Freitag legte Jesus sein Leben als Sterblicher dieser Welt ab; am Sonntagmorgen nahm er dieses Leben als morontielles Wesen wieder auf. Jesus materieller Körper war kein Bestandteil des auferstandenen Jesus. Die sterblichen Reste wurden den Engeln zur sofortigen Auflösung übergeben.
Außerdem ließen die Engel die Steine vom Eingang des Grabes wegrollen. Als die wachhabenden jüdischen Wächter und die römischen Soldaten im morgendlichen Dämmerlicht wahrnahmen, wie dieser riesige Stein anscheinend aus eigenem Antrieb - ohne irgendwelche sichtbaren, eine solche Bewegung erklärenden Mittel - vom Grabeingang wegzurollen begann, wurden sie von Angst und Panik erfasst und stürzten davon.
Dem christlichen Glauben an Jesu Auferstehung wurde die Tatsache des „leeren Grabes“ zugrunde gelegt. Es war allerdings eine Tatsache, dass das Grab leer war, aber dies ist nicht die Wahrheit der Auferstehung. Das Grab war wahrhaftig leer, als die ersten Gläubigen eintrafen, und diese Tatsache in Verbindung mit jener der unzweifelhaften Auferstehung des Meisters führte zur Bildung eines Glaubens, der unrichtig war, nämlich zu der Lehre, dass Jesu materieller und sterblicher Leib aus dem Grabe auferweckt worden sei. Wahrheit, die mit geistigen Realitäten und ewigen Werten zu tun hat, kann nicht immer auf einer Kombination offensichtlicher Tatsachen aufgebaut werden. Auch wenn einzelne Tatsachen materiell wahr sein mögen, folgt daraus nicht, dass die Verknüpfung mehrerer Tatsachen notwendigerweise zu wahren geistigen Folgerungen führen muss.
Die vorübergehende Erfahrung des Meisters als einer Persönlichkeit auf halbem Wege zwischen dem Materiellen und dem Geistigen hat begonnen. Als Folge der Auferstehung Jesu kam es zu einer Dispensations-Auferstehung. Dies bedeutete den Eintritt vieler Fortlebender der menschlichen Rassen der Erde ins morontielle Leben.
Das morontielle Leben
Das morontielle Leben ist der einzig mögliche Weg, auf dem materielle Sterbliche an die Schwelle der geistigen Welt gelangen können. Die morontiellen Welten sind die Bindeglieder zwischen der materiellen und der geistigen Ebene der Geschöpfesexistenz. Man weiß auf der Erde seit langem um das morontielle Leben. Von Zeit zu Zeit sind Sterbliche über diesen Zwischenzustand unterrichtet worden, und die Vorstellung davon ist in entstellter Form in heutige Religionen eingegangen. Der Apostel Paulus erfuhr von der Existenz der morontiellen Welten und beschrieb sie als “Himmel”.
Während unseres irdischen Daseins bewohnt uns der göttliche Geist fast wie etwas Getrenntes - tatsächlich handelt es sich um eine Invasion des Menschen durch den vom VATER geschenkten Geist. Aber im morontiellen Leben wird der Geist ein wirklicher Teil unseres Wesens, und während wir eine große Zahl von Verwandlungen auf der morontiellen Ebene durchmachen, steigen wir vom materiellen zum geistigen Zustand des Geschöpfeslebens auf.
Frage der körperlichen Auferstehung
Am 2. Oktober 1976, ein paar Monate nach der offiziellen Veröffentlichung von Ein Kurs in Wundern, bat Helen Jesus um Rat in der Frage der körperlichen Auferstehung.
Helen: “Gab es eine physische Auferstehung?”
Jesus: “Mein Körper verschwand, weil ich mir keine Illusionen darüber machte. Die letzte war verschwunden. Er wurde in die Gruft gelegt, aber es gab nichts mehr zu begraben. Er ist nicht zerfallen, denn das Unwirkliche kann nicht sterben. Er wurde lediglich zu dem, was es immer war. Und das ist es, was "den Stein wegrollen" bedeutet. Der Körper entschwindet und verbirgt nicht mehr das, was dahinter liegt. Er hört lediglich auf, die Sicht zu behindern. Den Stein wegzurollen bedeutet, über das Grab, über den Tod hinaus zu schauen und die Nichtigkeit des Körpers zu verstehen. Was als Nichts verstanden wird, muss verschwinden. Ich habe danach eine menschliche Gestalt mit menschlichen Eigenschaften angenommen, um zu denen zu sprechen, die der Welt die Wertlosigkeit des Körpers beweisen sollten. Das ist sehr missverstanden worden. Ich kam, um ihnen zu sagen, dass der Tod eine Illusion ist und dass der Geist, der den Körper geschaffen hat, einen anderen schaffen kann, da die Form selbst eine Illusion ist. Sie haben es nicht verstanden. Aber jetzt spreche ich zu euch und gebe euch dieselbe Botschaft. Der Tod einer Illusion bedeutet nichts. Sie verschwindet, wenn ihr erwacht und beschließt, nicht mehr zu träumen. Und ihr habt immer noch die Macht, diese Entscheidung zu treffen, so wie ich es tat. Gott hält Seine Hand Seinem Sohn hin, um ihm zu helfen, aufzustehen und zu Ihm zurückzukehren. Ich kann helfen, denn die Welt ist Illusion und ‚ich habe die Welt überwunden’ [vergl. Johannes 16:33]. Schaut über das Grab, den Körper und die Illusion hinweg. Glaubt an nichts anderes als an den Geist und die Führung, die Gott euch gibt. Er kann den Körper nicht erschaffen haben, weil er (der Körper) eine Grenze ist. Er muss den Geist erschaffen haben, weil er (der Geist) unsterblich ist. Können diejenigen, die wie Er geschaffen sind, begrenzt sein? Der Körper ist das Symbol der Welt. Lasst ihn zurück. Er kann den Himmel nicht betreten. Aber ich kann euch dorthin bringen, wann immer ihr es wählt. Gemeinsam können wir zusehen, wie die Welt vergeht und ihr Symbol dabei ebenso verschwindet. Und dann, und dann ... darüber kann ich nicht sprechen. Ein Körper kann nicht ohne Illusionen bestehen, und die letzte, die überwunden wird, ist der Tod. Dies ist die Botschaft der Kreuzigung: Es gibt keine Rangfolge der Schwierigkeiten bei Wundern. Dies ist die Botschaft der Auferstehung: Illusionen sind Illusionen. Die Wahrheit ist wahr. Illusionen verschwinden. Nur die Wahrheit bleibt. Diese Lektionen mussten nun aber einmal erteilt werden, denn wenn der Stein des Todes weggewälzt ist, was ist dann zu sehen außer einem leeren Grab? Und das ist es, was ihr seht, die ihr mir ins Sonnenlicht folgt und weg vom Tod, vorbei an allen Illusionen, weiter zum Himmelstor, wo Gott Selbst kommen wird, um euch nach Hause zu holen.” (A Course in Miracles, Complete & Annotated Edition, Circle of Atonement)
Kreuzigung und Auferstehung aus Sicht von Ein Kurs in Wundern
Jesus wird in der Bibel mit den Worten zitiert: “Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan”. Was Jesus damit meint, wird im Kurs unmissverständlich dargelegt. Die Aussagen Jesu über Kreuzigung und Auferstehung lassen keine Fragen offen und sind eindeutig:
“Der finsterste deiner verborgenen Ecksteine hält deinen Glauben an die Schuld aus deinem Bewusstsein fern. An diesem finsteren und geheimen Ort liegt nämlich die Einsicht, dass du GOTTES SOHN verraten hast, indem du ihn zum Tod verurteilt hast. Du vermutest nicht einmal, dass diese mörderische, aber wahnsinnige Idee dort versteckt liegt, denn der Zerstörungsdrang des Ego ist so stark, dass nichts weniger als die Kreuzigung des GOTTESSOHNES das Ego letzten Endes zufrieden stellen kann. Es weiß nicht, wer der SOHN GOTTES ist, weil es blind ist. Doch lass es irgendwo Schuldlosigkeit wahrnehmen, und es wird versuchen, sie zu zerstören, weil es Angst hat.
Lass uns im stillen Licht der Wahrheit begreifen, dass du glaubst, du hättest GOTTES SOHN gekreuzigt. Du hast dieses »schreckliche« Geheimnis nicht eingestanden, weil es immer noch dein Wunsch wäre, ihn zu kreuzigen, wenn du ihn finden könntest. Doch der Wunsch hat ihn vor dir verborgen, weil dieser Wunsch sehr furchterregend ist, und deshalb fürchtest du dich, ihn zu finden. Du wirst mit diesem Wunsch, dich selbst zu töten, fertig, indem du nicht erkennst, wer du bist, und dich mit etwas anderem identifizierst. Du hast blindlings und wahllos Schuld projiziert, aber du hast ihre Quelle nicht aufgedeckt. Denn das Ego will dich tatsächlich töten, und wenn du dich mit ihm identifizierst, musst du glauben, dass sein Ziel das deine ist.
Ich sagte, dass die Kreuzigung das Symbol des Ego ist. Als es mit der wirklichen Schuldlosigkeit des GOTTESSOHNES konfrontiert wurde, versuchte es, ihn zu töten, und der Grund, den es vorgab, war der, dass Schuldlosigkeit eine Gotteslästerung sei. Für das Ego ist das Ego Gott, und Schuldlosigkeit muss als die endgültige Schuld gedeutet werden, die Mord völlig rechtfertigt. Du verstehst noch nicht, dass jede Angst, die du vielleicht im Zusammenhang mit diesem Kurs verspürst, letztlich von dieser Deutung herrührt; wenn du aber überdenkst, wie du auf ihn reagierst, wirst du immer mehr zur Überzeugung kommen, dass dem so ist.” (EKIW: Kapitel 13, II. 3.&5.-6.)
“Die Kreuzigung hatte keinen Anteil an der SÜHNE. Nur die Auferstehung wurde zu meiner Rolle darin. Sie ist das Symbol der Befreiung von der Schuld durch die Schuldlosigkeit. Wen du als schuldig wahrnimmst, den möchtest du kreuzigen. Doch erstattest du jedem, den du als schuldlos siehst, die Schuldlosigkeit zurück. Kreuzigung ist allezeit das Ziel des Ego. Es sieht jeden als schuldig an, und durch seine Verurteilung möchte es töten. Der HEILIGE GEIST sieht nur Schuldlosigkeit, und in SEINER Sanftheit möchte ER von der Angst befreien und der Liebe Herrschaft wiedereinsetzen. Die Macht der Liebe liegt in SEINER Sanftheit, die von GOTT ist und deshalb weder kreuzigen noch gekreuzigt werden kann. Der Tempel, den du wiederherstellst, wird zu deinem Altar, denn durch dich wurde er wiedererbaut. Und alles, was du GOTT gibst, ist dein. So erschafft ER, und so musst du wiederherstellen.” (EKIW: Kapitel 14, V. 10.)
“Meine Auferstehung kehrt jedes Mal wieder, wenn ich einen Bruder sicher an den Ort geleite, an dem die Reise endet und vergessen ist. Ich werde jedes Mal erneuert, wenn ein Bruder lernt, dass es einen Weg aus dem Elend und dem Schmerz gibt. Ich werde jedes Mal wiedergeboren, wenn der Geist eines Bruders sich zum Lichte in ihm wendet und Ausschau nach mir hält. Ich habe niemanden vergessen. Hilf mir jetzt, dich dorthin zurückzugeleiten, wo die Reise begann, um eine andere Wahl mit mir zu treffen.” (EKIW: Lektionen, FÜNFTE WIEDERHOLUNG, Einleitung 7.)
“Die Auferstehung ist ganz einfach das Besiegen oder Überwinden des Todes. Sie ist ein Wiedererwachen oder eine Wiedergeburt, eine Veränderung des Denkens über die Bedeutung der Welt. [...] Sie ist die Einladung an GOTT, SEINEN letzten Schritt zu tun. [...] Sie ist das alleinige Verlangen des SOHNES nach dem VATER.
Die Auferstehung ist die Leugnung des Todes, da sie die Bejahung des Lebens ist. Damit wird alles Denken der Welt völlig umgekehrt. [...]” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER 28, 1.-2.)
Als an diesem Sonntagmorgen kurz vor drei Uhr im Osten die ersten Zeichen des Tages erschienen, machten sich fünf dieser Frauen auf den Weg zum Grab Jesu. Sie hatten reichlich besondere Tinkturen zum Einbalsamieren vorbereitet und trugen viele Leinenbinden bei sich. Sie hatten vor, Jesu Leichnam eine gründlichere Totenölung zu geben und ihn mit den neuen Binden sorgfältiger zu umwickeln.
Die Frauen, die die Aufgabe, Jesu Leichnam einzubalsamieren, übernommen hatten, waren: Maria Magdalena, Maria, die Mutter der Alphäus-Zwillinge, Salome, die Mutter der Zebedäus Brüder, Johanna, die Frau des Chuza, und Susanna, die Tochter Ezras von Alexandrien.
Sie waren sehr überrascht, als sie den Stein vom Eingang des Grabes weggerollt fanden, umso mehr als sie auf dem Hinweg zueinander gesagt hatten: „Wer wird uns helfen, den Stein wegzurollen?“ Sie legten ihre Last nieder und begannen, einander ängstlich und mit großem Erstaunen anzusehen. Während sie vor Furcht zitternd dastanden, wagte sich Maria Magdalena um den kleineren Stein herum vor und war so kühn, die offene Gruft zu betreten. Zu dieser Stunde war der heraufdämmernde neue Tag gerade hell genug, um es Maria zu erlauben, einen Blick auf die Stelle, an der des Meisters Leichnam gelegen hatte, zu werfen und festzustellen, dass er verschwunden war. In der Steinnische, wohin sie Jesus gelegt hatten, erblickte Maria nur das gefaltete Tuch, auf dem sein Kopf geruht hatte, und die Binden, in die er gewickelt worden war - unversehrt und so wie sie auf dem Stein gelegen hatten, bevor die himmlischen Scharen den Körper entfernt hatten. Das bedeckende Laken lag am Fuße der Begräbnisnische.
Nachdem sich die fünf Frauen vom größten Schrecken erholt hatten, setzten sich alle auf den Stein beim Eingang und besprachen die Situation. Es war ihnen noch nicht aufgegangen, dass Jesus auferweckt worden war. Sie waren den Sabbat über allein gewesen, und sie mutmaßten, dass der Leichnam an eine andere Ruhestätte gebracht worden war. Aber während sie in ihrer Ratlosigkeit über eine solche Erklärung nachsannen, waren sie doch außerstande, sich die säuberliche Anordnung der Grabtücher zu erklären. Wie hatte der Leichnam nur entfernt werden können, während doch die ihn umwickelnden Binden in unveränderter Lage und offenbar intakt auf dem Grabsims belassen worden waren?
Während die Frauen in der frühen Dämmerstunde des neuen Tages dasaßen, schauten sie zur Seite und erblickten einen schweigenden und unbeweglichen Fremden. Einen Augenblick lang erschraken sie erneut, aber Maria Magdalena stürzte zu ihm hin und sprach ihn an in der Meinung, er sei der Gärtner. Sie sagte: „Wo habt ihr den Meister hingebracht? Wo hat man ihn hingelegt? Sag es uns, damit wir ihn holen können.“ Als der Fremde Maria keine Antwort gab, begann sie zu weinen. Da sprach Jesus zu den Frauen: „Wen sucht ihr?“ Maria erwiderte: „Wir suchen Jesus, der in Josephs Grab beigesetzt worden ist, aber er ist nicht mehr da. Weißt du, wo man ihn hingebracht hat?“ Da sagte Jesus: „Hat dieser Jesus euch nicht schon in Galiläa gesagt, dass er sterben, aber wieder auferstehen werde?“ Diese Worte versetzten die Frauen in großes Staunen, aber der Meister war derart verändert, dass sie ihn, der mit dem Rücken zum Dämmerlicht stand, noch nicht erkannten. Und während sie über seine Worte nachsannen, sagte er zu Magdalena in vertrautem Tonfall: „Maria.“ Und als sie dieses in so vertrautem Tone gesprochene, liebevolle Grußwort vernahm, wusste sie, dass es des Meisters Stimme war, und sie fiel ihm eilig mit dem Ausruf zu Füßen: „Mein Herr und mein Meister!“ Und alle anderen Frauen erkannten, dass es der Meister war, der in verherrlichter Gestalt vor ihnen stand, und sogleich knieten sie vor ihm nieder. Dies war die erste morontielle Erscheinung des Meisters.
Als Maria seine Füße umarmen wollte, sagte Jesus: „Berühre mich nicht, Maria, denn ich bin nicht so, wie du mich als Mensch gekannt hast. Ich werde eine Zeit lang in dieser Gestalt bei euch verweilen, bevor ich zum Vater aufsteige. Aber geht nun alle und sagt meinen Aposteln - und Petrus - dass ich auferstanden bin und dass ihr mit mir gesprochen habt.“
Nachdem sich die Frauen vom Schock ihrer Verblüffung erholt hatten, eilten sie zur Stadt und zum Hause von Elija Markus zurück, wo sie den zehn Aposteln alles, was ihnen zugestoßen war, berichteten; aber die Apostel waren nicht geneigt, ihnen Glauben zu schenken. Sie dachten zuerst, die Frauen hätten eine Vision gehabt; aber als Maria Magdalena die Worte, die Jesus zu ihr gesprochen hatte, wiederholte, und Petrus seinen Namen hörte, stürzte er aus dem oberen Raum, dicht gefolgt von Johannes, um zum Grab hinauszueilen und die Dinge mit eigenen Augen zu sehen.
Die Frauen berichteten den anderen Aposteln erneut von ihrem Gespräch mit Jesus, aber sie wollten ihnen nicht glauben; und sie gingen auch nicht wie Petrus und Johannes, um es selbst herauszufinden.
Da Johannes jünger war als Petrus, überholte er ihn und traf zuerst am Grab ein. Johannes blieb am Eingang stehen und erblickte das Grab genau so, wie Maria es beschrieben hatte. Gleich darauf stürzte Simon Petrus heran und sah beim Eintreten dasselbe leere Grab mit den in so besonderer Weise angeordneten Grabtüchern. Nachdem Petrus herausgekommen war, ging auch Johannes hinein und sah sich alles selber an. Darauf setzten sie sich beide auf den Stein, um über die Bedeutung dessen, was sie gesehen und gehört hatten, nachzusinnen. Und während sie dort saßen, gingen sie in Gedanken alles durch, was man ihnen von Jesus berichtet hatte, aber sie waren nicht in der Lage, klar zu erkennen, was geschehen war.
Petrus äußerte zuerst die Vermutung, das Grab sei geplündert worden und Feinde hätten den Leichnam gestohlen und vielleicht die Wachen bestochen. Aber Johannes hielt dem entgegen, dass das Grab wohl kaum so ordentlich zurückgelassen worden wäre, wenn man den Leichnam gestohlen hätte, und er warf auch die Frage auf, wie es kam, dass die Binden so offensichtlich unversehrt zurückgelassen worden waren. Und sie gingen wieder ins Grab zurück, um die Grabtücher näher zu prüfen. Als sie zum zweiten Mal aus dem Grab heraustraten, fanden sie Maria Magdalena, die zurückgekehrt war und vor dem Eingang weinte. Maria war in dem Glauben zu den Aposteln gegangen, Jesus sei vom Grab auferstanden, aber als sich alle weigerten, ihrem Bericht zu glauben, wurde sie niedergeschlagen und verzweifelt. Es zog sie in die Nähe des Grabes zurück, wo sie meinte, die vertraute Stimme Jesu gehört zu haben.
Als Maria noch so verweilte, nachdem Petrus und Johannes gegangen waren, erschien der Meister erneut vor ihr und sagte: „Zweifle nicht; habe den Mut zu glauben, was du gesehen und gehört hast. Geh zu meinen Aposteln zurück und sage ihnen von neuem, dass ich auferstanden bin, dass ich ihnen erscheinen werde und dass ich ihnen sehr bald nach Galiläa vorangehen werde, wie ich versprochen habe.“
Maria eilte zum Hause des Markus zurück und sagte den Aposteln, dass sie wieder mit Jesus gesprochen habe, aber sie wollten ihr nicht glauben. Als dann aber Petrus und Johannes zurückkehrten, hörten sie auf zu spotten, und Angst und Bangen erfüllten sie. Einzig Johannes Zebedäus war, wenn auch nur schwach, zu glauben geneigt, dass Jesus von den Toten auferstanden sei.
David Zebedäus wollte nicht mit den Aposteln streiten, aber im Weggehen sagte er: „Ihr seid die Apostel, und ihr solltet euch in diesen Dingen auskennen. Ich will nicht mit euch rechten; dessen ungeachtet kehre ich jetzt zum Hause des Nikodemus zurück, wo ich mich mit meinen Boten für heute morgen verabredet habe; und wenn sie alle beisammen sind, werde ich sie auf ihre letzte Mission als Ankündiger der Auferstehung des Meisters schicken. Ich habe den Meister sagen hören, dass er nach seinem Tode am dritten Tag auferstehen werde, und ich glaube ihm.“ Und mit diesen Worten an die Apostel verließ dieser selbsternannte Kommunikations- und Informationschef die niedergeschmetterten Botschafter des Königreichs. Beim Verlassen des oberen Raumes ließ er den Geldbeutel von Judas, der das ganze apostolische Gut enthielt, in den Schoß von Matthäus Levi fallen.
Die Apostel, das geistige Korps des Königreichs, sind an diesem Tag im Hause Elija Markus versammelt, wo sie Angst bekunden und Zweifel äußern, während die sechsundzwanzig Boten Davids, deren Handeln den ersten Versuch einer Sozialisierung des Evangeliums des Meisters von der Bruderschaft der Menschen darstellt, unter der Leitung ihres furchtlosen und tüchtigen Führers hinausgehen, um die Auferstehung des Retters einer Welt und eines Universums zu verkündigen. Und sie übernehmen diesen denkwürdigen Dienst, noch ehe Jesu berufene Stellvertreter gewillt sind, seinem Wort zu glauben oder die Aussagen von Augenzeugen ernst zu nehmen.
Diese sechsundzwanzig Boten wurden zum Hause des Lazarus in Bethanien und zu allen Glaubenszentren ausgesandt, von Beerscheba im Süden bis nach Damaskus und Sidon im Norden und von Philadelphia im Osten bis nach Alexandrien im Westen.
Nachdem David von seinen Brüdern Abschied genommen hatte, ging er zum Hause des Joseph, um seine Mutter abzuholen, und dann begaben sie sich hinaus nach Bethanien zu der wartenden Familie Jesu. David blieb in Bethanien bei Martha und Maria, bis diese ihr irdisches Besitztum verkauft hatten, und er begleitete sie auf ihrer Reise zu ihrem Bruder Lazarus in Philadelphia.
Von seiner morontiellen Auferstehung an bis zur Stunde seiner Himmelfahrt als Geist erschien Jesus den auf der Erde an ihn Glaubenden bei neunzehn verschiedenen Gelegenheiten in sichtbarer Gestalt. Er erschien weder seinen Feinden noch denen, die aus seinem Erscheinen in sichtbarer Gestalt keinen geistigen Nutzen ziehen konnten. Seine erste Erscheinung galt den fünf Frauen am Grab, seine zweite, ebenfalls am Grab, galt Maria Magdalena.
Die dritte Erscheinung ereignete sich an diesem Sonntag um die Mittagszeit in Bethanien. Kurz nach Mittag stand Jakobus, Jesu ältester Bruder, in Lazarus‘ Garten vor dem leeren Grab des auferweckten Bruders von Martha und Maria und beschäftigte sich in Gedanken mit den Nachrichten, die Davids Bote ihnen eine Stunde zuvor gebracht hatte. Da wurde sich Jakobus einer nahen Gegenwart bewusst, so als hätte ihn jemand an der Schulter berührt. Und als er sich umschaute, sah er neben sich eine seltsame Erscheinung allmählich Gestalt annehmen. Er war zu überrascht, um zu sprechen, und zu erschrocken, um zu fliehen. Und dann sprach die seltsame Gestalt die Worte: „Jakobus, ich komme, um dich zum Dienst am Königreich zu rufen. Tu dich ernsthaft mit deinen Brüdern zusammen und folge mir nach.“ Als Jakobus sich beim Namen nennen hörte, wusste er, dass Jesus, sein ältester Bruder ihn angesprochen hatte. Es fiel ihnen allen mehr oder weniger schwer, den Meister in seiner morontiellen Gestalt wieder zu erkennen, aber nur wenige von ihnen hatten irgendwelche Schwierigkeiten, seine Stimme zu erkennen oder sonst wie seine gewinnende Persönlichkeit zu identifizieren, nachdem er einmal mit ihnen zu sprechen begonnen hatte.
Als Jakobus erkannte, dass Jesus ihn anredete, fiel er auf die Knie nieder und rief: „Mein Vater und mein Bruder“, aber Jesus hieß ihn aufstehen, während er mit ihm redete. Und sie spazierten durch den Garten und unterhielten sich miteinander. Sie sprachen von Erlebnissen früherer Tage und beschäftigten sich mit den Ereignissen der nahen Zukunft. Als sie sich dem Hause näherten, sagte Jesus: „Lebewohl, Jakobus, bis ich euch alle zusammen begrüße.“
Und David musste nicht lange warten, denn Jesu vierte Erscheinung vor menschlichen Augen ereignete sich kurz vor zwei Uhr gerade hier im Hause von Martha und Maria, als er seiner irdischen Familie und ihren Freunden, zwanzig Personen an der Zahl, sichtbar erschien. Der Meister erschien im offenen hinteren Ausgang und sagte: „Friede sei mit euch. Grüße für die, die mir als Mensch vordem nahe waren, und Gemeinschaft mit meinen Brüdern und Schwestern im Königreich des Himmels. Wie konntet ihr nur zweifeln? Weshalb habt ihr so lange gezaudert, bevor ihr euch entschieden habt, dem Licht der Wahrheit von ganzem Herzen zu folgen? Kommt deshalb alle in die Gemeinschaft des Geistes der Wahrheit in des Vaters Königreich.“ Als sie sich vom ersten Schock ihres Staunens zu erholen begannen und auf ihn zugingen, um ihn zu umarmen, entschwand er ihren Blicken.
Die fünfte für menschliche Augen wahrnehmbare morontielle Erscheinung Jesu ereignete sich noch am gleichen Sonntagnachmittag gegen Viertel nach vier in Gegenwart von etwa fünfundzwanzig gläubigen Frauen, die im Hause Josephs von Arimathäa versammelt waren. Maria Magdalena war nur wenige Minuten vor dieser Erscheinung zu Josephs Haus zurückgekehrt. Und sie befand sich mitten in ihrer fesselnden Schilderung, als sich über alle eine plötzliche und feierliche Stille legte. Und sie gewahrten in ihrer Mitte die völlig sichtbare Gestalt des auferstandenen Jesus. Er grüßte sie mit den Worten: „Friede sei mit euch. In der Bruderschaft des Himmelreichs wird es weder Juden noch Heiden, weder Reiche noch Arme, weder Freie noch Sklaven, weder Männer noch Frauen geben. Auch ihr seid aufgerufen, die gute Nachricht von der Befreiung der Menschheit durch das Evangelium der Gottessohnschaft im Königreich des Himmels zu verkündigen. Geht hinaus in alle Welt, dieses Evangelium zu verkündigen und die Gläubigen in ihrem Glauben daran zu bestärken. Und während ihr das tut, vergesst nicht, für die Kranken zu sorgen und die Verzagten und Furchtsamen aufzurichten. Und ich werde immer bei euch sein, sogar in den fernsten Winkeln der Welt.“ Und nach diesen Worten entschwand er ihren Blicken, und die Frauen fielen in schweigender Anbetung auf die Knie.
Von den fünf morontiellen Erscheinungen Jesu, die bis dahin stattgefunden hatten, war Maria Magdalena Zeugin von vieren geworden.
Der Meister schob seine erste morontielle Erscheinung vor den Aposteln aus mehreren Gründen hinaus. Erstens wollte er, dass sie, nachdem sie von seiner Auferstehung erfahren hatten, Zeit hätten, alles gut zu überdenken, was er ihnen über seinen Tod und seine Auferstehung gesagt hatte, als er noch als Mensch unter ihnen weilte. Der Meister wollte, dass Petrus sich durch einige seiner besonderen Schwierigkeiten hindurchkämpfe, bevor er ihnen allen erscheinen würde. Zweitens wünschte er, dass Thomas zur Zeit seiner ersten Erscheinung bei ihnen sei.
Es war gegen halb neun Uhr an diesem Sonntagabend, als Jesus Simon Petrus im Garten des Hauses von Markus erschien. Es war seine achte morontielle Manifestation. Seit seiner Verleugnung des Meisters hatte Petrus unter einer schweren Last von Schuld und Zweifeln gelitten. Doch als sich Petrus nun an den liebevollen Blick des beim Portal des Hannas an ihm vorübergehenden Meisters erinnerte, und als er sich die wunderbare Botschaft durch den Kopf gehen ließ, die ihm die vom leeren Grabe zurückkehrenden Frauen am frühen Morgen gebracht hatten: „Geht und sagt meinen Aposteln - und Petrus“ -, als er über diese Zeichen des Erbarmens nachsann, begann sein Glaube seine Zweifel zu überwinden, und er stand still, ballte seine Fäuste und sprach mit lauter Stimme: „Ich glaube, dass er von den Toten auferstanden ist; ich geh‘ es meinen Brüdern sagen.“ Und als er das sagte, erschien vor ihm plötzlich die Gestalt eines Mannes, der in vertrautem Tonfall zu ihm sprach: „Petrus, der Feind wollte dich haben, aber ich wollte dich nicht aufgeben. Ich wusste, dass es nicht aus deinem Herzen kam, als du mich verleugnetest; deshalb vergab ich dir, noch ehe du mich darum batest; aber jetzt musst du aufhören, dich mit dir selbst und den Wirren der Stunde abzugeben, sondern dich bereit machen, denen, die in der Dunkelheit sind, die gute Nachricht des Evangeliums zu bringen. Du solltest dich nicht mehr damit befassen, was du vom Königreich bekommen könntest, sondern dir vielmehr darüber Gedanken machen, was du denen geben könntest, die in größter geistiger Armut leben. Gürte dich für den Kampf eines neuen Tages, Simon, für das Ringen mit der geistigen Finsternis und mit dem üblen Hang zum Zweifeln, der in der Natur des menschlichen Denkens liegt.“
Petrus und der morontielle Jesus spazierten durch den Garten und sprachen über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Dinge. Dann entschwand der Meister seinen Blicken mit den Worten: „Lebewohl, Petrus, bis ich dich mit deinen Brüdern wiedersehe.“
An diesem Abend kurz nach neun Uhr als die zehn Apostel dort im oberen Raum, dessen Türen sie aus Angst vor einer Verhaftung verriegelt hatten, beisammen waren, erschien der Meister auf einmal in morontieller Gestalt in ihrer Mitte und sagte: „Friede sei mit euch. Warum erschreckt ihr bei meinem Erscheinen so sehr, als sähet ihr einen Geist? Habe ich euch nicht von diesen Dingen gesprochen, als ich noch als ein Mensch unter euch weilte? Habe ich euch nicht gesagt, dass die obersten Priester und Führer mich dem Tod ausliefern würden, dass einer von euch mich verraten und dass ich am dritten Tag auferstehen würde? Weshalb all eure Zweifel und diese Diskussionen über die Berichte der Frauen, die von Kleopas und Jakob und sogar von Petrus? Wie lange noch wollt ihr meine Worte bezweifeln und euch weigern, meinen Versprechen zu glauben? Wollt ihr jetzt, da ihr mich wirklich seht, endlich glauben? Einer von euch ist jetzt immer noch abwesend. Wenn ihr wieder vollzählig seid und jeder von euch mit Bestimmtheit weiß, dass der Menschensohn vom Grab auferstanden ist, dann begebt euch von hier nach Galiläa. Habt Vertrauen in Gott; vertraut einander; und so sollt ihr in den neuen Dienst am Königreich des Himmels eintreten. Ich werde bei euch in Jerusalem verweilen, bis ihr bereit seid, nach Galiläa zu gehen. Ich lasse euch meinen Frieden.“
Nachdem der morontielle Jesus zu ihnen gesprochen hatte, entschwand er plötzlich ihren Blicken. Und sie fielen alle nieder, priesen Gott und verehrten ihren entschwundenen Meister. Dies war des Meisters neunte morontielle Erscheinung.
Die zehnte menschlicher Wahrnehmung zugängliche morontielle Manifestation ereignete sich am Dienstag, dem 11. April, kurz nach acht Uhr in Philadelphia, als Jesus sich Abner und Lazarus und etwa hundertundfünfzig ihrer Mitarbeiter zeigte, von denen über fünfzig dem evangelischen Korps der Siebzig angehörten. Diese Erscheinung geschah in der Synagoge gleich nach der Eröffnung eines besonderen, von Abner einberufenen Treffens, das der Besprechung der Kreuzigung Jesu und des jüngsten Berichts von seiner Auferstehung galt, den Davids Bote gebracht hatte. Da der auferstandene Lazarus jetzt zu dieser Gruppe von Gläubigen gehörte, fiel es ihnen nicht schwer, an die Nachricht zu glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden sei.
Abner und Lazarus, die zusammen am Lesepult standen, eröffneten gerade das Treffen in der Synagoge, als die gesamte Zuhörerschaft der Gläubigen sah, wie die Gestalt des Meisters plötzlich zwischen Abner und Lazarus erschien, ohne dass die beiden ihn bemerkt hätten. Von dort, wo er erschienen war, schritt er auf die Versammelten zu, begrüßte sie und sagte:
„Friede sei mit euch. Ihr wisst alle, dass wir nur einen Vater im Himmel haben und dass es nur ein Evangelium vom Königreich gibt - die gute Nachricht vom Geschenk des ewigen Lebens, das die Menschen durch den Glauben erhalten. Während ihr freudig dem Evangelium die Treue haltet, bittet den Vater der Wahrheit darum, in eure Herzen eine neue und größere Liebe zu euren Brüdern auszuschütten. Ihr sollt alle Menschen lieben, wie ich euch geliebt habe; ihr sollt allen Menschen dienen, wie ich euch gedient habe. Steht mit verstehender Anteilnahme und brüderlicher Zuneigung all euren Brüdern zur Seite, die sich der Verkündigung der guten Nachricht widmen, ob sie nun Juden oder Nichtjuden, Griechen oder Römer, Perser oder Äthiopier seien. Johannes hat das Königreich im Voraus angekündigt; ihr habt das Evangelium mit Macht gepredigt; schon lehren die Griechen die gute Nachricht; und bald werde ich den Geist der Wahrheit in die Seelen all dieser meiner Brüder senden, die ihr Leben so selbstlos der Erleuchtung ihrer sich in geistiger Finsternis befindlichen Mitmenschen verschrieben haben. Ihr seid alle Kinder des Lichts; stolpert deshalb nicht in die auf Missverständnissen beruhenden Verstrickungen irdischen Argwohns und menschlicher Intoleranz. Wenn ihr durch die veredelnde Gnade des Glaubens dahingelangt, Ungläubige zu lieben, solltet ihr dann eure Glaubensbrüder im weit verzweigten Hause des Glaubens nicht ebenso sehr lieben? Bedenkt, dass alle Menschen euch daran als meine Jünger erkennen werden, dass ihr einander liebt.”
„So geht nun in alle Welt hinaus und verkündet allen Völkern und Rassen dieses Evangelium von der Vaterschaft Gottes und von der Bruderschaft der Menschen, und seid immer weise in der Wahl eurer Methoden, wenn ihr den verschiedenen Rassen und Völkerstämmen der Menschheit die gute Nachricht vermittelt. Umsonst habt ihr dieses Evangelium vom Königreich empfangen, und umsonst werdet ihr allen Nationen die gute Nachricht bringen. Fürchtet euch nicht vor dem Widerstand des Bösen, denn ich bin immer bei euch, sogar bis ans Ende aller Tage. Und ich lasse euch meinen Frieden.“
Nach den Worten „Ich lasse euch meinen Frieden“ entschwand er ihren Blicken. Eine seiner Erscheinungen in Galiläa ausgenommen, als über fünfhundert Gläubige ihn auf einmal sahen, umfasste diese Gruppe in Philadelphia die größte Zahl von Sterblichen, die ihn bei einer einzigen Gelegenheit erblickten.
Dazwischen verbrachte Jesus auch ganze Tage in der Gesellschaft seiner morontiellen Gefährten.
Thomas verbrachte eine einsame Woche mit sich selbst auf den Höhen im Umkreis des Ölbergs. Während dieser Zeit sah er nur die Angehörigen von Simons Haus und Johannes Markus. Am Samstag, dem 15. April, fanden ihn die beiden Apostel gegen neun Uhr und nahmen ihn mit sich zurück zu ihrem Versammlungsort im Hause des Markus. Am nächsten Tag hörte sich Thomas die Erzählungen von den verschiedenen Erscheinungen des Meisters an, aber er weigerte sich beharrlich zu glauben.
Kurz nach sechs Uhr aßen sie ihr Abendbrot. Neben Thomas saßen auf der einen Seite Petrus und auf der anderen Nathanael, als der zweifelnde Apostel sagte: „Und ich werde nicht glauben, es sei denn, ich sehe den Meister mit eigenen Augen und lege meinen Finger auf die Wundmale der Nägel.“ Während sie so hinter sicher verschlossenen und verriegelten Türen beim Abendessen saßen, erschien der morontielle Meister auf einmal in der Mitte des Tischbogens direkt vor Thomas und sagte:
„Friede sei mit euch. Eine ganze Woche lang habe ich mit meinem Wiedererscheinen gewartet, damit ihr alle anwesend wäret, um wieder einmal den Auftrag zu hören, in alle Welt hinauszuziehen und dieses Evangelium vom Königreich zu predigen. Wiederum sage ich euch: So wie der Vater mich in die Welt gesandt hat, so sende ich euch hinaus. So wie ich den Vater offenbart habe, so sollt ihr die göttliche Liebe offenbaren, nicht nur mit Worten, sondern in eurem täglichen Leben. Ich sende euch aus, nicht die Seelen der Menschen zu lieben, sondern vielmehr die Menschen zu lieben. Ihr sollt nicht nur die Freuden des Himmels verkündigen, sondern diese Geistesrealitäten des göttlichen Lebens auch in eurem täglichen Verhalten zeigen, da ihr durch euren Glauben das ewige Leben als ein Geschenk Gottes bereits besitzt. Wenn ihr den Glauben habt und wenn die Macht von oben, der Geist der Wahrheit, auf euch herabgekommen sein wird, werdet ihr euer Licht nicht länger hier hinter verschlossenen Türen verbergen; ihr werdet die ganze Menschheit mit Gottes Liebe und Erbarmen bekanntmachen. Aus Angst geht ihr jetzt den Tatsachen einer unangenehmen Erfahrung aus dem Wege, aber nachdem ihr mit dem Geist der Wahrheit getauft sein werdet, werdet ihr mutig und freudig auf die neue Erfahrung zugehen, die gute Nachricht vom ewigen Leben im Königreich Gottes zu verkünden. Ihr mögt jetzt hier und in Galiläa noch kurze Zeit säumen, um euch zu erholen vom Schock des Übergangs von der falschen Sicherheit überlieferter Autorität zu der neuen Ordnung der Autorität der Tatsachen, der Wahrheit und des Glaubens an die höchsten Realitäten lebendiger Erfahrung. Eure Weltsendung gründet auf der Tatsache, dass ich unter euch ein Leben der Gottesoffenbarung gelebt habe; auf der Wahrheit, dass ihr und alle anderen Menschen die Söhne Gottes seid; und sie soll aus dem Leben bestehen, das ihr unter den Menschen führen werdet - die wirkliche und lebendige Erfahrung, die Menschen zu lieben und ihnen zu dienen, wie ich euch geliebt und euch gedient habe. Lasst euren Glauben der Welt euer Licht offenbaren; lasst die Offenbarung der Wahrheit die durch Tradition blind gewordenen Augen öffnen; lasst euer liebevolles Dienen die aus Unwissenheit hervorgegangenen Vorurteile wirksam zerstören. Indem ihr euch euren Mitmenschen in dieser Weise mit verständnisvoller Zuneigung und selbstloser Hingabe nähert, werdet ihr sie zum rettenden Wissen um des Vaters Liebe führen. Die Juden haben die Güte gepriesen; die Griechen haben die Schönheit gerühmt; die Hindu predigen Hingabe; die fernen Asketen lehren Ehrerbietung; die Römer verlangen Treue; ich aber verlange von meinen Jüngern Leben, eben ein Leben liebevollen Dienens an ihren irdischen Brüdern.“
Nachdem der Meister so gesprochen hatte, schaute er Thomas ins Gesicht und sprach: „Und du, Thomas, der du sagtest, du würdest nicht glauben, solange du mich nicht gesehen und deinen Finger auf die Nägelmale meiner Hände gelegt hättest, du hast mich jetzt gesehen und meine Worte gehört; und obwohl du an meinen Händen keine Nägelmale wahrnimmst, da ich in einer Gestalt auferstanden bin, wie auch du sie haben wirst, wenn du von dieser Welt gehst - was wirst du deinen Brüdern jetzt sagen? Du wirst die Wahrheit anerkennen, denn in deinem Herzen hattest du bereits zu glauben begonnen, selbst als du deinen Unglauben noch so zäh verteidigtest. Thomas, deine Zweifel behaupten sich immer dann am hartnäckigsten, wenn sie zu zerbröckeln beginnen. Thomas, ich sage dir: Lass ab von deinem Unglauben und glaube - und ich weiß, dass du glauben wirst, sogar von ganzem Herzen.“
Als Thomas diese Worte hörte, fiel er vor dem morontiellen Meister nieder und rief aus: „Ich glaube! Mein Herr und mein Meister!“ Da sagte Jesus zu Thomas: „Du hast geglaubt, Thomas, weil du mich wirklich gesehen und gehört hast. Gesegnet seien in den kommenden Zeitaltern jene, die glauben, ohne mit leiblichen Augen gesehen oder mit sterblichen Ohren gehört zu haben.“
Und während sich darauf des Meisters Gestalt zum oberen Tischende hin bewegte, richtete er das Wort an sie alle und sprach: „Geht jetzt alle nach Galiläa, wo ich euch bald erscheinen werde.“ Nach diesen Worten entschwand er ihren Blicken.
Die elf Apostel waren nun völlig überzeugt, dass Jesus von den Toten auferstanden war, und sehr früh am nächsten Morgen, noch vor Tagesanbruch, brachen sie nach Galiläa auf.
Am Freitagmorgen, dem 21. April gegen sechs Uhr, erschien der morontielle Meister den zehn Aposteln zum ersten Mal in Galiläa - es war seine dreizehnte Erscheinung -, als sich ihr Boot am üblichen Landeplatz in Bethsaida dem Ufer näherte. Die ganze Nacht hindurch mühten sie sich mit ihren Netzen ab, fingen aber keine Fische. Wie sie sich nun dem Ufer näherten, sahen sie am Strand nahe dem Anlegeplatz jemanden bei einem Feuer stehen. Keinem von ihnen kam der Gedanke, dass die Person am Ufer der Meister war.
Als sie den Anker auswarfen und sich anschickten, das kleine Boot zu besteigen, um an Land zu gehen, rief der Mann am Ufer ihnen zu: „Burschen, habt ihr etwas gefangen?“ Und als sie antworteten: „Nein“, sprach er wiederum: „Werft das Netz rechts vom Boot aus, dann werdet ihr Fische finden.“ Obwohl sie nicht wussten, dass es Jesus war, der ihnen den Wink gegeben hatte, warfen sie das Netz einmütig, wie angewiesen, aus, und augenblicklich war es gefüllt, so sehr, dass sie kaum imstande waren, es heraufzuziehen. Nun hatte Johannes Zebedäus eine schnelle Auffassungsgabe, und als er das schwer beladene Netz erblickte, ging ihm auf, dass es der Meister war, der hier zu ihnen gesprochen hatte. Als ihm dieser Gedanke kam, lehnte er sich hinüber zu Petrus und raunte ihm zu: „Es ist der Meister.“ Petrus war stets ein Mann unbesonnener Handlung und ungestümer Verehrung; kaum hatte Johannes ihm dies ins Ohr geflüstert, als er hochschnellte und sich ins Wasser warf, um desto geschwinder an des Meisters Seite zu sein. Nachdem seine Brüder, das Netz voller Fische hinter sich herschleppend, in dem kleinen Boot gelandet waren, folgten sie dicht hinter ihm.
Johannes Markus war mittlerweile aufgestanden, und als er die Apostel mit dem schwer beladenen Netz an Land kommen sah, rannte er zum Strand hinunter, um sie zu begrüßen. Als er aber elf statt zehn Männer erblickte, vermutete er, dass der Unbekannte der auferstandene Jesus sei, und während die erstaunten Zehn schweigend zusahen, stürzte der Jüngling auf den Meister zu, kniete zu seinen Füßen nieder und sagte: „Mein Herr und mein Meister.“ Und darauf sagte Jesus nicht wie in Jerusalem, als er sie mit „Friede sei mit euch“ begrüßt hatte, sondern in vertrautem Ton zu Johannes Markus: „Nun, Johannes, ich freue mich, dich im sorglosen Galiläa wieder zu sehen, wo wir gut miteinander plaudern können. Bleibe bei uns, Johannes, und frühstücke mit uns.“
Als die Apostel ihren Fang an Land gebracht hatten, zählten sie die Fische, und es waren 153 große Exemplare.
Die Zahl 153
Die Zahl 153 hat wegen ihrer außergewöhnlichen mathematischen Eigenschaften und der Erwähnung im Johannesevangelium eine besondere Beachtung gefunden. Auch im Urantia Buch wird sie erwähnt. Da die Anzahl der Fische an sich nicht von Bedeutung ist, muss hinter der Nennung dieser Zahl eine Symbolik stehen. Die Frage ist nur welche?
153 ist eine Dreieckszahl zur Basis 17, das heißt, sie entspricht der Summe der Zahlen von 1 bis 17. Die Zahl 153 ist die kleinste Armstrong-Zahl, da für sie gilt, dass die Summe der Kuben ihrer einzelnen Ziffern wieder 153 ergibt. Die Ziffernsumme von 153 ist 9, also 3 mal 3. Ein Hinweis auf die Trinität ist unübersehbar, aber dafür allein hätte es dieser speziellen Zahl nicht bedurft.
Wegen der Verbindung zur 9 und zur 3 wird die Zahl 153 manchmal auch mit dem Enneagramm in Verbindung gebracht. Nach der Numerologie des Pythagoras ist die Summe aller Arten in der Natur 153. 153 ist auch die Anzahl der Kapitel der ersten vier Bücher der christlichen Bibel (Genesis, Exodus, Levitikus und Numeri), die mit den ersten vier Büchern des jüdischen Tanach identisch sind.
Es ist einer mangelnden Wahrnehmung des Hebräischen als Hintergrund und Kontext der neutestamentlichen Texte zuzuschreiben, wenn in der langen Geschichte der Deutung dieser Zahl die bis heute präsente Bildbedeutung unbeachtet blieb, welche in der hebräischen Philologie jedem Buchstaben zu eigen ist, und deren Heranziehung eine wesentliche verbale Aussage der Zahl entbirgt.
Stellt man die Zahl 153 in der hebräischen Schreibweise dar, in der die Zahlen, vor allem im religiösen Kontext, mit den Schriftzeichen der Buchstabenreihe benannt werden, so enthalten diese Buchstaben in der hebräischen Tradition die Bilder von Kamel, Fisch und Nadelöhr. Die aus den anderen drei Evangelien bekannte Konstellation von Kamel und Nadelöhr erscheint hier um ein drittes Element ergänzt, um den Fisch.
Das Symbol des Fisches für Christus, welches für gewöhnlich mit dem griechischen Akrostichon Ichthys = Fisch, gebildet aus Iesous Christos Theou Hyios Soter (Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser), erklärt wird, geht tatsächlich auf eine ältere hebräische Bedeutung des Fisches zurück.
Die Antwort auf die Frage nach der Symbolik dieser Zahl lautet also: Der Evangelist Johannes erklärt damit den Lesern seiner Niederschrift das Rätsel, wie das Wunder der Errettung auch der Reichen möglich wird: nämlich durch Jesus Christus, der als Sohn Gottes zum Erlöser wird.
Jesus unterhielt sich mit den zehn Aposteln und Johannes Markus über eine Stunde lang, und dann ging er mit jeweils zweien von ihnen im Gespräch am Ufer auf und ab - aber es waren nicht dieselben Paare, die er anfangs zu lehren ausgeschickt hatte. Alle elf Apostel waren zusammen von Jerusalem herabgekommen, aber Simon Zelotes wurde immer mutloser, als sie sich Galiläa näherten, und als sie Bethsaida erreichten, verließ er seine Brüder und kehrte nach Hause zurück.
Bevor sich Jesus an diesem Morgen von ihnen verabschiedete, gab er Weisung, zwei Apostel sollten sich bereit erklären, zu Simon Zelotes zu gehen und ihn noch am selben Tag zurückzubringen. Und das taten Petrus und Andreas.
Als sie fertig gefrühstückt hatten, begann Jesus paarweise Gespräche mit den Aposteln. Er gab immer zwei Aposteln ein Zeichen, dass sie mit ihm einen Spaziergang am Ufer machen sollten. Erwähnt seien hier nur die besonderen Schlussworte zu den Alphäus-Zwillingen Jakobus und Judas: “Nichts, was ein Gottessohn tut, kann gewöhnlich sein. Verrichtet deshalb eure Arbeit von jetzt an wie für Gott. Und wenn ihr auf dieser Welt am Ende angelangt seid, habe ich andere und bessere Welten, wo ihr ebenso für mich arbeiten werdet. Und bei all dieser Arbeit auf dieser und anderen Welten werde ich mit euch arbeiten, und mein Geist soll in euch wohnen.”
Es war fast zehn Uhr, als Jesus von seinem Gespräch mit den Alphäus-Zwillingen zurückkehrte, und als er von den Aposteln schied, sagte er: „Lebt wohl, bis ich euch alle morgen um die Mittagszeit auf dem Berg eurer Weihe wieder sehe.“ Nach diesen Worten entschwand er ihren Blicken.
Samstagmittag, den 22. April, versammelten sich die elf Apostel wie verabredet auf dem Berg in der Nähe von Kapernaum, und Jesus erschien in ihrer Mitte. Dieses Treffen fand auf dem Berg statt, wo der Meister ihnen als seinen Aposteln und Botschaftern des Königreichs des Vaters auf Erden einen Sonderstatus verliehen hatte. Es war die vierzehnte morontielle Erscheinung des Meisters.
Diesmal knieten die elf Apostel in einem Kreis um den Meister und hörten, wie er ihren Auftrag wiederholte, und schauten zu, wie er wiederum den Akt der Weihe vollzog, genau wie damals, als er sie erstmalig in ihre besondere Arbeit für das Königreich einsetzte. Und das alles, des Meisters Gebet ausgenommen, rief ihnen ihre einstige feierliche Verpflichtung auf den Dienst für den Vater in Erinnerung. Als der Meister - der morontielle Jesus - jetzt betete, geschah es in einem Ton von solcher Majestät und mit Worten von solcher Macht, wie die Apostel sie nie zuvor vernommen hatten. Ihr Meister sprach jetzt mit den Lenkern der Universen als einer, der in seinem eigenen Universum alle ihm anvertraute Macht und Autorität übernommen hatte. Und die elf Männer vergaßen dieses Erlebnis der morontiellen Erneuerung ihres früheren Gelöbnisses als Botschafter nie wieder. Der Meister verbrachte genau eine Stunde mit seinen Botschaftern auf dem Berg, und nachdem er liebevoll von ihnen Abschied genommen hatte, entschwand er ihren Blicken.
Die Nachricht von Jesu Erscheinungen verbreitete sich in ganz Galiläa, und jeden Tag kamen Gläubige in größerer Zahl zum Hause des Zebedäus, um etwas über des Meisters Auferstehung zu erfahren und die Wahrheit über diese angeblichen Erscheinungen herauszufinden. Zu Beginn der Woche gab Petrus bekannt, dass am nächsten Sabbat um drei Uhr nachmittags am Seeufer eine öffentliche Versammlung stattfinden werde.
Also fanden sich am Samstag, dem 29. April um drei Uhr, über fünfhundert Gläubige aus der Umgebung von Kapernaum in Bethsaida ein, um Petrus bei seiner ersten öffentlichen Predigt seit der Auferstehung zu hören. Der Apostel war in Hochform, und nachdem er seine mitreißende Ansprache beendet hatte, zweifelten nur noch wenige seiner Zuhörer daran, dass der Meister von den Toten auferstanden war.
Petrus beschloss seine Predigt mit den Worten: „Wir bekräftigen, dass Jesus von Nazareth nicht tot ist; wir erklären, dass er vom Grab auferstanden ist; wir verkünden, dass wir ihn gesehen und mit ihm gesprochen haben.“ Gerade als er dieses Glaubensbekenntnis beendet hatte, erschien der Meister in morontieller Gestalt für alle Leute deutlich sichtbar neben ihm, und in vertrautem Ton sagte er zu ihnen: „Friede sei mit euch, und meinen Frieden lasse ich euch.“ Nachdem er so erschienen war und gesprochen hatte, entschwand er ihren Blicken. Das war die fünfzehnte morontielle Manifestation des auferstandenen Jesus.
Am Donnerstagabend hielten die Apostel im oberen Raum des Hause von Johannes Markus eine wunderbare Versammlung ab, und alle bis auf Thomas, Simon Zelotes und die Alphäus-Zwillinge gelobten, sich zum öffentlichen Predigen des neuen Evangeliums vom auferstandenen Herrn aufzumachen. Und schon hatten die ersten Schritte zur Umwandlung des Evangeliums vom Königreich - von der Gottessohnschaft und Bruderschaft mit den Menschen - in die Verkündigung der Auferstehung Jesu begonnen. Nathanael stemmte sich gegen diese Verlagerung des Kerngedankens ihrer öffentlichen Botschaft, aber er vermochte sich weder der Beredsamkeit des Petrus zu widersetzen, noch kam er gegen die Begeisterung der Jünger, insbesondere der gläubigen Frauen, auf.
Und so, noch ehe der Meister zum Vater aufgestiegen war, begannen seine wohlmeinenden Stellvertreter unter der energischen Führung von Petrus mit dem subtilen Prozess der allmählichen und sicheren Verwandlung der Religion von Jesus in eine neue und abgeänderte Form einer Religion über Jesus.
Jesu sechzehnte morontielle Manifestation ereignete sich am Freitag, dem 5. Mai um neun Uhr abends im Hof des Nikodemus. An diesem Abend hatten die Gläubigen von Jerusalem seit der Auferstehung ihren ersten Versuch gemacht, einander zu treffen. Es waren da zu diesem Zeitpunkt versammelt die elf Apostel, das Korps der Frauen mit ihren Mitarbeiterinnen und rund fünfzig weitere führende Jünger des Meisters einschließlich einer Anzahl Griechen. Über eine halbe Stunde lang hatten diese Gläubigen zwanglos miteinander gesprochen, als plötzlich der morontielle Meister sehr gut sichtbar erschien und sie sofort zu unterweisen begann. Jesus sagte:
„Friede sei mit euch. Dies ist der repräsentativste Kreis von Gläubigen - Aposteln und Jüngern, Männern und Frauen - dem ich seit meiner Befreiung vom Körper erschienen bin. Ich rufe euch jetzt zu Zeugen an, dass ich euch im Voraus gesagt habe, mein Aufenthalt unter euch müsse zu Ende gehen; ich habe euch gesagt, dass ich bald zum Vater zurückkehren muss. Und dann habe ich euch in aller Klarheit gesagt, dass die obersten Priester und Führer der Juden mich dem Tod überantworten würden und dass ich vom Grabe auferstehen würde. Warum habt ihr euch denn erlaubt, derart aus der Fassung zu geraten, als all das eingetreten ist? Und weshalb wart ihr so überrascht, als ich am dritten Tag vom Grabe auferstand? Ihr habt mir nicht zu glauben vermocht, weil ihr wohl meine Worte gehört, aber ihren Sinn nicht verstanden habt.”
„Und ihr solltet jetzt gut auf meine Worte hören, um ja nicht wieder denselben Fehler zu begehen, meiner Unterweisung zwar mit dem Verstand zuzuhören, dabei aber zu verfehlen, in euren Herzen ihren Sinn zu verstehen. Seit ich unter euch weilte als einer von euch, lehrte ich euch, mein einziges Ziel sei, meinen Vater im Himmel seinen Kindern auf Erden zu offenbaren. Ich habe diese Gott offenbarende Selbsthingabe gelebt, damit ihr den Weg der Gotteserfahrung gehen könnt. Ich habe euch Gott als euren Vater im Himmel offenbart; und euch selber habe ich als Gottes Söhne auf Erden offenbart. Es ist eine Tatsache, dass Gott euch, seine Söhne, liebt. Durch euren Glauben an mein Wort wird diese Tatsache in euren Herzen zu einer ewigen und lebendigen Wahrheit. Wenn ihr durch den lebendigen Glauben auf göttliche Weise gottesbewusst werdet, dann seid ihr aus dem Geiste geboren als Kinder des Lichts und Lebens, eben dieses ewigen Lebens, dank dessen ihr im Universum der Universen aufsteigen und die Erfahrung machen werdet, Gott den Vater im Paradies zu finden.”
„Ich ermahne euch, stets zu beherzigen, dass eure Sendung unter den Menschen darin besteht, das Evangelium vom Königreich zu verkünden - die Realität der Vaterschaft Gottes und die Wahrheit der Sohnschaft der Menschen. Verkündet die ganze Wahrheit der guten Nachricht, nicht nur einen Teil des rettenden Evangeliums. Eure Botschaft erfährt durch mein Auferstehungserlebnis keine Änderung. Die Gottessohnschaft durch den Glauben bleibt die rettende Wahrheit des Evangeliums vom Königreich. Ihr müsst hinausziehen, um die Liebe Gottes und den Dienst an den Menschen zu predigen. Was der Welt zu wissen am meisten Not tut, ist dies: Die Menschen sind die Söhne Gottes, und durch den Glauben können sie sich dieser erhebenden Wahrheit tatsächlich bewusst werden und sie täglich erfahren. Meine Selbsthingabe sollte allen Menschen helfen zu wissen, dass sie Kinder Gottes sind, aber ein solches Wissen wird nicht genügen, wenn es ihnen nicht gelingt, durch ihren Glauben persönlich die rettende Wahrheit zu erfassen, dass sie die lebendigen Geistessöhne des ewigen Vaters sind. Das Evangelium vom Königreich handelt von der Liebe des Vaters und vom Dienen seiner Kinder auf Erden.”
„Ihr teilt hier miteinander das Wissen um meine Auferstehung von den Toten, aber daran ist nichts Erstaunliches. Ich habe die Macht, mein Leben abzulegen und es wieder aufzunehmen; solche Macht verleiht der Vater seinen Paradies-Söhnen. Vielmehr sollte das Wissen eure Herzen bewegen, dass bald nachdem ich Josephs neues Grab verlassen habe, die Toten eines Zeitalters mit dem ewigen Aufstieg begonnen haben. Ich habe mein Leben als Mensch gelebt, um zu zeigen, wie ihr durch liebendes Dienen für eure Mitmenschen zu Gottesoffenbarern werden könnt, genau so wie ich für euch dadurch zu einem Gottesoffenbarer geworden bin, dass ich euch geliebt und euch gedient habe. Ich habe unter euch als Menschensohn gelebt, damit ihr und alle anderen Menschen wisst, dass ihr alle in der Tat Söhne Gottes seid. Geht deshalb jetzt in alle Welt hinaus, um allen Menschen dieses Evangelium vom Königreich des Himmels zu predigen. Liebt alle Menschen, wie ich euch geliebt habe; dient euren Mitmenschen, wie ich euch gedient habe. Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Wartet hier in Jerusalem nur so lange, bis ich zum Vater gehe und euch den Geist der Wahrheit sende. Dieser wird euch in die umfassendere Wahrheit führen, und ich werde mit euch in alle Welt hinausgehen. Ich bin immer bei euch, und meinen Frieden lasse ich euch.“
Als der Meister so zu ihnen gesprochen hatte, entschwand er ihren Blicken. Die Gläubigen zerstreuten sich erst gegen Morgengrauen; die ganze Nacht hindurch blieben sie zusammen und diskutierten ernsthaft des Meisters Ermahnungen und sannen miteinander über alles nach, was ihnen widerfahren war. Jakob Zebedäus und andere Apostel erzählten ihnen auch von ihren Erlebnissen mit dem morontiellen Meister in Galiläa und berichteten, wie er ihnen dreimal erschienen war.
Früh am Donnerstagmorgen, dem 18. Mai, erschien Jesus zum neunzehnten und letzten Mal als morontielle Persönlichkeit auf Erden. Als sich die elf Apostel im oberen Raum des Hauses von Maria Markus gerade zum Frühstück setzen wollten, erschien er ihnen und sagte:
„Friede sei mit euch. Ich habe euch aufgefordert, hier in Jerusalem zu warten, bis ich zum Vater aufsteige und sogar bis ich euch den Geist der Wahrheit sende, der bald über alle Menschen ausgegossen werden wird und der euch mit Kraft von oben ausrüsten wird.“ Simon Zelotes unterbrach Jesus mit der Frage: „Meister, willst du demnach das Königreich wiederherstellen, und werden wir sehen, wie sich Gottes Herrlichkeit auf Erden zeigt?“ Jesus hörte sich Simons Frage an und antwortete: „Simon, du klammerst dich immer noch an deine alten Vorstellungen von einem jüdischen Messias und einem materiellen Königreich. Aber geistige Kraft wird dir zuteil werden, wenn einmal der Geist auf dich herabgekommen ist, und du wirst bald in alle Welt hinausgehen, um das Evangelium vom Königreich zu predigen. Wie der Vater mich in die Welt gesandt hat, so sende ich euch. Und ich wünsche, dass ihr euch liebt und einander vertraut. Judas ist nicht mehr bei euch, weil seine Liebe erkaltete und weil er euch, seinen treuen Brüdern, das Vertrauen verweigerte. Habt ihr nicht in der Schrift gelesen, wo geschrieben steht: ‚Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein. Niemand lebt für sich selbst‘? Und wo es auch heißt: ‚Wer Freunde haben möchte, muss sich freundlich zeigen‘? Und habe ich euch nicht auch immer zu zweit zum Lehren ausgesandt, damit ihr euch nicht einsam fühltet und nicht auf die Abwege und in die Nöte der Isolation gerietet? Ihr wisst auch gut, dass ich, als ich inkarniert war, mir nie erlaubt habe, lange Zeit allein zu bleiben. Vom Beginn unseres Zusammenlebens an hatte ich ständig zwei oder drei von euch an meiner Seite oder in Reichweite, selbst wenn ich mit meinem Vater in Verbindung trat. Setzt deshalb euer Vertrauen ineinander und vertraut euch einander an. Und das tut umso mehr Not, als ich euch noch heute allein in der Welt zurücklassen werde. Die Stunde ist gekommen; ich bin im Begriff, zum Vater zu gehen.“
Als er gesprochen hatte, gab er ihnen ein Zeichen, mit ihm zu kommen, und er führte sie hinaus auf den Ölberg, wo er sich von ihnen verabschiedete, bevor er die Erde verließ. Es war ein feierlicher Gang zum Ölberg. Keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort von dem Augenblick an, da sie den oberen Raum verließen, bis Jesus mit ihnen auf dem Ölberg anhielt.
Es war fast halb acht Uhr an diesem Donnerstagmorgen, dem 18. Mai, als Jesus mit seinen elf schweigenden und ziemlich ratlosen Aposteln auf dem Westabhang des Ölbergs ankam. Von dieser Stelle aus, etwa zwei Drittel bergaufwärts, konnten sie Jerusalem überschauen und auf Gethsemane hinunterblicken. Jesus ging nun daran, sein letztes Abschiedswort an die Apostel zu richten, bevor er die Erde verließ. Als er so vor ihnen stand, knieten sie unaufgefordert im Kreis um ihn nieder, und der Meister sagte:
„Ich habe euch geheißen, in Jerusalem zu bleiben, bis euch Macht vom Himmel gegeben würde. Ich bin im Begriff, euch zu verlassen; ich werde jetzt zu meinem Vater aufsteigen, und bald, sehr bald werden wir den Geist der Wahrheit in diese Welt, in der ich gelebt habe, senden; sobald der Geist gekommen ist, werdet ihr mit der neuen Verkündigung des Evangeliums vom Königreich beginnen, zuerst in Jerusalem und danach bis an die äußersten Enden der Welt. Liebt die Menschen mit derselben Liebe, mit der ich euch geliebt habe und dient euren sterblichen Kameraden so, wie ich euch gedient habe. Nötigt die Seelen, durch die Früchte des Geistes, die ihr in eurem Leben erbringt, an die Wahrheit zu glauben, dass der Mensch ein Sohn Gottes ist und dass alle Menschen Brüder sind. Erinnert euch an alles, was ich euch gelehrt habe und an das Leben, das ich unter euch gelebt habe. Meine Liebe überschattet euch, mein Geist wird bei euch wohnen und mein Friede soll auf euch ruhen. Lebt wohl.“
Nachdem der morontielle Meister so gesprochen hatte, entschwand er ihren Blicken. Diese sogenannte Himmelfahrt Jesu unterschied sich in keiner Weise von der Art, wie er sich während der vierzig Tage seines morontiellen Werdegangs auf der Erde jeweils den Blicken der Sterblichen entzogen hatte.
Nach der Ausgießung des Geistes der Wahrheit zogen die Jünger hinaus, mit Macht von oben erfüllt, und predigten dem Volk die frohe Botschaft - die Errettung durch Jesus - aber sie stolperten ungewollt in den Irrtum, die eigentliche Evangeliumsbotschaft durch einige mit dem Evangelium verknüpfte Tatsachen zu ersetzen. Petrus machte unabsichtlich den Anfang mit diesem Irrtum, und andere folgten ihm darin bis hin zu Paulus, der ausgehend von einer neuen Version der guten Nachricht eine neue Religion schuf.
Das Evangelium vom Königreich ist: die Tatsache der Vaterschaft Gottes in Verbindung mit der sich daraus ergebenden Wahrheit der Sohnschaft-Bruderschaft der Menschen. Das Christentum, wie es sich von diesem Tag an entwickelte, ist: die Tatsache Gottes als des Vaters des Herrn Jesus Christus verbunden mit der Erfahrung des Gläubigen, mit dem auferstandenen und verherrlichten Christus Gemeinschaft zu haben.
Es ist nicht verwunderlich, dass diese vom Geist erfüllten Menschen die Gelegenheit ergriffen, ihre Gefühle des Triumphs über die Kräfte auszudrücken, die versucht hatten, ihren Meister zu vernichten und dem Einfluss seiner Lehren ein Ende zu setzen. In einem Augenblick wie diesem war es leichter, sich an ihr persönliches Zusammensein mit Jesus zu erinnern und sich von der Gewissheit begeistern zu lassen, dass der Meister weiterlebte, dass ihre Freundschaft kein Ende genommen hatte und dass der Geist tatsächlich über sie gekommen war, wie er es versprochen hatte.
Diese Gläubigen fühlten sich plötzlich in eine andere Welt entrückt, in eine neue Existenz der Freude, der Macht und der Herrlichkeit. Der Meister hatte ihnen gesagt, das Königreich werde mit Macht kommen, und einige von ihnen dachten, sie fingen an zu erfassen, was er damit gemeint hatte.
Und wenn man all das in Betracht zieht, fällt es nicht schwer zu verstehen, wie diese Menschen dazu kamen, anstelle ihrer früheren Botschaft von der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft der Menschen ein neues Evangelium über Jesus zu predigen.
Jesus lebte und lehrte auf Erden ein Evangelium, das den Menschen von dem Aberglauben erlöste, er sei ein Kind des Teufels, und ihn zu der Würde eines durch den Glauben zum Gottessohn Gewordenen emporhob. Jesu Botschaft, wie er sie damals predigte und lebte, vermochte die geistigen Schwierigkeiten der Menschen in den Tagen ihrer Verkündigung wirksam zu lösen. Und jetzt, da er persönlich die Welt verlassen hat, sendet er statt seiner den Geist der Wahrheit, der bestimmt ist, im Menschen zu leben und Jesu Botschaft für jede neue Generation stets neu zu formulieren, damit jede frisch auf der Erde erscheinende Gruppe von Sterblichen eine neue und moderne Version des Evangeliums besitze - d. h. gerade jene persönliche Erleuchtung und kollektive Führung, die sich für die immer neuen und verschiedenartigen geistigen Schwierigkeiten der Menschen als wirksame Lösung erweisen werden.
Die erste Mission dieses Geistes besteht natürlich darin, die Wahrheit wachsen und persönlich werden zu lassen, denn das Erfassen der Wahrheit stellt die höchste Form menschlicher Freiheit dar. Alsdann ist es das Ziel dieses Geistes, dem Gefühl von Verwaistsein des Gläubigen ein Ende zu machen. Nachdem Jesus unter den Menschen gelebt hat, würden alle Gläubigen unter einem Gefühl des Verlassenseins leiden, hätte nicht der Geist der Wahrheit im Menschenherzen Wohnung genommen.
Es geht nicht darum, sich des verliehenen Geistes der Wahrheit intellektuell stark bewusst zu werden. Der Geist bewirkt nie ein Bewusstsein seiner selbst, sondern nur ein Bewusstsein von Michael, dem Sohn. Von Anfang an lehrte Jesus, dass der Geist nicht selber sprechen werde. Deshalb wird man den Beweis der Gemeinschaft mit dem Geist der Wahrheit nicht im Bewusstsein von diesem Geist finden, sondern in der Erfahrung verstärkter Gemeinschaft mit Michael.
Der Geist kam auch, um den Menschen zu helfen, sich der Worte des Meisters zu erinnern und sie zu verstehen, und um sein Erdenleben zu erhellen und neu zu interpretieren.
Und weiter kam der Geist der Wahrheit, um dem Gläubigen zu helfen, selber zu einem Zeugen für die Realität der Lehren Jesu und seines Lebens zu werden, das er als Mensch gelebt hatte und jetzt wieder von neuem und abermals in jedem einzelnen Gläubigen jeder vorübergehenden Generation geisterfüllter Gottessöhne lebt.
Daraus geht hervor, dass der Geist der Wahrheit wirklich kommt, um alle Gläubigen in alle Wahrheit zu führen, in die sich erweiternde Erfahrung eines lebendigen und wachsenden geistigen Bewusstseins von der Realität ewiger und aufsteigender Gottessohnschaft.
Jesus lebte ein Leben, das einen Menschen offenbart, der dem väterlichen Willen unterworfen ist, aber kein Beispiel, dem jeder Mensch wörtlich zu folgen versuchen sollte. Sein irdisches Leben zusammen mit seinem Tod am Kreuz und der darauf folgenden Auferstehung wurde bald zu einem neuen Evangelium vom Sühneopfer, das dargebracht wurde, um den Menschen aus den Klauen des Teufels loszukaufen - um der Verurteilung durch einen beleidigten Gott zu entgehen. Obwohl das Evangelium stark entstellt wurde, bleibt trotzdem die Tatsache bestehen, dass diese neue Botschaft über Jesus viele der fundamentalen Wahrheiten und Lehren seines ursprünglichen Evangeliums vom Königreich enthielt. Und früher oder später werden diese verborgenen Wahrheiten von der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft der Menschen hervorkommen und die Zivilisation der gesamten Menschheit wirksam umwandeln.
Aber diese intellektuellen Irrtümer hinderten die Gläubigen in keiner Weise daran, im geistigen Wachstum große Fortschritte zu machen. In weniger als einem Monat nach der Ausschüttung des Geistes der Wahrheit machten die Apostel bedeutendere individuelle geistige Fortschritte als während ihres fast vierjährigen persönlichen und liebevollen Zusammenseins mit dem Meister. Ebenso wenig behinderte die Ersetzung der rettenden Evangeliums Wahrheit der Gottessohnschaft durch die Tatsache der Auferstehung Jesu in irgendeiner Weise die rasche Ausbreitung ihrer Lehren; im Gegenteil schien diese Überschattung von Jesu Botschaft durch die neuen Lehren über seine Person und Auferstehung das Predigen der guten Nachricht bedeutend zu erleichtern.
Der Ausdruck „Taufe durch den Geist“, der in jener Zeit allgemein gebräuchlich wurde, bedeutete nur den bewussten Empfang der Gabe des Geistes der Wahrheit und die persönliche Anerkennung dieser neuen geistigen Macht als einer Verstärkung der von gottesbewussten Seelen bislang erfahrenen geistigen Einwirkungen.
Das Kommen des Geistes der Wahrheit zu Pfingsten machte eine Religion möglich, die weder radikal noch konservativ ist; sie ist weder alt noch neu; sie soll weder von den Alten noch von den Jungen dominiert werden. Die Tatsache von Jesu Erdenleben liefert einen Fixpunkt für den Anker der Zeit, während die Verleihung des Geistes der Wahrheit für die immerdauernde Expansion und das endlose Wachstum der von Jesus gelebten Religion und des von ihm verkündeten Evangeliums sorgt. Der Geist führt in alle Wahrheit; er ist der Lehrer einer expandierenden und stetig wachsenden Religion endlosen Fortschritts und göttlicher Entfaltung. Dieser neue Lehrer wird dem Gläubigen, der nach der Wahrheit sucht, unaufhörlich das enthüllen, was in der Person und im Wesen des Menschensohnes so göttlich verborgen war.
Die mit der Gabe des „neuen Lehrers“ einhergehenden Manifestationen und die Aufnahme der Predigt der Apostel durch die in Jerusalem zusammengekommenen Menschen verschiedener Rassen und Nationen sind ein Zeichen für die Universalität der Religion Jesu. Das Evangelium vom Königreich sollte mit keiner bestimmten Rasse, Kultur oder Sprache identifiziert werden. Der Pfingsttag sah die große Anstrengung des Geistes, um Jesu Religion von ihren ererbten jüdischen Fesseln zu befreien. Sogar noch nach dieser demonstrativen Ausschüttung des Geistes auf alle Menschen bemühten sich die Apostel am Anfang eifrig darum, ihren Neubekehrten die Forderungen des Judaismus aufzuerlegen. Auch Paulus bekam Schwierigkeiten mit seinen Brüdern in Jerusalem, weil er sich weigerte, die Nichtjuden diesen jüdischen Praktiken zu unterwerfen. Keine offenbarte Religion kann sich über die ganze Welt verbreiten, wenn sie den schweren Fehler macht, sich von nationaler Kultur durchdringen oder sich mit bestehenden völkischen, sozialen oder wirtschaftlichen Praktiken in Verbindung bringen zu lassen.
Vor Pfingsten hatten die Apostel viel aufgegeben, um Jesus zu folgen. Sie hatten ihr Zuhause, ihre Familien, Freunde, weltlichen Güter und Stellungen geopfert. Zu Pfingsten gaben sie Gott sich selbst, und der Vater und der Sohn antworteten, indem sie den Menschen sich selbst gaben - indem sie ihre Geiste sandten, um in den Menschen zu wohnen. Diese Erfahrung, das Selbst zu verlieren und den Geist zu finden, war nicht emotional; es war ein Akt intelligenter Selbstaufgabe und rückhaltloser Weihung.
Das Kommen des Geistes der Wahrheit läutert das menschliche Herz und bringt den Empfänger dahin, seine Lebensaufgabe einzig in der Ausrichtung auf den Willen Gottes und das Wohlergehen der Menschen zu sehen. Der materielle Geist der Selbstsucht ist von diesem neuen geistigen Geschenk der Selbstlosigkeit verschlungen worden. Pfingsten bedeutet damals wie heute, dass der geschichtliche Jesus zum göttlichen Sohn einer lebendigen Erfahrung geworden ist. Wenn die Freude des ausgegossenen Geistes im menschlichen Leben bewusst erfahren wird, belebt sie die Gesundheit, regt das Denken an und ist eine nie versiegende Energie für die Seele.
„Das Reich Gottes ist in euch“ war wahrscheinlich der größte Ausspruch, den Jesus je gemacht hat, neben der Erklärung, dass sein Vater ein lebendiger und liebender Geist sei.
Zentrale Themen
“Die Wahrheit lässt sich nur erfahren. Man kann sie nicht beschreiben, und man kann sie nicht erklären. Ich kann dir die Bedingungen der Wahrheit zu Bewusstsein bringen, die Erfahrung aber ist von GOTT. Gemeinsam können wir ihre Bedingungen erfüllen, die Wahrheit aber wird von selbst in dir heraufdämmern.” (EKIW: Kapitel 8, VI. 9. 8.-11.)
“Die Einführung der Vernunft in das Gedankensystem des Ego ist der Anfang von dessen Aufhebung, denn die Vernunft und das Ego widersprechen einander. Auch können sie in deinem Bewusstsein nicht nebeneinander existieren. Denn die Vernunft zielt darauf ab, klar und deshalb offensichtlich zu machen.” (EKIW: Kapitel 22, III. 1. 1.-3.)
Spiritualität
Spiritualität (von lateinisch spiritus ,Geist, Hauch‘) ist die Suche, die Hinwendung, die unmittelbare Anschauung oder das subjektive Erleben einer sinnlich nicht fassbaren und rational nicht erklärbaren transzendenten Wirklichkeit.
Der Weg des geistigen Übens mit dem Ziel der Vereinigung mit einer höheren Wirklichkeit (Gott, Transzendenz) ist ein Aspekt von Spiritualität. Spiritualität verbindet alle Religionen und spirituellen Richtungen miteinander. Spiritualität heißt Ausrichtung des Lebens auf die Erfahrung einer höheren Wirklichkeit. Spiritualität heißt, nach einem höheren Sinn zu streben und sein Leben nach diesem höheren Sinn auszurichten.
Alle wahrhaft spirituellen Wege verweisen im Kern mit unterschiedlichen Worten auf ein und dieselbe Wahrheit jenseits der Worte. Es geht um die Berichtigung der falschen, egoischen Wahrnehmung und diese Berichtigung ist wahre Wahrnehmung. Sie wird nicht von Dauer sein. Doch für die Zeit, die sie andauert, kommt sie, um zu heilen. Wahre Wahrnehmung ist ein Heilmittel mit vielen Namen. Vergebung, Erlösung, Sühne, Versöhnung, wahre Wahrnehmung - sie sind alle eins. Und dies ist die einzige Funktion, die wir hier haben. Sie ist der eine Anfang mit dem Ziel und Ende, zum EINSSEIN weit jenseits ihrer selbst zu führen.
Auferstehung, Wiedererwachen, vollständige Erleuchtung sind Begriffe, mit denen dasselbe gemeint ist. Es ist der vollständige Triumph des wahren SELBST über das Ego, nicht durch Angriff, sondern durch Transzendenz. Es ist die Einladung an GOTT, SEINEN letzten Schritt zu tun, indem ER uns zu SICH emporhebt. Jener Augenblick ist unser Ziel, denn er enthält die Erinnerung an GOTT.
Illusion / Trennung
Erlösungsweg
erlöster Zustand
Hinduismus (Advaita Vedanta)
Maya (Illusion) / Samsara
rechte Unterscheidung / Moksha oder Mukti
Atman (absolutes Selbst, ewige Essenz des Geistes)
Harmonie mit dem Tao (= GOTT), Verwirklichung des Tao
Mystische Alchemie
Schwärzung (Fäulnis): Individuation
Weißung: Vergeistigung, Erleuchtung
Rötung: Vereinigung des Menschen mit Gott
Kabbala (jüdische Mystik)
gebrochener Zustand dieser Welt
Gebet, Meditation, Studium der heiligen Schriften
Vereinigung mit dem Göttlichen
Gnostizismus
Demiurg
Erkenntnis
Pneuma
Christliche Mystik
Verhülltheit des Geistes
Zurücknahme des ‚Ich‘
Unio Mystica
EKIW
Ego = Illusion der Trennung → Selbst
Vergebung, heilige Beziehung
SELBST / CHRISTUS
Alle wahrhaft spirituellen Lehrer weisen mit unterschiedlichen Symbolen und Konzepten auf die eine Wahrheit jenseits der Worte hin, wie Machiventa Melchizedek, Lao-Tse, Siddhartha Gautama, Jesus, Adi Shankara, Meister Eckhart, Mary Baker Eddy, Ramana Maharshi, Paramahansa Yogananda, Krishnamurti, Peace Pilgrim, Ram Dass und gegenwärtig lebende Lehrer wie Byron Katie, A. H. Almaas, Mooji, Eckhart Tolle oder christliche Mystiker wie David Steindl-Rast und der Ein-Kurs-in-Wundern-Lehrer und Mystiker David Hoffmeister.
In den folgenden Abschnitten dieser Website sind einige Kapitel stark von David Hoffmeisters Buch "This Moment Is Your Miracle" inspiriert. Es handelt sich um folgende Kapitel: Urteil, Wahrnehmung, Angst, Schuld, Private Gedanken, Führung, Vertrauen, Akzeptanz, Geistesfrieden, Von den besonderen Beziehungen zur heiligen Beziehung, Heilige Beziehung, Ausdehnung von innen heraus, Heilung, Vergebung, Ein Hilfsmittel für inneren Frieden, Von Gefallsucht zu echter Empathie, Kommunikation, Zusammenarbeit.
Die Meister, welche die Erde betraten, sind diejenigen, die sich weigerten, die Gesetze dieser Welt der Dualität als Wirklichkeit anzuerkennen. Kurz gesagt: Meister sind jene, die sich nur für die LIEBE entschieden haben - in jedem Augenblick, in jedem Moment, unter allen Umständen. Selbst als sie verfolgt, unterdrückt oder getötet wurden. Es spielt keine Rolle, welcher Art die Philosophie, die Tradition, die Religion war - es ist das, was jeder Meister tat. Die Lektion der LIEBE ist uns äußerst klar dargelegt worden; es wurde uns immer und immer wieder vor Augen geführt: in allen Zeitaltern und an allen Orten, in allen unseren “Leben” und in jedem Moment. Die Stimme für GOTT bedient sich des ganzen Universums, um uns diese Wahrheit nahe zu bringen: in Liedern und Geschichten, in der Dichtung und im Tanz, in Worten, in Filmen und in Büchern. Vom höchsten Berggipfel erschallt sie, am allertiefsten Ort ist ihr Wispern zu vernehmen. Durch die Korridore jedweder menschlicher Erfahrung hallt diese Wahrheit wider: LIEBE ist die Antwort. Von uns - braucht es die Bereitschaft zu hören.
Es braucht Mut und Disziplin, den ganzen Tag auf die Stimme für GOTT zu hören. Viele spirituelle Schulen sind deshalb dazu übergegangen, scheinbar der gesamten Welt zu entsagen. Das heißt, diejenigen, die wirklich hingebungsvoll spirituell üben, sind nicht selten sogar bereit, auf alles “Weltliche” zu verzichten, sowohl auf Besitz, auf Sex, als auch auf Ehe und Familie, also alles, was uns in dieser Welt scheinbar irgendwie verführen kann. Sie verpflichten sich zu Gehorsam und Demut.
Wenn die Wahrheit forderte, dass wir die Welt aufgeben sollten, würde es uns erscheinen, als würde sie das Opfern von etwas verlangen, was wirklich ist. Viele haben sich entschieden, der Welt zu entsagen, obschon sie nach wie vor an ihre Wirklichkeit glauben. Und sie haben unter einem Gefühl des Verlusts gelitten und wurden dementsprechend nicht befreit.
In Ein Kurs in Wundern ist das alles nicht erforderlich, und das aus gutem Grund. Denn es ist ein Irrtum zu denken, dass etwas Äußeres unser spirituelles Wachstum tatsächlich begrenzen kann, dass es besonders sündige Dinge im Außen gibt, Dinge, die extrem unspirituell sind. Das ist einfach nicht wahr, denn die ganze Welt ist unspirituell, weil sie nicht Spirit ist. In dem Moment, in dem etwas nicht Geist ist, ist es nicht spirituell. Es gibt überhaupt keine Unterschiede, und gerade das Beurteilen von Aspekten der Welt ist der "Sündenfall", der Eintritt in die Illusion der Trennung.
Was aber der Grund ist, warum es Mut braucht, aufrichtig und tief ins Üben zu kommen, ist einfach die Tatsache, dass GOTT für die Wahrheit steht. GOTT wird niemals unsere Illusion wahr machen. GOTT wird niemals unseren Versuch unterstützen, aus der von ihm geschaffenen EINHEIT eine Illusion der Dualität zu machen. ER wird uns nie dabei unterstützen diese Welt als wirklich erscheinen zu lassen.
GOTT ist eine Herausforderung. Denn die Existenz GOTTES bedeutet, dass wir uns nicht mit uns als Person zufriedengeben können, dass etwas möglich ist, das über uns steht - dass ein höherer Zustand, ein absoluter Bewusstseinszustand möglich ist. Nichts anderes heißt “GOTT”. Wer Angst vor Herausforderungen hat, vor Risiken, Gefahren, vor Selbstveränderung, vor Verwandlung, wird immer leugnen, dass es GOTT gibt - oder er wird die Erreichbarkeit leugnen. Sein Leugnen zeigt, wie er denkt; sein Leugnen sagt etwas über ihn, nicht über das Göttliche aus. GOTT ist kein Ding - etwas, das sich beweisen oder widerlegen ließe. GOTT ist kein Objekt, über das wir uns eine Meinung bilden könnten, dafür oder dagegen. GOTT ist eine Möglichkeit in uns. GOTT ist nicht etwas Äußerliches, sondern eine Möglichkeit in unserem Innern - jenseits des persönlichen Ich-Gefühls.
Die Konzentration auf das eigene Ich und der Versuch, durch eigene Anstrengung angenehme Gefühle hervorzurufen, also ein individuelles Streben nach Glück ohne Ausrichtung auf ein transzendentes Ziel - auf GOTT - hat nichts mit Spiritualität zu tun. Das alleinige Streben nach einem angenehmen weltlichen Lebensgefühl ist der Weg des Egos, richtig widersinnig wird es, wenn dieses Streben als spirituell verstanden wird. Das wird gerne übersehen, ganz einfach weil unser Verstand bei dem Versuch, mit unserem Unwissen und Misstrauen umzugehen, so unglaublich komplex geworden ist.
Auch wenn ich hier die Gemeinsamkeit der verschiedenen spirituellen Wege aufzeige, ist es nicht hilfreich, sie zu vermischen, da dies nur zu weiterer Verwirrung und unnötigen Verzögerungen führt. Im Westen herrscht zur Zeit eine große Verwirrung, eine Vermischung der verschiedensten Wege und Techniken. Es gibt aber spirituelle Techniken, die nicht miteinander kombiniert werden können, weil sie unterschiedliche Wege darstellen. Zum Beispiel Yoga und Tantra im ursprünglichen Sinne unterscheiden sich grundsätzlich. Beide führen zum gleichen Ziel, aber ihre Wege sind nicht nur verschieden, sondern entgegengesetzt. Im Yoga muss man kämpfen; Yoga ist der Weg des Kriegers. Das ist der vordergründige Reiz des Yoga, weil diese Sprache auch der vom Ego getriebene Verstand versteht. Auf dem Weg des Tantra kommt Kämpfen überhaupt nicht in Frage. Im Gegenteil, hier muss man alles zulassen - jedoch mit Bewusstheit. Yoga ist Unterdrückung mit Bewusstheit: Tantra ist Zulassen mit Bewusstheit. Es ist das Ego, das uns glauben lässt, wir könnten aus verschiedenen spirituellen Richtungen unsere eigene Vorstellung von Spiritualität zusammenbasteln. Es steht uns nicht frei, den Lehrplan zu wählen, nicht einmal die Form, in der wir ihn lernen werden. Wir sind allerdings frei zu entscheiden, wann wir ihn lernen wollen. Es gibt verschiedene Formen, d.h. verschiedene Symbole, aber der Lehrplan ist immer derselbe, und in welcher Form wir ihn lernen, ist uns gegeben. Ein Mensch, der im indischen Kulturkreis lebt, wird ihn vielleicht in Form der Bhagavad Gita lernen und dort lesen: "Was unwirklich ist, kann niemals sein, was wirklich ist, kann niemals enden. Diese Wahrheit haben die Seher erkannt.” Ein Mensch im Westen wird ihn vielleicht mit Hilfe des Neuen Testaments lernen und dort lesen "... denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig." oder in Form von Ein Kurs in Wundern: "Nichts Wirkliches kann bedroht werden. Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Frieden GOTTES."
Wenn wir uns also einmal auf die Suche nach GOTT machen, ist das der endgültige Beweis dafür, dass GOTT uns schon gefunden hat. Mit anderen Worten: Wir brauchen die Wahrheit nicht zu suchen, sie findet uns, wenn wir innerlich dazu bereit sind. Ein spiritueller Weg ist etwas, das uns gegeben ist; unser Beitrag besteht in der Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen, in dem aufrichtigen Verlangen nach der Wahrheit - der Wahrheit jenseits der Worte.
Seit der Morgendämmerung der Zivilisation hat jede ansprechende Bewegung gesellschaftlicher Kultur oder religiösen Fortschritts ein Ritual, ein symbolisches Zeremoniell, hervorgebracht. Der Kult hat die Gefühle geschützt und die Empfindungen befriedigt, aber er ist immer das größte Hindernis geistigen Fortschritts gewesen. Der frühe christliche Kult war das wirksamste, ansprechendste und dauerhafteste aller je ersonnenen oder erfundenen Rituale. Die große Gefahr bei alledem ist, dass das Ritual die Tendenz hat, zu einem Ersatz für wahrhafte Spiritualität zu werden. Auch eine Routine als solche ist gefährlich, weil sie leicht selbst zu einem Gott wird und eben jene Ziele bedroht, für die sie aufgestellt wurde.
Für viele moderne westliche Menschen ist die tägliche Yogastunde zu einem Ritual geworden, das kaum noch etwas mit einer Ausrichtung auf GOTT zu tun hat. Eine Yogastunde macht für eine kurze Zeit ein angenehmes Gefühl, das ist unbestreitbar, aber ohne die Ausrichtung auf GOTT ist dieses Gefühl genauso vergänglich und damit bedeutungslos wie alles in der Welt von Raum und Zeit, die das Ego gemacht hat.
Yoga (Sanskrit für: anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren) ist eine aus Indien stammende spirituelle Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen bzw. Praktiken wie Yama, Niyama, Asanas, Pranayama, Pratyahara, Kriyas, Meditation und Askese umfasst. Der Begriff Yoga kann sowohl „Vereinigung“ oder „Integration“ bedeuten, als auch im Sinne von „Anschirren“ (vgl. „jochen“) des Körpers zur Sammlung und Konzentration mit dem Ziel der Einswerden mit dem Göttlichen. Die Yogis verbrachten Jahrzehnte, wenn nicht sogar ihr ganzes Leben, in Einsiedeleien mit ihrem Meister oder allein in Höhlen im Himalaya. Traditioneller, indischer Yoga unterscheidet sich grundsätzlich vom westlichen, modernen Yoga und enthält sehr viel komplexere Lehren und Praktiken als die modernen Formen. Das moderne westliche Verständnis von Yoga führt eher zu einer Verstärkung der Identifikation mit dem Körper als zu einer Befreiung von dieser Identifikation. Es dient in erster Linie dazu, die Identifikation mit dem Körper angenehmer zu gestalten und nicht dazu, sich von der Identifikation mit dem Körper zu lösen. Wieder einmal ist es dem Ego gelungen, ein durchaus hilfreiches Konzept so zu verdrehen, dass es seinem Denksystem dient. Dies zeigt sich auch darin, womit modernes Yoga kombiniert wird (Bier-Yoga, Ziegen-Yoga, Welpen-Yoga, Yoga und Brunch, Yoga und Wein, Yoga und Detox, Yoga und Krafttraining, Disco-Yoga, …). Das Ego benutzt Yoga, um seinen Tempel den Körper zu optimieren und um seine grundlegende Aggressivität unter einem Mantel scheinbarer Sanftheit und Liebe zu verstecken.
In der Einleitung von Ein Kurs in Wundern heißt es: "Der Kurs zielt nicht darauf ab, die Bedeutung der Liebe zu lehren, denn das ist jenseits dessen, was gelehrt werden kann. Er zielt vielmehr darauf ab, die Blockaden zu entfernen, die dich daran hindern, dir der Gegenwart der Liebe, die dein angestammtes Erbe ist, bewusst zu sein." Anders ausgedrückt, bedeutet dies: Von Licht und Liebe zu reden ist nichts. Doch das wahrhaftige Verlangen danach und die totale Hingabe ist alles.
Der göttliche Geist tritt mit dem Menschen nicht über Gefühle und Emotionen in Kontakt, sondern in der Zone des höchsten und vergeistigten Denkens. Unsere Gedanken sind es, und nicht unsere Gefühle, die uns gottwärts leiten. Der Geist, der GOTT tatsächlich erkennt, ist der reine Geist. Solch innere und geistige Verbindung nennt man geistige Schau oder CHRISTI Schau. Das sogenannte dritte Auge ist ein Symbol für die geistige Schau.
Die Tatsache der wahren Spiritualität besteht ganz und gar in der spirituellen Erfahrung. All jene Menschen, die eine derartige Erfahrung gemacht haben, brauchen keine Argumente, die für GOTTES Wirklichkeit sprechen, während für alle anderen Menschen, die GOTTES nicht in dieser Weise sicher sind, kein denkbares Argument je wahrhaft überzeugend sein kann.
Aber Frieden wird ohne Glauben niemals erlangt, denn was der Wahrheit als seinem einzigen Ziel hingegeben wird, das wird der Wahrheit durch den Glauben überbracht. Glaube heilt und vereinigt. Der Glaube ist das Gegenteil der Angst und ebenso ein Teil der Liebe, wie die Angst ein Teil des Angriffs ist. Der Glaube ist die Anerkennung des Vereintseins. Der Glaube ist ein Lernziel, das dann nicht mehr benötigt wird, wenn die Lektion gelernt ist.
Die Methode hinter Ein Kurs in Wundern ist das, worauf auch Sutra 101 in der alten tantrischen Schrift Vigyan Bhairav Tantra verweist: “Glaub dich allwissend, allmächtig, allumfassend.” Glaube meint hier nicht den blinden Glauben an etwas, von dem man überhaupt keine Ahnung hat, an das man aber glaubt, weil man sich davon einen persönlichen Nutzen verspricht. Beim Glauben im spirituellen Sinne geht es um ein intuitives Wissen, um die Richtigkeit einer Botschaft, und nur deshalb folgt man dieser Botschaft. Mit diesem Ausdruck “glaub dich …” ist nicht gesagt, dass wir uns intellektuell überzeugen sollten: Überzeugt sein heißt, dass wir unsere ausdiskutierten Beweise haben und es daher mit Argumenten belegen können. Glauben dagegen heißt, dass wir keine wissenschaftlich belegbaren Gründe haben: Wir können keine Vernunftgründe anführen, und wenn man uns fragt, müssen wir passen. Aber innerlich stehen wir auf festem Boden. Wir spüren intuitiv: “So ist es.”
Der Glaube lässt sich leicht gegen die Erkenntnis eintauschen. Und Erkenntnis ist das Ziel. Deswegen verweist Jesus in den Ergänzungen zu Ein Kurs in Wundern auch auf Folgendes: „Überhaupt ist der Glaube an GOTT kein wirklich sinnvolles Konzept, denn GOTT kann nur erkannt werden. Glaube beinhaltet, dass Unglaube möglich ist, aber die Erkenntnis GOTTES hat kein wirkliches Gegenteil. GOTT nicht zu erkennen heißt, keine Erkenntnis zu haben, und genau dahin führt alle Nichtvergebung. Und ohne Erkenntnis kann man nur Glauben haben.“
Bei Spiritualität geht es im Wesentlichen nicht um Konzepte oder darum, über Spiritualität zu sprechen, auch wenn auf dem spirituellen Weg Konzepte gebraucht werden, sondern es handelt sich in jedem Fall um intensive Zustände und Erfahrungen, die direkte Auswirkungen auf die Lebensführung und die ethischen Vorstellungen des Menschen haben. Doch Ethik ist kein Ersatz für Spiritualität, sondern Spiritualität ist eine Ursache und Ethik ein Resultat.
Die moderne Vorstellung einer „humanistischen oder säkularen Spiritualität“, also Spiritualität ohne Transzendenzbezug, ist völlig widersinnig. Jesus weist im Kurs in diesem Zusammenhang auf Folgendes hin: „In dieser Welt gibt es die erstaunliche Tendenz, widersprüchliche Wörter in einem Begriff zu verbinden, ohne den Widerspruch überhaupt wahrzunehmen.“
Und so ist der Begriff Spiritualität zu einem vielfach verschwommenen Modewort geworden, läuft unter den Oberbegriffen Esoterik und Lebenshilfe und ist auch bereits in nahezu allen profanen Bereichen präsent. Aktuell findet der Begriff Spiritualität auch als Schlagwort Anwendung, im Zusammenhang mit New Age und alternativer Heilkunde, und auch politisch im Programm und der Bezeichnung einer Partei. Die Werbe- und Marketingbranche betrachtet Spiritualität als Produkt auf einem „Sinnmarkt“. Eine Werbeagentur definiert sie folgendermaßen: „Ganz traditionelle Player wie die Kirchen kämpfen mit ganz neuen Playern um den Markt des Seelenheils. Spiritualität wird in Zukunft Bestandteil eines modernen Lebensstils sein, der sich an Nachhaltigkeit und Qualität orientiert. Spiritualität im 21. Jahrhundert erstreckt sich auf eine große Zahl von Bedürfnissen, beispielsweise auf Lebenshilfe, Ernährung, Gesundheit, Beratung und Coaching. Das persönliche Lebensgefühl und die eigene Identität werden durch Spiritualität aufgewertet.“
Die Werbebranche bringt das Ego-Denksystem wunderbar zum Ausdruck, sie weiß sehr genau, dass sie die Menschen denen sie Dinge verkaufen will, die diese nicht unbedingt brauchen, davon überzeugen muss, dass diese Dinge dem etwas hinzufügen, wie sie sich selbst sehen oder von anderen gesehen werden, mit anderen Worten, dass ihr Selbstgefühl - ihre scheinbare Identität - eine Aufwertung erfährt. Das tut die Werbung zum Beispiel, indem sie uns erzählt, dass wir uns durch das betreffende Produkt von der Menge abheben und infolgedessen mehr wir selbst sind. Wir kaufen also in vielen Fällen kein Produkt, sondern einen Identitätsverstärker. Für den modernen Ego-Geist sind auch Religion und Spiritualität nur noch ein Produkt zur Verstärkung der persönlichen Identität. Der unbewusste Zwang zur Identifikation ist strukturell bedingt, es ist die grundsätzliche Art und Weise, wie der Ego-Geist funktioniert. Bei wahrer Spiritualität geht es um die Befreiung aus der Identifikation mit dieser Welt, um die Befreiung aus der Identifikation mit einem persönlichen Selbst.
Das zentrale Missverständnis vieler moderner spiritueller Wege ist die Verwechslung des persönlichen Selbst mit dem wahren SELBST. Auch bei der Arbeit mit Ein Kurs in Wundern ist darauf zu achten. Es ist immer genau darauf zu achten, worauf sich das “Ich” oder “Du” im Text bezieht. Wenn es z.B. heißt: “Ich bin, wie GOTT mich schuf.”, “Die Herrlichkeit meines VATERS ist meine eigene.” oder “Mein SELBST ist Herrscher des Universums.”, dann beziehen sich diese Aussagen immer auf unsere Wirklichkeit als das eine wahre SELBST als reiner GEIST und nie auf unser persönliches Selbst als Mensch.
Jesus weist im Kurs sehr deutlich auf Folgendes hin: “Von dir aus kannst du nichts von alledem [Erlösung] tun. Zu glauben, du könntest es, heißt, dein Vertrauen in das zu setzen, wo Vertrauen ungerechtfertigt ist, und Angst, Beklommenheit, Depression, Ärger und Leid zu rechtfertigen.” Das bedeutet, dass wir als Person nichts tun können, weil die Person eine Illusion ist, weil die Person das Problem ist. Das einzige, was auf der individuellen Ebene von uns verlangt wird, ist die Bereitschaft, unser falsches Selbstkonzept vom GEIST berichtigen zu lassen.
Die vollkommene Glückseligkeit der EINHEIT erfahren wir nicht als Selbst, sondern das Ende der Illusion einer Person ist Glückseligkeit, ist Freiheit, ist Existenz. Einssein ist Freiheit. Nicht etwa, dass wir dann persönlich frei werden, wohlgemerkt: Wir sind nicht mehr. In Wirklichkeit tritt Freiheit erst dann ein, wenn wir nicht da sind. Das Problem ist, wie man das ausdrücken soll: Wenn du nicht bist, ist Freiheit. Buddha soll gesagt haben: “Du wirst keine Seligkeit erleben. Wenn du nicht bist, ist das Seligkeit. Nicht du wirst befreit werden. Du wirst von dir selbst befreit werden.” Freiheit heißt also nicht: Freiheit des Egos; Freiheit heißt: Freiheit vom Ego.
Es wird in der Bibel in der Tat gesagt: “Kein Mensch erblickt das ANGESICHT GOTTES und lebt.”(2.Mose 33,20) Diese Aussage bedeutet einfach, dass der Geist, der noch nicht erleuchtet ist und daher in Angst lebt, in der Wahrnehmung lebt, dass er selbst getrennt ist von GOTT, nicht das ANGESICHT GOTTES, die WIRKLICHKEIT GOTTES, erblicken kann und leben. Das war überhaupt keine angstvolle Aussage. Es war einfach die WAHRHEIT. Denn wenn der Geist schaut und sieht, “Es gibt nur GOTT und ICH BIN DAS,” ist das falsche Selbst in der Tat gestorben. Wo ist es hingegangen? Nirgendwo hin. Weil es niemals überhaupt existiert hat.
Das Streben des Ego-Geistes nach einem von GOTT getrennten Selbst, nach einem durch Identifikation erzeugten Konzept, nach einem illusionären Ich-Gefühl, ist die Ursache allen Leidens. Der Aufbau von einem Konzept des Selbst ist es, wozu das Lernen der Welt dient. Das Konzept des Selbst ist ein Götze, der dazu gemacht ist, den Platz unserer Wirklichkeit als SOHN GOTTES einzunehmen. Das Konzept des Selbst, das die Welt lehrt, ist nicht das Ding, das es zu sein scheint - es ist eine Illusion. Man könnte die Ziele, des illusionären Selbst, auch so beschreiben, dass man sagt, sie drehen sich alle um „persönliche“ Interessen. Da wir in Wahrheit keine persönlichen Interessen haben, drehen sich seine Ziele tatsächlich um nichts. Das Ego ist die bruderlose Illusion und das Selbst, das allein zu sein scheint im ganzen Universum. Es ist ein Ding des Wahnsinns und überhaupt keine Wirklichkeit, nur ein Traum. Das Ego ist nichts, aber in einer Form, die wie etwas zu sein scheint.
Das Ego versucht immer, den grundlegenden Konflikt aufrechtzuerhalten, der eine Folge seines Glaubens an Trennung ist. Es ist sehr raffiniert im Ersinnen von Wegen, die den Konflikt zu vermindern scheinen, weil es nicht will, dass wir den Konflikt derart unerträglich finden, dass wir darauf bestehen, ihn aufzugeben. Das Ego versucht daher, uns davon zu überzeugen, dass es uns vom Konflikt befreien kann, damit wir nicht das Ego aufgeben und uns selbst befreien. Aber das Ego betreibt nur Konfliktmanagement, um den Konflikt auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, um ihn zu behalten. Das Ego versucht, unseren Angriff hinter politisch korrekter Kommunikation zu verbergen, um ihn zu behalten. Das Ego benutzt Projektion, um Angst und Schuld auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, damit wir sie behalten. Das Ego bietet uns seine zeitgeistige Vorstellung von Spiritualität an, um den Schmerz der Trennung erträglich zu machen und so unseren Glauben an die Trennung nicht betrachten zu müssen, um ihn aufrechtzuerhalten.
GOTTES WILLE für uns ist vollkommenes Glück. Es ist unsere wahre Bestimmung, glücklich zu sein. Doch dieses Glück ist nicht das, was die Welt unter Glück versteht. Es ist nicht vernünftig, Glück von irgend etwas zu erwarten, was das Ego jemals vorschlug. Das wahre Glück ist auf der Ebene des persönlichen Selbst nicht zu finden. GOTT, DER die LIEBE ist, ist auch das Glück und Vergebung ist der Schlüssel zum Glück. Jesus fordert uns im Kurs auf: "Sei glücklich, denn Glück ist deine einzige Funktion hier."
Manchmal haben wir vielleicht Schwierigkeiten mit den spezifischen christlichen Begriffen in Ein Kurs in Wundern wie Heiligkeit, Christus, Heiliger Geist, Himmel und Gott, aber es liegt in der Natur der Sache, dass wir spezifische Begriffe brauchen, wenn wir versuchen, auf etwas zu verweisen, das jenseits unserer mentalen Vorstellungskraft liegt. Wir können nicht auf eine Wirklichkeit jenseits dieser Welt verweisen, wenn wir ausschließlich Begriffe verwenden, die in dieser Welt eine konkrete Bedeutung haben. Es ist unmöglich, allein mit Begriffen, die diese Welt der Dualität beschreiben, auf die Wahrheit zu verweisen, die kein Gegenteil kennt. Gleichzeitig verwendet Jesus im Kurs die alten christlichen Begriffe mit weltlicher Bedeutung und gibt ihnen ihre wahre spirituelle Bedeutung zurück. So sind die Begriffe Vater, Sohn und Bruder geschlechtsneutral zu verstehen. Der Kurs ist eine Geistesschulung, die unser altes Denken völlig auf den Kopf stellt. Die Begriffe Vater, Sohn und Bruder geschlechtsneutral zu denken, ist Teil dieser Geistesschulung. Der Bruder ist ein Geist, in dem die Illusionen noch bestehen, der uns jedoch im Geist ein Bruder ist. Es ist seine Wirklichkeit, die unser Bruder ist, so wie es unsere für ihn ist. Der Begriff Sohn verweist auf diese Wirklichkeit. Der Begriff Vater verweist auf den Unterschied zwischen Schöpfer und Schöpfung. Jesus gebraucht das Wort GOTT, um die Idee der Gottheit, und das Wort Vater, um die Erfahrung, GOTT zu kennen, zu bezeichnen. Die Großschreibung einiger Begriffe bedeutet, dass sich diese Begriffe direkt auf die Wirklichkeit, auf GOTT, auf das SELBST oder auf die Stimme für GOTT - den HEILIGEN GEIST - beziehen.
Der spirituelle Weg besteht zu 1 % aus Metaphysik und zu 99 % aus Praxis, aber die Metaphysik bildet die Grundlage der Praxis. Wenn die Metaphysik falsch ist, ist alles Üben umsonst.
Als westliche Sucher in den 1960er Jahren begannen, den spirituellen Reichtum Indiens zu entdecken, brachten sie viel wertvolles Wissen mit in den Westen und leisteten damit einen bedeutenden Beitrag zur zivilisatorischen und geistigen Entwicklung der Menschheit. Es handelt sich dabei um jene philosophische Stufe, bei der wir Freiheit von allen konventionellen und traditionellen Hemmnissen erreichen und wagen, ehrlich, loyal, furchtlos und wahrheitsliebend zu denken, zu handeln und zu leben.
Doch dieses Fortschreiten war immer auch ein Wettrennen hin zu immer mehr Individualität. Im Westen wurden aus Gospelsängern Popstars. Nicht mehr das wahre SELBST wurde gefeiert, sondern das persönliche Selbst. Jetzt wo wir die Begrenztheit unserer Vorstellungen von Familie, Stammestradition, Religion und Nationalismus durchschaut haben - wohin sollen wir uns wenden? Für unser persönliches Selbst hat die schmerzliche Erfahrung der psychischen und spirituellen Entfremdung einen historischen Höhepunkt erreicht. Viele Menschen versuchen daher, aus Versatzstücken unterschiedlicher Religionen ihre höchst private Glaubenswelt zu bauen. Vieles davon basiert auf Fragmenten östlicher Traditionen.
Doch wir dürfen spirituelle Konzepte wie Wiedergeburt, Karma oder Schicksal nicht als Wahrheiten betrachten, sondern lediglich als Hilfsmittel für einen gespaltenen Geist auf dem Weg des spirituellen Erwachens, und je nachdem, wie der Geist eines Menschen geprägt ist, sind diese Konzepte mehr oder weniger hilfreich. Keines dieser Konzepte ist grundsätzlich falsch und keines ist grundsätzlich richtig - es sind lediglich Hilfsmittel.
Und so finden wir in vielen modernen spirituellen Konzepten auch zwei zentrale Missverständnisse indischer Spiritualität wieder: Zum einen den Glauben an die Seelenwanderung und zum anderen den Glauben, dass die Erlösung allein durch eigene Anstrengungen, ohne Hilfe des Heiligen Geistes, erreicht werden könne. Doch die Erfahrung von Individualität und damit von Trennung ist der zentrale Irrtum. Trennung ist unser einziges Problem, gleichgültig, welche Form sie annimmt. Dieses Problem können wir niemals mit demselben Geist lösen, durch den es entstanden ist. Der damalige Versuch, westliche Psychologie mit indischer Spiritualität zu verbinden, führte zur Verwechslung von persönlichem Selbst und wahrem SELBST.
Gleichzeitig mit der Verwirrung über das Selbst und das SELBST, die in den 1960er Jahren aufkam, kam Ein Kurs in Wundern in die Welt, der dieses zentrale Missverständnis wieder berichtigte. Ein Kurs in Wundern entstand zwischen 1965 und 1972 und wurde im Jahre 1976 das erste Mal als Buch veröffentlicht. Der Kurs kam mit Hilfe zweier US-amerikanischer Psychologen in die Welt und im Kurs finden sich zentrale Begriffe der westlichen Psychologie. ER lehrt uns, dass unser Selbst nichts ist, dass aber unser SELBST alles ist.
Das SELBST ist der CHRISTUS ist GOTTES SOHN, wie GOTT IHN schuf. Das SELBST ist das, was wir miteinander teilen und das uns miteinander und auch mit GOTT eint. ES ist der vollkommene GEDANKE im GEIST GOTTES. Das SELBST, oft auch als wahres Selbst bezeichnet, hat die Einheit mit GOTT nicht verlassen. Das SELBST ist das Bindeglied, das uns eins mit GOTT erhält und dafür bürgt, dass die Trennung nicht mehr als eine Illusion ist.
Wir sind GOTTES KIND, in dem Sinne, dass wir GOTT sind, der SICH SELBST in einen vorübergehenden Ausdruck von SICH SELBST formt. Und aus welchem Grund? Einfach, um die SCHÖPFUNG auszudehnen. Wir sind DIESER EINE! Alle Macht unter HIMMEL UND ERDE wohnt in uns! Das SELBST ist der einzige Teil von uns, der in Wahrheit Wirklichkeit besitzt. Der Rest sind Träume. Wenn es in Lektion 132 heißt: “Es gibt keine Welt! Das ist der zentrale Gedanke, den der Kurs zu lehren versucht.” So fordert uns Jesus nicht auf die Welt zu leugnen, sondern er fordert uns auf, so zu leben, als gäbe es keine Welt. Er lädt uns ein, ein ewiges Leben unter der Führung des HEILIGEN GEISTES zu leben. Der HEILIGE GEIST reicht aus dem CHRISTUS in uns in alle unsere Träume und heißt sie, zu IHM zu kommen, um in die Wahrheit übersetzt zu werden. Dann werden alle Träume verblassen und endlich wird uns unser heiliges SELBST, CHRISTUS, offenbart werden.
Das SELBST ist heilig, jenseits aller Gedanken der Heiligkeit, die wir uns jetzt vorstellen können. Seine Liebe ist grenzenlos und von einer Intensität, die alle Dinge in der Ruhe stiller Gewissheit in sich birgt. Seine Stärke kommt nicht von brennenden Impulsen, die die Welt bewegen, sondern von der grenzenlosen LIEBE GOTTES SELBST. Und wie GOTT SELBST erkennt sich das SELBST durch die ewige Ausdehnung seiner selbst, als vollkommene Herrlichkeit und LIEBE. Wie weit jenseits dieser Welt muss unser SELBST sein und dennoch wie nah bei uns und nah bei GOTT.
“Nichts Wirkliches lässt sich vermehren außer durch Miteinanderteilen.
Deshalb hat GOTT dich erschaffen.
Die GÖTTLICHE ABSTRAKTION freut sich am Teilen.” (EKIW: Kapitel 4, VII. 5. 2.-5.)
“Das Sein muss ausgedehnt werden.
Das ist die Art und Weise, wie es die Erkenntnis seiner selbst beibehält.” (EKIW: Kapitel 7, IX. 2. 6.&7.)
GOTT ist kein Wesen. GOTT ist nicht das Universum und auch keine Energie. GOTT ist reine Abstraktion. GOTT ist das Namenlose, das Ewige, das Unbegrenzte. GOTT ist alles was wirklich IST. GOTT ist SELBST die Vollständigkeit. GOTT ist die QUELLE allen SEINS und das SEIN SELBST. GOTT ist reine, grenzenlose und somit gegenstandslose, vollkommene LIEBE. Ein anderes Wort für GOTT ist ONENESS - das Einssein.
"Einssein ist einfach die Idee: GOTT ist. Und in SEINEM SEIN umfasst ER alle Dinge. Kein Geist birgt irgendetwas außer IHM. Wir sagen: »GOTT ist«, und dann hören wir auf zu sprechen, denn in dieser Erkenntnis sind Worte bedeutungslos. Da sind keine Lippen, sie zu sprechen, und kein Teil des Geistes, der sich genügend unterscheiden würde, um zu verspüren, dass ihm jetzt etwas bewusst ist, was nicht er selber ist. Er hat sich vereint mit seiner QUELLE. Und wie die QUELLE SELBST, so ist er einfach." (EKIW: Lektion 169, 5. 1.-7.)
Verweise auf die Wirklichkeit, auf GOTT und das SELBST, sollen nicht den Eindruck erwecken, wir könnten die Wirklichkeit verstehen. Die Wirklichkeit kann grundsätzlich nicht verstanden, sondern nur erfahren werden. Die Verweise dienen lediglich dazu, uns bewusst zu machen, dass unsere alltägliche menschliche Erfahrung nicht unsere Wirklichkeit ist und dass im Grunde alles, was wir über die Wirklichkeit verstandesmäßig zu wissen glauben, falsch ist.
“Der Grund für den Kurs ist [...], dass du nicht erkennst, was du bist.” (EKIW: Kapitel 9, I. 2. 5.)
Der HEILIGE GEIST ist die optimierende Schubkraft der Wirklichkeit, er ist der einzige Teil der HEILIGEN DREIEINIGKEIT, der symbolische Funktion hat. ER wird als der HEILER, TRÖSTER und FÜHRER bezeichnet. Der HEILIGE GEIST ist der CHRISTUSGEIST, der sich der Erkenntnis bewusst ist, die jenseits der Wahrnehmung liegt. In den anfänglichen Kapiteln des Urtextes des Kurses taucht noch der Begriff “spirituelles Auge” auf. Später wird nur noch von der Schau CHRISTI gesprochen. In der Schau CHRISTI offenbart sich uns der HEILIGE GEIST. Der HEILIGE GEIST ist der göttliche Funke in uns. ER ist der göttliche Geist, der dem Verstand des Menschen innewohnt - der Gedankenjustierer. In der Bhagavad Gita symbolisiert Krishna den HEILIGEN GEIST. Der HEILIGE GEIST ist die INSPIRATION, die die ganze SOHNSCHAFT miteinander teilt. Der HEILIGE GEIST vermittelt zwischen Illusionen und der Wahrheit. ER übersetzt Anblicke und Geräusche von den Zeugnissen der Angst in diejenigen der Liebe. ER löst eine Art der Wahrnehmung aus, in der viele Elemente denjenigen im geeinten GEIST selbst gleichen. Der HEILIGE GEIST ist der Geist der Freude. ER ist der RUF zur Umkehr, mit dem GOTT den Geist SEINER getrennten SÖHNE gesegnet hat. Die STIMME des HEILIGEN GEISTES ist die STIMME FÜR GOTT. Sie befiehlt nicht, sie fordert nicht, sie erinnert nur, sie ist immer leise, weil sie vom Frieden spricht. Die Stimme des Egos ist am Beginn des Weges zu GOTT die lauteste Stimme in uns und so braucht es unsere ehrliche Bereitschaft, um die leise STIMME FÜR GOTT zu hören. Sie ist nicht an sich leise, doch wird sie durch unseren Unwillen begrenzt, sie zu hören. Die STIMME des HEILIGEN GEISTES ist so laut wie unsere Bereitschaft, zuzuhören.
Die Stimme für GOTT kann auch als Intuition bezeichnet werden, jedoch ist es wichtig, sie nicht mit anderen Stimmen zu verwechseln. Intuition in diesem Sinne ist nicht das Ergebnis eines Denkprozesses, Intuition ist auch keine Gefühlsregung und auch kein Instinkt, sondern ein intuitives Wissen, das nicht vom Menschen ausgeht.
Der HEILIGE GEIST ist, wie das Ego, eine Entscheidung. Zusammen bilden sie die einzigen Alternativen, die der Geist annehmen und denen er gehorchen kann. Der HEILIGE GEIST und das Ego sind die einzigen Entscheidungsmöglichkeiten, die uns offen stehen. Die beiden Stimmen sprechen gleichzeitig für verschiedene Deutungen derselben Sache, oder fast gleichzeitig, denn das Ego spricht immer zuerst. Das Ego spricht urteilend, und der HEILIGE GEIST kehrt dessen Entscheidung um. Die Entscheidungen des Ego sind immer falsch, weil sie auf dem Irrtum beruhen, zu dessen Aufrechterhaltung sie getroffen wurden.
“Weder GOTT noch das Ego vertreten ein partielles Denksystem. Jedes ist in sich stimmig, aber sie sind einander in jeder Hinsicht diametral entgegengesetzt, so dass eine teilweise Treue unmöglich ist.” (EKIW: Kapitel 11, Einleitung, 1. 3.&4.)
Der Begriff Ego wird in der Welt in völlig unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Der alltagssprachliche Begriff Ego hat mit dem Begriff Ego im spirituellen Sinn absolut nichts zu tun und auch im spirituellen Kontext wird der Begriff Ego unterschiedlich verwendet. Im Sinne des Kurses ist das Ego das Verlangen nach Trennung. Es ist der Wunsch, etwas zu sein, was GOTT nicht schuf, das Verlangen nach mehr als ALLES.
Das Ego steht für den Versuch, sich über GOTT zu stellen. Das Ego will nicht die Nummer zwei sein. Die Stimme des Egos in unserem Bewusstsein klingt folgendermaßen: “Ich stell dir eine Umgebung zur Verfügung, in der du dein eigenes Selbst machen kannst und du kannst dir immer wieder ein neues Selbst machen und die gute Nachricht dabei ist, du bist die Nummer Eins.” Die Welt aus Raum und Zeit ist diese Umgebung. Doch alles, was wir hier finden, ist nur Krankheit, Leiden, Verlust und Tod. Diese Welt wurde als Angriff auf GOTT gemacht. Sie ist Symbol der Angst. Nicht Lebenswille, sondern Todeswunsch ist die Motivation für diese Welt. Ihr einziges Ziel ist, zu beweisen, dass Schuld wirklich ist.
Das Ego ist die geträumte Autonomie vom WILLEN GOTTES. In dieser schrecklichen Autonomie ist es dazu verdammt, zu leiden und sein Leben im Tod zu enden. Es träumt von Strafe, und es zittert vor den Gestalten in seinen Träumen, seinen Feinden, von denen es sich ständig bedroht fühlt, bevor es dadurch für seine Sicherheit sorgen kann, dass es sie angreift. Das Ego ist wahnsinnig. Voll Angst steht es, abgesondert von ALLEN und in Trennung vom UNENDLICHEN.
Das Ziel des Ego ist ganz ausdrücklich Ego-Autonomie. Von Anfang an bezweckt es also, getrennt zu sein, sich selber zu genügen und von keiner Macht abhängig zu sein, außer seiner eigenen. Deshalb ist es das Symbol der Trennung. Der Glaube an Ego-Autonomie kostet uns die Erkenntnis unserer Abhängigkeit von GOTT, in welcher unsere Freiheit liegt. Das Ego sieht jegliche Abhängigkeit als bedrohlich an und hat sogar unsere Sehnsucht nach GOTT zu einem Mittel verdreht, um sich selbst zu etablieren und zu erhöhen. Lassen wir uns von seiner Deutung - dem sogenannten “spirituellen Ego” - nicht täuschen.
Das Ego ist die bruderlose Illusion und das Selbst, das allein zu sein scheint im ganzen Universum. Es ist ein Ding des Wahnsinns und überhaupt keine Wirklichkeit, nur ein Traum. Das Ego ist nichts, aber in einer Form, die wie etwas zu sein scheint.
Fast jeder Mensch ist mit irgendeiner Auswirkung des Ego-Wahnsinns unzufrieden, sei es mit dem Kapitalismus, sei es mit dem Leistungsdruck oder dem Hass in unserer Gesellschaft, sei es mit Krieg, Hunger oder Umweltverschmutzung. Aber kaum einer der Unzufriedenen ist mit der Ursache all dieser Probleme unzufrieden. Die Ursache all unserer Probleme ist das Verlangen nach Trennung und der Glaube an Trennung. Der einzige Grund, weshalb wir überhaupt irgend etwas davon haben wollen, ist der, dass wir es nicht als Ganzes sehen.
Der erste Schritt auf dem Weg des spirituellen Erwachens ist, den Wahnsinn des Egos überhaupt erst einmal zu bemerken, erst einmal zu erkennen, wie wahnsinnig es ist, etwas anderes sein zu wollen als vollkommenes Glück und vollkommene Liebe. Aber das ist gar nicht so einfach, denn das Ego hält uns mit Geschichten gefangen, mit Geschichten von Erfolg und Misserfolg, von erfüllten und unerfüllten Wünschen. Scheinbarer persönlicher Erfolg hält uns von der Suche nach der Wahrheit ab, weil wir in diesen Phasen keinen Grund sehen, nach der Wahrheit zu suchen. Misserfolg und unerfüllte Wünsche halten uns gefangen, weil wir dann immer noch glauben, dass die Erfüllung unserer Wünsche uns das erhoffte Glück bringen würde. Milliarden von Menschen, die in materieller Armut leben, sind gefangen in der Hoffnung auf materiellen Wohlstand und dem Glauben, dass dieser ihnen Glück bringen wird. Oft ist es daher so, dass erst dann, wenn wir materiellen Wohlstand und persönlichen Erfolg erfahren haben und merken, dass auch dies nicht den ersehnten dauerhaften inneren Frieden bringt, in uns die Bereitschaft entsteht, die Richtung unserer Suche umzukehren, den Blick von außen nach innen zu richten.
“I can't get no satisfaction
I can't get no satisfaction
'Cause I try, and I try, and I try, and I try
I can't get no, I can't get no” (The Rolling Stones - Satisfaction)
“There are no satisfactions in the world.” (ACIM: Lesson 133, 2. 5.)
Das Ego ist wie ein Eisberg, das meiste befindet sich unter der Oberfläche im Unterbewusstsein. Daher wird der spirituelle Weg oft auch mit dem Vordringen in die Tiefen eines Kaninchenbaus verglichen. Down the Rabbit Hole ist eine Metapher für das Abenteuer ins Unbekannte vorzudringen, wie sie in Alices Abenteuer im Wunderland verwendet wird. Das Ego versucht, seine Dunkelheit unter einer scheinbar glänzenden Oberfläche zu verbergen. Diese Dunkelheit muss an die Oberfläche gebracht werden, damit sie dort in SEINEM Licht schmelzen kann.
In vielen spirituellen Traditionen wird für das Ego das Symbol Dunkelheit verwendet und für den SOHN GOTTES das Symbol Licht. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Dunkelheit eine Illusion ist und es daher keinen Kampf zwischen Dunkelheit und Licht gibt. Wenn wir uns dem Licht zuwenden, erkennen wir, dass es keine Dunkelheit gibt und nie gegeben hat. Es ist, als würde man in einen dunklen Keller gehen und das Licht anknipsen. Es findet kein Kampf statt, die Dunkelheit ist augenblicklich verschwunden. Es gibt keine Schlacht, die vorbereitet, keine Zeit, die aufgewendet, und keine Pläne, die geschmiedet werden müssen, um das Licht einzubringen. Es gibt einen alten Kampf, der gegen das Licht geführt wird, doch das Licht reagiert nicht, weil der Krieg nur innerhalb der Illusion von Dunkelheit stattfindet und das Licht überhaupt nicht berührt. So gibt es auch keinen Sieg der Liebe. Nur die Illusion der Liebe kann über die Illusion des Hasses triumphieren, aber immer nur zum Preis, aus beiden Illusionen zu machen. Solange die Illusion des Hasses währt, so lange wird die Liebe eine Illusion für uns sein. Dann ist die einzig mögliche Wahl, die uns noch bleibt, die, welche Illusion wir vorziehen. (Siehe EKIW: Kapitel 16, IV. & Kapitel 31, II.)
Um aus diesem Alptraum - dem Kampf und der Wahl zwischen Illusionen - zu erwachen, ist es notwendig, die ganze Dunkelheit, d.h. die Dualität der Illusion von Liebe und dem Hass, ans Licht zu bringen, um sie SEINER Berichtigung zu übergeben. Das wird zu Beginn des spirituellen Weges gerne übersehen. Wir wünschen uns zu diesem Zeitpunkt nichts sehnlicher, als dass es Licht werde, und wollen deshalb von der Dunkelheit nichts wissen. Der egoische Zustand ist ein Zustand der doppelten Verleugnung, zuerst der Verleugnung des Lichts und dann der Verleugnung der daraus resultierenden Dunkelheit. Solange wir die Dunkelheit dieses Zustandes verleugnen, werden wir das Licht nicht erreichen. Wir müssen die Dunkelheit ans Licht bringen, um Erleuchtung zu erfahren.
“Niemand kann Illusionen entrinnen, wenn er sie nicht ansieht, denn durch Nicht-Hinsehen werden sie geschützt.” (EKIW: Kapitel 11, V. 1. 1.)
Wenn uns nicht eine spontane mystische Erfahrung auf den Weg des spirituellen Erwachens gebracht hat, dann geschieht dies in der Regel aus einem gewissen Leidensdruck heraus. Vereinfacht gesagt: Wir sind nicht glücklich, zumindest nicht so glücklich, wie wir es gerne wären. Deshalb erhoffen wir uns von der Hinwendung zu GOTT die Lösung unserer gegenwärtigen Probleme. Aber unsere gegenwärtigen Probleme sind nicht das Problem - das eigentliche Problem ist unsere völlig falsche Wahrnehmung der Welt, unsere völlig falsche Vorstellung von dem, was wir glauben zu sein und was wir glauben, was die Welt ist. Diese unsere falsche Vorstellung ist reine Dunkelheit, ist reiner Wahnsinn, diese Dunkelheit, dieser Wahnsinn ist es, was uns von unserer göttlichen Wirklichkeit trennt. So wird jeder wahrhaft spirituelle Weg dazu führen, dass genau diese Blockaden hochkommen. Jeder wahrhaft spirituelle Weg wird uns mit unseren Blockaden, mit unseren Irrtümern und das bedeutet letztendlich mit all unseren Ängsten konfrontieren und das ist nicht angenehm. Erst wenn wir da durch sind, erwartet uns ein Frieden und eine Glückseligkeit, von der wir am Anfang des Weges meist nicht einmal eine Ahnung hatten. Der spirituelle Weg ist keine Wohlfühlveranstaltung für das persönliche Selbst, sondern das Ende der Illusion eines persönlichen Selbst.
“Du fragst dich vielleicht, warum es so entscheidend ist, dass du dir deinen Hass ansiehst und dir sein volles Ausmaß klarmachst. Auch denkst du vielleicht, dass es für den HEILIGEN GEIST leicht genug wäre, ihn dir zu zeigen und ihn aufzulösen, ohne dass es nötig wäre, dass du ihn dir selber ins Bewusstsein hebst. Doch gibt es noch ein weiteres Hindernis, das du zwischen dir und der SÜHNE aufgerichtet hast. [...] Du hast nicht wirklich Angst vor der Kreuzigung. Dein wirkliches Entsetzen gilt der Erlösung.” (EKIW: Kapitel 13, III. 1.)
“Du hast dein ganzes wahnsinniges Glaubenssystem aufgebaut, weil du denkst, in GOTTES GEGENWART wärst du hilflos, und du möchtest dich vor SEINER LIEBE retten, weil du denkst, sie würde dich zu nichts zermalmen. [...] Deshalb hast du die Welt dazu benutzt, deine Liebe zuzudecken, und je weiter du in die Schwärze des Egofundaments vorstößt, desto näher kommst du der LIEBE, die dort verborgen liegt. Und das ist es, was dir Angst macht.” (EKIW: Kapitel 13, III. 4.)
Bewusstsein und Wahl
„Dass es eine Wahl gibt, ist eine Illusion.
Doch in dieser Illusion liegt das Aufheben jeder Illusion, diese nicht ausgeschlossen.“ (EKIW: Kapitel 26, III. 6. 4.-5.)
Mit anderen Worten: Das Ego hat die Illusion der freien Entscheidung gemacht und der HEILIGE GEIST nutzt alles, was das Ego gemacht hat, um uns aus dieser Illusion zu befreien. Im HIMMEL - also im Zustand des reinen, vereinheitlichten GEISTES - gibt es keine Wahl. In der Illusion finden Entscheidungen fortlaufend statt. Üblicherweise treffen wir die meisten Entscheidungen unbewusst. Jede unbewusste Annahme und Überzeugung wird zu einem Glaubenssatz und all diese Glaubenssätze sind unbewusste Entscheidungen. Die Basis unserer Erfahrung bildet der Glaubenssatz, von GOTT getrennt zu sein und den HIMMEL verlassen zu haben.
"Die Erlösung endet kurz vor dem HIMMEL, denn nur die Wahrnehmung bedarf der Erlösung. Der HIMMEL war niemals verloren und kann somit nicht erlöst werden. Wer aber kann eine Wahl zwischen dem Wunsch nach dem HIMMEL und dem Wunsch nach der Hölle treffen, solange er nicht sieht, dass sie nicht dasselbe sind? Dieser Unterschied ist das Lernziel, das sich dieser Kurs gesetzt hat. Er geht nicht über dieses Ziel hinaus. Sein einziger Zweck ist nur, zu lehren, was dasselbe und was verschieden ist, und damit lässt er Raum, die einzige Wahl zu treffen, die getroffen werden kann." (EKIW: Kapitel 26, III. 5.)
“Es gibt nur zwei Richtungen, die du einschlagen kannst, solange die Zeit bestehen bleibt und Wahl Bedeutung hat. Denn nie wird ein anderer Weg gemacht werden als der Weg zum HIMMEL. Du wählst nur, ob du auf den HIMMEL zugehst oder weg nach nirgendwo. Es gibt nichts anderes zu wählen.” (EKIW: Kapitel 26, V. 1. 9.-12.)
In dieser Welt ist die einzig verbleibende Freiheit die Freiheit der Wahl - immer zwischen zwei Wahlmöglichkeiten oder zwei Stimmen. Das Bewusstsein ist der Empfangsmechanismus, der Botschaften von oben oder unten empfängt - vom HEILIGEN GEIST oder vom Ego. Das Bewusstsein hat Ebenen, und das Gewahrsein kann ziemlich drastisch wechseln, aber es kann den Wahrnehmungsbereich nicht transzendieren. Höchstenfalls wird es der wirklichen Welt gewahr, und es kann darin geschult werden, dies immer mehr zu tun. Doch schon die Tatsache, dass es Ebenen hat und geschult werden kann, zeigt auf, dass es nicht die Erkenntnis erreichen kann. Die Struktur eines individuellen Bewusstseins ist im wesentlichen unerheblich, weil es ein Konzept ist, das den Erbirrtum darstellt.
Im spirituellen Kontext wird immer wieder versucht das individuelle Bewusstsein selbst zu vergöttlichen. Auch den Irrtum selbst - das individuelle Bewusstsein - zu untersuchen führt nicht zur Berichtigung, wenn es uns für wahr gelingen soll, den Irrtum zu übersehen. Und es ist genau dieser Prozess des Übersehens, auf welchen der Kurs abzielt.
Stellen wir uns vor, wir füllen eine Flasche mit allem, was Heinrich Dornmayr ausmacht, mit seinem Körper, seiner Persönlichkeitsstruktur, seiner Biographie und seinem Wissen. Dann schauen wir uns in der Flasche um. Das, was sich umschaut, ist das individuelle Bewusstsein. Heinrich Dornmayr ist lediglich eine gefüllte Flasche. Und selbst die Flasche ist keine Wirklichkeit, sondern nur eine private Idee im schlafenden Geist. Und selbst in der Illusion der Trennung hat jeder, der Heinrich Dornmayr zu kennen scheint, seine eigene private Heinrich-Dornmayr-Idee. Keine davon ist wahr, auch meine nicht.
Der Mensch in seinem "Normalzustand" befindet sich in völliger Identifikation mit dem Inhalt einer bestimmten Flasche, d.h. er identifiziert sich mit diesem Inhalt und schaut aus der Flasche auf eine Welt, die ihn umgibt und ihm als von ihm getrennt erscheint. Durch die Identifikation mit der Flasche und ihrem Inhalt entsteht der Eindruck eines persönlichen Selbst. Ein in der Ego-Identifikation gefangener Mensch ist ein Flaschengeist, ein Homunkulus. Diesen Zustand könnten wir satirisch auch als "Krampf im Bewusstsein" bezeichnen. Erleuchtung bedeutet, sich aus der Identifikation mit der Form zu lösen und in der Welt der Formen, mit all ihren Flaschen, nur die Liebe GOTTES widergespiegelt zu sehen. Wenn wir in diesem Zustand auf unseren Bruder schauen, schauen wir nicht mit den Augen des Körpers, sondern mit der Schau CHRISTI, und dann sehen wir nicht mehr die Flasche, sondern wir sehen die Wirklichkeit unseres Bruders. Es ist seine Wirklichkeit, die unser Bruder ist, so wie es unsere für ihn ist. Wir sehen dann Stärke anstatt Schwäche, Liebe statt Angst und Einheit statt Trennung.
Es gibt nur einen Geist, der Trennung träumt. Der erste Schritt in den Traum ist das Bewusstsein. Deshalb gibt es letztendlich auch nur ein Bewusstsein, aber - um die Illusion perfekt zu machen - fokussiert es sich auf eine ganz bestimmte Figur im Traum. Dieses Geschehen lässt sich auch wunderbar mit zwei Handpuppen darstellen. In dieser Metapher steht der Körper des Puppenspielers für das ungetrennte Bewusstsein und die Hände in den Stoffpuppen für den individualisierten Zustand. Im individualisierten und identifizierten Zustand nehmen wir die Traumwelt aus der ganz spezifischen Sicht einer Puppe durch die Augen des Körpers dieser Puppe wahr. Dadurch entsteht der Eindruck der Trennung und wir erleben eine andere Puppe als von uns getrennt. Wenn die Puppen doch nur verstehen könnten, dass sie von einer Kraft bewegt werden und dass sie sich selbst in die Augen sehen, wenn sie den scheinbar Anderen anschauen. Es gibt ein wundervolles Lied von The Waterboys, in dem es heißt: “I'm gonna look twice at you, until I see the Christ in you.”
Der Aufbau von einem Konzept des Selbst ist es, wozu das Lernen der Welt dient. Jede weltliche Form der “Selbstverwirklichung” dient dem Aufbau und der Aufrechterhaltung der Illusion eines persönlichen Selbst, getrennt von GOTT und seinen Mitmenschen. Dieser egoische Wahn kommt wunderbar in der aktuell so beliebten Aufforderung „Sei ganz du selbst“ zum Ausdruck, was soviel bedeutet wie „Sei ganz dein Selbstbild“. Die Stimme des Egos lehrt uns: "Glaub an Dich." Das persönliche Selbst ist der Versuch, aus einer Lüge das Beste zu machen.
Das übliche Verständnis von „Selbstverwirklichung“ ist ein Widerspruch in sich, da sich eine Illusion nicht verwirklichen lässt. Wir müssen nur damit aufhören, das Unwirkliche für das Wirkliche zu halten. Der Begriff der Selbstverwirklichung im spirituellen Sinne (Self-realization) bezieht sich auf den Prozess der Wiedererinnerung an die Wirklichkeit als das wahre SELBST. Für diesen Prozess verwendet Jesus im Kurs meistens den Begriff Vergebung. Dieser Prozess ist das genaue Gegenteil von dem, was das Ego unter Selbstverwirklichung versteht. Die Stimme für GOTT lehrt uns daher: "Erkenne GOTT und erkenne dich SELBST.” Das Ziel des spirituellen Weges ist SELBSTerkenntnis, den letzten Schritt dazu macht GOTT für uns und dieser letzte Schritt ist das Ende der Welt. Die Welt wird in Lachen enden, weil sie ein Ort der Tränen ist und durch Glück ersetzt wird.
Die Stimme des Egos ist nicht nur die Stimme, die uns und unsere Mitmenschen kritisiert, sondern auch die Stimme, die uns und unseren Mitmenschen schmeichelt. Gerade wenn sie uns schmeichelt und uns zuflüstert, dass wir etwas besonders gut gemacht haben, ist es am schwersten, ihr nicht zu glauben. Aber jede Betonung unserer Leistung, und damit jede Betonung von uns als Handelnden, kommt vom Ego. Das Drehbuch ist geschrieben. Wir sind nicht wirklich für unser Handeln verantwortlich, sondern einzig und allein für unser Denken. Wenn Erleuchtung das Ende der Trennung ist, wie kann es dann einen Macher und einen Handelnden geben? Kann die Welle sich selbst lenken oder ist sie Ausdruck des Ozeans?
“Das Ego erkennt nicht, was es zu lehren versucht. Es versucht, dich zu lehren, was du bist, ohne zu erkennen, was du bist. Nur in der Verwirrung ist es ein Experte. Etwas anderes versteht es nicht. So ist das Ego denn als Lehrer völlig verwirrt und völlig verwirrend. Selbst wenn du den HEILIGEN GEIST ganz außer acht lassen könntest - was unmöglich ist -, könntest du dennoch nichts vom Ego lernen, weil das Ego nichts erkennt.” (EKIW: Kapitel 8, II. 1. 4.-8.)
Wenn ich im Folgenden die Symbole Elvis Presley, Frank Sinatra und Falco verwende, um bestimmte Aspekte des Ego-Denksystems zu verdeutlichen, dann dürfen wir nicht vergessen, dass alle Dinge, von denen wir denken, dass wir sie sehen, Ideen widerspiegeln. Das, was wir sehen, spiegelt einen Prozess in unserem Geist, der mit unserer Idee dessen beginnt, was wir wollen. Das ist der Grundgedanke der Erlösung. Es geht hier also nicht darum, andere Menschen zu beurteilen - denn es gibt in Wahrheit keine anderen Menschen - sondern einzig und allein um die Berichtigung unseres Geistes! Es geht darum, die "Elvis Presley", "Frank Sinatra" und "Falco" Ideen in unserem eigenen Geist zu entdecken und diese Gedanken SEINER Berichtigung zu übergeben. Wenn unser Geist berichtigt ist, erblicken wir, was nur GOTTES Ideen widerspiegelt, denn SEINE, und nur die SEINEN, begründen die Wahrheit.
Eine der bekanntesten Hymnen auf den persönlichen Erfolg als handelnde Person ist der Song "I did it my way" von Frank Sinatra. Dieses auch als “Sinatra-Doktrin” bekannte Credo ist die Hymne des Egos. Als Frank Sinatra einmal erschöpft auf der Bühne zusammenbrach, während er dieses Lied sang, war dies ein beeindruckendes Symbol für den Weg, den uns das Ego anbietet. Denn jede persönliche Erfolgsgeschichte endet spätestens mit dem Tod. Und doch ist dieser Song das Lied, das in Großbritannien am häufigsten auf Beerdigungen gespielt wird. Die völlige Bedeutungslosigkeit des persönlichen Erfolges im Moment des Todes wird durch das Ego "erfolgreich" verdrängt.
Frank Sinatra veröffentlichte 1966 sein Album "That's Life" und sang darauf den Song "The Impossible Dream". Der Song beginnt mit den Zeilen: "To dream the impossible dream. To fight the unbeatable foe. To bear with unbearable sorrow." (“Um den unmöglichen Traum zu träumen. Den unbesiegbaren Feind zu bekämpfen. Unerträglichen Kummer ertragen.”) Der Song "The Impossible Dream (The Quest)" ist das beliebteste Lied aus dem Broadway-Musical „Man of La Mancha“ von 1965. Der Kampf Don Quijotes gegen Windmühlen ist die berühmteste Episode des Romans, auf dem das Musical basiert. Don Quijote ist der „Held“ des Traums der Welt, der Ego-Geist der den Traum für die Wirklichkeit hält und gegen Illusionen kämpft. Dieser Song und insbesondere sein Titel fasst in wenigen Worten zusammen, was die Welt des Egos ist - ein unmöglicher Traum.
“Der Plan des Ego ergibt natürlich keinen Sinn und wird nicht funktionieren. Wenn du seinem Plan folgst, bringst du dich nur in eine unmögliche Lage, in die dich das Ego immer führt.” (EKIW: Kapitel 9, IV. 4. 2.-3.)
“Mit einer unmöglichen Lernsituation konfrontiert zu sein, ist die deprimierendste Sache der Welt. Das ist in der Tat letztendlich der Grund dafür, weshalb die Welt selbst deprimierend ist.” (EKIW: Kapitel 8, VII. 8. 3.-4.)
“Du merkst nicht, welche ungeheure Energieverschwendung du betreibst, um die Wahrheit zu verleugnen. Was würdest du über jemanden sagen, der darauf besteht, das Unmögliche zu versuchen, weil er glaubt, es zu erlangen sei Erfolg? Der Glaube, dass du das Unmögliche haben musst, um glücklich zu sein, ist völlig unvereinbar mit dem Prinzip der Schöpfung.” (EKIW: Kapitel 9, I. 11. 1.-3.)
Wenn das Ego in seinem unmöglichen Traum, in seinem Versuch der Selbstverwirklichung - der Verwirklichung des persönlichen Selbst, des persönlichen Erfolgs - irgendwann scheitert, dann sucht es die Erlösung im Tod.
“Der Tod wird nämlich als Sicherheit gesehen, als großer, dunkler Retter vor dem Licht der Wahrheit, als Antwort auf die ANTWORT, als einer, der die STIMME, DIE für GOTT spricht, zum Verstummen bringt. Aber der Rückzug in den Tod ist nicht das Ende des Konflikts. Nur GOTTES ANTWORT ist sein Ende.” (EKIW: Kapitel 19, IV. C. a) 7. 2.-4.)
“Der Tod ist ein Versuch, den Konflikt dadurch zu lösen, dass man sich gar nicht entscheidet. Wie jede andere unmögliche Lösung, die das Ego versucht, wird das nicht funktionieren.” (EKIW: Kapitel 6, V. A. 1. 6.-7.)
Am 6. Februar 1998 starb der österreichische Musiker Falco kurz vor seinem 41. Geburtstag bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik. Bei der Obduktion wurden bei ihm ein Blutalkoholwert von 1,5 Promille und große Mengen an Kokain sowie etwas Marihuana nachgewiesen. Drei Wochen nach Falcos Tod, wurde das Album Out of the Dark (Into the Light) veröffentlicht.
"Muss ich denn sterben, um zu leben?
Out of the dark
Hörst du die Stimme, die dir sagt
Into the light" (Falco - Out of the Dark)
"Versuche nicht mehr, durch Verlust zu gewinnen noch zu sterben, um zu leben." (EKIW: Lektion 200, 2. 2.) “For he has come with Heaven’s Help within him, ready to lead him out of darkness into light at any time.” (ACIM: Chapter 25, III. 6. 3.)
Auch Elvis Presley folgte der Stimme des Egos und auch sein Leben endete in Ess-, Medikamenten- und Drogensucht. Eine seiner Filmpartnerinnen hingegen folgte DER STIMME FÜR GOTT und entschloss sich, in ein Kloster einzutreten, wo sie heute Priorin ist. Dolores Hart war Anfang der 60er-Jahre die bestbezahlte Schauspielerin der Welt und spielte in Elvis-Presley-Filmen und gab Elvis Presley seinen ersten Filmkuss. Doch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ging sie ins Kloster. Zehn Filme drehte Dolores Hart in ihrer nur fünf Jahre währenden Schauspiel-Laufbahn 1957 bis 1962. Auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Karriere, während der Dreharbeiten zu ihrem fünften Film im Jahr 1959 kamen ihr ernsthafte Zweifel an ihrem bisherigen Lebensweg als Schauspielerin. Als sie sich in ihrer Kabine gerade die Haare kämmte und in den Spiegel sah, hat sie in ihrem Kopf die folgenden Worte vernommen: „Du weißt, dass das nicht ist, was du willst“. Diese STIMME FÜR GOTT ist in den folgenden zwei Jahren immer wieder gekommen. Anfang 1963 kehrte Dolores Hart Hollywood den Rücken, löste ihre Verlobung mit dem Geschäftsmann Don Robinson, der danach nie heiratete und sie bis zu seinem Tod 2011 jährlich an Ostern und Weihnachten besuchte, und trat ins Kloster Regina Laudis der Benediktinerinnen in Bethlehem, Connecticut, ein. Ihr in der Tat bemerkenswertes Leben wurde mittlerweile verfilmt. „God is the bigger Elvis“ ist der Titel des Films.
“Du glaubst auch, dass es möglich ist, das Gegenteil von GOTTES WILLEN zu tun. Deshalb glaubst du, dass dir eine unmögliche Wahl offen steht, und zwar eine, die sowohl furchterregend als auch wünschenswert ist. Doch GOTT will. ER wünscht nicht. Dein Wille ist so mächtig wie der SEINE, weil er der SEINE ist. Die Wünsche des Ego bedeuten nichts, weil das Ego das Unmögliche wünscht. Du kannst das Unmögliche wünschen, aber du kannst nur mit GOTT wollen. Das ist die Schwäche des Ego und deine Stärke.” (EKIW: Kapitel 7, X. 4. 4.-11.)
Das Konzept des Selbst ist ein Götze, der dazu gemacht ist, den Platz unserer Wirklichkeit als SOHN GOTTES einzunehmen. Das Selbst, und damit unsere Wahrnehmung von uns als Person mit bestimmten Eigenschaften, ist Teil der Ego-Illusion. Buddha sprach in diesem Zusammenhang von Nicht-Selbst. Das Konzept des Selbst, das die Welt lehrt, ist nicht das Ding, das es zu sein scheint. Denn es ist gemacht, um zwei Zielen zu dienen, wovon der Geist jedoch nur eins wahrnehmen kann.
Das erste bietet das Gesicht der Unschuld dar, jenen Aspekt, auf welchen eingewirkt wird. Es ist dieses Gesicht, das lächelt und bezaubert und sogar zu lieben scheint. Es sucht nach Gefährten, und es schaut - zuweilen mitleidsvoll - auf die Leidenden und bietet manchmal Trost an. Es glaubt, gut zu sein in einer bösen Welt. Dieser Aspekt kann ärgerlich werden, denn die Welt ist seiner Meinung nach niederträchtig und unfähig, die Liebe und den Schutz bereitzustellen, den die „Unschuld“ verdient. Und so ist dies Gesicht oft tränennass angesichts der Ungerechtigkeiten, die die Welt scheinbar jenen zumisst, die großzügig und gut sein möchten.
Dieser Aspekt des Selbst greift nie als Erster an. Doch jeden Tag verüben hundert Kleinigkeiten einen kleinen Anschlag gegen seine „Unschuld“ und fordern ihn zu Reizbarkeit und schließlich zu offener Beschimpfung und Beleidigung heraus. Das Gesicht der Unschuld, das das Konzept des Selbst so stolz zur Schau trägt, kann Angriff zur Selbstverteidigung tolerieren, denn es ist aus seiner Sicht ein wohlbekannter Fakt, dass die Welt wehrloser Unschuld hart mitspielt. Niemand, der ein Bild von sich macht, lässt dieses Gesicht weg, denn er hat es nötig. Die andere Seite möchte er nicht sehen. Der Aspekt, welcher der Welt präsentiert wird, ist eine lächelnde Maske, welche die teuflische Fratze des Selbst verbirgt. Doch diese wird vom Lernen der Welt angepeilt, denn hier ist die „Wirklichkeit“ der Welt festgesetzt, um dafür zu sorgen, dass der Götze von Dauer ist.
Unter dem Gesicht der Unschuld ist eine Lektion, die zu lehren das Konzept des Selbst gemacht ward. Es ist eine Lektion in einer schrecklichen Verschiebung und von einer derart vernichtenden Angst, dass das Gesicht, welches über ihr lächelt, ewig wegblicken muss, damit es den Verrat nicht wahrnimmt, welchen es verbirgt. Das ist der Traum, den wir im Geheimen träumen, der so dunkel und schrecklich ist, dass wir nichts davon wissen wollen. Das ist unsere Entscheidung für den Krieg im Geheimen, bei dem die Ergebnisse des Konflikts unerkannt gehalten werden. Diese Lektion lehrt dies: Ich bin das Ding, das du aus mir gemacht hast, und während du mich ansiehst, bist du - um dessentwillen, was ich bin - verurteilt. Dieser Auffassung des Selbst lächelt die Welt zustimmend zu, verbürgt sie doch, dass die Weltenpfade sicher erhalten bleiben und diejenigen, die auf ihnen wandeln, nicht entrinnen werden.
Die Idee vom eigenen „gut sein“ basiert immer auf der Idee von den bösen Anderen, immer ist es jemand anderer der Schuld ist. Hier ist die zentrale Lektion, die sicherstellt, dass unser Bruder ewiglich verurteilt ist. Denn was wir sind, das wurde nun zu seiner Sünde. Vergebung dafür ist nicht möglich. Und was er tut, spielt keine Rolle mehr, denn unser anklagender Finger zeigt, in seinem Ziel unerschütterlich und tödlich, auf ihn hin. Der Finger zeigt zugleich auf uns, doch das wird in den Nebeln unter dem Gesicht der Unschuld noch tiefer versteckt. Wir könnten es bildlich auch so ausdrücken: Wenn wir mit einem Finger auf unseren Bruder zeigen, zeigen wir gleichzeitig mit drei Fingern auf uns.
Wie viel Leid ist seit jeher im Namen des Guten verursacht worden. Früher waren es kirchliche Dogmen, heute sind es Umweltschutz und die Rettung der Welt, hinter denen sich die "Guten" verstecken und einen Angriff zur "Selbstverteidigung" für gerechtfertigt halten.
Daher muss der HEILIGE GEIST einen Weg finden, um uns verstehen zu helfen, dass das Konzept des persönlichen Selbst aufgehoben werden muss, wenn Geistesfrieden uns gegeben werden soll. Auch kann es nicht verlernt werden, außer durch Lektionen, die darauf abzielen, uns zu lehren, dass wir etwas anderes sind. Denn sonst würden wir gebeten, das, was wir jetzt glauben, gegen den totalen Selbstverlust zu tauschen, und ein noch größerer Schrecken würde aufkommen in uns.
Der erste Moment der scheinbaren Trennung von GOTT ist absolut leer und dieser Zustand ist unerträglich und so haben wir uns die Welt mit all ihren Bedeutungen gemacht. Einmal, während einer viertägigen Auszeit bei einem Vision-Quest-Seminar, wurde ich mir der Leere dieses Zustandes zumindest ansatzweise bewusst - es war schrecklich. Ich fühlte mich völlig allein im Universum, völlig verlassen und weinte vor Verzweiflung. Gleichzeitig tauchte eine extreme Sehnsucht nach anderen Menschen auf. Die vom Ego geschaffene Scheinwelt macht die Trennung zwar erträglich, befriedigt aber nie und nimmer unsere wahre Sehnsucht nach der Einheit mit GOTT.
Der Gipfel des Wahnsinns ist der Versuch des persönlichen Selbst, heilig zu sein. Es ist verrückt, wenn die Illusion versucht, die Wirklichkeit zu sein. Auf jedem wahrhaft spirituellen Weg geht es darum, sich dem Prozess der Loslösung von allen Selbstkonzepten hinzugeben. Das, was am Ende übrig bleibt, ist dann das wahre SELBST.
Ein besserer Mensch werden zu wollen, ist ein Unterfangen, das zum Scheitern verurteilt ist, es sei denn, es passiert ein Bewusstseinswandel. Das liegt daran, dass dieser Wunsch selbst ein Teil der egoischen Störung ist. Eine subtilere und raffiniertere Form der Selbsterhöhung, der Gier nach mehr, nach einer Stärkung der eigenen eingebildeten Identität oder Selbstbildes. Ein innerer Kampf gegen die dunkle Seite des Selbst ist sinnlos, da der Kämpfer selbst Teil des Egos ist.
"Und wenn du feststellst, dass der Widerstand stark ist und die Hingabe schwach, dann bist du nicht bereit. Bekämpfe dich nicht selbst." (EKIW: Kapitel 30, I. 1. 6.&7.)
Der Versuch, besonders spirituell, besonders heilig zu sein, ist eine besonders raffinierte Absicht des Egos. Der ego-getriebene Verstand glaubt, es selbst tun zu müssen. Es ist notwendig zu erkennen, dass alles, was von uns persönlich benötigt wird, die Bereitschaft und das Verlangen nach Erlösung ist; den Rest erledigt die Gnade GOTTES. Deshalb heißt es in Lektion 168 und 169: “DEINE Gnade ist mir gegeben. Ich erhebe jetzt Anspruch auf sie." “Durch Gnade lebe ich. Durch Gnade werde ich befreit.”
Als Person sind wir Marionetten, deren Fäden das Ego - der Trennungsgedanke - fest in der Hand hält und doch glauben wir, dass wir die Handelnden sind. Wir sind Marionetten, die versuchen, gut, erfolgreich oder was auch immer zu sein. Was für eine verrückte Vorstellung! Erst wenn wir uns von diesem Glauben verabschieden und die Fäden SEINER Führung überlassen, wird unser Leben zu einem glücklichen Traum. Dann wird die Welt als stabil gesehen und unseres Vertrauens völlig würdig, ein glücklicher Ort, an dem wir eine Weile ruhen können, wo wir nichts zu fürchten, sondern nur zu lieben brauchen. Wer ist denen unwillkommen, die guten Herzens sind? Und was könnte die wahrhaft Unschuldigen verletzen?
Ein ganz entscheidender Schritt auf dem Weg in die Freiheit des glücklichen Traums ist es, unsere Vorstellung von uns selbst SEINER Berichtigung zu überlassen. Erst wenn wir bereit sind anzuerkennen, dass wir nicht wissen, was wir sind, kann in ebendiesen offenen Geist die Wahrheit unbehindert zurückkehren. Wo Konzepte des Selbst abgelegt sind, wird die Wahrheit ganz genauso offenbart, wie sie ist.
Im Neuen Testament, in christlichen Interpretationen des Alten Testaments sowie in apokryphen Büchern und im Koran ist die Vorstellung eines abtrünnigen Engels verbreitet. Der Engel wird für seine Auflehnung mit der Vertreibung aus dem Himmel durch Gott und seine übrigen Engel bestraft. Häufig wurde dieser gefallene Engel dann mit Luzifer, Iblis, Samael oder dem personifizierten Bösen, mit dem Titel Satan, dem Teufel, in Verbindung gebracht.
Als Gründe für den Fall des Engels werden genannt: Streben nach Gottgleichheit im Sinne einer Erhebung gegen Gott, Stolz, die Weigerung dem Menschen Respekt zu bezeugen, Willensfreiheit und Lust. Diese Motive treten auch in gemischter Form auf und beschreiben den Wahnsinn des Egos sehr genau.
Es gilt in diesem Zusammenhang nur zu verstehen, dass auch der Glaube an die Strafe Gottes, Teil der Illusion der Trennung, also Teil der Ego-Illusion ist und mit GOTT in Wirklichkeit nichts zu tun hat. Wenn wir träumen, von GOTT getrennt zu sein, dann ist die Idee der Schuld Teil unseres Traumes. Dies entspricht einfach dem Gesetz der Dualität, eine Kraft erzeugt immer eine gleichwertige Gegenkraft, es gibt in der Welt des Ego nichts, was nicht sein Gegenteil in sich bürgen würde.
Und es ist Ausdruck des wahnsinnigen Ego-Denksystems, sich einen Gott vorzustellen, der Wesen erschaffen hat, die nicht seiner eigenen Vollkommenheit entsprechen und deshalb erst geprüft werden müssen. Nur die Frucht eines einzigen Baumes war im symbolischen Garten »verboten«. Aber wenn GOTT SEINE Kinder kennt - und ER kennt sie -, hätte ER sie dann in eine Lage gebracht, in der ihre eigene Vernichtung möglich ist? Was wäre das für ein Schöpfer, der sich nicht einmal seiner eigenen Schöpfung sicher wäre? Ein solcher Schöpfer wäre offensichtlich nicht allmächtig und bedingungslos liebend. Ein wirklich allmächtiger GOTT kann auch keinen Widersacher wie einen Teufel haben, mit dem er um die Vorherrschaft kämpft. Der Teufel ist nur ein Symbol für das Denksystem des Egos, aber keine wirkliche äußere Macht. Das Ego - das Verlangen nach Trennung - ist keine Wirklichkeit GOTTES, sondern ein Traum im schlafenden Geist, der seine Wirklichkeit vergessen hat. Die Bedeutung des sogenannten Sündenfalls - das Verlangen und der Glaube an die Trennung - muss klar verstanden werden. Trennung ist ein Denksystem, das in der Zeit sehr real ist, aber nicht in der Ewigkeit. Jeder Glaube ist real für den, der daran glaubt. Wir dürfen die Kraft unseres Geistes nicht unterschätzen.
“Mythen gehören ganz dem Bereich der Wahrnehmung an und sind in ihrer Form derart doppeldeutig und ihrem Wesen nach so typisch gut und böse, dass sogar der wohlwollendste Mythos nicht ohne furchterregenden Beiklang ist. Mythen und Magie stehen in enger Verbindung zueinander, da Mythen sich gewöhnlich auf die Ursprünge des Ego beziehen und Magie auf die Kräfte, die sich das Ego zuschreibt. Mythologische Systeme enthalten gewöhnlich irgendeinen Bericht über die »Schöpfung« und bringen diesen mit ihrer besonderen Form der Magie in Verbindung. Der sogenannte »Kampf ums Überleben« ist nur das Ringen des Ego um Selbsterhaltung und seine Deutung seiner eigenen Anfänge. Diese Anfänge werden gewöhnlich mit der körperlichen Geburt in Verbindung gebracht, weil man schwerlich behaupten kann, dass das Ego schon vor jenem Zeitpunkt existierte. Die »religiöser« orientierten Egoanhänger glauben vielleicht, dass die Seele vorher existierte und dass sie nach einem vorübergehenden Fall in das Egoleben weiter existieren wird. Einige glauben sogar, dass die Seele für diesen Fehltritt bestraft werden wird. Die Erlösung betrifft jedoch nicht den reinen Geist, der nicht in Gefahr ist und nicht erlöst zu werden braucht.” (EKIW: Kapitel 4, II. 9.)
Im 1. Buch Mose, auch Genesis genannt, des Alten Testaments wird die Erschaffung der Welt leider Gott zugeschrieben, aber in den meisten Religionen, die sich nicht auf das Alte Testament beziehen, kommt ganz klar zum Ausdruck, dass diese Welt nicht von Gott erschaffen wurde. Im Gnostizismus wird klar unterschieden zwischen einem transzendenten, verborgenen Gott und einen niederen Demiurg, der die sichtbare Welt schuf. Das buddhistische Lebensrad der Wiedergeburten wird von einem Dämon umklammert, wodurch die Zeit symbolisiert werden soll.
In der Bibel steht, dass Gott am siebten Tag ruhte. Das ist ein Symbol dafür, dass es verdammt anstrengend ist, diese Welt zu machen - diese Illusion von Welt aufrechtzuerhalten. Aber wir sind es, die das tun und dabei ins Burnout und in den Tod rennen. Das hat nichts mit GOTT zu tun, ER braucht keine Pause, wir sind es, die erschöpft sind von unserem wahnsinnigen Versuch die Trennung real erscheinen zu lassen.
Jesus stellt im Kurs auch völlig klar, dass Sünde ein Irrtum in unserem schlafenden Geist ist. Dass es Sünde im moralischen Sinn oder gegen GOTT nicht gibt, ist eine der Kernaussagen des Kurses. GOTT weiß nicht einmal etwas von unseren Irrtümern, er kennt nur unsere wahre IDENTITÄT als wahres SELBST.
Vom philosophischen Standpunkt des Universums aus lässt sich Sünde aber auch als die Haltung eines individuellen Bewusstseins betrachten, das sich bewusst der kosmischen Realität widersetzt. Die Sünde ist ein der göttlichen Wirklichkeit vorsätzlich geleisteter Widerstand, der einen Grad der Bewusstseinsdesintegration bedeutet, der an kosmische Verrücktheit - an Wahnsinn - grenzt. Das Ego ist eine narzisstische Störung kosmischen Ausmaßes. Wenn wir uns den Begriff Ego als Abkürzung für “Edging God Out” (Verdrängung GOTTES) vorstellen, verweist er wunderbar darauf, worum es dem Ego geht.
Es ist unser schlafender Geist der sich gegen GOTT auflehnt und sein Verlangen nach Trennung von GOTT träumt. Dieser totale Größenwahn, sich gegen GOTT zu erheben, ist spürbar, wenn wir in die Tiefen unseres Unterbewusstseins vordringen. Wir sind geradezu berauscht vom Gefühl einer von GOTT getrennten Identität. Es ist dieser Rausch, der das Erwachen aus der Illusion der Trennung verhindert. Doch hinter diesem Rausch verbergen sich Schuld und Angst! Dies zu erkennen ist der Beginn der Reise zurück in die Einheit mit GOTT, und diese Erkenntnis erfüllt uns wieder mit Ehrfurcht vor GOTT - und nur vor GOTT.
Schöpfung
“Die Schöpfung ist die Summe aller GEDANKEN GOTTES, unendlich an der Zahl und überall ohne jede Grenze. Nur die LIEBE erschafft und nur wie SICH selbst. Es gab nie eine Zeit, wo all das, was SIE schuf, nicht da war. Auch wird es niemals eine Zeit geben, in der irgend etwas, was SIE schuf, irgendeinen Verlust erleidet. Auf immer und auf ewig sind die GEDANKEN GOTTES ganz genau so, wie sie es waren und wie sie sind, unverändert durch die Zeit und nachdem die Zeit vorbei ist.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, TEIL II, 11. 1.)
Darüber hinaus “gibt” es noch die Illusion von Schöpfung. In EKIW unterscheidet Jesus daher auch in der Wahl der Worte. Er verwendet “make” und “create” - machen und erschaffen. “Make” bezieht sich auf die Dualität und das, was das Ego innerhalb dieser Dualität hervorbringt; “create” auf die nondualen göttlichen SCHÖPFUNGEN. Der folgende Text ist ein Versuch, diesen gesamten “Schöpfungsprozess” in Worte zu fassen:
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[Dies ist eine Zusammenfassung der Lektion 4 des Buches Der Weg der Transformation - JESHUA (JESUS) in Gemeinschaft mit Jayem.]
Die allererste Stufe der SCHÖPFUNG ist, als DAS, was wir GOTT nennen, oder ABBA (aramäisch: „Vater“), erstmals begann, das unbeschreibliche, das unerklärbare Mysterium, SICH SELBST, aus der ewigwährenden Matrix seines SEINS heraus zu gebären. Diese erste Stufe der SCHÖPFUNG war REINER GEIST - eine zarte, fast unmerkliche Bewegung, in der ein sanfter SONNENSTRAHL beginnt, aus der SONNE hervorzukommen, oder ein Strahl von LICHT geräuschlos beginnt, aus dem LICHT SELBST auszustrahlen. Und das ist unsere Wirklichkeit. Wir sind GEIST. Wir sind das, was wie ein LICHT-Strahl aus dem GEISTE GOTTES hervorgekommen ist, wie ein Sonnenstrahl aus der Sonne. In REINEM GEIST sind wir unbegrenzt; wir sind ohne Form.
“GOTT kennt keine Form.” (EKIW: Kapitel 30, III. 4. 5.)
“Es gibt ein Leben, und das teile ich mit GOTT.” (EKIW: Lektion 167)
Diese erste Ebene der SCHÖPFUNG ändert sich niemals. Sie ist wie GOTT SELBST.
Denn der SONNENSTRAHL ist wie die SONNE; der LICHTSTRAHL wie das LICHT. Jedoch hat ein Impuls begonnen - ein Impuls, der sich von dem REINEN POTENTIAL von ALLEM, WAS GOTT IST, ausdehnt. Denn LIEBE strebt nur danach, SICH SELBST auszudehnen. Es gab REINE GEDANKEN, REINE LIEBE, REINES SEIN, das begann, die Idee in Betracht zu ziehen, die Idee von reiner Ausdehnung in Betracht zu ziehen - unbegrenzt, grenzenlos, in Ewigkeit. Es gab REINEN GEIST. Das ist, was WIR SIND, jetzt und in alle Ewigkeit. GEIST verändert sich nicht.
“Das Sein muss ausgedehnt werden. Das ist die Art und Weise, wie es die Erkenntnis seiner selbst beibehält.” (EKIW: Kapitel 7, IX. 2. 6.&7.)
Nun, in dieser unablässigen Bewegung von DEM, was sich niemals bewegt, wenn der LICHTSTRAHL aus dem GÖTTLICHEN LICHT hervorgeht - unbegrenzt, ewig, ungehindert - in ebendiesem Verlangen, kreativ zu sein und Kreativität unaufhörlich auszudehnen (und das ist, was SCHÖPFUNG ist), beginnt der GEIST, sich zu “komprimieren” oder “hinabzusteigen”. Es ist wichtig sich bei dieser Beschreibung immer bewusst zu sein, dass, wir nun eine Sprache benutzen, die ihre Quelle in der phänomenalen Welt hat, nicht auf der Ebene des GEISTES, wo Sprache nicht erforderlich ist. Der GEIST macht weiter in seinem Tanz, während der EINE GEIST, GOTT, der VATER die Ausdehnung der SCHÖPFUNG aufrechthält. Und der GEIST beginnt, sich in etwas zu verdichten, was noch niemals geschehen ist. Der Gedanke - und wichtig, wir arbeiten immer noch auf der Ebene von REINEN GEDANKEN, REINEM POTENTIAL - der Gedanke beginnt, sich in einen Gedanken von Individualisierung zu verdichten.
Wir kennen Bilder davon, wie eine Flüssigkeit wie beispielsweise Milch in Zeitlupe in ein Glas gegossen wird. Und wenn die Milch auf das Glas auftrifft, beginnt sie an den Seiten hochzusteigen, während das Glas sich zu füllen beginnt. Und im letzten Moment, wenn der Milchkarton zurückgeneigt wird und das Ausgießen stoppt, erschafft die Bewegung, die in Gang gesetzt worden ist, das Phänomen eines kreisrunden Michtropfens, der emporsteigt und für einen ganz kurzen Moment von dem Milchkörper im Glas getrennt zu werden scheint. Er steigt auf und in dem Bruchteil einer Sekunde haben wir, die wir den Bildschirm anschauen, das Gewahrsein eines individuellen Milchtropfens, der vollkommen unabhängig von dem Milchkörper selbst zu existieren scheint. Und dann im nächsten Moment tropft er zurück, in den Milchkörper selbst, und wir verlieren das Gewahrsein von ihm als ein getrenntes Ding, als ein getrennter Tropfen Milch. Doch er war die ganze Zeit über Milch. Von unserem Ort der Wahrnehmung aus hat es lediglich so ausgesehen, als ob er eine getrennte Existenz hätte.
Und warum? Alles nur aus Freude, die SCHÖPFUNG auszudehnen, damit DER EINE sich SEINER SELBST in einer endlosen Vielfalt an Form bewusst sein kann. Und das ist, wo es beginnt - die Freude der SCHÖPFUNG. Das ist, was WIR SIND! In der REINEN SEELE gibt es immer noch nur REINES POTENTIAL. Es gibt dort noch nicht das, was wir als Erfahrung kennen. Es gibt dort jedoch das erste zarte Bewusstsein des EINEN SELBST, das Sich SEINER SELBST bewusst ist.
Der Begriff SEELE bezieht sich hier also auf die Wirklichkeit des REINEN GEISTES - worauf Jesus auch in EKIW verweist. Um die SEELE von dem individualisierten Bewusstsein zu unterscheiden, das in die Menschwerdung, in die Verkörperung hinabsteigt, wird dafür die Kleinschreibung Seele verwendet. Die Seele selbst ist immer noch reines Bewusstsein, doch die Inkarnation ist für die Mehrheit von uns so dramatisch und solch eine Erschütterung, solch ein Schock, dass wir begonnen haben, unsere Verbindung zum GEIST zu vergessen, unsere Erkenntnis, dass wir Seele sind, reines Bewusstsein. Wir haben begonnen, die Bewusstheit unserer Freiheit zu verlieren. Man könnte sagen, wir sind unbewusst geworden oder eingeschlafen.
Während die SEELE mit der Ausdehnung von LICHT, von REINER KREATIVITÄT weitermacht, verdichtet sie sich. Sie steigt auf die nächste Ebene hinab, wenn man so will. Auf der Ebene der physischen Welt gibt es nicht viele andere Arten, darüber zu sprechen. Die SEELE steigt also hinab oder sie verdichtet sich und beginnt, eine tiefere Bewusstheit von SICH SELBST als einem individuellen Ding zu erschaffen.
Nun nimmt IHR Gewahrsein von SICH SELBST als REINER GEIST eine neue Färbung, eine neue Schwingung an. Das kommt dem sehr nahe, was viele von uns in ihren Meditationen und im Gebet erfahren haben - wenn unser Ego-Geist vorübergehend überwunden war und wir ein Gefühl unserer EINHEIT mit GOTT gehabt haben, und wir uns dennoch anders gefühlt haben als GOTT - ERSCHAFFENER und SCHÖPFER, SOHN und VATER - vereint und doch irgendwie verschieden.
Hier kann man sagen ist es, wo die Trennung begonnen hat. Es ist hier auf der ersten Ebene der zartesten Wahrnehmung des SELBST als eine individuelle Matrix von Bewusstsein, das Bewusstsein von SICH SELBST hat, und doch ist dieses SELBST, oder GOTT, irgendwie etwas anderes als das, als was die SEELE SICH SELBST wahrnimmt . . . Hier ist es, wo der erste einzigartige Gedanke der Trennung geboren wurde, an diesem sehr subtilen Punkt . . . lange bevor die Multi-Dimensionalität der Schöpfung ins Dasein kam.
Hier lässt die Kreativität die Macht der Gedanken entstehen. Und es ist von dem FELD DER GEDANKEN aus, der REINEN GEDANKEN, dass die Schöpfung nun beginnen wird, unmittelbar ins Dasein zu springen. Und hier, auf dieser subtilen Ebene, hat sich der Milchtropfen scheinbar selbst getrennt, und fühlt nun das Bewusstsein von SICH SELBST als getrennt von dem Körper der Milch. Und für einen Moment, nur für einen Moment, ist da reine Freude, denn es ist immer noch der EINE, DER das tut - aus Freude heraus, aus reinem Spiel heraus, aus dem reinen Überschwang heraus, SICH SELBST und SEINE grenzenlose KRAFT auszudehnen, unaufhörlich und ohne Begrenzung. Denn bedenken wir, wenn WIR den Gedanken halten würden, Nun, ich kann bestimmt nicht Mein SELBST von Meinem SELBST trennen, wäre das eine Begrenzung.
Und so erschafft der EINE einen Tropfen von SICH SELBST, einhergehend mit der Wahrnehmung, dass ER SICH SELBST als getrennt von etwas wahrnimmt, das nun, zum ersten Mal etwas anderes ist. Hier geschieht das Keimen, wird der Samen gepflanzt, für das Ego-Bewusstsein. Doch das kommt erst ein bisschen später in der Geschichte.
“Die Struktur eines individuellen Bewusstseins ist im wesentlichen unerheblich, weil es ein Konzept ist, das den Erbirrtum oder die Erbsünde darstellt.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, BEGRIFFSBESTIMMUNG, EINLEITUNG, 1. 4.)
Als dieser erste Gedanke der Trennung geträumt wurde, wurde eine neue Energie geboren. Das, was reine Freude gewesen war, das, was reine Freiheit, reine Sicherheit gewesen war, verändert nun ein wenig die Form. Man könnte sagen, ein Tropfen Milch innerhalb des Milchtropfens scheint sich zu trennen und seine eigene Energie anzunehmen. Und die haben wir Angst genannt. Hier wird nicht die Ausdehnung geboren, sondern Kontraktion, oder die Erfahrung von Kontraktion, wenn Angst im Bewusstsein aufsteigt. Und nun beginnt der Fluss sehr, sehr schnell hinabzustürzen - aus Angst heraus, aus der ersten Gründung des Gedankens heraus, Ich bin alleine. Ich bin getrennt von meinem SCHÖPFER. Und dabei, erinnern wir uns, ist es in Wirklichkeit der SCHÖPFER, der den SCHÖPFER wahrnimmt und die Wahrnehmung erschafft, dass GOTT von GOTT getrennt ist.
Mit diesem Gedanken geschieht eine Explosion - sehr ähnlich dem, was Wissenschaftler den „Big Bang" genannt haben. Sie wissen gar nicht, wie nahe sie dran sind! Sie müssen nur den Gedankensprung machen und sehen, dass der Big Bang im Bewusstsein selbst geschehen ist, und nicht aus Materie, was auch immer das ist. Stellen wir uns vor, wie in dem Big Bang des Bewusstseins dieser Milchtropfen plötzlich in den Raum explodiert, der mit dem Gedanken von Trennung ins Dasein kommt, und ein grenzenloses Feld oder eine Anzahl von Punkten wird - kleine Tröpfchen von Milch, kleine Tröpfchen von Bewusstsein, kleine Funken des GÖTTLICHEN, kleine Partikel von LICHT.
Um noch eine weitere Analogie aus dem Bereich der Wissenschaft zu gebrauchen: Die Welle des Lichtes wurde nun zu den Partikeln des Lichtes. Wann und warum - wer kann das sagen? Nur der EINE, der SICH SELBST gebärt, weiß das. Und wir sind DIESER EINE.
Während diese Partikel von Licht sich nun “ausbreiten” durch die unendlichen Weiten der REINEN POTENTIALITÄT DES GEISTES - was LICHT ist, was GOTT ist - besitzt jeder Partikel exakt genau das gleiche Potential. In der Tat ließe sich keinerlei Unterschied zwischen den Punkten des LICHTES finden - keiner.
Das bedeutet, es gibt das Gefühl, dass, während sie identisch sind in Qualität und Substanz, es einen feinen Unterschied gibt in dem “Raum”, den jeder einzelne besetzt, wie wenn wir zwei identische Bleistifte nehmen würden und einen auf die linke Seite des Tisches legen würdest und einen auf die rechte. Immer noch sind sie gemacht aus der gleichen Substanz, doch jetzt, im weiten Kontinuum des “Raumes”, besetzt das, was identisch ist, zwei Punkte im “Raum”, jeder mit der vollkommenen Freiheit, die vollkommene Freiheit des einen GOTTES widerzuspiegeln . . . Grenzenlose Strahlen von LICHT, nun die Vollkommenheit der Freiheit von REINER POTENTIALITÄT spiegelnd und reflektierend, die das LICHT Selbst ist - die REINE POTENTIALITÄT zu erschaffen. Jeder Einzelne trägt in sich den Gedanken, das Erkennen, die Wahrnehmung von Trennung. Angst wurde geboren: Ich bin alleine. Ich bin nicht jener LICHT-Punkt da drüben. Ich bin nur ich selbst.
Und während die Energie der Angst andauert, geht die Kontraktion, die Verdichtung, der Abstieg weiter. Und jetzt ist das, was explodiert ist - wieder einmal augenblicklich (das braucht noch keine Zeit) - die Vielzahl, die grenzenlose Multi-Dimensionalität, die die SCHÖPFUNG ist, mit der Ausnahme von einem Ding: Das physische Universum ist noch nicht geboren worden. Das physische Universum benötigt das Konzept der Zeit. Denn nur in der Zeit existiert die physische Dimension.
Und somit ist es hier, wo wir beginnen, das zu entdecken, was in der Sprache dieser Welt, die Rangordnung der Engelswesen, der Engelswelten genannt wird. Nur Punkte von LICHT, genau wie wir, doch weder in der Erfahrung von Zeit noch in der Verdichtung, die wir physische Körper nennen - noch nicht einmal die niedrigeren Astral-Körper. Noch ist die Multi-Dimensionalität der Kreativität ein strahlender Tanz mit nur einem Hauch eines Gefühls von Trennung oder “Anders-sein“ oder Angst.
In dieser Multi-Dimensionalität, die noch durchdrungen ist von LICHT und ist wie das LICHT SELBST, geht die Verdichtung weiter. Hier beginnt das LICHT sich in die Partikel von Materie zu verdichten. Und noch einmal, die Explosion geschieht, als das eine, wir könnten sagen, das eine Basis-Atom in den Big Bang explodiert. Und die Vielzahl von Körpern, von planetarischen Körpern ist geboren, die unsere zentrale Sonne unseres winzig kleinen Universums beinhalten.
Und das physische Universum, von dem wir als ein menschliches Wesen ein Teil davon sind, ist weit jenseits des Vorstellungsvermögens. Und doch ist es wie ein winziges Fleckchen Staub. Es ist wie ein winziger Fleck von LICHT, scheinbar frei schwebend - wie ein winziger Tropfen Milch, der sich selbst von dem Körper der Milch getrennt zu haben scheint - so scheint unser physisches Universum frei zu schweben, und ist sich der Multi-Dimensionalität des strahlenden LICHTES und GEISTES und GOTTES, in dem es schwebt, nicht bewusst, von dem aus ihm seine Existenz gegeben wurde. Wir sind daher nicht außerhalb vom GEIST. Wir könnten sagen, wir werden liebevoll gehalten - unsere gesamte physische Dimension - im Zentrum des GEISTES.
Während diese Verdichtung weitergeht, beginnt das, was die Welt „Leben“ nennt. Bedingungen werden festgelegt, hervorgehend aus der REINEN POTENTIALITÄT heraus, der MACHT und der VOLLKOMMENEN INTELLIGENZ zu erschaffen - obwohl jetzt diese Kreativität sich selbst mehr und mehr aus der Angst heraus ausdrückt, und nicht aus purer Freude.
Und Angst, die nur ein Tanz oder ein Spiel von Energie selbst ist, muss ein ganz und gar neutrales Ereignis sein, bis etwas auftaucht, um dies anders wahrzunehmen und zu erfahren. Und was ist das? Um keine Geschichte zu machen, die für unsere Bedürfnisse nicht wirklich dienlich ist, lautet die Antwort einfach und abgekürzt ausgedrückt: Es ist die Geburt des Ego-Bewusstseins.
Und hier hat sich die Angst in ihre endgültige Form verdichtet. Es kann keine weitere Verdichtung der Energie geben, die zu Angst geworden ist, denn Ego-Bewusstsein ist angst-volles Bewusstsein . . . Das Ego ist Angst. Und doch ist es gemacht aus PURER KRAFT, REINER POTENTIALITÄT, GRENZENLOSER KREATIVITÄT. Wir alle kennen die Erfahrung zu wissen, wie unaufhörlich kreativ der Ego-Geist sein kann. Denn ohne Unterlass weiß er, wie er unmittelbar auf einen Bruder oder eine Schwester schaut, auf ein Ereignis auf dem Planeten, wie er auf alles schauen kann, und blitzschnell, in einem Augenblick, in einem Raum, der noch nicht einmal einen Gedanken erfordert, kann das Ego-Bewusstsein seine Werte ändern, kann es seine Wahrnehmungen ändern, um zu erschaffen, was es erschaffen will. Und was es erschaffen will, ist das, was seine Existenz fortbestehen lässt.
“Die Raffiniertheit des Ego hinsichtlich seiner Selbsterhaltung ist enorm, stammt aber aus ebender Macht des Geistes, die das Ego verleugnet. Das bedeutet, dass das Ego das angreift, wodurch es erhalten wird, was extreme Angst zur Folge haben muss. Deshalb merkt das Ego nie, was es tut. Es ist vollkommen logisch, aber eindeutig wahnsinnig.” (EKIW: Kapitel 7, VI. 3. 1.-3.)
So ähnlich, wie wenn in unserem physischen Körper eine Zelle kanzerogen wird und beschließt, Amok zu laufen und so zu handeln, als wäre sie selbst nicht von den Gesetzen des Körpers abhängig, die den Körper gesund erhalten. Und sie beginnt dann, was zu tun? Sie beginnt, Zellen zu erschaffen, wie sich selbst. Krebs ist lediglich eine Fehlwahrnehmung, die auf der Ebene des Körpers Amok läuft - indem die Zelle für sich selbst denkt und nach ihrem eigenen Bild erschafft, anstatt das Bild des SCHÖPFERS auszudehnen und aus der Harmonie mit dem EINEN GEIST heraus zu leben, der in strahlender Freude erschafft, aus keinem anderen Grund, als das Gute, das Heilige und das Schöne auszudehnen. Und doch erschafft GOTT keine Begrenzung. Er zieht seine Kreativität von der Macht des Ego nicht zurück. Vielmehr, weil GOTT LIEBE ist, ist alle Macht unter HIMMEL UND ERDE verfügbar, und kann vom Ego-Bewusstsein angezapft werden.
Was also ist Ego-Bewusstsein? Wir wissen alle, wie es sich anfühlt, vollkommen sicher zu sein, dass wir getrennt und alleine sind, dass wir uns auf unseren eigenen Gedankenprozess verlassen müssen, und dass niemand jenseits davon - nicht nur jenseits der Grenze unseres Körpers oder unserer Haut - sondern niemand jenseits unseres einzigartigen, kontrahierten Gefühls von „ich“ irgendeine Verbindung zu uns hat, und dass niemand sich kümmert: Ich bin alleine. Ich bin getrennt. Wie um alles in der Welt kann ich es schaffen? Ich muss es selbst herausfinden. Ich muss herausfinden, wie die Welt funktioniert. Ich muss es für mich selbst geschehen machen!
Angst hat ihre endgültige Form angenommen. Jetzt ist hier ein vollkommenes Vergessen von GOTT, von dem EINEN, vom GEIST, und sogar von der SEELE. Der Körper repräsentiert eine Ebene der Schwingung, immer noch ziemlich intelligent, immer noch sehr intelligent. Er ist wie eine Matrix von Energie, der Gedanke von Verdichtung in menschlicher Form, aus der Formen immer weiter erschaffen werden, immer weiter erschaffen werden, immer weiter erschaffen werden, immer weiter erschaffen werden. Und wir haben das für uns selbst eine grenzenlose Anzahl von Malen getan - in diesem Traum von Trennung.
“Jene Träume, die du gern zu haben glaubst, halten dich ebenso zurück wie die, in denen die Angst gesehen wird. Denn jeder Traum ist nur ein Traum der Angst, ganz gleich, welche Form er anzunehmen scheint. Die Angst wird innen, außen oder beiderorts gesehen. Sie kann sich auch in eine angenehme Form verkleiden. Doch nie ist sie vom Traum abwesend, denn Angst ist der Stoff der Träume, aus dem sie allesamt gemacht sind. Die Form mag sich verändern, sie können jedoch nicht aus etwas anderem gemacht sein.” (EKIW: Kapitel 29, IV. 2. 1.-6.)
Der Körper ist die Repräsentation des Ego. Denn so entsteht der Eindruck: Ich bin nur dieser Staubklecks, dieser getrennte Körper-Geist, der auf meinem Stuhl sitzt, oder auf dem Boden, oder auf einer Couch, und diese Aufzeichnung liest, die mit Worten gefüllt ist, die mit einer bestimmten Bedeutung schwingen und bestimmte Bilder und Einsichten in meinem Geist erschaffen. Doch diese werden in mich gelegt, und ich bin nicht derjenige, der dies alles in diesem Augenblick selbst erschafft.
Das ist Ego-Bewusstsein. Ich bin nicht derjenige. Ich bin nicht GÖTTLICH. Ich bin nicht REINER GEIST. Ich bin nicht REINE SEELE. Ich bin dieses Ding, das jetzt hier auf dem Stuhl sitzt.
Der Ego-Geist ist also das, was die getrennte Wahrnehmung erschafft, dass er nur ein winzig kleines Stückchen des Kuchens ist. Er erschafft eine Täuschung, eine Verdrehung im Bewusstsein selbst, wie ein kleiner Fleck auf einem Radarbildschirm - er erzeugt nur einen kleinen Fleck, der demjenigen, der den Bildschirm anschaut, mitteilt, dass dort irgendein Ding ist.
Und doch - die ganze Zeit über - sind wir der EINE. Die ganze Zeit über muss der Gedanke der Trennung die KRAFT des EINEN benutzen. Denn diese KRAFT ist LEBEN! Diese KRAFT ist REINES SEIN! Diese KRAFT ist die wirkliche Welt! Diese KRAFT ist das Einzige, was existiert - Punkt! Mit Hilfe der KRAFT DES EINEN haben wir den Gedanken des getrennten Selbst geträumt. Mit Hilfe der KRAFT DES EINEN werden wir, wenn wir uns dazu entscheiden, aus dem Denken des Ego-Bewusstseins erwachen.
Nun, warum ist all das wichtig? Weil der Weg der Erlösung erfordert, dass es das gibt, was in der Form scheinbar existiert. Wir existieren scheinbar in der Form. Das ist die Matrix, in die wir hinabgestiegen sind, immer und immer wieder, wenn wir gekommen sind, um uns selbst zu lehren, dass wir nur ein getrenntes, einsames, fehlerhaftes, schwaches Individuum sind. Beim Tod des Körpers haben wir uns selbst als SEELE entdeckt, und waren verängstigt von dem Glanz unseres LICHTES, weil dieses LICHT nicht das gleiche war, wie unsere Interpretation, die wir von uns selbst gelernt hatten. Angst verursacht Verdichtung, Kontraktion, Fallen, wenn man so will. [Deswegen finden wir auch in vielen spirituellen Traditionen das Bild vom gefallenen Engel.] Und wo wir hineinfallen, ist in eine Matrix von Energie, die am stärksten mit unserer eigenen Wahrnehmung und unserem Glauben über uns selbst in Resonanz ist. Glauben ist nicht nur ein Gedanke. Es ist eine Schwingungsqualität. Und dann fallen wir auch schon wieder in ein Feld von Energie, in einen Traum, in ein physisches Universum, in ein Zeitfenster, in eine Familienstruktur, die mit dem in Einklang ist und schwingt, wie wir gelernt haben, uns selbst wahrzunehmen.
“Die Wahrnehmung ist konsequent. Was du siehst, spiegelt dein Denken wider. Und dein Denken spiegelt nur deine Wahl dessen, was du sehen willst.” (EKIW: Lektion 130, 1. 1.-3.)
Und die ganze Zeit über sind wir doch DIESER EINE: strahlend, vollkommen frei, der die MACHT GOTTES benutzt, um einen Traum von Kleinheit, Schwäche, Trennung, Einsamkeit zu erschaffen und ihn zu glauben. Genau jetzt, während wir diese Worte lesen, jetzt, ist dies das, was wir machen. Wir wählen gerade, wie wir über uns denken. Und wie wir über uns selbst denken, wird in der Welt widergespiegelt, die wir sehen, in den Erfahrungen, die innerhalb unseres eigenen, speziellen Universums des Bewusstseins manifestiert sind. Wir haften immer noch zum größten Teil an dem Glauben an, dass wir dieser kleine, unbedeutende Gedanke der Trennung sind, genannt Ego-Geist, der sich immer noch damit abmüht, GOTT zu finden, und nicht erkennt, dass es genau die MACHT von GOTTES Gegenwart ist, von der aus wir die Wahrnehmung erschaffen, die wir über uns selbst hegen.
Hier sind wir also - sitzen auf unserem Stuhl, liegen auf unserem Boden oder sitzen auf unserer Couch. Und wir sind DER EINE. Wir scheinen in der Form zu sein, das heißt, wir haben eine Wahrnehmung von uns selbst erschaffen, die die Erfahrung beinhaltet, ein Körper-Geist zu sein, der übrigens getrennt ist von allen anderen Körpern. Offensichtlich können wir aus unserem Fenster schauen und sagen, dass der Körper, mit dem wir uns identifizieren, an einem anderen räumlichen Punkt ist, als jedes andere Objekt. Das ist es, was diese Welt ist! Dieses Universum ist der Versuch, eine Widerspiegelung zu erschaffen, die uns davon überzeugt, dass der erste angstvolle Gedanke der Trennung die Wahrheit darüber ist, was wir sind! Wir benutzen unser physisches Universum, oder haben es unwissentlich benutzt, um uns beständig zu reflektieren, was die Wahrheit sein muss: dass wir getrennt sind von der gesamten SCHÖPFUNG.
Diese Welt ist nichts anderes als die Widerspiegelung dieses Gedankens. Und doch, selbst hier, durchdringt DER EINE alle Dinge, und die Erkenntnis unseres SELBST als DIESER EINE ist uns näher als unser eigener Atem - einfach eine Entscheidung entfernt. Hier wird großer Reichtum nicht in irgendeiner anderen Dimension gefunden, der Reichtum der Dramen der Trennung, des Suchens - Suchen, Suchen, Suchen.
Genau die Energie des Suchens ist die Ego-Energie. Denn nur das Ego kann suchen. REINER GEIST kann sich nur ausdehnen. Und das ist ein gewaltiger Unterschied!
Das Ego-Bewusstsein agiert sich selbst aus durch die Formen der besonderen Beziehungen. Aus dem Bedürfnis nach Besonderheit heraus versuchen wir, das Objekt unserer besonderen Beziehung zu besitzen. Die Welt ist die Widerspiegelung des Glaubens an das Bedürfnis nach einer besonderen Beziehung. Und die Suche danach ist die Unruhe, die wir fühlen und die sich auch im Körper spiegelt. Die Unruhe des Atems, die Angespanntheit der Muskeln, die Einsamkeit, wenn wir unseren Kopf abends auf das Kissen legen, weil wir glauben, dass wir dieser Körper-Geist sind, getrennt und alleine, abgesondert von allen anderen.
Und der unendliche, grenzenlose Strom der Kommunikation, der durch die gesamte SCHÖPFUNG hindurch geschieht, ungehindert, ist für unser Gewahrsein verloren. Doch das Ende allen Suchens geschieht, wenn man es wagt, im Geist einen anderen Gedanken zu halten. Hier, wie auch in Ein Kurs in Wundern, finden wir viele Gedanken, die auf die Wahrheit verweisen:
Nur LIEBE ist WIRKLICH.
Ich bin nicht der Körper.
Ich und mein VATER sind EINS.
Ich bin erwacht und wandele auf diesem Planeten als CHRISTUS.
Ich wähle LIEBE anstatt Angst.
Was bedeutet das? LIEBE ist REINER GEIST. Angst ist Kontraktion, Dichte, fehlerhafte Wahrnehmung - Ego-Bewusstsein. Wenn wir LIEBE anstatt Angst wählen, müssen wir uns entscheiden, nicht auf den Impuls des Ego-Bewusstseins zu reagieren. Wir müssen uns entscheiden, so zu leben, als ob wir nicht das Ego wären. Und auf diese Weise wird das, was geformt wurde, transformiert - das, was die Form durchdringt, und sich über das hinaus ausdehnt, was geformt wurde: transformiert.
Inkarnation
Schon die Struktur eines individuellen Bewusstseins ist im Wesentlichen unerheblich, weil es ein Konzept ist, das den Erbirrtum darstellt. Den Irrtum selbst zu untersuchen führt nicht zur Berichtigung, wenn es uns fürwahr gelingen soll, den Irrtum zu übersehen. Und es ist genau dieser Prozess des Übersehens, auf welchen Ein Kurs in Wundern abzielt.
“Der Schwerpunkt dieses Kurses bleibt immer derselbe: Es ist dieser Augenblick, in dem dir die vollständige Erlösung angeboten wird, und dieser Augenblick ist es, in dem du sie annehmen kannst. Das ist nach wie vor deine einzige Verantwortung. Die SÜHNE könnte mit einem totalen Entrinnen aus der Vergangenheit und einem völligen Mangel an Interesse für die Zukunft gleichgesetzt werden. Der HIMMEL ist hier. Es gibt keinen andern Ort. Der HIMMEL ist jetzt. Es gibt keine andere Zeit. Kein Lehren, das nicht dahin führt, ist für GOTTES Lehrer von Belang.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 24. 6. 1.-8)
Daher ist auch das Thema Inkarnation beziehungsweise Reinkarnation im Wesentlichen unerheblich.
“Im eigentlichen Sinne ist Reinkarnation unmöglich. Es gibt keine Vergangenheit oder Zukunft, und die Idee der Geburt in einen Körper - ob einmal oder mehrere Male - hat keine Bedeutung. Reinkarnation kann also nicht in irgendeinem wirklichen Sinne wahr sein. Unsere einzige Frage sollte sein: Ist das Konzept hilfreich? Und das hängt natürlich davon ab, wofür es verwendet wird. Wenn es verwendet wird, um die Einsicht in das ewige Wesen des Lebens zu stärken, ist es in der Tat hilfreich. Ist irgendeine andere Frage dazu wirklich nützlich, um den Weg zu erhellen? Wie viele andere Überzeugungen kann es bitter missbraucht werden. Geringstenfalls bietet ein solcher Missbrauch Beschäftigung mit der Vergangenheit und vielleicht auch Stolz darauf an. Schlimmstenfalls ruft er Trägheit in der Gegenwart hervor. Dazwischen sind viele Arten von Torheit möglich.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 24. 1.)
Schon die Seele im herkömmlichen Verständnis - als individualisiertes Bewusstsein - ist Teil der Trennungsillusion. In spirituellen Konzepten wird oft die Ansicht vertreten, dass die Seele hier ist, um bestimmte Erfahrungen zu machen, und dass dies etwas grundsätzlich Positives ist. Ja - es ist unser Verlangen, das die Illusion eines persönlichen, physischen Lebens erzeugt. Es ist unser Wunsch, die Trennung von GOTT und unseren Mitmenschen zu erleben. Aber dieses Verlangen ist nichts Positives, es ist reiner Wahnsinn und alles, was wir scheinbar erfahren, ist eine große Illusion. Es gibt keine Personen und keine verschiedenen Leben, alles ist nur eine Illusion unseres schlafenden Geistes, der Trennung träumt. Sich dieser Erfahrung auszusetzen, macht nur Sinn, wenn an Schuld geglaubt wird.
Die einzige in Bezug auf das Thema Reinkarnation wirklich hilfreiche Information ist daher folgende: Es ist der Glaube an Schuld, der Reinkarnation als wirklich erscheinen lässt. Auf dem spirituellen Weg geht es darum, sich von der Illusion der Schuld zu befreien, in den Worten des Konzepts der Reinkarnation, sich vom Glauben an den leidvollen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt zu befreien.
Der einzig wahre Zweck besteht darin, aus diesem Traum von Welt zu erwachen, diese Welt zu vergeben und uns an unsere wahre IDENTITÄT als SOHN GOTTES wieder zu erinnern. Die Stärke unserer wahren IDENTITÄT kommt nicht von brennenden Impulsen, die die Welt bewegen, sondern von der grenzenlosen LIEBE GOTTES SELBST. In einem Körper zu inkarnieren und damit die eigene Wirklichkeit als reiner, göttlicher Geist zu verleugnen, ist Ausdruck totalen Wahnsinns. Es gibt keinen vernünftigen Grund, länger darin zu verweilen, als es für die SÜHNE notwendig ist. Die lineare Zeit ist für den HEILIGEN GEIST lediglich ein Hilfsmittel für den Prozess der SÜHNE, den Berichtigungsprozess, aber kein Zweck an sich.
“Das Wunder ist eine Lerneinrichtung, die den Bedarf an Zeit vermindert. Es schafft eine Zeitspanne außerhalb des zeitlichen Musters, die den gewöhnlichen Zeitgesetzen nicht untersteht. In diesem Sinne ist es zeitlos.” (EKIW: Kapitel 1, I. 47)
“Das Wunder ist die einzige Einrichtung, die dir zur Kontrolle der Zeit unmittelbar zur Verfügung steht. Nur die Offenbarung transzendiert es, da diese mit der Zeit gar nichts zu tun hat.” (EKIW: Kapitel 1, I. 48)
“Heute versuchen wir, deinem Geist die Wirklichkeit noch näher zu bringen. Bei jeder Übung wird deren Gewahrsein wenigstens ein bisschen näher rücken; manchmal werden tausend Jahre oder mehr eingespart.” (EKIW: Lektion 97, 3. 1.-2.)
Das Ego hat allerdings seinen eigenen “Heilsplan”, den es uns immer und immer wieder als „Lösung“ anbietet. Inkarnieren bedeutet - von den Meistern, deren einziger Zweck die Unterstützung des Erwachens ist, einmal abgesehen - dem Plan des Egos gefolgt zu sein. Das Ego will uns immer glauben machen, es gebe in dieser Welt noch eine Erfahrung, die wir unbedingt machen müssten. Das Ego lebt in und von der Zeit, daher wird es immer versuchen, uns ein Angebot in der Zeit zu machen. Die Erlösung erwartet uns jedoch jenseits der Zeit - im Jetzt.
Der zentrale Irrtum am Reinkarnationsglauben besteht darin, dass an eine zeitliche Abfolge von physischen Leben geglaubt wird. Doch es passiert alles gleichzeitig - in einem Augenblick. Der Glaube an Reinkarnation verschiebt die Hoffnung auf das Erwachen in die ferne Zukunft, in ein nächstes Leben und fördert somit die Bindung des Menschen an die Illusion der linearen Zeit und verhindert so das Erwachen im Jetzt.
“Du, der du nach wie vor glaubst, in der Zeit zu leben, und nicht erkennst, dass sie vergangen ist, dich lenkt der HEILIGE GEIST noch immer durch das endlos kleine und sinnlose Labyrinth, das du noch in der Zeit wahrnimmst, obgleich sie lange schon vergangen ist. Du glaubst in dem zu leben, was vergangen ist. Jedes Ding, auf das du schaust, sahst du nur einen Augenblick, vor langer Zeit, bevor seine Unwirklichkeit der Wahrheit Platz gemacht hat. Nicht eine Illusion bleibt in deinem Geist noch ohne Antwort. Die Ungewissheit wurde der Gewissheit vor so langer Zeit überbracht, dass es fürwahr schwerfällt, in deinem Herzen daran festzuhalten, als läge sie noch vor dir.” (EKIW: Kapitel 26, V. 4.)
“Jeden Tag - jede Minute eines jeden Tages und jeden Augenblick, den jegliche Minute birgt - durchlebst du nur erneut den einen Augenblick, in dem die Zeit des Schreckens den Platz der Liebe einnahm. So stirbst du jeden Tag, um neu zu leben, bis du den Graben zwischen der Vergangenheit und Gegenwart überquerst, der überhaupt kein Graben ist. Und solcherart ist jedes Leben: ein scheinbares Intervall von der Geburt zum Tod und wieder hin zum Leben, die Wiederholung eines lange schon vergangenen Augenblicks, der nicht wiedererlebt werden kann. Und alle Zeit ist nur der verrückte Glaube, dass das, was vorbei ist, noch immer hier und jetzt ist.” (EKIW: Kapitel 26, V. 13.)
Einige Würdenträger der Stadt waren in einem Zen Kloster zu einem einfachen Mal geladen. Um den Zen Meister zu beeindrucken, unterhielten sie sich über höchst spirituelle Themen, über Wiedergeburt und Karma. Schließlich ergriff der Bürgermeister das Wort: „Verehrter Meister, uns würde vor allem Ihre Meinung zum Thema Wiedergeburt interessieren.“ Der Meister schaute von seinem Teller auf und sagte: „Haben Sie schon gekostet? Der Rettich schmeckt ausgezeichnet.“
Für alle unter uns die noch keine Zen-Meister sind und sich nun mal in der Illusion einer Inkarnation befinden, mag eine Beschreibung des “Abstiegs” in die physische Dimension hilfreich sein, denn die Beschäftigung mit dem “Abstieg” kann uns helfen zu verstehen, warum es so viele unterschiedliche Konzepte von Spiritualität gibt, und uns damit helfen, Toleranz gegenüber diesen Konzepten zu entwickeln. Die Unterschiede sind in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sich die Konzepte auf unterschiedliche Dimensionen beziehen.
* * *
[Das Folgende ist eine Zusammenfassung der Lektion 4 des Buches Der Weg der Transformation - JESHUA (JESUS) in Gemeinschaft mit Jayem.]
Bei all dem dürfen wir nie vergessen: Immer und in alle Ewigkeit ist die Welt, die wir wahrnehmen, von nichts anderem verursacht als von uns selbst.
Jetzt geht es speziell um dieses eine “Leben”, das wir jetzt leben. Auch in dem Moment vor unserer Inkarnation, waren wir in Existenz und haben in vollkommen klarer Bewusstheit innerhalb eines Zustandes oder einer Qualität oder Dimension von Bewusstsein verweilt. Und selbst dies war das Ergebnis von Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen worden sind.
In der Dimension vor unserer Inkarnation gibt es einfach keine physische Form. Wir verweilen dort als Bewusstsein selbst und ja, wir haben Form, doch diese Form von Energie hat sich nicht in die dritte Dimension verdichtet.
Nun, es gab einen Moment, für jeden Einzelnen von uns, als die Entscheidung in unserem Bewusstsein, in unserem Geist getroffen wurde, dass die Bedingungen für uns angemessen sind, um noch einmal zu inkarnieren. Es gibt viele, viele Faktoren, die die Seele dazu verlocken, sich noch einmal in die physische Form zu verdichten, doch der Hauptfaktor unter ihnen ist die Wahrnehmung und der Gedanke, dass es noch etwas gibt, was unerledigt geblieben ist, dass es noch eine Lektion gibt, die nur im physischen Bereich realisiert werden kann, dass es in der Tat eine Aufgabe gibt, die wir, als eine Seele, noch zu erfüllen wünschen.
“Stolz aber ist es, der behauptet, du seiest in eine Welt gekommen, die ganz getrennt von dir ist, die unzugänglich ist für deine Gedanken und völlig unabhängig davon, was du zufällig von ihr denkst. Es gibt keine Welt! Das ist der zentrale Gedanke, den der Kurs zu lehren versucht. Nicht jeder ist bereit, ihn anzunehmen, und jeder muss so weit gehen, wie er sich auf dem Weg zur Wahrheit führen lassen kann. Er wird wiederkehren und noch weiter gehen oder vielleicht eine Weile zurücktreten, um dann wiederzukehren.” (EKIW: Lektion 123, 6.)
Es ist wohl wahr, dass einige von uns inkarniert sind, weil wir Mitgefühl hatten. Das heißt, wir haben auf den dreidimensionalen Bereich geschaut und sein Leid gesehen und uns danach gesehnt, LICHT in diese Dimension zu bringen, in der wir uns nun selbst befinden. Und selbst das rührt aus dem Grund oder der Auffassung, dass wir etwas tun müssten, um das, was geschieht, zu korrigieren. Wie vielen von uns bewusst ist, ist das eine Auffassung, die uns immer noch antreibt. Wenn wir auf die Welt schauen, wenn wir auf unsere Brüder und Schwestern schauen, gibt es diesen Zwang, dieses Bedürfnis, sich zu engagieren und in Ordnung zu bringen. Es gibt in vielen von uns einen Glauben, dass wir, wenn wir nicht handeln, dann irgendwie weniger wert sind, weil unser Gefühl von Identität, unser Gefühl von Sein damit verbunden ist, nach außen auf die Welt zu schauen und zu beurteilen, was richtig und was falsch ist, und Meinungen darüber zu haben, was getan werden sollte, und dann oft zu versuchen, andere davon zu überzeugen, es auf unsere Weise zu tun.
Wenn wir auf unsere Lebensumstände schauen, sind wir uns auch unserer Verbindung mit Seelen bewusst, die wir vorher gekannt haben, die zurzeit gerade in der physischen Ebene inkarniert sind. Uns ist die Qualität einer Resonanz ihres Bewusstseins mit unserem, das heißt, mit den Lektionen, die wir lernen möchten, bewusst und wir können sie spüren. Eine Entscheidung wird im Geist getroffen und uns keineswegs irgendwie aufgezwungen. Die Entscheidung zu inkarnieren, hätte überhaupt nicht jemals getroffen werden müssen. Das heißt, wir sind nicht von irgendeiner Macht außerhalb unserer selbst gezwungen worden, in diese Dimension zu kommen.
Während wir beginnen “hinabzusteigen”, was bedeutet, unsere Aufmerksamkeit dahin zu bringen, unsere Schwingung des Bewusstseins zu verlangsamen, während wir beginnen zu inkarnieren, sind wir nicht so sehr irgendwohin gegangen, als dass wir vielmehr sozusagen unser Thermostat herunter gedreht haben, so dass die Qualität unseres Bewusstseins, unserer Essenz, unserer Seele in einer Frequenz zu schwingen begann, die mit der dreidimensionalen Ebene in Resonanz war. Unsere Aufmerksamkeit, unsere Konzentration, unser Verlangen, begann mehr und mehr auf eine einzigartige, bestimmte Konstellation von Rahmenbedingungen fokussiert zu sein. Diese Rahmenbedingungen sind das Netz der Beziehungen, das durch die Eltern erschaffen wurde, und das durch das kulturelle Umfeld erschaffen wurde, in dem sie leben, durch die Qualität des Bewusstseins - dieses Feld von Energie, wenn man so will, ist wie ein wirbelnder Strudel, der selbst ein wirbelnder Strudel innerhalb eines größeren wirbelnden Strudels ist, genannt die Welt selbst. Die Welt ist nur eine andere Dimension von Schwingung, mit ihren eigenen, eigentümlichen Parametern, und das ist alles.
Und so beginnen wir als Seele, wir als individualisiertes Bewusstsein, in die Menschwerdung “hinabzusteigen”. Dies kann nicht vor dem Zeitpunkt der Konzeption im Leib unserer Mutter geschehen. Gewöhnlich ist es zu diesem Punkt der Konzeption, dass wir als eine Seele in den Vorgang, durch den die Konzeption geschieht, einbezogen werden. Und eine neue Lebensform beginnt, sich im Mutterleib zu entwickeln. In diesem Moment gibt es einen Lichtblitz, was wir einen Quantensprung nennen könnten, und unsere Aufmerksamkeit wird fast vollständig auf diese sonderbare Qualität von Energie fixiert, die diese neue Geburt einer physischen Form ist, und identifiziert sich mit ihr. Wir sind „in den Körper gekommen“, wie es genannt wird. In den Körper kommen, bedeutet einfach, dass wir unsere Aufmerksamkeit von allen anderen Dimensionen abgezogen haben, und wir, wenn man so will, die einzigartigen und besonderen und manchmal sehr seltsamen Parameter „angenommen“ haben, die an dieser physischen Form beteiligt sind. Diese physische Form ist keine regungslose Materie. Sie ist selbst ein Netz an Beziehungen, erschaffen durch die speziellen Schwingungsmuster der Mutter und des Vaters.
Wenn wir daher in diese Welt kommen, sind die allerersten Beziehungen, die wir haben, diejenigen mit der Mutter und dem Vater, und wir kennen und fühlen sie ganz vertraut. Denn wir sind nun mit einer wachsenden, physischen Form identifiziert, die selbst herauswächst aus - so wie eine Welle aus einem bestimmten Ozean hervorgeht - sie wächst heraus aus der Matrix von Energien, die die Mutter und den Vater bilden.
Und hier ist es auch, wo unser „Kampf“ beginnt, unser Kampf, uns selbst in der Welt zu erschaffen. Unser Kampf beginnt, uns selbst zu finden. Denn für die Mehrheit von uns war dieser Prozess, durch den die Aufmerksamkeit verschoben wird, von einem anderen Zustand des Bewusstseins in die physische Dimension, dieser Lichtblitz, dieser Quantensprung, dieses Verschieben der Aufmerksamkeit so dramatisch und bedingte solch eine Erschütterung, solch einen Schock, dass wir begonnen haben, unsere Verbindung zum GEIST zu vergessen, unsere Erkenntnis, dass wir Seele sind, reines Bewusstsein. Wir haben begonnen, die Bewusstheit unserer Freiheit zu verlieren. Man könnte sagen, wir sind unbewusst geworden oder eingeschlafen.
Nun, das allererste Universum, das wir innerhalb der physischen Dimension erfahren, ist die Erfahrung oder das Universum des Mutterleibes. Hier sind wir in ständiger, konstanter Kommunikation mit allem, was durch das Energiefeld der Mutter hindurch läuft. Das bedeutet nicht nur die Fleischpastete, die sie zum Abendessen hatte, oder die Tasse Café, die sie morgens getrunken hat, die unser Herz zum Rasen brachte. Es ist auch die Qualität der Luft, die sie einatmet. Aber noch wichtiger als diese Dinge, ist die Qualität der emotionalen Energie, die die spezielle Matrix bildet, die sie in ihrem eigenen Universum erfährt. Denn diese Dinge beeinflussen unmittelbar den Hormonhaushalt, den Fluss der Chemikalien durch das physiologische System, und an diesem Punkt sind wir sehr wohl Teil dieses physiologischen Systems. Daher nehmen wir das psychische Feld der Mutter an, und wir beginnen, es zu fühlen und zu erfahren. Uns ist auch das psychische Feld des Vaters bewusst, und das von allen anderen, unmittelbaren Familienmitgliedern. Uns sind auch die Energien bewusst, jegliche bestimmten, dominanten Energien, die innerhalb der sozialen Struktur vor sich gehen. Erinnern wir uns, wir haben vorher über Netze von Beziehungen gesprochen. Wir sind ein Feld von Energie, innerhalb eines Feldes von Energie, innerhalb eines Feldes von Energie, innerhalb eines Feldes von Energie, selbst in unserem dreidimensionalen Bereich.
Viele haben das Wort “prägen” benutzt, um diesen Anfangszustand zu beschreiben, in dem du mit der physiologischen Form identifiziert wirst, die aus dem Energiefeld entsteht, das die spezielle Matrix der Mischung der Energien der Mutter und des Vaters ist. Das ist es, wo wir anfangen. Und noch einmal, wir haben das gemacht, um das hervorzubringen, was wir üblicherweise bestimmte Lektionen nennen. Wir haben das gemacht, aufgrund von bestimmten Mustern, die wir innerhalb des Bewusstseins getragen haben, bevor wir unsere Aufmerksamkeit dieser Dimension zugewandt haben.
“Niemand kann Verlust erleiden, außer wenn es seine eigene Entscheidung ist. Niemand erleidet Schmerz, außer wenn seine Wahl diesen Zustand für ihn aussucht. Niemand kann sich grämen oder ängstigen oder denken, er sei krank, außer wenn dies die Ergebnisse sind, die er haben will. Und niemand stirbt ohne seine eigene Zustimmung. Nichts geschieht, was nicht deinen Wunsch darstellte, und nichts wird weggelassen, was du wählst. Hier ist deine Welt, vollständig bis in alle Einzelheiten. Hier ist ihre ganze Wirklichkeit für dich. Und hier allein ist die Erlösung.” (EKIW: Lektion 152, 1.)
“Es ist unmöglich, dass irgendetwas zu mir kommen könnte, was nicht von mir erbeten wurde. Sogar in dieser Welt bin ich es, der mein Schicksal beherrscht. Was geschieht, ist das, wonach ich verlange. Was nicht geschieht, ist das, wovon ich nicht will, dass es geschehe. Das muss ich akzeptieren. Denn so werde ich an dieser Welt vorbei zu meinen Schöpfungen geführt, den Kindern meines Willens im HIMMEL, wo mein heiliges SELBST mit ihnen weilt und mit IHM, DER mich schuf.” (EKIW: Lektion 253, 1.)
Wenn wir sehr glücklich sind, sind wir hoffentlich zu der Zeit, wenn wir ungefähr zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt sind, bereit herauszufinden, wer wir sind. Es ist sehr, sehr selten für ein Individuum, besonders in unserem kulturellen Zeitrahmen, im Alter von zehn oder zwölf oder vierzehn oder siebzehn Jahren mit einem tiefen Gefühl von sich selbst aufzutreten, getrennt von den Eltern, der Familie oder der Kultur. Wir denken, wir sind wir selbst, doch in Wirklichkeit sind wir ein Bündel Reaktivität auf der Suche, Bestätigung zu finden, auf der Suche, Sicherheit zu finden, und Überleben, und Freundschaft - in der Welt. Das heißt, wir sind schon in der Wahrnehmung gefangen, dass das, was wir erfahren, zu uns kommt, von außen, und dass wir daher versuchen müssen, uns selbst daran anzupassen. Wir sind noch nicht lebendig.
Wenn wir sehr, sehr glücklich sind, erfahren wir während der Zeit der Zwanziger größere Grade an Freiheit, größere Grade davon, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und die Folgen davon zu erfahren. Das kann eine sehr turbulente Zeit sein. Immer noch werden wir glauben, dass wir uns selbst kennen, und doch haben wir noch nicht einmal damit begonnen, uns selbst zu kennen. Und noch einmal, das gilt für die Mehrheit.
Während wir in unsere Dreißiger gehen, kommt nun eine Gelegenheit. Der HEILIGE GEIST beginnt, zu uns zu sprechen. Situationen beginnen aufzutauchen, die ein tieferes Verständnis von uns erfordern. Wenn wir sehr, sehr glücklich sind, werden wir begonnen haben, den großen Einfluss zu erkennen, den die Eltern hatten. Gewöhnlich ist dies ein Stadium der Rebellion. Innerlich werden wir beginnen, uns klarer zu individualisieren. Die spirituelle Suche beginnt oft ernsthaft in den Dreißigern. Wir mögen uns dessen schon in den Zwanzigern bewusst gewesen sein. Noch einmal, dies ist keine feststehende Regel, aber üblicherweise ist es in den Dreißigern an der Zeit, wahrhaftig, wahrhaftig zu beginnen, die Sehnsucht der Seele zu erhören.
Nun, wenn das Ego-Bewusstsein grundlegend erfolgreich war, das heißt, wir haben einen Weg gefunden, unser Überleben zu sichern, wir haben das entwickelt, was wir die Persönlichkeit nennen, die uns erlaubt mit dem Wahnsinn des dreidimensionalen, menschlichen Bereiches zu interagieren, wenn wir keine größeren Katastrophen oder Traumen erlebt haben, wenn wir keine größeren Misserfolge hatten, dann mögen wir in unseren Vierzigern mit der Selbstgefälligkeit weitermachen zu denken, dass wir alles im Griff haben. Wenn wir Wege gefunden haben, die fundamentale, nagende Frage zu vermeiden: Was ist meine Bestimmung? Warum bin ich wirklich auf diesen Planeten gekommen? Ich bin mehr als nur dies. Ich bin REINE SEELE. Ich bin REINER GEIST. Ich weiß, dass es um mehr geht als das hier . . .
Wenn wir fähig waren, uns selbst erfolgreich abgelenkt zu halten, dann mag diese Frage noch nicht in vollem Umfang aufgetaucht sein.
Wenn wir zu denen gehören, die es in dieser Welt “geschafft” haben, und auf diejenigen herabsehen, die es nicht geschafft haben, dann ist es an der Zeit zu erkennen, dass wir, die wir es im weltlichen Sinne geschafft haben, weiter von der Wahrheit entfernt sind als diejenigen, die an dieser Welt verzweifeln. Wenn wir zum Beispiel auf drogenabhängige Jugendliche in den Fußgängerzonen unserer Großstädte herabblicken und sie dafür verurteilen, dann ist es hilfreich, folgendes zu verstehen:
Die westliche Gesellschaft bewegt sich von einer Gemeinschaft junger Seelen zu einer Gemeinschaft, die zunehmend auch reife Seelen beherbergt. Und diese Seelen sind es, die sich den Drogen öffnen, da sie sich beim Übergang vom Stadium der jungen Seele zum Stadium der reifen Seele häufig unsicher fühlen; sie haben neue Ziele, wissen aber nicht, wie sie sie erreichen sollen.
Die junge Seele findet ihre Erfüllung in der Erkundung der materiellen Welt. Und weil die Interessen der jungen Seele auf alle Aspekte des Materiellen gerichtet sind, sucht die junge Seele gesellschaftliche, moralische und religiöse Richtlinien, an denen sie sich orientieren kann und die sie nicht oder nur selten in Frage stellt. Die junge Seele fühlt sich wohl und geborgen, wenn sie weiß, was richtig und was falsch ist, was gut und was böse, was erlaubt ist und was verboten. Wenn der Zyklus der jungen Seele abgeschlossen wird, und eine Seele in das Stadium der Reife eintritt, verliert sie diese feste und beschützende Orientierung.
Die soeben gereifte Seele weiß nicht mehr, woran sie sich festhalten kann. Nichts ist mehr so sicher, wie es einst schien. Der Zweifel an den Angeboten, die die Gesellschaft ihr macht, der Zweifel an den Bedingungen von Liebe und Hass, der Zweifel am eigenen Selbst, der Zweifel an dem, was möglich ist und unmöglich, quält die soeben gereifte Seele. Es sind also jene reifen Seelen auf den frühen Stufen ihrer Entwicklung, die zu Drogen greifen. Da nun zunehmen reife Seelen unsere Gesellschaft bevölkern, wird auch das Bedürfnis, vor der Verunsicherung zu entfliehen, wo es wenig Probleme zu geben scheint, immer größer.
Aber zunächst einmal ist es auch die Sehnsucht der gereiften Seele, die Dimensionen zu schauen, in die hinein sie jetzt bereit ist, sich zu entfalten. Nicht umsonst verwenden auch Schamanen seit Jahrtausenden Psychedelika zur Bewusstseinserweiterung. Eine bewusstseinserweiternde Droge - je nach Art und Qualität - kann einer verwirrten Seele mit einer verunsicherten Psyche helfen, eine neue Sicherheit zu gewinnen und vorzudringen zu ihrer eigenen Wahrheit. Andere Drogen hingegen, wie z.B Alkohol, machen sie vergessen, wie stark die Angst ist, die durch die neue Verunsicherung ausgelöst wird. Wiederum andere Drogen wie Zigaretten oder laute Disco-Musik transformieren die angehobene Schwingungsfrequenz wieder runter, um es so scheinbar erträglicher zu machen.
Es sei damit nicht gesagt, dass Drogen - gleich in welcher Form - die geeigneten Mittel sind, um eine Seele auf ihrem Weg wirklich voranschreiten zu lassen. Es geht einfach darum, Verständnis zu entwickeln für die Bedürfnisse einer soeben gereiften Seele und für ihre Angst. Aber die Mittel, zu denen sie greifen, wirken sich oft zerstörerisch aus. Denn eine Seele, die soeben gereift ist, kann nicht in den Regionen bleiben, die die Drogen hier öffnen. Überdies ist eine Seele in diesem Stadium ihrer Entfaltung überaus empfindlich an Geist und Körper. Sie fühlt sich übermäßig leicht gekränkt. Sie fühlt sich gestört von allem, was ihren Bedürfnissen nach Zweifel entgegensteht. Sie neigt zur Verachtung all jener, die sich noch im jungen Seelenzyklus befinden und die Werte der materiellen Welt nicht anzweifeln.
In beiden Fällen handelt es sich also um den egoischen Glauben an Besonderheit. Die jungen Seelen fühlen sich besonders, weil sie es in dieser Welt “geschafft” haben, und die reiferen Seelen fühlen sich besonders, weil sie erkannt haben, dass es mehr gibt als die materielle Welt. Doch wir sind nicht besonders. Wenn wir denken, wir seien es, und unsere Besonderheit gegen die Wahrheit dessen verteidigen, was wir wirklich sind, wie können wir die Wahrheit dann erkennen?
Die alten Seelen sind nun dazu aufgerufen, jenen reifen Seelen auf den frühen Stufen ihrer Entwicklung - in dieser überaus schwierigen Phase - zu helfen und sie zu unterstützen. Die alte Seele hat die Möglichkeit, in ihrer unmittelbaren Umgebung vieles zu verändern und zu beeinflussen, was sich verändern und beeinflussen lässt. Die alte Seele kann mehr Liebe geben als die reife oder die junge, da sie beginnt, sich von den Fesseln der Angst zu befreien, und weil sie an sich selbst erfährt, wie sie ihre Schwingung, ihre Frequenz, verändern kann durch die Arbeit an ihrem Bewusstsein. und sie kann, wenn sie es wünscht, die Möglichkeiten ihrer Liebesfähigkeit ausschöpfen.
“Ich erfahre die Wirkungen meiner Gedanken nicht allein." (EKIW: Lektion 19)
Dabei ist es wichtig, uns immer daran zu erinnern, dass wir alle gemeinsam unterwegs sind, um uns wieder als der EINE zu erkennen. Es geht letztendlich um das Erwachen aus der Illusion, eine Seele - ein individualisiertes Bewusstsein - zu sein!
Das Ego-Bewusstsein ist bloß dieser Teil des Körper-Geistes, der verantwortlich dafür ist, uns physisch am Leben zu erhalten. Es wird angetrieben von dem Wunsch zu überleben, dem Wunsch nach Sicherheit. Es wünscht sich, einen bestimmten Zustand an Ordnung um uns herum zu erschaffen, denn durch Ordnung kann es vorhersehen, was erforderlich sein wird, um den physiologischen Organismus am Funktionieren zu erhalten.
Nun, was geschieht, ist, dass wir irgendwo auf dem Weg, gewöhnlich sehr, sehr früh im Leben, damit beginnen, uns mit dem Ego-Geist zu identifizieren und wir unseren psychischen Zustand und unsere mentalen Vorstellungen verinnerlichen. Die Gedanken, die wir beginnen über die Welt zu lernen, beginnen, in dem physiologischen Individuum eingehüllt zu sein, welches das Zuhause des Ego ist. Der Körper ist das Zuhause des Ego, der Körper-Geist, einschließlich der Gehirnstruktur und den höheren Dimensionen der Funktionalität des Körpers, was alles ist, was das Gehirn ist - nur eine höhere Ebene von organisierenden Prinzipien und Charakteristiken - um was zu tun? Um dem Körper zu helfen, zu funktionieren.
Also ein weiterer Schritt des Vergessens, wer wir sind, geschieht, wenn wir beginnen, zu empfinden, dass wir selbst mit den speziellen Wahrnehmungen, den speziellen Glaubensstrukturen identifiziert sind. Wir haben die Seele vergessen. Wir haben den GEIST vergessen. Wir haben uns als einen Amerikaner bezeichnet, als einen Afro-Amerikaner, als einen Weißen, als einen Jungen, als ein Mädchen, als einen Fan irgendeiner Sportmannschaft, als einen Liebhaber von Eiscreme. Wir beginnen, das anzunehmen und zu erschaffen, was Prinzipien genannt wird, und erkennen dabei nicht, dass die Prinzipien oft bloß das Produkt oder das Ergebnis sind, von unserem sozialen Lernen aus der Zeit, als wir im Mutterleib gewesen sind, und aus der Zeit, in der wir durch die Erziehung von unserer Kultur konditioniert worden sind.
Viele von uns sind so weit gegangen zu glauben, dass sie ein Alabamer oder ein Washingtoner oder ein Kalifornier sind, weil jemand ihnen erzählt hat, dass das ist, wo sie leben. Und obwohl sie niemals eine Grenze auf der Oberfläche der Erde gefunden haben, die besagt, Hier ist Kalifornien und hier ist Nevada, haben sie ein Schild gefunden, das jemand erschaffen hat, und es gelesen, und es geglaubt, und eine Identifikation erschaffen mit einem kleinen Aspekt des Lebens. Viele von uns entwickeln sich erst jetzt dahin, sich selbst als globale Bürger zu fühlen, etwas, das es überwindet, ein Amerikaner oder ein Kanadier oder ein Südafrikaner oder ein Russe zu sein.
So beginnen wir durch das, was wir vom GEIST mitgeteilt bekommen, diesen Prozess zu spüren, durch den wir uns selbst immer kleiner und kleiner und kleiner und kleiner machen, psychische Muster von den Eltern übernehmen, von den Kollegen, von der Gesellschaft um uns herum. Der spirituelle Weg beginnt, wenn aus irgendeinem Grund etwas zu uns zu flüstern beginnt, Das ist nicht, wer du bist. Das ist nicht, warum du gekommen bist. Du bist gekommen, um dein Gefühl der Trennung von GOTT zu heilen. Du bist gekommen, um die WAHRHEIT zu erkennen.
Das Ego-Bewusstsein beginnt daher mit dem Schock zu dem Zeitpunkt der Konzeption, die unsere Aufmerksamkeit dahin bringt, vollkommen fixiert auf und als die physische Form zu sein, die beginnt, sich aus einem bestimmten Netz an Beziehungen zu entwickeln. Dies beginnt, unser Sehvermögen zu färben, unser Verständnis zu färben. Es gibt uns unsere einzigartige Individualität in der Welt. Wenn wir wachsen, wenn wir uns entwickeln, wenn wir uns durch bestimmte Erfahrungen bewegen, werden wir gefärbt von dem, was wir tun mussten, um zu überleben. Wir werden gefärbt durch die psychischen Eindrücke von denjenigen um uns herum. Wir denken, dass wir unsere eigenen Gedanken denken, wenn das, was oft der Fall ist, ist, dass wir bloß alles nachplappern, was in unsere Computer-Datenbank, in das Gehirn und in den Körper hineingelangt ist.
Und noch einmal, wir haben das alles selbst gemacht, um das hervorzubringen, was wir üblicherweise bestimmte Lektionen nennen. Wir haben das gemacht, aufgrund von bestimmten Mustern, die wir innerhalb des Bewusstseins getragen haben, bevor wir unsere Aufmerksamkeit dieser Dimension zugewandt haben. Das Enneagramm ist ein wunderbares Werkzeug, weil es uns zeigt, dass schon beim Eintritt in diese Welt ein Programm in uns abläuft, dass unsere Wahrnehmung der Welt extrem gefärbt ist. Selbst Geschwister, die die gleichen Eltern und das gleiche kulturelle Umfeld haben, weisen unterschiedliche psychologische Überlebensstrategien auf. Diese Überlebensstrategien werden im Enneagramm sehr genau beschrieben. Das Enneagramm zeigt sehr schön, dass es nie eine Person gibt, die mit einer anderen Person interagiert. Es sind nur Persönlichkeiten - sogenannte Charakterfixierungen -, die miteinander interagieren, nur Gedanken. Mir hat das Enneagramm zum ersten Mal gezeigt, dass mit meinem freien Willen und meiner Persönlichkeit etwas nicht stimmen kann, wenn man in jedem Enneagramm-Buch nachlesen kann, wie und warum ich immer wieder auf die gleiche Weise reagiere und handle. Und dass ich mit diesem Wissen die Reaktionen meiner Mitmenschen vorhersehen und steuern kann. Was hat das mit Willensfreiheit zu tun?
Nun ist es wohl wahr, dass dies alles begann, weil es eine Resonanz gab zwischen dem Netz an Beziehungen der Eltern und dem der Gesellschaft und dem, wo unsere eigene, einzigartige Qualität an Bewusstsein vor der Geburt gestanden hat. In diesem Sinne kann man sagen, dass Karma existiert. Karma bedeutet einfach „Wirkung“, „das Ergebnis von“, derart, dass wir, wenn wir einen Kieselstein in den Teich werfen, damit eine bestimmte Welle erschaffen. So lange, wie wir mit dieser Welle weitermachen, indem wir denselben Kiesel in den Teich werfen, bekommen wir dieselben Ergebnisse. Und Teil dieser Ergebnisse ist das Bedürfnis, nur mit diesem Schwingungsfeld der Energie identifiziert zu sein, das Körperlichkeit genannt wird.
Der Glaube an das so genannte Karma im weit verbreiteten religiösen Verständnis besagt, dass das, was wir in der Gegenwart erleben, die Folge unserer Handlungen in der Vergangenheit ist. Das ist nicht wahr! Das würde uns zu einem Opfer machen. Doch wir sind kein Opfer der Welt, die wir sehen. Wir können in Wirklichkeit nicht von irgendwem oder irgendetwas zu irgendeiner Zeit zum Opfer gemacht werden. Alles ist in Wahrheit die Wirkung unseres Geisteszustandes in diesem Augenblick. Und alles findet in Wahrheit gleichzeitig statt - in diesem einen Augenblick. Nur innerhalb der Illusion der linearen Zeit scheint es eine zeitliche Ursache-Wirkungsbeziehung zu geben. Und genau die gibt es in Wirklichkeit nicht!
“Durch die Auffassung, dass man für die Vergangenheit in der Zukunft bezahlen muss, wird die Vergangenheit zum bestimmenden Faktor für die Zukunft, der die beiden ohne eine dazwischenliegende Gegenwart zu etwas Kontinuierlichem macht. Denn das Ego betrachtet die Gegenwart nur als einen kurzen Übergang in die Zukunft, in der es die Vergangenheit der Zukunft dadurch überbringt, dass es die Gegenwart aus der Perspektive der Vergangenheit deutet. »Jetzt« hat für das Ego keine Bedeutung. Die Gegenwart erinnert es lediglich an vergangene Verletzungen, und es reagiert auf die Gegenwart, als sei sie die Vergangenheit. Das Ego kann eine Befreiung von der Vergangenheit nicht ertragen, und obwohl die Vergangenheit vorbei ist, versucht das Ego, ihr Bild zu erhalten, indem es reagiert, als sei sie gegenwärtig. Es diktiert dir deine Reaktionen auf jene, denen du in der Gegenwart begegnest, von einem vergangenen Bezugspunkt aus und verschleiert ihre gegenwärtige Wirklichkeit.” (EKIW: Kapitel 13, IV. 4.4.-5. & 5.1.-4.)
Bis wir entscheiden, den Impuls der Wellen zu verändern, die wir in der Tiefe des Geistes erschaffen, können wir nicht damit beginnen, aus der dritten Dimension aufzusteigen. Das Verlangen, dies zu tun, ist immer in uns. Das heißt, es mag vielleicht schlummern, doch das Verlangen, GOTT zu kennen, muss zwangsläufig in jeder Seele vorhanden sein, weil GOTT unsere REALITÄT ist. Wir sind eingeschlafen, und an einem bestimmten Punkt kommt der Drang zu erwachen. Wenn er kommt, ist er unmissverständlich. Es geschehen vielleicht keine Feuerwerke, doch es geschieht eine Verschiebung im Innern unseres Wesens, und wir wissen, dass wir niemals mehr zu dem Zustand zurückkehren können, wie er vorher gewesen ist. Wir können niemals mehr so tun, als ob das Leben nur das ist, was wir durch die Sinne wahrnehmen.
Jetzt beginnt die Seele zu sprechen. Die Verbindung, die einst verloren war, beginnt wiederhergestellt zu werden. Sie war niemals wirklich verloren, sie war nur vergessen, sie war unterdrückt. Sie wurde zum Hintergrund, anstatt im Vordergrund zu sein. Die Seele beginnt, in der Tiefe unseres Wesens zu flüstern. Sie kommt in Form unserer Träume zu uns. Wir beginnen, Bücher zu bemerken, die wir nie zuvor bemerkt haben. Wir wandern vielleicht in die New-Age-Abteilung der Buchhandlung, und verstehen nicht einmal, was uns dazu verleitet, dies zu tun. Und dort greifen wir nach einem Exemplar von „Die Jeshua Briefe“ oder „Ein Kurs in Wundern“ oder ein anderes derartiges Buch, das beginnt, in uns einen Durst und ein Sehnen auszulösen. Oder ein Freund lädt uns plötzlich ein, zu einem seltsamen Workshop mitzukommen, so einer, auf dem wir nie zuvor gewesen sind. Und doch, wenn wir mitgehen, triggert uns etwas, etwas berührt uns. Etwas beginnt zu erwachen. Wir mögen es nicht bemerken, doch es löst tatsächlich einen physiologischen Zustand innerhalb des Körpers aus, innerhalb dessen, was das Chakra-System genannt wird. Das Herz beginnt, sich in seinem Schlummer zu regen. Und der Geist dürstet nach Wissen, einem Wissen, ganz anders als das, welches er in seiner Identifikation mit dem Ego-Bewusstsein gesammelt hat.
Das Verlangen zu erwachen ist gekommen. Und von diesem Moment an - auch wenn wir es nicht verstehen - beginnen wir, zu Beginn langsam und vielleicht hier und da ein wenig holprig, genau jene Situationen anzuziehen, die uns darauf stoßen, tiefer hinzuschauen. Ein Meditationslehrer kommt. Eine Gebetsgruppe taucht auf, und wir fühlen uns gerufen, uns ihr anzuschließen. Wir beginnen den Prozess unserer Erforschung. Und eine neue Frage taucht auf. Nicht mehr länger, Wie kann ich überleben? Nicht länger, Wie kann ich Geld machen? Wie kann ich all diese Dinge erledigen? Eine neue Frage kommt: Wer bin ich? Es mag viele Formen davon geben, doch die Frage bleibt die gleiche Wer bin ich? Was bin ich? Wo komme ich her? Was ist das Leben? … GOTT? Was ist GOTT? Wie kann es überhaupt irgendetwas geben?
Das ist auch ein Punkt der großen Herausforderung: Wem will ich mich verpflichten - der LIEBE oder der Angst? Wird Angst mich leiten? Werden die Prinzipien, mit denen ich mich selbst identifiziert habe, und die ich benutzt habe, um mein Überleben zu sichern, um mein Leben zu strukturieren - werden diese Dinge wichtiger sein, als das SELBST zu erkennen - den CHRISTUS im Innern zu erwecken?
Erwachen erfordert ein Auflösen der Strukturen des Bewusstseins, durch die wir unsere Wahrnehmungen der dritten Dimension geordnet haben. Und um letztendlich wirklich vollkommen zu erwachen, erfordert es das Auflösen der ganz feinen, tief eingebetteten Muster unserer Wahrnehmung, die bereits vor unserer Inkarnation in dieses Leben die Seele gebildet haben. Die Tafel muss sauber gewischt werden, so dass alles, was übrig bleibt, die WIRKLICHKEIT DES GEISTES ist, mit nicht einer Faser, nicht einer Spur von Ego-Bewusstsein übrig. Dies zu tun ist keine leichte Sache, und doch erfordert es keine Anstrengung, außer der Anstrengung zu LIEBEN. LIEBE ist der große Heiler. LIEBE - das, was die Prägungen in der Tiefe der Seele ausradiert.
Die Muster, die wir als Seele mitgebracht haben, sind wie ein Magnet, das heißt, sie ziehen Energiezustände in die Erfahrung der physischen Dimension, die mit diesen Mustern in Resonanz sind. Oft, wenn wir sagen, ich habe mich „ver-liebt“, heißt das nur, dass wir mit einem anderen Energiefeld in Kontakt gekommen sind, das genau passt - wie eine Hand in einen Handschuh - mit denselben Mustern des Bewusstseins, die wir in der Tiefe unseres Wesens tragen. Oder alte Erinnerungen von anderen Inkarnationen werden getriggert, wenn wir eine bestimmte, physische Örtlichkeit besuchen. Und die Emotion fühlt sich so gut und warm an im Herzen, Ganz sicher ist das hier der Ort, an dem ich auf diesem Planeten leben muss. Das ist der Mensch, mit dem ich mein Leben verbringen muss. Und doch entsteht das alles als das Ergebnis der Muster und der Wirkungen, die aus diesen Mustern hervorgegangen sind.
Erwachen erfordert Wachsamkeit. Erwachen erfordert, dass wir eher zu hinterfragen beginnen, als nur mit den Reaktionen des dreidimensionalen Wesens mitzulaufen, dass wir beginnen zu beobachten, dass wir beginnen zu fühlen, dass wir beginnen, tiefer zu denken. Wir beginnen uns mit irgendeiner Form der spirituellen Praxis zu beschäftigen. Und ob es Meditation ist oder Gebet - oder was auch immer - all diese Dinge sind Modalitäten, die den Impuls der Seele unterbrechen, die normalerweise in ihrer dreidimensionalen Erfahrung gefangen ist. Wir unterbrechen das Muster, in der Welt gefangen zu sein, lange genug, um für eine halbe Stunde stillzusitzen oder Mantren zu singen oder zu spazieren - wir machen irgendetwas auf eine andere Art und Weise. Wir beginnen, den Impuls des Geistes umzukehren, zurück auf sich selbst. Wir beginnen, mehr Selbst-beobachtend zu werden als Welt-beobachtend.
Nun, für alle von uns, die diesen Prozess gerne beschleunigen und vorantreiben möchten, ist die Antwort sehr einfach: Verbringe mehr Zeit damit, Selbst-beobachtend zu sein; und weniger Zeit damit, besorgt zu sein darüber, was in der Welt vor sich geht; und keine Zeit damit, die Welt für unseren Seins-Zustand zu beschuldigen - nicht die Eltern, nicht die Gesellschaft, nicht GOTT - sondern ihn als unser in Besitz zu nehmen. Und hier ist ein wichtiges Wort. Wir haben es viele Male zuvor gehört, aber wenn wir wirklich einen Punkt erreichen, zu einhundert Prozent - also die ganze - Verantwortung anzunehmen für das, was wir denken, was wir fühlen, was wir sehen, was wir erfahren, erschafft dies einen Quantensprung in die andere Richtung, hin zu Selbst-Beobachtung, hin zu der Freiheit, die wir suchen, hin zur Heilung der Seele, hin zum Erkennen unserer Bestimmung, hin zu Freiheit, hin zum Erwachen. Ohne die Annahme von Verantwortung hebt die spirituelle Reise erst gar nicht richtig vom Boden ab - buchstäblich sozusagen! Wir steigen niemals wirklich auf, und in der Tat können wir gar nicht aufsteigen, ohne das Übernehmen der kompletten Verantwortung. Wir müssen uns selbst von der psychischen Verstrickung mit anderen Beziehungsnetzen befreien, in dem Sinn, dass wir dahin gelangen wahrzunehmen, dass sie unsere Entscheidungen verursachen. Mit anderen Worten, wir müssen die Macht übernehmen.
Wir sind uns sehr wohl derer in unserer dreidimensionalen Welt bewusst, die Macht übernehmen. Manchmal lieben wir sie, manchmal hassen wir sie, aber sie sind machtvoll. [Anm.: Wenn wir uns zum Beispiel über Donald Trump ärgern, dann deshalb, weil er uns unsere eigene Machtlosigkeit widerspiegelt. Wenn wir uns über ihn ärgern, bedeutet das, dass er die Macht über unsere Gefühle hat. Wir sind also machtlos. Dann müssen wir uns ehrlich die Frage stellen:] Können wir dieselbe Macht in unserem eigenen Leben ergreifen? Können wir dahin gelangen und beispielsweise auf unseren Geliebten schauen - wenn wir in einer Beziehung sind - und sagen: Dieses Wesen verursacht nicht, wie ich mich fühle. Dieses Wesen hat nichts, was ich aus ihm herausziehen kann, um mein Gefühl von Mangel zu füllen. Ich bin ein individualisierter Funke Göttlichkeit. Es ist in mir. Das Himmelreich ist in mir. Was ich suche, ist in mir. Was mich erfüllt, muss aus meinem Innern kommen.
Wenn wir nicht hervorbringen, was in uns ist - und was in uns ist, ist LIEBE, ist CHRISTUS - dann werden wir uns belastet und unerfüllt fühlen. Und gewöhnlich gehen die meisten Menschen mit einem Gefühl des Unerfüllt-Seins durch ihr ganzes Leben, und sie klagen darüber, was die Welt ihnen angetan hat, und bedauern die Entscheidungen und Entschlüsse, die sie in der Vergangenheit getroffen haben. Sie werden von dem belastet, was außen ist, zusammen mit dem, was in der Vergangenheit gewesen ist. Und schließlich stirbt der Körper, und der Geist verwelkt am Rebstock. Und beim Tod geschieht dann ein anderer Quantensprung, der schockierend ist, wenn sie feststellen, dass sie in einen anderen Schwingungszustand zurückgeworfen werden, der oft große Angst auslöst.
Sehr wenige Wesen in der menschlichen Ebene sind bewusst in den Tod eingetreten. Es ist in der Tat Zeit einfach eine Entscheidung zu treffen: Ich werde in den Übergang, genannt der Tod, mit vollem Bewusstsein eintreten. Ich werde sichergehen, indem ich jetzt damit beginne, dass ich keinen Groll mit mir trage, dass ich jedem alles vergeben habe. Und wenn der Körper in dieses Stadium eintritt, werde ich die Welt entlassen und nichts von ihr fordern. Ich werde mich nicht danach sehnen, in Freiheit wegzulaufen, sondern ich werde den Tod bewusst erleben. Ich werde die feinen Energieveränderungen wahrnehmen, wenn ich in Lichtgeschwindigkeit von dieser Dimension in eine andere springe.
In den Ergänzungen zu Ein Kurs in Wundern im Das Lied des Gebets finden wir folgende Beschreibung der wahren Motivation für den “Tod”:
“Es gibt hingegen eine andere Art scheinbaren Todes, der eine andere Quelle hat. Er kommt nicht aufgrund von verletzenden Gedanken und rasender Wut dem Universum gegenüber. Er bekundet nur, dass das Ende der Nützlichkeit des körperlichen Funktionierens gekommen ist. Und somit wird er abgelegt aus freier Wahl, so wie man ein Gewand ablegt, das inzwischen abgetragen ist. Das ist es, was der Tod sein sollte: ein stiller Entschluss, freudig und mit einem friedlichen Gefühl getroffen, weil der Körper gütig dazu verwendet wurde, dem SOHN GOTTES auf dem Weg entlang zu helfen, den er zu GOTT geht. So danken wir denn dem Körper für alle Dienste, die er uns geleistet hat. Wir sind jedoch auch dankbar, dass die Notwendigkeit vorbei ist, die Welt der Grenzen zu durchwandern, den CHRISTUS in versteckten Formen zu erreichen und in höchstens in lieblichem Aufleuchten klar zu sehen. Jetzt können wir IHN ohne Scheuklappen erblicken, in dem Licht, auf das wir wieder schauen lernten. Wir nennen es Tod, doch es ist Freiheit.”
Es gilt in diesem Stadium unserer Reise dahin zu gelangen, die wahrhaftige Unermesslichkeit davon zu begreifen, wer wir sind und was wir sind, und dass wir in der Welt, nicht so sehr mit „Dingen“ zu tun haben, als vielmehr mit Energiemustern, die in einer gewissen Art das reflektieren, was in unserem Bewusstsein bereits geschieht. Wenn wir Dinge in der dreidimensionalen Ebene erfahren, kann das nur bedeuten, dass wir gewählt haben, in einer bestimmten Frequenz zu schwingen - ansonsten könnten wir die Erfahrung nicht machen.
Ist es möglich, die Schwingungsfrequenz des physischen Körpers zu verändern? Nein. Es ist nur möglich, die Schwingungsfrequenz unseres Bewusstseins zu verändern, aus dem der Körper hervorgegangen ist.
Dies erfordert eine Kehrtwendung auf dem Sitz der Seele, einen Wechsel des Impulses des Bewusstseins - nicht nach außen, sondern nach innen. Nicht als eine Flucht aus der Welt. Doch wir verbringen Zeit in Gebet und Meditation. Wir verbringen Zeit in Vergebung. Wir verbringen Zeit damit, bewusst zu atmen und uns zu entspannen. Wir beginnen zu erlauben, dass Veränderungen in den Entscheidungen geschehen, die wir treffen, so dass sie mehr in die Übereinstimmung gelangen mit unserem wachsenden Verständnis unserer Selbst als reiner Geist.
Die Seele, die wahrhaft dem Erwachen verpflichtet ist, flüchtet letztendlich nicht mehr aus unangenehmen Situationen, bis sie glaubt, dass sie die ganze Weisheit vollkommen herausgezogen hat, die sie herausziehen konnte. Es gibt eine Art zu wissen, wann dies der Fall ist. Wenn nur noch ein stilles Gefühl von Frieden da ist, und wir auf alle Beteiligten in den Erfahrungen, die wir gerade hatten, mit vollkommener Gelassenheit schauen können, und sie als vollkommen unschuldig sehen können, und wir feststellen, dass es nichts im Körper gibt, was nicht in Frieden ist - das Herz rast nicht, die Schultern sind nicht verspannt - und wir wirklich wissen, dass wir nicht in Angst sind, dann ist es Zeit weiterzugehen. Wenn es noch Reaktivität im Geist gibt, aufgrund von irgendetwas, was in unserer Beziehung mit unseren Brüdern und Schwestern auftaucht, dann sei uns versichert, dass die Lektion noch nicht vollständig ist.
Erinnern wir uns immer daran, dass alle Ereignisse neutral sind. Und in einem großen Ausmaß ist der Prozess des Erwachens ein Prozess, durch den wir den Wert auflösen, den wir bestimmten Gedanken und Sichtweisen verliehen hatten, darüber, was das Leben ist, und wofür das Leben da ist. Ja, es gibt Zeiten, in denen wir beunruhigt sein werden, während wir dahin gelangen zu erkennen, dass das, was wir gedacht haben, wofür die Welt da ist, und alles, in das wir unsere Energie gesetzt haben, nichts bedeutet. Oft führt dies einen Zeitraum herbei, der von einigen Mystikern als die dunkle Nacht der Seele bezeichnet worden ist. Es ist nicht wirklich die dunkle Nacht der Seele. Es ist die dunkle Nacht des Ego und die Heilung der Seele.
Der Weg der Transformation erfordert äußerste, persönliche Verantwortung, äußerste, persönliche Hingabe. Niemand kann das für uns tun. Und die Muster, von denen wir uns erdrückt fühlen, die Ängste, die noch immer im Geist sind, werden bis in alle Ewigkeit bei uns bleiben - bis wir entscheiden, sie zu heilen. Durch diesen Wunsch werden wir die Situationen, die Lehrer, die Bücher, die Erfahrungen anziehen, die uns die Gelegenheit liefern, dies zu tun. Es gibt in dem Heilungsprozess nur dann eine Beschleunigung, wenn wir jeglichen Wert des Opferdaseins vollkommen aufgeben - das heißt, den Glauben, Irgendwie hat mir irgendetwas oder irgendjemand etwas angetan.
Nun, das ist ein einfacher Gedanke, wenn man ihn hört, und man kann zustimmend mit dem Kopf nicken. Doch es ist eine ganz andere Sache, ehrlich auf unsere Reaktionen im Leben zu schauen, um sicherzugehen, dass wir uns zu keiner Zeit selbst als ein Opfer wahrnehmen. Die Praxis, LIEBE auszudehnen, kann uns oft lehren, dass dies so ist. Wenn wir eine Situation wahrnehmen, die unsere Knöpfe drückt, und wir entscheiden uns, nicht zu fliehen, sondern zu bleiben, dann lehrt uns das die WAHRHEIT unserer WIRKLICHKEIT.
Das ist es, warum das Praktizieren von Vergebung so außerordentlich wertvoll ist. In Wirklichkeit könnten wir sagen, dass letztendlich das Praktizieren von Vergebung die Gesamtheit der Spiritualität ist, da Vergebung bedeutet, die Welt vom Haken zu lassen, und aus jeglichem Gefühl von Opferbewusstsein auszusteigen, und dann sogar darüber hinaus, uns selbst die Wahrnehmungen zu vergeben, die wir fälschlicherweise erzeugt haben - Wahrnehmungen von unseren Brüdern und Schwestern, von der Welt und von GOTT. Letztendlich ist Vergebung Selbstvergebung, dafür, jemals erlaubt zu haben, dass Täuschung sich in unserem Geist niedergelassen hat, durch die wir uns selbst als von GOTT getrennt wahrgenommen haben, getrennt von unseren Brüdern und Schwestern, fähig, zum Opfer gemacht zu werden. Vergebung, wenn sie vollständig ist, ist die Etablierung von LIEBE.
Die Haltung, ein Opfer zu sein, ist eine Haltung von Machtverlust. Und bei CHRISTUS handelt es sich nicht um Machtverlust. Letztendlich geht es auch nicht so sehr darum, irgendwohin zu gehen, als vielmehr darum, im Innern zu verweilen und zu erkennen, dass diese Welt nicht wirklich ist, dass diese Welt harmlos ist. Und in jeder Situation sind wir derjenige mit aller Macht unter HIMMEL und Erde, um nur LIEBE zu lehren.
Doch das erfordert, dass wir die Welt vom Haken lassen, so dass nichts und niemand länger für unsere Freude, für unser Glück und unseren Frieden verantwortlich ist. Denn wir haben unsere Einheit mit dem GEIST, mit GOTT etabliert. Wir haben das SELBST erkannt, und wir schauen mit Gelassenheit nach außen auf eine neutrale Welt. Und während dieses physische Universum zum letzten Mal aus der Sicht verblasst, wird in uns kein Drang sein, dies zu vermeiden oder zu beschleunigen, denn wir werden frei sein - frei, selbst wenn wir auf dieser Erde wandeln. Der Körper bewegt sich, die Seele nicht. Der Geist denkt, doch die Tiefe des Geistes ist so still wie der Ozean. Wir leben und doch nicht wir, sondern CHRISTUS lebt in uns. Und wo immer wir hingehen, betritt die Präsenz des Friedens vor uns den Raum. Wir sind erwacht, wir sind frei - alles, weil wir einst eine Entscheidung getroffen haben, das Opferdasein aufzugeben und die Verantwortung dafür zu übernehmen, zu lernen, wie wir in allen Situationen nur die Präsenz der LIEBE sind.
Wir werden also mit unserer Selbsterforschung weitermachen, bis es in unserem Bewusstsein geschehen ist, dass wir begonnen haben, uns an die Reise zu erinnern, die wir unternommen haben.
Drehen wir uns daher um, zu unseren Schöpfungen. Wenn es irgendetwas Unangenehmes gibt bezüglich unserer Vergangenheit, drehen wir uns zu ihm um, untersuchen es, fühlen es. Schauen uns all die Muster an, die es dazu gebracht haben, sich zu ereignen. Schauen uns die Entscheidungen an, die wir getroffen haben, für die wir uns vielleicht jetzt schämen. Doch schauen wir nicht mit Verurteilung auf sie. Schauen wir mit Neugier. Lernen wir, mit der Verwunderung und der Unschuld eines Kindes zu schauen: Nun, das war eine interessante Entscheidung, die ich getroffen habe, als ich zwölf war, das Fahrrad meines Nachbarn zu stehlen. Ich erinnere mich, wie ich beim Jugendamt gelandet bin. Was ging denn vor sich, unmittelbar bevor ich diese Entscheidung getroffen habe? Welches Muster hat mich angetrieben? Oh, du meine Güte! Ich habe versucht, Aufmerksamkeit von meinem Vater zu bekommen. Wow! Das Bedürfnis nach Anerkennung hat mich also angetrieben. Wie faszinierend! Inwiefern treibt mich dieses Muster jetzt immer noch an? Ist noch eine Spur davon übrig? Brauche ich immer noch die Anerkennung von anderen?
Jeder Moment der Erfahrung, den wir jemals hatten, ist für uns zugänglich, bis zurück zu dem Moment der Empfängnis, bis zurück zu dem Quantensprung, den wir aus einer bestimmten Schwingungsfrequenz in diese physische Ebene hinein gemacht haben. SELBST-Bewusstsein ist alles, denn es ist das SELBST mit Großbuchstaben, wonach es uns am meisten sehnt, es zu erkennen.
Eine Erfahrung
[Diese Beschreibung einer mystischen Erfahrung stammt aus dem Buch Loslassen. Der Pfad widerstandsloser Kapitulation. von David R. Hawkins. Es ist eine Herausforderung, das Unbeschreibliche beschreiben zu wollen, aber soweit dies überhaupt möglich ist, ist es Hawkins gelungen.]
Diese äußerst hohen Gewahrseinszustände tauchen spontan und unerwartet auf und sie neigen dazu, sich zu wiederholen und von immer längerer Dauer zu sein. Haben wir diesen Zustand des Friedens einmal erfahren, wird es automatisch zu unserem Ziel, diesen dauerhaft zu etablieren. Wie dieser Bewusstseinszustand auftritt und wie er sich anfühlt, wird im folgenden Bericht aufgezeigt. Er beschreibt, was nach dreieinhalb Jahren beständigen inneren Loslassens geschah.
Es war ein kalter Wintertag, das innere Loslassen fand seit 11 vollen Tagen auf einer Bewusstseinsebene statt, die noch nie zuvor, nicht einmal während der Psychoanalyse, erreicht worden war. Es hatte mit der Überlebensgrundlage des Egos und seiner Identifikation als ein Individuum zu tun. Es hatte damit zu tun, wie wir unsere eigene Existenz erleben und es ging um das Verlangen danach, unser eigenes SEIN erfahren zu wollen. Während die Tage vergingen, erschien der Prozess endlos. Ein Zweifel kam zum Vorschein: War dies der Versuch des Unmöglichen? Es wurde offenbar, dass der Zweck dieses Zweifels selbst ein Abwehrmechanismus war. Er wurde aufgegeben und das innere Loslassen ging in großer Tiefe weiter.
Dann plötzlich, an einem kalten verregneten Sonntag Nachmittag, alleine an einem Tisch in einem Restaurant sitzend, wurde plötzlich die Welt auf wundersame Weise verwandelt. Ein tiefes Gefühl innerer Stille und inneren Friedens tauchte auf. Es war größer als alles Vorstellbare, es war ein Erleben jenseits von Zeit. Tatsächlich hatte Zeit überhaupt gar keine Bedeutung mehr, noch existierte Raum auf die Art und Weise, wie wir ihn gewöhnlich erfahren. Alle Dinge waren miteinander verbunden. Es gab nur noch ein Leben, dass sich mit einem SELBST durch alle lebenden Dinge zum Ausdruck bringt. Es gab keine Identifizierung mit dem Körper, auch bestand kein Interesse mehr daran. Der Körper war, wie jeder andere Körper im Raum, nicht mehr interessant. Alle Emotionen und Ereignisse waren miteinander verbunden und alle Phänomene traten deshalb auf, weil jedes Ding seine eigene innere Natur spontan offenbarte, als ob Bewegung und Wachstum das spontane Entfalten von Potenzial wären. Die Stille war unerschütterlich, wie ein Fels in der Brandung. Es war offensichtlich, dass das wahre SELBST unsichtbar war, ohne Anfang und ohne Ende und das zuvor nur eine vergängliche Identifikation mit dem Körper und mit der Geschichte, die mit der Identifikation als ein Individuum zusammenhing, stattgefunden hatte. Es erschien absolut eigenartig zuvor geglaubt zu haben, dass man ein isolierter Körper, getrennt von anderen, mit einem begrenzten Anfang und einem endlichen Ende ist. Der Gedanke schien absurd. Es gab nicht mehr länger ein Empfinden eines getrennten Selbst und das Pronomen “Ich” verschwand und wurde bedeutungslos. Stattdessen existierte das Gewahrsein dessen, alles zu sein. Es war schon immer so und würde immer so sein. Das wahre SEIN existierte außerhalb von Zeit. Die Zeitspanne, die der Körper auf der Erde hat, erschien wie ein Sekundenbruchteil, in der die Wahrheit der Zeitlosigkeit aufgrund der Verblendung durch das kleine Selbst vergessen wurde. Wie es dazu kommen konnte, offenbarte sich plötzlich. Es kam zu dem Wunschgedanken, eine getrennte Existenz zu erleben, und dieser Wunschgedanke hatte sich als individuelle Person mit einer individuellen Identität und einem physischen Körper manifestiert. Die innere Verbundenheit aller Dinge war schonungslos offensichtlich. Es war das holographische Universum, wie es von Buddha und von der modernen fortgeschrittenen theoretischen Physik beschrieben wurde, welche beide mit der eigentlichen Beschaffenheit des Universums übereinstimmen. Weil alles perfekt war, gab es nichts, das man sich wünschen oder wonach man hätte verlangen können, nichts was es zu erschaffen gäbe und nichts was man hätte werden wollen. Dort war nur DAS, die Essenz des SEINS, aus der heraus Existenz entspringt. Dieses SEIN ist die Quelle der Existenz und seltsamerweise doch nicht ihre Ursache. Es herrschte eine profunde Vertrautheit gegenüber dem Gewahrsein. Es war, als ob man es schon immer gewusst hatte, als ob man endlich zu Hause angekommen war. Hier gab es keine Emotionen oder Gefühle und auch kein Gewahrsein von Sinneseindrücken. Obwohl es so schien, als ob sie weiter bestehen, waren sie nicht mehr länger persönlich oder von Belang. Als Experiment wurde ein Gedanke für einen Sekundenbruchteil gedacht, um zu sehen, was passieren würde. Fast unverzüglich kam es zu einer Wirkung in der physischen Welt. Der Gedanke an Butter oder Kaffee führte z.B dazu, dass der Kellner sofort mit den Sachen herbei kam, obwohl kein Wort gesprochen worden war. Es schienen keine Wörter notwendig zu sein. Die Kommunikation fand mit jedem auf der Ebene von Stille statt.
Am Abend fuhr der Körper das Auto zu einem Treffen, bei dem niemand irgendetwas bemerkte. Jeder schien intensiv lebendig zu sein. Ihre Lebendigkeit leuchtete aus ihrem SEIN hervor und das SELBST, welches für alle das gleiche war, offenbarte sich durch ihre Augen. Der Körper sprach mit anderen, führte spontan normale Unterhaltungen und verhielt sich auf eine gewohnte Art und Weise. Mit der Zeit erschien der Körper, angetrieben durch all seine gewohnten Muster und Programme, wie ein karmisches Aufziehspielzeug, das nicht im geringsten irgendwelcher Aufmerksamkeit bedurfte. Es schien, als ob er wusste, was zu tun ist und tat dies auch ohne Aufwand und sehr effektiv. Alle Unterhaltungen und Interaktionen wurden lediglich als Phänomene bezeugt und nicht gelenkt. Es schien wie eine fremdartige Eitelkeit einst geglaubt zu haben, dass es dort ein kleines Selbst als Schöpfer der körperlichen Tätigkeit gegeben hatte. Phänomene waren wie Schwingungen des Geistes, die keine getrennte Existenz oder Realität aufwiesen. Es existierte nur ALLHEIT, nur dieses EINSSEIN existierte in Wirklichkeit.
Am nächsten Nachmittag kam ein Gedanke auf, jetzt da sich der Weg zur Wirklichkeit offenbart hatte, könnte doch eine Rückkehr zu dem Bewusstsein möglich sein, wo diese individuelle Person, die zuvor als wirklich akzeptiert worden war, noch vorhanden war. So wie die Luft in einem Raum, die das Mobiliar des Raumes nicht erfährt, existierte kein Ich mehr, das meine eigene Existenz erfahren konnte. In diesem Raum gab es kein Ich, um das ICH BIN zu erfahren. Zum individuellen Bewusstsein zurückzukehren bedeutete, dass eine Wahl getroffen werden musste. In Wahrheit wurde die Wahl von selbst getroffen, da es ja kein Ich gab, das eine Entscheidung hätte treffen können. Das Verlangen, das individuelle Selbst zu erfahren, wurde von alleine erneut energetisiert. Die Möglichkeit, es loszulassen, war da, doch es kehrten Erinnerungen von Dingen zurück, die in der Welt noch nicht erledigt waren. Als das Gefühl der Ich-Haftigkeit zurückkehrte, wurden die Wahlmöglichkeiten bezeugt und nicht aktiv entschieden. Der Vorgang zurückzukehren vollzog sich. Dies konnte zugelassen oder losgelassen werden. Es wurde zugelassen und so schritt der Rückkehrprozess voran.
Als der nächste Morgen heranbrach, war die Wiederkehr vollständig vollzogen, doch nun mit einem anderen Gefühl einer persönlichen Identität. Die Wahrheit des SELBSTES hatte sich offenbart. Die Verantwortung, sich dafür entschieden zu haben, das Leben erneut als ein Individuum zu erfahren, wurde akzeptiert. Jedoch ohne dem Glauben an eine individuelle Existenz ausgeliefert zu sein. In der Tat existierte durch bewusste Wahl eine vollständige Verantwortung demgegenüber. Auf dem Erleben basierend, geschah all dies selbstständig.
“Du bist nicht das Opfer der Welt, die du siehst, weil du sie erfunden hast. Du kannst sie ebenso leicht aufgeben, wie du sie erfunden hast. Du wirst sie sehen oder nicht sehen, ganz nach deinem Wunsch. Solange du sie willst, wirst du sie sehen; wenn du sie nicht mehr willst, wird sie für dich nicht mehr zu sehen sein.” (EKIW: Lektion 32, 1. 2.-5.)
“Wie lange, o SOHN GOTTES, willst du das Spiel der Sünde weiterführen? Sollen wir dieses scharfkantig Kinderspielzeug nicht beiseite legen? Wie bald wirst du bereit sein, heimzukommen? Vielleicht heute? Es gibt keine Sünde. Die Schöpfung ist unverändert. Möchtest du die Rückkehr in den HIMMEL immer noch aufhalten? Wie lange, o heiliger SOHN GOTTES, wie lange noch?” (EKIW: ÜBUNGSBUCH TEIL II, 4. 5.)
Besonderheit
(Narziss - Caravaggio)
Als Menschheit erfahren wir gerade ein noch nie dagewesenes Verlangen nach individueller Besonderheit. Der USP (das Alleinstellungsmerkmal) steht nicht nur im wirtschaftlichen Kontext an erster Stelle. Die Einzigartigkeit der eigenen Person und besondere Fähigkeiten sind ein Must-have unserer Zeit und das oberste Gebot des Glaubens an das persönliche Selbst. Dieser Narzissmus findet seinen Ausdruck in den sozialen Medien und der endlosen Zahl von Selfies und Tweets.
(Narziss 2.0)
Die seit jeher erfolgreichste Strategie des Egos ist es, unser Augenmerk von GOTT weg auf unser eigenes Ich zu richten. Das Ego lädt uns ein, nur auf unseren Gemütszustand zu achten und in sich durch eigene Anstrengung gewisse Gefühle zu erregen. Das Ego macht uns so zu Jägern und Sammlern im emotionalen Sinne. Dies führt dazu, dass sich unsere Gedanken durch die Anstrengung, das Unmögliche zu erreichen, endlos um uns selbst drehen. Das Ego fördert alles Übertriebene, mit Ausnahme einer völligen Hingabe an GOTT. Jede kleine Clique, zusammengehalten durch ein gemeinsames Interesse, das von andern verworfen oder ignoriert wird, hat die Tendenz, nach innen eine Treibhaushitze gegenseitiger Bewunderung, nach außen aber einen großen Hochmut und Hass zu entwickeln.
Das Ego tarnt seinen Glauben an die eigene Besonderheit mit immer neuen Verkleidungen, aber es ist immer das gleiche Spiel. Vor einigen Jahrzehnten fühlten wir uns als germanische Herrenrasse anderen Völkern kollektiv überlegen, zurzeit erlebt der Glaube an die individuelle Besonderheit einen Höhepunkt, aber im Kern ist es immer das gleiche Spiel mit Besonderheit. In den Geschichten, Legenden und Mythen dieser Welt finden wir immer wieder die gleichen Muster, die alle gleich sind, weil sie dem gleichen Ego-Denksystem entspringen. Im Kurs heißt es dazu: “Mythen gehören ganz dem Bereich der Wahrnehmung an und sind in ihrer Form derart doppeldeutig und ihrem Wesen nach so typisch gut und böse, dass sogar der wohlwollendste Mythos nicht ohne furchterregenden Beiklang ist.“ Motive, die weltweit zu finden sind, sind völkischer und nationaler Natur und beginnen meist mit dem Aufbruch eines Volkes in ein neues Land - in die wahre Heimat. An sich ist dies auch eine Metapher für den spirituellen Weg, aber das Ego benutzt es zur Abgrenzung. Auch für Jesus wurde ein Mythos erfunden, die Vorstellung eines von einer Jungfrau geborenen weltlichen Führers. Alle diese Mythen postulieren Besonderheit und werden benutzt, um die Vorherrschaft über andere Völker zu rechtfertigen. Jede Form von Nationalismus, Patriotismus, Vaterlandsliebe, Heimatverbundenheit oder Heimatstolz ist vom Ego. Und es macht keinen Unterschied, ob ich stolz bin, Österreicher, Deutscher, Türke oder Jude zu sein, ob ich stolz auf meine sexuelle Orientierung bin oder ob ich Wert darauf lege, dass meine Lebensmittel das AMA-Gütesiegel tragen. Dahinter verbirgt sich immer der Glaube an Besonderheit, was in Wahrheit Ausdruck von Schwäche und Kleinheit ist.
“Das Ego glaubt, es sei völlig auf sich gestellt, was lediglich eine andere Beschreibung dessen ist, wie es entstanden zu sein vermeint. Das ist ein so beängstigender Zustand, dass es sich nur noch an andere Egos wenden, und versuchen kann, sich mit ihnen in einem schwachen Identifikationsversuch zu vereinigen oder sie in einer ebenso schwachen Kraftdemonstration anzugreifen.” (EKIW: Kapitel 4, II. 8. 1.-2.)
Das Selbst, das individuelle Ich-Gefühl, ist eine Illusion, es ist totale Leere. Um dieser Leere, Sinnlosigkeit und völligen Bedeutungslosigkeit zu entkommen, erfinden wir ein besonderes Selbstbild. Doch damit nicht genug, dieses Selbstbild muss ständig erweitert werden, um attraktiv zu bleiben und erfolgreich von der Wahrheit abzulenken. So investieren wir viel in unser Aussehen, in unsere Ausbildung, ganz allgemein in unsere Besonderheit. Mit einem neuen Look, einem neuen Diplom und am besten noch mit einem neuen spirituellen Namen ersetzen wir immer wieder unser altes Selbstbild durch ein neues, um uns selbst von der Wahrheit abzulenken.
Eine der zentralen Aussagen des Kurses lautet daher: „Du bist nicht besonders.Wenn du denkst, du seist es, und deine Besonderheit gegen die Wahrheit dessen verteidigst, was du wirklich bist, wie kannst du die Wahrheit dann erkennen?“ Viel Widerstand gegen Ein Kurs in Wundern kommt daher, weil er uns lehrt, dass wir und unser Bruder gleich sind und dass absolut jeder unserer Bruder ist, ob wir ihn persönlich kennen oder nicht.
Was GOTT erschaffen hat, das kann nicht angegriffen werden, denn es gibt nichts im Universum, das sich nicht gleich ist. Aus Sicht der Wahrheit ist Verschiedenheit der zentrale Irrtum. In der Welt des Egos ist Verschiedenheit hingegen positiv besetzt. Doch was verschieden ist, verlangt nach einem Urteil, und dieses muss von jemand „Besserem“ kommen, von jemandem, der unfähig ist, so zu sein wie das, worüber er urteilt, jemandem, der „darübersteht“ und im Vergleich zu diesem ohne Fehler ist. Und so wird die Besonderheit zum Mittel und zum Zweck in einem. Denn die Besonderheit sondert nicht nur aus, sondern dient auch als Grundlage, von der aus Angriff auf diejenigen, die unter dem Besonderen zu sein scheinen, „natürlich“ und „gerecht“ ist. Die Besonderen fühlen sich schwach und gebrechlich aufgrund von Unterschieden, denn was sie besonders macht, ist ihr Feind. Dennoch schützen sie diese Feindschaft und nennen sie „Freund“. Zu ihren Gunsten kämpfen sie gegen das Universum, denn nichts in der Welt schätzen sie höher.
Besonderheit ist ein Mangel an Vertrauen in irgend jemand anderen als an das eigene Selbst. Glaube wird in die eigene Person allein investiert. Alles andere wird zu einem Feind, der gefürchtet wird und angegriffen, der tödlich und gefährlich ist, gehasst und nur der Zerstörung würdig. Ganz gleich, welche Sanftheit die Besonderheit anbietet, sie ist nur Täuschung, ihr Hass jedoch ist echt.
Die Basis des Glaubens an die eigene Besonderheit ist Angst. Solange wir nicht in der Erkenntnis ruhen, dass wir von der LIEBE GOTTES erhalten werden, glauben wir uns selbst erhalten zu müssen. Besonders deutlich wird dies im Konzept der Selbstversorgung, für das sich inzwischen ein eigener Begriff entwickelt hat. Prepper bezeichnet Personen, die sich mittels individueller Maßnahmen auf verschiedene Arten von Katastrophen vorbereiten. Dahinter steckt immer Angst, die sich an der Oberfläche als Hass auf andere zeigt.
“Wie verbittert verteidigt jeder, der an diese Welt gebunden ist, die Besonderheit, von der er wünscht, dass sie die Wahrheit sei! Sein Wunsch ist ihm Befehl, und er gehorcht. Nichts, was seine Besonderheit verlangt, versagt er ihr. Nichts, was sie braucht, verweigert er dem, was er liebt. Und während sie ihn ruft, hört er keine andere STIMME. Keine Mühe ist zu groß, keine Kosten sind zu hoch, kein Preis ist zu teuer, um seine Besonderheit vor der geringsten Kränkung, dem winzigsten Angriff, einem geraunten Zweifel, dem Andeuten einer Drohung oder irgend etwas, was nicht tiefste Ehrerbietung ist, zu retten.” (EKIW: Kapitel 24, VII. 1. 1.-6.)
Besonderheit muss verteidigt werden. Illusionen können sie angreifen, und sie tun es. Wenn das wirklich verstanden und integriert ist, ist ein großer Schritt in Richtung Erlösung getan.
Der deutsche Schriftsteller Jean Paul (1763 - 1825) drückte es in seiner "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei." folgendermaßen aus: "Das ganze geistige Universum wird durch die Hand des Atheismus zersprengt und zerschlagen in zahlenlose quecksilberne Punkte von Ichs, welche blinken, rinnen, irren, zusammen und auseinander fließen, ohne Einheit und Bestand. Niemand ist im All so sehr allein als ein Gottesleugner - er trauert mit einem verwaiseten Herzen, das den größten Vater verloren." Jean Paul, schrieb als Begleitnotiz zu seinem Text: "Wenn einmal mein Herz so unglücklich und ausgestorben wäre, daß in ihm alle Gefühle, die das Dasein Gottes bejahen, zerstöret wären: so würd’ ich mich mit diesem meinem Aufsatz erschüttern und - er würde mich heilen und mir meine Gefühle wiedergeben." Zwei mystische Erfahrungen in frühen Jahren gaben dem Gang seiner geistigen Entwicklung eine unverlierbare Richtung. Und so beschrieb Jean Paul bereits im 18. Jahrhundert genau das, was wir als Menschheit derzeit im großen Stil erleben - zahlenlose quecksilberne Punkte von Ichs, welche blinken, rinnen, irren, zusammen und auseinander fließen, ohne Einheit und Bestand.
Wenn man in die Tiefe geht, erkennt man, dass Besonderheit nicht wirklich etwas zwischen Menschen ist, sondern dass das Ego an sich, der Glaube an Trennung, der Glaube, eine von den anderen getrennte Person zu sein, von GOTT getrennt zu sein, das ist, was Besonderheit ausmacht. Es ist das Autoritätsproblem. Es ist der Glaube, es gäbe mehr als ALLES, mehr als den HIMMEL, das ist das Ego. Über diesen zentralen Irrtum hat das Ego Schichten über Schichten von Vorstellungen gelegt. Jede Fragmentierung ist Ausdruck von Besonderheit. Der Glaube, als Seele in dieser Welt zu inkarnieren, ist Ausdruck von Besonderheit.
Die Aufspaltung des weißen Lichts, des Symbols für GOTT und damit für EINHEIT, in die Farben des Regenbogens ist ein wunderbares Symbol für die Welt des Egos. Der Regenbogen ist das Symbol für das wahnsinnige Verlangen nach mehr als ALLES. Auf diese Weise schuf der Trennung träumende Geist eine Welt der Dualität. Das Ego liebt die bunte Vielfalt der Regenbogenfarben, denn sie sind das Symbol für Trennung, für eine fragmentiert wahrgenommene Welt und damit für Individualität.
Das Ego in seinem individuellem Ausdruck ist äußerst raffiniert in seiner Vorgehensweise: Zuerst entwickelt es ein Gefühl für seine eigene Besonderheit und versucht, sich selbst und der Welt zu beweisen, dass es etwas Besonderes und daher anders ist, und ist auch stolz darauf, anders zu sein. Dann - der Gipfel der Verrücktheit - versucht es, die Anerkennung der Gleichheit von denen zu fordern, von denen es sich zuvor durch sein Anderssein abgegrenzt und unterschieden hat.
Das Ego fragmentiert die Welt in immer kleinere Teile, Menschen werden nach immer mehr Details beurteilt (Rassen, Ethnien, spirituell-unspirituell, Geschlechtsidentitäten, sexuelle Vorlieben, emotionale Empfindlichkeit, Begabungen, ...) und dann versucht das Ego, seine Vorstellung von weltlicher Gerechtigkeit zwischen all diesen Fragmenten herzustellen. Doch Ungerechtigkeit ist die Basis für alle Urteile der Welt. In der Form gibt es nur Unterschiede, Gleichheit in der Form ist unmöglich. Eine weltliche Gerechtigkeit ist daher ein Ding der Unmöglichkeit und genau mit dem Versuch, etwas Unmögliches zu schaffen, hält uns das Ego in der Illusion gefangen.
Vielfalt ist die Würze des Lebens, sagt die Stimme des Egos. In Wahrheit ist Vielfalt die Würze des Todes, denn nur ein Todeswunsch kann versucht sein, die absolute EINHEIT, die bedingungslose LIEBE, den grenzenlosen GEIST mit einem Schleier des Vergessens und der Illusion von Trennung zu überdecken.
Die wahre Symbolik des Regenbogens ist, dass wir trotz aller scheinbaren Unterschiede, die uns die Augen des Körpers zeigen, aus einer Quelle stammen, dass es nur eine Wirklichkeit, dass es nur Ganzheit gibt. Die Schau CHRISTI schaut auf alles im Licht GOTTES, in diesem Zustand erstrahlt die Welt und erscheint sogar noch viel bunter, allerdings findet im Geist keine Unterscheidung der Farben statt, es findet keine Fragmentierung statt. Wir nehmen alle Farben in einem Zustand innerer Stille wahr. Wir sagen nicht: "Rot, orange, braun, grün". Wir beobachteten die Buntheit von einem Ort der völligen Unbefangenheit aus, aus dem Zeugenbewusstsein heraus, jenseits aller Urteile.
Wobei der moderne Trend zur Individualisierung auch einem höheren Zweck unter SEINER Führung dient, nämlich als Vorbereitung darauf, dass wahre Spiritualität eine individuell durch den HEILIGEN GEIST gelenkte Bruderschaft im Geiste ist und keine soziale Gemeinschaft in Form einer Kirche. Sie ist eine persönliche Erfahrung des Menschen mit seinesgleichen auf Erden und mit dem VATER im HIMMEL.
Und wir können uns erst dann wahrhaftig gegen das Ego und für GOTT entscheiden, wenn wir uns der Trennung und des daraus resultierenden Leidens bewusst geworden sind, wenn wir uns als “zahlenlose quecksilberne Punkte von Ichs, welche blinken, rinnen, irren, zusammen und auseinander fließen, ohne Einheit und Bestand” erfahren haben. Bevor ein echter spiritueller Weg überhaupt beginnen kann, bedarf es daher der Befreiung aus der Identifikation mit dem Kollektiv, mit der kulturellen und religiösen Gruppe, mit sozialen Gruppen und mit der Familie. Der spirituelle Weg ist das widersprüchlichste Phänomen, das es gibt. Ja, man braucht ein gewisses Maß an Individualität - aber im vollen Bewusstsein, dass diese Individualität zu nichts führt. Man muss diese Erfahrung der Individualität machen, nur um zur Nicht-Individualität zu gelangen, nur um auf einem ganz individuellen Weg zur Erfahrung der EINHEIT zu gelangen.
Das psychophysiologische Konstrukt der Hochsensibilität stammt von der US-amerikanischen Psychologin Elaine N. Aron. Nach ihrer „Vorstellung bedeutet Hochsensibilität sowohl eine hohe Sensitivität für subtile Reize als auch eine leichte Übererregbarkeit“. Mehrere hundert Forschungsstudien zu Themen im Zusammenhang mit Hochsensibilität zeigen auch, dass hochsensible Personen (HSP) derzeit sehr beliebt bzw. „in Mode“ sind. Wenn wir uns als hochsensibel erleben, ist es wichtig, nicht der Einladung des Egos zu folgen und daraus eine Besonderheit zu machen. Richtig verstanden bedeutet Hochsensibilität, dass wir die Auswirkungen unserer eigenen Urteile auf uns selbst sehr intensiv wahrnehmen, und das ist eine wunderbare Voraussetzung für die Arbeit mit dem Kurs.
Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt, und wir schauen nach innen, bevor wir nach außen schauen. Während wir nach innen schauen, wählen wir den Führer für unser Sehen - das Ego oder den HEILIGEN GEIST, und dann schauen wir nach außen und sehen seine Zeugen. Deshalb finden wir, was wir suchen. Was wir innerlich wollen, das werden wir durch Projektion manifest machen, und wir werden es von der Welt akzeptieren, weil wir es dadurch in sie hineingelegt haben, dass wir es wollen. Alles, was wir an Unstimmigkeiten in der Welt wahrnehmen, sind Unstimmigkeiten in unserem eigenen Geist, Ausdruck unseres egoischen Wollens.
Schon im III. Abschnitt des 2. Kapitels beschreibt Jesus im Kurs sehr genau, dass ein im Ego-Denksystem gefangener Wille eine Situation verursacht, die im Extremfall überhaupt nicht mehr aushaltbar wird. Die Leidensfähigkeit mag groß sein, sie ist aber nicht grenzenlos. Schließlich beginnt ein jeder zu begreifen - wie undeutlich auch immer -, dass es einen besseren Weg geben muss. Sowie diese Einsicht mehr Boden gewinnt, wird sie zu einem Wendepunkt. Dies erweckt schließlich die geistige Schau wieder und schwächt gleichzeitig die Investition in die körperliche Sicht. Abwechselnd in die beiden Ebenen der Wahrnehmung zu investieren wird gewöhnlich als Konflikt erfahren, der sich stark zuspitzen kann.
Doch die Stärke der geistigen Schau bringt den Geist in ihren Dienst. Das stellt die Macht des Geistes wieder her und macht ihn zunehmend unfähig, Verzögerungen zu ertragen, da er begreift, dass dies nur zu unnötigem Schmerz beiträgt. Als Folge davon wird der Geist zunehmend empfindlicher für das, was er einst als ganz geringfügiges Eindringen von Unbehagen angesehen hätte.
Vergebung ist das einzige Mittel, durch welches die Schau CHRISTI zu uns kommt. Die Schau CHRISTI - die Wahrnehmung unter SEINER Führung - sieht alles im Licht. Die Schau CHRISTI sieht alles mit Liebe an. Wo alles klar ist, ist es ganz heilig.
Es ist eine der zentralen Lernaufgaben des Kurses, zu erkennen, dass wir die Ursache all dessen sein müssen, was uns die Welt scheinbar ungefragt und ungebeten aufzwingt. Wir können die Wirklichkeit unserer Träume erst dann in Frage stellen, wenn wir die Rolle sehen, die wir dabei spielen, sie zu machen und wirklich scheinen zu lassen.
Erlauben wir uns nicht, an den eingebildeten Folgen dessen zu leiden, was nicht wahr ist. Befreien wir unseren Geist vom Glauben, dass das möglich sei. In dessen völliger Unmöglichkeit liegt unsere einzige Hoffnung auf Befreiung. Freiheit von Illusionen liegt nur darin, dass wir sie nicht glauben. Es gibt keinen Angriff, aber es gibt unbegrenzte Kommunikation und daher unbegrenzte Macht und Ganzheit. Die Macht der Ganzheit ist Ausdehnung. Halten wir das, was wir mit GOTT denken, nicht in dieser Welt zurück, dann werden wir unseren Geist für die Schöpfung in GOTT öffnen.
Das Ego ist ein Symbol der Unmöglichkeit, eine Entscheidung für Wahlmöglichkeiten, die nicht existieren. Das Ego hat Angst vor GOTT, vor dem strahlenden weißen Licht und SEINER EINHEIT. Eine der Strategien des Egos, die Illusion der Trennung aufrechtzuerhalten, besteht daher darin, sich von der Masse abzuheben. Alles, was irgendwie nach Masse klingt, wird verurteilt, und nur das Besondere wird gewürdigt. Gerade im religiösen und spirituellen Kontext ist die Idee von der eigenen Besonderheit weit verbreitet. In diesem Zusammenhang ist manchmal von “Auserwählten” die Rede. In EKIW verweist Jesus darauf, dass der Satz aus der Bibel „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“ (Matthäus 22,14) richtigerweise lauten sollte: “Alle sind berufen, aber wenige wählen es, zu hören.“ Deshalb wählen sie nicht richtig.
Einer der bekanntesten Sprüche aus der Zen-Mystik lautet: “Wenn du es schaffst, einfach nur gewöhnlich zu sein, bist du außergewöhnlich geworden.” Nur wer keinen Hehl aus seiner Gewöhnlichkeit macht, ist außergewöhnlich - weil jeder darauf aus ist, außergewöhnlich zu sein, und somit der Wunsch nach Außergewöhnlichkeit sehr gewöhnlich ist. Diese ganze Welt ist ein sich Abmühen, um außergewöhnlich zu sein. Die einen versuchen es mit Politik, die anderen versuchen es mit Geschäften, wieder andere versuchen es mit Sport und wenn all das nicht mehr funktioniert, dann versuchen sie es sogar mit Spiritualität. Aber die Gier bleibt dieselbe.
Es ist ironisch, dass Menschen mit starken spirituellen Überzeugungen oft viel starrer sind, viel unbewusster urteilen und sich in ihrer Umgebung unwohler fühlen als Menschen, die wenig Interesse an spirituellen Lehren haben. Denjenigen, die das Konzept der Einheit schätzen, fehlt oft der Wunsch, Einheit und Gleichheit mit allen Menschen zu fühlen. So ist auch die Einteilung in spirituelle und unspirituelle Menschen ein Urteil aus dem dualen Gedankensystem des Egos. Es ist der Glaube an die eigene Besonderheit, der Glaube an und das Verlangen nach Trennung, das sich hinter einem solchen Urteil verbirgt.
Die größte Gefahr am Weg des spirituellen Erwachens ist Stolz - der Glaube an die eigene Besonderheit. Das liegt unter anderem daran, dass es bei der persönlichen Entwicklung, wie sie die Welt lehrt, darum geht, Selbstvertrauen zu entwickeln, während es auf dem spirituellen Weg darum geht, Vertrauen in das wahre SELBST - in GOTT - zu entwickeln. Dies sind zwei grundlegend verschiedene Ausrichtungen. Stolz ist berauschend, aber trügerisch, das Vertrauen in die Führung durch den HEILIGEN GEIST hingegen führt zu wahrem inneren Frieden.
Wir sind nicht besonders, wir sind heilig. Nur kann das Ego das nicht begreifen und nutzt es für seine Zwecke, indem es versucht, uns einzureden, wir könnten unser persönliches Selbst zu unserer Heiligkeit erklären. Unsere Wirklichkeit ist Heiligkeit, jenseits aller Gedanken der Heiligkeit, die wir uns jetzt vorstellen können, aber nicht unser persönliches Selbst - das ist eine Illusion. Unser Glaube an unsere persönliche Großartigkeit ist in Wahrheit der Glaube an unsere Kleinheit. Alles in dieser Welt ist klein, denn es ist eine Welt, die aus Kleinheit gemacht ist im seltsamen Glauben, dass Kleinheit uns zufriedenstellen kann.
Besonderheit vergleicht immer, denn sie wird durch einen Mangel, der im anderen gesehen wird, begründet und beibehalten. Und immer würde der, den sie auf diese Weise klein macht, unser Erlöser sein, hätten wir uns nicht entschieden, ihn stattdessen zu einem kleinen Maßstab für unsere Besonderheit zu machen. Gegen die Kleinheit, die wir in ihm sehen, stehen wir groß und stattlich da, rein und ehrlich, lauter und unbefleckt im Vergleich zu dem, was wir sehen. Und wir verstehen nicht, dass wir es selbst sind, den wir auf diese Weise klein machen.
Der Glaube an die eigene persönliche Großartigkeit ist Größenwahn und Größenwahn ist immer ein Deckmantel der Verzweiflung. Er ist hoffnungslos, weil er nicht wirklich ist. Er ist ein Versuch, unserer Kleinheit entgegenzuwirken, und beruht auf dem Glauben, dass die Kleinheit wirklich ist. Ohne diesen Glauben ist der Größenwahn bedeutungslos, und wir könnten ihn unmöglich wollen. Es ist ein wahnhafter Versuch, jemand anderen zu übertreffen, nicht aber den Irrtum hinsichtlich unserer Identität aufzuheben. Es der Versuch Größe in Kleinheit zu finden. Es ist der Glaube, Kleinheit könne zu einem Gefühl von Größe aufgeblasen werden, das uns zufriedenstellen kann. Doch Größe ist in Kleinheit nicht zu finden.
Was die Welt unter Selbstverwirklichung lehrt, ist der Übergang vom Minderwertigkeitsgefühl zum Größenwahn. Wenn dieser Übergang zu gelingen scheint, ist das im ersten Moment ein berauschendes Gefühl, etwas, das sich gut anfühlt. Irgendwann aber lässt dieser Rausch nach und es bleibt eine innere Leere zurück, denn Größenwahn ist nicht der tiefe Frieden, den wir in Wahrheit von ganzem Herzen suchen. Beides - Minderwertigkeit und Größenwahn - sind immer noch egoische Zustände, und hinter beiden verbirgt sich Angst. In beiden Zuständen ist wahre Liebe unmöglich.
Es ist leicht, Größe von Größenwahn zu unterscheiden, weil Liebe erwidert wird, Stolz aber nicht. Stolz erzeugt keine Wunder und entzieht uns daher die wahren Zeugen unserer Wirklichkeit. Unsere Kleinheit täuscht uns, aber unsere Größe ist von IHM, DER in uns wohnt und in DEM wir wohnen. Das Scheinwerferlicht des Egos, mit dem wir unser persönliches Selbst zu beleuchten versuchen, wirft harte Schatten. Das Licht GOTTES hingegen löst alle Schatten auf, es erleuchtet uns und lässt uns in Liebe strahlen.
Der heilige Augenblick birgt die ganze Befreiung von der Kleinheit. Wir dürfen jedoch nicht glauben, dass wir die Erlösung auf unsere eigene, ganz persönliche Weise finden und haben können. Es gilt, jeden Plan, den wir für unsere Erlösung gemacht haben, aufzugeben, im Tausch für GOTTES Plan. SEINER wird uns zufrieden stellen, und nichts sonst kann uns Frieden bringen. Denn Friede ist von GOTT und von niemandem außer IHM. Seien wir demütig vor IHM und dennoch groß in IHM. Die Demut wird nie verlangen, dass wir uns weiterhin mit Kleinheit zufriedengeben. Vielmehr erfordert sie, dass wir uns nicht mit weniger zufriedengeben als mit einer Größe, die nicht von uns kommt.
Aufrichtige Bescheidenheit fließt aus der tiefsitzenden Erkenntnis, dass wir uns nicht selbst erlösen können, dass wir erschaffen sind und nicht unser SCHÖPFER sind, dass wir Wirkung sind und nicht Ursache (im absoluten Sinn), dass das, was LEBEN genannt wird, nicht unseres ist, dass es da etwas jenseits unseres Vermögens an Kontrolle und intellektuellem Verständnis gibt. Und wenn wir das realisieren, dass wir - so sehr wir auch danach streben mögen - mit unserem Selbst, unserem kleinen Selbst, niemals diese QUELLE, diesen OZEAN UNENDLICHER TIEFE, umfassen werden, dann werden wir in Bescheidenheit ruhen - in aufrichtiger Bescheidenheit.
Bescheidenheit ist absolut wesentlich. Denn paradoxerweise ist - sobald Größe durch uns ausgedrückt wird - immer noch die Versuchung da, den Ego-Energien zu erlauben, sich in unserem Geist niederzulassen. Ein wahrer Meister empfängt die LIEBE und die Dankbarkeit, die von jenen dargebracht wird, die von seinen Lehren berührt worden sind, und gibt das alles an GOTT weiter, in der Erkenntnis, dass von ihm selbst aus diese Dinge nicht hätten getan werden können. Und wenn wir nichts für uns selbst beanspruchen, können alle Dinge durch uns fließen. Und der HEILIGE GEIST kann Millionen von Wesen herbeiziehen, die auf vielen Ebenen zu uns kommen, weil er weiß, wir werden die LIEBE GOTTES nicht verzerren, indem wir GOTTES Position einnehmen und uns selbst auf den Thron setzen.
Ein wahrer Meister verleugnet niemals die Notwendigkeit der Disziplin, die auf der Grundlage von Bescheidenheit basiert. Wir werden erkennen, was uns dazu gebracht hat, die Energie des Verlangens zu fürchten, weil wir uns in der Vergangenheit (und das kann lange Zeit zurückliegen) entschieden haben herauszufinden, wie es wäre, alle Macht für uns selbst zu beanspruchen - um sie zu benutzen, der Stimme des Ego zu dienen. Und das ist es, was wir fürchten. Doch wenn wir Verlangen, Absicht, Erlauben, Hingabe und Verantwortlichkeit kultivieren und sie auf Bescheidenheit gründen, werden wir niemals den Missbrauch von Verlangen fürchten müssen.
Der einzige Unterschied dazwischen, ein Meister zu sein oder ein Schüler zu sein, besteht darin, dass der Meister die Kunst gemeistert hat, immer ein Schüler zu sein.
Auf dem Weg des spirituellen Erwachens ist unsere einzige wahre Funktion Vergebung. Das bedeutet, die Berichtigung unseres gespaltenen Geistes durch den HEILIGEN GEIST anzunehmen. In diesem Prozess der Berichtigung, im Heilsplan des HEILIGEN GEISTES, ist für uns eine ganz spezielle Aufgabe vorgesehen. Diese Aufgabe ist einzigartig und in diesem Sinne besonders, aber es ist die Aufgabe und nicht wir als Person, daher trennt uns diese spezielle Aufgabe nicht von unseren Brüdern, sondern verbindet uns mit ihnen. Es ist wie ein riesiges Puzzle, wir sind ein ganz bestimmtes Teil in diesem Puzzle und auch wenn dieser einzelne Aspekt im großen Ganzen winzig ist, so ist er doch notwendig, um das Bild komplett zu machen.
“Das ist die gütige Wahrnehmung des HEILIGEN GEISTES von der Besonderheit; so verwendet ER das, was du gemacht hast, zum Heilen statt zum Schaden. Jedem gibt ER eine besondere Funktion in der Erlösung, die er allein erfüllen kann, eine Rolle nur für ihn. Und der Plan ist nicht vollständig, so lange er seine besondere Funktion nicht findet und die Rolle nicht erfüllt, die ihm zugewiesen wurde, um sich in einer Welt, in der Unvollständigkeit herrscht, vollständig zu machen.” (EKIW: Kapitel 25, VI. 4.)
Es ist gut, sich immer wieder daran zu erinnern: Es gibt keine Menschen, die mich nichts angehen. Alle sind meine Menschen. Was immer ich sehe, spiegelt meine Gedanken wider. Meine Gedanken sind es, die mir sagen, wo ich stehe und was ich bin.
Die Tatsache wahrer Spiritualität besteht ganz und gar in der spirituellen Erfahrung und diese Erfahrung ist immer auch eine Erfahrung von Einheit. Sie trägt den Menschen aus sich heraus und weit über sich hinaus, sobald er sich voll bewusst wird, dass in ihm etwas lebt, das ewig und göttlich ist. Und so kommt es, dass das lebendige Wissen um unseren übermenschlichen Ursprung und die Vorstellung, dass wir alle Kinder Gottes sind, das Gefühl echter Mitmenschlichkeit bestätigt und verwirklicht.
Wenn wir im Frieden Gottes ruhen, so ist dieser Frieden völlig unabhängig davon, ob wir uns gerade in einem tibetischen Kloster am Fuße des Kailash oder in einem Einkaufszentrum am Samstagnachmittag befinden. In diesem Geisteszustand werden wir uns in der Gegenwart anderer Menschen nie unwohl fühlen. Solange unser Geistesfrieden jedoch von scheinbar äußeren Umständen abhängt, hat dies nichts mit spirituellem Erwachen zu tun. Erwacht sein bedeutet, von der Illusion der Trennung erlöst zu sein. Wer sich im erwachten Geisteszustand befindet, ist in Frieden und bringt Frieden mit, wohin auch immer er geht. Dunkelheit, Aufruhr und Angst sind verschwunden. Das Licht ist gekommen.
Gesetze des Chaos
Es ist wichtig, die “Gesetze” des Chaos ans Licht zu bringen und zu verstehen, wozu sie da sind. Es sind die Gesetze, die die vom Ego gemachte Welt beherrschen. Und dennoch herrschen sie über nichts und sind bedeutungslos. Sie brauchen nicht gebrochen, sondern nur betrachtet und überschritten werden.
Die Wahrheit ist für jeden eine andere.
Wie alle diese Grundsätze behauptet dieses, dass jeder separat ist und eine andere Gedankenausrichtung hat, die ihn von den andern abhebt. Dieser Grundsatz entspringt dem Glauben, es gebe eine Hierarchie der Illusionen; einige seien wertvoller und deshalb wahr. Jeder legt dies für sich selbst fest und macht es wahr durch seinen Angriff auf das, was ein anderer wertschätzt. Und das ist gerechtfertigt, weil die Werte sich voneinander unterscheiden und die, die sie haben, scheinbar nicht gleich und deshalb Feinde sind.
Wann immer wir glauben, eine bessere politische oder wirtschaftliche Lösung zu kennen als unser Bruder, wann immer wir glauben, uns gesünder zu ernähren oder umweltfreundlicher zu verhalten als unser Bruder, glauben wir an eine Hierarchie der Illusionen. Doch Illusionen sind Illusionen - eine Hierarchie ergibt keinen Sinn. Es gibt keine persönliche Wahrheit, nur eine persönliche Wahrnehmung, aber keine Wahrnehmung erreicht die Wirklichkeit, die uns jenseits aller Illusionen erwartet.
Jeder muss sündigen und verdient deshalb Angriff und den Tod.
Dieser Grundsatz, der mit dem ersten eng verwandt ist, ist die Forderung, dass Irrtümer nach Strafe und nicht nach Berichtigung verlangen. Denn die Zerstörung dessen, der den Irrtum begeht, stellt ihn jenseits der Berichtigung und der Vergebung. So wird, was er getan hat, als unwiderrufliches Urteil über ihn gedeutet, welches zu überwinden selbst GOTT machtlos ist.
Der Gedanke der Strafe zieht sich durch unser gesamtes Leben, von der Kindererziehung über den Sport und die Wirtschaft bis hin zum staatlichen Strafvollzug. Eine Welt ohne Strafe scheint kaum vorstellbar zu sein.
GOTT muss den Glauben SEINES SOHNES darüber, was er ist, akzeptieren und ihn dafür hassen.
Die Angst vor GOTT wird durch diesen dritten Grundsatz noch verstärkt. Jetzt kann es keine Befreiung, kein Entrinnen geben. So wird die SÜHNE nun zum Mythos, und Rache ist der WILLE GOTTES, nicht Vergebung. Die Bibel ist voll von Verweisen auf den Zorn Gottes und in anderen Religionen ist es nicht viel anders. Wir dürfen nicht glauben, dass das Ego es uns möglich machen wird, ein Entrinnen aus dem, was es will, zu finden. Es ist die Funktion dieses Kurses, der dem, was dem Ego lieb und teuer ist, keinen Wert beimisst.
Wir haben, was wir genommen haben.
Für das Ego ist nur wertvoll, was es nimmt. Dadurch wird der Verlust des anderen unser Gewinn, und so wird nicht wahrgenommen, dass wir nie jemandem etwas nehmen können als uns selbst. Alle anderen Gesetze müssen zu diesem führen. Denn Feinde geben einander nicht bereitwillig, noch würden sie die Dinge mit andern zu teilen suchen, die sie selber schätzen.
Hier sieht man alle Mechanismen der Verrücktheit zutage treten: der "Feind", der dadurch stark gemacht wird, dass er das wertvolle Erbe, welches unser sein sollte, versteckt hält; unser gerechtfertigter Standpunkt und Angriff wegen dem, was vorenthalten worden ist; und der unvermeidliche Verlust, den der Feind erleiden muss, damit wir gerettet werden. Auf diese Art beteuern die Schuldigen ihre "Unschuld". Wären sie durch das skrupellose Verhalten des Feindes nicht zu diesem gemeinen Angriff gezwungen worden, würden sie nur mit Güte reagieren. Indessen können Gütige in einer brutalen Welt nicht überleben, deshalb müssen sie nehmen, sonst wird ihnen genommen.
Das Ego fordert immer gegenseitige Rechte, weil es konkurriert, statt zu lieben. Es ist immer bereit, einen Handel abzuschließen, kann aber nicht verstehen, dass wie ein anderer zu sein bedeutet, dass es nicht möglich ist, einen Handel abzuschließen. Bei dem egoischen Versuch, einen Handel abzuschließen, gibt es keinen Unterschied zwischen einem Handel mit Hilfe von Geld oder einem regionalen Tauschkreis ohne Geld. Die Verwendung von Geld vereinfacht lediglich den Tausch, ändert aber nichts an der egoischen Idee des Handels selbst.
Dieses vierte Gesetz steht hinter jeder Form des Wettbewerbs. Das Wesen des Größenwahns ist Konkurrenzdenken, weil er immer Angriff beinhaltet. Jede Form des Wettbewerbs ist Krieg, ob es sich nun um einen militärischen Konflikt, wirtschaftliches Konkurrenzdenken oder künstlerischen Wettstreit handelt.
Die École de guerre économique (deutsch: Schule für Wirtschaftskrieg) in Paris wurde 1997 gegründet. Sie ist die erste europäische Institution, die eine Ausbildung für „Angriffs- und Verteidigungsmethoden“ anbietet, mit denen sich die Unternehmen im Kontext der Globalisierung scheinbar auseinandersetzen müssen.
Dieses Gesetz ist auch die Grundlage unseres modernen Kapitalismus. Der zentrale Ausdruck dieses Denksystems ist unser Geldsystem, das darauf beruht, dass das Guthaben des einen immer die Schuld des anderen ist. Seit Anfang der 1970er Jahre befinden wir uns endgültig in einem Schuldgeldsystem. Das Ego-Denksystem spiegelt sich immer deutlicher in unserem Geldsystem wider und wird damit immer offensichtlicher. Von der Ökonomik (Hausverwaltungskunst) sind wir zur Chrematistik (Kunst des Gelderwerbs) gewechselt und sind uns meist gar nicht mehr bewusst, dass Zinsgewinne ganz grundsätzlich nichts zum Gemeinwohl beitragen, weil der Gewinn des einen immer der Verlust des anderen ist (vgl. Aristoteles). Mit dem Konzept der Zinsen haben wir uns auch noch fest an die Illusion der Zeit gekettet (“Zeit ist Geld.”). Indem es sich an die Zeit klammert, versucht das Ego, dem heiligen Augenblick, dem Jetzt, zu entkommen.
Die Welt der Dualität ist das illusorische Versteck für den schlafenden Geist, der glaubt, sich von GOTT getrennt zu haben. Die ganze Welt aus Raum und Zeit ist der Versuch des Egos, einen Ersatz für die Wirklichkeit GOTTES zu machen. Das SEIN muss ausgedehnt werden. Das ist die Art und Weise, wie es die Erkenntnis SEINER SELBST beibehält. Das Ego versucht, diese Ausdehnung durch ungebremstes Wachstum auf der Ebene der Form zu ersetzen.
Das einzige Maß für Fortschritt im Denken der westlichen Welt ist das mehr, das unkontrollierte Streben nach mehr, nach endlosem materiellem Wachstum. Ein Wirtschaftswachstum, das sich in einem jährlich konstanten Prozentsatz ausdrückt, ist noch dazu ein exponentielles Wachstum, da sich der Prozentsatz auf einen immer höheren Ausgangswert bezieht. Unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten anzustreben ist reiner Wahnsinn. Es ist eine Störung, eine Krankheit, es ist die gleiche Störung wie sie sich bei Krebszellen zeigt, deren einziges Ziel die Vermehrung ist und die nicht ahnen, dass sie sich selbst zerstören, wenn sie den Organismus zerstören, indem sie leben. Manche Ökonomen sind der Idee des grenzenlosen Wachstums so verhaftet, dass sie nicht mehr ohne das Wort auskommen und eine Rezession als eine Zeit des negativen Wachstums bezeichnen.
"Jeder Götzenanbeter hegt die Hoffnung, dass seine besonderen Götter ihm mehr geben werden, als andere Menschen haben. Mehr muss es sein. Es spielt nicht wirklich eine Rolle, mehr wovon - mehr Schönheit, mehr Intelligenz, mehr Wohlstand oder sogar mehr Bedrängnis und mehr Schmerz. Für mehr von etwas ist ein Götze da. Und wenn einer versagt, dann nimmt ein anderer dessen Platz ein mit der Hoffnung, mehr von etwas anderem zu finden. Lass dich nicht täuschen von den Formen, die dieses »Etwas« annimmt. Ein Götze ist ein Mittel, um mehr zu bekommen. Und ebendies ist gegen GOTTES WILLEN." (EKIW: Kapitel 29, VIII. 8. 6.-13.)
In der Welt des Egos folgt unser Streben einem Gesetz, das einst der schottische Ökonom und Moralphilosoph Adam Smith (1723-1790) formulierte. Die unsichtbare Hand (Lehnübersetzung von invisible hand) ist ein metaphorischer Ausdruck, mit dem er die unbewusste Förderung des Gemeinwohls beschrieb. Wenn alle Akteure an ihrem eigenen Wohl orientiert seien, führe die Selbstregulierung des Wirtschaftslebens zu einer optimalen Produktionsmenge und -qualität sowie zu einer gerechten Verteilung. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass wenn jeder maximal egoistisch ist, dies zum Wohle aller führen wird. Einfach formuliert ist diese Lüge sofort zu durchschauen, daher braucht es eine komplizierte Wirtschaftstheorie, um das Offensichtliche zu verschleiern.
Obwohl Wettbewerb eine äußerst verschwenderische und höchst ineffiziente Form des Wirtschaftens ist, hat er in der Praxis zu scheinbar besseren Ergebnissen geführt als der Kommunismus, der auf Ideen der sozialen Gleichheit, des gemeinsamen Eigentums und der kollektiven Problemlösung beruht. Dies liegt ganz einfach daran, dass der Kapitalismus dem Denksystem des Egos entspricht. Der vom Ego getriebene Mensch ist bereit, sich zu seinem vermeintlichem Vorteil bis zum Burnout zu arbeiten, aber für das Gemeinwohl ist er es nicht. Das praktische Scheitern des Kommunismus (Realsozialismus) in vielen Ländern dieser Welt zeigt eines sehr deutlich: Brüderlichkeit ohne GOTT funktioniert nicht, weil ihr die Grundlage fehlt. Für den gottlosen, vom Ego getriebenen Menschen gibt es keine andere Motivation zu wettbewerbsfreier Zusammenarbeit als Angst, und Angst ist keine gute Basis.
In dieser Welt ist daher während der früheren Entwicklungsphasen der Wettbewerb für den Fortschritt der Zivilisation unerlässlich. Erst mit fortschreitender Evolution der Menschheit wird Zusammenarbeit immer wirksamer. In fortgeschrittenen Zivilisationen ist Zusammenarbeit leistungsstärker als Wettbewerb. Die frühen Menschen werden durch den Wettbewerb stimuliert. Die frühe Evolution charakterisiert sich durch das Überleben der biologisch am besten Ausgerüsteten, aber spätere Zivilisationen werden durch intelligente Zusammenarbeit, verstehende Brüderlichkeit und geistige Bruderschaft gefördert. Als Menschheit sind wir noch immer eine äußerst primitive Zivilisation.
Die Betrachtung von Entwicklung erzeugt zwangsläufig eine Hierarchie der Illusionen. Da Entwicklung ein zeitliches Phänomen ist und die Zeit Teil der Illusion ist, ist natürlich auch Entwicklung eine Illusion und damit jede Art von Hierarchie. Die Betrachtung einer "Entwicklung" ist lediglich ein Hilfsmittel auf dem Weg aus der Illusion. Sie hilft uns zu erkennen, wie tief wir noch im Gedankensystem des Egos verstrickt sind.
Es gibt einen Ersatz für die Liebe.
Das ist die Magie, die all unseren Schmerz „kurieren“ wird, der Faktor, der in unserer Verrücktheit noch gefehlt hat und sie "vernünftig" macht. Das ist der Grund, weswegen wir angreifen müssen. Hier ist das, was unsere Rache rechtfertigt. Alle unsere besonderen Beziehungen bezwecken nur, uns des Ersatzes für die Liebe zu bemächtigen und sie uns anzueignen. Doch die besondere „Liebe“ des Egos ist immer mit Angst verbunden, die Angst um den „geliebten“ Menschen, denn Angst bildet die Basis des Egos. Die "Liebe" des Egos ist immer exklusiv. Wahre Liebe ist GOTTES LIEBE, sie ist absolut inklusive - allumfassend. Es gibt keine Liebe außer der LIEBE GOTTES.
Die besondere Beziehung ist der Verzicht auf GOTTES LIEBE und der Versuch, die Besonderheit für das Selbst zu sichern. Die besondere Beziehung ist ein Ritual der Form, das darauf abzielt, die Form auf Kosten des Inhalts auf den Platz GOTTES zu erheben. In der Form liegt keine Bedeutung und wird sie niemals liegen.
Die Suche nach besonderen Beziehungen (zum eigenen Kind, zum "Herzensmenschen", zum Seelenpartner, zu Gleichgesinnten, ...) ist das Zeichen dafür, dass wir uns mit dem Ego und nicht mit GOTT gleichsetzen. Denn die besondere Beziehung hat nur für das Ego einen Wert. Ist eine Beziehung nicht von besonderem Wert, so ist sie für das Ego bedeutungslos, denn es nimmt alle Liebe als besonders wahr. Doch das kann nicht natürlich sein, denn es gleicht nicht der Beziehung zwischen GOTT und SEINEM SOHN, und alle Beziehungen, die dieser nicht gleichen, müssen unnatürlich sein. Denn GOTT schuf die Liebe, wie ER sie haben wollte, und gab sie, wie sie ist. Die Liebe hat keine Bedeutung, außer wie sie ihr SCHÖPFER durch SEINEN WILLEN definierte. Es ist unmöglich, sie anders zu definieren und zu verstehen.
Auch wenn wir bereits einsehen, dass das Denksystem, das die besondere Beziehung schützt, nur ein Wahnsystem ist, scheint uns dennoch die besondere Beziehung noch immer irgendwie anders zu sein. Die besondere Beziehung hat den imposantesten und täuschendsten Rahmen aller Abwehrmechanismen, deren das Ego sich bedient. Sein Denksystem wird hier angeboten, von einem Rahmen umgeben, der derart schwer und kunstvoll ist, dass das Bild durch seine imposante Beschaffenheit beinahe ausgelöscht wird. In den Rahmen sind vielerlei Arten phantastischer und fragmentierter Liebesillusionen eingeflochten, eingefasst in Opferträume und Träume der Selbsterhöhung, verwoben mit Goldfaden der Selbstzerstörung. Das Glitzern des Blutes leuchtet wie Rubine, die Tränen sind geschliffen, Diamanten gleich, und funkeln in dem trüben Licht, in dem die Gabe dargeboten wird.
Wir, die wir glauben, dass wir in geistiger Gesundheit auf festem Boden stehen und durch eine Welt gehen, in der eine Bedeutung gefunden werden kann, sollten dies bedenken: Das sind die Gesetze, auf denen unsere „geistige Gesundheit“ zu beruhen scheint. Das sind die Grundsätze, die den Boden unter unseren Füßen fest erscheinen lassen. Das sind die Gesetze, die wir für unsere „Erlösung“ gemacht haben. Sie halten den Ersatz für den HIMMEL an seinem Platz. Das ist ihr Zweck, und dafür werden sie gemacht. Nach ihrer Bedeutung zu fragen hat keinen Zweck. Das ist offensichtlich. Die Mittel der Verrücktheit müssen wahnsinnig sein. Sind wir auch so sicher, dass uns klar ist, dass das Ziel Verrücktheit ist?
Niemand will Verrücktheit, noch klammert jemand sich an seine Verrücktheit, wenn er sieht, dass es sich darum handelt. Was die Verrücktheit schützt, ist der Glaube, sie sei wahr. Es ist die Funktion des Wahnsinns, den Platz der Wahrheit einzunehmen. Er muss als Wahrheit angesehen werden, um geglaubt zu werden. Wenn er aber die Wahrheit ist, dann muss sein Gegenteil, das vorher Wahrheit war, jetzt Verrücktheit sein. Eine solche Umkehrung, die vollständig auf dem Kopf steht, bei der der Wahnsinn geistige Gesundheit, die Illusion wahr, Angriff Güte, Hass Liebe und Mord ein Segen ist, ist das Ziel, dem die Gesetze des Chaos dienen. Das sind die Mittel, durch die GOTTES Gesetze scheinbar umgekehrt werden.
Und dennoch, wie kann es sein, dass man Gesetzen glaubt wie diesen? Es gibt einen seltsamen Trick, der das ermöglicht. In Wahrheit funktioniert er nicht, in Träumen aber, in denen bloß Schatten die Hauptrollen spielen (siehe Platons Höhlengleichnis), scheint er höchst wirkungsvoll zu sein. Kein Gesetz des Chaos könnte den Glauben durch etwas anderes erzwingen als dadurch, dass die Form betont und der Inhalt außer acht gelassen wird. Keiner, der glaubt, dass eines dieser Gesetze wahr ist, sieht, was es aussagt. Einige Formen, die es annimmt, scheinen Bedeutung zu haben, aber das ist alles.
Wenn wir nach einem der Welt immanenten Sinn suchen oder versuchen konkrete weltliche Ereignisse zu verstehen, sind wir wieder einmal der Stimme des Egos gefolgt. Die Gesetze des Egos können niemals verstanden werden, aber es ist wichtig, sie ans Licht zu bringen. Aus den Gesetzen des Chaos folgen dann all die anderen wahnsinnigen Vorstellungen des Ego-Denksystems:
“Denk an die Freiheit in der Einsicht, dass du an all die sonderbaren und verdrehten Gesetze nicht gebunden bist, die du aufgestellt hast, um dich zu retten. Du meinst tatsächlich, dass du verhungerst, wenn du nicht Stapel farbiger Papierschnipsel und Haufen kleiner Scheiben aus Metall besitzt. Du meinst tatsächlich, dass ein kleines rundes Kügelchen oder eine Flüssigkeit, die durch eine spitze Nadel in deine Adern gedrückt wird, Krankheit und Tod abwendet. Du meinst tatsächlich, du seiest allein, wenn nicht ein anderer Körper bei dir ist.
Es ist der Wahnsinn, der diese Dinge denkt. Du sagst, dass sie Gesetze sind, und reihst sie unter verschiedenen Bezeichnungen in einen langen Katalog von Ritualen ein, die nutzlos sind und keinen Zweck erfüllen. Du denkst, du müsstest den »Gesetzen« der Medizin, der Wirtschaft und Gesundheit folgen. Schütze den Körper, und du bist gerettet.
Dies sind keine Gesetze, sondern es ist Wahnsinn. Der Körper wird durch den Geist gefährdet, der sich selbst verletzt. Der Körper leidet bloß, damit der Geist nicht sieht, dass er sein eigenes Opfer ist. Des Körpers Leiden ist eine Maske, die vom Geist emporgehalten wird, um das zu verbergen, was wirklich leidet. Er will nicht verstehen, dass er sein eigener Feind ist; dass er sich selber angreift und sterben will. Das ist es, wovor deine »Gesetze« den Körper schützen wollen. Das ist der Grund, weshalb du meinst, du seiest ein Körper.” (EKIW: Lektion 76, 3.-5.)
Es gibt kein Leben außerhalb des HIMMELS. “Der HIMMEL ist weder ein Ort noch ein Zustand. Er ist nur ein Gewahrsein vollkommenen EINSSEINS und die Erkenntnis, dass es sonst nichts gibt, nichts außerhalb dieses EINSSEINS und nichts anderes darin.”(EKIW: Kapitel 18, VI. 1. 5.-6.) Wo GOTT das Leben schuf, da muss das Leben sein. In jedem Zustand, der getrennt vom HIMMEL ist, ist Leben eine Illusion. Im besten Fall sieht es so aus wie Leben, im schlimmsten Fall wie Tod. Doch beides sind Urteile über etwas, was nicht Leben ist, und gleich in ihrer Unrichtigkeit und ihrer fehlenden Bedeutung. Leben, das nicht im HIMMEL ist, ist unmöglich, und was nicht im HIMMEL ist, ist nirgendwo. Außerhalb des HIMMELS besteht nur der Konflikt von Illusionen, sinnlos, unmöglich und jenseits jeder Vernunft und dennoch wahrgenommen als eine ewige Schranke vor dem HIMMEL. Illusionen sind nur Formen. Ihr Inhalt ist nie wahr.
Urteilen
Quantenphysik
Die Physik hat bereits im Jahr 1802 mit dem berühmten Doppelspaltexperiment erkannt, dass die Wahrnehmung, die Physik spricht von Messung, die Welt der Formen beeinflusst. Die Quantenphysik hat später erkannt, dass das, was wir Materie nennen, überhaupt erst im Moment der Wahrnehmung entsteht.
Außerdem hat die Physik schon lange erkannt, dass es so etwas wie eine feste Materie nicht gibt. Alles ist Energie, alles ist Schwingung. Information - also eine Idee - ist die Basis aller Schwingungen. Unter Quanteninformation versteht man in quantenmechanischen Systemen Information, die nicht mit den Gesetzen der klassischen Informationstheorie beschrieben werden kann. Bei Phänomenen wie Superposition und Verschränkung von Zuständen spielt sie eine zentrale Rolle.
Anders gesagt, es gibt keine Trennung zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten, dem Subjekt und dem Objekt. Die Welt, die wir betrachten, ist völlig subjektiv; es gibt keine objektive Welt außerhalb unseres Geistes.
“Ideen verlassen ihre Quelle nicht, und ihre Wirkungen sind nur dem Scheine nach getrennt von ihnen. Gedanken sind vom Geist. Das, was nach außen projiziert wird und scheinbar außerhalb des Geistes ist, ist überhaupt nicht außen, sondern eine Wirkung dessen, was innen ist und seine Quelle nicht verlassen hat.” (EKIW: Kapitel 26, VII. 4. 7.- 9.)
Stellen wir uns einen Moment lang einen wachen Geist vor. Dieser Geist ruht in der Ganzheit, Gleichheit und Beständigkeit der Einheit des HIMMELS. Plötzlich scheint ein Gedanke des Zweifels aufzutauchen. Jetzt hat der Geist zwei unversöhnliche Gedankensysteme - eines der Liebe und eines der Angst. Die Spannung, die entsteht, wenn man versucht, diese Spaltung zusammenzuhalten, ist unerträglich, da die beiden Gedankensysteme keine Gemeinsamkeit haben und einander völlig entgegengesetzt sind. Deshalb versucht der Geist, die Spaltung im Außen zu sehen, anstatt im Inneren, wo sie entstanden ist. So entsteht eine Welt der Dualität und der Gegensätze: ein Ort mit gegensätzlichen Ansichten und wechselnden Wünschen.
Das Ego sagt: "Ich weiß, wie du diese schreckliche Spannung lindern kannst: Du musst nur deine Gefühle von Schmerz und Schuld loswerden, indem du sie auf die Welt projizierst." Auf diese Weise wurden Schmerz, Angst und Kummer zur allgemeinen Erfahrung in dieser Welt. Auf diese Weise schuf der Trennung träumende Geist eine Welt der Dualität, des Oben und Unten, des Guten und Schlechten, des Richtigen und Falschen. Der einzige Grund, warum wir scheinbar Gesundheit und Krankheit, Krieg und Frieden, Leben und Tod und all die Variationen, Abstufungen und Extreme erleben, ist das Urteilen. Das ist der Trick dieser Welt. Wann immer wir urteilen oder verurteilen, projiziert der schlafende Geist und sagt: "Diese Person, Sache oder Situation da draußen ist schuld." Er tut dies, um die Schuld der Trennung von Gott zu verdecken, die, ob wir es glauben oder nicht, der Kern jedes erdachten Problems in dieser Welt ist. Das Urteilen ist die Ur-Teilung, der Ursprung der Trennungsillusion.
Dies ist eine Welt, in der Urteilen normal zu sein scheint - und als gerechtfertigt angesehen wird. Auf immer mehr Internetplattformen werden wir aufgefordert, eine Bewertung abzugeben. All diese Aufforderungen sind Einladungen des Egos zu urteilen. Auch alle auf den ersten Blick gerechtfertigt erscheinenden moralischen Urteile, wie die folgenden, sind nur Projektionen unserer Ängste und unseres Glaubens an Schuld. "Amazon ist böse, aber der Bioladen um die Ecke ist gut", "Monsanto ist böse, aber Urban Gardening ist das Beste", "Hollywood-Filme sind schlecht, aber die Videos auf meinem YouTube-Kanal sind toll", "Massenmedien sind schlecht, aber der Blog meiner Yogalehrerin ist besonders gut", “Bill Gates ist an allem schuld, doch der Spitzenkandidat meiner alternativen Partei weiß es besser”, “die Mächtigen sind der Feind, doch Anarchie ist die Lösung“, „Politiker sind macht- und geldgierig, aber die Menschen in meiner Kursgruppe sind ganz besonders tolle Menschen“.
Mit jedem dieser Urteile und überhaupt mit jedem Urteil versuchen wir, Trennung wahr zu machen. Jedes Urteil ist Ausdruck unseres Verlangens nach Trennung. Urteilen bedeutet lieblose Wahrnehmung im Gegensatz zur wahren Wahrnehmung. Nicht die Wahrnehmung an sich ist ein Urteil, sondern nur die falsche Wahrnehmung. Wahre Wahrnehmung schaut auf die Wahrheit, die kein Gegenteil kennt. Wahre Wahrnehmung ist ein Heilmittel mit vielen Namen. Vergebung, Erlösung, SÜHNE, wahre Wahrnehmung - sie sind alle eins. Sie sind der eine Anfang mit dem Ziel und Ende, zum EINSSEIN weit jenseits ihrer selbst zu führen. Wahre Wahrnehmung ist das Mittel, durch das die Welt erlöst wird von der Sünde und Schuld, denn Sünde und Schuld existieren nicht. Und das ist es, was die wahre Wahrnehmung sieht.
„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)
Dass Urteilen in dieser Welt nicht nur wahnsinnig, sondern in Wahrheit unmöglich ist, zeigt sich allein schon daran, dass wir uns immer wieder über offensichtliche Kleinigkeiten ärgern, während uns die elf Kinder, die jede Minute auf diesem Planeten verhungern, die meiste Zeit des Tages nicht weiter zu stören scheinen, denn sonst wäre ja überhaupt kein glücklicher Moment mehr möglich.
Ein Beispiel
Durch unser Urteil manifestieren wir in jedem Augenblick unsere ganz und gar einmalige Erfahrung. Unsere Wirklichkeit wurde von GOTT erschaffen und ist unveränderlich, aber wir als Individuen im Traum der Trennung "erschaffen" in jedem Moment unsere Erfahrung in dieser Welt. Weil es so wichtig ist, noch einmal mit anderen Worten: Wir sind die Ursache unserer Wahrnehmung und damit unserer Erfahrung in der Welt, aber nicht die Schöpfer unserer Wirklichkeit. GOTT allein ist der Schöpfer unserer Wirklichkeit! Unser wahres SELBST ist SEINE Schöpfung. Dieses SELBST ist nicht von dieser Welt. Die Verwechslung von Wahrnehmung und Wirklichkeit ist der zentrale Irrtum in den meisten spirituellen New-Age-Konzepten.
“Es ist nicht deine Aufgabe, die Wirklichkeit zu machen. Sie ist ohne dein Machen da, aber nicht ohne dich.” (EKIW: Kapitel 14, IV. 8. 1.-2.)
Sobald wir irgendetwas benannt haben, haben wir uns damit all die Assoziationen mit hervorgebracht, die wir uns in unserer Erfahrung dessen angezogen haben, das wir benannt haben. Wenn wir beispielsweise etwas „Baum“ nennen, machen wir die Erfahrung all unserer mit diesem Begriff verbundenen Assoziationen. Diejenigen in der Welt, die Umweltschützer genannt werden und diejenigen in der Welt, die wir als Holzfäller bezeichnen, erleben definitiv eine unterschiedliche Erfahrung, obwohl sie beide das Wort „Baum“ benutzen.
Was ist nun richtig und was ist falsch? Darum geht es nicht. Alles ist absolut neutral. Was Erfahrung erschafft, ist, wie wir uns entscheiden, ein Objekt zu sehen. Das Ergebnis dieser Entscheidung ist ebenfalls vollkommen neutral. Wir sind derjenige, der ihnen den Wert verleiht.
Am Weg des spirituellen Erwachens bedeutet dies, Urteile über andere loszulassen, die den Baum anders betrachten wollen als wir. Dann erkennen wir, dass der Körper, den wir aus einem Feld grenzenloser Energie herauskristallisiert haben, nur einen Zweck hat. Er ist ein Kommunikationsmittel. Das bedeutet, dass wir unaufhörlich damit beschäftigt sind, die Welt zu lehren, was wir glauben, was die größte Wahrheit, den größten Wert enthält.
Und wenn ein Umweltschützer auf einen Holzfäller schaut und sich über ihn aufregt und diesen Holzfäller verurteilt oder umgekehrt, wird der Körper benutzt, um den Wert der Verurteilung zu kommunizieren. Das erschafft Angst und Anspannung. Und das Ergebnis davon, das wir in unserer Welt sehen, wenn viele, viele Geister wählen, das Recht zu Urteilen wertzuschätzen, ist das Resultat, das wir unsere Welt nennen, in der alles Konflikt und Kampf auszudrücken scheint und das, was wir „sich gegenseitig die Köpfe einschlagen“ nennen - der Konflikt, das Armageddon von gegensätzlichen Ansichten, die aufeinanderprallen. Und genau unterhalb von alldem verbleiben alle Ereignisse vollkommen neutral.
Und selbst wenn die Wälder unseres Planeten restlos abgeholzt würden, wäre dies ein neutrales Ereignis! Und warum? Weil, wenn alle Bäume verschwunden wären, wenn jener physische Planet, den wir Erde nennen, sterben würde, aus der Sicht verschwinden würde, das LEBEN weitergehen würde. Das LEBEN würde einfach neue Welten erschaffen. Es tut das die ganze Zeit über. Wir tun das die ganze Zeit über.
Es ist immer weise, liebevoll hinzuschauen, um zu sehen, wo wir die Grenze gezogen haben, um zu sehen, was wir als neutral ansehen und woran wir hängen und es mit Bedeutung und Wert gefüllt haben, die nicht infrage gestellt werden können. Denn dort werden wir das finden, was der Vergebung in uns bedarf. Meisterschaft ist ein Zustand von Angstfreiheit. Schauen wir also genau hin, um zu sehen, wo wir mit dem Wert emotional verstrickt sind, den wir irgendetwas oder irgendjemandem verliehen haben.
Wenn wir etwas benennen, definieren wir es dadurch. Und wenn wir es definieren, ziehen wir uns selbst alle Assoziationen darüber mit herbei. Das ist der Grund, warum es sehr weise ist, immer und immer wieder zu vergeben. Vergebung bedeutet, die Welt von unseren eigenen Urteilen zu befreien. Denn wenn wir glauben jemand täte uns Unrecht und wir unsere Energie darauf verwenden, ihn davon zu überzeugen, dass er uns Unrecht getan hat und wir daher ein Recht haben, wütend zu sein und auf irgendeine Art und Weise anzugreifen, ziehen wir uns, sogar bis in die Zellen des Körpers, die Energie von Konflikt, Verurteilung, Krieg, Tod, Krankheit, Elend und Trennung herbei - so schnell!
Doch wenn wir immer und immer wieder vergeben - das was ohnedies nie wirklich geschehen ist - dann ziehen wir uns in jedem dieser Momente der Vergebung das in unser Energiefeld, was uns an bedingungslose LIEBE erinnert, an vollkommenen Frieden, an eine Kraft, die alles transzendiert, was in der Welt auftaucht. Wir ziehen uns die Wirklichkeit CHRISTI herbei. Und all das ist von nichts anderem abhängig als von unseren Gedanken.
“Das ist die Welt, die du siehst: ein Urteil über dich, und zwar von dir gefällt.” (EKIW: Kapitel 20, III. 5. 5.)
Urteilen bedeutet immer projizieren. Und jede Projektion ist in Wahrheit ein Bild dessen, was wir zu sein denken und wie wir uns selber sehen. Wir können unsere Projektionen daher nur zurücknehmen, wenn wir erkennen, dass wir in Wirklichkeit nicht das sind, was wir projiziert haben, denn wir haben dieses Bild von uns gerade deswegen projiziert, weil es so schrecklich ist. Wenn wir jemanden als Mörder oder Verrückten verurteilen oder ganz allgemein in irgendeiner Art und Weise für schuldig halten, dann ist das in Wirklichkeit unser Bild von uns selbst. Natürlich können wir diese Projektion nicht zurücknehmen, solange wir daran glauben. Damit wir diese Projektionen zurücknehmen können, müssen wir uns vom HEILIGEN GEIST berichtigen lassen.
Der HEILIGE GEIST beginnt damit, uns als vollkommen wahrzunehmen. Da ER erkennt, dass wir alle diese Vollkommenheit miteinander teilen, erkennt ER sie in Anderen wieder und stärkt sie so in uns und ihnen. Statt Ärger erweckt dies Liebe zu uns und anderen, weil es Einschluss - anstatt Ausschluss - schafft. Indem ER Gleichheit wahrnimmt, nimmt der HEILIGE GEIST auch gleiche Bedürfnisse wahr. Das lädt automatisch die SÜHNE ein, weil SÜHNE das eine Bedürfnis in dieser Welt ist, das universell ist. Uns auf diese Weise wahrzunehmen ist die einzige Art, wie wir in der Welt glücklich werden können. Das liegt daran, dass es die Anerkennung ist, dass wir nicht in dieser Welt sind, denn die Welt ist unglücklich.
Mehr zu diesem Thema findet sich im Kapitel “Vergebung”, denn das ist es, worum es bei Vergebung in Wahrheit geht!
Wahre Vergebung bedeutet, dass alles, was auch immer in dieser vergänglichen Welt auftaucht, wirklich, wahrhaftig, buchstäblich kein Problem mehr für uns ist, weil wir es als Fehlwahrnehmung unseres gespaltenen Geistes erkennen. Das bedeutet nicht, dass wir es gutheißen, denn damit wären wir wieder bei der Beurteilung von Gut und Böse. Es bedeutet, zu erkennen, dass es unsere Wirklichkeit als reine LIEBE nicht berührt.
Lektion 347 lautet: “Ärger muss von Urteil kommen. Urteil ist die Waffe, die ich gegen mich verwende, um das Wunder von mir fernzuhalten.” Wir können nicht gleichzeitig ärgerlich und glücklich sein, wir können nicht gleichzeitig ärgerlich und liebevoll sein. Unterschätzen wir das nicht. Es gibt keine Grade von Illusionen. Es besteht kein Unterschied zwischen leicht genervt sein und blankem Hass. Das Wunder unterscheidet nicht zwischen Graden der Fehlwahrnehmung. Es geht um jedes Stirnrunzeln, um jeden Ärger, um jeden Menschen, dem wir lieber aus dem Weg gehen oder von dem wir hoffen, dass er sich eines Tages ändern wird. Solange wir wollen, dass unser Ärger gerechtfertigt ist, sei es der Ärger über die christliche Sprache des Kurses, sei es der Ärger über die Ideen politisch motivierter Menschen, sei es der Ärger über eine Krankheit, von der wir glauben, dass wir sie haben, sei es der Ärger über unsere Kindheit, von der wir glauben, dass wir sie durchlebt haben, werden wir leiden. Wenn wir mit unserem Ärger recht haben wollen, wenn wir mit unseren Urteilen recht haben wollen, dann verweigern wir uns selbst das Wunder der Berichtigung unseres Geistes, das Wunder der Liebe.
Achtung Ego-Falle
Als Kurs-Schüler ist die Sichtweise, dass eine scheinbare Außenwelt für unseren Ärger verantwortlich ist, sehr schnell verändert oder taucht erst gar nicht mehr auf. Aber dafür ist es dann in der Kurs-Community manchmal so, dass wir uns fragen: "Oh, womit hab ich das denn kreiert?” oder “Warum mach ich das denn immer noch?” Das ist aber auch eine subtile Art, uns selbst zu beschuldigen und uns selbst anzugreifen und uns selbst für falsch zu halten. Auch dies ist ein falsches Selbstkonzept, das Ärger verursacht, weil wir die Verantwortung für den Irrtum übernehmen. Manchmal hilft es dann, uns einfach an die folgenden Aussagen aus dem Kurs zu erinnern:
“Alle Dinge sind Lektionen, von denen GOTT möchte, dass ich sie lerne.”
“Alle Dinge dienen dem Besten. Es gibt keine Ausnahmen, außer im Urteil des Ego.”
“Auch die Vergangenheit barg keine Fehler, nichts, was der Welt nicht zum Guten diente, genau wie ihm, dem es zu widerfahren schien.”
Es geht dann darum, eine gütigere und damit wahrere Sicht auf uns selbst und andere zu gewinnen, um damit der Wahrheit den Weg zu bereiten. Es gilt zu erkennen, dass Ärger uns nie etwas bringt, was wir wirklich haben wollen und dass wir uns durch die Rechtfertigung unseres Ärgers nicht schützen können.
Jesus weist im Kurs auf Folgendes hin: “Ungerechtigkeit ist die Basis für alle Urteile der Welt”. Er sagt nicht: “Ungerechtigkeit ist die Basis der Welt.” Sondern er sagt weiters: “Was diese Ungerechtigkeit dir antut, der du ungerecht beurteilst und so siehst, wie du geurteilt hast, kannst du gar nicht abschätzen.” Das heißt, die Welt der Formen an sich ist völlig neutral, die Buddhisten würden von Leerheit sprechen, nur unsere Urteile sind falsch. Das ist wesentlich!
Wir besitzen genau in diesem Moment die Macht, jedes Energiefeld zu beobachten und es als einen Tanz von Energie zu sehen, ein Mysterium, aufsteigend aus einer unsichtbaren Quelle. Und wir könnten es mit Neugier und mit Verwunderung anschauen, wenn wir es anders definieren würden. Das gilt für alle Dinge, die auftauchen. Sogar das, was als die großen Krankheiten des Körpers bezeichnet wird, die das Leben des Körpers in unserer Welt zu bedrohen scheinen, kann mit vollkommener Neutralität angeschaut werden. Aber wenn wir sie auf eine bestimmte Art definieren, dann werden wir uns die Angst dieses Ereignisses mit herbeirufen, die von all den Assoziationen stammt, die wir von der Welt und von unseren eigenen Erfahrungen gelernt haben.
Ereignisse sind neutral, doch unsere Gedanken sind es nicht. Denn unsere Gedanken sind buchstäblich mit der Macht der Schöpfung getränkt. Sie erschaffen nicht neutral.
Für alles, was in unserem Bewusstsein auftaucht, sind wir in jedem Moment vollständig, zu einhundert Prozent verantwortlich. Wir haben es gewählt. Der Grund, warum wir unglücklich sind, ist, dass wir mit unserer “Schöpfung” im Urteil sind. Doch es ist möglich, genau das Gegenteil zu kultivieren, indem wir lernen, mit vollkommener Unschuld auf alle Dinge zu schauen, die in diesem Feld, das unsere Erfahrung ist, auftauchen - mit Unschuld und mit dem, was man „Verwunderung“ nennen kann, von einem Ort der Neugier aus auf jedes Gefühl zu schauen, so wie wir eine Wolke anschauen würden, die durch den Himmel zieht. Schauen wir sie an und bestaunen sie, ihre Form, ihre Farbe, „Na, wo kam die denn her? Hmm?“. Um sie dann anzunehmen, in dem Wissen, dass sie die Reinheit des Himmels, durch den sie vorübergehend zieht, nicht beeinflusst.
Und welche Gefühle auch immer auftauchen, sie kommen und gehen. Doch irgendwie beginnen wir zu erkennen, dass wir viel größer sind, als die Dinge, die kommen und gehen, dass wir einen Tanz von Schatten beobachten, einen Traum, der sanft vorüberzieht, der in einem Augenblick vorbei ist. Das wird nicht ein Weg, bei dem wir unsere Erfahrung verleugnen, doch er gibt uns die Freiheit, sie anzunehmen und sie zu leben, voll und ganz, mit Leidenschaft, mit Ziel, mit Kraft und in vollkommener Freiheit - keine Angst, kein Druck, nur die Bereitschaft, in der Welt der Träume zu tanzen und dabei wach zu bleiben.
Der Wahnsinn, den wir sehen, kommt nicht daher, dass wir gewählt haben, etwas anderes als die Wirklichkeit zu sehen. Der Wahnsinn, den wir als unseren Schmerz und als unser Leiden, unser Suchen und unsere Dramen erfahren, kommt nur von unserer irrigen Wahl, uns mit dem zu identifizieren, was in dem Feld unseres Bewusstseins auftaucht. Dadurch verlieren wir die Sicht der Unschuld. Denn in Wahrheit sind alle Ereignisse vollkommen neutral und wir sind frei, sie in der Weise zu sehen, wie auch immer wir wollen.
“Unschuld ist Weisheit, weil sie des Bösen nicht gewahr ist, und das Böse existiert nicht. Hingegen ist sie all dessen vollkommen gewahr, was wahr ist.” (EKIW: Kapitel 3, I. 7. 4.-5.)
Unsere Urteile sind nichts anderes als unser persönliches Wissen, mit dem wir uns identifizieren. Auf dem Weg der spirituellen Befreiung, des spirituellen Erwachens geht es darum, uns davon zu lösen, um zu erkennen, wie es einst Sokrates tat: „Wahre Weisheit besteht darin, zu wissen, was man nicht weiß.“ Deswegen sagte Buddha: “Leere deinen Geist.” Am Ende dieses Prozesses werden wir im glückseligen Zustand des Nichtwissens ankommen. Erst im Zustand des Nichtwissens sind wir bereit für wahre Erkenntnis - für die Offenbarung unseres Einsseins und den Frieden GOTTES.
“Jedes Mal, wenn du zu wissen glaubst, scheidet der Frieden von dir, weil du den LEHRER des Friedens verlassen hast. Jedes Mal, wenn dir vollauf klar wird, dass du nicht weißt, kehrt der Frieden wieder, denn du hast IHN dazu eingeladen, indem du das Ego zu SEINEN Gunsten aufgegeben hast.” (EKIW: Kapitel 14, XI. 13. 3.-4.)
Es war einmal …
Ein armer chinesischer Bauer hatte nur ein Pferd und einen Sohn. Eines Tages lief ihm sein Hengst davon und die Nachbarn bedauerten ihn sehr und sagten, was für ein Unglück er doch habe. Der Bauer antwortete darauf: "Ob es ein Glück ist oder ein Unglück, wer kann das schon sagen?"
Tage später kam der Hengst mit einem Rudel Wildpferden zurück und der Bauer war auf ein Mal der Reichste von allen. Wieder kamen die Nachbarn zum Bauern und sagten, was das wohl für ein Glück sei und der Bauer antwortete: "Ob es ein Glück ist oder ein Unglück, wer kann das schon sagen?"
Am nächsten Tag versuchte der Sohn eines der Wildpferde zu zähmen, stürzte dabei vom Pferd und brach sich das Bein. Wieder kamen die Nachbarn zum Bauern und bedauerten ihn und meinten, was für ein Unglück er doch habe. Der Bauer antwortete darauf: "Ob es ein Glück ist oder ein Unglück, wer kann das schon sagen?"
Tage später brach ein Krieg aus und alle jungen Männer wurden zum Militär eingezogen und mussten in den Krieg ziehen. Der Sohn des Bauers wurde wegen seines gebrochenen Beines nicht eingezogen. Aus dem Krieg kamen nur wenige wieder zurück. ...
"Möchtest du lieber recht haben oder Glücklich sein?" (EKIW: Kapitel 29, VII. 8.)
Die Entscheidung, zu urteilen, statt zu erkennen, ist die Ursache für den Verlust des Friedens. Urteilen ist der Prozess, auf dem die Wahrnehmung, nicht aber die Erkenntnis, beruht. Urteilen beinhaltet immer Zurückweisung. Letztlich spielt es keine Rolle, ob unser Urteil richtig oder falsch ist. So oder so setzen wir unseren Glauben in das Unwirkliche. Das ist bei jeder Art von Urteil unvermeidlich, weil es die Überzeugung voraussetzt, es stehe uns frei, aus der Wirklichkeit auszuwählen. Wir haben keine Ahnung von der außerordentlichen Befreiung und dem tiefen Frieden, die eintreten, wenn wir uns selber und unseren Brüdern völlig ohne jedes Urteil begegnen. Sobald wir begreifen, was wir sind und was unsere Brüder sind, werden wir einsehen, dass es bedeutungslos ist, sie in irgendeiner Weise zu beurteilen. Tatsächlich ist ihre Bedeutung für uns verloren, gerade weil wir über sie urteilen.
“Urteil und Liebe sind Gegenteile.
Von dem einen kommen alle Kümmernisse der Welt.
Doch von dem andern kommt der Frieden GOTTES SELBST.” (EKIW: Lektion 352)
Das Aufgeben des Urteils, die offensichtliche Voraussetzung für das Hören der STIMME GOTTES, ist gewöhnlich ein ziemlich langsamer Prozess, nicht weil es schwierig ist, sondern weil es leicht als persönlich kränkend wahrgenommen wird. Die Schulung der Welt ist darauf ausgerichtet, ein Ziel zu erreichen, das in direktem Gegensatz zum wahren Lehrplan steht. Die Welt schult, sich auf sein eigenes Urteil als Kriterium für Reife und Stärke zu verlassen. Der wahre Lehrplan schult uns im Aufgeben des Urteils als notwendiger Bedingung der Erlösung.
Wir können uns selbst immer und immer wieder an unsere einzig wahre Funktion erinnern, indem wir uns sagen: "Ich bin der Erlöser. Ich erlöse die Welt von meinen Urteilen."
Wenn wir in dieser Welt aufwachsen, gibt es eine Menge Druck und hohe Erwartungen, etwas Konstruktives zu tun und spezielles Wissen zu erlangen, um Fähigkeiten zu entwickeln, mit deren Hilfe wir uns selbst versorgen können. Es wird uns gesagt, dass es wichtig ist, immer höhere Ausbildungsabschlüsse zu erwerben und immer mehr Spezialwissen anzuhäufen. Das ist anstrengend und entspringt einem starken kulturellen Glauben an die persönliche Verantwortung, der im Kern Schuld beinhaltet. Er ist in das System eingebaut, und es scheint edel und gut zu sein, doch der Druck zur Selbstverantwortung schadet uns.
Das Ego hat uns dazu gebracht, ständig gestresst zu sein und immer zu denken, dass es etwas gibt, das wir ändern oder besser machen könnten. Das ist ein seltsames, erlerntes Verhalten, aber es gibt eine andere Perspektive, ein vollkommen anderes und vollkommen sanftes Mittel.
In Ein Kurs in Wundern heißt es in Lektion 24: „In keiner Situation, die sich ergibt, bist du dir des Ergebnisses bewusst, das dich glücklich machen würde.“ - nicht in manchen - in keiner! Aber wir werden nicht im Stich gelassen; denn es heißt weiter: „Es ist demnach unvermeidlich, dass du nicht deinem eigenen Besten dienst.“ Dies bedeutet, dass alles zu unserem eigenen Besten ist. Alles! Das kann sich genauso schockierend anfühlen wie die erste Botschaft.
“Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht, …;” (Bibel, Einheitsübersetzung, Römer 8,28)
“Alle Dinge dienen dem Besten.
Es gibt keine Ausnahmen, außer im Urteil des Ego.” (EKIW: Kapitel 4, V. 1. 1.-2.)
Alle Dinge wirken zusammen zum Guten, ohne Ausnahmen, außer in der Beurteilung des Egos. Das ist die Entmachtung des analytischen Verstandes! Plötzlich hat es keinen Sinn mehr, irgendetwas zu analysieren oder zu beurteilen. Was für eine Erleichterung! In den Worten der berühmten Gestalttherapeutin Barry Stevens ausgedrückt: "Don't Push the River, it Flows by Itself."
Das gewaltigste Problem, das wir haben, ist das Denken, die Stereotypisierung, der Mechanismus, der alles fragmentiert. Man könnte es auch den vom Ego gesteuerten "Ich-weiß"-Verstand nennen. Das Ego ist immer fragmentiert; es hat für sich selbst eine fragmentierte Welt geschaffen, und es ist immer dabei, Dinge zu kategorisieren, zu analysieren, zu diagnostizieren und zu reparieren. Es ist ein sehr dysfunktionales Denksystem, das auf dem Mythos der Trennung basiert.
In der traditionellen Genesis-Geschichte sagte Gott zu Adam: „Doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn am Tag, da du davon isst, wirst du sterben.“ (1Mo 2,17) Doch die Schlange verleitete Eva dazu, einen Apfel zu essen, und sie gab ihn Adam. Nach dem biblischen Mythos wurden sie daraufhin aus dem Garten Eden vertrieben. Dies ist der Sündenfall - die Trennung von Gott, nach der eine Menge Dunkelheit und Angst im Geist der Menschen entstand, die sich in Form von Kriegen, Spaltung in der Religion und allen möglichen verrückten Bestrebungen niederschlug. Die Religionen versuchen fast alle durch Rituale und Traditionen einen Weg zurück zu Gottes Liebe zu finden.
Es gibt einen anderen Weg als Rituale und Traditionen, eine andere Geschichte über einen Gott, der niemanden hinausgeworfen hat. Wir können dies die metaphysische Version der traditionellen Geschichte nennen: Gott hat uns nie im Stich gelassen. Der "Sündenfall" ist nichts weiter als eine Wahrnehmungsstörung, eine gewaltige Illusion, in der der Geist glaubte, etwas geschafft zu haben, was in Wirklichkeit unmöglich ist: die Trennung von einem allwissenden, über alles liebenden Schöpfer.
Wir haben einen sehr mächtigen Geist, der in der Lage ist, sich dieses ganze Universum vorzustellen oder "auszudenken". In dieser Korrektur der Genesis gibt es keinen Apfel. Wir haben einfach eine Frage gestellt: Könnte es etwas geben, das mehr ist als der Himmel oder die Einheit, mehr als alles? Diese Frage war wie ein kleiner Hauch von Wahnsinn, denn "mehr als alles", mehr als vollkommene Liebe und Harmonie, ist natürlich völlig unmöglich. Stellen wir uns diese Idee, diese Frage oder diesen zweifelnden Gedanken als eine dieser kleinen weißen Löwenzahnsamen vor, die über die Straße wehen. Unser mächtiger Geist hat es zugelassen, dass sich der Gedanke, dieser Löwenzahnsame, ausbreitet. Es war natürlich eine völlig lächerliche Idee, aber anstatt sie mit unserem allmächtigen, göttlichen Geist wegzulachen, haben wir sie ernst genommen. Indem wir diese Idee ernst nahmen, vergaßen wir die Wahrheit, dass wir alles haben und eins mit GOTT sind. Wir verschlossen uns und begannen zu träumen, wir seien ein winziger Teil einer unmöglichen Welt. Viele Menschen fragen sich, wie das passieren konnte, wenn unser Geist Teil von GOTTES Geist ist und wir göttlich sind. Die Wahrheit ist, dass es nicht geschehen ist, abgesehen von unserem Glauben daran, und dass es ein wahres Wissen oder Bewusstsein darüber gibt, sobald alle unsere falschen Überzeugungen in Frage gestellt und losgelassen werden.
GOTT ist nicht in Konflikt. Die Trennung war kein Verlust der Vollkommenheit, sondern ein Versagen der Kommunikation.
Offenbarung
Eine direkte Offenbarung bewirkt eine vollständige, aber vorübergehende Aufhebung von Zweifeln und Ängsten und spiegelt die ursprüngliche Form der Kommunikation zwischen GOTT und SEINEN Geschöpfen wider. In einem solchen Moment der Erkenntnis erlebte ich im November 2013 einen Augenblick göttlicher Vollkommenheit, während ich das Geschehen vor meinen Augen als absolut einheitlich und neutral in der Form wahrnahm, aber gleichzeitig in vollkommener Reinheit und Unschuld strahlend. All dies geschah in einem Augenblick während einer Tanzveranstaltung und verschwand danach, aber die Gewissheit blieb. Dass es während einer Tanzveranstaltung geschah, empfinde ich im Nachhinein als ein wunderbares Symbol für den "Tanz des Lebens", der in absolute Vollkommenheit eingehüllt ist.
Ich habe mich danach immer wieder bei Gott beklagt, dass ich, obwohl ich eine Offenbarung und mehrere heilige Augenblicke erlebt habe, immer noch in der Illusion feststecke. Doch Jesus weist schon im ersten Kapitel des Kurses auf etwas hin, das ich lange Zeit nicht akzeptieren wollte:
“Heilung ist letztlich von GOTT. Die Mittel werden dir sorgsam erklärt. Die Offenbarung mag dir zuweilen das Ziel enthüllen, doch um es zu erreichen, sind die Mittel nötig.” (EKIW: Kapitel 1, VII. 5.)
Der Vergleich mit bereits erlebten Zuständen ist ein raffinierter Trick des Egos, um uns vom Hier und Jetzt, dem einzigen Moment, in dem Befreiung möglich ist, abzulenken und uns in Selbstmitleid und Klagen zu verlieren. Jedes Mal, wenn wir dieser Einladung des Egos folgen, bestätigen wir unsere Opferrolle und leugnen, dass wir es sind, die die Trennung aufrechterhalten. Wir verleugnen unsere wahre Größe. Wir verleugnen unsere SOHNSCHAFT. Das kann nicht unser wahrer Wille sein.
“GOTT hat dein Reich für dich bewahrt, aber ER kann SEINE Freude nicht mit dir teilen, solange du sie nicht mit deinem ganzen Geist erkennst. Offenbarung ist nicht genug, weil sie nur Kommunikation von Seiten GOTTES ist. GOTT hat es nicht nötig, dass IHM die Offenbarung zurückgegeben wird, was eindeutig unmöglich wäre, aber ER will, dass sie Anderen gebracht wird. Das kann man mit der eigentlichen Offenbarung nicht tun; ihr Inhalt kann nicht ausgedrückt werden, weil er dem Geist, der sie empfängt, zutiefst persönlich gilt. Er kann jedoch von jenem Geist anderen Geistern zurückgegeben werden: durch die Haltung, die die Erkenntnis aus der Offenbarung mit sich bringt.” (EKIW: Kapitel 4, VII. 7.)
Die “Schöpfung” der Welt wird im Kurs wie folgt beschrieben:
„In die Ewigkeit, wo alles eins ist, kam eine winzig kleine Wahnidee geschlichen, und GOTTES SOHN erinnerte sich nicht daran, sie auszulachen. Und weil er das vergaß, ist der Gedanke zu einer ernsten Idee geworden und sowohl der Umsetzung als auch realer Wirkungen fähig. Gemeinsam können wir sie beide weglachen und verstehen, dass die Zeit sich nicht in die Ewigkeit eindrängen kann. Es ist ein Witz, zu glauben, die Zeit könne kommen, um die Ewigkeit zu überlisten - was bedeutet, dass es keine Zeit gibt.“
„Es ist nur vernünftig zu fragen, wie der Geist je das Ego machen konnte. Tatsächlich ist das die beste Frage, die du überhaupt stellen kannst. Allerdings hat es keinen Sinn, eine Antwort mit Bezug auf die Vergangenheit zu geben, weil die Vergangenheit keine Rolle spielt und es keine Geschichte geben würde, wenn dieselben Fehler in der Gegenwart nicht wiederholt würden.“
Wenn wir auf der Ebene des Verstandes akzeptiert haben, dass all dies in Wahrheit nicht geschehen ist, abgesehen von unserem Glauben daran, dann folgt darauf häufig die Frage, warum wir uns als Sohn GOTTES entschieden haben, überhaupt an diese Illusion zu glauben. Der letzte Satz im obigen Zitat beantwortet auch diese Frage. Wir haben uns nicht irgendwann entschieden, an die Illusion zu glauben, wir tun es jetzt - in diesem Augenblick. Daher können wir auch nur in diesem Augenblick aus dem Traum erwachen und nicht irgendwann in der Zukunft.
Viele Mystiker nennen dies die Welt der Dualität. Das ist es, worauf die Geschichte von Adam und Eva und dem Garten Eden hinweist. Der Glaube an die Dualität von Gut und Böse - generell das Urteilen - ist der Sündenfall oder die Trennung. Es ist dies auch der Glaube an Schuld und dieser Glaube beinhaltet den Glauben an den Tod. Danach wollten sich Adam und Eva im Garten verstecken, also bedeckten sie sich und ihre "privaten Teile" mit Feigenblättern. Sie fühlten sich schuldig und schämten sich für das, was sie getan hatten. In dieser Analogie projiziert der Geist, weil sich diese Schuld so schrecklich anfühlt, die Schuld nach außen als den Raum-Zeit-Kosmos, der dann zu einem riesigen Feigenblatt wird, unter dem der Geist versucht, sich vor seinem Schöpfer zu verstecken. Der in der Illusion der Trennung gefangene Geist möchte das, was er für seine privaten Gedanken hält, verbergen, weil er Angst vor GOTTES Liebe hat, und so schafft er eine falsche Identität, die Persona. Auch wenn es im ersten Moment noch so unglaublich klingt, es ist die Gottesfurcht - die Angst vor GOTT -, die uns in der Illusion der Trennung gefangen hält. Wenn wir GOTT wirklich lieben würden, würden wir augenblicklich aus dem Alptraum der Trennung erwachen.
GOTT ist reine Liebe und Einheit. ER hat kein Bewusstsein von Trennung; daher kann ER nicht in die Dualität kommen. Die Welt der Dualität ist das illusorische Versteck für den schlafenden Geist, der glaubt, sich von GOTT getrennt zu haben. Zu diesem Geist sagt das Ego: "Sei zufrieden mit dem Körper, und die Welt ist dein neues Zuhause. Wir werden alles wiederherstellen, was du in der Einheit zu haben schienst. Wir werden eine neue Art von Liebe mit Körpern erschaffen. Wir werden eine neue Art von Freiheit mit der Bewegung von Körpern erschaffen. Wir werden eine neue Art von Glück mit Sinnesfreuden erschaffen, die den Platz deines HEIMS im HIMMEL einnehmen wird. Und GOTT kann nicht hereinkommen und dich hier finden, du wirst deine Privatsphäre haben und du kannst alles tun, was du willst." So wurde der Körper zum zentralen Fokus für das Ego.
Audi bringt die Einflüsterungen des Egos in fünf Minuten auf den Punkt. Eine Einladung in eine private - von GOTT getrennte - Welt voller illusionärer Möglichkeiten. Das Ego versucht uns Nichts als das Wesentliche zu verkaufen:
„Audi urbansphere concept“.
Das Ego möchte, dass GOTT seine neue Welt segnet und dem Traum von Zeit und Raum Wirklichkeit verleiht. Tief im Inneren des Geistes herrscht Ärger, weil GOTT dies nicht tun kann. GOTT kann einem projizierten Traum von Form keine Wirklichkeit geben! GOTT ist göttliche Liebe. GOTT kennt uns nur als göttliche Liebe. Diese Liebe ist totale Freude, ständige Kommunikation und Frieden. Sie ist unendlich und vollkommen. GOTT wäre nicht GOTT, wenn ER den Wunsch des Egos erfüllen würde, dieser Welt Wirklichkeit zu geben. Deshalb beruht aller Ärger auf dem Wunsch, dass das Vergängliche wahr und wirklich sein soll. Das Ego versucht, uns vorzugaukeln, dass wir in einer Welt der Form frei sind, aber es sagt uns nicht, dass es der Herrscher ist. Es denkt, solange wir damit beschäftigt sind, die Zukunft zu planen, von einer besseren Form zu träumen (oder die Vergangenheit zu beklagen), werden wir nicht an GOTT und die Einheit denken, die unsere wahre Identität ist. Dies zeigt uns, dass das Ego ein Gedankensystem in unserem Geist ist, das uns nicht zu einer wahren Erfahrung dessen führt, wer wir sind. Es sorgt nur dafür, dass wir in der Welt der Form, in Zeit und Raum beschäftigt bleiben.
“Willst du die Freiheit des Körpers oder die des GEISTES? Denn beides kannst du nicht haben.
Welche ist für dich von Wert?
Welche ist dein Ziel?” (EKIW: Kapitel 22, VI. 1. 1.-4.)
Wir können unsere Probleme nicht mit der gleichen Denkweise lösen, die sie geschaffen hat. Wir können die Lösung nicht auf der Ebene des Problems, auf der Ebene der Trennung finden; die Antwort muss ein Denken höherer Ordnung sein, das uns aufrichtet und zurück in die Harmonie bringt. Man kann sich einer Lösung nicht mit dem schlafenden Geist nähern, denn es war der Geist, der überhaupt erst an das Problem geglaubt hat. Man muss sich über die Ebene des Problems erheben, über die Ebene, auf der das Problem wahrgenommen wird, um die Antwort zu finden. Wir haben ein Wahrnehmungsproblem, und solange wir versuchen, die Dinge zu verbessern und auf der Ebene des Egos zu lösen, kommen wir nicht weiter. Wir drehen uns nur im Kreis wie ein Hamster im Hamsterrad, und es gibt überhaupt keinen Fortschritt. Aber wenn wir aufhören, alles zu fragmentieren, zu kategorisieren, zu etikettieren und zu ordnen, kommen wir zur Ruhe. Wir identifizieren uns mit unserem wahren SELBST und nicht mit einer separaten Identität. Der Frieden, den wir finden, ist ein Geisteszustand, in dem wir wahrnehmen, dass alles perfekt ist, dass es schon immer perfekt war und dass nichts aus der Ordnung geraten ist. Unser Geist braucht nur etwas Training, um dieses Bewusstsein zu erreichen.
Der Sündenfall, die Trennung, die eine Idee im Geist und kein Punkt auf der Zeitlinie ist, hat uns nicht für immer verloren und ohne Antwort gelassen. Im Moment der winzigen verrückten Idee - der Trennung - gab GOTT sofort eine Antwort. Als allwissende Liebe antwortete ER auf diesen zweifelhaften Gedanken, diese winzige verrückte Idee, mit dem Bewusstsein, dass dies niemals geschehen ist, dass es unmöglich ist. Wir können diese Antwort den HEILIGEN GEIST nennen. Der HEILIGE GEIST kann als die stille, kleine Stimme in unserem Geist bezeichnet werden, oder als Intuition, die uns leitet. Er ist wie eine Präsenz, die wir spüren können, wenn wir still genug werden, um uns einzustimmen und nach innen zu lauschen. Wir müssen das wissen und uns auch bewusst machen, wie leicht Abwehrmechanismen wie Verurteilung, weltliches Wissen, Verleugnung und Verdrängung vom Ego eingesetzt werden, um unseren Geist zu vernebeln und uns daran hindern, GOTTES Antwort zu erfahren.
Wir gehen nicht von der Fragmentierung und dem Urteilen in die Vollkommenheit über, ohne die Bereitschaft zu sagen: "Zeig es mir HEILIGER GEIST; ich muss es sehen." Selbst in Momenten, in denen wir mit GOTT, mit dem Leben, mit der Art und Weise, wie wir die Situationen, in die wir verwickelt sind, wahrnehmen, unzufrieden sind, müssen wir bereit sein, die Dinge anders wahrzunehmen und uns dafür öffnen, uns auf die geheilte Wahrnehmung des Geistes zu verlassen.
Wir brauchen Hilfe, um wirklich eine andere Welt zu sehen als die, die wir aus der Angst, dem Zweifel und der Sorge unseres Egos projiziert haben. Wir können frei sagen: "Du musst mich überzeugen", und alles dem HEILIGEN GEIST überlassen. Bitten wir darum, dass uns eine andere Welt gezeigt wird. Lassen wir es eine Überzeugungsarbeit für die Vielzahl der Engel sein, die jedes Mal jubeln, wenn wir eine Bewegung in Richtung Vertrauen in unsere Intuition machen. Das sollte unsere Aufmerksamkeit erregen und uns auf das Wunder in unserem Geist lenken. Wir brauchen die Hilfe des HEILIGEN GEISTES, um die Dinge so zu sehen, wie sie sind, um klar zu sehen, ohne Projektion, Beurteilung und Interpretation.
Sobald das Ego einen anderen Menschen als mangelhaft beurteilt, vergleicht es immer und sagt uns: "Nun, du bist nicht so, du stehst darüber." Das fördert Ungleichheit, Spaltung und Trennung. Wir müssen den HEILIGEN GEIST bitten, den Filter, durch den wir sehen, zu reinigen, denn das ist die einzige Hoffnung, die wir haben, wirklich nicht zu urteilen. Sobald wir diese Hilfe in Anspruch nehmen, ist es herrlich. Jeder Moment ohne Filter ist herrlich. Aber wenn ein Konzept oder ein Urteil im Spiel ist, dann ist es besser, einfach innezuhalten und sich bewusst zu machen, was dieser Filter ist. Wir können die Bereitschaft kultivieren, jeden Wert und jedes Konzept, das wir haben, zu hinterfragen. Wenn wir uns dabei ertappen, dass wir urteilen oder glauben, etwas zu wissen, ist es ratsam, folgendes zu praktizieren: "Anhalten, loslassen, und folgen." Zuerst halten wir unsere laufenden Gedanken und unsere Reaktionen an; wir halten inne! Zweitens üben wir uns in der Bereitschaft, unsere Gedanken los zu lassen. Und drittens, lassen wir uns vom HEILIGEN GEIST leiten.
Je klarer unser Filter wird und je intuitiver und weniger wertend wir werden, desto mehr ernten wir die emotionalen Vorteile. Wir merken es daran, wie wir uns fühlen: Wir sind stabiler, wir sind ruhiger, und so wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Daraus entwickelt sich Akzeptanz und ein empfänglicher Geist, ein offener Geist, ein Geist, der nicht "schon alles weiß". Dann kann das innere Wunder geschehen.
Es ist normal in dieser Welt, Meinungen zu fördern, aber Meinungen blockieren die Erfahrung des Friedens. Meinungen haben nichts mit der Wahrheit oder der Wirklichkeit zu tun. Der "Ich-weiß-nicht"-Zustand ist demütig. In der Zen-Tradition wird er als Geist des Anfängers bezeichnet. Es ist eine großartige Erfahrung, jeden Tag aufzuwachen und das Gefühl zu haben, nichts zu wissen. Es ist ein schönes Gefühl, keine Meinung zu haben, sondern offen dafür zu sein, sich etwas zeigen zu lassen.
Wenn wir in einem Zustand des Nicht-Urteilens leben, leben wir ganz natürlich in einem Zustand der ultimativen Freiheit und des Mitgefühls, weil wir jeden und alles akzeptieren, egal, was passiert. In einem Zustand des Nichtwissens zu sein, eröffnet eine Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks. Der Ich-weiß-nicht Geist ist der höchste Zustand des Geistes, höher als "Ja" oder "Nein". Dies ist wesentlich.
Dieser Geisteszustand urteilt nicht. Er interpretiert nicht: gut, schlecht, richtig, falsch. Er ist der wahren Erkenntnis nahe, der Erkenntnis GOTTES. Alles, was wir bereits zu wissen glauben, ist ein Hindernis für wahre Erkenntnis. Alles, wovon wir eine vorgefasste Meinung haben, blockiert wahre Erkenntnis. Das liegt daran, dass Meinungen und Vorurteile uns von der Erfahrung einer unschuldigen Wahrnehmung abhalten. Wir verpassen auch den gegenwärtigen Moment und die Führung, die uns zur Verfügung steht, wenn wir damit beschäftigt sind, etwas intellektuell zu "wissen" oder im Autopilot-Modus zu leben. Wenn wir glauben, dass wir es am besten wissen und dass unser Wissen wertvoll ist, identifizieren wir uns mit den Meinungen, die wir vertreten. Unsere Identität wird zu einem kleinen Selbst. Alle persönlichen Interpretationen von absolut allem in Zeit, Raum und Geschichte sind falschgesinnt und fehlerhaft. Eine Meinung zu haben ist dasselbe, wie nicht zu wissen, wer man ist und nicht zu wissen, wer GOTT ist.
Jetzt können wir uns entspannen, wenn wir uns die Gewohnheit der persönlichen Beurteilung und Interpretation abgewöhnen wollen. Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass wir kein Urteil oder eine Meinung über unsre Identität als Person mit uns herumtragen müssen - gut oder schlecht, spirituell oder nicht spirituell, und so weiter. Wir müssen die Welt auch nicht interpretieren, beurteilen oder gar verstehen, obwohl wir wählen können, wie wir sie wahrnehmen - aber dazu im folgenden Kapitel mehr. Tatsächlich ist die einzige Möglichkeit, zur göttlichen Unschuld zurückzukehren, wenn wir sagen können: "Wow! Ich habe mich in absolut allem geirrt. Ich habe mich nicht zu 99,9 Prozent geirrt. Ich bin völlig hinters Licht geführt worden; ich bin völlig getäuscht worden. Ich habe mich in allem geirrt!"
Deshalb sollten wir uns nicht mit dem Aufgeben des Urteils abmühen, denn die einzige Erkenntnis, zu der wir kommen können, ist, dass wir überhaupt nie dazu fähig waren. Wir sind wirklich nicht fähig, zu urteilen. Das ist die gute Nachricht!
Wahrnehmung
Auch wenn wir einem spirituellen Weg folgen, begehen wir meist einen zentralen Fehler. Wir sehen eine Welt voller Herausforderungen und Probleme und wenden uns entweder durch Meditation von der Welt ab, um Frieden zu finden, oder wir bitten GOTT um inneren Frieden angesichts dieser verrückten Welt. Das heißt, wir beurteilen die Welt zunächst nach dem Gedankensystem des Egos und versuchen dann erst inneren Frieden zu erreichen. Doch es ist unsere Wahrnehmung von Herausforderungen und Problemen, die einer Berichtigung bedarf. Es ist verrückt, inneren Frieden im Angesicht einer falsch und fragmentiert wahrgenommen Welt zu erwarten.
Es ist unmöglich, die Wahrheit der Phantasie zu überbringen. Die Wahrheit hat in der Illusion keine Bedeutung. Wenn wir versuchen, die Wahrheit den Illusionen zu überbringen, dann versuchen wir, Illusionen wirklich zu machen und sie beizubehalten, indem wir unseren Glauben an sie rechtfertigen. Illusionen der Wahrheit übergeben heißt jedoch, es der Wahrheit zu ermöglichen, die Unwirklichkeit der Illusionen zu lehren, und es uns daher zu ermöglichen, ihnen zu entrinnen. Wenn wir denken, dass das, was uns aufregt, eine beängstigende Welt oder eine traurige Welt oder eine gewalttätige Welt oder eine wahnsinnige Welt ist, dann ist das allein unsere eigene Projektion. All diese Eigenschaften werden ihr von uns verliehen. Die Welt an sich ist bedeutungslos.
Es liegt an uns, was wir projizieren, doch solange wir wahrnehmen, können wir nicht entscheiden, ob wir projizieren, denn Projektion ist ein Gesetz des Geistes. Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt, und wir schauen nach innen, bevor wir nach außen schauen. Während wir nach innen schauen, wählen wir den Führer für unser Sehen - das Ego oder den HEILIGEN GEIST, und dann schauen wir nach außen und sehen seine Zeugen. Deshalb finden wir, was wir suchen. Was wir innerlich wollen, das werden wir durch Projektion manifest machen, und wir werden es von der Welt akzeptieren, weil wir es dadurch in sie hineingelegt haben, dass wir es wollen.
Projektion ist der Kunstgriff des Egos, durch den wir uns anders als unsere Brüder und getrennt von ihnen fühlen sollen. Das Ego rechtfertigt das mit der völlig fadenscheinigen Begründung, dass wir dadurch “besser” erscheinen als sie, und verschleiert dadurch unsere Ebenbürtigkeit mit ihnen noch mehr.
Projektion und Angriff stehen unweigerlich miteinander in Beziehung, weil Projektion immer ein Mittel ist, um Angriff zu rechtfertigen. Ärger ohne Projektion ist unmöglich.
“Die Wahrnehmung ist ein Spiegel, keine Tatsache.
Und das, worauf ich schaue, ist mein Geisteszustand,
der sich außen spiegelt.” (EKIW: Lektion 304, 1. 3.&4.)
Es gibt nie etwas, das an sich falsch ist an dem, was in der Welt vor sich geht, oder an der Art und Weise, wie sich die Dinge entwickeln. Wann immer wir ein Problem bei der Arbeit, in einer Beziehung oder sonst wo haben, haben wir ein Wahrnehmungsproblem. Die Art und Weise, wie wir es sehen, ist das Problem. Das, worauf wir schauen, ist unser Geisteszustand, der sich außen spiegelt. Alle Dinge, von denen wir denken, dass wir sie sehen, spiegeln nichts anderes als unsere eigenen Ideen wider. Jede Idee beginnt im Geist des Denkenden und dehnt sich nach außen aus. Daher ist das, was sich vom Geist ausdehnt, noch immer in ihm. Und anhand dessen, was der Geist ausdehnt, erkennt er sich selbst.
„Dein Bruder ist der Spiegel, in dem du das Bild deiner selbst siehst, solange die Wahrnehmung währt. Und die Wahrnehmung wird so lange währen, bis die SOHNSCHAFT sich als ganz erkennt. Du hast die Wahrnehmung gemacht, und sie muss so lange währen, wie du sie haben willst.“ (EKIW: Kapitel 7, VII. 3. 9.- 11.)
Wir haben die Wahl, entweder Angst und Schuld zu projizieren oder die Liebe auszudehnen.
“Wir sagten, dass es ohne Projektion keinen Ärger geben kann, aber es ist auch wahr, dass es ohne Ausdehnung keine Liebe geben kann. Dies entspricht einem grundlegenden Gesetz des Geistes, und daher einem, das immer wirksam ist. [...] Das Ego nimmt das Gesetz als ein Mittel wahr, etwas loszuwerden, was es nicht will. Für den HEILIGEN GEIST ist es das grundlegende Gesetz des Miteinanderteilens, durch das du gibst, was du wertschätzt, um es in deinem Geist zu bewahren. [...] Jeder Geist muss projizieren oder ausdehnen, weil er auf diese Weise lebt, und jeder Geist ist Leben.” (EKIW: Kapitel 7, VIII. 1.)
Das Ego hält die Illusion der Dualität aufrecht, indem es die äußere Welt beschuldigt, und dazu gehört auch die eigene Person, meist sind es jedoch andere Personen oder scheinbar äußere Umstände. Wenn wir wütend werden, dann deshalb, weil das Ego sagt: "Gib dieser Person die Schuld, oder gib dieser Sache die Schuld." Wir können unseren Chef beschuldigen, Bill Gates, Donald Trump, Vladimir Putin, die Regierung, die „Mächtigen“, die großen Konzerne, unsere Mutter, unsere Vergangenheit oder den Hund unseres Nachbarn. Dies ist eine Welt, in der die Schuld überall zu sein scheint - und als gerechtfertigt angesehen wird. Der schlafende Geist benutzt Schuldzuweisungen, um seinen Glauben an die Trennung nicht betrachten zu müssen. Er beschuldigt alles, was sich für ihn unangenehm anfühlt, ohne die Verantwortung für die Trennung zu übernehmen und ohne die Heilung der Trennung durch den HEILIGEN GEIST zu akzeptieren. Wenn wir jedoch erkennen, dass der Ärger von unseren eigenen Angriffsgedanken und Groll herrührt, hinter denen immer der ängstliche Glaube an die Trennung steckt, können wir diese Gedanken loslassen.
"Ich rege mich auf, weil ich eine bedeutungslose Welt sehe. Dieser Gedanke ist deswegen so wichtig, weil er eine Berichtigung einer der wichtigsten Wahrnehmungsverzerrungen enthält. Du denkst, dass das, was dich aufregt, eine beängstigende Welt oder eine traurige Welt oder eine gewalttätige Welt oder eine wahnsinnige Welt ist. All diese Eigenschaften werden ihr von dir verliehen. Die Welt an sich ist bedeutungslos." (EKIW: Lektion 12, 1.)
Wahrnehmungsprobleme sind niemals wirkliche Probleme, obwohl sie uns auf das eine Problem des Glaubens an die Trennung zurückführen können. Letztendlich sind unsere Wahrnehmungen im Geist nur Assoziationen aus der Vergangenheit - Erinnerungen und Glaubenssätze. Schon Lektion 2 des Kurses lehrt uns, dass wir allem, was wir sehen, die ganze Bedeutung gegeben haben, die es für uns hat. Das ist alles, was geschieht. Nichts anderes geschieht jemals. Unser Geist ist voller vergangener Gedanken, und diese vergangenen Gedanken projizieren wir auf die Welt.
Die Welt spielt sich in unseren Köpfen ab: die Welt der Bilder und der Gedanken, die wir denken. Dies ist die Grundlage dafür, wie wir die äußere Welt wahrnehmen. Die äußere Welt und die innere Welt sind dasselbe. Sie sind identisch. Es spielt keine Rolle, ob uns jemand bei der Arbeit anschreit, oder ob wir gerade zu Hause sitzen und darüber nachdenken, wie es war, als uns jemand anschrie, oder ob wir uns unserer Gedanken gar nicht bewusst sind und wir nur wissen, dass wir uns schlecht und deprimiert fühlen. Es sind Gedanken der Vergangenheit - Gedanken, die nicht von GOTT geschaffen wurden.
“Du machst, indem du projizierst, doch GOTT erschafft, indem ER sich ausdehnt.” (EKIW: Kapitel 11, Einleitung, 3. 1.)
Wenn wir das wissen, können wir erkennen, dass wir unsere Wahrnehmung klären müssen, denn es gibt keine objektive Welt von Ereignissen und Umständen, die von unserer Wahrnehmung und Interpretation getrennt ist. Die Erkenntnis lautet: "Meine Gedanken sind Bilder, die ich gemacht habe."Die Welt, die wir wahrnehmen, ist ein Bild dessen, was wir zu sein denken und wie wir uns selber sehen. Eine einfache Frage bleibt und braucht eine Antwort von uns: Mögen wir, was wir gemacht haben - eine Welt des Mordes und des Angriffs, in der wir uns zaghaft durch ständige Gefahren schlängeln, einsam und verängstigt, allenfalls hoffend, dass der Tod doch noch ein wenig wartet, bevor er uns ereilt und wir verschwinden?
“Verdammung ist dein Urteil über dich selbst, und dieses wirst du auf die Welt projizieren. Siehst du sie als verdammt an, so wirst du nur das sehen, was du getan hast, um den SOHN GOTTES zu verletzen. Wenn du Unglück und Katastrophen siehst, so hast du ihn zu kreuzigen versucht. Wenn du Heiligkeit und Hoffnung siehst, so hast du dich dem WILLEN GOTTES angeschlossen, ihn zu befreien. Es gibt keine Wahl, die zwischen diesen beiden Entscheidungen liegt. Und du wirst das Zeugnis ebenjener Wahl erblicken, die du getroffen hast, und daraus klar erkennen lernen, welche du gewählt hast. Die Welt, die du siehst, zeigt dir nur, wie viel Freude du dir erlaubt hast in dir zu sehen und als die deine anzunehmen. Und wenn dies ihre Bedeutung ist, dann muss die Macht, ihr Freude zu geben, in dir liegen.” (EKIW: Kapitel 21, Einleitung, 2.)
“Erwäge sorgsam deine Antwort auf die letzte Frage [Und will ich sehen, was ich verleugnet habe, weil es die Wahrheit ist?], die du noch immer unbeantwortet gelassen hast. Und lass deine Vernunft dir sagen, dass sie beantwortet werden muss und mit den andern drei beantwortet ist. Dann wird dir klar, wenn du die Wirkungen der Sünde in irgendeiner Form betrachtest, dass das einzige, was du zu tun brauchst, einfach dich zu fragen ist:
Ist es das, was ich sehen möchte? Will ich das?
Das ist deine einzige Entscheidung; das ist die Bedingung für das, was geschieht. Es ist belanglos dafür, wie es geschieht, aber nicht weshalb. Du hast Kontrolle darüber. Wenn du die Wahl triffst, eine Welt ohne Feind zu sehen, in der du nicht hilflos bist, werden die Mittel, sie zu sehen, dir gegeben werden.” (EKIW: Kapitel 21, VII. 8.-9.)
Ebenen des Geistes
Die moderne Psychologie entspringt dem Denksystem des Egos. Sie lehrt uns, dass die Welt und unsere Erfahrungen in der Welt die Ursache für unsere grundlegenden Überzeugungen und unserer Probleme sind. Doch in Wahrheit ist es genau umgekehrt. Das Modell der Ebenen des Geistes nach David Hoffmeister, einem amerikanischen Kurs in Wundern Lehrer, beschreibt den wahren Zusammenhang. Das Ego möchte, dass wir denken, die Ursache liege auf der Ebene der Wahrnehmung, der äußeren Schicht. Auf diese Weise möchte das Ego, dass wir denken, dass Ereignisse ursächlich sind. In Wahrheit ist es genau umgekehrt. Die Ursache befindet sich in der Mitte, wo das Verlangen ist, und die Wirkung befindet sich auf dem äußeren Ring. Alles folgt aus dem Verlangen unseres Herzens.
"Wonach du verlangst, das wirst du sehen.
Das ist das wirkliche Gesetz von Ursache und Wirkung,
so wie es sich in der Welt auswirkt." (EKIW: Lektion 20, 5, 5.&6.)
Die Wahrnehmung ist die Art und Weise, wie wir die Welt sehen und mit ihr interagieren, und umfasst auch das, was wir in der Welt wahrnehmen. Sie umfasst alles, was die fünf Sinne an uns zurückmelden.
Gefühle bestimmen unsere Wahrnehmungen. Sie können auf Angst beruhen, wie beispielsweise Gier, Scham, Neid, Sorge, Zorn - oder auf Liebe, wie beispielsweise Frieden, Freude, Glück, Freiheit.
Gedanken bestimmen unsere Gefühle. Sie sind die unaufhörliche, von Moment zu Moment stattfindende Bewegung von Ideen und Bildern in unserem Geist. Sie können vom HEILIGEN GEIST inspiriert oder vom Ego gesteuert sein.
Überzeugungen sind die Grundlage unseres Denkens. Überzeugungen sind Konzepte. Sie können sich beispielsweise auf die Rolle im Beruf und die berufliche Identität beziehen oder auf die Identität in der Familie als Vater, Mutter, Ehemann, Ehefrau, Schwester, Bruder, Tochter oder Sohn. Sie können sich auf die Rolle in Freundschaften oder auf kulturelle, religiöse oder klassenbezogene Rollen beziehen. Sie umfassen Meinungen über den Planeten, die Gesellschaft, Psychologie, Philosophie und Politik, sowie Überzeugungen über Ernährung, Gesundheit und Bildung. Auch Zeit und Raum sind tatsächlich nur Glaubenssätze. Alle Überzeugungen basieren auf dem Ego, bis auf eine - Vergebung.
Das Verlangen steht im Mittelpunkt und bestimmt unsere Überzeugungen. Es geht darum, was wir im Kern unseres Wesens suchen. Wir können immer nur zwischen Liebe oder Angst, GOTT oder Ego wählen. Mit dem Glauben an die Trennung wurde das Verlangen gespalten. Gespaltenes Verlangen ist egoisch, während das einzige Verlangen nach LIEBE geeint ist und das Verlangen nach GOTT ist.
Wenn unser zentrales Verlangen gespalten ist und wir das Unmögliche versuchen, nämlich den reinen GEIST und das Ego zu versöhnen, geht die Reinheit verloren. Das Verlangen im Kern unseres Geistes und unseres Wesens diktiert unsere Erfahrungen an der Oberfläche des Bewusstseins. Nichts kommt unaufgefordert zu uns. Aus einem gespaltenen Verlangen folgen alle anderen Schichten. Der Glaube wird egoisch, die Gedanken sind Angriffsgedanken, das Gefühl ist Angst, und die Wahrnehmung wird fragmentiert und verzerrt. Die fragmentierte Wahrnehmung umfasst alles, was wir sehen, hören und berühren, all die verschiedenen Facetten des Kosmos, einschließlich der Menschen, der Ereignisse und der Welt der einzelnen Objekte. Das erklärt, warum alle Unterschiede des gesamten Kosmos dem Wunsch nach mehr als der von GOTT gegebenen Einheit entspringen, als ob wir mehr als alles bekommen könnten. Doch auch die Macht, unsere Wahrnehmung zu verändern, liegt im Kern unseres Geistes. Aufgrund unseres mächtigen Geistes wird das Gebet oder der Wunsch unseres Herzens immer erhört.
“Die Wahrnehmung ist konsequent.
Was du siehst, spiegelt dein Denken wider.
Und dein Denken spiegelt nur deine Wahl dessen, was du sehen willst.” (EKIW: Lektion 130, 1. 1.-3.)
Was wir mit Hilfe des Modells der Ebenen des Geistes noch sehr leicht erkennen können ist Folgendes: Das Wahrnehmen von Gefühlen ist wichtig, weil es der Orientierung dient hinsichtlich unseres Verlangens. Aber das so beliebte „reinspüren“ in bestimmten Situationen als Grundlage für Entscheidungen beruht häufig auf einem zentralem Irrtum. Wenn wir „reinspüren“, nehmen wir nur unsere eigenen Urteile über eine Situation wahr und nicht irgendeine "Energie" außerhalb von uns. Wenn sich also eine Situation nicht gut anfühlt, sind unsere eigenen Urteile über die Situation dafür verantwortlich, nicht eine von uns getrennte Situation. Nicht die Situation ist das Problem, sondern wir haben ein Wahrnehmungsproblem.
“Es gibt keine Welt losgelöst von deinen Wünschen, und darin liegt deine letztendliche Befreiung. Du brauchst nur dein Denken über das zu ändern, was du sehen willst, und die ganze Welt muss sich entsprechend auch verändern. Ideen verlassen ihre Quelle nicht.” (EKIW: Lektion 132, 5. 1.-3.)
Um etwas zu erkennen, müssen wir es kennen. Und wenn wir wahrnehmen, wie ein anderer aus Feindseligkeit heraus handelt oder aus Angst oder was auch immer, ist der einzige Grund, dass wir dies erkennen können, weil wir auch schon dort gewesen sind. Ein mit dem Ego identifizierter Geist glaubt, dass er ein Opfer der Umstände ist, dass er in einer Welt ist, die ihm tatsächlich Dinge zufügen kann und die ihn dazu bringen kann - ihn provozieren kann - Entscheidungen zu treffen, die er ansonsten nicht getroffen hätte. Das ist immer Verleugnung. Und es ist eine Lüge.
Auch wenn ein anderes Bewusstseinsfragment anders wählt, beeinflusst dies unsere Wahl nicht im Geringsten, selbst wenn es so scheint. In jedem Moment unserer Erfahrung kommt das, was wir erfahren, aus unserem Inneren. es wird nicht von einer Quelle außerhalb unserer selbst in uns gelegt. Und in jedem Moment verbleiben wir frei, zu beobachten und zu bemerken, wie wir uns in diesem Moment fühlen - das bedeutet, in unserer Wahrnehmung des Lebens zu sein und zu erkennen, dass wir die Macht haben, anders zu denken.
Ein erleuchteter Geist ist frei von der Identifikation mit allen Formen der Angst und wird daher auch davon nicht mehr getriggert, d.h. es ändert nichts an seinem Geistesfrieden, wenn ein Bruder aus Angst heraus reagiert. Anders ausgedrückt: Ein erleuchteter Geist projiziert nicht seine eigene Angst nach außen.
Ein Erleuchteter und ein Nicht-Erleuchteter - beide leben und bewegen sich in derselben Welt; die Welt bleibt auf der Ebene der Form dieselbe. Der Unterschied liegt nicht in der Welt, der Unterschied kommt aus dem Inneren des Erleuchteten: Er bewegt sich zwar unter den selben Dingen, aber er tut es auf eine andere Art und Weise. Sein Geist bleibt fernab und unberührt. Das ist das Geheimnis. Nichts vermag ihn zu beeindrucken; nichts in der äußeren Welt kann ihn beeinflussen, nichts kann ihn überwältigen.
Nur jemandem, der sich selbst nicht ändern kann, ist viel daran gelegen, die Umstände zu verändern. Hieran erkennt man eine schwache Persönlichkeit. Ein starker Mensch, wach und bewusst, wird anfangen, sich selbst zu ändern und nicht die Situation, in der er sich befindet. Denn in Wirklichkeit lassen sich die Umstände in der Ego-Identifikation gar nicht ändern. Und selbst wenn wir die Umstände ändern könnten, würden neue Umstände an ihre Stelle treten. Jeden Augenblick verändern sich die Umstände, also stellt sich das Problem jeden Augenblick von neuem.
Wenn wir uns jedoch auch nur für einen einzigen Augenblick in den inneren Zustand des Zeugeseins versetzen, werden wir plötzlich spüren, dass nichts uns beeindrucken kann. Jedenfalls kann in diesem Augenblick nichts einen Wunsch in uns wecken. Und es kommt der Moment, wenn wir es gar nicht mehr zu tun brauchen; denn diese innere Macht wird uns eine solche Stärke verleihen, dass die Dinge ganz einfach ihren Reiz verlieren. Es ist nur unsere Schwäche, die diesem Reiz verfällt. Entwickeln wir mehr Kraft, dann wird uns nichts mehr reizen. Erst dann sind wir - zum allerersten Mal - in unserem eigenen Sein der Hausherr. Das wird uns wirkliche Freiheit geben.
Ein erwachter Geist führt in der Folge zu veränderten Umständen, aber die Veränderung der Umstände war nicht das Ziel, sondern ist lediglich die Folge. Die Situationen um einen Erleuchteten herum verändern sich plötzlich; nicht, dass er sie absichtlich veränderte, aber er übt Macht aus. Diese Macht kommt aus der Wachheit, aus Bewusstheit, aus dem heiligen Augenblick - diese Macht ist nicht von dieser Welt.
Gefangenschaft in Illusionen
Eine hilfreiche Metapher, um zu beschreiben, wie unsere auf einem verrückten Verlangen basierenden Überzeugungen uns einschränken, ist die folgende: Das Ego ist der Gefangene und das Gefängnis.“Ich habe das Gefängnis, in dem ich mich selbst sehe, erfunden.”(EKIW; Lektion 57, 2. 2.) Mauersteine in der Gefängnismauer sind Rollen, Identitäten, Erinnerungen, Glaubenssätze, Meinungen, Urteile, Vorlieben, und dergleichen - entsprechend dem Song von Pink Floyd "Another Brick in the Wall". Was dabei häufig übersehen wird, ist, dass jede Art von Vorliebe auch ein Mauerstein in der Gefängnismauer ist. Jedes liebgewonnene Ritual, wie der tägliche Latte Macchiato im Lieblingscafé um die Ecke, ist eine Beschränkung - ein Schleier, der den Geist von der Vollkommenheit des heiligen Augenblicks trennt.
Jede Vorliebe ist ein Ausdruck von Angst, denn nur das Ego fragmentiert und urteilt. In der dualen Welt des Egos enthält alles bereits sein Gegenteil und so enthält jede Vorliebe gleichzeitig eine Ablehnung. Damit bestätigen wir unseren Glauben an Unvollständigkeit und sagen Nein zur Vollkommenheit des heiligen Augenblicks. Wahre Liebe hingegen fragmentiert und unterscheidet nicht, sie umfasst alles, sie verströmt sich gleichermaßen über alles.
Gerade das, was wir aus egoischer Sicht für unseren größten Schatz und die Quelle unseres Glücks halten, ist unser Gefängnis. Der ganz besonders geliebte Mensch, das ganz besonders liebevoll eingerichtete Haus an einem ganz besonders schönen Ort, all das hält uns in der Welt der Illusionen gefangen und versperrt uns den Blick auf die wirkliche Welt.
“Götzen sind Grenzen. Sie sind der Glaube, dass es Formen gibt, die Glück bringen werden, und dass durch Begrenzung alles zu erreichen sei.” (EKIW: Kapitel 30, III. 1. 4.&5.)
“Wenn du über die Form dessen, was du willst, entscheidest, verlierst du das Verständnis seines Zweckes.” (EKIW: Kapitel 30, III. 2. 9.)
Immer wenn wir von etwas Konkretem Glück erwarten, verleugnen wir unsere Grenzenlosigkeit und damit unsere Ganzheit und Vollkommenheit. Mit allem, dem wir eine Wirkung auf uns zugestehen, verleugnen wir unsere Macht und Herrlichkeit und laden stattdessen die Angst ein.
Wir leben in Gefängnissen, mit unseren Lebensweisheiten und den Ideen davon, was man darf und was man nicht darf, was wir uns erlauben und was wir uns verbieten. Jede Regel, jedes Gesetz, jede verfestigte Meinung ist ein Mauerstein unseres persönlichen Gefängnisses. Wir wollen das so, weil uns die Freiheit des Jetzt, die vollkomme Unschuld des heiligen Augenblicks, ohne Zukunft und Vergangenheit und den darauf aufbauenden Urteilen, Angst macht, weil die Freiheit uferlos ist, weil sie voller Gefahren zu sein scheint, voller unverlangter Wendungen. Wir sind den ganzen Tag damit beschäftigt, eine Mauer um uns herum zu errichten, eine Mauer aus politisch korrekten Wörtern und Gedanken, aus Ideen und Regeln, aus Vorlieben und Abneigungen, die immer höher wird und hinter der wir nie wieder hervorkommen wollen. Wir sind Gefangene unseres eigenen geistigen Horizonts, weil wir uns davon Sicherheit versprechen. Wir klammern uns an unsere Einteilung der Welt in Gut und Böse, weil uns das Halt zu geben scheint. Auf diese Weise wiederholen wir ständig die Vergangenheit, weil wir nur die Vergangenheit sehen.
Wir haben also eine Grenze um uns gezogen, weil wir uns davon Sicherheit versprechen. Je enger die Grenze ist, desto mehr Sicherheit bietet sie uns scheinbar, denn je enger die Grenze, desto besser können wir sie beobachten. Wir können verschlossen bleiben, dann sind wir scheinbar unverletzbar, dann fühlen wir uns sicher. Unser Bedürfnis nach Sicherheit, nach Schutz hat die Grenze geschaffen. Aber dann fühlen wir uns gleichzeitig auch gefesselt. Das ist das Paradox des Ego-Geistes: Wir wollen immer mehr Sicherheit, und gleichzeitig wollen wir mehr Freiheit! Beides zusammen geht nicht. Wenn wir Freiheit wollen, werden wir dafür die scheinbare Sicherheit, den scheinbaren Schutz aufgeben müssen. Diese Sicherheit ist ohnehin nur eine Illusion, es gibt sie tatsächlich gar nicht. Denn der Tod muss kommen: Was immer wir als Person anstellen, wir müssen sterben. All unsere Sicherheiten, unsere Schutzmaßnahmen sind reine Fassade, sie werden nichts nützen. Aber aus Angst vor Unsicherheit ziehen wir Grenzen, verkriechen uns hinter riesigen Mauern und können dann den offenen Himmel nicht mehr sehen. Und dann leiden wir und sagen: “Wo ist der offene Himmel?”, und “Ich will Freiheit, und ich will mich bewegen können!” Doch diese Grenzen haben wir selbst errichtet. All diese Grenzen sind eine Folge unseres mangelnden Vertrauens. Wie wichtig es ist, Vertrauen zu entwickeln, zeigt sich auch daran, wie genau und ausführlich Jesus diesen Prozess im Kurs beschreibt.
“Die Lehrer GOTTES haben Vertrauen in die Welt, weil sie gelernt haben, dass sie nicht durch die Gesetze regiert wird, die die Welt erfunden hat. Sie wird regiert durch eine MACHT, DIE in ihnen, aber nicht von ihnen ist. Es ist diese MACHT, DIE alle Dinge sicher bewahrt. Es ist diese MACHT, durch DIE die Lehrer GOTTES auf eine Welt schauen, der vergeben ist.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, BEGRIFFSBESTIMMUNG, 4. I. 1. 4.-7.)
Wer sich Sorgen um Sicherheit und Schutz macht, der muss die Enge in Kauf nehmen. Schließlich ist nichts sicherer als ein Gefängnis. Da kann einem niemand etwas tun. Niemand draußen ist so sicher, wird so gut bewacht wie ein Gefangener. Ein Gefangener ist keinen Totschlägern, ist keinen Mördern ausgesetzt. Er hat es “gut”. Er wird besser bewacht als ein König. Einen Präsidenten oder einen König kann man ermorden, das ist nicht so schwer. Das passiert alle Tage. Aber einen Gefangenen kann man nicht ermorden. Außerhalb der Gefängnismauern ist das Leben gefährlich, kann alles Mögliche passieren! Also haben wir uns in geistigen Gefängnissen verschanzt, in psychischen Gefängnissen verschanzt, und diese Gefängnisse nehmen wir überall mit, sie sind tragbar. Man braucht nicht da zu wohnen, wo die Gefängnisse sind, sie kommen mit einem mit. Was wir auch tun, unser Gefängnis begleitet uns. Wir sitzen ständig hinter einer Mauer. Und es ist nicht nur nicht hilfreich, sondern sogar kontraproduktiv, unsere Zellwände bunt anzumalen, um uns besser zu fühlen, denn damit belügen wir uns nur selbst.
Wenn wir uns allzu sehr schützen, allzu sehr auf Sicherheit erpicht sind, sind wir bereits tot. Nur wer als Mensch bereit ist, in weltlicher Unsicherheit zu leben, weil er auf GOTT vertraut, wird lebendig sein. Nur wer bereit ist, es mit Unsicherheit, ständiger Unsicherheit aufzunehmen, wird eines Tages wahrhaft frei und sicher sein - frei und sicher in GOTT. Es gibt ein wunderbares Buch von Alan Watts mit dem Titel “Weisheit des ungesicherten Lebens”. Es geht jedoch nicht um “Freiheit” als Gegensatz zu “Gefangenschaft” auf der Ebene der Form, sondern um wahre Freiheit jenseits der Dualität von Gefangenschaft und Freiheit - um die Freiheit des Geistes.
Also: Vertrau auf GOTT und sei bereit, in Unsicherheit hinsichtlich des Geschehens auf der Ebene der Form zu leben. Und das Schöne ist: Selbst wenn du gar nicht bereit bist, in Unsicherheit zu leben, du tust es dennoch. Du hast gar keine Wahl! Und so wirst du mit der Zeit erkennen, dass die Form immer zweitrangig ist, dass es einzig und allein um den Inhalt geht - also um die Ausdehnung der LIEBE im gegenwärtigen Moment.
Ein weiteres Phänomen in diesem Zusammenhang ist, dass wir unsere inneren Konflikte, für die wir in unserem Geist nicht betrachten wollen und daher auch nicht der Erlösung übergeben können, in den Körper projizieren. Solange wir uns dieses Ursache-Wirkungs-Prinzips nicht bewusst sind, solange wir nicht wissen, dass allein der Geist ursächlich ist, bringen wir unsere körperlichen Beschwerden mit einem Geschehen auf der Ebene der Form in Verbindung. Wenn wir zum Beispiel auf einem Segeltörn einen Konflikt mit einem oder mehreren Besatzungsmitgliedern haben, diesen Konflikt aber im Geist verdrängen und auf den Körper projizieren, wird uns schlecht. Oder wir haben Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren und projizieren diese Angst in den Körper. Doch obwohl es immer ein Konflikt in unserem Geist ist, schließen wir daraus, dass wir das Segeln körperlich nicht vertragen. Im Laufe unseres Lebens projizieren wir eine Vielzahl von Konflikten in unseren Körper, und irgendwann wird unser Gefängnis immer enger, wir können nicht mehr segeln, wir können vielleicht nicht mehr fliegen, und wir haben die unterschiedlichsten Abneigungen gegen die unterschiedlichsten äußeren Situationen und vielleicht auch gegen bestimmte Nahrungsmittel. Unsere geistige Erstarrung manifestiert sich immer mehr auf der Ebene der Form. Solange wir nicht erkennen, dass nur der Geist ursächlich ist, sind wir Gefangene ohne Chance auf Befreiung.
“Nichts, was ein Kind GOTTES gemacht hat, ist ohne Macht. Dir dieses zu vergegenwärtigen ist wesentlich, weil es dir sonst nicht gelingen wird, aus dem Gefängnis, das du gemacht hast, zu entkommen.” (EKIW: Kapitel 3, VII. 1. 7.-8.)
Das Licht kann nicht durch die Mauern dringen, die wir errichtet haben, um es auszusperren, und es ist nie und nimmer gewillt, das, was wir gemacht haben, zu zerstören. Es braucht daher unsere Bereitschaft zur Umkehr, die es dem Licht ermöglicht, uns zu erreichen. Und es braucht unsere vollkommene Offenheit, in der nichts verborgen und deshalb nichts angsterregend ist. Es gibt keine Dunkelheit, die das Licht der Liebe nicht auflösen würde, es sei denn, sie wird vor der Mildtätigkeit der Liebe geheimgehalten.
Es gilt die Fähigkeit zu kultivieren, alle Dinge zu erlauben. Denn der Geist, der frei ist, kann dies tun. Der Geist, der gefangen ist, kann das nicht. Denn der Geist, der gefangen ist, ist so, weil er darauf besteht, dass das, was er wahrnimmt, in sich selbst anders werden sollte, der Wahrnehmende sich jedoch nicht ändern muss. Und genau das ist die Essenz von Gefangensein.
Eine hilfreiche spirituelle Übung ist es, uns immer wieder möglichst unvorbereitet völlig neuen Situationen auszusetzen. Jede Reise in ein unbekanntes Land ohne Plan ist eine Übung in diesem Sinne. Wenn wir innerlich bereit dazu sind, dann sind derartige Situationen wunder-volle Gelegenheiten, um uns von Urteilen, Meinungen, Rollen und Vorlieben zu lösen und ganz auf GOTT zu vertrauen.
Verschiebung unseres zentralen Verlangens
Wenn wir unser Denken dahingehend ändern, dass es vom GEIST inspiriert ist und nicht vom Ego, dann hat sich unser zentrales Verlangen geändert. Es ist singulär und nicht mehr gespalten. Diese Veränderung durchdringt alle Schichten des Geistes. Dies ist das Wunder, das zur folgenden Transformation führt: Der Glaube ist Vergebung, die Gedanken sind wahre Gedanken, die Emotion ist Liebe und die Wahrnehmung ist wahre Wahrnehmung und damit friedliche Wahrnehmung. Mit Hilfe des Wunders wird das Denksystem auf den Kopf gestellt, weg von seiner früheren verkehrten egoischen Art. Das Wunder ist eine Veränderung auf der Ebene des Geistes. Wunder sind Äußerungen der Liebe, aber möglicherweise haben sie nicht immer beobachtbare Wirkungen.
Die Wahrnehmung muss in Ordnung gebracht werden, bevor wir irgend etwas erkennen können. Erkennen heißt gewiss sein. Erkenntnis ist Macht, weil sie gewiss ist, und Gewissheit ist Stärke. Wahrnehmung ist etwas Vorübergehendes. Als ein Attribut des Glaubens an Raum und Zeit ist sie entweder der Angst oder der Liebe unterworfen. Fehlwahrnehmungen erzeugen Angst, und wahre Wahrnehmungen fördern die Liebe, aber keine von beiden bringt Gewissheit, weil jede Wahrnehmung sich verändert. Deshalb ist sie nicht Erkenntnis. Wahre Wahrnehmung ist die Grundlage für die Erkenntnis, Erkennen aber ist die Bejahung der Wahrheit und liegt jenseits aller Wahrnehmungen. Wahrnehmung beinhaltet immer einen gewissen Missbrauch des Geistes, weil sie den Geist in Bereiche der Ungewissheit bringt. Der Geist ist sehr aktiv. Wenn er sich entscheidet, getrennt zu sein, entscheidet er sich, wahrzunehmen. Bis dahin will er nur erkennen. Danach kann er nur doppeldeutig entscheiden, und der einzige Ausweg aus der Doppeldeutigkeit heraus ist die klare Wahrnehmung. Der Geist kehrt erst dann zu seiner eigentlichen Funktion zurück, wenn er erkennen will.
Erleuchtung oder Heilung ist eine Frage des Verlangens. Dies ist die Welt der Ablenkung, der Isolation und des Versteckens vor dem Licht. Wenn es aber das Gebet unseres Herzens ist, die LIEBE zu erfahren, dann können uns die Symbole oder die Mittel dafür recht schnell gegeben werden.
“Die Wahrheit wird dir durch dein Verlangen wiedergegeben,
so wie sie durch dein Verlangen nach etwas anderem für dich verloren war.” (EKIW: Kapitel 20, VIII. 1. 2.)
Das einzige Problem in der Welt ist das des Geistes. Ein klares Verständnis der Ebenen des Geistes hilft uns, uns dessen bewusst zu werden - was unsere Wahrnehmung verursacht, wenn wir alle unsere Projektionen bis zum zentralen Verlangen zurückverfolgen. Dabei können wir Überzeugungen und Annahmen aufdecken, von denen wir vielleicht gar nicht wussten, dass sie existieren. Der Geist wird weiter in diese Überzeugungen investieren, bis klar wird, dass sie nicht das bieten, was wir wirklich wollen. Wenn wir bereit sind, das, was wir glauben, mit dem HEILIGEN GEIST zu hinterfragen, sind die Ergebnisse nichts weniger als wundervoll. Alles, was es braucht, ist ein wenig Bereitschaft, die Dinge anders zu sehen. Um alte, wenig hilfreiche Konditionierungen aufzudecken und loszulassen, müssen wir uns Schritt für Schritt durch alle Ebenen des Geistes hindurcharbeiten.
Die Macht des Verlangens bestimmt unseren Geisteszustand. Kleine Schritte können zu großen Verschiebungen in unserem Bewusstsein führen. Es ist wichtig, auf unsere Wahrnehmung und die Tendenz zu achten, beunruhigende Dinge als echte Probleme wahrzunehmen. Dies ist ein Prozess, in dem wir unseren Geist ehrlich betrachten und gleichzeitig zulassen, dass das Verlangen unseres Herzens geläutert wird.
Um es mit den Worten aus den berühmten Star Wars-Filmen zu sagen: “Möge die Macht mit dir sein.” Das Diagramm der Ebenen des Geistes besteht aus fünf Ringen. Im Sinne einer weiteren Film-Metapher bedeutet dies: Wenn wir unseren Geist SEINER Führung unterstellen, werden wir zum Herrn der Ringe. Unsere spirituelle Sehnsucht nach einer Erfahrung, die weit über diese Welt hinausgeht, spiegelt sich auch in unseren Fantasy- und Science-Fiction-Filmen wider.
Obwohl Ein Kurs in Wundern uns dabei hilft, uns von der besonderen Beziehung zu befreien, um zur heiligen Beziehung zu gelangen, ist das Verlieben an sich ein wunderbares Beispiel für eine sprunghafte Veränderung unserer Wahrnehmung. Ein kleiner Moment verändert unsere Wahrnehmung der Welt blitzartig. Wenn wir uns wirklich voll und ganz auf das Verlieben einlassen, sind wir glücklich und fühlen uns frei und lebendig wie eine Feder im Wind, die vollkommen damit einverstanden ist, wohin der Wind sie trägt. Unsere Urteile über die Welt werden plötzlich deutlich milder.
Die Frage, die wir uns also stellen sollten, lautet: Warum sind wir nicht ständig verliebt? Hinter der Sehnsucht nach dem Zustand der Verliebtheit verbirgt sich die Sehnsucht nach der LIEBE GOTTES. Die Verliebtheit in eine andere Person ist vom Ego, aber das Gefühl weist in die richtige Richtung - den Zustand des glücklichen Traums, zu dem uns Ein Kurs in Wundern führt.
Die Verliebtheit in eine bestimmte Person ist naturgemäß nicht dauerhaft, während der glückliche Traum unabhängig von äußeren Bedingungen ist. Das liegt einfach daran, dass die veränderte Wahrnehmung der Welt im Zustand der Verliebtheit selbst eine egoische Projektion ist, wenn auch eine äußerst angenehme. Wenn wir aus dem Zustand der Verliebtheit ein Beziehungskonzept machen, geht der Zauber schnell verloren, weil wir uns dadurch wieder verstärkt an die Illusion der linearen Zeit ketten. Die sogenannten "Liebesschlösser" an Brücken und Gittern sind ein verhängnisvolles Symbol dafür. Wir ketten uns gemeinsam an die Materie und werfen den Schlüssel zum Glück in den Fluss. Deshalb sprechen wir ab diesem Moment davon, dass es sich um etwas Ernstes handelt. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins ist verschwunden und wurde durch etwas Ernstes ersetzt - was für ein Glück ;-).
“Obschon du die SOHNSCHAFT nur als eins lieben kannst, kannst du sie als fragmentiert wahrnehmen. Es ist jedoch unmöglich, etwas in einem ihrer Teile zu sehen, was du ihr nicht als ganzer zuschreibst. Das ist der Grund, weshalb Angriff nie vereinzelt ist und völlig aufgegeben werden muss. Wird er nicht völlig aufgegeben, so wird er überhaupt nicht aufgegeben. Angst und Liebe machen oder erschaffen, je nachdem, ob das Ego oder der HEILIGE GEIST sie erzeugt oder inspiriert, aber sie werden zum Geist des Denkenden zurückkehren und seine ganze Wahrnehmung beeinflussen. Das schließt seine Vorstellung von GOTT, von DESSEN Schöpfungen und von seinen eigenen ein. Er wird keine davon würdigen, wenn er sie mit Angst betrachtet. Er wird sie alle würdigen, wenn er sie mit Liebe betrachtet.” (EKIW: Kapitel 7, VI. 1.)
Die spirituelle Reise erreicht ihren Höhepunkt, wenn wir uns für die spirituelle Sicht, die Schau CHRISTI, öffnen, die uns über den Körper hinaus in einen erwachten Zustand versetzt. Die geistige Sicht ist eine gewaltige Erfahrung. Der Beobachter und der Beobachtete sind durch geheilte, friedliche Wahrnehmung eins. Wenn wir den gesamten Kosmos als einheitlich und neutral wahrnehmen, haben wir die wahre Wahrnehmung erreicht. Es ist wie ein glücklicher Film, der alles und jeden einschließt. Das Ziel ist, alles durch die friedliche Perspektive oder Interpretation des HEILIGEN GEISTES zu sehen. Daher entsteht die friedliche Wahrnehmung der Welt aus dem Frieden unseres Geistes. In dieser Wahrnehmung ist nichts ein Kampf. Das Wunder ist eine Lektion in totaler Wahrnehmung.
“Es kann nicht oft genug betont werden, dass die Berichtigung der Wahrnehmung lediglich ein vorübergehender Notbehelf ist. Er ist nur deshalb nötig, weil Fehlwahrnehmung eine Blockade für die Erkenntnis ist, während die korrekte Wahrnehmung ein Sprungbrett zu ihr hin ist. Der ganze Wert der richtigen Wahrnehmung liegt in der unvermeidlichen Einsicht, dass jegliche Wahrnehmung unnötig ist. Das beseitigt die Blockade gänzlich.” (EKIW: Kapitel 4, II. 11. 1.-4.)
Erkenntnis
“Bisher haben wir die Wahrnehmung betont und sehr wenig über die Erkenntnis gesagt. Der Grund dafür liegt darin, dass die Wahrnehmung in Ordnung gebracht werden muss, bevor du irgend etwas erkennen kannst. Erkennen heißt gewiss sein. Ungewissheit bedeutet, dass du nicht erkennst. Erkenntnis ist Macht, weil sie gewiss ist, und Gewissheit ist Stärke. Wahrnehmung ist etwas Vorübergehendes. Als ein Attribut des Glaubens an Raum und Zeit ist sie entweder der Angst oder der Liebe unterworfen. Fehlwahrnehmungen erzeugen Angst, und wahre Wahrnehmungen fördern die Liebe, aber keine von beiden bringt Gewissheit, weil jede Wahrnehmung sich verändert. Deshalb ist sie nicht Erkenntnis. Wahre Wahrnehmung ist die Grundlage für die Erkenntnis, Erkennen aber ist die Bejahung der Wahrheit und liegt jenseits aller Wahrnehmungen.” (EKIW: Kapitel 3, III. 1.)
Auch das Wunder ist eine Art des Wahrnehmens und daher nicht Erkenntnis. Es ist die richtige Antwort auf eine Frage, wir fragen aber nicht, wenn wir erkennen. Erkenntnis ist zeitlos, weil Gewissheit nicht zweifelhaft ist. Wenn wir aufgehört haben, Fragen zu stellen, dann erkennen wir. Erkenntnis ist das Ergebnis von Offenbarung. Solange jemand noch keine Offenbarung und damit Erkenntnis erfahren hat, kann er die Erkenntnis nicht verstehen, weil sie etwas ist, das jenseits des menschlichen Verstandes liegt. Die Erkenntnis liegt jenseits der Ziele, die wir im Rahmen des Kurses in Wundern zu lehren suchen.
Die Erkenntnis war sowohl vor der Wahrnehmung als auch vor der Zeit da und wird sie schließlich ersetzen. Das ist die wirkliche Bedeutung von »das A und das O, der Anfang und das Ende« und »Ehe Abraham wurde, bin ich«. Die Wahrnehmung kann und muss stabilisiert werden, Erkenntnis aber ist stabil.
Angst
“Die Angst minimieren - nicht aber sie aufheben - ist des Ego ständiges Bemühen, und das ist in der Tat eine Fertigkeit, in der es sehr raffiniert ist.” (EKIW: Kapitel 11, V. 9. 2.)
Eine Metapher
Wir befinden uns in einer Wüste, in einer lebensfeindlichen Umgebung. Was tun? In unserem Bewusstsein gibt es zwei Stimmen.
Ego: “Trage Kleidung, die deinen Schweißverlust minimiert. Helle Kleidung reflektiert mehr Hitze, aber dunkle Kleidung bietet normalerweise einen besseren Schutz vor UV-Strahlen, welche einen Sonnenbrand verursachen kann. Sei sparsam mit dem Wasser und sammle den morgendlichen Tau. Achte auf Anzeichen einer Dehydrierung. Suche nährstoffreiche Nahrung. Bewege dich nur nachts, suche tagsüber Schatten auf oder verstecke dich in einer Höhle. Wenn du einen einigermaßen erträglichen Ort gefunden hast, bleib an Ort und Stelle. Sende Hilfssignale an vorbeifliegende Flugzeuge. Halte dich von gefährlichen Tieren fern. Halte dich von stacheligen Pflanzen fern. Orientiere dich nach den Sternen. Du schaffst das.”
Stimme für GOTT: “Verlass die Wüste. Wenn du mir deine Hand gibst, führe ich dich auf dem schnellsten Weg raus.”
Die Stimme des Egos, also die Stimme der Angst, ist diejenige, die wir im unbewussten Zustand am häufigsten und am lautesten hören. Und viele, wenn nicht die meisten unter uns, verwechseln die Stimme der Angst - die Ratschläge, die diese Stimme gibt - mit dem, was üblicherweise als Intuition bezeichnet wird, der Stimme für GOTT. Die Stimme der Angst suggeriert uns ununterbrochen, was als nächstes zu tun oder zu lassen sei, damit wir uns wohlfühlen und uneingeschränkt entfalten können. Sie sagt uns auch, wo wir Schutz vor der Stimme für GOTT finden. Sie macht uns Vorschläge, wie wir uns verhalten sollen, damit wir die Kontrolle über unsere Lebenssituation behalten können.
Die Stimme der Angst ist dann am lautesten, wenn wir glauben, keine Angst zu haben. Sie schmeichelt und lobt. Sie gibt sich freundschaftlich und schützend, und oft nimmt sie gerade den Ton an, der eigentlich derjenige der Stimme für GOTT ist. Die Stimme der Angst ist flexibel und anpassungsfähig wie ein Chamäleon. Doch solange wir nicht aus dem Traum der Trennung erwacht sind, empfinden wir immer Angst, auch wenn sie unbewusst ist.
“Jeder empfindet Angst.” (EKIW: Kapitel 2, VI. 9. 1.)
Wenn in unserem Leben im Zustand der Ego-Identifikation alles so läuft, wie wir es zu wollen glauben, und unsere Mitmenschen sich so verhalten, wie wir es von ihnen erwarten, dann sind wir uns unserer tief im Unbewussten sitzenden Angst nicht bewusst. Aber egal, ob wir unseren Traum gerade als angenehm oder unangenehm erleben, Angst ist die Grundlage jedes Traums von Trennung. Allein die Idee, dass der Traum wirklich sei, ist die Quelle der Angst.
“Jene Träume, die du gern zu haben glaubst, halten dich ebenso zurück wie die, in denen die Angst gesehen wird. Denn jeder Traum ist nur ein Traum der Angst, ganz gleich, welche Form er anzunehmen scheint. Die Angst wird innen, außen oder beiderorts gesehen. Sie kann sich auch in eine angenehme Form verkleiden. Doch nie ist sie vom Traum abwesend, denn Angst ist der Stoff der Träume, aus dem sie allesamt gemacht sind. Die Form mag sich verändern, sie können jedoch nicht aus etwas anderem gemacht sein.” (EKIW: Kapitel 29, IV. 2. 1.-6.)
“Die Träume, welche du zu mögen glaubst, sind die, in denen die Funktionen, die du zugewiesen hast, erfüllt worden sind, in denen den Bedürfnissen, die du dir zuschreibst, entsprochen worden ist. Es ist nicht von Belang, ob sie Erfüllung finden oder bloße Wünsche sind. Es ist die Idee, sie existierten, aus der die Ängste aufsteigen.” (EKIW: Kapitel 29, IV. 4. 3.-5.)
Es ist unmöglich, Liebe zu erkennen, zu fühlen und zu identifizieren, wenn wir die Angst nicht kennen. Angst ist ein Kontrastmittel. Wir kommen aus der EINHEIT und bewegen uns zurück in die EINHEIT, und die Angst ist das Mittel, um zu überprüfen, wo wir stehen.
“Unter jedem Eckstein der Angst, auf dem du dein wahnsinniges Glaubenssystem errichtet hast, liegt die Wahrheit verborgen. Das kannst du jedoch nicht erkennen, denn dadurch, dass du die Wahrheit in der Angst verborgen hast, siehst du keinen Grund zu glauben, dass du, je länger du die Angst anschaust, sie um so weniger siehst und dass dann desto klarer wird, was sie verbirgt.” (EKIW: Kapitel 14, VII. 2. 7.&8.)
Der erste Schritt auf dem Weg ist also zu lernen, die Stimme der Angst von der Stimme für GOTT zu unterscheiden und uns unserer Angst überhaupt erst einmal bewusst zu werden. Wenn wir wirklich Befreiung wollen, dann ist es unumgänglich, uns unserer Angst zu stellen, wir müssen durch die Angst gehen, um der LIEBE zu begegnen.
Die Strategie des Egos, mit der Angst umzugehen, besteht darin, sie nach außen zu projizieren. Wir können sie die unheilige Dreifaltigkeit nennen:
Schuld, Angst und Ärger.
Sie kommen aus dem Glaubenssystem des Egos und führen zu Projektion. Projektion ist der egoische Versuch, unsere eigene Angst und unsere eigenen Schuldgefühle nicht wahrnehmen zu müssen, was in Wirklichkeit nur die Angst, die Schuldgefühle und unseren Ärger aufrechterhält.
“Die Beziehung zwischen Ärger und Angriff ist augenfällig, während die Beziehung zwischen Ärger und Angst nicht immer so deutlich zutage tritt. Ärger beinhaltet immer die Projektion der Trennung, wofür man letztlich die Verantwortung selber übernehmen muss, statt andern die Schuld zuzuweisen. Ärger kann nur dann auftreten, wenn du glaubst, dass du angegriffen worden bist, dein Gegenangriff gerechtfertigt ist und du in keiner Weise dafür verantwortlich bist. Sind diese drei völlig irrationalen Voraussetzungen gegeben, muss der ebenso irrationale Schluss daraus folgen, dass ein Bruder des Angriffs und nicht der Liebe wert ist. Was kann von wahnsinnigen Voraussetzungen anderes erwartet werden als eine wahnsinnige Schlussfolgerung? Eine wahnsinnige Folgerung hebt man auf, indem man die Vernünftigkeit der Voraussetzungen erwägt, auf denen sie beruht. Du kannst nicht angegriffen werden, für Angriff gibt es keine Rechtfertigung, und du bist für das verantwortlich, was du glaubst.” (EKIW: Kapitel 6, Einleitung, 1.)
Die Corona-Pandemie hat uns wieder einmal gezeigt, auf welch dünnem Eis wir uns auf der Ebene des Egos bewegen. In einer Krisensituation brechen Angst und Schuldgefühle durch und erscheinen ungefiltert als Projektionen. Die Angst vor dem Virus, die Angst vor Krankheit an sich, die Angst vor dem Verlust von Freunden und Verwandten, die Angst vor den Folgen der Krise, die Angst vor dem Alleinsein, die Angst vor den Maßnahmen, die Angst vor Überwachung, die Angst vor der Impfung - all das haben wir nach außen in vermeintlich Schuldige projiziert. Wenn “spirituell sein" zu einem Teil unseres persönlichen Selbstbildes geworden ist und wir daher glaubten frei von Angst zu sein, dann haben wir unseren Mitmenschen auch noch Angstmache vorgeworfen, denn das Ego ist nicht bereit, die Angst im eigenen Inneren zu betrachten.
Die Corona-Pandemie hat uns außerdem wieder einmal vor Augen geführt, welche Begrenzung die Identifikation mit dem Körper darstellt und dass gerade diese Identifikation mit dem Körper die zentrale Quelle unserer Angst ist. Die Identifikation mit dem Körper beruht ganz offen auf Trennung, der Körper scheint uns von anderen zu trennen. Die Abstandsregeln waren keine wirkliche Einschränkung, sondern ein ausdrucksstarkes Symbol für unsere Angst vor dem scheinbar Anderen. Die Abkürzung COVID weist bemerkenswerterweise auch darauf hin, worum es wirklich geht: COVID = Concept Of Vast Individual Delusion (Konzept des riesigen Wahns von Individualität)
Zu Beginn des spirituellen Erwachens brauchen wir eine Unterbrechung unserer täglichen Routinen, Aktivitäten und Rituale, die vorhersehbaren Mustern folgen und uns ein Gefühl der Sicherheit vorgaukeln. Die Corona-Pandemie war für viele Menschen eine Unterbrechung, die einmal mehr die Illusion einer weltlichen Sicherheit aufzeigte, und kann so für viele zum Ausgangspunkt des spirituellen Berichtigungsprozesses werden.
Solange wir mit unserem Körper identifiziert sind, glauben wir an den Tod, und all unser hektisches Treiben in der Welt dient dazu, uns von der Angst vor dem Tod und der damit verbundenen völligen Bedeutungslosigkeit dieser Welt abzulenken. Wir sorgen auf die unterschiedlichste Weise für unser Überleben in dieser Welt, um uns davon abzulenken, dass es kein Überleben in dieser Welt gibt. Wir wollen nicht wahrhaben, dass jeder Mensch, den wir lieben, jeden Moment sterben kann. Wir glauben an den Tod und deswegen wollen wir nicht an ihn denken. Immer wieder sagen wir uns: "Unsere Kinder sind die Zukunft". Doch in der Zukunft wartet der Tod. Zum Glück hat das wirkliche Leben nichts mit dem Körper zu tun, und es kennt weder Vergangenheit noch Zukunft. Der englische Begriff für Angst „Fear“ liefert eine wunderbare Abkürzung für das was Angst ist: False Evidence Appearing Real (Falsche Zeugnisse, die echt erscheinen).
“Ich habe gesagt, dass du nur zwei Gefühle hast:
Liebe und Angst.” (EKIW: Kapitel 13, V. 1. 1.-2.)
Jesus verweist im Kurs darauf, dass wir nur zwei Gefühle haben, Angst und Liebe. Angst und Liebe machen oder erschaffen, je nachdem, ob das Ego oder der HEILIGE GEIST sie erzeugt oder inspiriert, aber sie werden zum Geist des Denkenden zurückkehren und seine ganze Wahrnehmung beeinflussen. Alles, was nicht Liebe ist, ist Angst. Wir sprechen hier von der wirklichen Liebe und nicht von dem Ersatz, den das Ego geschaffen hat. Es ist sehr wichtig, das zu verstehen! Langeweile, Nervosität, Trauer, Ärger, Stolz, das Gefühl, krank zu sein und auch das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, all das ist Angst! Erkennen wir, dass es Angst ist.
Im Kurs weist Jesus noch auf etwas sehr Wesentliches hin, das im Gegensatz zu den Lehren dieser Welt steht:
“Es wurde schon gesagt, dass du glaubst, du könnest die Angst nicht kontrollieren, weil du sie selbst gemacht hast, und dein Glaube an sie scheint sie deiner Kontrolle zu entziehen. Doch jeder Versuch, den Irrtum dadurch aufzulösen, dass du versuchst, die Angst zu meistern, ist nutzlos. Tatsächlich wird die Macht der Angst durch ebendie Annahme bekräftigt, sie müsse gemeistert werden. Die wahre Lösung beruht voll und ganz auf Meisterung durch Liebe. In der Zwischenzeit ist allerdings ein Gefühl des Konflikts unvermeidlich, da du dich selbst in eine Lage gebracht hast, in der du an die Macht dessen glaubst, was nicht existiert.” (EKIW: Kapitel 2, VII. Auszug)
Angst am spirituellen Weg
Wenn wir bereit sind, unsere Angst nicht mehr nach außen zu projizieren, dann beginnt die Reise nach innen, dann beginnt der spirituelle Weg. Die Angst, die dem Ego zugrunde liegt, bezieht sich auf etwas viel Wesentlicheres, als all die scheinbaren Bedrohung im Außen, tatsächlich ist es die Angst, nach innen zu schauen und die Sünde zu erblicken, von der wir denken, dass sie dort sei. Wir hätten keine Angst, das zuzugeben. Angst in Verbindung mit der Sünde hält das Ego für ganz angemessen, und es lächelt Beifall. Es hat keine Angst zuzulassen, dass wir uns schämen. Es zweifelt nicht an unserer Überzeugung und an unserem Glauben an die Sünde. Seine Tempel geraten deshalb nicht ins Wanken. Unter unserer Angst, nach innen zu schauen, weil wir die Sünde fürchten, liegt noch eine andere Angst, und das ist eine, die das Ego zittern lässt. Was wäre, wenn wir nach innen schauten und keine Sünde sähen? Diese furchterregende Frage ist eine Frage, die das Ego niemals stellt. Wenn wir aber, die Frage jetzt stellen, bedrohen wird das ganze Abwehrsystem des Ego zu ernstlich, als dass es sich noch Mühe geben würde, so zu tun, als wäre es unser Freund.
“Die Raffiniertheit des Ego hinsichtlich seiner Selbsterhaltung ist enorm, stammt aber aus ebender Macht des Geistes, die das Ego verleugnet. Das bedeutet, dass das Ego das angreift, wodurch es erhalten wird, was extreme Angst zur Folge haben muss. Deshalb merkt das Ego nie, was es tut. Es ist vollkommen logisch, aber eindeutig wahnsinnig.” (EKIW: Kapitel 7, VI. 3. 1.-3.)
Wenn wir uns wahrhaftig auf die Suche nach der Wahrheit, auf die Suche nach GOTT, nach unserer Wirklichkeit machen, dann dürfen wir eines nicht vergessen: Die Wahrheit ist das Ende des Egos und damit auch unseres persönlichen Selbst. Das Ego wird auf diese Bedrohung seines Abwehrsystems reagieren.
In der Bibel heißt es: “Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat.”(Bibel, Hebräer 12,6) Auch das ist einer der Irrtümer der Bibel, aber anders konnten sich die Menschen damals nicht erklären, was passiert, wenn man sich GOTT nähert. Natürlich prüft und straft uns GOTT nicht. In Wahrheit bezieht sich diese Aussage auf die Reaktion des Egos, wenn wir uns GOTT nähern, dann tut das Ego nicht mehr so, als wäre es unser Freund, sondern greift uns massiv an. Es werden Dinge geschehen, die unseren Glauben auf die Probe stellen, wie in dem Film Die Truman Show. Truman gerät am Ende des Films in einen heftigen Sturm, der ihn mit seiner Angst vor dem Ertrinken konfrontiert, doch Truman bleibt standhaft und schreit dem Sturm des Egos entgegen: ”Das ist alles, was du hast?!”
“Solange es [das Ego] nach seiner Logik mit dir leidlich zufrieden ist, bietet es dir Vergessen. Wenn es ungeschminkt brutal wird, bietet es dir die Hölle.” (EKIW: Kapitel 13, IV. 1. 6.-7.)
Das Gesicht verlieren
Wenn etwas unsere Welt erschüttert, wenn also etwas unser falsches Selbstbild massiv zu bedrohen scheint, dann reagieren wir sehr heftig darauf. Im identifizierten Zustand ist es uns extrem wichtig, nicht “das Gesicht zu verlieren”, also durch unrichtiges Verhalten Ansehen, Glaubwürdigkeit, Würde, Respekt einzubüßen. Als egoische Reaktion können wir unsere Angst entweder nach außen projizieren und unser Gegenüber angreifen, oder wir können uns selbst angreifen. Entweder wir entscheiden uns ganz unbewusst dafür, krank zu werden oder wir begehen gleich Selbstmord. Seppuku (Harakiri) bezeichnet eine ritualisierte Art des männlichen Suizids, die etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet war. Ein Mann, der wegen einer Pflichtverletzung sein Gesicht verloren hatte, konnte durch Seppuku die Ehre seiner Familie wiederherstellen.
“Du denkst, du seist das Heim des Bösen, der Dunkelheit und Sünde. Du denkst, wenn jemand die Wahrheit sehen könnte über dich, er wäre abgestoßen und würde wie vor einer giftigen Schlange von dir weichen. Du meinst, wenn man die Wahrheit über dich dir offenbarte, dass dich ein solches Grauen überkäme, dass du durch deine eigne Hand gleich in den Tod dich stürztest; du würdest weiterleben, nachdem du sähest, dass das unmöglich ist.” (EKIW: Lektion 93, 1.)
Wenn wir uns der Angst vor dem Erwachen, dieser für das Ego existentiellen, aber gleichzeitig unbewussten Angst nähern, ist dies in der persönlichen Wahrnehmung eine scheinbar grundlose Angst, eine Angst völlig ohne Geschichte. Der "Grund" ist die Illusion der Trennung in der sich der schlafende Geist befindet. Im Grunde genommen ist das spirituelle Erwachen der größte "Gesichtsverlust" überhaupt; es ist das Ende des persönlichen Selbst, des Selbstbildes, das wir so mühsam aufrechtzuerhalten versuchen. Wenn wir dieser Angst begegnen, so ist dies eine äußerst intensive Phase. Auch Vipassana-Meditations-Meister berichten immer wieder von dieser Erfahrung. Viele Meditierende glauben im ersten Moment etwas falsch gemacht zu haben, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir uns der Basis unseres persönlichen Ich-Gefühls - der Illusion der Trennung von GOTT - nähern, begegnen wir der Angst (→ Der Ring der Angst).
Es braucht einige Vorbereitung, um die Angst vor GOTT anzuschauen. Nur die geistig Gesunden können den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit mit Erbarmen und mit Mitgefühlt betrachten, aber ohne Angst. Denn nur wenn sie daran teilhaben, scheinen diese furchterregend zu sein, und wir haben so lange daran teil, bis wir unseren Bruder mit vollkommenem Glauben und vollkommener Liebe und Zärtlichkeit ansehen. Vor der vollständigen Vergebung stehen wir und haben noch immer nicht vergeben. Wir haben Angst vor GOTT, weil wir unseren Bruder fürchten. Diejenigen, denen wir nicht vergeben, fürchten wir. Und niemand gelangt zur Liebe mit Angst an seiner Seite.
SEINE Führung ist SEINE Antwort auf unsere Angst.
Wenn wir uns mit unseren Brüdern verbunden haben, haben wir uns von der Überzeugung losgesagt, dass unsere Identität im Ego liegt. Eine heilige Beziehung ist eine Beziehung, in der wir uns mit dem verbinden, was in Wahrheit Teil von uns ist.
Angst und Liebe können nicht nebeneinander existieren und es ist unmöglich, ganz von Angst erfüllt zu sein und lebendig zu bleiben, daher ist der einzig mögliche Zustand der Ganzheit derjenige der Liebe. Es gibt keinen Unterschied zwischen Liebe und Freude. Daher ist der einzig mögliche Zustand der Ganzheit einer der vollkommenen Freude. Heilen oder froh machen ist demnach dasselbe wie integrieren und eins machen.
In Lektion 50 des Kurses heißt es :
„Ich werde von der LIEBE GOTTES erhalten.
1. Hier ist die Antwort auf jedes Problem, dem du - heute und morgen und in aller Zeit - begegnen wirst. In dieser Welt glaubst du, dass alles mögliche dich erhält, nur nicht GOTT. Du vertraust auf die trivialsten und wahnsinnigsten Symbole: auf Pillen, Geld, »schützende Kleidung«, Einfluss, Ansehen, Beliebtheit, Beziehungen zu den »richtigen« Menschen und auf eine endlose Liste von Formen des Nichts, die du mit magischen Kräften ausstattest.
2. All diese Dinge sind dein Ersatz für die LIEBE GOTTES. All diese Dinge werden gehegt, um die Identifikation mit dem Körper sicherzustellen. Sie sind Loblieder auf das Ego. Vertraue nicht auf Wertloses. Es wird dich nicht erhalten.
3. Nur die LIEBE GOTTES wird dich in allen Umständen schützen. Sie wird dich aus jeder Anfechtung erheben, hoch empor über all die von dir wahrgenommenen Gefahren dieser Welt, hinauf in eine Atmosphäre vollkommenen Friedens und vollkommener Sicherheit. Sie wird dich in einen Geisteszustand versetzen, den nichts bedrohen, nichts stören kann und wo nichts in die ewige Ruhe des SOHNES GOTTES eindringen kann.“
Angst und Konflikt
Die Angst kann nicht von IHM kontrolliert werden, aber sie kann von uns selbst kontrolliert werden. Die Angst hindert uns daran, IHM die Kontrolle zu geben. Die Gegenwart der Angst zeigt an, dass wir Körpergedanken auf die Ebene des Geistes gehoben haben. Das entzieht sie SEINER Kontrolle und führt dazu, dass wir uns persönlich für sie verantwortlich fühlen. Das ist eine offensichtliche Verwechslung der Ebenen.
Immer wenn wir sagen ”Ich bin erschöpft”, “Ich habe Schmerzen”, “Ich bin pleite” oder “Ich bin Mutter von zwei Kindern” heben wir Körpergedanken auf die Ebene des Geistes und verleihen damit der Illusion scheinbare Wirklichkeit. Lassen wir nichts, was mit Körpergedanken in Verbindung steht, unseren Fortschritt zur Erlösung verzögern, sondern übergeben jeden Körpergedanken SEINER Berichtigung.
Wir müssen uns zur Berichtigung dieser Verwechslung der Ebenen entscheiden. Möglicherweise glauben wir, dass wir verantwortlich sind für das, was wir tun, aber nicht für das, was wir denken. Die Wahrheit ist, dass wir verantwortlich sind für das, was wir denken, weil wir nur auf dieser Ebene eine Wahl treffen können. Was wir tun, kommt von dem, was wir denken.
Sobald wir das, was wir denken, SEINER Führung unterstellen, wird automatisch auch unser Verhalten von IHM kontrolliert. Jedes Mal, wenn wir Angst haben, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass wir unserem Geist erlaubt haben, fehlzuerschaffen, und IHM nicht erlaubt haben, dass ER uns lenkt.
Es ist sinnlos, zu glauben, dass die Folgen unseres falschen Denkens zu kontrollieren zu Heilung führen kann. Wenn wir angsterfüllt sind, haben wir uns falsch entschieden. Das ist der Grund, weshalb wir uns dafür verantwortlich fühlen. Wir müssen anderen Geistes werden, nicht unser Verhalten ändern, und das ist eine Frage der Bereitwilligkeit. Wir brauchen keine Führung außer auf der Ebene des Geistes. Die Berichtigung gehört nur auf die Ebene, auf der Veränderung möglich ist. Veränderung bedeutet nichts auf der Ebene der Symptome, auf der sie nicht wirksam sein kann.
Für die Berichtigung der Angst sind wir verantwortlich. Wenn wir um Befreiung von der Angst bitten, sagen wir damit, dass wir es nicht sind. Stattdessen sollten wir in jenen Umständen um Hilfe bitten, die die Angst verursacht haben. Auf dieser Ebene können wir etwas ändern. Wir sind viel zu nachsichtig gegenüber dem Umherschweifen von Gedanken und entschuldigen stillschweigend die Fehlschöpfungen unseres Geistes. Das jeweilige Ergebnis ist nicht von Belang, der grundlegende Irrtum jedoch ist es. Die Berichtigung ist immer dieselbe. Bevor wir beschließen, irgendetwas zu tun, fragen wir IHN, ob unsere Entscheidung mit der SEINEN in Einklang ist. Wenn wir sicher sind, dass das der Fall ist, wird keine Angst da sein.
Angst ist stets ein Zeichen von Anstrengung, die immer dann entsteht, wenn das, was wir wollen, mit dem in Konflikt steht, was wir tun. Diese Situation entsteht auf zweierlei Arten:
Erstens können wir beschließen, miteinander in Konflikt stehende Dinge zu tun, entweder gleichzeitig oder nacheinander. Das führt zu einem konflikthaften Verhalten, das für uns unerträglich ist, weil jener Teil des Geistes, der etwas anderes tun will, entrüstet ist. Wohin dieser Konflikt führen kann zeigt das Beispiel eines Passauer Pfarrers, der im November 2015 wegen Pornosucht Selbstmord beging. In seinem Abschiedsbrief hatte der Pfarrer den Wunsch geäußert, dass alle in seiner Gemeinde den Grund für seinen Freitod erfahren sollten. Dieser Fall zeigt auch eindrucksvoll das seltsame Paradox im Denksystem des Ego in Bezug auf den Tod. Er zeigt, dass nicht Lebenswille, sondern Todeswunsch die Motivation für diese Welt ist. Ihr einziges Ziel ist, zu beweisen, dass Schuld wirklich ist. Selbstmord ist ein letzter verzweifelter Versuch, die Schuld nach außen zu projizieren.
Zweitens können wir uns so verhalten, wie wir glauben, es tun zu müssen, ohne es aber voll und ganz zu wollen. Das erzeugt ein beständiges Verhalten, bringt aber große Anstrengung mit sich.
In beiden Fällen sind Denken und Handeln nicht in Einklang miteinander, was eine Situation zur Folge hat, in der wir etwas tun, das wir nicht wirklich tun wollen. Das löst ein Gefühl von Zwang aus, welches gewöhnlich Wut erzeugt, und darauf folgt mit einiger Wahrscheinlichkeit Projektion. Jedes Mal, wenn Angst da ist, liegt es daran, dass wir uns nicht entschieden haben. Unser Geist ist deswegen gespalten, und es ist unvermeidlich, dass unser Verhalten sprunghaft wird. Eine Berichtigung auf der Verhaltensebene kann den Irrtum von der ersten Art zur zweiten verschieben, wird aber die Angst nicht auslöschen.
Es ist möglich, einen Zustand zu erreichen, in dem wir unseren Geist ohne bewusste Anstrengung SEINER Führung unterstellen, doch setzt das eine Bereitwilligkeit voraus, die wir erst entwickeln müssen. Der HEILIGE GEIST kann nicht mehr verlangen, als wir zu tun bereit sind. Die Stärke, es zu tun, entsteht aus unserem ungeteilten Entschluss. Es liegt keine Anstrengung darin, GOTTES WILLEN zu tun, sobald wir begreifst, dass es auch unser eigener ist. Diese Lektion ist ganz einfach, wird aber besonders leicht übersehen.
Jeder empfindet Angst. Dabei bräuchte es nur ein klein wenig richtiges Denken, um zu begreifen, warum Angst auftritt. Wenige schätzen die wirkliche Macht des Geistes richtig ein, und niemand bleibt sich ihrer die ganze Zeit hindurch völlig bewusst. Wenn wir indessen hoffen, uns Angst zu ersparen, so gibt es einige Dinge, über die wir uns im Klaren sein müssen, und zwar voll und ganz. Der Geist ist sehr machtvoll und büßt seine schöpferische Kraft nie ein. Er schläft nie. Jeden Augenblick erschafft er. Es ist schwer zu begreifen, dass Gedanke und Glaube sich miteinander zu einer Kraftwoge verbinden, die buchstäblich Berge versetzen kann. Wir ziehen es häufig vor zu glauben, dass unsere Gedanken keinen wirklichen Einfluss ausüben können, weil wir nämlich Angst vor ihnen haben. Das mag zwar das Schuldbewusstsein verringern, aber zu dem Preis, den Geist als ohnmächtig wahrzunehmen. Wenn wir glauben, das, was wir denken, sei wirkungslos, hören wir möglicherweise auf, Angst davor zu haben, aber wir werden es wahrscheinlich auch kaum achten. Es gibt keine nichtigen Gedanken. Alles Denken bringt Form auf irgendeiner Ebene hervor.
Die Angst vor dem Jetzt
Diese Angst vor dem Jetzt, vor dem Heiligen Augenblick, ist die Angst vor der Wahrheit, die Angst vor dem HEILIGEN GEIST.
Was wäre, wenn wir wüssten, dass alles, was wir tun - all die Pläne, all die Geschäftigkeit, aber auch das Drama, die Verwirrung, die Verzweiflung und der Konflikt - von einem Geist gewählt wird, der Angst davor hat, präsent zu sein? Diese Angst vor dem Jetzt tarnt sich als viele andere Ängste. Es kann die Angst vor dem Alleinsein sein, die Angst, jemanden zu verlieren, die Angst davor, was andere Menschen über uns denken, die Angst vor Unfällen und Katastrophen oder die Angst vor Drohungen, Gewalt und Missbrauch, um nur einige zu nennen.
Angst dient einem egoischen Zweck: uns davon abzuhalten, das Wunder, die Schönheit und die ewige Ruhe des gegenwärtigen Augenblicks zu spüren. Der getrennte Geist ist untrainiert und unwillig, auf das Jetzt konzentriert zu sein, da er Angst davor hat. Er hat Angst vor dem HEILIGEN GEIST. Der Grund dafür ist, dass der getrennte Geist glaubt, das Ego, und damit die Trennung von GOTT, sei wirklich. Dies ist der Glaube, dass die Sünde wirklich sei. Dieser Glaube an die Sünde ist die Hölle.
Wir alle haben schon einmal Angst verspürt; es ist eine universelle Erfahrung. Es ist eine Erfahrung, die in unserem Geist existiert, aber aufgrund der Projektion scheint sie immer äußere Ursachen und auch Lösungen zu haben, aber diese Lösungen sind nie dauerhaft. Angst sperrt uns ein, schottet uns ab und isoliert uns von der Welt. Solange sie nicht hinterfragt wird, hält sie uns in einer kleinen und getrennten Existenz gefangen. Die Angst entspringt dem Glauben an eine Welt der Dualität. Sobald die Angst in Frage gestellt wird, wird sie unseren Geist nicht mehr beherrschen.
Auf dem spirituellen Weg werden wir wahrscheinlich feststellen, dass wir uns berufen fühlen, einige Veränderungen in unserem Leben vorzunehmen. Aber aus Angst finden wir vielleicht Gründe, uns nicht zu bewegen oder gar einen Schritt zu tun. Auch wenn wir anfangs zögern, werden wir, wenn wir uns bereit fühlen, feststellen, dass es sich lohnt, uns unbehaglich zu fühlen, unsere Routinen loszulassen, um die ganze Freude der Liebe Gottes zu finden, die verfügbar ist. Es kann sich manchmal wie eine einsame Reise anfühlen, weil man in sich gehen muss, um die Antworten zu finden. Zu anderen Zeiten tauchen Begleiter auf, die uns auf dem Weg helfen.
Der Verstand kann von einem der beiden Gedankensysteme gelenkt werden: entweder von der Angst oder von der Liebe. Das Ego-Gedankensystem erzeugt Angst. Das Gedankensystem des HEILIGEN GEISTES erzeugt Liebe. Das Ego spricht zuerst, weil es impulsiv ist. Es ist normalerweise sehr hart und kritisch. Und die Stimme des GEISTES muss geduldig warten, und dann, wenn unser Geist offen ist, können wir erleben, wie ER da ist, unaufhörlich und sehr sanft uns an die Wahrheit dessen erinnert, wer wir sind. Das Ego möchte, dass wir an sein Gedankensystem und seine Tricks glauben, um uns im Schlaf und in unseren Träumen zu halten, während der GEIST möchte, dass wir unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Überzeugungen sehen, damit wir uns ihrer bewusst werden und beginnen, die Fesseln zu lösen, die uns einschränken. Dies zu wissen, vereinfacht die Dinge, da wir erkennen, dass wir wählen können, welches Gedankensystem wir benutzen. Es ist eine Entscheidung im Geist.
Wir werden sehen, dass wir auf dem ganzen Weg Entscheidungen treffen. Wir schwanken zwischen zwei Gedankensystemen und zwischen zwei Emotionen, und es muss einen Weg geben, dem ein Ende zu setzen. Wir können eine Entscheidung treffen. Es geht darum, darauf zu achten, welcher Stimme wir unsere Aufmerksamkeit schenken wollen. Diejenige, der wir mehr Aufmerksamkeit schenken, wird im Bewusstsein stärker werden. Es ist ähnlich wie in der alten Geschichte über den schwarzen und den weißen Wolf im Kopf: Der eine steht für die Angst, der andere für die Liebe. Die Frage ist: Welchen Wolf werden wir füttern?
Der Ring der Angst
Kapitel 18, IX. 3. 9.: „Du bist ernstlich versucht, IHN am äußeren Ring der Angst zu verlassen, ER aber möchte dich sicher dort hindurch und weit darüber hinaus führen.“
Kapitel 18, IX. 4. 1.-4.: „Der Kreis der Angst liegt genau unterhalb der Ebene, die der Körper sieht, und scheint das ganze Fundament zu sein, auf das die Welt sich gründet. Hier sind alle Illusionen, alle verdrehten Gedanken, alle wahnsinnigen Angriffe, die Wut, die Rache und der Verrat, die gemacht sind, um die Schuld an ihrem Platz zu halten, so das die Welt aus ihr entstehen und sie verborgen halten konnte. Ihr Schatten steigt zur Oberfläche auf, gerade weit genug, um ihre äußerlichsten Manifestationen in der Dunkelheit zu halten, ihm Verzweiflung und Einsamkeit zu bringen und ihn freudlos zu erhalten. Doch ihre Intensität wird verschleiert durch ihre schweren Hüllen und ferngehalten von dem, was gemacht ward, um sie versteckt zu halten.“
Bei der Erklärung der Ebenen des Geistes haben wir gesehen, dass sich unter der groben Wahrnehmungswelt eine Gefühlsebene befindet. Ein Kurs in Wundern nennt dies "den Ring der Angst". Diese ganze Welt - alles, was wir mit den fünf Sinnen wahrnehmen - ist auf unbewusster Angst aufgebaut. Wie kann das sein? Wie übersetzt sich unsere Angst in Objekte von Zeit und Raum: Häuser, Gebäude, Straßen und Menschen? Durch die Macht unseres Geistes. Der Geist kann einfach nur sehen, was er glaubt, und deshalb müssen wir falsche Überzeugungen loslassen. Letztendlich geht es am spirituellen Weg darum, sich dieser unbewussten Angst zu stellen. Dies ist die Umwandlung der projizierten Welt in Frieden.
Wenn wir auf dem Weg zur Entdeckung von Frieden und wahrer Freiheit Schritte nach innen machen, stoßen wir zuerst auf den Ring der Angst, und der wird gewöhnlich ziemlich intensiv. Neben der Angst befinden sich auch all unsere anderen Emotionen direkt unter dem äußersten Wahrnehmungsring. Das bedeutet, dass wir als Ausgangspunkt wirklich mit unseren Emotionen in Kontakt kommen müssen. Wenn wir jemals den Punkt der Wahrheit tief in unserem Geist erreichen wollen, müssen wir uns auf den natürlichen Prozess des Zulassens unserer Emotionen einlassen. Das Ego versucht, uns zu kontrollieren, indem es uns mit vielen hypothetischen Konsequenzen Angst einjagt, so dass wir all unsere Emotionen zurückstellen und unterdrücken.
Die meisten von uns sind nicht dazu erzogen worden, mit unseren Gefühlen und Gedanken in Kontakt zu kommen. Vielen von uns wurde, wenn wir uns ärgerlich, wütend oder streitsüchtig fühlten, gesagt: "Geh auf dein Zimmer!" oder "Du hast Hausarrest!" Die Antwort war nicht: "Oh, Schatz, sag mir, was du denkst." Unsere Eltern waren meist keine spirituellen Psychotherapeuten, die von bedingungsloser Liebe und positiver Wertschätzung erfüllt waren. Sie haben wahrscheinlich nicht gesagt: "Lass uns mit den Gedanken in Kontakt kommen, die hinter der Tatsache stecken, dass du gerade ein Loch in die Wand geschlagen hast." Sie sagten: "Du hast Hausarrest! Du wirst das Loch in der Wand reparieren, und wir werden dir dein Taschengeld wegnehmen." Wenn unsere Emotionen hochkamen, wurden sie der Regel mit viel Härte empfangen.
Es gibt eine andere Art, mit Gefühlen umzugehen, und wenn wir die Metaphysik des Geistes verstehen, entdecken wir, was jenseits unsrer Wahrnehmung in den unteren Ebenen des Geistes liegt. Wir können viel sensibler für das werden, was unter der Oberfläche liegt. Manchmal, wenn wir in der Meditation beginnen, sehr tief nach innen zu sinken, kann eine sehr überraschende Angst auftauchen, und sie scheint aus dem Nichts zu kommen. Wir kommen in Kontakt mit der Dunkelheit des Unterbewusstseins. Das ist eine Angst, die sehr tief vergraben ist. Sie ist der Grund, warum eine persönliche Identität geschaffen wurde. Die persönliche Identität wurde geschaffen, um eine sehr tiefe Angst zu überdecken, dass wir von GOTT, von allem, von unserem SELBST getrennt sein könnten - dass wir uns von unserem VATER und von der Einheit entfremden und völlig verloren sein könnten. Mystiker und Heilige haben oft erzählt, dass sie dieser Angst begegnen, wenn sie beginnen, ihre persönliche Identität loszulassen und sich der Verschmelzung mit GOTT nähern. Die innere Stille ist so mächtig, dass sie das "Selbst" zu verbrennen scheint. Dies ist eine große Bedrohung für das Ego, weshalb es sich wie ein Verbrennen oder Auflösen anfühlt.
Das angstbasierte Ego-Glaubenssystem beruht darauf, dass wir in einer dunklen Welt der Verletzungen und Bedürfnisse keine Sicherheit haben und an die Realität von Opfern und Täter glauben. Dies ist nur deshalb so, weil wir uns im Geist mit dem Selbst als Körper identifizieren. Aber wie könnten wir wirklich von Sicherheit und Trost wissen, wenn wir uns nicht mit etwas Wirklichem und Wahrem identifizieren, etwas, das nicht sterben oder sich verändern kann?
Jeder, der in dieser Welt schläft und träumt, hat genau genommen Angst vor dem HEILIGEN GEIST. Denn obwohl das Leben der Menschen in der Zeit nicht glücklich und erfüllt ist, gibt es eine Vertrautheit mit der linearen Zeit. Die Dinge und Aktivitäten der linearen Zeit werden als sicher angesehen, während der HEILIGE GEIST mit dem Unbekannten assoziiert wird und etwas völlig anderes ist als alles in der Zeit. Im Zustand des Einsseins ist der Geist natürlich in Frieden. Die erste Angst war der Sündenfall. Es war eine gewaltige Veränderung des Geistes, von liebevoll, friedlich und glücklich zu erschreckend und beängstigend. Jeder Schritt, den wir mit dem HEILIGEN GEIST unternehmen, wird also mit einem gewissen Nachhall von Angst verbunden sein. Denn auch wenn wir aus einem Alptraum erwachen, hat das Ego Angst vor diesem Erwachen. Das Ego hat Angst, dass es ausgelöscht wird, dass es aufhört zu existieren.
Wenn wir etwas Beängstigendes wahrnehmen, können wir uns immer erlauben, einen Moment innezuhalten, anstatt zu reagieren. Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen, um unseren Geist zu öffnen und den HEILIGEN GEIST in unsere Wahrnehmung einzuladen, laden wir eine wunderbare Veränderung in unserer Sicht der Dinge ein, und wir können beginnen, gewohnte Reaktionen und konditionierte Verhaltensweisen loszulassen. Wir öffnen uns für Inspiration.
Das Schöne an der Reise zu Glück und Freiheit ist, dass wir alle die Macht haben, unserer Inspiration und unserem GEIST zu folgen. Wir entscheiden uns dafür und leben nicht länger aus Angst vor den Konsequenzen. Wie könnten wir sonst jemals diese Angst vor der Liebe überwinden? Wir treffen die Entscheidung, nicht mehr die scheinbar vorsichtige, sichere Wahl zu treffen, die auf unseren bisherigen Erfahrungen beruht. Wir entscheiden uns gegen den geschlossenen Kreislauf der Vergangenheit und lassen das Wunder zu.
Ängste können zu Möglichkeiten werden
Angst im Geist ist nichts anderes als ein aktiver Angriff des Egos auf unseren Geistesfrieden. Das bedeutet, dass wir häufig eine Menge Angriffsgedanken und Gedanken des Zweifels erleben. In diesen Momenten ist es wichtig, sich den Ängsten zu stellen und wirklich zu fragen: "Wovor habe ich Angst?" Wenn wir in der Lage sind, unsere Ängste zu sehen und zu erkennen, was dahinter steckt, können wir wirklich in die Kraft kommen, uns dafür zu entscheiden, mit dem GEIST zu sein und zu erkennen, dass es nichts gibt, was uns bedrohen könnte. Die Angst wird verschwinden. Dann leben wir ein völlig angstfreies Leben, weil wir der ganzen Dunkelheit erlaubt haben, ans Licht zu kommen. Wir haben aufgehört, sie zu verstecken und zu schützen. Wir benutzen keine Verteidigungsmechanismen mehr. Wenn wir uns weigern, die Dunkelheit zu verdrängen und sie ganz hochkommen lassen, dann kommt sie, und wir kehren zurück ins Licht des heiligen Augenblicks.
Dies ist in jeder Situation wichtig, in der wir die Berufung unseres Herzens und unseren Weg zurück zum Frieden finden wollen. Wir müssen sehr ehrlich zu uns selbst sein und uns ansehen, wovor wir Angst haben, es zu verlieren. Wenn wir sehen, wovor wir Angst haben, sind wir in der Lage, dem HEILIGEN GEIST zu sagen: "Zeig mir einfach, ob es dein Wille ist." Unser Geist ist jetzt offen für alle Möglichkeiten und alle Optionen. Von einem Ort, an dem wir die Freude und den Frieden fühlen, können wir dann leicht Zugang zu tieferer Inspiration finden. Und wir werden in der Lage sein, eine Menge Zeichen und Symbole zu sehen, denn der HEILIGE GEIST gibt uns nicht nur Führung, ER gibt uns auch immer die Mittel, um tiefere Inspiration zu erreichen!
Wir dürfen den nächsten Schritt auf unserer Reise annehmen, und uns ermutigen lassen, unserem Herzen zu folgen, trotz aller Ängste, die wir vielleicht haben. Unsere Reise ist eine Reise der Inspiration - der Öffnung für alles, was mit dem HEILIGEN GEIST möglich ist.
“Wenn du dich mit dem Ego identifizierst, musst du dich als schuldig wahrnehmen. Jedes Mal, wenn du auf dein Ego reagierst, wirst du Schuld verspüren und Bestrafung fürchten. Das Ego ist ganz wörtlich ein furchteinflößender Gedanke.” (EKIW: Kapitel 5, V. 3. 5.-7.)
Es gibt keinen Unterschied zwischen der Überzeugung, dass wir persönlich schuldig sind, und dem Versuch, die Schuld nach außen zu projizieren und anderen die Schuld zu geben. Am Ende ist es immer der Glaube an die eigene Schuld.
“Es ist unvermeidlich, dass diejenigen, die unter Schuldgefühlen leiden, diese zu verschieben suchen, weil sie ja an sie glauben. Wenn sie auch leiden, wollen sie doch nicht nach innen schauen und sie loslassen. Sie können nicht erkennen, dass sie lieben, und können nicht verstehen, was lieben ist. Ihre Hauptsorge ist, die Quelle der Schuld außerhalb von sich selbst wahrzunehmen, jenseits ihrer eigenen Kontrolle.” (EKIW: Kapitel 13, X. 3. 4.-6.)
Wir fühlen uns schuldig, weil wir glauben, uns von GOTT getrennt zu haben und außerdem glauben, GOTT hätte ein Problem damit. Es ist letztendlich immer noch der Glaube an einen rachsüchtigen Gott. Im ersten Moment werden wir eine solche Aussage immer von uns weisen, mit so einer irrsinnigen Idee wollen wir nichts zu tun haben. Ja, es gibt den einen oder anderen Moment, in dem wir uns ein wenig schuldig fühlen, aber das ist doch normal, oder? Nein - das ist nicht normal, der Glaube an Schuld ist Wahnsinn.
“Das Ende der Schuld kommt so lange nicht, wie du glaubst, es gebe einen Grund für sie. Denn du musst lernen, dass Schuld immer total wahnsinnig und grundlos ist.” (EKIW: Kapitel 13, X. 6. 2.&3.)
Was ist also die Blockade, die uns daran hindert, das wahrzunehmen, was offensichtlich da ist - die Heiligkeit und Unschuld des heiligen Augenblicks? Wenn wir uns also ehrlich die Frage stellen, was das Gegenteil von Heiligkeit ist, woran wir stattdessen glauben, ist die offensichtliche Antwort Unheiligkeit. Aber was bedeutet Unheiligkeit? Der Kurs verwendet Unheiligkeit synonym mit dem Festhalten an der Sünde, dem Glauben an die Sünde, dem Glauben an die Sündhaftigkeit.
Sünde
Es ist sehr wichtig, den Irrtum nicht mit Sünde zu verwechseln, und es ist diese Unterscheidung, die die Erlösung möglich macht. Denn Irrtum kann berichtigt und das Falsche richtiggestellt werden. Die Sünde ist kein Irrtum, denn die Sünde bringt eine Arroganz mit sich, die der Idee des Irrtums fehlt. Die Sünde verkündet, dass Angriff wirklich und Schuld gerechtfertigt ist. Die Sünde verlangt nach Strafe, wie der Irrtum nach Berichtigung verlangt, und die Überzeugung, Strafe sei Berichtigung, ist eindeutig wahnsinnig. Strafe ist nur eine weitere Form des Schutzes für die Schuld, denn das, was Strafe verdient, muss wirklich getan worden sein.
Die Sünde ist die größenwahnsinnige Illusion, die dem gesamten Größenwahn des Ego zugrunde liegt. Die Idee der Sünde ist das »allerheiligste« Konzept im Denksystem des Ego. Hierin liegt sein Panzer, sein Schutz und der fundamentale Zweck der besonderen Beziehung, wie es sie deutet. Man kann tatsächlich sagen, dass das Ego seine Welt auf der Sünde machte. Die Anziehungskraft der Schuld ist in der Sünde zu finden, nicht im Irrtum.
Die Tatsache, dass Jesus in Ein Kurs in Wundern weiterhin den Begriff Sünde verwendet, kann leicht missverstanden werden, ist aber einfach zu erklären. Jesus verwendet diesen Begriff nicht als Hinweis auf die Wirklichkeit, sondern als Hinweis auf die Illusion des Egos. Wann immer es also darum geht, die Vorstellungen des Egos zu beschreiben, taucht der Begriff Sünde auf.
Das heißt, alles was im Kurs unheilig genannt wird, alles was uns davon abhält, die Heiligkeit zu erfahren, ist in der Tat die Anziehungskraft der Schuld - die sich in unserem Glauben an Schuld äußert. Vielleicht geht's dir auch manchmal so. Ich denke immer wieder mal, klar fühle ich mich manchmal ein bisschen schuldig, aber doch nicht so, dass dies so eine riesen Blockade ist, dass sie die ganze wirkliche Welt vor mir verbergen kann. Na klar fühle ich mich manchmal schuldig, aber es sind doch Kleinigkeiten, na klar fühle ich mich in meiner Rolle als Mann manchmal schuldig, weil ich manchmal denke, war ich jetzt irgendwie sexuell übergriffig, weil ich zu lange hingeguckt habe, oder ich fühle mich schuldig, weil ich denke, ich habe jetzt irgendwelche Erwartungen nicht erfüllt, oder ich fühle mich schuldig, weil ich denke ich habe irgendwas nicht gut genug gemacht, ich habe zu viel gegessen, zu wenig den Kurs gemacht, habe ich vielleicht mir selber mal was angetan oder jemandem was gesagt, was ich eigentlich gar nicht so gemeint habe, war ich vielleicht irgendwie komisch in einer Situation?
Wenn wir uns einmal wirklich intensiver mit dem Thema Schuld befassen, findet etwas ziemlich Verrücktes statt, etwas was vielleicht in unserem Alltagsbewusstsein überhaupt gar keinen Zugang findet. Wir werden feststellen, dass wir uns schon Milliarden Geschichten von Schuld erzählt haben und die meisten davon scheinen irgendwie harmlos oder natürlich zu sein.
Ich versuche dann, meine Schuldgefühle zu rechtfertigen, indem ich mir sage: Ja, das war jetzt aber wirklich nicht in Ordnung. Aber letztlich ist es doch völlig egal, wie ich mir meine Schuld rechtfertige. Es geht hier nicht darum, weltliches Verhalten zu rechtfertigen, sondern es geht darum zu spüren, äh, der "Sohn Gottes" fühlt sich schuldig und zwar wegen jedem Scheiß! In jeder Situation kann ich mir irgendwie eine Schuld daraus basteln, beim Essen, Trinken, Schlafen, Autofahren, Einkaufen, egal wo ich anfange und wo ich aufhöre. Ich fühle mich jetzt hier ein bisschen schuldig, dann ist mir das ein bisschen peinlich, das ein bisschen unangenehm, hier fühle ich mich wieder unvollkommen und nicht richtig. Diese Gedanken tauchen immer und immer wieder auf, wenn ich ganz ehrlich bin. Und hier darf ich anfangen zu graben, hier sehe ich die Oberfläche, hier sehe ich die Spitze des Eisbergs. Hier kann ich echt anfangen aufzuräumen, hier spüre ich, warum es im Kurs heißt: “Deine Heiligkeit ist deine Erlösung.” Weil ich noch überhaupt keine Vorstellung habe, wie sehr die Idee von Schuldigkeit, die Idee davon, dass ich nicht gut so bin, wie ich bin, meine Lebensqualität, meine Lebensenergie und meine Liebe, meine Natürlichkeit, mein Vertrauen in andere, einfach nur begrenzt, einfach nur untergräbt.
“Der glückliche Schüler kann sich nicht schuldig fühlen, dass er lernt. Das ist so wichtig für das Lernen, dass man es nie vergessen sollte. Der schuldlose Schüler lernt leicht, weil seine Gedanken frei sind. Doch zieht dies die Einsicht nach sich, dass Schuld Störung ist, nicht Erlösung, und überhaupt keinerlei nützliche Funktion erfüllt.” (EKIW: Kapitel 14, III. 1. 1.-4.)
Heiligkeit ist unsere Erlösung. Wie wir uns in dieser Heiligkeit fühlen, das ist in der Tat so, als könnten wir Berge versetzen, weil uns unsere Idee der Schuld überhaupt gar keine Grenzen mehr auferlegen kann, weil uns die Heiligkeit immer von Ewigkeit und von Unverletzlichkeit und auch von unserer eigenen Harmlosigkeit erzählt. Wenn wir wirklich von Herzen daran glauben könnten, dass wir ganz und gar harmlos sind, wie frei können wir dann sein, wenn wir wüssten, dass wir in der Tat nicht verletzen können und auch nicht verletzen wollen, dass Angriff eine völlig absurde Idee ist.
Schuld ist die Mutter der Angst.
Jesus drückt sich im Kurs absolut unmissverständlich aus, wenn er sagt:
"Die Schuld in den Geist des GOTTESSOHNES anzunehmen war der Anfang der Trennung, genauso wie die SÜHNE anzunehmen ihr Ende ist. Die Welt, die du siehst, ist das Wahnsystem derjenigen, die die Schuld verrückt gemacht hat. Sieh dir diese Welt sorgfältig an, dann wird dir klar, dass es so ist. Denn diese Welt ist das Symbol der Strafe, und alle Gesetze, die sie zu regieren scheinen, sind die Gesetze des Todes. Kinder werden unter Schmerzen und durch Schmerzen in sie hineingeboren. Von Leiden begleitet wachsen sie auf und lernen, was Kummer, Trennung und Tod sind. Ihr Geist scheint in ihrem Gehirn gefangen zu sein, und seine Kräfte scheinen abzunehmen, wenn ihr Körper verletzt wird. Sie scheinen zu lieben, doch sie verlassen und werden selbst verlassen. Sie scheinen zu verlieren, was sie lieben; das ist vielleicht die wahnsinnigste aller Überzeugungen. Und ihr Körper welkt dahin und röchelt, wird in die Erde gelegt und ist nicht mehr. Und keinen gibt es unter ihnen, der nicht gedacht hat, dass GOTT grausam ist.
Wäre das die wirkliche Welt, dann wäre GOTT tatsächlich grausam. Denn kein VATER könnte SEINE Kinder als Preis für die Erlösung solchem unterwerfen und dennoch liebevoll sein. Die Liebe tötet nicht, um zu erlösen. Wenn sie es täte, wäre Angriff Erlösung, das aber ist des Ego Deutung und nicht diejenige GOTTES. Nur die Welt der Schuld könnte solches fordern, denn nur für die Schuldigen wäre dies denkbar. Die »Sünde« Adams hätte niemanden berühren können, hätte er nicht geglaubt, dass es der VATER war, DER ihn aus dem Paradies verstieß. Mit diesem Glauben nämlich ging die Erkenntnis des VATERS verloren, weil nur jene, die IHN nicht verstehen, dieses glauben konnten.
Diese Welt ist ein Bild der Kreuzigung von GOTTES SOHN. Und solange dir nicht klar ist, dass GOTTES SOHN nicht gekreuzigt werden kann, ist das die Welt, die du sehen wirst. Doch wird dir dies erst dann klar werden, wenn du die ewig gültige Tatsache akzeptiert hast, dass GOTTES SOHN nicht schuldig ist. Er verdient nur Liebe, weil er nur Liebe gegeben hat. Er kann nicht verurteilt werden, weil er niemals verurteilt hat. Die SÜHNE ist die letzte Lektion, die er zu lernen hat, denn sie lehrt ihn, dass er der Erlösung nicht bedarf, weil er nie gesündigt hat."
(EKIW: Kapitel 13, Einleitung, 2.-4.)
Unschuld
Wenn wir auf Unschuld schauen, tauchen sofort Liebe und ihre Derivate wie Freude und Dankbarkeit auf. Augenblicklich entsteht eine heilige Beziehung. Wir brauchen nur an etwas Unschuldiges zu denken und sofort erscheint ein Lächeln auf unseren Lippen. Wir erkennen diese Unschuld beispielsweise leicht bei Babys und auch bei Sterbenden. Das Ziel des spirituellen Weges ist es, nur noch auf Unschuld und damit auf Sündenlosigkeit zu schauen, indem wir erkennen, dass dies eine Entscheidung in unserem Geist ist. Es ist eine Wahl zwischen zwei Stimmen in unserem Bewusstsein - der des HEILIGEN GEISTES oder der des Egos. Lektion 335 lautet daher: “Ich wähle, meines Bruders Sündenlosigkeit zu sehen.”
Das Ego hingegen verwechselt Ursache und Wirkung und das Ego kann Unschuld nicht verstehen. Wenn es von Unschuld spricht, dann immer nur in Verbindung mit Kleinheit und Verletzlichkeit, kleinen Kindern, kleinen Tieren, “unschuldigen” Opfern von Gewalt, ... Deshalb ist die Kreuzigung Jesu ein so wichtiges Lehrbeispiel, das aber gleichzeitig vom Ego wieder nur in seinem Sinne, also im Sinne eines Opfers, interpretiert wird. Jesus hingegen wollte uns zeigen, dass Unschuld und Stärke eins sind.
“Man hat mich richtig als »das Lamm GOTTES, das hinwegnimmt die Sünden der Welt« bezeichnet, aber diejenigen,die das Lamm blutbefleckt darstellen, verstehen die symbolische Bedeutung nicht. Richtig verstanden ist es ein ganz einfaches Symbol, das meine Unschuld ausdrückt. Der Löwe und das Lamm, die beieinander liegen, symbolisieren, dass Stärke und Unschuld nicht miteinander in Konflikt sind, sondern von Natur aus in Frieden miteinander leben. »Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden GOTT schauen« ist eine andere Art, dasselbe zu sagen. Ein lauterer Geist erkennt die Wahrheit, und das ist seine Stärke. Er verwechselt Zerstörung nicht mit Unschuld, weil er Unschuld mit Stärke und nicht mit Schwäche assoziiert.” (EKIW: Kapitel 3, I. 5.)
“Die Botschaft der Kreuzigung ist vollkommen klar: Lehre nur Liebe, weil du nur Liebe bist.” (EKIW: Kapitel 6, I. 13.)
Für das Ego ist die Vorstellung von wirklicher Schuldlosigkeit Gotteslästerung, die mit dem Tod bestraft wird. Deshalb wurde Jesus - als Symbol für den SOHN GOTTES - gekreuzigt, und solange wir uns mit dem Ego identifizieren, glauben wir, es selbst getan zu haben.
“Der finsterste deiner verborgenen Ecksteine hält deinen Glauben an die Schuld aus deinem Bewusstsein fern. An diesem finsteren und geheimen Ort liegt nämlich die Einsicht, dass du GOTTES SOHN verraten hast, indem du ihn zum Tod verurteilt hast. Du vermutest nicht einmal, dass diese mörderische, aber wahnsinnige Idee dort versteckt liegt, denn der Zerstörungsdrang des Ego ist so stark, dass nichts weniger als die Kreuzigung des GOTTESSOHNES das Ego letzten Endes zufrieden stellen kann. Es weiß nicht, wer der SOHN GOTTES ist, weil es blind ist. Doch lass es irgendwo Schuldlosigkeit wahrnehmen, und es wird versuchen, sie zu zerstören, weil es Angst hat.
Lass uns im stillen Licht der Wahrheit begreifen, dass du glaubst, du hättest GOTTES SOHN gekreuzigt. Du hast dieses »schreckliche« Geheimnis nicht eingestanden, weil es immer noch dein Wunsch wäre, ihn zu kreuzigen, wenn du ihn finden könntest. Doch der Wunsch hat ihn vor dir verborgen, weil dieser Wunsch sehr furchterregend ist, und deshalb fürchtest du dich, ihn zu finden. Du wirst mit diesem Wunsch, dich selbst zu töten, fertig, indem du nicht erkennst, wer du bist, und dich mit etwas anderem identifizierst. Du hast blindlings und wahllos Schuld projiziert, aber du hast ihre Quelle nicht aufgedeckt. Denn das Ego will dich tatsächlich töten, und wenn du dich mit IHM identifizierst, musst du glauben, dass sein Ziel das deine ist.
Ich sagte, dass die Kreuzigung das Symbol des Ego ist. Als es mit der wirklichen Schuldlosigkeit des GOTTESSOHNES konfrontiert wurde, versuchte es, ihn zu töten, und der Grund, den es vorgab, war der, dass Schuldlosigkeit eine Gotteslästerung sei. Für das Ego ist das Ego Gott, und Schuldlosigkeit muss als die endgültige Schuld gedeutet werden, die Mord völlig rechtfertigt. Du verstehst noch nicht, dass jede Angst, die du vielleicht im Zusammenhang mit diesem Kurs verspürst, letztlich von dieser Deutung herrührt; wenn du aber überdenkst, wie du auf ihn reagierst, wirst du immer mehr zur Überzeugung kommen, dass dem so ist.” (EKIW: Kapitel 13, II. 3.&5.-6.)
Der Idee der Schuld begegnen
Wenn wir uns wahrhaftig dem Thema Schuld stellen, dann werden wir nochmals der Angst begegnen: Schuld muss aufgegeben, nicht verborgen werden. Auch kann dies nicht ohne einigen Schmerz geschehen, und auch einem Schimmer von der Barmherzigkeit dieses Schrittes mag eine Zeit lang ein Rückzug in die Angst hinein folgen. Denn die Abwehrmechanismen der Angst sind in sich selbst Angst erregend, und wenn sie wahrgenommen werden, bringen sie ihre Angst mit sich. Das Entrinnen aus der Angst kann nur in der Einsicht liegen, dass die Schuld vergangen und vergeben ist und sie in Wirklichkeit nie existiert hat.
Schauen wir uns das Thema Schuld einmal genauer an. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, Schuld- und Schamgefühle zu haben. Meistens verbinden wir Schuld- und Schamgefühle mit etwas in der Form, etwas, von dem wir glauben, dass wir es falsch gemacht haben, oder etwas, das wir nicht getan haben, was aber von uns erwartet wurde, oder wir haben das Gefühl, dass wir zu kurz gekommen sind. Das zeigt uns, dass Schuldgefühle immer mit einem Verhalten zusammenhängen, sei es unser Verhalten oder das Verhalten eines anderen.
Wenn wir uns weigern, uns der Schuld der Trennung zu stellen, projizieren wir diese Schuld, diese "ontologische" Schuld, auf viele verschiedene Dinge. Wir können uns wegen des Essens schuldig fühlen. Wir können uns schuldig fühlen in Bezug auf Sexualität, Körperbild oder vergangener Erinnerungen an Verhaltensweisen. Wenn wir einen Menschen treffen, der uns in die Augen sieht und uns im Geiste fragt: "Kann ich dir ein Geheimnis anvertrauen? Und wirst du mich danach immer noch lieben?" Sobald er erkennt, dass wir das tun, erzählt er uns sein tiefstes, dunkelstes Geheimnis, was ihn am meisten beschämt. Wenn jemand seine Schuld auf diese Weise offenbart, bleiben wir in der Gegenwart der Liebe und verurteilen nicht, was immer er getan hat. Und indem der Mensch es offenlegt, wird es automatisch dem HEILIGEN GEIST übergeben. Der erste Schritt, die ontologische Schuld zu enthüllen, ist getan.
Das war auch der ursprüngliche und sinnvolle Zweck der Beichte. Sie sollte dazu dienen, durch das Aussprechen privater Gedanken vor GOTT die Seele von der Last der Schuld zu befreien. Aber das Ego hat auch dieses Konzept entsprechend seinem wahnsinnigen Glaubenssystem verdreht und erst recht wieder eine Schuld und Strafe Geschichte daraus gemacht.
Beichte
Mit vollkommener Selbst-Ehrlichkeit auf die Dunkelheit im eigenen Geist zu schauen, bringt den Geist zu geistiger Gesundheit zurück. Und die Beichte ist genau die Idee von dieser Übung - obwohl sie natürlich dafür benutzt wurde, um Schuld aufzuerlegen . . . Darum geht es dabei aber nicht. Beichte bedeutet, bereit zu sein, ehrlich zu sein. Der Pfarrer (Lehrer GOTTES) sollte eine Repräsentation sein, lediglich ein Symbol, für GOTT oder den CHRISTUS-GEIST, so dass wir in unserer kleinen Kabine sitzen können - die in Wirklichkeit ein Symbol dafür ist, in unsere eigene, innere Zurückgezogenheit zu gehen, und unserem HÖHEREN SELBST die Wahrheit zu erzählen, dem SELBST, das uns sowieso liebt, dem GEIST, der alle Dinge annimmt und alle Dinge überwindet. Nun, in WAHRHEIT wird dieser GEIST uns nicht sagen, dass wir neunhundertsiebenundvierzig „Ave Maria“ sprechen müssen und die Straßen der Stadt kehren müssen. Er wird bloß sagen, GELIEBTES KIND, dir ist bereits vergeben. Denn du bist zu geistiger Gesundheit zurückgekehrt, einfach indem du dem tiefsten Teil deines SELBST das bekannt hast, was innerhalb des niederen Geistes, dem Geist, der im Feld der Zeitlichkeit mit dem Körper verbunden ist, aufgetaucht und vergangen ist.
Das Ego agiert mit Schuldgefühlen. Deshalb verstärken wir das Gefühl der Schuld immer dann, wenn wir den Körper oder die Welt für die Zwecke des Egos benutzen. Der Zweck des Egos könnte Besitzdenken oder "bekommen" sein. Es kann sich verteidigen, angreifen, konkurrieren oder den Körper für Stolz oder Vergnügen benutzen. Die Schuld ist nicht mit irgendetwas verbunden. Es ist nur der Zweck, den wir den Dingen geben, der bestimmt, ob wir Schuld oder Frieden fühlen. Der Zweck, den wir irgendetwas geben, kann entweder die Trennung verstärken oder er kann zur Heilung und Vergebung genutzt werden.
Es ist die Aufgabe des HEILIGEN GEISTES, den Geist zu läutern. Wir müssen IHM erlauben, alles neu zu interpretieren, was das Ego geschaffen hat, einschließlich des Körpers. Das ist nichts, was wir überspringen können; es wird eine Menge Schuldgefühle geben, die auftauchen werden, während wir in dieser Welt leben.
Das Ego versucht Angst und Schuld zu minimieren, ohne sie wirklich loszulassen. Stattdessen minimiert das Ego die Angst und die Schuldgefühle so weit, dass sie erträglich sind - damit wir sie behalten!
Das Ego-Denksystem will sie nicht loswerden, also handelt es raffiniert: Es minimiert die Intensität, um uns gefangen zu halten. Es ist so, als ob wir gezwungen würden, einen Becher mit tödlichem Gift zu trinken, uns aber der Wunsch gewährt würde, zu entscheiden, wie wir es trinken mögen. Unser Wunsch war es, das Gift zuerst mit dem Ozean zu vermischen, es sich vermischen zu lassen und dann den Becher zu füllen. Das ist es, was das Ego tut; es lässt uns das Gift verdünnen, bevor wir es trinken. Es verdünnt die Schuld, damit sie unerkennbar und für den schlafenden Geist akzeptabel wird. Aber verdünntes Gift ist immer noch Gift, auch wenn es schwieriger zu erkennen ist.
Der Ursprung der Schuld
Schuldgefühle sind das Gefühl, dass etwas falsch gelaufen ist. Der Verstand ist darauf fixiert, er greift ganz automatisch nach etwas, das nicht liebevoll ist. Aber wie werden wir uns dieses Gefühls des Nicht-richtig-seins bewusst und lassen es los?
Schuld ist auch mit linearer Zeit verbunden. Projektion und Schuld sind die "Macher" der Zeit, denn ohne sie gibt es nur die zeitlose Ewigkeit, in der alles eins ist. Weil das Ego die lineare Zeit erfunden hat, sagt es uns, dass wir in der Vergangenheit schuldig waren, dass es in der Vergangenheit viel Unrecht gegeben hat und dass der gegenwärtige Moment nichts oder unbedeutend ist. Das Ego überrollt oder überspringt den gegenwärtigen Moment, in dem die Antwort des Friedens liegt, und bewegt sich in die Zukunft und lässt uns glauben, dass die Zukunft genauso sein wird wie die Vergangenheit. Diese Schuldgefühle kommen von ganz tief innen. Sie haben ihren Ursprung in dem Glauben, dass wir von GOTT getrennt sind. Das Ego-Gedankensystem benutzt die lineare Zeit, um den Geist in der Schuld gefangen zu halten, und dann hält es die Schuld durch die Wiederholung desselben Fehlers der Trennung aufrecht, immer und immer wieder. Aber das ist alles nur ein großer Trick, um das Gefühl aufrechtzuerhalten, dass wir etwas falsch gemacht haben.
Auf diese Weise hat Schuld nichts mit Verhaltensweisen zu tun. Schuld entsteht aus der zentralen Spaltung im Geist, nicht aus den Dingen in der Welt, obwohl sie sofort als die Welt der Formen nach außen projiziert wird. Das bedeutet, dass die Erfahrung von Schuld einzig und allein ein Ergebnis des Zwecks ist, den das Ego den Dingen gibt.
Der Zweck ist entscheidend, nicht das Verhalten auf der Ebene der Form. Wir können zum Beispiel essen, um unseren Körper gesund und attraktiv zu halten, und damit dem Ego folgen. Dann fühlen wir uns jedes Mal schuldig, wenn wir beim Essen über die Stränge schlagen. Wir können das Essen aber auch als Gelegenheit für heilende Begegnungen sehen, um uns mit anderen Menschen zu verbinden, mit dem einzig wahren Zweck - der Vergebung, dem Erwachen aus der Illusion der Trennung. Wenn GOTT unser Ziel ist, bei allem was wir tun, wird kein Schuldgefühl da sein.
Die meisten Menschen sind sich dessen nicht bewusst, und egal wie sehr wir versuchen, unser Verhalten zu ändern, die Schuld ist immer noch da. Der Glaube an die Hölle, den Teufel oder irgendeine dunkle Macht trennt den Geist von der Erfahrung, eins mit GOTT zu sein. Metaphysisch gesehen, ist es unsere eigene Schuld, die die ganze Idee einer externen dunklen Macht oder Hölle projiziert. Da das Ego an Gegensätze glaubt und Angst vor GOTT und der Liebe hat, erfindet es Ideen wie die Hölle, den Teufel und die Sünde. Es ist, als ob das Ego das, was das Heiligste sein sollte, benutzt, um den Verstand mit entgegengesetzten Ideen zu erschrecken.
Zum Beispiel ist das Christentum in seinem Kern rein. Es soll die Menschen zu GOTT führen. Die reinen Lehren Jesu - die im mystischen Christentum, im Gnostizismus und im Urantia-Buch IV zu finden sind - haben genau das zum Inhalt. Und das Ego scheint das, was am reinsten ist, zu nehmen und es dunkel zu machen, um Angst zu erzeugen. Moderne esoterische Konzepte tun genau dasselbe: Statt vom Teufel ist nun von dunklen Mächten oder einfach von den Mächtigen die Rede. Das Ego tarnt seine Strategie einfach durch neue Worte, aber es ist immer das gleiche Spiel.
Diese Trennungsschuld ist völlig unbewusst. Die meisten Menschen kommen nicht von einem emotional schlechten Tag nach Hause und sagen zu ihrem Partner: "Verdammt, es ist dieser Glaube, dass ich mich von GOTT getrennt habe; ich habe ihn den ganzen Tag über ausgelebt." Wir kommen nicht in erhöhtes Verkehrsaufkommen und sagen: "Der Kerl hat versucht, mir den Weg abzuschneiden! Ah ... schon wieder Trennung von GOTT!" Und wir essen nicht zu Mittag und sagen: "Oh, ich habe zu viel gegessen; ich fühle mich aufgebläht ... ahhh ... Trennung von GOTT." Diese Trennung von GOTT taucht auf, und wir fühlen uns so schuldig. Aber wir gehen nicht mit dem Bewusstsein durch den Tag, dass wir uns von GOTT getrennt haben. Wir sind uns nicht bewusst, dass diese Trennung unser einziges Problem ist, noch fragen wir uns, warum wir dieses Spiel immer wieder spielen. Wir sind uns nicht bewusst, dass es die ontologische Schuld ist, die all die spezifischen Probleme verursacht.
Wenn wir versuchen, unser Leben in Ordnung zu bringen oder zu heilen, konzentrieren wir uns fälschlicherweise sehr stark auf bestimmte Dinge. Der Verstand wird verworren und kompliziert; deshalb können wir jahrelang mit einem Psychotherapeuten arbeiten und nur sehr wenig Fortschritte machen - weil wir uns auf die falsche Sache konzentrieren. Es ist, als würde man die Liegestühle auf der Titanic neu arrangieren, während das Schiff untergeht. Solange wir Schuldgefühle haben, ist die tiefe Angst vor der Liebe tief in unserem Geist verankert. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, es gibt eine enorme Angst vor der Liebe. Natürlich ist es der Terror des Egos, und solange wir mit dem Ego identifiziert sind, werden wir seine Emotionen spüren. Wir werden die Schuld des Egos fühlen.
Wie das Ego Schuldgefühle ausnutzt, um uns gefangen zu halten
Wir müssen uns vom Ego trennen, es entlarven und seine Nichtigkeit zeigen. Sobald wir uns vom Ego losgelöst haben, sind wir für immer frei von Schuld. Wie also hält das Ego die Schuld aufrecht?
Es gibt eine Menge Schuldgefühle im schlafenden Geist. Das Ego nutzt Schuldgefühle, um uns in einem kleinen Selbstkonzept gefangen zu halten, das sehr begrenzt und erfahrungsgemäß sehr weit von unserem wahren SELBST entfernt ist. Es tut dies durch Erinnerungen, Konditionierung und Erwartung. Wir haben einfach immer wieder bestimmte Erinnerungen und erleben Ereignisse, die die Schuldgefühle immer wieder verstärken. Das liegt daran, dass Schuldgefühle an Verhaltensweisen gebunden sind. Aber egal, wie sehr wir uns bemühen, uns richtig zu verhalten und ein guter Junge oder ein gutes Mädchen zu sein, und egal, wie alt wir werden, wegen der Schuldgefühle scheinen wir immer noch Fehler zu machen. Und wir scheinen immer noch Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die wir mit Schuldgefühlen in Verbindung bringen. Es scheint, als wären wir mit einem Bein in einer Falle gefangen, aus der wir nicht mehr herauskommen, weil die Schuldgefühle durch die Erinnerungen und die Konditionierung immer wiederkehren. Und unsere Erwartung, dass es nun einmal so ist, projiziert die Schuld auf die Zukunft, und wir erleben sie immer wieder.
Ein Kurs in Wundern lehrt uns, dass Schuld immer völlig verrückt ist und keinen Grund hat. Das ist eine ziemlich klare Lehre von Jesus: Es gibt keinen Grund für Schuld. Andererseits heißt es: "Jeder Ärger ist nichts anderes als ein Versuch, jemanden dazu zu bringen, dass er sich schuldig fühlt." Wir können das die unheilige Dreifaltigkeit nennen: Schuld, Angst und Ärger. Sie kommen aus dem Glaubenssystem des Egos und führen zu Projektion. Projektion ist der egoische Versuch, unsere eigenen Schuldgefühle nicht wahrnehmen zu müssen, was in Wirklichkeit nur unsere Idee von Schuld und unseren Ärger aufrechterhält. Wenn also diese Emotionen in uns auftauchen, ist es wichtig, uns nicht auf Ego-Rechtfertigungen oder Rationalisierungen für sie einzulassen oder nach Ursachen in der Welt zu suchen, denen wir die Schuld geben können.
Wir können uns nur wütend, schuldig oder ängstlich fühlen, solange wir noch am Glauben an die Trennung in unserem Geist festhalten. Alle Schuld entsteht aus dem Versuch, anders zu denken, als GOTT denkt. GOTT ist Liebe und die Illusion von Schuld kann nur dadurch entstehen, dass wir Gedanken haben, die nicht von GOTT sind. Es müssen Ego-Gedanken sein, denn das ist der Glaube an die Trennung von GOTT. Ein Kurs in Wundern besagt, dass Schuldgefühle nur ein Zeichen dafür sind, dass wir nicht wissen, dass GOTT SELBST unsere Gedanken ordnet und dass wir glauben, wir könnten getrennt von IHM denken.
Was hat das mit all den Problemen zu tun, die wir in der Welt sehen? Zu glauben, wir könnten unabhängig von GOTT denken, ist "das Autoritätsproblem". Es ist der Glaube, dass wir uns selbst erschaffen können. Das Autoritätsproblem ist also eine Frage der Urheberschaft: Bin ich der Autor von mir, oder ist GOTT der Autor von mir? Bin ich so, wie GOTT mich geschaffen hat, als GEIST, oder kann ich mich selbst zu etwas anderem als GEIST machen: physischer Körper, getrennt, winzig und klein? Dies geschieht im Geist, aber es wird in die Form projiziert. Dieses egoische Spiel beginnt, wenn Kinder Probleme mit ihren Eltern haben. Denken wir an zweijährige Kinder und das erste "Nein!" in Richtung Mama oder Papa. In den Teenagerjahren intensiviert sich der Prozess noch weiter. Der Krieg beginnt vielleicht gegen die Eltern und überträgt sich auf Mitschüler und Lehrer, und dann, wenn der Mensch erwachsen wird, gibt es Autoritätsprobleme mit Polizisten, Politikern, Anwälten und Chefs. So geht es immer weiter. Es ist alles eine Projektion des ursprünglichen Autoritätsproblems, des Denkens, dass wir der Autor unseres Selbst sind.
Schuld und Urteil gehen immer zusammen. Wir urteilen, weil wir uns schuldig fühlen. Aber woher kommt die Schuld? Woher kommt dieses tiefe ontologische Gefühl der Ungerechtigkeit, der Trennung? Ich meine jetzt nicht die persönliche Schuld, dass wir persönlich unwürdig sind oder nicht gut genug, mit der die meisten Menschen ihr ganzes Leben lang zu kämpfen haben. Ich meine das grundsätzliche Gefühl der Ungerechtigkeit, dass etwas dramatisch schief gelaufen ist, dass diese ganze Fragmentierung nicht gewollt war - die Kernschuld. Es kommt von dem Glauben, dass wir unsere eigenen Gedanken ordnen können, dass wir urteilen können. Es kommt davon, dass wir glauben, wir könnten tun was wir wollen.
Es ist fast wie die New-Age-Lehre, die besagt: "Erschaffe deine eigene Realität." Das ist es, was dahinter steckt: der Glaube, dass wir eine Auswahl in Zeit und Raum haben und aus all den verschiedenen Möglichkeiten auswählen und ein synthetisches persönliches Selbst schaffen können.
Mit einem Gespür für diese Dynamik, die im schlafenden Geist abläuft, können wir lernen, den HEILIGEN GEIST für uns urteilen zu lassen. Der HEILIGE GEIST, DER uns so kennt, wie wir wirklich sind, beurteilt jeden und alles als unschuldig. Wir können uns auch auf den biblischen Ausdruck beziehen: “Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!” (Lk 6,37) Darauf wurde von Jesus also schon vor zweitausend Jahren hingewiesen, aber wer lebt das wirklich? Jesus stellt uns jetzt - in diesem heiligen Augenblick - die Frage: „Möchtest du die Rückkehr in den HIMMEL immer noch aufhalten? Wie lange, o heiliger SOHN GOTTES, wie lange noch?“
Heimkehr zu unserem VATER
Jesus erzählte das Gleichnis vom verlorenen Sohn, in dem ein Sohn wegging, nachdem er um sein Erbe gebeten hatte. Er machte sich auf den Weg und verbrauchte sein gesamtes Erbe für ein ausschweifendes Leben, bis er nichts mehr hatte, bis er hungrig war, bis seine einzige Aufgabe darin bestand, die Schweine zu füttern. Der junge Mann war so hungrig, dass er die Schoten, die er an die Schweine verfütterte, am liebsten selbst gegessen hätte. Aber niemand gab ihm etwas. Und nach einiger Zeit sagte er: "Sogar die Knechte meines Vaters haben mehr als ich. Vielleicht sollte ich zurückgehen." Und er ging beschämt zurück, er ging mit Schuldgefühlen zurück. Er ging mit gesenktem Kopf zurück.
Aber noch bevor er sich seinem Zuhause näherte, kam sein Vater die Straße heruntergerannt, um ihn willkommen zu heißen, um ihn zu feiern. Auf die gleiche Weise werden unsere Scham, unsere Schuld und unsere vermeintlichen Fehler mit offenen Armen empfangen. Der Vater kann nur die Unschuld des Sohnes sehen, also feiert er ein Fest, indem er ein gemästetes Kalb schlachtet. Und dann sieht der andere Sohn, der pflichtbewusste Sohn, der Sohn, der versucht hat, auf Nummer sicher zu gehen und alles richtig zu machen, den verurteilten Bruder zurückkommen. Er sagt: "Was ist hier los? Eine Party? Ich bin hier die ganze Zeit pflichtbewusst an deiner Seite geblieben, und nicht ein einziges Mal hast du ein Kalb für mich getötet. Dieser Wanderer, dieser Verräter, dieser Schwächling, der alles vermasselt hat, den nimmst du wieder auf und feierst ein Fest?" Der pflichtbewusste Sohn ist zornig. Und der Vater sagt zu ihm: "Lieber Sohn, alles, was ich habe, gehört dir; es war schon immer deins. Aber dein Bruder, mein Sohn, er war verloren, und jetzt ist er gefunden." Es gibt nichts Wichtigeres, als gefunden zu werden, unser wahres Erbe wiederzufinden, unabhängig davon, was zu geschehen schien, als wir verloren waren.
“Höre die Geschichte des verlorenen SOHNES und erfahre, was der Schatz GOTTES und der deine ist: Dieser Sohn eines liebenden Vaters verließ sein Heim und dachte, er habe alles für Dinge ohne jeden Wert verschleudert, auch wenn er deren Wertlosigkeit damals nicht verstand. Er schämte sich, zu seinem Vater zurückzukehren, weil er ihn verletzt zu haben glaubte. Doch als er heimkam, hieß ihn der Vater freudig willkommen, denn der Sohn selber war des Vaters Schatz. Er wollte gar nichts sonst. GOTT will nur SEINEN SOHN, weil SEIN SOHN SEIN einziger Schatz ist.” (EKIW: Kapitel 8, VI. 4. & 5.1.)
“Dies ist das LETZTE URTEIL GOTTES: »Du bist nach wie vor MEIN heiliger SOHN, ewig unschuldig, ewig liebend und ewig geliebt, so grenzenlos wie dein SCHÖPFER, völlig unveränderbar und ewig rein. Erwache deshalb, und komm zu MIR zurück. Ich bin dein VATER, und du bist MEIN SOHN.«” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, 10. 5.)
Diese Erkenntnis ist es, was die Wiederkunft CHRISTI bedeutet. Es ist unsere SELBST-Erkenntnis. Wenn das Bewusstsein des wahren SELBST aufdämmert - das Wissen, dass alles vergeben ist und dass wir eins sind in GOTT, wo wir schon immer waren - wissen wir, dass wir nichts anderes sind als Geist. Dieser Geist ist ganz und vollständig. Er hat nie von Angst, Verlust und Trennung geträumt. Er ist frei und glücklich in GOTT. Er ist schuldlos - unschuldig!
Der andere verlorene Sohn
Das bekannte Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11–32), in dem der zweite Sohn in seinem Leben scheinbar alles richtig macht, tatsächlich aber komplett danebenliegt; vermittelt uns eine tiefgehende Botschaft. Schauen wir uns also dieses Gleichnis noch ein wenig genauer an.
"Sünden", also Irrtümer, können wir ohnehin nicht vermeiden, und wenn wir dies allzu fieberhaft versuchen, verursacht dies oft noch schlimmere Probleme. Die Idee vom eigenen „gut sein“ basiert immer auf der Idee von den bösen Anderen, immer ist es jemand anderer der Schuld ist. Hier ist die zentrale Lektion, die sicherstellt, dass unser Bruder ewiglich verurteilt ist. Denn was wir sind, das wurde nun zu seiner Sünde. Vergebung dafür ist nicht möglich. Und was er tut, spielt keine Rolle mehr, denn unser anklagender Finger zeigt, in seinem Ziel unerschütterlich und tödlich, auf ihn hin. Der Finger zeigt zugleich auf uns, doch das wird in den Nebeln unter dem Gesicht der Unschuld noch tiefer versteckt. Der egoische Versuch, ein guter Mensch sein zu wollen, ist eine subtilere und raffiniertere Form der Selbsterhöhung, der Gier nach mehr, nach einer Stärkung der eigenen eingebildeten Identität oder Selbstbildes.
Es ist eine Torheit, die Versuchungen des Egos durch das Bemühen überwinden zu wollen, mit bloßer persönlicher menschlicher Willenskraft das eine Verlangen durch ein anderes, angeblich höher stehendes Verlangen zu verdrängen. Wir müssen zuerst an jenen Punkt geistiger Entwicklung gelangen, an dem wir wirklich und wahrhaftig tatsächliches Interesse und Liebe zum Neuen und Höheren verspüren. Die Schönheit des reinen Geistes triumphiert immer über Hässlichkeit in den Herzen derer, die von der Liebe zur Wahrheit erleuchtet sind.
Die Erfahrung, dass der Weg zuerst nach unten führen muss, bevor er uns nach oben bringen kann, passt weder in unsere westliche Philosophie des Fortschritts noch zu unserem Streben nach sozialem Aufstieg oder zu unserer egoischen Auffassung von Vollkommenheit oder Heiligkeit. Doch lehren uns alle Weisheitstradition, dass es immer zutrifft. Der heilige Augustinus nannte es das «Pessachmysterium», das Mysterium des Durchgangs (durch das Schilfmeer). Es liegt in der Natur der Sache, dass der Schmerz, den die Illusion der Trennung verursacht, erst erfahren werden muss, damit der Wunsch nach Erlösung wirklich entstehen kann. Oder wie es im Kurs heißt: “Wer aber kann eine Wahl zwischen dem Wunsch nach dem HIMMEL und dem Wunsch nach der Hölle treffen, solange er nicht sieht, dass sie nicht dasselbe sind?”
“Eine wirkliche Wahl ist keine Illusion. Die Welt hat jedoch keine anzubieten. Alle ihre Wege führen nur in die Enttäuschung, in das Nichts und in den Tod.” (Kapitel 31, IV, 2. 1.-3.)
“Die Zahl der Wege, die die Welt anbieten kann, scheint ziemlich groß zu sein; die Zeit muss aber kommen, wo jeder zu sehen beginnt, wie ähnlich sie einander sind. Manche Menschen sind gestorben, als sie dieses sahen, weil sie keinen Weg erblickten außer jenen Pfaden, die angeboten werden von der Welt. Und als sie lernten, dass sie nirgendwohin führen, verloren sie die Hoffnung. Und dennoch war dies ebenjene Zeit, in der sie ihre größte Lehre hätten lernen können. Alle müssen diesen Punkt erreichen und über ihn hinausgehen.” (Kapitel 31, IV, 3. 3.-7.)
“Denn von diesem tiefsten Punkt an wird das Lernen zu des Glückes Höhen führen, in denen du den Sinn und Zweck der Lehre deutlich leuchten siehst, vollkommen greifbar für dein Lernvermögen.” (Kapitel 31, IV, 4. 8.)
Niemand würde sich freiwillig für einen solchen Umbruch entscheiden; wir müssen irgendwie «hineinfallen». Wenn wir besonders sorgfältig an den Systemen zur Aufrechterhaltung unserer Überlegenheit herumtüfteln, wollen wir so etwas natürlich nicht zulassen. Manchmal sind nichtreligiöse Menschen für einen solchen Strategiewandel viel offener als religiöse Menschen, die ihren eigenen Erlösungsplan schon minutiös ausgearbeitet haben. Der pflichtbewusste Bruder im Gleichnis vom verlorenen Sohn stellt eine Verbindung zu den Pharisäern und Schriftgelehrten zur Zeit Jesu her, die sich über Jesu Gemeinschaft mit Sündern und Zöllnern empörten und durch diese Figur angesprochen werden sollen.
Und so können auch wir uns immer wieder ehrlich die Frage stellen: Wann bin ich selbst der pflichtbewusste Sohn, der Pharisäer, der glaubt, besser oder spiritueller zu sein als jemand anderer? Wann benutze ich einen Bruder, um mich schlecht behandelt zu fühlen oder um mir Besonderheit zu beweisen?
Die erlösende Erkenntnis besteht darin: “Bruder, ich habe dir diese Rolle zugewiesen. Ich sehe das im Außen, was ich im Inneren nicht sehen will. Und dafür benutze ich dich, ja - ich benutze dich dafür, um mich schlecht behandelt zu fühlen. Im Zustand der Ego-Identifikation liebe ich Menschen nicht, sondern ich benutze sie, ich weise ihnen Rollen zu, um mir Trennung zu beweisen. Ich benutze meinen heimkehrenden Bruder, um mir Besonderheit zu beweisen, um mich besser zu fühlen. Ich benutze meinen Bruder, um meine eigenen Schuldgefühle nicht betrachten zu müssen. Damit verhindere ich Vergebung.”
Dann können wir uns ehrlich eingestehen und beten: “Dass ich dich benutzt habe, um mir Trennung zu beweisen, das tut mir leid. Ja - in meinem Leben löst das Leid aus und ich will das nicht mehr. Ich will das nicht mehr. VATER ich will mich belehren lassen, wie du uns siehst, dass wir beide aus deiner Quelle strömen, gleichermaßen nebeneinander als Brüder ewig im Geiste verbunden und einander so zu Dank verpflichtet. Lass mich das fühlen. Und lass mich spüren, wie alles andere einfach nur ein Albtraum ist. Ich öffne mich ganz und gar. Danke, danke, danke, dass uns hier nie etwas passiert ist und unsere wahre Unschuld von diesem Albtraum nie berührt wurde.“
Schuld und Scheinheiligkeit
Im Mai 2012 war ich auf einem super spirituellen Seminar in einem super spirituellen Seminarzentrum mit vegetarischer Ernährung und so weiter. Es war ein spirituelles Tantra-Seminar mit Daniel Odier im Seminarzentrum Die Lichtung. Tantra wird von Odier in seinem ursprünglichen Sinn gelehrt: als Weg der absoluten Liebe, der zur Freiheit des Seins führt. Wir Teilnehmer waren alle so von unserer scheinbaren Heiligkeit überzeugt, dass Daniel Odier sich über unser Getue lustig machte, indem er am Abend demonstrativ mit einem Glas Rotwein in der Hand umher spazierte und uns einlud, in das nahegelegene Restaurant eines Golfplatzes zu gehen und ein Steak zu essen und Wein zu trinken. Das haben wir zwar nicht gemacht, aber abends saß ich mit ein paar Teilnehmern am Lagerfeuer und wir haben ein paar Flaschen Wein herumgehen lassen. Ich war schon total betrunken, aber plötzlich, ohne dass ich wusste, wie mir geschah, tauchte ich ein in den heiligen Augenblick und in totale Glückseligkeit. Ich war reines Bewusstsein und nahm wahr, wie ich trinkend mit einer mir fremden Frau im Arm am Lagerfeuer saß und gleichzeitig auf einer tieferen Ebene totale Stille und Glückseligkeit in mir herrschte.
Erst mehr als ein Jahrzehnt später, als ich mich immer ernsthafter mit dem Kurs beschäftigte, erkannte ich die tiefere Bedeutung dieses Ereignisses und das Geschenk hinter dieser Erfahrung. Je näher wir dem Licht kommen, desto aktiver wird das Ego in unserem Geist und bietet uns Dinge an, die es als sündig empfindet. Das liegt natürlich irgendwie in der Natur der Sache, denn so wie der HEILIGE GEIST einfach lehrt, dass Angriff unmöglich ist, dass es uns niemals gelingen wird, uns selbst oder irgendjemanden anzugreifen, dass wir auch GOTT nicht angegriffen haben, so ist es die Aufgabe des Ego-Denksystems, immer wieder zu beweisen, dass Angriff möglich ist.
Seit Jahrtausenden wird in den unterschiedlichsten spirituellen Traditionen versucht, gegen die Versuchungen des Egos anzukämpfen, aber zu einem Teil bestätigen wir genau damit, dass Angriff möglich und Sünde wirklich ist. Denn jedes Mal, wenn wir einer Einladung des Egos folgen und uns zum Beispiel betrinken, dann kann das Ego das wunderbar nutzen, um uns wieder die Geschichte zu erzählen, dass wir doch sündig und verletzlich und klein und schwach sind. Und in der Tat ist es so, wenn wir zum Beispiel betrunken waren oder was auch immer, dann haben wir auf einmal auch wieder mehr Angst vor GOTT, überhaupt mehr Angst im System. Das ist normal, denn immer wenn wir glauben, dass etwas von außen auf uns wirkt, ist es keine Liebe und dann haben wir Angst und fühlen uns schuldig. Dies wird für uns wie eine Art Beweis sein, dass wir etwas Wirkliches angegriffen haben.
Wie kommen wir nun also zur Erkenntnis, dass ganz grundsätzlich nichts Wirkliches bedroht werden kann und nichts Unwirkliches existiert, wenn das Ego nicht aufhört, uns in Versuchung zu führen. Wir müssen uns auch beim Thema mit allem scheinbar “Sündhaften” oder “Unspirituellem” entspannen und uns ganz SEINER Führung anvertrauen, und dann kann es geschehen, dass wir geführt werden, uns ab und zu ganz bewusst den Versuchungen des Egos hinzugeben, um uns dann zeigen zu lassen, dass wir jetzt - genau in diesem Moment - unverletzt sind, genau in diesem Moment können wir erfahren, wirklich erfahren, dass Angriff überhaupt nicht gelingen kann, nie gelungen ist und nie gelingen wird. Genau in diesem Augenblick können wir uns völlig wehrlos machen und das Ewige in uns erreichen und für einen Augenblick NACH HAUSE gehen.
Wir lernen durch Kontraste. Aber wenn wir uns immer nur vor dem schützen, was Angriff ist, was angeblich sündig und unheilig ist, dann machen wir den Angriff nur wahr, wir machen ihn wahr und wir halten ihn für wahr, weil wir sagen, GOTT geht bis hierher und nicht weiter. Wir sagen dann, na gut, die Ewigkeit kann nicht angegriffen werden, es sei denn, ich trinke oder tue sonst etwas ganz Unheiliges. Aber das stimmt einfach nicht - unsere Wirklichkeit kann grundsätzlich nicht angegriffen werden, durch nichts und niemanden, das einzige, was wir tun können, ist es, dies nicht mitzubekommen und von Angriff zu träumen. Um aus diesem Alptraum zu erwachen und nicht erst recht in Scheinheiligkeit zu erstarren, kann es also durchaus hilfreich sein, hin und wieder unter SEINER Führung ganz bewusst im Sinne des Egos zu “sündigen”, um gleichzeitig mitzubekommen, dass nichts Wirkliches bedroht ist.
Angriff ist praktisch jede Idee, die Wirklichkeit verzerren, zerstören oder in irgendeiner Weise verändern zu wollen. Und die Erlösung von jedem Angriff ist die Erkenntnis, dass wir das nicht können, dass es absolut unmöglich ist. Solange wir glauben, die LIEBE verzehren, zerstören oder verändern zu können, solange werden wir einfach glauben, angegriffen zu haben und angreifen zu müssen. Und jedes Mal, wenn uns gezeigt wird, dass wir es nicht können, hören wir auf anzugreifen, weil wir merken, dass es unmöglich ist. Uns die ganze Zeit dafür anzugreifen, dass wir angreifen, kann einfach nicht die Lösung sein - das ist nur eine weitere Verrücktheit. Es geht einfach darum, zu merken, hey, ich habe Ideen von Angriff und jedes Mal, wenn ich merke, dass ich darunter leide und Angst bekomme, dann lasse ich mir zeigen, dass Angriff nicht möglich ist und das funktioniert - weil es keine Rangordnung der Schwierigkeit bei Wundern gibt - wirklich immer.
Lassen wir Wunder anstelle von Schuldgefühlen treten
Nichts, was wir wahrnehmen, ist zufällig da; es ist genau so, wie es ist, weil unser Geist es so haben will. Indem wir uns unsere unbewusste Schuld bewusst machen und sie dann loslassen, können wir heilen und beginnen, die Welt anders wahrzunehmen. Wir haben die Wahl, wie wir die Dinge interpretieren. In Wahrheit gibt es überhaupt keine Schuld. Sie hat keinen Zweck. Nur solange wir noch ein unbewusstes Verlangen nach Schuld haben, interpretieren wir die Welt auf eine harte Art und Weise. Wir können lernen, sanfter mit uns selbst umzugehen und uns von diesen harten Interpretationen befreien und unbeschwert sein! Wir können lachen und vor Freude singen und wirklich spüren, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Warum nicht jeden Tag so sein lassen?
In unseren Herzen können wir die Unschuld finden, auch wenn die Dinge auseinanderzufallen und zu implodieren scheinen. Versuchen wir nicht, unser altes Selbst- und Weltbild zusammenzuhalten! Wir gehen nach HAUSE. Wir wachen auf. Es gibt keinen Grund, es noch komplizierter zu machen als das. Wir sind hier, um das Schuldspiel des Egos zu entlarven. Alles, was das Ego tut - jede Scham, jede Verteidigung, jeder Trick - zielt darauf ab, die Schuld aufrecht zu erhalten. Lassen wir sie aufkommen und lassen wir sie los.
Wir sind so sehr mit unseren Gedanken identifiziert, dass wir uns schuldig fühlen für unsere Angriffsgedanken. Aber wir sind nicht für den Irrtum verantwortlich und all unsere Irrtümer wurden bereits von IHM berichtigt. Unsere einzige Verantwortung besteht darin, SEINE Berichtigung zu akzeptieren! Wir haben uns nicht selbst erschaffen, sondern GOTT hat uns erschaffen. Was wir wirklich sind, ist nicht der Denker der Angriffsgedanken. Nicht umsonst erinnert uns der Kurs 22 Mal mit folgendem Übungssatz an die Wahrheit: “Mein Geist birgt nur, was ich mit GOTT denke.”
Wir müssen erkennen, wie sehr wir mit den Gedanken, die wir denken, identifiziert sind. Wenn wir Urteile auf die Welt projizieren, wie könnten wir uns dann nicht schuldig fühlen? Natürlich sind wir in Wahrheit nicht schuldig, denn GOTT hat die Schuld nicht erschaffen. GOTT hat nicht einen Strom von Schuldgedanken erschaffen und gesagt: "Das ist mein geliebter Strom von Schuldgedanken, an dem ich Wohlgefallen habe!" GOTT arbeitet nicht auf diese Weise! Nein, ER sagt: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." GOTT ist erfreut über den CHRISTUS, den CHRISTUS der reinen Liebe, der reinen Unschuld, der wir sind, und nicht ein Strom von Schuldgedanken!
Während das Ego darauf abzielt, uns schuldig zu machen, ist es die Aufgabe des GEISTES, unsere Unschuld zu beweisen. Deshalb müssen wir nach innen gehen und die Schuld zum HEILIGEN GEIST bringen. Bringen wir diese Dunkelheit ans Licht, damit wir sehen, dass die Schuld überhaupt nichts mit der Welt oder unserem Verhalten zu tun hat. Wenn wir tiefer gehen, beginnen wir zu erkennen, dass es nie einen Grund gibt, uns schuldig zu fühlen - es ist nur ein Teil des falschen Ego-Glaubenssystems. Wir beginnen zu erkennen, dass der Ausweg in Wundern liegt. Je wundersamer unser Leben wird, desto mehr werden wir gewohnheitsmäßig auf Wunder bedacht, und wir erleben die Unschuld, die aus dem Wunderbewusstsein entsteht.
Wir haben einen Schimmer dieser Unschuld bereits gehabt. Wir brauchen uns nicht zu ändern. Wir müssen nicht besser in etwas werden. Wir müssen nichts in Ordnung bringen. Wir sind einfach perfekt.
Im nächsten Kapitel werden wir noch mehr Klarheit schaffen, wenn wir uns mit der Bedeutung unserer Gedanken und der Macht unseres Geistes beschäftigen.
Denken wir an alle unsere Beziehungen. Wie würde es sich anfühlen, wenn wir sehen würden, dass jeder perfekt ist? Was wäre, wenn jemand zu uns käme und sagte: "Oh, ich fühle mich so schlecht wegen dem, was ich getan habe", und wir könnten einfach lächeln, ihn umarmen und sagen: "Ich liebe dich so sehr." Wenn wir uns selbst dieses Geschenk machen können, haben wir die Kraft, es allen zu geben: all unseren Freunden, Familienmitgliedern, Mitarbeitern und den Leuten im Supermarkt. Und es fühlt sich so gut an, dieses Geschenk zu machen. Es muss vom HEILIGEN GEIST kommen, denn das Ego könnte sich ein solches Geschenk niemals vorstellen. Es ist die größte Freude in unserem Leben, das Geschenk der Unschuld zu verschenken: "Du bist nicht schuldig; du bist unschuldig. Ich sehe dich als unschuldig, ich werde dich als unschuldig behandeln und ich werde an dich als unschuldig denken." Nur wenn wir das verschenken, was wir für uns selbst wollen, können wir der Schuld entkommen!
Private Gedanken
Wir kommunizieren durch Worte, durch Sprache und durch den Austausch unserer Gedanken. Das geschieht jeden Tag: in unseren Familien, in der Schule und am Arbeitsplatz. Wenn wir unsere Gedanken mit anderen teilen, erweitern wir unsere Sichtweise, knüpfen Verbindungen und wachsen. Die Kommunikation kann auch wortlos erfolgen und dennoch deutlich vermittelt werden, zum Beispiel durch die Körpersprache. Aber wenn wir niemanden haben, mit dem wir reden können, glauben wir, dass unsere Gedanken nicht geteilt werden. Es scheint, als könnten wir über alles nachdenken, was wir wollen, und niemand sonst weiß davon. Das ist der Glaube, dass wir in unseren Gedanken eine Privatsphäre haben. Aber unsere Gedanken allein machen die ganze (scheinbar private) Welt aus, die wir sehen.
Ein privater Geist mit privaten Gedanken scheint die Grundlage der menschlichen Existenz zu sein: Der Mensch schätzt Privatsphäre, Autonomie und Unabhängigkeit. Es wird gesagt, dass diese Dinge den Menschen ausmachen, aber das ist ein Spiel der Täuschung, eine Finte. Diese unwirklichen Konzepte und Ideen erzeugen eine Fiktion der menschlichen Rasse, eine Fiktion der Individualität und des Getrenntseins. In dieser Fiktion scheint jeder Mensch seinen eigenen Weg zu gehen und ein Leben in Abgeschiedenheit zu führen, nur um sich zu bestimmten Zeiten mit anderen zu treffen. Das hat uns noch nie dauerhaft Freude, Glück, Frieden oder Zufriedenheit gebracht. Der Glaube an die Abgeschiedenheit führt dazu, dass wir mit unseren privaten Gedanken umherwandern und uns in Zeit und Raum verlieren. Wir müssen uns einfach öffnen und teilen.
Der Drang, Dinge für sich zu behalten und nicht zu teilen, entspringt unserem Bedürfnis, uns zu verteidigen und zu schützen. Aber das Bedürfnis, sich zu verteidigen, kann nur entstehen, wenn wir uns mit einer Illusion von unserem Selbst identifiziert haben. Wenn wir einen Gedanken nehmen, der uns kommt, ein Gefühl von leichter Beunruhigung oder ein bisschen Sorge, und ihm in unserem Geist folgen, werden wir ein Bild von uns finden, das nicht unser wahres SELBST ist. Es ist ein Bild, das geschaffen wurde, um den Platz unseres wahren SELBST einzunehmen.
Es geht nicht darum, dass uns gute oder schlechte Dinge widerfahren. Wir können lernen, die Form nicht zu beurteilen und stattdessen zu sehen, dass alles eine Gelegenheit ist, unsere Ängste, Zweifel und Überzeugungen zu offenbaren. Wir haben uns daran gewöhnt, Dinge anzunehmen, sie persönlich zu nehmen, uns schlecht zu fühlen und das Gefühl zu haben, dass wir es nicht wert sind, etwas mitzuteilen, nicht wert zu sein.
Das Erleben und Wahrnehmen einer äußeren Welt hat seine Wurzeln im Verstecken und Festhalten an privaten Gedanken. Wenn wir uns unserer Gedanken und Überzeugungen bewusster werden, werden wir feststellen, dass das, was in der Form zu geschehen scheint, mit unserer inneren Gefühlserfahrung verbunden ist. Die innere und die äußere Welt sind nicht wirklich verschieden; sie verschmelzen. Es scheint, als gäbe es eine Welt außerhalb des Geistes, aber in Wirklichkeit ist sie nicht da draußen. Sie ist ein Synonym für den Geist. Das bedeutet, dass wir wirklich keine zwischenmenschlichen Beziehungsprobleme haben. Wir haben wirklich keine körperlichen Probleme. Wir haben wirklich keine Probleme mit dem, was mit der Umwelt passieren könnte. Es ist alles in unserem Geist. Es ist alles geistig.
Der zentrale private Gedanke
Auf unserem Weg der Befreiung geschieht die große Veränderung, wenn wir unsere privatesten Gedanken ans Licht bringen, um sie SEINER Berichtigung zu übergeben. Unter all den anderen gibt es ein zentrales Geheimnis, das unerträglich ist, wenn man es versteckt behält, und das ist diese Idee: "Ich bin von Gott getrennt." Dieser zentrale private Gedanke markiert die Geburt eines Glaubens an die Zeit und projiziert eine ganze Welt. Dieser Gedanke bringt alles, was Angst macht, "nach draußen", ebenso wie das, was als angenehm empfunden wird. Hier kommen Überzeugungen wie Freude und Schmerz ins Spiel, die versuchen, die Vorstellung zu verstärken, dass wir ein Körper sind. Wir können sagen, dass Gedanken der Wertschätzung des Körpers und der Identifikation mit ihm verwässerte private Gedanken sind, die den zentralen privaten Gedanken der Trennung überdecken. Im Grunde genommen sind alle Gedanken, die ein "Ich" und ein "Du" trennen, private Gedanken.
Gedanken, die uns von der Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks wegführen, oder alle Gedanken, die mit Zeit zu tun haben, sind private Gedanken. Das liegt daran, dass die Zeit, wie sie vom Ego verwendet wird, die Erfahrung der Gegenwart, das Wunder, ausschließt. Ein privater Gedanke bezieht immer die Vergangenheit oder die Zukunft auf die eine oder andere Weise mit ein. Das Bedauern über etwas, das in der Vergangenheit geschehen zu sein scheint, oder die Sorge über etwas, das in einer hypothetischen Zukunft geschehen kann, sind Beispiele dafür. Diese Gedanken, oft Sorgen, Befürchtungen oder sogar Hoffnungen, betreffen nur die Wahrnehmung einer einzelnen Person. Sie werden daher auch als hypothetische Gedanken bezeichnet. Hypothetisch gesprochen, als ob in der Zukunft etwas eintreten könnte oder nicht. Wenn wir unsere Gedanken wirklich beobachten, werden wir feststellen, dass es eine Menge hypothetischer, privater Gedanken gibt. Einige davon werden als sehr wünschenswert eingestuft, was erklärt, warum wir immer wieder an sie denken. Manche sind sehr ängstlich oder besorgniserregend und mit vielen Zweifeln, Ärger und Schuldgefühlen verbunden. Aber sie sind alle Teil eines Mechanismus, der uns ablenkt und uns davon abhält, den gegenwärtigen Moment zu erleben.
Der HEILIGE GEIST weiß, dass der schlafende Geist stark in private Gedanken investiert ist. Wenn das SELBST verwirklicht ist und es eine Erfahrung des reinen Einsseins gibt, gibt es keine Erfahrungen mit privaten Gedanken mehr, aber die Bedingung, in dieser Welt zu sein, ist, an diese Gedanken zu glauben. Man glaubt sogar, dass sie die einzige Realität sind. In Wahrheit haben wir also keine privaten Gedanken, aber als getrenntes Selbst sind uns nur die privaten Gedanken bewusst. Das muss bedeuten, dass das getrennte Selbst nicht das ist, was wir sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass private Gedanken aus einem individuellen Geist kommen, mit Erinnerungen und Gedanken an die Vergangenheit sowie Zukunftsplänen und Vorfreude auf Dinge. Indem wir also all unsere Gedanken dem HEILIGEN GEIST und vielleicht einem sehr vertrauenswürdigen Freund offenlegen, öffnen wir uns für eine ganz andere Erfahrung, als wir sie je zuvor gemacht haben.
Wir bemerken immer wieder, dass mit privaten Gedanken viele Emotionen verbunden sind, und deshalb kann es den Anschein haben, dass die menschliche Existenz eine einzige emotionale Achterbahnfahrt ist. Auf und ab. Oft wird sogar gesagt: "Das Leben ist dazu bestimmt, eine Reihe von Herausforderungen zu meistern" und "Es ist unvermeidlich, dass jeder Tag voller Herausforderungen ist." Und das ist eine Erfahrung, die die meisten Menschen machen, die sich ausschließlich auf diese privaten Gedanken und die damit verbundenen Gefühle stützen. Wenn wir den Willen GOTTES für uns definieren müssten, dann wäre es vollkommenes Glück. GOTTES Wille ist definitiv nicht eine Achterbahnfahrt der Gefühle und schmerzhafte Erfahrungen. Deshalb scheint es viel bewusste Bereitschaft zu erfordern, private Gedanken ins Bewusstsein zu lassen und dann bereit zu sein, sie nicht zu schützen, sie nicht zu unterdrücken oder zu verdrängen und sie nicht zu leugnen. Erlauben wir ihnen einfach, ins Bewusstsein zu kommen, und lassen wir sie dann los, um sie dem HEILIGEN GEIST zu übergeben.
Das ist nicht wie bei vielen spirituellen Konzepten, wo uns beigebracht wurde, das Positive zu betonen und das Negative zu eliminieren oder positive Affirmationen zu verwenden. Das ist ein beliebtes Konzept auf dem spirituellen Weg, als ob man einfach das Negative eliminieren könnte und dann nur noch positive Gedanken in seinem Geist hätte. Aber die positiven und die negativen Gedanken kommen beide aus einer dualistischen Perspektive, sie sind Teil eines Kontinuums, und genau dieses Kontinuum ist die Blockade.
Die Erlangung von Glück und innerem Frieden ist also eine Frage der Bereitschaft, private Gedanken nicht zu verstecken und zu schützen. Weil wir unsere privaten Gedanken als schrecklich oder falsch beurteilen, verstecken wir sie. Es gibt eine Maske, die der Geist trägt. Er trägt die Maske der Persönlichkeit mit den zugrunde liegenden Überzeugungen und Gedanken, vor denen er zu viel Angst hat, weil er sie für real hält. Wir glauben, wenn die Menschen von diesen Gedanken wüssten, würden sie nicht in unserer Nähe sein wollen.
Aber wenn wir diese privaten Gedanken mehr und mehr preisgeben, kommen wir an einen Punkt, an dem wir sagen: "Aaah, das sind nur Gedanken in meinem Kopf. Ich kann nicht glauben, dass ich so lange an ihnen festgehalten habe." Der einzige Weg zu unserem wahren Selbst oder zu diesem Gefühl der Unverwundbarkeit und des ständigen Glücklichseins besteht darin, die Maske loszulassen, den Teil von uns, der eine Rolle als persönliches Selbst spielt. Lassen wir den Glauben los, dass diese Gedanken wirklich das sind, was wir sind, und hinterfragen wir die Gültigkeit dieser Gedanken. Das Ego hat sie so eingerichtet, um die Wahrheit darüber, wer wir sind, zu verschleiern. “Und doch ist es nur das Verborgene, das erschrecken kann, und nicht um dessentwillen, was es ist, sondern um seiner Verborgenheit willen.” Das Ego hat all die Unterschiede geschaffen, die zu all den privaten Gedanken geführt haben. Deshalb können wir nur durch das Bewusstsein, dass es keine privaten Gedanken gibt, die Freiheit und die Liebe erkennen, wie sie wirklich ist, die Liebe, die im Kern unseres Wesens ist, die Liebe, die unser wahres, göttliches SELBST ist.
Sich öffnen, teilen und frei sein
Wir verstecken unsere Gedanken nur aus Angst und Schuldgefühlen, und das ist nur ein Festhalten an einer vorgetäuschten Identität der Schuld. Wenn wir private Gedanken wirklich dem HEILIGEN GEIST überlassen, lassen wir sie für immer los. Es ist wie ein Gespräch mit dem besten Freund. Der beste Freund nimmt diese Gedanken nicht ernst und lacht vielleicht, wenn wir sie ihm mitteilen, und dann lachen auch wir, weil wir sehen, wie albern sie sind. Auf diese Weise geschieht Heilung.
Wir haben vom tiefen Wert der Kommunikation gehört und ihn oft gespürt. Der heilige Augenblick ist die Erfahrung der totalen Kommunikation. Wir können es Kommunion nennen. Kommunion mit GOTT ist totale Kommunikation, bei der alles offen ist. Auf dem ganzen Weg zur Erleuchtung und SELBSTverwirklichung geht es darum, die privaten Gedanken freiwillig, bereitwillig und sanft in unser Bewusstsein zu lassen. Wenn wir sehen, dass sie uns nicht mehr dienen, erkennen wir, dass wir sie nicht zum Überleben brauchen. Wir brauchen sie nicht, um uns wohl zu fühlen. Wir werden uns entspannen, in den gegenwärtigen Moment eintauchen und erfahren, dass alles, was wir jemals wollen oder brauchen könnten, in diesem Moment ist.
Es braucht viel Vertrauen, um Gedanken loszulassen, von denen wir glauben, sie brächten Sicherheit, Geborgenheit und viele, viele wünschenswerte Dinge. Aber sie haben nicht wirklich zu Sicherheit geführt. Sie haben uns nur vom gegenwärtigen Moment der Erfahrung ferngehalten. Wenn wir tiefer gehen, erhalten wir Einsichten darüber, dass unser tägliches Leben nur das widerspiegeln kann, was in unserem Geist ist - unsere Gedanken. Arbeiten wir mit den Gedanken, die immer wieder auftauchen; es sind Themen und Möglichkeiten, die nur darauf warten, aufgelöst zu werden. Versuchen wir, die Heilung, die immer stattfindet, nicht zu stören.
Wenn wir offenen Herzens sind und wir uns in einem rechtgesinnten Geisteszustand befinden, werden manchmal Menschen den starken Wunsch verspüren, sich uns zu öffnen und mitzuteilen, was in ihrem Herzen ist. Manche Menschen legen ihre dunkelsten Geheimnisse, ihre tiefste Scham oder ihre tiefste Angst offen. Dies ist ungeheuer aufrichtig und schön. Es ist wunderschön, vom HEILIGEN GEIST als Instrument der Unschuld und der Heilung eingesetzt zu werden. Wenn wir in dieser Geisteshaltung mit jemandem zusammensitzen, sagen seine Augen oft: "Kann ich dir vertrauen? Wirst du mich noch lieben, wenn ich die nächsten Worte zu dir sage?" Und dann tun sie es. Was auf diese Gespräche folgt, ist in der Regel ein Moment funkelnder Augen, und wir sind beide in Glück und Liebe, weil die Liebe GOTTES alles übersteigt, was das Ego sich ausdenken kann, jede Erinnerung, jede Wahrnehmung. Wir machen die Erfahrung unserer göttlichen Unschuld, und das ist es, was wir uns alle wünschen.
Ein sehr hilfreicher Schritt, um die Welt nicht so ernst zu nehmen und die Dinge nicht persönlich zu nehmen, ist ein sicheres Umfeld, eine sichere Atmosphäre wie ein bester Freund, bei dem wir unsere privaten Gedanken und Sorgen loswerden können. Stellen wir uns vor, wir hätten jemanden, vielleicht unseren Ehepartner, einen Arbeitskollegen, einen engen Freund oder einen Verwandten, dem wir einfach unser Herz ausschütten können, weil wir wissen, dass er uns liebt. Wir vertrauen ihm und wissen, dass er nichts von dem, was wir sagen, persönlich nehmen wird; wir können all die dunklen Dinge aussprechen. Ich sehe darin, den ursprünglichen Sinn des Beichtstuhls in der katholischen Kirche - sich zu entlasten. Mit jemandem zu sprechen, der liebevoll und fürsorglich ist, ist ein Symbol dafür, dass man alles GOTT überlässt und an nichts mehr festhält. Je mehr wir sagen: "Ich will heilen; ich will das zur Sprache bringen, loslassen und übergeben", desto mehr hören wir, wie andere genau die gleichen Gedanken und Gefühle äußern. Und wenn wir derjenige sind, der ihnen zuhört, denken wir: "Oh, wie können sie das von sich denken? Wie konnten sie das glauben? Ich fühle Liebe für sie; sie sind wunderbar.” Und das Gefühl ist: “Ich liebe dich,” wenn die privaten Gedanken ausgedrückt werden!
Der Film Wie im Himmel ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie das Aussprechen privater Gedanken unter SEINER Führung zur Befreiung aller Beteiligten führt.
Ganz gleich, ob wir Gedanken preisgeben oder hören, wie jemand anderes private Gedanken äußert, wir sehen klar, dass es das Ego ist, das entblößt wird, und dass es nicht das ist, was wir oder sie sind. Wir können diese Gedanken wirklich sehen, und sie werden leichter und leichter und lustiger und lustiger. Was wirklich kraftvoll ist, ist, dass wir nicht versuchen, die Gedanken zu korrigieren oder die Geschichte anzupassen. Wir lassen sie einfach los, damit ein tieferes Bewusstsein an die Stelle der geschäftigten Gedanken treten kann. Die Probleme lösen sich einfach auf, und wir erkennen, dass der HEILIGE GEIST wirklich der Heiler ist. Es ist das Üben des Gebets, Illusionen der Wahrheit zu bringen und zu beten, die Dunkelheit zum Licht der Liebe zu bringen, das die Heilung bringt!
Übung: Private Gedanken ausdrücken
Ein großes Missverständnis in Bezug auf private Gedanken ist die Vorstellung, dass wir all den Wahnsinn, den wir in unserem Geist haben, vor allen anderen - und das bei jeder Gelegenheit - aussprechen müssten. Was Jesus uns im Kurs sagt, ist, dass wir keine privaten Gedanken gegenüber dem HEILIGEN GEIST verstecken oder schützen dürfen, wenn wir Erlösung wollen. Wann es hilfreich ist, diese privaten Gedanken auch einem anderen Menschen gegenüber auszusprechen, sollten wir auch SEINER Führung überlassen. Außerdem geht es beim Aussprechen privater Gedanken nicht darum, unsere Urteile über andere Menschen als persönliche Wahrheit verkaufen zu wollen. Wenn es etwas zum Aussprechen gibt, dann ist es der Umstand, dass der eigene Geist immer noch voller Urteile ist, und das Eingeständnis der Angst, die mit diesen Urteilen verbunden ist. Aber in der Regel geht es nicht darum, die konkreten Urteile über andere Menschen auszusprechen, denn dadurch würde ihnen nur eine Wirklichkeit verliehen, die sie nicht haben. Es geht beim Aussprechen um unsere eigenen dunkelsten Geheimnisse, unsere eigene tiefste Scham oder unsere eigene tiefste Angst. Eine hilfreiche Übung im Umgang mit privaten Gedanken ist es, private Gedanken aufzuschreiben:
Teil 1: Schreiben wir einen Brief
Stellen wir uns eine Person vor, der wir voll und ganz vertrauen können, der wir alles sagen können und die uns nicht verurteilen wird. Diese Person kann real oder imaginär sein; wir könnten sogar an den HEILIGEN GEIST schreiben. Dieser Freund hört uns liebevoll zu und lässt sich von nichts, was wir sagen, oder von den Gedanken, für die wir uns schämen, beeinflussen. Es ist jemand, der uns mit einem fürsorglichen Herzen zuhört und uns bedingungslose Liebe schenkt.
Wir werden nun einen Brief an diesen Freund schreiben. Setzen wir uns ruhig hin und lassen wir alle privaten Gedanken in unseren Kopf kommen. Schreiben wir unsere Gedanken in diesem Brief auf: Gedanken, die wir versteckt haben, Gedanken, die Angst verursachen, Gedanken, die wir verurteilen, Gedanken, von denen wir glauben, dass sie andere dazu bringen würden, uns zu verurteilen, Gedanken, für die wir uns schämen, lieblose Gedanken, die wir anderen oder uns selbst gegenüber haben, Gedanken, von denen wir befürchten, dass sie eine Person dazu bringen würden, uns ihre Liebe zu entziehen.
Erinnern wir uns daran, wie wichtig es ist, private Gedanken ans Licht zu bringen: Wenn etwas verborgen ist, kann es nicht geheilt werden. Atmen wir tief durch und schreiben wir weiterhin alle versteckten Gedanken und Gedanken auf, die so unerträglich sind, dass wir es vermieden haben, sie aufzuschreiben. In der Aufdeckung dieser Gedanken liegt die Heilung. Sie können jetzt aufgegeben werden. Dieser Brief ist ein Beweis dafür, dass wir bereit sind, alles anzuschauen, was auf unserem Weg zur Heilung auftaucht.
Wenn wir mit dem Schreiben fertig sind, setzen oder stellen wir uns vor einen Spiegel und lesen wir unseren Brief laut vor. Erlauben wir uns, die auftauchenden Emotionen zu fühlen, in dem Wissen, dass es eine liebevolle Präsenz gibt, die uns unabhängig von diesen Gedanken bedingungslos annimmt.
Die nächsten Schritte sind uns überlassen. Wir können diesen Brief aufbewahren, ihn mit einem vertrauenswürdigen Freund teilen oder ihn sogar verbrennen, wenn uns nach einem symbolischen Akt des Loslassens dieser alten Gedanken der Sinn steht. Diese Gedanken haben keinen Einfluss auf unseren Wert. Wichtig ist, dass wir unseren privaten Gedanken erlaubt haben, an die Oberfläche zu kommen, sie anzuerkennen und sie dann loszulassen.
Nehmen wir uns nach dieser Übung viel Zeit, um uns zu erholen und auszuruhen. Lassen wir alle verbleibenden Emotionen, Gedanken oder Selbstverurteilungen vorüberziehen; lassen wir sie den Frieden, der unser Geburtsrecht ist, nicht behindern. Wenn wir in der Lage waren, uns dieser Übung vollständig hinzugeben, werden wir eine tiefere Akzeptanz unserer selbst und eine Würdigung der Heilung spüren, die wir erfahren.
Teil 2: Sich ins Freie wagen
Gehen wir die folgenden Fragen langsam durch, eine nach der anderen. Schreiben wir in unserem Tagebuch andächtig unsere Gedanken und Antworten auf, ohne die nächste Frage vorher zu lesen.
Wählen wir eine intime Beziehung oder eine Freundschaft, in der wir bemerken, dass wir uns zurückhalten, unsere Gedanken und Gefühle zu äußern.
Fragen wir uns, warum wir glauben, dass wir uns in dieser Beziehung zurückhalten, unsere Gedanken auszudrücken.
Wie fühlen wir uns, wenn wir uns zurückhalten? Wie reagieren wir?
Was befürchten wir, was passieren wird, wenn wir authentisch und transparent mit unseren Gedanken sind?
Wie würde sich unser Leben verändern, wenn wir uns erlauben würden, das, was wir denken und fühlen, den Menschen, die uns am nächsten stehen, mitzuteilen?
Im Licht der Liebe löst Kommunikation das Ego auf
Sobald wir alles offengelegt haben, wird der HEILIGE GEIST in uns sich ausdehnen wollen, aber das Ego hat Angst davor, so dass dies ein weiteres Hindernis sein kann, das es zu überwinden gilt. Das Ego wird wollen, dass wir uns zurückhalten, dass wir unsere Liebe, unsere Freude und unser Glück verschlossen halten. Erlauben wir uns, uns mitzuteilen, es einfach herausfließen zu lassen, damit wir erkennen können, dass wir keine Angst vor dieser Liebe haben müssen. Die Liebe strömt durch uns hindurch, drückt sich durch uns aus, wie eine reinigende, läuternde Erfahrung, und es ist nur das Ego, das sich fürchtet. Machen wir uns bewusst, dass das Ego weiß, dass es aufgelöst wird, wenn die Liebe weiter aus uns herausströmt. Das Ego will existieren, also wird das Verstecken für das Ego zu einer Frage des Überlebens.
Die Entscheidung für das Ego, indem wir selbst liebevolle private Gedanken für uns behalten, ist oft eine unbewusste Entscheidung. Es ist der Glaube, dass man Gedanken hegen kann, die man nicht teilen möchte, und dass es sicher ist, die Gedanken für sich zu behalten. Denn mit privaten Gedanken teilen wir nur das mit, was wir selbst mit anderen teilen möchten. Dadurch wird das Potenzial für eine vollständige Kommunikation mit den Menschen um uns herum und mit GOTT, der uns alle gemeinsam umgibt, ausgeschaltet. Jeder Gedanke, den wir versteckt halten, verschließt die Kommunikation. Öffnen wir uns also weiterhin für den Austausch und die Ausdehnung der Liebe, und die Hindernisse und die Angst des Egos werden verschwinden.
Solange wir der Vorliebe des Egos nachgeben, private Gedanken zu haben und sie zu behalten, können wir den heiligen Augenblick nicht erleben. Der heilige Augenblick findet im gegenwärtigen Moment statt, ohne die Ego-Gedanken an die Vergangenheit und die Zukunft. Der heilige Augenblick ist eine Zeit, in der wir vollkommene Kommunikation empfangen und geben. Es ist ein Moment in der Zeit, in dem unser Geist offen ist, sowohl zu empfangen als auch zu geben. Der heilige Augenblick ist die Akzeptanz des einzigen Willens, der alle Gedanken beherrscht. Auf diese Weise erfahren wir die Wunder, derer wir uns bisher nicht bewusst waren. In der heiligen Erfahrung dieses Augenblicks versucht der Geist, nichts zu verändern, sondern lediglich alles zu akzeptieren. Dieser heilige Augenblick, dieser Moment, ist die Erkenntnis, dass alle Geister in Kommunikation sind.
Achtung Falle
Die Aussage des Kurses, dass unsere Erlösung darin besteht, keine privaten Gedanken mehr zu haben, wird vom Ego gerne für seine Zwecke missbraucht. Das Ego interpretiert dies als Aufforderung, alle Gedanken mit allen zu teilen, weil dadurch die Läuterung stattfinden soll. Wenn wir also den Gedanken haben, der andere ist ein Idiot, und wir teilen diesen Gedanken mit dem anderen, dann ist das Läuterung. Aber das ist es nicht. Der Gedanke, dass der andere ein Idiot ist, ist ein Irrtum in unserem Geist und kann gar nicht wirklich geteilt werden. Es geht darum, unsere Irrtümer nicht vor dem HEILIGEN GEIST zu verbergen, sondern sie SEINER Berichtigung zu übergeben. Wenn der HEILIGE GEIST unsere Gedanken neu gedeutet hat, sind sie des Miteinanderteilens wert gemacht worden. Dann kommen wir an den Punkt, an dem wir im anderen nur noch den strahlenden, liebenden CHRISTUS sehen und der Gedanke “Wir sind eins” in unserem Geist auftauchen kann.
Der Ausdruck privat bezieht sich in diesem Zusammenhang also nicht auf das Nichtaussprechen von Gedanken, sondern darauf, dass es sich um Gedanken handelt, die wir ohne GOTT denken, die wir nicht mit GOTT teilen, die wir also vor GOTT verbergen und damit privat halten.
Mit anderen Worten, es geht darum keine privaten Gedanken, also keine Gedanken, die wir nicht mit GOTT denken, in unserem Geist zu haben. Wenn wir nur noch Gedanken in unserem Geist haben, die wir mit GOTT denken, können wir alle Gedanken mit allen teilen.
“Jeder liebevolle Gedanke, der von irgendeinem Teil der SOHNSCHAFT gehegt wird, gehört jedem Teil. Er wird mit Anderen geteilt, weil er liebevoll ist. Miteinanderteilen ist GOTTES Art zu erschaffen und auch die deine. Das Ego kann dich fern vom HIMMELREICH in der Verbannung halten, aber im HIMMELREICH selbst hat es keine Macht. Ideen des reinen Geistes verlassen den Geist nicht, der sie denkt, noch können sie miteinander in Konflikt stehen. Ideen des Ego jedoch können miteinander in Konflikt stehen, weil sie auf verschiedenen Ebenen auftreten und auch gegensätzliche Gedanken auf derselben Ebene einschließen. Es ist unmöglich, einander zuwiderlaufende Gedanken mit anderen zu teilen. Du kannst nur die Gedanken mit anderen teilen, die von GOTT sind und die ER für dich bewahrt. Und aus solchen ist das HIMMELREICH. Die anderen bleiben bei dir, bis der HEILIGE GEIST sie im Licht des HIMMELREICHES neu gedeutet und auch sie des Miteinanderteilens wert gemacht hat. Wenn sie genug geläutert worden sind, lässt ER zu, dass du sie weggibst. Die Entscheidung, sie mit Anderen zu teilen, ist ihre Läuterung.” (EKIW: Kapitel 5, 4. 3.)
Führung
Solange wir noch völlig mit dem Ego identifiziert sind, glauben wir, Herr unseres Geistes zu sein und wollen von Führern und Führung nichts wissen. In Wahrheit ist es aber genau umgekehrt, wir folgen bereits völlig blind und unbewusst einem Führer - dem Denksystem des Egos, dem Glauben an und dem Verlangen nach Trennung. Solange wir mit dem Ego identifiziert sind, gilt die Aussage des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer: "Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will." In diesem Zustand sind wir Marionetten des Egos, Gefangene des Egos. Im Zustand der Ego-Identifikation wird die Gefangenschaft im egoischen Wollen allerdings als freier Wille erlebt, auch wenn es das nicht ist. Es ist weder ein freier Wille, noch ist es unser wahrer Wille. Auf der Ebene der unbewussten Identifikation mit dem Ego gibt es keinen wahren Frieden und keine wahre Freiheit. Um uns aus dieser Gefangenschaft zu befreien, brauchen wir die Führung einer höheren Ebene, denn Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
Im Vorwort zum Textbuch des Kurses, das Helen Schucman etwa ein Jahr nach Erscheinen des Kurses schrieb, hielt sie fest: Er ist nicht als Grundlage für einen weiteren Kult gedacht. Sein einziger Zweck ist, einen Weg zur Verfügung zu stellen, der es einigen Menschen ermöglichen wird, ihren eigenen inneren Lehrer zu finden.
Der spirituelle Weg lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Pray, listen and follow. (Beten, zuhören und folgen.) Geistesschulung und Führung bringen den Kurs auf die Ebene der praktischen Anwendbarkeit. Geistesschulung ist auch Teil vieler anderer spiritueller Wege, aber die Führung durch den HEILIGEN GEIST wird nur selten betont. Dabei ist gerade dies der entscheidende Aspekt auf dem Weg des spirituellen Erwachens, denn Führung befreit uns am schnellsten von Zeit, Schuld und Angst. Ob wir diese innere Führung nun Intuition, höheres Selbst, SPIRIT oder HEILIGER GEIST nennen und ob wir sie konkret als Jesus erfahren, spielt keine Rolle.
Doch denken wir an die vielen Arten, auf die wir versucht haben, Erlösung unter der Führung des Ego zu finden. Haben wir sie gefunden? Waren wir wirklich glücklich? Haben wir beständigen Geistesfrieden erreicht? Haben wir den glückseligen Zustand völliger Unschuld erfahren, der unser wahres Erbe ist? Wir brauchen sehr viel Ehrlichkeit, um uns einzugestehen, dass es niemals vernünftig war, Glück von irgendetwas zu erwarten, was das Ego jemals vorschlug. Wir können uns vom Ego nicht die Befreiung vom Ego erwarten. Und doch ist das Ego die einzige Alternative zur STIMME des HEILIGEN GEISTES. Wenn wir nicht auf IHN hören, hören wir auf das Ego.
GOTTES Heilsplan gelingt einfach deshalb, weil, wenn wir SEINER Führung folgen, wir dort nach der Erlösung suchen, wo sie ist. Wenn wir aber Erfolg haben wollen, wie GOTT es uns verspricht, müssen wir bereit sein, sie nur dort zu suchen. Sonst ist unser Sinn und Zweck gespalten, und wir versuchen, zwei Heilsplänen zu folgen, die einander in jeder Hinsicht diametral entgegengesetzt sind. Das Ergebnis können nur Verwirrung, Elend und ein tiefes Gefühl des Versagens und der Verzweiflung sein.
Die letzten Lektionen des Kurses 361-365 lauten daher alle gleich:
„Diesen heiligen Augenblick möchte ich DIR geben.
Hab Du die Führung. Denn DIR möchte ich folgen,
gewiss, dass DEINE Anleitung mir Frieden bringt.“
Am Anfang des Weges ist es oft so, dass wir die innere STIMME für GOTT selten direkt hören, aber wenn wir uns SEINER Führung anvertrauen, wird ER Wege finden, uns zu erreichen. Wir können IHN jederzeit fragen, was auch immer. Er wird einen Weg finden, um uns die Antwort zu geben. Dazu wird ER sich des ganzen Universums bedienen. Also seien wir wachsam. Wir können den Kurs selbst als Orakel verwenden. Aber auch ohne Buch wird ER uns immer erreichen, wenn wir bereit dafür sind. Wir halten einfach die Augen offen. Wir hören zu: den Worten des nächsten Liedes, dem wir lauschen. Wir achten auf die Information im nächsten Artikel, den wir lesen. Das Thema des nächsten Films, den wir uns anschauen. Die beiläufige Äußerung der nächsten Person, die wir treffen. Oder das Flüstern des nächsten Flusses, des nächsten Ozeans, der nächsten Brise, die unser Ohr liebkost - all das sind SEINE Mittel -, all diese Wege stehen IHM offen. ER wird zu uns sprechen, wenn wir zuhören. ER wird zu uns kommen, wenn wir IHN einladen. ER wird uns dann zeigen, dass ER immer da war. Überall.
Am Anfang erscheint es oft leichter, die innere Stimme für GOTT für jemand anderen zu hören. Dadurch wird unsere Fähigkeit, sie zu hören, stärker. Es ist leichter, sie für jemand anderen zu hören, weil wir scheinbar weniger persönlich involviert sind. Wir sind GOTTES heilige Boten, die für IHN sprechen. Und trotzdem sind die Botschaften, die wir überbringen, in erster Linie für uns selbst bestimmt. Wir üben unsere Rolle dadurch aus, dass wir SEINE Botschaften als für uns selbst bestimmt akzeptieren, und dadurch, dass wir die Botschaften weggeben, zeigen wir, dass wir sie verstanden haben.
Wenn wir den Frieden von IHM haben wollen, müssen wir ihn geben. Heilung kommt nicht von irgend jemand anderem. Wir müssen die Führung aus unserem Inneren annehmen. Wir müssen die Führung wollen, denn sonst wird sie uns nichts bedeuten. Deshalb beruht Heilung auf Zusammenarbeit. ER kann uns sagen, was wir tun sollen, aber unsere Mitarbeit muss darin bestehen, IHM zu glauben, dass ER weiß, was wir tun sollen. Nur dann wird unser Geist sich entscheiden, IHM nachzufolgen. Ohne diese Entscheidung können wir nicht geheilt werden, weil wir uns gegen die Heilung entschieden haben, und diese Zurückweisung SEINER Entscheidung für uns macht die Heilung unmöglich.
Es ist ein häufiges Problem, aus Gewohnheit zu entscheiden, was zu tun ist, bevor wir um Führung bitten. Es ist eine Gewohnheit eines Geistes, der glaubt, ein menschliches Wesen zu sein - ein Geist, der glaubt, ein "Handelnder" zu sein. Seelenfrieden kann nur entstehen, wenn wir die Gewohnheit ablegen, erst zu entscheiden, was wir tun sollen, und dann um Führung zu bitten. Wir müssen es uns zur Gewohnheit machen, den HEILIGEN GEIST wirklich zu fragen, was ER von uns möchte, das wir tun und sagen. Die Offenheit, um Führung zu bitten, macht die schreckliche Unabhängigkeit und Autonomie der Trennung rückgängig und öffnet uns für eine natürliche Erfahrung der GOTT-Abhängigkeit.
In einem kindlichen Zustand des Nichtwissens zu sein, ist einer der wichtigsten Schritte, um zu lernen, die innere Stimme des GEISTES zu hören und ein Leben ohne Angst zu beginnen. Kinder sind ein wunderbares Beispiel für ihr großes Vertrauen. Kleine Kinder, die mit ihren Eltern spazieren gehen, sind wunderbar zu beobachten, weil sie ihre Hand heben und darum bitten, geführt zu werden. Ihr Geist ist offen und aufnahmebereit, um zu entdecken und zu lernen, weil sie darauf vertrauen, dass sie sicher geführt werden und ihnen der Weg gezeigt wird. Ein erster Schritt zu diesem Zustand des "Ich weiß nicht" und des Geführtwerdens besteht darin, den Geist zu öffnen und bereit zu sein, unsere Vorstellungen darüber zu lockern, was irgendetwas bedeutet. Das Ziel ist es, von dieser Stimme so innerlich geführt zu werden, dass wir keine "Hinweise" mehr von der äußeren Welt annehmen, es sei denn, wir erkennen sie als GEIST-voll.
“Wenn du gelernt hast, wie man mit GOTT entscheidet, werden alle Entscheidungen so leicht und richtig wie das Atmen. Es bedarf keiner Mühe, und du wirst so sanft geleitet, als würdest du im Sommer einen ruhigen Weg entlang getragen. Nur dein eigenes Wollen scheint das Entscheiden so schwer zu machen. Der HEILIGE GEIST wird nicht zögern, dir jede deiner Fragen zu dem, was du tun sollst, zu beantworten. ER weiß es. Und ER wird es dir sagen und es dann für dich tun. Du, der du müde bist, wirst sehen, dass das erholsamer als Schlaf ist. Du kannst deine Schuld in den Schlaf mitnehmen, aber nicht in dies hinein.” (EKIW: Kapitel 14, IV. 6.)
Führung bedeutet nicht, unser weltliches Leben in den Griff zu bekommen und zu verbessern. Ziel und Zweck der Führung ist der heilige Augenblick.
Wenn wir lernen, auf die innere Führung zu hören und ihr zu folgen, gilt es zu Beginn darauf zu achten, dass es nicht zwanghaft wird. Es ist nicht nötig, für jede einzelne Entscheidung des Tages zu fragen. "Soll ich meine Schuhe ausziehen? Soll ich vor die Tür gehen?” Werden wir nicht zwanghaft davon besessen, sondern entwickeln wir ein Grundvertrauen in den HEILIGEN GEIST. Spüren wir, dass wir uns der Führung öffnen, und vertrauen wir darauf, dass wir es gut machen werden, dass der HEILIGE GEIST alles im Griff hat. Auch bei der Entwicklung unserer Fähigkeit, uns führen zu lassen, lassen wir uns von IHM führen. Wir sind einfach bereit, in SEINE Richtung zu gehen, und wir werden sehen, dass es uns immer leichter fällt. Es wird mehr wie ein Fluss sein, wenn wir anfangen, unseren Geist auf IHN auszurichten.
Es ist hilfreich, sich einmal vor Augen zu führen, wie viele unserer alltäglichen Handlungen auf der Angst vor Konsequenzen beruhen. Nehmen wir zum Beispiel unseren Job. Würden wir jeden Tag zu dieser Arbeit gehen, wenn wir keine Angst vor den Konsequenzen hätten? Die Angst vor Konsequenzen blockiert das Gefühl, geführt zu werden. Gehen wir nun alle Situationen durch, die zu jedem Tag zu gehören scheinen, einschließlich der sehr subtilen Aspekte, wie z.B. andere nicht enttäuschen zu wollen, die Gefühle anderer nicht verletzen zu wollen und niemandem auf die Füße treten zu wollen. Schauen wir, was sonst noch auf der Angst vor Konsequenzen beruht.
Wenn wir uns ehrlich auf diesen Prozess unter SEINER Führung einlassen, werden wir irgendwann erkennen, dass das Gegenteil von Furcht vor Konsequenzen darin besteht, durch Liebe motiviert zu sein. Stellen wir uns vor, wir wären nur durch Liebe motiviert und durch nichts anderes. Stellen wir uns vor, wie anders es wäre, wenn kein Gefühl der Angst uns antreiben würde. Wie würde unser Leben verlaufen? Wir würden anfangen zu untersuchen, wozu wir Dinge tun. Von der Liebe motiviert zu sein, hilft uns, die Führung unseres Egos von GOTTES Führung zu unterscheiden.
Wenn wir beginnen, der Liebe zu folgen, werden wir erstaunt feststellen, wie praktisch und einfach es ist, diese wahre Führung zu hören. Wenn wir ein Wort der Aufmunterung oder des Trostes brauchen, ist es da. Wenn wir eine konkrete Anweisung brauchen, ist sie da. Wenn wir glauben, dass wir etwas brauchen, hat diese Stimme, diese eine Stimme, immer die praktische Antwort für uns. Wir werden herausfinden, dass das Einstimmen auf unsere innere Stimme, das Einstimmen auf den HEILIGEN GEIST, wirklich das einzige Ziel ist, das es wert ist. Das Leben wird dadurch sehr einfach. Der Versuch, auf das Ego zu hören, ist der Punkt, an dem die Komplexität zu liegen scheint. Aber sobald wir verstehen, wie das Ego funktioniert, können wir es beiseite legen!
Abkehr von der Ego-Führung
Das Ego ist sehr einfallsreich. Es will sogar auf dem spirituellen Weg mitkommen. Das Ego kann aus uns ein ausgefeiltes spirituelles Selbstkonzept (“spirituelles Ego”) machen. Es kann jedes Konzept übernehmen, nur um sich selbst zu erhalten. Es kann sehr heimtückisch sein. Um herauszufinden, ob wir dem HEILIGEN GEIST oder dem Ego folgen, müssen wir erkennen, wie wir uns wirklich fühlen. Wenn wir uns glücklich, leicht und friedlich fühlen, ist das der Zeitpunkt, an dem wir Führung erfahren. Wenn wir versuchen, auf die Führung zu hören und ihr zu folgen, aber keine Freude empfinden, erfahren wir vielleicht gerade eine Lektion in Unterscheidung, denn der HEILIGE GEIST inspiriert immer ein echtes Gefühl der Freude.
Ein klassisches Beispiel für die Raffiniertheit des Egos ist, wenn es uns einflüstert, wir könnten alles tun, was wir gerne tun, und es einfach Führung nennen. Dies führt dann zu Schwierigkeiten im Zusammenleben mit anderen Menschen, die ebenfalls versuchen, der inneren Führung zu folgen: "Also, mein heiliger Geist hat mir gesagt..." "Nun, eigentlich hat mir mein heiliger Geist gesagt...". Wir können erkennen, dass wir dem Ego zuhören, wenn wir anfangen, das Wort "mein" zu benutzen. Das ist der Versuch des Ego, die Idee der Führung für seine eigenen Zwecke zu nutzen.
Das Ego möchte nicht, dass wir irgendetwas mit Führung zu tun haben, es sei denn, es ist seine eigene Führung - und es möchte, dass wir ein Sklave dieser Führung sind. Dem Ego gefällt das, aber es fühlt sich durch die Führung des HEILIGEN GEISTES beleidigt. Es möchte sich selbst schützen, da die Führung des HEILIGEN GEISTES es auflösen würde. Deshalb will es, dass wir in allem von ihm abhängig sind. Es will nicht, dass wir erkennen, dass der Geist ursächlich ist und dass nichts geschehen kann, was der Geist nicht gewollt hat, dass nichts von "außen" kommt. Wenn wir erkennen, dass nichts extern ist und dass es keine externen Ursachen oder Wirkungen gibt, ist das Spiel für das Ego vorbei. Dann haben wir seine Tyrannei, diese falsche Herrschaft, effektiv beendet und wir haben die Stärke und Macht genau so akzeptiert, wie sie ist, im Geist und als Geist.
Eine der tiefsten Wahrheiten, die in der Welt nicht wirklich bekannt ist, besteht darin, dass aus einer falsch verstandenen Wahrnehmung immer ein falsches Verhalten folgt. Das liegt daran, dass Gedanken und Bilder von Formen ein und dasselbe sind. Wenn wir falsch gesinnte Gedanken haben, werden wir unweigerlich fehlgeleitet. Handlungen und Verhaltensweisen sind nicht autonom oder getrennt von unseren Gedanken und Überzeugungen. Was wir tun, kommt von dem, was wir denken. Das ist ausnahmslos so. Was wir tun, wird durch unsere Wahrnehmung einer Situation bestimmt. Es ist eine große Erleichterung zu wissen, dass das, was wir tun, nur von dem kommt, was wir denken und glauben, und dass es nichts außerhalb unseres Geistes gibt. Deshalb brauchen wir die Führung einer Weisheit, die über unsere eigenen Gedanken und Glaubenssysteme hinausgeht. Mit der Führung des HEILIGEN GEISTES im Innern können wir uns entspannen und unseren Weg in die neue Ausrichtung erleichtern.
Die Schwierigkeit besteht nicht wirklich darin, herauszufinden, welche Stimme die des HEILIGEN GEISTES und welche die des Egos ist. Wenn wir Angst in unserem Geist haben, wird das Ego die Führung des HEILIGEN GEISTES aktiv angreifen. Es könnten also eine Menge Angriffsgedanken oder Gedanken des Zweifels bei einer bestimmten Führung auftauchen. Deshalb ist es ein wichtiger Schritt, statt zu fragen, ob es der HEILIGE GEIST oder Ego ist, zu hinterfragen, wovor wir Angst haben, wenn wir Führung in einer bestimmten Situation wollen. Und wir können uns entscheiden, sehr ehrlich zu uns selbst zu sein und zu schauen, was wir zu verlieren fürchten. Wenn das, was wir zu verlieren fürchten, nicht versteckt ist, ist unser Geist offen für alle Möglichkeiten und alle Optionen. Wir werden in der Lage sein, dem HEILIGEN GEIST zu sagen: "Zeig mir einfach, ob es Dein Wille ist." Dann können wir die Freude und den Frieden spüren, der sich einstellt, wenn wir die Führung durch den HEILIGEN GEIST spüren. Wir werden in der Lage sein, eine Menge Zeichen und Symbole zu sehen. Symbole und Metaphern der Harmonie und Vereinigung bringen den Geist mit dem HEILIGEN GEIST in Einklang.
Wenn wir unseren Geist für die Führung öffnen, können wir sehen, dass die Führung immer eine sehr offensichtliche und einfache Option anbietet. Die Frage, ob sie vom Ego oder vom HEILIGEN GEIST kommt, erübrigt sich, nachdem wir uns unseren spezifischen Ängsten gestellt haben. Wahre Führung kommt immer vom HEILIGEN GEIST. Das Ego liefert nur Ängste und Zweifel, aber niemals wahre Führung.
Im Fluss sein
Die Erfahrung, auf wahre Führung zu hören, ist wie ein ständiger Zustand des Gebets. Plötzlich spüren wir, wie natürlich das ist, und wir verstehen, dass wir keine eigenen Entscheidungen treffen müssen. Wir werden den HEILIGEN GEIST für uns entscheiden lassen. Sei Du der Verantwortliche, HEILIGER GEIST! Du kennst den Weg. Du kennst den Weg aus dem Traum der Trennung. Es findet eine Veränderung statt, wenn wir uns dem HEILIGEN GEIST auf diese Weise hingeben. Wir kommen von einem autonomen, getrennten Selbstgefühl in einer anderen Welt und verschmelzen mit einem herrlichen Fluss, der schon immer unser natürlicher Zustand war. Es ist absolut reizvoll, mit einem offenen Geist in den Tag zu gehen, der keine To-Do-Liste hat und nicht auf Ergebnisse fixiert ist - weit offen zu sein, um den Tag wie eine leere Leinwand sein zu lassen, die mit all den schönen leuchtenden Farben bemalt werden kann. Wie frei und wie wunderbar! Wir können das Gemälde so betrachten, wie es direkt vor uns erscheint, und wirklich in der Herrlichkeit des Bildes sein, ohne zu versuchen, es zu kontrollieren, ohne zu versuchen, der Künstler zu sein. Wir sind einfach der Beobachter.
Der Führung zu folgen ist ein Weg zu dieser ultimativen Erfahrung. Wir kommen ohne Vorurteile, wir kommen ohne Vorstellungen vom Ergebnis, aber wir kommt mit der Bereitschaft, uns etwas zeigen zu lassen, zu empfangen, was uns gegeben wird, und darauf zu vertrauen, dass alles für unser Erwachen ist. Das ist es, was uns höher und höher zu dieser ultimativen Erfahrung trägt.
Spiritualität muss praktisch sein. Deshalb kommt es darauf an, uns wirklich für die tägliche Führung zu öffnen, uns vom HEILIGEN GEIST leiten zu lassen und uns bei den Entscheidungen in unserem Leben führen zu lassen. Wir treffen Entscheidungen, um uns vom Ego-Denksystem zu lösen. Die einzige Möglichkeit, uns authentisch zu lösen, besteht darin, mit GOTT zu entscheiden, mit dem HEILIGEN GEIST zu entscheiden, während wir uns vorwärts bewegen. Das ist schön und sehr, sehr praktisch. Es kann fast wie das Lied unseres Herzens werden: "Heute werde ich keine eigenen Entscheidungen treffen. Stattdessen möchte ich geführt werden. Ich bin bereit, mich führen zu lassen." Wenn wir uns auf die Freude des Mitmachens einlassen, wird klar, dass dies wirklich der richtige Weg ist, weil er mit Leichtigkeit und Glück verbunden ist.
Wir können diese sanfte Gegenwart und Führung gemeinsam mit anderen erfahren. Wenn zwei Menschen tief aufeinander und auf den HEILIGEN GEIST eingestimmt sind, können sie tatsächlich dieselbe Führung gleichzeitig hören. Das ist eine wunderbare Erfahrung. Es ist, als würde man mit einem anderen Wesen eins werden. Dies ist eine Erfahrung jenseits der Zeit, ein heiliger Augenblick, in dem wir keinen Unterschied zwischen uns und dem anderen sehen. In diesem Moment gibt es keine Körper oder Personen. Es ist ein wahrer Moment, in dem wir ein Geist sind. Wir erleben eine große Harmonie, wenn wir solche Synchronizitäten haben. Wir schauen uns in die Augen und müssen kaum etwas sagen, weil wir beide das intuitive Ja spüren.
Süße Demut
Es ist die Antwort auf die innere Frage "Wie fühle ich mich?", zusammen mit der Verpflichtung, der Stimme des HEILIGEN GEISTES zu folgen, die es letztendlich ermöglicht, zwischen den beiden gegensätzlichen Gedankensystemen zu unterscheiden. Je mehr wir heilen und präsent werden, desto mehr werden wir in der Lage sein zu erkennen, dass die Richtung des Egos immer auf Angst basiert, während die Richtung des HEILIGEN GEISTES immer mit Frieden kommt, wie eine allumfassende göttliche Welle der Liebe.
Vielleicht beginnen wir jetzt zu erkennen, dass das, was wir wirklich wollen und brauchen, wenn wir unser Herz für diese ultimative Erfahrung öffnen, wahre Demut ist, die Demut zu erkennen, dass "ich nicht weiß". Wenn wir denken, dass wir schon alles wissen, werden wir niemals um Führung bitten. Deshalb ist der Zustand des Nichtwissens so mächtig, wenn es darum geht, zu lernen, die innere Stimme GOTTES zu hören und ihr zu folgen. Uns selbst zu erlauben, nichts zu wissen, ist entspannend, und das ist der Punkt, an dem wir anfangen können, uns in Vertrauen zu üben, etwas, das wir im nächsten Kapitel erkunden und vertiefen werden.
Wenn wir uns auf ein Leben der Führung zubewegen, werden wir wie ein Kind, das sein altes Spielzeug bereitwillig beiseite legt, um sich einem viel erfüllenderen und umfassenderen Ziel zu widmen. Der Führung zu folgen führt zum Frieden. Es führt zu allem, was das Beste für das ganze Universum ist. Bei jeder Entscheidung, die uns leicht fällt, können wir darauf vertrauen, dass der HEILIGE GEIST uns führt. Wir sind dazu bestimmt, ein leichtes Leben zu haben. Es ist das Ego, das uns vor Herausforderungen stellen und die Dinge kompliziert und schwierig machen will. Die Leichtigkeit und Einfachheit des HEILIGEN GEISTES sind immer verfügbar und wir können sie spüren, wenn wir in einem demütigen Zustand der Bereitschaft sind, zu folgen. Mit etwas Übung wird es ganz natürlich, der inneren Führung zu vertrauen und zu folgen.
Ja, aber …
Eine Frage, die im Zusammenhang mit dem Thema Führung irgendwann zwangsläufig auftaucht, ist: Wenn das Drehbuch geschrieben ist, warum spielt Führung dann eine Rolle? Wenn alles, was wir wahrnehmen, nur Vergangenheit ist, wozu brauchen wir dann Führung? Das-Drehbuch-ist-geschrieben ist ein sehr, sehr hoher Geisteszustand, und der einzige Weg, diesen Geisteszustand zu erreichen, ist ganz praktisch, auf Führung zu hören - durch all unsere Filter und Vorstellungen von dem, was wir glauben, wer wir sind. Solange wir glauben, eine Person zu sein, und solange wir glauben, in Zeit und Raum zu sein, ist Führung etwas sehr Praktisches, denn sie kommt durch unsere Filter und erreicht uns in einer Sprache, die wir verstehen können, auf eine Weise, die uns relevant erscheint, und auf eine Weise, die uns hilfreich erscheint. Die Metapher “Drehbuch” verweist auf eine lineare Angelegenheit und ist damit selbst Teil der Illusion von Raum und Zeit und damit nicht der heilige Augenblick, in dem alles simultan geschieht. Und natürlich gibt es im HIMMEL, im vereinten, reinen GEIST, keine Führung, weil es keine Notwendigkeit dafür gibt.
“Drehbuch”, “Schicksal”, all das sind Metaphern auf der Ebene der Illusion linearer Zeit und damit keine Wirklichkeit. Die Aussage "Das Drehbuch ist geschrieben.” ist nur ein Hilfsmittel. In Indien hat man seit jeher mit dem Begriff “Schicksal” als Hilfsmittel gearbeitet. Es ist ein Hilfsmittel, weil uns alles zum Traum wird, wenn wir die Dinge für vorherbestimmt halten. Es hilft uns zu erkennen, dass wir als Person nicht der Handelnde sind, dass die getrennte Person selbst nur ein Traum ist.
Der erwachte GEIST braucht keine Hilfe, aber wir, die wir Trennung träumen, brauchen Hilfe. Daher beten wir: “Ich glaube, ein Mensch zu sein, HEILIGER GEIST, hilf mir, erreich mich durch diesen Filter, zeige mir den Weg, führe mich, mache es offensichtlich, damit ich erkennen kann, was mich blockiert und scheinbar trennt von meiner Wirklichkeit als SOHN GOTTES.”
Ein besonders berührendes Beispiel für Führung ist Svavas Reise mit Ein Kurs in Wundern und ihre Beziehung zu Jesus:
Vertrauen ist die wichtigste Eigenschaft, die wir kultivieren müssen, wenn wir unsere spirituelle Reise beginnen. Dann werden andere Eigenschaften folgen, wie Ehrlichkeit, Sanftmut und Freude. Sie alle beruhen auf Vertrauen. Deshalb ist Vertrauen in den HEILIGEN GEIST so wichtig.
Lektion 24 “Ich nehme nicht wahr, was zu meinem Besten ist.” und Lektion 25 “Ich weiß nicht, wozu irgendetwas dient.” weisen uns gleich zu Beginn des Kurses darauf hin, warum Vertrauen im Prozess des spirituellen Erwachens wichtig ist. Auf dem spirituellen Weg können viele Dinge geschehen, die wir aus der Sicht des Ego-Denksystems vielleicht als Katastrophe empfinden, und gerade in diesen Momenten ist das Vertrauen in den HEILIGEN GEIST enorm wichtig. Der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Ende einer Beziehung können für unseren Befreiungsprozess hilfreich sein, auch wenn wir es im Moment des Geschehens als Katastrophe erleben.
Der größere Plan des Heiligen Geistes
Wenn es um Arbeit, Karriere, Beziehungen, Häuser und unsere körperliche Gesundheit geht, scheinen wir unseren persönlichen Entscheidungen eine große Bedeutung beizumessen. Es ist, als ob wir alles selbst in die Hand nehmen wollen. Wir sagen zum HEILIGEN GEIST: "Du hilfst mir einfach, friedlich zu sein, und den Rest erledige ich schon selbst. Ich kümmere mich um die Kinder, den Job, das Haus und die Menschen." Es ist, als würden wir sagen: "Du gibst mir den Frieden, und ich werde mein Leben führen." Wir erkennen nicht, dass diese Ziele nicht zusammenpassen. Wenn wir versuchen, einige Aspekte unseres Lebens zu steuern, stellen wir unsere Persönlichkeit an die erste Stelle und den HEILIGEN GEIST an die zweite.
"Vertraue Gott, aber binde dein Kamel an"
Das Sprichwort ist auch im deutschen Sprachgebrauch bekannt und geht auf eine Überlieferung des Propheten Muhammad zurück. Hintergrund ist, dass ein Beduine, der eine Rede des Propheten Muhammad über das Vertrauen in Gott gehört hatte, diesen fragte, ob es bei diesem Vertrauen in Gott notwendig sei, sein Kamel anzubinden, damit es nicht weglaufe.
Im Original der Überlieferung, heißt es allerdings nicht "aber", sondern "und". Zudem ist die Reihenfolge anders, also: "Binde dein Kamel an und vertraue Gott". Der Wechsel von "und" zu "aber" ist wahrscheinlich bei der interkulturellen Übertragung vom Islam zum Christentum erfolgt, da die beiden Religionen damals eine unterschiedliche Einstellung zur Naturwissenschaft hatten.
Dieses Zitat richtig verstanden bedeutet, dass ein Leben der Hingabe zu führen nicht bedeutet, die Verantwortung abzugeben. Die Übung besteht darin, darauf zu vertrauen, dass wir innerhalb unserer Verantwortlichkeiten auf eine Weise geführt werden, die Angst und Kontrolle abbaut. Unsere einzige wahre Verantwortung besteht darin, SEINE Berichtigung zu akzeptieren!
Aber das Ego benutzt diesen Spruch gerne für seine Zwecke, um die sogenannten weltlichen Dinge unter seine Kontrolle zu bringen und gleichzeitig von Gott zu erwarten, dass er sich ganz unabhängig davon um den Geistesfrieden kümmert. Wenn aber unser Geist mit alltäglichen Sorgen um Haus, Job, Geld, Kinder und Kamele vollgestopft ist, wie kann sich dann der Friede GOTTES in unserem Geist ausbreiten? Wenn wir ständig auf die ängstliche Stimme des Egos hören, wie können wir dann jemals die Stimme für GOTT hören? Wenn unser Geist so sehr in der Welt gefangen ist, wie kann er sich jemals darüber erheben?
Solange wir auch nur mit einem Finger an dieser Welt hängen, ziehen wir die ganze Welt hinter uns her.
Alles verändert sich ständig in dieser Welt. Bei einigen dieser Veränderungen denken wir: "Hmm... das gefällt mir", und manchmal denken wir: "Das ist eine Bedrohung, und es könnte sehr, sehr gefährlich oder riskant sein.” Wenn wir unseren Geist beobachten, können wir sehen, dass das Gefühl der Bedrohung von einer Art Interpretation oder Bedeutung herrühren muss, die wir den Situationen geben. Wenn wir beispielsweise Angst haben, etwas zu verlieren, dann liegt dies an der Bedeutung und Wichtigkeit, die wir diesen Dingen gegeben haben. Die Frage ist: Kann ich meine Wahrnehmung ändern und zu dem Vertrauen kommen, das zu der Erfahrung führt, dass ich buchstäblich von der Liebe GOTTES erhalten werde?
Irgendwann kommen wir an einen Punkt, an dem wir erkennen, dass wir darauf vertrauen müssen, dass alle unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Dann gilt es, darauf zu vertrauen, dass man sich um uns kümmern wird. Und wenn wir später zurückblicken, werden wir sehen, dass unsere Bedürfnisse seitdem immer erfüllt wurden. Der spirituelle Weg wird zu einer wunderbaren Reise des Vertrauens und der Öffnung des Bewusstseins. Wenn wir auf dieser Reise nach innen sanft zu uns selbst sind und die Symbole, die uns begegnen, mit Freude und Wertschätzung annehmen, entdecken wir die Schönheit der Absicht des HEILIGEN GEISTES.
Vom Überleben zur göttlichen Fürsorge
Wir Menschen wenden so viel Energie und Mühe auf, nur um zu überleben. Es geht ums Überleben, um Sicherheit und um die Planung der Zukunft. Es wird so viel Mühe darauf verwendet, den Körper am Leben zu erhalten. Wir müssen unser Bewusstsein von der Anstrengung und Energie, die wir in die Aufrechterhaltung des Körpers stecken, auf die Anstrengung und Energie verlagern, die wir in die Vergebung unserer illusorischen Gedanken, Gefühle und Überzeugungen stecken, und uns an unsere natürliche spirituelle Wirklichkeit erinnern.
Nur das Chaos regiert eine Welt, die das Abbild des Ego-Denksystems ist - und das Chaos kennt keine Ordnung. Das völlig Wahnsinnige erzeugt Angst, weil es gänzlich unzuverlässig ist und keine Grundlage für Vertrauen bietet. Nichts in der Verrücktheit ist verlässlich. Es bietet keine Sicherheit und keine Hoffnung. Aber eine solche Welt ist nicht wirklich. Wir haben ihr die Illusion der Wirklichkeit verliehen und gelitten, weil wir an sie glaubten. Jetzt können wir beschließen, diesen Glauben zurückzunehmen und unser Vertrauen in die Wirklichkeit zu setzen.
Wir brauchen Vertrauen, um von einem Leben im Nirgendwo zu einem Leben in der Freude, dem Glück und der Vitalität unseres wahren SELBST, zu gelangen. Wenn wir unser Vertrauen vertiefen, erkennen wir, dass alles, was wir brauchen, ohne unsere eigene Anstrengung bereitgestellt wird; wir müssen nicht einmal daran denken. Das ist neu und wunderbar. Man kann es wie ein Experiment behandeln, aber nicht wie einen Test, bei dem man z. B. ohne Geld in eine weit entfernte Stadt reist, um zu sehen, ob man dort versorgt wird. Es geht um mehr als das. Es heißt: "Was wäre, wenn ich mich entscheide, von jetzt an, genau hier in diesem Moment, darauf zu vertrauen, dass alles, was ich für Heilung und Glück brauche, bereitgestellt wird, wenn ich authentisch bin, wenn ich transparent bin und wenn ich offen für Heilung und Glück bin?" Dies ist das Versprechen der Einheit, der Liebe, dass alles, was wir brauchen, um Glück zu erfahren, bereitgestellt wird.
“Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?” Mit diesen berühmten Worten antwortete Jesus schon vor zweitausend Jahren auf die Sorge um das tägliche Überleben.
Was das Leben kompliziert macht und das Vertrauen behindert, ist der Ehrgeiz, "mehr" zu wollen oder etwas anders zu wollen, als es gerade ist. Wann immer wir uns von der Einfachheit des Augenblicks entfernen, wird es sehr kompliziert. Jegliche Wünsche können uns quälen, wenn sie sich in unserem Kopf zu drehen beginnen, weil wir verwirrt sind, weil wir denken, dass diese Wünsche irgendetwas von Wert mit sich bringen. Der Schlüssel ist, sich zu entspannen und zu vertrauen. Und damit meine ich nicht das Vertrauen in das Geldsystem, das Vertrauen in Regierungen oder das Vertrauen in einen bestimmten Menschen. Ich spreche vom göttlichen Vertrauen, dem Vertrauen darauf, dass der HEILIGE GEIST uns alles geben wird, was wir brauchen, um glücklich zu werden. Natürlich sind auch andere Menschen daran beteiligt, aber wir wissen, dass es letztlich keine anderen Menschen gibt, sondern dass alles ein einziger Traum mit scheinbar verteilten Rollen ist.
Vertrauen zu wagen, ebnet den Weg für Wunder
Glaube und Vertrauen, die synonym sind, lassen sich nicht quantifizieren. Entweder wir vertrauen oder wir vertrauen nicht. Entweder wir haben Vertrauen oder nicht. Wir können nicht sagen, dass wir ein wenig oder viel Vertrauen haben. Um den Wechsel von unserer gewöhnlichen Lebenserfahrung zur Erfahrung der Herrlichkeit des gegenwärtigen Augenblicks zu akzeptieren, müssen wir Vertrauen in das Göttliche entwickeln. Das göttliche Vertrauen, von dem wir sprechen, beinhaltet, dass wir unsere Anziehung zu einer persönlichen Perspektive loslassen und allmählich den Raum schaffen, um eine ganz und gar einheitliche Perspektive anzunehmen. Um zu vertrauen und ein wirklich hingebungsvolles Leben zu führen, brauchen wir einen schrittweisen Prozess, so wie Kinder es tun, wenn sie wachsen. Kinder brauchen viel Vertrauen, um zu lernen. Sie müssen ihren Bezugspersonen vertrauen. Diese Art von Vertrauen ist der Schlüssel für die gesamte spirituelle Reise.
Vertrauen hängt davon ab, wessen Hand uns führt. Deshalb arbeiten wir an der Unterscheidung zwischen unserem wahren SELBST und dem Hochstapler-Selbst, dem Ego. In dem Maße, in dem wir dem Hochstapler Glauben und Vertrauen schenken, kennen wir unsere wahre Identität nicht. Wir lernen, zwischen dem Hochstapler und unserem wahren SELBST zu unterscheiden, indem wir uns bewusst machen, wie wir uns fühlen. In jedem Moment können wir fragen: "Wie fühle ich mich?", und die Antwort wird uns erlauben zu erkennen, woher die Führung kommt. Unsere Unterscheidungsfähigkeit wird gestärkt, wenn wir dies mehr und mehr praktizieren, und wenn unser göttliches Vertrauen wächst, löst sich die Angst auf.
Je vertrauensvoller wir werden, desto entspannter werden wir. Wenn wir dann bemerken, dass eine Reaktion oder eine Emotion auftaucht, können wir erkennen, dass das eine gute Sache ist, denn es hilft uns zu sehen, wo das Ego noch einen Einfluss auf unseren Geist hat. Wir sind hier, um das Unbewusste willkommen zu heißen, damit wir es loslassen können. Wir sind nicht hier, um zu versuchen, eine Show abzuliefern. Wir sind nicht einmal hier, um die Dinge richtig zu machen, denn der Versuch, die Dinge in der Form richtig zu machen, war Teil des Spiels, um unsere Gefühle der Unwürdigkeit zu überdecken.
Vertrauen in den HEILIGEN GEIST zu entwickeln, kann als herausfordernd, beunruhigend und unangenehm erlebt werden. Wenn manche Menschen das im Voraus wüssten, hätten sie vielleicht Angst und würden sich etwas suchen, das sie für etwas sanfter halten. Aber wenn man tiefer geht, ist der Gewinn an Erfahrung immens.
Der Plan des HEILIGEN GEISTES ist es, den Geist von dem zu befreien, was er zu brauchen glaubt, ohne ein Gefühl des Opferns. Da die egoische Interpretation der Nachfolge des HEILIGEN GEISTES durch die Linse des Verlustes erfolgt, wird sie selten als sanft erlebt, aber es ist gut zu wissen, dass Sanftmut und Opferlosigkeit möglich sind.
Der Glaube an das Opfern kann sich auf viele verschiedene Arten auswirken. Da wir uns in einer Welt der offensichtlichen Wahlmöglichkeiten befinden, scheint es, dass die Entscheidung für eine Sache bedeutet, dass wir auf andere Dinge verzichten müssen. Die Möglichkeit, auf diese Weise "zu kurz zu kommen", gibt uns das Gefühl, dass wir immer auf die eine oder andere Weise zu kurz kommen. Um einen Zustand des Vertrauens zu entwickeln, müssen wir die Wichtigkeit der Wahl der richtigen Form loslassen und stattdessen erkennen, dass die wirkliche Wahl auf einem glücklichen Geisteszustand beruht. Das Ergebnis in der Form ist nicht so wichtig, aber das Gefühl der Wichtigkeit unseres Ziels ist es, wo unser Glück liegt.
Der Inspiration zu folgen und sich bei allen täglichen Entscheidungen leiten zu lassen, schafft Vertrauen und ebnet den Weg für eine wunderbare Geistesverfassung. Denn wenn wir tiefer gehen, werden wir sehen, dass wir nichts verloren haben. Es ist kein Opfer erforderlich, und die Belohnung in Form von Geistesfrieden ist unermesslich. Wenn wir die Fähigkeit entwickeln, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie in unser Leben kommen, scheinen sich die Türen des Glücks vor uns zu öffnen, eine nach der anderen.
Stressoren offenbaren unseren Grad an Vertrauen
Es kann Herausforderungen im Leben geben, die uns zeigen, wo wir mit unserem Vertrauen stehen. Wir können sie als Barometer dafür nutzen, wie sehr wir vertrauen, wenn es um etwas wie den Tod eines geliebten Menschen, den Tod eines Haustiers, eine Trennung, eine Naturkatastrophe oder andere psychische Stressfaktoren geht. Wie reagieren wir? Bewegt es uns zu Glauben, Vertrauen und einem tieferen Gebet? Werden wir durch diese Prüfungen und Schwierigkeiten stärker, oder knicken wir ein und fühlen uns erdrückt? Haben wir das Gefühl, dass es keine Hoffnung gibt? Diese Erfahrungen können zu Chancen werden. Wir können uns öffnen und zulassen, dass sie uns zu einem viel tieferen Vertrauen anspornen, bei dem wir uns viel mehr auf den HEILIGEN GEIST als auf die Umstände verlassen.
Der Weg mit dem Kurs ist ein sehr direkter Weg; es ist wirklich ein Weg der Erfahrung. Wir brauchen Erfahrungen, die uns zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass wir weiterhin vertrauen können. Wenn wir Schritte gemacht haben und keine Leichtigkeit, Unbeschwertheit oder Ausbrüche von Freude und Glück gespürt haben, dann könnten wir sogar den Verdacht haben: "Okay, ich habe diesen Schritt gemacht, und...?" Es muss eine erfahrungsbasierte Reise sein. Wir brauchen Erfahrungen, um die vergangenen Konditionierungen zu ersetzen. Wir brauchen freudvolle Erfahrungen, die uns weiterführen, wie ein Kind, das geführt wird: "Gut, gut, gut, jetzt komm, mach noch einen Schritt. Komm weiter, komm weiter!"
Indem wir loslassen und dem HEILIGEN GEIST die Führung überlassen, kehren wir die Ego-Mentalität um, die besagt, dass wir, wenn wir etwas tun wollen, uns die Mittel einfallen lassen müssen. GOTT kennt das Gebet unseres Herzens, bevor wir auch nur ein Wort sprechen. Wir sind eingeladen, an einen Ort der Stille tief im Inneren unseres Geistes zu gelangen, um eine Erfahrung von Zweck und Absicht zu machen. Bei Zweck und Absicht geht es um eine innere Verbindung mit dem HEILIGEN GEIST. Es ist eine Erfahrung von Kraft und Klarheit, die uns den Weg zeigt.
Vertrauen ist die Bereitschaft, in die Gegenwart einzutauchen und authentisch "loszulegen". Wir kommen in einen Zustand, in dem wir nichts mehr planen; wir folgen dem starken inneren Kompass, der der HEILIGE GEIST ist, von Augenblick zu Augenblick. Wir wissen vielleicht nicht, wohin uns das führt, aber eines ist sicher: Es wird ein Wunder sein!
Das ist unser Thema: GOTTES Wille für uns ist vollkommenes Glück, und wir sind wie Kinder, die sich für diese Erfahrung öffnen. Das Gebet unseres Herzens lautet: "Zeig mir, zeig mir!" So lernen wir, GOTT zu vertrauen und von ihm abhängig zu werden. “Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.” (Matthäus 18, 3) bedeutet, dass wir die wahre Kraft unserer wahren Beziehung zu GOTT nicht erkennen können, wenn wir nicht unsere völlige Abhängigkeit von ihm erkennen.
Ich liebe die Neugierde von Kindern, weil sie ein Zeichen von Offenheit ist. Wenn man neugierig ist, denkt man nicht, dass man schon alles weiß. Das ist so wichtig; das ist eines dieser Dinge, die man bewusst kultivieren sollte, einfach neugierig zu bleiben und offen dafür zu sein, sich etwas zeigen zu lassen. Es ist ähnlich wie bei einer Vertrauenswanderung, bei der einem die Augen verbunden werden, und man streckt die Arme aus und vertraut darauf, dass der Führer einen führt und einem etwas zeigt. Es ist einfach fantastisch, weil man wirklich loslassen muss, was man mit seinen Sinnen zu wissen glaubt. Man hat die Augen verbunden, die Hand ausgestreckt, und der Führer begleitet einen bei jedem Schritt. Es ist das intuitive Vertrauen, das uns von Augenblick zu Augenblick an einen Ort des tiefen Friedens und der Freude bringt.
Eine Methode, die mich immer besonders berührt hat, ist Wasser-Shiatsu. Es nährt die Seele, lässt Gottvertrauen wachsen und hilft, mit Ängsten umzugehen. Wasser-Shiatsu - kurz Watsu® genannt - macht sich die gefühlte Schwerelosigkeit des Körpers im Wasser zunutze, entscheidend ist jedoch das Vertrauen in den Übungspartner. Richtig verstanden bedeutet es, mit dem anderen zu SEIN, nicht etwas zu tun. Es ist daher auch eine wunderbare, heilsame Methode für Paare.
Diese Reise mit dem HEILIGEN GEIST erfordert Vertrauen und Sanftmut, und wenn wir für jede kleine Bereitschaft, die wir aufbringen können, dankbar sind, werden wir ganz natürlich im Vertrauen wachsen und uns für Wunder öffnen. Wenn wir anfangen, im Wunder zu leben, verschwinden unsere Sorgen und Kämpfe und kommen nicht mehr zurück.
Übung: Sprung des Vertrauens
Nehmen wir uns jetzt etwas Zeit, um nach innen zu schauen. Bitten wir den HEILIGEN GEIST, uns bei der Vorbereitung auf diese Aufgabe zu begleiten.
Uns an die Wunder zu erinnern, die wir erlebt haben, und sie dann mitzuteilen, ist eine sehr hilfreiche Methode, um die Wahrheit in unserem Geist zu festigen und Vertrauen aufzubauen. Erlauben wir es, uns eine Zeit vor Augen zu führen, in der wir angeleitet wurden, einen "Vertrauenssprung" zu machen. Es könnte der Zeitpunkt sein, an dem wir uns gezwungen fühlten, mit jemandem Kontakt aufzunehmen, oder an dem wir das Gefühl hatten, dass es an der Zeit war, den Arbeitsplatz zu wechseln. Notieren wir unsere Antworten auf diese Fragen in unserem Tagebuch.
Beschreiben wir eine Situation, in der wir aufgefordert wurden, eine Entscheidung zu treffen oder etwas zu unternehmen.
Erinnern wir uns daran, was wir befürchteten zu verlieren, wenn wir diesen Schritt wagen würden? Beschreiben wir etwaige Gedanken und Gefühle des Zögerns.
Was hat uns dazu bewogen, diesen Vertrauensvorschuss zu geben, obwohl wir uns des Ergebnisses nicht sicher sein konnten?
Welche Erfahrungen haben wir danach gemacht? Wie haben wir und alle anderen in dieser Situation von unserer Bereitschaft zu vertrauen profitiert?
Gibt es weitere Schritte, vor denen wir uns fürchten? Erforschen wir alle unsere Gedanken und Gefühle in unserem Tagebuch, damit sie sich auflösen können.
Erinnern wir uns im Gebet und im Vertrauen, dass Frieden und Liebe unsere gewünschten Ergebnisse sind. Lassen wir diese Vorstellung unsere Absicht unterstützen, mit Klarheit vorwärts zu gehen!
Gebet: “HEILIGER GEIST, hier bin ich”
Ein sehr kurzes Gebet, das uns für das Vertrauen öffnen kann, ist "HEILIGER GEIST, hier bin ich." Sprechen wir dieses Gebet und warten still mit offenem Geist. Bleiben wir aufmerksam und entspannt. Beobachten wir, was kommt. Benutzen wir dieses Gebet, um uns mit der tiefen, stillen Erfahrung des HEILIGEN GEIST in unserem Geist zu verbinden. Unser Fokus liegt darauf, die stille Mitte in unserem Inneren zu finden, wo das Licht in unserem Geist willkommen geheißen und offenbart werden kann. Lassen wir jedes Gefühl los, etwas tun zu müssen. Seien wir stattdessen einfach da und beobachten diesen Moment. Wenn wir in der Lage sind, den Ort der wachen Stille in unserem Geist zu finden, bemerken wir, wie es sich ganz natürlich anfühlt, zu vertrauen. HEILIGER GEIST, hier bin ich.
Seien wir ruhig und wissen wir, dass Vertrauen jedes Problem jetzt löst!
Vertrauen in das, was gegeben wird
Wenn wir uns im Vertrauen üben, werden wir die Dinge, die auf uns zukommen, als echte Geschenke und nicht als Bedrohungen oder Probleme betrachten. Wir alle haben Wunder, die in der Gegenwart auf uns warten. Wunder wollen auf eine sehr schöne Weise geschehen, aber wir müssen sie zulassen. Wenn wir in "sollte ich" und "könnte ich" erstarren, dann sind wir in den Zweifeln und Vergleichen des Egos gefangen, und wir verschließen uns dem Vertrauen.
Sicherlich kann es Phasen der Orientierungslosigkeit geben. Diese kommen, weil wir uns vom Einfluss des Egos auf unser Leben und seinen Gesetzen von Knappheit, Mangel, Verteidigung und Gegenseitigkeit lösen. Wir werden eine Menge Reaktionen haben, die aus der Angst vor dem Licht kommen. Aber die gute Nachricht ist, dass wir aus diesen Phasen der Desorientierung segelnd und schwebend herauskommen werden, in dem herrlichsten Geisteszustand, den wir uns nur wünschen können.
Anfangs können Wunder ein wenig seltsam erscheinen, weil wir nicht daran gewöhnt sind. Wir sind es nicht gewohnt, pünktlich zu einem Treffen zu erscheinen, das unmöglich zu sein schien. Wir sind es nicht gewohnt, dass der HEILIGE GEIST Zeit und Raum für uns arrangiert und das Leben wie ein wunderbarer Fluss ist. Das Ego mag versuchen, die Wunder abzutun und diese Erfahrungen aus dem Bewusstsein zu verdrängen, aber je länger wir dabei bleiben, desto beständiger wird die Erfahrung von Geistesfrieden und Freude.
Ich wurde in meinem Leben von einem Job zum nächsten geführt, bei allen handelte es sich um sehr unterschiedliche Positionen und Aufgaben und in keinem verweilte ich länger als sieben Jahre. Zu Beginn erkannte ich noch nicht, dass die Jobs mir helfen sollten, einen sehr zentralen Aspekt meines persönlichen Selbst zu erkennen, zu heilen und mehr vom HEILIGEN GEIST abhängig zu werden. Einerseits war ich immer schon von einem relativ starken Urvertrauen erfüllt, ohne mir dessen bewusst zu sein und andererseits war da immer noch ein großer Teil Vertrauen in mein falsches Selbst. Erst als ein wirklich großer Lernschritt in Form von großen Schwierigkeiten in meinem Leben auftauchte, wurde ich mir meines noch immer mangelnden Vertrauens in GOTT bewusst und musste erst ein noch tieferes, bewusstes Vertrauen in die Führung durch den HEILIGEN GEIST entwickeln. Und vor allem musste ich mein Vertrauen in mein falsches Selbst völlig aufgeben. Denn bei all dem, was in unserem Leben so geschieht, können wir nicht immer beurteilen, was für unsere Heilung am förderlichsten ist.
Ein Leben der Hingabe zu führen bedeutet nicht, die Verantwortung abzugeben. Die Übung besteht darin, darauf zu vertrauen, dass wir innerhalb unserer Verantwortlichkeiten auf eine Weise geführt werden können, die Angst und Kontrolle abbaut. Wenn unsere Überzeugungen stark sind, müssen sie durchschaut und vollständig übergeben werden, sonst bleiben sie im Hintergrund unseres Bewusstseins bestehen und lenken unsere Gedanken und Handlungen. Und ja, die Hingabe an GOTT wird uns letztlich völlig von weltlichen Pflichten und Sorgen befreien. Wir werden unser Leben mit solcher Hingabe leben wollen, dass wir die Sorgen dieser Welt tatsächlich verblassen lassen. Wenn die Dinge im Fluss sind und wir Vertrauen haben, werden wir flexibel sein, zum Beispiel in Bezug auf unsere täglichen Pflichten und Zeitpläne. Das liegt daran, dass sich unsere Wahrnehmung verändert hat und wir uns geöffnet haben, um die Dinge aus der Perspektive des HEILIGEN GEISTES zu sehen, aus tiefer Akzeptanz und Frieden. Wir beginnen alles für dieses Ziel, für diese Erfahrung des Vertrauens zu nutzen.
Sobald diese Verbindung mit unserem inneren Lehrer hergestellt ist, ist unser Weg geebnet. Wir erleben einen klaren Weg. Im Vertrauen spüren wir, dass der HEILIGE GEIST vor uns geht, Er führt, leitet und gibt uns alles ein, was wir sagen und tun sollen, jeden Menschen, den wir treffen sollen, und jeden Ort, an den wir gehen sollen. Wir erleben unseren Lebensweg so, als gäbe es bereits einen ganz bestimmten Plan und wir müssten ihn nicht erst herausfinden. Wir müssen nicht das Für und Wider abwägen oder versuchen, die Zukunft vorauszusehen, und es gibt auch keinen Grund, uns zu fürchten. Wir bewegen uns in die Richtung, das Bedürfnis nach persönlicher Kontrolle aufzugeben, weil wir uns auf die Erfahrung einlassen, dass der HEILIGE GEIST alles für uns plant und organisiert und wir von dem Glauben befreit, dass wir selbst planen müssen. Wir werden von dieser schweren Last der Kontrolle, der Planung und des Managements unseres Lebens befreit. Jede Sekunde, die wir im Vertrauen verbringen, wird uns enorm belohnen: mit Zufriedenheit und Frieden.
Wenn wir alles mit dem HEILIGEN GEIST in unserem Geist annehmen, können wir alles für Frieden und Heilung nutzen. Wir werden erkennen, dass wir nicht in der Lage sind zu beurteilen, welche Aktivitäten und Beziehungen am hilfreichsten für unsere Öffnung ins Jetzt sind. Wir wollen nicht länger das Spiel des Aussuchens und Wählens spielen. Wenn wir darauf vertrauen und akzeptieren, dass unser ganzes Leben vom HEILIGEN GEIST gegeben wird, kommen wir in eine solche Empfänglichkeit und einen solchen Fluss, dass wir alles als perfekte Unterstützung sehen, als nur für uns gegeben!
Zum Abschluss eine Metapher
Wenn Vertrauen da ist, können wir unsere Flügel ausbreiten und losfliegen, um in den Himmel einzugehen, aber wenn kein Vertrauen da ist, klammern wir uns an die Erde und versuchen uns zu „erden“. Mit der Entwicklung von Vertrauen, wie sie im Kurs sehr genau beschrieben wird, ist es wie mit dem Start einer Rakete. Der Start ist schwierig, weil zu diesem Zeitpunkt der Ballast noch groß und die Erdanziehungskraft sehr stark ist. Erst wenn der meiste Ballast abgeworfen ist, wird es leichter. Die Schwerelosigkeit der Erdumlaufbahn symbolisiert den glücklichen Traum.
“Das Ego analysiert, der HEILIGE GEIST akzeptiert.
Nur durch Akzeptanz kann die Ganzheit gewürdigt werden,
denn analysieren heißt zerlegen oder heraustrennen.” (EKIW: Kapitel 11, V. 13. 1.&2.)
Wenn wir mit der Bereitschaft in unserem Herzen vertrauen, geheilt zu werden, sind wir offen, alles anzunehmen, was auf uns zukommt. Aber müssen wir alles so akzeptieren, wie es in dieser Welt ist? Schließlich ist diese Welt im wahrsten Sinne des Wortes aus der Weigerung entstanden, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, aus der Weigerung, die Vollkommenheit des HIMMELS als alles was ist, zu akzeptieren. Es scheint so viele Probleme zu geben. Die Menschheit scheint sich viel zu beklagen, es gibt so viel Protest und Widerstand gegen alles und jeden. Es ist zum Beispiel sehr verbreitet, sich über die Umwelt zu beklagen. Es scheint normal und vernünftig, sich über laute Geräusche, Umweltverschmutzung, Erderwärmung, heißes oder kaltes Wetter oder grauen Himmel zu beklagen. Aus diesem Grund wird es auch als wertvoll und wichtig angesehen, ein Aktivist zu sein, sich für die Rettung der Umwelt einzusetzen usw. Abgesehen von dem Versuch, alles zu ändern und ein Aktivist zu sein, scheint die einzige andere Option, sich zurückzuziehen und sich um die Dinge, so wie sie wahrgenommen werden, nicht weiter zu kümmern. Oder gibt es eine dritte Option? Gibt uns der HEILIGE GEIST einen anderen Weg?
Ich versuche immer wieder, mich ganz bewusst gerade mit den Dingen zu verbinden, die aus weltlicher Sicht üblicherweise als Missstände wahrgenommen werden, mit Umweltverschmutzung, Industrieanlagen, Einkaufszentren, überfüllten Fast Food Restaurants, Lärm, Krawall, trübem Regenwetter, etc. In meinem Geist verbinde ich mich mit allem, weil alles in meinem Bewusstsein vereinigt ist. Wenn wir in unserem Wunsch nach GOTT oder nach Frieden allumfassend werden, machen wir die Erfahrung, dass es nichts außerhalb gibt, dass es nichts anderes gibt und dass es daher nichts zu beurteilen gibt.
Umweltverschmutzung ist völlig neutral. Aber wenn wir dieses Konzept nehmen und es beurteilen, indem wir zum Beispiel sagen: "Verschmutzt ist das Gegenteil von sauber", dann projizieren wir diese Überzeugung und finden Beweise für unser Urteil. Wir müssen über etwas geurteilt haben, damit Ärger, Irritation und Verärgerung auftreten können. Dann sehen wir den Beweis für das, was wir beurteilt haben. Die Entscheidung, etwas nicht zu mögen, führt einfach dazu, dass es auf unserem mentalen Bildschirm erscheint.
Auch der Versuch, positiv zu denken, basiert auf einem vorausgehenden Urteil in der Dualität von positiv und negativ. Wenn es in unserem Geist nicht grundsätzlich negative Urteile geben würde, bräuchten wir dem überhaupt keine positiven Urteile gegenüberstellen. Mit positivem Denken bestätigen wir nur unsere völlige Abhängigkeit von äußeren Umständen. Wenn sich unsere Akzeptanz nur auf das Positive in der Welt konzentriert, werden wir eine Zeit lang glücklich sein, dann kommt der Kummer und der Schmerz zurück. Wir pendeln zwischen Schmerz und Glück hin und her, und das Leben ist wie ein emotionales Jo-Jo. Aber es gibt etwas in uns, das weiß, dass wir ein Recht auf mehr als das haben, dass wir ein Recht auf ein Gefühl der Beständigkeit als Geisteszustand haben, auf wahren Geistesfrieden. Wenn wir aus einem Zustand der vom GEIST inspirierten Akzeptanz leben, wird dies unsere Wahrnehmung vereinheitlichen und unsere Gefühle stabilisieren.
Wenn wir hingegen Ziele und Ergebnisse der Form anstreben, die in einer Welt der Gegensätze und Konflikte entstehen, bedarf es einer Unmenge an Positivem in dieser Welt, um diesen Zustand der Identifikation mit dem Ego-Denksystem einigermaßen erträglich zu machen, während der Zustand der Erleuchtung Glück ohne Gegensatz ist.
“Alles in dieser Welt, von dem du glaubst, es sei gut, wertvoll und erstrebenswert, kann dich verletzen und wird es tun. Nicht, weil es die Macht, dich zu verletzen, hat, sondern nur, weil du geleugnet hast, dass es nur eine Illusion ist, und ihm Wirklichkeit verliehen hast. Und es ist für dich wirklich. Es ist nicht nichts. Durch seine wahrgenommene Wirklichkeit ist die ganze Welt der kranken Illusionen eingetreten. Der ganze Glaube an die Sünde, an die Macht des Angriffs, an Verletzung und an Schaden, an Opfer und an Tod, ist zu dir gekommen. Denn niemand kann eine einzige Illusion wirklich machen und dennoch allen übrigen entrinnen.” (EKIW: Kapitel 26, VI. 1. 1.-7.)
Wahrer Geistesfrieden ist ein Frieden, der von innen kommt, aus der QUELLE. In diesem Geisteszustand brauchen wir uns nicht zu bemühen, den scheinbar äußeren Umständen etwas Positives abzugewinnen, denn keine Umstände auf der Ebene der Form haben dann noch Einfluss auf unseren Geisteszustand - den Zustand vollkommener Glückseligkeit im heiligen Augenblick.
Bewusste Akzeptanz wird unter SEINER Führung zu unserem Weg. Bewusste Akzeptanz ist eine Praxis, die zu Freude führt, so sicher wie die Weigerung, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, zu Schmerz und Elend führt. Um bewusste Akzeptanz wirklich zu verstehen, müssen wir das Problem des Urteils verstehen. Das Urteilen ist die Geburt aller Wahrnehmung. In unserem Glauben an die Trennung haben wir metaphysisch gegen GOTT geurteilt, und so entstanden Vielfalt und Wahlmöglichkeiten in der Form. Deshalb ist die Wahrnehmung immer selektiv, und wir scheinen in der Lage zu sein, das zu akzeptieren, was wir wollen, und das abzulehnen, was wir nicht wollen, gewöhnlich auf der Grundlage des Schmerz-und-Freude-Mechanismus - auf der Grundlage subjektiver und persönlicher "Vorlieben" und "Abneigungen". Aber wissen wir wirklich, was wir wollen? Können wir erkennen, dass wir in einem Zustand der geglaubten Trennung nicht wirklich wissen, was wir wollen? Die Grundlage unseres Gedankensystems besteht aus einer ursprünglichen Opposition gegen das, was ist, und so ist die Akzeptanz und das Bewusstsein von dem, was ist - GOTT - zu einem fremden Konzept geworden.
Akzeptanz im wahren spirituellen Sinne bedeutet, nach innen zu gehen und Projektion und Beurteilung aufzugeben, indem wir die äußeren Bedingungen so sein lassen, wie sie sind. Sie sind nicht das eigentliche Problem. In diesem Zustand des Bewusstseins hat es keinen Sinn, sich über Umweltverschmutzung oder schlechtes Wetter zu beklagen. In diesem Zustand des Vertrauens und der Akzeptanz zu sein, ist keine passive Erfahrung. Es ist vielmehr ein Zustand, in dem wir aktiv präsent sind mit dem, was das Leben bietet. In diesem Zustand sind wir das Licht der Welt. In diesem Zustand sind wir in unserer einzig wahren Funktion. Wenn wir unser Leben aus einem Zustand geistig inspirierter Akzeptanz heraus leben, gelangen wir tiefer in unsere Bestimmung. Wir erkennen, dass wir nur mit einem Glück wahrhaft zufrieden sein werden, das ewig ist.
Das Gefühl der Akzeptanz ist das eines empfänglichen Geistes, eines offenen Geistes. Es ist eine Schlüsseleigenschaft, um das innere Wunder zu erfahren. Das Wunder ist im Grunde eine Verschiebung der Wahrnehmung von der Opposition des Egos zum wirklichen Leben, um alles als zu unserem höchsten Wohl gegeben wahrzunehmen.
Durch bewusste Akzeptanz mit allem verschmelzen
Es ist wunderbar, wenn wir erkennen, dass wir uns im Geist mit allem in diesem Universum verbinden können: einem Anblick, einem Klang, einer Erinnerung, einem Objekt. Die Übung besteht darin, zum GEIST zurückzukehren, zu einem tieferen Punkt zu gelangen, an dem wir nicht wissen, wie oder was wir beurteilen sollen, zu dem Ort im Inneren, an dem wir tatsächlich nicht wissen, was gut oder schlecht ist. Das bringt uns zurück zum Zustand des ICH BIN (“I-am-ness”), der vor dem Urteil steht. In dieser Akzeptanz liegt unsere Stärke. Unsere Unverwundbarkeit liegt im SEIN, im Zustand des ICH BIN.
"Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch:
Noch ehe Abraham wurde, bin ich." (Bibel Einheitsübersetzung, Joh 8,58 )
Wenn wir den Weg aus unserem Urteil nicht kennen, führt der Weg zu unserer eigenen Heilung über bewusste Akzeptanz. Bewusstes Annehmen bedeutet, einen Schritt zurückzutreten, sich einzustimmen und sich führen zu lassen. Nicht, weil es gut oder richtig ist, sondern weil es der einzige Weg ist, der funktionieren wird. Letztendlich werden wir mit der inneren Führung in Resonanz kommen, denn das ist es, was uns befreien wird. Sie wird uns zurück in die wahre Freiheit führen.
Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass alles zu unserem Besten zusammenarbeitet. Für die meisten von uns ist das nicht die Art und Weise, wie wir unser tägliches Leben erleben, denn alle Ziele des Egos - Ziele, die mit Form, Erscheinungen, Ergebnissen und Vorlieben zu tun haben - haben nichts mit der Wahrheit oder der Wirklichkeit zu tun. Wir können nicht wahrnehmen, was in unserem eigenen Interesse ist, wenn wir Ziele und Ergebnisse der Form anstreben, die in einer Welt der Gegensätze und Konflikte entstehen.
Bereits in Lektion 24 von Ein Kurs in Wundern heißt es: "In keiner Situation, die sich ergibt, bist du dir des Ergebnisses bewusst, das dich glücklich machen würde." In keiner Situation. In keiner! Und so ist es: Es gibt niemals ein bestimmtes Ergebnis, das uns dauerhaft glücklich machen würde - niemals -, weil es keines gibt, das existiert. Wir werden gebeten, sehr aufrichtig zu sein und uns diese entscheidende Erkenntnis einzugestehen, dass unsere allgemeinen Ziele nicht wirklich in unserem besten Interesse sind. Wir verfolgen Ziele, bei denen es ums Überleben, um Komfort, um materiellen Gewinn, um zwischenmenschliche Liebe und um Situationen, Menschen, Orte und Ereignisse geht, die unsere Erwartungen erfüllen: "Ich werde glücklich sein, wenn die Welt so aussieht, wenn mein persönliches Leben so aussieht." Wir legen dem GÖTTLICHEN unsere eigenen Grenzen auf. GOTT ist so viel größer, weiter, reicher, freier und glücklicher, als wir es uns vorstellen können. Wäre es also nicht besser, all das anzunehmen, was er gibt und was immer nur aus der göttlichen Liebe kommen kann?
Übung: Ich nehme meine eigenen Interessen nicht wahr
Nehmen wir uns jetzt etwas Zeit, um nach innen zu schauen, zu atmen und uns zu entspannen, und laden wir den HEILIGEN GEIST ein, uns bei der Vorbereitung auf unsere nächste Aufgabe zu begleiten.
Diese Übung erfordert viel mehr Ehrlichkeit, als wir es vielleicht gewohnt sind. Wir werden unsere form- und zeitbezogenen Ziele direkt ansprechen. Das können Ziele sein, denen wir viel Bedeutung beigemessen haben. Im Licht und aus der Perspektive des HEILIGEN GEISTES verlieren sie jedoch sehr wahrscheinlich einen Großteil ihrer früheren Bedeutung. Wir werden vielleicht bemerken, dass wir eine Reihe von Zielen haben, die aus Vorstellungen darüber resultieren, wie die Welt funktionieren sollte.
Wählen wir ein paar ungelöste Situationen oder Konflikte in unserem Leben. Schreiben wir mehrere gewünschte Ergebnisse auf, die uns unserer Meinung nach helfen würden, diese Situationen zu lösen. Der Schwerpunkt sollte darauf liegen, das Ergebnis, das wir uns erhoffen, herauszuarbeiten. Dabei werden wir vielleicht feststellen, dass einige unserer Wunschergebnisse sogar im Widerspruch zueinander stehen. Der Zweck des Aufschreibens besteht einzig und allein darin, die Vorstellung aufzugeben, dass unser Glück von unseren eigenen Wunschergebnissen abhängt. Wenn wir mehrere Minuten lang unseren Geist durchsucht haben und keine gewünschten Ergebnisse mehr finden können, halten wir inne und denken über die Lektion 24 aus dem Kurs nach:
“Ich nehme nicht wahr, was zu meinem Besten ist.
In keiner Situation, die sich ergibt, bist du dir des Ergebnisses bewusst, das dich glücklich machen würde. Deshalb hast du keine Richtschnur für angemessenes Handeln und keinerlei Möglichkeit, das Ergebnis zu beurteilen. Was du tust, wird durch deine Wahrnehmung der Situation bestimmt, und diese Wahrnehmung ist falsch.”
Gehen wir nun die folgenden Fragen durch:
Haben wir bei unserer Untersuchung widersprüchliche persönliche oder formale Ziele gefunden?
Sind wir in der Lage zu erkennen, dass die Betonung von Ergebnissen vom Ziel des Geistesfriedens ablenkt?
Sind wir bereit, uns von der Vorstellung zu lösen, dass wir glauben zu wissen, was in unserem eigenen Interesse ist, damit wir lernen können, was unser bestes Interesse ist?
Wenn wir unsere verschiedenen Ziele auf diese Weise erkunden, werden wir vielleicht erkennen, dass wir eine große Anzahl von Anforderungen an Situationen stellen. Wir werden auch erkennen, dass viele unserer Ziele widersprüchlich sind, dass wir kein einheitliches Ergebnis vor Augen haben und dass wir im Zusammenhang mit einigen unserer Ziele Enttäuschungen erleben müssen, wie auch immer die Situation sich entwickelt.
Öffnen wir uns nun dafür, das Streben nach diesen Zielen und die Befriedigung unserer Vorstellungen darüber, wie unser Leben verlaufen sollte, aufzugeben. Der HEILIGE GEIST lädt uns ständig ein, auf diese Weise loszulassen und den Geistesfrieden als unser Ziel und einziges Ergebnis in jeder Situation zu akzeptieren.
Es braucht Vertrauen, um zu erkennen, dass wir das Ergebnis weder kontrollieren müssen noch können. Entspannen wir uns und akzeptieren wir, dass wir in keiner Situation das Ergebnis kennen, das uns glücklich machen würde. Lassen wir uns von der Führung des HEILIGEN GEISTES leiten, und in der Akzeptanz sehen wir, dass wir das haben, was wir immer wollten - Frieden.
Die Leichtigkeit des wundersamen Flusses
Was könnten wir nicht akzeptieren, wenn wir wüssten, dass alles, was geschieht, alle Ereignisse, vergangene, gegenwärtige und zukünftige, sanft von EINEM geplant sind, DESSEN einziges Ziel unser Wohl ist? Vielleicht haben wir SEINEN Plan missverstanden, denn ER würde uns niemals Schmerz zufügen. Aber unsere Abwehr ließ uns nicht erkennen, dass SEIN liebevoller Segen in jedem unserer Schritte leuchtet. Während wir Pläne für den Tod gemacht haben, hat ER uns sanft zum ewigen Leben geführt.
Oder wie es der spirituelle Sucher John Lennon einmal formulierte: “Leben ist das, was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.”
Wir alle haben Zeiten erlebt, in denen wir geweint haben und verzweifelt waren. Aber wir kommen an einen Punkt, an dem wir wirklich lachen können. Es wird immer lustiger und lustiger. Das ist Akzeptanz. Das ist, mit dem HEILIGEN GEIST in Einklang zu sein.
Wir wissen, dass wir in Akzeptanz sind, wenn wir uns in unserem Leben hingeben: weg von Meinungen, weg von Plänen, weg von dem Versuch, die Welt, Ereignisse und Situationen zu kontrollieren. Akzeptanz fördert eine wundervolle Erfahrung des mühelosen Flusses (“flow”). Wir können erkennen, dass wir die Kontrolle losgelassen haben und uns in Akzeptanz befinden, wenn wir unser Leben und die Welt mit Leichtigkeit erleben. Wenn alles in einem Rhythmus zu sein scheint, wenn sich alles einfach einfügt und an seinen Platz fällt, und wenn wir völlig mühelos durch die Welt gleiten, dann wissen wir, dass wir in der Akzeptanz sind.
Dann befinden wir uns in jenem Geisteszustand, der im Daoismus mit dem Begriff Wu wei beschrieben wird. Die beste Übersetzung des Begriffes Wu Wei wäre wohl „Nicht-Eingreifen“, „tätiges Nichthandeln“ bzw. „Handeln durch Nicht-Handeln“.
In dem Maße, in dem das Vertrauen in die Führung wächst, nimmt auch die Fähigkeit zur Akzeptanz zu, was letztlich zu der Erfahrung führt, dass alle Dinge gleichermaßen akzeptabel sind. Dieser Zustand des Nicht-Urteilens bedeutet, dass wir alle Dinge und Erscheinungen als wirklich hilfreich für unsere Heilung sehen und akzeptieren. Das bedeutet nicht, dass wir eine Art Verpflichtung gegenüber jeder Situation haben, die uns begegnet. Aber unsere Haltung wird einladend und offen, statt misstrauisch gegenüber den Dingen, die geschehen. Wir entwickeln unsere Intuition, um Unterscheidungsvermögen zu nutzen, während wir lernen, dass alles auf uns zukommt, um zu heilen.
Dieser Geisteszustand führt dazu, dass wir mehr und mehr Wunder erleben. Akzeptanz in Verbindung mit Vertrauen ist das Rezept für Wunder. Es ist unvermeidlich, dass wir Wunder erleben werden, sobald wir beginnen, dem Fluss und der Inszenierung aller Ereignisse zu vertrauen. Wir haben uns für eine ganz andere Wahrnehmung geöffnet. Wir erkennen, dass alles einen wahren Sinn und Zweck hat. Wir haben die Bedingungen für unser Leben mit dem GEIST des Wunders erfüllt, und die LIEBE siegt!
Geistesfrieden
Erst die jahrzehntelange Berufsausbildung, dann die Phase der psychologischen Selbstoptimierung. Im Beruf erfolgreich, aber die To-do-Listen werden immer länger und die zu beantwortenden E-Mails häufen sich. Und dann die Frage nach dem Sinn der beruflichen Tätigkeit, die immer drängender wird. Das erschöpft. Es nimmt die Freude und mancher wacht irgendwann auf und fragt sich: "Warum stehe ich eigentlich jeden Morgen auf und tue mir diese Tretmühle an?”
Die Anstrengung, der Wahrheit den Glauben zu verweigern, ist gewaltig und weitaus größer, als uns klar ist. Merkwürdigerweise scheint für uns, die wir den Ruf unseres ERLÖSERS anerkannt haben, die Anstrengung, nicht auf SEINEN Ruf zu antworten, größer zu sein als zuvor. Doch dem ist nicht so. Zuvor war die Anstrengung da, aber wir haben sie etwas anderem zugeschrieben, da wir glaubten, dieses andere - der Beruf, die Familie, eine verrückte Welt, oder was auch immer - habe sie erzeugt. Das traf nie zu. Es war nichts als die unerträgliche Anstrengung der Weigerung, der Wahrheit Glauben zu schenken und ihre offensichtliche Wirklichkeit zu sehen.
Wenn unbewusste Überzeugungen nicht in den Vordergrund unseres Denkens gerückt werden, um sie zu betrachten und loszulassen, wiederholt sich die Vergangenheit immer wieder. Das ist kein Leben. Es ist, als wäre man ein Roboter - man steht morgens auf, putzt sich die Zähne, macht sich für die Arbeit fertig und geht einfach zur Tagesordnung über. Doch irgendwann tauchen die Fragen wieder auf: "Was mache ich hier eigentlich? Was ist der Zweck von all dem?" Oft werden diese Fragen beiseite geschoben durch all die Dinge, die man meint, tun zu müssen, die so genannten "praktischen Dinge", die einer tieferen Untersuchung im Wege stehen. Wir können diese Fragen auch einfach als Midlife-Crisis abtun und uns mit lustigen, aber bedeutungslosen Vergnügungen ablenken, aber in stillen Momenten werden wir erkennen, dass uns auch das keinen wirklichen Frieden bringt. Wir können erst dann in einen Zustand des Friedens gelangen, wenn wir tiefer gehen und uns radikal der Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens stellen.
Alles was wir brauchen ist Bereitschaft
Wir brauchen die Bereitschaft, unseren Geist zu heilen. Wir müssen bereit sein zu erkennen, wo wir Nein zum Frieden sagen. Wenn wir mit Bereitschaft und Aufrichtigkeit zu GOTT kommen, dann werden wir eine Erfahrung des Friedens, der Freiheit und der Klarheit machen, die wir uns nie vorstellen konnten oder die wir nie für möglich gehalten haben. Wir werden wirklich erkennen, wer wir sind.
Das Ego ist auf formale Ergebnisse fixiert, auf das Setzen bestimmter äußerer Ziele und das anschließende Streben nach deren Erreichung. Wenn wir das tun, sind wir dabei immer noch nicht glücklich. Dann stellt sich die Frage: "Was kommt als Nächstes?" Das Spiel "Ich werde glücklich sein, wenn..." geht weiter und weiter. Erst wenn wir erkennen, dass wir auf der Ebene der Form niemals wahres Glück finden werden, können wir uns ein ganz neues Ziel setzen - den Frieden des Geistes.
Worum wir wirklich bitten
Der Friede ist nicht immer in unserem Bewusstsein, er ist vielmehr tief in unserem Geist vergraben, überdeckt von Glaubenssätzen und Anhaftungen. Deshalb ist es auf dem Weg zum Frieden notwendig, alle unsere unbewussten Überzeugungen aufzudecken. Ganz gleich, was im Einzelnen, an der Oberfläche oder in unserem Herzen vor sich zu gehen scheint, wir fragen nie wirklich nach "Dingen". Worum wir wirklich immer bitten, ist eine Erfahrung oder ein Geisteszustand.
Selbst wenn wir uns scheinbar ein ganz bestimmtes “Ding” wünschen, sei es ein großes Auto, ein Paar neue Schuhe, eine schöne Yogamatte oder einen “Seelenpartner”, ist es nie wirklich das “Ding” an sich, das wir uns wünschen, sondern es ist ein bestimmtes Gefühl, ein bestimmter Geisteszustand, den wir uns von diesem “Ding” erhoffen. Es geht also nie um das “Ding” an sich, sondern darum, glücklich zu sein. Wenn wir das erkannt haben, ist es nur ein weiterer logischer Schritt, uns den Umweg über das “Ding” zu ersparen - der ohnehin nie wirklich funktioniert hat - und uns direkt auf den Geisteszustand zu konzentrieren.
Wie wir uns fühlen, hängt nicht davon ab, was auf der Ebene der Form geschieht. Es sind nicht die Umstände, unter denen wir leben, zum Beispiel als Single oder verheiratet. Wir fühlen uns so, weil das unser aktueller Bewusstseinszustand ist. Wir fühlen uns so, weil wir den Überzeugungen unseres Egos folgen wollen, die uns sagen, dass wir uns beispielsweise einsam, leer oder isoliert fühlen können. Wir bekommen immer das, worum wir bitten oder beten. Das bedeutet, dass wir immer genau das bekommen, worauf wir unseren Geist ausrichten. Mit anderen Worten: Wir bekommen immer das, was unserem zentralen Verlangen entspricht - Trennung oder Einheit. Die Form unseres Lebens ist einfach ein Abbild unserer inneren Überzeugungen und Wünsche, die ausnahmslos von einem inneren Geisteszustand zeugen.
Zum Glück sind wir nie machtlos gegenüber unseren Überzeugungen, denn wir können sie ändern. Wir können unsere Meinung im Handumdrehen ändern. Wir brauchen nur andere Menschen beobachten, um zu erkennen, dass Glück, Freude und Liebe nicht von den Umständen abhängig sind. Jeder, der ein Land der sogenannten Dritten Welt besucht, erkennt dies sofort. Nichts ist wirklich von den Umständen abhängig. Beispielsweise fühlen sich Menschen manchmal in einer Menschenmenge sehr einsam, aber wenn sie ganz allein im Wald spazieren gehen, empfinden sie Freude und eine Verbindung zum ganzen Universum.
Nun, es wäre wirklich seltsam, wenn Gott eine Welt erschaffen würde, in der einige Menschen glückliche Umstände und andere unglückliche Umstände haben könnten. Wäre es nicht viel vernünftiger zu denken, dass die Welt, die wir wahrnehmen, durch unsere eigene Wahl entstanden ist? Wir haben unser Leben so gewählt, wie wir es kennen. Wir haben es gemacht. Es ist wie bei dem kleinen Kind mit den Bauklötzen, das eine Burg baut, eine kleine Festung oder so etwas, das baut und dann auf das schaut, was gebaut wurde. Es hat wirklich keinen Sinn, die Umstände zu beklagen. Wir sind aus freien Stücken da. Wir haben alles in unserem Film so gewählt, wie wir es wollten. Selbst wenn es uns unerwünscht erscheint, wollte unser Ego-Selbst es auf einer gewissen Ebene so haben. Und deshalb können wir lernen, wieder zu wählen - neu zu wählen. Wir sind nicht an die Umstände gebunden, aber indem wir immer konsequenter den Frieden wählen, erhalten wir eine ganz neue Erfahrung aller Umstände und Situationen.
Die Macht des Wollens
Wenn alles, was wir erleben, da ist, weil wir es auf irgendeiner Ebene wollen, dann folgt daraus, dass nichts, was wir erleben, davon abhängt, dass wir es auf eine bestimmte Weise wollen. Anstatt uns also mit Schwächen aufzuhalten, ist es wichtig zu erkennen, wie mächtig unser Geist ist. Selbst das, was wir als ständiges Geplapper in unserem Kopf bezeichnen, dem wir sagen, es solle einfach verschwinden, hat eine starke Wirkung darauf, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen.
Sobald wir die Macht unseres Wollens und die Macht unseres Gebets anerkennen, können wir anfangen, tiefer in uns zu gehen und uns zu fragen: "Hmmm... Was will ich wirklich? Was ist meine Priorität?" Wenn wir damit tiefer in uns gehen, beginnen wir zu erkennen, dass wir die Kraft unseres Wollens wirklich nutzen und auf den Geistesfrieden ausrichten wollen. Sobald wir mit der Macht unseres Wollens in Kontakt kommen, fangen wir an, unser Unterscheidungsvermögen einzusetzen. Und das ist es, wohin wir gehen, in die Zone der Unterscheidung, indem wir mehr und mehr an einen Ort gelangen, an dem wir erkennen: "Oh, ich will einen Zustand des Geistes. Was ich wirklich will, ist der Friede Gottes."
Die Worte "Ich will Frieden" zu sagen, bedeutet nichts. Aber sie zu meinen, ist alles. Wir müssen mit dem, was wir wollen, in Berührung kommen, denn es gibt keine spirituellen Klischees oder Phrasen, die uns auf magische Weise echten Frieden bringen können. Die Erfahrung des Friedens liegt nicht in einem "Abrakadabra", bei dem wir die richtigen Worte sagen müssen, um den Zauber zu lösen. Stattdessen müssen wir die gute Angewohnheit kultivieren, uns unserem Herzen zuzuwenden und wirklich aufrichtig zu sein, wenn wir etwas wollen. Fragen wir unser Herz: "Was ist es, was ich wirklich, wirklich will?" Wir kommen nicht in den HIMMEL, wenn wir sterben, denn der HIMMEL ist in uns.
“Gib die Welt auf!
Nicht aber, um zu opfern.
Du hast sie nie gewollt.” (EKIW: Kapitel 30, V. 9. 4.-6.)
Gegenwärtiger Frieden
Sobald wir unsere innere Untersuchung durchgeführt haben, können wir uns für die Entscheidung für echten Frieden öffnen. Dies ist eine Perspektive, die sich von modernen Formen der Spiritualität abhebt, die sich oft darauf konzentrieren, "die eigene Realität zu erschaffen oder zu manifestieren!" Sie unterscheidet sich von vielen Psychotherapien und Beratungspraktiken, die uns in unsere Vergangenheit führen, um mit unbewussten Erinnerungen und Ereignissen in Kontakt zu kommen, von denen man annimmt, dass sie die Ursache für unsere Probleme sind. Die Wahrheit ist, dass nichts aus unserer Vergangenheit oder unserer Zukunft die Ursache für ein Problem ist. Das mag radikal erscheinen, vor allem wenn wir uns auf schmerzhafte Erinnerungen oder Traumata konzentriert haben und sogar damit in Berührung gekommen sind. Die Enthüllung verdrängter Erinnerungen kann ein sehr wichtiges Sprungbrett für unsere Heilung sein und sollte nicht außer Acht gelassen werden. Diese Erinnerungen können einen wesentlichen Beitrag zur tieferen Heilung unseres Geistes und zur Öffnung unseres Bewusstseins leisten. Aber denken wir daran: Unser egoischer Geist wollte jede Erfahrung, die er jemals gemacht hat, und das Beste, was wir jetzt tun können, ist, diese Erfahrungen als Einstieg zu nutzen, um das grundlegende Problem der Trennung zu lösen und uns auf dem Weg zurück - zu dem was wir wirklich sind - zu machen.
Die Entdeckung der Macht unseres Geistes ist wichtig, um zu erkennen, dass unsere Gedanken uns immer eine Erfahrung von Frieden oder Aufruhr vermitteln. Geistesfrieden - ebenso wie Schuld, Angst und Wut - beruht auf einer gegenwärtigen Entscheidung, einer Entscheidung, die wir in diesem Augenblick treffen. Anstatt auf Hexenjagd in die Vergangenheit zu gehen oder zu versuchen, eine bessere Zukunft zu manifestieren, liegt der Fokus auf einer gegenwärtigen Entscheidung für Frieden.
In Ein Kurs in Wundern sagt Jesus: “Es muss dir aufgefallen sein, dass ein hervorstechendes Merkmal eines jeden Ziels, welches das Ego als das seine akzeptiert, das ist: Wenn du es erreicht hast, befriedigt es dich nicht. Und deshalb sieht das Ego sich gezwungen, unablässig von einem Ziel zum anderen zu wechseln, damit deine Hoffnung bestehen bleibt, es könne dir doch noch etwas bieten.” Denken wir an all die Ziele, die wir uns setzen. Man sagt uns, dass es gut ist, sich Ziele zu setzen, oder? Was sind wir also, wenn wir keine Ziele haben? Ein fauler, nichtsnutziger, mieser Penner! Jetzt arbeiten wir mit dem Kurs, und was verlangt er von uns zu tun? Gib alle Ziele auf! Es kann eine Weile dauern, so zu leben, als würden wir alle unsere Ziele aufgeben, mit Ausnahme des einzigen Ziels des gegenwärtigen Friedens. Wir assoziieren Ziele mit der Zukunft, daher fühlt sich der gegenwärtige Frieden wie eine ganz andere Art von Ziel an. Deshalb kann es am Anfang ein bisschen schwierig sein. Außerdem können wir uns darauf verlassen, dass uns das Ego sagt: "Ach was, das ist doch Verschwendung! Du könntest etwas wirklich Produktives tun. Gegenwärtiger Frieden?" Das ist es, womit wir uns auseinandersetzen müssen. Und solange wir diesen Gedanken des Zweifels hegen, wird die Welt uns diesen Zweifel spiegeln. Sei es von unseren Eltern, unseren Nachbarn oder unserem Ehepartner: "Was? Was ist dein Ziel? Dein Ziel ist der gegenwärtige Frieden?" Jeder kann es uns vorspielen, denn die Welt, die wir wahrnehmen, ist ein Spiegelbild unserer Überzeugungen. Wenn wir also Zweifel am gegenwärtigen Frieden haben, raten wir mal, wo sie auftauchen werden: überall!
Wenn wir akzeptieren, dass es unser göttliches Geburtsrecht ist, in einem beständigen Zustand des Friedens zu sein, werden wir in eine ganz neue Richtung geführt. Wir beginnen, unsere wahre Stärke anzuerkennen, und diese Stärke ist Freiheit. Das Licht wird so stark und so hell, dass die Gedanken des Egos nicht einmal mehr eindringen können! Denn die Gedanken des Egos, die Gedanken der Versuchung, können niemals in unseren unberührten, heiligen Geist eindringen, es ist lediglich unser gespaltener Geist, der uns immer wieder Unfrieden erfahren lässt.
Wachsam sein für den Frieden
Auf dem Weg gibt es viele Momente, in denen wir beobachten können, wie sich ein Teil unseres Geistes von dem Frieden, mit dem wir beginnen, in Kontakt zu kommen, entfernen will. Diese Momente auf der Reise sind wichtig, denn sie sind Gelegenheiten, die Angst zuzulassen und trotzdem dem zu folgen, was unser Herz uns wirklich sagt. Wenn wir der inneren Stimme oder dem Gefühl in unserem Herzen vertrauen, stärken wir unser Vertrauen in die Richtung des Friedens.
Diese Welt besteht aus unzähligen Ablenkungen und vorübergehenden Vergnügungen, um sich für eine kurze Zeit gut zu fühlen. Wenn wir erkennen, dass das Schwelgen in vorübergehenden Vergnügungen ein Hindernis für einen Zustand des beständigen Friedens ist, erkennen wir, dass wir einen tiefen Blick auf das werfen müssen, was wir Tag für Tag, von Moment zu Moment, wählen. Unser wahres Ziel ist es, glücklich zu sein, und nicht, etwas zu erreichen oder Besitztümer anzuhäufen. Das zu verstehen führt zu geistigem Frieden. Die Erfahrung von Freiheit ist die des Geistes und in keiner Weise von den Umständen abhängig.
Wir können uns darüber klar werden, was das Ego ist, und dann unseren Geist davon zurückziehen, indem wir konsequent den Frieden im gegenwärtigen Moment wählen. Solange wir glauben, dass das Ego uns etwas Wertvolles zu bieten hat, wird unser Geist des Friedens beraubt sein. Wir müssen sehr wachsam sein, um keine Ausnahmen zu machen. Wir sollten auch nicht akzeptieren, dass es bei jedem Problem, das uns begegnet, eine bestimmte Rangordnung der Schwierigkeiten gibt: eine Illusion ist eine Illusion, unabhängig von ihrer scheinbaren Größe. Wenn wir tiefer gehen, erkennen wir, dass wir nur das aufgeben können, was ohnehin nie wirklich war. Wir erkennen das Falsche als falsch und die Illusion als Illusion. Wenn der Widerstand gegen den Frieden beseitigt ist, leuchtet das Licht des Geistes ungehindert im Bewusstsein.
Was den Geistesfrieden möglich macht, ist das Vertrauen in den HEILIGEN GEIST. Das Vertrauen in vergangenes Lernen und Konstruktionen der linearen Zeit bedeutet, dass es eine Angst vor dem HEILIGEN GEIST gibt, eine Angst vor der Liebe. In dem Maße, in dem wir an vergangenem Lernen festhalten wollen, werden wir nicht in der Lage sein, im gegenwärtigen Frieden zu ruhen. Dies sind die Phasen, die die meisten von uns durchlaufen, bevor sie zum Frieden zurückfinden:
Zuerst kommen die Vorlieben und Abneigungen. Wir beginnen, uns ihrer bewusst zu werden und zu sehen, wie wir mehr von unseren Vorlieben und weniger von unseren Abneigungen haben möchten.
Dann gehen wir ein wenig weiter und beginnen zu spüren, dass unser Geist mächtig ist und dass wir mehr von dem, was wir mögen, und weniger von dem, was wir nicht mögen, hervorbringen können (Manifestation).
Dann gehen wir noch ein bisschen höher und beginnen zu erkennen, dass unser Geist sehr mächtig ist; er ist der Schöpfer dieses Traums.
Wenn wir erkennen, dass wir dachten, wir mögen dies und wir mögen jenes nicht, aber wir wissen wirklich nicht, was wir wollen, wird es demütig. Jetzt sind wir offen für Geistesfrieden und dafür, dass uns eine Erfahrung geschenkt wird, die weit über unser bisheriges Lernen hinausgeht. Wir fangen an, unseren mächtigen Geist zu benutzen, um nur das zu erfahren, was wir wirklich wollen: Geistesfrieden.
Die einzige Antwort ist Frieden
Die einzige Möglichkeit, diese Welt richtig und friedlich zu erleben, ist die Einheit des Ganzen. Aber das ist im Allgemeinen nicht unsere Erfahrung, wenn wir uns mit alltäglichen Problemen und Situationen auseinandersetzen. Denken wir an die 1001 Erfahrungen, die wir in letzter Zeit gemacht haben. Wenn wir eines dieser Erlebnisse abspalten und denken, dass daran etwas falsch ist oder dass etwas besser oder anders hätte sein können, dann sehen wir mit dem Ego, das immer versucht, Situationen durch Abspaltung zu lösen. Jesus verwendet dafür im Kurs häufig das Wort Fragmentierung.
Wenn wir unser Ziel auf Frieden und Wahrheit umstellen, verändert sich die gesamte Perspektive des Universums. Auch wenn die Probleme scheinbar fortbestehen, werden wir sie nicht aus einer Perspektive der Fragmentierung erleben und sie nicht als fragmentierte Themen an und für sich sehen. Wenn wir uns nur darauf konzentrieren, die Blockaden des Geistesfriedens zu lösen, werden wir einen Fluss der Führung erfahren, wie wir mit jedem einzelnen Problem umgehen können, das auftaucht. Wir werden Probleme nur als ein Drehbuch sehen, das sich auf einer Leinwand abspielt und uns zurück zum Frieden bringt. Wir werden unsere Macht nicht mehr an etwas abgeben wollen, das uns den Frieden raubt. Damit haben wir unsere Perspektive völlig verändert.
Da das Problem im Geist liegt, kann es nur im Geist gelöst werden. Das Ego hat die Welt geschaffen, um spezifische Probleme zu erzeugen, die keine Antworten haben. Es schafft unmögliche Probleme ohne echte Lösungen.
Wenn wir unseren Geist dem HEILIGEN GEIST überlassen und nach einer ganz neuen Sichtweise - einer neuen Vision - fragen, dann gehen wir wirklich nach innen zur wahren Lösung. Wir sind hier, um zu einer friedlichen Grundlage und Erfahrung zurückzukehren. Das ist sehr praktisch. Wir müssen nur vertrauen und bereit sein, Dinge und Ideen zu verlernen, die wir für solide Fakten über uns und die Welt hielten. Das Ergebnis ist ein ruhiger Geist. Geistesfrieden ist kein kleines Geschenk an uns selbst - er ist alles. Können wir uns überhaupt vorstellen, wie es wäre, immer vollkommen friedlich, ruhig und gelassen zu sein? Genau dafür ist die Zeit da - um genau das zu lernen und nichts weiter. Wir können es uns erlauben, aufgeschlossen und flexibel zu sein, wenn wir tiefer und tiefer in unsere Praxis einsteigen. Wir können loslassen und in einem Zustand heiterer Gelassenheit sehr friedlich sein.
Wenn wir nach innen gehen, um Frieden im Geiste zu erfahren, indem wir uns in ihn hineinsinken lassen und fühlen, wie er uns umschließt, mag die Versuchung aufkommen, diese Bemühungen mit Rückzug zu verwechseln. Der Unterschied ist aber leicht erkennbar. Wenn wir Erfolg haben, werden wir ein Gefühl der intensiven Freude und erhöhten Wachheit spüren statt des Gefühls der Schläfrigkeit und Schwächung. Freude ist das Merkmal des Friedens. Diese Erfahrung gibt uns zu erkennen, dass wir ihn erlangt haben.
Das Ziel setzen, um den Frieden zu erreichen
In Ein Kurs in Wundern gibt es einen Abschnitt mit dem Titel "Das Ziel festsetzen", in dem erklärt wird, dass wir, wenn wir in jeder Situation das Ziel des Friedens in den Vordergrund stellen, alles und jeden als Unterstützung für dieses Ziel wahrnehmen werden. Frieden als Ziel festzusetzen ist etwas, das wir ganz am Anfang jeder Aktivität tun können. Der Wert der Entscheidung für den Frieden im Voraus besteht einfach darin, dass wir die Situation als Mittel wahrnehmen, um die Entscheidung (den Frieden des Geistes) zu verwirklichen. Das bedeutet, dass die Wahrnehmung nicht mehr für unseren Geisteszustand ausschlaggebend sein muss.
Wenn wir unseren Geist im Voraus einstellen, konzentrieren wir uns auf das, was wir wollen. Auf diese Weise können wir die Zeit für den einzig wahren Zweck - für Heilung - nutzen. Der getrennte Geist glaubt an die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, obwohl es eigentlich nur das ewige Jetzt gibt. Der Glaube, dass Probleme durch vergangene Ereignisse verursacht werden, ist ein Zugeständnis an die Vorstellung des Egos von Trennung und lenkt den Geist davon ab, im gegenwärtigen Moment präsent zu sein. Frieden ist in Wirklichkeit eine gegenwärtige Entscheidung, und der Glaube, dass vergangene Ereignisse uns beeinflussen oder daran hindern können, jetzt Frieden zu erleben, ist nur Widerstand gegen den gegenwärtigen Augenblick. Wenn unser Geist auf Frieden als unser einziges Ziel ausgerichtet ist, können wir nicht anders, als den Kosmos als einheitlich und daher friedlich zu sehen. Das zeigt, wie mächtig unser Geist wirklich ist! Es zeigt, wie wichtig es ist, uns auf das zu konzentrieren, was wir wirklich wollen, auf das, was wirklich hilfreich für uns ist.
Geistfrieden ist unser einzig wahres Ziel und damit zugleich auch der Prüfstein auf dem Weg des spirituellen Erwachens. Wenn wir völlig frei von jeder Art von Angst sind und all jene, die uns begegnen, an unserem vollkommenen Frieden teilhaben, dann können wir sicher sein, dass wir GOTTES Lektion gelernt haben. Der Prüfstein, an dem wir erkennen, ob wir verstanden haben, wird sein, wenn wir merken, dass nichts über unseren Geistesfrieden obsiegen kann.
Der beobachtende Geist
Unbewusste Überzeugungen ins Bewusstsein zu heben, ist tiefe, innere Arbeit. Es erfordert eine Menge Bereitschaft und Demut. Das ist der Grund, warum Affirmationen nicht wirklich funktionieren. Zum Beispiel ist die Bestätigung, dass man geliebt wird, dass man liebt und glücklich ist, ohne einen tiefen Blick auf die Dunkelheit und den Selbsthass zu werfen, nicht mehr als eine vorübergehende Lösung, die bestenfalls die Inspiration anspornen kann, etwas tiefer zu gehen.
Es bedarf einer Menge Übung, Entleerung und Klärung, um herauszufinden, was sich hinter den kleinen Unzufriedenheiten verbirgt, die wir spüren. Es gibt eine Wurzel, die viel tiefer geht, die Wurzel, die uns in die Erfahrung von Schuld hinabführt.
Vielleicht beginnen wir zu erkennen, dass der Weg, Frieden zu erfahren, darin besteht, die Welt einfach zu beobachten. Das Zurücksinken in die weiche und sanfte Präsenz des inneren Beobachters ist der ganze Zweck der spirituellen Reise. Der Beobachter zu sein und in der Lage zu sein, alles zu beobachten, sich nicht in die sterbliche Aufregung zu verstricken und nicht einmal eine Meinung darüber zu haben oder das Gefühl zu haben, daran teilnehmen zu müssen, ist unser Ziel. Wenn wir im GEIST sind, sind wir wirklich jenseits der Zeit. Die Zeit vergeht, ohne dass sie uns berührt. Wir sind nicht wirklich ein Reisender durch Zeit und Raum, sondern wir reisen durch Ideen, Konzepte und Überzeugungen, bis wir das Ufer der Ruhe und des tiefen Friedens erreichen.
“Des HIMMELS Unveränderlichkeit ist in dir, so tief im Innern, dass alle Dinge dieser Welt einfach nur unbemerkt und ungesehen vorübergehen. Die stille Unendlichkeit des Friedens ohne Ende umgibt dich sanft mit ihrer zärtlichen Umarmung, die so stark und ruhig und so friedlich ist in ihres SCHÖPFERS Macht, dass nichts den heiligen SOHN GOTTES in dir stören kann.” (EKIW: Kapitel 29, V. 2. 3.-.)
Der WILLE GOTTES
Das Ego erschrickt, wenn es vom WILLEN GOTTES hört, denn das Ego versteht die Wahrheit nicht. Die Projektion des Ego lässt es so erscheinen, als sei der WILLE GOTTES außerhalb von uns und somit nicht der unsere. Nach dieser Deutung erscheint es möglich, dass der WILLE GOTTES und der unsere miteinander in Konflikt sind. Es mag dann den Anschein haben, als fordere GOTT etwas von uns, was wir nicht geben wollen, und als entzöge ER uns dadurch das, was wir haben wollen.
“Angst vor dem WILLEN GOTTES ist eine der sonderbarsten Überzeugungen, die der menschliche Geist jemals gemacht hat. Sie hätte unmöglich auftreten können, wenn der Geist nicht bereits zutiefst gespalten gewesen wäre, wodurch es möglich wurde, dass er vor dem Angst empfinden konnte, was er wirklich ist. Die Wirklichkeit kann nur Illusionen »bedrohen«, da die Wirklichkeit nur die Wahrheit aufrechterhalten kann. Gerade die Tatsache, dass der WILLE GOTTES - der das ist, was du bist - als furchterregend wahrgenommen wird, zeigt auf, dass du vor dem, was du bist, Angst hast. So ist es denn nicht der WILLE GOTTES, vor dem du Angst hast, sondern der deine.” (EKIW: Kapitel 9, I. 1.)
Der Glaube, wir könnten tatsächlich gegen den WILLEN GOTTES wollen und handeln, ist die größenwahnsinnige Illusion, die dem gesamten Größenwahn des Ego zugrunde liegt. Denn durch sie wird GOTT SELBST verändert und unvollständig gemacht. Die Erlösung dieser wahnsinnigen Idee ist der WILLE GOTTES. Der WILLE GOTTES kann in nichts versagen. Letztendlich muss sich jeder an den WILLEN GOTTES erinnern, weil letztendlich jeder sich selbst wiedererkennen muss. Dieses Wiedererkennen ist das Wiedererkennen, dass sein Wille und der WILLE GOTTES eins sind. Der WILLE GOTTES ist in Wirklichkeit der einzige WILLE. Der WILLE GOTTES ist alles, was es gibt.
“Hier ist das Paradox, das dem Machen der Welt zugrunde liegt. Diese Welt ist nicht der WILLE GOTTES, und somit ist sie nicht wirklich. Die aber denken, sie sei wirklich, müssen dennoch glauben, dass es einen andern Willen gibt, und zwar einen, der zu gegenteiligen Wirkungen führt als jene, die ER will. Fürwahr unmöglich; doch jeder Geist, der auf diese Welt schaut und sie als gewiss, fest, vertrauenswürdig und wahr beurteilt, glaubt an zwei Schöpfer - oder an einen: sich allein. Nie aber an einen GOTT.” (EKIW: Lektion 166, 2.)
Was ist der WILLE GOTTES? ER will, dass SEIN SOHN alles hat. Und dafür hat ER gebürgt, als ER ihn als alles schuf. GOTTES WILLE ist die Ausdehnung vollkommenen Glücks, gleichbedeutend mit der Ausdehnung der LIEBE GOTTES. Es gibt keinen Willen außer dem WILLEN der LIEBE. Unser wahrer Wille ist der WILLE GOTTES. Wir sind der WILLE GOTTES. Und wenn wir nach innen gehen, spüren wir sehr deutlich, dass wir nur das wahrhaftig wollen, was auch GOTT will. Wenn wir gelernt haben, dass unser Wille GOTTES WILLE ist, könnten wir ebenso wenig ohne IHN sein wollen, wie ER wollen könnte, ohne uns zu sein. Das ist Freiheit, und das ist Freude.
Glück
Was wir im Zustand der Ego-Identifikation unter Glück und Zufriedenheit verstehen, hat zwei Ursachen. Die erste ist eine völlige Unbewusstheit und Abstumpfung des gespaltenen Geistes, die dazu führt, dass wir den Schmerz der Trennung einfach nicht fühlen. Wir verlieren uns in den Spielen dieser Welt, um unsere Zeit zu füllen und unsere Trauer von uns fernzuhalten. Oder wir verleugnen, dass wir traurig sind und sehen unsere Tränen nicht.
Die zweite Ursache für die egoische Erfahrung von Glück und Zufriedenheit speist sich aus dem Vergleichen und dem Konzept des positiven Denkens. Es bedeutet einerseits, sein Glück in einem Gewinn zu sehen, der auf dem Verlust eines anderen beruht, oder andererseits, zu versuchen, zufrieden zu sein, weil ein anderer mehr als wir zu leiden scheint. Wie jämmerlich und wie missbilligend solche Gedanken sind! Denn wer könnte weniger leiden, weil er einen anderen mehr leiden sieht?
“Du, der du dem Elend hingegeben bist, musst zuerst begreifen, dass du elend und nicht glücklich bist. Der HEILIGE GEIST kann ohne diesen Kontrast nicht lehren, denn du glaubst, Elend sei Glück.” (EKIW: Kapitel 14, II. 1. 2.-3.)
Der Kern der Lehre des Buddha sind „Die Vier Edlen Wahrheiten“. Die erste Wahrheit besagt: Das Leben ist Leiden. Buddha meint damit genau das, was Jesus mit dem oben zitierten Text meint, nämlich dass das, was das Ego und damit die Welt unter Leben versteht, unvollkommen, unbefriedigend und dem Leiden unterworfen ist. Dies ist zu durchschauen! Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Anhaftungen (Form/Körper, Gefühle, Wahrnehmungen, mentale Formation, Bewusstsein) sind Leiden.
Was das Ego unter Glück und Frieden versteht, ist nicht das Glück und der Frieden GOTTES. Solange wir noch keine mystische Erfahrung gemacht haben, bleibt uns nichts anderes übrig, als das zu glauben. Wenn wir einmal einen Moment der Verbindung mit GOTT erlebt haben, haben wir erkannt, dass das Ziel unserer Reise mit nichts in dieser Welt zu vergleichen ist, aber auch dann müssen wir wachsam und im Geist hungrig bleiben, um uns nicht wieder von den Angeboten des Egos einlullen zu lassen.
Die Suche nach weltlichem Glück führt immer ins Leid, führt immer in den Tod, führt immer zum Scheitern, einfach weil wir versuchen, dort Glück zu finden, was nur existiert, um wahres, d.h. vollkommenes Glück zu verhindern. Und alles, was nicht vollkommene Liebe und Glückseligkeit ist, ist Leiden.
“GOTTES WILLE für mich ist vollkommenes Glück.” (EKIW: Lektion 101)
Das Verlangen nach vollkommenem Glück wird meist als arrogant angesehen, aber in Wahrheit ist es umgekehrt: Es ist arrogant, sich dem WILLEN GOTTES widersetzen zu wollen.
“Wenn GOTTES WILLE für dich vollkommener Frieden und vollkommene Freude ist und du nicht nur dies erfährst, dann lehnst du es offenbar ab, SEINEN WILLEN anzuerkennen.” (EKIW: Kapitel 8, IV. 1. 1.)
GOTT, DER die LIEBE ist, ist auch das Glück. Wer das göttliche Glück sucht, kann nicht scheitern, weil er die Wahrheit sucht und weil GOTT alles ist, was wirklich ist. Die Suche nach dem Glück und damit nach der LIEBE ist das, was uns Menschen alle vereint. Vollkommenes Glück und damit wahre LIEBE sind unser gemeinsames Erbe.
“GOTT will, dass du jetzt vollkommen glücklich bist. Kann es sein, dass das nicht auch dein Wille ist? Und kann es sein, dass das nicht auch der Wille deiner Brüder ist? Bedenke also, dass ihr in diesem gemeinsamen Willen alle vereint seid, und nur darin. Es mag Meinungsverschiedenheiten über alles andere geben, aber nicht darüber.” (EKIW: Kapitel 9, VII. 1. 8.-10. & 2. 1.-2.)
Und so erinnern wir uns, dass die Träume dieser Welt nichts enthalten, was wir wirklich wollen, weil sie uns nicht das vollkommene Glück GOTTES bringen, und wir beten:
“VATER, die Wahrheit gehört mir. Mein Zuhause ist im HIMMEL festgesetzt durch DEINEN WILLEN und den meinen. Können Träume mich zufrieden stellen? Können Illusionen mir Glück bringen? Was außer der Erinnerung an DICH kann DEINEN SOHN befriedigen? Ich will nicht weniger annehmen, als was DU mir gegeben hast. Ich bin von DEINER LIEBE umgeben, ewig still, ewig sanft und ewig sicher. Der SOHN GOTTES muss so sein, wie DU ihn schufst.” (EKIW: Lektion 272, 1.)
Liebe
Stimmt es nicht, dass das, wonach wir uns am meisten sehnen, Liebe ist? Ist es nicht wahr, dass wir versuchen oder zumindest hoffen, dass jede Beziehung, egal wie kurz, egal welcher Form, dass jede Reise, dass jede Unternehmung uns die Erfahrung von Liebe erlauben wird? Ist es nicht wahr, dass die großartigsten Erfahrungen, die wir gemacht haben, solche waren, die die Zellen des Körpers mit Liebe zu überfluten schienen, mit einer großartigen Glückseligkeit und Liebe?
Alles, was wir brauchen, ist Liebe. Liebe erfüllt alle Dinge. Liebe nimmt alle Dinge an. Liebe heilt alle Dinge und Liebe transformiert alle Dinge.
“All You Need Is Love” (The Beatles)
All You Need Is Love, der Song von John Lennon und Paul McCartney aus dem Jahr 1967, wurde innerhalb eines Monats komponiert und veröffentlicht. Es repräsentierte perfekt die Atmosphäre des Summer of Love im Jahr 1967, jener Zeit, in der auch Ein Kurs in Wundern in die Welt kam. Es gibt keine Zufälle.
Akzeptieren wir diese WAHRHEIT, dass das, was wir über alle Dinge hinaus ersehnen, die lebendige Erfahrung von LIEBE ist. Dann sind wir motiviert, nur noch danach zu suchen, dann sind wir bereit, alle Blockaden, die uns von dieser Erfahrung zu trennen scheinen, auflösen zu lassen! Ja - es gibt sie, die große LIEBE! Wir müssen nur akzeptieren, dass wir bisher nicht nach der wahren LIEBE gesucht haben. Wir haben nach dem Ersatz des Egos für die Liebe gesucht, aber nicht nach der einzigen LIEBE die es gibt, der LIEBE GOTTES. Was also scheint uns von der LIEBE GOTTES zu trennen?
“Du erkennst die Bedeutung der Liebe nicht, und das ist deine Behinderung.” (EKIW: Kapitel 12, V. 6. 1.)
Zwei Grundüberzeugungen bilden die Basis dessen, was das Ego unter Liebe versteht: Die erste ist, dass die Liebe begrenzt ist - Freunde, Familie, Kinder, Ehemann, Ehefrau. Und die zweite ist, dass es verschiedene Arten von Liebe gibt. Unseren Ehemann oder unsere Ehefrau lieben wir auf die eine Art, unsere Kinder lieben wir auf eine andere Art, und unsere Eltern, unsere Familie, unsere Lehrer lieben wir wieder anders, und dann unsere Freunde wieder anders.
Sex wird häufig auch mit Liebe verwechselt. Wir sprechen dann von “Liebe machen”. Die “Liebe” des Egos ist voller Leidenschaft und Anhaftung. Diese “Liebe” ist nicht wirkliche LIEBE. Diese “Liebe” ist nur ein Vorhang, hinter dem sich Leidenschaft, Anhaftung und Sex verbergen. Nach außen hin nennen wir es Liebe, innen ist es etwas anderes.
Dass „Liebe“ für das Ego bestenfalls eine Art Tauschhandel ist und immer mit Tun und wenig mit SEIN zu tun hat, zeigt auch das Modell der Fünf Sprachen der Liebe des baptistischen Pastors, Beziehungsberaters und Bestsellerautors Gary Chapman. Es zeigt darüber hinaus den zentralen Glauben des Egos an verschiedene Arten von Liebe und seine Verknüpfung von Liebe und Opfer. Dahinter steht die Vorstellung, dass der andere Mensch dazu da ist, unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Chapmans Buch gilt zwar als Standardwerk in der Paarberatungs- und Coaching-Szene, eignet sich aber hervorragend für Unterstellungen von Liebesmangel, Forderungen nach artgerechter Liebe und alle anderen Manipulationsversuche des Egos. Es ist die “Liebe”, die der Beweise auf der Ebene der Form bedarf: “Wenn er mir Geschenke macht, dann liebt er mich!“, „Wenn wir jede Woche vier Mal Sex haben, dann liebt sie mich!“, „Wenn wir täglich stundenlange Gespräche führen und er mir immer wieder sagt, wie sehr er mich bewundert, dann liebt er mich!“Dieses Verständnis von Liebe ist das Problem, nicht die Lösung.
“Das Ego stellt Beziehungen nur her, um etwas zu bekommen. Und es möchte den Gebenden durch Schuld an sich gebunden halten.” (EKIW: Kapitel 15, VII. 2. 1.-2.)
“Liebe ist Freiheit. Nach ihr Ausschau zu halten, indem du dich in Knechtschaft begibst, heißt, dich von ihr zu trennen.” (EKIW: Kapitel 16, VI. 2. 1.-2.)
Im Zustand der Ego-Identifikation sind wir auf der Suche nach der egoischen Vorstellung von Liebe, und ein Teil dieser Idee ist, dass wir glauben, dass unser Beziehungspartner uns zu dieser Vorstellung von besonderer Liebe verpflichtet ist. Hier beginnt der Wahnsinn, denn in dem Moment, in dem ich glaube, jemand sei mir zu besonderer Liebe verpflichtet, schließe ich im Geiste einen Schuldvertrag ab. Und nun halte ich den anderen in diesem Schuldverhältnis gefangen.
Die “Liebe” des Egos versucht, den anderen einzufangen, ist ein Greifen nach dem anderen, weil sie etwas vom anderen für sich haben will, sie versucht, den anderen zu begrenzen; die LIEBE dagegen will freisetzen, die LIEBE will unterstützen, die LIEBE will fördern, die LIEBE will das vollkommene Glück des anderen, weil sie nicht zwischen sich und dem anderen unterscheidet.
Die “Liebe”, die die Welt lehrt, ist nicht die LIEBE, über die Jesus spricht. Die weltliche “Liebe” ist bestenfalls ein Tauschhandel, meist aber ein Verlustgeschäft, ein Opfer. In der Identifikation mit dem Ego-Denksystem glauben wir tatsächlich, uns für unsere “Lieben” aufopfern zu müssen und glauben deshalb auch, dass Jesus sich für uns geopfert hat. Das ist reiner Wahnsinn.
“Deine Verwechslung von Opfern und Liebe geht so tief, dass du dir Liebe ohne Opfer nicht vorstellen kannst. Und genau das musst du dir ansehen: Opfern ist Angriff, keine Liebe. Wenn du nur diese eine Idee akzeptieren wolltest, deine Angst vor der Liebe würde schwinden. Schuld kann nicht andauern, wenn die Idee des Opferns beseitigt worden ist.” (EKIW: Kapitel 15, X. 5. 9.-13.)
Die weltliche “Liebe” ist nichts anderes als die Kehrseite von Angst, es ist der Ersatz des Egos für die LIEBE GOTTES. Daher braucht sie einen Grund: Gestern ist jemand freundlich zu uns gewesen, er war so nett, dass wir ihn “lieben”. Das ist nicht LIEBE, das ist die Kehrseite von Angst - der Grund beweist es. Das ist Angst in der Verkleidung der Liebe - darum kann diese “Liebe” in jedem Moment in Angst umschlagen. Wenn jemand ein bisschen an unserem Selbstbild kratzt, dann verschwindet die “Liebe” und Angst keimt auf. Diese Angst zeigt sich an der Oberfläche als Scham, Schuldgefühl, Enttäuschung, Ärger, Wut oder Hass.
“Ich habe gesagt, dass du nur zwei Gefühle hast: Liebe und Angst.” (EKIW: Kapitel 13, V. 1. 1.-2.)
Angst ist die Idee, dass es einen Mangel an Liebe gibt. Angst ist so etwas wie Dunkelheit - sie existiert nur durch die Vorstellung, dass es einen Mangel an Licht gibt. Sie hat keine Substanz an sich, weil sie keine Ursache an sich hat. Das heißt also, wenn wir in irgendeiner unserer Beziehungen, in irgendeiner unserer Begegnungen etwas anderes als LIEBE und die Derivate der LIEBE, wie Freude, wie Glück, wie Wohlwollen, Güte, Wonne, Fülle, spüren, dann können wir ganz ehrlich zu uns sagen: Ich habe Angst. Ich habe Angst vor diesen Menschen und da wird sich das Ego einmischen und sagen, warte mal, ich habe keine Angst vor ihm, ich finde ihn nur dumm, ich habe keine Angst vor ihm, ich fühle mich nur gestört, ich habe wirklich keine Angst vor ihm, aber ich kann mich nicht wirklich mit allem abfinden und solche Argumente werden kommen. Aber erinnern wir uns, die Liebe liebt, sie freut sich, sie ist im Überfluss, sie wünscht nur Gutes und sie akzeptiert, ja sie lässt wirklich SEIN und genießt es und alles andere ist Angst, bei allem anderen glauben wir, wir müssten jetzt etwas verteidigen und wir wissen: Verteidigung ist einfach unsere Art, anzugreifen und uns gleichzeitig unschuldig zu fühlen - was für ein Wahnsinn.
Wir begeben uns in einen ängstlichen Zustand, weil wir uns nicht in einen liebevollen Zustand begeben, weil jemand etwas sagt, das uns nicht zu passen scheint, das nicht zu unserem Lernen zu passen scheint. Deshalb fühlen wir uns angegriffen, wir fühlen uns ängstlich, weil jemand unsere Stille zu stören scheint, wir fühlen uns angegriffen, weil Menschen sich einfach anders ausdrücken, an etwas anderes glauben, ein anderes Lernen haben. Wir haben Angst, wenn wir versuchen, jemanden zu korrigieren, jemanden zu verändern, jemanden aus unserem Leben zu vertreiben, uns vor jemandem zurückzuziehen. Wenn wir tatsächlich GOTTES LIEBE wählen statt Schmerz, dann können wir uns einfach klar machen, hey, ich habe Angst vor dieser Person, ich glaube, diese Person bedroht mich, bedroht etwas, was mir wichtig ist, hier versuche ich, die Illusion wahr zu machen.
Am spirituellen Weg ...
Viele von uns glauben, sie seien auf einem spirituellen Weg. Ob das wahr ist, werden wir an unserer Bereitschaft erkennen, genau das, was gerade vor uns ist, vollkommen zu fühlen und zu erfahren, von Moment zu Moment. Wenn wir also in Feindseligkeit mit jemand anderem sind, wenn wir einen Konflikt mit jemandem haben und uns entscheiden, das zu tun, was wir beten oder meditieren nennen, um den Gefühlszustand in uns zu verändern und wir später aufstehen und sagen, „Gut, ich fühle mich jetzt viel besser“, doch das Thema mit dem anderen nicht gelöst worden ist, dann hat sich nichts geändert. Gehen wir daher zu dem anderen hin. Öffnen wir unser Herz, teilen uns mit, klären es. Wenn wir jemanden beleidigt haben, wenn wir jemanden verurteilt haben, geben wir es zu und sagen ihm, dass es uns leid tut, denn das ist es - es ist unser Leid. Unsere Angriffsgedanken greifen unsere Unverletzlichkeit an. Nur wenn wir unseren Irrtum eingestehen und ihn IHM zur Berichtigung übergeben, können wir den Ort des Konflikts in unserem Inneren wirklich heilen.
Und jetzt können wir uns die so machtvolle Frage stellen: Wofür benutze ich diesen Kurs oder einen anderen spirituellen Weg?
Will ich ihn verwenden, um mich besonders gescheit zu fühlen oder überlegen? Will ich ihn dafür verwenden mich einsam zu fühlen, weil ich denke andere Menschen denken nicht das, was ich denke, die wollen nicht das, was ich will, die fühlen nicht das, was ich fühle, die verstehen nicht das, was ich verstehe?
Oder nutze ich meinen spirituellen Weg, um mir mein komplettes erfahrungsmäßiges Erleben an der Basis anzuschauen und mir die einfache Frage zu stellen: Ist es gerade Liebe was ich fühle, oder ist es Angst? Dann kann ich mich neu entscheiden, dann kann ich mir erstmals eingestehen, okay, ich benutze hier diese Menschen, ich benutze das was sie sagen, ich benutze das was sie tun, ich benutze das was ich von ihnen wahrnehme, um der Angst eine Basis zu geben, um den Mangel an Liebe eine Basis zu geben. Jedes Mal, wenn ich jemand anderen anschaue und ihn analysieren muss, gibt es etwas, was ich fürchte. Alles, was meine Knöpfe drückt, ist ein Zeichen, dass etwas noch meiner Liebe bedarf. Hier versuche ich getrennt von Gott zu erschaffen, genau hier liegt meine Beurteilung, hier liegt die Verurteilung, die ich dauernd aufrecht erhalte und das ist doch wirklich der reine Wahnsinn.
Das heißt, schauen wir uns unsere Beziehungen an und fragen uns für einen Moment, was darf ich mir heute noch mal neu anschauen, wo kann ich heute noch ein bisschen Angst verlieren, wo will ich vielleicht jemanden und vor allem mich nicht frei sein lassen, denn genau das ist die Liebe ja. In dem Moment wo es gleich-gültig ist, was meine Mitmenschen glauben, was sie sagen, oder wie sie sich ausdrücken. In dem Moment in dem ich meinen spirituellen Weg dafür benutze das ewige wundervolle reine Unschuldige in ihnen zu lieben, in dem Moment verändert sich die komplette Welt und die Menschen werden mir ganz von selbst zuhören, sich mir ganz von selber öffnen.
Stellen wir uns vor, wir gehen auf jemanden zu und dieser jemand meint, er wisse etwas besser als wir, so werden unsere Widerstände sofort hochfahren. Und nun stellen wir uns vor, dass jemand auf uns zugeht und während er auf uns zugeht, bekommt sein Gesichtsausdruck etwas Weiches, etwas Herzliches, etwas Wiedererkennendes, etwas Harmloses und Freudiges. Ist es nicht allein schon von diesem kleinen Bild eine wundervolle Begegnung, ist nicht allein dieser Prozess schon ein Weg des Lehrens und ein Weg ist Verbindens und unser Weg der völligen Entwaffnung? Fragen wir uns also immer wieder, wie lerne ich, wie nutze ich meinen spirituellen Weg? Machen wir uns klar, hä, ich bin in einigen Beziehungen bewaffnet und kämpfe einen Kampf, die nicht gewonnen werden kann.
Wenn wir versuchen, der Angst eine Grundlage zu geben, die sie nicht hat, dann treffen wir eine neue Entscheidung und sagen, hey Bruder, ich will keine Angst mehr vor dir haben. Nein, ich will dich sehen, ich will dich einfach nur sehen und ich will alles, was ich hier lerne und gelernt habe, dazu benutzen, dich zu lieben und nichts anderes. Halleluja! Es kann so einfach und so leicht und so wunderbar sein, wenn wir die Dinge einfach so sein lassen, wie sie wirklich sind.
Daher erfordert der Weg der Heilung, dass wir uns umdrehen, um unsere Schöpfungen anzuschauen, dass wir in unseren eigenen Geist schauen, und LIEBE bringen zu allem, was auch immer gerade auftaucht, aus dem Verlangen heraus, die Präsenz von CHRISTUS zu sein. Wir werden wissen, dass wir vollkommen frei sind, wenn wir nicht länger irgendeinen Widerstand demgegenüber fühlen, was auch immer im Feld unserer Erfahrung auftaucht.
Jedes Mal, wenn wir den Impuls des Geistes unterbrechen können, nichts als Probleme wahrzunehmen, werden wir beginnen zu entdecken, dass die Untergrund-Strömung des CHRISTUS-GEISTES noch immer in uns ist. Und wenn wir dies immer tiefer spüren, dann baut das wiederum unser Verlangen auf, weiter in dieser Strömung zu leben. Und Moment für Moment, Tag für Tag, werden wir die Kraft kultivieren, die notwendig ist, nur mit diesem GEIST identifiziert zu sein.
Zeit ist eine Illusion. Und die Dinge, die vorüberziehen, die Phänomene in Raum und Zeit, sind nur Schatten, die wir auf eine bestimmte Weise interpretiert haben. Es gibt keinen Gewinn; es gibt keinen Verlust. Es gibt nichts zu fürchten. Die Welt kann uns nichts hinzufügen, noch kann sie uns irgendetwas wegnehmen. Wir sind bloß hier in diesem vorübergehenden Klassenzimmer, mit einer Gelegenheit, das zu tun, was jeder Meister in jeder Dimension tun kann, denn wir besitzen die gleiche Macht wie Jesus - wir besitzen die Macht, nur LIEBE zu lehren. Und was wir lehren, müssen wir zwangsläufig und unmittelbar lernen.
Liebe Gott aus ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst! „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“, erklärte Jesus vor zweitausend Jahren. Wenn Jesus damals von der Liebe zu Gott sprach, dann war das eine Erklärung für den vom Ego getriebenen Verstand. Hätte Jesus gesagt: “Liebt ganz einfach”, wäre er gefragt worden: “Wen? Was meinst du mit: ›Liebt ganz einfach‹? Wie soll man lieben, wenn niemand zum Lieben da ist?” Nur also, um dem Verstand Genüge zu tun, sagte Jesus: “Liebe Gott, gib dich ihm hin.” Denn haben wir uns erst einmal hingegeben, werden wir erkennen können, dass es gar keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt gibt - oder anders ausgedrückt, nicht auf das Gegenüber kommt es an, sondern es kommt auf den an, der sich hingibt. Das Gegenüber ist nur ein Vorwand. Auch die Liebe zum spirituellen Meister ist nur ein Hilfsmittel für den spirituell Suchenden, der sich noch in der Illusion der Trennung befindet.
“Liebe und tu, was du willst.” (Augustinus Aurelius Bischof von Hippo und Kirchenlehrer)
Kurz und bündig, aber auch radikal und provozierend sagt Augustinus, worum es geht. Wenn wir in Liebe sind, spielt es keine Rolle, was wir auf der Ebene der Form tun, denn dann ist alles, was wir tun, von der Liebe geleitet. Bekannt ist auch das „Hohe Lied der Liebe“ beim Apostel Paulus. Es wird gerne als Bibeltext für Hochzeiten verwendet: “Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.” (1.Korintherbrief, Kap.13). Die Liebe ist das „Lebenselixier“. Aber was ist wahre Liebe?
Es braucht nur unsere kleine Bereitschaft, um uns erkennen zu lassen, dass all unsere alten Vorstellungen und Gefühle nicht die LIEBE GOTTES sind, die LIEBE unseres SEINS, unseres ewigen SELBST - die einzige LIEBE die es wirklich gibt. LIEBE ist kein Gefühl, das kommt und geht, sondern unser wahrer Seinszustand. In Verbindung mit unserem wahren SELBST sind wir nicht verliebt, sondern wir sind in LIEBE. Die enorme Schönheit der LIEBE ist, dass sie keine Gründe braucht. Die LIEBE fließt ohne Grund aus uns heraus, sie ist unser verströmendes Glück, sie ist das Teilen unseres Herzens. Sie ist das Teilen eines Gesangs, der aus unserem SEIN kommt. Und Teilen ist so beglückend - daher teilen wir. Teilen um des Teilens willen, ohne jeden anderen Grund. LIEBE ist wie atmen: wenn sie uns widerfährt, sind wir einfach in LIEBE. Es ist gleich, wer uns nahe kommt, der „Sünder“ oder der „Heilige“, denn LIEBE beruht auf der Erkenntnis, dass es in Wahrheit nur EINEN von uns gibt. Es gibt nur EINEN von uns, weil es nur einen GEIST gibt. Wer immer uns in dieser Welt nahe kommt, fühlt die Schwingungen der LIEBE, ist glücklich. LIEBE ist bedingungsloses Geben.
“Die Liebe dehnt sich nach außen aus,
einfach weil sie nicht zurückgehalten werden kann.
Da sie grenzenlos ist, hört sie nicht auf.” (EKIW: Kapitel 7, I. 3. 4.&5.)
LIEBE ist Ausdehnung. Die kleinste Gabe vorzuenthalten heißt, den Sinn und Zweck der LIEBE nicht erkennen. Die LIEBE schenkt alles für immer. Wenn wir nur eine Überzeugung, eine Gabe zurückhalten, ist die LIEBE dahin, weil wir einen Ersatz gebeten haben, an ihren Platz zu treten. Und dieser Ersatz ist immer Krieg, auch wenn wir ihn als Langeweile, Desinteresse, Gleichgültigkeit, Kompromiss oder Distanz bezeichnen, um uns selbst zu täuschen.
“Du kannst nicht verstehen, wie sehr dich dein VATER liebt, denn in deiner Erfahrung der Welt gibt es keine Parallele, die dir helfen könnte, es zu verstehen. Es gibt nichts auf Erden, was sich damit vergleichen ließe; und nichts, was du jemals getrennt von IHM empfunden hast, hat auch nur entfernte Ähnlichkeit damit.” (EKIW: Kapitel 14, IV. 8. 4.-5.)
Es ist unmöglich, Liebe irgendwie zu verstehen. Deshalb bedeutet von Licht und Liebe reden allein noch nichts. Doch das wahrhaftige Verlangen danach ist alles. Aufgrund des Glaubens an Trennung im Zustand der Ego-Identifikation ist ein häufiges Missverständnis von Liebe im Zusammenhang mit Spiritualität die Annahme, man könne einen Mangel an Liebe in der Welt wahrnehmen und dann Liebe dorthin senden. In Wahrheit ist das einzige Problem die eigene Wahrnehmung eines Mangels an Liebe, und dieser Wahrnehmungsfehler kann nur im eigenen Geist berichtigt werden. Wenn unser Geist berichtigt ist, werden wir uns nur noch der ewigen LIEBE GOTTES bewusst sein und IHN durch uns hindurch leuchten lassen. In der Einleitung von Ein Kurs in Wundern finden wir den folgenden ganz zentralen Hinweis zum Thema Liebe:
“Der Kurs zielt nicht darauf ab, die Bedeutung der Liebe zu lehren, denn das ist jenseits dessen, was gelehrt werden kann. Er zielt vielmehr darauf ab, die Blockaden zu entfernen, die dich daran hindern, dir der Gegenwart der Liebe, die dein angestammtes Erbe ist, bewusst zu sein.”
Die göttliche LIEBE ist das Herz der Existenz, und wer die gesamte Existenz wirklich als Herz erleben will, darf in seinem eigenen Herzen nichts zurückhalten. Wenn es da eine bestimmte Emotion gibt, die man sich nicht zu fühlen erlaubt - sei es Liebe oder Hass -, dann verhindert diese Unterdrückung die Wahrnehmung der LIEBE im Universum. Mit anderen Worten: Wenn wir unangenehme Gefühle unterdrücken und versuchen, uns mit vorgetäuschter “Liebe” darüber hinwegzutäuschen, dann liegt das daran, dass wir nicht bereit sind, die Angst zu fühlen, die der Ego-Identifikation zugrunde liegt. Wir gelangen aber nur zur LIEBE, wenn wir bereit sind, die Angst und alle damit verbundenen unangenehmen Gefühle aufsteigen zu lassen, um sie SEINER Berichtigung zu übergeben. Wir entkommen der Angst nicht durch Verdrängung. Gefühlsduselei, emotionale Empfindsamkeit und Sentimentalität sind nicht Liebe, sondern nur eine Ablenkung des Egos von der Wahrheit.
Der Weg des spirituellen Erwachens muss die Vollendung der Entscheidung sein, nur LIEBE zu lehren. Und der einzige Weg, LIEBE zu lehren, ist der, unter allen Umständen LIEBE zu sein. Das bedeutet nicht, dass wir ein künstliches Lächeln in unser Gesicht malen und niemals irgendeine Emotion fühlen. Das ist nicht Erleuchtung. Das ist der Gipfel des Ego-Versuches, sich der Kraft GOTTES zu bemächtigen. Denn das spirituelle Ego ist in der Tat die letzte „Nuss“, die geknackt werden muss. Denn nur derjenige ist erwacht, der alle Dinge erlaubt, allen Dingen vertraut, alle Dinge annimmt - was dasselbe ist, wie zu sagen, alle Dinge zu fühlen. Denn in exakt dem Moment wird genau die Sache, die auftaucht, transzendiert, weil sie nicht behindert und ihr kein Widerstand entgegengebracht wird. Und was nicht behindert oder widerstanden wird, wird in der Tat angenommen und in dem weiten Raum der LIEBE verzehrt.
Es gilt daher genau hinzusehen und sich immer wieder ehrlich zu fragen: Wo habe ich verlangt, dass die Welt sich in einer bestimmten Weise zeigt, so dass ich so tun kann, als sei ich im Frieden, so dass ich so tun kann, als sei ich glücklich und liebevoll? Denn jeder kann glücklich und liebevoll sein, wenn er vor einer Menschenmenge steht und jeder ihm applaudiert. Jeder kann glücklich sein, von zwanzig Freunden gehalten zu werden, die sagen, dass sie ihn lieben. Doch nur der Erleuchtete kann glücklich und liebevoll sein, wenn diese zwanzig Freunde beschlossen haben, ihn zu kreuzigen. Daher sind es in der Tat unsere dunkelsten Momente, ist es das Einstürzen der Strukturen unserer Persönlichkeit, die wir aufgebaut haben, was uns die beste Gelegenheit bietet, die große Kraft in unserem Innern zu verwirklichen, nur LIEBE zu lehren.
Und doch möchte das Ego uns überzeugen, dass wir, um LIEBE zu kennen, unsere Welt so aufbauen müssen, dass wir niemals die Herausforderungen und Unsicherheiten des Verlassen seins, der Einsamkeit, des Nichtwissens erfahren. Das ist die raffinierteste Ego-Falle auf dem Weg des spirituellen Erwachens.
Die einzig wahre Liebe, die LIEBE GOTTES, ist ein Geisteszustand vollkommener Glückseligkeit, jenseits jeder Vorstellung und jenseits der Gefühle auf psychischer Ebene. Am Anfang des Weges ist es daher notwendig, uns mit unseren Irrtümern zum Thema Liebe näher zu befassen, um sie infolgedessen IHM zur Berichtigung übergeben zu können.
Das fünfte der im Kurs beschriebenen Gesetze des Chaos lautet: “Es gibt einen Ersatz für die Liebe.” Das ist die Magie des Egos, die laut Ego all unseren Schmerz „kurieren“ wird. Es ist der Faktor, der in unserer Verrücktheit noch gefehlt hat und sie "vernünftig" macht. Das ist der Grund, weswegen wir angreifen. Hier ist das, was unsere Rache rechtfertigt. Alle unsere besonderen Beziehungen bezwecken nur, uns des Ersatzes für die Liebe zu bemächtigen und sie uns anzueignen.
Der Glaube an die egoische Vorstellung von Liebe ist die größte Versuchung am spirituellen Weg. Auch wenn wir bereits einsehen, dass das Denksystem, das die besondere Beziehung schützt, nur ein Wahnsystem ist, scheint uns dennoch die besondere Beziehung noch immer irgendwie anders zu sein. Die besondere Beziehung hat den imposantesten und täuschendsten Rahmen aller Abwehrmechanismen, deren das Ego sich bedient.
Ist eine Beziehung nicht von besonderem Wert, so ist sie für das Ego bedeutungslos, denn es nimmt alle Liebe als besonders wahr. Wann immer wir daher erkennen, dass wir jemanden oder etwas heraus gesondert haben und gesagt haben, „Dies hat einen höheren Wert“, können wir versichert sein, dass wir überhaupt nicht in der LIEBE sind - wir sind in der Angst. Und daher, wenn derjenige uns verlassen würde, was wäre dann mit uns? Doch wenn wir in LIEBE sind, wie ein Fisch im Meer, dann können alle Wesen auftauchen und verschwinden und wir werden sie auf ihrer Reise segnen. Und wir werden uns erinnern, dass wir dort verweilen, wo GOTT uns hingesetzt hat. Und GOTT hat uns in SEIN HERZ gesetzt. Und wenn wir wählen, nur die Gegenwart der LIEBE zu sein, wird sogar der Traum von Verlust aus unserem Bewusstsein verschwinden wie ein Nebel vor der aufgehenden Sonne.
Zum Glück ist die besondere „Liebe“ des Egos immer mit Angst verbunden, denn daran können wir sie erkennen. Das Gegenteil der “Liebe” des Egos ist Angst, die sich an der Oberfläche als Hass, Eifersucht, Sehnsucht, Sorge und dergleichen äußert. Es ist die Angst um den „geliebten“, ganz besonderen Menschen, es ist die Angst, seine Liebe zu verlieren. Die "Liebe" des Egos ist immer exklusiv und dementsprechend sind alle damit verbundenen Vorstellungen absurd verzerrt. Wir freuen uns beispielsweise, wenn uns ein geliebter Mensch während unserer Abwesenheit vermisst und uns das mitteilt. Wir freuen uns also über das emotionale Leid unseres Geliebten. Was stimmt nicht mit uns?
Jedes Mal, wenn wir jemandem sagen, dass wir ihn vermissen, machen wir ihn für unsere Erfahrung des Mangels verantwortlich und damit schuldig. Wir sagen damit, dass die Ursache unserer Mangelerfahrung seine körperliche Abwesenheit ist. Außerdem betonen wir damit, dass sein Körper für unser Glück entscheidend ist und nicht sein Geist. Wir reduzieren den SOHN GOTTES auf ein materielles Ding. Hier gilt es achtsam zu sein, denn es geht nicht darum, unsere Mangelgefühle zu leugnen, sondern sie dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung zu übergeben, anstatt sie einem anderen Menschen zuzuschieben. Wir müssen lernen, dass wir jedes Mal, wenn wir eine Erwartung an einen anderen Menschen haben, uns selbst zum Opfer machen und den anderen Menschen zum Täter werden lassen. Mit zunehmendem Erwachen wird die Anziehungskraft der besonderen Beziehung für uns immer geringer werden und unsere Bereitschaft zunehmen, mit dem HEILIGEN GEIST in einen heiligen Augenblick einzutreten und uns von IHM dort befreien zu lassen. Dann werden wir niemandem mehr sagen, dass wir ihn vermissen, sondern wir werden die LIEBE GOTTES ausdehnen und jedem sagen, dass wir ihn lieben - wir werden die überfließende Fülle unseres Herzens ausdehnen, anstatt zu versuchen, Mangel real zu machen.
Eine zentrale Idee im Denksystem des Egos ist die Idee des Opfers. Wenn wir nun im Kurs lernen, dass es auf dem Weg des spirituellen Erwachens um die Erlösung von der Idee der besonderen Liebe geht, dann wird uns die Stimme des Egos suggerieren, dass wir die Liebe zu den ganz besonderen Menschen in unserem Leben opfern müssen. Aber wir müssen nie und nimmer die Liebe opfern, sondern nur die Idee der Besonderheit. Das bedeutet, dass wir die Liebe, die wir für einige besondere Menschen empfinden, auf alles und jeden ausdehnen.
Selbstliebe
Sehr deutlich wird die Vorstellung des Egos von Liebe beim Thema Selbstliebe. Das egoische Konzept der Selbstliebe kommt zunächst scheinbar harmlos daher mit dem Gedanken "Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben". Aber diese innere Haltung ist pure Grausamkeit. Sie erzeugt eine Trennung in mich und die anderen, sie erschafft Grade in dem Sinne, dass ich wichtiger bin als die anderen, und sie degradiert alle anderen zu Statisten in meinem Leben. Infolgedessen versuche ich, meine persönlichen Bedürfnisse gegenüber allen anderen durchzusetzen. Mit der inneren Haltung von "Ich zuerst".
Die Basis dieser Vorstellung von "Liebe" ist Angst. Diese sogenannte Selbstliebe wird daher mit Angriffsgedanken gleichgesetzt. Darunter wird das Konzept verstanden, dass ich mich selbst schützen muss, vor toxischen Beziehungen oder Kontakten. Unter dieser Vorstellung von Selbstliebe wird verstanden, sich selbst liebevoll, wie die Mutter ihr krankes Kind, wieder aufzupäppeln und damit das Elend in dem wir stecken wieder und wieder und wieder wahr zu machen, einzig und allein unter der großen Headline: “Ja, ich bin verletzlich, ich bin ein verletzliches Wesen.”
Deshalb glauben wir dann einen Safe Space errichten und erhalten zu müssen. Wenn wir glauben, uns vor der Negativität anderer Menschen schützen zu müssen, dann ist das der aussichtslose Versuch, uns vor unseren eigenen Urteilen über uns und andere Menschen zu schützen. In Wahrheit ist ein Safe Space eine eiserne Rüstung, eine Festung, mit der wir uns vor der Liebe GOTTES schützen. Die eigene Wut oder Angst auf jemanden zu projizieren, ist ungefähr so, wie Gift zu schlucken und zu hoffen, dass der andere stirbt.
EKIW, LEKTION 26:
“Meine Angriffsgedanken greifen meine Unverletzlichkeit an.
Es ist sicher offensichtlich, dass du, wenn du angegriffen werden kannst, nicht unverletzlich bist. Du siehst Angriff als eine wirkliche Bedrohung an. Das ist so, weil du glaubst, dass du wirklich angreifen kannst. Und was durch dich Wirkungen hat, muss auch auf dich Wirkungen haben. Es ist dieses Gesetz, das dich letztlich erlösen wird, aber jetzt missbrauchst du es. Du musst deshalb lernen, wie es zu deinem Besten genutzt werden kann statt dagegen.
Weil deine Angriffsgedanken projiziert werden, hast du Angst vor Angriff. Und wenn du Angst vor Angriff hast, musst du glauben, dass du nicht unverletzlich bist. Angriffsgedanken machen dich deshalb in deinem eigenen Geist verletzlich, dort, wo die Angriffsgedanken sind. Angriffsgedanken und Unverletzlichkeit können nicht gemeinsam akzeptiert werden. Sie widersprechen einander.”
In Kapitel 13. V. 6. fordert uns Jesus daher auf, die egoische Vorstellung von Selbstliebe zu hinterfragen:
“Wenn du deine Welt mit offenen Augen ansiehst, muss dir auffallen, dass du dich in den Wahnsinn zurückgezogen hast. Du siehst, was nicht vorhanden ist, und hörst, was kein Geräusch erzeugt. Deine Äußerungen von Gefühlen sind das Gegenteil dessen, was die Gefühle selber sind. Du kommunizierst mit niemandem und bist genauso isoliert von der Wirklichkeit, als wärest du allein im ganzen Universum. In deinem Wahnsinn übersiehst du die Wirklichkeit vollständig und siehst überall, wo du hinschaust, nur deinen eigenen gespaltenen Geist. GOTT ruft dich, und du hörst nicht, denn du bist mit deiner eigenen Stimme beschäftigt. Und die Schau CHRISTI ist nicht in deiner Sicht, denn du schaust nur dich selber an.”
Mit Gnade, mit göttlicher LIEBE, mit dieser wundervollen, allgegenwärtigen, mit allen geteilten bedingungslosen, liebevollen Freundlichkeit hat die egoische Vorstellung von Selbstliebe überhaupt nichts zu tun. Es fühlt sich sogar ziemlich leer an, ziemlich rast- und ruhelos. Auch wenn wir gerade nicht spüren, dass wir kämpfen, fühlen wir doch nicht diesen wundervollen leuchtenden Frieden und die reine Freude GOTTES.
Wer liebt wen in der Selbstliebe? Wer sind die beiden - der Liebende und der Geliebte? Anders gefragt: Brauche ich überhaupt eine Beziehung zu mir selbst? Warum bin ich nicht einfach ich selbst? Wenn ich eine Beziehung zu mir selbst habe, bin ich zweigeteilt - ich und mein Selbst, Subjekt und Objekt. Diese vom Ego-Denken geschaffene Dualität ist die Grundursache für all die Komplikationen, Probleme und Konflikte in unserem Leben. Im Zustand der Erleuchtung BIN ICH. Ich beurteile mich nicht und bedauere mich nicht, ich bin nicht stolz auf mich, ich liebe mich nicht und hasse mich nicht, usw. Die durch die Selbstreflexion des Bewusstseins bewirkte Spaltung ist beseitigt, ihr Fluch ist aufgehoben. Da ist kein persönliches Selbst, das ich weiterhin nähren, schützen oder verteidigen muss. Im Zustand der Erleuchtung fällt eine Beziehung weg - die Beziehung zu mir selbst. Sobald ich diese Beziehung aufgegeben habe, verwandeln sich alle meine scheinbar "anderen Beziehungen" in Liebesbeziehungen, weil die Illusion der Trennung aufgehoben ist. Der normalen Logik zufolge gehören zu einer Vereinigung mindestens zwei, ist ein Zweiter erforderlich. Doch zu einer echten Vereinigung - einer Vereinigung, die es wert ist, LIEBE genannt zu werden, einer Vereinigung, die es wert ist, Andacht, Samadhi, Ekstase genannt zu werden - dazu gehört nur EINER. Die Wirklichkeit ist EINHEIT, da ist kein Zweiter. Solange der Sucher da ist, ist das GESUCHTE nicht da; und wenn das GESUCHTE eingetreten ist, ist der Sucher verschwunden. Dann erkenne ich, dass alles in meinem Bewusstsein erscheint und dass alles nur die LIEBE GOTTES widerspiegelt. GOTT liebt seine ganze Schöpfung mit derselben grenzenlosen LIEBE, und wenn ich mich SEINER LIEBE öffne, dann strömt sie auch durch mich in die Welt, dann ist da LIEBE zu allen Menschen, dann erstrahlt mein wahres SELBST in heiliger Freude.
“Mein heiliger Bruder, denk eine Weile über dieses nach: Die Welt, die du siehst, tut nichts. Sie hat überhaupt keine Wirkungen. Sie stellt nur deine Gedanken dar. Und sie wird sich völlig verändern, wenn du beschließt, anderen Geistes zu werden, und die Freude GOTTES als das wählst, was du wirklich willst. Dein SELBST erstrahlt in dieser heiligen Freude, unverändert, unveränderlich und unwandelbar, auf immer und auf ewig.” (EKIW: Lektion 190, 6. 1.-5.)
Selbst die Mutterliebe, die so sehr verehrt und hoch geschätzt wird, ist nicht die Liebe GOTTES, denn auch Mutterliebe ist immer mit Sorge, Angst und dem Glauben an Besonderheit und Tod verbunden. Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern und ihr Bedürfnis, sie zu beschützen, kommt daher, dass sie diese als einen Teil von sich betrachten. Niemand gibt etwas auf, was er als Teil von sich betrachtet. Wir reagieren zwar als Eltern ähnlich wie GOTT auf SEINE Schöpfungen, mit Liebe, Schutz und Barmherzigkeit - und trotzdem ist die Liebe GOTTES etwas grundsätzlich anderes. Die weltliche Eltern-Kind-Beziehung ist nie nur von reiner Liebe durchdrungen und ist immer von Sorge und Angst begleitet. Sorge ist Angst und Angst ist nicht LIEBE. Sorge ist Lieblosigkeit. Sorge ist immer ein Ausdruck unseres mangelnden Vertrauens in die Stärke GOTTES. Sorge ist der Glaube, dass Wirkliches bedroht sein könnte.
GOTT liebt mit einer LIEBE, die sich nie verändert und die kein Gegenteil kennt. GOTT ist DER liebende MUTTER&VATER, der sein schlafendes Kind sanft im Arm hält und ihm jede Unterstützung anbietet, um aus seinem Albtraum aufzuwachen. Doch GOTT weiß nichts vom Inhalt des Alptraums seines Kindes, sondern kennt nur die Wirklichkeit, also die Göttlichkeit seines Kindes. GOTT hat keine Sorge und keine Angst um sein Kind, weil er nur dessen wahres SEIN kennt, so wie ER ES erschaffen hat.
Zu glauben, dass Gott das Leid in der Welt sehen und zulassen würde, ist reiner Wahnsinn. Wenn wir das glauben, hat dies zwangsläufig zur Folge, dass wir Gott als grausam wahrnehmen: “Und keinen gibt es unter ihnen, der nicht gedacht hat, dass GOTT grausam ist.”(EKIW: Kapitel 13, Einleitung, 2. 11.) Doch der Wahnsinn dieser Welt und der Glaube an Trennung findet nur im Geist des Träumers statt und nicht im GEIST GOTTES.
Wenn unser Geist berichtigt ist, sind wir nicht nur Kinder GOTTES, sondern wir leben auch als solche, unbedarft, sorgenfrei und umsorgt und lassen Christi Schau für uns auf alle Dinge blicken und beurteilen sie nicht, sondern geben stattdessen jedem ein Wunder der Liebe. So erleuchtet die LIEBE GOTTES durch uns die Welt.
“Dein Ego kann IHN nicht daran hindern, auf dich zu leuchten,
aber es kann dich daran hindern, IHN durch dich hindurch leuchten zu lassen.” (EKIW: Kapitel 4, IV. 9. 6.)
Wohl am deutlichsten zeigt sich der Wahnsinn der egoischen Vorstellung von Liebe in der besonderen Paarbeziehung. Die „Liebe“ des Egos ist eine Leidenschaft, also etwas, das Leiden schafft. In unzähligen Geschichten erzählen wir uns immer wieder das gleiche Drama von dem, was das Ego unter Liebe versteht, von jener „Liebe”, die sich in Hass verwandeln kann. In der Oper Carmen sticht Don José, blind vor Wut und Eifersucht, sein Messer in die Brust seiner Geliebten und sinkt mit den Worten nieder: "Ah! Carmen! Meine angebetete Carmen!"
Romeo und Julia gelten als das berühmteste Liebespaar der Weltliteratur. Es ist die Geschichte zweier junger Liebender, die unter unglücklichen Umständen durch Selbstmord zu Tode kommen. Die romantische Liebe oder die Vorstellung verliebter Körper birgt die Tragödie aller Illusionen in sich. Keine Illusion ist das, was sie zu sein scheint. In einer Welt, in der die Liebe als exklusiv und abhängig vom Zusammensein der Körper angesehen wird, enden Beziehungen. In einem solchen Wahnsinn scheint die verrückte Idee der Vereinigung im Tod die einzige Hoffnung zu sein, die es gibt. Hier wird die Absurdität dieser Welt am deutlichsten.
Wenn wir nur die Liebe kennen gelernt haben, die voller Leidenschaft und Anhaftung ist, können wir die Worte von Jesus: ‚GOTT ist LIEBE‘ nicht verstehen. Immer wieder stellen verzweifelte „Liebende“ daher die Frage: „Warum muss Liebe weh tun?“ Was ist das für eine völlig verrückte Vorstellung von Liebe? Damit sind wir bei der dritten großen Lüge des Egos über die Liebe angelangt, nämlich dem Glauben, die Liebe könne sich verändern. Wir könnten manchmal lieben und zu anderen Zeiten hassen. Deshalb haben wir Angst vor der Liebe, weil wir Angst haben, sie wieder zu verlieren.
Wenn sich die egoische Liebe nicht in Hass verwandelt, dann neigt sie zumindest dazu, zu erkalten und in emotionsloser Distanz zu erstarren oder sich in alltäglichen Routinen zu verlieren. Ab jenem Moment, wo wir auch noch den Kontakt zu unserem Verlangen nach der LIEBE verloren haben, sind wir tot vor unserem Tod, sind wir bereits ins Grab gestiegen. Ohne LIEBE hat unser Leben keinen Sinn. LIEBE gibt ihm einen Sinn, LIEBE ist der einzige Sinn. Ohne LIEBE ist ein Mensch ganz allein, vom Herzen der Existenz abgetrennt. Ohne LIEBE ist jeder eine einsame Einheit, er ist ohne Verbindung zu anderen. Die Abwesenheit der LIEBE, d.h. der Zustand der Ego-Identifikation, lässt eine private Welt erstehen, die sich nicht mit anderen teilen lässt. In dieser Welt bewegt ihr Macher sich allein, denn nur er nimmt sie wahr.
Achtung Ego-Falle
Wenn der vom Ego getriebene Verstand hört, dass die besondere Beziehung das Problem ist, schließt er daraus, dass auch das Verlieben ein Problem ist und deshalb vermieden werden muss. Dem ist aber nicht so! Wenn wir versuchen, uns vor dem Verlieben zu schützen, legen wir uns einen Panzer an. Wenn wir uns so panzern, muss der andere uns wie ein Feind vorkommen. Unter gepanzerten Menschen ist keine Freundschaft möglich - Freundschaft ist unmöglich, Liebe ist unmöglich, Kommunikation ist unmöglich. Wir haben Angst, jemand könnte Besitz von uns ergreifen, jemand könnte uns überwältigen, jemand könnte uns versklaven. Aus Angst davor haben wir ein Gefängnis errichtet, einen Schutzwall um uns gezogen. So wird das Leben zu einer einzigen Last, wird das Leben zur Langeweile. Wenn wir zu vorsichtig sind, kann das Leben kein Abenteuer sein. Wenn wir uns allzu sehr schützen, allzu sehr auf Sicherheit auf der Ebene der Form erpicht sind, sind wir bereits tot. Und nur wer als Mensch bereit ist, in scheinbarer Unsicherheit zu leben, weil er vertraut, wird lebendig sein.
Wenn wir uns verlieben, bekommen wir Angst, diese Frau oder dieser Mann könnte uns verlassen. Sofort macht sich Angst breit. Als wir noch nicht verliebt waren, hatten wir diese Angst nicht; jetzt, wo wir verliebt sind, ist das Leben eingetreten - und mit ihm auch die Unsicherheit. Jemand, der nie einen anderen Menschen liebt, hat auch nie Angst verlassen zu werden. Die ganze Welt mag ihn verlassen - er fürchtet sich nicht davor. Man kann ihm nichts anhaben, er ist in “Sicherheit”. Erst wenn wir jemanden lieben, entsteht Ungewissheit, weil jetzt Leben da ist. Und mit dem Leben ist auch scheinbar der Tod da. In dem Moment, wo wir lieben, taucht die Angst auf: Dieser Mensch könnte sterben, er könnte uns verlassen, er könnte sich in jemand anderen verlieben! Jetzt müssen wir etwas unternehmen, um sicher zu sein - wir müssen heiraten. Also wird ein rechtliches Band geknüpft, damit dieser Mensch uns nicht mehr so leicht verlassen kann. Jetzt wird die Gesellschaft uns schützen, wird das Gesetz uns schützen, wird der Richter, alle werden uns schützen. Und wenn wir schon keine rechtliche Bindung eingehen, so unterwerfen wir uns doch zumindest einem ganz konkreten Beziehungskonzept, von dem wir uns Sicherheit erhoffen.
Wir haben also wieder eine Grenze gezogen, weil wir uns davon Sicherheit versprechen. Je enger die Grenze ist, desto mehr Sicherheit bietet sie uns scheinbar, denn je enger die Grenze, desto besser können wir sie beobachten. Wir können verschlossen bleiben, dann sind wir scheinbar unverletzbar, dann fühlen wir uns sicher. Unser Bedürfnis nach Sicherheit, nach Schutz hat die Grenze geschaffen. Aber dann fühlen wir uns gleichzeitig auch gefesselt. Das ist das Paradox des Ego-Geistes: Wir wollen immer mehr Sicherheit, und gleichzeitig wollen wir mehr Freiheit! Beides zusammen geht nicht. Wenn wir Freiheit wollen, werden wir dafür die scheinbare Sicherheit, den scheinbaren Schutz aufgeben müssen. Diese Sicherheit ist ohnehin nur eine Illusion, es gibt sie tatsächlich gar nicht. Denn der Tod muss kommen: Was immer wir als Person anstellen, wir müssen sterben. All unsere Sicherheiten, unsere Schutzmaßnahmen sind reine Fassade, sie werden nichts nützen. Aber aus Angst vor Unsicherheit ziehen wir Grenzen, verkriechen uns hinter riesigen Mauern und können dann den offenen Himmel nicht mehr sehen. Und dann leiden wir und sagen: “Wo ist der offene Himmel?”, und “Ich will Freiheit, und ich will mich bewegen können!” Doch diese Grenzen haben wir selbst errichtet. All diese Grenzen sind eine Folge unseres mangelnden Vertrauens. Wie wichtig es ist, Vertrauen zu entwickeln, zeigt sich auch daran, wie genau und ausführlich Jesus diesen Prozess im Kurs beschreibt.
Wer sich Sorgen um Sicherheit und Schutz macht, der muss die Enge in Kauf nehmen. Schließlich ist nichts sicherer als ein Gefängnis. Da kann einem niemand etwas tun. Niemand draußen ist so sicher, wird so gut bewacht wie ein Gefangener. Außerhalb der Gefängnismauern ist das Leben gefährlich, kann alles Mögliche passieren! Also haben wir uns in geistigen Gefängnissen verschanzt, in psychischen Gefängnissen verschanzt, und diese Gefängnisse nehmen wir überall mit, sie sind tragbar. Man braucht nicht da zu wohnen, wo die Gefängnisse sind, sie kommen mit einem mit. Was wir auch tun, unser Gefängnis begleitet uns. Wir sitzen ständig hinter einer Mauer.
Und es ist nicht nur nicht hilfreich, sondern sogar kontraproduktiv, unsere Zellwände bunt anzumalen, um uns besser zu fühlen, denn damit belügen wir uns nur selbst. Denn das, worum es eigentlich geht, ist tot. In dem Moment, wo wir es absichern wollten, im dem Augenblick, wo wir es unter Verschluss haben wollten, damit nichts Unvorhergesehenes mit ihm geschieht, sind wir darin eingeschlossen. Dann werden wir leiden. Dann werden wir sagen, dass dieser Partner für uns zu einer Fessel geworden ist. Und dann streiten wir uns, weil wir uns gegenseitig eingekerkert haben. Jetzt streiten wir, und alle Liebe ist verflogen, es gibt nur noch Streit. Schuld daran ist der Wunsch nach Sicherheit.
So ist es mit allem. Es ist etwas Grundsätzliches: Das irdische Leben ist unsicher. Das macht sein eigentliches Wesen aus. Wenn unser Geist noch nicht erleuchtet ist und wir lieben, dann erleiden wir auch die Angst, dass der geliebte Mensch uns verlassen kann, aber deswegen dürfen wir nicht versuchen, Sicherheit zu schaffen. Dann wird die Liebe zunehmen. Der geliebte Mensch mag sterben, und wir können nichts dran ändern, aber das wird nicht unsere Liebe töten. Die Liebe wird weiterwachsen.
Und so werden wir zur LIEBE und gehen ein in das immerwährende Leben. Die LIEBE verändert plötzlich unsere Dimension. Wir sind aus der Zeit hinausgeworfen und finden uns in der Ewigkeit. Die Liebe zu einem anderen Menschen kann zu einer tiefen Meditation werden - zur tiefsten überhaupt. Liebende können manchmal erfahren, was sogenannte Heilige nie erfahren haben. Und Liebende haben jenes Zentrum berührt, das viele Yogis umsonst gesucht haben. Aber es wird nur ein kurzes Aufleuchten sein, es sei denn, wir transformieren diese Liebe zu Meditation.
Wenn wir wahrhaftig lieben, kümmern wir uns nicht um Sicherheit. Nur wenn wir nicht lieben, legen wir Wert auf Sicherheit. Wenn wir wahrhaftig lieben, ist uns der gegenwärtige Augenblick so viel wert, dass uns der nächste Augenblick egal ist, dass uns die Zukunft egal ist. Was morgen passiert, das kümmert uns nicht - weil das, was jetzt im Moment geschieht, so überwältigend ist. Es ist zu viel, es ist kaum auszuhalten. Da machen wir uns keine Gedanken …
Wer also in der LIEBE Wurzeln geschlagen hat, der hat vor gar nichts mehr Angst. Was immer geschieht, ist wunderbar. Was immer geschieht, ist schön. Aber Ehe wird daraus nie. Damit ist nicht gemeint, dass Liebende sich nicht heiraten sollten. Damit ist nur gemeint, dass die Ehe niemals die Liebe ersetzen darf. Sie darf immer nur das äußere Gewand bleiben, sie darf niemals das Eigentliche ersetzen. Und Liebe wird nur deshalb nie zur Ehe, weil Liebende einander nie als Besitz betrachten und nie versuchen, den Partner in der Schuld zu halten.
Die Liebe stößt jeden Augenblick in unbekanntes Terrain vor - und genau das ist es, was Jesus meint, wenn er sagt “GOTT ist die LIEBE”. GOTT ist so unbekannt wie die LIEBE. Und wer nicht bereit ist, lebendig, verliebt und unabgesichert zu sein, der kann nicht ins Göttliche eingehen. Denn da erwartet ihn eine noch größere Unsicherheit, noch größere Unbekanntheit.
Das bedeutet: Verlieben ist wunder-voll! Wir dürfen nur daraus keine Erwartungen an den anderen ableiten!!! Und so werden wir erkennen, dass Liebe nicht persönlich ist und wir keine Kontrolle darüber haben, wen wir lieben oder warum - sie ist einfach da. In Wahrheit sind wir alle zutiefst ineinander verliebt und überall blüht unerwartet Liebe auf. Und so erkennen wir, dass die Form immer zweitrangig ist, dass es einzig und allein um den Inhalt geht - also um die Ausdehnung der LIEBE im gegenwärtigen Moment.
Zu lieben und Liebe zu brauchen ist zweierlei. Jeder, der Liebe haben will, leidet, denn LIEBE kann man nicht fordern, LIEBE kann man nur geben. Die LIEBE ist wie der Duft einer Rose, sie verströmt sich und ist für alle da, denn Geben und Empfangen sind in Wahrheit eins. Eine Rose gibt immer allen alles. Sie verströmt ihren Duft immer mit der gleichen Intensität, sie macht keinen Unterschied zwischen denen, die vorbeikommen und sich an ihrem Duft erfreuen. Wenn wir allerdings im Ego-Denksystem gefangen sind und die Person, von der wir Liebe erwarten, auch von uns Liebe erwartet, dann ist es, als ob sich zwei Bettler treffen und sich gegenseitig anbetteln, sich gegenseitig in die Tasche greifen und enttäuscht sind, dass sie leer ist.
“Nur was du nicht gegeben hast, kann in irgendeiner Situation fehlen.” (EKIW: Kapitel 17, VII. 4. 1.)
“Wir wollen heute nur die folgende Lektion erlernen: Wir werden nicht begreifen, was wir empfangen, ehe wir es nicht gegeben haben. Du hast dies schon auf hundert Arten und hundertmal gesagt bekommen, und dennoch fehlt es immer noch an Glauben.” (EKIW: Lektion 154, 12. 1.-2.)
Jegliches Bestreben zu Bekommen ist wahnsinnig. Gleichermaßen ist jeglicher Versuch, das Empfangen oder Geben zurückzuhalten, auch wahnsinnig. Bekommen und Empfangen ist nicht dasselbe. Geben, um zu bekommen, ist kein wahres Geben. Geben und Empfangen sind eins. Denn in beiden Fällen muss das Herz sich öffnen, die Abwehr muss weggelegt werden.
In WAHRHEIT sind wir wie jemand, dem ein perfekter Schatz gegeben wurde, ein unbezahlbarer Juwel. Und wir haben ihn in unsere Tasche gesteckt und vergessen, dass wir ihn besitzen. Und so laufen wir umher und versuchen, in die Taschen der anderen zu schauen. Und wir haben versucht, andere zu verführen, sich uns hinzugeben, so dass wir ihre Kleider haben und somit versuchen können, den Juwel zu bekommen, von dem wir gehofft haben, dass er in ihrer Tasche ist. Doch die große WAHRHEIT ist, dass wir LIEBE nicht besitzen können, bis wir unsere Brüder und Schwestern freisetzen. Wir können keine heilige Beziehung eingehen, solange wir nicht jede Spur des Bedürfnisses aufgegeben haben, den anderen zu besitzen.
Wenn die LIEBE unser Ziel ist, werden wir weder unsere gewählten Feinde in der Schuld halten wollen noch diejenigen, von denen wir denken, sie seien Freunde, an die Illusion einer veränderlichen Liebe gekettet lassen.
“Binde zwei Vögel zusammen; sie werden nicht fliegen können, obwohl sie nun vier Flügel haben.” (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)
Wenn unser einziges Verlangen LIEBE ist, werden wir bereit sein, jeden freizulassen und ihn auf seinem Weg zu unterstützen, egal, was der Weg ist und was er erfordert. Und wir werden niemals fühlen, dass unsere LIEBE schwankt. Und wenn ein Stich von Traurigkeit auftaucht, weil wir erkennen, dass zwei Körper im Raum nun getrennte Wege auf dem Planeten gehen werden, wenn dieser Stich auftaucht, dann werden wir ihn als die Folge einer irrigen Wahrnehmung erkennen. Und wir werden uns nach innen wenden zu dem Ort, an dem alle Geister verbunden sind. Und wir werden uns daran erinnern, dass unsere Erfüllung nicht darin liegt, von jemand anderem LIEBE zu bekommen, sondern darin, jedem LIEBE zu geben.
“Heute lerne ich das Gesetz der Liebe:
Das, was ich meinem Bruder gebe, ist meine Gabe an mich.” (EKIW: Lektion 344)
Form versus Inhalt
"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." (Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry)
“[...], dann erinnere dich, dass Liebe Inhalt ist und nicht irgendeine Art von Form. [...] In der Form liegt keine Bedeutung und wird sie niemals liegen.” (EKIW: Kapitel 16, V. 12. 1.&3.)
"Es gibt nichts, was so blind macht wie die Wahrnehmung der Form." (EKIW: Kapitel 22, III. 6. 7.)
“GOTT kennt keine Form.” (EKIW: Kapitel 30, III. 4. 5.)
“Die Welt kann nichts zur Macht und Herrlichkeit GOTTES und SEINER heiligen SÖHNE beisteuern, aber sie kann die SÖHNE für den VATER blind machen, wenn sie die Welt sehen. Du kannst nicht die Welt sehen und GOTT erkennen. Nur eins ist wahr. Ich bin gekommen, dir zu sagen, dass die Entscheidung darüber, was wahr ist, nicht bei dir liegt.” (EKIW: Kapitel 8, VI. 2. 1.-4.)
Wenn wir zuerst auf die Form (schönes Gesicht, Kleinkind, süßes Kätzchen, …) schauen, in der Hoffnung, uns so an die LIEBE GOTTES zu erinnern, wird das nicht funktionieren. Die Erlösung besteht darin, aus der LIEBE GOTTES heraus auf die Welt der Formen zu schauen. Wenn wir mit der LIEBE GOTTES auf die Welt schauen, wird alles nur die LIEBE GOTTES widerspiegeln.
Solange wir Form vor Inhalt sehen, solange wir Sterblichkeit vor Ewigkeit sehen, solange wir Angst vor Liebe sehen, solange sind all unsere Gedanken wahnsinnig, weil sie falsch sind.
Die LIEBE erwartet unseren Empfang. Doch wir können LIEBE nicht willkommen heißen, indem wir darauf warten, dass sie von jemand anderem zu uns gebracht wird, noch nicht einmal von Jesus. Wir können LIEBE nicht willkommen heißen, indem wir versuchen die Umgebung zu erschaffen, von der wir glauben, dass unsere Vorlieben bedient sein werden. Wir können LIEBE nicht willkommen heißen, wenn dieses Willkommen an irgendeine phänomenale Sache gebunden oder gekoppelt ist, an irgendetwas, das in der Zeit geboren wurde. LIEBE kann nur da willkommen geheißen werden, wo LIEBE wirklich wohnt. Und LIEBE wohnt in uns als das KERNSTÜCK (core) und die QUELLE unseres Wesens.
Daher, wenn wir die LIEBE erkennen wollen, müssen wir unser SELBST erkennen. Nehmen wir die WAHRHEIT über uns an, und die WAHRHEIT wird uns befreien. Dann wird in der Tat LIEBE durch uns fließen.
Wenn wir in der Beziehung zu irgendjemandem oder zu irgendetwas einen Moment von Glückseligkeit erfahren haben, einen Moment des Friedens, der für immer über jedes Verständnis hinausgeht, einen Moment der Erfüllung, so lieblich, so erhaben, so unvergleichlich, dass kein Wort ihn berühren, geschweige denn ausdrücken kann, ist das, was wir erfahren haben, nur der Fluss der LIEBE GOTTES durch uns. Er wurde nicht verursacht durch diese Person oder durch dieses Ding. Er wurde verursacht, weil wir, nur für einen Moment, aus unserem Drama ausgestiegen sind, aus unserem Traum ausgestiegen sind und der WAHRHEIT erlaubt haben, gelebt zu werden.
Der Weg zur LIEBE GOTTES beginnt damit, uns daran zu erinnern, dass wir nicht wissen, wer wir sind, dass wir nicht verstehen, was wir sehen, dass wir nicht wissen, wozu irgendetwas dient. Dieser "Ich-weiß-nicht"-Zustand ist demütig. In der Zen-Tradition wird er als Geist des Anfängers bezeichnet.
Nächstenliebe ist auch einer jener Begriffe, die seit jeher zu großen Missverständnissen geführt haben. Schon zu Beginn des Kurses in Kapitel 2 unter V. 9. & 10. beschreibt Jesus daher den Begriff Nächstenliebe sehr genau:
“Heilen ist eine Fähigkeit, die nach der Trennung entwickelt wurde, vor welcher sie unnötig war. Wie alle Aspekte des Glaubens an Raum und Zeit ist sie vorübergehend. Solange jedoch die Zeit anhält, wird die Heilung als ein Schutzmittel benötigt. Das rührt daher, dass Heilung auf Nächstenliebe beruht und Nächstenliebe eine Art ist, die Vollkommenheit eines anderen wahrzunehmen, auch wenn du sie in dir nicht wahrnehmen kannst. Die meisten erhabeneren Konzepte, deren du jetzt fähig bist, sind zeitabhängig. Die Nächstenliebe ist in Wirklichkeit eine schwächere Widerspiegelung eines viel mächtigeren Umfasstwerdens von der Liebe, das weit über jede für dich jetzt vorstellbare Form der Nächstenliebe hinausgeht. Die Nächstenliebe ist in dem begrenzten Sinn, in dem sie jetzt erreichbar ist, für die Rechtgesinntheit wesentlich.
Die Nächstenliebe ist eine Art, einen anderen so anzusehen, als sei er schon weit über das hinausgegangen, was er in der Zeit tatsächlich erreicht hat. Da sein eigenes Denken fehlerhaft ist, kann er die SÜHNE nicht für sich selber sehen, sonst bräuchte er keine Nächstenliebe. Die Nächstenliebe, die ihm zuteil wird, ist sowohl eine Anerkennung, dass er Hilfe braucht, als auch die Einsicht, dass er sie akzeptieren wird. Beide Wahrnehmungen sind eindeutig zeitabhängig und verdeutlichen, dass die Nächstenliebe immer noch innerhalb der Begrenzungen dieser Welt liegt. Ich sagte bereits, dass nur die Offenbarung über die Zeit hinausgeht. Das Wunder - als ein Ausdruck der Nächstenliebe - kann sie nur verkürzen. Es gilt jedoch zu verstehen, dass du jedes Mal, wenn du einem anderen ein Wunder schenkst, euer beider Leiden verkürzt. Diese Berichtigung ist sowohl rückwirkend wie auch vorgreifend wirksam.”
Der letzte Satz verweist auf noch etwas sehr Wesentliches. Ein Wunder findet im heiligen Augenblick statt und da der heilige Augenblick - das Jetzt, jenseits der linearen Zeit - alles enthält, auch Vergangenheit und Zukunft, verändert ein Wunder immer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ein heiliger Augenblick der LIEBE, den wir gemeinsam mit unserem Bruder verbringen, wirkt heilend auf alles und es ändern sich Zustand, der Raum und die Zeit. Jedes Wunder der LIEBE ist wie ein Kieselstein, der in einen Teich geworfen wird, er zieht Kreise im ganzen Teich.
“Jenseits der armseligen Anziehungskraft der besonderen Liebesbeziehung, und durch diese stets verschleiert, liegt die mächtige Anziehungskraft des VATERS auf SEINEN SOHN. Es gibt keine andere Liebe, die dich befriedigen kann, weil es keine andere Liebe gibt. Das ist die einzige Liebe, die voll geschenkt und voll erwidert wird. Da sie vollständig ist, verlangt sie nichts. Da sie gänzlich rein ist, hat jeder alles, der in ihr verbunden ist.” (EKIW: Kapitel 15, VII. 1. 1.-5.)
Wahre Liebe ist DIE LIEBE GOTTES, sie ist absolut inklusive - allumfassend und was allumfassend ist, kann kein Gegenteil haben.
Die Lektionen 103, 127 und 171 im Kurs lauten:
“GOTT, DER die LIEBE ist, ist auch das Glück.” “Es gibt keine Liebe außer der LIEBE GOTTES.” “GOTT ist nur LIEBE, und daher bin ich es auch.”
In Lektion 168 heißt es: “ER liebt SEINEN SOHN. Es gibt keine Gewissheit außer dieser, diese aber genügt. Er wird SEINEN SOHN lieben in alle Ewigkeit. Wenn sein Geist weiterschläft, liebt ER ihn dennoch. Und wenn sein Geist erwacht, liebt ER ihn mit einer LIEBE, die sich nie verändert.”
“Wie GOTT denken heißt, SEINE Gewissheit darüber mit IHM zu teilen, was du bist; wie ER erschaffen heißt, die vollkommene LIEBE mit IHM zu teilen, die ER mit dir teilt. Dahin führt dich der HEILIGE GEIST, damit deine Freude vollkommen sei, weil das REICH GOTTES ganz ist.” (EKIW: Kapitel 7, I. 6. 1.&2.)
“SOHN GOTTES, du hast nicht gesündigt, aber du hast dich sehr geirrt. Das kann jedoch berichtigt werden, und GOTT wird dir helfen, wohl wissend, dass du nicht gegen IHN sündigen könntest. Du hast IHN verleugnet, weil du IHN liebtest, in der Erkenntnis, dass du IHN nicht verleugnen könntest, wenn du deine Liebe zu IHM erfassen würdest. Dass du IHN verleugnest, bedeutet deshalb, dass du IHN liebst und dass du erkennst, dass ER dich liebt. Bedenke: Das, was du verleugnest, musst du einst gekannt haben. Und wenn du die Verleugnung akzeptierst, kannst du auch akzeptieren, dass sie aufgehoben wird.” (EKIW: Kapitel 10, V. 6.)
Man kann die göttliche LIEBE als die selbstverständliche Qualität der Wirklichkeit des SEINS, als dessen nicht begriffliche Positivität bezeichnen. Es gibt keine Polarität; diese nichtbegriffliche Positivität ist jenseits aller Polaritäten. Die Natur der Wirklichkeit ist also so beschaffen, dass sich unser Herz umso glücklicher und erfüllter fühlt, je mehr sie es berührt, unabhängig von allen mentalen Urteilen über Gut und Schlecht. Wenn man die Welt sieht, wie sie ist (“wirkliche Welt”), kann man sie einfach nur lieben. Daraus folgt, dass das Böse objektiv nicht existiert. Wir sehen das Böse nur, wenn wir die Welt durch ein Filter betrachten. Die LIEBE ist eine derart untrennbare Qualität der Existenz, dass man einfach ihre intrinsische Güte erfahren muss, wenn man die Existenz wahrhaft erlebt.
“Du willst die Welt nicht. Das einzig Wertvolle darin sind jene Teile, die du mit Liebe ansiehst. Das verleiht ihr die einzige Wirklichkeit, die sie je haben wird.” (EKIW: Kapitel 12, VI. 3. 1.-3.)
Wo weigere ich mich gerade, meine LIEBE hinzubringen?
Ist es zur Regierung? Ist es zum Finanzamt? Ist es zum Partner? Ist es zu den Kindern? Zum Haustier? Zum Schulsystem? Was ist es, dem ich mich geweigert habe, meine LIEBE zu geben?
Denn wie wir leicht erkennen können, ist es die größte Freude im Leben, ein LIEBHABER DES LEBENS zu sein. Denn wenn wir lieben, erfahren wir LIEBE. Behandeln wir daher andere so, wie wir von ihnen behandelt werden wollen. Und ist es nicht, geliebt zu werden? Und wenn wir wählen, in jedem gegebenen Moment zu lieben, sind wir derjenige, der die Wohltat der LIEBE gleichzeitig empfangen wird. Es ist eine unmittelbare Erfahrung und sie kann uns nicht genommen werden. Wir sind frei, uns selbst “aufzuladen“, wann immer wir wollen, in dem wir wählen, nur zu LIEBEN. In jeder gegebenen Situation - selbst dann wenn “unser” Körper gerade gekreuzigt wird - sind wir die Präsenz von dem EINEN, dem alle Macht unter HIMMEL UND ERDE gegeben worden ist, nicht nur um LIEBE als eine Pflicht auszudehnen, denn es ist keine Pflicht, es ist ein Vergnügen. Es ist das höchste Vergnügen, das in der Tiefe eines jeden Geistes erfahren werden kann, ob wir gerade in der Welt von Raum und Zeit sind, oder außerhalb davon.
Erst durch LIEBE wird jeder Moment an sich wertvoll. Dann fragen wir nicht mehr nach dem Sinn. Wenn jemand fragt, was ist der Sinn des Lebens, dann wissen wir, dass ihm LIEBE fehlt. Wenn jemand fragt, was bedeutet das Leben, dann fragt er, weil er noch nie geliebt hat. Wenn jemand liebt, dann fragt er nicht nach dem Sinn des Lebens. Er kennt den Sinn, er braucht nicht zu fragen. Der Sinn ist da: LIEBE ist der Sinn des LEBENS.
Ohne LIEBE hat das Leben keine Poesie. Ohne LIEBE existiert der Baum, aber er erblüht nicht. Ohne LIEBE können wir nicht tanzen, nicht feiern, wir können uns nicht dankbar fühlen, nicht andächtig sein. Ohne LIEBE sind Tempel einfach normale Häuser, mit LIEBE wird ein normales Haus in einen Tempel verwandelt. Ohne LIEBE bleiben wir nur eine Möglichkeit - leere Gesten. Mit LIEBE werden wir zum ersten Mal echt. Wenn die LIEBE erscheint, zieht sich das Ego zurück und der Geist erwacht ...
LIEBE ist wunschlos. Es ist wichtig, das zu verstehen: Wir mögen nach LIEBE verlangen, aber die LIEBE selbst ist ohne Verlangen. Wenn die LIEBE kommt, ist kein Verlangen da. Der Geist ist still, ruhig, entspannt, kein Werden mehr, kein Ziel.
LIEBE ist größer als wir, wir können sie nicht besitzen. Wir können IHR nur erlauben, Besitz von uns zu ergreifen. Sie lässt sich nicht kontrollieren. Das Ego will alles kontrollieren; und vor allem, was es nicht kontrollieren kann, bekommt es Angst. Das Geheimnis der LIEBE und das Geheimnis von allem, was uns erfüllen kann, ist Hingabe - die Fähigkeit, Besitz von sich ergreifen zu lassen. Das geht nicht mit dem Verstand. Tatsächlich werfen wir unseren Verstand total über den Haufen, wenn wir uns verlieben. Darum heißt es im Englischen, dass der Mensch “in die Liebe hineinfällt” - “falling in love”. Von wo aus fallen? Vom Kopf hinunter ins Herz hinein.
Wenn wir unser Herz immer tiefer für die LIEBE öffnen und der Gnade GOTTES erlauben, immer tiefer einzudringen, nicht nur als Ideen im Verstand, sondern unser ganzes Sein durchdringend, dann werden wir uns verwandeln. Es wird eine Lieblichkeit in unserem Fluss des Atems entstehen, eine Empfindsamkeit, ein Zartgefühl in der Art und Weise, wie unsere Füße auf dem Boden aufliegen, bei jedem Schritt. Es wird sich die Art und Weise verwandeln, wie wir unsere Hand auf die Schulter unseres Bruders oder unserer Schwester legen. Wir werden der göttlichen Lieblichkeit erlauben, unseren Blick zu durchdringen, wenn wir jemanden anschauen - und den CHRISTUS in ihm sehen, der zu einer wunderschönen Blume heranwächst, deren Duft und Schönheit für viele wie ein Segen sein wird. Denn es gibt niemanden unter uns, der nicht der sich entfaltende CHRISTUS ist.
Wir werden einen Punkt erreichen, an dem wir noch vor jeder Handlung, auf die wir uns einlassen, ohne Ritual, ohne Anstrengung, ohne die großen Shows und Darstellungen, dem Abbrennen von Räucherstäbchen und dem Entzünden von zig Kerzen, und all die Gregorianischen Gesänge oder hinduistischer Mantren oder was immer wir wählen - ohne irgendetwas davon - im stillen Tempel unseres Herzens, die einfache Wahl treffen werden in diesem Moment nur LIEBE zu lehren.
Bis wir entscheiden, mit und für und für immer vom GEISTE CHRISTI aus zu leben, hat das Leben noch nicht begonnen! Du wirst vielleicht jetzt denken: “Wie kannst du mir sagen, ich hätte nicht gelebt? Warum? Es gab dieses Drama, dann gab es jenes Drama und dann gab es dort ein weiteres Drama. Ich habe mich durch dies gekämpft und ich habe mich durch das gekämpft. Ich habe gelebt.” Nein, du hast geträumt.
Erst wenn wir uns vollkommen dazu entscheiden, als die Präsenz der LIEBE ins LEBEN zu kommen, um jeden Moment unserer Erfahrung als vollkommen selbst-erschaffen in Besitz zu nehmen, aus keinem anderen Grund, als dass wir ihn aus unserer vollkommenen und unbegrenzten Freiheit unseres GRENZENLOSEN SEINS heraus gewählt haben, wenn wir auf alle Dinge ohne Urteil schauen, durch die Augen der Vergebung, wenn wir beschließen, nur die Wirklichkeit der LIEBE zu verkörpern, ganz gleich was irgendein anderer tut, dann beginnt das LEBEN!
Die Wirklichkeit der LIEBE
In einer Vision wurde mir einmal gezeigt, was es bedeutet, dass nur die Liebe wirklich ist. Ich sah, was die Welt ein Schlachtfeld nennt. Aus weltlicher Sicht tobte hier ein gewaltiger Krieg. Aber ich sah keinen Krieg, ich sah nur Liebe. Ich sah einen Soldaten, der seinen verwundeten Kameraden unter Einsatz seines eigenen Lebens aus der Schusslinie zog. Ich sah die Liebe eines Soldaten zu seinen Kameraden. Ich sah eine Mutter, die mit ihren beiden Kindern in den nächsten Luftschutzkeller flüchtete. Ich sah die Liebe dieser Mutter zu ihren Kindern. Ich sah, wie die Menschen im Luftschutzkeller das Wenige, was sie hatten, miteinander teilten. Ich sah die Liebe im Akt des Teilens. Ich sah keinen Krieg, ich sah nur Liebe.
“Jeder liebevolle Gedanke, den der GOTTESSOHN je hatte, ist ewig. Die liebevollen Gedanken, die sein Geist in dieser Welt wahrnimmt, sind die einzige Wirklichkeit der Welt. Sie sind immer noch Wahrnehmungen, weil er immer noch getrennt zu sein glaubt. Doch sind sie ewig, weil sie liebevoll sind. Und da sie liebevoll sind, sind sie wie der VATER und können deshalb nicht sterben. Die wirkliche Welt ist tatsächlich wahrnehmbar. Das einzige, was dazu nötig ist, ist die Bereitwilligkeit, nichts anderes sonst wahrzunehmen.” (EKIW: Kapitel 11, VII. 2.)
Vom egoischen Ersatz für die Liebe ist es ein herausfordernder Weg zur LIEBE GOTTES. Denn das Ego ist sich sicher, dass Liebe gefährlich ist, und das ist immer seine zentrale Lehre. Es drückt das nie so aus; im Gegenteil, jeder, der sich mit dem Ego-Denksystem identifiziert, scheint sich intensiv mit der Suche nach Liebe zu beschäftigen. Doch das ist eine Suche ohne Ende, denn das Ego kann nicht lieben, und in seiner fieberhaften Suche nach Liebe sucht es etwas, was zu finden es sich fürchtet. Die LIEBE ist nichts Persönliches, sie ist grenzenlos. Uns auf die LIEBE zuzubewegen bedeutet, uns auf einen Abgrund zuzubewegen. Es bedeutet, uns auf das letzte Hindernis vor dem Frieden zuzubewegen - auf die Angst vor GOTT, die Angst vor EINHEIT. Wir fangen an zu zittern, es wird uns schwindelig. Wir fühlen uns beinahe gelähmt: Wir können nicht weglaufen, wir können nicht springen. Wir erzittern einfach in Furcht.
“Wo die Liebe erwacht, stirbt das Ich, der dunkle Despot.” (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)
Was können wir tun? Es ist nicht möglich zurück zu gehen, denn die LIEBE zieht uns an: die LIEBE ruft unsere Tiefe, die LIEBE ruft unser Potential, die LIEBE gibt uns einen Einblick in das, was wir sind. Wir müssen uns selbst fallen lassen - alles, von dem wir dachten, das seien wir - unser Image, unsere Vergangenheit, unsere Zukunft, unsere falsche Identität. Wir springen einfach, ohne uns darum zu kümmern, was danach passiert, es geht nur um den Sprung und das brennende Gefühl beim freien Fall in den weiten HIMMEL. Am anderen Ende erwartet uns eine weiche, sanfte Landung in den Armen GOTTES. Vor dem Sprung erscheint das Risiko zu hoch. Wenn wir einmal springen … dann wissen wir, dass alles, was wir losgelassen haben, nichts ist, und das, was wir gewonnen haben, ist unendlich wertvoll. Die LIEBE fordert, dass wir das fallen lassen, was wir nicht haben, und die LIEBE bietet uns das an, was wir schon sind. Die LIEBE möchte, dass wir das loswerden, was wir nicht haben, das, was nie existiert hat.
“Wenn Angst und Liebe nicht nebeneinander existieren können und wenn es unmöglich ist, ganz von Angst erfüllt zu sein und lebendig zu bleiben, dann ist der einzig mögliche Zustand der Ganzheit derjenige der Liebe. Es gibt keinen Unterschied zwischen Liebe und Freude. Daher ist der einzig mögliche Zustand der Ganzheit einer der vollkommenen Freude.” (EKIW: Kapitel 5, Einleitung, 2.-4.)
“Deshalb solltest du nur eine einzige Lektion lehren. Wenn du selbst frei von Konflikten sein willst, darfst du nur vom HEILIGEN GEIST lernen und nur durch IHN lehren. Du bist nur Liebe, wenn du das aber verleugnest, machst du das, was du bist, zu etwas, woran du dich erinnern lernen musst. Ich habe schon gesagt, dass die Botschaft der Kreuzigung lautete: »Lehre nur Liebe, weil du nur Liebe bist.« Das ist die eine Lektion, die vollkommen geeint ist, weil sie die einzige Lektion ist, die eins ist. Nur dadurch, dass du sie lehrst, kannst du sie lernen. »Wie du lehrst, so lernst du.« Wenn das wahr ist, und es ist in der Tat wahr, dann vergiss nicht, dass das, was du lehrst, dich lehrt. Und was du projizierst oder ausdehnst, glaubst du.” (EKIW: Kapitel 6, III. 2.)
Darum beten wir:
“Ich möchte alle Dinge außer DEINER LIEBE vergessen. Ich möchte in DIR bleiben und keine Gesetze kennen außer DEINEM Gesetz der Liebe. Und ich möchte den Frieden finden, den Du für DEINEN SOHN erschaffen hast, und all die törichten Spielsachen, die ich machte, vergessen, während ich DEINE Herrlichkeit und meine eigene schaue.” (EKIW: Lektion 346, 1. 5.-7.)
Wir müssen in unsere Verbindung mit dem wahren SELBST kommen, um zu sehen, dass es in vollkommener Unschuld nichts anderes zu tun gibt, als zu lieben - zu lieben ohne Grenzen, zu lieben ohne Angst, zu lieben durch Ausdehnung der vollkommenen Freiheit an die gesamte SCHÖPFUNG, zu sein und zu tun, was sie sein will und was sie tun will. Dann und nur dann könne wir wissen, dass nichts uns betrügen kann, nichts uns verletzen kann, nichts uns etwas bringen oder uns etwas wegnehmen kann. Wir haben die grenzenlose und vollkommene Freiheit zu lieben! Und in dieser Entscheidung kennen wir unseren SCHÖPFER.
Und so schließt sich der Kreis. Denn der große Fall aus der Gnade, der große Traum des Traumes der Trennung, muss letztendlich angenommen und mit vollkommener LIEBE gelebt werden, völlig frei von Widerstand gegen irgendetwas, in dem Wissen, dass genau die momentane Erfahrung des Körpers in einer vollkommen wahnsinnigen Welt in Ordnung ist, weil sie Illusion ist. Sich der Illusion zu widersetzen, bedeutet, darauf zu bestehen, dass die Illusion wirklich ist. Es geschieht nur in der völligen Annahme einer Illusion, dass die Illusion sich vor unseren Augen auflöst. LIEBE setzt alle Dinge wieder frei.
Also: Schau auf alles, was in deinem Umfeld geschieht. Wo immer du bist, schau auf alle Dinge und beschließe, sie auf Teufel komm raus zu lieben. Denn der Teufel in ihnen ist nur das, was du auf sie projiziert hast. Nimm deine Projektion zurück und umarme sie mit LIEBE. Vergebung bedeutet nichts anderes, als den Teufel in deinem Geist herauszulassen, um ihn in den Brennpunkt der LIEBE zu bringen - wo er nicht existieren kann und sich sofort in Rauch auflöst.
LIEBE und gib allen Dingen vollkommene Freiheit, zu sein und zu tun, was sie wollen. Denn es gibt keine andere Tür zu der vollkommenen Freiheit, die du bereits für solch eine lange, lange Zeit gesucht hast! Lass die Zeit enden, damit die Ewigkeit erinnert werden kann. Und nur LIEBE kann dich befreien.
Besondere Beziehung
Jede Beziehung, die auf der Besonderheit einer bestimmten Person beruht, ist eine besondere Beziehung. Die besondere Beziehung ist der Verzicht auf GOTTES LIEBE und der Versuch, die Besonderheit für das Selbst zu sichern.
"Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert." (Bibel, Einheitsübersetzung, Matthäus 10,37)
Das, worauf Jesus schon vor zweitausend Jahren hingewiesen hat, bedeutet in der Sprache des Kurses Folgendes: Jeder, der eine besondere Beziehung mehr schätzt als den CHRISTUS, wird den CHRISTUS einfach nicht sehen, er wird die vollständige Identifikation mit dem CHRISTUS nicht erfahren.
Was es bedeutet, die Nachfolge Christi über die besondere Beziehung zur leiblichen Familie zu stellen, zeigt die unglaubliche Geschichte von Charles Mully, der als Waisenkind zu einem der reichsten Männer Kenias wurde und dennoch alles verkaufte, um über 20.000 Waisenkinder zu retten. Die Dokumentation seines Lebens findest du unter:
Mully Movie Official | German
Erlösung bedeutet, in jedem unserer Brüder den CHRISTUS zu sehen, in jedem unserer Brüder unseren Erlöser zu sehen. Wir können den HEILIGEN GEIST nicht sehen, aber wir können unseren Bruder wahrheitsgemäß sehen. Neben uns ist einer, der uns den Kelch der SÜHNE reicht, denn in ihm ist der HEILIGE GEIST. Möchten wir ihm seine Sünden vorwerfen oder seine Gabe für uns akzeptieren? Ist dieser Geber der Erlösung unser Freund oder Feind? Sehen wir unseren FREUND: den CHRISTUS, DER an unserer Seite steht. Wie heilig ist ER und wie schön! Sehen wir unseren Bruder an, und sehen in ihm die Gabe GOTTES, die wir empfangen möchten. Und so begegnen wir jedem unserer Brüder in der inneren Haltung von: “Nur durch dich komme ich zum Vater.” Und so beten wir: “HEILIGER GEIST lass meine Augen nicht vom Schleier der Besonderheit geblendet werden, der CHRISTI ANTLITZ vor mir versteckt.”
“Die Suche nach besonderen Beziehungen ist das Zeichen dafür, dass du dich mit dem Ego und nicht mit GOTT gleichsetzt. Denn die besondere Beziehung hat nur für das Ego einen Wert. Ist eine Beziehung nicht von besonderem Wert, so ist sie für das Ego bedeutungslos, denn es nimmt alle Liebe als besonders wahr. Doch das kann nicht natürlich sein, denn es gleicht nicht der Beziehung zwischen GOTT und SEINEM SOHN, und alle Beziehungen, die dieser nicht gleichen, müssen unnatürlich sein. Denn GOTT schuf die Liebe, wie ER sie haben wollte, und gab sie, wie sie ist. Die Liebe hat keine Bedeutung, außer wie sie ihr SCHÖPFER durch SEINEN WILLEN definierte. Es ist unmöglich, sie anders zu definieren und zu verstehen.” (EKIW: Kapitel 16, VI. 1.)
Bei der Betrachtung der besonderen Beziehung ist es notwendig, erst einmal zu merken, dass sie ein großes Maß an Schmerz beinhaltet. Beängstigung, Verzweiflung, Schuld und Angriff, sie alle gehen in sie ein und sind von Phasen unterbrochen, in denen es so aussieht, als seien sie nicht mehr da. Sie alle müssen als das verstanden werden, was sie sind. Welche Form sie auch immer annehmen mögen, sie sind immer ein Angriff auf das Selbst, um den anderen schuldig zu machen. Am deutlichsten zeigt sich dies in der Paarbeziehung - der besonderen »Liebesbeziehung«.
“Die besondere Liebesbeziehung ist ein Versuch, die zerstörerischen Wirkungen des Hasses dadurch zu begrenzen, dass man einen Hafen im Sturm der Schuld findet.”
(EKIW: Kapitel 16, IV. 3. 1.)
Wir müssen uns klarmachen, dass diese scheinbar so erhabene Sehnsucht nach der besonderen Liebesbeziehung in Wirklichkeit nur die Suche nach einem sicheren Hafen in einer Welt ist, die wir eigentlich hassen. Es ist notwendig, sich das anzuschauen und zu überlegen, ob es nicht viel klüger wäre, mit dem Hassen aufzuhören, als weiter nach einem Hafen zu suchen, der ohnehin nur sehr begrenzt Schutz bietet und das Grundproblem nicht löst.
“Die besondere Liebesbeziehung ist die Hauptwaffe des Ego, um dich vom HIMMEL fernzuhalten. Sie sieht nicht aus wie eine Waffe, aber wenn du bedenkst, welchen Wert du ihr beimisst und warum, wirst du merken, was sie sein muss.”
(EKIW: Kapitel 16, V. 2. 4.-5.)
“In der besonderen Beziehung sieht es nicht so aus, als suchtest du ein Ausagieren von Rache. Und sogar dann, wenn Hass und Brutalität für kurze Zeit durchbrechen, ist die Illusion der Liebe nicht tiefgreifend erschüttert. Doch das eine, bei dem das Ego nie zulässt, dass es das Bewusstsein erreicht, ist, dass die besondere Beziehung das Ausagieren von Rache an dir selbst ist. Was könnte sie denn sonst sein? Wenn du die besondere Beziehung suchst, suchst du nicht nach der Herrlichkeit in dir. Du hast verleugnet, dass sie in dir ist, und die Beziehung wird zu deinem Ersatz dafür.” (EKIW: Kapitel 16, VII. 5. 1.-6.)
Am eigenartigsten ist das Selbstkonzept, das das Ego in der besonderen Liebesbeziehung fordert. Dieses »Selbst« sucht die Beziehung, um sich vollständig zu machen - es sucht seine »bessere Hälfte«. Das »bessere« Selbst, welches das Ego sucht, ist immer eines mit noch mehr Besonderheit. Und wer auch immer ein besonderes Selbst zu besitzen scheint, der wird für das »geliebt«, was ihm genommen werden kann. Doch wenn es die besondere Beziehung findet, in der es glaubt, es könne das erreichen, gibt es sich selber weg und versucht, sich gegen dass Selbst eines anderen »einzutauschen«. Wo beide Partner dieses besondere Selbst im anderen sehen, da sieht das Ego »eine im HIMMEL geschlossene Verbindung«. Keiner von beiden wird dann merken, dass er um die Hölle gebeten hat.
Die vielleicht am weitesten verbreitete unhinterfragte Erwartung, die in der Gesellschaft hochgehalten wird, ist das Ehegelübde. Es gibt eine Erwartung der Langlebigkeit, bei der silberne, goldene und diamantene Jahrestage als respektable Errungenschaften angesehen werden. Das Ego lebt in und von der Zeit und verteilt deshalb Prämien für Langlebigkeit. Doch kein Hochzeitsritual kann uns verbinden, weil wir bereits verbunden sind. Wir können nicht getrennt sein. GOTT hat nur EINHEIT erschaffen. Was GOTT erschaffen hat, das kann der Mensch nicht trennen und er kann es auch nicht verbessern. Ein Hochzeitsritual kann daher nur eine Erinnerung an die ewige Verbindung in GOTT sein.
Besondere Beziehung und die Erwartung
½ + ½ = 1
Besondere Beziehung und der Faktor Zeit
½ x ½ = ¼
Heilige Beziehung im heiligen Augenblick
1 x 1 = EINS
Die besondere Beziehung und der Körper
Die besondere Beziehung ist ohne Körper völlig bedeutungslos. Wenn wir sie wertschätzen, müssen wir auch den Körper wertschätzen. Und was wir wertschätzen, das behalten wir. Die besondere Beziehung ist eine Einrichtung, um unser Selbst auf einen Körper zu begrenzen und unsere Wahrnehmung anderer auf den ihren. Aber wenn wir unseren Bruder als Körper wahrnehmen, ist seine Wirklichkeit für uns verloren und somit auch unsere eigene. Körper lassen sich nicht zum Zweck der Vereinigung benutzen - auch wenn das Ego uns beharrlich das Gegenteil zu lehren versucht. Wenn wir also unseren Bruder als Körper sehen, dann haben wir eine Voraussetzung geschaffen, unter der eine Vereinigung mit ihm unmöglich ist. Es ist unmöglich, unseren Bruder sündenlos zu sehen und ihn dennoch als Körper zu betrachten.
“Nur das Gewahrsein des Körpers ist es, das die Liebe begrenzt erscheinen lässt. Denn der Körper ist eine Begrenzung der Liebe. Der Glaube an begrenzte Liebe war sein Ursprung, und er wurde gemacht, dass Unbegrenzte zu begrenzen. Denk nicht, dass das bloß allegorisch ist, denn er wurde gemacht, um dich zu begrenzen.” (EKIW: Kapitel 18, VIII. 1. 1.-4.)
Gleichzeitig mahnt uns Jesus, uns nicht zu überfordern: “Deine Frage sollte nicht lauten: »Wie kann ich meinen Bruder ohne Körper sehen?« Frage nur: »Ist es wirklich mein Wunsch, ihn sündenlos zu sehen?« Und vergiss beim Fragen nicht, dass seine Sündenlosigkeit dein Entrinnen aus der Angst ist.”(EKIW: Kapitel 20, VII. 9. 1.-3.)
Wenn wir uns einmal für die Umkehr, also für die SÜHNE entschieden haben, werden wir den Körper eine Zeitlang immer noch sehen, aber nicht ausschließlich, so wie er in der Ego-Identifikation gesehen wird. Der kleine Funke, der die GROSSEN STRAHLEN in sich trägt, ist ebenfalls sichtbar, und dieser Funke lässt sich nicht lange auf Kleinheit begrenzen. Haben wir den Übergang in der Betrachtungsweise der Wirklichkeit einmal absolviert, ist der Wert des Körpers in unserer Sicht derart gemindert, dass wir überhaupt keine Notwendigkeit mehr sehen werden, ihn aufzubauschen. Wir begreifen dann, dass der einzige Wert, den der Körper hat, der ist, uns in die Lage zu versetzen, unsere Brüder mit uns zum Erwachen zu begleiten und gemeinsam mit ihnen befreit zu werden.
Körper oder Dinge besitzen zu wollen, ist in der Welt des Egos völlig "normal". Auf alle Fälle einfacher, als sich mit dem eigenen Ängsten vor der Verschmelzung mit GOTT auseinandersetzen zu müssen darüber hinaus ist die scheinbare Konfliktlösung in Form der Anhäufung von Geld und Besitz gesellschaftlich anerkannt, während GOTT in unserer Traumwelt weitaus weniger "gesellschaftsfähig" ist und es ist ziemlich leicht, einen Partner zu finden, der die jeweilige "Lösung" mit einem teilt, was den Menschen ein falsches Gefühl von "Normalität" vermittelt. Viele Beziehungen werden aus sexuellen Gründen eingegangen, d. h. aus dem Wunsch, einen anderen Körper besitzen zu wollen oder besessen zu werden, und viele Beziehungen dauern nur an, weil man gemeinsam den Besitz von Dingen verwaltet. Solche Beziehungen orientieren sich im Wesentlichen an Äußerlichkeiten.
Und nur weil zwei Körper zusammen in einem Raum sind, heißt das noch lange nicht, dass wir einander wirklich nah und miteinander verbunden sind. Wirklich Nähe und Verbundenheit haben mit Liebe und mit einer geistig-emotionalen Offenheit dem Partner gegenüber zu tun. Die Fähigkeit, unser inneres Erleben mit dem anderen zu teilen und uns liebevoll angenommen zu fühlen, ist die Basis für Nähe und Verbundenheit. In “normalen" besonderen Beziehungen wird die Illusion von zwischenmenschlicher Nähe oft durch Planen, Organisieren und Sprechen über Äußerlichkeiten oder Alltagsdinge aufrecht erhalten, wobei der herrschenden Mangel an Verbundenheit und wahrer Nähe ausgeblendet wird. Insgeheim verspüren aber beide Partner eine innere Leere, die sie immer weiter in triebhaftes Verhalten, welcher Art auch immer, führt.
Das Ego hat immer Angst - Angst, sich zu entblößen, offen zu sein, Angst, irgendetwas könnte eindringen und es zerstören. Also verschanzt das Ego sich in einer Zitadelle, wir fangen schon sehr früh an, hinter Gefängnismauern zu leben - damit nur ja nichts in uns eindringt. Unsere Angst ist: Wenn etwas eindringt und alles durcheinanderbringt, was dann? Also ist es besser, erst gar nichts hereinzulassen. Transparente, ehrliche Kommunikation hört auf. Selbst mit denen, die wir lieben oder zu lieben meinen, findet keine echte Kommunikation statt.
Sehen wir uns an, wie sich die meisten Ehepaare unterhalten. Sie reden nicht wirklich miteinander, es findet keine echte Kommunikation statt. Sie umgehen einander vielmehr mit Hilfe von Wörtern. Sie reden nur zu dem Zweck, um Kommunikation zu vermeiden. Würden sie schweigen, dann würden sie sich entblößen; würden sie schweigen, dann kämen sie sich näher. Denn im Schweigen wäre das Ego, die Mauer nicht da. Also vermeiden die meisten Eheleute, miteinander zu schweigen. Sie werden über irgendetwas reden, nur um die Zeit auszufüllen - und nur um sich nicht füreinander zu öffnen. Wir haben eine solche Angst vor dem andern.
Wir können nicht miteinander den Mund halten, sonst wird uns unbehaglich zumute. Im Schweigen dringt der andere in uns ein, sind wir offen, stehen unsere Türen offen, stehen unsere Fenster offen. Das macht uns Angst. Also reden wir immerzu weiter, wir erfinden Mittel und Wege, verschlossen zu bleiben. Doch wie können wir lieben, wenn wir verschlossen sind? Du lebst in deinem Gefängnis, ich lebe in meinem Gefängnis, und jedes Mal, wenn wir uns begegnen, berühren sich nur die Gefängnismauern, und dahinter verbergen wir uns. Wir bewegen uns jeder in seiner Kapsel; die Kapseln berühren sich, die Körper berühren sich, aber tief drinnen bleiben wir isoliert. Eine Kapsel, eine private Welt, lässt sich nicht mit anderen teilen. Denn sie hat nur für ihren Macher Bedeutung, und daher hat sie überhaupt keine Bedeutung. In dieser Welt bewegt ihr Macher sich allein, denn nur er nimmt sie wahr.
Im Zustand der Ego-Identifikation leben wir in einer privaten Welt, in einer Kapsel, es ist ein Gefängnis, und wir akzeptieren dieses Gefängnis, weil es ein gewisses Gefühl der Sicherheit gibt. Wir müssen uns also bewusst machen, dass das irdische Leben Unsicherheit bedeutet. Es besteht keine Möglichkeit, es abzusichern. Wäre das irdische Leben wirklich abgesichert, dann wäre es bereits tot. Ein absolut abgesichertes Leben kann nicht lebendig sein, weil ihm jegliches Abenteuer fehlt. Wenn wir gegen alle Gefahren gefeit sind, werden wir tot sein. Es gehört zum Wesenskern des irdischen Lebens, dass da Abenteuer, Gefahr, Unsicherheit mitspielen. Der Tod spielt mit.
“Ich liebe dich.” Mit diesen Worten betreten wir scheinbar einen gefährlichen Pfad. Jetzt kann nichts mehr sicher sein, aber wir werden alles tun, um die Sache abzusichern. Für das Morgen werden wir alles Lebendige töten, denn nur so können wir uns auch morgen in Sicherheit wiegen. So wird aus der Liebe die Ehe; die Ehe ist eine Sicherheit. Verlieben ist Unsicherheit - schon im nächsten Moment mag alles anders sein. Dabei haben wir so viel investiert. Und schon im nächsten Augenblick verlässt uns die Geliebte oder der Freund, und wir bleiben in einem Vakuum zurück. Die LIEBE selbst ist unveränderlich, jedoch ist unsere Erfahrung von IHR auf unserem Weg nach HAUSE ungewiss. Da kann man die Zukunft nicht festnageln, sie ist nicht vorhersagbar. Also wird die Liebe abgetötet und nach einem Ersatz gesucht, der Gewissheit verleiht - mit einem Wort: die Ehe.
Geben, um zu bekommen, ist kein wahres Geben - es ist ein Handel. Hingegen sind Geben und Empfangen eins. Denn in beiden Fällen muss das Herz sich öffnen, die Abwehr muss weggelegt werden, und die Seele wird vollkommen verletzlich. Und doch, in dem vollkommenen Paradox der spirituellen Reise - wenn Verletzlichkeit und die damit verbundene Unsicherheit vollkommen erlaubt werden, durch Meistern der SCHLÜSSEL ZUM HIMMELREICH (VERLANGEN, ABSICHT, ERLAUBEN, HINGABE), wenn dies wirklich vollendet ist - wird LIEBE erkannt. Denn in vollkommener Verletzlichkeit erinnert sich die Seele an ihre vollkommene Unverletzlichkeit. Und die Welt kann demjenigen, der nur liebt, nichts antun.
Veränderung ist die Grundeigenschaft des irdischen Lebens, und Veränderung bringt Unsicherheit mit sich. Alle, die in tiefere Bereiche des Lebens vordringen möchten, müssen zur Ungewissheit bereit sein, müssen bereit sein, sich in Gefahr zu begeben, müssen bereit sein, ins Unbekannte hineinzugehen, und dürfen in keiner Weise versuchen, die Zukunft festzulegen. Schon der bloße Versuch wird alles zerstören. Und machen wir uns auch klar, dass Ungewissheit auf unserem Weg nicht nur lebendig, sondern auch schön ist. Weltliche Gewissheit ist stumpf, abstoßend.
Bleibt die äußere Welt unser einziger Fokus, führt das im Laufe der Zeit zu Depressionen, da die Außenwelt unsere Seele nicht wirklich nährt. Das Paar hat möglicherweise scheinbar alles, was den Vorstellungen der Welt nach ein glückliches Leben ausmachen sollte, aber sie sind innerlich nicht wirklich glücklich. Oft bleiben Paare "wegen der Kinder" noch zusammen, obwohl die Verbundenheit schon lange einer inneren Erstarrung oder Mutlosigkeit gewichen ist. In dieser gefühlten Totheit oder Ausweglosigkeit bricht dann auch die Kommunikation vollständig zusammen. Das Ego rät uns dann, einen "geeigneteren" Partner zu suchen, der die eigenen Bedürfnisse besser befriedigen kann.
Die besondere Beziehung und die Vergangenheit
Wenn wir einem Menschen begegnen, zu dem wir uns zutiefst hingezogen fühlen, dann gibt es am Anfang oft einen heiligen Augenblick, in dem wir den anderen so sehen, wie er wirklich ist. Da ist ein flüchtiger Eindruck der Wirklichkeit. Aber die meisten Beziehungen sind voll von Erwartungen, voll von Glauben an die Vergangenheit. Mit anderen Worten, wenn wir auf der persönlichen Ebene, d.h. im Zustand der Identifikation mit dem Ego-Denksystem, einem anderen Menschen begegnen, begegnen wir ihm nicht so, wie er wirklich ist, sondern wir begegnen einer Version von ihm, die auf unseren vergangenen Erfahrungen und unserem vergangenen Lernen basiert. Vor allem sind es all unsere vergangenen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht an sich und all unsere Erfahrungen mit bestimmten Vertretern des anderen Geschlechts, die in unsere Begegnungen einfließen.
“Wir haben schon gesagt, dass das Ego Schuld aufrechtzuerhalten und zu mehren versucht, aber so, dass du nicht begreifst, was es dir antut. Denn es ist die Grunddoktrin des Ego, dass du dem entronnen bist, was du andern antust. Das Ego wünscht niemandem Gutes. Sein Überleben hängt jedoch von deinem Glauben ab, du seist von seinen bösen Absichten ausgenommen. Es rät dir deshalb, dass es, wenn du sein Gastgeber bist, dich in die Lage versetzen wird, seinen Ärger nach außen zu lenken und dich so zu schützen. So geht es eine endlose und unbefriedigende Kette besonderer Beziehungen ein - aus Ärger geschmiedet und nur einem einzigen wahnsinnigen Glauben hingegeben, nämlich dass du desto sicherer wirst, je mehr Ärger du außerhalb von dir investierst.” (EKIW: Kapitel 15, VII. 4.)
Je mehr “Beziehungserfahrung” wir in unserem Leben gemacht haben, desto mehr Vergangenheit schleppen wir mit uns herum und desto größer ist unsere Rache an der Vergangenheit. In der unheiligen Beziehung wird die Vereinigung nicht mit dem Körper des anderen versucht, sondern mit den Körpern derer, die nicht da sind. Denn sogar der Körper des anderen, der bereits eine stark begrenzte Wahrnehmung von ihm darstellt, ist nicht der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das, was wir für unsere Rachephantasien nutzen, sind all die vergangenen Erfahrungen mit anderen Körpern. Meist rächen wir uns auch immer noch an den ersten Bezugspersonen in unserem Leben, an Vater oder Mutter, die mit im Bett jeder unheiligen Beziehung liegen. Jeder Schritt, der beim Eingehen, Aufrechterhalten und Abbrechen der unheiligen Beziehung getan wird, ist ein Schritt hin zu weiterer Fragmentierung und Unwirklichkeit. Die Schattengestalten dringen immer stärker ein, und derjenige, in dem sie zu sein scheinen, wird selbst immer unwichtiger.
“Es ist unmöglich, die Vergangenheit loszulassen, ohne die besondere Beziehung aufzugeben. Denn die besondere Beziehung ist ein Versuch, die Vergangenheit aufs neue zu inszenieren und zu verändern. Eingebildete Kränkungen, erinnerter Schmerz, vergangene Enttäuschungen, wahrgenommene Ungerechtigkeiten und Entbehrungen gehen alle in die besondere Beziehung ein, die zu einer Weise wird, wie du deine verletzte Selbstachtung wiederherzustellen suchst. Welche Basis hättest du ohne die Vergangenheit, um einen besonderen Partner auszuwählen? Jede derartige Wahl wird wegen etwas Bösem in der Vergangenheit getroffen, an das du dich klammerst und wofür jemand anders sühnen muss.” (EKIW: Kapitel 16, VII. 1.)
“Die besondere Beziehung rächt sich an der Vergangenheit. indem sie versucht, Leiden in der Vergangenheit zu beseitigen, übersieht sie in ihrer Beschäftigung mit der Vergangenheit und ihrer totalen Verpflichtung ihr gegenüber die Gegenwart. Keine besondere Beziehung wird in der Gegenwart erlebt. Schatten der Vergangenheit umhüllen sie und machen sie zu dem, was sie ist. Sie hat keine Bedeutung in der Gegenwart, und wenn sie jetzt nichts bedeutet, kann sie überhaupt keine wirkliche Bedeutung haben. Wie kannst du die Vergangenheit verändern, außer in der Phantasie? Und wer kann dir das geben, wovon du glaubst, die Vergangenheit habe es dir entzogen? Die Vergangenheit ist nichts. Suche nicht, ihr die Schuld für den Entzug zuzuweisen, denn die Vergangenheit ist vorbei. Du kannst nicht wirklich nicht loslassen, was schon vorbei ist. Daher muss es so sein, dass du die Illusion aufrechterhältst, dass es nicht vorbei ist, weil du denkst, es diene irgendeinem Zweck, den du erfüllt haben möchtest. So muss es denn auch sein, dass dieser Zweck sich in der Gegenwart nicht erfüllen ließe, sondern nur in der Vergangenheit.” (EKIW: Kapitel 16, VII. 2.)
Das romantische Ideal der besonderen Beziehung
“Die besondere Liebesbeziehung ist ein Versuch, Liebe in die Trennung zu bringen.”
(EKIW: Kapitel 16, IV. 7. 2.)
Die romantische Vorstellung von der besonderen Paarbeziehung ist jenes Konzept, das das Ego am stärksten verteidigt. Das Ego wird daher einwenden, aber es gibt doch dauerhaft glückliche Beziehungen in dieser Welt. Für dieses scheinbare Glück gibt es eine einfache Erklärung. Die Anziehungskraft der unheiligen Beziehung beginnt fast augenblicklich zu verblassen und in Frage gestellt zu werden. Wurde sie erst einmal eingegangen, müssen Zweifel Einlass finden, weil ihr Zweck unmöglich ist. Das romantische Ideal der unheiligen Beziehung ist also eines, in der die Wirklichkeit des andern überhaupt nicht eindringt, um den Traum vom Glück zu verderben. Und je weniger der andere wirklich in die Beziehung einbringt, desto “besser” wird sie. So wird der Vereinigungsversuch zu einem Mittel, sogar den auszuschließen, mit dem die Vereinigung gesucht wurde. Sie wurde nämlich eingegangen, um ihn daraus zu vertreiben und sich in scheinbarer “Glückseligkeit” mit Phantasien zu verbinden. Wir schaffen so viel Distanz zum anderen, dass er unsere Beziehungsphantasie nicht mehr stört.
Songtitel wie "I Want You", "I Think I Love You Too Much", "Love Is The Drug", "I Will Follow You into the Dark", “Unchain My Heart”, "Love Will Tear Us Apart", "Too Much Love Will Kill You", "Gimme All Your Lovin' or I Will Kill You" beschreiben sehr treffend die wahnsinnigen Ideen, die der besonderen »Liebesbeziehung« zugrunde liegen. Das Sprichwort "In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt" bringt die egoische Auffassung von Liebe auf den Punkt. Der Kurs enthält nicht umsonst 272 mal das Wort „Wahnsinn“.
“Denn du siehst Liebe als zerstörerisch an, und deine einzige Frage lautet: Wer soll zerstört werden, du oder ein anderer? Du versuchst, auf diese Frage in deinen besonderen Beziehungen eine Antwort zu geben, in denen du sowohl zum Teil Zerstörer als zum Teil zerstört zu sein scheinst, aber es schaffst, keines davon vollständig zu sein. Und das, so glaubst du, rettet dich vor GOTT, DESSEN totale LIEBE dich vollständig zerstören würde.” (EKIW: Kapitel 15, X. 7. 4.-6.)
In zahllosen Liebesromanen, romantischen Filmen, Opern und diversen Liebesdramen erzählen wir uns die Geschichte von der besonderen »Liebesbeziehung«. Am Ende jedes romantischen Liebesfilms liegen sich die beiden, die von Anfang an füreinander bestimmt waren, nach einer Unmenge an Schwierigkeiten und Missverständnissen endlich in den Armen. Doch der Kuss am »glücklichen Ende« der Geschichte ist eine Lüge, er ist der als Ende getarnte Anfang der besonderen Beziehung. Kein »Liebesfilm« zeigt uns die dunkle Seite der besonderen Beziehung.
Und selbst Songs wie “I Will Always Love You” entspringen der Identifikation mit der linearen Zeit und sind damit bedeutungslos, weil wir im Zustand der Ego-Identifikation und damit im Glauben an die lineare Zeit nicht verstehen, was »immer« bedeutet. In Wahrheit sind wir ewig, und »immer« muss jetzt sein. (Siehe EKIW: Kapitel 13, I. 8.)
Gleichzeitig verweist jeder noch so schnulzige Liebesroman und Liebesfilm auf eine tiefe Wahrheit, deshalb lieben wir diese Geschichten. Die Wahrheit ist, dass nur die LIEBE wirklich ist und dass wir am Ende unserer Reise durch die Zeit wieder im Zustand der LIEBE landen werden. Am Ende ist Glück, und ist da nicht Glück, ist es noch nicht das Ende. Oder in den Worten des Kurses: “Ein glücklicher Ausgang aller Dinge ist gewiss.”(EKIW: Lektion 292)
Das unnötige Opfer
Im Zustand der Ego-Identifikation besteht unser zentrales Bestreben darin, unser persönliches Selbstbild, also unsere falsche Identität, aufrechtzuerhalten. Das hat zur Folge, dass wir wahrhaft intime Beziehungen - also Intimität auf der Ebene des Geistes - entweder von vornherein vermeiden oder, wenn wir uns doch darauf einlassen, sie stark einschränken und kontrollieren. Doch die Aufrechterhaltung eines persönlichen Selbst in intimen Begegnungen kostet Kraft. Wir glauben nämlich, dass das Zusammensein das schmälert, was wir zu sein glauben. Deshalb müssen wir unser Selbstbild immer wieder stärken - getrennt vom Anderen. Um diesen Graben zwischen uns und dem anderen aufrechtzuerhalten, treffen wir stillschweigend eine Vereinbarung. Eine vorsichtige Beziehung, die in ihrem Umfang und in ihrem Ausmaß sorgfältig begrenzt ist, wird zum Vertrag, den wir - meist unausgesprochen - miteinander schließen. Der Graben zwischen uns ist das Symbol für das Versprechen, uns zu treffen, wenn wir es wollen, und uns zu trennen, bis wir uns wieder treffen. Nur unter dem Vorbehalt des »Rechts« auf Trennung vereinbaren wir, uns von Zeit zu Zeit zu treffen und uns fernzubleiben in Zwischenzeiten der Trennung, die uns vor den Opfern der »Liebe« schützen.
Der Kurs enthält viele Kapitel die sich sehr ausführlich, nicht nur mit der besonderen »Liebesbeziehung«, sondern mit dem Wahnsinn der besonderen Beziehung an sich beschäftigen. Im Folgenden die Absätze 6 bis 10 aus dem Kapitel 15, Abschnitt VII „Das unnötige Opfer“:
„Auf die eine oder andere Weise fußt jede Beziehung, die das Ego eingeht, auf der Idee, es werde größer, indem es sich selbst opfert. Das »Opfer«, welches es als Läuterung betrachtet, ist eigentlich die Wurzel seines bitteren Grolls. Es würde nämlich lieber direkt angreifen und vermeiden, das zu verzögern, was es wirklich will. Doch erkennt das Ego die »Wirklichkeit« so an, wie es sie sieht, und begreift, dass niemand den direkten Angriff als Liebe deuten könnte. Schuldig machen aber ist ein direkter Angriff, auch wenn es nicht so aussieht. Denn die Schuldigen erwarten Angriff, und da sie ihn erbeten haben, zieht er sie an.
In solchen wahnsinnigen Beziehungen scheint die Anziehungskraft dessen, was du nicht willst, viel stärker zu sein als die Anziehungskraft dessen, was du willst. Denn jeder glaubt, dem anderen etwas geopfert zu haben, und dafür hasst er ihn. Das aber ist es, was er zu wollen glaubt. Er ist gar nicht in den anderen verliebt. Er glaubt nur, er sei ins Opfern verliebt. Und er verlangt, dass der andere für dieses Opfer, das er sich selber abverlangt, die Schuld annimmt und sich auch opfert. Vergebung wird unmöglich, denn das Ego glaubt, einem anderen vergeben heiße ihn verlieren. Nur durch Angriff ohne Vergebung kann das Ego die Schuld sicherstellen, die all seine Beziehungen zusammenhält.
Doch scheinen sie nur zusammenzusein. Denn für das Ego bedeuten Beziehungen nur, dass Körper zusammen sind. Das Ego verlangt stets nur das und hat nichts dagegen einzuwenden, wohin der Geist geht oder was er denkt, denn das erscheint unwichtig. Solange der Körper da ist, um sein Opfer zu empfangen, ist es zufrieden. Für das Ego ist der Geist privat, und nur der Körper lässt sich mit andern teilen. Ideen sind grundsätzlich nicht von Belang, außer insofern, als sie den Körper eines andern näher bringen oder in die Ferne rücken. In diesem Sinn bewertet es Ideen als gut oder schlecht. Was einen andern schuldig macht und ihn durch Schuld festhält, ist »gut«. Was ihn von Schuld befreit, ist »schlecht«, weil er dann nicht mehr glauben würde, dass Körper miteinander kommunizieren, und somit wäre er »fort«.
Leid und Opfer sind die Gaben, mit denen das Ego alle Verbindungen »segnen« möchte. Und die, die an seinem Altar vereint sind, akzeptieren Leid und Opfer als den Preis der Vereinigung. In ihren ärgerlichen Bündnissen - aus Angst vor Einsamkeit geboren und dennoch dem Fortbestand der Einsamkeit verschrieben - sucht jeder nach Entlastung von der Schuld, indem er sie im andern mehrt. Denn jeder glaubt, dass das die Schuld in IHM vermindert. Der andere scheint ihn immer anzugreifen und zu verletzen, viel leicht in kleinen Dingen, vielleicht »unbewusst«, doch nie, ohne ein Opfer zu fordern. Die Wut derjenigen, die am Altar des Ego verbunden sind, ist weitaus größer, als du gewahr wirst. Denn was das Ego wirklich will, das merkst du nicht.
Jedes Mal, wenn du dich ärgerst, kannst du sicher sein, dass du eine besondere Beziehung eingegangen bist, der das Ego seinen »Segen« erteilt hat, denn Ärger ist sein Segen. Der Ärger nimmt viele Formen an, aber er kann diejenigen nicht lange täuschen, die lernen wollen, dass Liebe keinerlei Schuld mit sich bringt und dass, was Schuld mit sich bringt, nicht Liebe sein kann und Ärger sein muss. Jeder Ärger ist nichts anderes als ein Versuch, jemanden dazu zu bringen, dass er sich schuldig fühlt, und dieser Versuch ist die einzige Basis, die das Ego für besondere Beziehungen akzeptiert. Schuld ist das einzige Bedürfnis, das das Ego hat, und solange du dich mit IHM identifizierst, wird Schuld für dich anziehend bleiben. Aber erinnere dich an folgendes: Mit einem Körper zusammensein ist nicht Kommunikation. Wenn du das glaubst, fühlst du dich schuldig wegen der Kommunikation und hast Angst, den HEILIGEN GEIST zu hören, da du in SEINER STIMME dein eigenes Bedürfnis nach Kommunikation erkennst.“
In der Einleitung zu Kapitel 22 heißt es weiter:
„Wer braucht die Sünde? Nur die, die einsam und allein sind und ihre Bruder anders sehen als sich selbst. Gerade dieser Unterschied, der zwar gesehen wird, aber nicht wirklich ist, lässt das Bedürfnis nach der Sünde, das nicht wirklich ist, aber gesehen wird, gerechtfertigt erscheinen. Das alles wäre wirklich, wenn die Sünde es wäre. Denn eine unheilige Beziehung fußt auf Unterschieden, bei denen jeder denkt, der andere habe das, was er nicht hat. Sie kommen zusammen, jeder, um sich selber zu vervollständigen und den andern zu bestehlen. Sie bleiben so lange, bis sie denken, es gebe nun nichts mehr zu stehlen, und dann ziehen sie weiter. So wandern sie durch eine Welt von Fremden, die anders sind als sie, leben vielleicht mit ihren Körpern unter einem gemeinsamen Dach, das weder einen noch den anderen schützt, im selben Raum und doch in einer Welt für sich.“
Der Abwehrmechanismus besondere Beziehung
„Die besondere Beziehung hat den imposantesten und täuschendsten Rahmen aller Abwehrmechanismen,
deren das Ego sich bedient. Sein Denksystem wird hier angeboten, von einem Rahmen umgeben, der derart
schwer und kunstvoll ist, dass das Bild durch seine imposante Beschaffenheit beinahe ausgelöscht wird. In den
Rahmen sind vielerlei Arten phantastischer und fragmentierter Liebesillusionen eingeflochten, eingefasst in
Opferträume und Träume der Selbsterhöhung, verwoben mit Goldfaden der Selbstzerstörung. Das Glitzern des
Blutes leuchtet wie Rubine, die Tränen sind geschliffen, Diamanten gleich, und funkeln in dem trüben Licht, in
dem die Gabe dargeboten wird.
Sieh dir das Bild an. Lass nicht zu, dass dich der Rahmen ablenkt. Diese Gabe wird dir zu deiner Verdammnis
gegeben, und wenn du sie nimmst, wirst du glauben, dass du verdammt bist. Du kannst den Rahmen nicht ohne das Bild haben. Was du schätzt, ist der Rahmen, denn dort siehst du keinen Konflikt. Der Rahmen aber ist nur die
Verpackung für die Gabe des Konflikts. Der Rahmen ist nicht die Gabe. Lass dich durch die oberflächlichsten
Aspekte dieses Denksystems nicht täuschen, denn diese Aspekte umfassen das Ganze, das in jedem seiner Aspekte
vollständig ist. Der Tod liegt in dieser glitzernden Gabe. Lass deinen Blick nicht auf dem hypnotischen Glanz des
Rahmens haften. Sieh das Bild an und begreife, dass der Tod dir angeboten wird.“
(EKIW: Kapitel 17, IV. 8.-9.)
Die besondere Liebesbeziehung wird einzig deshalb eingegangen, um den Hass scheinbar auszugleichen, nicht aber um ihn loszulassen. Doch Hass lässt sich nicht begrenzen. Die besondere Liebesbeziehung wird ihn nicht ausgleichen, sondern lediglich in den Untergrund und aus dem Blickfeld treiben. Es ist ganz wichtig, ihn ins Blickfeld zu rücken und keinen Versuch zu unternehmen, ihn zu verbergen. Denn gerade der Versuch, Hass durch Liebe aufzuwiegen, macht die Liebe für uns bedeutungslos. Wie groß die Spaltung ist, die darin liegt, begreifen wir im Zustand der Ego-Identifikation nicht. Und solange wir das nicht begreifen, bleibt die Spaltung unerkannt und daher ungeheilt. (Siehe EKIW: Kapitel 16, IV.)
Versuchen wir es also mit einem »Liebesbrief«, der nichts verheimlicht:
„Ich will dich.
Ich will nur dich.
Ich »liebe« nur dich.
Alle anderen sind mir mehr oder weniger egal.
Ich »liebe« dich, auch wenn es gelogen ist.
In Wahrheit fürchte ich mich, dich zu »lieben«,
weil ich glaube, dass mich das verletzlich macht.
Wenn ich ehrlich bin, liebe ich es viel mehr, zu hassen,
weil ich im Geheimen glaube, Hass sei Liebe.
In Wahrheit hab ich dich als Partner gewählt,
wegen meinem in der Vergangenheit erlittenem Leid,
an das ich mich klammere und wofür du jetzt büßen musst -
für all die eingebildeten Kränkungen, vergangenen Enttäuschungen,
wahrgenommenen Ungerechtigkeiten und Entbehrungen.
Ich versuche die Vergangenheit aufs neue zu inszenieren und
zu verändern, um meine verletzte Selbstachtung wiederherzustellen.
Ich will dich ganz, den ganzen Körper
und die Zeit, die dieser Körper in der Welt verbringt.
Ich werde allerdings immer wieder Zeit für mich brauchen,
denn das Zusammensein mit dir kostet Kraft.
Es verringert das, was ich glaube zu sein.
Daher muss ich mein Selbst immer wieder - getrennt von dir - stärken.
Wenn ich dich zu nahe kommen ließe, täte ich einen Sprung zurück;
wenn ich mich näherte, dann zögest du dich augenblicklich zurück.
Wir wissen das beide und darum,
haben wir stillschweigend einen Deal gemacht.
Eine vorsichtige Beziehung, begrenzt im Umfang
und sorgfältig eingeschränkt im Ausmaß,
wurde zu dem Vertrag, den wir miteinander geschlossen haben.
Es gibt einen Graben zwischen uns.
Es gibt in unserem eingeschränkten Bündnis eine Trennungsklausel,
die wir übereingekommen sind unversehrt zu erhalten.
Gegen diese zu verstoßen,
sehen wir als einen unzulässigen Vertragsbruch an.
Der Graben zwischen dir und mir ist nicht ein Raum zwischen unseren Körpern,
denn diese scheinen nur unsere separaten Geister voneinander abzutrennen.
Der Graben zwischen uns ist das Symbol eines Versprechens,
uns zu begegnen, wenn wir es wollen, und uns zu trennen,
bis du und ich beschließen, einander wieder zu begegnen.
Dann scheinen unsere Körper miteinander in Kontakt zu treten
und dadurch eine Stätte der Begegnung kundzutun, wo wir uns verbinden können.
Doch ist es für dich und für mich stets möglich,
dass wir unsere separaten Wege gehen.
Nur unter dem Vorbehalt des »Rechtes«, uns zu trennen,
stimmen wir miteinander überein, uns von Zeit zu Zeit zu treffen
und uns fernzubleiben in Zwischenzeiten der Trennung,
die uns vor den Opfern der »Liebe« schützen.
Der Körper rettet uns, denn auf diese Weise entgeht er dem totalen Opfer
und gibt uns Zeit, unser separates Selbst wiederaufzubauen,
von dem wir wahrlich glauben, es werde vermindert,
wenn du und ich uns begegnen.
So statten wir den Körper aus mit einer Macht, die ihm nicht selber innewohnt.
Und hierin liegt die Macht, die er nun über uns hat.
Jetzt glauben wir nämlich, er lege fest, wann du und ich uns begegnen,
und er begrenze unsere Fähigkeit, im Geist in Kommunion zu treten.
Der Körper passt sich diesem an, weil wir es so haben wollen.
Er wird nur begrenzt erlauben, dass wir in der »Liebe« schwelgen,
mit Intervallen von Hass dazwischen.
Und er wird das Kommando übernehmen darüber,
wann wir »lieben« sollen und wann es sicherer ist,
in die Angst zurückzuweichen.
Ich »liebe« dich, darum opfere ich mich für dich auf,
indem ich dir entgegenkomme, indem ich Kompromisse eingehe.
Ich verspreche dir, nur mit dir richtig glücklich zu sein,
das grenzenlose Glück mit anderen Menschen opfere ich dir.
Und erwarte mir, dass du das gleiche für mich tust.
Irgendwann werde ich dich dafür hassen,
dass ich mich für dich aufgeopfert habe,
du mir aber nicht das Glück verschafft hast,
das ich mir von dir erwartet habe.
Wenn du meine Erwartungen nicht erfüllst
und meine Bedürfnisse nicht befriedigst,
werde ich dir die “Liebe” entziehen,
die ich dir einst geschworen habe.
Dann werde ich dich verlassen und dir aus dem Weg gehen.
Um ganz ehrlich zu sein:
Ich habe dich nie wirklich geliebt, so wie du bist.
Ich wusste von Anfang an, was mit dir nicht stimmt,
aber ich habe großzügig darüber hinweg gesehen und dir eine Chance gegeben.
Doch du hast sie nicht genutzt und dich nicht meiner würdig erwiesen.
Und so kommt der Moment,
in dem du dein wahres Gesicht zeigst.
Ich drehe und wende die Fakten.
Und Fakt ist, ich brauch dich eigentlich nicht.“
Das Ego wird uns immer dazu auffordern, eine aktuelle Beziehung durch andere zu ersetzen, wenn diese nicht mehr unserer Phantasie von Beziehung entspricht. Das Ego versucht uns davon zu überzeugen, dass wir unserer Not nur dadurch entrinnen können, dass wir unseren Bruder loswerden. Ein Angebot macht uns das Ego noch: Wir bräuchten uns nicht ganz zu trennen, wenn wir das nicht wollen. Aber wir müssen große Bereiche der Phantasie von unserem Bruder ausschließen, um uns zu retten. Und so herrschen in der besonderen Beziehung drei Zustände vor: Verlangen, frustriertes Verlangen (Wut, Groll, Schuldzuweisungen, Klagen) und Gleichgültigkeit.
Wenn eine Paarbeziehung dem Denksystem des Egos unterworfen ist, kann sie nur in Trennung enden, denn das Ego ist das Verlangen nach Trennung. Auch wenn es vielleicht erst der Tod ist, der die Trennung herbeiführt. Nur eine Beziehung, die im einzig wahren Zweck geeint ist, kann erfüllend sein, weil es eine heilige Beziehung ist.
In Wahrheit wollen wir uns nicht von unserem Bruder trennen, sondern von unserem Alptraum, von dem Bild, das wir uns von unserem Bruder gemacht haben. In Wahrheit wollen wir uns an die Einheit mit unserem Bruder erinnern. Wenn wir erkannt haben, dass jede Beziehung eine Gelegenheit ist, Wahrnehmungen heilen und Irrtümer berichtigen zu lassen, wird der HEILIGE GEIST Beziehungen in vollkommene Lektionen der Vergebung und des Erwachens aus dem Traum verwandeln. Wenn unser Geist berichtigt ist, werden wir uns nie mehr von einem Bruder trennen, selbst dann nicht, wenn unsere Körper in Raum und Zeit getrennte Wege gehen.
Von den besonderen Beziehungen zur heiligen Beziehung
Wenn wir etwas von einem anderen wollen, ist es unmöglich, ihn so sein zu lassen, wie er wirklich ist. Aber das ist der “Normalzustand” des Menschen: ein Zustand des Verlangens oder der Anhaftung an eine bestimmte idealisierte Form. Wenn der Geist schläft, sehnt er sich verzweifelt nach Unschuld und Liebe, da er glaubt, sie verloren zu haben. Solange das Ego uns in unseren Beziehungen leitet, versuchen wir, Erfüllung und Befriedigung in einer Form, in einem Körper zu finden. Aber diese Formen sind Götzen, und wir werden durch sie nie vollständig erfüllt werden. Man könnte sagen, dass das himmlische Einssein oder der heilige Augenblick ein perfekter Zustand wunschloser Zufriedenheit ist. Er bedeutet, nichts zu wollen oder zu brauchen, nicht zu hoffen, dass etwas anders oder besser wäre. Es ist nicht die Suche nach Antworten. Es ist ein Zustand, der einfach da ist. Metaphysisch gesehen ist es eigentlich unmöglich, Liebe zwischenmenschlich oder mit etwas "Äußerem" zu finden. Die einzig wahre Liebe ist die LIEBE des GEISTES im Inneren.
Solange wir Angst haben und glauben, dass wir eine getrennte Identität sind, werden wir immer wieder versuchen, diese Liebe im Außen zu finden. Eine häufige Frage ist, ob es das Ego ist, das hinter unserer Anziehung zu einer anderen Person steckt. In der Tat spricht das Ego zuerst - und am lautesten! Das Ego ist ungestüm und impulsiv; es will sofortige Befriedigung zu seinen eigenen Bedingungen. Aber der HEILIGE GEIST kann die Anziehungskraft wunderbar nutzen, wenn wir uns erlauben, uns auf eine Beziehung einzulassen und sie zur Heilung des Geistes zu nutzen. Solange die Bereitschaft besteht, für die Liebe offen zu bleiben und das, was gegeben wird, mit allem, was man hat, anzunehmen, sind die Früchte es immer wert! Herzöffnungen und Erfahrungen des Verliebtseins sind immer hilfreich und führen letztendlich zu einem Bewusstsein der wahren LIEBE.
Beziehungen und Zweck
Was wir gemeinsam heilen wollen, sind die nicht hilfreichen Abhängigkeiten und Verzweiflungen, die in einem tiefen Glauben an den Mangel wurzeln. Das Ego hat immer ein Ziel für Beziehungen, wie z.B. um jeden Preis zusammenzubleiben oder es an der Oberfläche gut aussehen zu lassen, während der GEIST eine Anleitung dafür bietet, wie Beziehungen von Augenblick zu Augenblick zur Heilung und zum Auflösen von Dingen wie ungesunder Abhängigkeit, Kontrolle und Verlustangst genutzt werden können. Die Wahrheit ist, dass wir im heiligen Augenblick nie jemanden wirklich brauchen, weil uns die Verbindung mit GOTT vollkommen erfüllt. In diesem Zustand ist unser einziges Ziel, die LIEBE GOTTES auszudehnen. Aber wenn wir uns zu jemandem sehr hingezogen fühlen, können wir uns gleichzeitig auf den GEIST einstimmen. Er wird das Symbol der Beziehung für unser Erwachen nutzen. Sich in jemanden zu verlieben, kann im wahrsten Sinne des Wortes dazu benutzt werden, tief nach innen zu gehen, über die Form hinaus zur Essenz, zu einer Gemeinschaftserfahrung, zu einem Gefühl der totalen Gemeinschaft, Synergie und Telepathie, weit über die Form hinaus.
Jeder wünscht sich eine Liebe, die nicht zu Ende geht. In Liebesliedtexten ist meist von "für immer" und "ewig" die Rede, und das Ideal einer dauerhaften, immerwährenden, harmonischen, kontinuierlichen Beziehung klingt sicherlich gut. Doch diese Begriffe beschreiben in der Regel nicht die zwischenmenschlichen Beziehungen in dieser Welt. Denn selbst in den "besten Beziehungen", wenn sie scheinbar Bestand haben, wird immer noch der Eindruck erweckt, dass der Tod des Körpers oder die Trennung und das Weiterziehen die Beziehung hinter dem Ideal zurücklassen. Aus dieser Perspektive betrachtet, scheint es ein Ende zu geben. Bei einer Trennung kann es den Anschein haben, dass es an Liebe mangelt, dass man Liebeskummer hat. Wenn jedoch eine Beziehung zu Ende zu gehen scheint und wir nicht mehr zusammen sind, aber der Gedanke an diese Person ständig in Ihrem Kopf auftaucht, dann sind wir tatsächlich noch in dieser Beziehung. Unsere Heilung und unser Lernen gehen weiter, auch wenn die Körper nicht mehr zusammen sind. Menschen sind Gedanken in unserem Geist, und deshalb bleiben wir nie ohne eine Gelegenheit zur Heilung. Es dauert eine Weile, bis wir gut darin werden, uns unserer Gedanken bewusst zu sein. Die Versuchung besteht darin, den Geist nur zu bestimmten Zeiten zu beobachten und dann wieder in die Gedankenlosigkeit abzugleiten. Doch dieses Beobachten des Geistes, vor allem in unseren Beziehungen, ist eine der wichtigsten Funktionen, um immer wieder in den gegenwärtigen Moment zurückzukehren.
Die Liebe ist in Wahrheit immer jenseits der Form. Während die besondere Liebe in Beziehungen durch den Zweck und die Form definiert wird, die sie annimmt, hat die göttliche LIEBE keine Grenzen. Sie ist reiner Geist. Freiheit und Intimität kann man nur finden, wenn man nach innen geht, ganz gleich, ob man Single ist oder in einer Beziehung lebt. Wir werden diese Wahrheit nur erfahren, wenn wir uns von der Anhaftung an Ergebnisse befreien und dem HEILIGEN GEIST erlauben, die Grenzen zu beseitigen, die wir dem Teilen und Ausdehnen unserer Liebe auferlegen.
Auf dem Weg zu einer heiligen Beziehung
Es ist ein Segen, dass wir alle unsere Beziehungen nutzen können, um zu sehen, wo wir Heilung in unserem Geist brauchen und wo wir immer noch Groll haben. Sogar in einer besonderen Beziehung kann der HEILIGE GEIST, wenn wir ihn einladen, uns helfen zu sehen und uns zu zeigen, was in unserem Geist losgelassen werden muss, indem wir beobachten, was unser Partner uns zurückspiegelt.
Ein Kurs in Wundern hat neun Kapitel, die den besonderen Beziehungen gewidmet sind! In besonderen Beziehungen in dieser Welt geht es hin und her zwischen: "Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich; und ich könnte dich umbringen!" Die Wut und die Leidenschaft liegen nur eine Rasierklingenbreite auseinander. So nah. Wenn das der Fall ist, wie kann dann eine besondere Beziehung zum Mittel der Erleuchtung, des spirituellen Erwachens werden? Es ist durch Vergebung im täglichen Leben. Wir können allen Menschen in unserem Leben dankbar sein, weil sie uns unsere Urteile aufzeigen.
“Now I see the madness in me
Is brought out in the presence of you
Now I know the madness lives on
When you're not in the room
And though I'd love to blame you for
I'd miss these moments of opportune
You've simply brought this madness to light
And I should thank you
Oh, thank you, much thanks for this bird's eye view
Oh, thank you for your most generous triggers” (Madness - Alanis Morissette)
Wenn wir Schritte unternehmen, um den wahren Zweck all unserer Beziehungen zu akzeptieren, müssen wir nicht nur in Gedanken daran denken, sondern es auch leben. Stellen wir uns vor, wir wären ein Mathematiker, der nie mit Gleichungen üben wollte, oder ein Automechaniker, der nicht unter die Motorhauben von Autos käme. Stellen wir uns einen Maurer vor, der Mörtel und Ziegel nicht ausstehen kann; wir würden lachen! Genauso müssen wir als Menschen erwachen, indem wir uns auf unsere Beziehungen zu anderen Menschen beziehen und diese betrachten.
"Keine Erwartungen haben" ist der Weg, die Dinge genau so sein zu lassen, wie sie sind. Um zu dieser Einstellung zu gelangen, muss man den Filter des Bewusstseins stark reinigen. David Hoffmeister hat einmal eine Hochzeit durchgeführt, bei der das Paar, nachdem es am Vortag einen Vortrag von ihm besucht hatte, das Gelübde "Ich liebe dich jetzt" ablegte, was ein wunderbares Gelübde ist. Sie waren sich der Falle der Zukunftserwartungen sehr bewusst. Sie wollten zulassen, dass der HEILIGE GEIST die Beziehung zur Heiligkeit benutzt, um den Geist von jeglichen subtilen Erwartungen zu befreien.
Wenn wir uns auf heilige Beziehungen zubewegen, wird das Ego ziemlich stark versuchen, unsere Hinwendung zur Heilung zu unterbrechen. Es wird versuchen, die Mission der Heilung zu sabotieren und abzubrechen, indem es die Spiegelung intensiviert. Aber an dieser Stelle gilt es mutig zu bleiben, einfach durchzuhalten und den HEILIGEN GEIST um Hilfe zu bitten. Der Durchbruch wird in der Überwindung des Versuchs und der Sehnsucht des Egos liegen, die Liebe zu objektivieren und zu lokalisieren, und in dem Versuch, sie von der Weite, die sie ist, zu verkleinern. Die Überwindung dieses Hindernisses ist die Auflösung der besonderen Liebesbeziehung und der Übergang zur heiligen Beziehung.
Der Übergang
Der Übergang von der Welt des Egos zur wirklichen Welt ist immer ein Übergang von den besonderen zur heiligen Beziehung. Früher oder später muss jeder den Graben überbrücken, von dem er sich einbildet, das er zwischen seinen Selbsten existiere. Jeder baut diese Brücke, die ihn über den Graben trägt, sobald er willens ist, ein wenig Mühe für die Überbrückung aufzuwenden. Die Brücke selbst ist nichts anderes als ein Übergang in der Betrachtungsweise der Wirklichkeit.
Die Zeit vor dem eigentlichen Übergang ist naturgemäß eine Phase der Desorientierung und Verwirrung. Fürchten wir uns aber nicht davor, denn es bedeutet nur, dass wir gewillt sind, den verzerrten Bezugsrahmen loszulassen, der unsere Welt zusammenzuhalten schien. Dieser Bezugsrahmen ist um die besondere Beziehung herum erbaut. Ohne diese Illusion könnte es keine Bedeutung geben, nach der wir hier noch immer suchen würden.
Genau in dieser Phase braucht es Disziplin in unserem Üben, totale Hingabe an die innere Führung und das intensive Gebet, denn jede Verzögerung wird uns jetzt mehr verletzen als zuvor, einfach weil wir begreifen, dass es eine Verzögerung ist und das Entrinnen aus dem Leid tatsächlich möglich ist.
In dieser Desorientierungsphase lösen sich die besonderen Beziehungen immer mehr auf. Wir finden keinen Halt mehr in ihnen. Gleichzeitig überflutet das Ego unser Bewusstsein noch einmal mit einer Unmenge an Angriffsgedanken. Dann fühlen wir uns manchmal wie eine Eisscholle im Ozean. Wir sind vom festen Packeis abgebrochen, aber noch nicht eins mit dem Ozean. Einerseits gibt es eine große Sehnsucht nach Verschmelzung mit dem Ozean und gleichzeitig eine große Angst vor der völligen Auflösung. So entsteht immer wieder der Wunsch nach einer neuen, besonderen Beziehung, obwohl wir gleichzeitig genau wissen, dass sie nicht mehr funktionieren würde, dass sie uns auch nicht mehr die Illusion von Liebe bringen würde, weil wir nicht mehr in der Lage sind das Verlangen nach der LIEBE GOTTES, nach der Erfahrung unserer vollkommenen Heiligkeit weiter zu verleugnen.
Wir sind immer noch ein völliger Neuling auf den Wegen der Erlösung, und wir denken, wir haben den Weg verloren. Unser Weg ist verloren, doch dürfen wir nicht glauben, das sei ein Verlust. Erinnern wir uns in unserem Neusein daran, dass wir und unser Bruder nochmals begonnen haben, und zwar gemeinsam. Und so nehmen wir seine Hand, um gemeinsam mit ihm eine Straße entlangzugehen, die uns weitaus vertrauter ist, als wir jetzt glauben.
Und so lassen wir IHN den verborgenen Funken der Schönheit in all unseren Beziehungen aufdecken und ihn uns zeigen. Sein Liebreiz wird uns so anziehen, dass wir nicht gewillt sein werden, ihn jemals wieder aus den Augen zu verlieren. Und wir werden diesen Funken die Beziehung verwandeln lassen, damit wir ihn immer mehr sehen können. Wir werden ihn nämlich immer mehr wollen und immer mehr Unwillens sein, zuzulassen, dass er uns verborgen bleibt. So werden wir lernen, nach den Bedingungen zu suchen und sie herbeizuführen, unter denen diese Schönheit sichtbar wird.
Der heilige Zweck
Unseren Beziehungen einen heiligen Zweck zu geben, ist das Mittel, um die transzendente Perspektive zu erreichen, die den Körper ähnlich wie tanzende Blätter im Wind an einem Herbsttag betrachtet. Wenn der Wind die Blätter ein wenig umweht, nimmt man alle Farben mit Gelassenheit wahr. Wir sagen nicht: "Rot, orange, braun, grün". Wir beobachteten den Strudel von einem Ort der völligen Unbefangenheit aus. Und das ist es, was eine heilige Beziehung ausmacht. Seien wir in unseren täglichen Beziehungen wachsam gegenüber Versuchungen:
Perfektion im Verhalten eines anderen zu wünschen
Fehler und Ungereimtheiten zu tadeln und zu betonen, entweder laut oder im Stillen
Vergleiche anstellen
auf Kosten der Unschuld unseres Bruders oder unserer Schwester Recht haben wollen.
Wenn wir uns mit einem anderen in der Absicht verbinden, den Geist zu heilen, finden wir Liebe. Üben wir uns darin, unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten:
Ego-Gedanken und Muster in unserem eigenen Geist zu untersuchen, damit sie gesehen und geheilt werden können
erlauben wir unseren Beziehungen, uns zu zeigen, was in unserem eigenen Geist geheilt werden muss
schauen wir über Form und Verhalten in unseren Beziehungen hinaus
lassen wir Urteile und Vergleiche los
praktizieren wir Wehrlosigkeit in unserer Kommunikation
haben wir Frieden als Ziel in der Verbindung mit anderen und der Welt
sehen wir das Geschenk, das darin liegt, das oben Genannte zu praktizieren!
Der Segen der Beziehung
Wenn wir uns durch unsere Beziehungen in Richtung Heilung bewegen, werden wir dankbar für die Geschenke sein, die sie uns machen. Wenn wir den Punkt erreichen, an dem wir spüren, dass wir einen anderen nicht mehr angreifen oder beschuldigen, wissen wir, dass wir spirituell gereift sind. Das bedeutet, dass sich unser Bewusstsein erweitert hat und wir verstehen, dass alles, was außerhalb von uns zu geschehen scheint, in Wirklichkeit unserem eigenen Geist entspringt. Selbst in unseren schwierigen Beziehungen können wir wertvolle Lektionen lernen. Wir können also anfangen, ehrlich zu fragen, was uns jede Beziehung über unseren Geist zeigt. Und wenn wir die Muster und Überzeugungen erkennen können, die eine Beziehung widerspiegelt, dann werden wir den Segen und das Heilungspotential erkennen.
Wir sind nie dazu bestimmt, von einer Beziehung abhängig zu sein, sondern wir sind dazu bestimmt, den HEILIGEN GEIST in ihr zu finden, denn im Grunde haben wir alle den gleichen Zweck: aufzuwachen. Nach und nach fühlen wir uns durch diese Praxis erfüllter, von innen heraus erfüllt, und unser Motiv für Beziehungen wandelt sich von dem Versuch, etwas von einem anderen zu bekommen, zu einer Gelegenheit zu geben und zusammenzuarbeiten, wovon alle profitieren!
Wenn wir bereit sind für diese erneuerte Absicht, werden wir beginnen, uns von den vertrauten und besonderen Beziehungen der Welt auf heile und heilige Beziehungen zuzubewegen. Nun ist es Ego nicht mehr unser Freund und wird uns massiv angreifen, aber dann ist der HEILIGE GEIST immer da, um zu helfen und zu sagen: "Du bist so weit gekommen; bleib bei deinem Glauben. Ich bin mit dir."Unser Gebet an den HEILIGEN GEIST wird zu: "Ich lasse DEINE Vision an die Stelle meiner Wahrnehmung treten, die nur eine Darstellung der Vergangenheit ist, die noch einmal erscheint, als ob sie immer noch stattfände."
Das macht den Weg frei für eine neue Vision der Liebe, die es uns ermöglicht, jemandem neu zu begegnen, ohne unsere Überzeugungen aus der Vergangenheit auf ihn zu projizieren.
Das Wunder der Beziehung ist eine Reise von der Besonderheit zur Heiligkeit, von der Exklusivität, zur Erfahrung der Einbeziehung und von der Trennung, Angst und Einsamkeit zur wahren Verbindung, Liebe und Freude. Es ist ein Erwachen, eine Verschiebung der Wahrnehmung von getrennten Interessen wie "ich", "mein", "was habe ich davon" und “ich muss mich abgrenzen” hin zu einem gemeinsamen Interesse, Zweck und Ziel. So werden wir gesegnet; je mehr Liebe wir durch uns fließen lassen, desto mehr werden wir uns bewusst, wie mächtig diese Liebe ist, und unsere Beziehungen werden aufblühen und sich ausdehnen.
Es ist daher von Vorteil, offen zu bleiben und die Beziehungen zu würdigen, die sich uns bieten, wie auch immer sie anfangs aussehen mögen. Und wenn wir lernen, sie auf wirklich hilfreiche Weise zu nutzen, werden sie uns erlauben, zu heilen, die Besonderheit loszulassen und uns zu GOTT zurückführen.
Heilige Beziehung
Das Ego verwendet seine besonderen Beziehungen als eine letzte Waffe zum Ausschließen und als eine Demonstration der Getrenntheit. Der HEILIGE GEIST verwandelt Beziehungen in vollkommene Lektionen der Vergebung und des Erwachens aus dem Traum. Jede ist eine Gelegenheit, Wahrnehmungen heilen und Irrtümer berichtigen zu lassen. Jede ist eine weitere Möglichkeit, uns selber dadurch zu vergeben, dass wir dem anderen vergeben. Und jede wird zu einer weiteren Einladung an den HEILIGEN GEIST und die Erinnerung an GOTT.
“Aus dem Grund, aus dem ER SEINE Beziehung mit dir schuf, wurde die Funktion von Beziehungen für immer die: glücklich zu machen. Und sonst nichts.” (EKIW: Kapitel 17, IV. 1. 3.-4.)
Besondere versus heilige Beziehung
Der Unterschied zwischen einer besonderen und einer heiligen Beziehung ist kein Unterschied auf der Ebene der Form, sondern beschreibt einen unterschiedlichen Geisteszustand. Die heilige Beziehung ist die geistige Ausrichtung auf den einzig wahren Zweck - die Erlösung aus der Illusion der Trennung. In welcher Art Beziehungskonzept auf der Ebene der Form zwei Menschen Beziehung zu leben scheinen, sagt nichts über ihre Beziehung auf der geistigen Ebene aus.
Die zeitliche Dauer einer Beziehung spielt keine Rolle. Es gibt keine Bonuspunkte für das Zusammenleben in linearer Zeit. Der Grund für unsere Sehnsucht nach einer langen Beziehung ist Ausdruck der Krankheit unserer Seele, die ihre Verbindung zu GOTT verloren hat. Die wahre Kontinuität in Beziehung ist nicht etwas Zeitliches, sondern etwas Geistiges. Die geteilte Freude und Glückseligkeit eines heiligen Augenblicks, in dem wir mit einem Menschen ganz im Geiste verbunden sind, ist tausendmal wertvoller als zig Jahre gemeinsam verbrachter linearer Zeit.
“Jedes Mal, wenn dich irgendeine Form der besonderen Beziehung in Versuchung führt, Liebe im Ritual zu suchen, dann erinnere dich, dass Liebe Inhalt ist und nicht irgendeine Art von Form. Die besondere Beziehung ist ein Ritual der Form, das darauf abzielt, die Form auf Kosten des Inhalts auf den Platz GOTTES zu erheben. In der Form liegt keine Bedeutung und wird sie niemals liegen.” (EKIW: Kapitel 16, V. 12. 1.-3.)
“In dieser Welt kommt sich der GOTTES SOHN in einer heiligen Beziehung am nächsten. [...] So verbinden sich die Teile des GOTTES SOHNES nach und nach in der Zeit, und mit jedem Sichverbinden wird das Ende der Zeit näher gebracht. Jedes Wunder des Sichverbindens ist ein machtvoller Vorbote der Ewigkeit. [...] Zwei Stimmen, gemeinsam angestimmt, rufen den Herzen aller zu, sie als eins schlagen zu lassen. Und in diesem einen Herzschlag wird die Einheit der Liebe verkündet und willkommen geheißen. [...]” (EKIW: Kapitel 20, V. 1.-2.)
Die erste Lektion des HEILIGEN GEISTES lautet: “Damit du hast, gib allen alles.” Das ist ein Schritt, der ganz am Anfang steht, und auch der einzige, den wir selber tun müssen. Es ist nicht einmal nötig, dass wir den Schritt selber vollenden, aber es ist notwendig, dass wir uns in diese Richtung wenden. “Unter der Anleitung des HEILIGEN GEISTES wird jede Beziehung als eine totale Verpflichtung angesehen, und dennoch steht sie keineswegs mit andern in Konflikt.”
Die Ebenen des Lehrens
Das Wichtigste am Konzept der “Ebenen des Lehrens” im 3. Kapitel des Handbuchs für Lehrer ist die Erkenntnis, dass jede Begegnung und damit jede Beziehung eine Lehr- und Lernerfahrung bietet. Wenn wir zum Beispiel an einem spirituellen Seminar teilnehmen und uns in den Pausen beim Personal des Seminarhotels über Umstände beschweren, die nicht unseren Erwartungen entsprechen, dann haben wir das Wesentliche nicht verstanden.
“Wenn du jemandem begegnest, so erinnere dich daran, dass es eine heilige Begegnung ist. Wie du ihn siehst, wirst du dich selber sehen. Wie du ihn behandelst, wirst du dich selbst behandeln. Wie du über ihn denkst, wirst du über dich selbst denken. Vergiss dies nie, denn in IHM wirst du dich selbst finden oder verlieren. Jedesmal, wenn zwei GOTTESSÖHNE einander begegnen, ist ihnen eine neue Gelegenheit zur Erlösung gegeben. Geh nie von irgendjemandem fort, ohne ihm Erlösung geschenkt und sie selber empfangen zu haben. Denn ich bin immer mit dir dort, zu deinem Gedächtnis.” (EKIW: Kapitel 8, III. 4.)
Jesus erwähnt daher gleich zu Beginn des Kapitels: “Die Lehrer GOTTES haben keine festgelegte Ebene des Lehrens.” Um diese Aussage zu verstehen und keinen Widerspruch zu konstruieren, ist es notwendig, sich ganz auf dieses Kapitel im Kurs einzulassen. Jede Lehr- und Lernsituation ist maximal in dem Sinne, dass jede beteiligte Person das meiste lernen wird, was sie zu diesem Zeitpunkt von der anderen Person lernen kann. In diesem - und nur in diesem - Sinne können wir von Ebenen des Lehrens sprechen. Hier eine kurze Zusammenfassung der drei Ebenen:
Die einfachste Ebene des Lehrens besteht aus Begegnungen, die anscheinend ganz zufällig sind und ziemlich oberflächlich erscheinen. Doch das sind keine zufälligen Begegnungen. Jede von ihnen hat das Potential, eine Lehr- und Lernsituation zu werden. Vielleicht werden scheinbar Fremde im Fahrstuhl einander gegenseitig anlächeln, oder jemand spricht ein Wort der Dankbarkeit. Selbst auf der Ebene der beiläufigsten Begegnung ist es für zwei Menschen möglich, ihre separaten Interessen aus den Augen zu verlieren, und sei es nur für einen Augenblick. Dieser Augenblick wird genügen. Die Erlösung ist gekommen.
Die zweite Ebene des Lehrens ist eine länger anhaltende Beziehung, in der zwei Personen eine Zeitlang eine ziemlich intensive Lehr- und Lernsituation eingehen und sich dann zu trennen scheinen. Wie auf der ersten Ebene sind diese Begegnungen nicht zufällig, noch ist das, was wie das Ende der Beziehung erscheint, ein wirkliches Ende. Wiederum hat jeder das meiste dessen, was er zu jenem Zeitpunkt lernen kann, gelernt. Doch alle, die einander begegnen, werden einander eines Tages wieder begegnen, denn es ist das Schicksal aller Beziehungen, heilig zu werden.
Die dritte Ebene des Lehrens tritt in Beziehungen auf, die, sind sie einmal eingegangen worden, lebenslänglich währen. Das sind Lehr- und Lernsituationen, in denen jeder Person ein ausgewählter Lernpartner gegeben wird, der ihm unbegrenzte Gelegenheiten zum Lernen bietet. Von diesen Beziehungen gibt es im allgemeinen wenige, weil ihre Existenz voraussetzt, dass die daran Beteiligten gleichzeitig ein Stadium erreicht haben, in dem das Gleichgewicht von Lehren und Lernen tatsächlich vollkommen ist. Das bedeutet nicht, dass sie das notwendigerweise begreifen - in der Tat erkennen sie es im allgemeinen nicht. Sie mögen einander sogar für einige Zeit oder vielleicht ein Leben lang feindlich gesinnt sein. Doch sollten sie sich dafür entscheiden, sie zu lernen, dann liegt die vollkommene Lektion vor ihnen und kann gelernt werden.
Da wir uns als Menschen mehr und mehr mit unserem egoischen Denken identifizieren, wurzeln die meisten Beziehungen nicht in GOTT. So verwandeln sie sich in eine Quelle der Schmerzen und werden von Problemen und Konflikten beherrscht. Wenn Beziehungen, wie es heute der Fall ist, Ego-Denkmuster nähren und verstärken, warum akzeptieren wir diese Tatsache nicht einfach, statt davor zu fliehen? Warum arbeiten wir nicht damit, statt Beziehungen zu meiden oder weiterhin dem Phantom des idealen Partners für uns hinterher zu jagen, der die Lösung all unserer Probleme sein und uns ein Gefühl der Erfüllung vermitteln soll? Sobald die Tatsache anerkannt und akzeptiert wird, stellt sich auch ein gewisses Maß an Freiheit von ihr ein. Wenn uns zum Beispiel bewusst ist, dass eine Disharmonie da ist und in diesem Wissen verweilen, um sie SEINER Berichtigung zu übergeben, kommt ein neuer Faktor ins Spiel, so dass die Disharmonie nicht unverändert fortbestehen kann.
Ein klassischer Irrtum zum Thema Beziehung, der beim Übergang von der besonderen zur heiligen Beziehung oft weitergeführt statt aufgegeben wird, wird im folgenden Beispiel vom Kurslehrer Frank Hamm wunderbar auf den Punkt gebracht:
Was wir gemeinhin als Beziehung bezeichnen, beginnt immer als besondere Beziehung. Und das ist überhaupt kein Problem, wenn es unser Bestreben ist, daraus eine heilige Beziehung werden zu lassen. Wenn unsere Sehnsucht nach der LIEBE lebt und wir dieser Sehnsucht folgen und IHN in unsere Beziehungen einladen, dann wird aus jeder Beziehung eine heilige Beziehung. Unser Verlangen nach SEINER Liebe ist das wahre Gebet. Die heilige Beziehung teilt GOTTES Zweck - die Erlösung -, anstatt darauf abzuzielen, einen Ersatz dafür zu machen. Eine heilige Beziehung ist eine gemeinsame Geistesverfassung, in der beide ihre Irrtümer froh der Berichtigung übergeben, damit beide glücklich als eins geheilt sein mögen. Die heilige Beziehung ist der Ausdruck des heiligen Augenblicks, wenn wir in dieser Welt leben.
Die heilige Beziehung wird erlernt. Sie ist die alte, unheilige Beziehung, die umgewandelt und neu gesehen wird. Die heilige Beziehung ist eine phänomenale Leistung des Lernens und Lehrens. In all ihren Aspekten - ihrem Anfang, ihrer Entwicklung und Vollendung - stellt sie die Umkehrung der unheiligen Beziehung dar. Das einzige schwierige Stadium ist der Anfang. Denn hier wird das Ziel der Beziehung unvermittelt genau ins Gegenteil dessen verschoben, was sie war. Das ist die erste Folge davon, dass die Beziehung dem HEILIGEN GEIST angeboten wurde, damit ER sie für SEINE Zwecke nutze. Das ist der Moment, in dem wir dankbar sind, einen Begleiter oder Partner zu haben, und sagen können: "Auf geht's, ein weiterer Tag dieses wunder-vollen Heilungsprozesses. Lass uns verbindlich dem einzig wahren Zweck folgen, und wir werden bereit sein für alles, was da kommen mag!”
Wenn wir uns stärker für die Heilung unseres Geistes einsetzen und wenn wir eine Beziehung zu einem speziellen Partner haben, spüren wir vielleicht, wie sich unsere Beziehung zu wandeln und zu verändern beginnt, während wir uns auf den Weg des GEISTES ausrichten und öffnen. Die Beziehung verlässt im Grunde ihr früheres Ziel, vielleicht die Befriedigung scheinbar emotionaler und körperlicher Bedürfnisse, zugunsten eines höheren Ziels, des Geistesfriedens. Dies ist eine Erfahrung, bei der Beziehungen weniger persönlich und stattdessen umfassender werden. Mit anderen Worten: Der Übergang von einer besonderen Beziehung zu einer heiligen Beziehung steht in direktem Zusammenhang mit dem Übergang von einem besonderen - abgegrenzten und separaten - Ziel zu einem heiligen Ziel in unserem Geist. Die Entscheidung für Heiligkeit oder heilige Beziehungen kommt von innen und spiegelt sich in jeder Begegnung und Situation in ihrem tief empfundenen Zweck wider. Eine heilige Beziehung einzugehen bedeutet, dass wir in der Stille unseres Geistes einen tieferen Sinn finden. Wir werden glücklich sein, weil wir die Bedeutung des gegenwärtigen Augenblicks und das Wunder, das unsere Essenz ist, erfahren. Dies ist die Geburt und das Sein unseres SELBST.
Bis wir diese höhere Selbstverwirklichung erreichen, sind die Menschen in unserem Leben nur konkretisierte Glaubenssätze, die die ungeheilten Teile unseres Geistes ausleben. Manchmal kann das sehr dysfunktional aussehen, mit viel Verstecken und Gefallsucht. Deshalb brauchen wir unterstützende Freunde und heilige Gefährten. Wenn wir vorankommen, nach einer Menge innerer Arbeit und Klärung, bewegen wir uns auf heilige Beziehungen zu. Von dort aus werden wir mehr und mehr Zeugen für unseren geheilten Geist und die wachsende Liebe in unserem Herzen anziehen. Wir werden “energetische” Verbindungen anziehen.
Stellen wir uns vor, wir arbeiten mit jemandem oder einer Gruppe von Menschen zusammen und haben ihnen unser Herz ausgeschüttet. Stellen wir uns vor, wir bitten um Hilfe oder Rat und sie lenken uns einfach auf den Wunsch unseres Herzens zurück, anstatt uns ihre Meinung darüber zu sagen, was wir tun sollten. Das ist dasselbe wie zu sagen: "Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich vollkommen und bedingungslos. Wie immer du dich auch entscheidest, ich habe dich vor deiner Entscheidung geliebt und ich werde dich auch nach deiner Entscheidung lieben."Es ist wirklich ein schöner Ausdruck von Liebe, wenn man die Kraft und das Vertrauen hat, jemandem zu erlauben, eine Entscheidung zu treffen, und ihn darüber hinaus zu lieben, was auch immer diese Entscheidung ist. Diese Beziehungen sind der Beginn der Auflösung von linearen, besonderen Beziehungen. Sie sind heilend, weil sie einen Zweck haben. Unsere innere Berufung zu einer heiligen Beziehung wird unser ganzes Leben mit diesem Zweck in Einklang bringen.
Den Heiligen Geist in Beziehungen einladen
Eine heilige Beziehung entsteht, wenn wir die Schichten der Dunkelheit unter der Oberfläche unseres Bewusstseins freilegen. Der schnellste Weg, eine besondere Beziehung in eine heilige Beziehung zu verwandeln und zu einem glücklichen Traum aufzuwachen, ist eine Kombination aus Stille und engagierter Beziehung.
Stille findet man durch kurze oder längere Zeiten der Kontemplation und des Gebets oder der Meditation, stille Zeiten, in denen man in der Lage ist, tief nach innen zu gehen und sich im Geist auszudehnen und seine Gedanken und Überzeugungen zu betrachten. Kombiniert mit einer engagierten Beziehung, die sich der Vergebung und der Kommunikation widmet, ist dies der schnelle Weg zum Geistesfrieden und zur Erleuchtung. Es ist ein schneller, kraftvoller, unterstützender und manchmal auch intensiver Weg durch die Dunkelheit zum Licht im Inneren. Es ist sehr hilfreich, uns daran zu erinnern, dass es nicht wirklich darauf ankommt, wie Vergebung und Heilung in der Form aussehen; es geht mehr darum, was wir mit der Beziehung bezwecken wollen, welchen Zweck wir der Beziehung geben. Wenn die Beziehung dem Zweck des HEILIGEN GEISTES und nicht dem des Egos dient, kann die Heilung sehr schnell erfolgen. Die heilige Beziehung ist ein Mittel, um Zeit für sich selbst und das ganze Universum einzusparen.
Der Übergang von der Besonderheit zur Heiligkeit führt zu einem allmählichen Abbau des Egos, das sich aus unserer Entscheidung für den Frieden ergibt - der Entscheidung für den gegenwärtigen Moment statt für die Besonderheit. Es geht um Selbst-Ehrlichkeit. Es ist immer sehr hilfreich, sich Zeit zu nehmen, innezuhalten und sich an den Zweck einer Beziehung zu erinnern. Wenn unser Geist bereit ist, werden wir unweigerlich den HEILIGEN GEIST einladen, in die Beziehung zu kommen. Sobald der HEILIGE GEIST eintritt, kann es vorübergehend sehr intensiv werden. Das liegt daran, dass das Einladen des HEILIGEN GEISTES eine Berichtigung verlangt, um die Beziehung auf die wahre Liebe auszurichten. Der Grund, warum die Beziehung intensiver werden kann, ist, dass das Ego das neue Ziel nicht mag. Das Ego hat der Beziehung das alte Ziel der persönlichen Befriedigung, der Abhängigkeit oder des Erhaltens von etwas vom anderen gegeben, das es benutzen will, um sich selbst zu erhalten. Wenn wir den HEILIGEN GEIST einladen, trennen wir uns von allem, was nicht wahre Liebe ist, und wenn die Beziehung tief verwurzelte Gewohnheiten hat, die nicht mit dem Ziel des HEILIGEN GEISTES übereinstimmen, dann wird das gesamte Fundament der Beziehung ins Wanken geraten und wackeln. Dies ist eine wichtige Phase für die Entwicklung von Vertrauen. Wir müssen dem HEILIGEN GEIST erlauben, die Arbeit zu tun, auch wenn wir vielleicht versucht sind, aufzugeben. In dieser Zeit ist es hilfreich, mit unseren Gefühlen in Kontakt zu kommen und bereit zu sein, über sie zu sprechen. Wenn wir vom Angriff zur Liebe übergehen, wird die Liebe erweitert und kommt zu uns zurück. Es braucht nur die Bereitschaft zu üben. Lassen wir uns nicht vom Ego davon abbringen.
Alle Beziehungen, auch die, in die Hass eingedrungen ist, können und werden sich in heilige Beziehungen verwandeln, wenn wir sie dem HEILIGEN GEIST übergeben. Nur in dieser Hingabe teilen wir dasselbe Ziel und haben wirklich eine Beziehung. Von diesem Punkt an wird unsere Ausrichtung auf den HEILIGEN GEIST einen Raum für offene Kommunikation und einen nicht wertenden, sicheren Ort schaffen, an dem wir aufhören, Gefühle zu verstecken und zu schützen. Wir werden eine ehrliche Kommunikation haben; eine tiefere Art zu kommunizieren, die immer beständiger werden wird.
Die Wahrheit Christi im Anderen sehen
Wiederkehrende Schwierigkeiten, vielleicht Klagen oder Hintergedanken, oder ein Gefühl der Angst oder Enge in der Nähe einer Person entstehen, weil wir die Wahrheit über sie vergessen haben, und wir haben auch die Wahrheit über uns selbst vergessen. Wenn wir mit einem Bruder oder einer Schwester sprechen, denken wir daran, dass das, was sie sagen, das ist, was wir selbst am dringendsten hören müssen. Sind wir sanft, wenn wir mit unserem Bruder oder unserer Schwester sprechen, weil wir die Wahrheit in ihnen sehen? Es geht nicht so sehr um die Worte, sondern um die Liebe und Sanftmut des Geistes. Das ist es, was wir jedem Bruder, dem wir begegnen, und jeder Schwester, an die wir denken, anbieten können.
“CHRISTUS ist GOTTES SOHN, wie ER IHN schuf. ER ist das SELBST, welches wir miteinander teilen und das uns miteinander eint und auch mit GOTT. ER ist der GEDANKE, DER nach wie vor im GEIST wohnt, der SEINE QUELLE ist. ER hat SEIN heiliges Zuhause nicht verlassen, noch hat ER die Unschuld verloren, in welcher ER erschaffen wurde. ER weilt unverändert und für immer im GEIST GOTTES.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, TEIL II, 6.)
Wir können die heilige Beziehung auch als eine Beziehung zwischen uns und dem HEILIGEN GEIST sehen. Der Sinn der authentischen Spiritualität, der heiligen Beziehung, ist es, das Jetzt und das Ewige zu entdecken und die Kraft des gegenwärtigen Augenblicks, die das Tor zur Ewigkeit ist. Daher hat die heilige Beziehung keine bestimmte Form, und so werden wir nicht an einem Punkt in der Zeit ankommen, an dem wir uns in der Welt umsehen und sagen: "Donnerwetter, ich habe endlich meine heilige Beziehung erreicht, und sie sieht so aus, wie ich es erwartet habe." Stattdessen ist es ein herrlicher Zustand des Geistes, ein Zustand der Nichtbeurteilung. Stellen wir uns vor, wie ruhig unser Geist wäre, wenn wir uns in einem Zustand völliger Ruhe befänden, in dem wir unseren Partner und alle anderen von einem Ort der völligen Urteilslosigkeit aus wahrnehmen, in dem wir keine einzige Meinung über sie haben. Diese Ausrichtung und dieses Verständnis innerhalb der Beziehung führt zu einer kraftvollen Verbindung und zu einer Erfahrung der Heiligkeit.
Ein Mechanismus für Wunder
In einer heiligen Beziehung zu sein bedeutet, ganz präsent zu sein, ohne dass Gedanken an die Vergangenheit in den Vordergrund treten. Dieser Geisteszustand ist frei fließend und offen, frei von Erwartungen und Grenzen und frei von dem egoischen Motiv, etwas zu bekommen. Daher ist er frei von dem Glauben an Gegenseitigkeit oder Wechselbezüglichkeit (soziologisch: Reziprozität), wie beispielsweise der egoischen Idee vom “Energieausgleich”. In einer heiligen Beziehung gibt es ein Gefühl des Respekts, ein Gefühl des Vertrauens. Man muss keine besondere Rolle haben oder in einem buddhistischen Kloster sein, um eine heilige Beziehung zu ermöglichen. Es ist eine Anhebung des Sinns im Geist, und das kann überall und mit jedem geschehen. Sie kann bei einer kurzen Begegnung im Supermarkt oder in einer längeren Beziehung mit der Familie oder einem Freund erlebt werden.
Das Wesen einer heiligen Beziehung ist die Erfahrung einer Verbindung, die eine vollständige und offene Kommunikation beinhaltet, in der nichts verborgen bleibt. Offene Kommunikation macht Beziehungen zu einem wunderbaren Mechanismus, der uns inspiriert, segnet und uns hilft, uns an die Wahrheit zu erinnern, wer wir wirklich sind. Dies ist die herrlichste Erfahrung. Das Ego hat Körper und zwischenmenschliche Beziehungen als Ersatz für eine vollständige, offene Kommunikation geschaffen. Infolgedessen haben wir angstbasierte egoische Beziehungen, die auf Mangel und Knappheit basieren und nicht zur Wahrheit führen. Wenn wir also zur offenen Kommunikation zurückkehren, ist das wie eine Kommunion, wie ein telepathisches Bewusstsein der Liebe, wie ein glücklicher Tanz. Und so ist die heilige Beziehung ein Symbol, das nur dazu dient, die Göttlichkeit der Liebe Gottes widerzuspiegeln.
Wenn wir Situationen und Beziehungen in unserem Leben dem HEILIGEN GEIST überlassen und IHM erlauben, sie für einen heiligen Zweck zu gebrauchen, stellt sich ein herrliches Gefühl der Erfüllung ein. Das Beste, was wir in unseren intimen Beziehungen und täglichen Begegnungen tun können, ist, innezuhalten und dann die Fragen zu stellen: "Wozu ist das gut? Wie kann diese Beziehung oder Begegnung meinen Geist erheben?" Wir können beten: "Bin ich bereit, diese Beziehung oder Begegnung jetzt DIR zu überlassen, GOTT? Bitte zeige mir, wie ich das tun kann."Nutzen wir dieses Gebet, um mit unseren wahren Gefühlen in Kontakt zu kommen und zu lernen, unserem Gegenüber gegenüber transparent zu sein. Und lernen wir zuzuhören! Dann wird jede einzelne Beziehung zu einer Gelegenheit, sich zu erweitern und eine Möglichkeit, unsere Funktion zu erfüllen. Das wird die Beziehung extrem erfüllend und sehr zielgerichtet machen, und das ist wunderbar!
Ausdehnung von innen heraus
Wahres Geben und wahres Dienen geschieht mit dem HEILIGEN GEIST; es ist eine Erfahrung, und kein Geschehen auf der Ebene der Form. Es ist ein Geisteszustand, in dem wir erfahren, was wir wirklich geben. Es ist so anders als das Konzept des Gebens in der Welt, wo das Geschenk etwas in Form ist, das man als Folge des Gebens verlieren würde. Wenn wir es weggeben, ist es weg, es ist verbraucht, wir können uns davon verabschieden und werden es nie wieder sehen. Und wenn wir weiter auf diese Weise geben, werden die anderen mehr haben und wir weniger. Wir sehen, dass aus egoischer Sicht das Geben sehr seltsam und unbefriedigend ist.
Wahres Geben
Es gibt eine kraftvolle Lehre in Ein Kurs in Wundern:
“Damit du hast, gib allen alles.” (EKIW: Kapitel 6, V. A.)
Diese Lehre widerspricht dem gesamten Glaubenssystem des Egos. Was ist also wahres Geben, wahre Ausdehnung? Der HEILIGE GEIST sagt: Gib mir einfach deinen Geist, und ich werde mich um alles andere kümmern. Wenn wir besorgt, traurig oder müde sind, geben wir nicht wirklich. Aber wenn wir inspiriert und mit unserer GÖTTLICHEN QUELLE verbunden sind, geben wir wahre Inspiration; wir teilen Freude, Frieden und Liebe. Es gibt keine Müdigkeit oder Verlust, nur Ausdehnung. Denn indem wir GOTTES Gaben der Freude und der Liebe teilen, behalten wir sie. Das kann man nur durch Erfahrung verstehen. "Alles, was ich gebe, gebe ich mir selbst." Diese Lehre des HEILIGEN GEISTES ist für das Ego ein sehr seltsamer Gedanke. Aber für uns ist sie die perfekte Antwort. "Alles, was ich gebe, gebe ich mir selbst" ist ein göttliches Prinzip. Es ist die Erfahrung, eine Beziehung zu GOTT zu haben.
“Hingabe an einen Bruder kann auch dich nicht zurückwerfen. Sie kann nur zu gegenseitigem Fortschritt führen. Die Folge aufrichtiger Hingabe ist Inspiration, ein Wort, welches das Gegenteil von Erschöpfung ist, wenn man es richtig versteht. Erschöpft sein heißt uninspiriert sein, inspiriert sein aber heißt im reinen Geist sein. Egozentrisch sein ist uninspiriert sein, aber im richtigen Sinne SELBSTzentriert sein heißt inspiriert oder im reinen Geist sein. Die wahrhaft Inspirierten sind erleuchtet und können nicht in der Dunkelheit weilen.” (EKIW: Kapitel 4, Einleitung, 1. 3.-8.)
Etwas in der Gegenwart zurückzuhalten, ist nicht der Weg des HEILIGEN GEISTES. Für die Zukunft zu planen ist nicht der Weg des HEILIGEN GEISTES. Wir alle haben auf die eine oder andere Weise mit Zurückhaltung zu tun. "Setze nicht alles auf eine Karte." "Spare immer für schlechte Zeiten." Wir haben gelernt, dass es klug ist, sich zurückzuhalten, sogar in Beziehungen. “Halte dich zurück." "Mach dich interessant." "Warte, bis der andere den nächsten Schritt macht.” Wer hat uns das beigebracht? Wenn GOTT seine Liebe bedingungslos gibt, warum sollten wir sie dann nicht auch geben wollen?
Wir assoziieren Geben mit Verlust und Opfer. Aber aus der Perspektive des Wunders ist Geben etwas völlig anderes; Geben in Form ist irrelevant. Es geht darum, dass wir nicht wirklich wissen, was das Beste für uns ist, und dass wir uns daher dafür öffnen, uns in Bezug auf die Form leiten zu lassen. Wenn wir Wunder verschenken, haben sowohl der Geber als auch der Empfänger mehr davon! Das kennen wir von der Liebe: Wenn wir jemandem Liebe schenken, spüren wir mehr Liebe in unserem Herzen. Das ist die Art und Weise, wie wir von GOTT geschaffen wurden: Liebe zu geben, so wie er es tut. Sobald das Ego versucht, einen Preis dafür festzulegen, ist es keine Liebe mehr. Es ist nur ein weiterer Austausch.
Vertrauen zu entwickeln bedeutet zu lernen, so zu geben, wie GOTT gibt. Wenn wir Liebe geben, werden wir erfahren, dass uns alles zurückgegeben wird, und wir werden ganz natürlich im Vertrauen wachsen. Letztendlich werden wir durch das Vertrauen und das Zulassen der Unterstützung, die uns der HEILIGE GEIST von Moment zu Moment gibt, die Erfahrung machen, dass Geben und Empfangen dasselbe sind. Wahres Empfangen ist wahres Geben. Diese Erkenntnis ist nichts weniger als das Erwachen selbst. Wenn wir von Augenblick zu Augenblick den GEIST empfangen, geben wir auch den GEIST. Das ist die Natur des GEISTES. Er ist nicht persönlich, und er dehnt sich immer aus. Die Erfahrung von Vertrauen, Freude, Zufriedenheit und Frieden ist ein Zeichen dafür, dass wir in Kontakt mit dem HEILIGEN GEIST sind, und in Kontakt mit dem GEIST zu sein, ist wahres Geben. Empfangen und Geben werden eins.
Wenn unsere Träume glücklich werden, wissen wir, dass wir gerade an dem Punkt sind, an dem wir unsere letzte Lektion erhalten. Diese letzte Einsicht besteht darin zu lernen, dass das, was wir haben, das ist, was wir sind. Das bedeutet, dass "Haben" eine Erfahrung unseres göttlichen SELBST ist - sicher, frei und zu Hause. Erinnern wir uns daran, dass es im Einssein keinen Unterschied zwischen Haben und Sein gibt wie im Traum. Im Zustand des Seins gibt der GEIST immer alles. Haben ist nicht mehr mit dem Besitz von Dingen oder mit Selbstherrlichkeit verbunden. Ohne Anhaftungen werden wir frei. Deshalb lehrte Buddha, den Geist von allem zu leeren, was wir denken, dass wir denken, und von allem, was wir denken, dass wir sind. Er sagte, lass die falschen Identifikationen los, die sich auf diese Welt beziehen, und komm in einen stillen, ruhigen Geist, der jenseits dieser Welt ist. Das ist es auch, was Jesus lehrte. Während Buddha es vielleicht die Leere genannt hätte, hätte Jesus gesagt: "Ja, geht in die Leere und kommt durch die Leere in das Himmelreich, in die volle Freude, in das volle Glück, in die Fülle des HEILIGEN GEISTES." Das ist es, worum es auf dieser Reise geht!
Wie man wirklich hilfreich sein kann
Wir alle wollen Gutes tun. Und wir alle tun das, von dem wir glauben, dass es uns glücklich macht. Kahlil Gibran schrieb ein wunderschönes kleines Buch mit dem Titel Der Prophet. Er sagte, wenn man arbeitet, sollte man mit Freude und Liebe arbeiten. Wahrer Dienst kann eine Gelegenheit sein, die Persönlichkeit loszulassen. Überall auf der Welt gibt es viele Freiwillige im Dienst am Nächsten. Millionen von Menschen engagieren sich, aber viele von ihnen leiden unter Burnout. Sie brennen in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit aus. Wie kann das passieren? Das Ego muss daran beteiligt sein. Das Ego wird versuchen, den Dienst für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen: "Rettet die Hungernden, rettet die Armen, rettet Mutter Erde, rettet die Delphine, rettet die Wale, um Himmels willen, rettet den Thunfisch! Rettet die Umwelt. Rettet euer Land." Man wird schnell sehr wütend über die Hindernisse, die sich in den Weg stellen, und schließlich wütend auf sich selbst, weil man nicht in der Lage ist, die Probleme zu lösen. Das wird nicht funktionieren. Das Ego hat sich das Konzept des Dienens unter den Nagel gerissen. Wenn Dienen nicht zu Freude führt, folgt man dem Betrüger, dem Ego.
Das Ego lehrt uns immer zuerst, auf uns selbst zu achten, auf unser persönliches Selbst. Aber wenn wir uns dem wahren Dienst widmen, kehren wir diesen Ratschlag um. Wir halten dann immer Ausschau nach dem EINEM - der EINEN QUELLE. Wenn wir uns dieser Hingabe widmen, wird der HEILIGE GEIST uns jeden Schritt geben, um auf die beste Weise zu dienen und die Blockaden des Bewusstseins der Liebe in unserem Geist zu heilen und zu lösen.
Alles, was wir in der Vergebung tun, dient dazu, die Blockaden der Liebe zu beseitigen, damit wir GOTT und unseren Nächsten wie uns selbst lieben können. Im wahrsten Sinne des Wortes als unser Selbst, nicht so, als ob wir jemand anderen lieben würden - wir strahlen einfach diese SELBST-Liebe aus. Je mehr wir in der Lage sind, Illusionen zu vergeben, desto mehr Liebe kann durch unser Bewusstsein strömen und desto mehr wird uns bewusst, wie mächtig diese Liebe ist. Wir können keine Kanäle für CHRISTUS sein, keine Kanäle für den HEILIGEN GEIST, wenn wir ängstlich sind. Das bedeutet, dass wir von Augenblick zu Augenblick unsere Urteile, Zweifel und Ängste zurückstellen müssen. Das Licht wird warten, bis wir klar und ruhig sind.
Ein Kurs in Wundern bietet dieses Gebet an:“Ich bin nur hier, um wahrhaft hilfreich zu sein. Ich bin hier, um IHN zu vertreten, DER mich gesandt hat. Ich brauche mich nicht zu sorgen, was ich sagen oder tun soll, denn ER, DER mich gesandt hat, wird mich führen. Ich bin zufrieden, dort zu sein, wo immer ER es wünscht, in der Erkenntnis, dass ER mit mir dorthin geht. Ich werde geheilt, indem ich mich von IHM lehren lasse, wie man heilt.”
Das ist ein so schönes Gebet. Ich benutze dieses Gebet fast immer, wenn ich ein Telefonat beginne, vor einem Treffen, oder wenn ich durch eine Tür gehe und eine neue Situation betrete. Ob ich zum Lebensmittelgeschäft, ins Kaffeehaus, zur Kurs in Wundern Gruppe, zu meiner Mutter, um ganz alltägliches zu tun oder wohin auch immer gehe, ich halte einfach inne und lasse den HEILIGEN GEIST mir dieses Gebet schweigend geben, weil es meinen Geist darauf ausrichtet, wozu ich wirklich durch die Tür gehe. Ich richtete meinen Geist darauf aus, wirklich hilfreich zu sein und nicht nur Aufgaben zu erfüllen. So wird jeder Lebensmitteleinkauf, jedes Anstehen an der Kasse, jede Interaktion mit dem Kassier zu einer spirituellen Übung, zu einem Dienst am Nächsten.
Wenn wir dieses Gebet sprechen, werden wir geduldig und liebevoll. Wir werden hilfsbereit und wir sind da, um unsere Geisteshaltung zu erweitern. Wir sind nicht wirklich da, um beispielsweise Lebensmittel zu kaufen; das ist zweitrangig. Dann fangen wir an, diese wahre Hilfsbereitschaft auf alles anzuwenden, sogar auf die Arbeit und auf unsere Beziehungen. Wir fangen an zu sagen: "Es ist die Heilung in meinem Geist; das ist es, wofür mein Körper benutzt werden soll." Wenn wir unseren Geist in die richtige Richtung lenken, wird das Leben wirklich sanft, anmutig und fließend. Wir leben unser Leben mit Präsenz, mit Gnade, mit Liebe und mit Freundlichkeit, die aus unserem Herzen kommt.
Alles kommt von der Hingabe; wir brauchen es nicht selbst herauszufinden!
Im Prozess des Erwachens wird jedem eine Rolle zugewiesen. Aber sie wird von innen heraus gegeben. Wir müssen unsere besondere Funktion in der Erlösung nicht einmal selbst herausfinden. Wir können vertrauen und uns entspannen. Wir können sofort damit anfangen; wir können einfach ein paar tiefe Atemzüge nehmen und sagen: "Ich muss mein Leben nicht in Ordnung bringen." Und noch ein tiefer Atemzug: "Ich muss mein Leben nicht in Ordnung bringen." Noch ein tiefer Atemzug: "Ich muss meinen Körper nicht in Ordnung bringen." Noch ein tiefer Atemzug: "Ich muss nicht einmal herausfinden, wie ich diesen Körper aufrechterhalten kann, denn wenn ich das Ego loslasse, wird alles gegeben, alles, was der Körper brauchen oder gebrauchen könnte, wird frei gegeben." Atmen. Eine sehr schwierige Frage, über die wir auf der Erde nachdenken, ist: Was werde ich für meinen Lebensunterhalt tun? Unser Leben kann uns von Augenblick zu Augenblick gegeben werden. Alles, was wir tun müssen, ist, unser Leben der Gegenwart des HEILIGEN GEISTES zu überlassen, und wenn es ein Wort zu sagen oder ein Lächeln zu schenken gibt, wird es geschehen. Was immer wir brauchen, wird uns gegeben werden!
Lassen wir unser Leben ein Leben der Hingabe sein, mit Integrität, so dass wir - auf freundliche Weise - sagen können: "Komm mit, komm und sieh, komm näher." Es geht um Transparenz. Die Art und Weise, wie wir unser Leben leben, kann extrem transparent sein, denn wenn unser Geist nur das enthält, was wir mit Gott denken, haben wir nichts zu verbergen oder zu schützen. Wir können es uns leisten, ein wirklich offenes Buch zu sein, wenn wir ein hingebungsvolles Leben führen. Wir können den Menschen sagen: Komm, komm näher, komm so nah, wie du willst.
Wenn unser Geist nur das birgt, was wir mit GOTT denken, wird jeder uns die Botschaft SEINER LIEBE bringen und IHM Botschaften der unseren zurückbringen. Und Kommunion wird unser sein mit GOTT, wie ER SELBST es haben wollte.
Erweitern wir die Freude ungeachtet der Unterschiede
Ich liebe es, durch die Welt zu reisen und viele verschiedene Menschen zu treffen. Wenn in meinem Geist Frieden herrscht, haben wir einfach eine wunderbare Zeit miteinander. Wir müssen uns nicht einmal mit der Frage des Glaubens oder Unglaubens auseinandersetzen. Wir teilen einfach die Freude und die Liebe. Und der HEILIGE GEIST benutzt die Worte, die nötig sind - wenn ich mit einem Wissenschaftler spreche, gehe ich direkt zur Quantenphysik über, und Freude kommt auf. Und wenn ich mit jemandem zusammen bin, der sich als Christ identifiziert, ist die Bibel unser verbindendes Element. Wenn ich mit Buddhisten zusammen bin, kommt es auf buddhistische Art und Weise heraus. Wir sind dazu da, uns mit allen zu verbinden und uns mit ihnen zu freuen, und nicht, um uns über illusorische Überzeugungen zu streiten. Wen kümmert es letztendlich, ob jemand an Gott glaubt oder nicht? Ich erfreue mich einfach an der Liebe, egal was jemand glaubt. In diesem Sinne ist Dienen dasselbe wie Nicht-Urteilen und wahre völlige Aufgeschlossenheit. So können wir wirklich hilfreich sein und uns mit jedem verbinden und uns ohne Barrieren verbunden fühlen.
Jeder hat seine eigenen Wahrnehmungen, sie beziehen sich auf ihre eigene Weise auf die QUELLE, und sie haben tiefe Erfahrungen, aber die Semantik ist völlig unterschiedlich. Der HEILIGE GEIST schert sich nicht um die Semantik oder die scheinbaren Glaubenssätze. Und deshalb trainieren wir unseren Geist: damit wir voll und ganz präsent sein können, ganz und gar, mit wem auch immer wir zusammen sind. Denn es ist wirklich unser Selbst, und alles, was wir wirklich wollen, ist Liebe und Verbindung. Und der HEILIGE GEIST kennt den Weg. Der HEILIGE GEIST wird uns inspirieren und uns zeigen. Es könnte durch Musik sein; es könnte durch alles sein.
Wenn wir erkennen, dass der Körper ein Kommunikationsmittel ist, dann sehen wir, dass wir dazu bestimmt sind, durch ihn zu lächeln, zu lachen, ihn zu umarmen und durch ihn freundliche und sanfte Worte zu sprechen. Wir sollten die Weisheit des ganzen Universums durch den Körper fließen lassen. Auf diese Weise werden wir genau das lehren, was wir lernen. Genauso wie man Fahrradfahren lernt, braucht man Übung. Niemand springt einfach auf das Fahrrad und fährt beim ersten Mal los. Man muss üben, manchmal auch mit Stützrädern. Man muss sanft mit sich selbst umgehen, wenn man beginnt, das zu lehren, was man lernen möchte. Wenn wir Liebe in uns tragen und sie aus irgendeinem Grund zurückgehalten haben, haben wir vielleicht Angst und fragen uns: "Was wird es bedeuten, wenn ich liebevoll bin? Was wird die Welt sagen? Was werden die Leute von mir erwarten, wenn ich liebevoll bin? Vielleicht machen sie sich ein falsches Bild von mir." Aber wenn wir es in uns aufgestaut haben, müssen wir es herauslassen, denn diese Ausdehnung der Liebe ist unser Ziel. Unser Glück hängt davon ab, dass wir Liebe ausstrahlen. Wir wollen von dem inspiriert werden, was in uns ist. Wir wollen, dass es herauskommt und sich durch uns ausbreitet.
Dann beginnt sich unsere Wahrnehmung zu erweitern, und wir beginnen zu erfahren, dass wir mehr sind als der Körper. Wir erkennen, dass der Körper nicht das ist, was wir sind, dass er nur ein Instrument ist, das für unser Erwachen benutzt wird. Und dann, wenn wir noch tiefer gehen, werden wir anfangen, Gemeinschaftserlebnisse und mystische Erfahrungen zu haben, die tatsächlich beginnen, den Körper völlig zu transzendieren. Wir werden vielleicht anfangen, luzide Traumerfahrungen zu machen, bei denen wir während unserer nächtlichen Träume so klar und bewusst sind, dass wir träumen, dass wir, selbst wenn ein Monster, ein Drache oder ein Tsunami auftaucht, einfach nur lächeln und lachen, weil wir wissen, dass es ein Traum ist. Wir sind dankbar, weil wir wissen, dass wir träumen und nicht dem ausgeliefert sind, was auch immer gerade zu passieren scheint. Und dann überträgt sich das auch auf unser tägliches Leben, wo wir dieses Gefühl des Seins haben, das Gefühl, dass wir das Leben beobachten oder dem Leben zuschauen.
Heilung
Da alles Bewusstsein ist, findet alles, was wir sehen und erleben, in Wirklichkeit nur im Geist statt. Es kann zunächst überraschend, ja schockierend sein, aber was wir als physische Symptome im Körper bezeichnen, sind in Wirklichkeit Gedanken im Geist. Mit anderen Worten: Wie die ganze Welt ist auch unser Körper nur eine Projektion. Dies bringt uns zu der logischen Schlussfolgerung, dass alles, was mit Krankheit zu tun hat - Symptome, verschiedene Krankheiten, Schmerzen und Leiden - nichts anderes als eine Projektion des Geistes ist.
Wir erhalten immer mehr Hinweise und Anhaltspunkte, dass die Dinge nicht das sind, was sie zu sein scheinen, auch im Bereich der Medizin. Es gibt zahlreiche Forschungsstudien über die Macht des Geistes über die Materie und die Macht des Vertrauens, des Gebets und des Glaubens. Ärzte verschreiben Placebos und erzielen damit Ergebnisse. All dies befreit uns immer mehr von der Vorstellung, dass irgendetwas in der Form eine ursächliche Wirkung auf den Körper hat. Es verweist uns zurück auf die Macht des Geistes.
Das medizinische Krankheitsbild der dissoziativen Identitätsstörung ist dadurch gekennzeichnet, dass verschiedene Persönlichkeitszustände (dissoziative Identitäten) abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen übernehmen. Diese Identitäten verfügen über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Wahrnehmungs- und Denkmuster. Zusätzlich treten Erinnerungslücken zu Ereignissen oder persönlichen Informationen auf, die nicht mehr durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärbar sind. Markante Unterschiede zwischen den einzelnen Identitäten sind dabei nicht ungewöhnlich; auch das empfundene Alter oder Geschlecht, und die Handschriften können sich unterscheiden. Bemerkenswert ist, dass diese Menschen in den verschiedenen Persönlichkeitszuständen auch unterschiedliche körperliche Symptome zeigen, beispielsweise niedrigen Blutdruck in einem Persönlichkeitszustand und hohen Blutdruck in einem anderen. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass allein der Geist ursächlich und der Körper nur die Wirkung ist.
Die Welt unterscheidet fälschlicherweise zwischen verschiedenen Krankheiten, aber das, was die Welt als psychosomatische Krankheiten bezeichnet, sind nur Krankheiten, bei denen der Mechanismus von Ursache und Wirkung offensichtlich ist, während dies bei den sogenannten organischen Krankheiten nicht der Fall ist. In Wirklichkeit gibt es nicht den geringsten Unterschied, alles ist eine Projektion des Geistes.
Wenn von einem Zusammenhang zwischen Krankheitssymptomen und dem Geist die Rede ist, kommt es häufig zu Missverständnissen. Die körperlich Kranken fühlen sich schuldig, und die körperlich Gesunden fallen leicht auf die Schmeicheleien des Egos herein, das ihnen dies als spirituellen Fortschritt zu verkaufen versucht. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Krankheitssymptomen und Angriffsgedanken, aber keinen direkten Zusammenhang in umgekehrter Richtung. Es ist offensichtlich, dass unser Geist voller Angriffsgedanken sein kann und wir dennoch einen medizinisch gesunden Körper haben können. Häufig nennen wir diese Zeit unsere “besten Jahre”, auch wenn das eine Lüge ist.
Ein weiterer Irrtum über die Beziehung zwischen Symptomen und Geist, den das Ego eifrig fördert, liegt all jenen Büchern zugrunde, die versuchen, ganz bestimmte Symptome mit ganz bestimmten Themen in Verbindung zu bringen. Das ist typisch für die Sichtweise des Egos, denn das Ego glaubt an die Lösung von Problemen durch Fragmentierung und nimmt die Situation nicht als Ganzes wahr. Deshalb sucht es Segmente von der Situation abzuspalten und sich gesondert mit ihnen zu befassen, denn es setzt seinen Glauben in die Getrenntheit und nicht in die Ganzheit. Es besteht die Tendenz, etwas zu fragmentieren und sich dann nur um die Wahrheit eines kleinen Teils des Ganzen zu kümmern. Das ist nur eine Weise, das Ganze zu vermeiden oder von ihm wegzuschauen zu dem hin, wovon der mit dem Ego identifizierte Geist denkt, er könnte es besser verstehen. Das ist nur eine weitere Weise, wie wir nach wie vor versuchen, wahres Verstehen zu vermeiden.
Jeder gespaltene Geist benötigt Berichtigung. Die Medizin versucht jedoch, allein den Körper zu berichtigen, denn das Ego neigt dazu, kranke Körper zu fürchten, weil es sie nicht ertragen kann. Auch Ego-Schwäche kann das Ego nicht ohne Ambivalenz ertragen, weil es sowohl vor seiner eigenen Schwäche als auch vor der Schwäche seiner Wahlheimat - dem Körper - Angst hat. Auf diejenigen mit kranken Körpern schaut das Ego aufgrund seiner Überzeugung herab, dass nur ein vollkommener Körper es wert ist, sein eigener Tempel zu sein. Ein Geist, der vor kranken Körpern zurückschreckt, hat selbst großen Bedarf an Berichtigung.
Wenn wir von körperlicher Krankheit betroffen sind, ist es wichtig zu verstehen, dass wir nicht für unsere Irrtümer verantwortlich sind. Wenn die einzige Verantwortung des Wunderwirkenden die ist, die SÜHNE für sich selbst anzunehmen - und es so ist -, dann kann die Verantwortung für das, was die SÜHNE sühnt, nicht unsere sein. Wir haben nicht gegen die Gesetze GOTTES verstoßen, sondern wir haben uns lediglich mit dem Gedankensystem des Egos identifiziert. Wir sind jedoch meist so sehr mit unseren privaten Gedanken identifiziert, dass wir uns schuldig fühlen für die Angriffsgedanken in unserem schlafenden Geist. Aber wir sind nicht für für unsere Irrtümer verantwortlich, daher ist Krankheit keine Strafe. Auch wurden all unsere Irrtümer bereits von IHM berichtigt. Unsere einzige Verantwortung besteht darin, SEINE Berichtigung zu akzeptieren. Wir haben uns nicht selbst erschaffen, sondern GOTT hat uns erschaffen. Und GOTT hat nur Vollkommenheit erschaffen. Eine Krankheit ist ein Weckruf, ein Zeichen, dass es jetzt an der Zeit ist, die Angriffsgedanken und Irrtümern ehrlich zu betrachten, sie aus der Dunkelheit ans Licht zu holen und SEINE Berichtigung zu akzeptieren, um uns so wieder an unsere vollkommene Unschuld als GESCHÖPF GOTTES zu erinnern.
Heilung bedeutet zu erkennen, wer wir wirklich sind. Es gibt viele wunderbare Beschreibungen von Nahtoderfahrungen, bei denen die Nahtoderfahrung zur vollständigen Heilung einer schweren Krankheit geführt hat. Eine Nahtoderfahrung ist eine Erinnerung an die eigene Wirklichkeit und dieser Moment des Wiedererkennens - dieses Eintauchen in die LIEBE GOTTES - löst die Krankheit im Körper vollständig auf.
“Jede Heilung ist im Wesentlichen die Befreiung von Angst.” (EKIW: Kapitel 2, IV. 1. 7.)
“Heilung ist ein Gedanke, durch den zwei Geister ihr Einssein wahrnehmen und froh werden. Diese Freude ruft jeden Teil der SOHNSCHAFT auf, mit ihnen zu frohlocken, und lässt GOTT in sie eingehen und sie durchdringen. Nur der geheilte Geist kann die Offenbarung mit dauerhafter Wirkung erfahren, weil Offenbarung eine Erfahrung reiner Freude ist.” (EKIW: Kapitel 5, I. 1. 1.-3.)
“Den Frieden anzunehmen heißt die Illusion leugnen, und Krankheit ist eine Illusion. Doch jeder GOTTESSOHN hat die Macht, Illusionen überall im HIMMELREICH zu leugnen, einfach dadurch, dass er sie in sich selber voll und ganz leugnet.” (EKIW: Kapitel 10, III. 7. 2.&3.)
Das Wichtigste beim Thema Krankheit und Heilung ist zu verstehen: Es ist der Geist, der krank ist, wenn er glaubt, dass der Körper krank sein könnte. Ob ein Mensch einen Splitter im Fuß hat, an den Folgen eines Unfalls leidet, Krebs oder Aids hat, ist nicht von Belang, denn es gibt keine Hierarchie der Illusionen und Krankheit hat nichts mit dem Körper zu tun. Der Glaube, ein Körper zu sein, ist die Geisteskrankheit, unter der wir alle leiden, ganz gleich, ob unser Körper normal und gesund ist und perfekt funktioniert oder kurz vor dem Zusammenbrechen ist. Und doch ist es oft gerade so, dass die Erfahrung von Krankheit im Körper uns ein starker Aufruf und Ansporn sein kann, nach innen zu gehen und mit Hilfe des HEILIGEN GEISTES die Dinge anders zu sehen.
“Das Wunder ist nutzlos, wenn du nur lernst, dass der Körper geheilt werden kann, denn das ist nicht die Lektion, die zu lehren es gesandt ward. Die Lektion ist: Der Geist war krank, der dachte, dass der Körper krank sein könne; seine Schuld hinauszuprojizieren hat nichts verursacht und hatte keine Wirkungen.” (EKIW: Kapitel 28, II. 11. 6.-7.)
Es geht bei Heilung nie um die Heilung des Körpers. Es geht nicht um einen armseligen Tausch eines Traums von Krankheit gegen einen „schöneren“ Traum von Gesundheit, sondern darum, aus dem Traum zu erwachen. Es geht um die Heilung des schlafenden Geistes, der glaubt, ein Körper zu sein. Heilung ergibt sich daraus, dass der Körper einzig und allein zur Kommunikation eingesetzt wird. Da das natürlich ist, heilt es dadurch, dass es ganz macht, was auch natürlich ist. Jeder Geist ist ganz, und der Glaube, ein Teil davon sei physisch oder nicht Geist, ist eine fragmentierte oder krankhafte Deutung.
"Wann immer du versuchst, ein Ziel zu erreichen, bei welchem die Verbesserung des Körpers zum Hauptnutznießer wird, versuchst du, deinen Tod herbeizuführen. Dann glaubst du nämlich, dass du Mangel leiden kannst, und Mangel ist Tod." (EKIW: Kapitel 29, VII. 4. 1.&2.)
Solange wir versuchen, mit den verschiedensten Heilungsansätzen punktuell eine "Lösung" für körperliche Symptome zu finden, auch wenn dies kurzfristig zu funktionieren scheint, sind wir nicht wirklich geheilt und das nächste Problem wird nicht lange auf sich warten lassen. Jede therapeutische Methode, die die Heilung des Körpers zum Ziel hat, auch wenn es sich um eine geistige Methode handelt, dient nicht dem einzig wahren Zweck - der Erlösung aus der Illusion der Trennung - und kann daher nicht zu wahrer Heilung führen. Solange der Körper das Ziel ist, bedeutet dies eine Bestätigung der Illusion der Trennung und ist somit auch eine Bestätigung unseres Glaubens an den Tod.
Nur Vergebung heilt Nichtvergebung, und nur Nichtvergebung kann diese Körperwelt und damit Krankheit irgendeiner Art überhaupt entstehen lassen. Keine Heilung kann etwas anderes sein als Vergebung.
Krankheit ist ein Groll
Krankheit ist, mit anderen Worten, falschgesinntes Denken. Sie ist ein Groll, und nur Vergebung heilt einen Groll. Dieser Groll liegt viel, viel tiefer als die oberflächlichen Symptome, derer wir uns bewusst sind. In der Tat scheint der Groll wahrscheinlich nicht einmal eine offenkundige oder offensichtliche Verbindung zu dem Symptom zu haben. Wir werden es nicht bewusst verstehen, aber wir werden beginnen, einen Impuls zu spüren, viel, viel tiefer zu gehen und das Unbewusste ins Bewusstsein zu bringen. Und dies ist wirklich eine Zeit der Freude. Es ist nicht die Zeit, in der wir denken, dass wir keine Lösung für dieses spezifische Symptom gefunden haben. Mit Groll auf Groll zu reagieren, macht alles nur noch schlimmer. Es ist eher eine Zeit der Freude darüber, dass wir an den Punkt gelangt sind, an dem wir viel tiefer in uns hineinschauen möchten. Anstatt nach der Linderung von Symptomen zu suchen, fangen wir an, nach der Linderung von Wahrnehmungsproblemen zu suchen. Das ist ein großer Unterschied! Es ist eine Erleichterung, nicht mehr zu versuchen, ein Symptom zu heilen, sondern sich auf das unbewusste, falsche Denken zu konzentrieren, das die schmerzhaften Symptome projiziert hat: die Geschichte, wie es dazu kam, die Lebenssituation im Allgemeinen, den Körper und das ganze Universum.
Wir können Krankheit als einen Ruf nach Hilfe sehen. Sie ist ein Ruf nach Liebe. Indem wir unsere Bereitschaft trainieren, unsere Angriffsgedanken zu entlarven und zu vertreiben, können wir diesem Hilferuf nachkommen und Heilung erfahren - körperlich, emotional und geistig. Wir beginnen klar zu erkennen, dass das Ego ständig versucht, uns einen großen Streich zu spielen, indem es den ursprünglichen Angriffsgedanken der Trennung mit anderen oberflächlichen Angriffsgedanken überdeckt, die die Krankheit erzeugen: Angriffsgedanken rund um den Körper, Angriffsgedanken und Angstgedanken rund um jedes Symptom, das wir zu haben scheinen.
Es kann eine Menge Überzeugungsarbeit erfordern, um zu akzeptieren, dass alle Krankheiten in Wirklichkeit Geisteskrankheiten sind, dass alles im Geist stattfindet. Die Überzeugungsarbeit wird durch Wunder geschehen, die uns helfen, den Glauben, dass Ereignisse und Umstände die Ursache von Krankheit sind, vollständig loszulassen.
Sich krank zu fühlen ist ein Aufruf an uns, unsere unbewussten Überzeugungen und Schlussfolgerungen zu hinterfragen und sanft eine andere Wahrnehmung einzuladen. Wir tun dies Schritt für Schritt, nach und nach, indem wir mit dem üben, was wir gerade in unserem Bewusstsein, in unserem Leben vor uns haben.
Wenn jemand sagt, dass er krank ist, sind die unmittelbaren Gedanken, die folgen, normalerweise Fragen darüber, was mit ihm nicht stimmt, was ihm weh tut, was die Symptome sind und wie die Diagnose lautet. Man konzentriert und fixiert sich auf den Körper und die körperlichen Symptome, auf die Besonderheiten der Krankheit und die Form der Erkrankung. Die Welt hat ein ausgeklügeltes medizinisches Modell zur Behandlung und Vorbeugung von körperlichen und geistigen Gesundheitsproblemen entwickelt. Daher besteht meist der Wunsch, die Antworten auf der Ebene der Form zu finden. Die Lösungsversuche sind endlos: Diät, Bewegung, Chirurgie und eine schier endlose Zahl verschiedener Therapien und Praktiken. Es gibt keinen Unterschied zwischen Schulmedizin und sogenannter Alternativmedizin, denn grundsätzlich steckt hinter jeder Idee von Medizin die Idee, dass der Körper krank sein könnte und dass Therapien und Praktiken auf der Ebene der Form zur Heilung führen könnten. Der Körper selbst ist aber nie wirklich krank, er ist ein ganz und gar neutrales Ding - auch mit Symptomen.
Was die Welt unter Heilung versteht, ist Magie. Die Magie sieht im Heiler (Mediziner, Arzt, Therapeut, Schamane, …) immer etwas »Besonderes«, was er glaubt, jemandem, der es nicht hat, als Gabe anbieten zu können. Vielleicht fragen wir uns, wieso denn manchmal Heilung von dieser Art des Denkens kommt? Dafür gibt es einen Grund: Wie sehr der sogenannte magische Heiler auch fehlgeleitet sein mag, er versucht auch hilfreich zu sein. Er ist zwiegespalten und instabil, doch hat er der Sohnschaft beizeiten etwas zu bieten und das einzige, was die Sohnschaft annehmen kann, ist Heilung. Wenn diese sogenannte Heilung funktioniert, dann gab es eine Übereinstimmung zwischen dem Impuls zu helfen und dem Wunsch nach Hilfe. Dies geschieht jedoch eher zufällig. Es ist der Glaube im Geiste des Patienten, der Heiler sei hilfreich, der ihm hilft. Der HEILIGE GEIST wirkt nicht nach dem Zufallsprinzip und Heilung, die von ihm stammt, funktioniert immer. Heilung ist an sich beständig, da nur Beständigkeit konfliktfrei ist und nur die Konfliktfreien ganz sind. Auf alles, was von GOTT ist, ist Verlass, weil alles von GOTT gänzlich wirklich ist. Auf wahre Heilung ist Verlass, weil sie von SEINER STIMME inspiriert wird und in Einklang mit SEINEN Gesetzen steht.
Auflösen und heilen
Ein Patient geht normalerweise zu einem Arzt oder Therapeuten, weil er eine magische Veränderung wünscht. Wir wollen ein besseres Leben auf der Ebene der Form. Wir wollen, dass der Arzt uns auf magische Weise unsere Probleme, unsere Schwierigkeiten, unsere Schmerzen und Symptome abnimmt. Und hier liegt das Problem. Ein besseres Leben auf der Ebene der Form zu bekommen, ist nur eine vorübergehende Veränderung; sie kann nie von Dauer sein. Der wahre Heiler, der HEILIGE GEIST, ist der wahre Therapeut und Arzt. Der Patient überlegt es sich jedoch zweimal, ob er diese Heilung annimmt, denn die Heilung durch den HEILIGEN GEIST erfordert eine völlige Veränderung. Sie bedeutet, dass unser Selbstverständnis, unsere ganze Welt, in Frage gestellt wird. Wir könnten denken: "Ich habe dich nicht gebeten, mir mein Leben wegzunehmen. Ich habe dich gebeten, es besser zu machen. Gib mir ein besseres Leben; gib mir eine bessere Illusion statt der völligen Auflösung.” Aus Angst vor dem Verlust dieses Lebens, wie wir es kennen, vertrauen die Patienten dem HEILIGEN GEIST nicht, so dass die Krankheit und die vorübergehenden Lösungen wie eine Tretmühle immer weiterlaufen.
Aber die Auflösung ist das, was wir jetzt vor uns haben. Wenn wir uns auf den Weg der Heilung begeben, müssen wir alles loslassen, was wir glauben und was wir zu wissen glauben, und auf diese Weise entdecken wir das Potenzial unseres heiligen Geistes. Heilung geschieht in dem Moment, in dem wir keinen Wert mehr in der Krankheit sehen. Es kann schwer zu verstehen sein, was das überhaupt bedeutet! Zuerst müssen wir zugeben, dass wir eine Art Anziehung zur Krankheit haben müssen - eine kranke Anziehung zu falschgesinntem Denken, eine kranke Anziehung zu Schmerz, eine kranke Anziehung zu Schuld oder eine Sucht nach Elend. Und wir müssen uns eingestehen, dass wir tief im Inneren unsere Krankheit selbst wählen. Sie kommt von einer schlechten Denkgewohnheit. Aber wir können unsere Gewohnheit ändern. Was immer wir gemacht haben, kann wieder rückgängig gemacht werden. Was immer wir dachten, dass wir getan haben, kann rückgängig gemacht werden. Egal, wie schlimm es unserer Meinung nach geworden ist, es ist umkehrbar, weil wir die Korrektur in unserem Geist akzeptieren können. Wir müssen nur aufhören, uns zu verstecken. Wir müssen nach innen gehen, uns dem stellen, was da ist, und es vergeben.
Wir sind verantwortlich für das, was wir denken, und wenn wir an Ego-Gedanken festhalten, wird Angst unweigerlich das Gefühl sein, das wir erleben. Gewöhnlich gibt es Widerstand, diese Gedanken vollständig loszulassen, weil viele von ihnen Teil des Abwehrmechanismus sind, mit dem der Geist versucht, die Dinge so zu belassen, wie sie sind. Möglicherweise gibt es “Erstverschlimmerungen” in diesem Prozess, die nichts weiter als der Widerstand des Egos sind, loszulassen, oder bereits das sichere Zeichen, dass sich unser Körper umstrukturiert. Erlauben wir uns nicht, dies als Misserfolg oder Rückschlag zu deuten. freuen wir uns über jede Bewegung in unserem Geist und in unserem Körper als sicheres Anzeichen für eine bevorstehende vollständige Heilung.
Wir müssen durch Wunder davon überzeugt werden, dass es sicher ist, unser gewohnheitsmäßiges Denken - die Urteile und die Angriffsgedanken - loszulassen, und darauf vertrauen, dass dies der einzige Weg ist, wie wir unseren Geist heilen können. Wir sind eingeladen, uns mit dem HEILIGEN GEIST zu verbinden, um unsere unbewussten Themen ins Bewusstsein zu holen, damit wir sie vollständig überwinden können. Wenn wir uns über das Schlachtfeld unserer Konflikte und Verletzungen erheben, kehrt in unseren Geist Frieden ein. Dann gibt es keinen Grund mehr, den Groll und das falsche Denken in Form von Krankheit auszuleben.
Frei von Groll
Die Versuchung kann groß sein, während unseres Heilungsprozesses hart mit uns selbst ins Gericht zu gehen. Geben wir dieser Versuchung nicht nach. Das Ego will den gesamten Heilungsprozess sabotieren, indem es uns dazu bringt, das Handtuch zu werfen, weil wir denken, es sei zu schwierig. Vielleicht denken wir, dass wir es nicht gut genug machen oder dass wir niemals die Hindernisse, die Krankheit oder die Dunkelheit unseres falschgesinnten Denkens überwinden werden. Das Ego will nur, dass wir zu irgendeiner Schlussfolgerung kommen, um unsere Bereitschaft einzubüßen. Aber es ist eine Tatsache, dass das Ego keine Chance hat, wenn unsere Bereitschaft mit dem HEILIGEN GEIST verbunden ist. Das setzt eine gewaltige, kraftvolle Heilung in Gang. Das Einzige, worum wir wirklich gebeten werden, ist unsere Bereitschaft anzubieten, und wenn wir bereit bleiben, kann es eine ziemlich schnelle Reise sein!
Frei von Groll zu sein bedeutet, dass jeder aus unserem Leben auftauchen könnte; wir könnten uns einfach hinsetzen, ihm in die Augen schauen und lächeln; wir könnten ihm eine große, lange Umarmung geben; und wir könnten ihn lieben, ohne ein Gefühl der Feindseligkeit, ohne den Glauben an ein Fehlverhalten, nicht einmal ein Gefühl der Irritation oder des Grolls.
Wenn wir uns daran erinnern, wer wir sind, werden wir jeden und alles, was wir sehen, segnen. Es wird keine Vergangenheit und somit keine Feinde geben. Und wir werden mit Liebe auf all das schauen, was wir vorher nicht gesehen haben.
Wir haben uns nur geirrt, als wir wahrgenommen haben, dass unser Bruder oder unsere Schwester uns angreifen oder verletzen wollten. Wir waren es, die etwas, das in uns verletzt war, auf sie projizieren wollten. Das Loslassen von Kränkungen und Groll ist unser praktischstes Heilmittel. Es ist ein Wunder!
Sich selbst zu heilen bedeutet, das Universum zu heilen
Wenn wir um Heilung beten, uns aber weiterhin mit den Symptomen beschäftigen und nach ihnen Ausschau halten, müssen wir unseren Geist neu ausrichten, sonst kann keine Heilung stattfinden. Es erfordert viel Wachsamkeit, um unsere Aufmerksamkeit wieder auf unseren Geist zu lenken und alle Sorgen und Bedenken bezüglich der Symptome an den HEILIGEN GEIST abzugeben. Es erfordert Entschlossenheit, die Gedanken des Zweifels und der Angst zu beobachten und sie immer wieder abzugeben. Wenn die Angst zu groß wird, haben wir vielleicht das Gefühl, dass der Gang zum Arzt oder die Einnahme von Medikamenten uns vorübergehend unterstützen wird, während wir aufrichtig mit all unseren Gedanken und Situationen, die nach Vergebung rufen, arbeiten und diese betrachten. Das ist in Ordnung, denn ein ängstlicher Geist ist selbst ein Hindernis für die Heilung, für das Gewahrwerden der Gegenwart der Liebe. Das Gefühl des Vertrauens entsteht ganz natürlich mit einem entspannten und dankbaren Geist. Kommen wir in das Gebet unseres Herzens, seien wir bereit, unsere Wahrnehmung zu verändern, und spüren wir die Freude der Heilung! Wir sind es wert, unsere wahre Bestimmung zu erfahren, den einzigen Weg zu echter und dauerhafter Heilung.
Es ist wichtig zu sehen, dass es offensichtlich eine Wahl gibt. Es gibt zahlreiche Gelegenheiten, uns vom Lockangebot des Egos verführen zu lassen und uns selbst als getrennt, angegriffen, zurückgewiesen und verlassen wahrzunehmen. Das Ego hat dieses Angriffs- und Verteidigungsspiel so lange unterstützt, und jetzt werden wir uns verändern und für die Heilung öffnen. Dies ist eine große Veränderung des Geistes. Wenn wir beginnen, unsere Krankheit als einen Ruf nach Liebe zu sehen, werden wir eine Erleichterung, eine Veränderung sowohl in unserem Geist als auch in unserem täglichen Leben feststellen. Und wenn wir zulassen, dass die Liebe, die wir als fehlend empfinden, ausgedehnt wird, empfangen wir sie sofort. Sie wird wie ein Wunder direkt zu uns zurückgespiegelt. So funktioniert die Heilung des Geistes und des Körpers. Genau wie bei der geistigen Heilung kann die körperliche Heilung immer nur vom Geist ausgehen. Wenn der Geist in vollständiger und offener Kommunikation steht und alle falschgesinnten Gedanken ans Licht gebracht wurden, wird die Heilung folgen. Der Körper wird ein gesundes Werkzeug oder Fahrzeug für einen Geist sein, der glücklich und in Frieden ist.
Es ist wichtig, uns daran zu erinnern, dass wir uns nicht darauf konzentrieren, ob die Symptome bleiben oder verschwinden, wenn wir uns wirklich Heilung für uns selbst oder für andere wünschen. Der Schlüssel liegt darin, nicht in ein körperliches Ergebnis oder Erscheinungsbild investiert zu sein. Erinnern wir uns daran, dass es bei der Heilung nicht wirklich um die Beseitigung von Symptomen geht; es geht darum, unseren Geist zu GOTT zurückzuführen. Wenn wir unseren Geist mit GOTT, unserer QUELLE, verbinden, erhalten wir völlige Klarheit und das Bewusstsein unserer wahren Identität. Wenn wir dies erfahren, wenn wir im Augenblick des Wunders völlig präsent sind, werden wir keine Krankheit mehr wahrnehmen, sondern nur noch unendlichen Frieden, einen Frieden jenseits des Verstehens.
Indem wir zu Inspiration und Lebendigkeit zurückkehren, heilen wir. Wir tun dies, indem wir in jedem Moment die Hand des HEILIGEN GEISTES halten. Ob wir Heilung für ein Leiden wünschen, Müdigkeit heilen wollen, um wach und lebendig zu werden, oder einfach nur einen inspirierenden Tag haben wollen, es ist immer so. Dies ist unsere Funktion der Vergebung in dieser Welt, und sie wird viele Wunder bewirken, die unser ganzes Leben verändern. Bringen wir dies in unser tägliches Denken und unsere tägliche Entscheidungsfindung ein, von Augenblick zu Augenblick. Dies ist der Weg, das Ego loszulassen. Wenn wir harmlos sind, können wir niemanden oder uns selbst verletzen, weder unseren Geist noch unseren Körper.
Weil wir mit unserer Wahrnehmung arbeiten, werden andere heilen, während wir vergeben und heilen. Es ist aufregend, denn es ist eine Einladung des HEILIGEN GEISTES zu einer ganz neuen Art zu leben. Wenn wir die Werkzeuge, die wir haben, und die Menschen in unserem Leben betrachten, können wir weise und hilfreiche Entscheidungen treffen, die die Liebe in unserem Herzen würdigen. Wir werden unser sich öffnendes, sich ausdehnendes und entfaltendes Herz wertschätzen. Und wir werden uns mit allem umgeben wollen, was unserer Heilung förderlich ist.
Vergebung
“GOTT vergibt nicht,
weil ER nie verurteilt hat.” (EKIW: Lektion 46, 1. 1.)
Wenn unser Geist dazu bereit ist, ist die Wahrheit offensichtlich, aber das Ego versucht uns seit Anbeginn der Zeit vom Gegenteil zu überzeugen. Besonders deutlich wird dies beim Thema Vergebung. Vergebung ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie das Ego funktioniert, wie es selbst die edelsten Wahrheiten so verdreht, dass sie in sein wahnsinniges Denksystem zu passen scheinen.
Im Alten Testament finden wir folgende Aussagen:
5 Mose 32,35:
“Mein ist die Rache und die Vergeltung für die Zeit, da ihr Fuß wankt. Denn nahe ist der Tag ihres Verderbens, und was ihnen bevorsteht, eilt herbei.”
Sprüche 20,22:
“Sag nicht: Ich will das Böse vergelten. Vertrau auf den HERRN, er wird dir helfen!”
Im Neuen Testament finden wir folgende Aussage:
Römer 12,19:
“Übt nicht selbst Vergeltung, Geliebte, sondern lasst Raum für das Zorngericht Gottes; denn es steht geschrieben: Mein ist die Vergeltung, ich werde vergelten, spricht der Herr.”
Was die Aussagen der Bibel betrifft, so hat Jesus im Kurs einen hilfreichen Hinweis für uns: “Wenn du die Lehren der Apostel liest, denke daran, dass ich selbst ihnen sagte, sie würden vieles später verstehen, weil sie in jener Zeit noch nicht voll und ganz bereit waren, mir nachzufolgen.”(EKIW: Kapitel 6, I. 16. 1.)
Die Aussage aus dem Buch der Sprüche ist an sich völlig klar, wurde aber immer wieder missverstanden. Das Missverständnis des Apostels Paulus ist Teil des Neuen Testaments geworden. Das ist ein besonders bizarres Missverständnis. Gott verbietet den Menschen die Vergeltung, übt sie aber selbst voller Zorn aus. Das ist eine merkwürdige Vorstellung von Gott, der den Menschen das Böse verbietet, es aber selbst praktiziert. Was schon die Sprüche im Alten Testament uns sagen wollen, ist jedoch, dass wir unsere Rachegefühle IHM zur Berichtigung übergeben sollen. Das ist alles! GOTT kennt weder Rache noch Vergebung.
Vergebung ist im HIMMEL unbekannt, wo das Bedürfnis danach unvorstellbar wäre. Vergebung ist eine Illusion, die eine Antwort auf die andern ist. Vergebung ist das einzige, was innerhalb der Illusionen dieser Welt für die Wahrheit steht. Durch die Vergebung wird das Denken der Welt umgekehrt. Sie sieht die Nichtigkeit der Illusionen und schaut geradewegs durch die tausenderlei Formen hindurch, in denen sie auftreten mögen. Sie ist das Mittel, das der HEILIGE GEIST verwendet, um Besonderheit von Sünde in Erlösung zu übersetzen.
Vergebung ist für alle. Doch erst wenn sie auf allen ruht, ist sie vollständig und ist jede Funktion dieser Welt mit ihr vervollständigt. Dann ist die Zeit nicht mehr. Die Vergebung ist die große Befreiung von der Zeit. Sie ist der Schlüssel zum Lernen, dass die Vergangenheit vorbei ist. Die Vergebung ist das Ende der Träume, weil sie ein Traum des Erwachens ist. Wir erwachen aus dem Traum der Trennung und erkennen uns wieder als das, was wir immer waren, so wie GOTT uns erschaffen hat, ganz, vollkommen und unschuldig.
Bei wirklicher Vergebung werden die Wirkungen des Ereignisses, wie wir es deuten, in allen Beteiligten aufgehoben. Der Geist von allen wird geheilt, da die Wirklichkeit holographisch ist, d. h. jeder von uns ist in jedem von uns. Wer wirklich vergibt, der ist geheilt. Auf die Frage des Petrus: “Wie oft sollen wir vergeben? Bis siebenmal?” antwortet Jesus in der Bibel: "Ich sage dir, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal!”(Mt. 18, 21) Manchmal geht es schnell, manchmal langsam. Doch liegt in der Heilung der Beweis dafür, dass wahrhaftig vergeben wurde und keine Spur von Verurteilung zurückbleibt, die wir gegen uns oder irgendein Lebewesen richten. Heilung und Vergebung gehen Hand in Hand.
In dieser Welt der Zeit ist die Vergebung eine notwendige Berichtigung für all die Fehler, die wir gemacht haben. Vergebung anzubieten ist die einzige Möglichkeit, sie selbst zu haben, denn sie spiegelt das Gesetz des HIMMELS wider, dass Geben und Empfangen dasselbe sind. Vergebung ist das Mittel, durch das wir uns an unsere Wirklichkeit wieder erinnern werden.
In jedem Bruder sehen wir nur das Spiegelbild dessen, was wir beschlossen, dass er für uns sei. Wenn wir ihn verurteilen, wird er zu unserem Bringer des Todes. Wenn wir ihm vergeben, wird er zu unserem Erlöser. Er ist der Weg zu HIMMEL oder Hölle - entsprechend unserer Wahrnehmung. Die Rolle, die wir ihm geben, wird auch uns gegeben, und wir werden den Weg gehen, den wir ihm gewiesen haben, weil das unser Urteil über uns selbst ist.
“Vergebung ist das Ende der Besonderheit. Nur Illusionen können vergeben werden, und dann verschwinden sie. Vergebung ist die Befreiung von allen Illusionen, und genau deshalb ist es unmöglich, nur zum Teil zu vergeben. Niemand, der sich an eine einzige Illusion klammert, kann sich als sündenlos sehen, denn er bewahrt sich einen Irrtum, den er immer noch für schön hält. So nennt er ihn denn »unverzeihlich« und macht ihn zur Sünde. Wie kann er dann seine Vergebung gänzlich geben, wenn er sie nicht für sich selbst empfangen möchte? Denn es steht fest, dass er sie ganz und gar empfinge in dem Augenblick, in dem er sie so geben würde. Und somit würde seine geheime Schuld verschwinden, vergeben von ihm selbst.” (EKIW: Kapitel 24, III. 1.)
“GOTT vergibt nicht, weil ER nie verurteilt hat. Und es muss eine Verurteilung geben, bevor Vergebung nötig wird. Vergebung ist, was diese Welt dringend braucht, aber nur deswegen, weil es eine Welt der Illusionen ist. Diejenigen, die vergeben, befreien sich dadurch von Illusionen, während diejenigen, die Vergebung vorenthalten, sich an Illusionen binden. Genau wie du nur dich selbst verurteilst, vergibst du auch nur dir selbst.” (EKIW: Lektion 46, 1.)
Ausdehnung der Vergebung ist die Funktion des HEILIGEN GEISTES. Wir brauchen sie nur IHM zu überlassen. Unsere Aufgabe besteht nur darin, IHM das zu geben, was ausgedehnt werden kann.
“Vergebung ist der Schlüssel zum Glück.” (EKIW: Lektion 121)
Der Vergebungsplan des Ego
Doch was die Welt unter Vergebung versteht, ist nicht das, worum es in Wahrheit geht, denn auch das Ego hat einen Plan für die Vergebung. Der Plan des Ego ergibt natürlich keinen Sinn und wird nicht funktionieren. Die Vorstellung des Egos von Vergebung ist, dass eine Person zuerst ihre eigenen Fehler oder die eines anderen sieht und sie dann großzügig “vergibt”. Im Sinne von: "Ich vergebe mir, was ich dir angetan habe, oder ich vergebe dir, was du mir angetan hast." Der Plan des Ego ist also, dass wir den Fehler zuerst deutlich sehen und ihn dann übersehen. Wie aber können wir das übersehen, dem wir Wirklichkeit verliehen haben? Dadurch, dass wir den Fehler deutlich sehen, haben wir ihm Wirklichkeit verliehen und können ihn nicht gleichzeitig übersehen. Viele haben das in Gottes Namen zu tun versucht und haben nicht erkannt, dass dies überhaupt keinen Sinn ergibt.
“Der Vergebungsplan des Ego wird viel öfter angewendet als derjenige GOTTES. Das liegt daran, dass er von ungeheilten Heilern ausgeführt wird und daher vom Ego kommt. Wir wollen jetzt den ungeheilten Heiler sorgfältiger ins Auge fassen. Definitionsgemäß versucht er etwas zu geben, was er nicht empfangen hat. Ist ein ungeheilter Heiler beispielsweise Theologe, so fängt er vielleicht mit der folgenden Prämisse an: »Ich bin ein elender Sünder, und du bist es auch.« Ist er ein Psychotherapeut, so beginnt er eher mit der gleichermaßen unglaubhaften Überzeugung, dass Angriff für ihn wie auch für den Patienten wirklich ist, aber dass er für keinen von beiden eine Rolle spielt.” (EKIW: Kapitel 9, V. 1.)
“Es ist von Vorteil, Alpträume bewusstzumachen, aber nur um zu lehren, dass sie nicht wirklich sind und dass alles, was sie enthalten, bedeutungslos ist. Der ungeheilte Heiler kann das nicht tun, weil er das nicht glaubt. Alle ungeheilten Heiler folgen auf die eine oder andere Weise dem Vergebungsplan des Ego. Handelt es sich um Theologen, so ist wahrscheinlich, dass sie sich selbst verurteilen, Verurteilung lehren und für eine angsterfüllte Lösung eintreten. indem sie die Verurteilung auf GOTT projizieren, lassen sie IHN als rachsüchtig erscheinen und fürchten SEINE Vergeltung. Dabei haben sie nichts anderes getan, als sich mit dem Ego zu identifizieren und dadurch, dass sie wahrnehmen, was dieses tut, sich selbst auf Grund dieser Verwechslung zu verurteilen. Es ist verständlich, dass es zu Auflehnung gegen diese Vorstellung gekommen ist, aber sich gegen sie auflehnen heißt immer noch daran glauben.” (EKIW: Kapitel 9, V. 3.)
“Ein Therapeut heilt nicht: Er lässt die Heilung geschehen. Er kann auf die Dunkelheit hinweisen, aber er kann von sich aus kein Licht bringen, denn das Licht ist nicht von ihm. Doch da es für ihn ist, muss es auch für seinen Patienten sein. Der HEILIGE GEIST ist der einzige THERAPEUT. ER macht die Heilung in jedweder Lage deutlich, in welcher ER der FÜHRER ist. Du kannst IHN nur SEINE Funktion erfüllen lassen. Dazu braucht ER keine Hilfe. ER wird dir genau sagen, was zu tun ist, um jemandem zu helfen, den ER als Hilfesuchenden zu dir schickt, und ER wird durch dich zu IHM reden, wenn du dich nicht einmischst.” (EKIW: Kapitel 9, V. 8. 1.- 9.)
“Wenn das, was du anbietest, vollständige Vergebung ist, dann musst du die Schuld losgelassen haben, indem du die SÜHNE für dich angenommen und gelernt hast, dass du schuldlos bist.” (EKIW: Kapitel 14, I. 1. 6.)
“Die Hauptschwierigkeit, die du dabei hast, aufrichtig zu vergeben, ist die, dass du noch immer glaubst, du müssest die Wahrheit vergeben und nicht die Illusionen. Du stellst dir die Verzeihung als den vergeblichen Versuch vor, über das hinwegzusehen, was da ist; die Wahrheit zu übersehen, in einer unbegründeten Bemühung, dich selbst zu täuschen, indem du eine Illusion wahr machst. Dieser verzerrte Standpunkt spiegelt nur wider, wie stark der Einfluss ist, den die Idee der Sünde noch immer auf deinen Geist ausübt, wie du dich selbst betrachtest.” (EKIW: Lektion 134, 3.)
Die Grundlage dieses wahnsinnigen Denksystems bildet die Vorstellung, dass Gott das Leid in der Welt zulassen würde und wir tatsächlich geschehenes Unrecht vergeben müssten. Das Annehmen der Schuld in den Geist des GOTTESSOHNES war der Anfang der Trennung, und dies hat zwangsläufig zur Folge, dass wir Gott als grausam wahrnehmen: “Und keinen gibt es unter ihnen, der nicht gedacht hat, dass GOTT grausam ist.”(EKIW: Kapitel 13, Einleitung, 2. 11.)
Wahre Vergebung
Die Vergebung, die Jesus lehrt, bedient sich nicht der Angst, um die Angst aufzuheben. Auch macht sie das Unwirkliche nicht wirklich und zerstört es dann. Vergebung durch den HEILIGEN GEIST besteht einfach darin, von Anfang an über den Fehler hinwegzusehen und ihn auf diese Weise für uns unwirklich sein zu lassen. Wir dürfen keinen Glauben an seine Wirklichkeit in unseren Geist eindringen lassen, sonst werden wir ebenfalls glauben, dass wir aufheben müssen, was wir gemacht haben, damit uns vergeben werde. Was keine Wirkung hat, das existiert nicht, und für den HEILIGEN GEIST sind die Wirkungen des Irrtums nicht existent.
Zu diesem Weg der Vergebung - der wirklich funktioniert - gehört, dass wir alle unsere Projektionen zurücknehmen und die volle Verantwortung für unseren Geist und unsere Gedanken übernehmen. Wir vergeben unsere Wahrnehmung, unsere Vorstellung von dem, was wir dachten, dass der andere getan hat, denn in Wahrheit hat er es nicht getan. Es war nur eine Projektion unseres Glaubens. Das mag seltsam klingen; das Ego kratzt sich am Kopf und sagt: "Oh, zu vergeben, was man nicht getan hat, das klingt ziemlich schwierig." Aber unser Geist ist mächtig und erschafft alles, was wir wahrnehmen. Vollständige Vergebung bedeutet zu sehen und tief zu erfahren, dass nichts passiert ist. Das ist wahrer Geistesfrieden, der höchste Zustand.
Bei dem Schritt, den wir jetzt in der Vergebung machen, geht es darum, Wahrnehmungen und Überzeugungen ins Bewusstsein kommen zu lassen und sie an den HEILIGEN GEIST abzugeben. Der Weg ist, sich mit anderen zu verbinden, anstatt sich von ihnen zu trennen, und die Vergebung zu sein. Die Vergebung zu sein, nimmt die Schuld von den Objekten: wie beispielsweise der Mutter, dem Vater, dem Holocaust, einem Politiker, dem Körper. Wenn man den Fokus von all den spezifischen Dingen nimmt, um die sich die Schuld zu drehen scheint, und sie ganz in sich aufnimmt, wird man erkennen, dass man nur dem Selbst vergibt, von dem man dachte, dass man es gemacht hat, dem Selbst, das den Platz dessen eingenommen hat, was man wirklich ist. Vergebung bedeutet, eine andere Sichtweise einzunehmen, die Sichtweise des HEILIGEN GEISTES.
The Work von Byron Katie
Eine andere Sichtweise einzunehmen ist auch das, was Byron Katie mit ihrer Methode The Work tut, die sie in ihrem Buch “Lieben was ist” beschreibt. The Work von Byron Katie ist auch ein Weg, jene Gedanken zu identifizieren und zu hinterfragen, die alles Leiden in der Welt verursachen. Es ist ein Weg, der zum inneren Frieden und zum Frieden mit der Welt führt. Wir leiden nur dann, wenn wir einen Gedanken glauben, der mit dem streitet, was ist. Wenn der Geist vollkommen klar ist, dann ist das, was ist, das, was wir wollen. Gedanken sind wie ein Lufthauch, wie Blätter am Baum oder wie fallende Regentropfen. Sie tauchen auf, und durch die Überprüfung können wir mit ihnen Freundschaft schließen. Mit The Work wird jeder lieblose und damit Leid erzeugenden Gedanke mit vier Fragen einer Überprüfung unterzogen und anschließend eine Umkehrung gebildet. Und so werden wir uns selbst in unseren Gedanken über andere Menschen erkennen. Letztlich werden wir erkennen, dass alles außerhalb von uns eine Spiegelung unseres eigenen Denkens ist. Wir sind der Geschichtenerzähler, der Projektor der ganzen Geschichten und die Welt ist das projizierte Bild unserer Gedanken. Auch dann, wenn wir einer Person zu 99 Prozent vergeben haben, sind wir noch nicht frei, bis wir ihr vollständig vergeben haben. Mit diesem einen Prozent, mit dem wir diesem Menschen nicht vergeben haben, stecken wir in allen anderen Beziehungen fest (einschließlich in der Beziehung mit uns selbst). Was der Methode von Byron Katie fehlt, ist der Hinweis auf die spirituelle Dimension von Vergebung. Dass diese nicht explizit angesprochen wird, erleichtert vielen Menschen den Zugang zum Thema, gleichzeitig ist aber klar, dass Vergebung erst vor dem Hintergrund der spirituellen Dimension einen tieferen Sinn ergibt.
Anleitung zu The Work
Die vier Fragen
Ist das wahr?
Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
Wer wärst du ohne den Gedanken?
Die Umkehrung
Das bedeutet, die Aussage über jemanden oder etwas auf sich selbst zu beziehen.
Vergebung ist kein Kompromiss
Das Ego fordert uns ständig zu Kompromissen auf, es lebt von Kompromissen. In der Welt des Egos wird der Kompromiss als etwas Positives angesehen. Kompromisse schließen ist das Ziel des Traums dieser Welt. Wir machen Kompromisse im Beruf, im Privatleben, in unseren Beziehungen und auch bei Themen wie Heilung und Vergebung. Was das Ego unter Vergebung versteht, ist nichts weiter als ein fauler Kompromiss.
Dabei sollte jedoch betont werden, dass zwischen allem und nichts letztlich kein Kompromiss möglich ist. Eine einzige Illusion, die man hegt und gegen die Wahrheit verteidigt, macht die gesamte Wahrheit bedeutungslos und alle Illusionen wirklich. Derart ist die Macht des Glaubens. Er kann keine Kompromisse schließen. Und Glaube an die Unschuld ist Glaube an die Sünde, wenn er ein einziges Lebewesen ausschließt und es draußen hält, abseits von seiner Vergebung.
Erlösung ist kein Kompromiss irgendwelcher Art. Wenn wir den Gedanken des Kompromisses in unseren Geist eindringen lassen, verlieren wir das Bewusstsein für das Ziel der Erlösung, weil wir sie nicht wahrnehmen. Der Kurs ist leicht, gerade weil er keine Kompromisse schließt. Nur denen kommt er schwierig vor, die noch immer glauben, Kompromiss sei möglich. Doch es ist nicht möglich, wegen diesem anzugreifen und wegen jenem zu lieben und die Vergebung zu verstehen. Diejenigen, die glauben, der Friede lasse sich verteidigen und Angriff sei gerechtfertigt um seinetwillen, können nicht wahrnehmen, dass er in ihnen liegt. Wir dürfen Waffenstillstand nicht mit Frieden und Kompromiss, nicht mit Entrinnen aus Konflikt verwechseln. Von Konflikt befreit zu sein bedeutet, dass er vorbei ist, es bedeutet, dass wir das Schlachtfeld hinter uns gelassen haben.
Die Ursache eines jeden Problems - und die Lösung
Ein unversöhnlicher Geist erfährt Schuld und Leid. Er erfährt Unterschiede. Die Ursache für alle Probleme, die wir uns vorstellen können, ist im Grunde nur ein unversöhnlicher Geist, während ein versöhnlicher Geist alles bringt, was wir uns wünschen. Er bringt Zufriedenheit, Frieden und ein tiefes Gefühl der Verbundenheit. Die Lösung für alles ist Vergebung, Vergebung dessen, was nicht wahr ist. Was nicht wahr ist, ist alles, was nicht Liebe ist. Dazu gehören alle Urteile, die wir über die Welt, über uns selbst und über andere in unserem Geist haben.
Von allen Konzepten, an die wir in dieser Welt glauben, ist Vergebung das einzig wirklich hilfreiche.
“Träume sanft von deinem sündenlosen Bruder, der sich in heiliger Unschuld mit dir vereint. Und aus diesem Traum wird der HERR des HIMMELS SELBST SEINEN geliebten Sohn erwecken. Träume von den Freundlichkeiten deines Bruders, statt dich in deinen Träumen mit seinen Fehlern aufzuhalten. Suche dir seine Umsicht aus, davon zu träumen, statt die Verletzungen aufzuzählen, die er gegeben hat. Vergib ihm seine Illusionen und danke ihm für all die Hilfsbereitschaft, die er gab. Und schiebe seine vielen Gaben nicht beiseite, weil er in deinen Träumen nicht vollkommen ist. Er stellt seinen VATER dar, DER dir in deinen Augen sowohl das Leben wie den Tod schenkt.” (EKIW: Kapitel 27, VII. 15.)
Es ist ein Wunder, Kränkungen loszulassen, indem man Erinnerungen und Überzeugungen ins Bewusstsein kommen lässt und sie dann loslässt. So vergeben wir: Wenn die Versuchung aufkommt, uns als ungerecht behandelt zu fühlen, geben wir den Gedanken, die Perspektive und den Wunsch auf, "Recht" zu haben, mit der Art und Weise, wie es zu sein scheint, und lassen wir das Wunder zu. Wenn dies zur Gewohnheit wird, werden wir mit Freude entdecken, dass wir in allen Situationen als Wunderwirkende fungieren! Wir sind in der Absicht der Vergebung vereint und sind dankbar, dass dies so ist.
Im Prozess der Vergebung gilt es uns zu erlauben, die Dunkelheit und die unangenehmen Gefühle zu fühlen, wenn sie hochkommen. Anstatt uns dafür zu verurteilen oder hart zu behandeln und zu versuchen, sie zu verdrängen, gilt es, sie willkommen zu heißen. Das Ego will das Unbehagen minimieren, also ist es ein großer Schritt, wenn wir beschließen, uns nicht dafür zu verurteilen, wie dieser Prozess aussieht oder sich anfühlt. Meist fließen Tränen, wenn wir die Phase durchlaufen, in der wir einfach alles willkommen heißen. Wir können zu uns selbst und zum HEILIGEN GEIST beten: "Jetzt heiße ich das willkommen, auch wenn es nicht schön aussieht oder sich nicht gut anfühlt. Egal, wie es aussieht, egal wie es sich anfühlt - lass uns die Heilung in Angriff nehmen!"
In diesem Prozess scheint es tatsächlich so zu sein, dass bestimmte Dinge auseinanderfallen, zerfließen, zusammenbrechen und zerbröckeln. Aber denken wir daran, dass das Ego derjenige ist, der den Prozess bei jedem Schritt interpretiert. Normalerweise ist es eine negative Interpretation: "Das tut zu sehr weh. Es ist zu schmerzhaft. Wenn GOTT Liebe ist, warum schmerzt es dann so sehr in meinem Herzen?"Das Ego wird durch diese ersten Erfahrungen von Akzeptanz in unserem Geist aufgewühlt, weil sie Nadelstiche in seiner Fassade sind.
Aber sobald wir den Vergebungsprozess mit dem HEILIGEN GEIST beginnen, werden wir, je mehr wir uns öffnen, umso mehr Wunder erleben. Was anfangs wie kleine Schimmer der Akzeptanz hier und da erscheint - die sehr wichtig sind -, wird beginnen, sich zu stabilisieren. Zuerst gibt es ein Zulassen: Ich erlaube; ich erlaube; ich erlaube, dass es so aussieht und sich so anfühlt, wie es ist. Ich werde es nicht verurteilen. Nach all dem Erlauben kommen wir dann in einen wahren Zustand der Akzeptanz. Wir enthüllen unsere Geheimnisse vor SEINEM gütigen Licht und sehen, wie hell dies Licht nach wie vor in uns leuchtet. Ein anderes Wort dafür ist Anerkennung. Hier beginnen wir zu erkennen: "Das ist wirklich, wer ich bin, wer ich immer gewesen bin, der EINE, der EINE GEIST."
Die schwierigste Phase ist der Beginn der Umkehr, aber wenn wir wirklich in den vollen Schwung der Umkehr des Geistes kommen, stabilisiert sich alles. Es fühlt sich so natürlich an, so mühelos! An diesem Punkt braucht man nicht einmal mehr Wachsamkeit; es ist, als würde man auf einem friedlichen Strom mitgerissen. Wie schwierig kann das sein?
Im Grunde verzeihen wir uns nur selbst
Dinge, mit denen wir nur schwer umgehen konnten, kommen immer wieder auf uns zurück, bis wir erkennen, dass die Menschen in unserem Leben nur unsere Überzeugungen ausleben. Wenn wir also den Eindruck haben, dass wir zum Opfer geworden sind oder schlecht behandelt wurden oder nicht die Behandlung bekommen haben, die wir unserer Meinung nach verdient hätten, haben sie einfach unsere unbewusste Schuld ausgelebt - alles, was wir verdrängt und verleugnet haben. Und sie haben das auch noch gut gemacht; für diese Leistungen bekommen unsere Mutter, unser Vater und all die anderen Darsteller in unserem Lebensfilm einen Oscar! Aber Tatsache ist, dass wir sie nicht so in Erinnerung hatten, wie sie wirklich sind; wir haben uns nur an die vergangenen Missstände erinnert, die wir im Kopf hatten, und sie haben sie nachgespielt.
Wir sind eigentlich nie über ein Verhalten verärgert. Wir regen uns über unsere Interpretation von Verhalten auf, und wir reagieren immer emotional auf unsere Interpretationen. Wir nehmen nur wahr, was wir in unserem eigenen Bewusstsein noch ungelöst haben oder worüber wir noch einen Groll hegen. Die scheinbar schwierigen Menschen in unserem Leben tun uns also eigentlich einen Gefallen. Diejenigen, die wir für die größten Idioten und die unsensibelsten Menschen halten, helfen uns, unsere Verdrängungs- und Verleugnungsmechanismen zu überwinden. Sie führen unsere Themen direkt vor uns auf, damit wir alle unsere Gefühle ins Bewusstsein lassen können. Sobald wir sie uns bewusst gemacht haben, können wir sie dem HEILIGEN GEIST überlassen - und eine wunderbare Erfahrung machen.
Schon der bloße Gedanke an unsere Mutter oder unseren Vater, oder wer auch immer es ist, mit dem wir einen Groll hegen, aktiviert die Erinnerungen und die Gefühle. Dies zu verarbeiten ist Teil des Reinigungsprozesses, auch wenn sie nicht physisch in unserem Leben sind. Wenn wir von ihnen träumen und an sie denken, können wir das verarbeiten, was sie für uns hochbringen. Das ist ein Teil der Heilung.
Denken wir daran, dass sich niemand, absolut niemand, unserer Vergebung widersetzen kann, denn es gibt niemanden außerhalb unseres Geistes. Ideen verlassen ihre Quelle nicht!
Wir sind uns vielleicht nicht immer bewusst, dass wir, wenn wir einen Groll hegen, diesen eigentlich gegen uns selbst richten. Das liegt daran, dass wir durch Projektion im Außen sehen, was wir in unserem eigenen Geist und Herzen nicht sehen wollen, weil wir Angst davor haben, dass das, was wir projizieren, tatsächlich an uns selbst wahr ist. Deshalb lassen wir, wenn wir vergeben, wirklich unsere eigene Seele, unser eigenes Selbst frei.
Wenn wir jemandem nicht vergeben, halten wir uns selbst gefangen. Im Zustand der Nichtvergebung sind wir unfrei, denken immer wieder an die, denen wir nicht vergeben haben, wiederholen in unserem Geist unsere Urteile über sie, haben Angst vor einer Begegnung mit ihnen und überlegen, wie wir reagieren könnten, wenn es doch zu einer Begegnung käme. All das beschäftigt und belastet unseren Geist und hält uns in Unfrieden gefangen. Wir sind die Gefängniswärter derer, die wir durch unser vernichtendes Urteil gefangen halten, und so verbringen wir unsere Zeit mit ihnen im selben Gefängnis.
“Wer kann von neuem in Christus geboren werden außer dem, der allen, die er sieht oder an die er denkt oder die er sich vorstellt, vergeben hat? Wer könnte freigelassen werden, solange er irgendjemanden gefangen nimmt? Ein Gefängniswärter ist nicht frei, denn er ist zusammen mit seinem Gefangenen gebunden. Er muss sicher sein, dass er nicht flieht, daher verbringt er seine Zeit damit, Wache über ihn zu halten. Die Gitterstäbe, die ihn begrenzen, werden zu der Welt, in der sein Wärter lebt, mit ihm zugleich. Und von seiner Freiheit hängt der Weg zur Freiheit ab für beide.
Halte daher niemanden gefangen. Befreie, statt zu binden, denn so wirst du befreit. Der Weg ist einfach. Jedes Mal, wenn dich ein Stich des Ärgers trifft, sei dir klar, dass du ein Schwert über deinen Kopf hältst. Und es wird fallen oder abgewendet werden, je nachdem, ob du beschließt, verurteilt oder frei zu sein. So stellt ein jeder, der dich zum Ärger zu verleiten scheint, deinen Erlöser aus dem Kerkerhaus des Todes dar. Und also schuldest du ihm Dank statt Schmerz.” (EKIW: Lektion 192, 8.-9.)
Es kostet eine Menge Energie, an einem Groll festzuhalten, Energie, die stattdessen für die Liebe verwendet werden könnte. Wenn wir unser Leben der Liebe widmen, dann haben die Angst und die falschen Vorstellungen des Egos keine Chance zu wachsen. Wenn wir unseren Garten unkrautfrei, sauber und rein halten, dann haben wir Platz für die Früchte - und es gibt viele Früchte.
Überzeugungen dem HEILIGEN GEIST überlassen
Bei der Vergebung geht es darum, wirklich zu sehen, was in unserem Geist ist, und es dann loszulassen. Das ist unsere innere Arbeit. Man kann nicht wirklich zum HEILIGEN GEIST sagen: "Ich habe ein verrücktes Leben. Würdest Du es bitte in Ordnung bringen?" Stattdessen bringen wir alles, was wir über unser Leben und diese Welt, über Zeit und Raum glauben, zum HEILIGEN GEIST zurück. Und wenn wir dies wirklich vollständig tun, werden unsere Probleme verschwinden.
“Nähere dich nie dem heiligen Augenblick, nachdem du versucht hast, alle Angst und allen Hass aus deinem Geist zu entfernen. Das ist dessen Funktion. Versuche niemals, über deine Schuld hinwegzusehen, bevor du um die Hilfe des HEILIGEN GEISTES bittest. Das ist SEINE Funktion. Dein Teil ist nur, IHM eine kleine Bereitwilligkeit anzubieten, dass ER alle Angst und allen Hass entferne und dass dir vergeben werde. Auf deinen kleinen Glauben, verbunden mit SEINEM Verständnis, wird ER deinen Teil an der SÜHNE bauen und sich vergewissern, dass du ihn leicht erfüllst. Und mit IHM wirst du eine Leiter bauen, die im massiven Felsen des Glaubens verankert ist und bis in den HIMMEL reicht. Und du wirst sie nicht benutzen, um alleine in den HIMMEL aufzufahren.” (EKIW: Kapitel 18, V. 2.)
In den Prozess der wahren Vergebung gehen wir mit dem HEILIGEN GEIST hinein, um die Dunkelheit zu vertreiben, und wir werden zur Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks zurückgebracht. Bringen wir diese Dunkelheit ans Licht. Bringen wir all unsere verrückten Überzeugungen ans Licht, und wir werden sehen, dass sie nur in unserer Vorstellung existierten. Sie waren nur dunkle Drachen, verrückte kleine Ideen, die wir vergraben und versteckt gehalten haben. Es war nur ein weiterer Trick des Egos. Es war nie echt!
Vergebung ist ein Moment, in dem man sich dafür entscheidet, glücklich zu sein, anstatt Recht zu haben. Vergebung ist eine Gelegenheit, sich neu für die Wirklichkeit zu entscheiden; es ist der Moment, in dem wir uns für unser wahres SELBST entscheiden und nicht für ein Bild von uns.
Vergebung bedeutet, nach innen zu gehen, unter die Angriffsgedanken und in die Unschuld dessen zu kommen, was wir sind, in unsere Göttlichkeit. Vergebung tut im Stillen nichts. Sie wartet und beobachtet, und sie urteilt nicht. Es ist einfach ein heiterer, tiefer, stiller Geisteszustand. Wenn Vergebung unsere Funktion ist, sind wir von Natur aus glücklich. Vergebung ist unser Schlüssel zum Glück!
Dies ist kein vorübergehendes Glück, das mit bestimmten Ergebnissen verbunden ist. Es ist nicht: "Ich bin glücklich, weil ich eine Gehaltserhöhung bekommen, meinen Seelenverwandten gefunden oder im Lotto gewonnen habe." Es ist keine vorübergehende Art von Glück. Die Vergebungspraxis führt also zu einer sehr freudigen Erfahrung, denn es gibt keine Agenda mit irgendetwas. Wir können den unglücklichen Traum als Fehlwahrnehmung beschreiben, und dann ist der glückliche, vergebene Traum der Prüfstein, der dem Himmel auf Erden am nächsten kommt. Es ist eine Transformation im Geist und im Bewusstsein. Man ist dem HIMMEL so nahe, dass die Füße sozusagen den Boden nicht mehr berühren. Man wird einfach getragen und hochgehoben!
Vergeben und die Welt als einen Traum sehen
Manche Menschen glauben, wenn man anfängt, die Welt als einen Traum oder eine Illusion zu sehen, wird man desinteressiert oder hat kein Gefühl für Liebe oder Mitgefühl, das durch einen fließt. Aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Der HEILIGE GEIST strömt in diesem Zustand sogar noch stärker durch unseren Geist, da man nicht darauf Wert legt, dass die Form auf eine bestimmte Art und Weise ist oder auf eine bestimmte Weise aussieht. Wir erleben eher einen Ruf nach Liebe als einen Angriff, und wir geben, worum man uns bittet; wir geben die Liebe. Wir fallen nicht auf die Wahrnehmung rein, wir fallen nicht auf das Verhalten rein. Wenn wir Liebe verschenken, stärken wir sie, und dann wissen wir, dass wir sie sind, dass wir eine unbegrenzte Ausdehnung der göttlichen Liebe sind.
Vergebung kann sich tiefgreifend, sehr tief und sehr mystisch anfühlen. Die amerikanische Kurs-Lehrerin Lisa Fair hatte eine Schwester, die vergewaltigt und ermordet wurde. Die Geschichte ihrer Vergebung, bei der ihr auch Jesus erschien, und die direkte Begegnung mit dem Mörder ihrer Schwester im Aufzug ist zutiefst berührend. Sie legte Zeugnis für die Vergebung für uns alle ab.
Beispiele der Vergebung zeigen uns, was möglich wird, wenn wir von Herzen vergeben. Als die Tochter eines Freundes von David Hoffmeister ermordet wurde, betete dieser Freund inständig. Sie verhafteten einen Mann. Davids Freund betete: "Was soll ich tun?", und Jesus sagte: "Geh ins Gefängnis. Geh in die Zelle zu diesem Mann und sag ihm, dass du ihn liebst." Dieser Mann hatte seine Tochter ermordet, und er sollte in das Gefängnis gehen, in die Zelle, und einfach bei diesem Mann sein. Als er ins Gefängnis ging, liebte er diesen Mann so sehr, dass er anfing, Gedichte zu schreiben, zu malen und sich mit den Lehren des Kurses in Wundern zu beschäftigen. Bei der Vergebung geht es darum, über den Fehler hinauszusehen.
Das sind starke Beispiele, bei denen wir sehen können, wie sich unser Geist in Wut und Schuldzuweisungen verwandeln könnte. Bei solchen Szenarien denkt man sofort an etwas Böses, dem man nicht begegnen möchte. Aber Jesus sagt uns immer wieder: "Nehmt den Fremden auf." Er weist uns an, all unsere Gedanken und Wahrnehmungen, dass jemand etwas falsch gemacht hat, hinter uns zu lassen und uns in Liebe zu verbinden. Sich in Liebe zu verbinden ist unsere Freiheit. Es bedeutet sich in der Gegenwart zu verbinden. Kränkungen gehören immer der Vergangenheit an. Wenn wir einen Groll hegen, bleiben wir im Gefängnis und die ganze Welt auch. Wenn wir vergeben, wenn wir den Groll hinter uns lassen, wenn wir mit den Augen CHRISTI sehen und uns in CHRISTUS verbinden, befreien wir die ganze Welt.
Eine Erfahrung von wahrer Freiheit kann nur in der Gegenwart gemacht werden und sie kann nur mit Vergebung kommen. Vergebung ist unsere einzige Aufgabe - unser einziges Geschenk an die Welt. Wir haben keine andere Lebensaufgabe als diese. Die Berufung unseres Lebens besteht nicht darin, etwas zu "werden". Das Gegenteil ist der Fall. Es geht darum, das falsche Selbst, das wir erschaffen haben, loszuwerden. Und das tun wir, indem wir ihm vergeben, indem wir unseren Glauben an es vergeben. Wir sind nicht mehr durch Angst, Schuld und Zweifel gefesselt, wenn wir alle unsere Überzeugungen bis hin zum zentralen Glauben an die Trennung vollständig überprüft und losgelassen haben. Dies ist das ultimative Verlernen und “Entwickeln” des Geistes, das zu einem Leben in glückseliger Freiheit und Freude führen wird.
“Vergebung bietet alles, was ich will.” (EKIW: Lektion 122)
Vergebung fegt Verzerrungen weg und öffnet den verborgenen Altar für die Wahrheit. Denn hier, und nur hier, wird der Geistesfrieden wiederhergestellt, denn dies ist die Wohnung GOTTES selbst. Mit vollständiger Vergebung werden wir sehen, dass niemand verletzt werden kann, und sobald wir mit der tiefen Gegenwart in Berührung kommen, sind alle Dinge gleichermaßen akzeptabel. In der Wahrnehmung der Vergebung, der sanften Gnade der Liebe, die wir sind, wird alles als Ganzes gesehen. Und diese ganzheitliche Sichtweise ist so entspannend, dass wir uns buchstäblich durch den Tag tragen lassen können, indem wir uns vom Wind wie eine Feder tragen lassen.
Vergebung ist die Liebe, die das Glück herbeiruft
Wäre es nicht wundervoll, durch unser Leben zu gleiten wie durch einen friedlichen Traum, in dem wir einfach nur erfreut sind und uns selbst und andere voll und ganz akzeptieren? In dieser Welt der Träume kann unser Ziel darin bestehen, unsere Wahrnehmung von einem Albtraum in einen glücklichen Traum zu verwandeln. Der glückliche Traum ist, einfach ausgedrückt, ein Traum der Nichtbeurteilung. Die Menschen organisieren die Welt, die sie sehen, und ihr Leben auf der Erde auf der Grundlage vieler Glaubenssätze. Die Vergebung, um die es in dem glücklichen Traum geht, ist wie ein riesiger, allumfassender Glaube. Sie ist sogar so groß, dass sie alle anderen Überzeugungen buchstäblich verschlingt. Das bedeutet, dass wir bei der Vergebung die Erfahrung machen, dass alle spezifischen Überzeugungen völlig unwahr sind. Vergebung versetzt uns also in einen Zustand der völligen Offenheit, Akzeptanz und All-Umfasstheit.
Praktisch bedeutet dies, dass wir nie wieder in einen Streit geraten werden, weil wir wissen, dass es keine bestimmten Überzeugungen gibt, die wahrer sind als andere; sie sind alle gleichermaßen falsch. All die Etiketten und all die Dinge, die die Menschen zu verteidigen scheinen, wie unterschiedliche Kulturen, Religionen und Glaubensvorstellungen, die mit verschiedenen Ethnien verbunden sind, werden für uns keine bedeutenden Unterschiede mehr darstellen. Wir werden eine Erfahrung des vereinten Bewusstseins machen, in dem alles eins ist. Alles ist Geist, und wir werden uns als Geist erkennen. Wir haben den Glauben an richtig und falsch, Argumente, Debatten und Meinungen vollständig überwunden.
Wenn wir von einem Ort der Vergebung kommen, erkennen wir, dass alle Bedeutung in unserem Herzen liegt, und wir werden diese wunderschöne Bedeutung in alles einbringen, was wir sehen. Lektion 30 lautet: “GOTT ist in allem, was ich sehe, weil GOTT in meinem Geist ist." Wir nehmen die Liebe in unserem Herzen und lassen sie auf absolut alles ausströmen. Schönheit liegt im Auge des Betrachters, und wenn wir mit den Augen der Liebe schauen, können wir nicht anders, als diese Liebe zu sehen und weiterzugeben.
Viele Zeugen werden herbeigerufen. Auf diese Weise leuchtet der Traum auf. Zeugen der Liebe, des Friedens und der Harmonie beginnen den Geist zu überfluten. Die Zeugen der Liebe ersetzen die Zeugen von Angst, Schuld, Scham und Schmerz. Zeugen des Glücks, der Freude und der Freiheit durchdringen den Geist und die Traumwelt.
Ruf nach Liebe
Wenn wir glauben, etwas Schreckliches in der Welt zu sehen, das wir nicht vergeben können, dann erinnern wir uns daran, dass es ein Ruf nach Liebe ist - und zwar unser eigener Ruf nach Liebe. Ein Ereignis, das sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt hat, ist "Nine Eleven" (9/11). Jeder der dieses Ereignis bewusst wahrgenommen hat, weiß noch genau, wo und unter welchen Umständen ihn die Nachricht vom 11. September 2001 erreicht hat und erinnert sich an den Angriff, der darauf folgte. Die zentrale Notrufnummer in den USA ist seit über 60 Jahren 911. Was für ein Symbol! 9/11 ist ein Notruf - ein Ruf nach Liebe.
Wenn wir dieses Geschehen als einen Ruf nach Liebe erleben, werden wir geben, worum man uns bittet; wir geben die Liebe. Wir fallen nicht auf die Wahrnehmung rein. Wenn wir Liebe verschenken, stärken wir sie, und dann wissen wir, dass wir sie sind, dass wir eine unbegrenzte Ausdehnung der göttlichen Liebe sind.
“Das ist das eigentlich Wertvolle daran, wenn du lernst, Angriff als einen Ruf nach Liebe wahrzunehmen. Wir haben bereits gelernt, dass Angst und Angriff unausweichlich miteinander verbunden sind. Wenn nur Angriff Angst erzeugt und wenn du Angriff als den Hilferuf siehst, der er ist, muss es dir dämmern, dass die Angst unwirklich ist. Denn Angst ist ein Ruf nach Liebe, im unbewussten Erkennen dessen, was verleugnet wurde.” (EKIW: Kapitel 12, I. 8. 10.- 13.)
“Das einzige Urteil dabei ist, dass der HEILIGE GEIST nur zwei Kategorien unterscheidet: Die eine ist die Liebe und die andere der Ruf nach Liebe. Du kannst diese Einteilung nicht verlässlich treffen, denn du bist viel zu verwirrt, um entweder Liebe zu erkennen oder zu glauben, dass alles andere nichts als ein Ruf nach Liebe ist. Du bist zu sehr an die Form gebunden, nicht an den Inhalt. Was du als Inhalt ansiehst, ist überhaupt nicht Inhalt. Es ist nur Form, sonst nichts. Du reagierst nämlich nicht auf das, was dir ein Bruder tatsächlich anbietet, sondern nur auf die jeweilige Wahrnehmung seines Angebotes, der zufolge das Ego es beurteilt.” (EKIW: Kapitel 14, X. 7.)
In Lektion 14 sind wir ganz konkret aufgefordert folgendes zu üben: “Gott hat diesen Krieg nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich. Gott hat diesen Flugzeugabsturz nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich. Gott hat dieses Unglück [benenne es genau] nicht erschaffen, und somit ist es nicht wirklich.”
Durch Vergebung strahlen wir einfach die Wahrheit aus. Das ist der Punkt, an dem das Wunder im Bewusstsein erscheint. Wir bleiben in der Wahrheit der Unschuld und weigern uns, unseren Bruder oder unsere Schwester als etwas zu sehen, was sie nicht sind. Und wenn wir diese Präsenz und Vision der Unschuld bewahren, werden wir emporgehoben, um uns daran zu erinnern, wer auch wir sind. Das ist die liebevollste und mitfühlendste Erfahrung überhaupt. Und sie wird wirklich geteilt!
“Vergib der Welt, und du wirst verstehen, dass alles, was GOTT schuf, kein Ende haben kann und dass nichts wirklich ist, was ER nicht schuf. Mit diesem einen Satz ist unser Kurs erklärt. Mit diesem einen Satz wird unserem Üben seine einzige Richtung gegeben. Und in diesem einen Satz ist des HEILIGEN GEISTES ganzer Lehrplan ganz genau so bezeichnet, wie er ist.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 20. 5. 7.-10.)
Dieser Artikel enthält ausschließlich eine Sammlung einiger prägnanter Zitate aus Kapitel 19, IV des Kurses und kann all jenen als Erinnerungsstütze dienen, die den Kurs schon mindestens einmal durchgearbeitet haben. Diesen Hindernissen werden wir immer wieder begegnen, bis wir sie endgültig überwunden haben:
A. Das erste Hindernis: der Wunsch, ihn loszuwerden
a) Die Anziehungskraft der Schuld
B. Das zweite Hindernis: der Glaube, der Körper sei wertvoll um dessentwillen, was er bietet
a) Die Anziehungskraft des Schmerzes
C. Das dritte Hindernis: die Anziehungskraft des Todes
a) Der unverwesliche Körper
D. Das vierte Hindernis: die Angst vor GOTT
a) Das Lüften des Schleiers
“Während der Frieden sich aus der Tiefe deines Inneren ausdehnt, um die ganze SOHNSCHAFT zu umfassen und ihr Ruhe zu schenken, wird er auf viele Hindernisse stoßen.”
“Du kannst den HEILIGEN GEIST nicht sehen, aber du kannst deine Brüder wahrheitsgemäß sehen. Und das Licht in ihnen wird dir alles zeigen, was du zu sehen brauchst. Wenn der Frieden in dir so weit ausgedehnt ist, dass er jeden umfasst, dann wird die Funktion des HEILIGEN GEISTES hier vollbracht sein.”
A. Das erste Hindernis: der Wunsch, ihn loszuwerden
“Und dennoch, dieser kleine Rest von Angriff, den du noch immer gegen deinen Bruder hegst, er ist das erste Hindernis, auf das der Frieden in dir stößt, wenn er vorangeht. Diese kleine Mauer des Hasses widersetzt sich noch immer dem WILLEN GOTTES und hält ihn in Grenzen.”
“Hab keine Angst vor diesem kleinen Hindernis! Es kann den WILLEN GOTTES nicht zurückhalten. Der Frieden wird darüber hinwegfließen und sich ungehindert mit dir verbinden. Die Erlösung kann dir nicht vorenthalten werden. Sie ist dein Ziel. Du kannst nichts anderes wählen.”
“Der kleine wahnsinnige Wunsch, IHN loszuwerden, DEN du hereingebeten hast, und IHN hinauszustoßen, muss Konflikt erzeugen. Während du die Welt betrachtest, kann dieser kleine Wunsch, entwurzelt und planlos dahintreibend, irgendwo landen und sich für eine kurze Zeit auf irgend etwas niederlassen, denn jetzt hat er kein Ziel mehr. Bevor der HEILIGE GEIST eingekehrt war, um in dir zu wohnen, schien er ein mächtiges Ziel zu haben: die starre und unveränderbare Hingabe an die Sünde und an ihre Folgen. Jetzt ist er ziellos, irrt zwecklos hin und her und verursacht nicht mehr als winzige Unterbrechungen in der Anziehungskraft der Liebe.”
a) Die Anziehungskraft der Schuld
“Die Anziehungskraft der Schuld erzeugt Angst vor der Liebe, denn die Liebe würde überhaupt nie auf die Schuld schauen. Es ist das Wesen der Liebe, dass sie nur auf die Wahrheit schaut, mit der sie sich in heiliger Vereinigung und Vollständigkeit verbinden möchte.”
“Die Angst ist nämlich gnadenlos, sogar zu ihren Freunden. Ihre Boten stehlen sich schuldbewusst davon in hungriger Suche nach der Schuld, denn ihr Herr lässt sie frieren, darben und sehr bösartig werden und sich nur an dem weiden, was sie ihm zurückbringen. Auch nicht das kleinste Fünkchen Schuld entgeht ihren hungrigen Augen.”
“Der HEILIGE GEIST hat dir die Boten der Liebe gegeben, damit du sie anstelle derjenigen aussendest, die du durch Angst abgerichtet hast. Sie sind eben so begierig, dir wiederzubringen, was ihnen lieb und teuer ist, wie es die andern sind. Und sendest du sie aus, werden sie nur das Schuldlose und das Schöne, das Sanfte und das Gütige sehen. Sie werden ebenso sorgfältig darauf achten, nicht einen kleinen Akt der Nächstenliebe, nicht eine winzige Äußerung der Vergebung, nicht einen schwachen Hauch der Liebe ihrer Aufmerksamkeit entgehen zu lassen. Und sie werden wiederkehren mit all den glücklichen Dingen, die sie gefunden haben, um sie liebevoll mit dir zu teilen.”
B. Das zweite Hindernis: der Glaube, der Körper sei wertvoll um dessentwillen, was er bietet
“Das ist der Wert, von dem du denkst, der Frieden werde ihn dir rauben. Das ist es, was er, wie du glaubst, enteignen werde und wodurch du obdachlos würdest. Das ist es, um dessentwillen du dem Frieden ein Zuhause verweigern möchtest. Das erscheint dir als ein zu großes »Opfer«, als zuviel von dir verlangt. Ist es ein Opfer oder eine Befreiung? Was hat der Körper dir denn wirklich gegeben, das deinen sonderbaren Glauben rechtfertigt, in ihm liege die Erlösung? Siehst du denn nicht, dass dies der Glaube an den Tod ist?”
“Der Schmerz ist das einzige »Opfer«, das der HEILIGE GEIST fordert, und diesen möchte ER entfernen.”
a) Die Anziehungskraft des Schmerzes
“Man kann unmöglich Lust durch den Körper suchen und nicht Schmerz finden. Es ist ganz wesentlich, dass diese Beziehung verstanden wird, denn sie ist eine, die das Ego als Beweis der Sünde sieht. Sie hat in Wirklichkeit überhaupt nichts mit Strafe zu tun. Sie ist bloß die unvermeidliche Folge davon, dass du dich mit dem Körper gleichgesetzt hast, und das ist die Einladung an den Schmerz. Denn es lädt die Angst ein, einzutreten und dein Ziel zu werden. Und mit ihr muss die Anziehungskraft der Schuld eintreten und alles, was die Angst den Körper zu tun anweist, ist deshalb schmerzvoll. Es wird den Schmerz aller Illusionen teilen, und die Illusion der Lust wird dasselbe sein wie Schmerz.”
“Genau diese Idee liegt der gesamten riesigen Investition des Ego in den Körper zugrunde. Und genau diese wahnsinnige Beziehung hält es versteckt, während es sich davon nährt. Dich lehrt es, dass des Körpers Lust Glück ist. Bei sich aber flüstert es: »Sie ist der Tod.«”
“Höre nicht seine [Ego] Verrücktheit, und glaube nicht, dass das Unmögliche wahr ist. Vergiss nicht, dass das Ego den Körper dem Ziel der Sünde hingegeben hat und seinen ganzen Glauben in ihn setzt, dass dies erreichbar ist. Seine traurigen Jünger singen ohne Unterlass ein Loblied auf den Körper, während sie feierlich des Ego Herrschaft zelebrieren. Und da ist keiner, der nicht glauben muss, dass der Anziehungskraft der Schuld nachzugeben das Entrinnen aus dem Schmerz ist. Keiner, der nicht den Körper als sich selbst ansehen muss, ohne den er sterben würde, in dem jedoch sein Tod ebenso unausweichlich ist.”
C. Das dritte Hindernis: die Anziehungskraft des Todes
“Was Angst vor dem Tod zu sein scheint, ist in Wirklichkeit seine Anziehungskraft.”
“Als du die Zielsetzung des HEILIGEN GEISTES anstelle derjenigen des Ego angenommen hast, hast du dem Tod entsagt und ihn gegen das Leben eingetauscht.”
a) Der unverwesliche Körper
“Vom Ego kamen Sünde, Schuld und Tod, in Opposition zum Leben und der Unschuld und dem WILLEN GOTTES SELBST.”
“Die Arroganz der Sünde, der Stolz der Schuld und das Grabmal der Trennung sie alle sind Teil deiner unerkannten Hingabe an den Tod.”
“Für dich gibt es eine andere Hingabe, die den Körper unverweslich und vollkommen erhält, solange er für deinen heiligen Zweck nützlich ist. Der Körper stirbt ebenso wenig, wie er fühlen kann. Er tut nichts. Von sich aus ist er weder verweslich noch unverweslich. Er ist nichts. Er ist die Folge einer winzig kleinen Wahnidee der Verweslichkeit, die berichtigt werden kann.”
“Wer den Tod fürchtet, sieht nicht, wie oft und laut er ihn ruft und ihn zu sich kommen heißt, damit er ihn vor der Kommunikation errette. Der Tod wird nämlich als Sicherheit gesehen, als großer, dunkler Retter vor dem Licht der Wahrheit, als Antwort auf die ANTWORT, als einer, der die STIMME, DIE für GOTT spricht, zum Verstummen bringt. Aber der Rückzug in den Tod ist nicht das Ende des Konflikts. Nur GOTTES ANTWORT ist sein Ende.”
“Mein Bruder, Kind unseres VATERS, das ist ein Traum vom Tod. Es gibt keine Beerdigung, keine dunklen Altäre, keine finsteren Gebote noch verdrehten Rituale der Verurteilung, zu denen dich der Körper führt. Bitte nicht ihn, dich zu befreien. Sondern befreie ihn von den gnadenlosen, unerbittlichen Befehlen, die du ihm auferlegt hast, und vergib ihm das, was du ihm zu tun befahlst. Indem du ihn überhöht hast, befahlst du ihm zu sterben, denn nur der Tod konnte das Leben bezwingen. Und was sonst als der Wahnsinn konnte auf die Niederlage GOTTES blicken und denken, dass sie wirklich ist?”
“Die Angst vor dem Tod wird vergehen, wenn ihr Reiz der wirklichen Anziehungskraft der Liebe abgetreten wird. Das Ende der Sünde, das sich ruhig in die Sicherheit deiner Beziehung schmiegt, ist sehr nah, geschützt durch deine Vereinigung mit deinem Bruder und bereit, zu einer mächtigen Kraft für GOTT anzuwachsen. Die Erlösung wird als kleines Kind sorgsam gehütet von der Liebe und vor jedem Gedanken bewahrt, der sie angreifen würde; still wird sie dafür bereit gemacht, die mächtige Aufgabe zu erfüllen, für die sie dir gegeben wurde. Deine neugeborene Zielsetzung wird genährt von Engeln, dem HEILIGEN GEIST ist sie lieb und teuer, und GOTT SELBST beschützt sie. Sie braucht deinen Schutz nicht: Sie ist dein. Denn sie ist todlos, und in ihr liegt des Todes Ende.”
“Wenn dir irgend etwas als eine Quelle der Angst erscheint, wenn irgendeine Situation dich in Angst und Schrecken versetzt, deinen Körper zittern lässt und kalter Angstschweiß ihn überkommt, dann erinnere dich daran, dass es immer aus einem Grund geschieht: das Ego hat es als Symbol der Angst, als Zeichen der Sünde und des Todes wahrgenommen.”
“Siehst du dich einer solchen scheinbaren Ungewissheit der Bedeutung gegenüber, beurteile sie nicht. Erinnere dich an die heilige Gegenwart DESSEN, DER dir gegeben ward, um des Urteils QUELLS zu sein. Übergib es IHM, für dich zu urteilen, und sage:
Nimm dies von mir, betrachte es und beurteile es für mich.
Lass es mich nicht als Zeichen der Sünde und des Todes sehen noch zur Zerstörung nutzen.
Lehre mich, wie ich daraus kein Hindernis für den Frieden mache,
sondern es DICH für mich nutzen lasse, um sein Kommen zu erleichtern.”
D. Das vierte Hindernis: die Angst vor GOTT
“Das ist der dunkelste Schleier, der durch den Glauben an den Tod aufrechterhalten und durch seine Anziehungskraft geschützt wird.”
“Jedes Hindernis, über das der Frieden hinwegfließen muss, wird immer auf dieselbe Weise überwunden: Die Angst, die es errichtet hat, weicht der dahinterliegenden Liebe und so ist die Angst vergangen.”
“Es scheint dir, dass die Welt dich ganz und gar im Stiche lassen wird, wenn du nur deinen Blick erhebst. Doch alles, was geschehen wird, ist, dass du die Welt für immer verlassen wirst. Das ist die Wiedereinsetzung deines Willens. Sieh ihn mit offenen Augen an, und du wirst nimmermehr glauben, dass du in der Gewalt von Dingen jenseits von dir bist, von Kräften, die du nicht kontrollieren kannst, und von Gedanken, die dir gegen deinen Willen kommen. Es ist dein Wille, dieses anzusehen. Kein verrücktes Verlangen, kein trivialer Impuls, das wieder zu vergeben, kein Stich der Angst, noch der kalte Schweiß des scheinbaren Todes können deinem Willen standhalten. Denn was dich von jenseits des Schleiers her anzieht, das ist auch tief in dir, der du ungetrennt davon bist und vollständig eins.”
a) Das Lüften des Schleiers
“Der FÜHRER, DER dich hergebracht hat, bleibt bei dir, und wenn du deinen Blick erhebst, wirst du bereit sein, auf schieren Schrecken ohne die geringste Angst zu schauen. Zuerst jedoch hebe deinen Blick und schaue deinen Bruder an in Unschuld, geboren aus der vollständigen Vergebung seiner Illusionen, und mit des Glaubens Augen, der sie nicht sieht.”
“Niemand kann unerschrocken auf die Angst vor GOTT schauen, wenn er die SÜHNE nicht angenommen und gelernt hat, dass Illusionen nicht wirklich sind. Niemand kann allein vor diesem Hindernis stehen, denn er wäre nicht so weit gelangt, wenn sein Bruder nicht neben ihm hergegangen wäre. Und niemand würde es wagen, es zu betrachten, ohne seinem Bruder in seinem Herzen vollständig vergeben zu haben. Bleibe hier eine Weile stehen und zittere nicht. Du wirst bereit sein. Wir wollen uns in einem heiligen Augenblick an diesem Ort verbinden, an den der Zweck, der dir im heiligen Augenblick gegeben ward, dich führte. Auch wollen wir uns in dem Glauben verbinden, dass ER, DER uns gemeinsam hier herbrachte, dir die Unschuld schenken wird, die du brauchst, und dass du sie annehmen wirst um meiner und um SEINER Liebe willen.”
“Hier, angesichts des Endes deiner Reise, siehst du ihren Zweck. Und hier triffst du die Wahl, ob du ihn anschaust oder weiterwanderst, nur um zurückzukehren und noch einmal die Wahl zu treffen.”
“Es braucht einige Vorbereitung, um die Angst vor GOTT anzuschauen. Nur die geistig Gesunden können den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit mit Erbarmen und mit Mitgefühl betrachten, aber ohne Angst. Denn nur wenn sie daran teilhaben, scheinen diese furchterregend zu sein, und du hast so lange daran teil, bis du deinen Bruder mit vollkommenem Glauben und vollkommener Liebe und Zärtlichkeit ansiehst. Vor der vollständigen Vergebung stehst du und hast noch immer nicht vergeben. Du hast Angst vor GOTT, weil du deinen Bruder fürchtest. Diejenigen, denen du nicht vergibst, fürchtest du. Und niemand gelangt zur Liebe mit Angst an seiner Seite.”
“Dieser Bruder, der neben dir steht, scheint immer noch ein Fremder zu sein. Du erkennst ihn nicht, und deine Deutung von ihm ist sehr furchterregend. Auch greifst du ihn noch immer an, um das, was du selbst zu sein scheinst, vor Schaden zu bewahren. Deine Erlösung aber liegt in seinen Händen. Du siehst seine Verrücktheit, die du hasst, weil du sie teilst. Und das ganze Mitleid und die Vergebung, die sie heilen würden, weichen der Angst. Bruder, du brauchst Vergebung deinem Bruder gegenüber, denn ihr werdet euch gemeinsam in die Verrücktheit oder in den HIMMEL teilen. Auch werdet ihr eure Augen gemeinsam im Glauben erheben oder gar nicht.”
“Befreiung wurde dir gegeben, damit du sie deinem Bruder gibst und so empfängst. Wem du vergibst, der ist frei, und was du gibst, das teilst du. Vergib die Sünden, die dein Bruder begangen zu haben glaubt, und alle Schuld, die du in ihm zu sehen glaubst.”
“Gemeinsam werden wir eingehen in die GEGENWART jenseits des Schleiers, nicht um verloren, sondern um gefunden zu werden, nicht um gesehen, sondern um erkannt zu werden. Und in der Erkenntnis, dass nichts im Plan, den GOTT für die Erlösung aufgestellt hat, ungetan gelassen wird. Das ist der Sinn und Zweck der Reise, ohne den die Reise bedeutungslos ist. Hier ist der Frieden GOTTES, der dir in Ewigkeit von IHM gegeben ist. Hier sind die Ruhe und die Stille, die du suchst und die von Anfang an der Grund für diese Reise waren. Der HIMMEL ist die Gabe, die du deinem Bruder schuldest, die Dankesschuld, die du dem SOHNE GOTTES schenkst als Dank für das, was er ist und was zu sein sein VATER ihn erschuf.”
Im Folgenden noch eine Zusammenfassung der Lektion 196 in Bezug auf die Angst vor GOTT:
Wenn wir gründlich verstanden haben und uns dessen voll bewusst bleiben, dass wir uns nur selber kreuzigen können, dann werden wir nicht mehr versuchen uns zu schaden und werden befreit sein von der wahnsinnigen Überzeugung, dass einen Bruder anzugreifen uns selbst erlöst. Der trübselige, hoffnungslose Gedanke, dass wir andere angreifen und selbst entrinnen könnten, hat uns ans Kreuz genagelt. Die Angst vor GOTT ist für jeden, der denkt, dass dieser Gedanke wahr ist, wirklich. Und er wird dessen Torheit nicht wahrnehmen und nicht einmal sehen, dass er vorhanden ist, sodass es möglich wäre, ihn infrage zu stellen.
Wenn wir erst einmal verstanden haben, dass es unmöglich ist, von etwas anderem als unseren eigenen Gedanken verletzt zu werden, dann muss die Angst vor GOTT verschwinden. Dann können wir nicht mehr glauben, dass Angst außen verursacht wird. Und GOTT, DEN wir zu verbannen dachten, kann wieder im heiligen Geist, den er nie verlassen hat, willkommen geheißen werden.
Wenn wir nur uns selbst kreuzigen können, dann haben wir die Welt nicht verletzt und brauchen vor ihrer Rache und Verfolgung keine Angst zu haben. Ebenso wenig müssen wir uns voll Angst und Schrecken vor der tödlichen Angst vor GOTT verstecken, die die Projektion hinter sich verbirgt.
Es gibt einen Moment, wo Angst und Schrecken sich unseres Geistes so gänzlich zu bemächtigen scheinen, dass ein Entrinnen völlig hoffnungslos erscheint. Wenn wir ein für alle Mal begreifen, dass wir es sind, den wir fürchten, dann nimmt der Geist sich als gespalten wahr. Das war es, was verborgen war, solange wir glaubten, Angriff könne nach außen gerichtet werden und von außen nach innen zurückgegeben werden. Es schien ein äußerer Feind zu sein, den wir zu fürchten hatten. Und so wurde ein Gott außerhalb von uns zu unserem Todfeind, zur Quelle der Angst.
Jetzt wird für einen Augenblick ein Mörder in uns wahrgenommen, auf unseren Tod versessen und damit beschäftigt, sich Strafen für uns auszudenken, bis die Zeit gekommen ist, da er endlich töten kann. In diesem Augenblick jedoch ist ebenfalls die Zeit, da die Erlösung kommt. Denn die Angst vor GOTT ist verschwunden. Und wir können IHN anrufen, uns durch SEINE LIEBE von Illusionen zu erlösen, indem wir IHN VATER nennen und uns SEINEN SOHN.
Es gibt keinen GEDANKEN GOTTES, der nicht mit uns geht, um uns zu helfen, jenen Augenblick zu erreichen und rasch, sicher und für immer über ihn hinauszugehen. Wenn die Angst vor GOTT vergangen ist, dann gibt es keine Hindernisse, die zwischen uns und GOTTES heiligem Frieden noch bestehen bleiben.
Der Heilige Augenblick - das Jetzt
Zuerst Ursache, dann Wirkung - diese tief in unser Verständnis der Welt eingebettete Abfolge wird von der modernen Quantenphysik auf den Kopf gestellt. Denn in der Welt der Quantenmechanik sind Umstände möglich, in denen ein einzelnes Ereignis zugleich Ursache und Wirkung eines anderen Ereignisses sein kann. In der Spiritualität ist seit Jahrtausenden bekannt, dass die lineare Zeit eine Illusion ist, lediglich ein Eindruck, der entsteht, wenn sich ein individuelles Bewusstsein entlang eines Pfades im Raum-Zeit-Kontinuum bewegt. Die Zeit bewegt sich nicht, die Zeit ist immer Jetzt. Wir sind es, die sich auf einer Reise befinden. Wir bewegen uns durch die Zeit. Wo immer wir uns auf dieser Reise durch die Zeit auch befinden mögen, es ist immer Jetzt. Das Ziel jedes wahrhaft spirituellen Weges ist das Eintauchen in das Jetzt - den heiligen Augenblick, die Erlösung aus der linearen Zeit.
Die unbewusste Suche nach dem Jetzt
Auch hinter Extremsportarten wie Bungee-Jumping oder Fallschirmspringen steht die Sehnsucht nach dem heiligen Augenblick. Der freie Fall nach dem Sprung von einer Brücke oder aus einem Flugzeug ist geradezu eine Einladung an den heiligen Augenblick. Viele haben das schon erlebt, ohne sich bewusst zu sein, was sie da erlebt haben und dass es einen Weg gibt, der dauerhaft in diesen glückseligen Zustand führt.
Auch der tief religiöse Formel-1-Rennfahrer Ayrton Senna hatte während seiner Rennen mystische Erfahrungen, die er eindeutig mit Gott in Verbindung brachte. Während eines Trainings zum Grand Prix von Monaco im Jahre 1988 tauchte er in den heiligen Augenblick ein und erlebte einige Runden in einem erweiterten Bewusstseinszustand - in der Träumer-des-Traums-Perspektive. Senna beschrieb diese Erfahrung mit folgenden Worten "Ich war schon auf Pole, und ich wurde immer schneller. Runde für Runde, schneller, schneller und schneller. Plötzlich war ich fast zwei Sekunden schneller als alle anderen, selbst als mein Teamkollege im gleichen Auto. Dann habe ich realisiert, dass ich das Auto nicht mehr bewusst fahre." Senna fuhr sich in eine andere Dimension - als er das realisierte, ging er an dem Tag nicht mehr zurück auf die Strecke. Als christlich geprägter Mensch wusste er nichts über diesen Zustand und war erschrocken.
Am Tag vor seinem tödlichen Unfall in Imola am 1. Mai 1994 schlug Senna die Bibel auf und las, dass GOTT ihm sein größtes Geschenk machen würde: die Begegnung mit IHM. Die Erfahrung, die die Welt Tod nennt, beinhaltet eine Vereinigung mit GOTT, ein Eintauchen in die LIEBE GOTTES. "Nichts kann mich von der Liebe Gottes trennen" steht auf dem Grabstein Sennas.
Was Jesus in Ein Kurs in Wundern meist den heiligen Augenblick nennt, nennt Eckhart Tolle, der wohl bekannteste spirituelle Lehrer unserer Zeit, das Jetzt. Eckhart Tolle hat sein erstes und bekanntestes Buch unter dem Titel „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ veröffentlicht. Der Begriff Gegenwart führt immer wieder zu Missverständnissen, denn unter Gegenwart wird üblicherweise ein Zeitpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft verstanden. Das Jetzt im spirituellen Sinne, ist aber kein Zeitpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft, sondern ein Zustand jenseits der linearen Zeit. Wenn die lineare Zeit kollabiert, landen wir im Jetzt.
Die lineare Zeit ist eine Erfindung des Egos, um von der Wahrheit abzulenken. “Zeit ist ein Kunstgriff, ein Taschenspielertrick, eine Riesenillusion, in der Figuren wie durch Zauberei kommen und gehen.” Damit das Ego überleben kann, muss es dafür sorgen, dass Zeit - Vergangenheit und Zukunft - wichtiger ist als der heilige Augenblick. Unser schlafender Geist, der in der linearen Zeit gefangen ist, ist ständig mit Gedanken aus der Vergangenheit beschäftigt. All diese Gedanken sind bedeutungslos. Solange unser Geist mit bedeutungslosen Ideen beschäftigt ist, ist die Wahrheit blockiert. Unser schlafender Geist kann das Jetzt - die einzige Zeit, die es gibt - nicht erfassen. Auch die Beschäftigung mit der scheinbaren Zukunft ist nichts anderes als die Projektion vergangener Gedanken in eine scheinbare Zukunft.
Der einzige Zweck, den das Ego in der Zeit wahrnimmt, ist die Kontinuität von Vergangenheit und Zukunft unter seiner Leitung und es schließt sich über der Gegenwart, sodass keine Lücke in seiner eigenen Kontinuität auftreten kann. In dieser Kontinuität findet das Ego seine Sicherheit. Das Ego investiert sehr stark in die Vergangenheit und glaubt am Ende, dass die Vergangenheit der einzige bedeutungsvolle Aspekt der Zeit ist. Die Betonung, die das Ego auf die Schuld legt, ermöglicht es ihm, seine Kontinuität zu sichern, indem es die Zukunft der Vergangenheit gleichmacht und so das Jetzt vermeidet.
Der mit dem Ego identifizierte Geist glaubt, die Zukunft und die Gegenwart seien gleich. Das schafft einen scheinbar stabilen Zustand, ist aber gewöhnlich der Versuch, einer darunter verborgenen Angst entgegenzuwirken, die Zukunft werde schlimmer sein als die Gegenwart. Diese Angst hemmt die Neigung, überhaupt in Frage zu stellen. Wenn wir uns beispielsweise für das Alter abgesichert haben, glauben wir, dass jetzt auch die Gegenwart sicher ist. In Wirklichkeit ist auf dieser Ebene gar nichts sicher. Wir versuchen nur, unserer Angst vor der Unsicherheit entgegenzuwirken. Aus dieser Angst heraus werden wir jetzt massive Widerstände haben, unser Konzept von Sicherheit und unser Konzept von Zeit überhaupt zu hinterfragen.
“Ich mache mir Sorgen, weil ich nicht weiß, wie es in meinem Leben weitergehen soll”, ist eine oft gehörte, aber völlig widersinnige Aussage. Wenn wir wirklich nicht wissen, wie es weitergeht, dann befinden wir uns im heiligen Augenblick. Dieser glückselige Zustand des Nichtwissens ist Erleuchtung. Wenn wir uns Sorgen machen, befinden wir uns nicht im Zustand des Nichtwissens, sondern wir glauben zu wissen, was in der Zukunft alles Schreckliches passieren könnte, und genau deshalb sind wir nicht in Frieden. Das Ego bombardiert uns mit Horrorvorstellungen über die Zukunft oder mit Hoffnungen auf Glück in der Zukunft, und beides basiert auf “Wissen” aus der Vergangenheit. Lektion 7 lautet daher: “Ich sehe nur die Vergangenheit.”
“Der Schwerpunkt dieses Kurses bleibt immer derselbe: Es ist dieser Augenblick, in dem dir die vollständige Erlösung angeboten wird, und dieser Augenblick ist es, in dem du sie annehmen kannst. Das ist nach wie vor deine einzige Verantwortung. Die SÜHNE könnte mit einem totalen Entrinnen aus der Vergangenheit und einem völligen Mangel an Interesse für die Zukunft gleichgesetzt werden.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 24. 6. 1.-.)
Die Einflüsterungen des Egos werden wunderbar in der Metapher des Esels und der Karotte (im Englischen: carrot on a stick) ausgedrückt. Die Metapher beschreibt, dass einem Esel als Anreiz eine Karotte - sichtbar, aber nicht erreichbar - vors Maul gehalten wird, um ihn dazu zu bringen, eine Last zu tragen oder in eine bestimmte Richtung zu laufen. Das Ego verspricht uns immer Glück in der Zukunft, dann, wenn wir genug Geld verdient haben, dann, wenn wir endlich berufliche Erfüllung gefunden haben, dann, wenn wir unseren Seelenpartner gefunden haben, dann, wenn die Kinder außer Haus sind, dann, wenn wir endlich in Rente gehen, dann, wenn diese Krankheit endlich vorbei ist, und der größte Trick am scheinbaren Ende dieser Geschichte - dann, wenn wir irgendwann in einem nächsten “Leben” die Erleuchtung erlangt haben. Doch neben den großen zukünftigen Zielen, die wir immer vor Augen haben, sind es vor allem die kurzfristigen Ziele, von denen wir uns vom Jetzt ablenken lassen. Die ständigen Einflüsterungen des Egos klingen ungefähr so: Gönn dir erst einmal ein gutes Essen, dann geht es dir gleich besser. Jetzt machst du erstmal das und dann machst du eine wohlverdiente Pause. Schlaf mal drüber, morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Der letzte große Trick des Egos um uns von der Erlösung fernzuhalten, besteht darin, uns davon zu überzeugen, dass wir zwischen der Zeit, in der wir vergeben, und jener, in der wir den Gewinn aus dem Vertrauen in unseren Bruder empfangen, ein Intervall sehen. Doch Erlösung ist augenblicklich, Wirkung und Ursache sind immer eins - daran liegt es nicht. In Wahrheit ist es so, dass wir immer noch eine Distanz zwischen uns und unserem Bruder behalten möchten, und diesen Raum nehmen wir als Zeit wahr, weil wir noch immer glauben, wir seien außerhalb von ihm. Das macht Vertrauen unmöglich. Die gegenwärtige Verbindung ist das, wovor wir immer noch große Angst haben. Aber wir lassen uns vom Ego täuschen und hoffen auf die Zukunft. Und so geben wir uns mit einem Seufzer zufrieden und mit dem Argument, dass wir es jetzt noch nicht verstehen, doch eines Tages verstehen werden. Das ist nicht Vernunft, das ist ein Opfern des Jetzt.
Das Ego verspricht uns zukünftiges Glück, hat uns aber nur einen einzigen Weg anzubieten und der führt immer in den Tod. Es ist nicht vernünftig, Glück von irgendetwas zu erwarten, was das Ego jemals vorschlug. Das Angebot GOTTES hingegen ist Glück jetzt.
“Gib dich nicht mit zukünftigem Glück zufrieden.
Es hat keine Bedeutung und ist nicht deine gerechte Belohnung.
Denn du hast Grund zur Freiheit jetzt.” (EKIW: Kapitel 26, VIII. 9. 1.-3.)
“Warum auf den Himmel warten?
Diejenigen, die das Licht suchen, bedecken nur ihre Augen.
Das Licht ist jetzt in ihnen.
Erleuchtung ist gar keine Veränderung,
sondern nur ein Wiedererkennen.” (EKIW: Lektion 188, 1. 1.-4.)
Eckhart Tolle änderte seinen Vornamen Ulrich in Eckhart, was einigen Berichten zufolge zu Ehren Meister Eckharts, eines einflussreichen thüringischen Theologen und Philosophen des Spätmittelalters, geschah. Schon Meister Eckhart im Spätmittelalter hatte ein tiefes Verständnis des Phänomens Zeit. Die Überzeitlichkeit des Ewigen wird in Eckharts Sprache als „Augenblick“ („nun“) wiedergegeben, doch ist dieser „Augenblick“ nicht mit einem Zeitpunkt zu verwechseln, sondern er umfasst „alle Zeit“, also die Gesamtheit dessen, was in aller Zeit gegeben ist. In der Sprache des Kurses bedeutet dies: “Das Drehbuch ist geschrieben”.
Eckhart Tolle stand unter einem solchen Leidensdruck, dass er bereit war, bewusst zu sterben, woraufhin er spontan im heiligen Augenblick und damit im inneren Frieden landete. Erst nachdem er lange Zeit auf einer Parkbank saß und selig vor sich hin grinste, beschäftigte er sich mit der Frage, was eigentlich mit ihm geschehen war. Erst dann wurde er als Lehrer wahrgenommen. Dies ist ein deutliches Zeichen für ein "reifes Bewusstsein", aber die wenigsten Menschen sind an diesem Punkt und brauchen deshalb zunächst noch scheinbar einen “Weg” wie den Kurs, der sie sanft an den heiligen Augenblick heranführt.
Da wir uns als Menschen mehr und mehr mit unserem egoischen Denken identifizieren, ist es wichtig zuerst einmal Gedanken zu denken, die auf die Wahrheit jenseits der Worte verweisen, um uns so dem heiligen Augenblick zu nähern. Dazu dient der Kurs: “Dieser Kurs ist ein Beginn, kein Ende.”(EKIW, ÜBUNGSBUCH, EPILOG) Das “Ende” ist der Frieden GOTTES, jenseits aller privaten Gedanken. Und auch Jesus im Kurs lädt uns immer und immer wieder in den heiligen Augenblick ein. Lektion 182 lautet: „Ich will einen Augenblick lang still sein und nach Hause gehen.“
“Mind”
Worte sind nur Symbole von Symbolen, so sind sie zweifach von der Wirklichkeit entfernt. Daher besteht immer die Gefahr, sie auch total falsch zu interpretieren. Das Wort, das meiner Erfahrung nach die meiste Verwirrung stiftet, ist das englische Wort “mind”. “Mind” bedeutet Geist, Verstand, Sinn, Seele, Gedanke, Gedanken, Absicht, Ansicht, Denkweise und noch mehr.
Der Begriff "mind" wird von den meisten als erwacht bezeichneten Lehrern, wie z.B. Eckhart Tolle, negativ verwendet und im Deutschen meist mit "Verstand" übersetzt. Richtig verstanden ist “mind” der gespaltene Geist und damit der Gedankenstrom des Ego-Geistes. Die negative Bewertung rührt daher, dass “mind” weder Bewusstsein noch reiner Geist ist, sondern das Denksystem des Egos darstellt. Diese Lehrer konzentrieren sich daher auf den Prozess der Loslösung des individuellen Bewusstseins vom ewigen Gedankenstrom des Egos. Im unbewussten Zustand des persönlichen Ich-Erlebens dominiert das Denksystem des Egos auch den Verstand. Daher wird der Verstand oft pauschal mit dem Denksystem des Egos gleichgesetzt. Das ist ein fataler Irrtum, denn der Verstand selbst ist nicht das Problem. Als Menschheit haben wir unseren Verstand enorm entwickelt, doch da sich auch das Ego der Logik des Verstandes bedient, sind wir äußerst raffiniert darin geworden, uns selbst zu belügen. Das ist einer der Gründe, warum der Verstand einen so schlechten Ruf hat. Doch es ist unsinnig, die Bedeutung des Verstandes selbst derart herabzusetzen und dann von den spirituellen Suchern einen vernünftigen Umgang mit dem Thema Spiritualität zu erwarten. Was dabei herauskommt, ist meist nur ein diffuses “Herumgespüre” und völlige Verwirrung über die göttlichen Gesetze. Obwohl der Verstand nicht der Sitz der geistigen Natur ist, ist er in der Tat die Pforte dazu.
“Der HEILIGE GEIST bedient sich der Logik ebenso leicht und gut wie das Ego, nur sind SEINE Schlussfolgerungen nicht wahnsinnig. Sie gehen in eine genau entgegengesetzte Richtung und zeigen so eindeutig auf den HIMMEL, wie das Ego auf Dunkelheit und Tod zeigt.” (EKIW: Kapitel 14, Einleitung, 1. 3.-4.)
“Erkenntnis wird nicht gelehrt, aber ihre Bedingungen müssen erworben werden, denn diese sind es, die weggeworfen wurden.” (EKIW: Kapitel 14, I. 1. 2.)
“In einer Welt, die aus Verleugnung gemacht und ohne Richtung ist, ist ein indirekter Beweis für die Wahrheit vonnöten.” (EKIW: Kapitel 14, I. 2. 1.)
In Ein Kurs in Wundern wird der Begriff “mind” nicht für den Verstand, sondern für den Geist verwendet und hat somit eine ganz andere Bedeutung.
Lektion 30: „GOTT ist in allem, was ich sehe, weil GOTT in meinem Geist ist.“ „God is in everything I see because God is in my mind.“
Die Unterscheidung zwischen Geist und Verstand ist aber auch bei der Arbeit mit dem Kurs wichtig. GOTTES SOHN ist der vollkommene Gedanke im Geist GOTTES, DER nach wie vor im GEIST wohnt, der SEINE QUELLE ist. Der “Gedanke im Geist GOTTES” ist selbstverständlich kein verstandesmäßiger privater Gedanke. Der sterbliche, also im weltlichen Sinne denkende Verstand ist ein vorübergehendes intellektuelles System, das den menschlichen Wesen für die Dauer eines materiellen Lebens zum Gebrauch geliehen ist, und je nachdem, wie wir diesen Verstand benutzen, akzeptieren oder verwerfen wir unser Entwicklungspotential. Der Verstand ist so ziemlich das Einzige, das unserem Willen unterworfen ist.
“Der Begriff Geist (mind) wird benutzt, um die aktivierende Kraft des reinen Geistes (spirit) darzustellen, die dessen schöpferische Energie liefert. Wenn der Begriff in Kapitälchenschrift verwendet wird, bezieht er sich auf GOTT oder CHRISTUS (z.B. der GEIST GOTTES oder der GEIST CHRISTI). Der reine Geist ist der GEDANKE GOTTES, den ER wie SICH SELBST schuf. Der geeinte Geist ist der eine SOHN GOTTES oder CHRISTUS.” (EKIW: BEGRIFFSBESTIMMUNG, 1. 1)
Neo-Advaita-Vedanta
“Es braucht einige Vorbereitung, um die Angst vor GOTT anzuschauen.” Das Ego ist raffiniert und versucht genau diese Vorbereitung zu verhindern. Genau dazu dienen viele moderne nonduale Konzepte. Was den meisten modernen nondualen Konzepten daher völlig fehlt, ist der Hinweis auf die Führung durch den HEILIGEN GEIST (Spirit) und der Hinweis auf die göttliche LIEBE. Doch ohne diese LIEBE ist es nicht das vollkommene Glück das unser wahres Erbe ist. Viele nonduale Lehrer, die geübt sind in der Mechanik des heiligen Augenblicks, haben den leuchtenden und funkelnden Glanz der Erkenntnis göttlicher LIEBE nie erfahren.
Tatsächlich beruhen die meisten modernen westlichen nondualen Konzepte auf einem Missverständnis. Sie beziehen sich auf Advaita-Vedanta, die heute populärste Richtung der indischen Spiritualität. Wesentliches Merkmal des Advaita-Vedanta ist die Wesensidentität von Atman und Brahman, deshalb die Bezeichnung Advaita-Vedanta, also „Vedanta der Nichtzweiheit“. Richtig verstanden verweist dies auf die Einheit GOTTES (Brahman) und seines SOHNES (Atman), häufig als wahres SELBST bezeichnet. Der SOHN GOTTES, das wahre SELBST, ist der reine geeinte Geist, die ewige Essenz des Geistes. Nondualität, wie sie im Westen üblicherweise verstanden wird, erklärt die Dualität zu einem Teil der Nondualität und verklärt in der Folge das weltliche Leben als göttliches Spiel. Das ist die Wiederholung des gleichen Irrtums wie wir ihn in den christlichen Kirchen finden, die die Erschaffung der Welt Gott unterstellen. Doch die WIRKLICHKEIT GOTTES ist ohne Gegenteil. Das Spiel mit Formen ist der Traum der Trennung, der Traum der Dualität, den das Ego - also der schlafende Geist - träumt. Der Traum (Maya) ist nicht Teil der Wirklichkeit und auch kein Gegensatz zur Wirklichkeit - er ist ein Traum. Solange wir uns des Traumes bewusst sind, bedeutet Befreiung, alle Dinge mit der LIEBE GOTTES zu betrachten. Dann sehen wir GOTT überall, weil GOTT in unserem Geist ist, aber das macht die Welt der Formen selbst nicht göttlich. GOTT kennt keine Form.
Es stimmt schon: WIR sind EINS mit GOTT. Wir haben lediglich gewählt, die MACHT GOTTES zu benutzen, um Trennung zu spielen. Wir sind der Schöpfer des Spiels. Da es in Wirklichkeit nur den EINEN gibt, ist die Aussage “Die Welt ist ein göttliches Spiel” an sich nicht falsch, doch sie wird vom Ego missbraucht, um Veränderung im Geist - um Vergebung - als nicht notwendig erscheinen zu lassen und damit das Erwachen zu verhindern statt zu fördern. Es ist eine sehr subtile Unterscheidung, die gerade deshalb vom Ego immer wieder benutzt wird, um Missverständnisse zu erzeugen. Das Ego tarnt sich als Lehrer des Erwachens und benutzt an sich wahre Aussagen, um eben das Erwachen zu verhindern. Das ist es, was das Ego immer tut, es versucht, die Form beizubehalten, aber den Inhalt zu verändern. Indem das Ego seine eigene verzerrte Fassung der Gesetze GOTTES anwendet, benutzt es die Macht des Geistes nur dazu, das wirkliche Ziel des Geistes zu vereiteln.
Lehrer wie Shankara und Ramana betonten Techniken wie das Jnana-Yoga oder die Selbsterforschung als Hilfestellung, um die Identifizierung mit Körper und Verstand zu verlieren, was das Erscheinen der eigenen Wirklichkeit zur Folge haben kann. Die westlichen Neo-Advaita-Lehrer hingegen legen gesteigerten Wert auf eine Beschreibung des letzten, absoluten Zustandes, der - nicht nur dem Advaita-Vedanta nach - selbstverständlich durch niemanden zu erreichen ist. Die Betonung, dass niemand irgendwo hingelangen müsse und nichts erschaffen werden könne, was bereits da ist, hat zur Folge, dass im Neo-Advaita weder eine Linie zwischen dem absoluten SEIN (SELBST) und relativem, individuellem Sein (Selbst) gezogen werden noch Anstrengungen seitens der Schüler unternommen werden, um diese zu überschreiten. Dass das Aufgeben des Übens nach dem traditionellen Advaita erst die letzte Stufe des Übungsweges ist, wird von den modernen westlichen Lehrern völlig übersehen. Das bedeutet, dass der Berichtigungsprozess, den Jesus im Kurs Vergebung nennt, völlig außer Acht gelassen wird und genau das will das Ego. Selbstverständlich ist auch Vergebung eine Illusion und auch darauf weist Jesus im Kurs hin, aber es ist die eine Antwort auf die anderen. Vergebung ist das einzige, was innerhalb der Illusionen dieser Welt für die Wahrheit steht.
“Nähere dich nie dem heiligen Augenblick, nachdem du versucht hast, alle Angst und allen Hass aus deinem Geist zu entfernen. Das ist dessen Funktion. Versuche niemals, über deine Schuld hinwegzusehen, bevor du um die Hilfe des HEILIGEN GEISTES bittest. Das ist SEINE Funktion. Dein Teil ist nur, IHM eine kleine Bereitwilligkeit anzubieten, dass ER alle Angst und allen Hass entferne und dass dir vergeben werde. Auf deinen kleinen Glauben, verbunden mit SEINEM Verständnis, wird ER deinen Teil an der SÜHNE bauen und sich vergewissern, dass du ihn leicht erfüllst. Und mit IHM wirst du eine Leiter bauen, die im massiven Felsen des Glaubens verankert ist und bis in den HIMMEL reicht. Und du wirst sie nicht benutzen, um alleine in den HIMMEL aufzufahren.” (EKIW: Kapitel 18, V. 2.)
Die Wahrheit ist von sich aus wirklich, und um an die Wahrheit zu glauben, brauchen wir nichts zu tun. Für die Wirklichkeit können wir nichts tun - SIE IST. Anstrengend ist nur die Verleugnung der Wahrheit, die Verleugnung unserer Wirklichkeit. Zu glauben, ein Mensch zu sein, sich mit einem Körper zu identifizieren, etwas anderes zu erfahren als vollkommenes Glück und vollkommene Freude ohne Gegenteil, ist die Verleugnung unserer Wirklichkeit. Und uns in diesem Zustand zu trösten, indem wir sagen: “Es gibt niemanden, der etwas tun kann”, ist Verdrängung, nicht Befreiung. Solange wir den Traum der Trennung träumen, braucht es einen "Weg", braucht es Hilfe von außerhalb des Traumes.
Wir brauchen die Hilfe des HEILIGEN GEISTES, der uns die Gesetze GOTTES so interpretiert, dass wir ihnen in unserem täglichen Leben folgen können. Und erst wenn die LIEBE in uns erscheint, erkennen wir, dass Befreiung geschehen ist. Am Weg des spirituellen Erwachens geht es darum, unsere Wahrnehmung zu berichtigen, bevor wir überhaupt irgend etwas erkennen können. Wahre Wahrnehmung ist die Grundlage für die Erkenntnis, Erkennen aber ist die Bejahung der Wahrheit und liegt jenseits aller Wahrnehmungen und jenseits des Verstandes.
Die meisten jener nondualen Lehrer, denen das Eintauchen in den heiligen Augenblick spontan widerfahren ist, lehren keine methodische Geistesschulung. Der Versuch, einzig den heiligen Augenblick direkt zu lehren, führt in der Regel nicht zu einem dauerhaften Verweilen in ihm.
“Der heilige Augenblick ersetzt die Notwendigkeit des Lernens nicht, denn der HEILIGE GEIST darf dich als dein LEHRER so lange nicht verlassen, bis der heilige Augenblick sich weit über die Zeit hinaus ausgedehnt hat. Bei einer Lehraufgabe, wie es die SEINE ist, muss ER alles in dieser Welt für deine Befreiung nutzen.” (EKIW: Kapitel 15, VIII. 1. 1.&2.)
Wenn Jesus uns beispielsweise in Lektion 255 auffordert: "Diesen Tag wähle ich in vollkommenem Frieden zu verbringen.” So ist das als eine Annäherung an den ungeschulten Geist zu verstehen, als eine Erinnerung daran, dass Frieden ein fortdauernder Zustand ist. Und es ist völlig klar, dass es hier nicht darum geht, einen irgendwie entspannten Tag zu verbringen, sondern dass vollkommener Friede nur im heiligen Augenblick erfahren werden kann. Es geht immer nur darum, sich auf diesen Augenblick zu konzentrieren. Und es geht nicht um eine entspannte Stimmung, sondern um den Frieden GOTTES. Friede ist wahres Leben, Friede ist völlige Angstfreiheit, Friede ist ein Geisteszustand, in dem die LIEBE GOTTES durch uns in die Welt strömt.
“Der heilige Augenblick ist das leuchtende Beispiel, die klare und unzweideutige Demonstration der Bedeutung einer jeden Beziehung und Situation, die als Ganzes gesehen wird. Der Glaube hat jeden Aspekt der Situation akzeptiert, und der Unglaube hat ihr keinen Ausschluss aufgezwungen. Es ist eine Situation vollkommenen Friedens, einfach, weil du sie hast das sein lassen, was sie ist.” (EKIW: Kapitel 17, VIII. 1. 4.-6.)
Wenn wir voll GOTTvertrauen im heiligen Augenblick ruhen, erkennen wir, dass eine Transformation in unserem Geist stattfindet und dass diese Transformation einem spezifischen Muster folgt. Im heiligen Augenblick lassen wir daher bereitwillig und freudig jeden persönlichen Plan los und übergeben uns ganz dem SEINEN. Der heilige Augenblick sucht deshalb nichts zu verändern, sondern nur alles anzunehmen.
Immer wenn sich ein gewohnheitsmäßiges Nein zum Leben in ein Ja verwandelt und wir diesen Augenblick so zulassen, wie er ist, lösen wir sowohl Zeit als auch Ego auf. Das ist das Wunder. Die Form, die sich im Jetzt zeigt zu übersehen, bedeutet Vergebung. Solange wir dagegen innerlich Widerstand leisten, bildet die Form, das heißt die Welt, ein unüberwindliches Hindernis, das uns von dem trennt, was wir jenseits der Form sind. Damit das Ego überleben kann, muss es dafür sorgen, dass Zeit - Vergangenheit und Zukunft - wichtiger ist als der heilige Augenblick. Wenn wir dieser Ego-Motivation folgen, sind wir in der Zeit gefangen wie der Sand in einer Sanduhr. Gevatter Tod, eine aus dem Mittelalter stammende personifizierte, anthropomorphe Allegorie des Todes, wird nicht umsonst häufig mit einer Sanduhr in der Hand dargestellt.
Jedes Mal, wenn wir davon sprechen, dass wir uns in einem intensiven Prozess oder in irgendeiner Phase befinden, bestätigen wir die Illusion der Zeit. Wahre Heilung geschieht aber nicht in der Zeit, sondern im heiligen Augenblick.
„Dieser Augenblick ist die einzige Zeit, die es gibt.“ (EKIW: Lektion 308)
Das einzige Intervall, in dem wir von der linearen Zeit erlöst sein können, ist jetzt. Denn in diesem Augenblick kommt die Vergebung, um uns zu befreien. CHRISTI Geburt ist jetzt. ER ist gekommen, um der Welt SEINEN gegenwärtigen Segen zu geben und sie der Zeitlosigkeit und Liebe zurückzuerstatten. Und die Liebe ist allgegenwärtig, hier und jetzt.
“Jetzt herrscht Schweigen rund um die ganze Welt.
Jetzt herrscht da Stille,
wo zuvor ein fieberhafter Ansturm von Gedanken war,
die keinen Sinn ergaben.” (EKIW: Lektion 198)
In den evolutionären Universen ist die Ewigkeit eine zeitliche ewige Dauer - das ewige Jetzt. Es ist die größtmögliche Annäherung an die Ewigkeit GOTTES. Lektion 300 lautet daher: “Nur einen Augenblick lang dauert diese Welt.” Das vergeistigte Bewusstsein des sterblichen Geschöpfes kann ewig werden durch Selbstidentifikation mit dem HEILIGEN GEIST durch Anwendung der Technik, die Ausführung des Willens des VATERS zu wählen. Eine solche Weihung des Willens ist gleichbedeutend mit dem Innewerden der Ewigkeitsrealität des Vorhabens. Das bedeutet, dass das Ziel des Geschöpfes unverrückbar geworden ist. So münden die Wahl des Geschöpfes und GOTTES Wahl ein in die ewigen Realitäten der nie endenden Vereinigung des GEISTES GOTTES mit der wahren Natur des Menschen.
“Die letzte Frage [Und will ich sehen, was ich verleugnet habe, weil es die Wahrheit ist?] aber fügt deinem Verlangen, die wirkliche Welt zu sehen, den Wunsch nach Konstanz bei, und so wird das Verlangen zu deinem einzigen. Dadurch, dass deine Antwort auf die letzte Frage ja ist, fügst du den Entscheidungen, die du bereits für alle übrigen getroffen hast, Aufrichtigkeit hinzu. Denn erst dann hast du der Möglichkeit entsagt, noch einmal anderen GEISTES zu werden.” (EKIW: Kapitel 21, VII. 11. 4.-6.)
Unser ganzes Leben, mit Vergangenheit und Zukunft, ist unser heiliger Augenblick der Befreiung - unsere Reise ohne Entfernung zum endgültigen Ja zu GOTT. Deshalb gilt Lektion 227 immer:
“Dies ist mein heiliger Augenblick der Befreiung.” (EKIW: Lektion 227)
In jedem gegebenen Intellekt besteht eine direkte Beziehung zwischen Reife und Einheit des Zeitbewusstseins. Die Zeiteinheit kann einen Tag, ein Jahr oder eine längere Periode betragen, aber sie ist zwangsläufig das Kriterium, aufgrund dessen das bewusste Selbst die Lebensumstände beurteilt und der konzipierende Intellekt die Tatsachen der zeitlichen Existenz misst und bewertet. Im reifen, sich entwickelnden Bewusstsein vereinigen sich Vergangenheit und Zukunft, um die wahre Bedeutung der Gegenwart zu erhellen. Reif werden heißt, intensiver in der Gegenwart leben und zugleich den Begrenzungen der Gegenwart entschlüpfen. Die auf vergangener Erfahrung gründenden Pläne der Reife treten in der Gegenwart in einer Weise ins Dasein, die die Werte der Zukunft erhöht.
Die Zeiteinheit der Reife offenbart die koordinierte Beziehung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so, dass das individuelle Bewusstsein damit beginnt, Einblick in die Gesamtheit der Ereignisse zu gewinnen, damit beginnt, die Landschaft der Zeit aus einer panoramischen Perspektive erweiterter Horizonte zu betrachten, vielleicht sogar beginnt, das ewige Kontinuum ohne Anfang und Ende, dessen Fragmente man Zeit nennt, zu erahnen.
Auf den Ebenen des Unendlichen und des Absoluten enthält der Augenblick der Gegenwart die ganze Vergangenheit und die ganze Zukunft. ICH BIN ist Ausdruck der Zeitlosigkeit.
"Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich." (Bibel Einheitsübersetzung, Joh 8,58 )
Die Dinge werden durch die Zeit bedingt, aber die Wahrheit ist zeitlos. Die Wahrheit ist unerschütterlich - auf ewig frei von allen vorübergehenden Wechselfällen, obwohl nie tot und förmlich, immer vibrierend und anpassungsfähig - von strahlender Lebendigkeit. Je näher wir der Wahrheit kommen, desto mehr verschiebt sich unsere Wahrnehmung vom Zeitlichen ins Räumliche. Der Raum kommt von allen nichtabsoluten Dingen absolutem Sein am nächsten. Obwohl es im Zusammenhang mit dem Raum viel Absolutes gibt, heißt das nicht, dass der Raum absolut ist.
“Denn Zeit und Raum sind eine Illusion, die verschiedene Formen annimmt. Wenn sie über deinen Geist hinausprojiziert ist, denkst du, sie sei Zeit. Je näher sie dorthin gebracht wird, wo sie ist, desto eher stellst du sie dir in räumlichen Begriffen vor.” (EKIW: Kapitel 26, VIII. 1. 3.-5.)
Ich hatte einmal eine Vision, in der ich mich in einem engen Rennbob durch einen Eiskanal bewegte. Die Richtung war vorgegeben, und meine einzige Wahl war meine Reaktion auf diesen vorgegebenen Weg. Wenn ich mir eine Rechtskurve wünschte, aber es kam eine Linkskurve, konnte ich mich ärgern oder sie vergeben. Am Ende dieses Eiskanals wurde ich in ein wunderschönes grünes Tal hinaus katapultiert und fühlte mich frei. Für mich beschreibt diese Vision wunderbar die Erlösung aus der linearen Zeit, das Eintauchen in die Glückseligkeit des heiligen Augenblicks.
„Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.“ (Bibel Einheitsübersetzung, Psalm 23, 1.-3.)
Solange wir in der Illusion der Zeit gefangen sind, bewegt sich unser individuelles Bewusstsein entlang eines konkreten Pfades im aktuellen Raum-Zeit-Kontinuum. Wenn wir aus der Illusion der Zeit, und damit aus der Identifikation mit einer bestimmten Geschichte, in den heiligen Augenblick - das Jetzt - eintauchen, entsteht Freiheit.
Was nun - ist es ein Prozess oder ein Augenblick? So lautet eine häufig gestellte Frage. Es ist ein Augenblick. Aber es ist ein Prozess, bis wir den heiligen Augenblick erreichen. Es scheint, als würden wir durch einen Prozess in der Zeit gehen, bis wir den heiligen Augenblick erreichen, wo die glückliche Erkenntnis auf uns wartet, dass es immer nur ein Augenblick war. Dieser Kollaps der Zeit ist das Wunder und das endgültige Ende der Opferrolle. Jesus befand sich in diesem Zustand während seiner Kreuzigung - auch sein Drehbuch war geschrieben. Natürlich hätte er seine Kreuzigung verhindern können, aber er wollte es nicht, weil er um die Bedeutung wusste.
Die tiefere Bedeutung der Aussage im Kurs “Das Drehbuch ist geschrieben.” besteht darin, dass alle möglichen Entscheidungen schon getroffen wurden und alle möglichen Szenarien in unterschiedlichen Zeitdimensionen existieren. Das Wunder der Vergebung kann zu einem Wechsel in eine andere Zeitdimension führen, in der unter Umständen verschiedene schwierige Erfahrungen nicht mehr gemacht werden müssen, weil sie nicht mehr notwendig sind. Dies stellt eine Entscheidung dar, sich ein anderes alternatives Ende seines Lebensfilms anzusehen. Aber dadurch ändern wir das Drehbuch nicht, sondern wir sehen uns lediglich einen anderen Teil davon an, und der alte Teil kann vom HEILIGEN GEIST gelöscht werden. Es ist nicht so, dass wir uns den neuen Teil nach und nach ausdenken - es gibt ihn schon. Wie der Kurs sagt, wir sehen uns schließlich immer noch etwas im Geist an, das schon passiert ist. Dieser Aspekt ändert sich nie.
“Die Zeit ist schon bestimmt. Sie erscheint ziemlich willkürlich. Doch gibt es keinen Schritt auf diesem Weg, den irgendjemand nur aus Zufall tut. Er ist bereits von ihm gegangen worden, auch wenn er sich noch gar nicht auf den Weg gemacht hat. Denn die Zeit erstreckt sich nur scheinbar in eine Richtung. Wir unternehmen lediglich eine Reise, die schon vorbei ist. Und dennoch scheint sie eine Zukunft zu haben, die uns noch unbekannt ist.” (EKIW: Lektion 158, 3.)
In diesem Zusammenhang muss jedoch vor einem Trugschluss gewarnt werden: Nur weil wir vergeben, heißt das nicht, dass wir in jeder Situation zu einem "angenehmen" Ausgang wechseln werden. Und es sind nicht wir, die bestimmen, ob wir in eine andere Zeitdimension wechseln. Das kann nur der HEILIGE GEIST, denn er hat den Überblick und nicht wir. Offensichtlich wurden Jesus am Ende seiner irdischen Abenteuer keine angenehmen Erfahrungen gegeben, aber der HEILIGE GEIST wusste, dass er damit umgehen konnte. Seine Praxis der Vergebung war so weit fortgeschritten, dass er keinen Schmerz mehr spürte.
Unsere Aufgabe ist es immer, zu vergeben, egal was geschieht, und wir müssen lernen, dem HEILIGEN GEIST immer mehr zu vertrauen. Aus der Sicht unseres Geistes, der sich noch mit Raum und Zeit identifiziert, könnte man es so formulieren: “Auch wenn etwas schon geschehen ist, müssen wir es trotzdem noch tun.”
(Siehe auch “Schrödingers Katze” und die Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik.)
Ein Beispiel zum Thema “Das Drehbuch ist geschrieben”
In einem Moment liebevoller Zugewandtheit, in dem ich eine weitläufig Verwandte namens Sharon einfach nur glücklich machen wollte, während ich mit ihr an einem Roulettetisch im Casino von Brisbane an der australischen Ostküste saß, wusste ich plötzlich, welche Zahl als Nächstes kommen würde. Ich sagte Sharon, sie solle ihr ganzes Spielgeld auf diese Zahl setzen. Da ich in diesem Moment aus einem tiefen Wissen heraus sprach, war ich absolut überzeugend und sie folgte meiner Anweisung und gewann das 36-fache ihres Einsatzes.
Das Große Universumsabenteuer des Menschen besteht im Übergang seines sterblichen Verstandes von der Stabilität mechanischer Statik zur Göttlichkeit geistiger Dynamik, und er schafft diese Verwandlung durch die Kraft und Unveränderlichkeit seiner persönlichen Entscheidungen, indem er in jeder Lebenssituation erklärt: „Es ist mein Wille, dass dein Wille geschehe.“
Die Natur des Universums ist ein einziger Augenblick, das Jetzt, diese größtmögliche Annäherung an die Ewigkeit. Das ist jener Moment, in dem GOTT eine Frage stellt: “Willst Du eins sein mit der Ewigkeit, willst du im Himmel sein?" Und wir sagen: “Nein, danke. Nicht gerade jetzt.”Zeit ist in Wahrheit nur unser ständiges Nein zu GOTTES Einladung. Das ist es, was Zeit ist, unser Nein in diesem Augenblick.
Eine Quelle für die wahrgenommene Entmutigung, unter der wir leiden mögen, ist unser Glaube, das Lernen brauche Zeit und die Ergebnisse dessen, was der HEILIGE GEIST lehrt, würden weit in der Zukunft liegen. Das trifft nicht zu. Denn der HEILIGE GEIST nutzt die Zeit in SEINER EIGENEN Weise und ist durch sie nicht gebunden.
Jedes Mal, wenn wir darüber nachdenken, was wir auf unserem spirituellen Weg in Zukunft besser machen sollten, was wir in Zukunft mehr tun sollten - zum Beispiel meditieren -, befinden wir uns schon wieder im Ego-Denksystem. Wir können nur jetzt etwas anders machen, weil es keine Zukunft gibt. Der absolute Hammer ist, dass Jesus uns die heilige Beziehung als Mittel anbietet und uns auffordert, genau jetzt nichts zu tun.
“Eine heilige Beziehung ist ein Mittel, um Zeit einzusparen. Ein Augenblick, den du gemeinsam verbringst mit deinem Bruder, gibt euch beiden das Universum wieder. Du bist vorbereitet. Jetzt brauchst du dich nur daran zu erinnern, dass du nichts zu tun brauchst. Es wäre jetzt bei weitem nützlicher, dich nur darauf zu konzentrieren, als darüber nachzudenken, was du tun solltest.” (EKIW: Kapitel 18, VII. 5. 2.-6.)
So wie das Ego die Zeit benutzt, gibt es kein Entrinnen aus der Angst. Der HEILIGE GEIST, DER nur die Gegenwart erkennt, nutzt sie dazu, die Angst aufzuheben, durch die das Ego die Gegenwart nutzlos machen möchte. Die Angst gehört nicht zur Gegenwart, sondern nur zur Vergangenheit und Zukunft, die es gar nicht gibt. Es gibt keine Angst in der Gegenwart, wenn jeder Augenblick klar und von der Vergangenheit getrennt dasteht und ohne dass sein Schatten in die Zukunft reicht. Jeder Augenblick ist eine reine, unbefleckte Geburt, in der der GOTTESSOHN aus der Vergangenheit in die Gegenwart hervortritt. Und die Gegenwart dehnt sich ewig aus. Sie ist so schön und rein und frei von Schuld, dass dort nichts als Glück ist. Es gibt keine Erinnerung an Dunkelheit, und Unsterblichkeit und Freude sind jetzt.
“[...] Warum sollte es so vieler heiliger Augenblicke bedürfen, um das vollbringen zu lassen, wenn ein einziger genügte? Es gibt nur einen einzigen. Der kleine Atemzug der Ewigkeit, der sich wie goldenes Licht durch die Zeit zieht, ist immer gleich: Nichts ist vor ihm und nichts danach. Du siehst jeden heiligen Augenblick als einen jeweils anderen Punkt in der Zeit an. Doch er ändert sich nie. Alles, was er je barg oder je bergen wird, ist genau jetzt da. Die Vergangenheit nimmt ihm nichts weg, und die Zukunft wird ihm nichts beifügen. So ist denn alles hier. Hier ist die Lieblichkeit deiner Beziehung, in der Mittel und Zweck bereits vollkommen harmonieren. Hier ist der vollkommene Glaube, den du deinem Bruder eines Tages schenken wirst, dir bereits geschenkt; hier ist die grenzenlose Vergebung, die du ihm geben wirst, bereits gegeben, das Antlitz CHRISTI, das du noch schauen wirst, bereits gesehen.” (EKIW: Kapitel 20, V. 5.-6.)
Wir können uns in der Art üben, wie der HEILIGE GEIST die Zeit gebraucht, als Lehrhilfe zu Glück und Frieden. Wir nehmen genau diesen Augenblick, jetzt, und stellen ihn uns als die gesamte Zeit vor, die es gibt. Hier kann uns nichts aus der Vergangenheit erreichen, und hier sind wir vollständig freigesprochen, voll ständig frei und gänzlich ohne Verurteilung. In diesem erlösenden Augenblick liegt der HIMMEL. Und der HIMMEL wird sich nicht verändern, denn die Geburt in die heilige Gegenwart ist die Erlösung aus der Veränderung. Veränderung ist eine Illusion, die diejenigen lehren, die sich nicht als schuldlos sehen können. Es gibt keine Veränderung im HIMMEL, weil es keine Veränderung in GOTT gibt. Im heiligen Augenblick, in dem wir uns vor Freiheit strahlend sehen, werden wir uns an GOTT erinnern. Denn uns an IHN erinnern heißt uns an die Freiheit erinnern.
Wir werden dem HEILIGEN GEIST diesen heiligen Augenblick niemals zugunsten unserer Befreiung geben, solange wir nicht willens sind, ihn unseren Brüdern zugunsten der ihren zu geben. Denn der Augenblick der Heiligkeit wird mit andern geteilt und kann nicht nur der unsere sein. Wunder sind die Augenblicke der Befreiung, die wir schenken und empfangen werden. Sie bezeugen unsere Bereitwilligkeit, befreit zu werden und dem HEILIGEN GEIST Zeit zu schenken, damit ER sie auf SEINE Weise gebrauchen kann.
Ein Wunder ist eine Veränderung im Jetzt und da das Jetzt auch Vergangenheit und Zukunft enthält, verändert es auch diese. Wunder sind sowohl ein Anfang als auch ein Ende, und somit verändern sie die zeitliche Ordnung. Sie heben die Vergangenheit in der Gegenwart auf und befreien auf diese Weise die Zukunft. Wunder sind Teile einer ineinandergreifenden Kette der Vergebung, die, wenn sie vollständig ist, die SÜHNE ist. Die SÜHNE ist allezeit und in allen Dimensionen der Zeit wirksam. Das Wunder ist eine Lerneinrichtung, die den Bedarf an Zeit vermindert. Es schafft eine Zeitspanne außerhalb des zeitlichen Musters, die den gewöhnlichen Zeitgesetzen nicht untersteht. In diesem Sinne ist es zeitlos. Das Wunder ist die einzige Einrichtung, die uns zur Kontrolle der Zeit unmittelbar zur Verfügung steht. Nur die Offenbarung transzendiert es, da diese mit der Zeit gar nichts zu tun hat.
Die Zeit ist unser Freund, wenn wir sie dem HEILIGEN GEIST zu SEINER Verwendung überlassen. ER braucht nur sehr wenig, um uns GOTTES ganze Macht zurückzuerstatten. ER, DER die Zeit für uns transzendiert, versteht, wozu die Zeit dient. Heiligkeit liegt nicht in der Zeit, sondern in der Ewigkeit. Es gab nie einen Augenblick, in dem der GOTTESSOHN seine Reinheit verlieren konnte. Sein unveränderlicher Zustand ist jenseits der Zeit.
Ein Augenblick, der dem HEILIGEN GEIST angeboten wird, wird GOTT zu unseren Gunsten angeboten, und in jenem Augenblick werden wir sanft in IHM erwachen. Im gesegneten Augenblick werden wir all unser vergangenes Lernen loslassen, und der HEILIGE GEIST wird uns geschwind die ganze Lektion des Friedens schenken. Die Wahrheit liegt so weit jenseits der Zeit, dass sie als Ganzes auf einmal geschieht.
"Doch wird er [der heilige Augenblick] kommen, und du wirst ihn mit vollkommener Gewissheit erkennen. Keine Gabe GOTTES wird auf irgendeine andere Art erkannt. Du kannst dich in der Mechanik des heiligen Augenblickes üben und wirst dabei viel lernen. Doch seinen leuchtenden und funkelnden Glanz, der dich durch seine eigene Schau buchstäblich blenden wird für diese Welt, den kannst du nicht beschaffen." (EKIW: Kapitel 15, II. 5. 2.-5.)
Ein Kurs in Wundern ist deswegen einfach, weil die Wahrheit einfach ist. Komplexität ist vom Ego und nichts anderes als der Versuch des Ego, das Offensichtliche zu verschleiern. Wir könnten für immer im heiligen Augenblick leben, der jetzt beginnt und bis in alle Ewigkeit reicht - wenn nicht ein ganz einfacher Grund uns hinderte. Der einfache Grund ist, einfach ausgedrückt, der folgende: Der heilige Augenblick ist eine Zeit, in der wir vollkommene Kommunikation empfangen und geben. Das bedeutet aber, dass er eine Zeit ist, in der unser Geist offen ist, um sowohl zu empfangen wie zu geben. Er ist die Einsicht, dass jeder Geist mit jedem anderen in Kommunikation steht. Der heilige Augenblick sucht deshalb nichts zu verändern, sondern nur alles anzunehmen.
Ein spiritueller Sucher erreichte eines Tages in einer abgelegenen Höhle im Himalaya einen alten Weisen und stellte ihm die für ihn so wichtige Frage: “Stimmt es, dass der Glaube Berge versetzen kann?” Der alte Weise antwortete: “Es stimmt, aber mir gefallen sie so, wie sie sind.”
Wir können nicht alles annehmen, wenn wir es vorziehen, private Gedanken zu haben und sie zu behalten. Jeder Gedanke, den wir verborgen halten möchten, schneidet die Kommunikation ab, weil wir es so haben möchten. Die notwendige Bedingung für den heiligen Augenblick ist nicht, dass wir keine unreinen Gedanken haben. Sie ist jedoch, dass wir keine haben, die wir behalten möchten. Wir versuchen also beim Üben nur, der Täuschung gegenüber wachsam zu sein, und suchen nicht, die Gedanken zu schützen, die wir für uns behalten möchten. Wir lassen sie von der Reinheit des HEILIGEN GEISTES wegleuchten und bringen unser ganzes Bewusstsein zur Bereitschaft für die Reinheit, die ER uns anbietet. So wird ER uns bereit machen, anzuerkennen, dass wir Gastgeber GOTTES sind.
Der heilige Augenblick ist die nützlichste Lerneinrichtung des HEILIGEN GEISTES, um uns die Bedeutung der Liebe zu lehren. Denn sein Zweck ist, das Urteilen völlig einzustellen. Urteilen beruht immer auf der Vergangenheit, denn die vergangene Erfahrung ist die Basis für unser Urteil. Urteilen wird ohne die Vergangenheit unmöglich, denn ohne sie verstehen wir nichts. Wir würden auch keinen Versuch zu urteilen unternehmen, denn es wäre für uns ganz offensichtlich, dass wir nicht verstehen, was irgend etwas bedeutet. Und davor haben wir Angst, weil wir glauben, dass ohne das Ego alles Chaos wäre. Doch in Wahrheit ist es so, dass ohne das Ego alles Liebe wäre.
Übung
Verbinde dich mit IHM, indem du jetzt wählst, deine Aufmerksamkeit von den Dingen der Welt zu lösen. Erlaube den Augen, sich sanft zu schließen, als ein Symbol deiner Bereitschaft, deine Verstrickung mit den Dingen dieser gemachten Welt und deine Anhaftung an sie beiseitezulegen. Verbindet dich mit IHM, während du deine Aufmerksamkeit von der Welt um dich herum zurückweichen lässt. Beginne, die Gedanken zu bemerken, die durch den Geist zu strömen scheinen. Verbinde dich mit IHM, indem du immer tiefer gehst, so als ob du deiner Aufmerksamkeit erlauben würdet, sich zu legen, nach unten, in deine Essenz. Sogar die Gedanken, die ohne Unterlass auftauchen und durch den Geist strömen, sind von der Welt. Lass dich daher nieder und verweile in der sanften Stille des SEINS, an dem ruhigen und stillen Ort des vollkommenen FRIEDENS. Erinnere dich daran, an diesem Ort bist du Bewusstsein SELBST, das sich lediglich SEINER SELBST bewusst wird. Und dieses Bewusstsein, dieses Gewahrsein, lebt gleichermaßen als die Essenz von jedem Einzelnen, den du kennst und liebst. Und deine Liebe zu ihnen ist es, was dich an sie bindet, in der Tiefe eines stillen Gewahrseins. An diesem HEILIGEN ORT unseres VATERS erkennst du:
Ich bin geliebt; ich bin liebevoll; und ich bin liebenswert, für immer. ICH BIN DAS ICH BIN. Grenzenloses Bewusstsein - niemals geboren, niemals sterbend - DAS, was den Traum von Raum und Zeit umfasst und liebevoll auf alle harmlosen und neutralen Ereignisse schaut.
Im heiligen Augenblick vereinen wir uns direkt mit GOTT, und alle unsere Brüder verbinden sich in CHRISTUS. Diejenigen, die in CHRISTUS verbunden sind, sind in keiner Weise getrennt. Denn CHRISTUS ist das SELBST, das die SOHNSCHAFT teilt, wie GOTT SEIN SELBST mit CHRISTUS teilt.
Der heilige Augenblick ersetzt die Notwendigkeit des Lernens nicht, denn der HEILIGE GEIST darf uns als unser LEHRER so lange nicht verlassen, bis der heilige Augenblick sich weit über die Zeit hinaus ausgedehnt hat. Bei einer Lehraufgabe, wie es die SEINE ist, muss ER alles in dieser Welt für unsere Befreiung nutzen. ER muss sich mit jedem Zeichen und jedem Beweis unserer Bereitwilligkeit, von IHM zu lernen, was die Wahrheit sein muss, verbünden. Umgehend nutzt ER, was wir IHM auch immer dafür anbieten. SEINE Anteilnahme an uns und SEINE Fürsorge für uns sind grenzenlos.
So, wie das Ego unsere Wahrnehmung unserer Brüder auf den Körper begrenzen möchte, so möchte der HEILIGE GEIST unsere Schau befreien und uns die GROSSEN STRAHLEN sehen lassen, die aus ihnen leuchten und so unbegrenzt sind, dass sie bis zu GOTT reichen. Es ist dieser Wechsel zur wahren Schau, der im heiligen Augenblick vollbracht wird. Doch ist es erforderlich, dass wir lernen, was genau dieser Wechsel mit sich bringt, damit wir willens werden, ihn dauerhaft zu machen. Ist diese Bereitwilligkeit gegeben, wird sie uns nicht verlassen, denn sie ist dauerhaft.
Im heiligen Augenblick, in dem die GROSSEN STRAHLEN im Bewusstsein den Körper ersetzen, wird uns das Erkennen von Beziehungen ohne Grenzen zu teil. Aber um dies zu sehen, ist es nötig, jede Verwendung aufzugeben, die das Ego für den Körper hat, und die Tatsache zu akzeptieren, dass das Ego keinen Zweck hat, den wir mit IHM teilen möchten.
Wenn der Körper aufhört, uns anzuziehen, und wir ihm keinen Wert mehr beimessen als einem Mittel, um irgend etwas zu bekommen, dann wird es keine Störung in der Kommunikation mehr geben, und unsere Gedanken werden so frei sein wie diejenigen GOTTES. Indem wir den HEILIGEN GEIST uns lehren lassen, wie wir den Körper nur zu Zwecken der Kommunikation nutzen können und auf seine Verwendung für die Trennung und den Angriff verzichten, die das Ego in ihm sieht, werden wir lernen, dass wir den Körper gar nicht brauchen. Im heiligen Augenblick gibt es keine Körper, und wir erfahren nur die Anziehungskraft GOTTES. Indem wir diese als ungeteilt annehmen, verbinden wir uns gänzlich mit IHM, in einem Augenblick, denn wir setzen unserer Vereinigung mit IHM keine Grenzen. Die Wirklichkeit dieser Beziehung wird zur einzigen Wahrheit, die wir je wollen konnten. Die ganze Wahrheit ist hier.
Der heilige Augenblick ist wahrhaft die Zeit CHRISTI. Denn in diesem befreienden Augenblick wird dem SOHN GOTTES keine Schuld auferlegt, und so wird IHM seine unbegrenzte Macht zurückgegeben. In Indien sprechen die spirituellen Lehrer daher davon, dass in diesem Zustand kein Karma entsteht. Im heiligen Augenblick ist die Bedingung für die Liebe erfüllt, denn Geist verbindet sich mit Geist ohne die Störung durch den Körper, und wo Kommunikation ist, da ist Frieden. Viele spirituelle Lehrer berichten, dass nach dem Eintauchen in den heiligen Augenblick ihr Verlangen nach Sex plötzlich verschwand.
„Der heilige Augenblick ist das Ergebnis deiner Entschlossenheit, heilig zu sein. Er ist die Antwort. Das Verlangen und die Bereitwilligkeit, ihn kommen zu lassen, gehen seinem Kommen voraus. Du bereitest deinen Geist nur in dem Masse auf ihn vor, wie du begreifst, dass du ihn mehr als alles andere willst. Es ist nicht nötig, dass du mehr tust; vielmehr ist es notwendig, dass du einsiehst, dass du nicht mehr tun kannst. Versuche nicht, dem HEILIGEN GEIST etwas zu geben, worum ER nicht bittet, denn sonst wirst du IHM das Ego beifügen und dann die beiden miteinander verwechseln. ER bittet nur um wenig. ER ist es, DER die Größe und die Macht beifügt. ER verbindet sich mit dir, um den heiligen Augenblick weitaus größer zu machen, als du verstehen kannst. Gerade deine Einsicht, dass du so wenig zu tun brauchst, ermöglicht es IHM, so viel zu geben.
Vertraue nicht deinen guten Absichten. Sie reichen nicht aus. Vertraue aber blind auf deine Bereitwilligkeit was immer sonst eintreten mag. Konzentriere dich nur darauf, und lass es dich nicht stören, dass Schatten sie umgeben. Deshalb bist du gekommen. Wenn du ohne sie kommen könntest, bräuchtest du den heiligen Augenblick nicht. Komme nicht in Arroganz zu ihm, indem du annimmst, dass du den Zustand erreichen musst, den sein Kommen mit sich bringt. Das Wunder des heiligen Augenblicks liegt in deiner Bereitwilligkeit, ihn sein zu lassen, was er ist. Und in deiner Bereitwilligkeit dazu liegt auch dein Annehmen deiner selbst, so wie du gemeint warst.
Das ist es, was den heiligen Augenblick so leicht und so natürlich macht. Du erschwerst ihn, weil du darauf bestehst, dass es mehr geben muss, was du zu tun hast. Du findest es schwierig, die Idee zu akzeptieren, dass du so wenig nur zu geben brauchst, um so viel zu empfangen. Und es fällt dir schwer einzusehen, dass es keine persönliche Beleidigung ist, dass dein Beitrag und derjenige des HEILIGEN GEISTES in einem solchen Missverhältnis zueinander stehen. Du bist noch immer davon überzeugt, dass dein Verständnis ein mächtiger Beitrag für die Wahrheit ist und sie zu dem macht, was sie ist. Doch haben wir betont, dass du nichts zu verstehen brauchst. Die Erlösung ist einfach, gerade weil sie nichts verlangt, was du nicht gleich jetzt geben kannst.
Vergiss nicht, dass es deine Entscheidung war, alles, was natürlich und einfach ist, unmöglich für dich zu machen. Wenn du glaubst, der heilige Augenblick sei für dich schwierig, so liegt es nur daran, dass du zum Richter darüber geworden bist, was möglich ist, und weiterhin Unwillens bleibst, DEM EINEN Platz zu machen, DER weiß. Der ganze Glaube an Rangordnungen der Schwierigkeit bei Wundern kreist darum. Alles, was GOTT will, ist nicht nur möglich, sondern bereits geschehen. Deshalb ist die Vergangenheit vorbei. Sie hat in Wirklichkeit nie stattgefunden. Nur in deinem Geist, der dachte, sie habe stattgefunden, ist ihre Aufhebung vonnöten."
(EKIW: Kapitel 18, IV. 1.&2.&7.&8.)
“Du wirst zuerst vom Frieden träumen und dann zu IHM erwachen. Der erste Austausch dessen, was du gemacht hast, gegen das, was du willst, ist der Austausch deiner Alpträume gegen die glücklichen Träume der Liebe. In diesen liegen deine wahren Wahrnehmungen, denn der HEILIGE GEIST berichtigt die Welt der Träume, wo alle Wahrnehmung ist. Erkenntnis bedarf keiner Berichtigung. Die Träume der Liebe jedoch führen zur Erkenntnis. In ihnen siehst du nichts, was Angst macht, und deshalb sind sie das Willkommen, das du der Erkenntnis bietest. Die Liebe wartet auf ein Willkommen, nicht auf die Zeit, und die wirkliche Welt ist nichts anderes, als dass du das willkommen heißt, was immer war. Deshalb ist der Ruf der Freude in ihr, und deine frohe Antwort ist dein Erwachen zu dem, was du nicht verloren hast.” (EKIW: Kapitel 13, VII. 9.)
In diesem einen Absatz ist bereits alles enthalten, was es zum Thema Erwachen zu wissen gibt. Aber auch das Ego liebt die Idee des Erwachens, weil es ihm eine weitere Gelegenheit bietet, alles unheimlich kompliziert und schwierig darzustellen. Da unser vom Ego dominiertes Denksystem so verdreht und so komplex geworden ist, dass wir seine Bedeutungslosigkeit nicht sehen können, erfordert es in der Praxis dann doch wiederum eine Menge Arbeit, Intelligenz und Energie, die dicke Schicht der Komplexität und Dunkelheit zu durchdringen, um zu entdecken, worin die eigentliche Wahrheit besteht. Die Wahrheit selbst ist sehr einfach und unkompliziert, doch wir können ihre Einfachheit nicht sehen.
“Das Ego kann die Idee akzeptieren, dass Rückkehr notwendig ist, weil es ihm so leicht fällt, die Idee schwierig erscheinen zu lassen. Doch sagt dir der HEILIGE GEIST, dass auch die Rückkehr gar nicht nötig ist, weil etwas, das nie geschehen ist, nicht schwierig sein kann. Allerdings kannst du die Idee der Rückkehr sowohl notwendig als auch schwierig machen. Doch ist es sicherlich klar, dass die Vollkommenen nichts brauchen, und du kannst die Vollkommenheit nicht als eine schwierige Leistung erfahren, weil sie das ist, was du bist.” (EKIW: Kapitel 6, II. 11. 1.-4.)
Eine beliebte Analogie für das spirituelle Erwachen ist der Kinobesuch. Inkarnieren bedeutet, ins Kino zu gehen und sich so mit dem Geschehen auf der Leinwand zu identifizieren, dass der Eindruck entsteht, der Protagonist des Films zu sein und das Filmgeschehen sei real. Auf dem Weg des spirituellen Erwachens geht es zunächst darum, uns aus der Identifikation mit der Filmfigur zu lösen und zu erkennen, dass wir in einem Kino sitzen und einen Film sehen, der längst gedreht ist und dessen Drehbuch wir selbst geschrieben haben. Dabei geht es aber nicht um ein rein intellektuelles Verständnis, sondern um ein bewusstes Erleben. Dadurch fühlen wir uns nicht mehr als Opfer des Geschehens auf der Leinwand und unser Kinoerlebnis wird zu einer glücklichen Erfahrung. Wenn wir uns SEINER Führung anvertrauen, dann wird ER uns mehr und mehr von der Illusion des Kinobesuchs befreien, bis dann GOTT SELBST den Filmprojektor abschaltet.
"Du kannst dich selber nicht aufwecken. Doch kannst du dich aufwecken lassen." (EKIW: Kapitel 29, III. 3. 2.&3.)
Einige nonduale Konzepte behaupten: “Unser Geist ist wie ein Filmprojektor, unser wahres Selbst ist die Leinwand.” Aber das ist grundlegend falsch, es muss richtig heißen: “Unser schlafender Geist ist wie ein Filmprojektor, das Bewusstsein ist die Leinwand.”Der zentrale Irrtum vieler nondualer Konzepte ist die Vergöttlichung des Bewusstseins. Doch das Bewusstsein ist die Domäne des Egos. Das Bewusstsein ist der Glaube an etwas Äußeres. Den Irrtum selbst - das individuelle Bewusstsein - zu untersuchen führt nicht zur Berichtigung, wenn es uns gelingen soll, den Irrtum zu übersehen. Und es ist genau dieser Prozess des Übersehens, auf welchen der Kurs abzielt.
“Das Bewusstsein - die Ebene der Wahrnehmung - war die erste Spaltung, die nach der Trennung in den Geist eingeführt wurde, was den Geist zu einem Wahrnehmenden anstatt zu einem Schöpfer machte. Das Bewusstsein wird zutreffend als Domäne des Ego bezeichnet. Das Ego ist ein falschgesinnter Versuch, dich so wahrzunehmen, wie du sein möchtest, statt wie du bist. Doch kannst du dich nur so erkennen, wie du bist, weil das das Einzige ist, dessen du gewiss sein kannst. Alles andere ist fraglich.” (EKIW: Kapitel 3, IV. 2.)
Die Transzendenz des Bewusstseins ist das, was im Kurs als die Träumer-des-Traums-Perspektive bezeichnet wird. Von manchen spirituellen Lehrern wird dieser Zustand als “pure awareness” bezeichnet. Das ist die Vergebung. Ab dem Moment wo wir uns als Träumer des Traums erkannt haben, ist es nicht mehr schwierig, den Traum zu ändern. Dann nehmen wir den Traum an, den ER uns statt des unseren gab. Der Traum der Schuld verblasst vor unserer Sicht, wenn unsere Augen auch geschlossen sind. Ein Lächeln ist gekommen, unser schlafendes Antlitz zu erhellen. Der Schlaf ist jetzt friedlich, denn dies ist der glückliche Traum.
Aber auch der glückliche Traum ist immer noch ein Traum und nicht das Erwachen zur EINHEIT im reinen GEIST - zu unserer wahren IDENTTITÄT.
„Ich habe wiederholt betont, dass eine Ebene des Geistes für eine andere nicht verständlich ist. Das gilt auch für das Ego und den HEILIGEN GEIST, für Zeit und Ewigkeit. Die Ewigkeit ist eine Idee GOTTES, daher versteht der HEILIGE GEIST sie vollkommen. Die Zeit ist ein Egoglaube, daher nimmt das niedere Selbst, die Domäne des Ego, sie auch fraglos an. Der einzige Aspekt der Zeit, der ewig ist, ist jetzt.“ (EKIW: Kapitel 5, III. 6.)
Es ist ein zentraler und weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass mit dem Eintauchen in den heiligen Augenblick, was oft auch als Essenzerfahrung bezeichnet wird, die Befreiung aus der Illusion erledigt wäre, dass damit der Geist vollständig berichtigt sei. Doch eine zeitweilige Essenzerfahrung allein ist noch nicht das vollständige Erwachen zu unserer wahren IDENTITÄT auf welche Ein Kurs in Wundern verweist.
“Der heilige Augenblick ersetzt die Notwendigkeit des Lernens nicht, denn der HEILIGE GEIST darf dich als dein LEHRER so lange nicht verlassen, bis der heilige Augenblick sich weit über die Zeit hinaus ausgedehnt hat. Bei einer Lehraufgabe, wie es die SEINE ist, muss ER alles in dieser Welt für deine Befreiung nutzen.” (EKIW: Kapitel 15, VIII. 1. 1.&2.)
“Ein Augenblick, der dem HEILIGEN GEIST angeboten wird, wird GOTT zu deinen Gunsten angeboten, und in jenem Augenblick wirst du sanft in IHM erwachen.” (Kapitel 15, II. 1. 4.)
Im heiligen Augenblick geschieht das Erwachen - das bedeutet der Prozess des Erwachens. Aber der heilige Augenblick ist nicht der endgültige Zustand des Erwacht-Seins, wie immer wieder behauptet wird. Erwachen zum SELBST, Erwachen in GOTT, ist ein Prozess, der erst dann abgeschlossen ist, wenn der schlafende Geist aus dem Traum der Trennung erwacht, also in die Einheit GOTTES zurückgekehrt ist. GOTT vollzieht den letzten Schritt des Erwachens zur Erkenntnis. Das ist das Ende der Individualität und auch das Ende des Bewusstseins. Erwachen ist also kein Zustand, den jemand erreichen kann, d.h. keine Person kann erwacht sein.
Das Höchste, was ein individuelles Bewusstsein erreichen kann, und das ist auch das Ziel jedes spirituellen Weges, ist das Ruhen im heiligen Augenblick, die Erlösung aus der linearen Zeit - der glückliche Traum.
Solange der Geist noch nicht vollständig berichtigt ist, kann das Eintauchen in den heiliger Augenblick auch wieder verschwinden und ohne ein tieferes Verständnis der Metaphysik des Lebens und ohne Führung durch den HEILIGEN GEIST können sich die Irrtümer des Ego-Denksystems sehr leicht einschleichen. Außerdem können Menschen, denen die Erfahrung des Heiligen Augenblicks relativ spontan passiert ist und denen ein tieferes Verständnis fehlt, keinen Weg beschreiben, den sie ihren Mitmenschen vermitteln könnten. Genau hier setzt Ein Kurs in Wundern an, denn das Erwachen ist ein gemeinschaftliches Unterfangen, niemand erwacht alleine, denn das Erwachen löst die Illusion der Trennung auf.
"Vergiss nicht, dass, wenn diese Reise erst einmal begonnen ist, das Ende sicher ist. Auf dem Weg werden Zweifel kommen und gehen - und gehen, um erneut zu kommen. Doch ist das Ende sicher. Niemand kann das zu tun versäumen, was GOTT bestimmte, dass er tue. Wenn du vergisst, erinnere dich, dass du mit IHM gehst und mit SEINEM WORT auf deinem Herzen. Wer könnte verzweifeln, wenn eine HOFFNUNG wie diese sein ist? Illusionen der Verzweiflung mögen zu kommen scheinen, doch lerne, wie du dich nicht von ihnen täuschen lässt. Hinter einer jeden ist die Wirklichkeit und ist GOTT." (EKIW: EPILOG, 1.)
Manche spirituelle Lehrer beschreiben ihr Erwachen so, dass sie sich plötzlich selbst in den Augen ihres Gurus erkannten. Jesus weist auch im Kurs darauf hin, dass wenn der Geist irgendeinen Teil der SOHNSCHAFT wiedererkennt, erkennt er sich selbst.
“Des Lehrers ungeachtet, den du wählst, ist das Ziel des Lehrplans: »Erkenne dich selbst.« Es gibt nichts anderes zu suchen. Jeder sucht sich selbst und die Kraft und die Herrlichkeit, die er verloren zu haben glaubt. Jedesmal, wenn du mit jemandem zusammen bist, hast du eine neue Gelegenheit, sie zu finden. Deine Kraft und Herrlichkeit sind in ihm, weil sie dein sind.” (EKIW: Kapitel 8, III. 5. 1.-5.)
Im Berechtigungsprozess des Geistes geht es insbesondere darum, die fundamentale Wahrheit des Nichtgetrenntseins immer wieder zu erleben - bis zu dem Punkt, wo wir wieder im Wissen dieser Wahrheit ruhen. Der Geist kann nicht durch das Erleben eines Essenzzustandes allein geheilt werden. Jede erneute Erfahrung der essenziellen Wahrheit vertieft aber unseren Kontakt zum wahren SELBST.
Die ganze Reise der Heilung und des Erwachens ist im Prozess der Vergebung enthalten. Die Erleuchtung, oder sich selbst zu erkennen, ist die Vollendung dieses Prozesses. Die Erleuchtung steht auf der Spitze des Berges, sie ist der Höhepunkt dieser ganzen Anstrengung. An diesem Punkt hört der HEILIGE GEIST auf, ein Bote oder eine Brücke zu sein. Der HEILIGE GEIST ist nicht länger ein Vermittler oder ein notwendiges Bindeglied zur Kommunikation, denn wir sind eins. Wir sind GEIST, eins mit GOTT.
Der vom Ego geprägte Geist schläft. Das ist der Grund, warum der spirituelle Befreiungsprozess Erwachen genannt wird - der Geist wacht zu dem auf, was wirklich ist. Die Erfahrung eines heiligen Augenblicks bedeutet jedoch noch nicht das vollständige Erwachen aus dem Traum der Trennung. Einige Teile des gespaltenen Geistes mögen erwachen, aber der gespaltene Geist ist zutiefst vom Ego geprägt, und diese Tiefenschichten des Geistes erwachen weder leicht noch schnell. Jesus beschreibt daher im Kurs sechs Phasen in der Entwicklung des Vertrauens in die MACHT, DIE alle Dinge sicher bewahrt. Obwohl wir davon sprechen, unsere wahre IDENTITÄT allmählich zu verwirklichen, haben wir sie in Wirklichkeit nie verlassen. Doch diese Tatsache wirklich zu erfahren, ist eine tiefe Erkenntnis.
“Die Reise zu GOTT ist lediglich das Wiedererwachen der Erkenntnis dessen, wo du immer und was du ewig bist. Es ist eine Reise ohne Entfernung zu einem Ziel, das sich niemals verändert hat. Die Wahrheit lässt sich nur erfahren. Man kann sie nicht beschreiben, und man kann sie nicht erklären. Ich kann dir die Bedingungen der Wahrheit zu Bewusstsein bringen, die Erfahrung aber ist von GOTT. Gemeinsam können wir ihre Bedingungen erfüllen, die Wahrheit aber wird von selbst in dir heraufdämmern.” (EKIW: Kapitel 8, VI. 9. 5.-9.)
Wir können die Wahrheit nicht verstehen, aber die Bedingungen dafür. Das heißt, es gilt zu lernen, was die geistige, die wahre Schau mit sich bringt.
“Es ist dieser Wechsel zur wahren Schau, der im heiligen Augenblick vollbracht wird. Doch ist es erforderlich, dass du lernst, was genau dieser Wechsel mit sich bringt, damit du willens wirst, ihn dauerhaft zu machen. Ist diese Bereitwilligkeit gegeben, wird sie dich nicht verlassen, denn sie ist dauerhaft.” (EKIW: Kapitel 15, IX. 1. 2.-4.)
Der Kurs lehrt uns, was genau dieser Wechsel mit sich bringt. Und wenn der heilige Augenblick zur vollständigen Berichtigung des Geistes genutzt wird, treten wir in jenen Geisteszustand ein, den Jesus im Kurs als “die Schau CHRISTI” bezeichnet. Der Geist, der GOTT tatsächlich erkennt, ist der reine Geist. Solch innere und geistige Verbindung nennt man geistige Schau oder wie im Kurs CHRISTI Schau. Das sogenannte dritte Auge ist das Symbol für die geistige Schau. Es ist der ruhige Blick auf die “wirkliche Welt”, auf jene Welt, die total vergeben ist. Es ist jener Geisteszustand, auf den uns Ein Kurs in Wundern vorbereitet. Wenn das erreicht ist, sind Wahrnehmung und Erkenntnis einander so ähnlich geworden, dass sie die Vereinheitlichung der Gesetze GOTTES miteinander teilen. Die wirkliche Welt ist leise in den HIMMEL geglitten, in dem alles Ewige in ihr schon immer war. Dort vereinen sich der ERLÖSER und die Erlösten in der vollkommenen Liebe zu GOTT und zueinander. Der HIMMEL ist unsere Wohnstatt, und da er in GOTT ist, muss er ebenso in uns sein.
Mooji
Mooji ist ein spiritueller Lehrer, der mit seiner Gemeinschaft in Portugal lebt. Im Jahr 1987 traf Mooji Michael, eine Begegnung, die sein Leben völlig verändern sollte. Mooji beschreibt Michael oft als einen jungen christlichen Mystiker, und er fühlte sich von Michaels Demut, Weisheit, Glauben und Vertrauen in Christus stark angezogen. Gemeinsam führten sie sehr tiefe und inspirierende Gespräche über das Leben und die Lehren Jesu Christi und über die täglichen Herausforderungen eines Jüngers von heute. Diese tiefgreifenden Begegnungen waren der Vorläufer und eine Art Katalysator für Moojis bewusste Suche nach der Wahrheit.
Am Ende eines dieser Gespräche bat Mooji Michael, für ihn zu beten, wenn er das nächste Mal beten würde, worauf Michael einfach antwortete: „Sicher, aber warum nicht jetzt?“, und sie beteten gemeinsam. Mooji selbst betete auch spontan und fand einige Worte, die wie von selbst flossen: „Bitte komm in mein Herz. Erfülle mein Herz vollständig. Führe mich zu Dir.” Nach dem Gebet erlebte Mooji eine große Leichtigkeit und einen großen Frieden in seinem Wesen. Er hatte das Gefühl, dass er nicht schlafen wollte, weil dieser aufkommende Friede und die Freude vielleicht nachlassen könnten, aber als er am nächsten Morgen erwachte, war zu seiner Freude alles noch sehr präsent - und bis heute ist der tiefe innere Frieden ungestört geblieben.
Es war während dieses verheißungsvollen Treffens im Jahr 1987, als er zusammen mit Michael zum ersten Mal die Realität Gottes als die lebendige Gegenwart, Freude und Kraft, die alles Leben durchdringt, wahrnahm. Mooji sagt: „Ich wusste, dass das Christuslicht und die Liebe Gottes in mein Herz eingedrungen waren und es erfüllten, und ich ging einfach aus dem Leben, das ich als das meine empfand. Ein tiefes Gefühl glückseligen Losgelöstseins entstand in meinem Wesen. Es war, als ob ich das Leben nun auf dem Schoß Gottes sitzend wahrnehmen würde.”
Irgendwann begann Mooji nach jemandem zu suchen, der ihn schneller in höhere Bewusstseinszustände führen konnte, um die immer noch aufkommenden persönlichen Tendenzen zu überwinden. So gelangte er auch nach Indien und traf dort auf Sri Poonjaji - liebevoll Papaji genannt. Mooji erzählt: „Als ich Papaji traf, wusste ich in meinem Herzen, dass meine Schritte von der Gnade geleitet waren. Der Drang, nach Kalkutta zu gehen und Ramakrishnas Haus zu besuchen, begann zu schwinden. Ich befand mich in der Gegenwart eines lebenden Buddha. Es war meine Zeit mit Papaji in Lucknow, die mich wirklich in das erfahrungsmäßige Erkennen des Selbst als reines Gewahrsein brachte.”
Mooji verbrachte einige Monate in Lucknow in Papajis gnädiger Gegenwart. Während dieser Zeit reiste er mit Papajis Segen auch nach Tiruvannamalai, Südindien, um den Ashram von Sri Ramana Maharshi zu besuchen, der Papajis eigener Meister war.
Mooji führt seine Schüler mit folgender Einladung (→Audiodatei) in die Begegnung mit dem wahren SELBST und damit mit GOTT SELBST. Mooji verwendet den Begriff “mind” für den ego-getriebenen Verstand - also für unsere privaten Gedanken - und den Begriff “formless intelligence“ für den reinen Geist. Diese Anleitung ist universell und kann in der einen oder anderen Form bei vielen spirituellen Lehrern gefunden werden. Sie entspricht in ihrer Art der aus dem Kurs in Lektion 189.
„Tu einfach dies: Sei still, und lege alle Gedanken darüber, was du bist und was GOTT ist, weg, alle Konzepte über die Welt, die du gelernt hast, alle Bilder, die du von dir selber hast. Mach deinen Geist von allem leer, was er für wahr oder falsch, gut oder schlecht hält, von jedem Gedanken, den er als würdig beurteilt, und allen Vorstellungen, deren er sich schämt. Halte an nichts fest. Bringe nicht einen Gedanken mit, den die Vergangenheit gelehrt hat, noch eine Überzeugung, die du jemals gelernt hast von irgend etwas. Vergiss diese Welt, vergiss diesen Kurs, und komm mit völlig leeren Händen zu deinem GOTT.“ (EKIW: Lektion 189, 7.)
Praxis
“Dies ist kein Kurs über das Spiel mit Ideen, sondern über ihre praktische Umsetzung.” (EKIW: Kapitel 11, VIII. 5. 3.)
Auf die Frage des Egos nach der Wahrheit des Kurses gibt es eine einfache Antwort: Probieren und üben, wenn er wahr ist, werden wir es erfahren.
Wenn wir einer spirituellen Praxis folgen, haben wir manchmal das Gefühl, wir bräuchten eine Pause vom Üben, aber das ist eine Illusion - es gibt keine Pause. Wir praktizieren immer. Das heißt, wir lernen und lehren immer. Dabei hören wir entweder auf die Stimme des Egos oder auf die Stimme für GOTT. Und je nachdem, auf welche Stimme wir hören, lehren wir das ganze Universum. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns unserer Wahrnehmungen und Gefühle bewusst sind, denn sie sind der Zugang zu dem, was darunter liegt. Nur so können wir erkennen, welcher Stimme wir gerade folgen, was wir also gerade praktizieren. Entweder üben wir Trennung oder Einheit.
Spirituelle Praxis braucht das brennende Verlangen nach der LIEBE GOTTES. Das ist die notwendige Grundlage jeder spirituellen Praxis. Eine oberflächliche Selbstdisziplin bei der Durchführung zeitlich begrenzter Übungen reicht nicht aus. Wenn wir uns lediglich jeden Morgen eine Stunde lang vom Ego-getriebenen Gedankenstrom abwenden, den Rest des Tages aber in einem geistigen Kriegszustand durch eine scheinbar von uns getrennte Welt hetzen, wird uns das nicht zum spirituellen Erwachen führen, sondern lediglich den Leidensdruck am Morgen etwas verringern.
Ein Kurs in Wundern ist also kein Kurs, wie ihn die Welt lehrt, weil man ihn nicht nach einem oder mehreren Jahren abgeschlossen hat. Ein spiritueller Weg kann grundsätzlich nicht in der Zeit abgeschlossen werden, weil er immer auf das Ende der Zeit ausgerichtet ist. Mit dem Kurs auf dem Weg zu sein, bedeutet jedoch nicht, bestimmte Rituale oder Routinen ein Leben lang zu befolgen. Jesus weist ganz klar darauf hin, dass Routine als solche gefährlich ist, weil sie leicht selbst zu einem Gott wird und eben jene Ziele bedroht, für die sie aufgestellt wurde. Am Anfang ist es klug, in Zeitbegriffen zu denken. Aber nach dem Abschluss der strukturierteren Übungszeiten, die das Übungsbuch enthält, also nach einem Jahr, wird das individuelle Bedürfnis zum Hauptgesichtspunkt. Für den fortgeschrittenen Lehrer GOTTES ist die Frage nach einer Routine überflüssig, denn er ist in ständigem Kontakt mit seiner inneren Führung.
Wunder
Jesus bezeichnet seine Botschaft als Ein Kurs in Wundern und nicht als Ein Kurs in EINHEIT (Oneness). Ein Kurs in EINHEIT wäre nicht praktikabel. Das Lernen gilt nur der Bedingung, unter welcher EINHEIT von selbst geschieht. EINHEIT kann nicht gelehrt werden. Wunder hingegen geschehen auf natürliche Weise. Wunder sind natürliche Zeichen der Vergebung. Wunder sind Berichtigungen im Geiste. Ein Wunder hebt den Irrtum auf, doch versucht es nicht, über die Wahrnehmung hinauszugehen noch die Funktion der Vergebung zu überschreiten. So bleibt es innerhalb der Grenzen der Zeit. Doch ebnet es den Weg für die Rückkehr der Zeitlosigkeit und das Erwachen der Liebe, denn die Angst muss vor dem sanften Heilmittel, das es bringt, entschwinden. Wunder sind Beispiele richtigen Denkens und richten unsere Wahrnehmungen auf die Wahrheit aus, wie GOTT sie schuf. Wunder transzendieren den Körper. Sie sind plötzliche Verlagerungen von der Ebene des Körpers weg ins Unsichtbare. Deswegen heilen sie.
Ein Wunder ist ein Dienst. Es ist der maximale Dienst, den wir einem Anderen erweisen können. Es ist eine Art, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Wir nehmen gleichzeitig unseren eigenen Wert und den unseres Nächsten wahr.
Das Wunder wird zuerst durch Glauben angenommen, weil darum bitten implizit besagt, dass der Geist vorbereitet worden ist, sich das vorzustellen, was er nicht sehen kann und nicht versteht. Doch wird der Glaube seine Zeugen bringen, um zu zeigen, dass das, worauf er beruhte, auch wirklich da ist.
“Wunder fallen wie Tropfen heilenden Regens vom HIMMEL auf eine trockene und staubige Welt, wohin hungernde und dürstende Kreaturen kommen, um zu sterben. Jetzt haben sie Wasser. Jetzt ist die Welt grün. Und überall sprießen die Lebenszeichen, um zu zeigen, dass das, was geboren ist, nie sterben kann, denn was Leben hat, hat Unsterblichkeit.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, 13. 5.)
Wir haben ein Anrecht auf Wunder aufgrund dessen, was wir sind. Wir werden Wunder empfangen aufgrund dessen, was GOTT ist. Und wir werden Wunder schenken, weil wir eins mit GOTT sind. Unser Anspruch auf Wunder liegt nicht in unseren Illusionen über uns begründet. Er hängt nicht von irgendwelchen magischen Kräften ab, die wir uns zugeschrieben haben, und auch nicht von irgendeinem der Rituale, die wir ersonnen haben. Er ist ein inhärenter Bestandteil der Wahrheit dessen, was wir sind.
Das meiste, was früher als Wunder verkauft wurde, sowohl im christlichen Europa als auch im hinduistischen Indien, war Scharlatanerie. Ein geschulter Geist ist allerdings in der Lage, auch auf der Ebene der Form Veränderungen direkt hervorzurufen, aber all dies dient mehr der Unterhaltung und lenkt vom Wesentlichen ab. Darum heißt es im Kurs schon im ersten Kapitel beim Thema Wunder:
“Wunder sind Gedanken. Gedanken können die niedrigere oder körperliche Erfahrungsebene darstellen oder aber die höhere oder geistige Erfahrungsebene. Die eine macht das Physische, die andere erschafft das Geistige.”
“Wunder als solche spielen keine Rolle. Das einzige, was eine Rolle spielt, ist ihre QUELLE, DIE weit jenseits der Bewertung ist.”
“Wunder geschehen auf natürliche Weise, als Äußerungen der Liebe. Das wirkliche Wunder ist die Liebe, die sie inspiriert. In diesem Sinne ist alles, was aus der Liebe kommt, ein Wunder.”
“Wunder als Schaustücke zu verwenden, um Glauben zu erwecken, ist ein Missverständnis ihres Sinns und Zwecks.”
Die Speisung der Fünftausend bei Kapernaum war das erste und einzige Naturwunder, das Jesus als Resultat bewusster Vorausplanung vollbrachte. Doch er tat dies nicht, um die Menschen zu beeindrucken, sondern aus Liebe zu denen, die ihm folgten und nichts zu essen hatten. Anders ausgedrückt: Es ist nicht notwendig, Gott zu beweisen - ER IST. Und SEIN WILLE ist es, erkannt zu werden und nicht bewiesen zu werden.
Wirklicher Zweck und wahre Funktion
Der wirkliche Sinn und Zweck dieser Welt ist, dass sie zur Berichtigung unseres Unglaubens genutzt wird. Der Sinn und Zweck der Zeit ist einzig und allein, »uns Zeit zu geben«, für diesen Berichtigungsprozess. Unser einzig wahrer Sinn und Zweck ist also die Erlösung (SÜHNE) und das Mittel dafür ist die Vergebung. Die Vergebung entfernt die Blockaden, die uns daran hindern, uns der Gegenwart der LIEBE, die unser angestammtes Erbe ist, bewusst zu sein. Die Erlösung sorgt dafür, dass die LIEBE wieder durch uns hindurch leuchten und sich ausdehnen kann. Unser Glück und unsere Funktion sind eins, weil GOTT uns beide gegeben hat.
Vergebung ist die einzige Funktion, die in der Zeit bedeutungsvoll ist. Sie ist das Mittel, das der HEILIGE GEIST verwendet, um Besonderheit von Sünde in Erlösung zu übersetzen. Vergebung ist für alle. Doch erst wenn sie auf allen ruht, ist sie vollständig und ist jede Funktion dieser Welt mit ihr vervollständigt. Dann ist die Zeit nicht mehr.
Wir bitten nicht darum, dass uns vergeben werde, denn das ist bereits vollbracht. Wir bitten vielmehr darum zu lernen, wie wir vergeben und das, was immer war, unserem Geist, der nicht vergibt, zurückerstatten können. Die SÜHNE wird wirklich und sichtbar, wenn wir sie anwenden. Auf Erden ist das unsere einzige Funktion, und wir müssen lernen, dass das alles ist, was wir lernen möchten. Wir werden uns schuldig fühlen, bis wir das gelernt haben. Denn am Ende erwächst unsere Schuld, welche Form sie auch immer annehmen mag, aus unserem Versagen, unsere Funktion in GOTTES GEIST mit all den unseren zu erfüllen.
Erkenntnis ist nicht das Heilmittel für falsche Wahrnehmung, weil sie, da sie anderen Ebenen angehören, einander nie begegnen können. Die einzig mögliche Berichtigung für falsche Wahrnehmung muss wahre Wahrnehmung sein. Wahre Wahrnehmung ist ein Heilmittel mit vielen Namen. Vergebung, Erlösung, SÜHNE, wahre Wahrnehmung - sie sind alle eins. Sie sind der eine Anfang mit dem Ziel und Ende, zum EINSSEIN weit jenseits ihrer selbst zu führen.
Die einzige Verantwortung des Wunderwirkenden ist, die SÜHNE für sich selber anzunehmen. Das bedeutet, dass wir erfassen, dass der Geist die einzige schöpferische Ebene ist und dass unsere Fehler durch die SÜHNE geheilt werden. Unsere Funktion in dieser Welt ist Heilen und unsere Funktion im HIMMEL Erschaffen.
Der HEILIGE GEIST gibt jedem eine besondere Funktion in der Erlösung, die wir allein erfüllen können, eine Rolle nur für uns. Das ist die gütige Wahrnehmung des HEILIGEN GEISTES von der Besonderheit; so verwendet ER das, was wir gemacht haben, zum Heilen statt zum Schaden. Und der Plan ist nicht vollständig, solange wir unsere besondere Funktion nicht finden und die Rolle nicht erfüllen, die uns zugewiesen wurde, um uns in einer Welt, in der Unvollständigkeit herrscht, vollständig zu machen.
Die Lektionen 62, 64, 65, 66, 99 und 192 lauten: “Vergebung ist meine Funktion als Licht der Welt.” “Lass mich meine Funktion nicht vergessen.” “Meine einzige Funktion ist die, die GOTT mir gab.” “Mein Glück und meine Funktion sind eins.” “Erlösung ist die einzige Funktion, die ich hier habe.” “Ich habe eine Funktion, von der GOTT möchte, dass ich sie erfülle.”
Die Funktion eines Lehrers GOTTES hat allerdings eine konkretere Funktion für diejenigen, die nicht verstehen, was Heilung ist. Sie bitten den Patienten um Vergebung für GOTTES SOHN in seinem eigenen NAMEN. Sie stehen für die ALTERNATIVE. Segnend kommen sie mit GOTTES WORT in ihrem Geist, nicht um die Kranken zu heilen, sondern um sie an das Heilmittel zu erinnern, das GOTT ihnen bereits gegeben hat. Es sind nicht ihre Hände, die heilen. Es ist nicht ihre Stimme, die das WORT GOTTES spricht. Sie geben nur, was ihnen gegeben wurde. Illusionen werden aufgelöst, nicht durch den Willen eines anderen, sondern durch die Vereinigung des einen WILLENS mit sich selbst. Und dies ist die Funktion der Lehrer GOTTES: keinen Willen als getrennt von ihrem eigenen zu sehen noch den ihren als getrennt vom WILLEN GOTTES.
Das Versprechen:
“Wenn du erst einmal SEINEN Plan als die eine Funktion akzeptiert hast, die du erfüllen möchtest, dann wird es auch nichts anderes mehr geben, was der HEILIGE GEIST nicht für dich arrangieren wird, ohne dass du dich bemühen musst. ER wird vor dir hergehen und deinen Pfad ebnen und keine Steine auf deinem Weg liegen lassen, über die du stolpern könntest, und keine Hindernisse, die deinen Weg versperren. Nichts, was du brauchst, wird dir verweigert werden. Nicht eine einzige scheinbare Schwierigkeit wird sein, die nicht vergeht, bevor du sie erreichst. Du brauchst dir über nichts Gedanken zu machen und auf nichts zu achten außer auf den einen Zweck, den du erfüllen möchtest.” (EKIW: Kapitel 20, IV. 8. 4.-8.)
“Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.” (Bibel, Einheitsübersetzung, Matthäus 6,24-34)
Jesus unterscheidet im Kurs ganz klar zwischen “make” und “create”. In der deutschen Übersetzung wurden dafür die Worte “machen” und ”erschaffen” verwendet. “Machen” bezieht sich auf die Illusion; ”erschaffen” auf die nondualen göttlichen Schöpfungen und damit auf die Wirklichkeit.
“Der Geist entscheidet sich, sich selber aufzuspalten, wenn er sich entscheidet, seine eigenen Ebenen zu machen. Doch kann er sich vom reinen Geist nicht völlig trennen, weil es der reine Geist ist, aus dem er seine ganze Macht bezieht, zu machen oder zu erschaffen.” (EKIW: Kapitel 3, IV. 5. 8.-9.)
“Die Frucht vom Baum der Erkenntnis essen ist ein symbolischer Ausdruck für die Usurpation der Fähigkeit, sich selber zu erschaffen. Nur in diesem einzigen Sinne sind GOTT und SEINE Schöpfungen nicht gleichberechtigte Schöpfer. Die Überzeugung, sie seien es, ist implizit im »Selbstkonzept« oder der Tendenz des Selbst enthalten, ein Bildnis von sich selbst zu machen.” (EKIW: Kapitel 3, VII. 4. 1.-3.)
“Der Geist kann den Glauben an die Trennung sehr real und sehr schrecklich machen, und dieser Glaube ist der »Teufel«.” (EKIW: Kapitel 3, VII. 5. 1.)
Wir wurden erschaffen, um auch zu erschaffen, und nicht um zu machen. Was ist nun der genaue Unterschied zwischen Machen und Erschaffen?
Machen erfordert die besonderen Anstrengungen des Ego-Geistes. Machen beinhaltet das Planen, was man will, auf der Grundlage dessen, was man bereits kennt und sich dann daranzumachen, den Weg zu finden, dies entsprechend seiner eigenen Vorstellungen ins Leben zu bringen. Machen enthält immer ein Element der Angst, da das Ego selbst die fundamentale Kontraktion der Angst ist.
Erschaffen, in der Art, wie es in diesem Zusammenhang gemeint ist, bedeutet, dass es unsere einzige Funktion ist, als ein Kanal zu dienen, durch den das unergründliche Mysterium und die Schönheit der LIEBE auf Arten ausgedrückt werden kann, die in dieser Welt gesehen werden können, indem wir wählen, nur zu tun, was wir tun, um die Gegenwart der LIEBE zu genießen und diese LIEBE anzubieten, an wen auch immer oder was auch immer sie empfangen wird.
Wenn wir beispielsweise wählen, Freunde zum Essen einzuladen, und keine Hintergedanken haben, wenn wir keine Gegenleistung erwarten, wenn es nicht darum geht, sie mit unseren Kochkünsten zu beeindrucken oder ganz besondere Beziehungen aufzubauen, und wenn es uns auch nicht um irgendein Ernährungskonzept geht, sondern einfach darum, mit ihnen zusammen zu sein - einfach weil wir sie lieben, weil wir in einem freudigen Daseins-Zustand sind - dann dehnen wir die GEGENWART und die WIRKLICHKEIT GOTTES aus.
Im FLUSS DER SCHÖPFUNG wird die Form selbst immer als zweitrangig erkannt; sie ist nichts weiter als ein Instrumentarium für den Inhalt. Im Machen wird die Form sehr wichtig. Und warum? Weil beim Machen der Ego-Geist bereits glaubt, dass er weiß, was die Dinge sind und wofür sie da sind, da alle Dinge für die Sicherheit und das Fortbestehen des Ego da sind. Und daher wird die Form, wie Dinge getan werden, sehr wichtig, denn Form ist Vorstellung und nicht Inhalt. In der Schöpfung ist die Form, so wie wir sie am liebsten hätten, weil es uns Freude bereitet, nicht weil wir glauben, dass wir damit weltliche Ziele erreichen werden.
Wie sehr das Ego am Machen interessiert ist, können wir auch an unserem Verhältnis zur Arbeit erkennen. Selbst während eines vielversprechenden Kennenlernens lautet eine der ersten Fragen häufig: "Und was machen Sie beruflich?" Arbeit bestimmt unsere Stellung in der Gesellschaft, für viele Menschen sogar den Selbstwert. Sie stürzen in eine tiefe Lebenskrise, wenn sie ihren Job verlieren. Für das Ego ist im Zusammenhang mit Arbeit der Gedanke der Selbstverwirklichung - das Machen eines Selbstbildes - von ganz besonderer Bedeutung. Es ist der Glaube, sich selbst erschaffen zu können. Diese seltsame Wahrnehmung nennt Jesus im Kurs das Autoritätsproblem.
Arbeit ist mehr und mehr zu einem zentralen Aspekt der Selbstverwirklichung geworden. Arbeit ist zu einem Ersatz-Gott geworden. Arbeit ist eine Sucht, ein Fetisch, ein Mantra, das uns tagtäglich umgibt. Sie ist Sicherheit, Selbstbestätigung, Existenzberechtigung weit über das Materielle hinaus. Wir glauben an die Arbeit. Arbeit ist keine anerkannte Religion, aber sie trägt alle Merkmale einer Religion.
Der Wahnsinn des Ego-Denksystems spiegelt sich aber nicht nur in der persönlichen Bedeutung von Arbeit wider, sondern ganz grundsätzlich in unserem Wirtschaftssystem. Wir streben nach unbegrenztem Wirtschaftswachstum auf einem begrenzten Planeten. Wie verrückt ist das? Außerdem ist Wettbewerb eine äußerst verschwenderische und höchst ineffiziente Form des Wirtschaftens und produziert damit eine Unmenge an Arbeit, die niemanden wirklich nützt. Schätzungsweise 80% aller zurzeit von Menschen verrichteten Arbeit ist allein dem Glauben an Trennung - und damit dem Glauben an Wettbewerb - geschuldet und ergibt ohne diesen überhaupt keinen Sinn.
Der Unterschied zwischen Machen und Erschaffen ist der Unterschied zwischen Illusion und WIRKLICHKEIT. WIRKLICHKEIT ist die LIEBE, die GOTT ist. Es ist der WILLE DES SCHÖPFERS, LIEBE auszudehnen. Wir wurden aus dem WILLEN DES SCHÖPFERS heraus erschaffen - und daher ist unser Wille, LIEBE auszudrücken, der WILLE GOTTES; sie sind ein und dasselbe.
Der Ego-Geist ist, auch wenn es um das Thema Liebe geht, daran interessiert, Liebe zu machen. Er hat ganz genaue Vorstellungen darüber, wie Liebe aussehen sollte, welche Form sie annehmen sollte, wie andere Wesen sie erwidern sollten, welche Handlungen in Ordnung sind und welche nicht in Ordnung sind. Doch in der Schöpfung dehnt sich LIEBE einfach mit Unschuld SELBST aus. Wenn unser Wille eins ist mit unserem SCHÖPFER, sind wir nicht im Geringsten daran interessiert, Liebe zu machen. Wir sind nur daran interessiert, die WIRKLICHKEIT zu feiern, dass wir bereits in LIEBE sind und wir bereits als der Ausdruck von LIEBE existieren. Wir sind unschuldig und wir sind vollkommen, genauso wie wir sind. Die Form dieses Ausdrucks wird ziemlich zweitrangig, da sie bloß ein vorübergehendes Instrument für die Erfüllung des Verlangens des Herzens ist, die WIRKLICHKEIT des in LIEBE seins zu feiern.
Wir dürfen uns daher ehrlich die Frage stellen: Stecke ich in meinem eigenen Leben Energie in den Versuch, Liebe geschehen zu machen oder feiere ich, dass ich bereits in der PRÄSENZ DER LIEBE bin? Bei dem ersteren muss ich andere Wesen nötigen, sich mit mir in meinem Machen zu verbinden und dann versuchen, sie zu überzeugen, wie sie sich verhalten und wie sie auftreten sollten, wie sie zustimmen und wie sie empfangen sollten - so dass ich das Gefühl habe, dass ich im Manifestieren dessen erfolgreich war, was ich bereits im Geist beschlossen hatte. Liebe machen erfordert bestimmte Handlungen anderer. LIEBE erschaffen, das heißt, LIEBE ausdehnen, erfordert nichts außer meinen Willen, meine Bereitschaft. Das bedeutet, dass ich absolut frei bin und ich nichts fordere - nichts brauche - dass die Welt sich in irgendeiner bestimmten Form zeigen müsste, bevor ich entscheide, in LIEBE zu sein. Und wenn ich in LIEBE bin, wird LIEBE den Ausdruck der Form lenken.
Es ist wirklich so einfach. Und wir werden sofort wissen, ob ein Lächeln genug ist, ob zu einem anderen menschlichen Wesen oder zu einem Blatt an einem Baum. Wir werden ganz genau wissen, wenn wir mit jemandem zusammen sind, wie es auszudrücken ist. Es wird keine Frage geben, es wird keinen Zweifel geben. Es wird keine Störung, keine Behinderung durch den Ego-Geist geben. Es wird keine Angst da sein. Denn wenn der Geist wahrhaft im WILLEN GOTTES ist, gibt es keine Zeit. Und da es keine Zeit gibt, gibt es keinen Bezug zur Vergangenheit und keinen Bezug zur Zukunft. Denn diese Dinge verweilen in der Dualität der Zeit. Sie sind nicht Teil dessen, was alleine ewig ist. Die Vergangenheit ist vergangen. Die Zukunft ist - bestenfalls - eine Fantasie im Geist. Die Gegenwart ist es, in der GOTT verweilt.
Der FRIEDEN VON CHRISTUS hängt daher von unserer Bereitschaft ab, in der Gegenwart zu verweilen, aus keinem anderen Grund, als die Schöpfung auszudehnen, jemand zu sein, der LIEBE empfängt, die GEGENWART DER LIEBE anerkennt, LIEBE atmet und IHR dann erlaubt, durch den Körper-Geist zu fließen, durch die Stimme, durch das handgeschriebene Wort, durch das Zwinkern des Auges - was immer es ist - und dann sind wir damit fertig und wir sind auf dem Weg in den nächsten Moment. Der FRIEDEN VON CHRISTUS kommt nur zu dem Geist, der der Vergangenheit und der Zukunft den Wert entzieht und sich der Gegenwart hingibt. Denn nur in der Gegenwart kann LIEBE gefühlt werden, erkannt werden und ausgedehnt werden. Solch ein Geist ist ein Schöpfer. Und durch diesen Geist fließt die Vollkommenheit der Ausdehnung der LIEBE - ohne Behinderung, ohne Hindernis und ohne Fehler.
Der Geist, der frei ist, frei von dem Ego-Bedürfnis zu machen, zu kontrollieren, zu gestalten, der Geist, der frei ist von der Identifikation mit der Vergangenheit und frei von der Sorge über die Zukunft, verweilt daher in dem vollkommen ewigen Jetzt - aus keinem anderen Grund, außer, um das Gewahrsein zu empfangen, dass er in der vollkommenen Präsenz der LIEBE verweilt und dann diese mysteriöse WIRKLICHKEIT durch diesen Geist zu erlauben, genau wo er ist, wie er ist. Er braucht keine Show daraus zu machen. Es geht nicht darum, eine vorgegebene Aufgabenliste erledigen zu müssen. Wir sind einfach gegenwärtig im Moment und die LIEBE lebt uns.
Wenn wir wachsam sind, wenn wir bewusst sind, werden wir dahin gelangen zu sehen, dass, wann immer wir in dem Modus sind, Liebe zu machen, das Leben passend zu machen, so, wie wir denken, wie es sein sollte, wir im Leid sind. Wenn wir erschaffen, genießen wir das Wunder der SCHÖPFUNG SELBST. Denn wir sind in einer ganz einzigartigen Position. Wir sind sowohl DER EINE, durch den die SCHÖPFUNG fließt, und wir sind auch der Zeuge oder der Beobachter des Aktes der SCHÖPFUNG, die aus dem GEIST und dem HERZEN dieses KREATIVEN ZENTRUMS fließt, das wir GOTT nennen, DER nur LIEBE ist.
Feiern wir daher und nehmen die Einzigartigkeit unseres SELBST als der SOHN GOTTES an. Wir sind jemand, der LIEBE erfahren wird, LIEBE erschaffen wird und auch den Fluss der LIEBE beobachten und bezeugen wird. Und wenn wir nicht verstehen, dass das wunderbar ist, dann verbringen wir so viel Zeit, wie wir brauchen, alleine, ohne einen Muskel zu bewegen, bis wir es kapieren. Denn das ist die WAHRHEIT unserer WIRKLICHKEIT. Sie ist zeitlos und ewig und reicht weit über die Grenzen des physischen Körpers hinaus und über die Grenzen unserer Vorstellungen über unser physisches Selbst - unsere Persönlichkeit, unsere persönliche Geschichte, unsere Kinder, unsere Partner, unsere Bankkonten. Es übersteigt bei weitem alles, was vorübergehend im Feld der Form auftaucht.
Als der HEILIGE SOHN GOTTES, als dieser erschaffene GEIST, geboren um zu erschaffen, ist unsere Fähigkeit, dem Fluss der LIEBE gewahr zu sein, weder geboren, noch kann sie sterben - wir werden sie niemals verlieren. Als der HEILIGE SOHN GOTTES ist die Macht unserer Fähigkeit, die Macht unseres Seins, der LIEBE zu erlauben, durch uns zu fließen, für immer unbegrenzt und sie wird uns niemals weggenommen werden.
Dies ist die WAHRHEIT dessen, was wir sind. Und jedes Mal, wenn unser Geist der Macht des Ego-Geistes verfallen ist, was nur bedeutet, für einen Moment falsch und wahnsinnig zu wählen, geht die WIRKLICHKEIT unseres Seins niemals fort. Sie wird niemals in irgendeiner Weise verändert oder verwandelt. Alles, was geschehen ist, ist, dass wir Zeit benutzt haben, um das Gewahrsein der WAHRHEIT zu verlieren. Und im nächsten Augenblick sind wir frei, noch einmal zu wählen. Der GE- HEILTE GEIST ist EINER, der SEIN WAHRES WISSEN akzeptiert:
Ich und mein VATER sind EINS. Nur die LIEBE ist wirklich. Ich kann überhaupt gar kein Opfer dessen sein, was ich sehe, da das, was ich sehe, das ist, was ich zu sehen wähle. Und wenn ich wähle, es mit den AUGEN DER LIEBE zu sehen, ist alles, was ich sehe, vollkommene Unschuld und eindeutig der WILLE meines VATERS bei der Arbeit.
Der GEHEILTE GEIST ist einfach EINER, der in dieser einfachen WIRKLICHKEIT ruht. Er hat SICH bloß SELBST trainiert, immer die STIMME FÜR DIE LIEBE zu wählen, das ist alles. Es spielt keine Rolle, was auftaucht und vergeht. Der GEHEILTE GEIST ist nicht ein Geist, der, was immer ER will, was geschehen soll, geschehen machen kann. Das ist der Ego-Versuch, absolut mächtig zu werden. Die Demütigen im Herzen - die reinen Herzens - sind diejenigen, die erkennen, dass Machen die Illusion ist. Sein ist die WIRKLICHKEIT.
Machen und Erschaffen - wie wild tun oder die PRÄSENZ DER LIEBE sein, aus der heraus kreative Kontexte entstehen, weil es der WILLE DES SCHÖPFERS ist, SICH SELBST durch eine Unzahl an Formen, die auftauchen und vergehen, auszudehnen. Die Formen ändern sich, aber der Inhalt oder die Essenz tut es nicht. Und der ERWACHTE GEIST ist zu dem immer-gegenwärtigen Fluss des Inhaltes erwacht, der unaufhörlich alle Form durchdringt. Das ist der Grund, warum für den ERWACHTEN GEIST Verlust unmöglich ist und der Tod als unwirklich gesehen wird. Denn Tod kann nur die Form betreffen. Formen beginnen in der Zeit und enden in der Zeit, so wie der Körper; das ist eine Form, derer wir uns sehr deutlich bewusst sind. Ideen haben einen Anfang und ein Ende. LIEBE ist die einzige Sache, die weder Anfang noch Ende kennt, weil sie die fundamentale Energie von GOTT SELBST ist.
“Und hierin liegt die Torheit der Abwehr: Sie gibt den Illusionen Wirklichkeit und versucht dann, mit ihnen umzugehen, als seien sie wirklich. Sie häuft Illusionen über Illusionen und macht Berichtigung so doppelt schwierig. Genau das tust du, wenn du versuchst, die Zukunft zu planen, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen oder die Gegenwart nach deinen Wünschen zu organisieren.” (EKIW: LEKTION 135, 1. 2.-4.)
Der GEHEILTE GEIST plant nicht. Was bedeutet das? Es bedeutet nicht, dass er nicht einen Tag strukturiert - das heißt, Entscheidungen zu treffen, ob er diesen Telefonanruf jetzt macht und den anderen später. Doch er plant nicht, wofür der Tag sein soll. Er gibt sich einfach in die LIEBE hin und erlaubt der LIEBE, den Tag zu gebären. Beachte den Unterschied! Der Ego-Geist steht morgens auf und glaubt schon, dass er weiß, wofür dieser eine Tag gut ist und dieser Tag kann keinen Zweck haben, außer die Autorität des Ego zu erhalten und erneut zu versuchen, die Welt an das anzupassen, wovon der Ego-Geist glaubt, dass es so sein muss. Der ERWACHTE GEIST weiß, dass dieser Tag keinen Zweck hat, außer dem, den der SCHÖPFER ihm geben will - durch den GEIST, durch das SELBST. Und so sucht ER zuerst das HIMMELREICH und dann werden IHM alle Dinge gegeben werden. Der Tag fließt aus SEINER Hingabe an die LIEBE hervor.
Wenn wir den Weg des Schöpfers wählen, dann ist die erste Sache, die wir tun müssen, uns daran zu erinnern, dass Erschaffen nicht das Gleiche ist wie Machen. Erschaffen beinhaltet, zuerst das HIMMELREICH zu suchen. Nun, was heißt das? Nun, das heißt, dass wir alles verkaufen müssen, was wir besitzen, uns einen Rucksack besorgen, ein Ticket nach Kathmandu kaufen und siebzehn Jahre mit Wandern durch das Himalaya-Gebirge verbringen, bis wir genau die richtige Höhle finden, und dann weitere siebzehn Jahre in tief versunkener Meditation und im Gebet verbringen, bevor wir beginnen, unseren ersten flüchtigen Eindruck von GOTT zu bekommen. Das ist es, was „das HIMMELREICH zu suchen“ beinhaltet. Oder wir können einfach den Geist dem FRIEDEN GOTTES zuwenden - genau da, wo wir sind - und ihn annehmen. Und genau in dem Augenblick werden wir erreicht haben, was all die Yogis in ihren Höhlen jemals erreicht haben, was all die BUDDHAS und CHRISTEN in ihrer Askese erreicht haben. Das HIMMELREICH ist nur eine Entscheidung entfernt:
Ich wähle jetzt den VOLLKOMMENEN FRIEDEN GOTTES.
Und einfach so haben wir alles erreicht, was erreicht werden muss - wenn wir es empfangen.
Zu erschaffen bedeutet, dass wir verpflichtet sind, zuerst das HIMMELREICH zu suchen, dann uns selbst zu erlauben zu feiern, dass wir, ungeachtet dessen, was unsere physischen Augen uns zeigen, ungeachtet dessen, wie das Gehirn die Wahrnehmung dessen interpretiert oder erzeugt, was ihm die physischen Augen offenbaren, dass wir, ungeachtet all dessen, frei sind. Denn, was immer auch auftaucht, ist vollkommen harmlos. Formen kommen und gehen, LIEBE bleibt. Und wie sonst könnten wir wohl Freiheit finden, außer als jemand, der einfach als die Entscheidung für die LIEBE verweilt?
Wenn wir ein Schöpfer sein wollen, müssen wir aufgeben zu streben, denn Streben ist Teil der Welt des Machens. Und wir werden uns selbst die Erlaubnis geben müssen, eine Meisterschaft des Erlaubens zu kultivieren. Erlauben ist keine Passivität. Erlauben bedeutet nicht, auf unserem Kissen zu sitzen und darauf zu warten, dass das UNIVERSUM gute Dinge in unserem Leben manifestiert. Erlauben ist ein Akt, uns nach innen zu wenden, unser EINSSEIN mit GOTT anzuerkennen und einfach zu fragen,
VATER, was würdest du gerne in diesem Moment erschaffen?
Und plötzlich kommt ein Gedanke. Und der Gedanke offenbart uns, dass …
Gebet
Das wahre Gebet bittet um nichts. Es ist unmöglich, um weltliche Dinge zu bitten und zu hoffen, GOTT zu erreichen. Das wahre Gebet muss die Falle des Betens, um zu flehen, meiden. Unser Verlangen nach der Wahrheit ist das wahre Gebet.
Strenggenommen spielen Worte überhaupt keine Rolle beim Beten. Der entscheidende Faktor ist die Bitte, das Verlangen. Worum wir bitten, das empfangen wir. Aber das bezieht sich auf das Gebet des Herzens, nicht auf die Worte, die wir beim Beten benutzen. GOTT versteht keine Worte, denn sie wurden von getrennten Geistern gemacht, um sie in der Illusion der Trennung zu halten. Worte können, besonders für den Anfänger, hilfreich sein, um zu Konzentration zu verhelfen und den Ausschluss von nicht dazugehörigen Gedanken zu erleichtern, oder zumindest die Kontrolle über diese. Der Wert von Gebetsworten ist rein autosuggestiv bei individueller Andacht und soziosuggestiv bei Gruppenandacht. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Worte nur Symbole von Symbolen sind. So sind sie zweifach von der Wirklichkeit entfernt.
Das wahre Gebet ist immer ein Lied des Dankes und der LIEBE. Das Geheimnis des wahren Gebets ist, die Dinge zu vergessen, die wir zu brauchen glauben. Wir sehen dabei über unsere konkreten Bedürfnisse, so wie wir sie sehen, hinweg, und lassen sie in GOTTES HÄNDE übergehen. Dort werden sie zu unseren Gaben an IHN, dass wir keine Götter vor IHM haben möchten, keine LIEBE außer SEINER. Das wahre Gebet ist ein Beiseitetreten; ein Loslassen, eine stille Zeit des Hörens und des Liebens, es erbittet nichts und empfängt alles.
Jesus verwendet bei vielen Gebeten im Kurs die Wir-Form, um uns immer wieder daran zu erinnern, dass es nur EINEN von uns gibt. Es ist wichtig, dass wir immer wieder unsere Brüder und Schwestern in unser Gebet mit einbeziehen, denn wenn wir nur für uns als Person beten, bleibt die Trennung auch in unserem Gebet bestehen. Wenn wir die Ich-Form verwenden, dann in dem Sinne, dass wir uns an uns als den EINEN - als den einen SOHN GOTTES - erinnern wollen. Ein einfaches Gebet, besonders für Momente, in denen wir mit vielen Menschen in Kontakt sind, könnte zum Beispiel so lauten:
VATER, ich danke DIR,
für DEINE Erinnerung
an die Einheit DEINES SOHNES.
Ich bin wir.
Wir bin ich.
Das wahre Gebet ist immer affirmativ, d.h. wir beten mit GOTT, wobei wir die Wahrheit bejahen. Im bejahenden Gebet erkennen wir an, dass uns Gott bereits alles gegeben hat. Wir beten, um uns zu erinnern und wir beten als der geliebte SOHN. In Lektion 264 finden wir das folgende wunderbare “Gebet der Erlösung”:
“VATER, DU stehst vor mir und hinter mir, neben mir, an dem Ort, wo ich mich selber sehe, und überall, wohin ich gehe. DU bist in allen Dingen, auf die ich schaue, in den Geräuschen, die ich höre, und in jeder Hand, die nach der meinen greift. Die Zeit verschwindet in DIR, und der Ort wird ein bedeutungsloser Glaube. Denn das, was DEINEN SOHN umgibt und was ihn sicher hält, das ist die LIEBE SELBST. Es gibt keine Quelle außer dieser, und es gibt nichts, was ihre HEILIGKEIT nicht teilen, was jenseits DEINER einen Schöpfung stehen würde oder ohne jene LIEBE wäre, die alle Dinge in sich selber hält. VATER, DEIN SOHN ist wie DU SELBST. Wir kommen heute in DEINEM EIGENEN NAMEN zu DIR, um in Frieden zu sein in DEINER ewig währenden LIEBE.“
Im Zusammenhang mit Spiritualität taucht immer wieder die Frage auf, ob spirituelles Erwachen die Folge eigener Anstrengung oder allein Ausdruck von Gnade ist. In Wahrheit ist es eine Kombination von beidem. Die folgende Metapher beschreibt diesen Zusammenhang:
Die Gnade GOTTES steigt nicht hinab, bevor unser VATER weiß, dass wir bereit sind, einen Ort vorzubereiten, um sie zu empfangen. Und deshalb ist es im Prozess des spirituellen Erwachens nicht notwendig, nach LIEBE zu suchen. Es ist nur notwendig, den Ort, den Boden vorzubereiten, indem wir wählen, die Hindernisse vor der LIEBE zu entdecken, die alle auf Angst zurücklaufen, und wir bereit sind, diese Wurzel zu lockern, damit sie von dem Garten unseres Bewusstseins entfernt werden kann.
Und dann kann dieser Regen der Gnade, der reinigt, transformiert, erweckt und den CHRISTUS in unseren Geist bringt, sanft hinabsinken. Denn wenn der Regen auf festen Boden fällt, trifft er auf die Erde auf und läuft ab, und der Garten bleibt ausgetrocknet. Doch der weise Gärtner, der den Boden gelockert hat, der in ihn hineingegriffen und begonnen hat, die Wurzeln herauszuziehen, den Boden durchsucht und ihn weich und offen und durchlässig gemacht hat, mit der Absicht einen wunderschönen Garten hervorzubringen, wird dann in der Tat durch den Regen der Gnade unterstützt werden, der sanft niedergeht, ohne dass er verdient werden muss - er wird frei gegeben.
Bei der Arbeit mit dem Kurs sind uns in jedem einzelnen Arbeitsschritt, bei jedem Kapitel, das wir lesen, bei jeder Lektion, die wir machen, Tropfen der Gnade angeboten worden. Einige haben wir empfangen. Einige haben wir nicht bemerkt. Einige warten darauf, in die tieferen Schichten unseres Bewusstseins einzudringen, während wir in unserer Bereitschaft weitermachen, Angst loszulassen. Und plötzlich wird eine Perle der Gnade, die noch nicht empfangen worden ist, tief sinken. Und die Erkenntnis wird kommen, das Erwachen wird kommen. Es ist einfach der natürliche Prozess, weil die Tropfen des Regens der Gnade noch keinen Ort hatten, um empfangen zu werden.
Es ist von großer Wichtigkeit zu verstehen - dass alles, was durchsickert, darauf beruht, wie gut der Gärtner die Erde mit den Werkzeugen kultiviert hat, die ihm gegeben worden sind. Wenn sie nicht genutzt wurden, bleibt der Boden hart und die Regentropfen laufen ab und sammeln sich am Rande des Gartens und warten darauf, dass der Boden ordentlich vorbereitet wird.
Es ist wichtig, mit den Lektionen gründlich weiter zu machen und ihnen zu erlauben, die Grundlage zu sein, von der aus der Boden bereitet wird und die Wurzeln der Angst gelockert werden, selbst auf Arten, die wir mit dem menschlichen Verstand nicht verstehen können. Denn die Wurzeln der Angst sind nicht bloß Ideen. Sie sind die Wirkungen von Ideen. Ihnen wurde erlaubt, tief in das einzudringen, was wir üblicherweise das Unbewusste nennen. Das ist der Grund, warum der Weg der Transformation kein Streben erfordert, sondern Erlauben; kein verstandesmäßiges Denken, sondern Loslassen . . . Fühlen . . . Nicht tun, sondern vertrauen.
Diese Wurzeln der Angst müssen auf einer Ebene gelöst werden, die tiefer liegt, als der bewusst denkende Verstand vordringen kann. Der menschliche Verstand war niemals dafür bestimmt, unser Meister zu sein, sondern als Diener des erwachten GEISTES ausgerichtet zu werden, so wie die Blume aus der Tiefe des Bodens, der unsichtbar ist, erblüht und ihren Duft verströmt, damit alle sie sehen können. Und der Boden ist gut vorbereitet worden, so dass die einzigen Wurzeln, die aus dem Boden Nahrung sammeln, Wurzeln sind von dem, was vom LEBEN spricht, und von Schönheit, und nicht von dem, was von Angst und Unwürdigkeit spricht.
Und doch baut die Schönheit, die aus dem wundervollen Garten des Gärtners hervorspringt, nicht das Ego des Meistergärtners auf, denn ein Meistergärtner weiß, dass er oder sie nur der Hüter des Bodens gewesen ist. Doch der Zauber, der die Blume hervorbringt, ist nicht sein oder ihr Besitz, sondern bloß das, was ihm zur Verwaltung übergeben worden ist: das Bewusstsein.
“Die Freiheit, alles hinter dir zu lassen, was dich verletzt, demütigt oder ängstigt, kann dir nicht aufgedrängt werden, aber sie kann dir durch die Gnade GOTTES angeboten werden. Und du kannst sie durch SEINE Gnade akzeptieren, denn GOTT ist SEINEM SOHNE gnädig und nimmt ihn ohne Frage als den SEINEN an.” (EKIW: Kapitel 11, VI. 6. 3.-4.)
“DEINE Gnade ist mir gegeben. Ich erhebe jetzt Anspruch auf sie.” (EKIW: Lektion 168)
“Durch Gnade lebe ich. Durch Gnade werde ich befreit.” (EKIW: Lektion 169)
“Gnade wird nicht gelernt. Der letzte Schritt muss jedes Lernen übersteigen. Gnade ist nicht das Ziel, welches zu erlangen dieser Kurs erstrebt. Jedoch bereiten wir uns insofern auf die Gnade vor, als ein offener Geist den RUF zum Erwachen hören kann. Er ist nicht fest verschlossen vor der STIMME GOTTES. Er ist sich bewusst geworden, dass es Dinge gibt, die er nicht erkennt, und ist somit bereit, einen Zustand zu akzeptieren, der völlig anders ist als die Erfahrungen, die ihm wohlbekannt sind und vertraut.” (EKIW: Lektion 169, 3.)
Spirituelle Psychotherapie
Klassische Psychotherapie
“Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Und jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, ist ein Tor, der sein Haus auf Sand baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.” (Bibel, Einheitsübersetzung, Matthäus 7, 24-27)
Die klassische Psychotherapie versucht biblisch gesprochen, ein Haus auf Sand zu stabilisieren. Das Haus für sich betrachtet erscheint dann ganz solide und in sich fest zu sein. Doch lässt sich seine Stabilität nicht unabhängig von seinem Fundament beurteilen. Wenn es auf Sand ruht, braucht man die Mauern des Hauses nicht noch dicker und stabiler zu machen, die Tür nicht abzusperren, noch die Fenster zu verschließen und die Riegel vorzuschieben. Der Wind wird es zu Boden werfen, und der Regen wird kommen und seine Spuren tilgen. Warum es mit weiteren Schlössern, Ketten oder schweren Ankern belasten, wenn seine Schwäche nicht in ihm selber liegt, sondern in der Brüchigkeit des kleinen Grabens aus nichts, auf dem es steht? Was, das auf Sand ruht, kann nicht sicher sein. Die Angst wird nie ganz verschwinden, denn das Fundament ist und bleibt Sand.
Die Corona-Pandemie beispielsweise hat diese Angst wieder sehr deutlich gemacht. Und bei einem starken Sturm bricht auch das stärkste Haus auf Sand zusammen. Dieser Sturm kann eine schwere Krankheit, ein Schicksalsschlag oder eine andere schwierige Situation sein, für die der Ego-Geist keine Lösung mehr findet.
“Das Ego hat dir ein schäbiges Haus erbaut, das keinen Schutz bietet, weil es anders nicht bauen kann. Versuche nicht, dieses armselige Haus standfest zu machen. Seine Schwäche ist deine Stärke. Nur GOTT konnte ein Haus errichten, das SEINER Schöpfungen würdig ist; diese haben sich aber entschieden, es leer stehen zu lassen, indem sie sich selbst enteignet haben. SEIN Haus jedoch wird ewig bestehen bleiben und ist für dich bereit, wenn du beschließt, dort einzutreten. Dessen kannst du gänzlich sicher sein. GOTT kann ebenso wenig Vergängliches erschaffen, wie das Ego Ewiges machen kann.” (EKIW: Kapitel 4, I. 11.)
Es ist verdammt anstrengend, zu versuchen, ein armseliges Haus standfest zu machen, zu versuchen, eine Lüge wahr zu machen. Mit anderen Worten, es ist verdammt anstrengend zu versuchen, das persönliche Selbst zu stabilisieren und zu stärken. Je mehr wir es versuchen, desto anstrengender wird es und endet unweigerlich in Depression und Erschöpfung. Wir denken, dass unsere Arbeit, unsere Beziehungen oder andere scheinbar äußere Umstände anstrengend sind, aber es ist nur unser Widerstand gegen die Wahrheit, der uns erschöpft und deprimiert.
Auch verlässt man sich im Rahmen einer klassischen Psychotherapie auf eine psychologische Theorie, der sowohl der Therapeut als auch der Patient beipflichten muss. Aber auch die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass die Resultate der Therapie nichts mit der psychotherapeutischen Schule, die der Therapeut besucht hat, oder der Technik, zu tun haben. Die Ergebnisse stehen mit der Interaktion zwischen Therapeuten und Patienten und dem Glauben des Patienten an den Therapeuten in Zusammenhang. Wenn der Wunsch des Therapeuten, hilfreich zu sein, und der Glaube des Klienten an den Therapeuten zusammentreffen, führt dies immer zu einem gewissen Grad an Heilung, aber dem klassischen Therapeuten fehlt das Verständnis für den größeren spirituellen Zusammenhang.
Gewöhnlich befasst sich die klassische Psychotherapie nur mit einem Anteil des Egos, sie ignoriert und begreift die große Macht nicht, die den Geist bestimmt, antreibt und beherrscht. Da der Zweck der meisten Psychotherapien ein gut angepasstes Ego ist, existiert keine Idee davon, was jenseits des Egos liegt. Der Zweck der spirituellen Psychotherapie ist im Gegenzug dazu die Eliminierung des Egos. Das Ego ist Angst erfüllt und begrenzt, doch wenn es aufgegeben wird, zeigt sich das wahre SELBST. Es geht um das Erreichen eines nicht konditionierten Verstandes und schließlich um das Transzendieren des Verstandes selbst zu höheren Bewusstseinszuständen der Liebe und des Friedens.
Die klassischen Psychotherapeuten besitzen kein wahres Wissen über das SELBST und sind somit gegenüber der Wirklichkeit blind. Eine Begrenzung der meisten psychotherapeutischen Bezugssysteme ist die, dass der Therapeut auf das begrenzt ist, was die Welt ein gesundes, funktionierendes Ego mit all seinen Begrenzungen nennt. In diesem Weltbild betrachtet man einen gesunden Patienten als jemanden, der die gleichen Illusionen und Begrenzungen hat, die die Gesellschaft und der Therapeut stillschweigend dulden.
Die Psychotherapie akzeptiert Verhaltensebenen als gesund, die, aus der Sicht vollkommenen Friedens, nicht akzeptabel sind. Beispielsweise könnten in der Psychotherapie minimale Angst, Wut und minimaler Stolz als notwendig oder als vertretbare Ebenen des Funktionierens und vielleicht sogar als gesund betrachtet werden. Manche Klienten werden von ihren Therapeuten sogar ermutigt, stolz auf ihre Fortschritte zu sein. Dies ist besonders kontraproduktiv, da so Fortschritte durch die negative und destruktive Energie des Stolzes sofort wieder zunichte gemacht werden. In Anbetracht der Macht der spirituellen Psychotherapie, alle negativen Gefühle vollkommen zu transzendieren, ist die innere Zerstörungskraft hinter solchen niedrigen Zuständen, letztendlich nicht akzeptabel. Jenseits der akzeptablen Ebenen des Funktionierens wartet unsere einzig wahre Bestimmung - die vollkommene Freiheit und die sich grenzenlos ausdehnende LIEBE.
Wahre Heilung erfordert daher einen grundlegend anderen Ansatz ...
“Du kannst dich nicht allein verstehen. Das liegt daran, dass du losgelöst von deinem rechtmäßigen Platz in der SOHNSCHAFT keine Bedeutung hast, und der rechtmäßige Platz der SOHNSCHAFT ist GOTT.” (EKIW: Kapitel 5, III. 8. 1.-2.)
“Der HEILIGE GEIST will nicht, dass du den Konflikt verstehst; ER möchte, dass dir klar wird, dass man ihn nicht verstehen kann, weil der Konflikt bedeutungslos ist.” (EKIW: Kapitel 7, VI. 6. 5.)
Wenn wir uns mit Ein Kurs in Wundern beschäftigen, dann haben wir meist schon andere Erfahrungen in der spirituellen Szene gesammelt, vielleicht in der Coachingszene, vielleicht im Geistigen Heilen, vielleicht in Reiki, vielleicht mit schamanischen Reisen und Ritualen, es gibt ja auch eine schier endlose Anzahl von Konzepten und Denkansätzen um die “Seele” zu heilen. Der Kurs ist absolut kompromisslos, er sagt, die Seele - im wahren Sinne als vollkommener Gedanke im Geist GOTTES - muss nicht heilen und das egoische Selbst kann nicht heilen. Was wir wirklich sind und das Ego werden einander nie begegnen.
Was machen wir mit dieser Idee, gemeinhin gilt ja die Auffassung, wir hätten verschiedenste Themen und dann können wir diese Themen gezielt angehen, um da Heilung zu erfahren. Beispielsweise können wir irgendwie Beziehungsangst haben, also werden wir ganz speziell jetzt Themen ausgraben, die zu Vertrauen, zu Selbstliebe und so weiter und so fort passen und werden versuchen, da Heilung zu erfahren. Und in der Tat wird es innerhalb des Egos dann zu einer Verschiebung der Problematik kommen. Das heißt womöglich werden wir tatsächlich auf einmal in der Lage sein irgendwie Beziehung zu führen, aber auf einmal werden andere Themen auftauchen. Zuerst ist Beziehungsangst unser Problem, dann haben wir das gelöst, dann haben wir plötzlich ein Beziehungsproblem, nachdem auch das scheinbar gelöst ist, haben wir plötzlich ein Autoritätsproblem mit unserem Boss in der Arbeit, wenn wir dann mit großer Anstrengung auch dieses Problem scheinbar gelöst haben, haben wir plötzlich ein Burnout und damit schon wieder das nächste Problem. Wir kommen von einem ins nächste Problem und wir werden dann erstmal denken, das wusste ich ja noch gar nicht, dass ich damit auch ein Thema habe, naja egal, gehen wir das auch noch an und das ganze entpuppt sich als so etwas, das der Kurs folgendermaßen zusammenfasst: Die Welt hat uns nur einen einzigen Weg anzubieten und der führt immer ins Leid, der führt immer in den Tod, führt immer zum Scheitern, einfach weil wir versuchen im Problem das Problem zu lösen. Weil wir versuchen, da Heilung zu finden, was nur deswegen existiert, um Heilung zu verhindern.
“Wenn du glaubst, du verstündest etwas von der »Dynamik« des Ego, dann lass mich dir versichern, dass du nichts davon verstehst. Denn aus dir selbst könntest du sie nicht verstehen. Das Studium des Ego ist nicht das Studium des Geistes. Tatsächlich genießt es das Ego, sich selber zu studieren, und zollt dem Unterfangen von Schülern, die es »analysieren« möchten und damit seine Wichtigkeit gutheißen, vollen Beifall. Dabei studieren sie nur eine Form mit einem bedeutungslosen Inhalt. Denn ihr Lehrer ist unvernünftig, obzwar sorgsam darauf bedacht, diese Tatsache hinter eindrucksvoll klingenden Worten zu verbergen, denen jedoch jeglicher zusammenhängende Sinn fehlt, sobald man sie zusammenfügt.” (EKIW: Kapitel 14, X. 8. 4.ff.)
Ein häufiger und sehr zentraler Irrtum im Zusammenhang mit Spiritualität und Heilung ist der Glaube, dass ”nach innen gehen” bedeutet, in die Vergangenheit und in den Schmerz zu gehen. Aber “nach innen gehen” bedeutet nach Hause gehen, und unser Zuhause ist das wahre SELBST, der Ort vollkommener Liebe und Glückseligkeit. Heilung und damit Vergebung bedeutet nicht, innerhalb der Illusion von Raum und Zeit zu versuchen, etwas zu lösen, sondern von unserem wahren ZUHAUSE aus, das heißt mit dem HEILIGEN GEIST, auf die Illusion zu schauen und sie als Illusion zu erkennen.
“Nach innen schauen heißt nur meinen Willen finden, wie GOTT ihn schuf und wie er ist.” (EKIW: Lektion 309, 1. 4.)
Das Ego hingegen schickt uns auf eine Reise, die zu nichts anderem als zu einem Gefühl der Vergeblichkeit und Depression führen kann. Die unerträgliche Anstrengung der Weigerung, der Wahrheit Glauben zu schenken und ihre offensichtliche Wirklichkeit zu sehen, erzeugt Verzweiflung und Erschöpfung, Leid und Depression, Krankheit und Schmerz, Dunkelheit und kalte Angstphantasien. Es ist nicht vernünftig, Glück von irgendetwas zu erwarten, was das Ego jemals vorschlug.
“Krankheit und Tod schienen gegen SEINEN WILLEN in den Geist von GOTTES SOHN zu dringen. Der »Angriff auf GOTT« führte dazu, dass SEIN SOHN vaterlos zu sein vermeinte, und aus seiner Depression heraus machte er den Gott der Depression. Das war seine Alternative zur Freude, weil er die Tatsache nicht annehmen wollte, dass er, obzwar ein Schöpfer, erschaffen worden war. Doch ist der SOHN ohne den VATER hilflos, DER allein seine HILFE ist.” (EKIW: Kapitel 10, V. 4.)
"Die Getrennten haben viele »Heilmittel« für das erfunden, was sie als die »Krankheiten der Welt« ansehen. Das Einzige aber, was sie nicht tun, ist, die Wirklichkeit des Problems infrage zu stellen. Doch seine Wirkungen können nicht geheilt werden, weil das Problem nicht wirklich ist." (EKIW: Lektion 41, 2. 1.-3.)
Der zentrale Irrtum der klassischen Psychotherapie …
… zeigt sich in zwei Aspekten. Der erste Aspekt ist der Versuch, eine Illusion - ein Haus auf Sand - zu stabilisieren, und der zweite Aspekt ist die Art und Weise, wie dies versucht wird. Zuerst wird die Wirklichkeit des Problems bestätigt, und dann wird versucht, den Klienten davon zu überzeugen, dass alles nicht so schlimm ist und dass er darüber hinwegsehen soll. Es wird also die Wahrnehmung des Klienten und damit sein eigener Geist für unwichtig erklärt - ohne Hinweis auf seine wahre Größe. Das ist verrückt: Wie soll jemand, der wirklich glaubt, betrogen worden zu sein oder einen geliebten Menschen für immer verloren zu haben, darüber hinwegsehen und wieder glücklich werden? Wie soll jemand, der davon überzeugt ist, dass sein geliebtes Kind ermordet wurde, dem Mörder vergeben?
“Der Vergebungsplan des Ego wird viel öfter angewendet als derjenige GOTTES. Das liegt daran, dass er von ungeheilten Heilern ausgeführt wird und daher vom Ego kommt. Wir wollen jetzt den ungeheilten Heiler sorgfältiger ins Auge fassen. [...] Ist er ein Psychotherapeut, so beginnt er eher mit der gleichermaßen unglaubhaften Überzeugung, dass Angriff für ihn wie auch für den Patienten wirklich ist, aber dass er für keinen von beiden eine Rolle spielt.” (EKIW: Kapitel 9, V. 1.)
“Einige neuere Formen, die der Plan des Ego annimmt, sind ebenso wenig hilfreich wie die älteren, weil die Form keine Rolle spielt und der Inhalt sich nicht geändert hat. So mag ein Psychotherapeut beispielsweise in einer der neueren Formen die Symbole des Ego in einem Alptraum deuten und sie dann als Beweis verwenden, dass der Alptraum wirklich ist. Und hat er ihm Wirklichkeit verliehen, versucht er, seine Wirkungen dadurch zu zerstreuen, dass er die Wichtigkeit des Träumenden herabsetzt. Das wäre ein Heilansatz, würde der Träumer ebenfalls als unwirklich identifiziert. Doch wird der Träumer mit dem Geist gleichgesetzt, so wird die berichtigende Kraft des Geistes durch den HEILIGEN GEIST verleugnet. Das ist sogar ein Widerspruch im Sinn des Ego, und zwar einer, den es gewöhnlich selbst in seiner Verwirrung noch bemerkt.
Wenn die Art und Weise, der Angst entgegenzuwirken, darin besteht, die Wichtigkeit des Geistes herabzusetzen, wie könnte das Egostärke aufbauen? Solche offensichtlichen Widersprüche sind der Grund dafür, dass niemand wirklich je erklären konnte, was in der Psychotherapie geschieht. Nichts geschieht wirklich. Nichts Wirkliches ist dem ungeheilten Heiler widerfahren, und er muss aus dem lernen, was er selber lehrt. Sein Ego wird immer versuchen, etwas aus der Situation zu bekommen. Daher weiß der ungeheilte Heiler nicht, wie man gibt, und kann folglich nicht mit anderen teilen. Er kann nicht berichtigen, weil er nicht berichtigend arbeitet. Er glaubt, es läge in seiner Hand, den Patienten zu lehren, was wirklich ist, obschon er es selber nicht weiß.
Was sollte also geschehen? Als GOTT sprach: »Es werde Licht!«, da ward Licht. Kannst du das Licht finden, indem du die Dunkelheit analysierst, wie es der Psychotherapeut tut, oder indem du - wie der Theologe - die Dunkelheit in dir selber anerkennst und nach einem entfernten Licht Ausschau hältst, um sie zu beseitigen, wobei du betonst, wie fern es ist? Heilen ist nicht geheimnisvoll. Nichts ändert sich, solange man es nicht versteht, da Licht Verstehen ist . Weder lässt sich ein »elender Sünder« ohne Magie heilen, noch kann sich ein »unwichtiger Geist« ohne Magie selbst achten.
Beide Formen des Egoansatzes müssen also in einer Sackgasse enden: in der typischen »unmöglichen Lage«, in die das Ego immer führt. [...]” (EKIW: Kapitel 9, V. 4.-7.)
Spirituelle Psychotherapie ist die einzige Form der Therapie, die es gibt. Da nur der Geist krank sein kann, kann nur der Geist geheilt werden. Nur der Geist braucht Heilung. Spirituelle Psychotherapie ist notwendig, damit ein Mensch beginnen kann, die Wirklichkeit dieser Welt in Frage zu stellen. Manchmal ist ein Mensch in der Lage, ohne formelle Hilfe anzufangen, seinen Geist zu öffnen, aber selbst dann ist es immer irgendeine Veränderung in seiner Wahrnehmung, zwischenmenschlicher Beziehungen, die ihm das erlaubt.
“Ich weiß, du bist müde, aber komm, das ist der richtige Weg.” (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)
Der Zweck der spirituellen Psychotherapie ist ganz einfach, die Blockaden gegenüber der Wahrheit zu entfernen. Ihr Ziel ist, den Patienten zu helfen, sein starres Wahnsystem aufzugeben und zu beginnen, die unechten Ursache-Wirkung-Beziehungen zu überdenken, auf denen es beruht. GOTT hat jedem einen LEHRER gegeben, dessen Weisheit und Hilfe weit über jeden Beitrag hinausgehen, denn ein irdischer Therapeut leisten kann - den HEILIGEN GEIST. Doch gibt es Zeiten und Situationen, in denen eine irdische Patient-Therapeut-Beziehung zum Mittel wird, durch das ER beiden SEINE größeren Gaben anbietet.
Hier berühren wir das wichtige Thema der Patient-Therapeut-Beziehung, der Schüler-Lehrer-Beziehung. Ein irdischer Therapeut im Sinne der spirituellen Psychotherapie ist das, was man gemeinhin einen spirituellen Lehrer nennt. Er ist ein Bruder, der in der Illusion von Zeit und Weg einige Schritte voraus ist. Jemandem zu begegnen, der uns hilft zu glauben, jemanden zu haben, der uns zeigt, dass Befreiung möglich ist, ist ein unermessliches Geschenk. Es beschleunigt unser Lernen ungemein, wenn wir jemanden als Lehrer annehmen können, der uns den Glauben an die Nachfolge Jesu Christi leichter macht.
Jesus sagt über seine Rolle, was grundsätzlich für jeden spirituellen Lehrer gilt, folgendes:
“Ebenbürtige sollten keine Ehrfurcht voreinander haben, weil Ehrfurcht Ungleichheit impliziert. Sie ist daher eine unangemessene Reaktion mir gegenüber. Ein älterer Bruder hat Anspruch auf Achtung um seiner größeren Erfahrung und auf Gehorsam um seiner größeren Weisheit willen. Er hat auch Anspruch auf Liebe, weil er ein Bruder ist, und auf Hingabe, wenn er hingebungsvoll ist. Nur meine Hingabe gibt mir ein Anrecht auf die deine. Ich habe nichts an mir, was du nicht erreichen kannst. Ich habe nichts, was nicht von GOTT kommt.” (EKIW: Kapitel 1, II. 3. 5.-11.)
Wenn wir einen spirituellen Lehrer oder Therapeuten suchen, so orientieren wir uns immer daran, ob wir seine Liebe zum Menschen spüren können. Dazu genügt es häufig, dass ein Mensch, der uns etwas lehren kann, in seiner individuellen Entwicklung einige Stufen weiter fortgeschritten ist. Wir sind nicht unweigerlich darauf angewiesen, von einem schon fast oder ganz Erleuchtenden zu lernen. Die Möglichkeit, an der Liebe eines Menschen zu wachsen, besteht immer, unmittelbar in unserer Nähe.
Richtig verstanden lehrt spirituelle Psychotherapie Vergebung und hilft dem Patienten, sie zu erkennen und zu akzeptieren. Und in seiner Heilung ist dem Therapeuten zugleich mit ihm vergeben. Nur Vergebung heilt Nichtvergebung, und nur Nichtvergebung kann Krankheit irgendeiner Art überhaupt entstehen lassen. Keine Heilung kann etwas anderes sein als Vergebung. Sich fest zu klammern an der Schuld ist nur die grimmige Weigerung zu vergeben. Heilung geschieht, wenn ein Patient beginnt, das Klagelied über die Schuld zu hören, dass er singt, und seine Gültigkeit in Frage stellt. Solange er es nicht hört, kann er nicht verstehen, dass er es ist, der es sich selber vorsingt. Es zu hören ist der erste Schritt zur Gesundung. Es in Frage zu stellen, muss er dann beschließen.
Was wir vergeben, ist die Idee, ich bin das Opfer der Welt und die Welt ist wirklich. Vergebung bedeutet, die Dinge aus dem Blickwinkel GOTTES zu betrachten, alles mit der LIEBE GOTTES zu sehen.
“Die wirkliche Welt wird einfach durch die vollständige Vergebung der alten erlangt, jener Welt, die du ohne Vergebung siehst. Der GROSSE WANDLER der Wahrnehmung wird mit dir die sorgfältige Erforschung des Geistes unternehmen, der diese Welt gemacht hat, und dir die scheinbaren Beweggründe aufdecken, um derentwillen du sie gemacht hast. Im Licht der wirklichen Vernunft, die ER dir bringt, wenn du IHM nachfolgst, wird ER dir zeigen, dass es hier überhaupt keine Vernunft gibt. Jeder Punkt, den SEINE Vernunft berührt, wird in Schönheit lebendig, und das, was im Dunkel deiner mangelnden Vernunft hässlich erschien, wird plötzlich zu Lieblichkeit befreit. Nicht einmal das, was der SOHN GOTTES im Wahnsinn gemacht hat, kann ohne einen verborgenen Funken Schönheit sein, den die Sanftmut freisetzen kann.” (EKIW: Kapitel 17, II. 5.)
Mit Hilfe der klassischen Psychotherapie versucht das Ego, den Schmerz der Trennung erträglich zu machen, um ihn zu behalten, um nicht selbst in Frage gestellt zu werden. In der spirituellen Psychotherapie hingegen geht es nicht darum, eine Strategie zu entwickeln, um mit scheinbar realen Problemen besser leben zu können, sondern darum, anhand konkreter aktueller problematischer Ereignisse den grundlegenden Irrtum dahinter zu erkennen und ihn SEINER Berichtigung zu übergeben. Wir können imaginäre Probleme nicht erlösen, solange wir sie für wirklich halten. Wir müssen nur damit aufhören, das Unwirkliche für das Wirkliche zu halten.
Am Weg des spirituellen Erwachens müssen alle egoischen Stabilisierungsversuche wieder entfernt werden, weil sie nicht tief genug gehen, um uns zu erhalten. Wenn dieser falsche Unterbau aufgegeben wird, empfindet man das Gleichgewicht vorübergehend als instabil. Indessen ist nichts weniger stabil als die Orientierung des Ego-Denksystems, das auf dem Kopf steht. Noch kann irgendetwas, was es auf dem Kopf stehend hält, zu größerer Stabilität führen.
Beispiel:
Eine Klienten, die Leiterin einer religiösen Frauengruppe, kommt zum Therapeuten und berichtet folgendes: “Ich bin nie richtig locker. Ich muss mich immer darum bemühen, dass alles seine Ordnung hat. Es gibt da eine Stimme in mir, die mir sagt, du bist in Ordnung, wenn du das Richtige tust. Ich will alles ganz genau wissen. Fünf gerade sein lassen fällt mir außerordentlich schwer.” Der in Biografiearbeit geschulte Therapeut lädt die Klientin ein, ihre biografische Vergangenheit zu reflektieren, um ihr zu helfen, die Gegenwart besser zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Die Klienten erinnert sich nun daran, welche Belastung es für sie darstellte, die Ideale ihrer Familie hochzuhalten: "Als ich immer wieder unter starken Nasenbluten litt, meinte mein Vater, ich würde nicht genug beten. Ich verstand zwar nie, was ‘genug’ war, nahm aber an, dass ‘mehr’ besser war … Papa erwartete von mir, dass ich für ihn und die ganze Familie beten und Fürsprache einlegen werde, also ging ich jeden Tag zur Messe. Ich hatte eine wichtige Mission, für die ich und Beistand bat: Von mir hing das Wohlergehen der Familie ab."
Daher heißt es im Kurs in Lektion 135:
"Und hierin liegt die Torheit der Abwehr: Sie gibt den Illusionen Wirklichkeit und versucht dann, mit ihnen umzugehen, als seien sie wirklich. Sie häuft Illusionen über Illusionen und macht Berichtigung so doppelt schwierig. Genau das tust du, wenn du versuchst, die Zukunft zu planen, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen oder die Gegenwart nach deinen Wünschen zu organisieren."
Eine zentrale Strategie des Egos ist es, Schuld nach außen zu projizieren. Mit der klassischen Psychotherapie haben wir daraus auch noch eine Wissenschaft gemacht. Aber wir können das Licht nicht finden, indem wir die Dunkelheit analysieren, wie es die klassische Psychotherapie tut. Es ist das Ego, das Biografiearbeit liebt, weil es dabei immer um die Illusion des persönlichen Selbst geht. Was davon zu halten ist, macht Jesus in der BEGRIFFSBESTIMMUNG EINLEITUNG 1. 4.-6. im Kurs sehr deutlich:
“Die Struktur eines individuellen Bewusstseins ist im Wesentlichen unerheblich, weil es ein Konzept ist, das den Erbirrtum oder die Erbsünde darstellt. Den Irrtum selbst zu untersuchen führt nicht zur Berichtigung, wenn es dir fürwahr gelingen soll, den Irrtum zu übersehen. Und es ist genau dieser Prozess des Übersehens, auf welchen der Kurs abzielt.”
Die spirituelle Sichtweise widerspricht völlig den Vorstellungen dieser Welt. In der spirituellen Psychotherapie geht es darum der Klientin zu helfen ihr Denken umzukehren, um zu erkennen, dass sie nicht das Opfer einer externen Welt ist, sondern dass ihre Projektionen auf die Welt die Ursache ihrer Probleme sind, dass die Welt lediglich ein Spiegel ihres eigenen Denksystems ist, dass es in diesem konkreten Fall ihr eigenes Streben nach einem unerreichbaren weltlichen Ideal ist, das ihr die Welt spiegelt. Es ist die Anziehungskraft des scheinbar Unvollkommenen und damit die Verleugnung der Vollkommenheit GOTTES, die Leiden verursacht. Die Ursache für all dies ist der Wunsch nach Trennung im schlafenden Geist, der hohe moralische Anspruch und damit der Glaube an Unvollkommenheit sind lediglich Facetten dieses zentralen Trennungsgedanken.
Es gibt keine lineare Zeit und damit auch keine Vergangenheit und damit grundsätzlich keine zeitlichen Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Was wir gewöhnlich als Vergangenheit bezeichnen, ist ein Symbol für unseren Geisteszustand im Hier und Jetzt. Darin liegt die hilfreiche Bedeutung von “Vergangenheit”. Wenn die Klientin sich als Opfer ihres Vaters erlebt, spiegelt dies ihren Glauben an die Illusion von Opfer und Täter im Hier und Jetzt wider. Wenn die Klientin glaubt, die Erwartungen des Vaters nicht erfüllt zu haben, ist dies ein Symbol für ihren Glauben an Unvollkommenheit im Hier und Jetzt.
Natürlich wird der Vater im Laufe einer spirituellen Psychotherapie/Begleitung auftauchen, aber es ist wichtig zu verstehen, dass wir in Wahrheit nicht dem Vater vergeben, sondern unsere Wahrnehmung des Vaters. Wir übergeben unsere Wahrnehmung des Vaters dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung.
Nicht die Vergangenheit und damit auch nicht der Vater ist das Problem, sondern die Stimme des Egos im Bewusstsein der Klientin, die ständig folgende Botschaften wiederholt: “Du bist in Ordnung, wenn du das Richtige tust.” Der Glaube der Klientin an diese Botschaft, d.h. die Identifikation mit dieser Botschaft ist das Problem. Daraus entsteht die persönliche Grundangst der Klientin, unvollkommen, schlecht oder böse zu sein, und das persönliche Grundbedürfnis, tugendhaft, integer und gut zu sein. Im Geist der Klientin herrscht ein enormer Konflikt zwischen einem leidenschaftlich empfundenen Zorn und dem Versuch, genau diesen Zorn zu vermeiden. In ihrem Geist findet sich der Richter, der über den Richter zu Gericht sitzt. Daraus resultiert ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Rechthaben. Auf andere Menschen wirkt die Klientin deshalb streng, rechthaberisch, verklemmt und verschlossen. Um ihren Glauben an die eigene Unvollkommenheit nicht betrachten zu müssen, flüchtet sich die Klientin in moralische Urteile über ihre Mitmenschen, sie projiziert ihren Glauben an Unvollkommenheit in die Welt.
P.S.:
Diese Geschichte ist nur ein konstruiertes Beispiel, um einen Hinweis auf die "Dynamik" des Egos zu geben. Gleichzeitig soll aber auch davor gewarnt werden, die Egomotivation eines anderen Menschen analysieren zu wollen: “Die Analyse von Egomotivationen ist sehr kompliziert, sehr verschleiernd und findet niemals ohne die Beteiligung deines eigenen Ego statt.”(EKIW: Kapitel 12, I. 1.)
Es geht einzig und allein darum, einen Hilferuf als das wahrzunehmen, was er ist. Nur Würdigung ist eine angemessene Reaktion auf unseren Bruder. Dankbarkeit gebührt ihm sowohl für seine liebevollen Gedanken als auch für seine Hilferufe, denn beide vermögen es, uns Liebe ins Bewusstsein zu bringen, wenn wir sie wahrheitsgemäß wahrnehmen.
Es geht darum dem Klienten zu helfen, zu verstehen, dass der schlafende Geist Schuldzuweisungen benutzt, um seinen Glauben an die Trennung nicht betrachten zu müssen. Es geht darum, dem Klienten zu helfen, zu erkennen, dass es keine objektive Welt von Ereignissen und Umständen gibt, die von seiner Wahrnehmung und Interpretation getrennt sind. Die abschließende Erkenntnis des Klienten könnte lauten: "Meine Gedanken sind Bilder, die ich gemacht habe."
LEKTION 152: "Die Macht der Entscheidung ist mein." "Niemand kann Verlust erleiden, außer wenn es seine eigene Entscheidung ist. Niemand erleidet Schmerz, außer wenn seine Wahl diesen Zustand für ihn aussucht. Niemand kann sich grämen oder ängstigen oder denken, er sei krank, außer wenn dies die Ergebnisse sind, die er haben will. Und niemand stirbt ohne seine eigene Zustimmung. Nichts geschieht, was nicht deinen Wunsch darstellte, und nichts wird weggelassen, was du wählst. Hier ist deine Welt, vollständig bis in alle Einzelheiten. Hier ist ihre ganze Wirklichkeit für dich. Und hier allein ist die Erlösung."
Das Ego, der Gedanke der Trennung, projiziert eine Welt, die die Trennung real erscheinen lassen soll. So dient die Welt in ihrer ursprünglichen Absicht dazu, von der Wahrheit - der Einheit allen SEINS - abzulenken. Sie scheint den Gedanken der Trennung immer und immer wieder zu bestätigen. Aber wir können der Welt einen neuen Zweck geben - den einzig wahren Zweck - die Erlösung von der Illusion der Trennung von GOTT und unseren Mitmenschen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Angst und Schuld nichts mit irgendwelchen Kindheitserfahrungen zu tun haben, sondern die Grundlage des egoischen Zustandes, des Zustandes der Trennung und damit des individuellen Ich-Empfindens sind. Die vom Ego projizierte Welt und damit jede Biographie eines Menschen ist eine Einladung des Egos, an Schuld zu glauben. Jesus drückt sich im Kurs unmissverständlich aus, wenn er sagt:
"Die Schuld in den Geist des GOTTESSOHNES anzunehmen war der Anfang der Trennung, genauso wie die SÜHNE anzunehmen ihr Ende ist. Die Welt, die du siehst, ist das Wahnsystem derjenigen, die die Schuld verrückt gemacht hat. Sieh dir diese Welt sorgfältig an, dann wird dir klar, dass es so ist. Denn diese Welt ist das Symbol der Strafe, und alle Gesetze, die sie zu regieren scheinen, sind die Gesetze des Todes."
Der HIMMEL ist die Entscheidung, die wir bewusst treffen müssen. Die Wahl kann nicht getroffen werden, solange die Alternativen nicht korrekt gesehen und verstanden werden. Alles, was in Schatten gehüllt ist, muss zum Verständnis hochgehoben werden, damit es noch einmal beurteilt wird, diesmal mit des HIMMELS Hilfe. Und alle Fehler beim Beurteilen, die der Geist zuvor gemacht hat, stehen der Berichtigung offen, während die Wahrheit sie als ursachlos entlässt. Jetzt sind sie ohne Wirkungen. Sie können nicht mehr verborgen werden, weil ihre Nichtigkeit wahrgenommen wird.
Weil uns das erstmalige Betrachten unserer Schatten meist zutiefst erschüttert, dürfen wir bei der Erleuchtung unserer Schattenaspekte nie vergessen, dass Schatten eben nur Schatten sind und keine Wirklichkeit. Es sind Illusionen, die einmal der Berichtigung durch den HEILIGEN GEIST übergeben, keine Wirkung mehr haben.
Wenn wir beschlossen haben, dass wir erwachen wollen, bedeutet dies auch, dass wir uns bereits jede Erfahrung herbeigerufen haben, die unserem Erwachen wahrhaftig am besten dienen kann. Und die Freunde und die Familie, die Menschen, mit denen wir Beziehungen führen, sind diejenigen, die ebenfalls den größten Gewinn aus den Erfahrungen ziehen, die durch unsere Beziehungen ausgelöst werden.
Die Welt unserer eigenen persönlichen Erfahrung ist also buchstäblich das Ergebnis unseres Gebetes zu erwachen. Dies bedeutet, dass unser gewöhnliches, alltägliches Leben der vollkommenste Ashram („Ort der religiösen Bemühung“) ist, in dem wir jemals sein können. Es ist die HEILIGE STADT, zu der es weise ist, jeden Tag zu pilgern, was bedeutet, Bewusstsein und Hingabe genau zu dem zu bringen, was wir gerade erfahren, dankbar dafür zu sein, es zu segnen, es anzunehmen, wachsam zu sein, achtsam zu sein: Was lehrt mich dieser Moment?
Die Vergangenheit kann im Jetzt nicht bestehen. Alles, was wir über die unbewusste Vergangenheit in uns wissen müssen, werden die Herausforderungen der Gegenwart ans Licht bringen. Wenn wir uns in der Vergangenheit vergraben, wird sie zum bodenlosen Abgrund, immer mehr kommt hoch. Wir denken dann vielleicht, dass wir mehr Zeit brauchen, um die Vergangenheit zu verstehen, oder uns von ihr zu befreien. Wir glauben also, irgendwann durch die Zukunft von der Vergangenheit befreit zu werden. Das ist eine Täuschung. Nur das Jetzt kann uns von der Vergangenheit befreien!
Es gilt uns unserer Vergangenheit nur auf der Ebene der Gegenwart anzunehmen, denn je mehr Aufmerksamkeit wir der Vergangenheit schenken, umso mehr Energie führen wir ihr zu und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie zu einem Teil unseres persönlichen Selbst machen. Aufmerksamkeit ist entscheidend, aber nicht, wenn sie der Vergangenheit als Vergangenheit gewidmet wird. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart richten, auf unser Verhalten, unsere Reaktionen, unsere Stimmungen, Gedanken, Emotionen, Ängste und Wünsche - so wie sie in der Gegenwart auftauchen - so ist das die Vergangenheit in uns. Schon in Lektion 7 weist uns Jesus darauf hin: “Ich sehe nur die Vergangenheit.”
Wenn wir gegenwärtig genug sind, um all diese Dinge zu beobachten, ohne dabei Kritik zu üben, zu analysieren oder zu werten, nehmen wir uns unserer Vergangenheit an und lösen sie durch die Kraft unserer Gegenwärtigkeit auf - indem wir sie so SEINER Berichtigung übergeben.
In der spirituellen Psychotherapie geht es darum, dem Patienten zu helfen, sich von seiner Identifikation mit der Vergangenheit zu befreien, das heißt, die Vergangenheit zu vergeben. Nicht seine Biographie ist die Ursache seiner Probleme, sondern seine Identifikation mit der Geschichte, die er für seine Biographie hält. Was der Patient lernen muss, ist, dass sein "Selbst", das angreifen und ebenso angegriffen werden kann, ein Konzept ist, das er erfunden hat. Der Patient muss willens werden, sein Denken umzukehren und zu verstehen, dass das, wovon er dachte, es projiziere seine Wirkungen auf ihn, von seinen Projektionen auf die Welt gemacht wurde. Die Welt, die er sieht, existiert daher nicht. Solange das nicht zumindest teilweise akzeptiert wird, kann der Patient sich nicht als wirklich fähig betrachten, Entscheidungen zu fällen.
“Ein jeder bevölkert [im engl. Org.: peoples] seine Welt mit Gestalten aus seiner persönlichen Vergangenheit, und daran liegt es, dass sich private Welten tatsächlich unterscheiden. Doch die Gestalten, die er sieht, waren niemals wirklich, denn sie sind nur aus seinen Reaktionen auf seine Brüder gebildet und schließen ihre Reaktionen auf ihn nicht mit ein. Deshalb sieht er nicht, dass er sie gemacht hat und dass sie nicht ganz sind. Denn diese Gestalten haben keine Zeugen, da sie nur in einem einzigen separaten Geist wahrgenommen werden.” (EKIW: Kapitel 13, V. 2.)
Spirituelle Psychotherapie ist ein Prozess, der die Auffassung vom Selbst verändert. Patienten gehen die therapeutische Beziehung allerdings nicht mit diesem Ziel vor Augen ein. Im Gegenteil, solche Konzepte bedeuten ihnen wenig, sonst bräuchten sie keine Hilfe. Ihr Ziel lautet, ihr Selbstkonzept exakt so beizubehalten, wie es ist, aber ohne das Leiden, das es nach sich zieht. Ihr ganzes Gleichgewicht beruht auf der wahnsinnigen Überzeugung, dies sei möglich.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es,
alles beim alten zu lassen und zu hoffen,
dass sich etwas ändert.“ (Albert Einstein)
Einer der Irrtümer, die vom Ego gefördert werden, ist, dass es wahrer Veränderung und daher wahrer Schöpferkraft fähig ist. Die Veränderungen, die das Ego vorzunehmen sucht, sind nicht wirklich Veränderungen. Sie sind nur tiefere Schatten oder vielleicht andere Wolkenmuster, sie sind nur Windhauch. Doch was aus nichts gemacht ist, kann nicht als neu oder anders bezeichnet werden. Illusionen sind Illusionen; nur die Wahrheit ist die Wahrheit.
Im Idealfall ist Psychotherapie eine Reihe heiliger Begegnungen, bei denen sich Brüder treffen, um einander zu segnen und den Frieden GOTTES zu empfangen. Der Therapeut ist nur ein irgendwie spezialisierterer Lehrer GOTTES. Er lernt durch Lehren, und je fortgeschrittener er ist, desto mehr lehrt er und lernt er. Aber in welchem Stadium er auch ist, es gibt Patienten, die ihn genauso brauchen, wie er ist. Sie können nicht mehr aufnehmen, als er im Augenblick geben kann. Dennoch werden sie beide schließlich die geistige Gesundheit finden.
Ebenso wie wahre Spiritualität heilt, muss wahre Psychotherapie spirituell sein. Aber beide haben viele Formen, weil kein guter Lehrer für jeden Schüler ein und denselben Ansatz benutzt. Um wahres Lernen sicherzustellen, muss jeder der beiden ein Ziel mit dem anderen teilen und dabei jedes Gefühl von getrennten Interessen verlieren. Nur auf diese Art ist es möglich, die engen Grenzen zu transzendieren, die das Ego dem Selbst auferlegt. Nur auf diese Art können Lehrer und Schüler, Therapeut und Patient die BERICHTIGUNG akzeptieren und lernen, sie zu geben, wie sie empfangen wurde. Kommunion ist für einen allein unmöglich. Niemand, der abseits steht, kann CHRISTI Schau empfangen.
In einer idealen Patient-Therapeut-Beziehung muss der Therapeut von jedem Patienten, der zu ihm kommt, lernen, wie man heilt. So wird er sein Patient. GOTT kennt keine Trennung. Der Vorgang, der in dieser Beziehung stattfindet, ist einer, bei dem der Therapeut dem Patienten in seinem Herzen sagt, dass alle seine Irrtümer ihm vergeben sind, zusammen mit den seinen. In ebendem Augenblick, da der Therapeut vergisst, den Patienten zu beurteilen, findet Heilung statt. Das allerdings bedarf der Hilfe eines sehr fortgeschrittenen Therapeuten, der fähig ist, sich mit dem Patienten in einer heiligen Beziehung zu verbinden, in der jedes Gefühl von Trennung schließlich überwunden wird.
Dazu ist eines, und eines nur, erforderlich: Der Therapeut verwechselt sich in keiner Weise mit GOTT. Alle "ungeheilten Heiler" nehmen diese grundlegende Verwechslung in der einen oder anderen Form vor, weil sie sich zwangsläufig als selbsterschaffen statt als von GOTT erschaffen ansehen. Diese Verwechslung ist selten, wenn überhaupt, bewusst, sonst würde der ungeheilte Heiler augenblicklich zu einem Lehrer GOTTES werden und sein Leben der Funktion wahrer Heilung widmen. Bevor er diesen Punkt erreicht, denkt er, er habe im therapeutischen Prozess die Führung und sei deshalb verantwortlich für das Ergebnis. Die Irrtümer seines Patienten wurden so zu seinem eigenen Versagen, und Schuld wird zu einem dunklen, dicken Mantel für das, was die HEILIGKEIT CHRISTI sein sollte. Schuld ist unausweichlich in jenen, die ihr Urteil verwenden, um ihre Entscheidungen zu treffen. Schuld ist unmöglich in jenen, durch die der HEILIGE GEIST spricht. Ungeheilte Heiler neigen dazu beim "Heilen" selber krank zu werden. Dies ist ein eindeutiges Zeichen, dass hier das Ego am Werk ist und es sich um einen ungeheiten Heiler handelt.
Das Aufhören der Schuld ist das wahre Ziel der Therapie und das offensichtliche Ziel der Vergebung. Darin kann ihr Einssein klar gesehen werden. Doch niemand, der sich in der Rolle des Führers verantwortlich für seinen Bruder fühlt, kann das Ende der Schuld erfahren, denn solch eine Funktion würde einen allwissenden Standpunkt voraussetzen. Doch keine Wahrnehmung ist allwissend, noch kann das winzig kleine Selbst von einem, der allein gegen das Universum steht, sich anmaßen, dass er eine solche Weisheit hat, außer in der Verrücktheit. Dass viele Therapeuten verrückt sind, ist offensichtlich. Kein ungeheilter Heiler kann gänzlich geistig gesund sein.
Doch ist es ebenso wahnsinnig, eine Funktion, die GOTT uns gegeben hat, nicht zu akzeptieren, wie eine zu erfinden, die ER nicht gegeben hat. Der fortgeschrittene Therapeut kann in keiner Weise jemals die Macht anzweifeln, die in ihm ist. Ebenso wenig zweifelt er an ihrer QUELLE.
Psychotherapie unter SEINER Führung ist eines der Mittel, die ER benutzt, um Zeit einzusparen und zusätzliche Lehrer für SEINE Arbeit vorzubereiten. Wahre Psychotherapie führt am Schluss zu GOTT. Aber das liegt bei IHM.
“Tritt sanft beiseite, und lass die Heilung für dich geschehen.” (EKIW: Kapitel 16, I. 3. 7.)
Als spiritueller Therapeut oder Lehrer ...
... müssen wir uns immer wieder ganz ehrlich die Frage stellen: Was sehe ich und was ist mein Bestreben, sehe ich Fehler, die durch mich berichtigt werden müssen oder bin ich bereit, unter SEINER Führung in meinem Gegenüber den einen CHRISTUS zu sehen, damit durch mich die LIEBE GOTTES in die Welt strömen kann. In ebendem Augenblick, da wir vergessen, unser Gegenüber zu beurteilen, findet Heilung statt.
Es ist ein entscheidender Unterschied, ob wir Fehler wahrnehmen und von Anfang an darüber hinwegsehen, um die WIRKLICHKEIT zu schauen, oder ob wir auf sie so reagieren, als wären sie wirklich, denn das heißt, sie für uns wirklich zu machen. Vergebung durch den HEILIGEN GEIST besteht einfach darin, von Anfang an über Fehler hinwegzusehen und sie auf diese Weise für uns unwirklich sein zu lassen.
“Das Ego sieht es als freundlich und richtig und gut an, auf Fehler aufmerksam zu machen und sie zu »berichtigen«. Das erscheint dem Ego völlig sinnvoll, das sich dessen nicht bewusst ist, was Fehler sind und was Berichtigung ist. Fehler stammen vom Ego, und die Berichtigung von Fehlern liegt darin, das Ego aufzugeben. Wenn du einen Bruder berichtigst, dann sagst du ihm, dass er sich irrt. Vielleicht ist er zu dem Zeitpunkt unvernünftig, und es steht fest, dass er unvernünftig ist, wenn er aus dem Ego spricht. Deine Aufgabe bleibt es aber dennoch, ihm zu sagen, dass er Recht hat. Du teilst ihm das nicht mit Worten mit, wenn er törichte Dinge sagt. Er braucht Berichtigung auf einer anderen Ebene, weil sein Fehler auf einer anderen Ebene liegt. Er hat trotzdem recht, weil er ein GOTTESSOHN ist. Sein Ego irrt sich immer, gleichgültig, was es sagt oder tut.
Wenn du auf die Fehler des Ego deines Bruders hinweist, dann musst du durch das deine sehen, weil der HEILIGE GEIST seine Fehler nicht wahrnimmt. Das muss wahr sein, da keine Kommunikation zwischen dem Ego und dem HEILIGEN GEIST besteht. Das Ego ergibt keinen Sinn, und der HEILIGE GEIST versucht nicht, irgendetwas von dem zu verstehen, was aus ihm entsteht. Da ER es nicht versteht, urteilt ER nicht darüber, in der Erkenntnis, dass nichts, was das Ego macht, irgendetwas bedeutet.
Wenn du überhaupt auf Fehler reagierst, hörst du nicht auf den HEILIGEN GEIST. ER hat einfach über sie hinweggesehen, und wenn du sie beachtest, hörst du IHN nicht. Wenn du IHN nicht hörst, hörst du auf dein Ego und bist ebenso unvernünftig wie der Bruder, dessen Fehler du wahrnimmst. Das kann nicht Berichtigung sein. Es ist jedoch mehr als nur ein Fehlen von Berichtigung für ihn. Es ist das Aufgeben der Berichtigung in dir selbst.
Verhält ein Bruder sich wahnsinnig, so kannst du ihn nur dadurch heilen, dass du die geistige Gesundheit in ihm wahrnimmst. Wenn du seine Fehler wahrnimmst und sie akzeptierst, dann akzeptierst du deine. Wenn du die deinen dem HEILIGEN GEIST übergeben willst, dann musst du das auch mit den seinen tun. Wenn das nicht zu der einzigen Art wird, in der du mit allen Fehlern umgehst, kannst du nicht verstehen, wie alle Fehler aufgehoben werden. Inwiefern ist das etwas anderes, als dir zu sagen, dass du das lernst, was du lehrst? Dein Bruder hat ebenso recht wie du, und wenn du denkst, er irre sich, dann verurteilst du dich selbst.
Du kannst dich nicht selbst berichtigen. Kannst du dann einen Anderen berichtigen? Und doch kannst du ihn wahrheitsgemäß sehen, weil es dir möglich ist, dich selbst wahrheitsgemäß zu sehen. Es liegt nicht bei dir, deinen Bruder zu verändern, sondern lediglich, ihn so anzunehmen, wie er ist. Seine Fehler kommen nicht aus der Wahrheit, die in ihm ist, und nur diese Wahrheit ist dein. Seine Fehler können das nicht ändern und können überhaupt keine Wirkung auf die Wahrheit in dir haben. In irgendjemandem Fehler wahrzunehmen und auf sie so zu reagieren, als wären sie wirklich, heißt, sie für dich wirklich zu machen. Du wirst unausweichlich den Preis dafür zahlen müssen - nicht, weil du dafür bestraft wirst, sondern weil du dem falschen Führer folgst und daher deinen Weg verlieren wirst.”
(EKIW: Kapitel 9, III. 2.-6.)
“Ein Therapeut heilt nicht: Er lässt die Heilung geschehen. Er kann auf die Dunkelheit hinweisen, aber er kann von sich aus kein Licht bringen, denn das Licht ist nicht von ihm. Doch da es für ihn ist, muss es auch für seinen Patienten sein. Der HEILIGE GEIST ist der einzige THERAPEUT. ER macht die Heilung in jedweder Lage deutlich, in welcher ER der FÜHRER ist. Du kannst IHN nur SEINE Funktion erfüllen lassen. Dazu braucht ER keine Hilfe. ER wird dir genau sagen, was zu tun ist, um jemandem zu helfen, den ER als Hilfesuchenden zu dir schickt, und ER wird durch dich zu IHM reden, wenn du dich nicht einmischst.” (EKIW: Kapitel 9, V. 8. 1.- 9.)
Gefühle
Es ist wichtig zu verstehen, wie Gefühle entstehen und was sie bewirken. Gefühle bestimmen unsere Wahrnehmungen. Sie können auf Angst beruhen, wie beispielsweise Gier, Scham, Neid, Sorge, Zorn - oder auf Liebe, wie beispielsweise Frieden, Freude, Glück, Freiheit. Gedanken wiederum bestimmen unsere Gefühle. Sie sind die unaufhörliche, von Moment zu Moment stattfindende Bewegung von Ideen und Bildern in unserem Geist. Sie können vom HEILIGEN GEIST inspiriert oder vom Ego gesteuert sein. Überzeugungen sind die Grundlage unseres Denkens. Überzeugungen sind Konzepte. Alle Überzeugungen basieren auf dem Ego, bis auf eine - Vergebung. Das Verlangen steht im Mittelpunkt und bestimmt unsere Überzeugungen. Es geht darum, was wir im Kern unseres Wesens suchen. Wir können immer nur zwischen Liebe oder Angst, GOTT oder Ego wählen. Mit dem Glauben an die Trennung wurde das Verlangen gespalten. Gespaltenes Verlangen ist egoisch und damit leidvoll, während das einzige Verlangen nach LIEBE geeint ist und das Verlangen nach GOTT ist.
Die Antwort auf die Frage, wie wir uns von all den negativen Gefühlen befreien können, ist daher ganz einfach: Es geht darum, unser Verlangen wieder zu einen, und dabei sind unsere Gefühle unsere Wegweiser, denn sie zeigen uns, was in unserem Geist vorgeht.
“Dein Geist und meiner können sich vereinen, um dein Ego hinwegzuleuchten und GOTTES Stärke in allem, was du denkst und tust, freizusetzen. Gib dich mit weniger nicht zufrieden, und lehne es ab, irgend etwas anderes als dies als dein Ziel anzunehmen. Halte sorgsam Ausschau nach allen Überzeugungen in deinem Geist, die das Erreichen dieses Zieles behindern, und nimm Abstand von ihnen. Beurteile anhand deiner eigenen Gefühle, wie gut dir dies gelungen ist, denn dies ist der einzig richtige Gebrauch des Urteils.” (EKIW: Kapitel 4, IV. 8. 3.-6.)
“Wie kannst du wissen, ob du die Stufen zum HIMMEL oder den Weg zur Hölle gewählt hast? Ganz einfach. Wie fühlst du dich? Herrscht Frieden in deinem Bewusstsein?” (EKIW: Kapitel 23, II. 22. 6.-9.)
Wenn wir einmal den Weg zu GOTT - den Weg der Vergebung - als unser zentrales Ziel angenommen haben, dann bedarf es der Schulung des Geistes, denn nur der Geist ist Ursache, Gefühle sind nur Wirkung. Schwierig und immer wieder Anlass zu Missverständnissen ist jedoch die Frage, wie wir mit unseren Gefühlen auf dem Weg zu wahrem Geistesfrieden umgehen sollen.
Angst vor Gefühlen
Wir tragen ein riesiges Reservoir angesammelter negativer Emotionen, Grundhaltungen und Glaubensüberzeugungen mit uns herum. Der kumulierte Druck macht uns unglücklich und ist die Grundlage vieler unserer Krankheiten und Probleme. Das menschliche Leben ist im Wesentlichen ein langer komplizierter Kampf um unseren inneren Ängsten und Erwartungen, die wir auf die Welt projiziert haben, zu entfliehen. Dazwischen gibt es Zeiten des Feierns, wenn wir es für einen Moment geschafft haben, den inneren Ängsten zu entfliehen. Doch diese Ängste sind immer noch da und warten auf uns. Wir haben eine Angst vor unseren inneren Gefühlen entwickelt, weil diese eine so enorme Menge an Negativität bereit halten, dass wir fürchten, davon überwältigt zu werden, wenn wir es wagen würden, genauer hinzublicken. Wir haben Angst vor diesen Gefühlen, weil uns kein Mechanismus bewusst ist, durch den wir die Gefühle, wenn wir ihnen erlauben, an die Oberfläche zu kommen, bewältigen können. Und weil wir Angst haben ihnen zu begegnen, fahren sie damit fort sich weiterhin anzusammeln. Und so tragen wir ständig Fässer ungeweinter Tränen mit uns herum.
Es sind nicht die Gedanken oder irgendwelche Tatsachen, die schmerzhaft sind, sondern die Emotionen, die mit diesen einhergehen. An und für sich sind Gedanken schmerzlos, aber nicht die Emotionen, die sie begleiten. Es ist der angesammelte Druck an Emotionen, der wiederum mit weiteren Gedanken verknüpft ist. Eine Emotion kann beispielsweise über einen gewissen Zeitraum buchstäblich Tausende von Gedanken hervorrufen. Denken wir z.B an eine schmerzliche Erinnerung aus unserer Kindheit oder Jugend, an etwas das wir still und heimlich furchtbar bedauern. Betrachten wir die unzähligen Gedanken, die wir im Laufe der Jahre produziert haben und die nur mit diesem einen Ereignis assoziiert sind. Wenn wir uns dem schmerzvollen Gefühl, das den vielen Gedanken zugrunde liegt, ergeben könnten, würden alle diese Gedanken sofort verschwinden und wir würden das vergangenen Ereignis vergessen.
Gedanken werden je nach assoziierter Gefühlsschattierung in den Gedächtnisspeicher eingeordnet. Wenn wir also ein Gefühl aufgeben oder loslassen, befreien wir uns von dem mit dem Gefühl assoziierten Gedanken. Der große Wert des Wissens darüber, wie man loslässt, ist der, dass sämtliche Gefühle zu jeder Zeit und überall im Nu losgelassen werden können, und zwar kontinuierlich und mühelos. Dies bedeutet, in einem bestimmten Lebensbereich frei von negativen Gefühlen zu sein, so dass sich Kreativität und Spontanität ohne Widerstand oder Beeinflussung von inneren Konflikten manifestieren können.
Ego-Strategien im Umgang mit Gefühlen
Wir haben drei vorrangige egoische Methoden, um mit Gefühlen umzugehen: Unterdrückung, Ausdruck und Flucht.
Unterdrückung und Verdrängung
Dies sind die geläufigsten Vorgehensweisen mit denen wir Gefühle hinunterdrücken und beiseite schieben. Bei der Verdrängung geschieht dies unbewusst, bei der Unterdrückung findet es bewusst statt. Wir wollen nicht von Gefühlen belästigt werden und außerdem wissen wir nicht, was wir sonst noch mit ihnen tun können. Die Gefühle, die wir wählen, unterdrückt oder verdrängt zu werden, stehen im Einklang mit den bewussten und unbewussten Programmen in unserem gespaltenen Geist. Daher erspart uns auch ein konstruktiver Umgang mit unseren Gefühlen, den wir im Folgenden noch kennenlernen werden, nicht die Schulung unseres Geistes.
Wenn wir ein Gefühl verdrängen, liegt es daran, dass so große Schuldgefühle und Angst mit diesem Gefühl einhergehen, dass es nicht einmal bewusst empfunden wird. Es wird sofort in das Unbewusste zurückgestoßen, sobald es droht aufzutauchen. Mit dem verdrängten Gefühl wird dann auf vielfältige Weise umgegangen, um sicherzustellen, dass es verdrängt und außerhalb des Gewahrseins bleibt. Von diesen Mechanismen, die vom Ego genutzt werden, um das unerwünschte Gefühl verdrängt zu halten, sind wahrscheinlich Verleugnung und Projektion die wohl bekanntesten Methoden, da sie dazu tendieren, miteinander einherzugehen und sich gegenseitig zu verstärken. Verleugnung führt zu großen emotionalen und zu entwicklungshinderlichen Blockaden. In der Regel geht Verleugnung mit dem Mechanismus der Projektion einher. Aufgrund von Schuld und Angst verdrängen wir den Impuls oder das Gefühl und leugnen seine Präsenz in uns. Anstatt es zu fühlen, projizieren wir es auf die Welt und auf die Menschen, die uns umgeben. Wir erleben das Gefühl, als ob es zu ihnen gehört. So werden die anderen zum Feind und das Ego sucht und findet eine Rechtfertigung, um die Projektion zu verstärken. Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt, und wir schauen nach innen, bevor wir nach außen schauen.
Ausdruck
Bei diesem Mechanismus wird dem Gefühl Luft gemacht, es wird verbalisiert oder in Körpersprache zum Ausdruck gebracht und durch endlose Gruppendemonstrationen ausgelebt. Das Ausdrücken negativer Gefühle erlaubt gerade genug des inneren Drucks hinauszulassen, so dass dann der Rest unterdrückt werden kann. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, den es zu verstehen gilt, da viele Menschen glauben, dass das Ausdrücken ihrer Gefühle die Befreiung wäre. Doch das Gegenteil ist der Fall! Erstens tendiert das Ausdrücken eines Gefühls dazu, dieses Gefühl zu verbreitern und diesem mehr Energie zu verleihen. Zweitens erlaubt uns das Ausdrücken von Gefühlen lediglich das Unterdrücken der übrig gebliebenen Emotionen, nur dass es uns nicht mehr bewusst ist.
Aus der Einsicht, dass die Wahrnehmung von Gefühlen irgendwie wichtig ist, ist die verrückte Idee entstanden, dass wir deshalb auch darüber sprechen müssen. Sprechen bedeutet aber immer einen Ebenenwechsel, vereinfacht gesagt, wir wechseln vom Herzen in den Kopf. Jetzt fangen wir an, das Gefühl zu kategorisieren und versuchen, es zu benennen. Damit sind wir nicht mehr beim Fühlen. In dem Moment, in dem wir sagen: “Ich freue mich”, sind wir nicht mehr in der Freude. Egal, ob es sich um ein negatives oder positives Gefühl handelt, in dem Moment, in dem wir darüber sprechen, bleibt der Rest des Gefühls unterdrückt. Wenn wir also einen Moment wirklicher Freude erleben, geht es darum, gar nichts zu sagen. Wir verbalisieren nicht, weil wir im selben Augenblick, da wir verbalisieren, das Fühlen versäumen. Kaum drängen sich Worte dazwischen, hat der Verstand zu arbeiten begonnen. Es braucht überhaupt nichts gesagt zu werden. Aber in der Ego-Identifikation sind wir wahnsinnig: Irgendwas müssen wir immerzu sagen.
Seine Emotionen zum Ausdruck zu bringen ist heutzutage in Mode gekommen und basiert auf einem Missverständnis der Arbeit von Sigmund Freud und der Psychoanalyse. Freud wies darauf hin, dass Unterdrückung die Ursache von Neurosen sei. Aufgrund dieser Aussage dachte man nun fälschlicherweise, dass das Ausdrücken von Emotionen die Heilung wäre. Freud verwies jedoch auf etwas anderes, aber das ist hier nicht weiter von Bedeutung.
Wenn wir unsere negativen Gefühle auf andere abladen, erleben sie diesen Vorgang als Angriff und sind im Gegenzug dazu gezwungen, ihre Gefühle zu unterdrücken, auszudrücken oder ihnen zu entfliehen. Deswegen führt der Ausdruck von Negativität zur Verschlechterung und Zerstörung von Beziehungen. Das Ausagieren von lieblosen Gefühlen ist ganz im Sinne des Egos, denn das Ausagieren erzeugt neue Täter-Opfer-Szenarien und damit Schuldgefühle.
Eine weitaus bessere Alternative wäre es, Verantwortung für unsere eigenen Gefühle zu übernehmen und diese zu neutralisieren. So verbleiben nur noch positive Emotionen, die zum Ausdruck gebracht werden können.
Flucht
Flucht bedeutet die Vermeidung von Gefühlen durch Ablenkung. Der Mechanismus der Ablenkung ist das Rückgrat der Unterhaltungs- und Alkoholindustrie und ebenso die Marschrichtung eines Workaholics. Flucht vor Gefühlen und Vermeidung eines inneren Gewahrseins ist ein gesellschaftlich geduldeter Mechanismus durch eine endlose Vielzahl an Betätigungen, von denen viele schließlich zu Süchten werden. Da unsere Abhängigkeit von ihnen wächst, können wir unser inneres Selbst meiden und unsere Gefühle davon abhalten aufzutauchen. Viele Menschen bemühen sich verzweifelt, unbewusst zu bleiben. Wir können beobachten, wie häufig manche Menschen sofort den Fernseher einschalten, sobald sie einen Raum betreten. Viele Menschen haben panische Angst davor, sich selbst zu begegnen, sie fürchten sich sogar davor, einen Moment allein zu sein, daher die ständigen hektischen Aktivitäten, die endlosen Kontakte, Gespräche, SMS, Nachrichten lesen, Musik hören, arbeiten, reisen, Sightseeing, einkaufen, übermäßiges Essen, Glücksspiel, Kinobesuche, Medikamenten- und Drogenkonsum.
Was passiert, wenn wir im Gegensatz zum oben Erwähnten ein Gefühl loslassen? Die Energie hinter dem Gefühl wird auf Anhieb aufgegeben, was im Endeffekt zu einer Druckminderung führt. Unsere Wahrnehmung der Welt und von uns selbst ändert sich zum Besseren. Wir fühlen uns glücklicher, liebevoller und entspannter.
Gefühlen Raum geben, Loslassen, im Jetzt fühlen und nicht tun
Immer unter der Voraussetzung, dass man fühlen will und dass der Grund, WESWEGEN man fühlen will, wichtig genug ist. Wenn einem zum Beispiel das Lebendigsein wichtiger geworden ist, als ob man sich gut oder schlecht fühlt. Denn das ist eines der wichtigsten Geheimnisse des Glücklichseins: der Mensch versucht immer glücklicher zu sein dadurch, dass er sich häufiger gut fühlt und schlechte Gefühle versucht beiseite zu schieben. In Wirklichkeit hat das Glücklichsein damit nicht viel zu tun, denn dann befindet man sich im dauernden Krieg; Gefühle wegschieben und anderen Gefühlen hinterherrennen. Das Geheimnis ist: Glücklich werden wir durch den inneren Frieden der dadurch entsteht, dass wir jedes Gefühl gleichermaßen annehmen, die sogenannten negativen Gefühle genauso wie die sogenannten positiven, die Lebendigkeit ist das erstrebenswerte, und die wundervolle Gelöstheit des Friedens; Gefühle so annehmen, wie sie sind. So lange, wie sie da sind. Ohne sie zu verdrängen und ohne in ihnen zu baden.
Der Prozess der Heilung vollzieht sich schneller, wenn wir das Etikettieren oder Namen geben von verschiedenen Gefühlen loslassen. Anstatt Gefühle zu etikettieren und ihnen einen Namen zu geben, können wir Gefühle einfach fühlen und die Energie, die dahinter ist, loslassen. Es ist nicht notwendig, dem Gefühl ein Etikett zu geben, um seine Energie wahrzunehmen und diese Energie loszulassen.
Beim Loslassen geht es darum die Emotion zur Kenntnis zu nehmen, ihr zu erlauben an die Oberfläche zu kommen, mit ihr zu verweilen und ihr zu erlauben ihren Lauf zu nehmen, ohne den Wunsch zu hegen, sie verändern zu wollen oder irgendetwas gegen sie zu unternehmen. Loszulassen bedeutet einfach, das Gefühl zu erlauben, da zu sein und sich darauf zu konzentrieren, die Energie hinter dem Gefühl herauszulassen.
Der erste Schritt ist, uns zu erlauben, die Emotion zu haben, ohne ihr zu widerstehen, sie auszuagieren, sie zu fürchten, sie zu verdammen oder moralisch zu verwerfen. Es bedeutet, jede Beurteilung fallen zu lassen und zu erkennen, dass es nur ein Gefühl ist. Die Technik besteht darin, mit der Emotion zu verweilen und alle Bemühungen, sie in irgendeiner Form modifizieren zu wollen, aufzugeben. Es ist der Widerstand, der das Gefühl fortbestehen lässt. Wenn wir es aufgeben dem Gefühl zu widerstehen oder es modifizieren zu wollen, wird es sich auf das nächste Gefühl verlagern und von einer angenehmeren Sinnesempfindung begleitet werden. Ein Gefühl, dem nicht widerstanden wird, wird verschwinden, weil die Energie dahinter sich verflüchtigt.
Wenn wir mit dieser Methode beginnen, werden wir bemerken, dass wir Angst oder Schuld dabei empfinden, überhaupt Emotionen zu haben. Es besteht ein Widerstand gegen Gefühle im Allgemeinen. Gefühle hochkommen zu lassen, wird dadurch vereinfacht, dass man zuerst die Reaktion darauf loslässt, überhaupt Gefühle zu haben. Ein Paradebeispiel dafür ist die Angst vor der Angst selbst. Es gilt zuerst die Angst, die wir darüber empfinden, das jeweilige Gefühl überhaupt zu haben, loszulassen. Erst danach begeben wir uns in das Gefühl selbst.
Wenn wir loslassen, dann gilt es alle Gedanken zu ignorieren! Wir konzentrieren uns auf das Gefühl selbst, nicht auf die Gedanken. Private Gedanken sind endlos und selbstverstärkend und sie erzeugen nur weitere Gedanken. Private Gedanken sind lediglich Rationalisierungen des Egos, um zu versuchen, die Anwesenheit des Gefühls zu rechtfertigen. Der wahre Grund einer Emotion ist der angesammelte Druck hinter ihr, der sie dazu zwingt, in diesem Moment hochzukommen. Die Gedanken oder die externen Geschehnisse sind nur ein Vorwand, den das Ego erfunden hat. Werden wir mit dem Mechanismus des Loslassens mehr vertraut, bemerken wir, dass alle negativen Gefühle mit unserer Grundangst - als Folge der Trennungsillusion - in Verbindung stehen.
Manchmal ergeben wir uns einem Gefühl und bemerken, dass das Gefühl weiter fortbesteht oder wieder zurückkehrt. Das liegt daran, dass noch mehr davon loszulassen ist. Wir haben unser ganzes Leben lang diese Gefühle weggedrückt, daher kann es sein, dass eine Menge unterdrückter Energie hochkommt und anerkannt werden will. Wenn das Loslassen geschieht, tritt sofort an die Stelle der negativen Emotionen ein leichteres, glücklicheres Gefühl, fast schon wie eine Hochstimmung. So werden unsere Gefühle zu einer Leiter in die Tiefe, in das Feld stillen Gewahrseins unterhalb aller Gedanken - in den heiligen Augenblick.
Durch das kontinuierliche Loslassen ist es möglich, in diesem Zustand der Freiheit zu verweilen. Gefühle kommen und gehen, doch irgendwann werden wir feststellen, dass wir nicht unsere Gefühle sind, sondern dass wir diese nur bezeugen. Wir identifizieren uns nicht mehr mit ihnen. Der, der beobachtet und sich dessen gewahr ist, was vorgeht, bleibt immer gleich. Während wir uns mehr und mehr des umwandelbaren Zeugen in uns gewahr werden, beginnen wir damit uns mit dieser Bewusstseinsebene zu identifizieren. Wir werden zunehmend vorrangig der Zeuge, anstatt der Erfahrende von Phänomen. Wir kommen dem wahren SELBST näher und näher.
Das Loslassen erzielt sehr schnell und subtil Ergebnisse. So kann es vorkommen, dass wir den Fortschritt gar nicht bemerken und glauben, die Methode würde nicht funktionieren. Wir müssen uns daher manchmal daran erinnern, wie es uns ging, bevor wir diesen Prozess begonnen haben.
Widerstand gegen das Loslassen
Das Loslassen negativer Gefühle bedeutet das Auflösen des Egos, welches bei jedem Fortschritt widerstehen wird. Das kann zu einer Skepsis gegenüber der Technik führen, zu einem Vergessen darüber, den Mechanismus anzuwenden oder zu einem Luft machen von Gefühlen, indem man sie ausdrückt und auslebt. Die Lösung ist einfach auch die Gefühle loszulassen, die wir bezüglich des Loslassprozesses haben. Erlauben wir dem Widerstand da zu sein, aber widerstehen dem Widerstand nicht. Wir sind frei, wir müssen nicht loslassen, keiner zwingt uns dazu. Schauen wir die Angst hinter dem Widerstand an. Lassen wir weiterhin jede Angst los, die auftaucht und der Widerstand wird sich auflösen.
Einer der Tricks des Egos ist es, unbewusst und ignorant in Bezug auf die Technik des Loslassens (oder auch auf den Kurs) zu werden, wie etwa plötzlich zu entscheiden, dass dieser Mechanismus nicht funktioniert, alles immer noch beim gleichen ist, es zu verwirrend und zu schwer ist, sich an ihn zu erinnern und ihn anzuwenden. Dies ist ein Zeichen eines echten Fortschritts, es bedeutet, dass das Ego weiß, dass wir das Messer in unseren Händen halten, mit dem wir uns von den Fesseln befreien können und dass es weiß, dass es Boden verliert. Jetzt ist das Ego ganz offen nicht mehr unser Freund.
Während des Loslassens ist es nicht hilfreich, über die Technik nachzudenken. Besser und einfacher ist es einfach zu tun. Letzten Endes wird man erkennen, dass alle privaten Gedanken Widerstand sind. Sie alle sind Bilder, die das Ego erfunden hat, um uns davon abzuhalten, das zu erfahren, was wirklich ist.
Zwei Arten mit Gefühlen umzugehen
Wir können Gefühle fühlen und sie gleichzeitig erforschen: ihre Ursache in der Vergangenheit, wo kommt es her? Wie ist es entstanden? Auch ihre Bewegung in die Zukunft: wohin will es mich bewegen, worauf ausrichten? Dann arbeiten wir mit dem Gefühl in der Zeit, in der Horizontalen. Es ist wichtig, Gefühle zu verstehen, die Trauer, die Wut und alle anderen. Ist die Traurigkeit wirklich lösend, heilt sie den Abschied von einem Menschen oder einer Hoffnung wirklich, oder ist sie vielleicht mit einem Hadern und Aufbegehren durchsetzt, das den Schmerz nie lösen kann und zu einem zähen, nie endenden Groll führt?
Doch letztendlich basiert unsere ganze Wahrnehmung auf dem völlig wahnsinnigen Gedankensystem des Egos. Daher ist gleichzeitig die Auseinandersetzung mit diesen Überzeugungen, den zugrunde liegenden Gedanken notwendig, denn es ist irrsinnig diese Gefühle immerzu ausfüllen zu wollen, weil sie wegen der Überzeugungen nie verschwinden können, solange die Überzeugungen nicht gelöst und geheilt werden. Das ist die Arbeit auf der Horizontalen, die Arbeit in der Zeit, die Arbeit mit dem Verstehen - die Geistesschulung!
Dann gibt es die spirituelle Dimension des Umgangs mit Gefühlen. Über Jahrtausende bestanden die spirituellen Wege hauptsächlich in Meditationsformen, die auf der Beobachtung als Dissoziation vom Fühlen und Erleben basieren. Das führt nur in Ausnahmefällen zum Erwachen, zur Erleuchtung. Deswegen schien Erleuchtung an sich nur sehr, sehr selten zu geschehen.
Die Lösung dieses Dilemmas besteht darin: bereit sein, alles zu fühlen und nichts zu tun. Die Kontrolle gegenüber dem Gefühl völlig aufgeben, aber gegenüber den Impulsen, die aus den Gefühlen entstehen, eine 100-prozentige Disziplin entwickeln, eine Disziplin des Anhaltens. Die Impulse nicht berühren, ihm keinen Raum geben. Im Fühlen bleiben, das Gefühl und die innere Energie aufwallen lassen, in sich ausfühlen, manchmal in sich austoben lassen, manchmal auch buchstäblich ausleiden. Das ist die vertikale Bewegung nach unten, in den heiligen Augenblick hinein, im Gefühl bleiben und ganz im Augenblick. Jeder Gedanke, ob das Gefühl gleich wohl stärker wird, ist ein Sprung zurück in die Zeit, in das Zukünftige und beendet das Tiefersinken in den Augenblick hinein. Keine Erklärung suchen, kein Bezug in die Vergangenheit, in die Geschichte, kein Plan, keine Erwartung für die Zukunft. Fühlen und nicht tun, das ist der Schlüssel für wirkliche Heilung und die Entdeckung der tieferen, immerwährenden, sich nie verändernden Wahrheit. Wir sind Unendlichkeit, Frieden, Ewigkeit, reine Liebe.
Es ist wichtig, beides zu realisieren: fühlen und nichts tun, um ganz in den heiligen Augenblick hinein zu sinken, in die Zeitlosigkeit dieses Augenblicks, in die Tiefe und die Unendlichkeit dieses Augenblicks. Und zu einem anderen Zeitpunkt ein Gefühl durcharbeiten, seine Vergangenheit, seine Zukunft, seine Körperlichkeit, seine visuelle Dimension, die zugrunde liegenden Gedanken und vor allem die zugrunde liegenden und oftmals einengenden und verqueren Überzeugungen. Wir sollten beides tun, das eine richtet sich direkt auf das Erwachen, das zweite auf das persönliche Wachstum. Doch auch das unterstützt - richtig verstanden - das Erwachen.
Skala der Emotionen
Von Jesus wissen wir, dass wir letztendlich nur zwei Gefühle haben: Liebe und Angst. Die Liebe ist unveränderbar, wird aber fortwährend mit anderen ausgetauscht, da sie den Ewigen von den Ewigen geschenkt wird. In diesem Austausch wird sie ausgedehnt, denn sie vermehrt sich, indem sie gegeben wird. Die Angst hat viele Formen, denn der Inhalt individueller Illusionen ist höchst unterschiedlich. Doch sie haben alle eines gemeinsam: Sie sind alle wahnsinnig. Sie haben nur für ihren Macher Bedeutung, und daher haben sie überhaupt keine Bedeutung. In dieser Welt bewegt ihr Macher sich allein, denn nur er nimmt sie wahr. Das ist die tiefe Wahrheit hinter dem Spruch: “Lache und die Welt lacht mit dir, weine und du weinst allein.”
In dieser privaten Welt, in dieser Welt der Relativität, konnte David R. Hawkins unterschiedliche energetische Niveaus von Emotionen feststellen, die sich mittels Kinesiologie bestimmen lassen. Hawkins definierte nicht nur eine Unterscheidung zwischen negativer und positiver Energie, sondern auch einen Umkehrgrenzpunkt, der den Wechsel von negativer zu positiver Energie markiert. Siehe nachstehende Tabelle. Auch wenn das Buch von David R. Hawkins Loslassen. Der Pfad widerstandsloser Kapitulation. einiges an Ideen aus dem Ego-Denksystem enthält, ist es durchaus hilfreich und Hawkins Skala der Gefühle macht wunderbarerweise die energetische Wirkung von Stolz deutlich.
Stolz
Die Hauptfunktion des HEILIGEN GEISTES besteht darin, uns zu lehren, Freude und Schmerz zu unterscheiden. Was uns wahre Freude bereitet, ist schmerzhaft für das Ego, und solange wir Zweifel darüber hegen, was wir sind, werden wir Freude und Schmerz verwechseln. Wenn wir uns im Zustand der Ego-Identifikation befinden, empfinden wir Stolz als etwas Angenehmes und Positives. Doch auch die Messungen von Hawkins zeigen, dass dies in Wahrheit nicht der Fall ist.
“Es ist leicht, Größe von Größenwahn zu unterscheiden, weil Liebe erwidert wird, Stolz aber nicht. Stolz erzeugt keine Wunder und entzieht dir daher die wahren Zeugen deiner Wirklichkeit” (EKIW: Kapitel 9, VIII. 8. 1.-2.)
Wenn wir einen genauen Blick darauf werfen, werden wir sehen, dass Stolz, genau wie all die anderen negativen Gefühle, frei von jeglicher Liebe ist. Folglich ist Stolz im Grunde genommen zerstörerisch. Der Stolz zeigt sich wiederum in vielfältigsten Schattierungen, als Überbewertung, Leugnung, Märtyrertum, Arroganz, Überheblichkeit, Aufgeblasenheit, Übertreibung, Hochnäsigkeit, Selbstgerechtigkeit, Eitelkeit, Selbstzentriertheit, Selbstgefälligkeit, Reserviertheit, Befangenheit, Engstirnigkeit, Frömmigkeit, Egoismus, Geringschätzung, Unversöhnlichkeit, Verwöhntheit, Unbeugsamkeit, Herablassung, Voreingenommenheit und in milderer Form als ein Schubladendenken.
Stolz - der Glaube an Besonderheit - ist das Haupthindernis auf dem Weg zu spiritueller Entwicklung und Reife. Religiöser Stolz durch Selbstidentifikation mit der Rechtschaffenheit und der Überzeugung, den einzig wahren Weg zu besitzen, ist die Grundlage aller religiösen Kriege, religiöser Rivalität und aller düsteren Geschehnisse, wie etwa der Inquisition. Der größte Verfall, der stattfinden kann, geschieht durch religiösen Stolz, gekoppelt mit der Überzeugung, dazu berechtigt zu sein, andere zu morden, weil sie unseren speziellen Glauben nicht teilen. In uns allen blockiert die stolzerfüllte Empfindung, die Antworten auf alles zu haben, unser Wachstum und unsere Entwicklung. Es ist interessant, dass der egoische Teil des Geistes gewillt ist, den ganzen übrigen Rest einer Person um seiner selbst willen zu opfern. Anstatt zuzugeben, dass man Unrecht hat, sind viele Menschen buchstäblich dazu bereit, den Körper selbst und jeden Lebensaspekt auf dem Altar des Stolzes zu opfern. Siehe die religiösen Kriege und Kreuzzüge.
Der Stolz auf die Art von Programmen, die unsere Gesellschaft als männliche beziehungsweise weibliche Qualitäten betrachtet, blockiert die emotionale und psychologische innere Entwicklung vieler Menschen und verschlimmert den Kampf der Geschlechter.
Die Verletzbarkeit von Stolz
Aufgrund der Verletzbarkeit von Aufblähung und Verleugnung ist ein stolzer Mensch ständig in der Defensive. Im umgekehrten Falle kann ein wahrhaft demütiger Mensch nicht gedemütigt werden, da er seinen Stolz bereits losgelassen, immun gegen Schadensanfälligkeit ist. An ihrer statt besitzt diese Person ein Gefühl innerer Sicherheit und wahre SELBSTachtung. Unsere wahre IDENTITÄT muss nicht verteidigt werden. Wahrheit IST. Viele Menschen versuchen eine wahre SELBSTachtung durch Stolz zu ersetzen. Eine wahre SELBSTachtung wird sich jedoch nicht bilden, solange der Stolz nicht aufgegeben wurde. Das, was das Ego aufbläht, führt nicht zu innerer Stärke, im Gegenteil, es erhöht unsere Verletzlichkeit und die gesamte Ebene der Angst.
Wenn wir uns in einem Zustand von Stolz befinden, wird unsere Energie verschwendet. Durch die ständige Beschäftigung mit der Verteidigung unseres Lebensstils, Berufs, Kleidungsstils, unserer Herkunft, unseres Landes, unserer politischen und religiösen Glaubenssysteme. Es existiert eine unermüdliche Beschäftigung mit dem äußeren Erscheinungsbild und mit dem, was andere Menschen über uns denken werden, so dass eine konstante Angreifbarkeit durch die Meinungen anderer besteht. Wenn Stolz und Selbstaufblähungen aufgegeben wurden, übernimmt eine innere Sicherheit ihren Platz. Wenn wir uns nicht länger gerufen fühlen, unser Persönlichkeitsbild zu verteidigen, verringern sich die Kritiksucht und die Angriffe anderer und hören schließlich ganz auf. Lassen wir unser Verlangen nach Bestätigung oder unser Bedürfnis beweisen zu wollen, dass wir im Recht sind los, fallen die Kampfansagen, die sich gegen uns gerichtet haben, weg. Dies bringt uns zu einem grundlegenden geistigen Gesetz: Eine Abwehrhaltung lädt zum Angriff ein!
"Wenn ich mich verteidige, werde ich angegriffen." (EKIW: Lektion 135)
Eine Untersuchung der Natur von Stolz erleichtert sein loslassen, weil er nicht mehr länger wertgeschätzt wird. Er wird als das gesehen, was er in Wahrheit ist - schwach. Das Sprichwort “Hochmut kommt vor dem Fall” obsiegt. Stolz ist dünnes Eis, ein armseliger Ersatz für diese felsenartige, echte Stärke, die von der LIEBE ausgeht.
Wenn wir einmal die Schädlichkeit von Stolz erkannt haben, wartet schon die nächste Ego-Falle auf uns. Der Versuch Stolz wegen vorhandener Schuldgefühle zu unterdrücken, funktioniert einfach nicht, es ist nicht hilfreich die Energie von Stolz als Sünde zu bezeichnen und sie dann aufgrund von Schuldgefühlen in uns zu unterdrücken, zu verbergen oder zu behaupten, dass wir sie nicht erfahren. Was daraufhin passiert ist, dass die Energie eine neue Form, bekannt als spiritueller Stolz (auch als spirituelles Ego bezeichnet), annimmt.
Sich wegen Stolz schuldig zu fühlen, weil wir ihn als spirituelle Sünde betrachten, führt nur dazu, dass die Schuld den Stolz einschließt. Dies ist nicht wirklich die Antwort, die wirkliche Lösung ist, den Stolz einfach loszulassen, indem wir seine wahre Natur untersuchen. Haben wir einmal den Stolz als das erkannt, was er ist, ist er einer der einfacheren Emotionen, denen wir uns hingeben können, um ihn loszulassen. Für den Anfang können wir uns folgende Fragen stellen: Was ist der Zweck von Stolz? Welchen Lohn ziehen wir aus ihm? Warum suchen wir danach? Was kompensiert der Stolz? Was muss ich über meine wahre Natur erkennen, um Stolz ohne Verlustgefühle loslassen zu können?
Die Antwort auf all das ist ziemlich offensichtlich. Je kleiner wir uns innerlich fühlen, desto mehr müssen wir ein inneres Gefühl von Unzulänglichkeit, Unwichtigkeit und Bedeutungslosigkeit durch den Ersatz der Emotion Stolz kompensieren. Je mehr wir unsere negativen Emotionen auflösen, desto weniger werden wir uns auf die Krücke Stolz stützen. An seiner Stelle tritt die Qualität wahrer Demut, die wir subjektiv als Friedlichkeit erleben. Wahre Demut unterscheidet sich vom Paradoxon des Stolzes auf jemandes Demut oder der falschen Bescheidenheit, die in der Öffentlichkeit häufig zur Schau gestellt werden. Falsche Bescheidenheit ist die Vortäuschung einer Selbstminderung, gepaart mit dem Verlangen, dass andere die Leistungen auf die man so stolz ist, bemerken, jedoch dabei gleichzeitig zu stolz ist um damit öffentlich zu prahlen.
Wir können unsere Anfälligkeit für Schmerz erkennen indem wir die Art der Reaktionen betrachten, die wir durch unsere Verhaltensweisen in anderen auszulösen erhoffen. Diese umfassen unsere Eigenheiten, Ausdrucksweise, den Kleidungsstil, die Art von Besitztümer, für die wir uns entscheiden, die Automarke, die wir fahren, unser zu Hause, die Wahl der Adresse unseres zu Hause, oder die Labels der Produkte, die wir kaufen. Dies weist auf eine weitere Schattenseite des Stolzes hin, die Ausnutzbarkeit, der er uns aussetzt. Hochmütigkeit bedeutet, dass wir mit großer Leichtigkeit manipuliert werden können. Als Gegenleistung einer Absurdität wird uns viel Geld aus unseren Taschen gezogen, weil wir glauben, mit Hilfe eines bestimmten Produktes unseren Selbstwert zu steigern.
Die Werbebranche bringt das Ego-Denksystem wunderbar zum Ausdruck, sie weiß sehr genau, dass sie die Menschen denen sie Dinge verkaufen will, die diese nicht unbedingt brauchen, davon überzeugen muss, dass diese Dinge dem etwas hinzufügen, wie sie sich selbst sehen oder von anderen gesehen werden, mit anderen Worten, dass ihr Selbstgefühl - ihre scheinbare Identität - eine Aufwertung erfährt. Das tut die Werbung zum Beispiel, indem sie uns erzählt, dass wir uns durch das betreffende Produkt von der Menge abheben und infolgedessen mehr wir selbst sind. Wir kaufen also in vielen Fällen kein Produkt, sondern lediglich den Verstärker einen Illusion von Identität. Es ist skurril, stolz darauf zu sein, wie sehr wir ausgebeutet worden sind.
“Mein” - ein verhängnisvoller Gedanke
Es ist eine weitere skurrile Merkwürdigkeit des Ego-Geistes, wie er allem Stolz beifügt, indem er das Wort “mein” voranstellt. Der problematische Aspekt, das Wort “mein” voranzustellen, ist der Stolz, der mit dem Gefühl von Besitz einhergeht. Dies hat zur Folge, dass wir uns dazu aufgefordert fühlen, alles, was als “mein” betitelt wird, zu verteidigen. Wir können unsere Verwundbarkeit reduzieren, wenn wir das Verlangen, etwas besitzen zu wollen, loslassen. Anstatt es “mein” zu nennen können wir das Wort “ein” benutzen, nicht mein Hemd, sondern ein Hemd. Auf diese Weise werden wir bemerken, dass sich die Färbung des Gefühls dahinter verändert.
Besonders wichtig ist es, damit aufzuhören, den Ausdruck “mein” oder “mir” zu benutzen, wann immer wir uns auf den Körper beziehen. Beziehen wir uns auf ihn einfach als "den Körper" - wie ein Zimmermann ein Werkzeug in die Hand nehmen und sagen würde "der Hammer", "die Säge" oder ein Künstler sagen würde, "der Pinsel". Denn der weise Zimmermann identifiziert sich selbst nicht mit dem Hammer oder der Säge, und der weise Künstler fühlt sich nicht zurückgesetzt, wenn der Pinsel im Farbkasten liegt. Weisheit betrachtet daher Form lediglich als ein vorübergehendes Kommunikationsmittel. Die Freude ist, das Gute, das Heilige und das Schöne auszudehnen.
Es macht auch einen entscheidenden Unterschied, ob wir von "mein spiritueller Lehrer" sprechen oder einfach den Namen des jeweiligen Lehrers verwenden. Wenn wir von “mein spiritueller Lehrer” sprechen, drücken wir Besitzansprüche aus. Damit verbunden ist Stolz.
Auf diese Weise werden wir auch bemerken, dass wenn wir einen unserer Gedanken als eine Meinung, anstatt meine Meinung betrachten, sich die Färbung des Gefühls dahinter verändert. Warum entsteht so viel Groll, wenn es um Meinungen geht? Es liegt lediglich an der Bedeutungsschwere des vorangestellten Wortes “mein”. Wenn Meinungen stattdessen nur als eine Meinung betrachtet werden, existiert die Anfälligkeit zur Stolz erfüllten Wut nicht mehr länger. Aber genau genommen erzeugt schon das Konzept Meinung zu viel Bedeutung. In Wirklichkeit handelt es sich nur um völlig bedeutungslose private Gedanken, und Gedanken sind wie ein Windhauch, wie Blätter an einem Baum oder wie fallende Regentropfen. Sie tauchen auf, und wenn wir uns nicht mit ihnen identifizieren, verschwinden sie wieder und stören nicht die tiefe Stille unseres Geistes.
Wenn wir uns Meinungen anschauen, werden wir erkennen, dass es so viele gibt wie Sand am Meer. Jeder auf der Straße hat tausende von Meinungen über abertausende Themen und diese Meinungen ändern sich von Augenblick zu Augenblick und sind für jeden Modetrend, für jede Propaganda und Laune anfällig. Was heute an Meinung in ist, ist morgen schon wieder out. Die Meinung von heute morgen ist bereits nachmittags wieder passé. Oder wie ein berühmter Mann einmal sagte: “Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern”. Wir können uns daher fragen, möchte ich meine Anfälligkeit angegriffen zu werden, wirklich ausweiten, indem ich mich umfangreich mit all diesen vorübergehenden Gedanken identifiziere und sie “mein” nenne?
Wir werden weitaus weniger verletzbar, wenn wir unsere Gedanken, Ideen und Überzeugungen, welche alle zusammen Meinungen sind, in einem anderen Kontext stellen. Wir können sie als Ideen betrachten, die wir mögen oder nicht mögen. Manche dieser Gedanken bereiten uns Vergnügen und so mögen wir sie, aber nur weil wir sie heute mögen, bedeutet das nicht, dass wir über sie Krieg führen müssen. Wir mögen ein Konzept, solange es uns dient und wir eine Freude aus ihm ziehen. Warum können wir nicht einfach ein gewisses Konzept aufgrund seiner Schönheit, seiner inspirierenden Qualität oder wegen seiner Zweckdienlichkeit lieben? Betrachten wir auf diese Weise unsere Gedanken, brauchen wir nicht länger den Stolz des Rechthabens. Wenn wir es genauso mit unseren Vorlieben und Abneigungen halten, haben wir nicht mehr länger Lust darauf zu streiten.
Es gibt Menschen die sich auf eine gewisse Art ernähren auf die sie stolz sind. Infolgedessen sind sie in ständige Auseinandersetzungen involviert bei denen sie die Richtigkeit ihrer Diät und ihre Meinung zu dieser Ernährungsweise verteidigen. Sie versuchen, diese ihren Familienmitgliedern und Freunden aufzuzwingen und dabei sogar die moralische oder gesundheitliche Überlegenheit ihres Ernährungskonzeptes zu bewerben. Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die dem gleichen speziellen Ernährungskonzept folgen, weil sie einfach Freude daran haben dies zu tun, weil diese Ernährung bewirkt, dass sie sich besser fühlen, oder weil sie zu einer spirituellen Disziplin gehört. Folglich sieht man sie nicht argumentieren, weil sie nichts zu verteidigen haben. Wenn uns jemand erzählt, dass er sich so ernährt, wie er sich ernährt, weil er Freude daran hat, gibt es nicht viel, was wir dagegen sagen können. Aber wenn Menschen andererseits schlussfolgern, dass ihre Form der Ernährung die einzig richtige ist und die unsere falsch ist, dann sagen sie damit eigentlich aus, dass sie besser sind als wir. Dies ruft immer Grollgefühle hervor.
Durch das Annehmen einer stolzen Haltung hinsichtlich unserer Meinungen engen wir uns selbst ein. Dies zeigt einen der Widerstände gegenüber dem Aufgeben von Stolz auf und das ist der Stolz selbst. In der stolzen Haltung ist eines der zugrunde liegenden Probleme die Angst. Wir fürchten, dass wenn wir unsere Haltung zu einem gewissen Thema ändern, die Meinung der anderen über uns nachteilig beeinflusst wird. Ein Grund für das Bedürfnis nach einer demütigen Haltung gegenüber unseren eigenen Meinungen ist der, dass sich unsere Meinungen ändern, wenn wir immer tiefer in ein gegebenes Thema oder eine gegebene Situation einsteigen. Was bei oberflächlicher Untersuchung als richtig erscheint, entpuppt sich häufig als völlig anders, nachdem wir genauer hingeschaut haben.
Dieser evolutionäre Lebensaspekt ist wirklich alles, was jeder uns versprechen kann und dieses Selbstwissen wird uns vor Enttäuschung schützen. Dies ist die Sicherheit einer offenen Geisteshaltung, oder wie man es in der Zen-Tradition nennt, der Geist des Anfängers. Auf dem spirituellen Weg werden wir erkennen, dass auch bloße Vorlieben nur Gitterstäbe unseres geistigen Gefängnisses sind und dass jenseits davon eine Freiheit auf uns wartet, die wir uns am Anfang des Weges gar nicht vorstellen können.
Stolz hält uns davon ab, unsere eigenen Begrenzungen zu sehen und die Hilfe zu akzeptieren, die wir brauchen, um diese zu überwinden. Unsere stolze Haltung isoliert uns. Wenn wir Stolz loslassen, kommt Hilfe in unser Leben, um die Probleme anzusprechen, mit denen wir zu kämpfen haben. Wir können die Wahrheit dieses Prinzips testen und beweisen, indem wir einen Bereich auswählen, in dem wir Schwierigkeiten haben und dort sorgfältig all den Stolz aufgeben, der darin involviert ist. Wenn wir dies tun, werden einige überraschende Dinge passieren. Das Loslassen des Stolzes schließt die Tür zu unserem Empfangen dessen auf, was für uns am meisten förderlich ist. Sind wir bereit, den Stolz und das Gefühl, anderen gegenüber überlegen zu sein, loszulassen? Wenn wir dazu bereit sind, die Pseudo-Sicherheit des Stolzes loszulassen, erleben wir die wahre Sicherheit, die mit Mut, Selbstannahme und Freude einhergeht.
“Das Aufgeben des Urteils, die offensichtliche Voraussetzung für das Hören der STIMME GOTTES, ist gewöhnlich ein ziemlich langsamer Prozess, nicht weil es schwierig ist, sondern weil es leicht als persönlich kränkend wahrgenommen wird.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 9. 2. 3.)
Am Weg des spirituellen Erwachens gilt es zuerst zu erkennen, dass all unser Drama nur Gedanken sind. Diese Gedanken treiben wie Wolken im Himmel; sie haben keine Wurzeln in uns. Sie kommen und gehen. Sie widerfahren uns nur, und wir identifizieren uns mit ihnen - unnötigerweise. Gedanken sind wie Wolken: Ständig ziehen sie über den Himmel unseres Bewusstseins dahin, und an jede einzelne klammern wir uns und sagen: “Die gehört mir.” - wo es doch nur eine heimatlose Wolke ist, die da vorbeizieht. Und sie wird vorbeiziehen. Gehen wir zurück in unsere Kindheit. Da hatten wir bestimmte Gedanken, und damals haben wir uns an sie geklammert und haben immer geglaubt, dass das unsere Gedanken waren. Dann ist die Kindheit entschwunden, und mitsamt dieser Kindheit entschwanden die Gedanken. Jetzt können wir uns nicht einmal mehr erinnern. Dann wurden wir langsam älter, und nun kamen andere Wolken zu uns, die angezogen werden, wenn man älter wird, und nun haben wir uns plötzlich an sie geklammert. Heute sind auch jene Wolken weggezogen, aber dafür sind andere Wolken gekommen, und an die klammern wir uns jetzt.
Und das “mein” und das “mir” ist der springende Punkt; denn aus all diesen Mein und Mir schält sich das Ich heraus: Dies gehört mir, das ist mein … Lauter Meins, aus ihnen entpuppt sich das Ich. Diese Ich-heit, dieses persönliche Selbst ist die Quelle allen Leids.
Der wichtigste Schritt am Weg des spirituellen Erwachens ist, sich von der Identifikation mit dem vom Ego erzeugten Gedankenstrom zu lösen, zu erkennen, dass dies nicht unsere Gedanken sind, sich von der Vorstellung zu lösen, dass dies meine Gedanken sind. Dann erkennen wir, dass wir keine Angst vor Gedanken haben müssen und auch keine Angst vor der Macht unserer Gedanken, weil unsere wirklichen Gedanken, die Gedanken, die wir mit GOTT denken, sind alle machtvoll. Und die Gedanken, von denen wir glauben, sie seien “unsere Gedanken”, wir nennen sie private Gedanken oder Angriffsgedanken, die das Ego gemacht hat, haben keine Auswirkungen auf die Wirklichkeit.
Buchtipps
Folgende Bücher beschäftigen sich intensiv mit dem heilsamen Umgang mit Gefühlen auf dem spirituellen Weg:
David R. Hawkins: Loslassen. Der Pfad widerstandsloser Kapitulation.
Christian Meyer: Ein Kurs in wahrem Loslassen: Durch das Tor des Fühlens zu innerer Freiheit
Das Buch von Hawkins enthält auch einige Ideen und Konzepte aus dem Ego-Denksystems, aber für Kurs-Schüler sollte das kein Problem sein, denn es ist der Prozess des Übersehens, auf welchen der Kurs abzielt. Hawkins verweist in seinem Buch auf Ein Kurs in Wundern.
Mit Künstlicher Intelligenz (KI) (auch artificial intelligence AI) ist es wie mit einem Küchenmesser. Wir können ein Küchenmesser benutzen, um eine nahrhafte Mahlzeit für unsere Familie zuzubereiten, oder wir können es benutzen, um unsere Familie zu töten. Das Messer selbst ist völlig neutral, entscheidend ist, mit welcher Geisteshaltung wir es benutzen. Eine KI soll und kann unsere innere STIMME nicht ersetzen. Aber manchmal hilft eine gute Idee von einer KI ja auch aus dem Gedankenkarussel heraus, so dass man die leise innere STIMME wieder hören kann.
Das Team von David Hoffmeister bietet eine wunderbare KI für Kurs-Schüler an:
Spiri
Auch Manuela Tornow bietet auf ihrer Website einen künstlich intelligenten KursGefährten an:
Anleitung KursGefährte
Ein praktischer Leitfaden zur Überwindung inneren Unfriedens und zur Heilung des Geistes.
Diese Methode stammt von David Hoffmeister und basiert auf seinem Konzept der Ebenen des Geistes, wie ich es im Kapitel “Wahrnehmung” verwende. Dieses Kapitel ist eine Übersetzung des ”Instrument for Peace”. Die Originaldateien können hier heruntergeladen werden:
Instrument for Peace
“Die Wahrheit wird dir durch dein Verlangen wiedergegeben, so wie sie durch dein Verlangen nach etwas anderem für dich verloren war.” (EKIW: Kapitel 20, VIII. 1. 2.)
Der Geist im Frieden ist geheilt. Der Geist, der in Frieden ist, hat den Frieden von ganzem Herzen angenommen. In dieser Welt zeigt sich der Mangel an innerem Frieden in vielen Formen. Damit eine dauerhafte Heilung eintreten kann, muss der Mangel an Frieden auf seine eigentliche Ursache im Geist zurückgeführt werden. Die Verwendung dieses Instruments für diese Rückverfolgung kann einem bereitwilligen Geist helfen, loszulassen, was er zu wissen glaubt, die Welt anders zu sehen und einen gegenwärtigen Zustand des Friedens und der Freude zu erleben.
Was regt dich gerade auf?
1.
Wenn ich an eine beunruhigende Handlung, Situation oder ein Ereignis denke:
(Vergangene oder zukünftige Handlung, Situation oder Ereignis) .............................
beweisen, dass ich Recht habe:
(mein Glaube an den Mangel, der die Form eines Bildes von mir selbst/anderen/der Welt annimmt) .............................
Mir gefällt nicht, wie ich mich jetzt fühle, also bin ich bereit, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Art und Weise, wie ich dies wahrnehme, nicht die ist, wie es wirklich ist. Als Teil des Heilungsprozesses bin ich bereit, über meine Wahrnehmung dieses Ärgers (die Bedeutung, die ich ihm gegeben habe) hinauszublicken und in meinen Geist zu schauen.
3.
Ich möchte lernen, dass es einen Weg gibt, wie ich ohne Schuldgefühle die Rolle sehen kann, die ich dabei spiele.
Ich möchte stattdessen glücklich sein. Durch das Ego (verzerrtes Denken/Sehen) nehme ich die Ursache meiner Verärgerung und ihre Lösung als außerhalb meines Geistes wahr. Diese Projektion scheint sehr real zu sein; ihr Zweck ist es, meinen Geist davon abzulenken, nach innen zu schauen.
5.
Wenn die Ursache meiner Verärgerung und ihre Lösung außerhalb meines Geistes lägen, wäre ich in der Tat machtlos, meinen Geisteszustand zu ändern. Mein Gebrauch der Projektion (im Außen zu sehen, was ich im Inneren nicht sehen will) ist der Grund, warum ich machtlos zu sein scheine.
Sind die Folge meiner Überzeugung, dass:
(mein Glaube an den Mangel, der die Form eines Bildes von mir selbst/anderen/der Welt annimmt) .............................
7.
Ich bin nur dann über jemanden oder etwas verärgert, wenn er/sie mir eine Überzeugung widerspiegelt, die ich aus meinem Bewusstsein verdrängt habe. Wenn ich etwas in der Welt beschuldige/fürchte, dann nur, um zu vermeiden, dass ich die Verärgerung und die Lösung so sehe, wie sie wirklich sind (eine Entscheidung in meinem Geist), und um stattdessen ein Bild von mir selbst/anderen/der Welt aufrechtzuerhalten, wie ich es mir wünsche. Dieser Gedankentrick scheint Schuld und Angst zu verdrängen, hält aber in Wirklichkeit die Gefühle der Verärgerung aufrecht.
Ein Bild von sich selbst/anderen/der Welt zu beschuldigen oder zu fürchten, setzt voraus, dass ich glaube, dass ich begrenzt bin auf einen Körper und eine Welt von Körpern und verleugnet die spirituelle, abstrakte Wirklichkeit meines Seins. Als ersten Schritt, um alle Aufregung loszulassen, möchte ich in meinem Geist sehen, was ich dachte, was außerhalb von ihm ist.
Mich aufregen über:
.............................
ist nur ein weiterer Versuch, um:
.............................
und/oder den Zukunftsgedanken:
.............................
zur Ursache für meine Schuld und Angst zu machen.
8.
Verärgerung scheint wertvoll und gerechtfertigt zu sein, wenn:
.............................
im Gegensatz zu dem steht, was ich will.
Was ich will/wollte und erwarte(te), ist für:
(gewünschte Handlung, Situation oder Ereignis) .............................
Daran glaube ich immer noch:
(mein Glaube an den Mangel) .............................
also denke ich, dass ich das brauche:
(gewünschte Handlung, Situation oder Ereignis) .............................
um glücklich, vollständig und in Frieden zu sein.
Ist dieser Glaube an den Mangel und die daraus resultierende Erwartung wichtiger für mich als der Seelenfrieden?
9.
Alles in der Welt wirkt zusammen zu meinem Besten. Was ich für die Ursache meiner Verärgerung halte, ist gar nicht die Ursache. Die Entscheidung, verärgert zu sein, ist eine Entscheidung, die Ursache - meinen Glauben an Trennung/Mangel - nicht als eine gegenwärtige Entscheidung in meinem Geist zu sehen. Es ist ein Versuch, die Ursache in der Vergangenheit/Zukunft zu sehen und die Gegenwart als ihre Wirkung.
10.
Was ich JETZT will, ist vor allem Frieden.
Ich stelle also die Annahme in Frage, dass:
(mein Glaube an den Mangel) .............................
und ich habe freiwillig den Wunsch danach aufgegeben:
(Gewünschte Handlung, Situation oder Ereignis) .............................
um mich wieder mit meinem einzigen Ziel zu verbinden: Frieden.
11.
Geistesfrieden ist eine gegenwärtige Entscheidung, die ich dankenswerterweise JETZT treffe! Schuldgefühle und Angst vor Konsequenzen schienen nur möglich, weil ich entschlossen war, an meinem Glauben an vergangene/zukünftige Ursachen festzuhalten. Ich habe die Bedeutung, die ich der Vergangenheit/Zukunft gegeben habe, losgelassen und meinen Geist für die Gegenwart geöffnet, losgelöst und unschuldig.
12.
Ich bin dankbar für die Erkenntnis, dass die Ursache meiner Verärgerung, von der ich dachte, sie läge in der Welt, eigentlich nur ein unhinterfragter Glaube und eine Entscheidung in meinem Geist war; ich habe mich neu für meinen GEISTESFRIEDEN entschieden.
Schreibe alle Erkenntnisse aus dem Prozess auf. Bearbeite so viele Arbeitsblätter wie nötig, um den gegenwärtigen Frieden zu erfahren, wenn das dein Wunsch ist.
Entscheidungen oder freier Wille
Es gibt niemanden, der nicht das Gefühl hätte, er sei in irgendeiner Weise gefangen. Wenn das die Folge seines eigenen freien Willens ist, dann muss er seinen Willen als unfrei ansehen, denn niemand mit einem wahrhaft freien Willen würde Gefangenschaft und Leid wählen.
Jeder, der etwas tiefer geht und sich ernsthaft mit sich selbst auseinandersetzt, wird sehr schnell merken, dass er ein Gefangener seines eigenen krankhaften Wollens ist. Er wird merken, dass sein Geist voller widersprüchlicher Wünsche ist und er immer wieder den gleichen eingefahrenen Gleisen seiner Persönlichkeitsstruktur folgt, ganz ohne echte Wahl. Beispielsweise ist eine Person gefangen in ihrem ständigen Wunsch nach körperlicher Nähe, während eine andere Person gefangen ist in ihrem Versuch, immer wieder körperliche Distanz herzustellen. Ein und derselbe Mensch kann gefangen sein in seinem Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe, weil er sich davon Sicherheit verspricht, während er gleichzeitig versucht, autonom und distanziert zu bleiben, weil er anderen grundsätzlich misstraut. Um diesen Wahnsinn in unserem gespaltenen Geist überhaupt erst einmal zu bemerken, bietet uns unter anderem das Enneagramm eine große Hilfe.
Im Zustand der unbewussten Ego-Identifikation wird die Gefangenschaft im persönlichen Wollen als freier Wille erlebt, auch wenn es das nicht ist. Es ist weder ein freier Wille, noch ist es unser wahrer Wille. Der persönliche freie Wille, den diese Welt so hoch schätzt, ist nicht die Lösung, sondern das Problem. Zu glauben, wir hätten einen persönlichen freien Willen, ist Wahnsinn. Zu versuchen, diesen persönlichen Willen in der Welt durchzusetzen, verursacht Leid. Es gibt nur den Willen GOTTES, der in Wahrheit auch unser Wille ist. Der WILLE GOTTES ist grenzenlos, und alle Kraft und Herrlichkeit liegen in IHM. Seine Kraft, seine Liebe und sein Frieden sind unbegrenzt.
Im HIMMEL ist der Wille frei, so dass seine schöpferische Kraft unbegrenzt ist und Entscheidungen bedeutungslos sind. Ein wirklich freier Wille braucht sich nicht mehr zu entscheiden, weil er sich selbst nicht mehr in Frage stellt. Mit anderen Worten, wenn klar ist, was ich will, brauche ich gar nichts mehr zu entscheiden, denn es gibt keine Opposition gegen meinen Willen, kein Verhandeln, kein Abwägen. Mein Wille und meine Schöpfungen sind eins. Nicht entscheiden zu müssen ist wahre Freiheit, während das Ego uns glauben macht, dass unsere Wahl zwischen Illusionen, also eine Entscheidung für eine bestimmte Illusion, Freiheit ist.
Wir haben uns entschieden, in einem Zustand der Opposition zu sein, in dem Gegensätze möglich sind. Als Folge davon müssen wir Entscheidungen treffen. Die Notwendigkeit, Entscheidungen treffen zu müssen, beruht also immer auf einem gespaltenen Geist. Der HEILIGE GEIST ist eine Möglichkeit der Entscheidung. Unsere gespaltene Hingabe hat uns die beiden Stimmen - des Egos und des HEILIGEN GEISTES - gegeben, und wir müssen uns entscheiden, an welchem Altar wir dienen wollen.
Das ganze Konzept der Individualität ist eine Illusion - es ist die Krankheit des Geistes, der gespalten ist. Jedes Mal, wenn wir daher beschließen, Entscheidungen für uns selber zu treffen, denken wir zerstörerisch, und die Entscheidung wird falsch sein: “Es ist nicht wahr, dass du Entscheidungen von dir aus oder für dich allein treffen kannst. Kein Gedanke des GOTTESSOHNES kann in seiner Wirkung separat oder isoliert sein. Jede Entscheidung wird für die ganze SOHNSCHAFT getroffen, wird nach innen und außen gelenkt und beeinflusst eine Konstellation, die größer ist als alles, wovon du je geträumt hast.”(EKIW: Kapitel 14, III. 9. 3.-5.)
Der HEILIGE GEIST ist unser FÜHRER beim Entscheiden. Er ist der Teil unseres Geistes, der immer für die richtige Entscheidung spricht, weil ER für GOTT spricht. Das Ziel unseres spirituellen Weges steht fest, doch nun benötigen wir Methoden ganz konkreter Art, um dieses zu erreichen. Der Kurs gibt uns sehr praktische Entscheidungsregeln an die Hand. Nachfolgend eine Zusammenfassung dieser Regeln:
1. Heute will ich keine Entscheidungen selber treffen.
2. Wenn ich keine Entscheidung selber treffe, ist dies der Tag [wie ich ihn haben will], der mir zuteil wird.
Doch wird es weiterhin noch Zeiten geben, in denen wir bereits geurteilt haben und uns erst danach entschieden haben nachzufragen. Dies ist jetzt noch unser Hauptproblem. Jetzt wird die Antwort Angriff provozieren, es sei denn, wir rücken unseren Geist rasch so zurecht, dass wir eine Antwort wollen, die funktionieren wird:
3. Ich habe keine Frage. Ich habe vergessen, was ich entscheiden soll.
4. Wenigstens kann ich entscheiden, dass ich nicht mag, was ich gerade jetzt empfinde.
5. Und ich hoffe deshalb, dass ich unrecht hatte.
6. Ich möchte dies auf andere Weise sehen.
7. Vielleicht gibt es eine andere Weise, dies anzusehen. Was kann ich dabei verlieren, wenn ich frage?
Es ist wohl klar, dass es einfacher ist, einen glücklichen Tag zu verleben, wenn wir von vornherein das Unglücklichsein daran hindern, einzutreten. Doch dazu braucht es Übung in den Regeln, die uns vor den Verheerungen der Angst beschützen werden. Ist dies erreicht, so ist der jämmerliche Traum des Urteilens für immer aufgehoben. Doch in der Zwischenzeit ist es notwendig, dass wir die Regeln für seine Aufhebung üben. Die Erläuterungen dazu finden sich im Kurs.
Anhaftungen
Es waren einmal Menschen in einem Dorf am Ganges. Sie hörten, dass in einem anderen Dorf ein Fest stattfand. Sie ruderten mit dem Boot dorthin. Sie fanden das Fest ganz toll. Am Abend waren sie nicht mehr ganz Herr ihrer Sinne, nachdem sie so ausgelassen gefeiert hatten. Sie wollten zurück. Sie stiegen ins Boot. Sie ruderten und ruderten und ruderten. Aber als nach ein paar Stunden der Vollmond aufging, stellten sie fest, dass sie immer noch am selben Ort waren. Warum waren sie nicht weitergekommen? Was denkst du? Warum wohl? Sie hatten vergessen, die Leinen loszumachen. Weil die Leinen noch da waren, konnten sie rudern und rudern, aber es hatte nichts gebracht. Genauso ist es, wenn wir spirituelle Praktiken üben und gleichzeitig versuchen, an all unseren Anhaftungen festzuhalten, es ist, als würden wir rudern, während wir die Leinen festhalten. Wir müssen die Leinen loslassen, die Anhaftungen überwinden. Nur so kommen wir auf dem spirituellen Weg weiter. Mit positiven Affirmationen allein ist es nicht getan.
Was uns dieses Gleichnis noch in Erinnerung ruft, ist, dass wir, solange wir in einer bestimmten Lebenssituation verharren, die Leinen, die uns gefangen halten, nicht spüren. Wir müssen uns bewegen, um überhaupt zu merken, dass wir angekettet sind. Für den Weg des spirituellen Erwachens bedeutet dies, dass wir in allen Bereichen unseres Lebens in Bewegung bleiben müssen, denn nur so können wir uns unserer Anhaftungen überhaupt bewusst werden.
Irgendwann kommen wir auf unserem spirituellen Weg an einem Punkt, an dem wir das Gefühl haben, dass nichts weitergeht und wir nach jahrelanger Praxis immer noch weit von der göttlichen Glückseligkeit entfernt sind. Dann kann es hilfreich sein, das eigene Leben einer Überprüfung zu unterziehen und zu schauen, worin unsere Anhaftungen an die Welt bestehen, um sie SEINER Führung und Berichtigung zu übergeben. Die zentrale Frage lautet: Was bin ich?
“Hier ist das Ende der Wahl. Denn hier entscheiden wir, uns so zu akzeptieren, wie GOTT uns schuf. Und was ist Wahl außer Ungewissheit dessen, was wir sind? Es gibt keinen Zweifel, der nicht hier seine Wurzel hätte. Keine Frage gibt es, die nicht diese eine widerspiegelt. Es gibt keinen Konflikt, der nicht die eine, simple Frage nach sich zieht: »Was bin ich?«” (EKIW: Lektion 139, 1.)
Upadana ist ein buddhistischer Begriff für den Vorgang des Festhaltens am Vergänglichen. Es geht um das „Warum“ des Begehrens, des ausprägenden Bewusstseins von „Ich und Mein“, sämtlichen Gedanken, Ideen, Konzepten und Vorstellungen. Im Buddhismus heißt es tatsächlich, dass „Upadana” - was häufig als „Anhaftung an Dinge“ übersetzt wird, die Ursache für „Dukha” sei - was oft mit „Leiden” übersetzt wird. Nun sind aber Übersetzungen aus dem Sanskrit schon immer Anlass für Diskussion gewesen. So heißt „Upadana” wörtlich übersetzt „Treibstoff”, und „Dukha” wird von vielen Buddhisten eher als Gefühl der Unzufriedenheit definiert. Und zwar Unzufriedenheit, die entsteht, wenn Menschen sich getrennt vom Rest der Schöpfung erleben. In dem also das Konzept eines „Ich”, eines „Selbst”, das Gefühl der Verbundenheit mit allem, was ist, überlagert. Aus diesem Gefühl der Trennung entstehen dann weitere Ursachen für das menschliche Leiden: „Trishna” (wörtlich: der Durst), also das Verlangen, die Gier - und zwar nicht nur nach Dingen, Menschen und Zuständen, sondern auch im Sinne des Festklammerns an Vorstellungen, Lehren, Meinungen und Glaubenssätzen. Nicht umsonst geht es auch im Kurs im Kapitel “Die Entwicklung des Vertrauens” vor allem um einen Prozess des Loslassens. In vier der sechs Phasen geht es genau darum.
Zuerst müssen wir etwas durchlaufen, das »eine Phase des Aufhebens« genannt werden könnte. Das braucht nicht schmerzhaft zu sein, wird aber gewöhnlich so erfahren. Es scheint, als würden Dinge weggenommen, und anfangs wird selten verstanden, dass lediglich ihr Mangel an Wert begriffen wird. Der Wahrnehmende ist noch nicht an einem Punkt, an dem er den Wechsel gänzlich im Innern vollziehen kann. Und somit wird der Plan manchmal Veränderungen in dem hervorrufen, was äußere Umstände zu sein scheinen. Als nächstes muss der Lehrer GOTTES durch eine »Phase des Aussortierens« gehen. Das ist immer etwas schwierig, weil er, da er gelernt hat, dass die Veränderungen in seinem Leben stets hilfreich sind, nun alle Dinge aufgrund dessen entscheiden muss, ob sie das Hilfreiche mehren oder hindern. Die dritte Stufe, die der Lehrer GOTTES durchlaufen muss, kann als »eine Phase des Aufgebens« bezeichnet werden. Wenn dies als Aufgeben von Wünschenswertem gedeutet wird, wird es enorme Konflikte erzeugen. Wenige Lehrer GOTTES entrinnen völlig dieser Not. Dann folgt »eine Phase des Zur-Ruhe-Kommens«. Aber schon die fünfte Phase wird wieder als herausfordernd erlebt. Die fünfte Phase ist fürwahr »eine Phase des Ins-Wanken-Bringens«. Jetzt muss der Lehrer GOTTES verstehen, dass er nicht wirklich wusste, was wertvoll und was wertlos war. Die Idee des Opferns, so zentral für sein eigenes Denksystem, hatte es ihm unmöglich gemacht, zu urteilen. GOTT hat nur Vollkommenheit geschaffen - was sollten wir also in Wirklichkeit opfern? Wir lassen nur alle Illusionen der Unvollkommenheit und der Angst los, um uns wieder an die von GOTT erschaffene Vollkommenheit zu erinnern. Der Lehrer GOTTES dachte, er habe Bereitwilligkeit gelernt, doch jetzt sieht er, dass er nicht weiß, wofür die Bereitwilligkeit ist. Und jetzt muss er einen Zustand erlangen, der möglicherweise für eine lange, lange Zeit unerreichbar bleiben wird. Er muss lernen, alles Urteilen wegzulegen und nur um das zu bitten, was er in jeder Situation wirklich will. Das Ziel dieses Prozesses wird vielleicht am besten mit Lektion 128 beschrieben: “Die Welt, die ich sehe, birgt nichts, was ich will.”
“Ein jedes Ding, das du hier schätzt, ist nichts als eine Kette, die dich bindet an die Welt, und sie dient keinem anderen Zweck als diesem. Denn alles muss dem Sinn und Zwecke dienen, den du ihm gabst, bis du einen andern Zweck darin erblickst. Der einzige Zweck, den diese Welt enthält und der deines Geistes würdig ist, ist der, dass du an ihr vorbeigehst, ohne dich damit aufzuhalten, dort Hoffnung wahrzunehmen, wo es keine gibt. Lass dich nicht länger täuschen. Die Welt, die du siehst, enthält nichts, was du willst.” (EKIW: Lektion 128, 2.)
Solange wir noch mit einem Hacken an der Welt die wir sehen hängen, schleppen wir die ganze Welt mit uns. Das bedeutet nicht, dass wir all diese Dinge in unserem Leben nicht mehr haben dürften, aber die Frage ist, ob wir uns damit identifizieren, ob wir Freude, Lust und Stabilität daraus ziehen - oder ob unsere Freude und Stabilität von GOTT kommt und unsere Lust ist, den WILLEN GOTTES zu tun.
Aus weltlicher Sicht könnte man die im Folgenden aufgeführten Aspekte als Stabilitätssäulen der Person bezeichnen, aus spiritueller Sicht sind es die Gitterstäbe unseres Gefängnisses. Die Befreiung besteht darin, alle diese Dinge und Lebensbereiche ganz unter die Führung des HEILIGEN GEISTES zu stellen. Wenn wir hingegen versuchen, einige Aspekte unseres Lebens zu steuern, stellen wir unsere Persönlichkeit an die erste Stelle und den HEILIGEN GEIST an die zweite. Die Offenheit, um Führung zu bitten, macht die schreckliche Unabhängigkeit und Autonomie der Trennung rückgängig und öffnet uns für eine natürliche Erfahrung der GOTT-Abhängigkeit. Wenn wir uns ehrlich auf diesen Prozess unter SEINER Führung einlassen, werden wir irgendwann erkennen, dass das Gegenteil von der egoischen Motivation aus Gier oder aus Furcht vor Konsequenzen zu handeln, darin besteht, durch Liebe motiviert zu sein.
“Horch! Vielleicht erhaschst du den Hauch eines Urzustands, den du nicht ganz vergessen hast - undeutlich vielleicht, und doch nicht gänzlich unbekannt, wie ein Lied, dessen Name du längst vergessen hast und ebenso die Umstände, unter denen du ihn vernahmst. Nicht das vollständige Lied ist bei dir geblieben, nein, nur der kleinste Fetzen einer Melodie, weder mit einem Menschen noch einem Ort oder sonst etwas Bestimmtem verknüpft. Und dieser kleine Fetzen nur erinnert dich daran, wie lieblich dieses Lied war, wie herrlich die Umgebung, wo du es gehört hast, und wie sehr du jene liebtest, die da waren und es mit dir hörten.” (EKIW: Kapitel 21, I. 6.)
Suddhosi Buddhosi Niranjanosi
Samsāra Māyā Parivar jitosi
Samsāra svapanam traija mohan nidram
Nan janma mrityor tat sat svarupe
You are forever pure. You are forever true.
And the dream of this world can never touch you.
So give up your attachment, and give up your confusion.
And fly to that space that’s beyond all illusion.
Du bist für immer rein. Du bist für immer wahr.
Und der Traum dieser Welt kann dich nicht berühr’n.
Vergiss die Abhängigkeit, vergiss die Verwirrung.
Und flieg zu dem Ort jenseits aller Illusion.
Tú eres siempre puro, eres verdadero,
y el sueño del mundo nunca te tocará
Deja los apegos, y deja la confusión
y vuela más allá de toda ilusión.
Anhaftungen können bestehen an:
Körper (Aussehen, Gesundheit, Essen und Trinken, Sex, Überleben, …)
Gefühle (Liebe zum Drama, Trauer oder Wut als Ersatz für wahre Lebendigkeit, …)
Ansichten und Meinungen (Damit ist das Festhalten an festen Meinungen gemeint, um ein falsches Weltbild aufrechtzuerhalten, das Sicherheit und Stabilität vermitteln soll.)
Riten und Regeln (Hiermit ist sowohl das Anhaften an feste Gewohnheiten gemeint als auch der Glaube, durch das bloße Ausüben bestimmter Rituale könne eine spirituelle Weiterentwicklung oder gar Erleuchtung entstehen.)
Verbote (Verbote sind besonders destruktiv, weil sie meist mit einem verstärkten Anhaften an der linearen Zeit verbunden sind. Z.B.: “Ich habe seit 3 Monaten keinen Alkohol mehr getrunken”).
Rollen (Wer bin ich ohne meine Vater- oder Mutterrolle? Wer bin ich ohne meine Opfer- oder Täterrolle?)
Die Vorstellung, als Person “spirituell” oder “heilig” zu sein. Das persönliche Selbst, diese persönliche Ich-Identität ist weder spirituell noch heilig, sondern eine Illusion. Es ist der häufigste Irrtum, auf dem spirituellen Weg zu glauben, persönlich spirituell oder heilig zu sein. Der Grund, warum Jesus im Kurs immer wieder auf unsere Heiligkeit hinweist, ist, dass er uns an unsere Wirklichkeit als SOHN GOTTES erinnert, aber nicht, dass er versucht, die Wahrheit in die Illusion zu bringen.
"Die Schau CHRISTI hat ein Gesetz. Sie schaut nicht auf einen Körper und hält ihn für den SOHN, den GOTT erschaffen hat. Sie sieht ein Licht jenseits des Körpers, eine Idee jenseits dessen, was man berühren kann, ..." (EKIW: Lektion 158, 7. 1.-3.)
Beim Thema Selbstbild kann das Enneagramm hilfreich sein. Es beschreibt neun Facetten des persönlichen Selbst. In der Ego-Identifikation sind wir mit allen neun Aspekten verstrickt, aber ein Aspekt ist besonders stark ausgeprägt. Hier besteht der größte Widerstand ihn anzuschauen und ihn SEINER Berichtigung zu übergeben:
“Alles in dieser Welt ist klein, denn es ist eine Welt, die aus Kleinheit gemacht ist im seltsamen Glauben, dass Kleinheit dich zufrieden stellen kann. Wenn du nach irgend etwas in dieser Welt im Glauben strebst, dass es dir Frieden bringen wird, setzt du dich selbst herab und machst dich blind für die Herrlichkeit.” (EKIW: Kapitel 15, III. 1. 5.-6.)
“Es ist sehr wichtig, dass du die Tatsache akzeptierst - und zwar freudig akzeptierst -, dass es keine Form von Kleinheit gibt, die dich je zufrieden stellen könnte. Es steht dir frei, so viele zu erproben, wie du willst, doch damit wirst du lediglich deine Heimkehr verzögern. Denn du wirst nur in der Größe zufrieden sein, die dein Zuhause ist.” (EKIW: Kapitel 15, III. 2. 4.-6.)
“Solange die Illusion des Hasses währt, so lange wird die Liebe eine Illusion für dich sein. Dann ist die einzig mögliche Wahl, die dir noch bleibt, die, welche Illusion du vorziehst.” (EKIW: Kapitel 16, IV. 5. 4.-5.)
“Jene Träume, die du gern zu haben glaubst, halten dich ebenso zurück wie die, in denen die Angst gesehen wird.” (EKIW: Kapitel 29, IV. 2. 1.)
Übung: Stell dir vor, du könntest jetzt - in diesem Augenblick - die Welt für immer verlassen und nach Hause zu GOTT gehen. Was hält dich in der Welt fest, was willst du jetzt nicht loslassen? Und die Gegenfrage: Was zieht dich zu GOTT? Wie groß ist dein Verlangen nach SEINER LIEBE?
Enneagramm
Jesus verweist in Ein Kurs in Wundern auf Folgendes: „Lernen ist Veränderung. Die Erlösung sucht nicht, ein Mittel anzuwenden, das deinem Denken immer noch zu fremd ist, um hilfreich zu sein, noch jene Arten von Veränderungen vorzunehmen, die du nicht wahrnehmen könntest. Konzepte werden, solange die Wahrnehmung währt, gebraucht, und Konzepte zu verändern ist die Aufgabe der Erlösung. Denn mit Kontrasten muss sie sich befassen, nicht mit der Wahrheit, die kein Gegenteil hat und sich nicht verändern kann.“(EKIW: Kapitel 31, VII. 1. 1.-4.) Das Enneagramm kann am Beginn des Weges eines dieser hilfreichen Konzepte sein.
“Niemand kann Illusionen entrinnen, wenn er sie nicht ansieht, denn durch Nicht-Hinsehen werden sie geschützt. Vor Illusionen braucht man nicht zurückzuschrecken, denn sie können nicht gefährlich sein. [...] Die »Dynamik« des Ego wird jetzt für eine Weile unsere Lektion sein, denn da du ihm Wirklichkeit verliehen hast, müssen wir erst dies anschauen, um darüber hinauszusehen. Wir werden diesen Fehler still gemeinsam aufheben und dann über ihn hinaus zur Wahrheit blicken.” (EKIW: Kapitel 11, V. 1.)
Meist wird das Enneagramm als psychologisches Werkzeug für persönliches Wachstum verwendet. Auf dem spirituellen Weg geht es genau um das Gegenteil - um die Befreiung von der Illusion einer handelnden Person. Wenn wir das Enneagramm im spirituellen Sinne verwenden, kann es am Beginn des Weges ein wertvolles Werkzeug sein, denn schon das Enneagramm allein zeigt uns, dass wir nach einem vorgegebenen Programm reagieren. Solange noch keine Bewusstheit für die geistige Dimension des Lebens besteht, gilt die Aussage des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer: "Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will."
“Was du gemacht hast, hat deinen Willen gefangengenommen und dir einen kranken Geist gegeben, der geheilt werden muss. Deine Wachsamkeit dieser Krankheit gegenüber ist die Art und Weise, sie zu heilen.” (EKIW: Kapitel 6, V. C. 9. 5.-6.)
Im Zustand der unbewussten Ego-Identifikation wird die Gefangenschaft im persönlichen Wollen als freier Wille erlebt, auch wenn es das nicht ist. Es ist weder ein freier Wille, noch ist es unser wahrer Wille. Das Enneagramm nennt diese Programme Charakterfixierungen, es beschreibt somit neun Facetten der einen Illusion. Es beschreibt was wir nicht sind, was nicht unsere wahre Natur ist. Es beschreibt also lediglich neun Alpträume. Es geht nicht darum im Alptraum Korrekturen vorzunehmen, sondern darum aus dem Alptraum zu erwachen.
Das Enneagramm ist am hilfreichsten, wenn wir es benutzen, um den Traum vom Träumer zu trennen. Wenn wir ein Enneagramm-Muster erkennen, ist es viel einfacher, den Traum vom Träumer zu unterscheiden, d.h. das Verhalten eines Mitmenschen nicht persönlich zu nehmen.
“So trennst du den Traum vom Träumer, verbindest dich mit dem einen und lässt den andern los. Der Traum ist nichts als eine Illusion im Geist. Und du möchtest dich mit dem Geist vereinen, doch niemals mit dem Traum.” (EKIW: Kapitel 28, IV. 2. 5.-7.)
“Du teilst keine bösen Träume, wenn du dem Träumer vergibst und wahrnimmst, dass er nicht der Traum ist, den er gemacht hat. Somit kann er kein Teil des deinen sein, von dem ihr beide frei seid. Die Vergebung trennt den Träumer von dem bösen Traum und befreit ihn damit.” (EKIW: Kapitel 28, V. 3. 1.-3.)
Jesus lehrt uns im Kurs, dass wir nur zwei Gefühle haben: Liebe und Angst. Liebe ist die Wahrheit und Angst ist die Basis des Egos - des Alptraums der Trennung. Die Angst drückt sich im egoischen Zustand in Form der psychischen Bedürfnisse nach Selbstbestimmung (Autonomie), Anerkennung (Liebe) und Sicherheit aus. Die vom Enneagramm beschriebenen neun Charakterfixierungen sind Strategien der irdischen Persönlichkeit, des falschen Selbst, mit diesen Ängsten umzugehen. Sie sind die Haupthindernisse auf dem Weg des spirituellen Erwachens, denn sie verhindern Entwicklung. In der Sprache des Kurses sind die Charakterfixierungen Abwehrmechanismen. Jede Charakterfixierung ist eine vermeintlich wirksame Überlebensstrategie und eines der größten Irrtümer des Selbst ist es, davon überzeugt zu sein, dass man ohne sie nicht überleben kann. Ihre Verlockung besteht darin, dass sie uns in Zeiten von Stress und in schwierigen Situationen hilft, diese durchzustehen und zu überwinden. So erscheint es, als hätten die Charakterfixierungen ihre positiven und negativen Pole. Aber das ist ein zentraler Irrtum, das ist Teil der Dualität des Egos, denn selbst im "positiven" Pol existiert die Angst, also eine vom falschen Selbst ausgehende Fehleinschätzung. Das bestätigt die Unzulänglichkeit dieser Strategien. Der "positive" Pol ist hier also nicht wirklich positiv, sondern nur eine Variante, die sich weniger unangenehm anfühlt. Solange wir nicht bereit sind, diesen scheinbar "positiven" Pol zu verlassen, ist Erlösung unmöglich. Um die Charakterfixierung vollständig zu überwinden, bedarf es ihrer Transformation, ihrer Transzendenz.
“Es ist wesentlich, einzusehen, dass alle Abwehrmechanismen das bewirken, was sie abwehren sollen.” (EKIW: Kapitel 17, IV. 7. 1.)
“Es ist vielleicht nicht einfach, wahrzunehmen, dass von dir selber aufgestellte Pläne nur Abwehrmechanismen sind mit dem Zweck, den zu erfüllen sie allesamt gemacht sind. Sie sind das Mittel, wodurch ein angsterfüllter Geist seinen eigenen Schutz übernehmen will, auf Kosten der Wahrheit.” (EKIW: Lektion 135, 14. 1.)
“Abwehrmechanismen sind der kostspieligste von allen Preisen, die das Ego fordert. In ihnen liegt Verrücktheit in einer derart finsteren Form, dass Hoffnung auf geistige Gesundheit bloß wie ein nichtiger Traum erscheint, jenseits des Möglichen.” (EKIW: Lektion 153, 4. 1.-2.)
“Deine Abwehrmechanismen werden nicht funktionieren, aber du bist nicht in Gefahr. Du brauchst sie nicht. Begreife dies, und sie werden verschwinden. Und erst dann wirst du deinen wirklichen Schutz akzeptieren.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER 16. 6. 11.-14.)
Zentrales Streben der neun Enneagramm-Typen
Aus Sicht des Enneagramms wird auf die drei zentralen egoischen Mangelerfahrungen (unbefriedigte Bedürfnisse nach Selbstbestimmung (Autonomie), Anerkennung (Liebe) und Sicherheit) mit wiederum drei unterschiedlichen egoischen Strategien reagiert und somit ergeben sich die neun (3x3) Typen des Enneagramms:
Der Versuch sich Selbstbestimmung (Autonomie) zu sichern:
Macht (8): Handeln, Kontrolle und die Durchsetzung des eigenen Willens sollen die Selbstbestimmung (Autonomie) bewahren.
Konsens (9): Verständnis, Ausgleich und Verzicht auf Egoismus sollen die Selbstbestimmung (Autonomie) bewahren.
Prinzipien (1): Regeleinhaltung, Fehlervermeidung und Selbstkontrolle sollen die Selbstbestimmung (Autonomie) bewahren.
Der Versuch sich Anerkennung (Liebe) zu sichern:
Beziehungen (2): Geben, Helfen und andere beraten sollen Anerkennung (Liebe) bringen.
Wettbewerb (3): Leistung und Erfolg im Wettbewerb sollen für Anerkennung (Liebe) sorgen.
Gefühle (4): Das Streben nach Authentizität und ein unverwechselbarer Stil sollen Anerkennung (Liebe) verschaffen.
Der Versuch sich Sicherheit zu sichern:
Gedanken (5): Beobachten, Denken und Abstand halten sollen Sicherheit geben.
Probleme (6): Probleme, Risiken, Gefahren aufspüren und bewältigen sollen für Sicherheit sorgen.
Genuss (7): Optimismus, positives Denken und Wahlmöglichkeiten sollen Sicherheit geben.
Diese Strategien des Egos sind zum Scheitern verurteilt, weil Scheitern das einzige Ziel des Egos ist. Das Ego versucht immer, den grundlegenden Konflikt aufrechtzuerhalten, der eine Folge seines Glaubens an Trennung ist. Es ist sehr raffiniert im Ersinnen von Wegen, die den Konflikt zu vermindern scheinen, weil es nicht will, dass wir den Konflikt derart unerträglich finden, dass wir darauf bestehen, ihn aufzugeben. Das Ego versucht daher, uns davon zu überzeugen, dass es uns vom Konflikt befreien kann, damit wir nicht das Ego aufgeben und uns selbst befreien. Aber das Ego betreibt nur Konfliktmanagement, um den Konflikt auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, um ihn zu behalten. Wahre Autonomie, Liebe und Sicherheit sind auf der Ebene der Person nicht zu finden. Unsere wahre Autonomie, Liebe und Sicherheit beruhen auf und ruhen in GOTT, ewig unveränderlich, jenseits von Zeit und Raum.
Selbstbild der neun Enneagramm-Typen:
1: “Ich habe recht.”
2: "Ich helfe.”
3: “Ich habe Erfolg.”
4: "Ich bin anders.”
5: “Ich blicke durch.”
6: "Ich tue meine Pflicht.”
7: “Ich bin glücklich.”
8: "Ich bin stark.”
9: “Ich bin zufrieden.”
Botschaft des “Super-Egos”:
1: “Du bist in Ordnung, wenn du das Richtige tust.”
2: “Du bist in Ordnung, wenn du anderen nahe stehst und von diesen geliebt wirst.”
3: “Du bist in Ordnung, wenn du erfolgreich bist und geachtet wirst.”
4: “Du bist in Ordnung, wenn du zu dir stehst.”
5: “Du bist in Ordnung, wenn du etwas Großes leistest.”
6: “Du bist in Ordnung, wenn du tust, was von dir erwartet wird.”
7: “Du bist in Ordnung, wenn du bekommst, was du willst.”
8: “Du bist in Ordnung, wenn du stark bist und jede Situation im Griff hast.”
9: “Du bist in Ordnung, wenn die Menschen um dich herum in Ordnung sind.”
Das Enneagramm beschreibt wunderbar den Schwerpunkt unserer Verblendung, aber letztlich ist es egal, wo unser Schwerpunkt liegt, denn es bedarf der vollständigen Erlösung vom Denksystem des Egos. Obwohl es nützlich ist, den eigenen Enneagramm-Typ zu kennen und erforscht zu haben, ist das nicht das grundlegende Anliegen, wenn wir das Enneagramm im spirituellen Sinne verwenden. Die neun Verblendungen sind Prinzipien, die allen egoischen Strukturen innewohnen; sie bilden die Basis der Gesamtheit des Ego-Denksystems. Je tiefer wir durchschauen, was unser Erleben bestimmt, desto besser können wir die universalen Prinzipien und die Barrieren, die ihre Realisation verhindern, in ihrer Gesamtheit erkennen. An diesem Punkt verliert der eigene Enneagramm-Typ an Bedeutung, die heiligen Ideen, denen der Transformationsprozess unterliegt, werden schließlich erkannt und die neun Facetten der Einheit leuchten im makellosen Geist.
Wenn du mehr über das Enneagramm wissen möchtest, findest du hier die Zusammenfassung des Buches Facetten der Einheit von A.H. Almaas. Almaas verwendet das Ennegramm am Weg des spirituellen Erwachens. Das folgende Skript ist eine persönliche Zusammenfassung dieses Buches und wurde von mir mit Hinweisen auf EKIW ergänzt. Almaas beschreibt den Prozess des spirituellen Erwachens sehr genau:
FacettenDerEinheit_Zusammenfassung.pdf
Aufstellungen
Mit der Aufstellungsmethode ist es wie mit allem, wir können sie im Sinne des Egos oder im Sinne des HEILIGEN GEISTES verwenden. Wenn wir versuchen, mit Aufstellungen weltliche Ordnungen und Hierarchien zu schaffen, dann ist das reiner Wahnsinn. Aber wenn wir Aufstellungen dazu benutzen, um unter der Führung des HEILIGEN GEISTES zu vergeben, dann ist diese Methode durchaus hilfreich, um verdrängte Urteile und Blockaden sichtbar zu machen.
Bei den beliebten Familienaufstellungen wird selbstverständlich keine Wirklichkeit, sondern nur eine Wahrnehmung aufgestellt:
“Ein jeder macht ein Ego oder ein Selbst für sich, das seiner Instabilität wegen sehr großen Schwankungen unterliegt. Er macht auch ein Ego für alle anderen, die er wahrnimmt, das ebenfalls schwankt. Ihre Interaktion ist ein Prozess, der beide verändert, weil sie nicht durch den UNVERÄNDERLICHEN oder mit IHM gemacht wurden. Es ist wichtig, sich darüber Klarzuwerden, dass diese Veränderung ebenso leicht geschehen kann und auch geschieht, wenn die Interaktion im Geist stattfindet, wie wenn sie physische Nähe beinhaltet. Über ein anderes Ego denken verändert die entsprechende Wahrnehmung genauso wirksam wie eine physische Interaktion. Es könnte kein besseres Beispiel dafür geben, dass das Ego nur eine Idee und keine Tatsache ist.” (EKIW: Kapitel 4, II. 2.)
Bei Familienaufstellungen geht es also in Wahrheit nicht um Missverständnisse vergangener Generationen, sondern um unsere eigenen Missverständnisse. Es geht darum, die Welt von unseren Urteilen zu erlösen. Jeder Irrtum wird von IHM berichtigt und die liebevollen Gedanken, die unser Geist in dieser Welt wahrnimmt, sind die einzige Wirklichkeit der Welt. Sie sind immer noch Wahrnehmungen, weil wir immer noch getrennt zu sein glauben. Doch sind sie ewig, weil sie liebevoll sind. Für den HEILIGEN GEIST bedeuten Familienaufstellungen, dass ER in späteren Generationen das, was vergangene Generationen missverstanden haben, immer noch neu deuten und so den Gedanken die Fähigkeit nehmen kann, Angst zu erzeugen.
Beim Thema Aufstellungen ist wichtig zu verstehen, dass es sich dabei um Symbole für die verdrängte Dunkelheit des Ego-Denksystems handelt. Alle aufgestellten Personen sind Gedanken in unserem Geist. Auf dem Weg des spirituellen Erwachens geht es darum, die Dunkelheit des schlafenden Geistes ans Licht zu bringen, um sie im heiligen Augenblick SEINER Berichtigung zu übergeben. Wenn wir in dieser Absicht eine Aufstellung machen, wird der HEILIGE GEIST uns über die aufgestellten Personen heilsame Botschaften zukommen lassen.
Es ist also nicht notwendig, tatsächlich Menschen als Repräsentanten aufzustellen, sondern wir können eine Aufstellung auch mit geschlossenen Augen vor unserem geistigen Auge machen. Dabei ist es sinnvoll, sich von einem spirituellen Begleiter/Psychotherapeuten begleiten zu lassen. Der Begleiter bitte dabei den Begleiteten, in seinem Geist zu schauen, wo er und wie er einen bestimmten Menschen wahrnimmt. Nach einer genauen Bestandsaufnahme geht es dann um Vergebung im Hier und Jetzt.
Vergebung bedeutet, dass wir alle unsere Projektionen zurücknehmen und die volle Verantwortung für unseren Geist und unsere Gedanken übernehmen. Wir vergeben unsere Wahrnehmung, unsere Vorstellung von dem, was wir dachten, dass der andere getan hat, denn in Wahrheit hat er es nicht getan. Nur Illusionen können vergeben werden, und dann verschwinden sie. Vergebung ist die Befreiung von allen Illusionen, und genau deshalb ist es unmöglich, nur zum Teil zu vergeben. Diejenigen, die vergeben, befreien sich dadurch von Illusionen. Genau wie wir nur uns selbst verurteilen, vergeben wir auch nur uns selbst.
“Suche dein SELBST nicht in Symbolen. Es kann kein Konzept geben, das für das stehen könnte, was du bist. Welche Rolle spielt es, welches Konzept du akzeptierst, solange du ein Selbst wahrnimmst, das mit dem Bösen interagiert und auf niederträchtige Dinge reagiert? Das Konzept deiner selbst wird weiterhin ganz bedeutungslos bleiben. Und du wirst nicht wahrnehmen, dass du nur mit dir interagieren kannst. Eine schuldige Welt zu sehen ist nur das Zeichen dafür, dass dein Lernen von der Welt gelenkt war, und du erblickst sie so, wie du dich selbst siehst. Das Konzept des Selbst umfasst alles, auf das du schaust, und nichts ist außerhalb dieser Wahrnehmung. Wenn du durch irgend etwas verletzt werden kannst, siehst du ein Bild deiner geheimen Wünsche. Nichts weiter als das. Und in deinem Leiden jeglicher Art siehst du dein eigenes verborgenes Verlangen, zu töten.” (EKIW: Kapitel 31, V. 15.)
Grundsätzlich dürfen wir Aufstellungen nicht in dem Sinne verstehen, dass unser Leben die Folge vergangener Handlungen anderer Menschen ist. Das ist nicht wahr! Das würde uns zu einem Opfer machen. Doch wir sind kein Opfer der Welt, die wir sehen. Wir können in Wirklichkeit nicht von irgendwem oder irgendetwas zu irgendeiner Zeit zum Opfer gemacht werden. Wir schauen immer zuerst nach innen und rufen dann im scheinbaren Außen die Zeugen auf, für das, was wir in unserem Inneren gesehen haben.
“Der HEILIGE GEIST kann fürwahr Gebrauch von der Erinnerung machen, denn GOTT SELBST ist dort. Das ist jedoch keine Erinnerung an vergangene Begebenheiten, sondern nur an einen gegenwärtigen Zustand. Du bist es seit so langer Zeit gewohnt zu glauben, dass die Erinnerung nur das Vergangene birgt, dass es dir schwer fällt einzusehen, dass sie eine Fähigkeit ist, die sich an jetzt erinnern kann. Die Begrenzungen des Erinnerungsvermögens, die die Welt ihr auferlegt, sind so gewaltig wie die, die du dir von der Welt auferlegen lässt. Es gibt keine Verbindung zwischen Erinnerung und Vergangenheit. Wenn du sie dort haben möchtest, dann ist sie dort. Doch nur dein Wunsch hat die Verbindung hergestellt, und du allein hast sie an einen Teil der Zeit gebunden, wo Schuld noch immer zu verweilen scheint.
Der Gebrauch, den der HEILIGE GEIST von der Erinnerung macht, ist von der Zeit ganz unabhängig. ER sucht sie nicht als Mittel zu benutzen, um die Vergangenheit zu behalten, sondern vielmehr als Mittel, um sie loszulassen. Die Erinnerung birgt die Botschaft, die sie empfängt, und tut, was ihr zu tun gegeben wird. Weder schreibt sie die Botschaft, noch bestimmt sie, wozu sie da ist. Ähnlich wie der Körper ist sie in sich selber ohne Zweck. Und wenn sie dazu zu dienen scheint, alten Hass zu hegen, und dir Bilder von Ungerechtigkeiten und Verletzungen gibt, die du aufbewahrt hast, so hattest du verlangt, dass genau dies ihre Botschaft sei und ist. Ihren Gruften anvertraut, ist die Geschichte der gesamten Vergangenheit des Körpers hier versteckt. Jede der seltsamen Assoziationen, dazu gemacht, um die Vergangenheit lebendig und die Gegenwart tot zu erhalten, sind in ihr aufbewahrt und warten nun auf dein Geheiß, dir überbracht und noch einmal gelebt zu werden. So scheinen ihre Wirkungen noch durch die Zeit vermehrt zu werden, die ihre Ursache weggenommen hat.
Doch ist die Zeit nur eine andere Phase dessen, was nichts bewirkt. Sie arbeitet Hand in Hand mit allen anderen Attributen, mit denen du versuchst, die Wahrheit über dich verborgen zu halten. Die Zeit nimmt weder weg, noch kann sie zurückerstatten. Und dennoch machst du einen merkwürdigen Gebrauch von ihr, als hätte die Vergangenheit die Gegenwart verursacht, die nur eine Folge ist, in der keine Veränderung ermöglicht werden kann, weil ihre Ursache vergangen ist. Doch muss Veränderung eine Ursache haben, die von Bestand ist, sonst dauert sie nicht an. Keine Veränderung kann in der Gegenwart geschehen, wenn ihre Ursache vergangen ist. Nur das Vergangene wird in der Erinnerung behalten, so wie du von ihr Gebrauch machst; und so mit ist sie eine Art und Weise, die Vergangenheit gegen das Jetzt auszuspielen.
Erinnere dich an nichts, das du dich selbst gelehrt hast; denn du wurdest schlecht gelehrt. Und wer würde eine sinnlose Lektion in seinem Geist behalten, sobald er eine bessere lernen und bewahren kann? Und wenn alte Erinnerungen des Hasses erscheinen, erinnere dich daran, dass ihre Ursache vergangen ist. Und daher kannst du nicht verstehen, wozu sie da sind. Lass die Ursache, die du ihnen jetzt verleihen möchtest, nicht das sein, was sie zu dem gemacht hat, was sie waren oder zu sein schienen. Sei froh, dass sie vergangen ist, denn du möchtest, dass genau das dir verziehen werde. Und sieh statt dessen die neuen Wirkungen der Ursache, die jetzt angenommen ist, mit Folgen hier. Sie werden dich mit ihrer Lieblichkeit überraschen. Die uralten neuen Ideen, die sie bringen, werden die glücklichen Folgen einer URSACHE sein, DIE so alt ist, dass SIE weit über die Spanne der Erinnerung hinausgeht, die deine Wahrnehmung sieht.
Das ist die URSACHE, an DIE der HEILIGE GEIST sich für dich erinnert hat, wenn du vergessen möchtest. SIE ist nicht vergangen, weil ER SIE nicht unerinnert sein ließ. SIE hat sich nie verändert, weil es nie eine Zeit gab, in der ER SIE nicht sicher in deinem Geiste bewahrte. IHRE Folgen werden fürwahr neu scheinen, weil du gedacht hast, dass du dich nicht an ihre URSACHE erinnertest. Doch war SIE niemals abwesend aus deinem Geist, denn es war nicht der WILLE deines VATERS, dass ER von SEINEM SOHN nicht erinnert werden sollte.
Das, woran du dich erinnerst, ist nie gewesen. Es kam aus Ursachlosigkeit, die du mit Ursache verwechseltest. Es kann nichts anderes verdienen als Lachen, wenn du lernst, dass du dich an Folgen erinnert hast, die ursachlos gewesen sind und niemals Wirkungen sein könnten. Das Wunder erinnert dich an eine URSACHE, DIE ewig gegenwärtig ist, vollkommen unberührt von Zeit und Störung. Niemals in dem verändert, was SIE ist. Und du bist IHRE Wirkung, so unveränderlich und vollkommen wie SIE SELBST. IHRE Erinnerung liegt weder in der Vergangenheit, noch erwartet SIE die Zukunft. SIE offenbart SICH nicht in Wundern. Diese erinnern dich nur daran, dass sie nicht vergangen ist. Vergibst du IHR deine Sünden, wird SIE nicht mehr verleugnet werden.”
(EKIW: Kapitel 28, I. 4.-9.)
Humor
Ein Mann mit Doktortitel wohnte einmal in einem Dorf. Der alte Postmeister des Dorfes wurde neugierig auf diesen alten Kauz, diesen Doktor. Was für ein Doktor der wohl sein mochte, fragte er sich. Und eines Tages fragte er ihn: »Was für ein Doktor sind Sie, wenn ich fragen darf?« »Doktor der Philosophie«, antwortete der Mann.
Davon hatte der alte Postmann noch nie gehört. Er runzelte die Stirn und sagte dann: »Ich habe noch nie gehört, dass diese Krankheit hier irgendwo aufgetreten ist.«
Jener alte Postmeister hatte in gewisser Weise Recht – Philosophie ist eine Krankheit.
Ein spiritueller Sucher: “Ich transzendiere jetzt mein Ego und dann werden die Mädels in der Spiri-Szene voll auf mich abfahren.”
Jemand beobachtete Nasrudin, wie dieser etwas auf dem Boden suchte. "Was hast du verloren, Nasrudin?" fragte er. "Meinen Schlüssel", sagte der Mulla. Beide lagen nun auf den Knien und suchten.
Nach einer Weile fragte der andere: "Wo hast du ihn denn eigentlich verloren?" "In meinem Hause." "Aber warum suchst du ihn dann hier draußen?" "Weil es hier heller ist."
Alle großen Meister, die Kenner der Wahrheit, hatten für die Welt der Illusionen nur ein Lachen übrig.
“Niemand, der schläft und in der Welt träumt, erinnert sich an seinen Angriff auf sich selbst. Niemand glaubt, es habe wirklich eine Zeit gegeben, als er nichts von einem Körper wusste und sich die Welt niemals als wirklich hätte vorstellen können. Er hätte gleich gesehen, dass diese Ideen eine Illusion sind, zu lächerlich für irgend etwas anderes, als durch Lachen verscheucht zu werden. Wie ernst scheinen sie jetzt zu sein! Und niemand kann sich mehr erinnern, wann ihnen mit Lachen und Unglauben begegnet worden wäre. Wir können uns daran erinnern, wenn wir nur ihre Ursache direkt anschauen. Und wir werden Gründe zum Lachen sehen und keine Ursache zur Angst.” (EKIW: Kapitel 27, VIII. 5. 4.-10.)
Obwohl der Humor der Menschheit großteils noch außerordentlich roh ist, dient er doch einem wertvollen Zweck als Gesundheitsversicherung und Befreier emotionaler Stauung, indem er schädliche Nervenanspannung und allzu ernste Selbstbetrachtung verhindert. Eine der Funktionen des Humors ist es, uns allen zu helfen, uns persönlich weniger wichtig zu nehmen. Der Humor ist das “göttliche Gegengift” gegen die Übersteigerung des Egos. Je höher sich die Menschheit entwickelt, umso größer ist der Stress und umso größer auch die Befähigung zum Humor sowie dessen Notwendigkeit. "Sei dir selbst der Witz, der dich erheitert" sagte einst Osho, und diese Worte haben eine tiefe Bedeutung. Der Humor sollte als automatisches Sicherheitsventil dienen, um dem Aufbau eines übergroßen Drucks vorzubeugen, der durch die Monotonie andauernder und ernsthafter Selbstbetrachtung in Verbindung mit dem intensiven Kampf um Fortentwicklung und edles Vollbringen entsteht.
Bei der Beschreibung des höher entwickelten geistigen Humors soll zuerst einmal erwähnt werden, was er nicht ist. Geistiger Scherz legt nie die leiseste Betonung auf das Unglück der Schwachen und Verirrten. Nur ein mit dem Ego identifizierter Geist lacht über die Missgeschicke anderer, weil er sich seines eigenen Wertes nicht bewusst ist und diesen Mangel nach außen projiziert. Und nie verhöhnt geistiger Humor die Herrlichkeit des Göttlichen. Geistiger Humor umfasst drei allgemeine Ebenen der Wertschätzung:
Rückblickender Spaß. Geistreiche Einfälle, gespiesen aus der Erinnerung an unsere in vergangenen Episoden gemachten Erfahrungen von Kampf und Ringen, manchmal von Bangigkeit und oft von alberner und kindischer Angst.
Gängiger Humor. Die Sinnlosigkeit von vielem, was uns so oft ernsthafte Sorgen bereitet, die Freude zu entdecken, wie unwichtig vieles ist, was uns persönlich so sehr ängstigt.
Prophetische Freude. Freude ist eine typische Eigenschaft der Lehrer GOTTES. Fortgeschrittene Schüler ziehen eine ganz besondere Befriedigung aus der Gewissheit, dass alle Dinge miteinander auf das Gute hinwirken. Dieser Aspekt himmlischen Humors wächst aus dem Vertrauen in die Fürsorge des HEILIGEN GEISTES.
“Alle Dinge dienen dem Besten. Es gibt keine Ausnahmen, außer im Urteil des Ego.” (EKIW: Kapitel 4, V. 1. 1.-2.)
Die geistige Freude eines Lehrer GOTTES entspringt der Gewissheit, dass er geliebt wird und sicher ist. Sie ist ein Lied des Dankes, das Ergebnis eines berichtigten Geistes. Es ist eine Freude, die aus seinem tiefsten Inneren kommt. Es zeigt im Grunde eine falsche Sicht der Dinge, wenn wir sagen: "Das und das macht mir Freude." Dann sieht es nämlich so aus, als entspringe die Freude dem, was wir tun, und das stimmt nicht. Die Freude entspringt nicht dem, was wir tun, sondern sie fließt ein in das, was wir tun, und dadurch fließt sie aus unserem tiefsten Inneren in die Welt. Der Trugschluss, dass Freude von dem abhängt, was wir tun, ist weit verbreitet, aber gefährlich, weil er uns glauben lässt, dass unsere Freude von etwas anderem, etwas außerhalb von uns selbst kommen kann. Das ist eine Verwechslung von Ursache und Wirkung.
Im radikalen Lachen - als Folge unserer Verbindung mit dem wahren SELBST - ereignet sich die unmittelbare Gegenwart im Augenblick, das völlige lustvolle Da-Sein. Es ist nicht nur ein Akzeptieren des Jetzt, sondern mehr - es ist vergnügte Existenz. Lachen ohne einen weltlichen Grund ist mit dem Verstand nicht nachvollziehbar - aber erfahrbar.
Daher erkennen wir auch am befreiten Lachen einen wahrhaftigen Lehrer GOTTES. Der berühmte Yogananda war ein Meister des göttlichen Humors und viele seiner Schüler wurden von seiner strahlenden Freude, seiner unbeschwerten Fröhlichkeit und seinem tiefgründigen Witz tief berührt. Auch Mooji ist ein wunderbares Beispiel für befreites Lachen und tiefgründigen Humor:
Geduld ist eine der typischen Eigenschaften der Lehrer GOTTES. Geduld ist natürlich für die, die vertrauen. Vertrauen ist das Fundament aller Eigenschaften eines Lehrers GOTTES. Nur die, die vertrauen, können sich Ehrlichkeit leisten, denn nur sie können ihren wahren Wert sehen.
Wenn uns Ein Kurs in Wundern begegnet und wir uns wahrhaftig von ihm angesprochen fühlen, dann tauchen wir in eine Phase der Euphorie ein und wir werden den Kurs mit großer Begeisterung durcharbeiten. Diese erste Begeisterung, wenn wir den Kurs für uns entdecken, können wir als Flitterwochen mit dem Kurs bezeichnen. Diese Phase der Begeisterung ist wichtig, denn wir werden diesen Schwung brauchen, wenn es schwierig wird. Jesus beschreibt sechs Phasen der Entwicklung von Vertrauen, von denen vier in der Regel als sehr herausfordernd erlebt werden.
In den Flitterwochen mit dem Kurs haben wir normalerweise den Wunsch, unsere neuen Erkenntnisse sofort mit der Welt zu teilen. Wir werden vielleicht eine Kursgruppe organisieren, oder ein Buch über den Kurs schreiben, oder eine Webseite über den Kurs gestalten, oder als Kurs Lehrer in Erscheinung treten. In dieser Phase sind wir sehr empfänglich für die Stimme des Egos. Wenn wir nun unser Selbstkonzept um die Idee, den Kurs verstanden zu haben, erweitert haben und versuchen eine „spirituelle“ Karriere zu machen, sind wir dem Ego wieder einmal auf den Leim gegangen. Der Kurs kann nicht wirklich verstanden werden, denn er verweist auf eine Erfahrung - die Erfahrung reiner Freude.
Wenn unser Verlangen nach der Wahrheit groß genug ist, wird irgendwann der Punkt kommen, an dem wir uns dessen bewusst werden. Wir werden erkennen, dass wir noch nicht so weit gekommen sind, wie wir dachten. Wir werden erkennen, dass wir noch nicht im Jetzt und im Frieden GOTTES ruhen, und dass es noch viele Angriffsgedanken in unserem Geist gibt, die wir noch nicht ehrlich betrachtet haben. Wir werden uns ehrlich eingestehen, dass wir noch nicht in jedem Menschen den einen CHRISTUS sehen, ob wir ihn nun persönlich kennen oder nicht. Wir werden erkennen, dass die Welt, die wir wahrnehmen, noch nicht nur in LIEBE leuchtet, völlig unberührt von Schuld. Wir werden uns eingestehen, dass wir noch nicht nur von heiliger Freude und Glückseligkeit erfüllt sind.
Nun braucht es Geduld.
Es ist ganz natürlich, dass wir zuerst die Wahrheit nur aussprechen, dann viele Male wiederholen, um sie als nächstes mit vielen Vorbehalten nur zum Teil als wahr zu akzeptieren. Dann aber werden wir sie immer ernstlicher erwägen und schließlich als die Wahrheit annehmen.
“Jetzt musst du lernen, dass nur unendliche Geduld sofortige Wirkungen zeitigt. Auf diese Weise wird die Zeit gegen die Ewigkeit ausgetauscht. Unendliche Geduld appelliert an die unendliche Liebe, und dadurch, dass sie jetzt Ergebnisse hervorbringt, macht sie die Zeit unnötig.” (EKIW: Kapitel 5, VI. 12. 1.-3.)
Unendliche Geduld
Der Hinweis von Jesus auf unendliche Geduld und dem Ende der Zeit ist extrem wichtig, wird aber häufig übersehen, weil der Ego-Geist es nicht verstehen kann.
Solange wir nach weltlichen Dingen streben, sind wir frustriert. Und wir sind zwangsläufig frustriert – es spielt keine Rolle, ob unser Streben erfüllt wird oder nicht. Wenn es nicht erfüllt wird, sind wir selbstverständlich frustriert. Aber selbst wenn es erfüllt wird, sind wir frustriert, denn wenn immer ein Streben nach etwas erfüllt ist, ist zwar das Streben erfüllt, aber die Hoffnung, die Verheißung bleibt unerfüllt. Der Lehrplan des Egos ist eine unmögliche Lernsituation und das ist frustrierend.
“Es gibt für einen Schüler nichts Entmutigenderes als einen Lehrplan, dem er nicht folgen kann. Sein Gefühl der Zulänglichkeit leidet darunter, und er muss sich deprimiert fühlen. Mit einer unmöglichen Lernsituation konfrontiert zu sein, ist die deprimierendste Sache der Welt. Das ist in der Tat letztendlich der Grund dafür, weshalb die Welt selbst deprimierend ist. Der Lehrplan des HEILIGEN GEISTES ist niemals deprimierend, weil es ein Lehrplan der Freude ist. Jedes Mal, wenn Depression die Reaktion auf Lernen ist, liegt das daran, dass das wahre Lernziel aus den Augen verloren wurde.” (EKIW: Kapitel 8, VII. 8.)
Da wir uns in der Ego-Identifikation für einen unabhängig Handelnden halten, besteht die egoische Reaktion im Handeln, in den inneren und äußeren Aktivitäten des Ego. Diese Aktivitäten sind aufgeregt, verzweifelt, reaktiv und auch defensiv, da sie die Hilflosigkeit und die Gefühle von Unzulänglichkeit, Unbeholfenheit und Versagen, die aus der Ego-Identifikation resultieren, überdecken sollen. Diese reaktiven und aufgeregten Aktivitäten kann man am besten als "Streben" bezeichnen. Dieses Streben manifestiert sich als das Bemühen, die Dinge anzuschieben, als ständiges, besessenes und zwanghaftes Bedürfnis aktiv zu sein und etwas zu tun, zu erreichen und erfolgreich zu sein.
Dieses ständige Streben führt letztendlich zu tiefer Frustration. Wenn diese Frustration kommt, beginnt man nach etwas zu suchen, das mit dieser Welt absolut nichts mehr zu tun hat. Das religiöse Sehnen hat eingesetzt, eine Sehnsucht nach Spiritualität … und wieder geht das Streben los. Man wird ungeduldig, man will unbedingt dieses und jenes erreichen. Die Einstellung hat sich nicht geändert. Der Gegenstand des Strebens ist ein anderer: War es Reichtum, so ist es jetzt Meditation; waren es Macht und Ansehen, so ist es jetzt Stille und Frieden. Vorher war es das eine, jetzt ist es etwas anderes. Aber die Einstellung, die Mechanik, die ganze Art und Weise, wie unser Dasein funktioniert, ist dieselbe. Einst hatte es uns nach A verlangt, jetzt verlangt es uns nach B - aber das Streben ist geblieben.
Und wenn wir nach etwas streben, muss zwangsläufig Ungeduld da sein, weil der Ego-Geist einfach nicht warten will, der Ego-Geist will nichts aufschieben. Er ist ungeduldig, und Ungeduld ist der Schatten des Strebens. Je intensiver das Streben, desto mehr Ungeduld ist da. Und Ungeduld löst Störungen aus … wo soll da unsere Meditation herkommen? Unser Streben setzt unseren Verstand in Gang, und dann erzeugt unser Streben Ungeduld, und die Ungeduld stürzt uns in noch größeres Durcheinander.
So kommt es vor, dass jemand, der ein sehr weltliches Leben geführt hatte, normalerweise nicht so verstört war. Wenn er anfängt zu meditieren oder nach der religiösen Dimension zu suchen, wird er völlig verstört – mehr denn je. Der Grund ist, dass er jetzt sogar noch stärkere Sehnsucht, noch mehr Ungeduld hat. Und als er noch hinter den weltlichen Dingen her war, da war alles so real und objektiv, dass er abwarten konnte: Sie waren immer in Reichweite. Jetzt, im spirituellen Bereich, ist alles so ungreifbar, so weit entfernt – nie scheinen die Dinge in Reichweite zu kommen. Das Leben scheint sehr kurz zu sein, und jetzt ist der Gegenstand des Strebens in unendlich weite Ferne gerückt – das steigert die Ungeduld. Folglich nimmt die Verstörung zu … Und wie können wir geistig verstört meditieren?
Dies ist also ein Rätsel. Versuchen wir zu verstehen. Wenn wir wirklich frustriert sind und wenn wir zu dem Gefühl vorgestoßen seid, dass alles Äußere nutzlos ist – dass Geld oder Sex oder Macht oder Ansehen einfach nutzlos sind, wenn wir zu dieser Erkenntnis gekommen sind, dann ist noch eine tiefere Erkenntnis nötig. Wenn schon diese Dinge nutzlos sind, dann ist das Streben erst recht nutzlos: Wir verzehren und verzehren uns, und nichts geschieht – und nur unser Streben führt zu all diesem Unglück. Im HIMMEL gibt es kein Streben. Schauen wir der Tatsache ins Auge, dass Streben zu Unglück führt. Wenn wir nach gar nichts streben, ist kein Unglück da. Lassen wir also das Streben! Erzeugen wir kein spirituelles Streben. Sagen wir nicht: “Von jetzt an suche ich Gott. Jetzt werde ich dies und das finden. Jetzt werde ich die Wahrheit erkennen.” Lassen wir gar kein neues Streben aufkommen. Wenn wir es aufkommen lassen, zeigt das, dass wir unser Unglück nicht verstanden haben. Schauen wir uns das Unglück an, das aus dem Streben kommt. Fühlen wir, dass Streben Unglück bedeutet - und lassen es sein. Es bedarf keiner Anstrengung, es sein zu lassen. Merken wir uns: Wenn es uns Anstrengung kostet, wird damit nur neues Streben erzeugt. Wir brauchen einfach nur irgendein neues Streben, für das wir vom alten ablassen können. Wenn sich ein anderes Streben zeigt, können wir uns daran festhalten. Wir können uns ans neue Streben klammern und dafür vom alten ablassen. Vom alten zu lassen ist leicht, wenn dafür irgendein neues in Aussicht steht … Aber damit gehen wir völlig am Wesentlichen vorbei. Lassen wir einfach das Streben sein, denn es bedeutet Unglück, und lassen wir kein neues Streben aufkommen.
Vertrauen in die Fürsorge des HEILIGEN GEISTES bedeutet zu erkennen, dass alle Dinge dem Besten dienen, dass SEIN Wirken eine inhärente Intelligenz besitzt, die ihm eine Schubkraft verleiht, die zum Besten hinwirkt. Mit anderen Worten: Dieser dynamische Fluss und diese Kreativität sind nicht beliebig, ziellos und zufällig, sondern sie sind eine Harmonie, die eine innere Intelligenz offenbart. In der Sicht eines Menschen auf dem spirituellen Weg besteht die Wahrnehmung, dass sich der schöpferische Fluss als optimierende Schubkraft manifestiert, die ihn in die Harmonie bringt. Wenn wir dem Geschehen erlauben, sich zu entfalten, ohne uns einzumischen, sehen wir, dass sich unsere Erfahrung spontan zur Harmonie und zum Gewahrsein der Harmonie entwickelt. Der HEILIGER GEIST bewegt unsere Erfahrung unserer selbst und der Welt zum erleuchteten Zustand, das heißt, zur Wahrnehmung der objektiven Wirklichkeit und zum Verweilen in ihr.
Wenn wir unseren Widerstand gegen das Sosein des Augenblicks aufgeben, dann stellt sich auch keine Ungeduld ein. Dann braucht Meditation in Wirklichkeit nicht praktiziert zu werden, sondern stellt sich einfach von selbst ein - weil Wunschlosigkeit Meditation ist. Dann können wir mit all den Techniken und Methoden am spirituellen Weg spielen. “Praktizieren” ist nicht das richtige Wort, es ist schon vom Wort her verkehrt. Dann können wir mit diesen Techniken spielen und Spaß am Spielen haben, denn dann ist kein Streben dabei, irgendetwas erreichen zu wollen, und auch keine Ungeduld, irgendwo anzukommen. Wir sind hier und jetzt. Wenn sich Meditation einstellt, wunderbar; wenn nicht, ist es immer noch wunderbar. Es ist nichts verkehrt an uns, denn es ist kein Streben da, keine Erwartung, keine Zukunft. Wenn uns Meditation oder Nicht-Meditation einerlei geworden sind, dann ist uns Meditation widerfahren, dann sind wir am Ziel.
In diesem Augenblick des Loslassens, genau in diesem Augenblick, widerfährt uns alles. Anstrengungen erfordern Zeit; Loslassen erfordert keine Zeit. Techniken brauchen Zeit; Loslassen braucht keine Zeit. Wir können das Loslassen nicht üben. Wenn wir es üben, ist es kein Loslassen. Dann verlassen wir uns auf uns selbst, dann sind wir nicht vollkommen hilflos. Dann wollen wir etwas hinkriegen - und sei es auch nur das Loslassen, aber wir wollen es hinkriegen. Dann stellt sich die Frage nach dem Wie, nach der Technik, und mit der Technik kommt die Zeit ins Spiel, kommt die Zukunft ins Spiel. Loslassen ist nicht zeitlich; es geschieht jenseits von Zeit. Wenn wir loslassen, sind wir im selben Moment heraus aus aller Zeit - und alles, was nur geschehen kann, wird geschehen. Aber dann sind wir nicht auf der Suche danach, sind wir nicht begierig darauf. Wir hatten nichts dergleichen im Sinn: Ob es passiert oder nicht, ist uns völlig egal.
Letztlich werden wir am Ende von jeder Technik loslassen müssen. Nur ganz selten kann ein Mensch - einer unter Millionen - sofort loslassen, ohne »wie« zu fragen. Und diese wenigen Menschen trifft es auch nicht von ungefähr: Sie haben sich in ihren früheren Leben derart mit Techniken abgequält, dass sie es satthaben. Wenn wir uns immer wieder gefragt haben: »Aber wie? Wie?«, kommt ein Sättigungspunkt. Und dann schließlich fällt das »Wie?« von uns ab. Dann können wir loslassen.
“... Wenn der Frieden endlich zu denen kommt, die mit der Versuchung ringen und dagegen kämpfen, der Sünde nachzugeben; wenn das Licht schließlich in den Geist kommt, der sich der Kontemplation hingibt; oder wenn das Ziel schließlich von irgend jemandem erreicht wird dann geht es stets mit nur der einen glücklichen Einsicht einher: »Ich brauche nichts zu tun.« Hier ist die letztlich Befreiung, die ein jeder eines Tages auf seine Weise und zu seiner Zeit finden wird. Du brauchst diese Zeit nicht. Zeit ist für dich eingespart worden, weil du und dein Bruder zusammen seid. Das ist das besondere Mittel, das dieser Kurs anwendet, um dir Zeit zu ersparen. Du wendest den Kurs nicht an, wenn du darauf beharrst, Mittel zu benutzen, die anderen gute Dienste geleistet haben, und das vernachlässigst, was für dich gemacht ward. Spare Zeit für mich nur durch diese eine Vorbereitung, und übe dich darin, nichts anderes zu tun. …” (EKIW: Kapitel 18, VII. 5.-.6.)
Hat mein spiritueller Weg eine Wirkung?
Jesus macht im Kurs deutlich, dass wir auf unserem spirituellen Weg nicht zwischen Fortschritt und Rückschritt unterscheiden können. Einige unserer größten Fortschritte haben wir als Misserfolge beurteilt, und einige unserer größten Rückschritte haben wir als Erfolge gewertet. Aber es gibt einige Anzeichen, an denen wir erkennen können, dass es grundsätzlich Fortschritte gibt, dass unser Weg Wirkung zeigt.
Das erste ist: Wir nehmen plötzlich eine neue Identität in uns wahr. Wir sind nicht mehr der Gleiche. Wir sind ein anderer Mensch. Wir sind nicht mehr der alte Ehemann, die alte Ehefrau, der alte Ladenbesitzer. Das ist das erste Anzeichen. Wenn du dir also komisch vorkommst, dann wisse, dass etwas mit dir vor sich geht.
Ja - es ist irritierend, wenn deine alten Rollen wegfallen, wenn du zum Beispiel auf einer Familienfeier bist und deine Identifikation mit den alten Rollen als Bruder, Ehemann, Vater, Unternehmensberater - oder was auch immer - einfach nicht mehr da ist und du nicht mehr weißt, wer du bist. Aber genau darum geht es auf dem Weg des spirituellen Erwachens. Vergiss alles über dich und greife nicht nach einer neuen Rolle. Halte das Nicht-Wissen aus - es bringt dich nach Hause.
Wenn du hingegen der Gleiche bleibst und du keine Fremdheit verspürst, dann schlägt der Weg bei dir nicht an. Wenn der Weg hingegen wirkt, dann passiert es: Du siehst die Welt mit anderen Augen. Die Augen sind die gleichen, aber der Sehende dahinter ist anders.
Zweitens: Alles, was Spannungen und Konflikte verursacht, beginnt wegzufallen. Nicht, dass nach jahrelanger Übung einer Technik unsere Konflikte, Ängste, Spannungen wegfallen - nein! Wenn der Weg zu uns passt und wir ihn bereitwillig beschreiten, fangen sie augenblicklich an wegzufallen. Wir fühlen eine neue Lebendigkeit; wir fühlen uns erleichtert! Wir fühlen, dass sich die Schwerkraft umgekehrt hat. Jetzt zieht uns die Erde nicht mehr nach unten, sondern der Himmel zieht uns nach oben. Wie fühlt man sich, wenn ein Flugzeug abhebt? Alles wird durcheinandergebracht. Plötzlich gibt es einen Ruck, und die Schwerkraft wird aufgehoben. Jetzt zieht die Erde uns nicht mehr, wir entfernen uns von der Schwerkraft, wir werden hochgezogen. In der spirituellen Terminologie heißt dies “Gnade”. Es gibt zwei Kräfte: “Gravitation” und “Gnade”. “Gravitation” ist die Anziehungskraft des Egos, das versucht, uns nach unten zu ziehen. “Gnade” heißt, dass wir nach oben gezogen werden - in den HIMMEL.
Drittens: Was immer wir nun tun, egal, was es ist, wie trivial es auch sein mag - es wird anders sein. Wir werden anders gehen, wir werden anders sitzen, wir werden anders essen. Alles wird anders sein. Diesen Unterschied werden wir überall spüren. Manchmal macht uns diese merkwürdige Erfahrung Angst. Wir möchten wieder zurück und derselbe sein, denn auf das Alte waren wir so gut eingespielt. Es war eine Routinewelt, langweilig zwar, aber wir haben gut funktioniert.
Nun fühlen wir überall einen Abstand. Wir haben das Gefühl, unsere Leistungsfähigkeit verloren zu haben. Wir haben das Gefühl, unsere Brauchbarkeit eingebüßt zu haben. Wir haben das Gefühl, überall ein Außenseiter zu sein. Durch diese Phase muss man hindurch. Wir werden unseren Rhythmus wiederfinden. Wir haben uns verändert, die Welt dagegen nicht, also passen wir nicht mehr hinein. Merk dir also das Dritte: Wenn der Weg zu dir passt, passt du nicht mehr in die Welt. Du wirst “unpassend”. Überall klappert es, fehlt eine Schraube. Überall hast du das Gefühl, als hätte ein Erdbeben stattgefunden. Doch alles ist gleich geblieben, und nur du, du bist ein anderer geworden. Aber du wirst dich auf einer anderen Ebene, einer höheren Ebene wieder einstimmen.
Wenn also unser spiritueller Weg wirkt, werden sich diese drei Dinge zeigen. Meistens erwarten wir jedoch, dass wir sofort ruhiger und stiller werden, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Wir werden zuerst verwirrter. Die Stille kommt später.
Und wenn wir gleich still werden, statt aufgewühlt zu werden, dann gilt es uns einzugestehen, dass das nicht die Wirkung des spirituellen Weges ist: Wir haben ihn einfach in unsere alte Routine integriert und es hat sich nichts wirklich geändert.
Ein wahrhaftiger spiritueller Weg verhilft uns nicht zur Anpassung, er verhilft uns zur Transformation. Die Stille wird auch kommen, aber nicht als eine Form der Anpassung. Die Stille kommt als ein inneres Aufblühen. Solche Stille ist keine Anpassung an die Gesellschaft, an die Familie, an die Welt, an das Geschäft … nein! Diese Stille ist wahr, sie ist im Einklang mit dem SEIN und nicht mit der Gesellschaft, der Familie usw. Dann blüht zwischen uns und der Totalität eine tiefe Harmonie auf. Dann ist Stille da. Aber das kommt später. Erst werden wir aufgestört, erst werden wir verrückt: Denn wir sind verrückt - auch wenn es uns im menschlichen “Normalzustand” nicht bewusst ist.
Wenn ein Weg wirkt, macht er uns alles bewusst, was wir als Person sind. Unsere Anarchie, unseren Groll, unser Denken, unseren Wahnsinn, alles kommt ans Licht. Als Person sind wir nur ein dunkler Wirrwarr. Wirkt der Weg, wird alles plötzlich Licht, und das ganze Durcheinander wird deutlich. Zum ersten Mal werden wir uns begegnen, so wie wir als Individuum sind. Wir möchten lieber das Licht ausschalten und uns wieder ins Bett legen. Es ist zum Fürchten! Das ist der Punkt, wo Jesus gebraucht wird. Er sagt: “Hab keine Angst. Das ist nur am Anfang so. Fürchte dich nicht, vertraue!”
Laufen wir also nicht weg! Zuerst zeigt uns dieses Licht, was wir als Person sind - was wir zu sein scheinen - und wenn wir immer weitergehen, verwandelt es uns zu dem, was wir sein können. Das, was wir sein können, ist das, was wir in Wahrheit sind und immer waren.
Die typischen Eigenschaften der Lehrer GOTTES
Ein Lehrer GOTTES ist jeder, der sich entscheidet, einer zu sein. Sie kommen von überall her auf der Welt. Sie kommen von allen Religionen und von keiner Religion. Sie sind diejenigen, die auf SEINEN RUF geantwortet haben. Ihre Funktion ist es, Zeit einzusparen. Es ist denn auch die Zeit allein, die erschöpft dahin läuft, und die Welt ist jetzt sehr müde. Sie ist alt und verschlissen und ohne Hoffnung. Doch hat die Zeit ein Ende, und die Lehrer GOTTES sind dazu bestimmt, dieses herbeizuführen.
Ein kurze Zusammenfassung ihrer typischen Eigenschaften:
I. Vertrauen
Das ist das Fundament, auf dem ihre Fähigkeit beruht, ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Entwicklung von Vertrauen erfolgt in mehreren Phasen. Diese Phasen sind im Kurs genau beschrieben.
II. Ehrlichkeit
Nur die, die vertrauen, können sich Ehrlichkeit leisten, denn nur sie können ihren Wert sehen. Ehrlichkeit bezieht sich nicht nur auf das, was sie sagen. Der Begriff bedeutet eigentlich, dass sie konsequent sind. Auf keiner Ebene stehen sie im Konflikt mit sich selbst. Deshalb ist es für sie unmöglich, mit irgendjemandem oder irgendetwas in Konflikt zu sein.
Jene wahre Stille, die die Pforte zur Erleuchtung ist, erfordert die Kultivierung von tiefer Selbst-Ehrlichkeit. Ehrlichkeit ist jener Akt, in dem der Geist nicht länger damit beschäftigt ist, sich vor seiner eigenen Dunkelheit zu verstecken. Ein Grundpfeiler des universellen Lehrplanes muss immer die Kultivierung einer tiefen Selbst-Ehrlichkeit sein. Und in Selbst-Ehrlichkeit entscheidet man einfach, den Geist selbst zu beobachten, einfach das Verhalten zu beobachten, das vom Geist durch den Körper fließt, wenn er sich in die Welt hinaus ausdrückt. Wahre Selbst-Ehrlichkeit erfordert Zeit, weil das Ego der Versuch ist, Ehrlichkeit und WAHRHEIT durch Unehrlichkeit und Falschheit zu ersetzen.
III. Toleranz
GOTTES Lehrer urteilen nicht. Urteil beinhaltet einen Mangel an Vertrauen, und Vertrauen bleibt das Fundament des gesamten Denksystems des Lehrers GOTTES. Ohne Urteil sind alle Dinge gleichermaßen annehmbar, denn wer könnte anders urteilen? Ohne Urteil sind alle Menschen Brüder, denn wen gibt es, der abseits steht? Kein Lehrer GOTTES kann urteilen und zu lernen hoffen.
IV. Sanftmut
Es gibt keinen Lehrer GOTTES, der nicht lernen muss - und das ziemlich früh in seiner Schulung -, dass Schaden zufügen seine Funktion vollständig aus seinem Bewusstsein auslöscht. Deshalb sind GOTTES Lehrer gänzlich sanft. Sie brauchen die Stärke der Sanftmut, denn in ihr wird die Funktion der Erlösung leicht.
V. Freude
Freude ist die unvermeidliche Folge von Sanftmut. Lehrer GOTTES sind gewiss, dass sie geliebt werden und sicher sind. Weshalb sollten sie nicht freudig sein? Freude ist ihr Lied des Dankes.
VI. Wehrlosigkeit
GOTTES Lehrer haben keine Träume, die der Abwehr gegen die Wahrheit bedürfen. Ihre Freude kommt von ihrem Verständnis dessen, WER sie erschaffen hat. Und was GOTT erschaffen hat, braucht keine Abwehr.
VII. Großzügigkeit
Die Bedeutung des Begriffs Großzügigkeit für den Lehrer GOTTES ist nicht die übliche Bedeutung des Wortes; tatsächlich ist es eine Bedeutung, die erlernt werden muss, und zwar sehr sorgfältig erlernt. Für die Welt bedeutet Großzügigkeit weggeben im Sinn von aufgeben. Für die Lehrer GOTTES bedeutet sie weggeben, um zu behalten. Dies ist vielleicht dem Denken der Welt fremder als viele andere Ideen in unserem Lehrplan. Ihre größere Merkwürdigkeit liegt einfach in der Offensichtlichkeit ihrer Umkehrung des Denkens der Welt.
Der Lehrer GOTTES will nichts, was er nicht weggeben kann, weil ihm klar ist, dass es definitionsgemäß für ihn wertlos wäre. Deswegen sucht er nichts, was nur er behalten könnte. Aber er will alle Dinge für sich selbst behalten, die von GOTT - und deshalb für SEINEN SOHN - sind. Dies sind die Dinge, die ihm gehören. Diese kann er in wahrer Großzügigkeit weggeben und auf immer für sich schützen.
VIII. Geduld
Diejenigen, die sich des Ausgangs gewiss sind, können es sich erlauben, ohne Ängstlichkeit zu warten. Geduld ist für den Lehrer GOTTES natürlich. Alles, was er sieht, ist der sichere Ausgang zu einer Zeit, die ihm vielleicht noch unbekannt ist, die aber nicht in Zweifel steht. Und er wird lernen, dass nur unendliche Geduld sofortige Wirkungen zeitigt. Auf diese Weise wird die Zeit gegen die Ewigkeit ausgetauscht.
IX. Gläubigkeit
Gläubigkeit ist das Vertrauen des Lehrers GOTTES in das WORT GOTTES, dass es alle Dinge richtig stellt - nicht einige, sondern alle! Alle Probleme einer einzigen ANTWORT zu übergeben heißt, das Denken der Welt voll und ganz umzukehren. Und das allein ist Gläubigkeit. Gläubigkeit vereint die anderen Eigenschaften der Lehrer GOTTES in sich.
X. Geistige Offenheit
Geistige Offenheit lädt IHN ein, hereinzukommen. Sie erlaubt es dem SOHN GOTTES durch die STIMME FÜR GOTT in SEINEM NAMEN beurteilt zu werden.
Die Liste der Eigenschaften der Lehrer GOTTES enthält keine Dinge, die das Erbe des SOHNES GOTTES sind. Begriffe wie Liebe, Sündenlosigkeit, Vollkommenheit, Erkenntnis und ewige Wahrheit erscheinen in diesem Zusammenhang nicht. Sie wären hier äußerst unangebracht. Was GOTT gegeben hat, liegt so weit jenseits unseres Lehrplans, dass Lernen in dessen Gegenwart einfach verschwindet. Doch solange dessen Gegenwart verschleiert ist, gehört das Augenmerk richtigerweise dem Lehrplan.
Die Funktion der Lehrer GOTTES ist es, wahres Lernen in die Welt zu bringen. Genaugenommen ist es Verlernen, denn das ist wahres Lernen in der Welt. Die vielen tausend Worte des Kurses sollen uns dabei helfen, tiefer ins Mysterium einzudringen - nicht ins Wissen. Oder, von anderer Warte aus betrachtet: Dieser Text kann uns helfen, die Bürde unseres Wissens abzuwerfen. Sie sind nicht dazu da, unsere Gelehrsamkeit zu steigern, denn Gelehrsamkeit ist die Schranke. Mit ihr verschließt sich die Tür zum Mysterium. Wir müssen das ursprüngliche Staunen zurückgewinnen, denn dem kindlichen Gefühl des Staunens ist nichts bekannt, ihm wird alles zum Geheimnis. Das ist der Zustand vor dem “Sündenfall”, wo die Dinge weder benannt noch beurteilt wurden. Und wenn wir uns auf das Geheimnisvolle einlassen, wird es umso tiefer, je tiefer wir darin eindringen. Bis schließlich ein Augenblick kommt, wo wir sagen können, dass wir gar nichts wissen. Das ist der heilige Augenblick. Jetzt sind wir meditativ geworden. Betrachten wir die vielen Worte des Kurses also nicht als neues Wissen, sondern begreifen sie als Hilfestellung, um unschuldiger zu werden. Unwissen ist unschuldig, Wissen ist immer eine Art von Schlauheit, List. Wenn wir unser Wissen dazu benutzen können, wieder unwissend zu werden, dann haben wir es richtig benutzt. Das ist der einzige Nutzen aller heiligen Schriften, allen Wissens, aller Veden - uns wieder kindlich zu machen. Darum sagte Jesus schon vor zweitausend Jahren: “Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.”(Bibel, Matthäus 18,3)
“Sich des Träumens bewusst zu sein ist die wirkliche Funktion der Lehrer GOTTES.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 12. 6. 6.)
Zeugenbewusstsein
Du hast vielleicht schon bemerkt, dass viele okkulte Gesellschaften oder Geheimbünde sich das Dreieck zum Symbol genommen haben. Das Dreieck ist eines der ältesten okkulten Symbole, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund - weil das Dreieck drei Winkel hat.
Buddha hat immer gesagt, dass sein Weg der mittlere Weg ist und der mittlere Weg ist ganz offensichtlich der dritte Weg. Buddha sagte: “Kehrt euch nicht von dieser Welt ab, klammert euch aber auch nicht an jene Welt. Haltet euch vielmehr genau dazwischen auf. Denn in der Mitte hören beide auf zu sein. Genau in der Mitte seid ihr frei. Genau in der Mitte herrscht keine Dualität, ihr seid beim einen angelangt, und die Dualität ist lediglich zu euren Ausläufern geworden - einfach zwei Flügel.”
Buddha nannte es samyak smriti - (right mindfulness) rechte Achtsamkeit, rechte Aufmerksamkeit. Ihm zufolge ist unser Bewusstsein nicht recht bewusst, wenn es nur den einen Punkt wahrnimmt. Es muss beide wahrnehmen. Und dann geschieht ein Wunder: Wenn uns sowohl das Zu-Wahrnehmende wie der Wahrnehmende bewusst ist, werden wir plötzlich ein Drittes: Wir sind weder-noch, wir sind das Dritte, wir sind der Zeuge.
George Gurdjieff sagte: “Wann immer du etwas wahrnimmst, vergiss dabei nicht den Wahrnehmenden. Vergiss ihn nicht über dem Gegenstand. Behalte das Subjekt im Auge.” Ausgehend von seiner fundamentalen Kritik am modernen Menschen, dessen fragmentiertem Ich und unterentwickeltem Sein, präsentierte Gurdjieff ein System für eine ganzheitliche menschliche Entwicklung, das er „esoterisches Christentum“ nannte. Ein wesentliches Symbol für diesen transformatorischen Prozess wurde von Gurdjieff im Enneagramm dargestellt.
Vor zweitausend Jahren sagte Jesus: “Werdet Vorübergehende.” Ein Abschnitt in Ein Kurs in Wundern hat die Überschrift “Der Träumer des Traums”(EKIW: Kapitel 27, VII.) Und später im Kurs sagt Jesus: “Sich des Träumens bewusst zu sein, ist die wirkliche Funktion der Lehrer GOTTES.”(EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 12. 6. 6.)
Wieder einmal können wir erkennen, wie alle wahrhaft spirituellen Wege zu ein und derselben Erfahrung führen - zum Zeugenbewusstsein. Zeugesein ist somit die letztendliche Grundschicht, die eigentliche Grundlage von Bewusstsein. Zeuge zu sein, ist die höchste Möglichkeit des Bewusstseins. Im Ego-Geist herrscht immer Trennung. Nur im Zeugesein verschwindet die Trennung. Aber dies muss auf Erfahrung beruhen; andernfalls verkommt es zum philosophischen Streitgespräch. Probier es also aus, experimentiere.
Das geht nur leider nicht einfach so mal eben. Man muss üben, üben, üben. Das Ergebnis lohnt sich! Dabei darf man jedoch keine Distanz zwischen sich und das Problem bringen, sondern muss durchlässig werden. Es darf nicht mit normaler Beobachtung verwechselt werden. Dieser feine Unterschied ist wesentlich, ansonsten steht man gleichgültig dabei und lässt das Leben leidend an sich vorbeiziehen. Es ist nicht egal was passiert, jedoch leidet man nicht im Zeugenbewusstsein, da man seiner Abhängigkeiten gewahr wird. Man kann sich in die innere Stille hinein entspannen und die Ruhe im Auge des Orkans genießen.
Beginne damit, dich auf irgendetwas zu konzentrieren. Und dann versuch, sobald die Konzentration da ist, nach innen zu gehen, deiner selbst gewahr zu werden. Dann versuch, ein Gleichgewicht herzustellen. Es geht, und wenn es dann so weit ist, bist du am Mittelpunkt angekommen. In diesem Mittelpunkt bist du verwurzelt, bist du gegründet - still, selig, in Ekstase -, und alle Dualität entfällt.
Anfangs wirst du immer wieder den Faden verlieren, wirst du hin und her springen. Die Aufmerksamkeit wird springen; wenn du zum Objekt kommst, wirst du den Ursprung vergessen. Das ist natürlich, weil der ungeschulte Geist sich gewohnheitsmäßig nur dem Objekt oder dem Subjekt zuwenden kann. Das ist der Grund, warum viele Leute Zurückgezogenheit suchen - sie lassen einfach die Welt hinter sich. “Die Welt hinter sich lassen” heißt im Grunde, die Objektwelt verlassen, um sich ganz sich selbst widmen zu können. Das ist einfach. Wenn du dich aus der Welt zurückziehst und die Augen schließt und all deine Sinne verschließt, kannst du dir ohne Weiteres deiner selbst bewusst sein. Doch diese Bewusstheit ist auch auf eine Art unecht, weil du dich damit für nur einen Pol entschieden hast.
Daher betonen viele spirituelle Lehrer und auch Jesus immer wieder, der Welt der Objekte nicht den Rücken zu kehren: Laufen wir also nicht weg vor der Welt der Objekte. Werden wir uns vielmehr beider Welten bewusst - der Welt des Subjekts und gleichzeitig der Welt der Objekte, gleichzeitig des Inneren und des Äußeren. Erst wenn beide da sind, können wir zwischen beiden ein Gleichgewicht herstellen. Wenn nur eines da ist, ergreift dieses eine Besitz von uns. Wenn nur eines da ist, identifizieren wir uns damit. Frei können wir nur dann sein, wenn wir uns beider bewusst werden. Dann können wir das Dritte werden, und das Dritte ist der Freiheitspunkt.
Es gibt noch einen Grund, warum uns der mittlere Weg so schwer fällt: Es ist sehr einfach, uns auf die Gegenseite zu schlagen - zum anderen Extrem zu gehen - sehr einfach. Wenn wir zu viel reden, können wir ganz leicht ein Schweigegelübde ablegen; aber weniger zu reden, das fällt uns schwer. Wenn wir zuviel essen, ist es sehr leicht, gar nichts zu essen - das ist das andere Extrem. Aber mäßig zu essen, eine Mitte einzuhalten, das ist sehr schwer. Sich in jemand euphorisch zu verlieben, ist einfach; jemanden zu hassen, ist einfach. Weder das eine noch das andere zu tun, ist sehr schwer. Vom einen Extrem kann man ohne Weiteres ins andere verfallen.
Gerade bei dem, was wir auf der rein menschlichen Ebene als Glück und Leid erfahren, fällt es uns besonders schwer, in der Mitte zu bleiben. Wenn wir uns aber ans Glück klammern, erzeugen wir wieder Leid, denn dieses Glück muss vergehen - nichts kann in dieser Welt so bleiben, wie es ist. Selbst das weltliche Glück wird uns umbringen, weil wir uns so sehr damit verwickeln. Aus nichts können wir uns raushalten. Ob Leid, ob Glück, was immer an unsere Tür klopft, wir lassen uns dermaßen verwickeln, dass wir aus den Pantoffeln kippen.
Es war einmal ein armer Lehrer - sehr alt, arm, pensioniert. Eines Tages gewann er im Lotto. Die Frau bekam einen Schreck und dachte: “Das hält der Alte nicht aus! Zehntausend Dollar ist einfach zu viel für ihn. Schon bei einem Zehndollarschein gerät er ganz aus dem Häuschen - da könnten ihn zehntausend Dollar glatt umbringen.” Sie rannte zur Kirche, die Kirche war gleich nebenan, ging zum Priester und erzählte ihm, was passiert war.
Sie sagte: “Mein Mann ist ausgegangen, kommt aber gleich wieder, er muss jeden Moment da sein, bitte tun Sie was. Zehntausend Dollar! Wenn er das hört, fällt er tot um.”
Der Priester sagte: “Nur keine Angst. Ich kenne mich ein wenig in der Seele des Menschen aus. Ich verstehe was von Psychologie. Ich komme mit.” Also ging der Priester mit ihr nach Hause. Der Alte kam im selben Moment an wie sie. Also fing der Priester an: “Stellen Sie sich vor, Sie hätten im Lotto zehntausend Dollar gewonnen - was würden Sie tun?”
Der Alte dachte etwas nach, grübelte eine Weile und sagte dann: “Ich würde die Hälfte der Kirche vermachen.” Der Priester fiel tot um. Das war zuviel für ihn.
In der Mitte zu bleiben, ist sehr schwer. Warum? Weil wir in der Mitte unsere privaten Gedanken aufgeben müssen. Unser Ego-Geist besteht aus Extremen: “Entweder bist du dafür, oder du bist dagegen.” Wir dürfen nicht einfach neutral sein. Der Ego-Geist kann Neutralität nicht ertragen; er kann nur hier oder dort sein … weil er auf Gegensätze angewiesen ist, weil er einen Gegenpol braucht. Wenn er zu nichts im Gegensatz steht, verschwindet er. Probier es aus. Werde einmal neutral, wie auch immer … gleichmütig: Plötzlich setzt die Stimme des Egos aus. Wenn du für etwas bist, kannst du private Gedanken darüber haben; wenn du gegen etwas bist, kannst du denken. Wenn du weder dafür noch dagegen bist, was gibt es da noch zu denken?
Es gibt auch eine spezielle Methode, den Zeugen zu entdecken. Richte deine Aufmerksamkeit auf das sogenannte “Dritte Auge”. Schließe die Augen und lenke beide Augen auf die Mitte zwischen den Augenbrauen; blicke mit geschlossenen Augen genau auf die Mitte, so als würdest du mit offenen Augen hinsehen. Richte deine Aufmerksamkeit total darauf. Dies ist eine der einfachsten Methoden, aufmerksam zu sein. Sobald deine Aufmerksamkeit auf das Zentrum des dritten Auges eingestellt ist, wirst du augenblicklich zum Zeugen deiner Gedanken. Auf das dritte Auge konzentriert, wirst du plötzlich zum Zeugen. Durch das dritte Auge kannst du die Gedanken wie Wolken am Himmel sehen oder wie Passanten auf der Straße. Du sitzt am Fenster und schaust in den Himmel oder siehst den Leuten auf der Straße zu: Du bist nicht identifiziert.
Hoffnung
Wenn wir den Mythos der Pandora mit dem biblischen Sündenfall vergleichen, dann sind die Parallelen offensichtlich. Die älteste Überlieferung des Pandora-Mythos stammt von dem antiken griechischen Dichter Hesiod (* vor 700 v. Chr.). In der griechischen Mythologie ist Pandora eine Frau, die auf Geheiß des Göttervaters Zeus von Hephaistos aus Lehm erschaffen wurde. Sie wird von Hermes zu Epimetheus gebracht - zusammen mit der unheilvollen Büchse der Pandora - mit dem Auftrag, sie den Menschen zu schenken und ihnen zu sagen, dass sie unter keinen Umständen geöffnet werden darf. Diese Büchse enthält alle Übel der Welt, sowie die Hoffnung. Epimetheus ignoriert die Warnung und heiratet Pandora. Sie öffnet die Büchse, die Zeus ihr gegeben hat. Daraufhin entweichen alle Laster und Untugenden. Von da an erobert das Böse die Welt. Zuvor kannte die Menschheit weder Böses noch Leid, weder Krankheit noch Tod. Bevor auch die Hoffnung aus der Büchse entweichen kann, wird sie wieder verschlossen. So wird die Welt zu einem trostlosen Ort. Heute ist das “Öffnen der Büchse der Pandora” Inbegriff für das Stiften eines Unheils, das sich nicht wiedergutmachen lässt.
“Wenn Sünde wirklich ist, dann muss sie ewig jenseits der Hoffnung auf Heilung sein.” (EKIW: Kapitel 19, III. 8. 1.)
Im Vertrauen und im Glauben an unsere Heilung durch IHN, im Wissen darum, dass die Sünde und das Veränderliche nur eine Illusion sind, liegt wahre Hoffnung. Der Glaube an das Ewige ist immer gerechtfertigt, denn das Ewige ist immerdar gütig, unerschöpflich in seiner Geduld und gänzlich liebend. Wahrscheinlich finden wir deswegen die Hoffnung nicht bei den typischen Eigenschaften der Lehrer GOTTES, weil sie richtig verstanden die Summe aus grenzenlosem Vertrauen, unendlicher Geduld und dem Glauben an SEINE Erlösung im Hier und Jetzt ist.
Hinzu kommt, dass “Hoffnung” ein zweischneidiges Schwert ist, denn auch das Ego macht sich dieses Prinzip zunutze. In der Ego-Identifikation gibt es hier und jetzt nichts, wofür man leben kann. Es gibt nur die Hoffnung in der Zeit. In diesem Zustand schleppen wir eine Büchse der Pandora mit uns herum. Warum leben wir jetzt im Moment? Warum stehen wir jeden Morgen wieder auf? Warum fangen wir wieder mit dem ganzen Tagesablauf an - wieder und wieder? Wozu diese Wiederholung? Aus welchem Grund? Wir könnten im Moment keinen Grund dafür angeben, warum wir leben, und wenn wir etwas fänden, wäre es etwas in der Zukunft - eine Hoffnung, dass etwas geschehen könnte: Eines Tages wird “das und das” passieren. Wir wissen nicht, wann dieser Tag kommen wird; wir wissen nicht einmal, was das ist, das da passieren wird. Aber “irgendwann wird etwas passieren”, und so machen wir immer weiter, schleppen uns immer weiter. Der Mensch in der Ego-Identifikation lebt nur von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft - aber ist das ein Leben? Denn Hoffen heißt Phantasieren. Solange wir nicht hier und jetzt leben, sind wir nicht lebendig, und jenes Morgen, das all unsere Hoffnungen erfüllen soll, wird niemals kommen.
Die Zukunft ist eine Phantasie, und wenn wir in die Zukunft hineinprojizieren, werden wir irgendwann enttäuscht sein. Wir zerstören die jetzt vorhandene Wirklichkeit um zukünftiger Phantasien willen, und diese Eigenschaft unseres egoischen Denkens wird uns begleiten. Jeden Tag erfährt sie Stärkung. Wenn also unsere Zukunft kommt, wird sie in der Form von Gegenwart kommen, aber dann eilt unser Denken schon wieder zu irgendeiner anderen Zukunft voraus. Es bedeutet, dass wir nicht im konkreten Augenblick sind - und der konkrete Augenblick ist die einzige Tür zur Existenz. Die Vergangenheit und die Zukunft sind keine Türen - die sind Mauern.
Am spirituellen Weg versuchen wir, im heiligen Augenblick zu leben, und hegen keine Hoffnungen in der Zeit, egal welcher Art. Selbst wenn uns in unserem Üben eine subtile Hoffnungslosigkeit erwartet: Wir bleiben hier. Wir verlassen nicht diesen Augenblick hier und jetzt. Wir rühren uns nicht! Halten es aus, aber gewähren der egoischen Hoffnung keinen Zutritt.
Durch das Hoffen kommt das Phantasieren ins Spiel. Seien wir also hoffnungslos in der Zeit. Wir akzeptieren es, aber klammern uns nicht an irgendein zukünftiges Ereignis. Dann zeigt sich plötzlich eine Veränderung. Wenn wir erst einmal im gegenwärtigen Augenblick verharren, hören die Phantasien auf - denn dann können sie nicht aufkommen. Ihnen wurde die Quelle entzogen.
Die Lektionen des HEILIGEN GEISTES
Ein weiser Lehrer lehrt durch Annäherung, nicht durch Vermeidung. Er betont nicht, was wir vermeiden müssen, um dem Schaden zu entrinnen, sondern was wir lernen müssen, um Freude zu erfahren. Statt einer Vielzahl von Verboten ist es sicher besser, nur drei Worte zu gebrauchen: »Tu nur das!« Diese einfache Aussage ist vollkommen klar, einfach zu verstehen und sehr leicht zu merken.
Die Lektionen des HEILIGEN GEISTES lauten wie folgt:
“A. Damit du hast, gib allen alles.”
“B. Damit du Frieden hast, lehre Frieden, um ihn zu lernen.”
“C. Setze deine Wachsamkeit nur für GOTT und SEIN REICH ein.”
A.: Der erste Schritt im Prozess der Umkehr besteht darin, das Konzept des Habenwollens aufzuheben. Das ist auch der einzige, den wir selber tun müssen. Es ist nicht einmal nötig, dass wir den Schritt selber vollenden, aber es ist notwendig, dass wir uns in diese Richtung wenden. Für den HEILIGEN GEIST gibt es bei Wundern keine Rangordnung der Schwierigkeit. Wir können keine Wunder wirken, ohne das zu glauben, weil es der Glaube an vollkommene Gleichheit ist. Nur eine einzige gleiche Gabe kann den gleichen SÖHNEN GOTTES angeboten werden, und das ist volle Würdigung. Nicht mehr und nicht weniger. Der HEILIGE GEIST kommuniziert nur, was jeder allen geben kann.
B.: Alle, die an Trennung glauben, leiden an einer grundlegenden Angst vor Vergeltung und Verlassenwerden. Sie glauben an Angriff und Zurückweisung, und somit nehmen sie das wahr und lehren es und lernen es. Diese wahnsinnigen Ideen sind eindeutig das Ergebnis von Dissoziation und Projektion. Was du lehrst, das bist du. Die Motivation zur Veränderung beim Lernenden zu steigern ist das einzige, was ein Lehrer tun muss, um die Veränderung zu gewährleisten. Dieser zweite Schritt ist immer noch ein vorbereitender, da Haben und Sein noch immer nicht gleichgesetzt sind. Er geht indessen weiter als der erste Schritt, der eigentlich erst der Anfang der Umkehr des Denkens ist. Der zweite Schritt ist eine ausdrückliche Bejahung dessen, was wir wollen.
C.: Diese Lektion ist insofern unzweideutig, als sie lehrt, dass es keine Ausnahmen geben darf, wenn sie auch nicht leugnet, dass die Versuchung auftreten wird, Ausnahmen zu machen. Solange wir etwas gegenüber wachsam sein müssen, begreifen wir die gegenseitige Ausschließlichkeit nicht und glauben noch immer, uns für das eine oder andere entscheiden zu können. Dadurch, dass uns der HEILIGE GEIST lehrt, für was wir uns entscheiden sollen, wird ER uns letztlich lehren, dass wir überhaupt keine Entscheidung zu treffen brauchen. Das wird unseren Geist endlich von der Wahl befreien und ihn auf die Schöpfung im HIMMELREICH lenken. Wachsamkeit erfordert Mühe - aber nur bis wir gelernt haben, dass Mühe selbst unnötig ist. Wir haben uns große Mühe gegeben, das zu erhalten, was wir gemacht haben, weil es nicht wahr war. Daher müssen wir jetzt unsere Bemühungen dagegen richten. Nur das kann alle Mühe unnötig machen und das Sein anrufen, das wir sowohl haben als auch sind. Diese Einsicht ist völlig mühelos, da sie schon wahr ist und Schutz nicht nötig hat. Sie ist in der vollkommenen Sicherheit GOTTES. Den letzten Schritt wird immer noch GOTT für uns tun, durch den dritten Schritt aber hat der HEILIGE GEIST uns für GOTT bereit gemacht. ER bereitet uns vor auf die Übersetzung von Haben in Sein.
Lernen und Lehren
“Du bist in ganz wörtlichem Sinne lernbehindert. Es gibt in deinen Lernfähigkeiten Bereiche, die derart beeinträchtigt sind, dass du Fortschritte nur unter konstanter, klarer Leitung machen kannst, für die ein LEHRER sorgt, DER deine begrenzten Ressourcen transzendieren kann. ER wird zu deiner Ressource, weil du von dir aus nicht lernen kannst. Die Lernsituation, in die du dich gebracht hast, ist unmöglich, und in dieser Situation benötigst du offensichtlich einen besonderen LEHRER und einen besonderen Lehrplan. Schlechte Schüler sind als Lehrer keine gute Wahl, weder für sich selbst noch für andere. Du würdest dich kaum an sie wenden, um sie den Lehrplan festlegen zu lassen, durch den sie ihren Begrenzungen entrinnen können. Wenn sie verstünden, was ihr Verständnis übersteigt, wären sie nicht behindert.” (EKIW: Kapitel 12, V. 5.)
“Du erkennst die Bedeutung der Liebe nicht, und das ist deine Behinderung. Versuche nicht, dich selbst zu lehren, was du nicht verstehst, und versuche nicht, Lernziele aufzustellen, wo deine klar gescheitert sind. Dein Lernziel war es, nicht zu lernen, und das kann nicht zu erfolgreichem Lernen führen. Was du nicht gelernt hast, kannst du nicht auf anderes übertragen, und die Beeinträchtigung der Fähigkeit, zu verallgemeinern, ist ein entscheidendes Lernversagen. Würdest du diejenigen, denen das Lernen misslungen ist, fragen, wozu Lernhilfen da sind? Sie wissen es nicht. Wenn sie die Hilfen richtig deuten könnten, dann hätten sie aus ihnen gelernt.” (EKIW: Kapitel 12, V. 6.)
“Tritt jetzt als dein eigener Lehrer zurück.” (EKIW: Kapitel 12, V. 8. 3.)
Die folgende Metapher für spirituelles Erwachen kann auch als eine moderne Form von Platons Höhlengleichnis verstanden werden. Die Metapher mit den geometrischen Dimensionen taucht immer wieder in Romanen und Filmen auf und geht zurück auf Flatland. A Romance of Many Dimensions (dt. Titel „Flächenland“), eine 1884 von Edwin Abbott Abbott unter dem Pseudonym A. Square veröffentlichte Novelle:
Stellen wir uns mal einen Kreis vor, also eine zweidimensionale Erfahrung. Stellen wir uns das Gefühl vor, einfach nur eine Fläche zu sein, wie ein Kreis, ohne jeder Ausdehnung. Und dann kommt jemand zum Kreis und sagt: “Hey, du bist gar kein Kreis du bist eine Kugel, du bist eine Kugel, du bist etwas ganz anderes als du die ganze Zeit gedacht hast. Du bist gar kein Kreis.” Und der Kreis sagt: “Hey, wow, das würde ich schon total gerne erfahren, wenn das so ist, aber ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich kann mir das nicht vorstellen, was das heißt, eine Kugel zu sein.” Denn wie soll der Kreis sich das vorstellen, er kennt ja nur die Fläche, erkennt ja nur die zwei Dimensionen. Und die Stimme sagt: “Das macht nichts, weil du eine Kugel bist, musst du es nur wiedererkennen. Du musst nur auf deine eigene Wahrheit lauschen, höre nur dem zu, was du bist und vergiss alles, was du nicht bist. Es gibt eine Stimme für die Wahrheit in dir, die alle Irrtümer berichtigen wird, wenn du nicht mehr an ihnen festhalten willst.” Und der Kreis sagt: “Okay, okay, das klingt gut, das klingt so, als könnte ich das verstehen.” Und dann läuft er aber weiter durch seine zweidimensionale Welt und sagt sich: “Ich bin eine Kugel, ich bin eine Kugel, ich bin eine Kugel.” Und er erzählt auch anderen Kreisen: “Hey wir sind gar keine Kreise, wir sind Kugeln.” Und die anderen Kreise sagen: “Aha, und was bedeutet das?” Und hier kommt der kleine Kreis ins Stocken und sagt: “Ja, weiß ich nicht, weiß ich nicht, das hat man mir gesagt, aber was das bedeutet, weiß ich nicht.” Und da bemerkt der Kreis, dass er eine scheiß Angst hat vor dem ‘das weiß ich nicht’. Er hat Angst, alles zu verlieren und deswegen rollt er viel umher und sagt sich immer wieder “ich bin eine Kugel", aber er geht nicht wirklich in die Stille, um der Stimme für die Wahrheit zu lauschen, um sich selbst als Kugel zu erfahren. Vielleicht hat er für einen Moment die Idee, die abgefahrene Neuigkeit zu seinen Freunden bringen zu wollen, zu seinen Mitkreisen, aber vor dem Moment tatsächlich so lange in die Stille zu gehen, bis er erfasst hat, was das bedeutet eine Kugel zu sein, davor schreckt er immer noch zurück. Aber wie, wie soll er es denn sonst lernen. Als er so bei den anderen Kreisen stand und sie ihn fragten, was bedeutet denn das, hat er gespürt, dass er es herausfinden muss, nicht nur seiner selbst willen, sondern um aller Willen. Es sollen keine leeren Worte bleiben, sondern es soll zur Erfahrung werden. Und so hält der Kreis ganz still und hört mit allem auf, was Kreise normalerweise machen, denn er möchte sich jetzt als mehr als ein Kreis erfahren. So fängt er an zu beten und sagt: “Wenn es eine Wahrheit gibt, dann will ich nur ihr zuhören, ich will alles loslassen, was ich dachte über mich und alle anderen Kreise. Ich will die Wahrheit über uns alle erfahren und nichts anderes. Und ich werde hier sitzen bleiben, bis ich eine Erfahrung bekomme.” Zuerst passiert nichts und zuerst blubbern ganz viele ängstliche Kreisgedanken in seinem Geist und er findet es total schwer, still zu bleiben, aber er spürt, er spürt so sehr seine Sehnsucht, dass er erfahren will, was das ist. Und deswegen bleibt er und je entschlossener er wird, desto klarer wird seine Absicht, desto klarer wird sein Geist und desto mehr kann er sich darauf einlassen. Und auf einmal spürt er eine Ausdehnung, die er nie für möglich gehalten hätte. Er spürt eine Wahrheit, die sich so echt, so wirklich, ja so greifbar und so wundervoll anfühlt, dass es all seine Vorstellungen sprengt. Gleichzeitig erschreckt er sich dabei so sehr, dass er sich aus der Erfahrung herausreißt und heftig atmend wieder in der Welt des Kreises ankommt. Und im ersten Moment ist er ein wenig enttäuscht, aber im zweiten Moment weiß er: “Hey, wow, mein Leben wird nie wieder so sein wie vorher, denn jetzt habe ich etwas erfahren, das echter war als alles, was ich jemals als Kreis erlebt habe.” Und er geht wieder zu den anderen Kreisen und sagt: Leute, wir sind viel mehr als wir uns das vorstellen können.” Und die anderen Kreise die spüren, da ist was passiert, ja sie spüren, da steht gerade eine Erfahrung im Raum. Deswegen beginnen sie ihn ernst zu nehmen und das wiederum entfacht die Sehnsucht des Kreises noch tiefer zu gehen und obwohl er Angst hat, obwohl er nun erst recht die Sorge hat, alles zu verlieren, was er bislang gekannt hat, weiß er trotzdem, es gibt kein Zurück. Er will die Erfahrung, er will die Erfahrung und so ist er wieder ganz still und betet und betet. Weil er weiß, dass die Erfahrung kommen muss, ist er zuversichtlich. Er sagt: “Ja, ich will nur DEINE Stimme hören, sonst nichts. Ich will mir keine alten Geschichten mehr über mich erzählen.” Und so geht es weiter. Manchmal bekommt er wieder Angst und immer wieder bekommt er eine Erfahrung, was es bedeutet, eine Kugel zu sein, in der Ausdehnung zu sein, was es bedeutet, ganz und gar wiederhergestellt und echt zu sein. Und diese Erfahrung lässt ihn strahlen. Diese Erfahrung lässt ihn mit Überzeugung sprechen. Diese Erfahrung lässt ihn, wenn er noch glaubt, da irgendwo Kreise zu sehen, über diese witzige Idee lächeln und sagen: “Nein Mann, du bist kein Kreis. Ich sehe etwas in dir, was so viel größer und so viel schöner ist. Die Probleme eines Kreises brauchen dich nicht zu beunruhigen, denn du bist viel mehr als das.” Das ist der Weg, das ist der Weg des spirituellen Erwachens.
Ja, das scheint Arbeit zu sein, sich lange und hingebungsvoll und auch inbrünstig in die Stille zu begeben und um die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu bitten. Aber wir haben die Erfahrung bereits gemacht, dass die Wahrheit zu uns kommt. Und wir wissen, dass sie kommen wird, wenn wir nur wirklich bitten und wir wissen, dass wir es für uns tun und für uns alle. Wir wissen, dass wir unser aller Leben damit verändern können, aufs Wunderschönste, also lass es uns tun.
Gedanken und Geistesschulung
“Meine Gedanken bedeuten nichts.
Dieser Leitgedanke gilt für alle Gedanken, deren du dir bewusst bist oder in den Übungszeiten bewusst wirst. Der Grund dafür, weshalb der Leitgedanke auf sie alle zutrifft, liegt darin, dass sie nicht deine wirklichen Gedanken sind. Wir haben diese Unterscheidung schon einmal getroffen und werden es auch wieder tun. Du hast bis jetzt noch keine Vergleichsbasis. Wenn du sie hast, wirst du nicht mehr daran zweifeln, dass das, was du einst für deine Gedanken hieltest, nichts bedeutete.”
(EKIW: Lektion 10, 1.)
“Meine Gedanken bedeuten nichts.
Ich habe keine privaten Gedanken. Und doch sind es nur private Gedanken, deren ich gewahr bin. Was können diese Gedanken schon bedeuten? Sie existieren nicht, somit sind sie bedeutungslos. Doch ist mein Geist Teil der Schöpfung und Teil ihres SCHÖPFERS. Will ich mich nicht lieber dem Denken des Universums anschließen, als alles, was wirklich mein ist, durch meine erbärmlichen und bedeutungslosen »privaten« Gedanken zu verschleiern?”
(EKIW: Lektion 52, 5.(10))
Wenn wir es vorziehen, private Gedanken zu haben und sie zu behalten, bedeutet dies, die vollkommene Kommunikation zu verleugnen, die den heiligen Augenblick zu dem macht, was er ist.
Neutrale Gedanken sind unmöglich, weil alle Gedanken Macht haben. Sie machen entweder eine falsche Welt oder führen uns zur wirklichen. Gedanken aber können nicht ohne Wirkung auf unsere Erfahrung sein. Lektion 16 “Ich habe keine neutralen Gedanken” erinnert uns daran, dass alle scheinbar neutralen Gedanken auch Angst- und Angriffsgedanken sind. Jedes Mal, wenn wir denken, dass ein anderer Mensch uns egal ist, ist dies ein Angst- und Angriffsgedanke. Wir haben Angst vor diesem Menschen und greifen ihn im Geiste an, weil wir ihn nicht als unseren geliebten Bruder erkennen, mit dem wir eins sind in GOTT. Jeder Gedanke, der nicht Liebe ist, ist ein Todeswunsch. Das Ego - das Verlangen nach Trennung - ist der Wunsch, dass der Tod wirklich sei.
Nicht die Identifikation mit Gedanken an sich ist das Problem, sondern die Identifikation mit dem Ego-Denksystem - mit den privaten Gedanken. Diese privaten Gedanken bedeuten nichts, weil wir nur die Vergangenheit sehen. Die dunkelsten dieser Gedanken haben wir ins Unterbewusstsein verbannt, aus unserem Bewusstsein verdrängt und nach außen projiziert. Und davor, vor all diesen unbewussten Angriffsgedanken, haben wir Angst, weil wir uns mit ihnen identifizieren, unabhängig davon ob wir uns ihrer bewusst sind oder nicht. Doch diese Dunkelheit muss ans LICHT gebracht werden, wenn wir wahre Befreiung wollen. Erst wenn wir diese Angriffsgedanken ans LICHT bringen und sie dem LICHT zur Berichtigung übergeben, geschieht die Erlösung davon. Dabei erkennen wir ihre Unwirklichkeit.
Am Weg des spirituellen Erwachens gilt es zuerst zu erkennen, dass all unser Drama nur Gedanken sind. Dann erkennen wir, dass wir keine Angst vor Gedanken haben müssen und auch keine Angst vor der Macht unserer Gedanken, weil unsere wirklichen Gedanken, die Gedanken, die wir mit GOTT denken, sind alle machtvoll. Und die Gedanken, von denen wir glauben, sie seien “unsere Gedanken”, wir nennen sie private Gedanken oder Angriffsgedanken, die das Ego gemacht hat, haben keine Auswirkungen auf die Wirklichkeit. Der HIMMEL ist nicht bedroht von illusionären Angriffsgedanken.
Solange wir uns aber schuldig fühlen, führt das Ego das Kommando, weil nur das Ego Schuld empfinden kann. Das muss nicht sein. Und so erinnern wir uns, dass das Ego in der Tat gegen die Gesetze GOTTES verstoßen hat, wir aber nicht.
Das bedeutet auch, dass keiner unserer Brüder für die von ihm geäußerten Angriffsgedanken verantwortlich ist. Jeder leistet nur völlig unschuldig seinen Beitrag dazu, das Denksystem des Egos ans Licht zu bringen. Unseres Bruders Schuldlosigkeit ist unsere SÜHNE.
Wir finden Frieden, wenn wir es ablehnen, ein Teil von Träumen voller Angst zu sein. Wir stehen getrennt von ihnen, doch nicht von ihm getrennt, der sie da träumt. Die Vergebung trennt den Träumer von dem bösen Traum und befreit ihn damit. So trennen wir den Traum vom Träumer, verbinden uns mit dem einen und lassen den andern los. Der Traum ist nichts als eine Illusion im Geist. Und wir möchten uns mit dem Geist vereinen, doch niemals mit dem Traum. Es ist der Traum, vor dem wir Angst haben, und nicht der Geist.
Um uns den Ego-Gedanken in unserem schlafenden Geist ehrlich zuwenden zu können, brauchen wir die Hilfe des HEILIGEN GEISTES. Nur wenn wir IHM vertrauen, können wir uns Ehrlichkeit leisten, denn nur so können wir unseren wahren Wert sehen. Der HEILIGE GEIST, DER uns so kennt, wie wir wirklich sind, beurteilt jeden und alles als unschuldig.
Auf dem Weg des spirituellen Erwachens geht es darum, die Dunkelheit in unserem schlafenden Geist ans Licht zu bringen, um sie SEINER Berichtigung zu übergeben. Das wird zu Beginn des spirituellen Weges gerne übersehen. Wir wünschen uns zu diesem Zeitpunkt nichts sehnlicher, als dass es Licht werde, und wollen deshalb von der Dunkelheit nichts wissen. Wenn sie im Laufe dieses Prozesses auftaucht, in Form all der bisher unbewussten Angriffsgedanken in unserem schlafenden Geist, dann lädt uns das Ego ein, unsere Angriffsgedanken, also unsere Urteile, zu verurteilen. Wenn wir dieser Einladung folgen, sind wir wieder in die Falle des Egos getappt. Wir dürfen das Auftauchen unserer unbewussten Angriffsgedanken nicht zum Problem machen, sondern müssen es als Teil des Erlösungsprozesses verstehen.
In unserem Bewusstsein erfahren wir Frieden, wenn wir die Angriffsgedanken beobachten können, wie sie verschwinden und erkennen: Das bin nicht ich. Ich bin nicht der Verurteiler. Ich bin nicht der Angreifer. Ich bin nicht der Denker von Angriffsgedanken. Das ist die Erkenntnis unserer Göttlichkeit. Da wir nicht der Denker unserer Angriffsgedanken sind, brauchen wir keine Angst vor unseren wirklichen Gedanken haben. Das sind die Gedanken, die wir mit Gott denken.
Deswegen bezeichnen wir den Kurs als Geistesschulung. Wir lernen zuerst die “Gesetze” des Ego-Denksystems kennen und wenden uns dann nicht weiter den privaten Gedanken zu, sondern wenden uns voll und ganz den Gedanken zu, die wir mit Gott denken. Nichts von dem, was in dieser Welt auf der Ebene der Form geschieht, können wir kontrollieren, das einzige, was wir kontrollieren können, ist die Richtung unseres Denkens - und darin allein liegt unsere Verantwortung! Wir haben die Macht, unsere Gedanken zu verändern und jeden Gedanken der Angst durch einen glücklichen Gedanken der Liebe zu ersetzen. Das bedeutet, die Wahrheit in unserem Geist nicht länger zu verleugnen und stattdessen die GEDANKEN GOTTES als unser Erbe anzunehmen. Die GEDANKEN GOTTES sind weit über jegliche Veränderung erhaben und leuchten ewig.
Das Gebet von Lektion 236 lautet daher:
“VATER, mein Geist ist für DEINE GEDANKEN offen und für jeden Gedanken verschlossen, der nicht der DEINE ist. Ich herrsche über meinen Geist und biete ihn DIR an. Nimm meine Gabe an, denn sie ist die DEINIGE an mich.”
Denken und Verstehen
Alle Bücher sind gelesen, alles Denkbare gedacht, kein Problem ist ungewälzt, doch kaum jemand erwacht. Private Gedanken, Gedanken die wir nicht mit GOTT denken, also Denken, das nicht in der Bewusstheit des wahren SELBST wurzelt, wird zum Selbstzweck und ist gestört. Klugheit ohne Weisheit, die aus der Stille kommt, erzeugt Leiden. Ein indischer Guru hat dies einmal noch radikaler formuliert: “Weisheit ohne Meditation ist wie eine schöne Frau, die tot ist.” Anders ausgedrückt bedeutet dies: Weisheit, die nicht aus der Stille kommt, ist nicht lebendig.
In dieser Lektion bitten wir um die Befreiung von unseren privaten Gedanken. Und so treten wir in Schweigen vor GOTT. In der Stille unseres Herzens, in den tiefsten Tiefen unseres Geistes warten wir und lauschen auf SEINE STIMME.
In vielen spirituellen Konzepten wird nicht zwischen privaten Gedanken und den Gedanken GOTTES unterschieden und infolgedessen das Denken generell verteufelt. Doch nicht das Denken an sich ist das Problem, sondern die Identifikation mit dem Ego-Denksystem - den privaten Gedanken, die wir getrennt von GOTT denken. In der Identifikation mit dem Ego-Denksystem denken wir in Wahrheit überhaupt nicht. Die Anwesenheit dieser »Gedanken« bedeutet, dass wir nicht denken. In diesem Zustand ist unser Geist leer. Die ersten 50 Lektionen des Kurses beschäftigen sich einzig und allein damit, uns die Bedeutungslosigkeit und Nichtigkeit unserer privaten Gedanken erkennen zu lassen. Am spirituellen Weg geht es um die Befreiung aus diesem Zustand, um uns wieder an unsere Wahrheit als vollkommener Gedanke im GEIST GOTTES zu erinnern. Als SEIN SOHN denken wir mit dem GEIST GOTTES. Deshalb teilen wir unsere Gedanken mit IHM, so wie ER die SEINEN mit uns teilt. Es sind die gleichen Gedanken, weil sie vom gleichen GEIST gedacht werden.
“Wenn du denkst, du seist nicht willens, mit GOTT zu wollen, dann denkst du nicht. Der WILLE GOTTES ist Denken.” (EKIW: Kapitel 8, VI. 7. 2.&3.)
Wenn wir einmal akzeptiert haben, dass unsere privaten Gedanken bedeutungslos sind, dann gilt es, uns immer wieder der Stille zuzuwenden, um SEINER STIMME zu lauschen. Aber gerade das fällt uns am Beginn unseres Weges oft sehr schwer. Doch wenn wir die Gedanken die uns durch den Kopf gehen auch nur gelegentlich als bloße Gedanken erkennen können, wenn wir Beobachter unserer eigenen mental emotionalen Verhaltensmuster sein können, so wie sie auftreten, eröffnet sich uns die Dimension wacher Bewusstheit bereits, als das Gewahrsein in dem Gedanken und Emotionen aufsteigen, als zeitloser innerer Raum in dem sich unser Lebensinhalt entfaltet.
Doch der Strom der privaten Gedanken hat eine enorme Triebkraft, die uns leicht mitreißen kann. Jeder Gedanke gibt vor, sehr wichtig zu sein, er will unsere Aufmerksamkeit auf sich konzentrieren. Häufig lassen wir uns von unserem eigenen begrifflichen Denken gefangen nehmen. Der Ego-Geist hält, in seiner Wissbegier und seinem Verlangen nach Verständnis und Kontrolle, seine Ansichten und Standpunkte irrtümlich für die Wahrheit. Er sagt, so nicht anders ist es. Wir müssen über das vom Ego dominierte Denken hinausgehen, um uns darüber klar zu werden, dass jede Interpretation unseres eigenen Lebens oder des Lebens und Verhaltens von jemand anderen und jede Beurteilung einer beliebigen Situation nicht weiter als ein Standpunkt ist, eine von vielen möglichen Betrachtungsweisen, sie ist nicht weiter als ein Bündel von privaten Gedanken. Die Wirklichkeit ist jedoch ein vereintes Ganzes in dem alle Dinge miteinander verwoben sind und nichts für sich und aus sich allein existiert. Das egoische Denken fragmentiert die Wirklichkeit, es zerstückelt sie in Begriffsfetzen. Die Entscheidung, zu urteilen, statt zu erkennen, ist die Ursache für den Verlust des Friedens.
Der Verstand ist ein nützliches, machtvolles Werkzeug, aber er ist auch sehr einengend, wenn wir ihm unser Leben vollkommen überlassen und nicht erkennen, dass er nur ein kleiner Aspekt unserer Erfahrung ist. Das, was wir sind, ist nichts Erdachtes im herkömmlichen Sinne. Das tiefe Erkennen und Wissen, das wahre Weisheit ist, stellt sich ein, wenn wir einfach jemandem oder etwas unsere volle Aufmerksamkeit widmen. Aufmerksamkeit ist ursprüngliche Intelligenz, ist reines Bewusstsein, sie löst die Schranken auf, die das begriffliche Denken geschaffen hat und damit zugleich kommt die Erkenntnis, dass nichts für sich und aus sich alleine existiert. Die Aufmerksamkeit schließt den Beobachter und das Beobachtete in einem einheitlichen Bewusstseinsfeld zusammen, sie heilt die Trennung.
Wann immer wir in zwanghaftes privates Denken versunken sind, verdrängen wir das, was ist. Dann sind wir nicht im Hier und Jetzt. Das Merkwürdige ist, dass wir Menschen unsere geistigen Gefängniszellen, unsere Dogmen und unsere Meinungen lieben, weil sie uns ein Gefühl der Sicherheit und das falsche Empfinden vermitteln, ich weiß. Nichts hat mehr Leid über die Menschheit gebracht, als ihre eigenen Dogmen. Es stimmt zwar, dass jedes Dogma mal früher oder später bröckelt, weil die Wirklichkeit allmählich seine Fehlerhaftigkeit enthüllt, doch solange der grundlegende Trugschluss fortbesteht und es nicht als das gesehen wird, was es ist, wird es einfach von anderen Dogmen abgelöst werden. Worin besteht der grundlegende Trugschluss? In der Identifikation mit dem privatem Denken. Spirituelles Erwachen ist das Aufwachen aus dem Traum des privaten Denkens, aus der Identifikation mit dem vom Ego getriebenen Gedankenstrom.
Der vom Ego gesteuerte Verstand ist so beschaffen, dass ihm nichts genügt und deshalb ist er ständig auf der Suche nach mehr. Wenn wir uns mit dem Verstand identifizieren, langweilen wir uns sehr schnell und werden ruhelos. Langeweile bedeutet, dass der Verstand nach mehr Anreizen verlangt, nach gedanklicher Nahrung und dass dieser Hunger nicht gestillt wird. Wenn wir uns langweilen, können wir unseren geistigen Hunger stillen, indem wir eine Zeitschrift lesen, telefonieren, den Fernseher einschalten, im Internet surfen, einen Einkaufsbummel machen oder - und dass ist nichts Ungewöhnliches - indem wir das mentale Hungergefühl und das Verlangen nach mehr auf den Körper übertragen und vorübergehend dadurch befriedigen, dass wir mehr Nahrung zu uns nehmen.
Wir können aber auch gelangweilt und ruhelos bleiben und beobachten, wie es ist, gelangweilt und ruhelos zu sein. Sobald wir diese Gefühle bewusst wahrnehmen, sind sie plötzlich von Raum und Stille umgeben, zuerst nur ein wenig, aber in dem Maße wie unser Empfinden für den inneren Raum wächst, lassen Intensität und Bedeutung der Langeweile nach. Selbst die Langeweile kann uns also lehren, wer wir sind und wer nicht. Wir entdecken, dass wir nicht mit der gelangweilten Person identisch sind. Langeweile ist lediglich ein konditioniertes Verlangen in unserem Innern und wir sind auch keineswegs erfüllt von Langeweile. Langeweile ist nichts, das uns wirklich eigen wäre.
Langer Rede kurzer Sinn: Es ist grundsätzlich unmöglich, den Kurs zuerst zu verstehen, in der Hoffnung dann die entsprechenden Erfahrungen zu machen, denn wirkliches Verstehen, im Sinne von Erkenntnis, passiert erst im Moment der Erfahrung. Die Praxis des Lernens mit dem Kurs ist lediglich ein Wiederholen von Hinweisen auf eine noch nicht erfahrene und damit noch nicht verstandene Wirklichkeit. Das "Lernen" des Kurses besteht in erster Linie in der Praxis der Wiederholungen und der Entwicklung von Bereitschaft und Vertrauen.
“Denke nicht, dass du irgend etwas verstehst, solange du nicht die Prüfung des vollkommenen Friedens bestehst, denn Frieden und Verstehen gehen Hand in Hand und können nie allein gefunden werden.” (EKIW: Kapitel 14, XI. 12. 4.)
“Nichts, was du verstehst, ist angsterregend.” (EKIW: Kapitel 14, VI. 1. 2.)
“Nur diejenigen, die begreifen, dass sie nicht wissen können, wenn die Wirkungen des Verstehens nicht bei ihnen sind, können überhaupt wirklich lernen. Dafür müssen sie Frieden wollen und nichts anderes. Jedes Mal, wenn du zu wissen glaubst, scheidet der Frieden von dir, weil du den LEHRER des Friedens verlassen hast. Jedes Mal, wenn dir vollauf klar wird, dass du nicht weißt, kehrt der Frieden wieder, denn du hast IHN dazu eingeladen, indem du das Ego zu SEINEN Gunsten aufgegeben hast.” (EKIW: Kapitel 14, XI. 13. 1.-4.)
Der Kurs ist holistisch aufgebaut und beginnt gleich mit den schwierigsten Grundsätzen zu einem Zeitpunkt, zu dem wir noch nicht einmal wissen, was ein Wunder ist. Selbst Kurslehrer, die seit mehr als 30 Jahren auf Kurs sind, berichten, dass sie beim Lesen des Kurses immer wieder etwas Neues zu entdecken scheinen. Die Wahrheit jenseits der Worte offenbart sich uns immer je nach unserer Bereitschaft und unserem aktuellen Geisteszustand.
In Lektion 124 heißt es:
“Betrachte diese halbe Stunde als deine Gabe an GOTT, in der Gewissheit, dass SEINE Gegengabe ein Gefühl der Liebe sein wird, das du nicht verstehen kannst, eine Freude, die zu tief geht, als dass du sie erfassen könntest, ein Anblick, der zu heilig für den Anblick durch des Körpers Augen ist. Und dennoch kannst du sicher sein, dass du eines Tages, heute vielleicht, vielleicht auch morgen, verstehen und erfassen und auch sehen wirst.”
In Lektion 169 heißt es:
“Es ist nicht nötig, weiter klarzustellen, was niemand in der Welt verstehen kann. Wenn die Offenbarung deines Einsseins kommt, dann wird sie erkannt und voll und ganz verstanden werden. Jetzt gibt es Arbeit zu verrichten, denn die, die in der Zeit sind, können von Dingen, die über sie hinausgehen, sprechen und auf Worte hören, die erklären, dass das, was noch geschehen wird, bereits vergangen ist.”
In der Einleitung zur sechsten Wiederholung heißt es:
“Wir wollen auch versuchen, bei dieser Wiederholung über alle Worte und besonderen Übungsformen hinauszugehen. Denn diesmal unternehmen wir den Versuch, mit einem schnelleren Schritt auf einem kürzeren Weg zu GOTTES Gelassenheit und Frieden zu gelangen. Wir schließen einfach unsere Augen, und dann vergessen wir alles, was wir zu wissen und zu verstehen glaubten. Denn so wird uns Freiheit von allem zuteil, was wir nicht wussten und nicht verstanden haben.”
Unser wahres tief innerstes SELBST - das göttliche SEIN - ist uns jetzt zugänglich. Aber wir dürfen nicht versuchen, es mit dem Verstand zu erfassen, nicht versuchen es zu verstehen, denn wir können es nur erfahren, wenn der Verstand still ist. Wir werden es nie mit dem Intellekt begreifen können, aber wenn wir voll gegenwärtig sind und unsere Aufmerksamkeit ganz auf das Jetzt konzentrieren, können wir es fühlen.
Sich des göttlichen Seins wieder bewusst zu werden und in diesem Zustand fühlenden Erkennens zu verharren, bedeutet Erleuchtung. Das Wort Erleuchtung beschwört die Vorstellung einer übermenschlichen Großtat herauf und das Ego möchte, dass es so bleibt. Dabei bezeichnet das Wort einfach nur den natürlichen Zustand in dem wir uns eins mit GOTT fühlen. Das ist ein Zustand der Verbundenheit mit etwas Unermesslichem und Unzerstörbarem, mit etwas, das paradoxerweise wir selbst sind und das trotzdem viel größer ist als wir. Wir finden darin jenseits von Name und Form unser wahres Wesen.
Aus der Unfähigkeit diese Verbundenheit zu spüren, entsteht die Illusion, von unserem wahren SELBST und der Außenwelt getrennt zu sein. In diesem Fall nehmen wir uns bewusst oder unbewusst als isoliertes Fragment wahr. So entsteht Angst; innere und äußere Konflikte werden zur Normalität.
Das größte Hindernis für die Erfahrung dieser realen Verbundenheit mit GOTT ist die Identifikation mit dem Verstand, die privates Denken zwanghaft werden lässt. Nicht mit dem privaten Denken aufhören zu können, ist ein Verhängnis, aber wir sind uns dessen nicht bewusst, weil fast jeder darunter leidet, so dass es für normal gehalten wird. Der unaufhörliche Lärm des privaten Denkens verhindert jedoch, dass wir den Raum der inneren Stille finden, der von GOTT untrennbar ist.
Durch den Lärm des privaten Denkens entsteht auch das falsche, vom Verstand künstlich aufrecht erhaltene Selbst, das uns mit Angst und Leid überschattet. Die Identifikation mit dem Verstand schafft einen undurchdringlichen Schleier aus Konzepten, Begriffen, Vorstellungen, Werten, Urteilen und Definitionen, die jede wahre Beziehung blockiert. Dieser Gedankenschleier schiebt sich zwischen uns und unser SELBST, uns und unsere Mitmenschen, uns und GOTT. Dieser Gedankenschleier ist es, der die Illusion des Getrenntseins erzeugt, die Illusion, dass es uns und etwas völlig von uns getrenntes Anderes gibt. Dabei vergessen wir die grundlegende Tatsache, dass wir auf einer Ebene, jenseits der körperlichen Erscheinungen und getrennten Formen, eins sind mit allem, was ist.
Aussagen wie “Ich weiß, dass ich reiner Geist bin, aber …”, “Ich weiß, dass ich kein Körper bin, aber …” sind verrückt, denn wahres Wissen - im Sinne von Erkenntnis - kennt kein "aber". Wenn ich wirklich weiß, gibt es kein "aber", dann gibt es kein Problem mehr. Jedes "aber" ist Ausdruck von Nichtwissen.
Bei richtigem Gebrauch ist der Verstand ein hervorragendes Instrument, wird er jedoch falsch eingesetzt, kann er sich sehr zerstörerisch auswirken. Um genau zu sein, benutzen wir unseren Verstand eigentlich gar nicht falsch, wir benutzen ihn überhaupt nicht, sondern er benutzt uns! Das ist die Krankheit. Wir identifizieren uns mit unserem Verstand, das ist die Täuschung. Das Instrument hat die Herrschaft über uns gewonnen. Wir sind im Grunde - ohne es zu ahnen - besessen und halten jenen Teil, der von dir Besitz ergriffen hat, für uns selbst.
Die Freiheit beginnt mit der Erkenntnis, dass wir nicht dieser Teil sind, von dem wir besessen sind, der Denker privater Gedanken. Diese Einsicht versetzt uns in die Lage, den, der uns beherrscht, zu beobachten. In dem Augenblick, indem wir den Denker zu beobachten beginnen, wird eine höhere Bewusstseinsebene aktiviert. Wir erkennen den unendlich großen Intelligenzbereich jenseits des privaten Denkens. Wir erkennen auch, dass alles, was wirklich von Bedeutung ist, Liebe, Kreativität, Freude, innerer Friede seinen Ursprung jenseits des Verstandes hat. Wir beginnen zu erwachen.
In diesem Zusammenhang hat sich in der deutschen Übersetzung des Kurses ein Fehler eingeschlichen. Dort heißt es:
“Die WIEDERKUNFT CHRISTI ist lediglich die Rückkehr von Sinn und Verstand.” (EKIW: Kapitel 9, IV. 9. 4.)
Im englischen Original heißt es:
”The Second Coming is merely the return of sense.” (ACIM, T-9.IV.9:4)
Richtig müsste es also heißen:
„Die WIEDERKUNFT CHRISTI ist lediglich die Rückkehr des Sinns.“
Im heiligen Augenblick liegt der Schlüssel zur Befreiung, aber solange wir uns mit dem Verstand identifizieren, können wir den heiligen Augenblick nicht finden. Erleuchtung heißt über das private Denken hinauszugehen, im Zustand der Erleuchtung machen wir zwar bei Bedarf vom denkenden Verstand Gebrauch, aber viel zielgerichteter und effektiver als vorher, frei vom zwanghaften inneren Dialog, benutzen wir ihn vor allem für praktische Zwecke und im Inneren herrscht Stille.
Nachfolgend einige Beispiele für die Befreiung und Erleichterung, die sich einstellt, wenn es uns gelingt, uns für einen Moment von der Identifikation mit dem Verstand zu lösen und all unsere privaten Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen, wenn wir also unseren Geist den Gedanken GOTTES für einen Augenblick lang nicht verleugnen lassen.
Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass unsere privaten Gedanken, also dieser unaufhörliche Gedankenstrom, der in unserem Bewusstsein auftaucht, und der Gedanke GOTTES etwas grundlegend anderes sind. Der Gedanke GOTTES ist unser wahrer Seinszustand als reiner Geist, jenseits des Bewusstseins.
Jesus erinnert uns im Kurs auch an Folgendes:
„Niemand glaubt, es habe wirklich eine Zeit gegeben, als er nichts von einem Körper wusste und sich die Welt niemals als wirklich hätte vorstellen können. Er hätte gleich gesehen, dass diese Ideen eine Illusion sind, zu lächerlich für irgend etwas anderes, als durch Lachen verscheucht zu werden. Wie ernst scheinen sie jetzt zu sein! Und niemand kann sich mehr erinnern, wann ihnen mit Lachen und Unglauben begegnet worden wäre. Wir können uns daran erinnern,wenn wir nur ihre Ursache direkt anschauen. Und wir werden Gründe zum Lachen sehen und keine Ursache zur Angst.“
Ursache und Wirkung
Eines Tages ging ein Junge zu Bett. Im Schlaf hatte er einen Traum. Er sah eine Gruppe finster dreinblickender Männer mit einem großen, kräftigen Kerl als Anführer, die ihn anstarrten. Heute Abend, wieder schaute der Junge auf die Uhr seines Smartphones, war es ungewöhnlich spät geworden, immer noch keine anderen Menschen in Sicht und das Ende dieser dunklen Gasse nicht zu erkennen. Er wurde unruhig. Er war nicht bloß spät dran, er befand sich in einer Gegend, die ihm nicht geheuer schien. Es war dunkel geworden, die letzte Straßenbahn hatte er verpasst, sein Smartphone fest in der Hand sah er sich um. Da kamen die großen Kerle näher, immer näher. Schließlich waren sie ihm so nah, dass er den Atem des Anführers spürte. Der Junge bebte vor Angst. Dann fragte er: “Was werdet ihr mir antun?” “Tja, mein Junge,” erwiderte der Anführer der Gang, “es ist dein Traum.”
In den Träumen dieser Welt werden Ursache und Wirkung ausgetauscht, denn hier glaubt der Macher seines Traums, dass das, was er gemacht hat, ihm geschieht. Alles, wovon wir eine Wirkung auf uns erfahren möchten, macht uns zu einer Wirkung und wird zu unserer Ursache!
Wir glauben also, in einer Welt zu sein, die auf uns wirkt. Wir glauben an ein Außen, das auf uns wirkt. Warum wirkt es? Weil wir allen Dingen die Bedeutung einer Wirkung gegeben haben - und zwar wirklich allen Dingen. Wir sehen keine neutralen Dinge, genauso wenig wie wir neutrale Gedanken haben. Jeder Geruch, jeder Geschmack, jedes Geräusch, jeder Blick, jedes Wort, jede Idee, jeder Gedanke wirkt auf uns und nicht, weil das so ist - nein - das ist alles eine Illusion, sondern weil wir wollen, dass es so ist. Warum wollen wir, dass es so ist? Weil wir uns hier ein paar Kleinigkeiten ausgesucht haben, die uns erfreuen können: Der Sonnenschein, ein Stück unberührte Natur, eine Umarmung, freundliche Worte, …
Alle Illusionen ruhen auf dem wunderlichen Glauben, dass wir ein eigenes Selbstbild für uns machen können. Unsere selbstgemachten Rollen wechseln, und sie scheinen vom Trauernden zur ekstatischen Seligkeit der Liebe und des Liebens überzugehen. Wir können lachen oder weinen, den Tag willkommen heißen oder mit Tränen begrüßen. Unser Sein selbst scheint sich zu verändern, während wir tausend Stimmungswechsel erleben, und unsere Gefühle heben uns gar hoch oder schmettern uns in Hoffnungslosigkeit zu Boden.
Wir wollen auch, dass der Ersatz für die Liebe, den das Ego gemacht hat, wahr sei. Die Folge davon ist, dass wir uns umso verletzlicher fühlen, je mehr wir zu lieben scheinen. Der Tod eines über alles geliebten Kindes kann uns in einen tiefen Abgrund von völliger Sinnlosigkeit stürzen. Was ist das für eine Welt, die wir da wahrnehmen? Wer ist der Macher dieser grausamen Welt?
Wonach wir verlangen, das werden wir sehen.
Das ist das wirkliche Gesetz von Ursache und Wirkung,
so wie es sich in der Welt auswirkt.
Wir müssen nichts davon aufgeben, wir dürfen uns nur anschauen, dass das hier eine ganz-oder-gar-nicht Geschichte ist. Wenn wir wollen, dass die Welt auf uns wirkt, dann wird sie ganz und gar auf uns wirken. Wenn wir uns für einen Moment davon befreien wollen, dann dürfen wir uns für diesen Moment ganz und gar davon befreien lassen. Nur so können wir erkennen, was wir uns durch unser Festhalten an den partiellen Freuden dieser Welt verwehren, nämlich den Frieden GOTTES.
Es gibt grundsätzlich keine Ursache-Wirkungsbeziehung auf der Ebene der Form und keine innerhalb der linearen Zeit, denn alles ist eine Projektion des schlafenden Geistes - genau jetzt!
Wir erhalten die scheinbare Wirkung dieser Welt aufrecht wegen der Umarmungen, wegen der freundlichen Worte, wegen des guten Essens, wegen des Kaffees, wegen des kühlen Wassers und wegen des Dufts, der in der Luft liegt, wenn Frühling ist. Wir erhalten all dies aufrecht, weil wir verliebt sind in unsere Idee des Guten, die wir hier in dieser Welt erzeugen. Doch das ist in der Tat ein Traum, der natürlich alles Scheußliche, was wir genauso gemacht haben, beinhaltet, ein Traum von Dualität, ein Traum in dem wir das eine nicht ohne das andere haben können und vor allem ein Traum in dem wir nicht gemacht haben, was uns wann passiert.
Warum es uns so schwierig erscheint, aus diesem Traum zu erwachen, liegt daran, dass er so beeindruckend funktioniert. Wenn wir daran glauben, dass uns ein Kaffee munter macht, dann werden wir diese Wirkung sofort erfahren, weil wir daran glauben. Wenn wir glauben, dass ein gutes Essen uns zufrieden macht, dann werden wir diese Wirkung erleben, weil wir daran glauben. Wenn wir glauben, dass eine schöne Umgebung oder schönes Wetter uns glücklich macht, dann werden wir diese Wirkung erfahren, weil wir daran glauben. Warum gibt es so viele Spontanheilungen, so viele Wunder an so genannten heiligen Orten, an Wallfahrtsorten? Nicht weil der Ort an sich wirkt, sondern weil der Glaube an den Ort wirkt. Es fällt uns schwer zu erkennen, dass unser Glaube allein die Ursache all dieser scheinbaren Wirkungen ist. Solange wir uns noch stark in der Ego-Identifikation befinden, ist der spirituelle Weg daher sehr herausfordernd, weil seine Wirkungen für uns nicht so unmittelbar erkennbar sind.
Die unbewusste Natur des spirituellen Wachstums am Beginn des Weges bedeutet nicht, dass es eine Aktivität ist, die sich in den angeblich unterbewussten Bereichen des menschlichen Intellekts abspielt; sie ist vielmehr ein Zeichen schöpferischer Aktivitäten auf den überbewussten Ebenen. Die Erfahrung, sich der Realität unbewussten spirituellen Wachstums innezuwerden, ist der positive Beweis der funktionellen Existenz des Überbewusstseins. In Ein Kurs in Wundern heißt es: “Doch dieses SELBST erkennst du eindeutig nicht, und du nimmst ES auch nicht wahr, obwohl ES funktioniert. Was funktioniert, muss da sein.”(EKIW: Kapitel 16, III. 3. 6.-7.) Die Basis für den spirituellen Weg ist daher Vertrauen und darauf aufbauend Geduld, wobei nur unendliche Geduld sofortige Wirkungen zeitigt.
“Des Ego Lehre zeitigt unmittelbare Folgen, weil seine Entscheidungen unverzüglich als deine Wahl angenommen werden. Und dieses Annehmen bedeutet, dass du gewillt bist, dich selbst dementsprechend zu beurteilen. Ursache und Wirkung sind im Denksystem des Ego ganz deutlich, weil dein ganzes Lernen darauf ausgerichtet war, die Beziehung zwischen ihnen herzustellen. Und wurdest du etwa keinen Glauben an das haben, was du dir selbst so eifrig zu glauben beigebracht hast? Bedenke aber, wie viel Sorgfalt du aufgewandt hast, um die Zeugen da für auszuwählen und diejenigen zu meiden, die für die Sache der Wahrheit und ihre Wirkungen eingetreten sind.” (EKIW: Kapitel 16, III. 2. 4.-8.)
Doch solange wir wollen, dass uns hier etwas Lust bereitet, aus dem sogenannten Außen, so lange werden wir Angst haben. Je stärker wir wollen, dass etwas auf uns wirkt, desto mehr Angst lassen wir in unseren Geist. Die berühmte “schöne Tasse Tee” beispielsweise soll nur ein bisschen auf uns wirken, dadurch lassen wir uns nur ein bisschen Angst ein. Mit den Dingen, denen wir eine große Wirkung zusprechen, lassen wir wesentlich mehr Angst in unseren Geist ein.
Also, selbst wenn wir Dingen und Situationen eine positive Wirkung auf uns zu sprechen, laden wir damit die Angst in unseren Geist ein. Noch schlimmer wird es, wenn wir etwas aus dem sogenannten Außen eine negative Wirkung auf uns zu sprechen. Wenn wir beispielsweise glauben, dass ein “im Steinbock rückläufiger Pluto” eine negative Wirkung auf uns hat, laden wir relativ viel Angst ein, denn das scheinen Dinge zu sein, denen wir uns gar nicht entziehen können.
Wenn wir Worten eine Wirkung auf uns geben, also wenn wir glauben, Worte anderer Menschen können uns verletzen, dann werden wir Angst vor bestimmten Wörtern haben, dann fühlen wir uns von bestimmten Worten getriggert. Wer oder was glauben wir zu sein, dass Worte uns verletzen können? Dieser Frage lohnt es sich, intensiv nachzuspüren und nach innen zu gehen: Wer glaube ich zu sein, dass Worte anderer Menschen mich verletzen können?
Weil wir völlig vergessen haben, wer wir sind, haben wir eine enorme Wachsamkeit gegenüber den verletzenden Worten scheinbar anderer Menschen entwickelt, denn wir sind uns nicht bewusst, dass nur unsere eigenen Angriffsgedanken uns verletzen können. In Bezug auf unsere eigenen Angriffsgedanken sind wir jedoch völlig unachtsam.
Wenn wir an die problemlösende Wirkung von aufputschenden oder dämpfenden Drogen glauben, dann öffnen wir uns für sehr viel Angst. Der Einsatz von Psychedelika, sogenannter Pflanzenmedizin, ganz generell der Einsatz von Magie, kann allerdings in bestimmten Situationen und in einem spirituellen Kontext auch hilfreich sein. Es hängt immer vom Zweck der Anwendung ab.
“Magie ist die geistlose oder fehlschöpferische Anwendung des Geistes. Physische Arzneimittel sind eine Art von »Zauber«; wenn du aber Angst hast, den Geist zur Heilung zu verwenden, solltest du es auch nicht versuchen. Gerade die Tatsache, dass du Angst hast, macht deinen Geist für Fehlschöpfungen anfällig. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass du jede Heilung, die eintreten mag, missverstehen wirst, und weil Ichbezogenheit und Angst gewöhnlich zusammen auftreten, bist du möglicherweise nicht fähig, die wahre QUELLE der Heilung anzunehmen. Unter diesen Umständen ist es für dich sicherer, dich vorübergehend auf physische Heilmethoden zu verlassen, weil du sie nicht fälschlich als deine eigenen Schöpfungen wahrnehmen kannst. Solange dein Gefühl der Verletzlichkeit andauert, solltest du nicht versuchen, Wunder zu wirken.” (EKIW: Kapitel 2, V. 2.)
Am Beispiel Psychedelika zeigt sich, wie der HEILIGE GEIST alles zum Zweck der Erlösung verwenden kann, was das Ego geschaffen hat. Der spirituelle Weg ist eine Reise ins Unbekannte und erfordert Mut. Das Gleiche gilt für den Gebrauch von Psychedelika. Es bedeutet, die Illusion von persönlicher Kontrolle aufzugeben und sich etwas Höherem und Unbekannten hinzugeben, egal ob wir das nun Quantenfeld, höheres Selbst oder Gott nennen.
Das Ego verwechselt grundsätzlich Ursache und Wirkung. Dem Gedankensystem des Egos entsprechend erscheint es daher so, als würden Psychedelika das Bewusstsein verändern. Doch nur der Geist ist ursächlich. Pflanzen können das Bewusstsein nicht verändern, denn das Bewusstsein ist eine Projektion des Geistes. Das Bewusstsein ist die Domäne des Egos. Die Pflanzenmedizin verändert nicht das Bewusstsein, sondern die Anwendung der Pflanzenmedizin spiegelt die Veränderung im Geist im Bewusstseins wider. Es ist die entsprechende Geisteshaltung die Wirkung hat. Wir sehen daran, wie entscheidend die Veränderung unseres Gedankensystems ist.
Noch allgemeiner ausgedrückt bedeutet dies: Das Ego projiziert eine Welt, die scheinbaren Naturgesetzen genügt, um den Eindruck von Realität zu erwecken, doch die Naturgesetze sind, wie die Welt an sich, nicht die Ursache sondern die Wirkung. Auch die Naturgesetze sind Magie. Es gibt keine Gesetze außer den Gesetzen GOTTES. Lektion 76 lautet: “Ich unterstehe keinen Gesetzen außer den Gesetzen GOTTES.”
Und jetzt geht's los, denn jetzt kommt Jesus und der Heilige Geist und sagen uns: Ich weiß, du hast dir ein paar ganz tolle Sachen ausgedacht, aber lass die mal nur für einen Moment los. Lass mal nur für den Moment die Idee, dass in dieser Welt irgendetwas auf dich wirkt, los, nur für einen kleinen Augenblick, du kannst gleich alles zurück haben. Und jetzt sag dir mal, dass GOTT nur Liebe ist, dass all deine Freuden im HIMMEL vertausendfacht werden, gib mal für diesen Moment deine komplette Vergangenheit her, schenk sie mal kurz für einen Moment her und nimm den Namen GOTTES an, den Namen dieser unglaublich wundervollen Liebe, nimm ihn an und erkenne, dass es nirgendwo jemals etwas anderes gegeben hat. Nirgendwo hat jemals etwas anderes existiert als GOTTES Liebe und das ist das Angebot. Gleich kannst du deine Angst und deine partielle Freude zurück haben - nur keinen Stress - der glückliche Schüler hat ein leichtes Herz. Nimm nur für einen Moment die totale Freude an. Lass den Namen GOTTES in deinem Geist aufsteigen, die Erinnerung an die Unendlichkeit und daran, dass nichts, was sich zu haben lohnt, jemals von dir getrennt war, weil bereits alles in dir ist. Es ist wirklich alles in dir, glaub nicht, dass dir ein kleineres Angebot gemacht wird. GOTT eröffnet dir alles, was du jemals wirklich wolltest.
Wir wollen uns erinnern, dass wir GOTTES Sohn sind. ER könnte nie eine solche Instabilität erschaffen, wie wir es getan haben und sie Sohn nennen. ER, der unwandelbar ist, teilt seine Eigenschaften mit seiner Schöpfung.
Veränderung
Im November 2007 stand ich in einem Zustand erweiterten Bewusstseins vor einem Spiegel und in diesem Moment war mir völlig klar, dass ich nicht das bin, was ich dort sah. Damals war ich auf einem Selbsterfahrungstrip und hatte noch keine Ahnung von wahrer Spiritualität und dachte, ich müsste etwas an meinem Äußeren ändern, um zu werden, wer ich bin. Heute ist mir die tiefe Wahrheit hinter dieser Erfahrung völlig klar - ich bin nicht das, was ich im Spiegel sehe, ich bin nicht der Körper und ich bin nicht etwas, das sich verändert.
Meine Erfahrung im bewusstseinserweiternden Zustand weist aber auch auf etwas anderes sehr Wesentliches hin, nämlich darauf, dass wir die Veränderungen auf der Bewusstseinsebene nicht überbewerten dürfen. Das Bewusstsein hat Ebenen, und das Gewahrsein kann ziemlich drastisch wechseln, aber es kann den Wahrnehmungsbereich nicht transzendieren. Höchstenfalls wird es der wirklichen Welt gewahr, und es kann darin geschult werden, dies immer mehr zu tun. Doch schon die Tatsache, dass es Ebenen hat und geschult werden kann, zeigt auf, dass es nicht die Erkenntnis erreichen kann.
Das Ego hat die Illusion der Veränderung auf der Ebene der Form gemacht, GOTT hingegen gab uns Veränderung unseres Geistes durch den HEILIGEN GEIST. Diese Veränderung ist die Vergebung und dient dazu, die Illusion von Veränderung zu beenden. Im HIMMEL - also im Zustand des reinen, vereinheitlichten GEISTES - gibt es keine Veränderung.
“Wahres Lernen ist konstant und in seiner Veränderungskraft so stark, dass ein SOHN GOTTES seine Macht in einem Augenblick begreifen und die Welt im nächsten verändern kann. Denn dadurch, dass er anderen Geistes wird, hat er das machtvollste Mittel verändert, das ihm für die Veränderung je gegeben wurde. Das widerspricht in keiner Weise der Unveränderbarkeit des Geistes, wie GOTT ihn schuf, aber du glaubst, ihn verändert zu haben, solange du durch das Ego lernst. Das versetzt dich in eine Lage, in der du eine scheinbar widersprüchliche Lektion zu lernen hast: Du musst lernen, dein Denken über deinen Geist zu ändern. Nur dadurch kannst du lernen, dass er unveränderbar ist.” (EKIW: Kapitel 7, v, 7. 5.-10.)
“Veränderung ist die größte Gabe, die GOTT allem gab, das du ewig machen möchtest, um sicherzustellen, dass nur der HIMMEL nicht vergehen wird. Du wurdest nicht geboren, um zu sterben. Du kannst dich nicht ändern, weil deine Funktion von GOTT festgelegt ist. Alle anderen Ziele sind in der Zeit angesiedelt und ändern sich, damit die Zeit erhalten bleibe, mit Ausnahme von einem. Vergebung zielt nicht darauf ab, die Zeit zu behalten, sondern auf ihr Ende, wo sie nicht mehr von Nutzen ist. Sobald ihr Zweck erfüllt ist, ist sie dahin.” (EKIW: Kapitel 29, VI. 4. 1.-5.)
Das Gesetz des Egos ist jenes der Wellenbewegung auf der Ebene der Form. Geburt und Tod, Sonnenauf- und Untergang, Krieg und Frieden, “Liebe” und Hass, Distanz und Nähe, Warm- und Eiszeiten, Aufblühen und Verwelken, Erfolg und Niederlage, Hochmut und Schwermut, Ebbe und Flut wechseln sich ständig ab und wir lassen uns davon beeindrucken und vom Wesentlichen - vom Unveränderlichen - ablenken.
Dem sterblichen Menschen erwachsen viele seiner zeitlichen Schwierigkeiten aus seiner zweifachen Beziehung zum Kosmos. Der Mensch ist ein Teil der Natur - er existiert in der Natur - und doch ist er fähig, die Natur zu transzendieren. Der Mensch ist endlich, aber er wird von einem Funken der Unendlichkeit bewohnt. In seinem Geist besteht weiterhin eine Verbindung zur Ewigkeit, doch als Körper lebt er in der Zeit.
Das bedeutet, dass zwar unser Geist auf ein ewiges Objekt gerichtet sein kann, unsere körperlichen Leidenschaften und Vorstellungen aber beständiger Veränderung unterliegen, denn in der Zeit zu sein heißt, sich zu verändern. Darum kommen wir der Beständigkeit allenfalls durch eine Wellenbewegung nahe, eine Serie von Wellentälern und Wellenbergen. Wenn wir uns genau beobachten, sehen wir diese Wellenbewegung in jedem Bereich unseres Lebens, bei unserem Interesse an unserer Arbeit, unserer Zuneigung zu unseren Freunden, unseren körperlichen Bedürfnissen. Das alles geht immer auf und ab. Solange unser Geist nicht endgültig berichtigt ist, werden sich Zeiten der emotionalen und körperlichen Fülle und Lebendigkeit mit Zeiten der Stumpfheit und Verzweiflung abwechseln. Wir sollten uns davon nicht beeindrucken lassen, sondern, egal ob wir uns gerade in einem Hoch oder einem Tief befinden, unseren Geist nur auf das Unveränderliche ausrichten. Gerade wenn wir uns in einem Tief befinden, dürfen wir uns nicht vom Ego einladen lassen, uns dafür auch noch schuldig zu fühlen, sondern müssen uns jetzt erst recht auf unsere Wirklichkeit als GOTTES SOHN ausrichten.
Wir können dahin kommen, das Feld der Bewusstheit zu sein, das alle Dinge annehmen kann, die auftauchen, sich verändern und vergehen, und doch keinerlei Widerstand beim Annehmen und Tanzen mit diesen Dingen fühlen. Denn der Geist, der frei von den Illusionen des Todes ist, ist jener Geist, der lernt, mit dem Tod zu tanzen, und in jeden Moment oder in jede Beziehung einzutreten, in dem Wissen, dass er, weil der Körper beteiligt ist, zu einem Ende kommen muss. In der Tat ist er schon auf seinem Weg zum Tod.
“Bleibe gegenüber Freund wie Feind, in Ehren wie in Schande, unwandelbar gleich.” (Sutra 66, Vigyan Bhairav Tantra)
“Bleibe unwandelbar gleich” - das ist die Grundlage. Etwas in uns bleibt ununterbrochen gleich. Es ändert sich nie. Wir mögen es noch nie beobachtet haben, wir mögen ihm noch nie begegnet sein, aber wenn wir genau hinschauen, werden wir erkennen, dass etwas in uns ununterbrochen gleich bleibt. Nur aufgrund dieses Gleichseins können wir überhaupt eine Identität haben. Aufgrund dieses Gleichbleibens fühlen wir uns zentriert; andernfalls wären wir ein einziges Chaos.
Der Zeuge muss derselbe bleiben. Nur dann kann der Zeuge den nötigen Abstand haben, kann der Zeuge sagen: “Das da war meine Kindheit, und das war in meiner Jugend, und da wurde ich alt. Das war der Augenblick, wo ich mich verliebte, und das der Augenblick, wo meine Liebe in Hass umschlug.” Dieses bezeugende Bewusstsein ist immer derselbe.
Alles spirituelle Bestreben besteht nur darin, das Gleiche mitten im Ungleichen zu finden, das Ewige im Veränderlichen zu finden - das zu finden, was immer gleich ist.
Halten wir uns einfach vor Augen, dass alle Veränderung nur unsere Außenwelt betrifft. Sie kann nicht uns betreffen - das ist unmöglich. Also können wir Abstand halten, und dieser Abstand ist nicht erzwungen. Wir wissen einfach, es ist so. Das ist kein erzwungenes Abstandhalten, wir brauchen uns von uns aus keinerlei Mühe zu geben, Abstand zu wahren. Wenn wir versuchen, Abstand zu wahren, sind wir immer noch in der Außenwelt, haben wir den Mittelpunkt noch nicht kennengelernt. Der Mittelpunkt ist losgelöst - er ist es seit jeher gewesen. Er ist transzendental. Er ist immer das Jenseitige. Alles, was darunter geschieht, geschieht niemals ihm.
Es gilt, dies in veränderlichen Situationen auszuprobieren. Dabei bleiben wir immer mit dem in uns in Tuchfühlung, was gleich bleibt. Und haben wir erst einmal ein Gespür für diese natürliche Distanz, kann nichts uns stören. Wir werden still bleiben. Was immer auf der Welt geschehen mag - wir werden unbewegt bleiben. Selbst wenn jemand uns umbringt, wird das nur den Körper betreffen, nicht uns. Wir werden jenseits davon bleiben. Diese “Jenseitigkeit” führt uns in die Existenz hinein - in das, was Seligkeit ist, ewig ist, in das, was wahr ist, was immer ist, hinein in das, was unvergänglich ist, hinein ins eigentliche Leben. Wir mögen es Gott nennen oder unseren eigenen Ausdruck dafür finden. Wir können es Nirvana nennen - was immer wir wollen; aber solange wir uns nicht von der Peripherie zum Mittelpunkt begeben und solange wir uns nicht des Ewigen in uns bewusst werden, ist uns weder Spiritualität widerfahren, noch ist uns Leben widerfahren. Wir verfehlen es - verfehlen alles. Das ist möglich: die Ekstase im Leben zu verfehlen.
Intervalle
“Beim zweiten Schritt [im Lehrplan des HEILIGEN GEISTES] vollzieht der Fortschritt sich in Intervallen, aber der zweite Schritt ist leichter als der erste, weil er auf ihn folgt. Die Einsicht, dass er folgen muss, zeigt das wachsende Bewusstsein auf, dass der HEILIGE GEIST dich weiterführen wird.” (EKIW: Kapitel 6, V. B. 9. 3.)
Intervalle sind Teil unserer Wahrnehmung, aber nicht unsere Wirklichkeit. Jede Veränderung liegt demnach immer noch auf der Ebene der Wahrnehmung, auch wenn manches davon ein Riesenschritt auf die geeinte Wahrnehmung hin ist, die die Erkenntnis GOTTES widerspiegelt. Wenn wir jedoch irgendwann zu dem Schluss kommen sollten, dass unsere Beschäftigung mit Spiritualität nur eine Phase war, dann sind wir endgültig dem Ego aufgesessen. Wir glauben dann tatsächlich, dass die erste Begeisterung für den spirituellen Weg ein Irrtum war und dass es jetzt wieder darum geht, sich dem ”wirklichen” Leben zu stellen. Klappe zu, Affe tot.
Lebensrad
Mit ständigen Wellenbewegungen erweckt das Ego immer wieder den Eindruck von Veränderung und lenkt uns so immer wieder von der unveränderlichen Wahrheit ab. Doch in Wahrheit ist das Wellenspiel des Egos, das sogenannte “Wechselspiel des Lebens", immer das gleiche, leidvolle Lebensrad, wie es im Buddhismus wunderbar dargestellt wird. Das Rad der Wiedergeburten wird von einem Dämon (Yama, Herr über den Tod) - dem Symbol für das Ego - umklammert.
Hahn, Schlange und Schwein jagen sich im Zentrum des Rades. Sie symbolisieren die Drei Wurzelgifte:
Hahn: Gier (Prinzip der Anziehung)
Schlange: Hass (Prinzip der Abstoßung)
Schwein: Verblendung (Prinzip der eingeengten Sichtweise)
Diese drei Wurzelgifte binden nach Buddha die Wesen an den Wiedergeburtenkreislauf (Samsara). Allein durch die Überwindung und Vernichtung dieser Kräfte ist es möglich, dem Samsara zu entrinnen und die Erlösung (Nirwana) zu erreichen. Diese Dreiteilung findet sich auch im Enneagramm wieder und wird dort als Herz-, Bauch- und Kopf-Typ bezeichnet. Die drei Wurzelgifte oder die drei Typen sind drei Facetten des Verlangens nach Trennung - dem Ego - und wir finden selbstverständlich alle drei Facetten in unserem schlafenden Geist, lediglich ist einer von ihnen ein besonders maßgebender Aspekt unserer Persönlichkeit.
Im angrenzenden Ring wird in der rechten, dunklen Hälfte der karmische Abstieg, in der linken, hellen der karmische Aufstieg angedeutet. Üble Taten begehen oder dem Dharma folgen und Gutes tun, zwischen diesen beiden Möglichkeiten hat jeder aus Sicht des Buddhismus zu wählen. In Wahrheit besteht die Wahlmöglichkeit nicht im Handeln, sondern zwischen zwei Wahlmöglichkeiten im Bewusstsein zwischen den zwei Stimmen - vom HEILIGEN GEIST oder vom Ego.
In der dunklen Hälfte des Rings findet sich auch eine wunderbare Darstellung der besonderen Beziehung - ein gefesseltes und mit einem Eisenring aneinander gekettetes Paar. Der Wechsel von der dunklen auf die helle Seite stellt die Umkehr im Geiste dar, den Wechsel von der Hinwendung zur Welt zur Hinwendung zu GOTT, den Wechsel von der besonderen zur heiligen Beziehung, den Wechsel von der Veränderung zur Beständigkeit.
Wir brauchen nur immerzu das Veränderliche ausscheiden, dann werden wir zum Unveränderlichen, zum Mittelpunkt vorstoßen - zur Nabe des Rades. Darum nahm Buddha das Rad als Symbol für seine Religion: weil sich das Rad bewegt, aber der Punkt, um den herum es sich dreht, reglos bleibt. Die Welt bewegt sich also wie ein Rad. Unsere Persönlichkeit dreht sich wie ein Rad, und ein innerster Wesenskern bleibt der Mittelpunkt, um den herum sich das Rad dreht. Er bleibt reglos.
“Warum auf den Himmel warten? Diejenigen, die das Licht suchen, bedecken nur ihre Augen. Das Licht ist jetzt in ihnen. Erleuchtung ist gar keine Veränderung, sondern nur ein Wiedererkennen.” (EKIW: Lektion 188, 1. 1.-4.)
Die zwei Wege
Der eine Weg ist der Weg des Egos, es ist der Weg des Menschen, der die Welt nicht so sein lassen kann, wie sie ist. Er wird Revolutionär genannt. Er muss sie unbedingt verändern, er wird darum kämpfen, sie zu verändern. Er wird sein ganzes Leben damit zerstören, sie zu verändern - dabei verändert sie sich bereits! Dieser Kampf ist völlig überflüssig. Er wird sich nur selber aufreiben. Er wird ausbrennen, indem er eine Welt "verändert" - die sich von selber verändert! In Wirklichkeit ist keine Revolution nötig. Die Welt ist eine Revolution; sie ist Veränderung.
In Wirklichkeit hat dieser Mensch nur Angst davor, zu sich selbst zu kommen, also geht er hin und wird besessen von der Welt. Der Staat muss verändert werden, die Regierung muss verändert werden, die Gesellschaft, die Struktur, die Ökonomie, die Ökologie, … alles muss verändert werden. Und dann eines Tages stirbt er und hat nie einen Augenblick der Ekstase erlebt, in dem er erkannt hätte, was er ist; und die Welt wird weitergehen, und das Rad wird sich weiterdrehen. Sie hat schon viele Revolutionäre gesehen, und sie dreht sich weiter.
Der zweite Weg ist der Weg des Mystikers: Die Mystiker sagen, dass es nicht nötig sei, die Welt zu verändern. Aber es gibt auch zwei Typen von Mystikern. Der eine Typ wird sagen, dass es nicht nötig sei, die Welt zu verändern, wohl aber nötig, sich selbst zu verändern. Er glaubt ebenfalls ans Verändern - zwar nicht der Welt, aber seiner selbst. Der andere Typ hingegen sagt, dass es nicht nötig sei, irgendwen zu verändern - weder die Welt noch sich selbst. Du brauchst nicht die Welt zu verändern, und du brauchst nicht dich selbst zu verändern. Du brauchst nur zu erkennen, dass alles sich verändert, und in dieser Veränderung mitzutreiben und dich in der Veränderung zu entspannen. “Don't Push the River, it Flows by Itself."Es scheint also einen Widerspruch zwischen diesen Lehren zu geben, z.B. zwischen den christlichen Mystikern und den westlichen Neo-Advaita-Lehrern. In Wahrheit geht es darum, eine scheinbar widersprüchliche Lektion zu lernen.
Dieses Mittreiben und Entspannen verweist an sich auch auf einen wesentlichen Aspekt, wird aber vom Ego immer als Rechtfertigung für das “nichts tun” in seinem Sinne missverstanden. Auch Jesus weist im Kurs auf das “nichts tun” auf der Ebene persönlicher Handlungen hin. Kapitel 18 Abschnitt VII trägt die berühmte Überschrift “Ich brauche nichts zu tun”. Gleichzeitig macht Jesus aber auch deutlich, dass eine Veränderung auf der Ebene unseres Geistes sehr wohl notwendig ist:
“Wenn die Ursache der Welt, die du siehst, Angriffsgedanken sind, dann musst du lernen, dass es diese Gedanken sind, die du nicht willst. Es hat keinen Sinn, über die Welt zu jammern. Es hat keinen Sinn, zu versuchen, die Welt zu verändern. Sie ist nicht imstande, sich zu verändern, weil sie bloß eine Wirkung ist. Hingegen hat es in der Tat einen Sinn, deine Gedanken über die Welt zu ändern. Damit veränderst du die Ursache. Die Wirkung wird sich von selbst verändern.” (EKIW: Lektion 23, 2.)
Muss ich mein Leben auf dem Weg des spirituellen Erwachens ändern?
Das ist eine typische Frage aus dem Ego-Denksystem, die in Wahrheit überhaupt keinen Sinn ergibt, weil es nicht um Müssen geht. Veränderungen sind im Geist der Lehrer GOTTES erforderlich. Das wird zwangsläufig zu Veränderungen in der äußeren Situation führen, bei einigen fast umgehend, bei den meisten eher langsam. Insbesondere Beziehungen müssen richtig wahrgenommen werden und werden sich daher verändern. Aber auch der radikale Wandel in Bezug auf die Vorstellung von materiellem Besitz hat unweigerlich Veränderungen zur Folge. Wenn wir erkennen, dass alles, was nicht ewig ist, wertlos ist, wird dies unweigerlich zu Veränderungen in unserem Leben führen. Es gibt auch Berufe, die aus der Sicht eines Lehrers GOTTES keinen Sinn machen und deshalb aufgegeben werden. Dagegen bleiben alle alltäglichen praktischen Dinge, die das Leben als Mensch einfach erfordert, von außen betrachtet völlig gleich, werden aber aus einem völlig veränderten Bewußtseinszustand heraus getan. Dabei ist unser Geist auch während äußerlicher Tätigkeiten in einem Zustand innerer Ruhe, an dem die Aktivität des Körpers aufgehört hat, Aufmerksamkeit von uns zu fordern. Darauf bezieht sich ein weiser Spruch aus dem Zen-Buddhismus:
“Vor der Erleuchtung: Wasser tragen und Reis kochen.
Nach der Erleuchtung: Wasser tragen und Reis kochen.”
Unveränderlichkeit
Die ganze Verwirrung beim Thema Veränderung im Zusammenhang mit spirituellen Konzepten ist einfach darauf zurückzuführen, dass wir eine scheinbar widersprüchliche Lektion zu lernen haben: Wir müssen lernen, unser Denken über unseren Geist zu ändern. Nur dadurch können wir lernen, dass er unveränderbar ist. Der höchste Seins-Zustand ist daher immer ein Paradox, wenn wir versuchen, darüber nachzudenken.
„Und der HIMMEL wird sich nicht verändern, denn die Geburt in die heilige Gegenwart ist die Erlösung aus der Veränderung. Veränderung ist eine Illusion, die diejenigen lehren, die sich nicht als schuldlos sehen können. Es gibt keine Veränderung im HIMMEL, weil es keine Veränderung in GOTT gibt. Im heiligen Augenblick, in dem du dich vor Freiheit strahlend siehst, wirst du dich an GOTT erinnern. Denn dich an IHN erinnern heißt dich an die Freiheit erinnern." (EKIW: Kapitel 15, I. 10.)
"Wenn du ein Ding wählst, das nicht ewig währt, dann ist das, was du wählst, wertlos. Ein vorübergehender Wert ist ohne jeden Wert. Die Zeit kann niemals einen Wert wegnehmen, der wirklich ist. Was vergeht und stirbt, das war nie da und bietet dem nichts, der es wählt. Er wird getäuscht durch nichts in einer Form, die er zu mögen glaubt." (EKIW: Lektion 133, 6.)
"Wie Gott dich schuf, musst du unveränderlich bleiben, wobei vorübergehende Zustände definitionsgemäß falsch sind. Und das schließt jeden Wechsel des Gefühls ein, alle Veränderungen im Zustand des Körpers und des Geistes, im gesamten Bewusstsein und in jeder Reaktion. Dies ist das alles Einschließende, das die Wahrheit von der Falschheit abhebt und das Falsche von der Wahrheit getrennt hält als das, was es ist." (EKIW: Lektion 152, 5.)
"Ist es nicht sonderbar, dass du glaubst, zu denken, du habest die Welt gemacht, die du siehst, sei Arroganz? Gott hat sie nicht gemacht. Dessen kannst du sicher sein. Was kann er von den Vergänglichen, den Sündigen und Schuldigen, von den Angstvollen, den Leidenden und Einsamen wissen und von dem Geist, der in einem Körper lebt, der sterben muss? Du klagst ihn nur des Wahnsinns an, wenn du denkst, er habe eine Welt gemacht, wo solche Dinge Wirklichkeit zu haben scheinen. Er ist nicht verrückt. Doch nur Verrücktheit macht eine Welt wie diese." (EKIW: Lektion 152, 6.)
Das Paradox
Einerseits versucht das Ego, uns durch oberflächliche Veränderungen von der Unveränderlichkeit unseres SEINS abzulenken, und gleichzeitig haben wir im Zustand der Ego-Identifikation Angst vor Veränderungen in unserem Leben. Das liegt daran, dass die erste Veränderung überhaupt das Eintauchen in die Illusion der Trennung und damit der Verlust des Friedens war.
Meditation
Meditation bezeichnet Geistesübungen, die in fast allen spirituellen Traditionen seit Jahrtausenden überliefert sind und seit dem 20. Jahrhundert zunehmend auch in der westlichen Welt in säkularer Weise praktiziert werden. Auch Jesus hat seine Apostel vor zweitausend Jahren eingeladen und lädt uns heute in Ein Kurs in Wundern zu kurzen Meditationen ein. Doch Meditation steht beim spirituellen Weg, den Jesus lehrt, nicht im Vordergrund, denn Meditation allein ist zu wenig.
Solange Meditation lediglich dazu dient uns von den Gedanken aus dem Gedankensystem des Egos abzuwenden, um für einen begrenzten Zeitraum Ruhe zu finden, ist nicht viel erreicht. Solange unser Geist nicht berichtigt ist, ist nach der Meditation wieder alles beim Alten. Es ist sogar häufig so, dass die Identifikation mit dem Meditierenden die Ego-Identifikation noch verstärkt, statt davon zu befreien.
Transzendentale Meditation (TM)
Transzendentale Meditation (TM) ist der Name einer 1957 von dem Inder Maharishi Mahesh Yogi gegründeten Bewegung. Doch die im Westen so beliebte TM ist nichts weiter als eine psychologische Schlaftablette. Sie ist lediglich ein Beruhigungsmittel. Sie hilft, aber sie verhilft nur zum Schlaf, nicht zur Meditation im spirituellen Sinne, also beim Meditieren, das zum Erwachen führt. Man kann mit TM gut schlafen. Es kommt ein ruhigerer Schlaf dabei heraus. Das ist gut, hat aber mit Meditation nicht das Geringste zu tun. Wenn man ständig ein Wort wiederholt, erzeugt das eine gewisse Langeweile. Und Langeweile ist gut fürs Einschlafen.
Aus diesem Grund hat Mahesh Yogi eine solche Anziehungskraft im Westen, denn er gibt Mantras zum Wiederholen auf. Und im Westen ist das Einschlafen zu einem der größten Probleme überhaupt geworden. Der Schlaf ist völlig gestört. Der natürliche Schlaf ist verschwunden. Man kann nur noch mit Beruhigungsmitteln und Schlaftabletten einschlafen, andernfalls ist Schlaf unmöglich geworden. Das ist der Grund für die Anziehungskraft von Mahesh Yogi: Denn wenn man ständig etwas wiederholt, verhilft das zu einem tiefen Schlaf. Das ist alles.
Die TM wird kostenpflichtig gelehrt und ist markenrechtlich geschützt. Der Schüler erhält vom TM-Lehrer ein persönliches Mantra. Neben wirtschaftlichen Aktivitäten sind TM-Organisationen in verschiedenen Ländern im Bildungsbereich aktiv. Zur Verfolgung politischer Ziele wurden auch Parteien gegründet.
Wir sollten grundsätzlich Meditation nicht als Ursache einsetzen, um eine Wirkung zu erzielen. Dies ist seit jeher eines der größten Rätsel: Seit Urzeiten haben alle, die erkannt haben, darauf bestanden, dass man nur um der Meditation willen meditieren darf. Versprechen wir nichts von ihr, genießen wir sie so, wie sie ist, gehen wir nicht über sie hinaus. Verstehen wir Meditation als Spiel und werden wir beim Meditieren wieder zum Kind und spielen ohne jeden Gedanken an die Zukunft - genießen diesen jetzigen Augenblick, dieses Tun hier um seiner selbst willen. Aber das Ego will immer Arbeit aus allem machen. Es sagt: “Tu das und das, dann hast du den und den Gewinn davon.” Das ist es, was mit “Wünschen” gemeint ist: das Gegenwärtige für etwas Zukünftiges opfern. Der Zweck liegt immer irgendwo anders; die Mittel sind hier, aber der Zweck ist woanders. Diese Trennung von Mittel und Zweck, dieser Abstand, das ist “Wünschen”. Diese Vorgehensweise ist mühsam und sehr zeitaufwendig, denn sie ist auf die Zukunft ausgerichtet, um die Befreiung von einem Zustand gegenwärtiger Unwürdigkeit und Unzulänglichkeit zu erlangen.
Die größte Ego-Falle bei jeder Art von spiritueller Praxis, sei es Meditation, Niederwerfungen oder Yoga, besteht darin, dass wir sie benutzen, um uns spiritueller zu fühlen als andere Menschen, dass wir sie benutzen, um uns überlegen zu fühlen, dass wir sie benutzen, um uns einsam zu fühlen, weil wir denken, dass andere Menschen nicht denken, was wir denken, dass sie nicht wollen, was wir wollen, dass sie nicht fühlen, was wir fühlen, dass sie nicht verstehen, was wir verstehen.
Ein wichtiger Hinweis, dessen eindeutiger Bezug zur Meditation nur in der Original Edition des Kurses zum Ausdruck kommt, ist folgender:
“Die STIMME des HEILIGEN GEISTES ist schwach in dir. Deshalb musst du SIE mit andern teilen. SIE muss stärker gemacht werden, bevor du SIE hören kannst. Du kannst SIE unmöglich in dir hören, solange SIE in deinem Geist so schwach ist. Von SICH aus ist SIE nicht schwach, aber SIE wird durch deinen Unwillen begrenzt, SIE zu hören. Wenn du den Fehler begehst, den HEILIGEN GEIST nur in dir zu suchen, dann werden deine Gedanken [Original Edition: Meditationen] dir Angst einflößen, weil du - indem du den Standpunkt des Ego einnimmst - eine Reise, die dem Ego fremd ist, mit dem Ego als Führer unternimmst. Das muss unweigerlich Angst erzeugen.” (EKIW: Kapitel 5, III. 4.)
Das Buch “Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte: Erkenntnisse aus meinem Leben als buddhistischer Mönch” von Björn Natthiko Lindeblad zeigt auf erschütternde Weise, wie das Ego am sogenannten spirituellen Weg agiert. Wenn nämlich ein spiritueller Weg allein als Weg des persönlichen Wachstums verstanden wird, ohne durchgängige Führung durch den HEILIGEN GEIST und ohne GOTT als Ziel, dann ist er zum Scheitern verurteilt, dann führen selbst 17 Jahre Meditation als Waldmönch im Dschungel Thailands in Depression und Krankheit.
Auch Ramana Maharshi hat seine Schüler immer wieder darauf hingewiesen, dass die zeitweilige Gedankenstille in der Meditation, genannt Manolaya, nicht die Befreiung ist. Manolaya ist Konzentration, ein zeitweiliges Anhalten der Gedankenbewegung. Sobald die Konzentration nachlässt, stürmen wieder alte und neue Gedanken auf uns ein. Selbst wenn dieses Einschläfern des Geistes tausend Jahre dauern sollte, würde es doch niemals zur völligen Vernichtung der privaten Gedanken, zur Befreiung von Geburt und Tod führen. Viele spirituell Suchende verstehen meist den Unterschied zwischen dieser zeitweiligen Geisterstille (Manolaya) und der völligen Vernichtung der privaten Gedanken (Manonasa) nicht. Deshalb müssen wir unseren spirituellen Fortschritt sorgfältig beobachten und dürfen nicht zulassen, dass wir dem Zauber der Gedankenstille erliegen. Sobald wir es bemerken, müssen wir unser Bewusstsein beleben und im Inneren erforschen, wer diese Gedankenstille erfährt. Während wir das Eindringen von privaten Gedanken nicht zulassen, dürfen wir zugleich auch nicht zulassen, dass uns dieser Tiefschlaf (Yoga Nidra), diese Selbsthypnose überkommt. Obwohl sie einen Fortschritt markiert, ist es auch der Punkt, an dem sich der Weg der Erlösung von dem des Yoga-Nidra scheidet. Der Übende muss deshalb stets auf der Hut sein und im Innern ergründen, wer diese Erfahrung macht und sie als angenehm empfindet. Tut er das nicht, fällt er in eine lange Trance oder in einen Tiefschlaf (Yoga-Nidra). Schon viele sind an diesem Punkt in die Irre gegangen und wurden Opfer dieses falschen Verständnisses von Befreiung. Der 2001 gedrehte Film "Samsara - Geist und Leidenschaft" des Regisseurs Pan Nalin setzt sich auf wunderbare Weise mit diesem Thema auseinander.
Ramana Maharshi verweist auch auf Folgendes: „Der andere Weg ist, das Ego zu töten, indem man sich völlig dem Herrn unterwirft, seine Hilflosigkeit erkennt und immerzu sagt: ‚Nicht ich, sondern Du, oh Herr!’, jeden Gedanken an ‚ich’ und ‚mein’ aufgibt und es völlig dem Herrn überlässt, was er mit einem tun mag. Die Hingabe ist nicht vollständig, solange der Verehrer dieses und jenes von dem Herrn will. Wahre Hingabe ist die Gottesliebe um der Liebe willen und um nichts anderes, nicht einmal um Erlösung zu erlangen.“ (zitiert in Devaraja Mudaliar: Tagebuch der Gespräche mit Ramana Maharshi. S. 218). An anderer Stelle heißt es: „Weihe Ihm all deine Taten, wie immer du Ihn auch nennen magst. Bewahre Ihn immerwährend im Hintergrund. Dann wird das Empfinden ‚Ich bin der Handelnde’ wegfallen und dafür das Empfinden ‚Ich bin das Instrument des Herrn’ an seine Stelle treten.“ (Ramana Maharshi 2007: 28).
Ein indischer Meister sagte einmal zu seinem Schüler Yogananda: “Du gehst oft in einen Zustand tiefen Schweigens ein. Hast du aber schon Anubhava erlangt?” Mit diesen Worten wollte er seinem Schüler Yogananda andeuten, dass er Gott mehr lieben sollte als die Meditation. "Verwechsle nie die Technik mit dem Ziel”, fügte er hinzu.
Ein Kurs in Wundern lehrt uns, dass es extrem schwierig ist, Erlösung zu erreichen, indem man gegen Sünde kämpft. Auch ein Leben der Kontemplation und langen Phasen der Meditation, die auf Loslösung vom Körper abzielen, sind nicht notwendig. Alle diese Versuche werden letztlich von Erfolg gekrönt sein, um ihres Zieles willen. Doch sind die Mittel mühsam und sehr zeitaufwendig, denn sie sind alle auf die Zukunft ausgerichtet, um die Befreiung von einem Zustand gegenwärtiger Unwürdigkeit und Unzulänglichkeit zu erlangen. Der Weg mit dem Kurs ist ein anderer, nicht was das Ziel, sondern was die Mittel betrifft. Eine heilige Beziehung ist ein Mittel, um Zeit zu sparen. Wir sparen Zeit, weil wir mit unserem Bruder zusammen sind, vereint im einzig wahren Zweck - der Erlösung aus der Illusion der Trennung
“Wenn der Frieden endlich zu denen kommt, die mit der Versuchung ringen und dagegen kämpfen, der Sünde nachzugeben; wenn das Licht schließlich in den Geist kommt, der sich der Kontemplation hingibt; oder wenn das Ziel schließlich von irgend jemandem erreicht wird dann geht es stets mit nur der einen glücklichen Einsicht einher: »Ich brauche nichts zu tun.« Hier ist die letztlich Befreiung, die ein jeder eines Tages auf seine Weise und zu seiner Zeit finden wird. Du brauchst diese Zeit nicht. Zeit ist für dich eingespart worden, weil du und dein Bruder zusammen seid. Das ist das besondere Mittel, das dieser Kurs anwendet, um dir Zeit zu ersparen. Du wendest den Kurs nicht an, wenn du darauf beharrst, Mittel zu benutzen, die anderen gute Dienste geleistet haben, und das vernachlässigst, was für dich gemacht ward. Spare Zeit für mich nur durch diese eine Vorbereitung, und übe dich darin, nichts anderes zu tun.” (EKIW: Kapitel 18, VII. 5.-.6.)
Nicht tun
Kapitel 18 Abschnitt VII trägt die berühmte Überschrift “Ich brauche nichts zu tun”. Was meint Jesus damit?
Jesus verweist damit auf jenen Geisteszustand, den wir auch im Daoismus unter dem Begriff Wu wei finden. Dieser Geisteszustand wird definiert als Nichthandeln im Sinne von Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handelns. Die Rückkehr zum Ursprung kann nur erfolgen, wenn das dualistische Denken aufgegeben wird und die Handlungen natürlich und spontan erfolgen. Wu Wei bedeutet nicht, dass man gar nicht handelt, sondern dass die Handlungen spontan in Einklang mit dem Dao (GOTT) entstehen. Dadurch wird das Notwendige leicht und mühelos getan und sowohl Übereifer als auch blinder Aktionismus vermieden. Es ist ein Zustand der inneren Stille, der zur richtigen Zeit die richtige Handlung ohne Anstrengung des Willens hervortreten lässt. Die beste Übersetzung des Begriffes Wu Wei wäre somit „Nicht-Eingreifen“, „tätiges Nichthandeln“ bzw. „Handeln durch Nicht-Handeln“. Aus dieser Haltung des Geschehenlassens resultieren auch Gewaltlosigkeit und Wehrlosigkeit als natürliche Folge.
Dafür müssen wir aufhören, die Zukunft zu planen, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen oder die Gegenwart nach unseren Wünschen zu organisieren. Wir müssen aufhören, an Veränderung zu denken. Wir müssen lernen, es mit dem auszuhalten, was immer gerade auftaucht, was wir auch immer gerade glauben zu sein. Wir müssen nur wachsam und bewusst bleiben. Damit ist nicht gesagt, dass wir überhaupt nichts tun sollten, aber diese Wachsamkeit ist die einzige Anstrengung. Wir müssen wachsam sein und dürfen keinen Gedanken an Veränderung verschwenden.
Im Zen nennt man das “Zazen” - einfach nur dasitzen und gar nichts tun. Was immer geschieht, geschieht: Wir sitzen einfach nur da. Zazen hat kein definiertes Ziel und keine Bedeutung, die über das Sitzen selbst hinausgeht. Deshalb gibt es außer dem Hinweis auf Achtsamkeit traditionell kaum allgemeine Anweisungen.
Es geht darum, einfach zuzuschauen, ohne zu urteilen, ohne zu rechtfertigen, einfach Zeuge zu sein. Bleiben wir bei unserem Sosein, so wird die Transformation kommen. Aber nicht als Ergebnis - wir können sie nicht herbeizwingen. Unsere bedingungslose Akzeptanz und unsere Wachheit sind die Voraussetzung. Wir könnten dies auch als Bereitschaft bezeichnen.
“Irgend etwas tun bezieht den Körper ein. Wenn du begreifst, dass du nichts zu tun brauchst, hast du den Wert des Körpers aus deinem Geist abgezogen. Hier ist die schnelle, offene Tür, durch die du an Jahrhunderten der Anstrengung vorbeischlüpfst und der Zeit entrinnst. Das ist der Weg, auf dem die Sünde jetzt gleich jede Anziehungskraft verliert. Denn hier wird die Zeit geleugnet, und Vergangenheit und Zukunft sind nicht mehr da. Wer nichts zu tun braucht, der braucht keine Zeit. Nichts tun heißt ruhen und einen Ort in dir schaffen, an dem die Aktivität des Körpers aufhört, Aufmerksamkeit von dir zu fordern. An diesen Ort kommt der HEILIGE GEIST, und dort weilt ER. ER bleibt auch dort, wenn du vergisst und wenn die Aktivitäten des Körpers wiederkehren, um dein Bewusstsein zu besetzen.
Doch wird es diesen Ort der Ruhe immer geben, zu dem du wiederkehren kannst. Du wirst dir dieser ruhigen Mitte im Sturm stärker bewusst sein als seiner ganzen tobenden Aktivität. Diese ruhige Mitte, in der du nichts tust, wird bei dir bleiben und dir mitten in jedem geschäftigen Tun, in das du ausgesandt wirst, Ruhe geben. Denn von dieser Mitte aus wirst du angeleitet werden, wie du den Körper ohne Sünde nutzen kannst. Und diese Mitte, in welcher der Körper abwesend ist, wird ihn in deinem Gewahrsein von ihm sündenlos bewahren.” (EKIW: Kapitel 18, VII. 7.&8.)
Wehrlosigkeit
“Friede ist der größte Feind des Ego, weil der Krieg - seiner Deutung der Wirklichkeit zufolge - sein Überleben garantiert. Das Ego wird stark durch Zwist.” (EKIW: Kapitel 5, III. 8. 7.-8.)
Unser schlafender Geist ist stets auf der Hut vor allem, was er als Herabsetzung unseres Selbstbildes empfindet. In diesem Fall springen automatisch Abwehrmechanismen an, um die mentale Form unseres Selbstbildes wieder herzustellen. Wenn uns jemand tadelt oder kritisiert, empfinden wir dies als persönliche Kränkung und versuchen unser angeschlagenes Selbstwertgefühl sofort durch Rechtfertigung, Verteidigung oder Schuldzuweisungen wieder zu reparieren. Ob die andere Person recht hat oder nicht, ist in diesem Fall irrelevant. Wir sind viel stärker an der Erhaltung unseres Selbstbildes interessiert als an der Wahrheit. Damit wird für den Erhalt der psychologischen Form unseres Ichs gesorgt - des Konzepts des Selbst. Sogar etwas so Normales wie zurückzubrüllen, wenn uns ein Autofahrer im Verkehr einen Idioten nennt, ist eine automatische, unbewusste Reaktion zur Wiederherstellung unseres Selbstbildes. Einer der häufigsten Abwehrmechanismen des Egos ist Wut, die eine kurzzeitige aber ungeheure Aufblähung unseres Selbstbildes bewirkt. Für das Ego haben alle Abwehrmechanismen ihren Sinn, obwohl sie im Grunde zu seiner Gestörtheit beitragen. Am deutlichsten gesteigert wird die Gestörtheit durch physische Gewalt und Selbsttäuschung in Form von überspannten Fantasien, also durch die Überzeugung, jemand ganz besonderer zu sein.
Doch was für lächerliche Wesen sind wir, wenn wir tatsächlich glauben, dass Worte uns verletzen können? Was wir da verteidigen ist eine lächerliche Parodie auf GOTTES Schöpfung. Wir versuchen mit großem Aufwand, ganz "wir selbst" zu sein, also ein ganz besonderes Selbstbild am Leben zu erhalten. Dies geschieht meist völlig unbewusst, wir glauben, tatsächlich unser Selbstbild zu sein. Es ist unsere Version von uns selbst: ein Selbst, in viele Teile aufgespalten, die sich bekriegen, von GOTT getrennt, mit dem Körper gleichgesetzt und damit gefangen im Glauben an den Tod. Wir glauben irgendwie besonders zu “sein”, sei es nun, im Recht, attraktiv, hilfreich, erfolgreich, anders, besser, loyal, glücklich, stark oder zufrieden zu sein. Wenn dieses Selbstbild gefährdet zu sein scheint, wenn uns scheinbar ein anderer Mensch in eine Situation bringt, in der wir unser Selbstbild nicht mehr aufrechterhalten können, verteidigen wir es und projizieren unsere Angst und unsere Schuldgefühle nach außen. Wir verurteilen dann unser Gegenüber oder eine sonstige externe Macht, indem wir ihr die Schuld geben an unseren unangenehmen Gefühlen.
Eine kraftvolle spirituelle Übung besteht darin, die Herabsetzung unseres Selbstbildes zuzulassen, wenn sie geschieht, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Wenn uns zum Beispiel jemand kritisiert, tadelt oder beschimpft, tun wir einfach gar nichts, statt sofort all unsere Abwehrmechanismen zu mobilisieren und auf Rache zu sinnen. Wenn wir zulassen, dass unser Selbstbild schrumpft, und wir darauf achten, wie sich das in unseren tiefsten Innersten anfühlt, dann merken wir meist folgendes. Ein paar Sekunden lang wird es uns unangenehm sein, so als wären wir kleiner geworden. Dann aber spüren wir eine innere Weite, die wir lebhaft empfinden. Wir sind überhaupt nicht kleiner geworden. In Wahrheit haben wir uns ausgedehnt! Jetzt machen wir vielleicht eine erstaunliche Entdeckung: Wenn wir in irgendeiner Weise herabgesetzt werden und absolut nicht darauf reagieren - nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich -, geht uns auf, dass nichts Wirkliches davon berührt wurde und wir eigentlich durch das "Erniedrigtwerden" gewachsen sind. Sobald wir die Form das Selbstbilds, nicht mehr verteidigen oder zu stärken versuchen, lösen wir uns von der Identifikation mit dieser Form, dem mentalen Selbstbild. Indem wir weniger werden - aus egoischer Sicht -, dehnen wir uns in Wahrheit aus und schaffen einen Raum, in dem das SEIN erscheinen kann. Dann kann unsere wahre Kraft, das, was wir jenseits der Form sind, durch die scheinbar geschwächte Form hindurchleuchten. Das meinte Jesus als er schon vor zweitausend Jahren sagte, man sollte "sich selbst verleugnen" oder "auch die andere Backe darbieten".
Ein Gefühl der Bedrohung ist die Anerkennung einer innewohnenden Schwäche, die Überzeugung, dass es eine Gefahr gibt, die die Macht hat, uns zu angemessener Verteidigung aufzufordern. Die Welt gründet auf dieser wahnsinnigen Überzeugung. Lektion 135 lautet: "Wenn ich mich verteidige, werde ich angegriffen." Wer würde sich verteidigen, wenn er nicht denken würde, dass er angegriffen wird, dass der Angriff wirklich ist und dass seine Verteidigung ihn retten kann? Und hierin liegt die Verrücktheit der Verteidigung: Sie gibt den Illusionen Wirklichkeit und versucht dann, mit ihnen umzugehen, als wären sie wirklich. Sie häuft Illusionen auf Illusionen und macht so die Berichtigung doppelt schwierig. Das ist genau das, was wir tun, wenn wir versuchen, die Zukunft zu planen, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen oder die Gegenwart nach unseren Wünschen zu organisieren. Ein geheilter Geist plant nicht. Er führt die Pläne aus, die er erhält, indem er auf die WEISHEIT hört, die nicht die seine ist.
In Kapitel 12, III. 4. heißt es außerdem: „Erkenne, was nicht von Belang ist, und wenn deine Brüder dich um etwas »Ungeheuerliches« [Anm.: etwas, das wir persönlich als Zumutung empfinden] bitten, so tu es, weil es nicht von Belang ist. Lehne es ab, und deine Ablehnung beweist, dass es für dich von Belang ist. Nur du bist es demnach, der die Bitte ungeheuerlich gemacht hat - und jede Bitte eines Bruders ist für dich. Warum möchtest du darauf beharren, sie ihm zu verweigern? Denn das heißt, dich selbst zu verleugnen und euch beide arm zu machen. Er bittet um Erlösung, ebenso wie du. Armut ist vom Ego und niemals von GOTT. Keine »ungeheuerlichen« Bitten können an den gerichtet werden, der begreift, was wertvoll ist, und der nichts anderes akzeptieren will.“
“Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel! Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm!” (Bibel, Bergpredigt, Matthäus 5,40&41)
Jesus forderte von seinen Jüngern, positiv und energisch auf jede Lebenssituation zu reagieren. Die andere Wange hinzuhalten, die Extrameile zu gehen oder irgendetwas zu tun, wofür diese Handlungen typisch sind, verlangt Initiative und bedingt, dass sich der Gläubige kraftvoll, aktiv und mutig ausdrückt. Jesus lehrte keine negative oder rein passive Widerstandslosigkeit. Er sagte: „Wenn ein Feind dich auf die eine Wange schlägt, stehe nicht stumm und passiv da, sondern halte ihm in positiver Haltung die andere hin; das heißt, tue das Bestmögliche.“
Sehen wir es einmal so: Lassen wir uns aus materieller Sicht berauben, aber versuchen wir nicht, uns geschickt zu verteidigen, sondern bleiben wir unschuldig und wehrlos. Lassen wir uns berauben, aber verlieren wir nicht das Vertrauen, verlieren wir nicht den Glauben, verlieren wir nicht die Zuversicht. Das ist wertvoller als alles, was andere uns rauben können. Nichts kommt an diesen Wert heran, denn wir werden so lange in einem Zustand der Angst leben, bis wir unseren Bruder mit vollkommenem Glauben und vollkommener Liebe und Zärtlichkeit ansehen. Mit anderen Worten: Nur wenn wir den Glauben verlieren, verlieren wir etwas; ansonsten geht nichts verloren. Wenn sich also ein Bruder in einem Zustand des Mangels befindet, dass er meint, er müsse uns berauben, dann soll er sich nehmen, was er glaubt zu brauchen. Wir haben nur Dinge verloren, aber was haben wir gewonnen? Die ganze wirkliche Welt, alles, was es zu gewinnen gibt. Gewonnen haben wir die Unschuld, das Vertrauen, die Liebe.
Es war einmal ...
ein sehr armer Sannyasin namens Rinzai. Als er einst in seiner Hütte schlief, kam ein Dieb herein. Es gab in der Hütte nichts anderes zu holen als die Wolldecke, die er selbst gerade benutzte. Er schlief auf dem Fußboden unter seiner Decke. Als er den Dieb bemerkte, wurde ihm sehr unbehaglich zumute, und er dachte bei sich: »Der arme Kerl! Er hat den weiten Weg vom Dorf hierher umsonst gemacht, denn hier ist nichts zu holen. Wie kann ich ihm nur helfen? Das Einzige wäre diese Decke.« Aber er lag ja selbst darunter, der Dieb würde nicht den Mut haben, ihm die Decke wegzuschnappen. Also glitt er vorsichtig zur Seite, ließ sie liegen und kauerte sich in eine dunkle Ecke. Der Dieb nahm sich die Decke und ging hinaus. Die Nacht war sehr kalt, aber Rinzai war sehr froh, dass der Dieb nun nicht mit leeren Händen nach Hause ging. Danach setzte er sich ans Fenster seiner Hütte. Die Nacht war kühl, und am Himmel stand der Vollmond. Er schrieb ein kleines Haiku, ein kleines Gedicht. Darin sagte er: »Wäre es möglich gewesen, dem Dieb den Mond zu geben, hätte ich es getan.«
Wir verteidigen unseren Körper, und doch ist es nicht der Körper, der Angst haben kann oder ein Ding der Angst ist. Er hat keine Bedürfnisse außer denen, die wir ihm zuschreiben. Er braucht keine komplizierten Verteidigungsstrukturen, keine gesundheitsfördernde Medizin, keine Pflege und überhaupt keine Sorge. Wenn wir sein Leben verteidigen oder versuchen ihn schön zu machen, oder Mauern errichten, um ihn sicher zu machen, sagen wir damit nichts anderes, als dass unser Zuhause vergänglich, verweslich, zerfallend und äußerst unsicher ist. Wenn wir unseren Körper verteidigen, greifen wir unseren Geist an. Ein angegriffener und daher kranker Geist macht auch den Körper krank.
Hinter jedem von uns als Verteidigung getarnten Angriff verbirgt sich der Glaube an Besonderheit: “Besonderheit ist ein Mangel an Vertrauen in irgend jemand anderen als dich. Glaube wird in dich allein investiert. Alles andere wird zu deinem Feind, der gefürchtet wird und angegriffen, der tödlich und gefährlich ist, gehasst und nur der Zerstörung würdig. Ganz gleich, welche Sanftheit sie anbietet, sie ist nur Täuschung, ihr Hass jedoch ist wirklich. Da sie Gefahr läuft, zerstört zu werden, muss sie töten, und du wirst zu ihr hingezogen, um sie zuerst zu töten. Und dergestalt ist die Anziehungskraft der Schuld.”(EKIW: Kapitel 24, IV. 1. 1.-6.)
Diese für das Ego-Denksystem typische Geisteshaltung vom “zuerst töten” findet sich auch im Talmud, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, wo es heißt: "Wenn jemand kommt, um dich zu töten, erhebe dich und töte ihn zuerst." Dies geht weit über das moderne juristische Konzept der Selbstverteidigung hinaus und beschreibt das genaue Gegenteil von dem, was Jesus gelehrt und vorgelebt hat. Seine Gefangennahme, Verurteilung und Kreuzigung sind das leuchtendste Beispiel für wahre Wehrlosigkeit.
Ein vom Ego beherrschter Verstand könnte nun einwenden, dass Jesus doch angegriffen wurde. Dieser Eindruck entsteht, wenn wir die Welt allein mit den Augen des Körpers betrachten, aber die geistige Schau von Jesus sah keinen Angriff. Jesus erlebte seine Kreuzigung nicht als Angriff auf ihn, weil er sich seiner wahren IDENTITÄT als Sohn Gottes bewusst war und diese nicht angegriffen werden kann. Wenn Jesus seine Jünger auf die bevorstehende Kreuzigung hinwies, sagte er nie “Ich werde gekreuzigt werden”, sondern sprach immer in der dritten Person vom “Menschensohn”. Der “Menschensohn” ist der Körper und nicht der SOHN GOTTES. Jesus war sich seiner Sohnschaft bewusst und wusste, dass ER nicht verletzt werden kann.
In Kapitel 14, III. Heißt es:
„Die Freude zu lernen, dass die Finsternis keine Macht über den SOHN GOTTES hat, ist die glückliche Lektion, die der HEILIGE GEIST lehrt und von der ER möchte, dass du sie mit IHM lehrst. Es ist SEINE Freude, sie zu lehren, wie es die deine sein wird. Die Art und Weise, diese einfache Lektion zu lehren, ist einfach die: Schuldlosigkeit ist Unverletzlichkeit. Mach deshalb deine Unverletzlichkeit für jeden manifest. Lehre ihn - was immer er dir anzutun versucht -, dass dein vollkommenes Freisein von der Überzeugung, dir könne geschadet werden, IHM zeigt, dass er schuldlos ist. Er kann nichts tun, was dich verletzen kann, und dadurch, dass du IHM verwehrst zu denken, er könne es, lehrst du ihn, dass die SÜHNE, die du für dich selber angenommen hast, auch seine ist. Es gibt nichts zu vergeben. Niemand kann den GOTTESSOHN verletzen. Seine Schuld ist ohne Ursache und kann, da sie ohne Ursache ist, nicht existieren.“
Im Kurs nennt Jesus daher Wehrlosigkeit als eine der Eigenschaften der Lehrer GOTTES. GOTTES Lehrer haben gelernt, einfach zu sein. Sie haben keine Träume, die der Abwehr gegen die Wahrheit bedürfen. Sie versuchen nicht, sich selbst zu machen. Ihre Freude kommt von ihrem Verständnis dessen, WER sie erschaffen hat. Niemand kann ein fortgeschrittener Lehrer GOTTES werden, bis er nicht voll und ganz versteht, dass Abwehrmechanismen nur die törichten Wächter verrückter Illusionen sind. Je grotesker der Traum, desto grimmiger und machtvoller scheinen seine Abwehrmechanismen zu sein. Doch wenn der Lehrer GOTTES endlich zustimmt, hinter sie zu sehen, stellt er fest, dass dort nichts war. Zuerst lässt er sich die Täuschung nur langsam nehmen. Doch er lernt schneller, wenn sich sein Vertrauen mehrt. Was kommt, wenn Abwehrmechanismen niedergelegt werden, ist nicht Gefahr. Es ist Sicherheit. Es ist Frieden. Es ist Freude. Und es ist GOTT.
Eine Übung:
Wir stellen uns vor, wir sind mitten in der Nacht auf dem Heimweg und gehen allein durch eine dunkle Gasse in einem verruchten Viertel der Stadt. Plötzlich kommt uns eine Gruppe schwerer Jungs entgegen, die es offensichtlich auf uns abgesehen hat. Sie wollen unser Smartphone und unser Geld und hoffen nur auf eine Reaktion, die sie als Einladung zum Verprügeln interpretieren können.
Wir kennen die üblichen Reaktionen darauf, unser schlafender Geist ist darauf konditioniert. Tauchen wir nun ganz in diese Situation ein und nehmen wir all die Angst und auch den Hass auf diese Typen in uns wahr. Aber dann gehen wir mit unserer Aufmerksamkeit tiefer und bitten den Heiligen Geist um Unterstützung, uns mit unserer Wirklichkeit zu verbinden und dann könnte - ohne dass wir auch nur im Geringsten darüber nachdenken - das Folgende geschehen:
Wir erleben eher einen Ruf nach Liebe als einen Angriff, und wir geben, worum man uns bittet; wir geben die Liebe. Wir fallen nicht auf die Wahrnehmung rein, wir fallen nicht auf das Verhalten rein. Wenn wir Liebe verschenken, stärken wir sie, und dann wissen wir, dass wir sie sind, dass wir eine unbegrenzte Ausdehnung der göttlichen Liebe sind.
Anstatt zu fliehen oder in Abwehrhaltung zu erstarren, gehen wir mit einem breiten Lächeln auf die Kerle zu und beginnen, unser Smartphone, unsere Brieftasche und all die anderen Wertsachen abzulegen und ihnen mit den Worten "Ihr könnt alles von mir haben." zu überreichen. Dann beginnen wir ganz langsam, uns zu entkleiden. Wir reichen ihnen ein Kleidungsstück nach dem anderen, schauen ihnen in die Augen und sagen: "Bruder, das kannst du haben, ich schenke es dir."
“Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel! Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm!” (Bibel, Bergpredigt, Matthäus 5,40&41)
In diesem heiligen Augenblick wird sich die Welt verändern und wir werden gemeinsam einen Augenblick der Heilung erleben. In diesem Augenblick übernimmt eine höhere Macht als unser persönliches Selbst die Führung, dann tritt Lektion 137 “Wenn ich geheilt bin, bin ich nicht allein geheilt.” in Kraft. Danach gehen wir entweder nackt oder angezogen oder vielleicht sogar mit unseren Wertsachen, aber auf jeden Fall glücklich mit einem breiten Grinsen im Gesicht nach Hause. Möglicherweise werden wir sogar durch die nächtlichen Straßen tanzen mit einem Lied auf unseren Lippen: „Dancing in the Street. Oh it doesn't matter what you wear. Just as long as you are there. There'll be laughing, singing and music swinging. Dancing in the street.“
Es geht jetzt nicht darum, ein bestimmtes Verhalten zu trainieren, sondern unsere innere Einstellung zu unseren Mitmenschen zu ändern. Wenn wir in den schweren Jungs Mitmenschen sehen, die gesehen werden wollen, und wenn wir ihren Ruf nach Liebe erkennen, dann werden wir ganz anders reagieren, als wenn wir Angst um unseren Körper und unsere materiellen Besitztümer haben.
Wenn wir unsere Gedanken über die Welt ändern, verändern wir die Ursache. Die Wirkung wird sich von selbst verändern. Von uns braucht zuerst einmal die Bereitschaft. Bereitschaft ist der Anfang der zu Zuversicht führt, auf unserem Weg der Meisterung durch die Liebe und damit dem Ende der Angst.
Ein wunderbares Beispiel für gelebte Wehrlosigkeit und ihre Folgen zeigt uns die ältere Katze in diesem Video:
Demut
Von unserem Ego aus können wir nichts tun, um uns selbst oder andere zu erlösen, von unserem reinen Geist aus jedoch können wir für die Erlösung beider alles tun. Demut ist eine Lektion für das Ego, nicht für den reinen Geist. Der reine Geist ist jenseits der Demut, weil er seine Wirklichkeit erkennt. Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen, weil ihr Ego demütig ist, und das verleiht ihnen eine wahrere Wahrnehmung.
“Als SOHN GOTTES bin ich das Licht der Welt.” ist lediglich eine Aussage der Wahrheit über uns selbst. Sie ist das Gegenteil einer Aussage, die auf Stolz, Arroganz oder Selbsttäuschung beruht. Sie beschreibt nicht das egoische Selbstbild, das wir gemacht haben. Sie bezieht sich auf uns, so wie wir von GOTT erschaffen wurden. Sie stellt einfach die Wahrheit fest.
Für das Ego ist dieser Gedanke allerdings der Inbegriff der Selbstverherrlichung. Aber das Ego versteht Demut nicht, da es sie mit Selbsterniedrigung verwechselt. Demut besteht darin, unsere Rolle in der Schöpfung zu akzeptieren und keine andere zu übernehmen. Es ist keine Demut, darauf zu beharren, dass wir nicht das Licht der Welt sein können, wenn das die Funktion ist, die GOTT uns zugewiesen hat. Nur Arroganz würde behaupten, dass diese Funktion nicht für uns bestimmt sein kann, und Arroganz ist immer vom Ego.
Wahre Demut erfordert, dass wir unsere SOHNSCHAFT akzeptieren. Das ist ein erster Schritt, um unsere wirkliche Funktion auf Erden zu akzeptieren. Es ist jedoch noch ein gewaltiger Schritt darauf hin, unseren rechtmäßigen Platz in der Erlösung einzunehmen. Es ist eine ausdrückliche Erklärung unseres Anrechts auf Erlösung und die Anerkennung der Macht, die uns gegeben wurde, um andere zu erlösen.
Dieser Gedanke geht weit über die unbedeutenden Ansichten hinaus, die das Ego darüber hat, was wir sind und was unser Sinn und Zweck ist. Für uns als Bringer der Erlösung ist es notwendig, uns an unseren wahren Zweck zu erinnern. Das ist der erste einer Anzahl von gewaltigen Schritten, die wir noch unternehmen werden. Dies ist der Beginn unserer Nachfolge Jesu Christi.
Das einzige, was von uns verlangt wird, ist, unseren Teil in aufrichtiger Demut anzunehmen und nicht mit selbst betrügerischer Arroganz zu verleugnen, dass wir würdig sind. Was uns zu tun gegeben ist, das zu tun haben wir die Stärke.
Alleinsein
Ein Aspekt, warum sich Menschen auf dem spirituellen Weg zu Gruppen zusammenschließen und intensiven Kontakt über soziale Medien halten, ist nicht der wahrhaftige Wunsch nach dem Erwachen, sondern eine Strategie des Egos, um den Schmerz des Alleinseins und damit den Schmerz der Auflösung des persönlichen Selbstbildes zu vermeiden. Es dient also oft mehr der Vermeidung des spirituellen Erwachens, als dem spirituellen Erwachen selbst. Der Weg des Erwachens, den Jesus uns anbietet, ist der Weg der heiligen Beziehung, das heißt, wir brauchen andere Menschen. Aber gleichzeitig ist es wichtig, sich immer wieder in Ehrlichkeit mit sich selbst zu üben und genau hinzusehen, wofür wir eine spirituelle Gruppe nutzen - wirklich für die heilige Beziehung oder nur, um etwas Unangenehmes für das Ego zu vermeiden.
Wir dürfen uns immer wieder ehrlich die Frage stellen: Was macht eine spirituelle Gruppe für mich attraktiv? Ist es die Möglichkeit, meine Dunkelheit ans Licht zu bringen, um sie SEINER Berichtigung zu übergeben, oder geht es mir in erster Linie darum, Teil einer Gruppe zu sein, von der ich nicht befürchten muss, kritisiert zu werden, sondern mich darauf verlassen kann, viel positives Feedback zu bekommen, um die Illusion aufrechtzuerhalten, ein Individuum und insbesondere ein guter Mensch zu sein? Bin ich bloß auf der Suche nach der Erfüllung der egoischen Vorstellung von besonderer Liebe, weil ich mich selbst noch nicht als die LIEBE erkannt habe?
Anders formuliert lautet die Frage: Benutze ich die Gruppe zur Erweiterung meines Bewusstseins, so dass niemand mehr aus meinen Beziehungen ausgeschlossen ist, oder benutze ich sie zur Stärkung meiner Erfahrung von Individualität, indem ich die Gruppe für ganz besondere Beziehungen nutze?
Wir dürfen uns immer wieder ehrlich die Frage stellen: Was hält unsere Gruppe zusammen? Ist es die Bereitschaft, die Dunkelheit ans Licht zu bringen, um aus der Illusion der Trennung zu erwachen, oder neigt unsere Gruppe dazu, nach innen eine Treibhaushitze gegenseitiger Bewunderung und nach außen Stolz und Hass zu entwickeln?
Es ist wichtig, genauer hinzuschauen, wenn wir uns an eine spirituelle Gruppe binden oder uns an eine spirituelle Gruppe gebunden fühlen. Bindung ist die Folge von Unbewusstheit. Selbst Tiere können sich sehr leicht binden, ja sogar leichter. Ein Hund hängt mehr an seinem Herrn, als das ein Mensch könnte. Der Hund ist vollkommen unbewusst, und so kommt die Bindung zustande. Das ist der Grund, warum die Menschen in Ländern, in denen die zwischenmenschlichen Beziehungen verarmt sind, wie es im Westen der Fall ist, immer mehr Beziehungen zu Tieren suchen - zu Hunden, zu anderen Tieren - zwischenmenschliche Beziehungen fehlen einfach. Die menschliche Gesellschaft ist auf dem Rückzug, und jeder fühlt sich isoliert, entfremdet, allein. Die Masse ist zwar da, aber wir haben keine Beziehung zu ihr. Wir sind allein in der Masse, und dieses Alleinsein macht Angst.
Die menschlichen Beziehungen lösen sich auf, aber der Mensch kann nicht allein leben. Er muss eine Beziehung haben - das Gefühl, irgendwohin zu gehören, dass jemand bei ihm ist. Tiere sind nur deswegen so gut als Freunde geeignet, weil sie so anhänglich werden. Kein Mensch kann so anhänglich werden. Zur Anhänglichkeit bedarf es keiner Bewusstheit. Im Gegenteil - Bewusstheit verhindert sie. Je bewusster wir werden, desto weniger anhänglich werden wir; denn das Bedürfnis nach Anhänglichkeit vergeht. Warum möchten wir uns an jemanden hängen? Weil wir das Gefühl haben, dass wir allein nicht genug sind, dass uns etwas fehlt, etwas in uns nicht vollständig ist, wir kein Ganzes sind. Wir brauchen jemanden, der uns vollständig macht. Daher so viel Anhänglichkeit. Wenn wir bewusst sind, sind wir vollständig, sind wir ein Ganzes; jetzt hat sich der Kreis geschlossen, nichts fehlt mehr - wir brauchen niemanden. Wir empfinden eine vollkommene Unabhängigkeit, ein Gefühl der Ganzheit.
Das heißt nicht, dass wir nicht andere lieben werden. Im Gegenteil: Nur so können wir wahrhaftig lieben. Jemand, der auf uns angewiesen ist, kann uns nicht wirklich lieben; er wird uns gleichzeitig - meist völlig unbewusst - hassen. Das ist die Dualität des Egos, seine Vorstellung von Liebe ist nur die Kehrseite des Hasses. Das ist die besondere Beziehung, die Jesus im Kurs sehr genau beschreibt. Jemand, der uns braucht, kann uns nicht wirklich lieben. Er wird einen Hass auf uns haben, weil wir ihm zur Fessel werden. Er spürt, dass er ohne uns nicht leben kann, ohne uns nicht glücklich sein kann. Somit sind wir die Ursache sowohl für sein Glück wie sein Unglück: Er kann es sich nicht leisten, uns zu verlieren. Das gibt ihm ein Gefühl der Gefangenschaft. Wir halten ihn gefangen, und ihm ist das zuwider, er wird sich dagegen sträuben. Die Menschen hassen und “lieben” sich zugleich, aber eine solche Liebe kann nicht sehr tief gehen. Nur ein Mensch, der bewusst ist, kann lieben - weil er uns nicht braucht. Aber diese Liebe ist von ganz anderem Kaliber: Sie ist keine Anhänglichkeit. Ein solcher Mensch ist nicht auf uns angewiesen und hat kein Interesse, uns von sich abhängig zu machen; er wird eine ungebundene Freiheit bleiben, und er wird uns gestatten, selbst eine ungebundene Freiheit zu sein. Wir werden zwei freie Menschen sein; dann finden zwei vollkommene, ganzheitliche Wesen zueinander. Diese Begegnung wird zu einem Fest, zu einer Feier, sie wird nicht zu einem Abhängigkeitsverhältnis verkommen. Eine solche Begegnung wird reine Freude sein.
Wenn sich LIEBE als wache Bewusstheit zeigt, dann ist sie einfach ein reines, bedingungsloses Geschenk und macht den Geber froh, sie geben zu können. Schon der bloße Akt des Gebens ist ihm Seligkeit, versetzt ihn in Ekstase, weil für einen erwachten Geist Geben und Empfangen eins ist. Seine LIEBE mag zu unterschiedlichen Zeiten zwar auf andere Objekte gerichtet sein, aber die QUELLE der LIEBE bleibt gleich: Wer immer in seine Nähe kommt, wird davon beschenkt. Und sein Schenken ist ohne Bedingung; nichts wird zurückgefordert, nichts wird zurückerwartet.
Deshalb sind spirituelle Gruppen, in denen der Guru seine Anhänger in die Abhängigkeit von ihm und der Gruppe einlädt, immer vom Ego getrieben und dienen nicht der Befreiung, sondern der Versklavung, sie dienen nicht dem Erwachen, sondern der Aufrechterhaltung des Traums der Trennung.
Unseren Traum der Trennung träumen wir allein, weil sich Illusionen nicht teilen lassen:“Wenn du deine Welt mit offenen Augen ansiehst, muss dir auffallen, dass du dich in den Wahnsinn zurückgezogen hast. Du siehst, was nicht vorhanden ist, und hörst, was kein Geräusch erzeugt. Deine Äußerungen von Gefühlen sind das Gegenteil dessen, was die Gefühle selber sind. Du kommunizierst mit niemandem und bist genauso isoliert von der Wirklichkeit, als wärest du allein im ganzen Universum.” (EKIW: Kapitel 13, V. 5. 1.-4.)
Durch Gesellschaft lenken wir uns üblicherweise von diesem unangenehmen Gefühl des Alleinseins ab, daran ändert sich nichts, wenn wir spirituelle Gruppen oder spirituelle Festivals dafür nutzen - Ablenkung bleibt Ablenkung. Daher empfehlen viele spirituelle Wege, eine Zeit in absoluter Zurückgezogenheit und Stille zu verbringen, um sich selbst in Alleinsein zu konfrontieren. Dabei geht es nicht um einen Rückzug aus der Gesellschaft, weil man die Gesellschaft verurteilt, sondern einzig und allein um Selbsterfahrung. Das macht Angst, und es tut weh, und man muss es aushalten. Man sollte nicht versuchen, den Schmerz zu verleugnen. Und man sollte auch nichts tun, um dem auszuweichen; man darf sich mit nichts “auf andere Gedanken bringen”, um dem zu entrinnen. Man muss da hindurchgehen. Dieses Erleiden, dieser Schmerz ist nur ein gutes Zeichen dafür - dass uns eine Neugeburt bevorsteht. Denn jeder Geburt gehen Wehen voraus. Dem darf man nicht ausweichen, denn das gehört zum Wachstum dazu.
Ein Vision-Quest-Seminar mit einer mehrtägigen Auszeit ist eine gute Möglichkeit, sich einmal mit dem Alleinsein zu konfrontieren. Auszeit bedeutet in diesem Zusammenhang, drei Tage und Nächte allein, ohne Dach über dem Kopf, den Elementen ausgesetzt, ohne Nahrung, außer vielleicht etwas Wasser, im Wald oder in einer anderen Form menschenleerer Natur zu verbringen. Und dann wirst du auch ein klein wenig darüber wissen, was es bedeutet, wahrhaftig ein Lehrer GOTTES zu sein, jemand zu sein, der ohne jegliches Bestreben lebt, den Körper-Geist vor den tiefsten Ängsten seines eigenen Untergangs zu beschützen.
Aber woher kommt dieser Schmerz des Alleinseins genau? Wenn wir das besser verstehen, können wir hindurchgehen, und wenn wir verstehend hindurchgehen, werden wir es leichter und schneller hinter uns bringen.
Unser Selbstbild hat nur dann Bestand, wenn wir mit anderen zusammen sind. Es ist aus Beziehungen entstanden, es kann nicht aus sich selbst bestehen. Wenn also eine Situation entsteht, wo es nicht mehr existieren kann, fühlt es sich am Rande des Todes. Wir haben auf eine Art das Gefühl, als würden wir sterben. Tatsächlich stirbt nichts, weil das Ego eine Illusion ist, aber es fühlt sich so an.
Stellen wir es uns einmal so vor: Wenn wir in Gesellschaft sind, halten uns die Leute für “einen guten Menschen”. Dieses Ein-guter-Mensch-Sein hat keinen Bestand, wenn wir einsam und allein sind, denn wir haben die anderen dazu benutzt, um uns genau das zu spiegeln. Jetzt sind diese anderen nicht mehr da. Unser Selbstbild findet nirgends mehr Halt. Es entbehrt jetzt jeder Grundlage. Nach und nach wird es verblassen, und dann fühlen wir uns überhaupt nicht wohl, denn wir waren so ein guter Mensch, und jetzt sind wir es nicht mehr - jetzt sind wir ein Niemand.
Und nicht nur “gute Menschen” werden leiden - wenn wir ein “schlechter Mensch” sind, haben wir auch das von anderen. Auch das ist ein Weg, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wenn viele Leute uns für schlecht halten, schenken sie uns damit Aufmerksamkeit. Jedenfalls können sie uns gegenüber nicht gleichgültig sein, sie müssen uns beachten. Wir sind ein Jemand - ein schlechter Mensch, gefürchtet. Wenn wir uns in die Einsamkeit begeben, werden wir ein Niemand. Das schlechte Selbstbild fällt weg, und davon haben wir gelebt - unser Ego hat davon gelebt. “Gute Menschen” unterscheiden sich im Grunde also nicht von “schlechten Menschen”: Beide gewinnen so ihr Selbstbild. Sie tun es mit verschiedenen Mitteln, aber letztlich geht es ihnen um das Gleiche.
Ohne Gesellschaft sind wir als Person entwurzelt; der Boden, der uns nährte, ist nicht mehr da. Das ist der Grundschmerz. Wir wissen einfach nicht mehr, wer wir sind. Wir sind einfach eine Persönlichkeit in Auflösung, eine Persönlichkeit, die sich verflüchtigt.
Aber das ist gut so. Denn solange dieses unechte Selbst nicht verschwindet, kann das wahre SELBST nicht auftauchen. Solange wir noch nicht völlig von falschen Vorstellungen gereinigt sind, kann sich Der-EINE nicht zeigen. Indem wir eine Zeit lang in Einsamkeit leben, kann vieles Unechte abfallen.
Wenn wir es schaffen, einmal für eine Zeit lang in vollkommener Abgeschiedenheit, in vollkommener Stille zu leben, ohne gegen irgendetwas zu kämpfen und alles, egal, was es ist, einfach auf sich beruhen zu lassen, dann wird nach dieser Zeit das Alte fort sein und das Neue da sein. Wenn das Alte verschwindet, das Neue aber noch nicht da ist - das ist die schmerzhafte Phase. Jesus weist im Kurs beim Thema der Entwicklung des Vertrauens auf diese schwierige Phase hin. Wichtig ist, alles zuzulassen - egal, wie furchterregend, schmerzlich, wie gefährlich und tödlich es auch zu sein scheint. Mooji spricht gerne von “marinating”.
Es liegt in der Natur der Sache, dass zwischen dem Verschwinden des Alten und dem Erscheinen des Neuen in der Illusion der Zeit eine Lücke entsteht. Indem wir uns nach innen wenden, wird die Gesellschaft von uns abfallen, werden die privaten Gedanken abfallen, wird das Ego abfallen, und danach wird eine Lücke klaffen. Wir werden auch diese Lücke durchstehen müssen. Jetzt wartet der Baum auf neue Blätter … aber man kann nichts tun. Was kann der Baum schon tun? Man kann nichts tun, um die Blätter früher herbeizuholen, sie werden zu ihrer eigenen Zeit kommen. Es ist gut, dass die alten abgefallen sind - denn jetzt ist der Platz geräumt, ist Raum dafür da, dass die neuen auftauchen können. Jetzt steht ihnen nichts mehr im Wege. Es gibt also so etwas wie einen Herbst des Inneren. Die Blätter werden fallen, und das wird schmerzhaft sein. Wir haben so lange schon mit diesen alten Blättern gelebt, dass wir nun das Gefühl haben, alles zu verlieren. Und dann folgt ein Winter des Wartens, ein innerer Winter, in dem wir entblößt sein werden - ohne Blätter, ein nackter Baum unter dem Himmel, und wir nicht wissen werden, was geschehen wird. Jetzt steht alles still. Jetzt haben wir keinerlei Anhaltspunkt mehr, ob wir nun tot sind oder ob sich bald neues Leben regen wird. Das ist die Lücke, die Pause.
Daher haben christliche Mystiker von der “dunklen Nacht der Seele” gesprochen - vor dem Sonnenaufgang. Alle künstlichen Lichter sind gelöscht worden, die Nacht ist stockfinster geworden. Der Augenblick kurz vor dem Sonnenaufgang ist der dunkelste. Wenn wir es richtig verstehen, ist allerdings alles Teil des einen Prozesses - des einen Plans -, so ist der Herbst ebenfalls Teil des Frühlings; er bereitet den Weg für den kommenden Frühling. Der Herbst ist also nicht das Gegenteil des Frühlings, sondern nur sein Anfang. Auch der Winter - die Lücke - ist notwendig, weil wir uns in der Lücke bereitmachen. Das Alte ist fort. Wir werden jetzt nicht mehr von ihm gequält, von ihm belastet. Wir sind schwanger - aber Schwangerschaft heißt warten: Das neue Kind wächst heran.
Wir sollten daher nichts tun, um das Alleinsein und seine Auswirkungen zu vermeiden. Wir mögen noch so klar sehen, dass es gar nichts zu tun gibt, aber wir haben keine Kontrolle mehr und fangen trotzdem an, etwas zu tun. Es ist genau, wie wenn wir um Mitternacht durch eine dunkle Straße gehen, und plötzlich überkommt uns die Angst, und weil kein Mensch zu sehen ist und die Nacht dunkel ist und wir uns nicht auskennen in dieser Gegend, fangen wir zu pfeifen an. Was bringt dieses Pfeifen? Wir wissen, es bringt nichts. Dann fangen wir an, ein Lied zu singen. Wir wissen, dass unser Lied nichts an der Situation ändern kann, nicht die Dunkelheit vertreiben kann. Wir bleiben trotzdem allein. Und dennoch bringt uns das auf andere Gedanken. Unsere Gedanken konzentrieren sich auf das Pfeifen, und plötzlich fühlen wir uns besser. Eigentlich hat sich gar nichts geändert. Alles ist wie zuvor, aber jetzt unternehmen wir etwas. Wir können auch ein Mantra vor uns hin murmeln: “Rama, Rama, Rama …” Das wäre auch eine Art Pfeifen, würde uns den Rücken stärken. Aber diese Stärke ist gefährlich, diese Stärke birgt wieder ein Problem, denn diese Stärke wird nichts anderes sein als unser altes Ego. Wir hauchen ihm damit wieder neues Leben ein. Bleiben wir einfach Zeuge und lassen geschehen, was immer geschieht. Man muss sich der Angst stellen, um sie hinter sich zu lassen. Man muss sich der Seelenqual stellen, um sie zu transzendieren. Man darf das Alleinsein nicht vermeiden, sondern es gilt, sich nach innen fallen zu lassen, um dort dem wahren SELBST zu begegnen.
Das Ego versteht die Wahrheit nicht. Deshalb versteht es auch nicht den Sinn und Zweck eines spirituellen Lebens in Abgeschiedenheit. Es geht nicht darum, eine alternative Gesellschaft zu gründen. Die Hippies haben einst der Gesellschaft den Rücken gekehrt. Aber sie begannen stattdessen eine neue, eine alternative Gesellschaft. Die Hippies wurden selbst zu einer alternativen Gesellschaft. Wer in der normalen Gesellschaft lange Haare hatte, war damals ein Außenseiter, mit dem etwas nicht stimmte. Wenn jemand in der Hippie-Gesellschaft kurze Haare hatte, stimmte auch mit ihm etwas nicht. Wo war da der Unterschied?
Auch hier also wieder das gleiche Verurteilen und das gleiche Werten. Eine alternative Gesellschaft kann man einfach nur dadurch gründen, dass man die Spielregeln auf den Kopf stellt; was ist dabei gewonnen? Das Ego bekommt wieder seine Nahrung. Es ist nur verpflanzt worden, es hat einen neuen Nährboden bekommen. Im spirituellen Sinne in Abgeschiedenheit zu leben bedeutet nicht, eine alternative Gesellschaft zu gründen, sondern dient dazu Individualität und Gesellschaft zu transzendieren.
Unsere letztendliche Wirklichkeit ist der EINE - der eine SOHN GOTTES, der CHRISTUS, das wahre SELBST. Jegliche Individualität ist eingebildet und der Mensch ist nur eine scheinbare Welle in der Ganzheit der Existenz. In diesem Zusammenhang taucht oft die Frage auf: Wie ist dieses Der-EINE-sein mit Ganzheit zu vereinbaren? Man braucht sie gar nicht zu vereinbaren. Der-EINE-sein heißt Ganzheit. Aber man darf Der-EINE-sein nicht mit Individualität gleichsetzen. Ein Individuum sind wir im Rahmen der Gesellschaft. Wenn wir uns als Der-EINE wiedererkennen, werden wir daher auch kein Individuum mehr sein.
Individuum sein heißt Teil einer Gesellschaft sein, Mitglied einer Gesellschaft sein. Wenn wir in der Menge sind, sind wir ein Individuum. Wenn wir aus dieser Menge heraustreten, wenn wir sie transzendieren, lassen wir damit nicht nur die Menge hinter uns, sondern auch unsere Individualität. Individualität und Gesellschaft sind die zwei Pole der Dualität. Beide Pole fallen im EINS-SEIN weg.
Es scheint zwei Wege zu geben: Wir dehnen uns entweder so weit aus, dass nichts mehr aus unseren Beziehungen ausgeschlossen wird - dann lösen wir uns auf. Oder wir sind so total allein, dass wir auf nichts mehr bezogen sind. Dann lösen wir uns auch auf. Und doch sind es nur Facetten des einen Weges zu GOTT.
Üblicherweise hängen wir aber irgendwo dazwischen, wo wir Beziehungen mit bestimmten Dingen eingehen, nicht aber mit anderen - wo der eine unser Freund und der andere unser Feind ist, wo jemand zu uns gehört und jemand anders nicht zu uns gehört - wo wir es uns aussuchen. Wir hängen also fest. Unser Ego ist so eng, dass es nur für einige Beziehungen Platz hat, und selbst bei diesen grenzt es sich deutlich gegen die anderen ab, sonst könnte es nicht bestehen.
Jesus zeigt uns folgenden Weg auf: Wenn wir allem, was auf der Welt existiert, mit der einen LIEBE begegnen, verschwinden wir, lösen wir uns auf - und der EINE erscheint.
“Der geeinte Geist ist der eine SOHN GOTTES oder CHRISTUS.” (EKIW: BEGRIFFSBESTIMMUNG, 1. 1. 4.)
Leid am spirituellen Weg
Die erste der „Vier Edlen Wahrheiten“ Buddhas besagt: Das Leben ist Leiden. Gemeint ist damit das weltliche Leben, das Leben als Mensch. Dem sterblichen Menschen erwachsen viele seiner zeitlichen Schwierigkeiten aus seiner zweifachen Beziehung zum Kosmos. Der Mensch ist ein Teil der Natur - er existiert in der Natur - und doch ist er fähig, die Natur zu transzendieren. Der Mensch ist endlich, aber er wird von einem Funken der Unendlichkeit bewohnt. Der Mensch existiert zwischen diesen beiden als ein ausgespanntes Seil: zwischen dem, was war, und dem, was sein kann. Das führt zum Konflikt, zum ständigen Kampf darum zu erkennen, etwas zu sein.
Egal also, was der Mensch tut - er ist nie damit zufrieden, es ist ihm nie genug, weil in ihm zwei diametral entgegengesetzte Existenzen zusammentreffen. Wenn das Tierische zufrieden gestellt wird, ist das Göttliche unzufrieden. Wenn das Göttliche zufriedengestellt wird, ist das Tierische unzufrieden. Eine Seite ist immer unzufrieden.
Eine Anekdote:
Ein Sportwagen-Fan kommt ans Himmelstor, und Petrus heißt ihn willkommen. Seinen Ferrari hat der Mann mitgebracht und fragt Petrus als Erstes: »Gibt es im Himmel gute Autobahnen?«
Petrus antwortet: »Ja, wir haben hier die allertollsten Rennpisten. Aber da gibt es einen kleinen Haken. Im Himmel sind leider keine Autos zugelassen.«
Der Rennfahrer sagt: »Dann bin ich hier falsch. Sorgen Sie bitte dafür, dass ich zu dem andern Ort geschickt werde. Dann fahr ich lieber zur Hölle. Ohne meinen Ferrari läuft bei mir gar nichts.«
Man kommt seinem Wunsch nach. Er kommt in der Hölle an, kommt ans Höllentor, und Satan heißt ihn willkommen und zeigt sich überaus erfreut über den Besuch. Er sagt: »Du bist ja wie ich: Ich liebe ebenfalls Ferraris.«
Der Rennfahrer sagt: »Toll. Dann gib mir bitte einen Straßenatlas von hier.«
Da wird Satan ganz traurig und sagt: »Mann, wir haben hier doch gar keine Straßen. Die reinste Hölle!«
Genauso ist es um den Menschen bestellt. Der Mensch ist janusköpfig, “zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust”, er ist zwiespältig. Befriedigen wir die eine Seite, dann kommt für die andere etwas Frustrierendes heraus. Gehen wir umgekehrt vor, dann ist die Gegenseite unzufrieden. Etwas fehlt immer. Und beide können wir nicht zufriedenstellen, weil sie diametral entgegengesetzt sind.
Und jeder versucht das Unmögliche und will es hinkriegen - will irgendwo einen Kompromiss schließen, auf dass sich beides, Himmel und Hölle, begegnen, auf dass sich GEIST (SPIRIT) und Körper, das Höhere und das Niedere, das Vergangene und das Zukünftige, irgendwo treffen und einen Kompromiss zustande bringen. Das haben wir nun schon viele Leben lang so gemacht. Es ist nie gelungen, und es wird nicht gelingen. All die Mühe ist absurd, umsonst.
“Angst ist stets ein Zeichen von Anstrengung, die immer dann entsteht, wenn das, was du willst, mit dem in Konflikt steht, was du tust. Diese Situation entsteht auf zweierlei Arten: Erstens kannst du beschließen, miteinander in Konflikt stehende Dinge zu tun, entweder gleichzeitig oder nacheinander. Das führt zu einem konflikthaften Verhalten, das für dich unerträglich ist, weil jener Teil des Geistes, der etwas anderes tun will, entrüstet ist. Zweitens kannst du dich so verhalten, wie du glaubst, es tun zu müssen, ohne es aber voll und ganz zu wollen. Das erzeugt ein beständiges Verhalten, bringt aber große Anstrengung mit sich. In beiden Fällen sind Denken und Handeln nicht in Einklang miteinander, was eine Situation zur Folge hat, in der du etwas tust, das du nicht wirklich tun willst. Das löst ein Gefühl von Zwang aus, welches gewöhnlich Wut erzeugt, und darauf folgt mit einiger Wahrscheinlichkeit Projektion. Jedes Mal, wenn Angst da ist, liegt es daran, dass du dich nicht entschieden hast. Dein Geist ist deswegen gespalten, und es ist unvermeidlich, dass dein Verhalten sprunghaft wird. Eine Berichtigung auf der Verhaltensebene kann den Irrtum von der ersten Art zur zweiten verschieben, wird aber die Angst nicht auslöschen.” (EKIW: Kapitel 2, VI. 5.)
Wenn der Mensch sich von einer Seite zur anderen begibt, von einem Denksystem zum anderen, von der falschen zur wahren Wahrnehmung, von der Dunkelheit zum Licht, befindet er sich auf einer Brücke zwischen zwei Welten. Das Bild von der Brücke verweist auf jenen Zustand, der durch einen ständigen Wechsel zwischen den beiden Seiten gekennzeichnet ist, durch einen ständigen Wechsel zwischen dem Denksystem des Egos und dem des reinen GEISTES, durch einen ständigen Wechsel zwischen dem Nein und dem Ja zu GOTT. Diese grundlegenden Konzepte kennen keine Grade. Was wir wirklich sind und das Ego werden einander nie begegnen. Am Weg des spirituellen Erwachens geht es nicht darum, in unserem Inneren einen Kompromiss herzustellen, sondern darum, Transzendenz zu ermöglichen.
Das weltliche Leben als Mensch ist an sich Leiden, aber der Prozess unserer Verwirklichung, unserer Rückbesinnung auf unsere Wirklichkeit als reiner GEIST, ist von ganz speziellen Herausforderungen gekennzeichnet. Bewusste Evolution heißt Revolution: Wir können etwas ändern. Wir sind nicht einfach nur ein Opfer, nicht einfach nur eine Marionette. Und weil es möglich ist, wir aber oft nichts tun, führt das zu innerer Anspannung. Und je mehr uns bewusst wird, dass Befreiung möglich ist, desto angespannter werden wir uns fühlen. Ein Suchender ist beunruhigt; ein völlig unbewusster Mensch ist nicht auf diese Art beunruhigt. Buddha war höchst beunruhigt, in tiefer Seelenqual, leidend. Bevor er “angekommen” war, lebte er in der Hölle, denn er war sich völlig im Klaren darüber, dass etwas möglich war, zum Greifen nahe, gleich um die Ecke. Wenn wir kurz vor dem Ziel stehen und wir können es fühlen, wir können es sehen, und es uns immer noch entwischt, dann kann es zur Qual werden. Wenn wir noch so weit davon entfernt sind, dass wir es nicht fühlen können, es nicht sehen können, ja uns nicht einmal vorstellen können, dass es da so etwas wie ein Ziel geben kann, wenn wir also nicht die geringste Ahnung von irgendeiner Bestimmung haben - dann ist auch diese Qual nicht da.
Wenn wir einfach unbewusst dahinleben, unterscheiden wir uns kaum von einer Tierexistenz. Die spirituelle Qual entsteht in dem Augenblick, in dem uns bewusst wird, dass etwas möglich ist:“Die Saat ist da, und ich muss etwas unternehmen. Ich muss etwas tun, damit die Saat sprießen kann. Es ist nicht mehr weit bis zur Blüte, und ich kann diese Ernte einfahren” - und dennoch geschieht nichts. Da befällt uns ein Gefühl großer Ohnmacht. Das war auch Buddhas Gefühl, ehe er zu einem Buddha wurde. Er stand kurz vor dem Selbstmord.
Seien wir nicht deprimiert, wenn uns Unbehagen befällt. Wenn wir in uns eine große Qual fühlen, einen Weltschmerz, Todesqual, dann seien wir deshalb nicht deprimiert - das ist ein gutes Zeichen. Das zeigt, dass uns immer klarer wird, was überhaupt möglich ist, und wir nun nicht eher wieder zur Ruhe kommen, bis es Wirklichkeit wird. Und solange uns unser gesamtes Sein nicht bewusst wird, können wir nie wieder das schlichte “Glück” der Unbewusstheit empfinden. Jetzt gibt es nur noch einen Weg, um wahres Glück zu empfinden: immer wacher und wacher zu werden, immer aufmerksamer und aufmerksamer zu werden, immer bewusster und bewusster zu werden. Es gibt kein Zurück. Eine Umkehr ist nicht vorgesehen; niemand kann zurück. Wir können entweder dort bleiben, wo wir sind - und leiden, oder wir müssen vorwärtsgehen - und über das Leiden hinaus. Wir können nicht zurück.
Also haben wir zwei Möglichkeiten. Eine ist, uns einfach selbst zu täuschen - mit anderen Worten, wieder unbewusst zu werden. Wir können Drogen nehmen, wir können uns alkoholisieren, wir können Betäubungsmittel nehmen - dann fallen wir zurück auf die unbewusste Ebene. Wir betäuben den Teil, der bewusst geworden ist, und werden restlos unbewusst. Aber das ist eine vorübergehende Täuschung; wir werden wieder zu uns kommen. Die Wirkung der Chemikalie wird sich verlieren, und unser Bewusstsein wird wieder zu sich kommen. Der Teil, den wir mit Macht unterdrückt haben, mit Alkohol oder mit Drogen oder mit was auch immer, wird sich zurückmelden, und dann werden wir umso mehr leiden, weil wir dann vergleichen können. Wir werden noch mehr leiden. Wir können uns immer weiter mit Drogen zudröhnen. Da gibt es viele Mittel, nicht nur chemische. Es gibt religiöse Mittel; wir können zum Beispiel ein Mantra benutzen: Wir können es vor uns hin leiern und uns damit in Rausch versetzen. Wir können viele Dinge tun, die uns wieder unbewusst machen, aber das wird vorübergehend sein, wir werden wieder zu uns kommen müssen - und wir werden mit einem tieferen Leid in uns wieder zu uns kommen, weil wir dann vergleichen können: “Wenn das in Unbewusstheit möglich ist, was wird dann erst in restloser Bewusstheit möglich sein?” Unser Hunger danach wird größer sein, wir werden umso ausgehungerter sein.
“Ein gefangener Wille verursacht eine Situation, die im Extremfall überhaupt nicht mehr aushaltbar wird. Die Leidensfähigkeit mag groß sein, sie ist aber nicht grenzenlos. Schließlich beginnt ein jeder zu begreifen - wie undeutlich auch immer -, dass es einen besseren Weg geben muss. Sowie diese Einsicht mehr Boden gewinnt, wird sie zu einem Wendepunkt. Dies erweckt schließlich die geistige Schau wieder und schwächt gleichzeitig die Investition in die körperliche Sicht. Abwechselnd in die beiden Ebenen der Wahrnehmung zu investieren wird gewöhnlich als Konflikt erfahren, der sich stark zuspitzen kann. Der Ausgang aber ist so gewiss wie GOTT.”
(EKIW: Kapitel 2, III. 3. 4.-10.)
“Die geistige Schau kann den Irrtum buchstäblich nicht sehen und sucht nur nach der SÜHNE. Alle Lösungen, die das körperliche Auge sucht, lösen sich auf. Die geistige Schau blickt nach innen und sieht sogleich, dass der Altar entweiht ist und repariert und geschützt werden muss. Der richtigen Abwehr völlig gewahr, übergeht sie alle anderen und schaut über den Irrtum hinweg zur Wahrheit. Dank der Stärke ihrer Schau bringt sie den Geist in ihren Dienst. Das stellt die Macht des Geistes wieder her und macht ihn zunehmend unfähig, Verzögerungen zu ertragen, da er begreift, dass dies nur zu unnötigem Schmerz beiträgt. Als Folge davon wird der Geist zunehmend empfindlicher für das, was er einst als ganz geringfügiges Eindringen von Unbehagen angesehen hätte.”
(EKIW: Kapitel 2, III. 4.)
“Die Kinder GOTTES haben Anspruch auf jenes vollkommene Wohlbehagen, das von vollkommenem Vertrauen kommt. Solange sie dies nicht erreichen, verschwenden sie sich und ihre wahren schöpferischen Kräfte mit nutzlosen Versuchen, durch unangemessene Mittel mehr Wohlbehagen zu erlangen. Die wirklichen Mittel aber sind schon bereitgestellt und verlangen gar keine Mühe ihrerseits. Die SÜHNE ist die einzige Gabe, die es wert ist, an GOTTES Altar dargebracht zu werden, aufgrund des Wertes des Altares selbst.”
(EKIW: Kapitel 2, III. 5. 1.-4.)
Meist wird unsere Seelenqual noch dadurch verstärkt, dass wir glauben, mehr tun zu müssen, als von unserer Seite aus notwendig und überhaupt möglich ist:
„Der heilige Augenblick ist das Ergebnis deiner Entschlossenheit, heilig zu sein. Er ist die Antwort. Das Verlangen und die Bereitwilligkeit, ihn kommen zu lassen, gehen seinem Kommen voraus. Du bereitest deinen Geist nur in dem Masse auf ihn vor, wie du begreifst, dass du ihn mehr als alles andere willst. Es ist nicht nötig, dass du mehr tust; vielmehr ist es notwendig, dass du einsiehst, dass du nicht mehr tun kannst. Versuche nicht, dem HEILIGEN GEIST etwas zu geben, worum ER nicht bittet, denn sonst wirst du IHM das Ego beifügen und dann die beiden miteinander verwechseln. ER bittet nur um wenig. ER ist es, DER die Größe und die Macht beifügt. ER verbindet sich mit dir, um den heiligen Augenblick weitaus größer zu machen, als du verstehen kannst. Gerade deine Einsicht, dass du so wenig zu tun brauchst, ermöglicht es IHM, so viel zu geben.
Vertraue nicht deinen guten Absichten. Sie reichen nicht aus. Vertraue aber blind auf deine Bereitwilligkeit was immer sonst eintreten mag. Konzentriere dich nur darauf, und lass es dich nicht stören, dass Schatten sie umgeben. Deshalb bist du gekommen. Wenn du ohne sie kommen könntest, bräuchtest du den heiligen Augenblick nicht. Komme nicht in Arroganz zu ihm, indem du annimmst, dass du den Zustand erreichen musst, den sein Kommen mit sich bringt. Das Wunder des heiligen Augenblicks liegt in deiner Bereitwilligkeit, ihn sein zu lassen, was er ist. Und in deiner Bereitwilligkeit dazu liegt auch dein Annehmen deiner selbst, so wie du gemeint warst.
Das ist es, was den heiligen Augenblick so leicht und so natürlich macht. Du erschwerst ihn, weil du darauf bestehst, dass es mehr geben muss, was du zu tun hast. Du findest es schwierig, die Idee zu akzeptieren, dass du so wenig nur zu geben brauchst, um so viel zu empfangen. Und es fällt dir schwer einzusehen, dass es keine persönliche Beleidigung ist, dass dein Beitrag und derjenige des HEILIGEN GEISTES in einem solchen Missverhältnis zueinander stehen. Du bist noch immer davon überzeugt, dass dein Verständnis ein mächtiger Beitrag für die Wahrheit ist und sie zu dem macht, was sie ist. Doch haben wir betont, dass du nichts zu verstehen brauchst. Die Erlösung ist einfach, gerade weil sie nichts verlangt, was du nicht gleich jetzt geben kannst.
Vergiss nicht, dass es deine Entscheidung war, alles, was natürlich und einfach ist, unmöglich für dich zu machen. Wenn du glaubst, der heilige Augenblick sei für dich schwierig, so liegt es nur daran, dass du zum Richter darüber geworden bist, was möglich ist, und weiterhin Unwillens bleibst, DEM EINEN Platz zu machen, DER weiß. Der ganze Glaube an Rangordnungen der Schwierigkeit bei Wundern kreist darum. Alles, was GOTT will, ist nicht nur möglich, sondern bereits geschehen. Deshalb ist die Vergangenheit vorbei. Sie hat in Wirklichkeit nie stattgefunden. Nur in deinem Geist, der dachte, sie habe stattgefunden, ist ihre Aufhebung vonnöten."
(EKIW: Kapitel 18, IV. 1.&2.&7.&8.)
Körper
Was gibt es nicht alles für körperliche Freuden: kraftvolle, freie Bewegung, eine warme Dusche, Kuscheln oder sexuelle Ekstase. Aber was für ein Spielverderber ist Jesus, wenn er uns lehrt: “Der Körper ist ein Zaun, den der SOHN GOTTES sich einbildet, gebaut zu haben, um Teile seines SELBST von anderen Teilen abzutrennen. Innerhalb dieser Umzäunung glaubt er nun zu leben, um zu sterben, wenn der Zaun vermodert und zerfällt. Denn innerhalb des Zaunes, denkt er, sei er vor der Liebe sicher.” Und was will uns Jesus sagen, wenn er in den Lektionen immer wieder auf die Neutralität des Körpers hinweist? Lektion 199 lautet "Ich bin kein Körper. Ich bin frei." Lektion 270 lautet "Ich will des Körpers Augen heute nicht verwenden." Lektion 294 lautet "Mein Körper ist ein ganz und gar neutrales Ding."
Gehen wir der Sache auf den Grund. Welche Bedürfnisse befriedigen wir mit all den angenehmen körperlichen Erlebnissen? Wir wollen frei sein, wir wollen uns geborgen fühlen, wir wollen Nähe, Freude, Euphorie, Ekstase, Glückseligkeit. Was Jesus uns sagt, ist ganz einfach: Der Körper ist immer das kleinere Angebot und GOTT ist immer das größere Angebot! Das heißt, was immer wir hier in der Welt wertschätzen, was uns beglückt, welche Lust wir auch immer aus der Welt ziehen, haben wir den Mut herauszufinden, dass GOTT das bessere Angebot ist. Dafür brauchen wir nichts in dieser Welt und an unserem Verhalten zu ändern - gar nichts. Darum geht's überhaupt nicht. Worum es geht, ist, dass wir viel mehr verdient haben als wir uns selbst zugestehen. Wir verlangen nicht zu viel vom Leben, sondern viel zu wenig. Die Freuden, die wir hier als groß empfinden, sind so winzig klein im Vergleich zu dem Angebot, dass GOTT uns macht, im Vergleich zu dem Angebot, das der HIMMEL ist.
Jedes Mal, wenn wir in tiefer Meditation sind, wenn unser Geist sich über die Grenzen des Körpers hinaus ausdehnt, merken wir, dass wir Verlustängste haben, dass wir glauben, etwas zu verlieren, wenn wir nicht mehr Körper sind. Deshalb erinnert uns Jesus so eindringlich daran, hey Bruder, im HIMMEL gibt es nur zu gewinnen, im HIMMEL gibt es nichts zu verlieren. Und wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind, dann werden wir feststellen, dass es nicht unser wahrer Wille sein kann, ein Körper zu sein, dass unsere Befindlichkeit von der Befindlichkeit unseres Körpers abhängt, dass wir nur so frei sind, wie der Körper uns lässt, dass es nicht unser Wille sein kann, Sklave des Körpers zu sein, Sklave der Luft, die wir atmen, Sklave der Nahrung, die wir zu uns nehmen, Sklave des Gesundheitszustandes des Körpers, Sklave der Zeit und des Alterungsprozesses. Es kann doch nicht unser Wille sein, ständig in Angst vor Viren, Bakterien und anderen Krankheiten zu leben, ständig gezwungen zu sein, regelmäßig zu trinken, zu essen und zu atmen. Wenn wir uns aber vorstellen, ohne Körper zu sein, dann tauchen Ängste auf wie: nie mehr streicheln, massiert werden, Zärtlichkeit, gutes Essen. Aber interessanterweise fragen wir uns nie, oh, wie wäre es ohne Krankheit, Leid und Tod, wie wäre es ohne Begrenztheit, wie wäre es ohne diese Anfälligkeit für jede Art von Einschränkung, Müdigkeit, Behinderung, Verletzung, wie wäre es ohne Todesangst, ohne das Bedürfnis, uns schön zu machen, ohne das Bedürfnis, durch unser Äußeres überzeugen zu müssen, wie wäre es ohne das Gefühl, nicht schön genug zu sein, nicht stark genug zu sein, ohne dieses Gefühl der ständigen Unsicherheit, das eine körperliche Existenz ja auf einer subtilen Ebene immer mit sich bringt.
“Der Körper ist ein Traum. Wie andere Träume scheint er manchmal das Glück darzustellen, doch kann er ganz plötzlich in Angst umschlagen, wo jeder Traum geboren wird.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, TEIL II, 5. 3. 1.-2.)
Wenn wir ganz ehrlich und neugierig rein fühlen, dann werden wir merken, dass es eine Gnade ist, dass wir kein Körper sind, dass es wirklich einfach wunderbar ist und einfach ein Zeichen dafür, dass GOTT wirklich ist und dass er uns wirklich bedingungslos liebt, ohne die geringste Grausamkeit. Wenn GOTT uns als Körper geschaffen hätte, dann wäre GOTT tatsächlich grausam.
“Weshalb sollte der Körper dir irgend etwas bedeuten? Sicherlich ist das, woraus er gemacht ist, nicht wertvoll. Und ebenso sicher hat er kein Gefühl. Er übermittelt dir jene Gefühle, die du haben willst. Wie jedes Kommunikationsmittel empfängt und sendet der Körper die Botschaften, die man ihm gibt. Er hat kein Gefühl für sie. Das ganze Gefühl, mit dem sie ausgestattet werden, wird vom Sender und Empfänger gegeben. Sowohl das Ego wie der HEILIGE GEIST begreifen dies, und beide begreifen auch, dass Sender und Empfänger hier derselbe sind. Der HEILIGE GEIST teilt dir dies freudig mit. Das Ego verbirgt es, denn es möchte nicht, dass du dessen gewahr wirst.” (EKIW: Kapitel 19, IV. B. 14)
Es mag schwer zu glauben sein, aber es ist offensichtlich. Nicht der Körper entscheidet, ob beispielsweise Brokkoli gut schmeckt oder nicht, sondern der Geist ist Sender und Empfänger. Deshalb sind die Geschmäcker so unterschiedlich, obwohl alle Menschen biologisch gesehen die gleichen Geschmacksorgane haben. Das Ereignis Brokkoli-Essen geschieht. Doch wenn wir genau hinschauen, werden wir entdecken, dass unsere Erfahrung der Wert ist, den wir über dieses Ereignis verhängen. Das scheint vielleicht spitzfindig, doch es ist sehr, sehr wichtig. Erfahrung geschieht tatsächlich nirgendwo anders als in dem Feld des Geistes. Sie geschieht nicht auf der Ebene des Körpers selbst. Sie geschieht auf der Ebene des Geistes. Und der Geist formt die Erfahrung entsprechend dem, was er wählt wertzuschätzen. Der Geist, der erwacht ist, sieht, solange der Körper andauert, bloß Erfahrung auftauchen und vergehen. Er übernimmt die vollkommene Inhaberschaft und erkennt, dass ER die Macht hat, seine Erfahrung als erfreulich, erfüllend und segensreich zu erschaffen - ungeachtet dessen, was der Körper tatsächlich macht.
Wir können uns darin üben, uns jedes Mal, wenn wir eine scheinbar angenehme körperliche Erfahrung machen, daran zu erinnern, dass der Körper ein völlig neutrales Ding ist. Dann bleibt nur die Schlussfolgerung, dass all die wunderbaren Gefühle, die wir empfinden, wir sind, dass sie aus unserem Geist kommen. Und wenn schon ein fehlgeleiteter Körper-Gedanke so etwas vermag, dann überlegen wir doch mal, ob wir nicht herausfinden wollen, was GOTT uns anzubieten hat.
Wir sagen einfach: Hey, VATER, ich will mich in dir bewegen, in deinem Licht duschen, ich will in dir Ekstase erleben, ich will mit dir verschmelzen, ich will, dass DEINE LIEBE durch mich in die Welt strömt und dann warten wir ab, was passiert. Wir öffnen uns für das, was geschieht und sind voller Vertrauen, dass GOTT wirklich das bessere Angebot ist. Und wie, wenn nicht so, wollen wir erkennen, wirklich erkennen, dass der Körper ein völlig neutrales Ding ist, wenn wir spüren, dass im Geist wirklich kein Bedürfnis unerfüllt bleibt, dass die geistigen Freuden wirklich alles in den Schatten stellen, was die Welt zu bieten hat.
Die Neutralität des Körpers erkennen wir immer mehr dadurch, dass wir immer wieder feststellen, dass es der Geist ist, der wirkt - immer! Das ist das größte Abenteuer, denn wir können uns nicht vorstellen, wie mächtig unser Geist ist und welcher Segen uns in den geistigen Erfahrungen erwartet. Wir dürfen nicht glauben, dass wir die Bewegung des Körpers, die warme Dusche und die körperliche Nähe opfern müssen, aber wenn wir merken, dass wir hier an der physischen Welt hängen, dann freuen wir uns, dass wir es merken und vielleicht wollen wir anfangen zu erfahren, wie GOTTES Angebot aussieht, für Freiheit, für Intimität, für wirkliche Lust, für Geborgenheit, für Aufgehobensein, für Frieden, Freude und Liebe.
“Deine verzerrten Wahrnehmungen erzeugen eine dichte Decke über Wunderimpulsen und erschweren es ihnen, dein eigenes Bewusstsein zu erreichen. Die Verwechslung von Wunderimpulsen mit körperlichen Impulsen ist eine gewichtige Wahrnehmungsverzerrung. Körperliche Impulse sind fehlgeleitete Wunderimpulse. Jede wirkliche Lust rührt daher, den WILLEN GOTTES zu tun. Das liegt daran, dass ihn nicht zu tun eine Verleugnung des SELBST ist. SELBSTverleugnung führt zu Illusionen, während die Berichtigung des Irrtums die Befreiung davon mit sich bringt. Täusche dich nicht selbst, indem du dich glauben machst, du könntest friedlich mittels irgend etwas Äußerem eine Beziehung zu GOTT oder zu deinen Brüdern haben.” (EKIW: Kapitel 1, VII. 1.)
Gerade die Dinge, von denen wir Angst haben, dass wir sie verlieren, wenn wir sie nicht mehr körperlich wahrnehmen, gerade die können wir zum HEILIGEN GEIST bringen, gerade die können wir uns im Geist zeigen lassen, was ist das geistige Angebot, die geistige Alternative, wie wird dieses Bedürfnis im HIMMEL gestillt. Und dann nehmen wir uns vielleicht die Zeit, das zu erfahren. So wird die Neutralität des Körpers selbst einfach neutral, nicht gut, nicht schlecht, kein Angriff, kein Schutz, sondern einfach.
Wenn wir so sehr ein Liebhaber der Erfahrung der vollkommenen Einheit mit GOTT werden, dass dies alles ist, was für uns zählt, sind wir bereits zu neunzig Prozent frei von Illusionen. Und die Welt wird nie wieder die Macht haben, uns wahrhaft zu binden.
Auch die weit verbreitete Vorstellung, unser Gehirn könne denken, ist falsch. Die mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessenen Hirnströme sind nicht das Denken selbst, sondern eine Wirkung des Denkens.
“Du glaubst auch, das Gehirn des Körpers könne denken. Wenn du das Wesen des Denkens verstündest, könntest du über diese wahnsinnige Vorstellung nur lachen.” (EKIW: Lektion 92, 2. 1.&2.)
Es wird auch immer wieder behauptet, wir seien eine Seele, die eine Erfahrung in einem Körper macht. Das ist zwar der Eindruck, doch das ist die zentrale Illusion. Wir sind reiner Geist. Kein Körper kann unseren Geist enthalten und uns Grenzen auferlegen, die GOTT nicht erschaffen hat. Die ganze Welt erscheint nur in unserem Bewusstsein. Der Weg des spirituellen Erwachens gipfelt in der Erkenntnis, dass wir das LEBEN überhaupt nicht leben, sondern dass vielmehr das LEBEN uns lebt. Eine der Eigenschaften dieser Erkenntnis ist die Entwicklung des Beobachters - eine Beschaffenheit des Bewusstseins, eine Seinsweise, in der wir alles, was auftaucht und was durch uns und um uns herum fließt, von einem Ort absoluter Stille aus zu beobachten scheinen. Stille bedeutet nicht Un-Tätigkeit. Es bedeutet Nicht-Anhaften an das Geschehen - ob es das Auftauchen und Verschwinden von Krebs im Körper ist, das Auftauchen und Verschwinden einer Beziehung oder das Auftauchen und Verschwinden eines Sonnensystems.
Ego und Körper
“GOTT hat den Körper nicht gemacht, weil er zerstörbar ist und daher nicht vom HIMMELREICH ist. Der Körper ist das Symbol dessen, was du zu sein vermeinst. Er ist eindeutig eine Einrichtung zur Trennung, und daher existiert er nicht.” (EKIW: Kapitel 6, V. A. 2. 1.-3.)
GOTT ist reine Liebe und Einheit. ER hat kein Bewusstsein von Trennung; daher kann ER nicht in die Dualität kommen. Die Welt der Dualität ist das illusorische Versteck für den schlafenden Geist, der glaubt, sich von GOTT getrennt zu haben. Zu diesem Geist sagt das Ego: "Sei zufrieden mit dem Körper, und die Welt ist dein neues Zuhause. Wir werden alles wiederherstellen, was du in der Einheit zu haben schienst. Wir werden eine neue Art von Liebe mit Körpern erschaffen. Wir werden eine neue Art von Freiheit mit der Bewegung von Körpern erschaffen. Wir werden eine neue Art von Glück mit Sinnesfreuden erschaffen, die den Platz deines Heims im Himmel einnehmen wird. Und Gott kann nicht hereinkommen und dich hier finden, du wirst deine Privatsphäre haben und du kannst alles tun, was du willst."Daher ist der Körper für das Ego von so zentraler Bedeutung.
“Das Ego kann den HEILIGEN GEIST nicht hören, aber es glaubt in der Tat, dass ein Teil des Geistes, der es gemacht hat, gegen es ist. Das deutet es als Rechtfertigung dafür, dass es seinen Macher angreift. Es glaubt, die beste Verteidigung sei der Angriff, und will, dass du das glaubst. Solange du das nicht glaubst, wirst du dich nicht mit ihm verbünden, und das Ego hat Verbündete dringend nötig, wenn auch keine Brüder. Da das Ego in deinem Geist etwas ihm Fremdes wahrnimmt, wendet es sich an den Körper als seinen Verbündeten, weil der Körper nicht Teil von dir ist. Das macht den Körper zum Freund des Ego. Es ist ein Bündnis, das ganz unverhohlen auf Trennung beruht. Wenn du dich auf die Seite dieses Bündnisses schlägst, wirst du dich fürchten, weil du dich auf die Seite eines Angstbündnisses stellst.” (EKIW: Kapitel 6, IV. 4.)
Eine Hauptquelle für den unausgeglichenen Zustand des Ego ist sein Unvermögen, zwischen dem Körper und den GEDANKEN GOTTES zu unterscheiden. GOTTES GEDANKEN sind für das Ego nicht annehmbar, weil sie deutlich auf die Nichtexistenz des Ego selbst hinweisen. Jedes Denksystem, das GOTT mit dem Körper verwechselt, muss wahnsinnig sein. Angst aber vor dem Körper, mit dem das Ego sich so stark identifiziert, ergibt überhaupt keinen Sinn.
Der Körper ist die Wohnstatt des Ego durch seine eigene Wahl. Der Körper ist der Tempel des Egos. Dies ist die einzige Identifikation, bei der das Ego sich sicher fühlt, weil die Verletzlichkeit des Körpers sein bestes Argument dafür ist, dass wir nicht von GOTT sein können. Das ist die Überzeugung, die das Ego eifrig fördert. Dem Geist - dem das Ego sagt, dass er eigentlich ein Teil des Körpers und dass der Körper sein Beschützer ist - wird ebenfalls gesagt, der Körper könne ihn nicht schützen. Deshalb fragt der Geist: „Wohin kann ich mich um Schutz wenden?“, worauf das Ego antwortet: „Wende dich an mich.“ Der Geist erinnert das Ego nicht grundlos daran, dass es selbst darauf bestanden hat, mit dem Körper identifiziert zu werden, weshalb es keinen Sinn ergibt, sich um Schutz an es zu wenden. Das Ego hat darauf keine wirkliche Antwort, weil es keine gibt, aber es hat dennoch eine Lösung, die für es typisch ist. Es löscht die Frage aus dem Bewusstsein des Geistes aus. Wenn man sein Imperium auf einer Lüge aufgebaut hat, lautet das oberste Gesetz: Vergiss die Lüge.
Jesus Botschaft in Ein Kurs in Wundern ist eindeutig und klar: "Nicht Lebenswille, sondern Todeswunsch ist die Motivation für diese Welt. Ihr einziges Ziel ist, zu beweisen, dass Schuld wirklich ist. Kein weltlicher Gedanke, keine weltliche Handlung und kein weltliches Gefühl haben eine andere Motivation als diese. Dies sind die Zeugen, die hervorgerufen werden, damit man ihnen Glauben schenke und sie dem System, für das sie sprechen und das sie vertreten, Überzeugungskraft verleihen. Und jeder hat viele Stimmen, die in verschiedenen Sprachen zu dir und deinem Bruder sprechen. Und dennoch ist die Botschaft für beide dieselbe. Schmücken des Körpers sucht zu zeigen, wie schön die Zeugen für die Schuld sind. Sorgen um den Körper zeigen auf, wie gebrechlich und verletzlich dein Leben ist und wie leicht das zerstört wird, was du liebst. Depression redet vom Tod und von der Eitelkeit einer wirklichen Sorge um überhaupt irgendetwas."(EKIW: Kapitel 27, I. 6. 3.-10.)
Im Kurs heißt es weiters: "Vergiss nicht, dass das Ego den Körper dem Ziel der Sünde hingegeben hat und seinen ganzen Glauben in ihn setzt, dass dies erreichbar ist. Seine traurigen Jünger singen ohne Unterlass ein Loblied auf den Körper, während sie feierlich des Ego Herrschaft zelebrieren."(EKIW: Kapitel 19, IV. B. 16. 2.-3.)
“Sünde ist Wahnsinn. Sie ist das Mittel, durch das der Geist verrückt gemacht wird und Illusionen den Platz der Wahrheit einnehmen zu lassen sucht. Da er verrückt ist, sieht er Illusionen, wo die Wahrheit sein sollte und wo sie wirklich ist. Die Sünde gab dem Körper Augen, denn was gibt es, das die Sündenlosen sehen möchten? Wozu bedürfen sie der Anblicke oder Geräusche oder der Berührung? Was möchten sie hören, oder wonach möchten sie greifen? Was möchten sie denn überhaupt empfinden? Empfinden ist nicht erkennen. Und die Wahrheit kann nur mit Erkenntnis und mit sonst nichts erfüllt sein.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, ZWEITER TEIL, 4. 1.)
Die Tatsache, dass Stolz und Angriff durch das Ego motiviert sind, ist noch relativ leicht zu verstehen und zu akzeptieren, aber wenn es um die Frage der Lust, d. h. des körperlichen Vergnügens, geht, wird es schwierig. Wir leben in einer Zeit, in der dem körperlichen Vergnügen viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Körperliches Vergnügen wird praktisch mit einem lebenswerten Leben gleichgesetzt. Was wir nicht in das Thema Essen und Trinken investieren, an Raum, Zeit und Aufmerksamkeit. Wir haben es auch zu einer Geschichte des persönlichen Images gemacht. Wir identifizieren uns mit unseren Kochkünsten, präsentieren uns mit ihnen in Form von Food-Blogging und sind stolz auf unsere Expertise bei alkoholischen Getränken.
Auch die Inszenierung von sexuellem Vergnügen erlebt derzeit einen nie dagewesenen Höhepunkt in Bezug auf ihre Verbreitung in allen Bevölkerungsschichten. Die Konditionierung unserer Zeit besteht darin, extrovertiert zu sein, uns also nach außen zu orientieren, auch sexuell. Dies zeigt sich auch im "zur Schau stellen" der Genitalien. Die nahezu vorgeschriebene Mode, alle Schamhaare zu entfernen, dient als Reiz und als "Sensation". Die Intimrasur ist ein seltsamer, verdrehter Trend, der unsere sexuelle Unreife zeigt. Erwachsene versuchen, die Unreife von Kindern zu imitieren, um sexuelle Signale auszusenden.
Wohin man schaut auf der Welt - so viel Schmachten, so viel Lüsternheit nach Sex. Das liegt nicht etwa daran, dass die Welt sexueller geworden wäre, sondern daran, dass wir nicht einmal mehr den Sex als totalen Akt genießen können. Früher war die Welt sexueller. Darum gab es dieses Schmachten nach Sex damals noch nicht. Dieses Schmachten zeigt, dass das Echte fehlt und nur das Unechte da ist. Das gesamte moderne Denken ist nur deswegen so sexuell, weil selbst der Sexakt in den Kopf verlagert worden ist. Er ist mental geworden: Wir denken darüber nach!
All dies zeigt einfach nur auf, dass die Verherrlichung des Körpers der zentrale Götzendienst unserer Zeit ist. Jede Beziehung, in die der Körper Einlass findet, gründet nicht auf Liebe, sondern auf Götzendienst. Wir haben den Körper zu unserem Gottesersatz gemacht. Zum Glück kann der HEILIGE GEIST alles für unsere Erlösung verwenden, was das Ego gemacht hat. Gerade die immer beliebter werdenden BDSM-Erfahrungen, also kontrollierte Lust, die weh tut, lassen uns erkennen, dass Lust und Schmerz dasselbe sind. Sie sind außerdem ein wunderbares Symbol für die Verwechslung von Freude und Schmerz, der das Ego unterliegt, und seinem ständigen Versuch, seine Welt zu kontrollieren.
Das Ego wechselt vom Schmerz zu Lust und wieder hin zum Schmerz. Lust und Schmerz sind dasselbe, weil sie den gleichen Zweck teilen. Sie überbringen eine Botschaft nur: »Du bist hier in diesem Körper, und du bist verletzlich. Du kannst Lust auch haben, aber nur zum Preis des Schmerzes.« Lust und Schmerz sind gleich unwirklich, weil ihr Zweck nicht erreicht werden kann. So sind sie denn Mittel für nichts, denn sie haben ein Ziel ohne Bedeutung. Und sie teilen die Bedeutungslosigkeit ihres Zweckes.
“Der HEILIGE GEIST wird dich nur so führen, dass Schmerz vermieden wird. Sicher hätte niemand etwas gegen dieses Ziel einzuwenden, wenn er es begreifen würde. Das Problem liegt nicht darin, ob das, was der HEILIGE GEIST sagt, wahr ist, sondern ob du hören willst, was ER sagt. Du begreifst ebenso wenig, was schmerzhaft ist, wie du erkennst, was Freude bereitet, und neigst in der Tat sehr dazu, beides zu verwechseln. Die Hauptfunktion des HEILIGEN GEISTES besteht darin, dich zu lehren, sie zu unterscheiden. Was dir Freude bereitet, ist schmerzhaft für das Ego, und solange du Zweifel darüber hegst, was du bist, wirst du Freude und Schmerz verwechseln. Diese Verwechslung ist die Ursache der ganzen Idee des Opferns. Gehorche dem HEILIGEN GEIST, und du wirst das Ego aufgeben. Dabei wirst du aber nichts opfern. Im Gegenteil, du wirst alles gewinnen. Wenn du das glaubtest, gäbe es keinen Konflikt.” (EKIW: Kapitel 7, X. 3.)
Wenn wir den Zustand, den das Ego als Freude bezeichnet, genauer betrachten, können wir sehr deutlich erkennen, dass hier etwas nicht stimmt. Das Ego empfindet Freude, wenn es beispielsweise im sportlichen Wettkampf gewinnt. Aber jeder Gewinn ist gleichzeitig der Verlust des Gegners, jeder Wettkampf ist Krieg, und das spiegelt sich in den Gesichtern der vermeintlichen Sieger wider - es ist nicht wirklich Freude, es ist Schmerz:
Der erste Schritt ist es nun mal, zu erkennen, dass all die körperliche Befriedigung uns nicht wirklich befriedigt. Wir können uns ehrlich folgende Fragen stellen: Hat mich körperliche Befriedigung wirklich jemals dauerhaft befriedigt? Oder ist nicht gerade diese Triebkraft der unerfüllten körperlichen Wünsche, mein Gefängnis? Ist meine Suche nach körperlicher Befriedigung im Hamsterrad der Illusionen nicht auf Dauer ermüdend? Ist meine Gefangenschaft im körperlichen Verlangen wirklich mein freier Wille? Welche Stimme in meinem Inneren ist das, die mir von diesem Körper, der von Anfang an auf die Verwesung zusteuert, Befriedigung verspricht?
In Lektion 190 bringt es Jesus folgendermaßen auf den Punkt: “Schmerz ist das Lösegeld, das du freudig bezahlt hast, um nicht frei zu sein.”
Selbst dann, wenn wir gehört haben - es Teil unseres Wissens, unseres übernommenen Wissens ist, dass wir nicht der Körper sind -, so entspricht dies nicht unserer tatsächlichen Erfahrung und ist daher kein wirkliches Wissen im Sinne von Erkenntnis. Auf dem Weg des spirituellen Erwachens müssen wir uns also zunächst der Tatsache stellen, dass wir uns nur als Körper kennen. Das wird eine große Spannung in uns auslösen; und nur um diese Spannung zu verdecken, haben wir uns dieses konzeptionelle “Wissen” zugelegt. Wir glauben gerne, nicht der Körper zu sein, leben aber immerzu als der Körper. So sind wir gespalten, und so wird unser ganzes Dasein unauthentisch, pseudohaft.
Tatsächlich ist das ein paranoider Zustand. Wir leben als Körper, denken und reden aber als Seele, und so kommt es zum Konflikt, und so leben wir innerlich aufgewühlt, in einem tiefen Unwohlsein, das sich nicht überbrücken lässt. Stellen wir uns also zunächst der Tatsache, dass wir überhaupt keine Ahnung von der Seele, vom SELBST haben - wir kennen meist nichts anderes als den Körper. Das wird einen sehr unangenehmen Zustand in uns hervorrufen. Alles Verborgene wird an die Oberfläche steigen. Indem wir uns diese Tatsache - noch mit dem Körper identifiziert zu sein - eingestehen, wird es herausfordernd, aber durch dieses Befinden müssen wir hindurch. Nur so können wir kennen lernen, was Identifikation mit dem Körper heißt.
Die Morallehrer predigen immer, man solle nicht am Körper hängen; aber das, worauf es hier ankommt, nämlich was “am Körper hängen” tatsächlich bedeutet, ist uns meist unbekannt. Das Hängen am Körper ist eine tiefe Identifikation mit dem Körper; aber zunächst müssen wir erkennen, was es mit dieser Identifikation auf sich hat. Schieben wir also all unser konzeptionelles Wissen einmal beiseite, das uns das illusorische Gefühl verliehen hat, eine Seele zu sein. Erkennen wir, dass wir nur eines kennen, nämlich den Körper. Inwiefern kann das einen inneren Aufruhr, eine verborgene Hölle im Inneren entfesseln?
Im Moment, in dem wir erkennen, dass wir erfahrungsgemäß nur der Körper sind, erkennen wir zum ersten Mal die Anbindung. Zum ersten Mal begreifen wir mit vollem Bewusstsein die erfahrungsgemäße Tatsache: Dieser Körper, der geboren wird, und dieser Körper, der sterben wird, als das empfinden wir uns. Damit entfallen alle falschen Vorstellungen.
Solange wir uns nicht erlauben zu erkennen, was Körperbindung heißt, und solange wir nicht wissen, was Körperbindung heißt, und solange wir nicht deren ganzes Unglück und deren ganze Hölle durchleiden, können wir nicht von ihr ablassen. Wie sollten wir das können? Wir können nur dann von etwas ablassen, wenn es sich als Krankheit erweist, wenn es sich als schwere Last erweist, wenn es sich als Hölle erweist. Nur dann können wir davon ablassen.
Diese Bindung hat sich meist noch nicht als die Hölle entpuppt, da mögen Buddha und Jesus sagen, was sie wollen; sie mögen noch so viel predigen, dass wir nicht der Körper sind, aber wir empfinden das nicht so. Nur deshalb können wir immer wieder fragen, wie man davon loskommen kann, wie man sich der Bindung entziehen kann, wie man über diese Bindung hinausgelangen kann. Nach dem “wie” fragen wir nur, weil wir nicht wissen, was Bindung überhaupt ist.
Und in dem Moment, in dem wir uns aus der Identifikation mit dem Körper lösen, werden wir erkennen, dass wir überall sind. Nur aufgrund dieser Identifikation mit dem Körper wegen haben wir das Gefühl, vom Körper eingeschränkt zu sein. Es ist nicht der Körper, der uns einschränkt, sondern unsere Bindung an ihn, unsere Identifikation mit ihm. Es ist nicht der Körper, der eine Sperre zwischen uns und der Wirklichkeit bildet, sondern unsere Bindung an ihn, unsere Identifikation mit ihm.
In dem Moment, in dem wir uns tatsächlich aus der Identifikation mit dem Körper lösen, kommt blitzartig die Erkenntnis: “Ich bin überall.” Wir bekommen ein ozeanisches Gefühl, unser Bewusstsein existiert ohne festen Ort. Unser Bewusstsein existiert, ohne irgendwo angebunden zu sein. Wir werden genau wie ein Himmel, der alles umfasst: Alles ist in uns. Unser Bewusstsein hat seine unendliche Möglichkeit entfaltet. Und: Wer überall ist, ist voller Freude.
Auf einen Ort eingeschränkt, werden wir unglücklich sein, denn wir sind immer größer als der Raum, auf den wir eingeschränkt werden. Darin besteht unser Unglück - es ist, als würden wir uns in eine kleine Schale zwängen, als würde der Ozean in einen kleinen Topf zusammengepfercht. Da kann das Unglück nicht ausbleiben. Das ist unser Unglück, und jedes Mal, wenn dieses Unglück spürbar geworden ist, meldet sich die Suche nach Erleuchtung, die Suche nach dem GRENZENLOSEN. Die Suche nach Erleuchtung bedeutet die Suche nach Freiheit.
In einem begrenzten Körper kann man nicht frei sein, irgendwo sind wir Sklaven. Frei sein kann man nur nirgendwo oder überall. Diese Freiheit ist existentiell. Diese Freiheit ist total. Darum wird sie in Indien moksha genannt - totale Freiheit. Und nur dann können wir voller Freude sein. Freude und Seligkeit sind nur möglich, wenn wir total frei sind. Wirklich, total frei sein bedeutet Freude. Unglück existiert also in Schranken, und Seligkeit existiert in einem Reich ohne Grenzen, in einer Daseinsweise ohne Grenzen.
Wahre Freude hat nichts mit Vergnügen zu tun. Es ist wichtig, dies zu verstehen: Freude ist nicht Genuss. Genuss wird uns durch die Sinne zuteil; Freude überkommt uns dadurch, dass wir un-sinnlich werden. Genuss erfahren wir durch den Körper; Freude erfahren wir, wenn wir nicht mehr der Körper sind. Wenn für einen Augenblick der Körper verschwunden ist und wir einfach nur reines Bewusstsein sind, dann überkommt uns Freude. Wenn wir der Körper sind, können wir Genuss erfahren; er kommt immer über den Körper. Schmerz und Genuss sind durch den Körper erfahrbar. Freude ist nur dann möglich, wenn wir nicht der Körper sind.
Das passiert auch im Alltag, auch durch Zufall. Wir lauschen einer Musik - und plötzlich ist die Schwerkraft weg. Wir sind so sehr darin aufgegangen, dass wir unseren Körper vergessen haben. Wir sind ganz von der Musik erfüllt, und wir sind eins geworden mit der Musik. Da ist keiner mehr, der ihr zuhört: Der Hörende und das Gehörte sind eins geworden. Nur noch Musik existiert; wir sind nicht mehr. Wir haben uns ausgedehnt; jetzt fließen wir mit den Einzeltönen dieser Musik, jetzt haben wir keine Grenzen mehr. Die Töne lösen sich immerzu in Stille auf, und wir lösen uns mit ihnen in Stille auf. Der Körper ist vergessen.
Wenn wir mit dem Kurs üben und uns in Lektion 211 sagen, “Ich bin kein Körper. Ich bin frei. Denn ich bin nach wie vor, wie GOTT mich schuf. Ich bin der heilige SOHN GOTTES SELBST.”, dann dient dies zuerst einmal dazu, uns unserer Gefangenschaft bewusst zu werden und zu erkennen, dass unser gegenwärtiger Zustand nicht der des heiligen SOHN GOTTES SELBST sein kann. Dies führt zu einer weiteren wichtigen Erkenntnis: Ganz offensichtlich entscheiden wir uns gerade dazu, nicht der heilige SOHN GOTTES SELBST zu sein. Mit dieser Erkenntnis befreien wir uns aus der Opferrolle und erkennen unsere ungeheure Macht an, auch wenn wir sie im Moment noch gegen uns zu verwenden scheinen. Hätten wir uns nicht selbst verletzt, könnten wir niemals in irgendeiner Weise leiden, denn das ist nicht der WILLE GOTTES für SEINEN SOHN. Erlösung bedeutet, zu erkennen, dass der heilige SOHN GOTTES sich nicht selbst verletzen kann.
Der grundlegende Wunsch des Ego ist, GOTT zu ersetzen. Tatsächlich ist das Ego die physische Verkörperung dieses Wunsches. Denn dieser Wunsch ist es, der den Geist mit einem Körper zu umgeben scheint, der ihn getrennt hält und allein sein lässt sowie unfähig, einen anderen Geist anders als durch den Körper zu erreichen, der gemacht ward, um ihn einzusperren. Durch die Identifikation mit einem Körper verhindert das Ego die Entfaltung wahrer Kommunikation. Das Ego versucht mit allen Mitteln die von einem Körper auferlegten Begrenzungen aufrechtzuerhalten. Aber solange der Körper im Mittelpunkt unseres Selbstkonzeptes steht, greifen wir GOTTES Heilsplan an und hegen Groll gegen IHN und SEINE Schöpfung, um der Wahrheit STIMME nicht zu hören und sie nicht als FREUND willkommen zu heißen.
Jesus lehrt in EKIW folgendes:
“Man kann unmöglich Vergnügen durch den Körper suchen und nicht Schmerz finden. Es ist ganz wesentlich, dass diese Beziehung verstanden wird, denn sie ist eine, die das Ego als Beweis der Sünde sieht. Sie hat in Wirklichkeit überhaupt nichts mit Strafe zu tun. Sie ist bloß die unvermeidliche Folge davon, dass du dich mit dem Körper gleichgesetzt hast, und das ist die Einladung an den Schmerz. Denn es lädt die Angst ein, einzutreten und dein Ziel zu werden. Und mit ihr muss die Anziehungskraft der Schuld eintreten und alles, was die Angst den Körper zu tun anweist, ist deshalb schmerzvoll. Es wird den Schmerz aller Illusionen teilen, und die Illusion des Vergnügen wird dasselbe sein wie Schmerz.
Ist das nicht unvermeidlich? Auf Befehl der Angst wird der Körper der Schuld nachgehen und dadurch seinem Herrn dienen, dessen Hingezogensein zur Schuld die gesamte Illusion seiner Existenz aufrechterhält. Das also ist die Anziehungskraft des Schmerzes. Von dieser Wahrnehmung beherrscht, wird der Körper zum Diener des Schmerzes, sucht ihn pflichtbewusst und gehorcht der Idee, dass Schmerz Vergnügen ist. Genau diese Idee liegt der gesamten riesigen Investition des Ego in den Körper zugrunde. Und genau diese wahnsinnige Beziehung hält es versteckt, während es sich davon nährt. Dich lehrt es, dass des Körpers Vergnügen Glück ist. Bei sich aber flüstert es: »Sie ist der Tod.«”
Die Identifikation mit dem Körper ist die Grundlage all der täglichen Angriffe und Kriege. Wer könnte ohne Körper angreifen und wer angegriffen werden? Wer könnte Sieger sein? Wer könnte Verlierer sein? Wer könnte Opfer sein? Und wer der Mörder? Der ganze Kampf zwischen Mann und Frau basiert auf der Identifikation mit dem Körper. Letztlich ist es die Idee von männlich und weiblich, aus dem dualistischen Gedankensystem des Egos, die auf der Ebene der Form als männlicher und weiblicher Körper zum Ausdruck kommt. In der Form gibt es nur Unterschiede, Gleichheit in der Form ist unmöglich - und davon lebt das Ego. Die gegenwärtig sehr populäre Idee einer vom Körper unabhängigen Geschlechtsidentität zeigt deutlich, dass das Geschlecht eine Idee im schlafenden Geist ist. Der Körper ist an sich die Projektion dieser Idee, aber ein fragmentierter und verwirrter Geist kann sich selbst darüber im Unklaren sein. Hinter dem Versuch, das biologische Geschlecht des Körpers den persönlichen Vorstellungen anzupassen, verbirgt sich die Hoffnung, den Konflikt auf die Ebene des Körpers begrenzen zu können, ohne sich mit dem Konflikt im Geist auseinandersetzen zu müssen.
Das Ego lenkt uns immer wieder mit seinem Versuch, das Unmögliche zu erreichen vom Möglichen, das heißt vom Wiedererkennen unserer Wirklichkeit ab. Und so versucht das Ego, Gleichheit auf der Ebene der Form - auf der Ebene der Körper - herzustellen. Doch Gleichheit auf der Ebene der Form ist unmöglich. Selbstverständlich muss es Gleichheit vor dem Gesetz für Männer und Frauen geben, aber das wird in dieser Welt niemals zu Gleichheit im Ausdruck führen. Es wird immer Berufe und Tätigkeiten geben, die von Männern oder von Frauen dominiert werden. Zum Höhepunkt ihrer weltlichen Schöpferkraft gelangt eine Frau dadurch, dass sie Mutter wird. Der Mann kann nicht Mutter werden - das ist biologisch ausgeschlossen, und die Lücke schmerzt ihn. Um die Lücke zu stopfen, stellt er alles Mögliche an und so haben sich Männer immer schon in schöpferischen Berufen, beispielsweise als Philosophen, Dichter und Architekten, hervorgetan - aber selbst der kreativste Mann erfährt nie oder nur ganz selten eine solche Erfüllung, wie die Frau sie erfährt, wenn sie zur Mutter wird. Und solange wir uns noch mit unserem Körper identifizieren und auf dem spirituellen Weg mit Körper- und Energieübungen arbeiten, werden auch die Techniken (Yoga, Tantra) für Männer und Frauen unterschiedlich sein. Gleichheit kann es nur jenseits der Dualität und damit jenseits der Körper geben. Darum geht es auf dem spirituellen Weg, über den Körper hinauszugehen, über den Körper hinwegzusehen und sich nicht von ihm ablenken zu lassen.
Jesus spricht im Kurs auch sehr deutlich über unseren Versuch, andere Menschen durch unseren Körper anzuziehen, und über unser Bestreben, unseren Körper zu schmücken, um für andere Menschen noch attraktiver zu sein. Wenn Jesus in diesem Zusammenhang davon spricht, dass wir unseren Körper hassen, dann bezieht er sich auf den Zustand der Ego-Identifikation, und natürlich ist dieser Hass in diesem Zustand meist unbewusst:
“Sieh dir den ganzen Flitter an, dazu gemacht, den Körper zu behängen, ihn zu bedecken oder von ihm gebraucht zu werden. Sieh all die unnützen Dinge, dazu gemacht, dass seine Augen sie erblicken. Denk an die vielen Angebote für seine Lust, und erinnere dich daran, dass sie alle dazu gemacht sind, um etwas schön erscheinen zu lassen, was du hasst. Möchtest du dieses verhasste Ding einsetzen, um deinen Bruder zu dir hinzuziehen und seines Körpers Augen anzulocken? Lerne, dass du ihm nur eine Dornenkrone bietest, die du nicht als das erkennst, was sie ist, und dass du versuchst, deine eigene Deutung ihres Wertes dadurch zu rechtfertigen, dass er sie annimmt. Dabei verkündet die Gabe doch, für wie wertlos du ihn hältst, wie auch sein Annehmen und sein Entzücken den Mangel an Wert bestätigen, den er sich selber beimisst.” (EKIW: Kapitel 20, II. 1.)
Die Dualität von männlich und weiblich ist eine der zentralen Ego-Strategien, um uns von der Wahrheit abzulenken. Alle großen Religionen haben versucht, dem zu entkommen, indem sie Männer und Frauen getrennt haben, indem sie Klöster gegründet haben, jeweils nur für ein Geschlecht. Das hat nicht wirklich funktioniert, weil gerade diese Trennung wiederum nur die Dualität und damit die Trennung bestätigt. Trennung kann nicht durch Trennung überwunden werden. Da das Ego immer nur die Vergangenheit wiederholt, ist es nicht verwunderlich, dass auch in modernen spirituellen Kreisen immer wieder die Vorstellung von männlicher oder weiblicher Spiritualität auftaucht. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen männlich und weiblich, das ist das Wesen der Dualität. Doch genau deshalb geht es auf dem spirituellen Weg darum, über die Dualität hinauszugehen, die Dualität zu transzendieren. Wenn also ein spirituelles Konzept den Unterschied zwischen männlich und weiblich betont, ist es offensichtlich vom Ego dominiert. Sehen wir unseren Bruder als geschlechtliches Wesen an, so sind seine Kraft und Herrlichkeit für uns “verloren” und ebenso die unsere.
“Es ist unmöglich, deinen Bruder sündenlos zu sehen und ihn dennoch als Körper zu betrachten. Stimmt das nicht völlig mit dem Ziel der Heiligkeit überein? Denn Heiligkeit ist lediglich die Folge davon, die Wirkungen der Sünde aufheben zu lassen, damit das, was immer wahr war, wiedererkannt wird. Einen sündenlosen Körper sehen ist unmöglich, denn Heiligkeit ist positiv, der Körper aber lediglich neutral. Er ist nicht sündig, aber ebenso wenig ist er sündenlos. Als nichts, das er ist, kann der Körper nicht bedeutungsvoll mit Eigenschaften CHRISTI oder des Ego ausgestattet werden. Das eine wie das andere muss ein Irrtum sein, denn beides legt die Eigenschaften dorthin, wo sie nicht sein können. Und beides muss zum Zweck der Wahrheit aufgehoben werden.” (EKIW: Kapitel 20, VII. 4.)
Gleichzeitig wird uns von Jesus ein Hinweis gegeben, wie wir das am besten tun können: “Deine Frage sollte nicht lauten: »Wie kann ich meinen Bruder ohne Körper sehen?« Frage nur: »Ist es wirklich mein Wunsch, ihn sündenlos zu sehen?« Und vergiss beim Fragen nicht, dass seine Sündenlosigkeit dein Entrinnen aus der Angst ist.”(EKIW: Kapitel 20, VII. 9. 1.-3.)
Wenn wir uns einmal für die Umkehr, also für die SÜHNE entschieden haben, werden wir den Körper eine Zeitlang immer noch sehen, aber nicht ausschließlich, so wie er in der Ego-Identifikation gesehen wird. Haben wir den Übergang in der Betrachtungsweise der Wirklichkeit einmal absolviert, ist der Wert des Körpers in unserer Sicht derart gemindert, dass wir überhaupt keine Notwendigkeit mehr sehen werden, ihn aufzubauschen. Wir begreifen dann, dass der einzige Wert, den der Körper hat, der ist, uns in die Lage zu versetzen, unsere Brüder mit uns zum Erwachen zu begleiten und gemeinsam mit ihnen befreit zu werden.
GEIST und Körper
“Der Körper wurde nicht von der Liebe gemacht. Die Liebe aber verurteilt ihn nicht und kann ihn liebevoll verwenden, indem sie respektiert, was GOTTES SOHN gemacht hat, und es verwendet, um ihn von Illusionen zu erlösen.” (EKIW: Kapitel 18, VI. 4. 6.&7.)
Der HEILIGE GEIST deutet den Körper nur als Kommunikationsmittel. Das Ego trennt durch den Körper. Der HEILIGE GEIST dehnt SICH durch ihn zu anderen aus. Wir nehmen unsere Brüder nicht wie der HEILIGE GEIST wahr, weil wir Körper nicht ausschließlich als Mittel betrachten, um Geister zu verbinden. Die richtige Deutung des Körpers verändert unser Denken über seinen Wert völlig. Von sich aus ist er wertlos. Im Dienste des Vereinens wird er zu einer wunderschönen Lektion in Kommunion, die so lange Wert hat, bis Kommunion ist. Wenn wir den Körper einzig und allein als Mittel zur Kommunikation in SEINEM Sinne verwenden, dann dient auch der Körper dem HEILIGEN GEIST. Wir können den Körper jedoch nicht zum Tempel des HEILIGEN GEISTES machen, und er wird nie der Sitz der Liebe sein. Er ist das Heim des Götzendieners und der Verurteilung der Liebe. Der Tempel des HEILIGEN GEISTES ist kein Körper, sondern die heilige Beziehung.
Das Ego versteht nicht, was Kommunikation bedeutet. Das Aussprechen des Geplappers unserer privaten Gedanken ist nicht Kommunikation in SEINEM Sinne - ist nicht Kommunion. Wir brauchen auch beim Reden einen Geisteszustand innerer Stille, um auf den HEILIGEN GEIST hören zu können und IHN durch uns sprechen zu lassen. Das Ziel der vom HEILIGEN GEIST inspirierten Kommunikation ist es, über die zwischenmenschliche Kommunikation hinauszugehen und in die Gemeinschaft mit dem EINEN zu gelangen.
Offenbarung führt zu einer vollständigen, aber vorübergehenden Aufhebung von Zweifel und Angst. Sie repräsentiert die ursprüngliche Form der Kommunikation zwischen Gott und SEINEN Geschöpfen, wobei sie ein äußerst persönliches Gefühl der Nähe zur Schöpfung mit sich bringt, welches der Mensch versucht, in körperlichen Beziehungen zu finden. Doch körperliche Nähe kann dies nicht zustande bringen. Wunder hingegen vereinen Brüder und Schwestern unmittelbar miteinander. Wunder sind wahrhaft zwischenmenschlich und führen zu wirklicher Nähe zu anderen. Diese können von einem Ich-bezogenen Bewusstsein als Impulse zur körperlichen Befriedigung missverstanden werden. Körperliche Impulse sind jedoch fehlgeleitete Wunderimpulse.
Wenn wir unseren Bruder als Körper wahrnehmen, ist dies ein Ausdruck unseres kranken Geistes. Wenn wir darüber hinaus den körperlichen Gesundheitszustand eines Menschen als Maßstab für die Beurteilung seines Geisteszustandes nehmen, begehen wir einen Doppelfehler. Es ist offensichtlich, dass Menschen, deren Geist voller Angriffsgedanken ist, einen medizinisch gesunden Körper besitzen können und andererseits Menschen mit einem gesundheitlich beeinträchtigten Körper wahre Lichtgestalten sein können, wie beispielsweise Ramana Maharshi, weil sie ihren Körper für den einzig wahren Zweck einsetzen - als Kommunikationsmittel für die Stimme für GOTT.
“Gesundheit wird als natürlicher Zustand von allem gesehen, wenn die Deutung dem HEILIGEN GEIST überlassen wird, DER keinen Angriff auf irgend etwas wahrnimmt." (EKIW: Kapitel 8, VIII. 9. 8.)
“Krankheit ist eine Forderung, dass der Körper etwas sei, das er nicht ist. Seine Nichtigkeit verbürgt, dass er nicht krank sein kann. In deiner Forderung, er solle mehr als das sein, liegt die Idee der Krankheit.” (EKIW: Kapitel 29, III. 8. 1.-3.)
Nur die fragmentierte Wahrnehmung des Ego-Geists sieht überhaupt kranke Körper. Die holistische Sicht des berichtigten Geistes, die Schau CHRISTI, sieht nur Einheit, sieht GOTT in allem. Lektion 270 “Ich will des Körpers Augen heute nicht verwenden.” dient dazu, die Schau CHRISTI einzuladen. Diese Lektion entspricht der Aussage: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Ein Symbol für diese wahre Schau ist auch das sogenannte dritte Auge. Im Ego identifizierten Zustand benutzen wir die Augen des Körpers als Rezeptoren, im Zustand der Schau CHRISTI hingegen benutzen wir unser geistiges Auge als Projektor. Wir benutzen also unser geistiges Auge dazu, um die ganze Welt mit LIEBE zu erleuchten. In diesem Zustand sehen wir in allem nur GOTT, weil GOTT in unserem Geist ist.
“Gesundheit ist innerer Frieden.” (EKIW: Kapitel 2, I. 5. 11.)
Jesus verweist im Zusammenhang mit Krankheit auch auf Folgendes: "Eine der am schwierigsten zu erkennenden Versuchungen ist, eine Heilung anzuzweifeln, weil die Erscheinung von Symptomen andauert: Dies ist ein Fehler in Form von mangelndem Vertrauen."(EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 7. 4. 1.)
In der Bibel steht: „Das WORT (oder der Gedanke) ward Fleisch.“ Das ist unmöglich. Das Denken kann nicht Fleisch werden, da das Denken nicht körperlich ist. Das Denken ist Kommunikation, und dafür kann der Körper verwendet werden. Das ist die einzige natürliche Verwendung, die IHM gegeben werden kann. Den Körper unnatürlich anzuwenden heißt, den Zweck des HEILIGEN GEISTES aus den Augen zu verlieren und damit das Ziel SEINES Lehrplans misszuverstehen.
Schon Platon, also ungefähr 400 Jahre vor Christi Geburt, hat erkannt, dass die Seele als immaterielles Prinzip des individuellen Lebens unsterblich ist. Ihr Dasein ist von dem des Körpers gänzlich unabhängig; sie existiert vor seiner Entstehung und besteht nach seiner Zerstörung unversehrt fort. Der Körper ist, aus Platons Sicht, das “Gefäß”, die “Wohnstatt” der Seele, aber auch negativ ausgedrückt ihr “Grab” oder “Gefängnis” - eine berühmt gewordene Formulierung Platons. In einem Mythos vergleicht Platon die Seelenteile mit einem Pferdewagen. Deshalb wird der Körper im spirituellen Kontext oft als Fahrzeug der Seele bezeichnet. Das ist ein sehr gutes Symbol für ihn und so sollte er auch behandelt werden - wie ein Fahrzeug. Ein gesunder Geist identifiziert sich nicht mit seinem Fahrzeug. Für einen Geist, der sich mit dem Körper identifiziert, wird dieser zum Gefängnis und zum Grab.
“Verkünde deine Unschuld, und du bist frei. Der Körper verschwindet, weil du keinen Bedarf für ihn hast außer dem, den der Heilige Geist in ihm sieht. Dafür erscheint der Körper als eine nützliche Form für das, was der Geist zu tun hat. So wird er zum Gefährt, das dabei hilft, dass die Vergebung ausgedehnt wird bis hin zum alles einschließenden Ziel, das sie nach Gottes Plan erreichen muss.” (EKIW: Lektion 199, 4. 2.-5.)
In manchen Konzepten wird empfohlen, die Weisheit des Körpers zu entdecken. Wir müssten lernen, unserem Körper zu vertrauen und auf ihn zu lauschen, denn unser Körper weiß vieles und vergisst nicht, heißt es da. In der Logik dieser Vorstellung braucht es dann Körperarbeit, um seelische Konflikte zu lösen. Dies ist ein weiterer Ausdruck des Denksystems des Egos, das dem des reinen Geistes diametral entgegengesetzt ist. Ein weiteres Symbol des „Konflikts“ zwischen dem Ego und dem wahren SELBST. Der Ausweg aus dem Konflikt zwischen zwei entgegengesetzten Denksystemen ist eindeutig der, sich für das eine zu entscheiden und das andere aufzugeben.
Der Körper hat kein Wissen, der Körper hat keine Intelligenz, der Körper hat auch keine Bedürfnisse außer denen, die wir ihm zuschreiben. Der Körper an sich ist völlig neutral. Daher können wir den Körper sehr wohl als Mittel nutzen, um uns unbewusster Aspekte unseres Gedankensystems bewusst zu werden. Es lassen sich mithilfe des Körpers sowohl unterbewusste als auch überbewusste Informationen sichtbar machen, aber der Körper ist dabei immer nur das Mittel und nicht der Wissende. Der Körper ist ein Lernmittel.
“Ein Lernmittel ist kein Lehrer. Es kann dir nicht sagen, wie du dich fühlst. Du weißt nicht, wie du dich fühlst, weil du die Verwechslung des Ego akzeptiert hast und daher glaubst, dass ein Lernmittel dir sagen kann, wie du dich fühlst. [...] Wenn nur die Erkenntnis ein Sein hat und das Ego keine Erkenntnis hat, dann hat das Ego kein Sein.” (EKIW: Kapitel 8, VIII. 7.)
Zu versuchen eine Einheit von Körper, Geist und Seele herzustellen ist Wahnsinn. Geist und Körper können nicht beide existieren. Wir sollten daher nicht versuchen, die beiden zu versöhnen, denn jedes leugnet, dass das andere wirklich sein kann. Wenn wir ein Körper sind, dann ist unser Geist aus unserem Selbstkonzept verschwunden, weil er dann keinen Platz mehr hat, an dem er wirklich Teil von uns sein könnte. Sind wir reiner Geist, dann muss der Körper für unsere Wirklichkeit bedeutungslos sein.
“Der Körper stirbt ebenso wenig, wie er fühlen kann. Er tut nichts. Von sich aus ist er weder verweslich noch unverweslich. Er ist nichts. Er ist die Folge einer winzig kleinen Wahnidee der Verweslichkeit, die berichtigt werden kann.” (EKIW: Kapitel 19, IV. C. 5. 2.-6.)
Jede Nacht, wenn wir einen intensiven Traum haben, zeigt uns das, dass all die scheinbar körperlichen Erfahrungen nicht wirklich vom Körper erfahren werden. Selbst intensivste körperliche Erfahrungen lassen sich träumen, ohne dass der Körper daran beteiligt ist. Was braucht es mehr, als Beweis dafür, dass die Welt in unserem Bewusstsein stattfindet und wir auch im sogenannten Wachzustand nur träumen. Der Traum, den die Welt den Wachzustand nennt, ist nur etwas "physischer".
In Lektion 136 heißt es:
“Und du wirst aus dem Folgenden ersehen, dass du richtig geübt hast: Der Körper sollte gar nicht fühlen. Wenn du erfolgreich warst, dann wird keine Empfindung da sein, dich schlecht oder dich wohl zu fühlen, von Schmerz oder von Vergnügen. Im Geist ist überhaupt keine Reaktion auf das, was der Körper tut. Seine Nützlichkeit bleibt übrig, sonst nichts.”
Natürlich dauert es seine Zeit, bis unser gespaltener Geist in seinem Verlangen derart geeint ist, aber auf dem Weg dorthin ist es wichtig, das Ziel zu kennen und es nicht aus den Augen zu verlieren, sonst bewegen wir uns nur ewig im Kreis - im Teufelskreis um unser persönliches Selbst, dessen "Held" der Körper ist.
Sex
Die vom Ego erfundenen Begriffe "körperliche Liebe" und "körperliche Vereinigung" sind eine Lüge, denn Körper sind grundsätzlich nicht fähig zu lieben und Körper sind grundsätzlich nicht in der Lage sich zu vereinen, sie sind immer getrennt, wie nah sie sich auch sein mögen. Der Körper ist eine Grenze. Der Körper ist materialisierte Trennung. “Der Körper ist ein Zaun, den der SOHN GOTTES sich einbildet, gebaut zu haben, um Teile seines SELBST von anderen Teilen abzutrennen.”
Das Ego erkennt nicht, was es zu lehren versucht. Es versucht, uns zu lehren, was wir sind, ohne zu erkennen, was wir sind. Nur in der Verwirrung ist es ein Experte. Etwas anderes versteht es nicht. So ist es nicht verwunderlich, dass das Ego auch beim Thema Sex nur Verwirrung stiftet, indem es Sex entweder verteufelt und zur Sünde gegen GOTT macht, oder ihn verherrlicht und als Weg zu GOTT erscheinen lässt.
Zu Beginn des spirituellen Weges geht es also vor allem darum, das Thema Sex nicht überzubetonen und sich diesem Thema langsam tiefer gehend zu nähern. Sex nimmt in der Regel nur wenig Zeit in Anspruch im Vergleich zu all der Zeit, die uns zur Verfügung steht - warum also die ganze Aufregung darum? Wir haben noch so viel Zeit, um uns ganz auf die Wahrheit zu konzentrieren. Wir müssen nicht nur durch alle neun weltlichen Höllen gehen, sondern auch durch all das, was die Welt den siebten Himmel nennt. Erst dann können wir erkennen, dass diese Welt uns nicht das wahre Glück bringt, nachdem wir uns in der Tiefe unseres Herzens sehnen. Es gilt den Wandel durch den Wandel aufzuzehren. Das ist eine sehr tiefgründige Botschaft. Zehre den Sex durch Sex auf. Sperre dich nicht dagegen; sei entspannt. Denn Kampf führt zu Krampf, und Kampf führt zu Angst, zu Qual, und du verstörst dich dabei nur unnötig. Erst wenn wir erkennen, dass ein Orgasmus nur ein Pappenstiel ist, gegen die Offenbarung der Liebe GOTTES, sind wir überhaupt erst in der Lage, eine echte Entscheidung für GOTT zu treffen.
Es geht nicht um einen Kampf gegen das sexuelle Verlangen, fast zweitausend Jahre Christentum haben gezeigt, dass es so nicht funktioniert. Der Kern von allen Dingen, die die Welt als Süchte bezeichnet, ist Kontrolle. Etwas einer unsichtbaren Macht zu überlassen - nennen wir es das Quantenfeld, unser höheres Selbst oder GOTT - ist hingegen ein Vertrauensvorschuss, der uns hilft, den Versuch loszulassen, die Ergebnisse zu kontrollieren. Wie wir uns vorstellen können, führt der Verzicht auf den Versuch, das Verhalten zu kontrollieren, zu einem ganz anderen Fokus.
Tantra
Um diesen ganz anderen Fokus beim Thema Sex geht es auch im Tantra in seiner ursprünglichen Bedeutung, um die Vereinigung der dualen Pole von männlich und weiblich zur Einheit des Geistes und damit um das Eintauchen in die Erfahrung der absoluten Liebe, der Liebe GOTTES. Bei Oshos “Das Buch der Geheimnisse” handelt es sich um einen Kommentar zu einer alten tantrischen Schrift, das “Vigyan Bhairav Tantra”, die Shiva der indischen Mythologie zufolge der Welt übergeben hat. Diese fünftausend Jahre alte, indische Schrift über Meditation wird von vielen als der bedeutendste Text über Meditation angesehen. Tantra heißt "die Technik, die Methode, der Weg" und Vigyan Bhairav Tantra heißt "die Technik, über das gewöhnliche Bewußtsein hinauszugelangen". Vigyan heißt Bewußtsein, und Bhairav ist der Zustand jenseits des gewöhnlichen Bewußtseins und wird oft im Sinne von Gott verstanden. Diese Schrift enthält 112 Meditationstechniken und das große Versprechen, dass jeder Suchende dort die für ihn stimmige Meditation finden wird. Einige dieser Techniken sind für Menschen, die in der Vergangenheit gelebt haben, und einige für diejenigen, die in der Zukunft leben werden. Diese 112 Meditationen beziehen sich auf Menschen aller Art und berücksichtigen ihre unterschiedlichen Naturen und Temperamente. Sie erfordern keine große Intelligenz, um sie zu verstehen oder sie zu praktizieren. Aber lassen wir uns von ihrer Einfachheit nicht täuschen. Sie öffnen eine Tür zur Ewigkeit. Von diesen 112 Meditationstechniken haben nur 3 etwas mit Sex zu tun, und doch ist Sex das, was man im Westen am ehesten mit Tantra verbindet.
Tantra lehrt zum Thema Sex als Erstes, wie man in den Sex hineingeht, wie man ihn kennen lernt, wie man ihn fühlt, wie man zu der tiefsten Möglichkeit vordringt, die in ihm verborgen liegt.
Haben wir dieses Geheimnis erst einmal entdeckt, können wir es transzendieren; denn in einem tiefen sexuellen Orgasmus ist es in Wirklichkeit nicht der Sex, der uns Seligkeit beschert, sondern etwas anderes. Der Sex ist nur ein Auslöser. Etwas anderes gibt uns die Euphorie, die Ekstase. Dieses “etwas andere” lässt sich in drei Elemente gliedern. Aber wenn wir über diese Elemente sprechen, dann dürfen wir nicht glauben, dass wir sie allein aufgrund der Worte verstehen können. Sie müssen Teil unserer Erfahrung werden. Als bloße Begriffe sind sie nutzlos.
Aufgrund also von drei Grundelementen im Sex erreichen wir einen seligen Augenblick. Diese drei sind, erstens: Zeitlosigkeit. Wir transzendieren vollkommen die Zeit. Es gibt keine Zeit mehr. Wir vergessen die Zeit völlig. Wir sind nicht in ihr. Es gibt keine Vergangenheit, keine Zukunft. Die gesamte Existenz konzentriert sich auf hier und jetzt, genau diesen Augenblick. Dieser Augenblick wird zum einzigen wirklichen Augenblick. Wenn wir diesen Augenblick auch ohne Sex zum einzigen wirklichen Augenblick machen können, dann brauchen wir keinen Sex mehr. Dies geschieht durch Meditation.
Zweitens: Im Sex verlieren wir zum ersten Mal unser Ego - werden wir egolos. Also sind Leute, die sehr egoisch sind, immer gegen den Sex, denn im Sex müssten sie ihr Ego verlieren: Wir sind nicht mehr, genauso wenig der Partner. Wir und unser Partner - wir sind beide verschollen, sind in etwas anderem verloren. Eine neue Wirklichkeit entfaltet sich, eine neue Einheit beginnt zu existieren, in die sich die beiden alten hineinverloren haben - restlos verloren. Das Ego hat Angst: Wir sind nicht mehr da! Wenn wir ohne Sex zu einem Moment gelangen könnten, wo wir nicht mehr sind, dann wäre er nicht nötig.
Und drittens: Im Sex sind wir zum ersten Mal natürlich. Das Unwirkliche ist abgefallen; die Masken, die Fassaden sind abgefallen; die Gesellschaft, die Kultur, die Zivilisation ist von uns abgefallen. Wir sind Teil der Natur. So wie die Bäume, so wie die Tiere, so wie die Sterne, sind auch wir Teil der Natur. Wir sind von einem größeren Etwas umfangen. Wir treiben in ihm. Wir treiben dahin, von der Strömung erfasst.
Dies sind die drei Dinge, die uns die Ekstase schenken. Sex ist lediglich eine Situation, in der das natürlicherweise geschieht. Sobald wir Bescheid wissen und sobald wir diese Elemente zu fühlen vermögen, können wir diese Elemente unabhängig vom Sex herstellen. Alle Meditation ist im Wesentlichen die Erfahrung des Sex ohne Sex; aber wir müssen durch ihn hindurch. Es muss Teil unserer Erfahrung werden, darf nicht einfach nur als abstrakte Begriffe, Vorstellungen, Gedanken da sein. Tantra ist nicht für den Sex: Tantra heißt transzendieren. Aber transzendieren können wir nur durch Erfahrung - existentielle Erfahrung, nicht durch irgendeine Ideologie.
Die drei Sutras aus dem “Vigyan Bhairav Tantra” zum Thema Sex lauten folgendermaßen (aus Oshos “Das Buch der Geheimnisse”):
48
“Richte zu Beginn der sexuellen Vereinigung
alle Aufmerksamkeit auf das anfängliche Feuer.
Und indem du dies fortsetzt, vermeide die Asche am Ende.”
Sutra 48 bedeutet vereinfacht ausgedrückt: Strebe beim Sex nicht nach Entladung. Für den modernen westlichen Menschen ist der Sexakt eine Entladung. Überschüssige Energie führt zu Verspannungen, zu Erregung und erzeugt den Wunsch nach Entspannung. Die überschüssige Energie entlädt sich beim Sexakt und danach fühlt sich der Mensch etwas wohler. Doch dieses Wohlgefühl ist nur eine Art Schwäche. Wir halten diese Schwäche üblicherweise für Entspannung, doch diese Schwäche ist immer auch mit einer Form von Depression verbunden. Die Entspannung ist nur eine rein körperliche, sie kann nicht tiefer gehen.
Diese Sutra besagt: Hab es nicht eilig, verharre am Anfang, um ganz dort zu verweilen. Vergiss den Orgasmus und verweile im Moment, so wird die Begegnung zeitlos. Wer es nicht schafft, am Beginn des Sexaktes in der Gegenwart zu bleiben, der wird nie in der Gegenwart bleiben können. Bleib im gegenwärtigen Augenblick, ohne irgendwohin zu wollen und verschmelze. Bei dieser Form der Verschmelzung beginnt die Energie, sich im Kreis zu bewegen. Keine Energie geht verloren und die Begegnung wird zur Meditation.
Wenn wir es nicht eilig haben, den Akt abzuschließen, wird der Akt nach und nach immer weniger sexuell und immer mehr spirituell. Das Denken an Sex verschwindet immer mehr und es stellt sich eine ganz natürliche Form der Keuschheit ein, keine die durch Verdrängung oder Unterdrückung entsteht. Sie ist nicht das Gegenteil von Sex, sondern nur seine Abwesenheit. Das ist der entscheidende Unterschied zu jeder Form von religiös motivierter Enthaltsamkeit!
49
“Wenn deine Sinne in solcher Umarmung geschüttelt werden
wie Laub im Wind, dann geh in dies Schütteln hinein.”
Solange wir den Sexakt auf die Sexualorgane beschränken, können wir ihn unter Kontrolle halten, kann der Verstand das Steuer behalten. Wenn wir die Kontrolle loslassen, kann er sich über den ganzen Körper ausbreiten. Wir mögen zu zittern anfangen, wir mögen zu schreien anfangen, aber wir werden den Prozess nicht beherrschen können, wenn er sich einmal verselbständigt hat.
Also raus aus dem Verstand und rein ins Schütteln. So werden wir selbst zu diesem Schütteln. Dann sind da keine zwei Körper, zwei Köpfe mehr. Am Anfang sind da zwei schüttelnde Energien, aber am Ende ist da nur ein Kreis - nicht zwei. Als feste Körper sind wir aufgelöst, wir sind verflüssigt worden und fließen jetzt ineinander. Das private Denken ist fort, die Trennung ist fort.
50
“Und im Erinnern an die Vereinigung,
auch ohne Umarmung - die Verwandlung.”
Wenn wir die oben beschriebene energetische Kreis-Erfahrung einmal kennengelernt haben, dann ist selbst der Partner nicht mehr nötig. Dann wird das ganze Universum zum Partner. Tantra benutzt den Sex als Vehikel um immer tiefere Zustände zu erreichen. Der Sex wird zu einem Hilfsmittel um leer von privaten Gedanken zu werden.
Genau das ist was Tantra sagt: Sex ist zwar die tiefste Fessel; er kann aber als Vehikel zur höchsten Freiheit eingesetzt werden. Aber es gehört Weisheit dazu. Verurteile also nichts, sondern nutze es lieber. Der HEILIGE GEIST kann alles nutzen, was das Ego gemacht hat. Aber eines dürfen wir dabei nicht vergessen: Das Vehikel wird verschwinden und nur die Liebe GOTTES ist ewig da.
Neben diesen drei Sutras gibt es noch ein Sutra, das sich mit dem Verlangen - im Sinne weltlicher Begierden - beschäftigt und daher auch in diesem Zusammenhang hilfreich ist:
103
“Regt sich ein Verlangen,
gemahne dich mit deinem ganzen Bewusstsein,
es zu erkennen.”
Bei dieser Technik geht es vor allem um eines: unser gesamtes Bewusstsein. Worauf immer wir auch unser gesamtes Bewusstsein zu richten vermögen - es wird sich als transformierende Kraft erweisen. Wenn sich also in uns eine Begierde regt, dann sollten wir sie nicht bekämpfen. Das ist zwecklos. Niemand kann eine Begierde bekämpfen. Das ist dumm; denn sobald wir anfangen, etwas zu bekämpfen, das in uns ist, kämpfen wir damit gegen uns selbst, werden wir schizophren, werden wir zur gespaltenen Persönlichkeit. Fast jeder ist gespalten, fast jeder ist zersplittert und kämpft gegen sich selbst.
Tantra sagt: Bekämpft die Begierde nicht. Was aber nicht heißt, dass wir ihr zum Opfer fallen sollen. Was nicht heißt, dass wir uns ihr hingeben sollen. Tantra hat da eine sehr subtile Technik: Sobald die Begierde aufkommt, dann werden wir gleich von Anfang an mit unserem gesamten Bewusstsein hellwach. Schauen wir mit unserer Gesamtheit hin. Werden wir das Schauen, lassen den Schauenden los. Richten unsere gesamte Bewusstheit auf diese aufsteigende Begierde. Dies ist eine sehr subtile Methode, aber wunderbar. Sie wirkt regelrecht Wunder.
Dabei gilt es folgendes zu verstehen: Wenn die Begierde bereits aufgekommen ist, können wir nichts mehr machen. Dann wird sie ihren Lauf nehmen, wird sie ihren Kreis schließen, und wir können nichts machen. Aber ganz am Anfang lässt sich noch etwas machen: Lege dein geballtes Sein ins Hinschauen. Tu gar nichts sonst. Es ist weiter nichts nötig. Ein einziger, tiefer Blick mit deinem gesamten Sein - und das aufkeimende Verlangen löst sich restlos auf.
Und wenn ein Verlangen sich ohne Kampf auflöst, hinterlässt es uns so stark, mit einer so gewaltigen Energie, mit einer so ungeheuren Aufmerksamkeit. Wer kämpft, der wird unterliegen. Selbst wenn wir nicht nachgeben und wir das Verlangen besiegen, läuft es trotzdem aufs Gleiche hinaus. Alle Energie wird verpufft sein; wir werden uns frustriert fühlen. Ob wir nun gewinnen oder verlieren, so oder so werden wir am Ende geschwächt sein, denn das Verlangen hat mit unserer Energie gekämpft, und wir haben gleichfalls mit derselben Energie gekämpft. Der Kampf speiste sich aus derselben Quelle, also wird die Quelle nunmehr erschöpft sein, egal, was dabei herauskommt.
Wir dürfen nicht vergessen: Wir können das Reich GOTTES nicht mit Gewalt betreten. Doch für alle, die im Innern gewaltlos sind und gegen nichts ankämpfen, steht das Tor immerzu offen, war es nie verschlossen.
Neo-Tantra
Modernes Tantra, wie es im Westen gelehrt wird, dient meist nur dazu, die Dualität von männlich und weiblich zu betonen und aus dem Spiel dieser beiden Pole so viel Lust wie möglich zu ziehen. Dieses sogenannte Neo-Tantra ist eine kalifornische Erfindung der 60ger Jahre, aus der Notwendigkeit einer sexuellen Befreiung entstanden, in der sämtliche neue psychologische Richtungen der 60ger Jahre wie der Urschrei, die Gestalttherapie, … die Verwendung von Halluzinogenen zu einem auf Übungen basierenden Cocktail vermischt worden sind, die dem wahren tantrischen Weg diametral entgegengesetzt sind und mit der Erregtheit unserer Zeit vollkommen konform gehen. Es herrscht zurzeit eine derartige Verwirrung, eine derartige sexuelle Not, dass die Vorstellung, allein durch Sex zur Erleuchtung zu kommen dazu angetan ist, den allermeisten spirituellen Suchern zu gefallen.
Am spirituellen Weg geht es darum, uns ganz auf die Begegnung mit einem Bruder im Geiste einzulassen - um uns an unser Einssein zu erinnern. Das bedeutet, alle Masken, alle Selbstbilder, alle Rüstungen abzulegen und augenblicklich all unser technisches Wissen über Sex zu vergessen. Ein erster Schritt kann sein, uns von der Idee des Orgasmuss zu verabschieden und zur Idee des Orgasdarf überzugehen. Irgendwann werden wir den Wunsch haben, nur noch die LIEBE GOTTES auszudehnen, dann sehen wir uns selbst in dem anderen als vollkommen befriedigt durch unser gemeinsames zusammen SEIN. Ein bedingungsloses JA zum Bruder ist ein JA zu GOTT.
Es gibt kein körperliches Verlangen nach Sex. Der Körper hat keine Bedürfnisse außer denen, die wir ihm zuschreiben. Jegliches Verlangen entstammt dem Geist. Sex in einer liebenden Beziehung, die dem HEILIGEN GEIST gewidmet ist und vom HEILIGEN GEIST geleitet wird, ist in diesem Sinne ein Akt der Zuneigung und wird so lange sein, bis der Geist so sehr in der Absicht geeint ist, dass es kein Verlangen nach irgendeiner Form gibt. Wenn diese Wunschlosigkeit eintritt, geschieht wahrhaftig das Wunder der Versöhnung, und CHRISTUS erfüllt sich in der göttlichen LIEBE, in der Erkenntnis GOTTES. Das Wunder der Versöhnung transzendiert oder löst die Anziehung zur Schuld im schlafenden Geist auf.
Sex allein zum Zweck des Vergnügens und der sinnlichen Befriedigung ist eine Ego-Motivation, die versucht, die Realität des Körpers zu verstärken, und dies beinhaltet immer die Illusion von Schuld. Leider wird dieser Zusammenhang seit Jahrtausenden immer wieder missverstanden. Wer Sex als rein sinnliches Vergnügen genießt, ist kein Sünder, ist nicht schuldig. Auch in ihm sehen wir nur die völlige Unschuld, sehen wir den CHRISTUS. Nur wenn wir uns in die Situation des Betroffenen begeben, wenn wir also Sex nur als sinnliches Vergnügen nutzen, dann befinden wir uns im Ego-Denksystem und die Wurzel des Ego-Denksystems ist nun einmal Schuld. Der Körper mit all seinen Funktionen ist an sich völlig neutral, aber unsere Art zu denken - unsere Absicht - ist entweder die des reinen Geistes oder die des Egos, und wenn sie dem Ego entspricht, enthält es automatisch das Konzept der Schuld, und so werden wir uns schuldig fühlen und unsere Schuldgefühle nach außen projizieren. Immer wenn wir glauben Sünder zu sehen, befinden wir uns im Ego-Denksystem - im Glauben an Schuld und Sünde.
Im Kurs spricht Jesus über die Anziehungskraft von Schmerz und Vergnügen, was die Anziehungskraft des Körpers und der Welt mit einschließt - wenn man sich also im Erwachen vertieft, verflüchtigt sich das Verlangen nach allem, was in dieser Welt ist, und Freude strahlt von innen heraus! Alle scheinbaren Bedürfnisse oder Mängel sind in der göttlichen LIEBE verschwunden.
Wie der Tropfen getrennt vom Meer eine Oberflächenspannung hat, so haben wir irgendwo in unserem Unterbewusstsein diese diffuse Angst vor dem "Eindringen" oder "Verschmelzen" mit dem Göttlichen oder vor einem Beeinflusst- oder Besessenwerden von etwas oder jemand anderen, der mächtiger ist als wir. Es ist so, als würden wir auf unseren Ursprung zurückschauen und sowohl die Angst als auch gleichzeitig den Sog der Verbindung spüren, die wir nie wirklich durchtrennen können, weil wir nicht ohne unsere QUELLE leben können. Aber solange wir nicht bewusst wieder nach Hause wollen, bleibt diese Angst vor Verschmelzung in unserem Unterbewusstsein und vermischt sich mit dem Wunsch danach, wieder eins zu werden … Es ist wichtig, dass wir dies verstehen. Tief in unserem Unterbewusstsein haben wir einerseits Angst davor, dass sich etwas unserer bemächtigt, wovon wir wissen, dass es größer, weiter und stärker ist als wir, und andererseits sehnen wir uns danach. Diese Energie fließt in die Sexualität und nimmt dort Form an. Aus dieser Dynamik entstehen die Fantasien von benutzen und benutzt werden.
Wenn wir den Schmerz von Trennung und Mangel an Liebe mindern wollen, versuchen wir häufig, uns etwas einzuverleiben, also etwas in uns aufzunehmen, um uns zu vervollständigen. Wir wollen unserem inneren Gefühl von Leere und Einsamkeit entgegenwirken, indem wir von jemandem oder etwas Besitz ergreifen. Ist der Wunsch auf Körper gerichtet, fließt er auch in die Sexualität ein und wird zu einem Wunsch, den Körper eines anderen zu besitzen oder selbst von einem anderen Körper besessen zu werden.
Dieses Besitzenwollen wird leicht zwanghaft, da darin die Liebe fehlt und somit die Sucht vorprogrammiert ist. Die Illusion der Befriedigung ist immer schneller dahin und das Suchtobjekt muss immer besonderer, toller oder exotischer sein, um den gleichen "Kick" zu liefern. Das eigentliche Bedürfnis, welches befriedigt werden soll, ist die unbewusste Sehnsucht nach der glückseligen Einheit mit GOTT.
“Körperliche Impulse sind fehlgeleitete Wunderimpulse.” (EKIW: Kapitel 1, VII. 1. 3.)
Ein Wunderimpuls ist ein Impuls, der vom Göttlichen durch unseren Geist hindurch zu allen unseren Brüdern fließt und heilsame Wirkungen hat. Ich gehe davon aus, dass auch der alte Sanskrit-Ausdruck Kundalini ein Symbol dafür ist. Das Ego versucht, diese Impulse zu unterdrücken. Und so werden Wunderimpulse oft in körperliche Impulse umgewandelt, z.B. in Hunger oder in sexuelles Begehren. Wenn wir fehlgeleitete Wunderimpulse ausagieren, führt das zu Schuldgefühlen. Auch wenn wir diese Schuldgefühle eine Zeitlang verdrängen können, früher oder später werden sie wieder auftauchen. Wenn wir die Wunderimpulse unterdrücken, führt das zu Depression - was auch nicht viel besser ist. In der Umwandlung dieser fehlgeleiteten Impulse liegt die Lösung. Wenn wir also nur die sexuellen Impulse unterdrücken, wenn wir sie abtöten, dann zerstören wir auch den Wunderimpuls. Das ist nicht die Lösung, sondern die Lösung, die Erlösung liegt in der Transformation des Wunderimpulses - in der Transzendenz der Körperebene.
Ein Beispiel
Im Zustand der Ego-Identifikation ist die Suche nach Glück und Liebe in der Welt ganz natürlich. Es ist eine berechtigte Suche, aber die Suche an der falschen Stelle. Wenn wir die göttlichen Wunderimpulse in den Körper umlenken und sie durch Essen oder Sex zu befriedigen suchen, wird das nicht wirklich funktionieren. Wir werden zum Beispiel versuchen, unseren Mangel an Liebe durch Süßigkeiten und/oder Pornos zu stillen. Wenn uns dann auch noch etwas die "Freude" an diesen Ersatzbefriedigungen verdirbt, bleibt nur noch Leere, und diese Leere bedeutet Depression. Der Spielverderber beim Essen kann z.B. Übergewicht oder Diabetes sein, der Spielverderber beim Pornoschauen kann ein religiöses Verbot sein.
Der Verzicht auf eine Ersatzbefriedigung ohne wirkliche Alternative ist ein sehr unbefriedigender, und somit ein sehr deprimierender Prozess und bringt kein wirkliches Glück. Das “Loslassen”, das die Welt lehrt, funktioniert deshalb so schlecht, weil alles in dieser Welt dazu dient, uns von der Wahrheit abzulenken, und solange wir uns noch im Zustand der Ego-Identifikation befinden, bleibt ohne diese Ablenkung nur Leere, absolute Bedeutungslosigkeit, und das erzeugt Angst. Deshalb fällt es uns so schwer, etwas loszulassen, auch wenn es uns offensichtlich quält, weil wir Angst vor einer bedeutungslosen Welt haben.
Damit das Loslassen von Ersatzbefriedigungen funktioniert, müssen wir zunächst erkennen, dass all das, was wir meinen, loslassen zu müssen, überhaupt keinen Selbstzweck hat, sondern nur dazu dient, uns von der Bedeutungslosigkeit der Ego-Welt abzulenken. Nur wenn das Loslassen dazu dient, uns für etwas Neues, viel Besseres zu öffnen, kann es funktionieren. Erst wenn wir erkennen, dass das Ziel des Loslassens von dieser Welt die Erfahrung unserer göttlichen Wirklichkeit - also vollkommenes Glück - ist und dass das, was wir loslassen, eigentlich wertlos ist, können wir uns ernsthaft auf das Loslassen einlassen.
Erst wenn wir SEINEN Plan als die eine Funktion akzeptiert haben, die wir erfüllen möchten, dann wird es auch nichts anderes mehr geben, was der HEILIGE GEIST nicht für uns arrangieren wird, ohne dass wir uns bemühen müssen. Wenn wir gelernt haben, wie man mit GOTT entscheidet, werden alle Entscheidungen so leicht und richtig wie das Atmen. Es bedarf keiner Mühe, und wir werden so sanft geleitet, als würden wir im Sommer einen ruhigen Weg entlang getragen.
Übung
Nehmen wir uns vor, uns bei jedem körperlichen Impuls, denn wir spüren, zu fragen, wem wir Liebe oder ein Wunder schenken könnten. Schauen wir einfach, wer uns in den Sinn kommt. Bemühen wir uns so gut wir können, diese Liebe auch zu geben, bevor wir dem körperlichen Impuls folgen. Wenn wir z.B. meinen, Hunger zu haben, fragen wir uns, wer unsere Liebe braucht. Lauschen wir, wer uns einfällt, und treten mit dieser Person liebevoll in Kontakt. Rufen wir sie an, oder nehmen wir sie eventuell in den Arm, wenn sie anwesend ist. Bitten wir den HEILIGEN GEIST darum, wahrhaft hilfreich zu sein und sprechen wir aus, wozu uns ER inspiriert. Und gehen wir erst anschließend unserem körperlichen Impuls nach, sofern er noch vorhanden ist.
Wunderimpulse sind Liebesimpulse von GOTT durch uns zu einer anderen Person hin. Wunderimpulse wollen den Anderen - und gleichzeitig uns selbst - befreien, transformieren oder heilen. Wunder sind wahrhaft zwischenmenschlich und führen zu wirklicher Nähe zu anderen. Doch wenn wir sie persönlich nehmen, und wir sie entsprechend unserer üblichen Vorstellung von “Begegnung” deuten, werden wir eventuell glauben, dass wir uns gerade "verlieben". Oder wir werden plötzlich eine sexuelle Anziehung spüren. Wunderimpulse können also von einem noch stark Ich-bezogenen Bewusstsein als Impulse zur körperlichen Befriedigung missverstanden werden. Solange wir spirituelle Impulse von GOTT als sexuelle Impulse deuten, können wir nicht besonders hilfreich in GOTTES Plan sein.
Die GEDANKEN GOTTES singen uns das Lied der Einheit, der ewigen Verbundenheit, der Liebe ohne Besonderheit und des ewigen Friedens. Diese GEDANKEN GOTTES sind für das Ego auch dann unannehmbar, wenn sie vollständig auf den Körper projiziert werden. Wenn wir im Geist der Verbundenheit sind, im Geist der Wundergesinntheit, wenn wir Liebe empfinden, dann ist die Projektion auf den Körper sehr nahe und das Bedürfnis, jemandem körperlich nahe zu sein, zu streicheln, zu umarmen und alle Formen der Sexualität. Dann bekommt das Ego Angst vor dem einen wie vor dem anderen, denn seine Religion ist immer Besonderheit und Trennung. Das Ego kann nicht unterscheiden, woher genau diese Impulse kommen, weil es den reinen Geist nicht verstehen kann. Und so sind auch diese körperlichen Impulse etwas, was es zu kontrollieren versucht, und deshalb reagiert es in diesem Zusammenhang so schnell mit Schuld, Scham oder dem Wunsch, etwas verbergen zu wollen.
Deshalb ist es notwendig, dass wir uns zu Beginn unseres individuellen Befreiungsprozesses mit all unseren Vorstellungen von Schuld und Scham im Zusammenhang mit körperlichen Impulsen auseinandersetzen. Es gilt zu erkennen, dass Sex keine Sünde gegen GOTT ist, sondern lediglich ein fehlgeleiteter Wunderimpuls, hinter dem sich immer noch der Wunsch nach einem Wunder verbirgt. Angst vor dem Körper, mit dem das Ego sich so stark identifiziert, ergibt überhaupt keinen Sinn. Für den Prozess der Loslösung von der Angst vor dem Körper kann das, was im Westen als Tantra angeboten wird, eine wertvolle Hilfe sein. Man muss nur verstehen, dass es auf dem Weg des spirituellen Erwachens um wesentlich mehr geht.
Das Motto “Make love, not war” und die Idee der “freien Liebe” der so genannten Blumenkinder, der Hippies, war auch nur eine Fehlinterpretation der Wunderimpulse. Die moderne Version dieses Irrtums heißt Polyamorie. Doch Promiskuität führt dazu, dass wir völlig falsche Vorstellungen von der Funktion unseres Körpers entwickeln. Wir entwickeln verzehrte Ideen davon, wozu der Körper da ist. Zahllose sexuelle Kontakte sind ein Versuch durch den Körper eine Art von "Einheit mit allen" herzustellen. Dabei ist es unschwer zu erkennen, dass eine dauerhafte Einheit mit allen Kindern GOTTES nicht auf körperlicher Ebene hergestellt werden kann.
Selbstverständlich ist es kontraproduktiv, wenn wir unsere sexuellen Wünsche verleugnen oder unterdrücken, denn dann tauchen sie wahrscheinlich als Projektion auf, d. h. wir beginnen andere Menschen zu verurteilen oder zu beschuldigen. Wenn wir uns also über sexuelle Ausschweifungen aufregen, sollten wir uns einmal ernsthaft die Frage stellen, warum wir das eigentlich tun. Letztlich bringt nur eine geistige Berichtigung Erleichterung.
Alles was nicht Liebe ist, ist letztendlich Angst, daher ist auch ein fehlgeleiteter Wunderimpuls immer nur ein Ausdruck von Angst. Die Angst kann beispielsweise darin bestehen, dass wir gerade etwas vom anderen Menschen für uns wollen und fürchten, es nicht zu bekommen. Die einzig vernünftige Reaktion in diesem Fall ist es, uns sofort an IHN zu wenden und IHN zu bitten, sie durch Liebe zu ersetzen.
Sex als fehlgeleiteter Wunderimpuls entspannt nur insofern, als er möglicherweise zu Schlaf führt. Ein Wunder andererseits ist energetisierend, es erschöpft nicht. Es stärkt stets, statt zu erschöpfen. Es führt zu einer tatsächlichen Erfahrung inneren Friedens und zu Dankbarkeit, nicht zu Entspannung. Es ermöglicht sowohl dem Geber als auch dem Empfänger in einen Zustand der Gnade einzutreten.
Das Wunder ist einfach ein Segen für uns und den anderen, eine Erlösung, eine Befreiung, eine Heilung. Und der Körper profitiert vom Wunder, da Liebe und Dankbarkeit seine Selbstheilungskräfte stärken. Wunder transzendieren die physikalischen Gesetze von Zeit und Raum, weil sie aus der Ewigkeit kommen.
Die fälschlicherweise als sexuell erfahrene Anspannung ist das Ergebnis einer Stauung von nicht ausgedrückten Wunderimpulsen! Dem kann nur dadurch abgeholfen werden, dass blockierte Wunderimpulse freigesetzt werden. Wunderimpulse sind Liebes- und Gnadenimpulse, die dazu führen, dass Kinder GOTTES aus ihrem Traumzustand in dieser Welt befreit und erlöst werden.
PS:
Vieles von dem was Jesus Helen Schucman zum Thema Sex übermittelte, hat es aus Helens Notizbüchern nicht herausgeschafft, weil es ihr zu peinlich war, sie ihrem Kollegen, Bill Thetford, zu diktieren. Der “Circle of Atonement” hat die Notizbücher von Helen Schucman für uns alle durch die Complete and Annotated Edition des Kurses wieder zugänglich gemacht.
Krankheit
Aufgrund des falschen Verständnisses des Egos von der Ursache-Wirkung-Beziehung gibt es Heilungskonzepte wie Sand am Meer. Jeder, der von einer schweren Krankheit wie z.B. Krebs "geheilt" wurde, leitet daraus eine Methode ab und schreibt ein Buch darüber oder verkauft ein Heilungsset. Gerade Krebs ist eine beliebte Krankheit für die unterschiedlichsten Heilmethoden. Angeblich kann Krebs geheilt werden durch: Chemotherapie, Methadon, Antibiotika, heiße Bäder, Tee, Heilfasten, Scheinfasten, Dr.-Moerman-Diät, Vitamin B17 aus Aprikosenkernen, Ketogene Ernährung, zuckerfreie Ernährung, DNA-Origami, Immuntherapie, Mistelhochdosis und Mistelimpfung, Yoga, Laufen, „BG-Mun“, Chi-Heilung, Energie-Arbeit, usw. und natürlich ganz natürlich durch diverse Wunderheiler und Heilpraktiker. Dass diese Ursache-Wirkung-Beziehung nicht existiert, ist offensichtlich.
Nur der Geist ist ursächlich.
Das bedeutet, dass die ganze Welt, einschließlich dessen, was die Welt Krankheit nennt, eine Projektion des Ego-Geistes ist, also eine Wirkung und nicht eine Ursache. Und es bedeutet, dass nicht ein körperlicher oder anderer äußerer Zustand unseren Geisteszustand bestimmt, sondern umgekehrt. Der Körper selbst ist nie wirklich krank, er ist ein ganz und gar neutrales Ding - völlig unabhängig davon, ob er Symptome zeigt, die die Medizin als Krankheit bezeichnet oder nicht. Es besteht kein wirklicher Unterschied zwischen einem medizinisch gesunden und einem medizinisch kranken Körper, denn der Körper an sich ist eine Illusion, eine Projektion des Egos. Krankheit ist ein Irrtum in unserem Geist, aber wir sind nicht verantwortlich für diesen Irrtum und daher auch nicht schuld an unserer Krankheit. Deshalb können wir die Krankheit auch nicht dadurch heilen, dass wir selbst versuchen, unser Denken zu berichtigen, sondern nur dadurch, dass wir die Berichtigung (SÜHNE) durch den HEILIGEN GEIST annehmen. Dafür sind wir verantwortlich.
“Irrationales Denken ist ungeordnetes Denken. GOTT SELBST ordnet dein Denken, weil dein Denken von IHM erschaffen wurde. Schuldgefühle sind immer ein Zeichen, dass du das nicht erkennst. Sie zeigen auch, dass du glaubst, getrennt von GOTT denken zu können, und dass du das willst. Jeder ungeordnete Gedanke ist bei seiner Entstehung von Schuld begleitet und wird im weiteren Verlauf durch Schuld aufrechterhalten. Schuldgefühle sind für diejenigen unausweichlich, die glauben, sie würden ihre eigenen Gedanken ordnen, und deshalb deren Diktat gehorchen müssen. Das führt dazu, dass sie sich für ihre Irrtümer verantwortlich fühlen, und sie merken gar nicht, dass sie unverantwortlich reagieren, indem sie diese Verantwortung auf sich nehmen. Wenn die einzige Verantwortung des Wunderwirkenden die ist, die SÜHNE für sich selbst anzunehmen - und ich versichere dir, dass es so ist -, dann kann die Verantwortung für das, was die SÜHNE sühnt, nicht deine sein. Das Dilemma lässt sich nur dadurch lösen, dass du die Aufhebung als Lösung akzeptierst. Du wärest für die Folgen deines ganzen falschen Denkens verantwortlich, wenn es nicht aufgehoben werden könnte. Der Sinn und Zweck der SÜHNE ist, die Vergangenheit nur in geläuterter Form zu bewahren. Wenn du das Heilmittel für ungeordnetes Denken annimmst - ein Heilmittel, dessen Wirksamkeit über jeden Zweifel erhaben ist - wie können dann dessen Symptome bestehen bleiben?” (EKIW: Kapitel 5, V. 7.)
Der erste Schritt am Weg der Heilung ist es zu akzeptieren, dass auch eine körperliche Krankheit eine Entscheidung des Geistes ist!
“Krankheit als eine Entscheidung des Geistes zu akzeptieren - für einen Zweck, für den dieser den Körper benutzen möchte - ist die Grundlage der Heilung. Und das gilt für Heilung in allen Formen. Ein Patient entscheidet sich, dass dies so ist, und er gesundet. Wenn er sich gegen die Gesundung entscheidet, wird er nicht geheilt.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 5. II. 2. 1.-4.)
Das Ego versteht die Wahrheit nicht und entwickelt daher völlig falsche Vorstellungen von Heilung, wenn es hört, dass Heilung ein Prozess auf der geistigen Ebene ist. Die vom Ego geförderten Irrtümer im Kontext von „geistigem Heilen“ sind:
Es ist wirklich etwas Schreckliches passiert, das nun geheilt werden muss (falsches Verständnis von Vergebung, siehe Kapitel “Vergebung”). Es ist der Glaube an die Illusion von Täter und Opfer. Es ist dies der Glaube, dass sich der Geist selbst angreifen kann. “Die Idee, dass der SOHN GOTTES sich selbst angreifen und schuldig machen kann, ist wahnsinnig.”(EKIW: Kapitel 13, IX. 5. 3.)
Es geht nicht darum, einer bestimmten Person etwas zu vergeben, sondern darum, die Idee einer anderen Person an sich zu vergeben, d.h. unseren eigenen Angriffsgedanken, den diese Person repräsentiert, SEINER Berichtigung zu übergeben.
Die wahre Befreiung von Angst (Erleuchtung, Erkenntnis) führt zu einer so großen Erleichterung, einer so immensen Entspannung, zu einem so unglaublichen Lustgefühl, dass der Mensch, der solches erlebt, zunächst einmal in ein Staunen verfällt, dass sich in einem Lachen löst, das oft als kosmisches Gelächter bezeichnet wird. Kosmisch deshalb, weil diejenigen, die davon ergriffen werden, erkannt haben, dass sie mit allem eins sind und ihnen nie etwas passiert ist. Sie haben die Illusion ihrer Begrenzungen erkannt.
Wir könnten die Heilung mit unserem gespaltenen Geist selbst durchführen (Thema “ungeheilte Heiler", siehe Kapitel “Spirituelle Psychotherapie”). Der ungeheilte Heiler denkt, er habe im therapeutischen Prozess die Führung und sei deshalb verantwortlich für das Ergebnis. Die Irrtümer seines Patienten wurden so zu seinem eigenen Versagen, und Schuld wird zu einem dunklen, dicken Mantel für das, was die HEILIGKEIT CHRISTI sein sollte.
Ein wahrhaftiger Lehrer GOTTES begreift hingegen, dass er das Problem EINEM übergeben hat, DER nicht versagen kann. Jedes Mal, wenn ein Lehrer GOTTES versucht hat, ein Kanal für die Heilung zu sein, ist es ihm gelungen. Darauf muss der Lehrer GOTTES vertrauen. Das ist es, was wirklich mit der Aussage gemeint ist, dass die einzige Verantwortung des Wunderwirkenden die ist, die SÜHNE für sich selbst anzunehmen.
Der entscheidende Irrtum besteht darin, zu glauben, das Hauptziel der Heilung sei die Heilung des Körpers. Doch es geht um die Heilung des Geistes, der von Trennung und von Angriff träumt. Ein geheilter Geist nimmt keine Krankheit mehr wahr, d.h. er empfindet keinen Schmerz mehr, er leidet nicht mehr, weil er erkannt hat, dass Angriff unmöglich ist. Der geheilte Geist ist der schuldlose Geist und der kann nicht leiden. Das ist das entscheidende Kriterium. Was das auf der biologischen Ebene des Körpers bedeutet, ist an sich belanglos, aber es bedeutet in der Regel auch das Verschwinden der Symptome. Wenn der Geist gesund ist, heilt der Geist den Körper, weil er geheilt worden ist.
Noch einmal anders formuliert: Körperliche Symptome sind die Nebenwirkungen von Irrtümern (Angriffsgedanken) in unserem Geist. Es macht keinen Sinn, sich um die Nebenwirkungen zu kümmern, sondern nur um die Ursache. Wenn die Ursache beseitigt ist, dann verschwinden die Nebenwirkungen von selbst oder verursachen zumindest keinen Leidensdruck mehr.
Bei wahrer Heilung geht es immer um den Geist und nicht um den Körper, das bedeutet aber nicht, dass wir, wenn unser Körper, das Fahrzeug der Seele, einen mechanischen Defekt hat, wie z.B. ein gebrochenes Bein, diesen nicht medizinisch behandeln lassen dürfen. In solchen Fällen ist eine ärztliche Behandlung selbstverständlich sinnvoll, um den Körper weiterhin bestmöglich als Kommunikationsmittel für den HEILIGEN GEIST zum Wohle aller einsetzen zu können. Das ist nur eine Reparatur auf der Ebene der Form, aber keine Heilung im eigentlichen Sinne. Für die Heilung des Geistes ist aber die Frage interessant: Warum habe ich mir gerade in dieser Situation das Bein gebrochen?
Die heilende Wirkung jeder Therapieform hängt allein von dem Zweck ab, dem sie dient. Dieser Zweck wiederum hängt von der Metaphysik ab, auf deren Fundament sie ruht. Wenn die Grundannahmen falsch sind, kann keine Methode, egal welcher Art - auch wenn sie auf den Geist abzielt (Aufstellung, schamanische Reise, Psychotherapie, "geistiges Heilen", persönliches Channeling, ...) - zu wirklicher Heilung führen. Alles hängt von der Grundannahme über unsere Identität ab. Doch egal wie falsch und verrückt unser Weltbild auch sein mag, sobald wir an die Wirkung einer Methode glauben, werden wir uns nach deren Anwendung besser fühlen. Diese Wahrnehmung, dieses für wahr nehmen einer scheinbaren Heilung ist extrem irreführend.
Die meisten Menschen verbringen ihr ganzes Leben damit, punktuell mit den unterschiedlichsten Heilungsansätzen eine "Lösung" für ihre Probleme zu suchen und diese auch scheinbar kurzfristig zu finden, ohne dass sich in ihrem Leben etwas grundlegend ändert. Doch diese Menschen sind nicht wirklich geheilt und so wird das nächste Problem nicht lange auf sich warten lassen. Jede therapeutische Methode, die die Heilung des Körpers zum Ziel hat, auch wenn es sich um eine geistige Methode handelt, dient nicht dem einzig wahren Zweck - der Erlösung von der Illusion der Trennung - und kann daher nicht zu wahrer Heilung führen. Solange der Körper das Ziel ist, bedeutet dies eine Bestätigung der Illusion der Trennung.
Was die Welt als therapeutisch wahrnimmt, ist nur etwas, was den Körper "besser" macht. Es handelt sich dabei lediglich um einen armseligen Tausch eines Traums von Krankheit gegen einen „schöneren“ Traum von Gesundheit. Wenn die Welt versucht, den Geist zu heilen, dann sieht sie diesen nicht getrennt vom Körper, in dem der Geist, so denkt sie, existiert. Ihre Formen der Heilung müssen daher Illusion durch Illusion ersetzen. Der Glaube des Patienten an die Krankheit nimmt eine andere Form an, und so betrachtet er sich nunmehr als gesund. Doch er ist nicht geheilt, denn er ist nicht aus dem Traum erwacht, und deshalb bleibt sein Geist genauso, wie er vorher war. Er sah das Licht nicht, das ihn wecken und den Traum beenden würde. Welchen Unterschied macht der Inhalt eines Traumes in Wirklichkeit? Entweder schläft man, oder man ist wach. Dazwischen gibt es nichts.
“Entweder entrinnst du dem Elend ganz oder gar nicht.” (EKIW: Kapitel 22, II. 7. 6.)
100% ist einfach, 99% ist unmöglich.
Die ganze Anstrengung besteht darin, etwas Unmögliches zu versuchen. LIEBE erfordert keine Anstrengung, sondern nur die kleine Bereitwilligkeit, die nötig ist, ihr zu erlauben, aus der Tiefe unseres Wesens hervor zu fließen, durch uns, damit sie durch die gesamte Schöpfung hindurch ausgedehnt werden möge.
“Nur deine Gedanken wären unmöglich. Die Erlösung kann es nicht sein.” (EKIW: Kapitel 22, II. 11. 1.-2.)
Ob ein Mensch einen Splitter im Fuß hat, an den Folgen eines Unfalls leidet, Krebs oder Aids hat, ist nicht von Belang, denn es gibt keine Hierarchie der Illusionen und Krankheit hat nichts mit dem Körper zu tun. Der schlichte Glaube, ein Körper zu sein, ist die Geisteskrankheit, unter der wir alle leiden, ganz gleich, ob unser Körper normal und gesund ist und perfekt funktioniert oder kurz vor dem Zusammenbrechen ist. Und doch ist es oft gerade das, was die Welt als Krankheit bezeichnet, das uns zwingt, tiefer zu gehen und unser bisheriges Leben in Frage zu stellen.
Es geht bei Heilung nie um die Heilung des Körpers. Es geht nicht um einen armseligen Tausch eines Traums von Krankheit gegen einen „schöneren“ Traum von Gesundheit, sondern darum, aus dem Traum zu erwachen. Es geht um die Heilung des schlafenden Geistes. Heilung ergibt sich daraus, dass der Körper einzig und allein zur Kommunikation eingesetzt wird. Da das natürlich ist, heilt es dadurch, dass es ganz macht, was auch natürlich ist. Jeder Geist ist ganz, und der Glaube, ein Teil davon sei physisch oder nicht Geist, ist eine fragmentierte oder krankhafte Deutung.
"Wann immer du versuchst, ein Ziel zu erreichen, bei welchem die Verbesserung des Körpers zum Hauptnutznießer wird, versuchst du, deinen Tod herbeizuführen. Dann glaubst du nämlich, dass du Mangel leiden kannst, und Mangel ist Tod." (EKIW: Kapitel 29, VII. 4. 1.&2.)
Achtung Ego-Falle
Auch das Wissen über die geistige Dimension von Krankheit wird vom Ego missbraucht, weil es die Wahrheit nicht versteht. Das Ego benutzt es dazu medizinische Behandlungen, die durchaus sinnvoll wären, abzulehnen und zu verteufeln. Unser Leben hat ein Zentrum und eine Peripherie. Zielt man direkt auf das Zentrum, wird die Peripherie folgen - sie muss einfach folgen, es gibt keinen anderen Weg. Die Peripherie verändern zu wollen, kann nur Flickwerk sein: Wir verändern ein einziges Bruchstück, und neunundneunzig Bruchstücke bleiben wie zuvor; und wenn wir uns dann das nächste Bruchstück vornehmen, werden diese neunundneunzig anderen das eine wieder zurückverändern - alles wird sein wie gehabt. Wir können die äußeren Dinge verändern, aber tief drinnen wird selbst die Veränderung noch dem gleichen Muster folgen. Das Muster muss mit der Wurzel ausgerissen und transformiert werden. Darum ist es so wichtig, am Zentrum - dem Verlangen unseres Geistes - anzusetzen. Aber damit ist nicht gesagt, dass wir, wenn wir noch nicht am Zentrum ansetzen können, nichts an der Oberfläche tun sollten. Wenn wir noch nicht am Zentrum ansetzen können, dann macht es durchaus Sinn, einmal an der Oberfläche anzusetzen. Das heißt, wenn wir noch nicht bereit sind für einen tiefgreifenden spirituellen Transformationsprozess, ist es durchaus sinnvoll, auf Krankheit mit medizinischer Behandlung zu reagieren. Etwas ist besser als gar nichts.
Was passiert, wenn das Ego versucht, Wunder zu wirken, hat in Österreich der Fall Olivia Pilhar aufgezeigt. Die Flucht einer Familie vor der Krebsbehandlung ihrer Tochter machte “Wunderheiler” Ryke Geerd Hamer und seine “Germanische Neue Medizin” bekannt. Allein die Bezeichnung zeigt uns, dass dieses Konzept vom Ego dominiert ist. Der Zustand des Mädchens wurde zusehends schlechter, der Tumor hatte bereits die Größe eines Fußballs, als sich die Eltern schließlich widerstrebend überreden ließen, nach Wien zurückzukehren. In Österreich angekommen, dauerte es nicht lange, bis das Kind schulmedizinisch therapiert wurde -, mit Operation und Chemotherapie. Eine Behandlung, die funktioniert hatte - heute gilt Olivia als medizinisch geheilt. Das sagt natürlich noch nichts über die Heilung ihres Geistes aus, aber Olivia könnte sich ohne die Hilfe der Schulmedizin nicht mehr weiter um die Heilung ihres Geistes kümmern. Die Ichbezogenheit des ungeheilten Heilers und die Angst der Eltern sind Teil der eigentlichen Krankheit.
Auch Jesus bezieht sich im Kurs auf die Anwendung von Medizin - er nennt es Magie:
“Magie ist die geistlose oder fehlschöpferische Anwendung des Geistes. Physische Arzneimittel sind eine Art von »Zauber«; wenn du aber Angst hast, den Geist zur Heilung zu verwenden, solltest du es auch nicht versuchen. Gerade die Tatsache, dass du Angst hast, macht deinen Geist für Fehlschöpfungen anfällig. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass du jede Heilung, die eintreten mag, missverstehen wirst, und weil Ichbezogenheit und Angst gewöhnlich zusammen auftreten, bist du möglicherweise nicht fähig, die wahre QUELLE der Heilung anzunehmen. Unter diesen Umständen ist es für dich sicherer, dich vorübergehend auf physische Heilmethoden zu verlassen, weil du sie nicht fälschlich als deine eigenen Schöpfungen wahrnehmen kannst. Solange dein Gefühl der Verletzlichkeit andauert, solltest du nicht versuchen, Wunder zu wirken.” (EKIW: Kapitel 2, V. 2.)
Ein Kommunikationsmittel verliert seine Nützlichkeit, wenn es für etwas anderes verwendet wird und dies muss zwangsläufig Krankheit fördern. Alle Formen von Krankheit, sogar bis zum Tod hin, sind körperliche Äußerungen der Angst vor dem Erwachen. Sie sind ein Versuch, den Schlaf aus Angst vor dem Erwachen zu verstärken. Das ist ein kläglicher Versuch, nicht zu sehen, indem man die Sehfähigkeiten unwirksam macht. „Ruhe in Frieden“ ist ein Segen für die Lebenden, nicht für die Toten, weil Ruhe vom Wachsein kommt, nicht vom Schlafen. Schlaf ist Rückzug; Wachsein ist Verbindung. Heilung geht mit einem Verständnis dessen einher, wofür die Illusion der Krankheit da ist. Heilung ist ohne dies unmöglich.
Wenn unser Selbstbild so erschüttert wird, dass in unserem Geist ein für uns unlösbar erscheinender Konflikt entsteht, entscheiden wir uns ganz unbewusst dafür, krank zu werden, in der Hoffnung, den Konflikt auf die Ebene des Körpers begrenzen zu können, ohne uns mit unserem Konflikt im Geist auseinandersetzen zu müssen. Die Welt wurde vom Ego als Abwehr gegen die Wahrheit gemacht, und die Vorstellung von körperlicher Krankheit ist ein Aspekt davon. Es ist der Geist, der krank ist, wenn er glaubt, dass der Körper krank sein könnte.
Und so benutzt der mit dem Ego identifizierte Geist Krankheit dazu, um die Illusion der Trennung noch zu verstärken. Krankheit ist wie eine Erlaubnis, uns zurückzuziehen und einen Abstand zwischen uns und anderen herzustellen. Genau wie es das Ego mag. Die Corona-Pandemie hat uns dies eindrucksvoll vor Augen geführt.
Es ist ein "Gesetz der Welt ": Wenn wir krank sind, dürfen wir weggehen oder wegbleiben. Der kranke Körper erlaubt uns eine Pause von der Arbeit, der intensiven Beziehung, der unangenehmen Aufgabe. Doch können wir eine reifere Strategie finden, um uns aus Situationen hinaus zu bewegen, in denen wir nicht mehr sein wollen. Wir können lernen, Situation durch Wunder zu transformieren. Wir können mutig werden, unsere Wahrheit zu kommunizieren, statt Krankheit vorzuschieben. Wenn wir aufhören, unseren Körper als Ausrede zu benutzen, können wir uns dem Licht und der Liebe zuwenden. Wir sind der unschuldige SOHN GOTTES. Wir sind kein Körper, wir sind frei.
Das Ego benutzt Krankheit für verschiedene Zwecke und somit auch als Strafe. Das Ego ist der Glaube an Schuld, und der Glaube an Schuld ist immer mit dem Glauben an Strafe verbunden.
“Der schuldlose Geist kann nicht leiden. Da er gesund ist, heilt der Geist den Körper, weil er geheilt worden ist. Der gesunde Geist kann sich Krankheit nicht vorstellen, weil er sich nicht vorstellen kann, irgend jemanden oder irgend etwas anzugreifen. Ich habe schon gesagt, dass Krankheit eine Form von Magie ist. Vielleicht sollte man besser sagen, dass sie eine Form von magischer Lösung ist. Das Ego glaubt, dass es GOTTES Bestrafung mildern kann, wenn es sich selbst bestraft. Doch sogar darin ist es arrogant. Es unterstellt GOTT eine strafende Intention und macht dann diese Intention zu seinem eigenen Vorrecht. Es versucht, alle Funktionen GOTTES zu usurpieren, so wie es sie wahrnimmt, weil es begreift, dass nur einer totalen Treue zu trauen ist.” (EKIW: Kapitel 5, V. 5.)
Wann immer es Krankheit zu geben scheint, können wir das als Geschenk sehen, das uns signalisiert, dass es einen Konflikt in unserem Geist gibt. Wir können also dem Körper dafür danken, dass er ein so klarer Zeuge für unseren Geisteszustand ist. Wenn spirituelles Erwachen unser Ziel ist und wir uns SEINER Führung unterstellen, dann ist alles und so auch eine Krankheit hilfreich auf unserem Weg, aber wir sollten die Krankheit auch nicht verklären und uns nicht mit ihr identifizieren. Krankheit ist eine Abwehr gegen die Wahrheit. Wie alle Abwehrmechanismen ist sie eine wahnsinnige Einrichtung zur Selbsttäuschung. Wenn Krankheit da ist, glauben wir immer noch, wir bräuchten Schmerz für unsere Heilung, wir glauben immer noch, die Heilung liege in der Zukunft. Alles was passiert ist, was wir glauben, dass es unser Wille ist. Wir müssen erkennen, dass das überhaupt keinen Sinn ergibt, was wir glauben, ganz im Gegenteil, es ist Wahnsinn zu glauben, uns wehtun zu müssen. Das kann nicht unser wahrer Wille sein, unser wahrer Wille ist der WILLE GOTTES und GOTTES WILLE für uns ist vollkommenes Glück. Wenn wir erkennen, dass Schuld und Krankheit, Schmerz, Unglück und alles Leiden keinen Zweck haben, sind sie vergangen.
Im Zusammenhang mit Krankheit taucht immer wieder die Schuldfrage auf und in diesem Zusammenhang häufig auch die Frage: Sind Kinder für ihre Krankheit verantwortlich? Dabei gilt es zu verstehen, dass die Krankheit schon mit der Verkörperung, also mit der Inkarnation in einem Körper beginnt. Die Identifikation mit einem Körper ist die Abwehr gegen die Wahrheit. Der Zustand, in dem wir unsere Wirklichkeit als reiner göttlicher Geist nicht mehr wahrnehmen, ist bereits Krankheit.
Noch viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass "kranke Kinder" nur in unserer Wahrnehmung existieren. Es ist unser kranker, gespaltener Geist - in der Identifikation mit dem Ego-Denksystem - der Krieg, Hass, Missbrauch und kranke Kinder macht.
“Ideen verlassen ihre Quelle nicht, und ihre Wirkungen sind nur dem Scheine nach getrennt von ihnen. Gedanken sind vom Geist. Das, was nach außen projiziert wird und scheinbar außerhalb des GEISTES ist, ist überhaupt nicht außen, sondern eine Wirkung dessen, was innen ist und seine Quelle nicht verlassen hat.” (EKIW: Kapitel 26, VII. 4. 7.-9.)
Wenn der Gedanke der Trennung in den Gedanken der wahren Vergebung umgewandelt worden ist, wird die Welt in einem ganz anderen Licht gesehen werden - in einem Licht, das zur Wahrheit führt, wo die ganze Welt mit all ihren Irrtümern - Krieg, Hass, Missbrauch, kranke Kinder - verschwinden wird.
“Gesundheit wird als natürlicher Zustand von allem gesehen, wenn die Deutung dem HEILIGEN GEIST überlassen wird, DER keinen Angriff auf irgend etwas wahrnimmt." (EKIW: Kapitel 8, VIII. 9. 8.)
Außerdem weist die Frage nach der Schuld von Krankheit auf eine Vermischung des egoischen Gedankensystems mit dem des reinen Geistes hin. Diese Denksysteme haben aber nichts gemeinsam. Wenn wir hier das Thema Krankheit aus spiritueller Sicht betrachten, dürfen wir es nicht mit dem Gedanken der Schuld vermischen. Der reine Geist kennt keine Schuld. Das Drehbuch ist geschrieben. Wir sehen uns eine Geschichte an, die bereits geschehen ist, also kann es keine Schuld geben.
Das Ego unterteilt Krankheiten in verschiedene Kategorien wie organische, psychosomatische und psychische Krankheiten. Eine Einteilung, die viel Leid verursacht, weil es diese Unterscheidung nicht gibt. Hinter allem, also auch hinter jeder organischen Krankheit und auch hinter jedem Unfall, steht eine geistige Entsprechung mit all ihren psychischen Auswirkungen. In Wahrheit ist die Welt an sich eine Geisteskrankheit, eine dissoziative Identitätsstörung (Multiple Persönlichkeitsstörung). 8 Milliarden Identitäten verfügen scheinbar über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Wahrnehmungs- und Denkmuster. Gleichzeitig leiden wir an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) als Folge der scheinbaren Trennung von GOTT und Demenz (lat. Demens „ohne Geist“), weil wir vergessen haben, wer wir in Wirklichkeit sind.
“Das, was dein SELBST ist, bleibt dem Teil von dir fremd, der denkt, er sei wirklich, aber anders als du. Wer könnte unter solchen Umständen geistig gesund sein? Wer sonst als ein Verrückter könnte glauben, dass er ist, was er nicht ist, und gegen sich selbst urteilen?” (EKIW: Lektion 160, 1. 4.-6.)
“Psychosomatik”
Die moderne Medizin betrachtet nur das Symptom und kategorisiert die Symptome nach der Art der Behandlung, aber sie beschäftigt sich nicht grundsätzlich mit der Entstehung der Symptome. Deshalb spricht sie von einer organischen Krankheit, wenn das Symptom beseitigt werden kann, und nur wenn das Symptom nicht direkt beseitigt werden kann, spricht sie von einer psychosomatischen Krankheit. Das bedeutet, dass jemand, dessen Symptome medizinisch behandelt werden können, als psychisch/seelich gesund gilt, während jemand, dessen Symptome nicht behandelt werden können, als psychisch/seelisch krank gilt. Hinter der Diagnose Psychosomatik steht immer die Vorstellung, dass der Betroffene sich alles nur einbildet und keine wirkliche Krankheit hat. Diese Kategorisierung bedeutet auch, dass ein sogenannter organisch Kranker als Opfer der Krankheit angesehen wird, während ein psychosomatisch Kranker als jemand angesehen wird, der mehr oder weniger selbst schuld an seiner Erkrankung ist. Das ist ein echtes Dilemma, unter dem viele Menschen mit sogenannten psychosomatischen Erkrankungen extrem leiden. CFS zum Beispiel ist eine dieser Erkrankungen, bei der sich die Betroffenen massiv gegen die Einordnung in den psychosomatischen Bereich wehren, um überhaupt ernst genommen zu werden, sich damit aber gleichzeitig auch der möglichen Heilung verschließen. Viele von ihnen vegetieren in verschlossenen Zimmern vor sich hin und lassen nicht einmal mehr ihre nächsten Angehörigen an sich heran. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Teufelskreis, der ohne Verständnis für die spirituelle Dimension kaum mehr zu durchbrechen ist. In Wahrheit sind Symptome immer organisch, weil sie den Organismus betreffen und die Ursache ist immer geistig, weil nur der Geist ursächlich ist. Das Wort „organisch“ leitet sich vom lateinischen „organicus“ ab und bedeutet „als Werkzeug dienend“‚ „wirksam“, „praktisch“, wird jedoch heute bildungssprachlich benutzt, um auszudrücken, dass etwas zur belebten Natur gehört. Der HEILIGE GEIST deutet den Körper nur als Werkzeug zur Kommunikation.
Das Wichtigste beim Thema Krankheit ist zu verstehen: Es ist der Geist, der krank ist, wenn er glaubt, dass der Körper krank sein könnte.
“Krankheit ist eine Forderung, dass der Körper etwas sei, das er nicht ist. Seine Nichtigkeit verbürgt, dass er nicht krank sein kann. In deiner Forderung, er solle mehr als das sein, liegt die Idee der Krankheit.” (EKIW: Kapitel 29, III. 8. 1.-3.)
Wir sind nur abhängig von Ego-Gedanken oder Überzeugungen, wenn wir bewusst oder unbewusst sagen, dass sie auf uns zutreffen. Daher ist es wichtig, damit aufzuhören, einer körperlichen Störung einen Namen zu geben - sie zu etikettieren. Ein Etikett ist ein ganzes Bündel an Gedanken (Konzept). Es gilt, sich dem hinzugeben, was gerade gefühlt wird, was die Sinneseindrücke selbst sind. Wir können keine Krankheit fühlen, eine Erkrankung ist ein abstraktes Konzept, das im Geist festgehalten wird. Wir können z.B Asthma nicht fühlen. Es ist hilfreich zu fragen: Was fühle ich gerade? Beobachten wir einfach nur den körperlichen Eindruck, wie zum Beispiel Enge in der Brust, pfeifendes Atmen, Husten. Es ist beispielsweise nicht möglich, den Gedanken, ich bekomme nicht genügend Luft, zu erfahren. Das ist ein ängstlicher Gedanke im Geist, es ist ein Konzept, das Asthma genannt wird. Was tatsächlich erfahren wird, ist eine Spannung oder eine Einengung im Rachen oder in der Brust. Sobald wir aber das Wort “Asthma” benutzen, um unsere Erfahrung zu bezeichnen, identifizieren wir uns mit dem gesamten Konzept. Sogar das Wort Schmerz ist ein Konzept. In Wirklichkeit fühlen wir eine spezielle Körperempfindung. Der Prozess der Heilung vollzieht sich schneller, wenn wir das Etikettieren oder Namen geben, von verschiedenen körperlichen Empfindungen, loslassen.
Für Heilung braucht es einen Wechsel in der Wahrnehmung. Die einzige Erfordernis für diesen Wechsel in der Wahrnehmung ist einfach dies: Die Einsicht, dass Krankheit vom Geist ist und mit dem Körper nichts zu tun hat. Was kostet diese Einsicht? Sie kostet die ganze Welt, die wir sehen, denn die Welt wird nie wieder so erscheinen, als beherrsche sie den Geist. Denn mit dieser Einsicht wird die Verantwortung dem gegeben, wo sie hingehört, nicht der Welt, sondern uns, die wir auf die Welt schauen. Wir schauen auf das, was wir zu sehen wählen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Welt tut uns nichts. Wir dachten nur, sie täte es. Auch tun wir der Welt nichts, weil wir uns in dem irrten, was sie ist. Hierin liegt die Befreiung sowohl von Schuld als auch von Krankheit, denn sie sind eins. Doch um diese Befreiung anzunehmen, muss die Belanglosigkeit des Körpers eine annehmbare Idee sein.
Verrücktheit
Der Mensch hat eine Mitte, aber er lebt nicht darin - er lebt nicht im Zentrum. Das erzeugt eine innere Spannung, ständiges Chaos, ständige Qual. Wenn es zu viel wird, wird man verrückt. Ein Verrückter ist jemand, der völlig aus sich selbst herausgerückt ist, jemand, der völlig die Verbindung zum wahren SELBST verloren hat. Der erleuchtete Mensch ist genau das Gegenteil von einem Verrückten. Er ruht in seiner Mitte. Im menschlichen “Normalzustand” sind wir dazwischen. Wir sind nicht ganz aus uns herausgerückt, ver-rückt, und wir sind auch nicht in unserer Mitte. Manchmal rücken wir weit, weit weg, so dass wir für Momente verrückt sind. In der Wut beispielsweise, in allem, was uns zu weit von uns selber wegführt, sind wir für Momente verrückt. Dann besteht kein Unterschied zwischen uns und einem Verrückten. Der Unterschied ist nur, dass er ständig dort ist und wir nur zeitweilig. Wir kommen wieder zurück.
Wenn wir wütend sind, ist das Verrücktheit, nur keine permanente. Qualitativ gibt es da keinen Unterschied, nur quantitativ. Die Qualität ist gleich. Manchmal kommen wir also an den Wahnsinn heran, und manchmal, wenn wir ganz entspannt sind, total entspannt, berühren wir auch unser Zentrum. Das sind die seligen Augenblicke. Es gibt sie. Dann seid wir genau wie ein Buddha oder Jesus, aber nur zeitweilig, nur für Augenblicke. Wir bleiben nicht dort. Ja, im gleichen Moment, wo wir wahrnehmen, dass wir selig sind, sind wir schon wieder woanders. Es währt so kurz, dass die Seligkeit schon vorbei ist, sobald wir sie erkennen.
Wir schwanken ständig zwischen diesen beiden Polen, aber dieses Schwanken ist äußerst herausfordernd. Das Schwanken ist äußerst herausfordernd, weil wir so kein Selbstbild von uns herstellen können, kein festes Selbstbild. Wir wissen nicht, wer wir sind. Wenn wir ständig zwischen Wahnsinn und in uns Zentriertsein hin- und herschwanken, wenn dies Schwanken nie aufhört, wissen wir nicht, wer wir sind, es ist sehr schwierig. Deshalb bekommen wir sogar Angst, wenn uns ein seliger Augenblick bevorsteht, und wir möchten uns irgendwo dazwischen verankern.
So lassen sich vier Typen definieren: zunächst den Normalmenschen, der eine gefestigte, solide Schein-Identität hat, der zu wissen glaubt, wer er ist - er ist Arzt, Ingenieur, Professor, ein frommer Mensch usw. -, er glaubt zu wissen, wer er ist, und entfernt sich nie davon. Er klebt ständig an seinem Selbstbild, an seinem Image. Dann kommen die Menschen mit dem fließenden Selbstbild, die Dichter, Künstler, Maler, Sänger und auch Menschen am spirituellen Weg. Sie wissen nicht, wer sie sind. Manchmal sind sie ganz normal, manchmal werden sie verrückt, manchmal rühren sie an die Ekstase eines Buddha. Drittens gibt es die, die permanent verrückt sind. Sie sind außer sich geraten und kommen nie mehr nach HAUSE zurück. Sie wissen nicht einmal mehr, dass sie ein ZUHAUSE haben. Und viertens sind da die, die ZUHAUSE angelangt sind … Buddha, Christus, Krishna.
Diese vierte Kategorie - die Angekommenen - sind die völlig entspannten Menschen. In ihrem Bewusstsein gibt es keine Spannung mehr, keine Anstrengung, kein Wünschen. Mit einem Wort, es gibt kein “Werden” mehr. Sie wollen nichts mehr werden. Sie sind, sie waren … aber sie werden nicht! Und sie sind mit ihrem Dasein glücklich. Was immer sie sind, sie sind zufrieden. Sie wollen nichts daran ändern, wollen nirgendwohin. Sie haben keine Zukunft. Dieser jetzige Augenblick ist für sie Ewigkeit.
Krankheit am spirituellen Weg
Im Kurs finden wir in Lektion 189, Absatz 7. eine Einladung, GOTT direkt zu begegnen. Jesus weist aber auch im ersten Kapitel des Kurses auf eine Gefahr hin, wenn wir uns GOTT SELBST nähern wollen:
“Ich habe unterstrichen, dass Ehrfurcht mir gegenüber um der uns innewohnenden Gleichheit willen keine angemessene Reaktion ist. Indessen beinhalten einige der späteren Schritte in diesem Kurs eine direktere Annäherung an GOTT SELBST. Es wäre unklug, sich ohne sorgfältige Vorbereitung an diese Schritte zu machen, weil sonst Ehrfurcht mit Furcht verwechselt und die Erfahrung eher traumatisch als glückselig wird. Heilung ist letztlich von GOTT. Die Mittel werden dir sorgsam erklärt. Die Offenbarung mag dir zuweilen das Ziel enthüllen, doch um es zu erreichen, sind die Mittel nötig.” (EKIW: Kapitel 1, VII. 5.)
In Kapitel 2 heißt es weiters:
“Bevor die Wunderwirkenden bereit sind, ihre Funktion in dieser Welt zu übernehmen, ist es unerlässlich, dass sie die Angst vor der Befreiung voll und ganz verstehen. Sonst ist es möglich, dass sie, ohne es zu merken, die Überzeugung nähren, Befreiung sei Gefangenschaft, eine bereits sehr weit verbreitete Überzeugung. Diese Fehlwahrnehmung entsteht wiederum aus der Überzeugung, Schaden lasse sich auf den Körper begrenzen. Dem liegt die unterschwellige Angst zugrunde, dass der Geist sich selbst verletzen könne. Keiner dieser Irrtümer ist von Bedeutung, weil die Fehlschöpfungen des Geistes nicht wirklich existieren. Diese Einsicht ist eine viel bessere Schutzeinrichtung als jede Form der Verwechslung der Ebenen, weil sie die Berichtigung auf der Ebene des Irrtums einführt. Es ist grundlegend wichtig, sich daran zu erinnern, dass nur der Geist erschaffen kann und dass Berichtigung auf die Ebene des Denkens gehört. Um eine frühere Aussage weiter auszuführen: Der reine Geist ist bereits vollkommen und bedarf daher keiner Berichtigung. Der Körper existiert nicht, außer als Lerneinrichtung für den gespaltenen Geist. Diese Lerneinrichtung ist keinen eigenen Irrtümern unterworfen, weil sie nicht erschaffen kann. Es ist also offensichtlich, dass die einzige wahrhaft bedeutungsvolle Anwendung der schöpferischen Fähigkeit die ist, den Geist dazu zu bringen, seine Fehlschöpfungen aufzugeben.” (EKIW: Kapitel 2, V. 1.)
Wenn wir spontan und im Geist unvorbereitet einen tiefen Moment der Befreiung erleben, führt dies manchmal dazu, dass wir, ohne es zu merken, die Überzeugung nähren, Befreiung sei Gefangenschaft, weil wir glauben, Befreiung würde uns unseres freien Willens berauben. Diese Fehlwahrnehmung entsteht wiederum aus der Überzeugung, Schaden lasse sich auf den Körper begrenzen und so entscheiden wir uns ganz unbewusst dafür, krank zu werden.
Indische Satsang-Lehrer haben immer wieder von diesem Phänomen berichtet. Westliche spirituelle Sucher kommen völlig unvorbereitet zu einem Satsang und folgen, aufgrund ihrer Sehnsucht nach Befreiung, der Führung des Gurus in einen Augenblick der Befreiung - in eine direkte Begegnung mit GOTT SELBST. Aufgrund der falschen Überzeugung hinsichtlich der Befreiung, entscheiden sie sich infolgedessen ganz unbewusst dafür, krank zu werden.
Krankheit ist eine Entscheidung, die wir treffen, ein Plan, den wir entwerfen, wenn die Wahrheit einen Augenblick lang in unserem eigenen irregeführten Geist aufsteigt und unsere ganze Welt zu wanken scheint und sich anschickt zu zerfallen. Jetzt sind wir krank, damit die Wahrheit weggehen möge und unsere Einrichtungen nicht länger bedrohe.
Krankheit im Kontext von Religion/Spiritualität
Schwere körperliche Krankheiten werden oft als zu unangenehmes Thema angesehen, um darüber zu sprechen, vor allem wenn es um die Ursache der Krankheit geht. Das ist nicht nur allgemein so, sondern vielleicht noch mehr in religiösen/spirituellen Kreisen, die dazu neigen, den Körper entweder abzulehnen oder ihn als Tempel zu verherrlichen, und deshalb doppelt schockiert sind, wenn er scheinbar „zurückschlägt“. Im Grunde geht es immer um Schuldgefühle. Wenn man mit einer schweren körperlichen Krankheit konfrontiert wird, kommt früher oder später die unbewusste Frage nach der Ursache auf: Habe ich meine Krankheit selbst verursacht?
Daher beschäftigen sich nicht wenige Menschen mit Spiritualität, weil sie darin eine Möglichkeit sehen, den Körper vor einer schrecklichen Krankheit zu schützen. Das funktioniert natürlich nicht, denn genau das ist Ausdruck des Glaubens, ein Körper zu sein, und Ausdruck der Angst um den Körper. Jede Sorge um den Körper ist ein Ausdruck von Angst und das fördert nur körperliche Krankheit, denn Angst ist nicht LIEBE.
In der regulären Gesundheitsforschung wird die Rolle des Einzelnen bei der Krankheitsentstehung, insbesondere sein Lebensstil, zunehmend ernsthaft untersucht. Dies alles berücksichtigt aber nicht die Rolle des unbewussten Teils des Geistes bei der Steuerung der Körperfunktionen. Einige der mutigeren Forscher wie Bruce Lipton („The biology of belief“) und Joe Dispenza („You are the placebo“) gehen jetzt zwar in diese Richtung; aber immer noch wird dem Körper einen Art Weisheit zugesprochen und der Schwerpunkt liegt immer noch mehr auf der Veränderung „schlechter“ Überzeugungen auf der Ebene der individuellen Persönlichkeit - anstatt auf der Aufhebung ontologischer Schuldgefühle über die scheinbare Trennung. Der zentrale Irrtum hinter all diesen modernen Ideen ist der Glaube daran, dass wir persönlich die Schöpfer unserer Wirklichkeit wären und dass es um die Heilung des Körpers geht.
“Wenn das Ego dich zur Krankheit verleitet, dann bitte den HEILIGEN GEIST nicht darum, dass ER den Körper heile, denn dadurch würdest du lediglich den Glauben des Ego akzeptieren, dass der Körper das geeignete Ziel für die Heilung ist. Bitte den HEILIGEN GEIST vielmehr darum, dass ER dich die richtige Wahrnehmung des Körpers lehre, denn allein die Wahrnehmung kann verzerrt sein. Nur die Wahrnehmung kann krank sein, weil nur die Wahrnehmung falsch sein kann.” (EKIW: Kapitel 8, IX. 1. 5.-7.)
In Ein Kurs in Wundern ist Jesus auch in der Frage von Gesundheit und Krankheit völlig kompromisslos. Hier ein paar Beispiele: „so ist jede Krankheit geistige Krankheit“(EKIW: PSYCHOTHERAPIE, 2. IV. 1. 1.);“Es ist einfach dies: die Einsicht, dass Krankheit vom Geist ist und mit dem Körper nichts zu tun hat.”(EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 5. II. 3. 2.); Das ist radikal nondual. Jesus sagt tatsächlich, dass die Krankheitssymptome, die der Körper erfährt, nur eine Folge des Geistes sind, der sich für die Krankheit entschieden hat. Der Geist tut dies, indem er sich entscheidet, etwas abzulehnen und zu verurteilen. Ein solches Urteil kann sich auf alles Mögliche beziehen, aber letztlich geht es um den ontologischen Moment, in dem wir versucht haben, GOTT anzugreifen und uns von ihm zu trennen, was in Wirklichkeit nicht möglich ist und daher in Wirklichkeit nie geschehen ist. Unbewusst glauben wir aber immer noch, dass wir es getan haben und deswegen fühlen wir uns schuldig, auch wenn wir uns dieser Schuld nicht bewusst sind, weil wir sie nach außen projizieren. Aber auch dadurch, dass wir sie nach außen projizieren, bestätigen wir unseren Glauben an sie.
“Es ist unvermeidlich, dass diejenigen, die unter Schuldgefühlen leiden, diese zu verschieben suchen, weil sie ja an sie glauben. Wenn sie auch leiden, wollen sie doch nicht nach innen schauen und sie loslassen. Sie können nicht erkennen, dass sie lieben, und können nicht verstehen, was lieben ist. Ihre Hauptsorge ist, die Quelle der Schuld außerhalb von sich selbst wahrzunehmen, jenseits ihrer eigenen Kontrolle.” (EKIW: Kapitel 13, X. 3. 4.-6.)
Der Grund für all unsere Probleme und so auch für körperliche Symptome liegt also viel tiefer als allgemein angenommen. Er liegt einerseits darin zu glauben, Angriff wäre tatsächlich möglich und der daraus folgenden Konsequenz: „Jeder Angriff ist ein Angriff auf dich selbst.“(EKIW: Kapitel 10, II. 5.1.). Der Geist greift an, und der Körper spiegelt dies lediglich wider. Doch im Gegensatz zu den meisten spirituellen Lehren verunglimpft Ein Kurs in Wundern den Körper nicht, nicht einmal in dieser dualistischen Traumwelt. Er sieht den Körper lediglich als eine neutrale Auswirkung des Geisteszustandes. Im Gegensatz zu unserer täglichen Erfahrung agiert er nicht von sich aus: “Er [der Körper] sucht nicht, aus Schmerz eine Freude zu machen und im Staub nach dauerhafter Lust zu suchen. Er sagt dir nicht, welches sein Zweck ist, und kann nicht verstehen, wozu er da ist. [...]. Es [der Körper als ein Ding] verhält sich so, wie du es wünscht, trifft jedoch nie die Wahl. Es wird so wenig geboren, wie es stirbt. Es kann nur ziellos dem Weg folgen, auf den man es gesetzt hat.”(EKIW: Kapitel 28, VI. 1:4.-5. 2:2.-5.).
Der Satz über das Nicht-Geboren-Werden und Nicht-Sterben bezieht sich natürlich auf die metaphysische Grundlage des Non-Dualismus des Kurses: Da alles in Zeit und Raum Illusion ist, kann hier nichts geboren werden oder sterben und auch nichts geheilt werden. Es erscheint unseren Sinnen lediglich so. Kein Körper kann geheilt werden, weil es keine Körper gibt, sie sind nur Projektionen des Egos. Es ist der gespaltene Geist, der diesen Traum träumt. Doch eine Illusion bleibt eine Illusion. Jesus spricht nicht über die Heilung von Projektionen. Einzig und allein die Wahrnehmung kann geheilt werden.
“Krankheit ist eine Forderung, dass der Körper etwas sei, das er nicht ist. Seine Nichtigkeit verbürgt, dass er nicht krank sein kann. In deiner Forderung, er solle mehr als das sein, liegt die Idee der Krankheit.” (EKIW: Kapitel 29, III. 8. 1.-3.)
Es gibt kein biologisches Leben, das gerettet werden müsste, das Leben ist ewig und rein geistig. Ken Wapnick wurde einmal gefragt, was der Kurs über Leben auf anderen Planeten sagt. Ken antwortete: “Der Kurs sagt, dass es kein Leben auf diesem Planeten gibt”.
Um uns von der egoischen Vorstellung von Schuld und Strafe und damit von der Idee von Krankheit zu befreien, ist es daher äußerst wichtig, uns immer wieder an die Wahrheit zu erinnern: “Du hast GOTT nicht angegriffen, und du liebst IHN tatsächlich.”(EKIW: Kapitel 10, III. 1. 1.) Heilen heißt sich erinnern: “Die Kommunikationsverbindung, die zwischen GOTT und allen SEINEN Kindern weiterhin besteht, verbindet sie miteinander und mit IHM. Sich dessen bewusst zu sein heißt, sie zu heilen, weil es das Bewusstsein ist, dass niemand getrennt und deshalb niemand krank ist.”(EKIW: Kapitel 10, III. 2. 6.-7.)
“Gesundheit wird als natürlicher Zustand von allem gesehen, wenn die Deutung dem HEILIGEN GEIST überlassen wird, DER keinen Angriff auf irgend etwas wahrnimmt." (EKIW: Kapitel 8, VIII. 9. 8.)
Körperliche “Krankheit” ist eines der Lieblingsinstrumente des Egos, um dem Gottessohn zu „beweisen“, dass die Trennung tatsächlich stattgefunden hat. Das Einssein ist zerbrochen, und der Mangel ist nun der vorherrschende Zustand, in dem sich der Sohn befindet, einschließlich des Mangels an völliger Gesundheit. Ein Ausdruck dieser Ego-Strategie ist es, körperliche Symptome als Gottes Strafe für unsere gewaltige Sünde der Trennung zu sehen; oder besser noch, als einen Vorgeschmack auf die Strafe, die unweigerlich folgen wird, wenn der Körper wirklich dem Tod erliegt - dem Glauben an die Hölle. In der Tat fragen sich viele, die eine schwere Krankheit durchmachen, insgeheim, ob sie von Gott für ihre „Schlechtigkeit“ bestraft werden.
Schuldgefühle sind letztlich auf folgende Weise wirksam: Wenn ich mich irgendwie schuldig fühle, dann werde ich mir nicht erlauben, allzu glücklich zu sein (OGG = Obere Grenze von Glück), dann werde ich mir nicht erlauben, etwas zu geben, dann werde ich mich selbst begrenzen, meine eigene Ausdehnung begrenzen, das, was ich zu geben habe, begrenzen, meine Lebensenergie begrenzen, meine Lebensfreude begrenzen. Schuldgefühle sind so mächtig in unserem Geist gegen uns. Unter anderem auch in der Form, dass wir schädliche Gewohnheiten z.B. so etwas wie Süchte im weitesten Sinne, jede Form von Angriff oder Verteidigung oder von leidvollen Beziehungskonstellationen bewusst in unserem Leben halten werden, einfach weil dann Schuldgefühle da sind. Das Ego, das glaubt zu wissen, was Gerechtigkeit ist, wird auf Schuld einfach immer mit Strafe reagieren und uns das so einreden, als wäre es alternativlos, als hätten wir keine Wahl, als wäre etwas einfach stärker als wir.
Andere wiederum, auch sogenannte “spirituelle” Menschen, projizieren ihre Schuldgefühle nach außen und glauben in ihren Krankheitssymptomen einen „Beweis“ für ihre „Unschuld“ zu sehen: In einer grausamen Welt müssen die Guten zwangsläufig leiden. Sieh mich an, Gott. Ich bin mein ganzes Leben lang treu gewesen, und doch behandelt mich die Welt grausam. Ich leide, obwohl ich gut bin. Bitte nimm mich wieder in den Himmel auf und bestrafe all die anderen Bösen!
“Das Ego glaubt, dass es GOTTES Bestrafung mildern kann, wenn es sich selbst bestraft. Doch sogar darin ist es arrogant. Es unterstellt GOTT eine strafende Intention und macht dann diese Intention zu seinem eigenen Vorrecht. Es versucht, alle Funktionen GOTTES zu usurpieren, so wie es sie wahrnimmt, weil es begreift, dass nur einer totalen Treue zu trauen ist.” (EKIW: Kapitel 5, V. 5. 6.-9.)
All das lenkt das Bewusstsein des Patienten jedoch lediglich davon ab, wo die wahre Lösung liegt: in unserer Macht, den Geist zu verändern. “Krankheit als eine Entscheidung des Geistes zu akzeptieren - für einen Zweck, für den dieser den Körper benutzen möchte - ist die Grundlage der Heilung. Und das gilt für Heilung in allen Formen.”(EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 5. II. 2. 1.-2.).“Krankheit ist daher ein Fehler und bedarf der Berichtigung.“(EKIW: PSYCHOTHERAPIE, 2. IV. 7. 1.). Die Berichtigung liegt, metaphysisch gesehen, natürlich in der Erkenntnis: “SOHN GOTTES, du hast nicht gesündigt, aber du hast dich sehr geirrt.”(EKIW: Kapitel 10, V. 6. 1.).
Daher ist es wirklich hilfreich, regelmäßig zu beten im Sinne von: Wir danken DIR, VATER, dass wir die Erinnerung an DICH und an DEINE LIEBE nicht verlieren können. VATER, DEINE Heiligkeit ist die unsere. DEINE LIEBE hat uns erschaffen und hat unsere Sündenlosigkeit für immer zu einem Teil von DIR gemacht. Wir haben weder Schuld noch Sünde in uns, denn keine ist in DIR. Danke VATER, dass DU für unsere Sündenlosigkeit bürgst und dass wir alle miteinander rein, unbefleckt und strahlendes Licht sind.
Das wahre Gebet bittet um nichts. Es ist unmöglich, etwas zu erbitten und zu hoffen, GOTT zu erreichen. Das gilt selbstverständlich auch für das Gebet um körperliche Heilung. Jeder, der dies je versucht hat, hat so etwas wie einen Fehlschlag erlebt. Unser Verlangen nach der Wahrheit ist das wahre Gebet.
“Lass uns also einmal annehmen, dass das, was du vom HEILIGEN GEIST erbittest, das ist, was du wirklich willst, was du aber noch fürchtest. Sollte dies der Fall sein, so würde, es zu erlangen, nicht mehr das sein, was du willst. Deshalb kommen bestimmte konkrete Formen der Heilung nicht zustande, auch wenn der Zustand der Heilung erreicht wird. Es mag jemand um körperliche Heilung bitten, weil er Angst vor körperlichem Schaden hat. Gleichzeitig könnte - würde er körperlich geheilt - die Bedrohung für sein Denksystem ihm wesentlich mehr Angst machen als dessen körperlicher Ausdruck. In diesem Fall bittet er nicht wirklich um Befreiung von der Angst, sondern um die Beseitigung eines Symptoms, das er selbst gewählt hat. Daher geht es bei dieser Bitte gar nicht um Heilung.” (EKIW: Kapitel 9, II. 2.)
Wenn wir also unseren Geist vom HEILIGEN GEIST berichtigen lassen und erkennen, dass wir uns geirrt haben, und uns das verzeihen, wird der Körper folgen - wenn auch vielleicht nicht sofort. "Eine der am schwierigsten zu erkennenden Versuchungen ist, eine Heilung anzuzweifeln, weil die Erscheinung von Symptomen andauert: Dies ist ein Fehler in Form von mangelndem Vertrauen."(EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 7. 4. 1.).
Eine besonders subtile Strategie des Egos ist der Umkehrschluss, dass, wenn der Körper gesund ist, automatisch auch der Geist gesund ist. Damit versucht das Ego davon abzulenken, dass es nur der Geist ist, der krank ist, solange er auch nur im geringsten an Trennung glaubt. Jesus verweist ganz klar darauf, dass jede Form der Nichtvergebung Krankheit ist - unabhängig vom medizinischen Zustand des Körpers. "Diejenigen, die nicht vergeben, sind krank, weil sie glauben, ihnen sei nicht vergeben.”(EKIW: PSYCHOTHERAPIE, 2. VI. 1. 2.) Die Lektion des HEILIGEN GEISTES ist: “Der Geist war krank, der dachte, dass der Körper krank sein könne.”(EKIW: Kapitel 28, II. 11. 7.)
Das Ego neigt daher dazu, kranke Körper zu fürchten, weil es sie nicht ertragen kann, weil es vor der Schwäche seiner Wahlheimat - dem Körper - Angst hat. Auf diejenigen mit kranken Körpern schaut das Ego aufgrund seiner Überzeugung herab, dass nur ein vollkommener Körper es wert ist, sein eigener Tempel zu sein. Unsere Gefühle beim Betreten eines Krankenhauses oder Behindertenheimes sind ein deutliches Signal dafür, wie stark unser Glaube an körperliche Krankheit noch ist.
Jesus sagt auch nicht, dass derjenige, der seinen Körper nur für den einzig wahren Zweck benutzt, nämlich für die Kommunikation in SEINEM Sinne, einen medizinisch gesunden Körper haben wird. Er sagt, dass die Nützlichkeit des Körpers gegeben sein wird, damit der Geist sich zu anderen Geistern unbegrenzt ausdehnen kann. Gesundheit ist deshalb nichts anderes als ein geeinter Zweck. “Nur die Wahrnehmung kann krank sein, weil nur die Wahrnehmung falsch sein kann.”(EKIW: Kapitel 8, IX. 1. 7.) Das heißt, der gesunde Geist kann sich die Krankheit nicht vorstellen, egal welche Diagnose die Medizin stellt. Ginge es nach der medizinischen Sichtweise, hätten ältere Menschen kaum noch eine Chance auf Erleuchtung. Ramana Maharshi hat uns zum Glück das Gegenteil aufgezeigt.
“Wenn Glaube Berge versetzen kann, warum kannst du dann nicht deinen eigenen Körper heilen?” wurden immer wieder Erleuchtete gefragt. Diese Frage ist absolut keine neue Frage - diese Frage ist eine der ältesten überhaupt. Sie ist schon Buddha gestellt worden; sie ist schon Mahavira gestellt worden. Seit es Erleuchtete gibt, haben die Unerleuchteten diese Frage gestellt. Auch einige Führer der Juden machten sich über den gekreuzigten Jesus lustig, indem sie sagten: „Er rettete andere, aber sich selber kann er nicht retten.“
Der erleuchtete und damit gesunde Geist hat keinen Körper. Ein Mensch, dessen Geist erleuchtet ist, verweilt im Zeugenbewusstsein, sein Friede hängt nicht mehr von körperlichen Zuständen ab. Buddha starb an einer Lebensmittelvergiftung. Ramana Maharshi starb an Krebs. Beide hatten sich aus der Identifikation mit ihrem Körper gelöst. Viele Krankheiten rühren daher, dass diese Trennung stattgefunden hat. Ein solcher Mensch lebt zwar scheinbar noch im Körper, aber seine Aufmerksamkeit wird ihm entzogen. Das ist der Grund, warum wir sagen, dass ein Erleuchteter nie wiedergeboren wird - weil er nun keine Brücke mehr zum Körper herstellen kann.
Ein weiterer Grund, warum im Leben eines Menschen mit einem erwachenden Geist manchmal schwere Krankheiten auftreten, liegt darin, dass dieses Leben für ihn das letzte ist. Alles Unerlöste flammt buchstäblich noch einmal auf - alles Unerlöste, das noch im Geiste vorhanden ist. Alles drängt sich in diesem Leben zusammen.
Die Sache ist die, dass jeder, der sich als physischer Körper erlebt, einen ungeheilten Geist hat, was praktisch fast jeden auf diesem Planeten einschließt. Aus diesem Grund ist ein großer Teil von Ein Kurs in Wundern der Auflösung dieses Kernglaubens gewidmet, dass wir ein Körper sind. In den Lektionen 201 bis 220 sollen wir täglich wiederholen: “Ich bin kein Körper. Ich bin frei. Denn ich bin nach wie vor, wie GOTT mich schuf.”(EKIW: Lektionen 201-220). Dies erzeugt in vielen Kurs-Schülern, aber auch in vielen anderen spirituellen Schülern die Hoffnung, dass ich umso seltener krank werde, je mehr ich mich mit dem wahren SELBST identifiziere und nicht mit dem kleinen Ego-Selbst. Aber diese Hoffnung zielt wiederum auf die Gesundheit des Körpers ab und ist damit selbst die Krankheit, weil sie dem Körper noch eine Wirklichkeit zuspricht. Und so ist es besonders schmerzhaft, zu glauben, dass man gute spirituelle Fortschritte gemacht hat, und dann plötzlich feststellen muss, dass man doch krank wird. Auch hier handelt es sich um eine mächtige Strategie des Egos, um uns von seiner Wirklichkeit zu überzeugen: Siehst du, Spiritualität ist eine Farce. Sie funktioniert nicht, wie du ganz klar sehen kannst. Nicht für dich und nicht für andere. Ich kann dir Dutzende von so genannten erleuchteten spirituellen Gurus nennen, die vorzeitig an verschiedenen schrecklichen Krankheiten gestorben sind.
Die Folge all dieser Verwirrung, die das Ego mit dem Thema Krankheit stiftet, ist, dass das Thema Krankheit, gelinde gesagt, nicht leicht zu besprechen ist. Und das ist bei den Schülern von Ein Kurs in Wundern nicht anders. Zum Beispiel ist die Tatsache, dass sowohl Helen Schucman als auch Ken Wapnick im Alter von nur 71 Jahren an einer schweren Krankheit starben, ganz zu schweigen von Bill Thetford - der von vielen als der „erste Absolvent“ von EKIW angesehen wird - der im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt starb, für einige ein ernsthafter Grund für Zweifel daran, ob dieser spirituelle Lehrplan funktioniert oder nicht. Diese Fokussierung auf andere ist jedoch ein Versuch des Egos, den Geist von seinen wahren Hausaufgaben abzulenken: die Sühne für sich selbst anzunehmen - im Geist. Solange der Geist davon besessen ist, Wege zu finden, um die Lebensdauer des physischen Körpers zu verlängern, ist er in der Dualität gefangen und daher ungeheilt. In Wirklichkeit gibt es so etwas wie Zeit nicht! Warum sollte man dann versuchen, dem Körper mehr Zeit zu verschaffen? Obwohl die Reinkarnation ein Teil dieses Traums ist und daher so illusorisch wie die Zeit selbst, können wir ziemlich sicher sein, dass wir uns vor diesem Körper schon mit Hunderten von Körpern identifiziert hatten, von denen einige ein schreckliches Ende erlebt haben. Warum also nicht eine umfassendere Perspektive auf unser Leben einnehmen als nur diesen einen Körper, der laut Buddhismus ein „Mantel ist, den wir von Leben zu Leben wechseln“, bis unser Geist berichtigt ist?
Alle körperlichen Symptome rufen nach Vergebung, und nichts anderes. So gesehen wird Krankheit zu einem der Mittel, das der HEILIGE GEIST in seinem Klassenzimmer des spirituellen Erwachens vom Selbst zum SELBST einsetzt. Nicht, dass ER die Krankheit verursacht, aber ER macht uns auf ihre Botschaft aufmerksam. Es mag sich, gelinde gesagt, nicht angenehm anfühlen, vor allem dann nicht, wenn ein schmerzhafter Krankheitsprozess den Tod eines geliebten Menschen zur Folge hat, aber im Grunde ist es immer noch ein Aufruf an den Geist, sich der illusorischen Natur der Welt bewusst zu werden und sich darin zu üben, die verbleibenden dunklen Flecken zu vergeben. Der Schlüssel dabei ist, ehrlich zu bleiben. Wenn ein geliebter Mensch stirbt und wir Schmerz empfinden, nehmen wir uns die Zeit zu trauern. Nehmen wir uns die Zeit zum Weinen. Es geht einfach darum, unsere Gefühle nicht zu verleugnen, um spiritueller zu erscheinen, als wir im Moment sind. Selbst der berühmte Yogananda hatte unter dem Tod seines geliebten Gurus Giri Yukteswar lange Zeit sehr gelitten. Letztendlich werden wir aber erkennen, dass diese Emotionen die fortgesetzte Bindung des Geistes an den physischen Körper und damit an die Individualität und damit an die Trennung widerspiegeln. Mit anderen Worten, der HEILIGE GEIST bietet uns eine weitere Lektion in Sachen Vergebung an.
Das Ego versteht die Wahrheit nicht. Nur in der Verwirrung ist es ein Experte. So ist das Ego denn als Lehrer völlig verwirrt und völlig verwirrend. Wenn das Ego versucht, spirituell zu sein, kommt es manchmal auf die Idee, den Tod eines geliebten Menschen zu feiern. Da es aber an den Tod glaubt, ist dies nur ein verzweifelter Versuch, den Schmerz und die Angst nicht fühlen zu müssen. Ein erleuchteter Geist hingegen glaubt nicht an den Tod und hat daher keinen Grund, ihn zu feiern, aber auch keinen Grund zu trauern. Warum sollte er etwas feiern oder betrauern, das es gar nicht gibt? Sein Geisteszustand vollkommener Glückseligkeit ist von allem, was auf der Ebene der Form geschieht, unberührt.
“Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!”(Bibel: Lukas 9,60)
Eine letzte Bemerkung zum „vorzeitigen“ Tod von Helen und Bill: Während Helen selbst offensichtlich sehr gut erkannte, dass sie sich bis zum Schluss an das Ego klammerte und sich weigerte, das Angebot Jesu vollständig anzunehmen, wovon ihre Krebserkrankung lediglich ein Ausdruck war, war die Situation für Bill anders. Er hatte seine Aufgabe in diesem Leben erfüllt und hatte keinen wirklichen Grund, noch länger hier „herumzuhängen“.
Eines Tages trafen sich Willis Harman, Helen Schucman und Judith Skutch in Judiths Wohnung in New York City. „Helen“, bemerkte Willis am Ende ihres Treffens, “wir haben über so ziemlich alles gesprochen, außer über das, was ich am liebsten besprechen würde, nämlich deine wahren Gefühle zu Ein Kurs in Wundern. Hast du etwas dagegen, mir deine Meinung über Ein Kurs in Wundern mitzuteilen?“ Helen schaute Willis nachdenklich an, als wolle sie abschätzen, wie offen sie sich geben konnte. Dann antwortete sie mit einem durchdringenden Blick: „Weißt du, Willis, ich weiß, dass es wahr ist, aber ich glaube es einfach nicht!“
Alle, die Bill Thetford nahe standen, insbesondere Judith Skutch Whitson und ihr Ehemann Whit, mit denen Bill seinen letzten Tag hier auf Erden verbrachte, bestätigen, dass Bill den glücklichen Traum verwirklicht hatte. Als sie Bill am Vorabend des 4. Juli 1988 trafen, dem amerikanischen Nationalfeiertag und Bills Todestag, waren sowohl Judith als auch Whit erstaunt und fasziniert von Bills Charisma, seiner Freundlichkeit und seinem Enthusiasmus. Das war deutlich mehr als je zuvor. Sie fragten ihn, was passiert sei. "Ich bin frei, ich bin völlig frei!” erklärte er. Whit und Judith drängten ihn, ihnen zu sagen, was los war, und er teilte ihnen strahlend mit, dass er keine Schuldgefühle und keinen Groll mehr hatte und dass er all seine Beziehungen und sich selbst vergeben hatte. Das war eine große Aufgabe. „Wie lange geht das schon so?“ fragte Judith. „Oh, ein paar Wochen“, antwortete er. Es schien Judith wichtig zu sein, die Ursache für diesen wichtigen Gesinnungswandel herauszufinden. „Wie hast du das geschafft?“, fragte sie. Bill erklärte, dass er nach Jahren der Praxis von Ein Kurs in Wundern unwiderruflich beschlossen hatte, dass es keinen Aufschub mehr geben sollte. Er rief alle Menschen an, gegen die er einen Groll hegte, teilte ihnen seine irrigen Gefühle mit und bat um Vergebung. „Es war leicht“, sagte er. Alle waren hocherfreut, von ihm zu hören und erklärten, es gäbe nichts zu vergeben. „Was ist mit Helen?“ fragte Judith dann noch. Bills Augen beschlugen und er wurde plötzlich ernst. Dann beschrieb er eine Vision, die er ein paar Nächte zuvor hatte, in der er sich mit Helen in einen Zustand der Zeitlosigkeit begab und sie lächelnd als strahlende Priesterin in einem langen weißen Gewand erschien. Sie streckte ihre Arme nach ihm aus; ihr blondes Haar leuchtete in einem wunderschönen Glanz. Ihre Hände berührten sich, und er spürte die inneren Worte „geheilt, geheilt, geheilt“. Bills Herzinfarkt war kein Ausdruck von Krankheit, sondern sein Herz war vor Freude explodiert und sein Bewusstsein hatte sich vom Körper gelöst, noch bevor der Körper den Boden berührte.
Aber noch einmal: Die Beschäftigung mit anderen ist nicht hilfreich für unseren eigenen Weg, die SÜHNE anzunehmen. Ich erwähne Bill und Helen hier nur deshalb, weil bei der Beschäftigung mit dem Kurs zwangsläufig die Frage nach dem Leben der beiden auftaucht, durch die der Kurs in die Welt gekommen ist. Der HEILIGE GEIST ist der einzige Lehrer, DEN wir brauchen. ER wird uns nach Hause bringen. Fühlen wir uns nicht schuldig wegen Krankheit; haben wir keine Angst vor dem Tod. Erlauben wir einfach dem HEILIGEN GEIST, sie als Klassenzimmer zu benutzen, als Situationen, die wir nutzen, um mit SEINER Hilfe zu lernen. “Die Lektion ist: Der Geist war krank, der dachte, dass der Körper krank sein könne; seine Schuld hinauszuprojizieren hat nichts verursacht und hatte keine Wirkungen.”(EKIW: Kapitel 28, II. 11. 7.) Finden wir Trost in schweren Zeiten in der Verheißung GOTTES: “Die Erlösung ist ein von GOTT gegebenes Versprechen, dass du deinen Weg schließlich zu IHM finden wirst. Es kann nur eingehalten werden.”(EKIW: ÜBUNGSBUCH, 2, 1. 1.-2.)
Und so schließe ich mit den wunderbaren Worten der Lektion 168, die von GOTT spricht: “ER liebt SEINEN SOHN. Es gibt keine Gewissheit außer dieser, diese aber genügt. Er wird SEINEN SOHN lieben in alle Ewigkeit. Wenn sein Geist weiterschläft, liebt ER ihn dennoch. Und wenn sein Geist erwacht, liebt ER ihn mit einer LIEBE, die sich nie verändert.”
Tod
“Für diejenigen, die sich mit dem Ego identifizieren, ist der Glaube an die Hölle unausweichlich. Ihre Alpträume und Ängste stehen alle damit in Verbindung. Das Ego lehrt, dass die Hölle in der Zukunft liegt, denn darauf ist sein ganzes Lehren ausgerichtet. Die Hölle ist sein Ziel. Denn obwohl das Ego Tod und Zerfall als ein Endziel anstrebt, glaubt es nicht daran. Das Ziel des Todes, das es für dich ersehnt, lässt es unbefriedigt. Niemand, der den Lehren des Ego folgt, ist frei von Todesangst. Doch wenn der Tod nur als der Schmerzen Ende angesehen würde, würde er dann gefürchtet? Wir haben dieses seltsame Paradox im Denksystem des Ego früher schon gesehen, aber nie so klar wie hier.” (EKIW: Kapitel 15, I. 4. 1.-9.)
Dieses seltsame Paradox im Denksystem des Ego zeigt sich auch darin, dass selbst Menschen, die glauben, dass mit dem Tod alles aus ist, daran interessiert sind, dass sich andere Menschen nach ihrem Tod wohlwollend an sie erinnern. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen, deren Tod aufgrund einer schweren Erkrankung unmittelbar bevorsteht und die nach eigener Einschätzung an die Endgültigkeit des Todes glauben, eine eigene Trauerrede oder Ähnliches verfassen, in der sie ihre besonderen Leistungen hervorheben. Aber was hat jemand davon, wenn er nicht mehr da ist? Der Glaube an persönliche Besonderheit ist immer ein Deckmantel der Verzweiflung, ein Deckmantel der Todesangst. Solche Abschiedsworte sind eine unbewusste Bitte um Erkenntnis - ein verzweifelter Ruf nach Liebe.
“Wenn dein Körper und dein Ego und deine Träume vergangen sind, wirst du erkennen, dass du ewig währst. Vielleicht denkst du, das werde durch den Tod erreicht - aber nichts wird durch den Tod erreicht, weil der Tod nichts ist. Alles wird durch das Leben erreicht, und das Leben ist vom Geist und im Geist. Der Körper lebt weder, noch stirbt er, weil er dich, der du das Leben bist, nicht fassen kann. Wenn wir den gleichen Geist miteinander teilen, kannst du den Tod überwinden, weil ich es tat. Der Tod ist ein Versuch, den Konflikt dadurch zu lösen, dass man sich gar nicht entscheidet. Wie jede andere unmögliche Lösung, die das Ego versucht, wird das nicht funktionieren.” (EKIW: Kapitel 6, V. A. 1.)
“Es gibt keinen Tod. GOTTES SOHN ist frei. Der Tod ist ein Gedanke, der viele, oft unerkannte Formen annimmt. Er mag als Traurigkeit erscheinen, als Angst, Beklommenheit oder als Zweifel, als Ärger, Unglaube und Mangel an Vertrauen, als Sorge um Körper, als Neid und in allen Formen, in denen der Wunsch, so zu sein, wie du nicht bist, kommen mag, dich zu versuchen. Alle Gedanken dieser Art sind nur Widerspiegelungen der Anbetung des Todes als Erlöser und als Geber der Befreiung.” (EKIW: Lektion 163, 1.)
“In dieser Welt scheint es einen Zustand zu geben, der das Gegenteil des Lebens ist. Du nennst ihn Tod. Indessen haben wir gelernt, dass die Idee des Todes viele Formen annimmt. Sie ist die eine Idee, die allen Gefühlen zugrunde liegt, welche nicht zutiefst glückliche sind. Sie ist der Alarm, auf den du mit irgendeiner Reaktion antwortest, die nicht vollkommene Freude ist. Jeder Kummer und Verlust, jede Ängstlichkeit, jedes Leiden und jeder Schmerz, so gar ein kleiner Seufzer der Ermattung, ein leichtes Unbehagen oder das leichteste Stirnrunzeln erkennen den Tod an. Und sie verleugnen damit, dass du lebst.” (EKIW: Lektion 167, 2.)
Werfen wir einen Blick auf die üblichen verrückten Vorstellungen, die in dieser Welt über den Tod existieren: Wir reden vom Tod immer so, als sei er ein unglücklicher Zufall. Wenn jemand stirbt, sagen wir häufig: “Er starb viel zu früh.” Wenn jemand stirbt, reden wir so darüber, als wäre da ein Unfall passiert. Dabei ist nur der Tod kein Zufall - nur der Tod! Alles andere ist “Zufall”. Der Tod - im biologischen Sinne - ist absolut gewiss. Wir müssen sterben. Und wenn ich sage, wir müssen sterben, dann klingt das nach Zukunft, ganz weit weg. Aber das stimmt nicht - wir sind bereits gestorben. Im selben Moment, in dem wir geboren wurden, sind wir gestorben. Mit der Geburt steht der Tod ein für alle Mal fest. Zur Hälfte ist er bereits vollzogen - bei der Geburt; jetzt steht nur noch die andere, spätere Hälfte aus. Also sind wir bereits tot, halbtot; denn kaum ist man geboren, ist man schon im Reich des Todes, hat man es betreten. Jetzt kann daran nichts mehr geändert werden, ist daran nichts mehr zu ändern. Wir sind bereits zur Türe hindurch. Mit der Geburt sind wir halbtot. Das heißt, die Identifikation mit einem Körper ist die Anerkennung des Todes. Deshalb heißt es im Kurs: Das Ego ist der Todeswunsch: “Nicht Lebenswille, sondern Todeswunsch ist die Motivation für diese Welt.”
Im Zusammenhang mit Spiritualität wird immer wieder vom Ego-Tod gesprochen. Doch auch dieser Begriff entstammt dem Denksystem des Egos und will uns das Ende einer Illusion als etwas Schreckliches verkaufen. Wenn Sünde wirklich ist, muss die Erlösung Schmerz sein. Dann muss man die Erlösung fürchten, denn sie wird töten, aber langsam, und alles wegnehmen, bevor sie Opfern die willkommene Gnade des Todes zugesteht und endlich selbst beschwichtigt ist. Das Ego ist eine Illusion, es hat nie existiert und kann deshalb nicht sterben. Das Ego-Denksystem selbst ist die Idee des Todes, ist der Todeswunsch. Das Ende dieser Idee ist nicht der Tod, sondern im Gegenteil das Erwachen aus dem Traum des Todes zur Wirklichkeit unserer Unsterblichkeit.
“Es [das Ego] stirbt nicht - es ist einfach nie geboren worden.” (EKIW: Kapitel 5, IV. 2. 3.)
Der Versuch, das Ego zu zerstören oder zu töten, stärkt das Ego. Denn das Verlangen nach Zerstörung und Angriff ist das zentrale Verlangen des Egos. Das Ego kann nur vergeben werden, das ist der einzige Weg zur Befreiung. Welches Wort wir auch verwenden, um diesen Prozess zu symbolisieren, es ist kein Akt der Zerstörung oder des Angriffs, sondern ganz im Gegenteil - eine Hinwendung zur Liebe GOTTES. Die wahre Lösung beruht voll und ganz auf Meisterung durch Liebe.
Das Leben ist ewig. Der Tod existiert nicht. Ich werde jedoch im Folgenden die beiden Begriffe Leben und Tod in dem Sinne verwenden, wie wir sie innerhalb der Illusion gewöhnlich gebrauchen. Aber selbst der Körper als Teil der Illusion stirbt nicht, denn auch die Atome, die diese illusionäre Form zu bilden scheinen, sind - seit Anbeginn der Zeit - immer dieselben, die sich nur immer wieder zu neuen, sich ständig verändernden Formen zusammensetzen.
“Der Körper stirbt ebenso wenig, wie er fühlen kann. Er tut nichts. Von sich aus ist er weder verweslich noch unverweslich. Er ist nichts. Er ist die Folge einer winzig kleinen Wahnidee der Verweslichkeit, die berichtigt werden kann.” (EKIW: Kapitel 19, IV. C. 5. 2.-6.)
Wir können die Wirklichkeit nicht ändern. Es ist unmöglich, dass wir ohne GOTT leben oder sterben, aber es ist nicht unmöglich, dass wir denken, dass wir es tun. Wenn wir denken, dass wir ohne GOTT leben oder sterben, werden wir die Erfahrung machen, dass wir es tun. Wir können diese Erfahrung so lange machen, wie wir es wünschen. Und wir können sie beenden, wann immer wir uns dazu entscheiden.
“Die Reise zum Kreuz sollte die letzte »nutzlose Reise« sein. Halte dich nicht damit auf, sondern lass sie als vollbracht hinter dir. Wenn du sie als deine letzte nutzlose Reise annehmen kannst, dann steht es dir auch frei, dich meiner Auferstehung anzuschließen. Solange du das nicht tust, ist dein Leben in der Tat verschwendet. Es inszeniert bloß aufs neue die Trennung, den Verlust der Macht, die vergeblichen Wiedergutmachungsversuche des Ego und schließlich die Kreuzigung des Körpers beziehungsweise den Tod. Solche Wiederholungen sind endlos, bis sie aus freien Stücken aufgegeben werden. Begehe nicht den mitleiderregenden Fehler, dich an das alte rauhe Kreuz zu klammern. Die einzige Botschaft der Kreuzigung ist die, dass du das Kreuz überwinden kannst. Bis dahin steht es dir frei, dich so oft zu kreuzigen, wie du willst. Das ist nicht das Evangelium, das ich dir anbieten wollte. Wir haben eine andere Reise zu unternehmen, und wenn du diese Lektionen sorgfältig liest, werden sie dir helfen, dich auf sie vorzubereiten.” (EKIW: Kapitel 4, EINLEITUNG, 3.)
Die drei Phasen des Todes
Der Einfachheit halber werde ich in diesem Abschnitt den Begriff “Seele” als Synonym für das individuelle Bewusstsein verwenden. Die Beschreibung der drei Phasen ist als Annäherung an eine Erfahrung zu verstehen, die mit dem Verstand nicht zu erfassen ist, mehr nicht. Diese Beschreibung stammt nicht aus dem Kurs, weil sie für die Arbeit mit dem Kurs nicht von Bedeutung ist.
In der ersten Phase des Todes erkennen wir, dass wir nicht unser Körper sind. Was da von uns abfällt, ist das Gefühl von uns selbst als physischer Körper. Es fühlt sich an, als seien wir noch jemand, aber unser Selbst-Gefühl umfasst nicht mehr das Empfinden, dass wir einen Körper haben. Dennoch nehmen wir die physische Welt weiterhin wahr, noch dazu wesentlich umfangreicher und intensiver als im irdischen Normalzustand. Wir sehen und hören, ohne dass wir dazu den Körper bräuchten, und nehmen die Gedanken und Gefühle aller am Geschehen beteiligten Menschen intensiv wahr.
In der zweiten Phase gehen wir durch eine Erfahrung, die wir entsprechend unseren Glaubensvorstellungen zu machen erwarten. Diese Erfahrung dauert so lange, wie wir möchten, solange, wie es uns gefällt. Wenn wir glauben, dass es eine Hölle gibt und wir Strafe verdient haben, dann werden wir auch diese Erfahrung machen. Aber dies ist eine andere Erfahrung als hier auf der Erde, es ist eine Art reinen Beobachtens und irgendwann werden wir erkennen, dass die Idee einer Hölle Schwachsinn ist und uns selbst daraus “entlassen” und zum dritten Stadium des Todes übergehen.
Dann begeben wir uns in die dritte Phase des Todes. Das ist das letzte Stadium, in dem wir die Verschmelzung mit dem SELBST und damit mit GOTT erfahren und daraus wieder hervorgehen, um prüfend Rückschau zu halten auf das physische Leben, das wir gerade abgeschlossen haben. Und dann entscheiden wir, ob wir "weitergehen oder zurückkehren" wollen. Unsere Entscheidung beruht im Wesentlichen darauf, ob wir das Gefühl haben, alles zur Vollendung gebracht zu haben oder nicht.
In den ersten beiden Phasen steht die Tür zur physischen Welt immer noch offen. Wenn wir uns in die dritte Phase des Todes begeben, schließt sich die Tür hinter uns, und wir können nur noch die Passage vor uns sehen. Diese Passage zum SELBST ist dunkler, aber nicht auf beängstigende Weise, eher auf eine weiche, warme und leuchtende Art. Am Ende dieser Passage ist ein Lichtpunkt. Das Licht ist warm und strahlend und einladend und vermittelt das Gefühl von Sicherheit. Das Licht wird immer größer, bis das Licht schließlich ALLES ist. Nun ist der Augenblick der Verschmelzung gekommen. Die Kraft und das Wunder dieses Moments sind unbeschreiblich. Es ist die atemberaubende Herrlichkeit der unendlichen Großartigkeit, unvergleichlichen Schönheit und unübertroffenen Vollkommenheit GOTTES.
Diese drei Stadien des Todes können wir auch während unseres physischen Lebens erfahren. Auf dem Weg des spirituellen Erwachens werden wir eine Phase telepathischer Fähigkeiten erleben. Und auch die Erfahrung des Eingehens und Verschmelzens und der Erkenntnis und Verwirklichung können wir schon in unserem physischen Leben machen. Im Kurs wird diese Erfahrung als Offenbarung bezeichnet. Viele Menschen am spirituellen Weg haben schon intensivste Offenbarungserfahrungen gemacht. Wir können uns auch im physischen Leben völlig aus der Identifikation befreien, viele Meister haben diese Ebene erreicht. Aber die meisten Menschen erreichen sie während ihres physischen Lebens nicht. Alle Seelen gelangen bei ihrem Tod dahin. Dazu ist der Tod da.
Man könnte es einfach formuliert vielleicht so ausdrücken: Im Tod wird uns wieder einmal das Ziel aufgezeigt, damit wir uns mit neuer Motivation auf den Weg machen können. Mit jeder Verschmelzung, mit jeder dieser Essenzerfahrungen bauen wir langsam unsere Angst vor der LIEBE GOTTES ab.
“Niemand kann unerschrocken auf die Angst vor GOTT schauen, wenn er die SÜHNE nicht angenommen und gelernt hat, dass Illusionen nicht wirklich sind. Niemand kann allein vor diesem Hindernis stehen, denn er wäre nicht so weit gelangt, wenn sein Bruder nicht neben ihm hergegangen wäre. Und niemand würde es wagen, es zu betrachten, ohne seinem Bruder in seinem Herzen vollständig vergeben zu haben. Bleibe hier eine Weile stehen und zittere nicht. Du wirst bereit sein. Wir wollen uns in einem heiligen Augenblick an diesem Ort verbinden, an den der Zweck, der dir im heiligen Augenblick gegeben ward, dich führte. Auch wollen wir uns in dem Glauben verbinden, dass ER, DER uns gemeinsam hier herbrachte, dir die Unschuld schenken wird, die du brauchst, und dass du sie annehmen wirst um meiner und um SEINER Liebe willen.
Und es ist auch nicht möglich, zu früh darauf zu schauen. Das ist der Ort, an den ein jeder kommen muss, wenn er bereit ist. Hat er seinen Bruder erst einmal gefunden, dann ist er bereit. Doch einfach an den Ort gelangen reicht nicht aus. Eine Reise ohne Sinn und Zweck ist noch immer bedeutungslos, und selbst, wenn sie vorbei ist, scheint sie keinen Sinn zu ergeben. Wie kannst du wissen, dass sie vorbei ist, wenn du nicht merkst, dass ihr Zweck erreicht ist? Hier, angesichts des Endes deiner Reise, siehst du ihren Zweck. Und hier triffst du die Wahl, ob du ihn anschaust oder weiterwanderst, nur um zurückzukehren und noch einmal die Wahl zu treffen.
Es braucht einige Vorbereitung, um die Angst vor GOTT anzuschauen. Nur die geistig Gesunden können den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit mit Erbarmen und mit Mitgefühl betrachten, aber ohne Angst. Denn nur wenn sie daran teilhaben, scheinen diese furchterregend zu sein, und du hast so lange daran teil, bis du deinen Bruder mit vollkommenem Glauben und vollkommener Liebe und Zärtlichkeit ansiehst. Vor der vollständigen Vergebung stehst du und hast noch immer nicht vergeben. Du hast Angst vor GOTT, weil du deinen Bruder fürchtest. Diejenigen, denen du nicht vergibst, fürchtest du. Und niemand gelangt zur Liebe mit Angst an seiner Seite.” (EKIW: Kapitel 19, IV. D. 9.-11.)
Wir werden uns entscheiden, uns endgültig aus der Identifikation mit einer bestimmten Person zu lösen, wenn unser Leben auf Erden zur Vollendung gekommen ist. Alle “vorzeitig abgebrochenen" Zeitlinien finden parallel statt und sind damit auch erlöst. Unser Leben auf Erden wird dann zur Vollendung gelangt sein, wenn wir alles an Erfahrung gemacht haben, was an Erfahrung zu machen wir in die physische Welt gekommen sind. Und so begibt sich die Seele im Augenblick des Jetzt auf eine “höhere Ebene”, um durch Wissen voll und ganz zum Ausdruck zu bringen, wer und was sie ist. Es geht darum, das SELBST auf der Erfahrungsebene zu erkennen. Dies bedeutet, dass der Berichtigungsprozess, der Prozess der SÜHNE, auf einer höheren Ebene fortgesetzt wird. Und selbst wenn wir noch einige Male in die physische Welt zurückkehren, um eine Erfahrung in der Identifikation mit einer irdischen Person zu machen, ist das alles an sich nicht wichtig, wichtig ist nur die SÜHNE, der Aufstieg, um uns letztendlich an unsere Wirklichkeit als reiner, geeinter GEIST zu erinnern. Das ist der einzig wahre Sinn und Zweck.
Eine befreite “Seele” kann engelsgleich helfend eingreifen und zwischen den Welten reisen. Es ist hilfreich, dies zu verstehen, wenn ein Lehrer GOTTES aus unserer irdischen Sicht viel zu “früh” stirbt, obwohl sein Geist berichtigt war. Dann dürfen wir uns daran erinnern, dass es kein “zu früh” gibt, sondern, dass es genau der richtige Augenblick war, weil alles Irdische erreicht war und nun die Erfahrung auf einer höheren Ebene weitergeht und uns diese “Seele” weiterhin als Hilfe zur Verfügung steht. Auch Yogananda hatte unter dem Tod seines geliebten Gurus Giri Yukteswar sehr gelitten, bis dieser ihm später wieder erschien und er verstand. Letztlich geht es immer um die Erkenntnis, dass es nur einen GEIST gibt und alle Trennung eine Illusion ist.
Bei dem, was wir gewöhnlich den Tod nennen, gibt es, wie bei allem in der Welt, zwei verschiedene Motivationen: die des Egos und die des HEILIGEN GEISTES. Wenn das Ego in seinem unmöglichen Traum, in seinem Versuch, sich getrennt von GOTT selbst zu verwirklichen, irgendwann scheitert und trotzdem von der Wahrheit nichts wissen will, dann sucht es Erlösung im Tod.
“Der Tod wird nämlich als Sicherheit gesehen, als großer, dunkler Retter vor dem Licht der Wahrheit, als Antwort auf die ANTWORT, als einer, der die STIMME, DIE für GOTT spricht, zum Verstummen bringt. Aber der Rückzug in den Tod ist nicht das Ende des Konflikts. Nur GOTTES ANTWORT ist sein Ende.” (EKIW: Kapitel 19, IV. C. a) 7. 2.-4.)
Für den Tod gilt grundsätzlich immer: Niemand stirbt gegen seinen Willen.
In Lektion 152 heißt es: “Niemand kann Verlust erleiden, außer wenn es seine eigene Entscheidung ist. Niemand erleidet Schmerz, außer wenn seine Wahl diesen Zustand für ihn aussucht. Niemand kann sich grämen oder ängstigen oder denken, er sei krank, außer wenn dies die Ergebnisse sind, die er haben will. Und niemand stirbt ohne seine eigene Zustimmung. Nichts geschieht, was nicht deinen Wunsch darstellte, und nichts wird weggelassen, was du wählst. Hier ist deine Welt, vollständig bis in alle Einzelheiten. Hier ist ihre ganze Wirklichkeit für dich. Und hier allein ist die Erlösung.”
In Lektion 253 heißt es: “Es ist unmöglich, dass irgendetwas zu mir kommen könnte, was nicht von mir erbeten wurde. Sogar in dieser Welt bin ich es, der mein Schicksal beherrscht. Was geschieht, ist das, wonach ich verlange. Was nicht geschieht, ist das, wovon ich nicht will, dass es geschehe. Das muss ich akzeptieren. Denn so werde ich an dieser Welt vorbei zu meinen Schöpfungen geführt, den Kindern meines Willens im HIMMEL, wo mein heiliges SELBST mit ihnen weilt und mit IHM, DER mich schuf.”
Weiter gilt: Der Zeitpunkt und die Umstände des Todes sind immer perfekt. Der Tod jeder Person dient immer dem Erlösungsplan jeder anderen Person, die sich seiner gewahr ist.
Im Kapitel über die Eigenschaften der Lehrer GOTTES heißt es im Abschnitt Geduld: “Alles, was er sieht, ist der sichere Ausgang zu einer Zeit, die ihm vielleicht noch unbekannt ist, die aber nicht in Zweifel steht. Die Zeit wird ebenso richtig sein, wie es die Antwort ist. Und das ist wahr für alles, was jetzt oder in Zukunft geschieht. Auch die Vergangenheit barg keine Fehler, nichts, was der Welt nicht zum Guten diente, genau wie ihm, dem es zu widerfahren schien.”
Das Schmerzliche für die Hinterbliebenen eines geliebten Menschen ist nicht so sehr der Tod des Körpers, sondern das Ende der Kommunikation mit dem geliebten Menschen. In diesem Fall ist es hilfreich, sich daran zu erinnern, dass ein geliebter Mensch vor allem ein liebevoller Gedanke in unserem Geist ist, und jeder liebevolle Gedanke ist ewig. Die liebevollen Gedanken, die unser Geist in dieser Welt wahrnimmt, sind die einzige Wirklichkeit der Welt. Sie sind immer noch Wahrnehmungen, weil wir immer noch getrennt zu sein glauben. Doch sind sie ewig, weil sie liebevoll sind. Und da sie liebevoll sind, sind sie wie der VATER und können deshalb nicht sterben.
Wenn wir uns SEINER Führung unterstellt haben und unser physisches Leben ein vollendeter Ausdruck der SÜHNE ist, dann gilt für uns voll und ganz: Der Tod ist der Höhepunkt des Lebens. Die Welt hingegen wird auch dieses freudige Ablegen des Körpers immer als eine Art Krankheit wahrnehmen, denn diese Welt ist Ausdruck des Ego-Denksystems. In den Ergänzungen zu Ein Kurs in Wundern im Das Lied des Gebets finden wir folgende Beschreibung der wahren Motivation für den Tod:
“Es gibt hingegen eine andere Art scheinbaren Todes, der eine andere Quelle hat. Er kommt nicht aufgrund von verletzenden Gedanken und rasender Wut dem Universum gegenüber. Er bekundet nur, dass das Ende der Nützlichkeit des körperlichen Funktionierens gekommen ist. Und somit wird er abgelegt aus freier Wahl, so wie man ein Gewand ablegt, das inzwischen abgetragen ist. Das ist es, was der Tod sein sollte: ein stiller Entschluss, freudig und mit einem friedlichen Gefühl getroffen, weil der Körper gütig dazu verwendet wurde, dem SOHN GOTTES auf dem Weg entlang zu helfen, den er zu GOTT geht. So danken wir denn dem Körper für alle Dienste, die er uns geleistet hat. Wir sind jedoch auch dankbar, dass die Notwendigkeit vorbei ist, die Welt der Grenzen zu durchwandern, den CHRISTUS in versteckten Formen zu erreichen und in höchstens in lieblichem Aufleuchten klar zu sehen. Jetzt können wir IHN ohne Scheuklappen erblicken, in dem Licht, auf das wir wieder schauen lernten. Wir nennen es Tod, doch es ist Freiheit.”
Wahres Mitgefühl ist nicht das, was die Welt darunter versteht. Wahres Mitgefühl bedeutet nicht Mitleid, sondern es bedeutet den Ruf nach Liebe zu hören, der ihm Leid zum Ausdruck kommt. Jesus verweist immer wieder darauf, dass wir unsere Mitmenschen nur dadurch heilen, dass wir die wahre Natur, die völlige geistige Gesundheit, in ihnen wahrnehmen. Es geht also darum, zu übersehen, was das Ego gemacht hat, und stattdessen die völlige geistige Gesundheit eines Menschen zu sehen. Jesus will nicht, dass wir die vom Ego erzeugten Gefühle empfinden, sondern dass wir mit IHM in Verbindung bleiben, unabhängig davon, was in dieser Welt zu geschehen scheint.
Es macht keinen Sinn Mitgefühl so zu interpretieren, dass wir uns mit dem anderen im Leiden verbinden. Was soll das bringen, wenn wir Heilung wollen, wenn wir den anderen mit der Liebe Gottes segnen wollen? In Wahrheit besteht echtes Mitgefühl darin, mit dem mitfühlen, was der andere wirklich ist. Das heißt, wir sehen durch die vergängliche Oberfläche aus Unwissenheit, aus Verwirrung, aus Schmerz, aus Leid, aus Groll, oder was immer wir im anderen wahrzunehmen glauben, hindurch und sehen stattdessen das wahre SELBST.
“Sich einfühlen bedeutet nicht, sich im Leiden zu verbinden, denn genau das musst du ablehnen zu verstehen. So deutet nämlich das Ego die Einfühlung, und diese Deutung wird immer dazu benutzt, eine besondere Beziehung herzustellen, in der das Leiden geteilt wird. Das Einfühlungsvermögen ist für den HEILIGEN GEIST sehr nützlich, vorausgesetzt, du lässt es IHN auf SEINE Weise nutzen. SEINE Weise ist ganz anders. ER versteht Leiden nicht und möchte, dass auch du lehrst, dass es unverständlich ist. Wenn ER durch dich in Beziehung tritt, tritt ER nicht durch dein Ego mit einem anderen Ego in Beziehung. ER nimmt am Schmerz nicht teil, weil ER versteht, dass die Heilung des Schmerzes nicht durch wahnhafte Versuche erreicht wird, in ihn hineinzugehen und ihn dadurch zu lindern, dass der Wahn geteilt wird.
Der deutlichste Beweis dafür, dass das Einfühlungsvermögen, so wie das Ego es benutzt, zerstörerisch ist, liegt in der Tatsache, dass es nur auf bestimmte Arten von Problemen und bei bestimmten Menschen angewendet wird. Diese wählt es sich aus und verbindet sich mit ihnen. Und es verbindet sich nie, außer um sich selbst zu stärken. Und da es sich mit dem identifiziert hat, was es zu verstehen glaubt, sieht das Ego sich selbst und möchte sich selbst mehren, indem es das teilt, was wie es selbst ist. Verkenne dieses Manöver nicht: Das Ego fühlt sich immer ein, um zu schwächen, und schwächen heißt immer angreifen. Du weißt nicht, was Einfühlung bedeutet. Doch dessen kannst du sicher sein: Wenn du einfach nur ruhig dasitzt und den HEILIGEN GEIST durch dich in Beziehung treten lässt, wirst du dich in die Stärke einfühlen und an Stärke und nicht an Schwäche gewinnen.” (EKIW: Kapitel 16, I. 1.-2.)
Jesus weist noch auf Folgendes hin:
"Es braucht einige Vorbereitung, um die Angst vor GOTT anzuschauen. Nur die geistig Gesunden können den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit mit Erbarmen und mit Mitgefühlt betrachten, aber ohne Angst. Denn nur wenn sie daran teilhaben, scheinen diese furchterregend zu sein, und du hast so lange daran teil, bis du deinen Bruder mit vollkommenem Glauben und vollkommener Liebe und Zärtlichkeit ansiehst." (EKIW: Kapitel 19, IV. D. 11. 1.-3.)
Mutter Teresa lehrte dies. Sie sagte ihren Anhängern, sie sollten in jedem, den sie sehen, das Antlitz CHRISTI sehen. Sie machte deutlich, dass das ihr einziges Ziel war. Sie glaubte, dass eine heilige Beziehung eine totale Verpflichtung ist, von Augenblick zu Augenblick. Sie lehrte heilige Beziehung durch geheilte Wahrnehmung und durch Dienst. Es ging nicht um Verhaltensweisen, sondern darum, das Antlitz CHRISTI in jedem einzelnen Menschen zu sehen, dem sie begegnete, und der Führung des HEILIGEN GEISTES zu folgen.
Mutter Teresa wurde immer wieder kritisiert, weil sie dem Glauben den Vorrang vor der humanitären Hilfe einräumte. Eine Welt, die dem Ego-Denksystem unterworfen ist, in der es nur um das Überleben des Körpers geht, kann dies nicht verstehen. Was die Welt unter humanitärer Hilfe versteht, basiert meist auf der Vorstellung von Ungleichheit: Dort die armen Opfer von Unterdrückung und Ausbeutung und hier ich, der ich es geschafft habe und es besser weiß und sich besser fühlt, wenn er auf Basis dieses Ungleichgewichts “helfen” kann. Das Ego lebt buchstäblich von Vergleichen. Gleichheit liegt jenseits dessen, was es erfassen kann, und wahre Nächstenliebe wird so unmöglich.
Wahre Nächstenliebe beruht auf der Vorstellung von Gleichheit. Wahre Nächstenliebe ist eine Art, die Vollkommenheit eines anderen wahrzunehmen, auch wenn wir sie in uns nicht wahrnehmen können. Aber auch wahre Nächstenliebe ist nur der Weg und nicht das Ziel, denn ihre Grundlage bildet immer noch die Erfahrung von Trennung. Jesus weist im Kurs darauf hin, dass Nächstenliebe in Wirklichkeit eine schwächere Widerspiegelung eines viel mächtigeren Umfasstwerdens von der Liebe ist, das weit über jede für uns jetzt vorstellbare Form der Nächstenliebe hinausgeht.
Solange wir uns des SELBST nicht bewusst sind, entgeht uns auch die Wirklichkeit anderer Menschen, weil wir unsere eigene noch nicht gefunden haben. Wahre Beziehungen sind aber nur dann möglich, wenn das Bewusstsein des SELBST da ist. Vom SELBST her erscheinen der Körper und Geist eines anderen Menschen wie ein Wandschirm, durch den wir seine eigentliche Wirklichkeit ebenso spüren wie unsere eigene. Wenn wir dann mit dem Leid oder unbewussten Verhalten eines anderen konfrontiert werden, bleiben wir voll gegenwärtig und mit dem SELBST in Kontakt, so dass wir im eigenen so SEIN des heiligen Augenblicks das strahlende reine SELBST des anderen Menschen jenseits seiner Erscheinungsform fühlen.
“Die Stärke GOTTES in dir ist das Licht, in dem du siehst, so wie es auch SEIN GEIST ist, mit dem du denkst. SEINE Stärke leugnet deine Schwäche. Eben deine Schwäche ist es, die durch des Körpers Augen schaut und in der Dunkelheit umherspäht, um ihr Ebenbild zu sehen: die Kleinen, Schwachen, die Kränkelnden und Sterbenden, die Bedürftigen, Hilflosen und Furchtsamen, die Traurigen, die Armen, die Hungernden und Freudlosen. Diese werden durch Augen gesehen, die nicht sehen und nicht segnen können.
Die Stärke übersieht diese Dinge, indem sie über die Erscheinungen hinausblickt. Sie hält ihren steten Blick auf das Licht gerichtet, das hinter ihnen liegt. Sie vereint sich mit dem Licht, von dem sie ein Teil ist. Sie sieht sich selbst. Sie bringt das Licht, in dem dein SELBST erscheint. In der Dunkelheit nimmst du ein Selbst wahr, das es nicht gibt. Stärke ist die Wahrheit über dich; Schwäche ist ein Götze, der fälschlich verehrt und angebetet wird, um die Stärke zu vertreiben und Dunkelheit dort herrschen zu lassen, wo GOTT bestimmte, dass Licht sein sollte.” (EKIW: Lektion 92, 3.&4.)
Von Gefallsucht zu echter Empathie
Besondere Beziehungen sind immer mit Kompromissen und Opfern verbunden. Der Kompromiss entsteht aus der Angst, "das Fass zum Überlaufen zu bringen". Wir glauben an die Folgen, und so wird es zur allgemeinen Verhaltensweise, den Menschen gefallen zu wollen. Aber Verleugnung und Unterdrückung entstehen, wenn wir aus Angst vor den Reaktionen anderer Menschen nicht sagen, was wir im Herzen fühlen. Wenn wir nur dafür leben, dass andere Menschen uns zustimmen oder uns gutheißen, verleugnen wir, was wir in einer bestimmten Situation wirklich fühlen.
Genauso wie der Wunsch nach Besonderheit ist es etwas, das wir tun, wenn wir uns klein und begrenzt fühlen. Das Wort "Entschuldigung" kommt dann häufig vor. Jemand berührt in einer Menschenmenge versehentlich einen Ellbogen und sagt: "Tut mir leid." Jemand starrt uns an, wir schauen zu ihm hinüber und er sagt: "Oh, Entschuldigung." Es ist, als gäbe es überall eine riesige Entschuldigung. Das ist eine erfundene soziale Konditionierung. Es ist ein Beispiel für den Glauben an getrennte Körper und ihre wahrgenommenen Unterschiede. Manche würden sagen, dass es ein Beispiel dafür ist, dass man übermäßig sensibel ist und sich nicht in den Raum von jemandem einmischen oder etwas tun will, das von einem anderen als störend empfunden werden könnte. Dies spiegelt den Glauben wider, dass wir uns einschränken und Kompromisse eingehen müssen, um uns anzupassen.
Im illusionären, getrennten Zustand ist der Geist höchst unsicher. Da wir uns als eine eigenständige und getrennte Person erfahren, wird unsere wahre Stärke verschleiert. Unser Geist hat keinen Kontakt mit unserer wahren Stärke. Daher wird der Versuch, von anderen Anerkennung zu erwarten oder sich auf bestimmte Weise zu verhalten, um es anderen leicht zu machen, zu einem Mittel, um sich akzeptiert, gemocht und anerkannt zu fühlen. Menschen gefallen zu wollen ist ein fauler Deal mit der Wirklichkeit. Es ist das Ego, das nach Liebe, Anerkennung und Respekt von anderen sucht, um den Glauben an ein kleines Selbst zu festigen. Das kann viele Formen annehmen. Es kann darin bestehen, zu anderen Menschen aufzuschauen oder Dinge zu vertuschen. Auf diese Weise versuchen wir, die Angst zu minimieren, ohne sie wirklich loszulassen. Solange wir damit beschäftigt sind, uns auf äußere Situationen zu konzentrieren, wird es schwierig sein, Stabilität und inneren Frieden zu finden. Wenn egozentrischer Stolz und die Beschäftigung mit sich selbst auf der einen Seite des Pendels stehen, dann steht auf der anderen Seite, das anderen Menschen gefallen wollen und die Beschäftigung mit den anderen. Wenn wir anderen gefallen wollen, machen wir andere Menschen so wichtig, dass wir jeden Sinn für Integrität verlieren.
Der Versuch, Menschen zu gefallen, ist ein mächtiger Verteidigungsmechanismus: Es hält wahre Verbindung und authentische Beziehungen in Schach. Es hält die Trennung aufrecht.
Die Angst, sich zu erheben und das Wort zu ergreifen
Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir anfangen würden, über das zu sprechen, was in unserem Bewusstsein vor sich geht, und nicht länger um unsere Probleme herumtanzen würden, wenn wir sagen würden, was wir zu sagen haben? Schon in der Bibel steht: “Euer Ja soll ein Ja sein und euer Nein ein Nein.” (Jakobus 5,12) Wenn wir sehr darauf bedacht sind, den Menschen gefallen zu wollen - höflich, nett, sanftmütig und so weiter zu sein -, ist es schwer, sein Ja als Ja und sein Nein als Nein zu verstehen. Wir sagen vielleicht zu vielen Bitten und Einladungen ja und denken dann irgendwann: Wozu habe ich gerade zugestimmt? Ich habe gerade meine ganze Woche verplant, aber ich will mich einfach nur ausruhen! Wir müssen lernen, zu unterscheiden und unser Ja und Nein von einem Ort der inneren Integrität kommen zu lassen, wo wir uns mit dem HEILIGEN GEIST verbinden und seiner Führung folgen. So können wir uns wirklich wohlfühlen und frei von Angst vor Konsequenzen sein!
Bei dem Versuch, anderen gefallen zu wollen, kommen wir irgendwann an einem Punkt, an dem wir einfach erstarren. Unsere unbewussten Gedanken und Überzeugungen lassen sich von unseren Mitmenschen nicht entschlüsseln. Ganz gleich, wie sehr wir an unserer Fähigkeit zu gefallen arbeiten, irgendwann kommt immer dieser "missbilligende Blick". Wir bekommen diesen Stich ins Herz, wenn wir denken, dass wir jemanden enttäuscht haben oder dass wir etwas furchtbar falsch gemacht haben. Extreme Schuldgefühle tauchen auf! "Habe ich etwas falsch gemacht, habe ich jemanden verletzt?" Und die missbilligende Stimme antwortet: "Ja, das hast du. Ich bin enttäuscht von dir. Ich hatte etwas Besseres von dir erwartet. Ich dachte, ich könnte dir vertrauen", die Worte, die sich wie ein Dolch in unser Herz bohren. Dieses Thema kommt immer wieder zurück und holt uns ein. Wir laufen jahrelang auf Eierschalen und achten sehr darauf, die Leute nicht zu verärgern. Wir schleichen auf Zehenspitzen über all diese Eierschalen, und dann hören wir plötzlich ein Knacken. Oh Schreck! Bei all unseren Bemühungen, zu gefallen, ging es darum, Missbilligung und Enttäuschung zu vermeiden. Wir haben uns verrenkt, um zu gefallen. Aber es hat nicht funktioniert. Wir können zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahre lang gefällig sein, ohne zu einer lebendigen Erfahrung dessen zu kommen, was wahre Integrität und Verbundenheit wirklich ist.
Warum sollten wir Menschen gefallen wollen, wenn wir nicht Angst hätten, unsere Beziehungen, unsere Eltern oder Kinder oder unseren Arbeitsplatz zu verlieren? Warum sollten wir Menschen überhaupt gefallen wollen? Ohne Angst würden wir einfach sagen, wie es ist; wir würden aus unserem Herzen sprechen. Das ist der Ausgangspunkt, um unseren Geist zu befreien und in einen Zustand des beständigen Friedens zu gelangen.
Achtung Ego-Falle
Durch viel “Selbsterfahrung” und Beschäftigung mit diversen New-Age-Konzepten von “Spiritualität” hat das Ego auch gelernt, seine Angriffsgedanken als Sprache des Herzens zu tarnen. Jedes Mal, wenn wir versuchen, einen Angriff einfach nur als authentisches Gefühl zu verkaufen, sind wir wieder einmal dem Ego auf den Leim gegangen. Authentisch über unsere Gefühle zu sprechen bedeutet, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen und niemandem - auch nur indirekt - die Schuld dafür zu geben.
Das Ego ist raffiniert und passt seine Strategien immer wieder neuen Situationen an. So versucht das Ego auch, uns zu lehren, Nein zu sagen, wenn etwas nicht unseren egoischen Bedürfnissen entspricht. Deshalb versucht das Ego uns davon zu überzeugen, dass wir lernen müssen, Nein zu sagen. Aber auf dem Weg zur spirituellen Befreiung geht es darum, zu lernen, nur SEINER Führung zu folgen - egal, ob das im Moment ein Ja oder ein Nein erfordert. Das Ego versteht unter dem Ende der Gefallsucht die Selbsterhöhung und damit ein Nein zu unserem Bruder. In SEINEM Sinne bedeutet das Ende der Gefallsucht, dass wir unseren Bruder lieben wie uns selbst. Deshalb lehrt uns Jesus im Kurs auch, dass es Ausdruck wahrer Wehrlosigkeit ist, zu den Wünschen unserer Brüder Ja zu sagen, wenn es sich um Belanglosigkeiten handelt, um den Belanglosigkeiten durch unser Nein nicht erst recht Bedeutung zu verleihen.
„Erkenne, was nicht von Belang ist, und wenn deine Brüder dich um etwas »Ungeheuerliches« [Anm.: etwas, das wir persönlich als Zumutung empfinden] bitten, so tu es, weil es nicht von Belang ist. Lehne es ab, und deine Ablehnung beweist, dass es für dich von Belang ist. Nur du bist es demnach, der die Bitte ungeheuerlich gemacht hat - und jede Bitte eines Bruders ist für dich. Warum möchtest du darauf beharren, sie ihm zu verweigern? Denn das heißt, dich selbst zu verleugnen und euch beide arm zu machen. Er bittet um Erlösung, ebenso wie du. Armut ist vom Ego und niemals von GOTT. Keine »ungeheuerlichen« Bitten können an den gerichtet werden, der begreift, was wertvoll ist, und der nichts anderes akzeptieren will.“ (EKIW: Kapitel 12, III. 4.)
“Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel! Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm!” (Bibel, Bergpredigt, Matthäus 5,40&41)
Wenn wir auf die Bitte eines Bruders unter SEINER Führung Nein sagen, dann niemals, um unser persönliches Selbst zu schützen oder unsere persönlichen Interessen durchzusetzen, sondern einzig und allein, weil es in SEINEM Interesse ist. Und so wird unser Nein nie ein Nein zu unserem Bruder sein, sondern nur zu seiner egoischen Bitte, und ist damit zugleich ein wortloses Ja zu unserer beider Wirklichkeit. Es ist ein Ausdruck der Liebe zu uns und unserem Bruder. Das unterscheidet es von einem egoischen Nein, das sich gegen unseren Bruder richtet.
Es ist wichtig, uns unserer Wahrnehmungen und Gefühle bewusst zu sein, denn sie sind der Zugang zu dem, was darunter liegt. Denn wenn wir unsere authentischen Gefühle vergraben, wie wollen wir dann mit den Gedanken und Überzeugungen, die ihnen zugrunde liegen, in Kontakt kommen?
Gefallsucht ist die Ersatz-"Liebe", die das Ego anstelle der wahren Liebe gemacht hat. Es hat alles damit zu tun, dass wir versuchen, in unserer Komfortzone zu bleiben und uns gegen tiefere Veränderungen wehren. Es ist also eine heimtückische Verteidigung gegen unser wahres SELBST. Sie entspringt dem Wunsch, gemocht zu werden. Dazu gehört oft auch, dass wir dem Druck unserer sozialen Gruppe - oder der Sucht nach Anerkennung in unserer spirituellen Gemeinschaft - nachgeben. Co-Abhängigkeit ist weit verbreitet. Gefallsucht entsteht durch einen falschen Vertrag im Kopf, der geschlossen wird, um das eigene Selbstkonzept und die vertrauten Rollen aufrechtzuerhalten. Es ist ein Weg, uns selbst abzulenken, indem wir versuchen, Liebe und Anerkennung von anderen zu finden, anstatt von innen. Aber das ist nur eine Selbsttäuschung.
Schauen wir uns an, was die Gefallsucht in unserem Geist verdeckt. Es ist eine subtile Version der schon beschriebenen Analogie des tödlichen Giftes, bei der das Ego die Schuld einfach verdünnt, so dass wir ihre Anwesenheit nicht bemerken. Tatsächlich ist die Schuld so verdünnt, dass es tatsächlich eine gute Sache zu sein scheint, anderen gefallen zu wollen. Wir Menschen arbeiten ein Leben lang daran; wir versuchen, wirklich gut darin zu werden, anderen zu gefallen, ohne zu erkennen, dass es sich nur um Schuldgefühle handelt, die verkleidet werden, um gut dazustehen. Wenn wir aus einem Selbstkonzept heraus leben - und sei es ein “spirituelles” -, tragen wir eine Maske und spielen Rollen. Damit schränken wir unseren eigenen Geist ein.
Wenn wir unser Leben nur an der Oberfläche führen, ohne zu ergründen, was darunter liegt, werden wir nie wirklich zur wahren Heilung kommen. Die Gefallsucht unterdrückt Groll, Frustration und andere Emotionen, während wir tun, was wir glauben, dass es erwartet wird. Gefallsucht entspringt also dem Wunsch, uns als Opfer wahrzunehmen. Es ist unmöglich, ein Opfer zu bleiben und keine Angriffsgedanken gegen den vermeintlichen Täter und damit gegen uns selbst zu haben.
Der erfrischende Mut der Ehrlichkeit
Wir können uns jetzt selbst herausfordern, indem wir unseren Geist trainieren und ihn beobachten. Wir können sehr, sehr ehrlich mit unseren Beweggründen werden. Wenn wir in unseren Geist schauen, können wir erkennen, warum wir auf bestimmte Weise argumentieren, wie oft wir Menschen gefallen wollen, und wir können aufhören, Dinge aus vermeintlichen Erwartungen heraus zu tun. Wir werden anfangen zu erkennen, wann und vielleicht sogar warum wir glauben, dass wir durch das Ausleben der Opferrolle einen Gewinn erzielen. Weigern wir uns, ein Opfer von irgendetwas in dieser Welt zu sein, und lassen wir all jene los, denen wir eine Opferrolle zuweisen. Dies ist der Hauptschalter für das Licht, das alle Dunkelheit im Geist vertreibt und uns daran erinnert, wer wir wirklich sind.
Wir müssen uns nicht hinter einer Maske verstecken und vorgeben, glücklich zu sein, wenn wir wütend sind. Wenn wir erkennen, dass wir in Wirklichkeit kein Opfer sind, können wir beginnen, die Bereitschaft zu kultivieren, die menschen-gefallen-wollende Maske zu entlarven, denn sie verdeckt den gegenwärtigen Moment im Bewusstsein. In diesem Prozess müssen wir geradeheraus und ehrlich sein und uns darin üben, unsere Worte von IHM leiten zu lassen, wenn wir mit jemandem sprechen. Das macht uns frei.
Die meisten Interaktionen im täglichen Leben sind davon geprägt, anderen Menschen gefallen zu wollen. Aufgrund des Einflusses auf unsere Persönlichkeit sind wir so sehr darauf fixiert, es allen recht zu machen, dass wir in der Regel ein paar Anstöße brauchen, bevor wir erkennen, wie allgegenwärtig das Problem ist. Ein Beispiel dafür ist, dass wir die Erfahrung machen, dass wir abgewiesen oder zurückgewiesen werden, wenn wir unser Wissen und unseren Rat anbieten. Das liegt daran, dass wir es wahrscheinlich dort tun, wo wir nicht danach gefragt werden oder ihn niemand will. Wir können auf Reaktionen stoßen, die sich sehr unangenehm anfühlen, weil die Leute nicht mehr auf die Spielchen eingehen, die uns gefallen. Stattdessen werden die Menschen anfangen, unseren Wunsch nach Heilung zu reflektieren! Oder umgekehrt: Menschen, die von uns erwarten, die gleichen Spiele zu spielen, werden reagieren, wenn wir diese gewohnte Art der Interaktion einstellen. Dies sind nur Ereignisse, die wir beobachten können, aber an denen wir uns nicht aufhängen sollten. Das Bedürfnis, gemocht zu werden, stammt vom Ego. Die vom HEILIGEN GEIST inspirierte Freundlichkeit verlangt nicht die Zustimmung anderer, sondern ermutigt uns, unserem Herzen zu folgen.
Das Ego sagt, dass wir nicht einfach in Glück und Frieden aufwachen können, weil es andere Menschen gibt, mit denen wir zu tun haben und für die wir verantwortlich sind. Die Angst, jemanden im Stich zu lassen, ist mit dem Glauben verbunden, dass wir jemand in der Welt und Teil des Traums von jemand anderem sind. Die Wahrheit ist, dass wir der Träumer des Traums in seiner Gesamtheit sind.
Auf dem Weg zu echter Empathie
Durch Konditionierung wird es als normal angesehen und sogar erwartet, dass wir uns in jemanden einfühlen, wenn ihm etwas Schlimmes passiert oder er krank ist. Wenn wir die Maske eines freundlichen Menschen tragen, werden wir Sätze sagen wie: "Oh, das ist ja schrecklich! Du armer Mensch! Oh, ich kann nicht glauben, dass dir das passiert ist! Ist es nicht eine Schande? Ist es nicht zu schade?"Es ist Mitleid mit etwas, das nur ein Wahrnehmungsfehler ist. Auf diese Weise "freundlich" zu sein, ist also eigentlich ein Versuch, den Irrtum wahr zu machen, uns dem Irrtum anzuschließen. Der Versuch, andere zu verstehen und sie wissen zu lassen, wie leid sie einem tun, ist ganz offen gesagt eine andere Art zu sagen: "Mir geht es besser als dir." Das ist keine echte Empathie, sondern eine falsche Art, sich einzubringen.
Probleme können nie wirklich verstanden werden. Sie müssen einfach als das gesehen werden, was sie sind - ein Denkfehler, ein Wahrnehmungsfehler, der aus falschen Überzeugungen oder Schuldgefühlen resultiert. Wahres Einfühlungsvermögen bedeutet, dass wir uns mit der Wahrheit in unserem Denken und im anderen in Einklang bringen. Es bringt unsere Wahrnehmung mit der Interpretation des HEILIGEN GEISTES in Einklang. Wir beginnen, die Dinge aus der Perspektive des HEILIGEN GEISTES zu sehen.
Wahres Einfühlungsvermögen zu praktizieren kann eine Herausforderung sein, denn es gibt so viele Versuchungen. Wenn wir jemanden korrigieren oder verändern wollen oder wenn wir wollen, dass eine Situation auf eine bestimmte Art und Weise abläuft, können wir sicher sein, dass wir in die Falle der falschen Empathie und der Gefallsucht getappt sind. Wenn wir das tun, hoffen wir eigentlich, einen äußeren Umstand zu ändern, um einen inneren Konflikt in unserem eigenen Geist zu lösen.
Es spielt keine Rolle, ob wir mit unserer Mutter, unserer Frau oder unserem Mann, unserem Kind, unserem Nachbarn oder jemandem, den wir auf der Straße oder in einem Restaurant getroffen haben, sprechen. Üben wir uns darin, uns auf die Kraft der Liebe und der Wahrheit in uns auszurichten, und erlauben wir uns, von diesem Punkt aus mit dem Anderen in Beziehung zu treten. Aus dieser Perspektive werden wir die Liebe und Wahrheit im Anderen erkennen, was für ihn normalerweise sehr bestärkend ist. Er wird sich bei uns sicher fühlen.
Auf diese Weise bauen wir wahre und tiefe Beziehungen auf. Wir werden erleben, dass wir durch das Üben von echter Empathie echte Freunde finden, die bereit sind, sich mit ihrem eigenen Geist auseinanderzusetzen und sich auf eine Heilungsreise einzulassen. Wir werden eventuell auch erleben, dass sich manchmal Freunde, die nur unsere falsche Empathie wollten, von uns entfernen werden.
Geben wir von Herzen
Das Gegenteil von Gefallsucht ist wahres Geben. Der Unterschied liegt in unserem Motiv. Wahres Geben wird durch Freude, ein Übermaß an Inspiration und dem Wunsch nach Ausdehnung motiviert. Wir alle wissen, wie es in Beziehungen mit gegenseitiger Abhängigkeit zugeht, wo wir auf einem schmalen Grat wandeln und versuchen, das Gleichgewicht von Geben und Nehmen zu halten. Wir müssen diese Vorstellung von Gegenseitigkeit loslassen, indem wir die Liebe, die in unserem Herzen ist, wirklich geben, ohne Erwartung und ohne Ausnahme.
Um dies zu tun, müssen wir die Angst loslassen, dass wir etwas verlieren könnten. Lassen wir den Glauben los, dass wir besondere Bindungen zu bestimmten Menschen oder Gruppen brauchen. Wenn wir mit unserer wahrhaft inspirierten Bestimmung in Berührung kommen, fallen vielleicht Dinge weg, aber das macht nichts, denn wir werden spüren, dass wir über uns hinausgewachsen sind. Wir müssen nicht versuchen, irgendetwas zu verändern oder Kompromisse einzugehen. Folgen wir unserer Leidenschaft und unserer Berufung - dem starken Gefühl, was wir zu geben haben und wie wir es ausdehnen können. Das lenkt den Geist von vergangenen Mustern und Assoziationen ab. Das ist sehr befreiend.
Die Geschichte von Jesus zeigt uns, wie man das macht. Jesus hatte eine Haltung der Liebe und des Respekts, ohne den Menschen gefallen zu wollen. Er hatte nur echtes Einfühlungsvermögen und echtes Mitgefühl. Es berührt mich zutiefst, wie er die samaritanische Frau am Brunnen und die Prostituierte behandelte, die sie gefangen hatten und steinigen wollten.
Die meisten Menschen werden im Alltag mit vielen Komplimenten und Kritik konfrontiert. Obwohl Jesus mit den zwölf Aposteln zusammenlebte, sagte er nie: "Hey Jakobus, dein Haarschnitt gefällt mir", oder "Hey Petrus, das ist ein schönes Gewand, das du da trägst. He, Johannes, woher hast du diese Sandalen? Die sehen toll aus!" Wir lachen darüber, denn das sind nicht die Worte von Jesus. Doch in unserem eigenen Leben nehmen wir oft Komplimente und Kritik an. Komplimente werden im Allgemeinen als positiv bewertet, und Kritik ist negativ. Aber Jesus und der HEILIGE GEIST führen weg von beidem, weg vom Urteil, hin zu einem Zustand vollkommener Gleichheit, zu einem Zustand der Gnade.
Wir sehen in der Welt genau das, was wir aus unserem Unterbewusstsein projizieren. Alles, was wir denken, lehrt das ganze Universum, was wir glauben, dass wir sind und was wir glauben, dass es ist. Jeder einzelne Gedanke, jedes einzelne Wort und jede einzelne Handlung ist eine Lehre. Es ist, als ob wir die ganze Zeit an den gesamten Kosmos senden oder live streamen würden. Projektion schafft Wahrnehmung. Die Welt spiegelt unser Bewusstsein wider. Deshalb müssen wir, um unsere Gewohnheit, Menschen gefallen zu wollen, abzubauen, durch eine Reinigung des Bewusstseins gehen, bei der wir erkennen, wie mächtig unser Geist ist.
Jesus hatte diese Läuterung durchlaufen; deshalb ist er ein Beispiel. Er ist eine Demonstration des Höchsten, das wir im Bewusstsein erreichen können. Jesus kämpfte nicht und geriet nicht in alle möglichen Konflikte und Wettbewerbe; er verglich und kontrastierte nicht und kämpfte gegen nichts. Er hatte eine Präsenz, die ausstrahlte, und das ist ein wunderbares Beispiel für unseren natürlichen Geisteszustand - Sanftmut, Güte, Freundlichkeit, Offenheit und Liebe, all die Dinge, die wir von einer lebendigen Demonstration des GEISTES erwarten würden. Diese reine Liebe können wir auch im täglichen Leben, von Augenblick zu Augenblick, demonstrieren.
Indem wir die Rolle des Menschen-gefallen-wollers loslassen, treten wir in unsere Authentizität, unser wahres Wesen. Wir sind integer, weil wir einen Prozess der Unterscheidung durchlaufen haben. Wir werden manchmal Nein sagen. Wenn wir die Abwehrmechanismen des Egos wirklich überwinden wollen, wenn wir nicht mehr versuchen, den Menschen gefallen zu wollen, müssen wir bereit sein, auch zu geliebten Menschen "Nein" zu sagen - und zwar unter der Führung des HEILIGEN GEISTES. Und machen wir uns bereit, Ja zu sagen - unter SEINER FÜHRUNG. Wenn wir Nein sagen, lassen wir es den HEILIGEN GEIST durch uns sagen. Normalerweise kommt dann so etwas heraus wie: "Nein, danke" oder "Nein, aber vielen Dank für die Anfrage".Es ist ein wunderschöner Ausdruck von Liebe, wenn wir Nein sagen können und gleichzeitig Dankbarkeit in unserem Herzen spüren. Wir legen die Stimme des Egos beiseite, die darauf besteht, dass Nein schlecht und Ja gut ist. Niemand kommt zum Seelenfrieden, indem er den Leuten gefällt, indem er zu allem Ja sagt. Jim Carreys Figur in dem Film Yes Man musste das lernen!
Wenn wir uns in einer Situation befinden, in der wir das Gefühl haben, einen Kompromiss eingegangen zu sein, und wir etwas unternehmen müssen, um uns wieder davon zu befreien, tun wir dies erst dann, wenn wir in einem Zustand des Friedens sind. Erst wenn wir dies mit ruhigen Geist und in einer inneren Haltung von Liebe zu uns allen tun, ist es ein Gegenmittel gegen Verleugnung, Verdrängung und Ressentiments.
Vom HEILIGEN GEIST inspirierte Freundlichkeit ist keine Gefallsucht. Hinterfragen wir also unsere Gedanken und unser Verhalten und achten wir auf unsere Beweggründe. Wir werden daran erkennen, wie wir uns fühlen, wenn wir den Menschen gefallen wollen. Schuld ist immer in der Vergangenheit versteckt, und wir können nicht gleichzeitig ego-induzierte Freundlichkeit und Freiheit haben. Der gegenwärtige Moment und die Führung durch den HEILIGEN GEIST geht verloren, wenn wir auf der Grundlage vergangener Konditionierungen mit Menschen interagieren, denen wir gefallen wollen. Wir dürfen nicht glauben, dass wir an der Vergangenheit festhalten und gleichzeitig erwarten können, dass wir uns unendlich und frei fühlen. Lassen wir uns stattdessen vom HEILIGEN GEIST inspirieren, wenn es um echte Freundlichkeit geht. Von diesem Ort aus gibt es keinen Moment des Zweifels, und es gibt keine dieser Aussagen, die sich in der Grauzone befinden. Das Ergebnis des Ablegens der Gefallsucht sind authentische Beziehungen, echte Heilung und Freude!
Wir werden eine ruhige Gewissheit spüren, wenn wir aus unserem Herzen sprechen und sagen, was wir als wirklich hilfreich empfinden. Wenn wir das tun, werden sich vergangene Muster, Gewohnheiten und Schuldgefühle infolge unserer Gefallsucht auflösen, denn sie waren nie wirklich ein Teil unseres wahren Selbst.
Tipps zum Lösen vom Gefallen-Wollen
Hier sind einige Schritte, die uns dabei helfen.
Wenn uns eine Frage gestellt wird, halten wir inne, anstatt aus Gewohnheit sofort zu antworten. Wenn wir das Gefühl haben, unter Druck zu stehen, uns zu verteidigen oder uns nicht im Klaren darüber sind, was wir antworten sollen, erlauben wir uns zu sagen: "Ich weiß es im Moment nicht, aber ich werde darauf zurückkommen." Dies gibt uns den Raum, uns über unsere Antwort wirklich klar zu werden und die Ego-Motivation hinter automatischen Antworten zu erkennen. Das Innehalten lässt Raum für die Führung des HEILIGEN GEISTES, die sich uns offenbaren wird.
Seien wir andächtig, wenn wir Verpflichtungen eingehen. Wenn wir uns die Zeit nehmen, die Dinge in Ruhe zu überdenken und unsere Beweggründe zu prüfen, bevor wir Ja sagen, kann uns die Führung des HEILIGEN GEISTES deutlicher werden. Wenn wir über eine Entscheidung gebetet haben, bleiben wir dabei und ziehen sie durch.
Sprechen wir aus unserem Herzen! Wenn wir unsere Gedanken und Gefühle direkt mitteilen, achten wir darauf, wie die andere Person darauf reagiert. Nehmen wir unsere Ängste und Gedanken wahr und lassen wir sie zu, z. B. die Angst, zurückgewiesen zu werden, die Gefühle anderer zu verletzen oder als unfreundlich wahrgenommen zu werden. Lassen wir diese Gedanken und Überzeugungen aus unserem Geist los und erleben wir die Freiheit, uns wahrheitsgemäß auszudrücken.
Je mehr wir daran arbeiten, Menschen nicht mehr gefallen zu wollen, desto mehr erkennen wir, dass es für uns wertvoll ist, die Wahrheit in uns auszudehnen, und dass wirklich nichts über uns hereinbrechen wird, dass der Himmel nicht einstürzen wird. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Wir haben täglich viele Gelegenheiten, wachsam zu sein, wenn es darum geht, Menschen gefallen zu wollen, oder dem HEILIGEN GEIST zu erlauben, uns zu helfen, unseren Geist und die Welt um uns herum zu lenken. Je mehr wir wahrhaftig kommunizieren, desto mehr ziehen wir wahre Kommunikation an, und das ist es, was uns zu einer Erfahrung führt, die Angst in Freiheit verwandelt.
Das Vergnügen des authentischen Teilens
Anstatt in Angst vor den möglichen Reaktionen anderer zu leben, werden wir authentisch und bleiben mit der Wahrheit im Einklang. Wir dehnen die Liebe und das Glück aus. Wir werden von der Liebe gestärkt. Aus dieser Klarheit heraus kann die Richtung nur die Integrität des Geistes sein, wo alles, was wir uns wünschen, mit GOTT, mit unserer rechten Gesinnung, im Einklang steht.
Es ist herrlich, ein Leben zu führen, indem es nicht darum geht anderen Menschen gefallen zu wollen. Zweifel und Sorgen verschwinden. Wir sind friedlich, wir sind harmonisch, wir sind ruhig. Wir haben die ganze Kraft, die Macht und die Herrlichkeit des Universums in uns. Wir haben das Gefühl, unverwundbar und furchtlos zu sein. Wir zögern nicht. Und wir sind gleichzeitig sanft. Es ist reines Licht!
Spirituelle Gemeinschaften
Der einstige indische Philosophieprofessor und spätere spirituelle Lehrer Osho leistete in den 70er und 80er Jahren einen bedeutenden Beitrag zur zivilisatorischen und geistigen Entwicklung der Menschheit. Es handelt sich dabei um jene philosophische Stufe bei der wir Freiheit von allen konventionellen und traditionellen Hemmnissen erreichen und wagen, ehrlich, loyal, furchtlos und wahrheitsliebend zu denken, zu handeln und zu leben.
Doch Oshos Kommune scheiterte 1985 in Oregon in den USA unter Sheelas Führung auf dramatische Art und Weise (bewaffneter Sicherheitsdienst in Nazi-ähnlichen Uniformen, Stasi-Methoden mit Abhörung der kompletten Kommunikation, auch der von Osho selbst, Vergiftung externer Stadtbewohner). Das hatte zwar alles nichts mehr mit Oshos ursprünglicher Lehre zu tun, verweist aber auf einen teilweise falschen Ansatz. Oshos Lehren sind daher nur bedingt hilfreich, aber wir können immer noch viel aus dem Scheitern von Oshos Kommune lernen, insbesondere über das Zusammenleben in spirituellen Gesinnungsgemeinschaften.
Jede spirituelle Gesinnungsgemeinschaft unterliegt großen Versuchungen. Die erste Versuchung besteht darin lediglich die Sehnsucht des Egos nach diversen Wohlfühlmethoden und scheinbar mystischen Extremerfahrungen zu befriedigen. Infolgedessen verlieren sich spirituelle Gemeinschaften sehr leicht in Wohlfühlritualen oder mit Hilfe unterschiedlichster Methoden induzierten außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen und sogenannten mystischen Erfahrungen. Die direkte Verbindung mit dem HEILIGEN GEIST, wie sie in den späteren Lebensjahren des inkarnierten Jesus stattfand, sollte nicht mit diesen so genannten mystischen Erfahrungen verwechselt werden.
Spirituelles Leben ist hingebungsvolles Leben, und hingebungsvolles Leben ist schöpferisches und spontanes Leben. Es ist daher kontraproduktiv, wenn wir versuchen unser Verhalten zu kontrollieren. Vielmehr geht es darum unser Denken zu verändern, ein verändertes Verhalten ist dann die Folge. Neue Bedeutungen entstehen immer nur aus Konflikten, Konflikte jeder Art, nicht nur zwischenmenschlicher Natur; und Konflikte dauern nur angesichts unserer Weigerung an, uns die durch höhere Bedeutungen suggerierten Ideen anzueignen. Wenn wir unseren Geist vom HEILIGEN GEIST berichtigen lassen, indem wir uns unseren Irrtum eingestehen, verschwinden Konflikte wie Schnee in der Frühlingssonne. Spirituelle Gemeinschaften neigen allerdings häufig dazu, Konflikte generell zu vermeiden, um nur ja keine „negativen“ und damit scheinbar „unspirituellen“ Gefühle auszulösen. Gefühle sind weder negativ noch positiv, ihre Bedeutung liegt darin, dass sie unseren Geisteszustand widerspiegeln. Daher ist es von entscheidender Bedeutung sie nicht zu unterdrücken, egal welcher Art sie sind.
“Es muss vollends verstanden werden, wie das Ego die Projektion anwendet, bevor die unvermeidliche Verbindung von Projektion und Ärger schließlich aufgehoben werden kann. Das Ego versucht immer, den Konflikt zu erhalten. Es ist sehr raffiniert im Ersinnen von Wegen, die den Konflikt zu vermindern scheinen, weil es nicht will, dass du den Konflikt derart unerträglich findest, dass du darauf bestehst, ihn aufzugeben. Das Ego versucht daher, dich davon zu überzeugen, dass es dich vom Konflikt befreien kann, damit du nicht das Ego aufgibst und dich selbst befreist. Indem das Ego seine eigene verzerrte Fassung der Gesetze GOTTES anwendet, benutzt es die Macht des Geistes nur dazu, das wirkliche Ziel des Geistes zu vereiteln. Es projiziert den Konflikt von deinem Geist auf andere im Versuch, dich davon zu überzeugen, dass du das Problem losgeworden bist.” (EKIW: Kapitel 7, VIII. 2.)
Die zentrale Versuchung spiritueller Gemeinschaften besteht darin, dass Gefallsucht und die Sehnsucht nach Gruppenzugehörigkeit dazu führen, Widersprüche innerhalb der Gemeinschaft nicht mehr anzusprechen und alles Dunkle nach außen zu projizieren, im Sinne von, wir sind die Guten und die anderen da draußen sind die Bösen. Jede spirituelle Gemeinschaft unterliegt der starken Versuchung dem Glauben an die eigene Besonderheit zu verfallen. Genau dies ist in Oshos Kommune passiert.
David Hoffmeister, ein wahrhaftiger Lehrer von Ein Kurs in Wundern, hat für seine Gemeinschaft folgende einfache Regeln aufgestellt, die eine solch ungünstige Entwicklung verhindern: "No private thoughts and no people pleasing."
Was das Scheitern Oshos Kommune sehr deutlich gezeigt hat und darin liegt vielleicht der größte Erkenntnisgewinn, ist, dass grundsätzlich eine spirituelle Gemeinschaft nur dann funktionieren kann, wenn sie nicht persönlichen Vorstellungen folgt, sondern wenn sich alle der Führung durch den HEILIGEN GEIST unterstellen, vereint im einzig wahren Zweck - der Erlösung aus der Illusion der Trennung, im Kurs auch als Vergebung bezeichnet.
Der wahre Zweck einer spirituellen Gemeinschaft besteht darin, über jede Vorstellung von Gemeinschaft im Sinne einer Form und eines Konzepts hinauszugehen, um zur Gemeinschaft mit IHM zu gelangen. Eine spirituelle Gemeinschaft, die in der wahren Absicht vereint ist, ist ein mächtiger Beschleuniger des Erwachensprozesses, weil sie eine Art Spiegelkabinett der eigenen Schatten bildet und somit eine große Hilfe ist, weil jeder gleichzeitig ein Lernender und ein Lehrender ist. Wir brauchen die Unterstützung unserer Brüder und Schwestern, denn niemand geht den Weg zurück in die EINHEIT allein.
Schmetterlinge durchlaufen während ihres Lebens einen Zyklus mit ungewöhnlichem Gestaltwandel: Die flugunfähigen „Raupen” wechseln meistens mehrfach ihre Haut gegen eine größere („Häutung“). Am Ende des Raupenstadiums bilden sie eine festere Hülle, den Kokon. In diesem Kokon verändern sie sich wesentlich: Sie bilden Flügel aus und wandeln sich in die flugfähige Form um, in den sogenannten „Falter“. Was für den Schmetterling der Kokon ist, ist für den spirituell Erwachenden die spirituelle Gemeinschaft, jener wohlwollende, freundliche, liebevolle Raum, in dem er sich mit all seinen Schatten zeigen und entfalten kann. Jede Kursgruppe ist eine spirituelle Gemeinschaft in diesem Sinne.
“Und es ist dies KIND in dir, DAS dein VATER als SEINEN EIGENEN SOHN kennt. Es ist dies KIND, DAS SEINEN VATER kennt. Es verlangt so innig und so unaufhörlich, heimzugehen, dass SEINE Stimme zu dir weint, ES eine Weile ruhen zu lassen. Es bittet nicht um mehr als eine Ruhepause von einigen wenigen Augenblicken nur, um eine Spanne nur, in der ES zurückgehen kann, um erneut die heilige Luft zu atmen, die SEINES VATERS Haus erfüllt. Auch du bist SEIN Zuhause. Es wird wiederkommen. Doch gib IHM nur ein wenig Zeit, ES SELBST zu sein, in dem Frieden, der SEIN Zuhause ist, indem du in Schweigen und in Frieden und in Liebe ruhst.” (EKIW: Lektion 182, 5.)
Das ist der Grund, warum ein Suchender immer wieder Phasen des Rückzugs und des Alleinseins braucht. Ein Meister (Heiliger, Mystiker, …) braucht diese Phasen nicht mehr. Er ist in Frieden und bringt Frieden mit, wohin auch immer er geht. Sucher sind noch nicht angekommen. Sie sind noch schwach, sie brauchen Schutz. Sie sind sich ihrer Sache noch nicht sicher. Sobald sie stark sind, gibt es kein Problem mehr. Aber anfangs mag es gut sein, in einer harmonischen, natürlichen Umgebung zu leben. Wenn wir aber in uns die Tendenz spüren, uns für immer in eine geschützte Umgebung zurückzuziehen, dann sind wir erst recht dem Ego verfallen, das Rückzug benutzt, um sich vor Veränderung zu schützen. Andererseits dürfen wir nicht glauben, dass wir, nur weil wir mitten im Lärm einer Großstadt wohnen, schon ein Mystiker sind oder dass unser Wachstum abgeschlossen ist und wir zu einem Meister, einem Vollendeten geworden sind. Wenn wir wachsen wollen, werden wir uns manchmal für eine begrenzte Zeit zurückziehen müssen - fern der Masse, fern den weltlichen Sorgen, den weltlichen Beziehungen, den weltlichen Dingen -, an einen Platz, wo wir ungestört sein können. Sobald wir die innere Kraft haben, sobald wir uns kristallisiert haben und wissen, dass jetzt niemand mehr unser inneres Zentrum erschüttern wird, können wir hingehen, wo wir wollen. Dann begleitet uns eine Aura der Stille überallhin - denn wir selbst erzeugen sie uns. Niemand kann diese Stille durchbrechen, kein Lärm kann uns abbringen.
Ein erleuchteter Geist, der sich noch seines Körpers bewusst ist, wird immer als Lehrer in einer spirituellen Gemeinschaft leben, denn, seinen Brüdern als Lehrer zu dienen, ist der einzige Grund, den Körper nicht augenblicklich abzulegen. Wenn sich ein wahrer Meister mit seiner Gemeinschaft an einem abgelegenen Ort niederlässt, dann nicht weil er die Stille der Natur bräuchte, sondern wegen seiner Schüler. Der Meister hat die wahre Stille - jenseits von Zeit und Raum - längst gefunden.
Kommunikation
“Das Einzige, was das Ego wahrnimmt, ist ein separates Ganzes, ohne die Beziehungen, die das Sein ausmachen. Somit ist das Ego gegen die Kommunikation - außer dann, wenn diese dazu verwendet wird, Getrenntheit herzustellen, anstatt sie abzuschaffen.” (EKIW: Kapitel 4, VII. 2. 1.-2.)
Das Ego nutzt Kommunikation in erster Linie, um eine persönliche Sichtweise zu verteidigen und will vor allem Recht haben. Da wir uns in der Identifikation mit dem Denksystem des Egos mit unseren Ansichten identifizieren, verteidigen wir sie und bestätigen damit immer wieder die Trennung von unserem Bruder. Oft hören wir uns gerne reden, aber selten sind wir bereit, wirklich zuzuhören. Wir nutzen die Zeit, in der der andere spricht, häufig nur, um unsere nächsten Worte vorzubereiten. Wenn wir die Worte des anderen überhaupt zur Kenntnis nehmen, dann meist nur, um sie zu beurteilen.
Besonders deutlich zeigt sich unsere Unfähigkeit zuzuhören in der Meditation. Das Geplapper unserer privaten Gedanken ist so laut, dass wir die Stimme für GOTT kaum hören können. Doch nur in der Stille empfangen wir GOTTES Wort. Das bedeutet, dass wir auch beim Reden einen Geisteszustand innerer Stille brauchen, um auf den HEILIGEN GEIST hören zu können. So lautet der Titel eines Buches von Eckhart Tolle ”Stille spricht”. Das Ziel der vom HEILIGEN GEIST inspirierten Kommunikation ist es, über die zwischenmenschliche Kommunikation hinauszugehen und in die Gemeinschaft mit dem EINEN zu gelangen.
Wenn wir lernen, im Augenblick zu leben, und uns davon verabschieden, anderen Menschen gefallen zu wollen, wird das einen großen Einfluss auf die Qualität unserer Kommunikation haben. Wenn es unser Ziel ist, uns mit dem HEILIGEN GEIST auszurichten, werden wir feststellen, dass viele unserer Erfahrungen und Aktivitäten neu geordnet, erneuert und erfrischt werden. Wir werden feststellen, dass Heilung und Kommunikation in direktem Zusammenhang stehen.
Wenn wir an Kommunikation denken, sehen wir sie gewöhnlich zwischen zwei Menschen, zwischen zwei Körpern. Eine Form der Kommunikation ist es, jemanden zu berühren, zu umarmen oder zu streicheln. Eine andere Form der Kommunikation ist das Zusammensitzen bei einer Tasse Tee oder Kaffee und ein sehr intimes Gespräch über unsere tiefsten Gedanken und Gefühle. Aber auch wenn die andere Person nicht bei uns ist, können wir kommunizieren. Unsere Gedanken sind mächtig, und jedes Mal, wenn wir an eine andere Person denken, kommunizieren wir. Es ist wie ein Gebet. Das gilt auch für Menschen, die nicht mehr da sind. Und wenn wir jemandem gegenüber Angriffsgedanken haben, werden wir diese Person als die Gedanken sehen, die wir über sie haben. Es mag sich wie ein sehr fremder Gedanke anfühlen, aber alle unsere Beziehungen und unsere Kommunikation finden in unserem eigenen Denken statt. Deshalb müssen wir sehr darauf achten, was wir denken, und uns bewusst sein, welche Art von Beziehung wir zu unseren Gedanken haben.
Der Weg zu einem wachsenden Bewusstsein für unsere Gedanken führt über die Aufmerksamkeit für unsere Gefühle. Unsere Gefühle sind nicht nur der Indikator dafür, wohin wir unsere Gedanken haben gehen lassen, sondern auch unsere äußeren Beziehungen werden immer widerspiegeln, was in unserem Denken vor sich geht. Das liegt daran, dass unser mächtiger Geist die ganze Zeit kommuniziert.
“Der Geist ist sehr machtvoll und büßt seine schöpferische Kraft nie ein. Er schläft nie. Jeden Augenblick erschafft er. Es ist schwer zu begreifen, dass Gedanke und Glaube sich miteinander zu einer Kraftwoge verbinden, die buchstäblich Berge versetzen kann.” (EKIW: Kapitel 2, VI. 9. 5.-8.)
Wir müssen Erfahrungen machen, die uns zeigen, dass wir mehr sind als ein Körper und dass wir über den Körper hinaus kommunizieren können. Auf welche Weise auch immer, wir müssen die Erfahrung machen, dass wir mehr sind als ein Körper. Es gibt viele Untersuchungen über Nahtoderfahrungen und außerkörperliche Erfahrungen und viele, viele Berichte über Menschen, die im Koma liegen und bewusstlos sind. Wenn die Kommunikation auf dem Körper und bestimmten Hirnaktivitäten beruht, würde ein Koma wie ein definitiver Bruch in der Kommunikation erscheinen. Doch immer wieder hören wir Geschichten von Patienten, die aus dem Koma erwachen und von Dingen berichten, die sie während ihres Komas gehört haben. Dies zeigt deutlich, dass die Kommunikation nicht auf den Körper beschränkt ist. Das zeigt, dass wir anfangen können, uns von der Vorstellung zu lösen, dass wir machtlos sind und mit unserer Kommunikation über vorgefasste Grenzen hinausgehen können. Manchmal können wir sogar telepathische Erfahrungen machen. Es funktioniert eher wie ein Gebet: Wir senden mit unseren Gedanken eine Schwingung aus, und das Universum antwortet auf diese Schwingung, und das wird direkt in der Welt um uns herum reflektiert. Das ist es, was die Aussage bedeutet, dass wir die ganze Zeit kommunizieren.
Je mehr wir eine offene und transparente Kommunikation zulassen, desto mehr spüren wir unsere Weite. Deshalb ist dies ein sehr hilfreiches Gebet an den HEILIGEN GEIST: "Bitte zeige mir, wie ich meinen Körper und meine Kommunikation am besten einsetzen kann, um meine Wahrnehmung zu erweitern." Diese erweiterte Wahrnehmung gibt uns das Gefühl einer viel stärkeren Verbindung zu allen und allem.
Kommunion mit dem HEILIGEN GEIST in der Kommunikation
Der HEILIGE GEIST benutzt den Körper nur zu einem einzigen Zweck, und zwar als Kommunikationsmittel, um dem Geist zu helfen, das Bewusstsein wiederzuerlangen, dass die wahre Kommunikation durch den GEIST erfolgt und dass die wahre Kommunikation mit dem SCHÖPFER stattfindet. Da der Geist eingeschlafen ist und an Trennung und Körper glaubt, muss der HEILIGE GEIST das benutzen, woran der getrennte Geist glaubt. Wenn wir zum Beispiel durch unseren Tag gehen und Worte benutzen, wenn wir sprechen und vielleicht schreiben, dann wird der HEILIGE GEIST uns durch Worte leiten, um den Geist zu trainieren, damit er in die wahre Gemeinschaft zurückkehrt. Das Ziel der vom HEILIGEN GEIST inspirierten Kommunikation ist es, über die zwischenmenschliche Kommunikation hinauszugehen und in die Gemeinschaft mit dem EINEN zu gelangen.
“Er [der reine Geist] steht in vollständiger und direkter Kommunikation mit jedem Aspekt der Schöpfung, weil er in vollständiger und direkter Kommunikation mit seinem SCHÖPFER steht. Diese Kommunikation ist der WILLE GOTTES. Schöpfung und Kommunikation sind synonym.” (EKIW: Kapitel 4, VII. 3. 4.-6.)
Je mehr wir dies praktizieren, desto mehr lassen wir den HEILIGEN GEIST durch uns hindurch strömen und sich durch uns ausdrücken. Wir halten uns nicht mehr zurück. Wir beginnen, die Erfahrung eines inneren Dialogs zu machen, als ob wir uns selbst unterrichten, als ob es im Universum niemanden außer uns gibt. Es gibt nur einen Geist, aber dieser eine Geist ist vergessen worden und scheint in Milliarden von Teilen zersplittert zu sein, die nur das kleine persönliche Selbst kennen.
Bei allem, was wir tun, sollten wir uns darin üben, den Körper und das persönliche Selbst als Mittel, aber niemals als "Endziel" zu betrachten. Wenn der Körper und die Person im Mittelpunkt stehen und ihnen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, werden sie eher zum Zweck als zum Mittel. Lassen wir unseren Geist das Ziel sein, unseren göttlichen Geist, den Geist, der wir wirklich sind, den Geist, der mit GOTT denkt. Der ganze Sinn des Lebens besteht darin, eine verbundene Erfahrung zu machen. Lassen wir unsere Intuition das Kommando übernehmen. Das Ego hat eine ganze Weile lang die Fäden in der Hand gehabt, ohne zu dem zu gelangen, was wir wirklich, wirklich wollen. Es hat sich bemüht - ein weiteres Ziel, die Verbesserung des Körpers, eine weitere Beziehung - zu suchen und nicht zu finden. Jetzt können wir anfangen, unserem Geist zu erlauben, das Ziel zu sein und dem Körper das Mittel für dieses Ziel zu sein - in all unseren Beziehungen und Situationen im Leben. Wir können anfangen zu erkennen, dass unser Körper nur einen Zweck hat: ein Kommunikationsmittel zu sein, das der HEILIGE GEIST benutzen kann, um unsere Wahrnehmung zu erweitern. Die Heilung unseres Geistes verdient unsere volle Aufmerksamkeit. Wenn wir den Körper unser Kommunikationsmittel sein lassen und wenn wir keine Kommunikation zurückhalten, fließt alles in eine Erfahrung ein.
Wenn wir dem HEILIGEN GEIST vertrauen und ihm folgen, wird uns ein Sinn für Intimität und Verbindung gezeigt, der nicht davon abhängt, dass die Körper zusammen sind. Warum fühlt es sich aber manchmal so schrecklich an, wenn die Körper sich trennen? Trennungsangst entsteht, wenn man glaubt, dass die Kommunikation unterbrochen werden kann. Wenn man sich in einem Körper an einem bestimmten Ort im Raum befindet, kann man sich sehr, sehr allein fühlen.
Übung: In Kommunikation verbunden fühlen
Am Anfang unseres Heilungsweges ist es hilfreich, uns immer wieder bewusst mit unserer Kommunikation in konkreten Situationen auseinanderzusetzen. Wir erinnern uns an unser Heilungsziel und laden den HEILIGEN GEIST ein, uns während dieses Prozesses zu begleiten. In dieser Vorbereitung auf eine konkrete Begegnung werden wir uns mit der Angst vor Kommunikation befassen.
Wir wählen eine aktuelle Beziehung, in der wir uns mit der Kommunikation zurückhalten. Wir ermitteln, auf welche Weise wir uns zurückhalten und machen Situationen aus, in denen wir die Möglichkeit haben, uns zu äußern, etwas mitzuteilen oder eine Verbindung herzustellen, und trotzdem das Gefühl haben, dass wir uns zurückhalten.
Dann stellen wir uns ehrlich die Frage, ob wir nun bereit sind, uns mitzuteilen, wie wir uns wirklich fühlen, um eine echte Verbindung zu erfahren? Welche unmittelbare Reaktion löst diese Frage in uns aus? Wenn wir einen Widerstand oder ein Zögern bemerken, seien wir ehrlich. Beobachten wir unsere Gedanken, Gefühle und Überzeugungen über uns selbst und den anderen. Lassen wir bei unserer Erkundung nichts aus.
Dann überlegen wir uns all die Dinge, die wir zu der betreffenden Person sagen würden. Dabei schließen wir nichts aus, weil wir beispielsweise glauben, nett sein oder eine bestimmte Maske aufrechterhalten zu müssen.
Jetzt müssen wir uns ehrlich fragen, ob wir Erwartungen an die Reaktion der anderen Person haben? Welche Reaktionen befürchten wir? Welche Antworten erhoffen wir uns?
Im nächsten Schritt geht es darum, Erwartungen loszulassen und uns für eine neue Perspektive zu öffnen, in dem Wissen, dass das Loslassen unserer Erwartungen der Weg zum Frieden ist. Öffnen wir unseren Geist für das Licht hinter unserer Wahrnehmung der anderen Person und erinnern wir uns an unsere Heilungsabsicht. Bitten wir den HEILIGEN GEIST um Führung in Bezug auf das, was wir tun oder sagen sollen, und geben wir diese Beziehung schließlich in SEINE Hände.
Freies Teilen ist liebevoll
Wenn wir es zu unserer Priorität machen, der Inspiration des HEILIGEN GEISTES in unserem Herzen zu folgen und in einer offenen Kommunikation mit anderen und mit GOTT zu bleiben, werden Zweifel und Angst verschwinden und nicht mehr von anderen Menschen reflektiert werden. Wenn wir integer sind - wenn das, was wir denken, sagen und tun, im Einklang ist - dann haben wir Frieden.
GOTT hat uns in Wahrheit als Liebe erschaffen; daher ist dies das Einzige, was wir wirklich teilen können. Worte der Weisheit strömen durch uns, wenn wir in Gemeinschaft mit unserem Schöpfer sind, sei es mit anderen Menschen, durch das Internet oder durch irgendetwas, das uns segnet.
Zusammenarbeit
Im Geiste der Unterstützung und Zusammenarbeit zusammenzukommen, ist ein Geschenk für Herz und Verstand. Jesus sagt in Ein Kurs in Wundern, dass das Erwachen ein gemeinschaftliches Unterfangen ist. Wenn wir zusammenkommen und in zielgerichteter Zusammenarbeit verbunden bleiben, vertieft sich unsere Beziehung mit dem Geist. Wir agieren als mächtige Gefährten füreinander in diesem großen Abenteuer der Öffnung für die Wahrheit dessen, was wir sind.
Zielgerichtet bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir uns gemeinsam für den einzig wahren Zweck - die Erlösung - einsetzen. Wenn wir in diesem Sinne gemeinsam an einem Projekt arbeiten, steht also immer die Erlösung an erster Stelle, nicht das Projekt selbst. Wenn das Projekt zum Beispiel darin besteht, gemeinsam ein Haus zu bauen, geht es um alle Möglichkeiten der Vergebung, die sich im Laufe dieses Projekts ergeben, und nicht in erster Linie um den Bau eines Hauses. Selbst wenn das Projekt auf der Ebene der Form scheitert, d.h. der Hausbau nicht gelingt, ist das kein Problem, wenn dabei Befreiung geschehen ist. Gerade für viele erfolgsverwöhnte Menschen kann ein Scheitern auf der Ebene der Form eine wunderbare Gelegenheit zur Berichtigung des Geistes sein. Doch ist es meistens so, dass Projekte, die vor dem Hintergrund des einzig wahren Zwecks begonnen werden, so ganz nebenbei, auch auf der Ebene der Form wunderbare Ergebnisse liefern.
Eine auf Erlösung ausgerichtete Zusammenarbeit unterscheidet sich in jeder Hinsicht von besonderen Beziehungen, da sie im Kern das Versprechen einer gelebten Beziehungserfahrung ohne Erwartungen in sich trägt. Sie ist geprägt von tiefem Respekt und einem Verständnis, das über die üblichen Rollen, die wir spielen, hinausgeht. Sie will nichts von der anderen Person, aber jede Person in einer heiligen gemeinschaftlichen Beziehung teilt etwas, das zutiefst nährend ist und jede Person mit einem Gefühl der Fülle und Dankbarkeit zurücklässt. Dies sind die Beziehungen, die eine Erfahrung der Verbindung mit etwas viel Größerem bieten.
Gemeinsame Aufgaben für eine tiefere Ausrichtung auf den HEILIGEN GEIST
Wenn wir die Entscheidung getroffen haben, Heilung zum Ziel für unsere Beziehungen zu machen, stellt der HEILIGE GEIST die Mittel zur Verfügung, damit dies geschehen kann. Es gibt einen göttlichen Plan für unsere weltlichen zwischenmenschlichen Beziehungen, auch wenn dieser Plan im Allgemeinen verborgen bleibt, bis unser Geist eine gewisse Reife erreicht hat. Der Zweck einer gemeinsamen Beziehung, wie auch jeder Aufgabe, ist es, so tief wie möglich zu lernen, wer wir wirklich sind.
Heilung durch Beziehungen gibt es in vielen Formen. Manche Menschen fühlen sich nicht intuitiv geführt oder zu einer intimen oder romantischen Beziehung hingezogen, da sie in ihrem täglichen Leben, bei der Arbeit und mit Freunden und Verwandten genügend Beziehungen haben. Es gibt viele verschiedene Aufgaben, die wir nutzen können, um uns auf den HEILIGEN GEIST auszurichten, und Paarbeziehungen können wichtige Aufgaben sein. Sie gehören zu den wirkungsvollsten Übungsfeldern in dieser Welt.
Wir brauchen ein Gefühl für ein gemeinsames Ziel bei Beziehungsaufgaben, eine Verpflichtung, die immer auf das Licht und die Heilung gerichtet ist. Das Unbewusste ist mit viel Dunkelheit gefüllt, die es aufzudecken gilt. Wir müssen durch die Dunkelheit gehen, um zum Licht zu gelangen. Es kann wie ein langer, dunkler Tunnel erscheinen; manchmal fragt man sich, ob es am Ende Licht gibt. Die gemeinsame Aufgabe ist es, was uns auf unserem Weg durch die Dunkelheit zum Licht unterstützt.
Es ist nicht immer sofort ersichtlich, wie eine Beziehung wirklich hilfreich sein kann. Manchmal sind sich zwei Menschen nicht einmal bewusst, wie wichtig es ist, dass sie zusammen sind. Die Beziehungen oder Aufgaben können sehr intensiv sein. Wenn der eine oder der andere die Beziehung verlässt, sollten wir uns keine Sorgen machen; die Lektion wird wiederkommen. Sie wird wiederholt werden, vielleicht mit einer anderen Person. Denn sobald Bereitschaft und Wille im Einklang sind, ziehen wir die Mittel für das an, was wir zur Heilung brauchen, bis es geheilt ist. Es ist hilfreich, sich bewusst zu machen, dass das Ego, das Angst vor dem Ende hat, dies nicht mag, also wird es gegen die Mittel kämpfen, gegen die Beziehungen.
Beziehungen bieten unendlich viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Sie dienen als Kulisse, um zusammenzukommen. Beziehungen der Zusammenarbeit mit einem heilenden Ziel haben zwei Qualitäten: Sie sind undefiniert und sie werden geführt. Diese Qualitäten sind normalerweise nicht Teil von Beziehungen in dieser Welt.
Der "undefinierte" Teil ist für das Ego sehr beängstigend, aber er ist ein wesentlicher Einstiegspunkt. Offenheit ist einer der wichtigsten Zugänge zu einer heiligen Beziehung und damit zur Freiheit. In einer undefinierten Beziehung geht es um die Bereitschaft, offen zu sein und sich zu zeigen. Aus diesem Grund haben gemeinschaftliche Beziehungen nicht die Starrheit, die Erwartungen und die Anforderungen, die lineare (zeitbasierte) oder besondere Beziehungen haben. Wenn die Beziehung undefiniert ist, gibt es keine Struktur oder eine Agenda, die bereits festgelegt ist. Es gibt keinen Standard, den die Beziehung erfüllen muss. Es gibt keine Rolle, der man gerecht werden muss. Man muss sich keine Gedanken darüber machen, wie man jemanden bei Laune hält oder wie man die Beziehung am Leben erhält. Stellen wir uns vor, wie das sein würde.
Der "geführte" Teil ist sehr wichtig, denn so kann die Beziehung vom HEILIGEN GEIST zur Heilung und zum höchsten Wohl eingesetzt werden. Die Beziehung dient einem höheren Zweck und hat kein bestimmtes Ziel. In der Tat wissen wir nicht, welches Ergebnis am besten ist oder wie wir es erreichen können. Deshalb ist es wichtig, dem HEILIGEN GEIST Raum zu geben, damit er es offensichtlich machen kann. Eine gemeinschaftliche Beziehung beinhaltet die Inspiration und die Vereinbarung, gemeinsam auf eine hilfreiche Art und Weise eingesetzt zu werden, die der Heilung des Geistes zugutekommt und somit das gesamte Universum segnet.
Das Ego, das sich der Idee einer Zusammenarbeit zur Heilung widersetzt, sagt im Grunde: "Lenke dich ab, benutze Unterhaltung und Fantasie, und vergiss die Verpflichtung zur Schulung deines Geistes oder Zusammenarbeit. Lebe in Saus und Braus, lass die Puppen tanzen, denn du wirst sowieso sterben." Der HEILIGE GEIST will uns sagen, dass es noch viel mehr als das gibt. Wenn wir einen bestimmten Reifegrad erreicht haben, können wir zu kürzeren oder längeren Aufträgen geführt werden. Wir können sogar lebenslange Beziehungen oder Partnerschaften eingehen, in denen das Verhältnis zwischen Lehren und Lernen perfekt ist. Und wenn wir uns entscheiden, es zu lernen, liegt die perfekte Lektion vor uns und kann gelernt werden. Das ist wunderbar. Durch dieses Gleichgewicht zwischen Lehren und Lernen werden zwei Menschen geistig zueinander hingezogen, und es wird unzählige Gelegenheiten geben, die Lektion wirklich zu verstehen. Es lohnt sich, dranzubleiben, wenn das passiert!
Die Kraft des Verbindens
Die Erfahrung des gemeinschaftlichen Verbindens ist eine Erfahrung des Verbunden-Seins im Geiste. Es ist eine Erfahrung der tiefen Verbundenheit durch einen gemeinsamen Zweck: der Heilung und Vergebung von Illusionen. In einer gemeinschaftlichen Beziehung zu sein, kann ein bisschen so sein wie in den Zwölf-Schritte-Programmen in Selbsthilfegruppen, wo man einen Sponsor (Mentor) hat. Ein Sponsor ist ein vertrauenswürdiger Bruder oder eine vertrauenswürdige Schwester, mit dem oder der man gemeinsam Entscheidungen trifft, der oder die einem den Weg zeigt oder einen führt. Wenn wir uns im Geiste mit anderen verbinden, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen, sind wir offen dafür, zu fragen und uns die Richtung zeigen zu lassen. Wir gehen nicht davon aus, dass wir schon alles wissen und glauben, dass wir nicht mitreden oder zuhören müssen. Dinge, die vorher nicht klar waren, werden immer klar, wenn man sich einbringt und offen kommuniziert. Es ist nicht so, dass andere unbedingt besser Bescheid wissen als man selbst. Niemand weiß es wirklich. Es ist die Verbindung, die so mächtig ist und die Richtung klar macht. Es ist ein anderer Fokus, als nur zu versuchen, Dinge zu erreichen. Nach einer Weile verinnerlicht man das Verbinden bis zu einem Punkt, an dem man wirklich demütig wird, wenn man sich einfach in einen Zustand des inneren Zuhörens, Fließens und Folgens begibt.
In der Welt des Egos ist die Persönlichkeit und die persönliche Perspektive die Grundlage für alles. Sie ist zäh, sie ist verstrickt, und sie ist unangenehm. Es gibt eine unterschwellige Angst, die sich durch verschiedene Dinge, die wir tun, verstärken kann. Aber unsere heiligen Gefährten, unsere Freunde in einer gemeinschaftlichen Aufgabe, zeigen sich uns als Symbole der Liebe und Unterstützung und sagen: "Lasst uns diese Reise gemeinsam antreten. Erinnern wir uns daran, wer wir wirklich sind. Lassen wir uns unsere Ganzheit zeigen. Lassen wir uns nicht dazu verleiten, depressiv zu werden." Es gibt noch viel mehr, das über die Auflösung des Egos hinaus auf uns wartet.
Es gibt ein immenses Gefühl der Freiheit, das mit energetischen Verbindungen und Kooperationen einhergeht. Wenn man mit dem Geist verbunden ist, fühlt man sich frei. Wir fühlen uns nicht an die Welt gebunden. Unser Geist denkt nicht: Wie werde ich überleben, was wird morgen passieren, und wie werde ich mit diesem und jenem umgehen?, die typischen Dinge, auf die sich der egoische Geist konzentriert. In der heiligen Zusammenarbeit wird unser Geist in einen Bereich gehoben, der höher ist als diese Zweifel, Ängste und Sorgen, und unser Geist strahlt von diesem höheren Ort aus. Das ist göttlich!
Übung: Den Weg für Zusammenarbeit freimachen
Gerade wenn es darum geht, bestehende Beziehungen auf den Zweck der Heilung auszurichten, ist es wichtig zuerst einmal, die aktuelle Situation genau zu betrachten. Wie definieren wir die Rolle, die wir in dieser Beziehung spielen? Beispiele könnten Freundin, Ehemann, Freund, Mutter, Großeltern oder Chef sein. Welche Erwartungen haben wir an uns selbst in dieser Rolle? Wie wichtig ist es, dass wir uns als diese Rolle definieren? Welche Rollen haben wir der anderen Person in dieser Beziehung zugewiesen, und welche Erwartungen haben wir an sie? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Rollen, die wir für uns beide vorgesehen haben, und den Erwartungen, die wir an unsere Beziehung haben? Inwiefern bindet unsere Definition der Beziehung (Ehe, Freundschaft, Arbeitskollege oder eine andere Vereinbarung) uns und den anderen aneinander? Wie fühlen wir uns dabei? Entspricht unsere Definition der Beziehung den sozialen oder kulturellen Normen und dem bisherigen Denken? Welche Normen sind es und welche Gedanken und Assoziationen verbinden wir damit.
Dann stellen wir uns vor, dass wir in der gleichen Beziehung sind, aber ohne die Erwartungen, die wir identifiziert haben. Lassen wir alle Gefühle, die uns über das Loslassen der Beziehung, wie wir sie jetzt sehen, haben, an die Oberfläche kommen. Nehmen wir uns die Zeit, dies als hilfreich und entspannend zu empfinden.
Jetzt ist es an der Zeit, ein Versprechen oder ein Gebet um Heilung zu sprechen:
Heiliger Geist, hilf mir, meine Sicht auf diese Beziehung zu erweitern, damit ich unser gemeinsames Wesen der Unschuld, des Friedens und der Liebe erkennen kann. Zeige mir auch im Kleinen, dass Du das Wunder, das ich in all meinen Beziehungen suche, bereitstellst. Führe mich, damit ich wirklich glücklich sein kann.
Amen.
Es braucht nur ein wenig Bereitschaft, uns unsere Beziehung außerhalb der bisherigen Parameter und mit einem neuen Zweck vorzustellen. Lassen wir die Erfahrung zu, dass wir unsere Beziehung dem Zweck der Heilung übergeben. Wir werden vielleicht ein gewisses Unbehagen verspüren, wenn es darum geht, alte Gewohnheiten im Umgang mit anderen zu ändern. Die größte Veränderung ist die in unserem Denken. Erlauben wir uns, die Richtung unseres Denkens zu ändern, und das wird sich auch in unseren Beziehungen widerspiegeln.
Ein gemeinsames Ziel
Vielleicht gibt es in unserem Beziehungskreis viele, die unseren Wunsch nach Vertiefung und Heilung nicht hören können. Das Wichtigste ist, dass wir uns erlauben, diese Sorgen anzuschauen und die Angst, die in uns aufsteigt, loszulassen. Erinnern wir uns daran, dass alle unsere Sorgen oder Unannehmlichkeiten von der Angst des Egos vor der Liebe herrühren. Wenn wir also diesen breiteren Kontext haben, wird es uns leichter fallen, Unvollkommenheit und aufkommende Ängste zuzulassen. Lassen wir uns von der Begeisterung für die Reise und dem Verlangen in unserem Herzen nach Heilung leiten.
Je mehr wir uns darin üben, uns mit der Absicht des HEILIGEN GEISTES zu zeigen, desto mehr werden wir Zeugen dieser neuen Absicht anziehen. Beziehungen und Zusammenarbeit können eine ganz neue Bedeutung erlangen! Sei es mit alten Freunden, die bereit sind, sich mit uns auszudehnen, oder mit neuen Freunden, die in unser Leben treten und unsere neue Bestimmung widerspiegeln. Es braucht wirklich nur Übung. Es spielt keine Rolle, wie lange wir schon auf dem spirituellen Weg sind; es geht um unsere Bereitschaft, die Schritte zu praktizieren, die Prinzipien zu praktizieren und die heilende Zusammenarbeit einzuladen und zuzulassen.
Es ist nicht einmal notwendig, dass wir an diese Praktiken vollständig glauben oder sie begrüßen. Es ist ihre Anwendung, die uns zeigen wird, dass sie wahr sind. Das ist kraftvoll. Das ist eine große Betonung der praktischen Anwendung. Seien wir nicht entmutigt, wenn wir feststellen, dass wir uns dem Impuls der bedingungslosen Liebe widersetzen, wenn er in diesen "neuen" Beziehungen auftaucht. Das Ego fühlt sich durch diesen Impuls der bedingungslosen Liebe, der Agape-Liebe, extrem bedroht. Seien wir uns sicher, dass, wenn wir uns auf das Ziel der Liebe und der Freude ausrichten, eine Flut von Wundern auftauchen und alle nicht hilfreichen Gedanken und Ängste auf natürliche Weise auflösen werden.
P.S.: Der Film Lachsfischen im Jemen ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit einem höheren Zweck dient.
Engel
In Wirklichkeit gibt es nichts außer der EINHEIT GOTTES, also auch keine Engel in konkreter Form. Aber innerhalb der Illusion der Trennung, der Illusion der individuellen Erfahrung, der Illusion des Aufstiegs, der Vergebung “gibt” es sehr wohl Engel. Die Wirklichkeit hinter dem Symbol des Engels ist ein GEDANKE GOTTES. Engel sind Teil der “wirklichen Welt”, aber die wirkliche Welt ist selbst ein Symbol, wie alles Übrige, was die Wahrnehmung anbietet. Doch steht sie für das, was dem entgegengesetzt ist, was das Ego gemacht hat. Das Wort Engel leitet sich vom lateinischen Wort angelus ab, das sich als „Bote“ übersetzen lässt. Ein Engel ist ein GEDANKE GOTTES, der eine konkrete Form anzunehmen scheint. Die Form entspricht der Vorstellungswelt desjenigen, der mit dem GEDANKEN GOTTES in Kontakt gebracht wird. GOTT hat uns nur Engel gesandt.
“Der NAME GOTTES kann nicht ohne Reaktion gehört noch ohne ein Echo in dem Geist ausgesprochen werden, das dich zur Erinnerung aufruft. Sage SEINEN NAMEN, und du lädst die Engel ein, den Boden, auf dem du stehst, zu umringen und dir zuzusingen, während sie ihre Flügel auseinanderbreiten, um dich sicher zu bewahren und vor jedem weltlichen Gedanken abzuschirmen, der sich in deine Heiligkeit eindrängen möchte.” (EKIW: Lektion 183, 2.)
“Wacht mit mir, ihr Engel, wacht heute mit mir. Lasst alle heiligen GEDANKEN GOTTES mich umgeben und mit mir stille sein, während des HIMMELS SOHN geboren wird. Lasst irdische Geräusche schweigen und die mir gewohnten Anblicke verschwinden. Lasst CHRISTUS dort willkommen geheißen werden, wo ER zu Hause ist. Und lasst IHN jene Laute hören, die ER versteht, und nur Anblicke sehen, die SEINES VATERS LIEBE zeigen. Lasst IHN nicht länger hier ein Fremder sein, denn ER ist heute erneut in mir geboren.”
(EKIW: Lektion 303, 1.)
“Wir vertrauen IHM unsere Wege an und sagen »Amen«. In Frieden werden wir auf SEINEM Weg weitergehen und IHM alle Dinge anvertrauen. In Zuversicht erwarten wir SEINE Antworten, während wir in allem, was wir tun, nach SEINEM WILLEN fragen. ER liebt GOTTES SOHN so, wie wir ihn lieben möchten. Und ER lehrt uns, wie wir ihn mit SEINEN Augen sehen und ihn so wie ER lieben können. Du gehst nicht allein. Die Engel GOTTES schweben in der Nähe und überall. SEINE LIEBE umgibt dich, und dessen sei gewiss: dass ich dich niemals ungetröstet lassen werde.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, EPILOG, 6.)
»Übersinnliche« Kräfte
Es gibt selbstverständlich keine unnatürlichen Kräfte, und es ist offensichtlich nur ein Appell an die Magie, eine Kraft zu erfinden, die nicht existiert. Es ist jedoch gleichermaßen offensichtlich, dass jeder einzelne von uns viele Fähigkeiten hat, deren er sich nicht bewusst ist. Wenn sich unser Bewusstsein erweitert, ist es gut möglich, dass wir Fähigkeiten entwickeln, die uns ziemlich überraschend erscheinen werden. Beispielsweise erleben viele auf dem Weg des spirituellen Erwachens eine Phase, in der sie die Gedanken anderer Menschen direkt wahrnehmen. Doch nichts, was wir tun können, kann sich auch nur im geringsten mit der herrlichen Überraschung vergleichen, wenn wir uns erinnern, WER wir sind. Daher gilt es weiterhin - unabhängig aller »übersinnlichen« Kräfte - all unser Lernen und all unsere Bemühungen auf diese eine große letzte Überraschung zu richten, und wir werden uns nicht damit zufrieden geben, durch die kleinen aufgehalten zu werden, die uns auf dem Weg begegnen mögen.
Gewiss gibt es viele »übersinnliche« Kräfte, die eindeutig im Einklang mit diesem Kurs sind. Kommunikation ist nicht auf die kleine Bandbreite von Kanälen begrenzt, die die Welt wahrnimmt. Die Grenzen, die die Welt der Kommunikation auferlegt, sind die Hauptschranken für die direkte Erfahrung des HEILIGEN GEISTES, DESSEN GEGENWART immer da ist und DESSEN STIMME zur Verfügung steht, wenn man nur hören will. Wer die weltlichen Grenzen der Kommunikation auf irgendeine Weise überschreitet, wird nur natürlicher. Er tut nichts Besonderes, und in dem, was er vollbringt, ist keine Magie.
Die scheinbar neuen Fähigkeiten, die auf dem Weg gesammelt werden mögen, können sehr hilfreich sein. Werden sie dem HEILIGEN GEIST gegeben und unter SEINER Anleitung benutzt, sind sie wertvolle Lehrhilfen. Dafür ist die Frage, wie sie entstehen, unerheblich. Die einzig wichtige Überlegung ist, wie sie verwendet werden. Sie selbst als Zweck an sich zu nehmen - ganz gleich, wie das getan wird - wird den Fortschritt verzögern. Auch liegt ihr Wert nicht darin, irgend etwas zu beweisen - Errungenschaften aus der Vergangenheit, eine ungewöhnliche Einstimmung auf das Unsichtbare oder eine besondere Gunst von GOTT. GOTT erweist keine besondere Gunst - und niemand hat irgendwelche Kräfte, die nicht jedem zur Verfügung stünden. Nur durch Tricks der Magie werden besondere Kräfte demonstriert.
Was für Magie benutzt wird, ist für den HEILIGEN GEIST nutzlos. Und was ER benutzt, kann nicht für Magie benutzt werden. Es liegt allerdings ein besonderer Reiz in ungewöhnlichen Fähigkeiten, der eigenartig verführerisch sein kann. Hier sind Stärken, die der HEILIGE GEIST will und braucht. Doch sieht das Ego in denselben Stärken eine Gelegenheit, sich selbst zu verherrlichen. Stärken, die in Schwäche umschlagen, sind in der Tat eine Tragödie. Doch was nicht dem HEILIGEN GEIST übergeben wird, muss der Schwäche gegeben werden, denn was vor der Liebe zurückgehalten wird, wird der Angst gegeben und folglich furchterregend sein.
Sogar diejenigen, die den materiellen Dingen der Welt keinen Wert mehr beimessen, können trotzdem noch von übersinnlichen Kräften getäuscht werden. Viele haben die Abwehrmechanismen des Ego hier nicht durchschaut, obwohl sie nicht besonders subtil sind. Bleibt jedoch ein Wunsch zurück, getäuscht zu werden, wird die Täuschung leichtgemacht. Jetzt ist die Kraft nicht länger eine echte Fähigkeit und kann nicht zuverlässig genutzt werden. Es ist fast unvermeidlich, dass der Betreffende die Unsicherheiten seiner Kraft mit vermehrter Täuschung aufpolieren wird, es sei denn, er ändere sein Denken über ihren Zweck.
Jede Fähigkeit, die irgend jemand entwickelt, hat das Potential zum Guten. Darin gibt es keine Ausnahme. Und je ungewöhnlicher und unerwarteter die Kraft, desto größer ihre potentielle Nützlichkeit. Diejenigen, die übersinnliche Kräfte entwickelt haben, haben einfach einige der Begrenzungen aufheben lassen, die sie ihrem Geist auferlegt hatten. Es können nur weitere Begrenzungen sein, die sie sich selbst auferlegen, wenn sie ihre vermehrte Freiheit zu größerer Gefangenschaft benutzen. Der HEILIGE GEIST braucht diese Gaben, und diejenigen, die sie IHM und ihm allein anbieten, gehen mit der Dankbarkeit CHRISTI in ihren Herzen und SEINER heiligen Sicht nicht weit dahinter.
Channeln
Die alles entscheidende Frage beim Channeln ist die Frage nach der Qualität der Botschaft. Es gibt inspirierte und nicht inspirierte Botschaften, man könnte auch von Botschaften aus dem kollektiven Unterbewusstsein und welchen aus dem kollektiven Überbewusstsein sprechen. Nicht inspirierte Botschaften spiegeln lediglich den Wissensstand der jeweiligen Entität (Persönlichkeit) wider, von der die Nachricht stammt. Nicht inspirierte und vom Ego dominierte Botschaften sind ganz einfach daran zu erkennen, dass sie den Glauben an Schuld zum Ausdruck bringen und mit dem Gefühl der Angst arbeiten.
Inspirierte Botschaften sind vom HEILIGEN GEIST inspiriert. Derartige Botschaften verweisen immer auf die EINHEIT allen SEINS und die LIEBE GOTTES. Jede wahrhaft inspirierte Botschaft verlangt nicht, ihr blind zu glauben, sondern lädt dazu ein, alles durch eigene Erfahrung zu überprüfen und durch eigene Erfahrung zu lernen. Vor allem aber ist sie immer auch ein Hinweis, mit dem eigenen inneren Lehrer - dem HEILIGEN GEIST - in Kontakt zu treten, denn dann braucht es keine Channelings mehr. Es gibt letztendlich nur eine QUELLE. Lassen wir uns nicht von unterschiedlichen Begrifflichkeiten irritieren, denn der HEILIGE GEIST ist genau das, worauf auch ein Lehrer wie Eckhart Tolle mit den Worten “Stille spricht” hinweist.
Ein Channeling, das sich mit zukünftigen Ereignissen beschäftigt, ist vom Ego motiviert, denn der HEILIGE GEIST führt uns aus der linearen Zeit in den heiligen Augenblick. Ein Channeling, das versucht, das Weltgeschehen zu beurteilen, ist vom Ego motiviert, denn der HEILIGE GEIST zeigt uns, dass diese Welt eine Illusion ist und wir daher gar nicht fähig sind zu urteilen.
Ein Channeling ist auch immer vom Geistes- und Bewusstseinszustand des Mediums gefärbt. Deshalb gibt es beispielsweise so viele verschiedene Channelings über das Leben Jesu, insbesondere über seine Beziehung zu Maria Magdalena. Gott sei Dank ist das alles nicht wichtig, denn es geht nicht um das physische Leben des Jesus von Nazareth, sondern um die Botschaft, die durch ihn in diese Welt gekommen ist.
Tom Kenyon, der viele Bücher gechannelt hat, schreibt im Vorwort seines letzten gechannelten Buches:
“Meiner Ansicht nach ist das Channeln eine fragwürdige Angelegenheit. Es kommt mir vor wie die Schlagnetz-Fischerei in den Wasserläufen der Camargue in Südfrankreich. ... Das Channeln erscheint mir sehr ähnlich. Durch unsere Psyche ziehen Strömungen, in denen so allerhand vor sich hin treibt. Manches davon ist interessant, manches wertlos und manches einfach nur wunderlich. Ab und zu verfängt sich etwas eindeutig Wertvolles im Channel-Netz, doch meistens ist es mit einer Menge Müll vermengt.”
“Als Psychotherapeut im Bereich der transpersonalen Psychologie habe ich im Laufe der Jahre viele Klienten erlebt, die channelten. Manche fühlten sich ganz wohl damit, andere störte es, wie zum Beispiel eine Frau, die ein Jahr lang jeden Morgen um drei Uhr geweckt wurde. Sie musste sich dann hinsetzen und Botschaften der »anderen Seite« aufzeichnen. Doch der anderen Seite von was? Ihre Protokolle sprachen von der heilenden Macht der Liebe, boten manchmal sinnvolle Lösungen für Probleme an, enthielten aber auch einiges, was mir, offen gesagt, ziemlich merkwürdig vorkam. Merkwürdig ist natürlich ein relativer Begriff. Was dem einen merkwürdig vorkommt, erscheint dem anderen als durchaus vernünftig. Die kulturellen Filter unserer Erfahrungen sind oft willkürlich und basieren auf erlerntem Unsinn.
Als Psychotherapeut bestand meine Aufgabe darin, meinen Klienten zu helfen, mit ihrem transpersonalen Gelaber zurechtzukommen. Ich verwende diese Begriffe absichtlich, denn das kollektive Unbewusste ist mit allem Möglichen angefüllt. Es gibt geistige Wesenheiten aller Art, genau wie es Menschen aller Art gibt. Manche Bewohner des kollektiven Unbewussten sind brillant und wohlwollend, andere sind Idioten, die sich als spirituelle Wesen verkleidet haben.”
Ego-Strategien zur Verhinderung geistigen Wachstums
Die Beschäftigung mit Nebensächlichkeiten
Das Ego lädt uns ein, ständig beschäftigt zu sein, um uns von spirituellem Wachstum abzulenken. Sein zentrales Argument dabei ist, dass es sich dabei um das wirkliche Leben handeln würde, dass die Ebene der Form und die daraus entstehenden unmittelbaren Sinneseindrücke die Wirklichkeit wären und nicht der Geist. Doch ohne Entscheidung für den HIMMEL ist die Zeit bloß verschwendet und die Mühe vergeudet. Sie wird aufgewendet, ohne etwas einzubringen, und die Zeit verstreicht ergebnislos. Da ist kein Empfinden von Gewinn, denn nichts wird erreicht und nichts gelernt.
“Alle GOTTESSÖHNE warten auf deine Rückkehr, genau wie auch du auf die ihre wartest. Verzögerung spielt keine Rolle in der Ewigkeit, doch ist sie tragisch in der Zeit.” (EKIW: Kapitel 5, VI. 1. 2.-3.)
Der Wahnsinn des Ego-Denksystems spiegelt sich auch in unserem Wirtschaftssystem. Wettbewerb ist eine äußerst verschwenderische und höchst ineffiziente Form des Wirtschaftens und produziert damit eine Unmenge an Arbeit, die niemanden wirklich nützt. Schätzungsweise 80% aller zurzeit von Menschen verrichteten Arbeit ist allein dem Glauben an Trennung geschuldet und ergibt ohne diesen überhaupt keinen Sinn. Besonders deutlich zeigt sich der Wahnsinn in unseren Vorstellungen zum Thema Geld. All das Bemühen um die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist ein Aspekt dieses Wahnsinns, an den wir uns schon so gewöhnt haben, dass er uns kaum noch auffällt. So schaffen wir immer mehr Arbeit und gleichzeitig immer mehr Ressourcenverbrauch, anstatt zu versuchen, die Arbeit auf das wirklich Notwendige zu reduzieren und möglichst gleichmäßig auf alle zu verteilen. Wir produzieren immer mehr völlig sinnlose Dinge und Dienstleistungen - nur um an Geld zu gelangen, das ohnedies nur eine Zahl in einem Computer ist und damit in unbegrenzt hoher Zahl zur Verfügung steht.
“Das Träumen der Welt nimmt viele Formen an, weil der Körper auf verschiedene Arten zu beweisen sucht, dass er autonom und wirklich ist. Er streift Dinge über, die er mit kleinen Scheiben von Metall oder Schnipseln von Papier erstanden hat, die die Welt als wertvoll und wirklich erklärt. Er arbeitet, um diese zu bekommen, indem er sinnlose Dinge tut, und wirft sie für sinnlose Dinge weg, die er nicht braucht und nicht einmal haben will.” (EKIW: Kapitel 27, VIII. 2. 1.-3.)
Zur Erwerbstätigkeit kommen dann noch die ganzen Freizeitaktivitäten, die Beschäftigung mit komplexen Sportarten und aufwendigen Hobbys, die Beschäftigung mit all den persönlichen Interessen. Eine alte chinesische Verwünschung bringt es auf den Punkt: "Mögest du in interessanten Zeiten leben." Im Kurs heißt es diesbezüglich:
“Man könnte die Ziele, die du jetzt wahrnimmst, auch so beschreiben, dass man sagt, sie drehen sich alle um »persönliche« Interessen. Da du keine persönlichen Interessen hast, drehen sich deine Ziele tatsächlich um nichts. Wenn du an ihnen festhältst, hast du folglich überhaupt keine Ziele. Und darum weißt du nicht, wozu irgend etwas dient.”
Die Budweiser “wassup” Werbung aus dem Jahr 1999 bringt es auf den Punkt.
Ein cineastisches Meisterwerk, das in einer Minute die Tragik des menschlichen Lebens in der Ego-Identifikation spürbar macht, ist die HORNBACH "Und was bleibt von Dir?" Werbung aus dem Jahr 2013.
Wir klammern uns verzweifelt an ein Stück Holz, an ein Stück Materie und an die Hoffnung, dass dieses Ding unsere Vorstellung von uns als Person über unseren Tod hinaus am Leben erhalten könnte.
Der dritte apokalyptische Reiter des Ständig-beschäftigt-seins, ist die Idee der Weltrettung. Tim Bendzko hat dieses Thema bereits 2011 in seinem Song "Nur kurz die Welt retten" auf den Punkt gebracht:
“Ich wär' so gern dabei gewesen
Doch ich hab viel zu viel zu tun
Lass uns später weiter reden
Da draußen brauchen sie mich jetzt
Die Situation wird unterschätzt
Und vielleicht hängt unser Leben davon ab
Ich weiß es ist DIR ernst, DU kannst mich hier grad nicht entbehren
Nur keine Angst, ich bleib' nicht all zu lange fern
Muss nur noch kurz die Welt retten
Danach flieg' ich zu DIR
Noch 148 Mails checken
Wer weiß was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel
Muss nur noch kurz die Welt retten
Und gleich danach bin ich wieder bei DIR.”
Eine besonders subtile und raffinierte Strategie des Egos ist es, weltliche Bestrebungen, wie beispielsweise Klimaschutz oder sonstige Formen der Weltrettung, als spirituell erscheinen zu lassen und dann unser Augenmerk auch noch besonders stark auf diese Aspekte zu richten. Viele der modernen esoterischen Konzepte sind Ausdruck dieser Strategie, ganz neu hingegen ist, dass nun auch Vertreter der großen christlichen Kirchen mehr Klimaschutz fordern. Umwelt und Klima sind die neuen Götter und gegen sie zu handeln bedeutet sündigen, darum heißt es nicht bloß Umweltverschmutzer sondern Umweltsünder.
Im Kapitel 4.3. der Original Edition des Kurses findet sich auch ein Hinweis auf die aktuell stattfindende Überbetonung der Ökologie:
“Ist ein Denkfehler, den Philosophen bereits vor Jahrhunderten aufdeckten, verschiedene Bereiche des Diskurses miteinander zu vermischen. Psychologen sind diesbezüglich im Allgemeinen ziemlich mangelbehaftet, genau wie viele Theologen. Daten aus einem Diskursbereich haben in einem anderen Bereich keine Bedeutung, weil sie nur innerhalb des Denksystems verstanden werden können, dem sie angehören. Darum konzentrieren sich Psychologen in zunehmendem Maße auf das Ego, in einem Versuch, ihre offensichtlich unzusammenhängenden Daten zu vereinheitlichen. Es versteht sich von selbst, dass ein Versuch, das nicht zusammenhängende in einen Zusammenhang zu bringen, keinen Erfolg haben kann. Die Schwerpunkte, die in jüngster Zeit auf Ökologie gelegt werden, sind lediglich weitere erfinderische Weisen zu versuchen, dem Chaos Ordnung aufzuzwingen. Wir haben dem Ego bereits einen bemerkenswerten Erfindungsreichtum attestiert, auch wenn damit keine Schöpferkraft einhergeht. Doch sollte man sich vor Augen halten, dass Erfindungsreichtum wirklich verschwendete Mühe ist, selbst in seinen genialsten Formen. Wir müssen gar nichts erklären, daher müssen wir uns keine Mühe mit Erfindungsreichtum machen. Die sehr spezifische Natur einer Erfindung ist der abstrakten Kreativität von GOTTES Schöpfungen nicht würdig.”
Hinter all diesem Treiben verbirgt sich eine zentrale Strategie des Egos, um geistiges Wachstum zu verhindern. Im Kurs klingt dies folgendermaßen:
“Das Ego denkt, es sei ein Vorteil, sich nichts Ewigem zu verpflichten, weil das Ewige von GOTT kommen muss. Ewigsein ist die eine Funktion, die das Ego versucht hat zu entwickeln, die zu erreichen ihm aber systematisch misslungen ist. Das Ego geht in der Frage des Ewigen einen Kompromiss ein, genauso wie es das in allen Fällen tut, wo die wirkliche Frage in irgendeiner Weise berührt wird. Indem es sich mit Randproblemen beschäftigt, hofft es, die wirkliche Frage zu verbergen und aus dem Bewusstsein fernzuhalten. Die typische Geschäftigkeit des Ego, die sich um Nebensächlichkeiten dreht, dient genau diesem Zweck."
Denken wir an die Jahrhunderte alten Versuche von Alchemisten, Blei in Gold zu verwandeln. Die eine Frage, die der Alchemist sich nicht erlaubt hat zu stellen, lautet: “Wozu?” Er konnte sie deshalb nicht stellen, weil ihm sofort aufgegangen wäre, dass seine Bemühungen gar keinen Sinn ergeben, auch wenn sie erfolgreich wären. Sein eigener Zweck würde vereitelt, da der Wert des Goldes sinken würde, sobald es im Überfluss vorhanden wäre.
Gedankliche Beschäftigungen mit unlösbaren Problemen gehören ebenfalls zu den Lieblingsmethoden des Egos, um die Willensstarken davon abzuhalten, wirklichen Lernfortschritt zu erzielen. Ein relativ neuer Versuch ist besonders bemerkenswert. Die Idee, den Körper durch eine vorübergehende Stilllegung (Kryonik) zu erhalten und ihm somit die Art von unbegrenzter Unsterblichkeit zu verleihen, die das Ego tolerieren kann, ist einer seiner neueren Anreize für den gespaltenen Geist. Es ist jedoch bemerkenswert, dass diejenigen, die sich auf all diese Ablenkungsmanöver einlassen, niemals die eine Frage “Wozu?” stellen.
“Die Beschäftigung mit Problemen, die so angelegt sind, dass keine Lösung möglich ist, ist ein Lieblingsmittel des Ego, um den Lernfortschritt aufzuhalten. Bei all diesen Ablenkungsmanövern aber lautet die eine Frage, die von denjenigen, die sie verfolgen, nie gestellt wird: »Wozu?« Das ist die Frage, die du in Verbindung mit Allem stellen lernen musst. Was ist der Sinn und Zweck? Was immer er auch sei, er wird deine Bemühungen automatisch lenken. Wenn du dich also für den Zweck entscheidest, hast du eine Entscheidung über deine zukünftigen Bemühungen getroffen, eine Entscheidung, die so lange wirksam bleibt, bis du anderen Geistes wirst.”
Weltfrieden
Die Idee des Weltfriedens ist eine, die auch vom Ego sehr unterstützt wird, damit es die Welt behalten kann und selbst nicht in Frage gestellt wird. Außerdem kann “Weltfrieden” als Argument für alles Mögliche verwendet werden, denn wer könnte schon gegen den Weltfrieden sein. Selbst Kriege werden im Namen des “Weltfriedens” geführt. Si vis pacem para bellum ist ein lateinisches Sprichwort. Übersetzt lautet es: „Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ In der Moderne entstand aus dem Spruch das waffentechnische Warenzeichen Parabellum (Parabellum-Pistole).
Das Ziel des spirituellen Weges ist der Friede GOTTES. Der Friede GOTTES ist aber nicht das Gegenteil von Krieg, sondern die Wirklichkeit GOTTES jenseits der Dualität des Ego-Denksystems. Das Ego definiert Frieden als das Gegenteil von Krieg im Sinne militärischer Aktionen. Doch in Wahrheit ist das Ego selbst ein Kriegszustand.
“Jede Reaktion auf das Ego ist ein Aufruf zum Krieg, und Krieg entzieht dir unweigerlich den Frieden. Doch gibt es keinen Gegner in diesem Krieg. Dies ist die Neudeutung der Wirklichkeit, die du vornehmen musst, um den Frieden zu sichern, und zwar die einzige, die du je vorzunehmen brauchst.” (EKIW: Kapitel 8, I. 3. 1.-3.)
Das Ego lebt von Polarisierung. Das Ego wird stark durch Zwist. Das heißt, solange wir uns in der Ego-Identifikation befinden, neigen wir dazu, immer die Gegenposition einzunehmen und diese zu betonen. Das heißt, wenn wir Krieg wahrnehmen, neigen wir dazu, den besonders sanften Pazifisten zu spielen. Aber auch umgekehrt, wenn jemand auf besonders heilig macht, neigen wir dazu, die Rolle des Bösen einzunehmen und zum Beispiel besonders zynisch zu sein. So sorgt das Ego dafür, dass Konflikte bestehen bleiben und sich oft sogar noch verschärfen.
Wenn wir uns für den Weltfrieden einsetzen, betonen wir die Trennung von uns und der Welt und bestätigen außerdem die Illusion - den Glauben an Unfrieden. So wird die Wirklichkeit des Problems nicht in Frage gestellt und so können auch seine Wirkungen nicht geheilt werden, weil das Problem nicht wirklich ist.
“Friede ist unmöglich für diejenigen, die auf Krieg schauen. Friede ist unvermeidlich für diejenigen, die Frieden anbieten.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 11. 4. 1.-2.)
Die Zusammenfassung des Kurses lautet: “Nichts Wirkliches kann bedroht werden. Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Frieden GOTTES.” In Wahrheit haben wir den Frieden in SEINEM EINSSEIN nie verlassen. Hinter dem Kampf für den Weltfrieden verbirgt sich meist etwas ganz anderes - die Vorstellung von Schuldigen, also von anderen, die scheinbar den Weltfrieden verhindern, und damit der Glaube an die Sünde.
Wenn wir das Weltgeschehen anders haben wollen, muss dies mit uns beginnen. Denn der Weg, die Welt zu heilen, liegt nicht in dem Streben, das zu verändern, was im Außen ist, sondern zuerst zu verändern, was im Innern ist. Denn wenn dieser Wandel geschehen ist, werden wir zu einem Kanal für die LIEBE GOTTES, die alleine weiß, wie unsere Welt zu heilen ist. Es gibt in der Tat viele, die liebend gerne für Frieden demonstrieren würden, indem sie diejenigen wütend beschimpfen, die Krieg führen. Doch wenn wir Frieden in der Welt erschaffen wollen, müssen wir in uns selbst in Frieden sein.
Auf dem Weg des spirituellen Erwachens geht es nicht um den Frieden zwischen den Menschen dieser Welt, sondern um den Frieden des einen Geistes der Trennung - in Form dieser Welt - träumt. Dieser Weg führt uns zunächst in den glücklichen Traum, einen Geisteszustand, in dem unser Glück nicht mehr davon abhängt, was auf der Ebene der Form geschieht. Dies führt automatisch zum Frieden in der Welt. Ziel ist aber immer das “Ende” der Welt. Deswegen lautet schon der zweite Wunder-Grundsatz ganz am Beginn des Kurses:
“Wunder als solche spielen keine Rolle. Das einzige, was eine Rolle spielt, ist ihre QUELLE, DIE weit jenseits der Bewertung ist.” (EKIW: Kapitel 1, I. 2.)
Wunder sind der Weg, aber auch der Weg ist eine Illusion, entscheidend ist das Ziel - und das Ziel ist GOTT. Und dafür brauchen wir nicht auf die Straße zu gehen - das ist ein Prozess in unserem Geist. Lektion 34 lautet: “Ich könnte statt dessen Frieden sehen.”
Jesus antwortet auf die Frage: "Wie wird die Welt enden?” mit einer Gegenfrage: “Kann das, was keinen Anfang hat, denn wirklich enden?” Und weiter heißt es: “Wenn kein einziger Gedanke von Sünde bleibt, ist die Welt vorbei. Sie wird weder zerstört noch angegriffen werden, nicht einmal berührt. Sie wird einfach aufhören, scheinbar zu sein.”
“Die Welt wird in Freude enden, weil sie ein Ort des Kummers ist. Wenn die Freude gekommen ist, ist der Zweck der Welt vergangen. Die Welt wird in Frieden enden, weil sie ein Ort des Krieges ist. Wenn der Frieden gekommen ist, was ist dann der Zweck der Welt? Die Welt wird in Lachen enden, weil sie ein Ort der Tränen ist. Wer kann, wo Lachen ist, noch länger weinen? Und nur die vollständige Vergebung bringt das alles, um die Welt zu segnen. In Segen scheidet sie, denn sie wird nicht enden, wie sie begann. Die Hölle in den HIMMEL zu verwandeln ist die Funktion der Lehrer GOTTES, denn was sie lehren, sind Lektionen, in denen der HIMMEL gespiegelt wird. Und nun setze dich in wahrer Demut hin und begreife, dass du alles tun kannst, wovon GOTT möchte, dass du es tust. Sei nicht arrogant und sage, dass du SEINEN EIGENEN LEHRPLAN nicht lernen kannst. SEIN WORT sagt etwas anderes. SEIN WILLE geschehe. Es kann nicht anders sein. Und sei dankbar, dass es so ist.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 14. 5.)
“Lass uns heute die Erde verschwinden sehen, zuerst verwandelt und dann, vergeben, ganz in GOTTES heiligen WILLEN hinein verblassen.” (EKIW: Lektion 326, 2.)
Komplexität
Es ist immer so, dass wir es nie mit den einfachen Dingen versuchen, weil wir denken: ”Das ist so einfach, dass es nicht wahr sein kann”. Aber die Wahrheit ist immer einfach, sie ist nie kompliziert. Sie braucht nicht kompliziert zu sein. Nur Lügen sind kompliziert. Sie können nicht einfach sein, denn wenn sie einfach wären, würden sie sofort auffliegen.
Unsere Art zu denken ist bei dem Versuch, mit unserem Unwissen und Misstrauen umzugehen, unglaublich kompliziert geworden. Dies spiegelt sich in einer ständig wachsenden Komplexität der Welt wider. Unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unser Gesundheitssystem, unsere Kommunikationssysteme, genauso wie das Finanzsystem sind komplexe, dynamische Systeme. Digitalisierung und Globalisierung schaffen ein besonders hohes Maß an Komplexität.
Komplexe Systeme weisen eine ungeheure Vielfalt an Phänomenen auf, die nicht verstanden werden können, wenn man die Elemente einzeln betrachtet, und genau das versucht das Ego zu tun. Es zerlegt die Welt in immer kleinere Teile und versucht dann, zwischen diesen Teilen Gerechtigkeit, Ausgleich oder eine Richtungsänderung herbeizuführen. Es ist ganz typisch für komplexe Systeme, dass man, sobald man anfängt, sie zu kontrollieren, das Gegenteil von dem erreicht, was man damit erreichen wollte.
"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen,
durch die sie entstanden sind." (Albert Einstein)
Es hat keinen Sinn, zu versuchen, die Welt auf der Ebene des Egos zu verändern, denn die Welt ist die Wirkung des egoischen Gedankensystems. Andererseits ist es sehr wohl sinnvoll, unsere Gedanken über die Welt zu ändern. Dadurch ändern wir die Ursache. Die Wirkung wird sich von selbst ändern. Die Wahrheit ist ganz einfach, es braucht nur etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen.
Die Einfachheit liegt im Denken. Das Gedankensystem des Heiligen Geistes ist die Einfachheit! Es hat nichts mit Bildern zu tun, nichts mit der Ebene der Form, es ist die Neuinterpretation der Bilder, die Neuinterpretation der Welt der Formen. Wir können in einer Megacity oder in der Wüste vollkommen glücklich sein. Die Komplexität hat nichts mit den Bildern zu tun, nichts mit der Form, es ist das Denken! Das Denken des Egos ist komplex. Das Denken des Heiligen Geistes ist einfach.
Jesus weist uns im Kurs auf Folgendes hin:
"Dieser Kurs ist deswegen einfach, weil die Wahrheit einfach ist.
Komplexität ist vom Ego und nichts anderes als der Versuch des Ego,
das Offensichtliche zu verschleiern."
In Lektion 64 heißt es:
"Bereite dich im voraus auf alle Entscheidungen vor, die du heute treffen wirst, indem du daran denkst, dass sie alle in Wirklichkeit ganz einfach sind. Jede führt entweder zu Glück oder zu Unglück. Kann eine so einfache Entscheidung wirklich schwer zu treffen sein? Lass dich nicht durch die Form der Entscheidung täuschen. Komplexität der Form lässt nicht auf Komplexität des Inhalts schließen. Es ist unmöglich, dass irgendeine Entscheidung auf Erden einen anderen Inhalt haben könnte als diese eine einfache Wahl. Es ist die einzige Wahl, die der HEILIGE GEIST sieht. Deshalb ist es die einzige Wahl, die es gibt."
In Lektion 79 heißt es:
"Niemand könnte all die Probleme lösen, die die Welt scheinbar in sich birgt. Sie scheinen auf so vielen Ebenen aufzutreten, in so unterschiedlicher Form und mit derart mannigfaltigen Inhalten, dass sie dich in eine unmögliche Situation versetzen. Verzweiflung und Depression sind unausweichlich, wenn du sie ansiehst. Manche tauchen unerwartet auf, gerade wenn du glaubst, die vorigen gelöst zu haben. Andere bleiben unter einer Wolke der Verleugnung ungelöst, suchen dich heim von Zeit zu Zeit, nur um wiederum, noch immer ungelöst, versteckt zu werden.
Diese ganze Komplexität ist bloß ein verzweifeltes Bemühen, das Problem nicht zu erkennen und es deshalb nicht lösen zu lassen. Könntest du erkennen, dass Trennung dein einziges Problem ist, gleichgültig, welche Form sie annimmt, dann könntest du die Antwort akzeptieren, denn du würdest sehen, dass sie zutrifft. Nähmest du die Konstanz wahr, die allen Problemen, die sich dir zu stellen scheinen, zugrunde liegt, dann würdest du verstehen, dass du die Mittel hast, sie allesamt zu lösen. Und du würdest die Mittel einsetzen, weil du das Problem erkannt hättest."
Identifikation mit Wissen
Wahres Wissen ist Erkenntnis, aber Erkenntnis bedeutet Transzendenz und liegt jenseits der Dualität von Wissen und Nichtwissen.
Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen sind voller Wissen, die anderen sind voller Unwissenheit. Es gibt Leute, die sagen: “Wir wissen Bescheid.” Ihr Ego gründet sich auf ihr Wissen. Und es gibt Leute, die sagen: “Wir wissen gar nichts.” Sie sind erfüllt von ihrer Unwissenheit. Sie sagen: “Wir haben keine Ahnung, wir wissen nichts.” Die einen sind mit Wissen identifiziert, die anderen sind mit Nichtwissen identifiziert - aber beide besitzen sie etwas und sind somit nicht frei. Schiebe beides beiseite, Wissen wie Unwissen, so dass du keins von beidem bist, weder unwissend noch wissend. Schiebe sowohl das Positive wie das Negative beiseite. Wer bist du dann? Plötzlich wird es sich dir offenbaren, dieses “Wer”. Dann wird dir bewusst, was jenseits ist, was transzendiert.
Die List des vom Ego getriebenen Verstandes besteht darin: Er kann zwar das eine, nie aber beides zugleich ausräumen. So können wir die Unwissenheit weglassen, dann klammern wir uns ans Wissen. Oder wir missachten alles Wissen, alle Bücher und pochen auf unsere Unwissenheit. Das sind die “großen Entsager”. Sie missachten das, woran sich die anderen klammern - und klammern sich ans Gegenteil! Aber das Klammern bleibt dasselbe. Das Klammern ist das Problem; denn wer klammert, der kann nicht frei sein.
Die Strategie des Egos im Zusammenhang mit Spiritualität besteht meist darin, Wissen als Besitz zu betrachten und danach zu streben. Dazu kann natürlich auch die Beschäftigung mit Ein Kurs in Wundern missbraucht werden. Wir erkennen das daran, dass wir “predigen” und dabei ständig Zitate aus dem Kurs mit genauer Quellenangabe verwenden. Wenn wir für jede Textpassage, die wir verwenden, die genaue Stelle im Kurs kennen, dann ist offensichtlich etwas schief gelaufen. Die falsche Verwendung von Wissen als Besitz kann zu verschiedenen falschen Vorstellungen führen, z.B:
zur Idee, dass man durch Wissen für andere anziehender wird.
zur Idee, dass Wissen uns unanfechtbar oder unverletzlich machen kann. Dies ist jedoch eine Abwehr gegen die dahinterliegende Angst, verletzbar zu sein.
zur Idee, dass Wissen das Individuum wertvoller macht.
Es klingt widersprüchlich, paradox, doch alle Worte aller Mystiker dienen nur dazu, uns zum Tempel des Schweigens zu bringen - uns zum Schweigen zu bringen, uns ins Schweigen zu locken. Jesus hat uns nicht umsonst einen Kurs mit über 500.000 Wörtern gegeben. Wenn wir uns bis an den Punkt mit Worten vollgesogen haben, an dem wir still werden könnten, dann gilt es alles Wissen wegzuwerfen; es ist wertlos, ja es ist gefährlich, es mitzuschleppen. Wenn wir endlich erkannt haben, dass Sprache nichts bringt, gefährlich ist, dass dieses innere Wortemachen die einzige Schranke ist, und wenn wir bereit sind, still zu sein, dann dürfen wir nicht vergessen: Schleppen wir nichts von dem mit, was wir gelesen oder gehört haben. Denn die Wahrheit lässt sich nicht in Worte fassen, und alles, was sich in Worte fassen lässt, kann nicht die Wahrheit sein. Worte können nur in die Richtung der Wahrheit weisen. Worte sind wie Wegweiser, je weiter wir vom Ziel entfernt sind, desto mehr sind wir auf sie angewiesen. Wenn wir unser Ziel erreicht haben, brauchen wir sie nicht mehr. Werfen wir die ganze Last ab. Deswegen heißt es im Kurs “Dieser Kurs ist ein Beginn, kein Ende.”, “Wir wollen jedoch nicht vergessen, dass Worte nur Symbole von Symbolen sind. So sind sie zweifach von der Wirklichkeit entfernt.” und weiters “Vergiss diese Welt, vergiss diesen Kurs, und komm mit völlig leeren Händen zu deinem GOTT.”
Der Versuch die Wahrheit in die Illusion zu bringen
Eine weitere Strategie des Egos besteht im Versuch, die Wahrheit in die Illusion zu bringen. Dies wird in den meisten Religionen und spirituellen Konzepten versucht, und obwohl wir nun seit Jahrtausenden die Erfolglosigkeit dieses Versuchs beobachten können, wird er in immer neuer Form wiederholt. In den Religionen zeigt sich dieser Irrtum am deutlichsten in der Vorstellung eines zugleich liebenden und strafenden Gottes.
Natürlich versucht das Ego auch, den Kurs in Wundern zu nutzen, um die Wahrheit in die Illusion zu bringen. Dann wird versucht, den Kurs in eine besondere Beziehung, in die Familie, ins Berufsleben oder in die Politik zu integrieren. Das bedeutet, dass das persönliche Selbst versucht, den Kurs intellektuell zu verstehen, ohne die Illusion eines persönlichen Selbst in Frage zu stellen. Dies steht im kompletten Widerspruch zu den Kernaussagen des Kurses. So wird aus dem Kurs nur ein weiteres Konzept, mit dem sich das Ego identifiziert, aber Erlösung ist so unmöglich.
Eine weitere Herausforderung für uns westlich Gebildete besteht darin, all unsere psychologischen Lösungsversuche wieder zu verlernen. Verlernen ist wahres Lernen in der Welt. Aber wir haben Jahrzehnte damit verbracht, uns Wissen anzueignen, und wir identifizieren uns bis zu einem gewissen Grad damit, und so ist die Versuchung groß, zu versuchen, gleichzeitig psychologische Lösungskonzepte anzuwenden und dem HEILIGEN GEIST zu folgen. Aber das ist grundsätzlich unmöglich. Wir können entweder weiterhin versuchen, unsere Probleme auf der Ebene der Psychologie und damit auf der Ebene der Trennung zu lösen, oder wir können unsere Irrtümer dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung übergeben. Wir können nicht zwei Herren gleichzeitig dienen.
Ein Beispiel: Solange wir uns als ein von unseren Mitmenschen getrenntes Individuum betrachten, macht die Aussage, dass wir ein Kind GOTTES sind, keinen Sinn, denn GOTT hat keine Trennung geschaffen. Wir können nicht einerseits an der Idee der Trennung festhalten und uns gleichzeitig als Kind GOTTES erleben. Es ist unmöglich, die Wahrheit der EINHEIT in die Illusion der Trennung zu bringen.
“Für ein Kind GOTTES ist es unmöglich, seinen Nächsten nicht so zu lieben wie sich selbst.” (EKIW: Kapitel 5, Einleitung, 3. 6.)
Wie sehr das Ego versucht, auch den Kurs für sich zu vereinnahmen, zeigt sich schon allein daran, dass es in den USA mittlerweile fünf Versionen des Kurses gibt und es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen um das Copyright gekommen ist. Hinzu kommt die verrückte Idee, den Kurs im Geiste und Stil bestimmter Personen zu interpretieren, die an der Veröffentlichung des Kurses beteiligt waren. Auf diese Weise ist seinerzeit auch die christliche Religion entstanden. Sie beruht weitgehend auf der Interpretation der Lehre Jesu durch eine einzige Person, den Apostel Paulus. Der Kurs kann nicht im Sinne bestimmter mit dem Kurs beschäftigter Personen interpretiert werden, der Kurs kommt von Jesus und verweist auf die Wahrheit, die kein Gegenteil kennt. Die Wahrheit kann nicht interpretiert werden, die Wahrheit IST. Die Wahrheit lässt sich nicht interpretieren, sondern nur erfahren. Erst die Erfahrung einer Offenbarung lässt uns den Unterschied zwischen Interpretation und Wirklichkeit erkennen. Dann verschwindet all die Verwirrung um die Worte dieses Buches, denn Worte sind nur Symbole von Symbolen. So sind sie zweifach von der Wirklichkeit entfernt.
In vielen modernen westlichen nondualen Konzepten ist davon die Rede, dass echte Nondualität die Dualität integriere. Selbst dieser Widerspruch, der schon in den Worten offensichtlich ist, wird weiterhin geglaubt, weil es genau das ist, was das Ego hören will. Doch nur weil wir neue Worte dafür verwenden wird es nicht wahr. Das ist die Wiederholung des gleichen Irrtums wie wir ihn in den christlichen Kirchen finden, die die Erschaffung der Welt Gott unterstellen. Doch die Wirklichkeit kann die Illusion nicht integrieren, die Wahrheit kann keine Lüge integrieren. Ein wahrhaft spiritueller Weg versucht nicht die Dualität zu integrieren, sondern transzendiert sie.
“Unsere Vereinigung ist deshalb der Weg, dem Ego in dir zu entsagen. Die Wahrheit in uns beiden liegt jenseits des Ego. Dass es uns gelingen wird, das Ego zu transzendieren, verbürgt uns GOTT, und ich teile diese Zuversicht für uns beide und uns alle.” (EKIW: Kapitel 8, V. 4. 2.-4.)
“Wahrheit und Illusion haben keine Verbindung. Und das wird ewig wahr bleiben, wie sehr du sie auch miteinander zu verbinden suchen magst. Illusionen aber sind immer miteinander verbunden, wie es auch die Wahrheit ist. Jede ist vereinigt und ein vollständiges Denksystem, mit der anderen total unverbunden. Das wahrzunehmen heißt begreifen, wo die Trennung ist und wo sie geheilt werden muss.” (EKIW: Kapizel 19, I. 7. 1.-5.)
Tatsächlich beruhen die meisten modernen westlichen nondualen Konzepte auf einem Missverständnis. Sie beziehen sich auf Advaita-Vedanta, die heute populärste Richtung der indischen Spiritualität. Wesentliches Merkmal des Advaita-Vedanta ist die Wesensidentität von Atman und Brahman, deshalb die Bezeichnung Advaita-Vedanta, also „Vedanta der Nichtzweiheit“. Richtig verstanden verweist dies auf die Einheit GOTTES (Brahman) und seines SOHNES (Atman), häufig als wahres SELBST bezeichnet. Der SOHN GOTTES, das wahre SELBST, ist der reine geeinte Geist, die ewige Essenz des Geistes. Diese EINHEIT ist die Wirklichkeit. Der Traum der Dualität (Maya), den das Ego - also der schlafende Geist - träumt, ist kein Teil der Wirklichkeit und kein Gegensatz zur Wirklichkeit - er ist ein Traum.
"Die Wahrheit kann kein Gegenteil haben. Das kann nicht oft genug gesagt und überdacht werden. Denn wenn das, was nicht wahr ist, ebenso wahr ist wie das, was wahr ist, dann ist ein Teil der Wahrheit falsch. Und die Wahrheit hat ihre Bedeutung verloren. Nichts als die Wahrheit ist wahr, und was falsch ist, ist falsch." (EKIW: Lektion 152, 3. 5.-8.)
"Denkst du, dass du die Wahrheit der Phantasie überbringen und aus der Perspektive der Illusionen lernen kannst, was die Wahrheit bedeutet? Die Wahrheit hat in der Illusion keine Bedeutung. Sie selbst muss der Bezugsrahmen ihrer Bedeutung sein. Wenn du versuchst, die Wahrheit den Illusionen zu überbringen, dann versuchst du, Illusionen wirklich zu machen und sie beizubehalten, indem du deinen Glauben an sie rechtfertigst. Illusionen der Wahrheit übergeben heißt jedoch, es der Wahrheit zu ermöglichen, die Unwirklichkeit der Illusionen zu lehren, und es dir daher zu ermöglichen, ihnen zu entrinnen. Behalte dir nicht eine einzige Idee vor abseits von der Wahrheit, sonst stellst du Rangordnungen der Wirklichkeit auf, die dich gefangen nehmen müssen. Es gibt keine Rangordnung in der Wirklichkeit, weil dort alles wahr ist." (EKIW: Kapitel 17. I. 5.)
"Sei dir gewiss: Es ist unmöglich, dass GOTT und das Ego oder du und das Ego einander je begegnen werden." (EKIW: Kapitel 23, I. 3. 1.)
Eine andere Beschreibung des Versuchs, die Wahrheit in die Illusion zu bringen, nennt sich Spiritual Bypassing.
Spiritual Bypassing
Sei positiv, verbreite gute Vibes, übe einfach nur die richtige Atemtechnik oder chante ein bisschen, dann geht es dir wieder gut. So mancher spirituelle Weg endet - unbemerkt und trotz bester Absichten - in einem goldenen Nebel aus spirituellen Methoden und Ideen, die uns von unserer Lebendigkeit und damit von wirklicher Entwicklung abschneiden, statt uns zu wahrer Befreiung zu führen. Kurzum, in Spiritual Bypassing.
Der Begriff Spiritual Bypassing wurde vom Psychologen John Welwood im Jahr 1984 geprägt. Gemeint ist damit, dass spirituelle Praktiken und Überzeugungen genutzt werden, um sich schmerzhaften Gefühlen - deren Basis letztendlich immer Angst ist - nicht stellen zu müssen (der englische Begriff „to bypass” heißt „umgehen” oder „überbrücken”).
Menschen, die spirituell vermeiden, sind in ihrem Selbstbild entweder „erleuchtet“, „frei und wild“, „haben gutes Karma“, „tragen bedingungslose Liebe in sich“ oder haben sich ganz generell „von allem Ballast befreit“. Es wird sich eine persönliche Philosophie zurechtgelegt, die scheinbar jede Beschäftigung mit Negativität subjektiv unnötig macht. Es ist die Phase, in der wir uns, wie Simba und seine neuen Freunde Timon und Pumbaa im Film Der König der Löwen, in der Philosophie des “Hakuna Matata” verlieren („Es gibt keine“ (hakuna) „Probleme/Schwierigkeiten“ (matata)”). Das ist der Geisteszustand von “Don’t Worry, Be Happy”, der aber nicht der Friede GOTTES ist.
“Es abzulehnen, anderen Geistes zu werden, ist kein Beweis dafür, dass die Trennung nicht stattgefunden hat. Der Träumer, der die Wirklichkeit seiner Träume bezweifelt, während er noch träumt, heilt seinen gespaltenen Geist nicht wirklich. Du träumst von einem getrennten Ego und glaubst an eine Welt, die auf ihm beruht. Das ist für dich sehr wirklich. Du kannst es nicht aufheben, wenn du dein Denken nicht darüber änderst. Wenn du bereit bist, auf deine Rolle als Hüter deines Denksystems zu verzichten und es mir zu öffnen, werde ich es ganz sanft berichtigen und dich zu GOTT zurückführen.” (EKIW: Kapitel 4, I. 4. 2.-7)
“Niemand kann Illusionen entrinnen, wenn er sie nicht ansieht, denn durch Nicht-Hinsehen werden sie geschützt.” (EKIW: Kapitel 11, V. 1. 1.)
Vergebung als Vermeidungsstrategie
Wenn wir beginnen, unsere Irrtümer dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung zu übergeben, ist eine Strategie des Egos, diese Übergabe als Vermeidungsstrategie zu benutzen. Das Ego versteht die Wahrheit nicht und benutzt daher das Konzept der Berichtigung, um unangenehme Gefühle zu vermeiden. Es versucht also, einen oberflächlich als falsch erkannten Gedanken der Berichtigung zu übergeben, ohne die damit verbundenen Gefühle an die Oberfläche kommen zu lassen. Deshalb räumt das Ego dem Berichtigungsprozess auch viel zu wenig Zeit ein, Zeit, die es bräuchte, damit die unterdrückten Gefühle an die Oberfläche kommen können. Auf diese Weise findet keine wirkliche Berichtigung statt, und das Glück und der tiefe Frieden des heiligen Augenblicks stellen sich nicht ein. Erst wenn wir unsere Irrtümer vollständig dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung übergeben haben, verschwinden alle Auswirkungen aus unserem Geist und die Schönheit der wahren LIEBE kommt zum Vorschein.
“Nähere dich nie dem heiligen Augenblick, nachdem du versucht hast, alle Angst und allen Hass aus deinem Geist zu entfernen. Das ist dessen Funktion. Versuche niemals, über deine Schuld hinwegzusehen, bevor du um die Hilfe des HEILIGEN GEISTES bittest. Das ist SEINE Funktion. Dein Teil ist nur, IHM eine kleine Bereitwilligkeit anzubieten, dass ER alle Angst und allen Hass entferne und dass dir vergeben werde. Auf deinen kleinen Glauben, verbunden mit SEINEM Verständnis, wird ER deinen Teil an der SÜHNE bauen und sich vergewissern, dass du ihn leicht erfüllst. Und mit IHM wirst du eine Leiter bauen, die im massiven Felsen des Glaubens verankert ist und bis in den HIMMEL reicht. Und du wirst sie nicht benutzen, um alleine in den HIMMEL aufzufahren.” (EKIW: Kapitel 18, V. 2.)
Vergebung ist ein zutiefst mystischer Prozess, der sich unserem intellektuellen Verständnis entzieht, und doch können wir einige Punkte beachten, wenn wir Vergebung üben:
Alle mit dem Irrtum verbundenen Gefühle zulassen. Es geht nicht darum, etwas zu vermeiden, sondern darum, etwas mit dem HEILIGEN GEIST anzuschauen.
Den HEILIGEN GEIST bitten, uns SEINE Sicht auf diese Situation zu zeigen. Anders formuliert: Den HEILIGEN GEIST bewusst um SEINEN Ersatz für die Dunkelheit bitten. Dies ist nur scheinbar ein Ersatz, es kommt ganz einfach die Wahrheit wieder zum Vorschein.
Dem Vorgang genug Zeit und Raum geben.
Die entscheidende Frage ist aber immer - wollen wir überhaupt vergeben oder wollen wir lieber noch an unseren Urteilen festhalten?
Bei der Vergebung geht es nicht nur darum, dem HEILIGEN GEIST lediglich eine Idee zu übergeben, von der man intellektuell verstanden hat, dass sie falsch ist, sondern darum, die ganze Dunkelheit ans Licht zu bringen. Zu dieser Dunkelheit gehören die egoischen Grundüberzeugungen und die darauf aufbauenden Ideen und vor allem auch die damit verbundenen Gefühle. Es gilt, neben den Urteilen und dem damit verbundenen Ärger über unsere Brüder auch den dahinter liegenden Selbsthass, die Schuldgefühle und die Angst zu spüren und dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung zu übergeben. Wir dürfen uns vor dem Ego nicht fürchten und deshalb versuchen, etwas zu vermeiden, sondern wir müssen uns der Dunkelheit in unserem gespaltenen Geist stellen. Nur wenn wir die Dunkelheit mit dem HEILIGEN GEIST anschauen, wird sie verschwinden. Je länger wir die Angst anschauen, um so weniger sehen wir sie und desto klarer wird uns dann, was sie verbirgt. Erst wenn der Selbsthass verschwunden ist und die SELBSTliebe erscheint, ist der Vergebungsprozess abgeschlossen.
Wenn wir mit dem Kurs beginnen, werden wir lernen, falschgesinnte Gedanken zu erkennen und darauf mit rechtgesinnten Gedanken zu antworten und den HEILIGEN GEIST um Berichtigung zu bitten. Aber solange dies nur als intellektuelle Spielerei auf der Ebene des Verstandes geschieht, ist nicht viel gewonnen. Es ist wie mit dem positiven Denken, natürlich hat es eine gewisse Wirkung allein dadurch, dass der falschgesinnte Gedanke nicht weiter verfolgt und vertieft wird. Aber der Prozess der Berichtigung, d.h. das Erwachen aus der Illusion der Trennung, die Erleuchtung unseres zutiefst gespaltenen Geistes, ist ein viel tiefer gehender Prozess.
“Du, der du dein Leben damit zugebracht hast, die Wahrheit der Illusion und die Wirklichkeit der Phantasie zu überbringen, du bist den Weg der Träume gegangen. Denn du bist vom Wachsein in den Schlaf gegangen und immer weiter in einen noch tieferen Schlaf hinein. Jeder Traum hat zu anderen Träumen geführt, und jede Phantasie, die ein Licht in die Finsternis zu bringen schien, hat nur die Finsternis noch tiefer gemacht. Dein Ziel war Finsternis, in die kein Lichtstrahl dringen konnte. Du hast eine so vollständige Schwärze gesucht, dass du dich für immer vor der Wahrheit verstecken könntest, in vollständigem Wahnsinn. Was du dabei vergessen hast, ist nur, dass GOTT SICH SELBER nicht zerstören kann. Das Licht ist in dir. Die Finsternis kann es zwar bedecken, aber nicht auslöschen.” (EKIW: Kapitel 18, III. 1.)
Allein dieser Absatz lässt erahnen, wie tief wir in die Illusion der Trennung eingetaucht sind und welch gewaltiger Prozess es ist, aus diesem Traum zu erwachen. Im Prozess der Vergebung gilt es uns zu erlauben, die Dunkelheit und die unangenehmen Gefühle zu fühlen, wenn sie hochkommen. Anstatt uns dafür zu verurteilen und zu versuchen, sie zu verdrängen, gilt es, sie willkommen zu heißen. Das Ego will das Unbehagen minimieren, also ist es ein großer Schritt, wenn wir beschließen, uns nicht dafür zu verurteilen, wie dieser Prozess aussieht oder sich anfühlt. Dies bedeutet, dass die Dunkelheit nur erleuchtet werden kann, wenn sie ans Licht gebracht wird, d.h. wenn wir uns auch der Dunkelheit gestellt haben, wenn wir die Angst angeschaut haben, denn nur so kann der HEILIGE GEIST uns auch davon befreien.
“Unter jedem Eckstein der Angst, auf dem du dein wahnsinniges Glaubenssystem errichtet hast, liegt die Wahrheit verborgen. Das kannst du jedoch nicht erkennen, denn dadurch, dass du die Wahrheit in der Angst verborgen hast, siehst du keinen Grund zu glauben, dass du, je länger du die Angst anschaust, sie um so weniger siehst und dass dann desto klarer wird, was sie verbirgt.” (EKIW: Kapitel 14, VII. 2. 7.&8.)
Der egoische Zustand ist ein Zustand der doppelten Verleugnung, zuerst der Verleugnung des Lichts und dann der Verleugnung der daraus resultierenden Dunkelheit. Solange wir die Dunkelheit dieses Zustandes verleugnen, werden wir das Licht nicht erreichen. Wir müssen die Dunkelheit ans Licht bringen, um Erleuchtung zu erfahren.
Und es ist der Ego-Geist, der versucht, die Dunkelheit auf der Ebene des Verstandes zu "vergeben", um sie gar nicht erst betrachten zu müssen. Das bedeutet gleichzeitig, dass der Ego-Geist versucht, es selbst zu tun, anstatt den Prozess SEINER Führung zu übergeben. Wir erkennen das daran, dass uns neue, unerwartete Situationen sehr schnell wieder völlig aus der Bahn werfen, bis wir sie wieder intellektuell eingeordnet haben. Das ist keine wirkliche Befreiung, sondern eine Strategie des Egos, um die Illusion der Trennung erträglich zu machen, aber gleichzeitig an ihr festzuhalten.
Bei der Vergebung geht es darum, wirklich zu sehen, was in unserem Geist ist, und es dann loszulassen. Das ist unsere innere Arbeit. Man kann nicht wirklich zum HEILIGEN GEIST sagen: "Ich habe ein verrücktes Leben. Würdest Du es bitte in Ordnung bringen?" Stattdessen bringen wir alles, was wir über unser Leben und diese Welt, über Zeit und Raum glauben, zum HEILIGEN GEIST zurück. Und wenn wir dies wirklich vollständig tun, werden unsere Probleme verschwinden. In den Prozess der wahren Vergebung gehen wir mit dem HEILIGEN GEIST hinein, um die Dunkelheit zu vertreiben, und wir werden zur Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks zurückgebracht.
Das Vergeben einzelner Aspekte einer fragmentiert wahrgenommen Welt ist ein Üben, denn letztendlich geht es einzig und allein darum, zu erkennen, dass wir tatsächlich glauben, uns von GOTT getrennt zu haben und dass dies derart unerträglich ist, dass jemand anderes daran schuld sein muss.
Im Berechtigungsprozess des Geistes geht es insbesondere darum, die fundamentale Wahrheit des Nichtgetrenntseins immer wieder zu erleben - bis zu dem Punkt, wo wir wieder im Wissen dieser Wahrheit ruhen. Der Geist kann nicht durch das Erleben eines Essenzzustandes (Heiliger Augenblick, Offenbarung) allein geheilt werden. Jede erneute Erfahrung der essenziellen Wahrheit vertieft aber unseren Kontakt zum wahren SELBST.
Zu diesem Weg der Vergebung - der wirklich funktioniert - gehört, dass wir alle unsere Projektionen zurücknehmen und die volle Verantwortung für unseren Geist und unsere Gedanken übernehmen. Jede Projektion ist in Wahrheit ein Bild dessen, was wir zu sein denken und wie wir uns selber sehen. Wir können unsere Projektionen daher nur zurücknehmen, wenn wir erkennen, dass wir in Wirklichkeit nicht das sind, was wir projiziert haben. Vollständige Vergebung bedeutet zu sehen und tief zu erfahren, dass nichts passiert ist. Das ist wahrer Geistesfrieden, der höchste Zustand.
Vergebung bedeutet, nach innen zu gehen, unter die Angriffsgedanken und in die Unschuld dessen zu kommen, was wir sind, in unsere Göttlichkeit. Vergebung kann sich tiefgreifend, sehr tief und sehr mystisch anfühlen. Vergebung tut im Stillen nichts. Sie wartet und beobachtet, und sie urteilt nicht. Es ist einfach ein heiterer, tiefer, stiller Geisteszustand. Wenn Vergebung unsere Funktion ist, sind wir von Natur aus glücklich. Vergebung ist unser Schlüssel zum Glück!
Scheinlösungen versus Erlösung
Auf dem spirituellen Weg bietet uns das Ego zwei Scheinlösungen an, um uns vom Erwachen abzuhalten, aber es gibt einen dritten Weg, der funktioniert:
Die erste Scheinlösung des Egos besteht darin, die Dunkelheit, d.h. die Angst, die hinter jedem unangenehmen Gefühl steckt, nicht an die Oberfläche kommen zu lassen, um sie nicht anschauen zu müssen. Es ist der Versuch, alles Unangenehme sofort mit ein paar "spirituellen" Affirmationen wegzuzaubern. Dieses ganze Bemühen mit positiven Affirmationen findet aber auf der Ebene des Egos, also in der linearen Zeit statt und kann daher nicht wirklich funktionieren, auch wenn man sich eine Zeitlang etwas besser fühlt.
Die zweite Scheinlösung des Egos besteht darin, die Dunkelheit für die Wirklichkeit zu halten und sie weiter zu bestätigen. Das ist der Versuch, die Probleme wiederum auf der Ebene des Egos, also in der linearen Zeit, zu “bearbeiten”. Aber gerade die Illusion der linearen Zeit ist das Problem und deshalb kann es auf dieser Ebene keine wirkliche Lösung geben.
Ein häufiger und sehr zentraler Irrtum im Zusammenhang mit Spiritualität und Heilung ist der Glaube, dass ”nach innen gehen” bedeutet, in die Vergangenheit und in den Schmerz zu gehen. Aber “nach innen gehen” bedeutet nach Hause gehen, und unser Zuhause ist das wahre SELBST, der Ort vollkommener Liebe und Glückseligkeit. Heilung und damit Vergebung bedeutet nicht, innerhalb der Illusion von Raum und Zeit zu versuchen, etwas zu lösen, sondern von unserem wahren ZUHAUSE aus, das heißt mit dem HEILIGEN GEIST, auf die Illusion zu schauen und sie als Illusion zu erkennen.
Die einzig wahre Lösung ist, sich der Dunkelheit zu stellen. Das bedeutet, die Angst hinter allen unangenehmen Gefühlen, hinter allen unglücklichen Zuständen anzuschauen, um sie SEINER Berichtigung zu übergeben. Dies bedeutet, den heiligen Augenblick einzuladen, um sich für die Wahrheit zu entscheiden, das heißt für die LIEBE. Im heiligen Augenblick wird die Macht des HEILIGEN GEISTES obsiegen, weil wir uns mit IHM verbunden haben. Wenn der Schmerz der Trennungsillusion nicht verdrängt, sondern gefühlt wird, wird automatisch die Anziehungskraft des heiligen Augenblicks und damit der LIEBE immer größer und die Entscheidung immer leichter. Der heilige Augenblick ist das Ergebnis unserer Entschlossenheit, heilig zu sein. Er ist die Antwort. Das Verlangen und die Bereitwilligkeit, ihn kommen zu lassen, gehen seinem Kommen voraus.
Illeismus
Im Zusammenhang mit Spiritualität ist es eine beliebte Strategie des Egos, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, um den Eindruck eines erleuchteten Geistes zu erwecken. Auch viele spirituelle Lehrer tappen in diese Ego-Falle.
Wenn es um zeitliche Aspekte der persönlichen Geschichte geht, dann ist es durchaus natürlich, dass ein aus der Identifikation mit dem Körper und seiner Geschichte befreiter Geist beim Verweisen auf diese Geschichte die dritte Person verwendet. In Matthäus 17,22 heißt es: “Als sie in Galiläa zusammen waren, sagte Jesus zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert werden”.
Aber wenn es um den Ausdruck einer Erfahrung im Hier und Jetzt geht, dann ist die Verwendung der dritten Person in der Regel eine Strategie des Egos, um den heiligen Augenblick zu vermeiden. Diese vom Ego-Denken geschaffene Dualität - ich und mein Selbst, Subjekt und Objekt - ist die Grundursache für all die Komplikationen, Probleme und Konflikte in unserem Leben. Die durch die Selbstreflexion des Bewusstseins bewirkte Spaltung ist das Problem und nicht die Lösung. Diese Spaltung findet im eigenen Bewusstsein statt, die “3. Person” gibt es gar nicht, man kann ihr also auch keine Verantwortung zuschieben.
In diesem Sinne ist Illeismus eine Strategie des Egos, die Trennung erträglich zu machen, um sie aufrechtzuerhalten. Es ist der Versuch, unter der Maske der Unschuld die dunkle Seite des persönlichen Selbst, die zu lehren das Konzept des Selbst gemacht ward, zu verbergen. Der gespaltene Geist des egoischen Zustandes ist selbst schon eine Dissoziation, in diese eine weitere Dissoziation einzuführen, bedeutet nur, Illusionen auf Illusionen zu häufen und so die Berichtigung doppelt schwierig zu machen.
Menschsein
"Menschsein" ist ein Konzept. Ein Drogeriemarkt wirbt mit der Aussage: "Hier bin ich Mensch. Hier kauf ich ein." Auf den sprichwörtlichen "gesunden Menschenverstand" ist ganz offensichtlich auch kein Verlass. In Verbindung mit Spiritualität wird ebenfalls gerne vom "ganz Menschsein" gesprochen. Es klingt gut, vom Menschsein zu reden, aber was bedeutet das?
In jedem Fall ist der Körper immer ein Teil des Konzepts vom Menschsein. Menschsein bedeutet also in einem verweslichen Körper zu stecken und von Anfang an auf dem Tod zuzugehen, Menschsein bedeutet Leiden, Hunger, Verlust, Krankheit, Alter und Tod, Menschsein bedeutet Krieg und Terror, Menschsein bedeutet Missbrauch, Vergewaltigung und sonstige Grauslichkeiten - aus menschlicher Sicht. Als Mensch scheinen all unsere Hoffnungen, Wünsche und Pläne in der Hand einer Welt zu liegen, über die wir keine Kontrolle haben. Menschsein bedeutet daher latent ängstlich und latent unbefriedigt zu sein. Das ist es, was wir verteidigen, wenn wir uns auf das Menschsein berufen. Auf dem spirituellen Weg geht es darum, als Mensch zu erkennen, dass Menschsein nicht unsere Wirklichkeit ist, sondern dass unsere Wirklichkeit darin besteht, reiner göttlicher Geist zu sein. Vollkommene Sicherheit, vollständige Liebe, vollständige Freude, vollständiges Glück und damit vollständige Erfüllung sind unsere Wirklichkeit. Deshalb kann Menschsein nicht unser wahrer Wille sein - und ist es Gott sei Dank auch nicht.
“Wie kannst du Freude finden an einem freudlosen Ort, außer durch die Einsicht, dass du gar nicht dort bist? Du kannst nirgendwo sein, wohin GOTT dich nicht gestellt hat, und GOTT hat dich als Teil von SICH erschaffen. Das ist sowohl, wo du bist, als auch, was du bist. Es ist vollkommen unveränderbar.” (EKIW: Kapitel 6, II. 6. 1.-4.)
Die raffinierteste Strategie des Egos in Bezug auf die Idee des Menschseins ist der Versuch, ein guter Mensch zu sein. Das ist die subtilste und raffinierteste Form der Selbsterhöhung. Als guter Mensch ist man automatisch ein besonderer Mensch, der sich über alle schlechten Menschen erhebt. Dieses Gutsein lässt einen Angriff als "Selbstverteidigung" gerechtfertigt erscheinen.
Das ist jener Aspekt des illusionären Selbst, der das Gesicht der Unschuld darbietet, jenen Aspekt, auf welchen eingewirkt wird. Es ist dieses Gesicht, das lächelt, bezaubert und sogar zu lieben scheint. Es sucht nach Gefährten, und es schaut - zuweilen mitleidsvoll - auf die Leidenden und bietet manchmal Trost an. Es glaubt, gut zu sein in einer bösen Welt. Dieser Aspekt kann ärgerlich werden, denn die Welt ist seiner Meinung nach niederträchtig und unfähig, die Liebe und den Schutz bereitzustellen, den die “Guten“ verdienen. Und so ist dieses Gesicht oft tränennass angesichts der Ungerechtigkeiten, die die Welt scheinbar jenen zumisst, die großzügig und gut sein möchten.
Anders gesagt, die Welt verbessern und ein guter Mensch sein zu wollen, bedeutet folgendes: Wir befinden uns in der Hölle und bemühen uns, die Hölle zu einem besseren Ort zu machen, aber wir sind nicht daran interessiert, uns und unsere Brüder aus der Hölle zu befreien, im Gegenteil, indem wir uns bemühen, eine angenehme Atmosphäre in der Hölle zu schaffen, versuchen wir, den Aufenthalt in der Hölle so erträglich wie möglich zu machen und schwächen gerade dadurch den Wunsch, aus der Hölle befreit zu werden. Indem wir uns damit zufriedengeben, gute Taten zu tun und ein guter Mensch zu sein, geben wir uns damit zufrieden, denen zu dienen, die in der Hölle leben, statt uns für den HIMMEL zu entscheiden. Indem wir unser Menschsein betonen, erheben wir Anspruch auf unsere menschliche Natur und weisen unsere göttliche Natur zurück.
Der Ruf nach mehr Mitmenschlichkeit ist ein weltlicher Ruf, um den Wahnsinn dieser Welt zumindest einigermaßen in Schach zu halten. Jesus hingegen ruft uns auf, zu erkennen, dass wir im Geiste eins sind. Jesus erinnert uns daran, dass es überhaupt keinen anderen Menschen gibt und dass wir alles, was wir einem scheinbar anderen antun, in Wirklichkeit uns selbst antun. Jesus ruft uns nicht zur Mitmenschlichkeit, sondern zur Mit-Göttlichkeit auf.
Folgende Lektionen erinnern uns daran:
108: Geben und Empfangen sind in Wahrheit eins.
126: Alles, was ich gebe, wird mir selbst gegeben.
128: Die Welt, die ich sehe, birgt nichts, was ich will.
129: Jenseits dieser Welt ist eine Welt, die ich will.
199: Ich bin kein Körper. Ich bin frei.
97: Ich bin reiner Geist.
Wenn wir uns als reiner Geist wiedererkennen, wenn also unser gespaltener Geist erleuchtet und damit geheilt ist, dann wird das, was durch unseren Körper geschieht, mit großer Wahrscheinlichkeit auch von der Welt als gut beurteilt werden. Aber unser Geist kennt keine Dualität mehr, in unserem Geist herrscht LIEBE ohne Gegenteil und deshalb kämpfen wir gegen nichts mehr in der Welt. Auch wenn die Welt uns für einen Verbrecher hält und uns kreuzigt, werden wir in LIEBE sein. Wir sind in LIEBE und geben allen Dingen vollkommene Freiheit, zu sein und zu tun, was sie wollen.
Genau genommen ist nicht das “Menschsein” an sich das Problem, also die Inkarnation in dieser physischen Welt, sondern das mit dem Menschsein verbundene Ego-Denksystem, das Vergessen unserer Wirklichkeit als CHRISTUS im Zuge der Inkarnation. Das Problem ist der durch die Identifikation mit dem Körper entstandene Illusion begrenzt zu sein, der Versuch, die Macht des CHRISTUS zu verleugnen, der wir in Wahrheit sind ... die Macht, in jeden Moment das Wunder der LIEBE und der Erinnerung und der SÜHNE zu bringen. Wir sind in der Tat unbegrenzt in jeglicher Hinsicht, für immer. Wir sind das, was das LICHT und die LIEBE GOTTES in die SCHÖPFUNG ausdehnt durch unsere Bereitschaft, unser Menschsein durch das LICHT verwandeln zu lassen. Unser Menschsein wird verwandelt, sobald wir unser Menschsein annehmen und es vollkommen als heilig ansehen. Mit anderen Worten: Es geht darum, zu erkennen, dass die Inkarnation nichts an unserer unveränderlichen Wirklichkeit geändert hat.
Die Illusion von Graden
Wenn wir beginnen, unsere Projektionen zurückzunehmen, ist es in der Regel nicht allzu schwer zu erkennen, dass wir das, was uns am anderen stört, auch von uns selbst kennen, aber oft versuchen wir, die Vorstellung eines unterschiedlichen Ausmaßes aufrechtzuerhalten. Im Sinne von: Ja, ich mache das auch, aber nicht so extrem wie die anderen. Wir versuchen also, die Illusion von Graden aufrechtzuerhalten, aber es gibt keine Grade - ein Irrtum ist ein Irrtum, eine Illusion ist eine Illusion.
Wenn es darum geht, unsere Angriffsgedanken zu berichtigen, unterscheiden wir häufig nach ihrer scheinbaren Bedeutung. Es gibt den leichten Ärger über den Hund des Nachbarn und den heftigen Ärger über den Ex-Partner. Wir glauben, dass nur der heftige Ärger im Zusammenhang mit den scheinbar großen Problemen berichtigt werden muss. Auch machen wir eine Unterscheidung hinsichtlich unseres Ärgers über die Probleme in der Welt. Dahinter verbirgt sich die Überzeugung, dass einige Formen von Angriff gerechtfertigter sind als andere. Doch der Grad des empfundenen Gefühls, von leichter Verärgerung bis zu heftiger Wut, ist dabei nicht von Belang. Jedes Gefühl, das nicht reine LIEBE ist, verschleiert die Wahrheit.
Wir werden uns am spirituellen Weg zunehmend bewusst werden, dass ein leichter Anflug von Verdruss nichts anderes ist als ein Schleier über einer heftigen Wut. Und so werden wir aufhören, zwischen konkreten Formen zu unterscheiden. Unser Weg zurück zu GOTT ist ein Weg vom Konkreten zum Abstrakten, von der Form ins Formlose, vom Vorstellbaren hinein ins Unvorstellbare.
“Das Wunder unterscheidet nicht zwischen Graden der Fehlwahrnehmung. Es ist eine Einrichtung zur Wahrnehmungsberichtigung, die völlig unabhängig sowohl vom Grad als auch von der Richtung des Irrtums wirksam ist. Das ist seine wahre Unterschiedslosigkeit.” (EKIW: Kapitel 1, I. 49.)
“Vielleicht wird es hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass sich niemand über eine Tatsache ärgern kann. Es ist immer eine Deutung, die negative Gefühle aufkommen lässt, ungeachtet ihrer anscheinenden Rechtfertigung durch das, was als Tatsachen erscheint. Ungeachtet auch der Intensität des Ärgers, der hervorgerufen wird. Es mag lediglich eine leichte Gereiztheit sein, vielleicht zu milde, um überhaupt deutlich wahrgenommen zu werden. Oder er mag auch die Form intensiver Wut annehmen, begleitet von Gedanken der Gewalt, phantasierten oder augenscheinlich ausgelebten. Es ist nicht von Belang. Alle diese Reaktionen sind dieselben. Sie verschleiern die Wahrheit, und das kann niemals eine Frage von Graden sein. Entweder ist die Wahrheit klar, oder sie ist es nicht. Sie kann nicht partiell begriffen werden. Wer sich der Wahrheit unbewusst ist, muss auf Illusionen schauen.” (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 17. 4.)
Die Illusion von Rangordnungen
“Es gibt keine Rangordnung der Schwierigkeit bei Wundern. Eines ist nicht »schwieriger« oder »größer« als ein anderes. Sie sind alle gleich. Alle Äußerungen der Liebe sind maximal.” (EKIW: Kapitel 1, I. 1.)
Eine Rangordnung von Wundern existiert nicht, weil ein Wunder eine Berichtigung in unserem Geist ist und es für den Geist keinen Unterschied macht, ob er sich einen Elefanten oder eine Maus vorstellt. Deshalb lautet die erste Lektion des HEILIGEN GEISTES: “Damit du hast, gib allen alles.”
Der Glaube an eine Rangordnung von Schwierigkeiten ist die Basis für die Wahrnehmung der Welt. Es sind die aussortierenden und kategorisierenden Tätigkeiten des Geistes, in die Irrtümer in der Wahrnehmung Einlass finden. Und genau hier muss die Berichtigung vorgenommen werden. Es kann keine Rangordnung der Schwierigkeit in der Heilung geben, einfach weil alle Krankheit Illusion ist. Des Körpers Augen werden weiter Unterschiede sehen. Aber der Geist, der sich hat heilen lassen, wird sie nicht länger anerkennen.
Wir handeln nach einer scheinbaren Rangordnung unserer Bedürfnisse. Aber in Wirklichkeit gibt es auch keine Hierarchie der Bedürfnisse. Wir haben sie nur erfunden, je nachdem, wie wir uns selbst wahrnehmen. Die Idee einer Rangordnung der Bedürfnisse ist deshalb entstanden, weil wir uns - nach dem Begehen dieses grundlegenden Fehlers - bereits in Ebenen mit unterschiedlichen Bedürfnissen fragmentiert hatten. Wenn wir uns selbst integrieren, werden wir eins, und dementsprechend werden unsere Bedürfnisse eins. Geeinte Bedürfnisse führen zu einem geeinten Handeln, weil dies Konfliktlosigkeit erzeugt.
Es gibt auch keine Rangordnung der Beziehungen. Entweder sind sie, oder sie sind nicht. Eine unheilige Beziehung ist keine Beziehung. Sie ist ein Zustand der Isolation, der etwas zu sein scheint, was er nicht ist. Nicht mehr als das.
Diese Welt scheint viele Zwecke anzubieten, ein jeder anders und mit einem anderen Wert. Doch sind sie alle gleich. Und wieder gibt es keine Rangordnung, sondern nur eine scheinbare Hierarchie der Werte. Nur zwei Zwecke sind möglich. Der eine ist der Götzendienst, der andere die Heiligkeit. Dazwischen gibt es nichts.
Auch die verschiedenen Rangordnungen der Wirklichkeit existieren nur scheinbar, denn diese Welt, der wir scheinbar einen Rang unterhalb des HIMMELS zuweisen, ist nicht wirklich. Gegensätzliche Rangordnungen der Wirklichkeit würden die Wirklichkeit bedeutungslos machen - doch die Wirklichkeit ist Bedeutung.
Der ERSTE in der Ewigkeit ist GOTT der VATER, DER sowohl der ERSTE als auch der EINE ist. Über den ERSTEN hinaus gibt es keinen anderen, denn es gibt keine Rangordnung - keinen zweiten oder dritten - und nichts als den ERSTEN.
Ausnahmen
Wir neigen dazu, immer wieder Ausnahmen zu machen, uns zum Beispiel zu sagen: “Ich bin kein Körper. Ich bin frei”, aber gleichzeitig halten wir uns an ein strenges Ernährungskonzept, oder wir sind bereit zu vergeben, dass in jeder Minute elf Kinder auf diesem Planeten verhungern, aber wir sind nicht bereit, dem Mörder eines besonders geliebten Menschen zu vergeben.
“Ich rufe dich auf, dich daran zu erinnern, dass ich dich erwählt habe, um das HIMMELREICH dem HIMMELREICH beizubringen. Bei dieser Lektion gibt es keine Ausnahmen, weil das Fehlen von Ausnahmen die Lektion ist.” (EKIW: Kapitel 7, XI. 4. 1.-2.)
Häufige Irrtümer am spirituellen Weg
Es ist so, dass an dem Tag, an dem wir unseren spirituellen Weg begonnen haben, unser Ego ihn begonnen hat, und für jedes spirituelle Motiv, das wir haben, gibt es auch ein Ego-Motiv. Das ist kein Grund, Angst zu haben, aber es ist ein Grund, sich dessen bewusst zu sein, denn es liegt in der Natur der Sache, dass das Ego die Gesetze GOTTES nicht verstehen kann und deshalb versucht, sie in seinem Sinne zu interpretieren, d.h. es versucht, die Form beizubehalten, aber den Inhalt zu verändern. Wir brauchen die Hilfe des HEILIGEN GEISTES, der uns die Gesetze GOTTES so interpretiert, dass wir ihnen in unserem täglichen Leben folgen können.
“Gesetze müssen mitgeteilt werden, sollen sie hilfreich sein. Sie müssen für jene, die andere Sprachen sprechen, sogar übersetzt werden. Nichts desto weniger verändert ein guter Übersetzer, obschon er die Form dessen, was er übersetzt, verändern muss, niemals dessen Bedeutung. Tatsächlich besteht sein ganzes Ziel darin, die Form so zu verändern, dass die ursprüngliche Bedeutung erhalten bleibt. Der HEILIGE GEIST ist der Übersetzer der Gesetze GOTTES für jene, die sie nicht verstehen. Du könntest dies nicht selber tun, weil ein Geist, der mit sich in Konflikt ist, nicht nur einer Bedeutung treu sein kann und daher die Bedeutung ändern wird, um die Form zu bewahren.” (EKIW: Kapitel 7, II. 4.)
“Indem das Ego seine eigene verzerrte Fassung der Gesetze GOTTES anwendet, benutzt es die Macht des Geistes nur dazu, das wirkliche Ziel des Geistes zu vereiteln. Es projiziert den Konflikt von deinem Geist auf andere im Versuch, dich davon zu überzeugen, dass du das Problem losgeworden bist.” (EKIW: Kapitel 7, VIII. 2. 5.-6.)
Es ist ironisch, dass Menschen mit starken spirituellen Überzeugungen oft viel starrer sind, viel unbewusster urteilen und sich in ihrer Umgebung unwohler fühlen als Menschen, die wenig Interesse an mystischen, religiösen oder metaphysischen Lehren haben. Denjenigen, die das Konzept der Einheit schätzen, fehlt oft der Wunsch, Einheit und Gleichheit mit anderen zu fühlen. Die Corona-Pandemie hat dies sehr deutlich gezeigt.
Es ist nicht leicht, Vertrauen in GOTT aufgrund eigener Erfahrungen zu verstehen und zu entwickeln und es uns zu erlauben, uns hinzugeben und in das, was IST, hinein zu entspannen - ganz einfach weil unser vom Ego dominiertes Denksystem bei dem Versuch, mit unserem Unwissen und Misstrauen umzugehen, so verdreht und so komplex geworden ist, dass wir seine Bedeutungslosigkeit nicht sehen können. Unser Geist ist in so viele Fragmente zersplittert, die ständig mit der Realität und miteinander kämpfen. So erfordert es eine Menge Arbeit, Intelligenz und Energie, die dicke Schicht der Komplexität und Dunkelheit zu durchdringen, um zu entdecken, worin die eigentliche Wahrheit besteht. Die Wahrheit selbst ist sehr einfach und unkompliziert, doch wir können ihre Einfachheit nicht sehen. Wir können die Normalität unseres natürlichen Zustandes nicht sehen, daher irren wir im Dunkeln umher, wie ein Betrunkener, berauscht von unserer eigenen Wahrnehmung der Welt. Die Anzeichen, aus denen wir Schlussfolgerungen ziehen, sind falsch, und deshalb stolpern wir und fallen auf die Steine, die wir nicht gesehen haben. Wir sind uns nicht gewahr, dass wir durch die Türen gehen könnten, die wir für geschlossen hielten, die aber vor unseren blinden Augen offen stehen und darauf warten, uns willkommen zu heißen.
Es kommt sehr oft vor, dass wenn man in der Welt gescheitert ist, wenn man in der Welt im Unglück lebt, wenn man nirgends Erfolg haben kann und wenn man das Gefühl hat, dass sich der eigene Ehrgeiz nicht erfüllt und das Leben verstreicht, dann wendet man sich dem Spirituellen zu. Derselbe Ehrgeiz fordert nun auf diesem Gebiet Erfüllung. Und hier lässt er sich ohne Weiteres erfüllen - ohne Weiteres deshalb, weil man sich im Spirituellen leicht etwas vormachen kann. In der wirklichen Welt, in der Welt der Materie, kann man sich nicht so leicht etwas vormachen.
Wenn wir versuchen, uns in der äußeren Welt etwas vorzumachen, wird man uns für verrückt erklären. Aber im Spirituellen ist das ganz leicht. Wir können sagen: “Meine Kundalini ist aufgestiegen.” Nur weil wir irgendwelche Rückenschmerzen haben, ist unsere Kundalini aufgestiegen. Nur weil unser Gehirn etwas aus dem Gleichgewicht ist, glauben wir, die Chakras öffnen sich. Nur weil wir dauernd Kopfschmerzen haben, glauben wir, das dritte Auge öffnet sich. Wir können uns was vormachen, und keiner kann uns dreinreden - und keinen interessiert es. Aber es gibt Pseudolehrer, die dann sagen: “Ja, so ist es.” Und dann werden wir euphorisch sein.
Auf dem Egotrip zu sein heißt, dass wir nicht wirklich daran interessiert sind, uns selbst zu transformieren, dass es uns nur darauf ankommt, uns den Anschein zu geben. Sich den Anschein zu geben ist leicht, das ist billig zu haben. Und die Sache beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn ein Guru, ein so genannter Guru, sagt, dass wir erleuchtet sind, hat natürlich er uns dazu gemacht, also müssen wir diesem Guru unsere Reverenz erweisen. So etwas beruht auf Gegenseitigkeit.
Lass dich daher nicht verwirren. Denn am Ende dieses Zeitalters kommt ein ganzes Sammelsurium jener, die beteuern, Lehrer der Erleuchtung zu sein, die dich in die vollkommene Erkenntnis führen werden. Schau sorgfältig hin und sieh, ob sie verlangen, dass du ihnen folgst? Verlangen sie von dir, dass du dein eigenes Unterscheidungsvermögen aufgibst? Oder feuern sie dich an, tiefer nach innen zu schauen: Was fühlst du gerade? Was denkst du? Was willst du tun? Bist du bereit, die Verantwortung für das Ergebnis zu übernehmen? Was glaubst du? Was willst du? Du bist frei. Ich bin dir ebenbürtig. Ich bin nur vorübergehend für dich in der Rolle eines Führers und eines Tages wirst du weit jenseits von mir sein.
Wie sprechen sie? Was lehren sie? Fließt ihre Angst in ihre Worte? Glauben sie, dass sie dich lehren müssen, die Kräfte der Natur zu kontrollieren? Lehren sie dich, dich gegen das Böse zu schützen? Es gibt viele davon, und es wird noch viele mehr geben. Und wenn du diese Dinge hörst, die von ihnen kommen, dreh dich um und meide ihre Gegenwart! Denn du brauchst sie nicht. Du bist bereits jenseits von ihnen.
Wenn du auf einen Lehrer triffst, frag dich selbst Folgendes: Bietet er mir Einfachheit an oder Kompliziertheit? Bietet er einen einfachen Frieden an oder muss ich eine bestimmte Aufmachung um mich herum haben? Gibt er mir komplizierte Meditationen und Gebete und Dinge, die ich tun soll, oder erinnert er mich einfach an die WAHRHEIT und bittet mich, in ihr zu ruhen? Will er mir erzählen, dass ich eintausend Pilgerreisen unternehmen soll? Oder erinnert er mich daran, dass der HIMMEL in diesem Augenblick gegenwärtig ist.
Technik und Lehrer
Einige spirituelle Lehrer sprechen sich klar gegen Techniken (Methoden) aus. Doch gegen Techniken zu sein, ist auch wieder nur eine Technik. Das ist eine der ältesten Techniken überhaupt, daran ist nichts neu. Man muss also verstehen, dass “keine Technik” tatsächlich eine der grundlegendsten Techniken ist. Das “keine” wird deshalb betont, damit dem vom Ego getriebenen Verstand weniger Angriffsflächen bleiben. Der Verstand kann nur zwei Standpunkte einnehmen - Ja oder Nein. Das Nein kennt nur eine Technik, das Ja kennt hunderte Techniken. Die besonders witzigen unter den spirituellen Lehrern behaupten, man brauche keinen Lehrer, das sagen sie, aber während sie als Lehrer auftreten.
Das Ego ist sehr raffiniert. Wenn ein Lehrer dir sagt, dies seien die Bedingungen - keine Methode, kein Anklammern, kein Meister, keine Schrift, keine Botschaft, keine Technik -, dann wirst du dich an ihn klammern. Es gibt viele, die sich an ihn klammern. Das Ego hat sich wieder eine Stütze geschaffen - und so war die ganze Mühe umsonst. Das Wesentliche ist, dass diese Technik des “keine Technik” nur hilfreich sein kann, wenn du jegliche Stütze zerstörst, wenn du dich an überhaupt nichts mehr klammerst. Und das ist sehr schwer. Das ist praktisch unmöglich. Das ist der Grund, warum mit den vielen Menschen, die jahrzehntelang diesen “es gibt keine Technik”, “es gibt keine Botschaft” Lehrern zuhören, überhaupt nichts passiert ist.
Täuscht dich also nicht selbst. Dein Ego mag gern hören, dass “ich keine Unterstützung brauche”. Das Ego bildet sich immer ein: “Ich bin mir selbst genug.” Aber das Ego wird dir nicht weiterhelfen. Es wird zur denkbar größten Sperre werden. Erkenne, dass du allein dadurch, dass du einem Lehrer zuhörst, der dir sagt, dass du keinen Lehrer brauchst, zum Ausdruck bringst, dass du einen Lehrer brauchst, denn sonst wärst du nicht hier.
Vereinfacht kann man sagen, dass es eine Technik und einen Lehrer braucht, bis der Zustand erreicht ist, in dem es weder Technik noch Lehrer gibt. Am Anfang des spirituellen Weges sind die Lehrer immer auch Menschen, aber das Ziel des Weges mit dem Kurs ist es, den Zustand zu erreichen, in dem unser innerer Lehrer - der HEILIGE GEIST - unser einziger Lehrer ist.
Moderne esoterische Konzepte
Die meisten der modernen esoterischen Konzepte sind Ausdruck einer zentralen Strategie des Egos, der Verwendung spiritueller Konzepte für seine eigenen Zwecke. Es ist dies der Versuch, die Wahrheit in die Illusion zu bringen. Dies geschieht seit Jahrtausenden in den großen Weltreligionen und setzt sich nun einfach in den modernen esoterischen Konzepten fort.
Es gibt einige sehr deutliche Zeichen, an denen wir das Ego-Denksystem erkennen können, auch wenn es sich durch häufige Wiederholung der Worte “Licht” und “Liebe” zu tarnen versucht:
Der zentrale Trennungsgedanke: Wir die Guten gegen die Bösen, wir die Lichtarbeiter gegen die dunklen Mächte. Der Glaube an eine Bedrohung von außen.
Der Glaube an die eigene Besonderheit. Besonderheit ist ein Mangel an Vertrauen in irgend jemand anderen als an das eigene persönliche Selbst. Glaube wird in die eigene Person allein investiert. Alles andere wird zu einem Feind. Ganz gleich, welche Sanftheit die Besonderheit anbietet, sie ist nur Täuschung, ihr Hass jedoch ist echt.
An einem lässt sich daher der Unterschied zwischen dem Ego-Denksystem und wahrer Spiritualität leicht erkennen: Im Ego-Denksystem geht es um persönliche Angelegenheiten, wie körperliche Heilung, materiellen Wohlstand oder weltlichen Erfolg, bei wahrer Spiritualität geht es um GOTT. Das Wort Gott findet man in der modernen Esoterik nur sehr, sehr selten. In der Esoterik geht es meist um persönliches Wohlbefinden, bei wahrer Spiritualität geht es genau um das Gegenteil, um das Erwachen aus der Illusion einer handelnden Person, darum, sich wieder als reiner Geist eins mit GOTT zu erkennen.
Der Glaube, dass die Erlösung allein durch eigene Anstrengungen, ohne Hilfe des Heiligen Geistes, erreicht werden könne. Begriffe wie Gott oder Heiliger Geist werden daher meist vermieden.
Was Jesus und seine Jünger schon vor zweitausend Jahren feststellten, dass nämlich die sogenannten Heiden viel leichter für die Wahrheit zu begeistern waren als die Juden, zeigt sich in ähnlicher Form auch heute. Menschen, die sich einmal einer esoterischen Weltanschauung angeschlossen haben, tun sich mit Ein Kurs in Wundern oft viel schwerer als Menschen, die sich noch gar nicht mit einer konkreten Form von Spiritualität beschäftigt haben, aber grundsätzlich nicht daran zweifeln, dass es etwas gibt, das über diese Welt hinausgeht. Ich gehe davon aus, dass Helen Schucman als klinische Psychologin und damals bekennende Atheistin von Jesus für die Übermittlung des Kurses unter anderem deswegen ausgewählt wurde, weil damit sichergestellt war, dass keine festgefahrenen spirituellen Konzepte der Übermittlung im Wege standen.
Die Idee vom Abgrenzen
Das Ego ist das Verlangen nach Trennung, daher ist der mit dem Ego identifizierte Geist ständig mit Fragmentierung und Abgrenzung beschäftigt. Auf dem spirituellen Weg, dem Weg des Wiedererinnerns an die göttliche EINHEIT geht es um das genaue Gegenteil, um Bewusstseinserweiterung, darum, alles einzuschließen, nur noch Einheit wahrzunehmen.
Die Idee vom Abgrenzen, also das Verlangen nach Trennung, ist die Ursache dieser Welt der Dualität und damit die Ursache allen Leids in dieser Welt. Das Ego ist allerdings so raffiniert, dass es uns die Ursache für unsere Probleme als Lösung für unsere Probleme verkauft.
Jedes Mal, wenn wir glauben, das Verhalten eines anderen Menschen sei übergriffig und wir müssten uns abgrenzen, bestätigen wir die Illusion der Trennung. Die Begriffe “übergriffig” und “abgrenzen” ergeben in Wahrheit überhaupt keinen Sinn, weil Wahrheit Einheit ist. Der Versuch, uns abzugrenzen, ist Ausdruck unseres Verlangens nach Trennung und hält uns damit in der Illusion der Trennung gefangen. Wie für das Denksystem des Egos typisch, stellt auch dieser Versuch eine selbsterfüllende Prophezeiung dar. Wenn wir daran glauben, angegriffen werden zu können, dann werden wir auch die Wahrnehmung von Angriffen machen.
“Meine Angriffsgedanken greifen meine Unverletzlichkeit an.
Es ist sicher offensichtlich, dass du, wenn du angegriffen werden kannst, nicht unverletzlich bist. Du siehst Angriff als eine wirkliche Bedrohung an. Das ist so, weil du glaubst, dass du wirklich angreifen kannst. Und was durch dich Wirkungen hat, muss auch auf dich Wirkungen haben. Es ist dieses Gesetz, das dich letztlich erlösen wird, aber jetzt missbrauchst du es. Du musst deshalb lernen, wie es zu deinem Besten genutzt werden kann statt dagegen.
Weil deine Angriffsgedanken projiziert werden, hast du Angst vor Angriff. Und wenn du Angst vor Angriff hast, musst du glauben, dass du nicht unverletzlich bist. Angriffsgedanken machen dich deshalb in deinem eigenen Geist verletzlich, dort, wo die Angriffsgedanken sind. Angriffsgedanken und Unverletzlichkeit können nicht gemeinsam akzeptiert werden. Sie widersprechen einander.” (EKIW, LEKTION 26, 1.-2.)
Den eigenen Ärger und die eigene Angst auf jemanden zu projizieren ist ungefähr so, wie Gift zu schlucken und zu hoffen, dass der andere stirbt.
“Die Welt ruft nichts hervor als eine Abwehrhaltung. Denn Bedrohung bringt Ärger, Ärger lässt den Angriff als vernünftig, redlich provoziert und im Namen der Selbstverteidigung gerecht erscheinen. Dabei ist die Abwehrhaltung eine doppelte Bedrohung. Denn sie zeugt von Schwäche und stellt ein System der Abwehr auf, das nicht funktionieren kann. Jetzt sind die Schwachen noch mehr geschwächt, denn draußen ist Verrat und ein noch größerer Verrat im Innern. Jetzt ist der Geist verwirrt und weiß nicht, wohin er sich wenden soll, um ein Entrinnen aus seinen Einbildungen zu finden.” (EKIW: Lektion 153, 2.)
Gerade im Zusammenhang mit Spiritualität taucht immer wieder die Idee auf, wir müssten uns von “negativen Fremdenergien” abgrenzen - aber es gibt keine Fremdenergien! Die Welt ist eine Projektion unseres gespaltenen Geistes. Es ist unser tief verdrängter Glaube, uns tatsächlich von GOTT getrennt zu haben, der in uns enorme Angst und Schuldgefühle erzeugt, die wir dann in die Welt projizieren. Wenn wir also versuchen, uns von "negativen Fremdenergien” fernzuhalten, suchen wir unser Heil in Trennung - aber dort ist es nicht zu finden. Deshalb ist es eine wunder-volle und wichtige spirituelle Übung, uns immer wieder Situationen auszusetzen, die wir noch als negativ beurteilen, um sie IHM zur Erlösung zu übergeben. Das kann ein regelmäßiger Besuch des Bahnhofsviertels, einer Spielhalle oder eines Boxkampfes sein, um zu lernen, dass alles, was wir sehen - solange es nicht reine LIEBE ist - unser eigener Ruf nach LIEBE ist.
Metaphysisch gesehen, ist es der Glaube an unsere eigene Schuld, der die ganze Idee einer externen dunklen Macht oder Hölle projiziert. Da das Ego an Gegensätze glaubt und Angst vor GOTT und der LIEBE hat, erfindet es Ideen wie die Hölle, den Teufel, “negative Fremdenergien" und die Sünde.
Me Time, Zeit für mich
Wir leben in einer Zeit, in der das Ego uns mit Ratschlägen zum Thema “Me Time” überschüttet. Me Time bedeutet nichts anderes, als sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Diese Me Time muss dann mit einer “Self-Care-Liste” organisiert werden. Zur Selbstfürsorge gehört auch, dass wir darauf achten, “ausreichend zu schlafen, gesund, lecker und ausgewogen zu essen und genügend Wasser zu trinken.”
All dies dient dem falschen Selbst. Diese Idee und die damit verbundenen komplexen Konzepte sind vom Ego und nichts anderes als der Versuch des Ego, das Offensichtliche zu verschleiern. Einerseits steckt hinter der Idee von Me Time die Idee von Graden und andererseits eine scheinbar harmlose Form der Abgrenzung, der Wunsch nach Zeit für mich allein ist nichts anderes als der Wunsch nach Trennung. Noch allgemeiner ausgedrückt, allein die Unterscheidung zwischen Zeit für mich und Zeit nicht für mich ist eine völlig abstruse Vorstellung und ist Ausdruck eines zutiefst gespaltenen Geistes.
Natürlich werden wir auf unserem Weg immer wieder Zeiten des Alleinseins anstreben, aber wir sollten uns bewusst sein, was wir eigentlich tun, wenn der Wunsch nach Alleinsein ein Rückzug vom Bruder ist. Warum Me Time in unserer Zeit so extrem wichtig erscheint, liegt einfach daran, dass wir in unserem individuellem Ego-Wahn einander kaum noch ertragen können, weil wir uns so weit von der LIEBE GOTTES entfernt haben, dass wir in unserem Bruder eine Belastung sehen, vor dem wir uns schützen müssen, anstatt eines Geliebten.
Jesus widmet dem Thema “Rückzug vom Bruder" im Kurs sehr viel Raum beim Thema besondere Beziehung:
“Du hattest dich entschieden, dein Bruder sei dein Feind. Manchmal vielleicht ein Freund - vorausgesetzt, dass eure separaten Interessen eure Freundschaft eine kleine Zeit ermöglichten. Aber nicht ohne einen Graben wahrzunehmen zwischen dir und ihm, sollte er sich wiederum in einen Feind verwandeln. Als du ihn dir nahe kommen ließest, tatst du einen Sprung zurück; als du dich nähertest, da zog er augenblicklich sich zurück. Eine vorsichtige Freundschaft, begrenzt im Umfang und sorgfältig eingeschränkt im Ausmaß, wurde zu dem Vertrag, den du mit ihm geschlossen hattest. So teiltest du mit deinem Bruder ein eingeschränktes Bündnis, in welchem eine Trennungsklausel war, die ihr beide übereingekommen wart unversehrt zu erhalten. Und gehen diese zu verstoßen wurde als ein unzulässiger Vertragsbruch angesehen.” (EKIW: Kapitel 29, I. 3. 4.-10.)
Die moderne Vorstellung von Me Time im Sinne von allein sein ist eine relativ neue Erfindung. In meiner Kindheit lebte ich auf einem Bauernhof mit acht Personen aus drei Generationen in einem gemeinsamen Haushalt. Dazu kamen immer Nachbarn und Verwandte, die bei der Arbeit halfen, und die Kinder aus dem Dorf zum gemeinsamen Spielen. Ich schlief mit meinen drei Brüdern in einem Zimmer. Niemand - weder die Erwachsenen noch wir Kinder - hatte und wollte Zeit für sich allein. Me Time - im Sinne von alleinsein - war damals eine Strafe und keine Form der Selbstfürsorge.
Aber schon allein die Unterscheidung zwischen Freizeit und dem Rest der Zeit spiegelt uns den Wahnsinn in unserem gespaltenen Geist. Was ist die übrige Zeit, wenn sie nicht frei ist? In diesem Zusammenhang begegnet uns auch der merkwürdige Begriff der Work-Life-Balance, ein Begriff, der offen zum Ausdruck bringt, dass Arbeit nicht Leben ist. Ein erleuchteter Geist kennt derartige Unterscheidungen nicht, für ihn ist alles eine Meditation, ein stilles Gebet - egal, was er auf der Ebene der Form zu tun scheint. Und alles Tun entspringt dem Augenblick und nicht einem Konzept der Selbstfürsorge. Er ist verbunden mit einem inneren Ort der Stille, wo er nichts tut und inmitten aller Geschäftigkeit, in die er gesandt ist, in Ruhe ist. Er braucht sich nicht um Konzepte der Selbstfürsorge zu kümmern, weil er von der LIEBE GOTTES erhalten wird.
Was daher für den gespaltenen Geist sinnvoll und notwendig ist, sind Zeiten der Stille und Zeiten des Gebets. Aber beides - Stille und Gebet - braucht nicht den Rückzug vom Bruder, sondern im Gegenteil:
“Du kannst ebenso wenig für dich alleine beten, wie du für dich alleine Freude finden kannst. Das Gebet ist die erneute Formulierung der Einbezogenseins, geleitet vom HEILIGEN GEIST nach den Gesetzen GOTTES. Erlösung ist von deinem Bruder. Der HEILIGE GEIST dehnt sich von deinem Geist zu seinem aus und gibt dir Antwort. Du kannst die STIMME FÜR GOTT nicht in dir alleine hören, denn du bist nicht allein. Und SEINE Antwort ist nur für das, was du bist. Du wirst das Vertrauen, das ich in dich setze, nicht erkennen, wenn du es nicht auf andere ausdehnst. Du wirst der Führung des HEILIGEN GEISTES nicht vertrauen oder glauben, dass sie für dich ist, wenn du sie nicht in anderen hörst. Sie muss für deinen Bruder sein, weil sie für dich ist. Hätte denn GOTT eine STIMME nur für dich erschaffen? Könntest du SEINE Antwort hören, außer wenn ER allen SÖHNEN GOTTES Antwort gibt? Höre von deinem Bruder, was du möchtest, dass ich von dir höre, denn du kannst nicht wollen, dass ich mich täusche.” (EKIW: Kapitel 9, II. 6.)
Die Zeit, die wir mit Gebet, Meditation und Liebe zu allem und jedem verbringen, ist die wahre „Me Time“, denn sie dient der Ausrichtung auf das wahre ME, anstatt endlos um ein illusorisches Me zu kreisen.
Der Wunsch nach persönlicher Autonomie
“Das Ziel des Ego ist ganz ausdrücklich Ego-Autonomie. Von Anfang an bezweckt es also, getrennt zu sein, sich selber zu genügen und von keiner Macht abhängig zu sein außer seiner eigenen. Deshalb ist es das Symbol der Trennung.” (EKIW: Kapitel 11, V. 4. 4.-6.)
In dieser hochgradig vernetzten und arbeitsteiligen Welt ist Autonomie eine so offensichtliche Illusion, dass es kaum zu glauben ist, wie wir uns vom Ego immer wieder etwas vormachen lassen. Wenn wir als Prepper nach größtmöglicher Autonomie streben, vergessen wir völlig, dass unser ganzer Selbstversorgungs- und Selbsterhaltungs-Wahn nur deshalb scheinbar funktioniert, weil jemand anderes die Werkzeuge für uns hergestellt hat, und dass unser Geländewagen und unser Notstromaggregat nur deshalb funktionieren, weil jemand auf dieser Welt Öl aus der Erde holt und ein großer Konzern daraus Treibstoff macht. Und was ist das überhaupt für eine verrückte Idee, einen “Weltuntergang” auch nur überleben zu wollen?
Aber das Problem liegt viel tiefer: Der Glaube, auf der Ebene der Form autonom sein zu können, ist ohnehin völlig lächerlich, aber die Illusion, auf der Ebene des individuellen Geistes unabhängig zu sein, ist viel schwieriger zu durchschauen. Solange wir noch völlig mit dem Ego identifiziert sind, glauben wir, Herr unseres Geistes zu sein und sind stolz auf unser unabhängiges Denken und unseren freien Willen. Doch in Wahrheit sind wir gefangen im Denksystem des Egos, dem Glauben an und dem Verlangen nach Trennung. Wir sind gefangen im Todeswunsch und glauben frei zu sein. In diesem Zustand sind wir Marionetten des Egos. Im Zustand der unbewussten Ego-Identifikation wird jedoch die Gefangenschaft im egoischen Wollen als freier Wille erlebt, auch wenn es das nicht ist. Es ist weder ein freier Wille, noch ist es unser wahrer Wille. Auf dieser Ebene gibt es keine Unabhängigkeit.
“Deine Unabhängigkeit ist die der Schöpfung, nicht die der Autonomie. Deine ganze schöpferische Funktion liegt in deiner vollständigen Abhängigkeit von GOTT, DER SEINE Funktion mit dir teilt. Durch SEINE Bereitwilligkeit, sie zu teilen, wurde ER ebenso abhängig von dir, wie du es von IHM bist. Schreibe IHM, DER nicht von dir unabhängig sein will, nicht die Arroganz des Ego zu. ER hat dich in SEINE Autonomie eingeschlossen. Kannst du denn glauben, Autonomie getrennt von IHM sei bedeutungsvoll? Der Glaube an Ego-Autonomie kostet dich die Erkenntnis deiner Abhängigkeit von GOTT, in welcher deine Freiheit liegt. Das Ego sieht jegliche Abhängigkeit als bedrohlich an und hat sogar deine Sehnsucht nach GOTT zu einem Mittel verdreht, um sich selbst zu etablieren. Lass dich aber von seiner Deutung deines Konflikts nicht täuschen.” (EKIW: Kapitel 11, V. 6.)
Und so ist überall auf der Welt ein ständiger Kampf um Autonomie im Gange. Und wir merken nicht, dass wir gerade dadurch unsere wahre Befreiung verhindern, weil wir nicht begreifen, was der einzig wahre Sinn und Zweck unseres Lebens ist.
“Das Ego greift immer zugunsten der Trennung an. Da es die Macht dazu zu haben glaubt, tut es nichts anderes, denn sein Ziel der Autonomie ist nichts anderes. Das Ego ist völlig verwirrt, was die Wirklichkeit angeht, aber es verliert sein Ziel nicht aus den Augen. Es ist viel wachsamer als du, weil es sich seines Sinns und Zwecks völlig gewiss ist. Du bist verwirrt, weil du den deinen nicht begreifst.” (EKIW: Kapitel 11, V. 7.)
Der Wunsch nach persönlicher Wertschätzung
Die Sehnsucht nach persönlicher Wertschätzung ist Ausdruck von Mangel und beruht darauf, dass wir uns unserer wahren IDENTITÄT nicht bewusst sind. Unser wahrer Wert liegt jenseits der Wahrnehmung, weil er jenseits des Zweifels liegt. Unser Wert wird nicht durch Lehren oder Lernen begründet. Unser Wert ist von GOTT begründet. Solange wir dies bestreiten, wird alles, was wir tun, angstbesetzt sein, besonders jede Situation, die sich für den Glauben an Überlegenheit und Unterlegenheit anbietet.
Solange wir uns im Zustand der Ego-Identifikation befinden, werden wir daher ständig danach streben, “Jemand” zu sein und versuchen, uns mit anderen Egos zu verbünden oder sie anzugreifen - immer mit dem Ziel, gesehen zu werden, als “Jemand” erkannt und anerkannt zu werden.
Jesus weist im Laufe des Kurses mehrmals auf unseren wahren Wert hin: „Noch einmal: Nichts, was du tust oder denkst oder wünschst oder machst, ist nötig, um deinen Wert zu begründen. Dieser Punkt ist - außer in Wahnvorstellungen - unumstritten. Dein Ego steht nie auf dem Spiel, weil GOTT es nicht erschaffen hat. Dein reiner Geist steht nie auf dem Spiel, weil ER ihn schuf. Jegliche Verwirrung in diesem Punkt ist wahnhaft, und keine Art der Hingabe ist möglich, solange dieser Wahn andauert.“
Der weltliche Versuch der Selbstverwirklichung ist der Versuch, eine Illusion zu verwirklichen, es ist der Versuch, uns kleiner zu machen, als wir wirklich sind. Der Versuch, ein tolles persönliches Selbstbild zu schaffen und aufrechtzuerhalten, ist extrem anstrengend. Meistens wird uns das aber erst bewusst, wenn wir älter werden - dann wenn es weh tut.
Das Ego beschäftigt sich immer mit dem Mangelprinzip aus dem es entstanden ist. “Selbstachtung” wie das Ego sie versteht bedeutet lediglich, dass das Ego sich selbst dahingehend irre geführt hat, seine eigene Wirklichkeit anzuerkennen und deshalb vorübergehend weniger rücksichtslos ist. Diese angebliche “Selbstachtung” ist jederzeit anfällig für Stress, ein Begriff, der sich auf einen Zustand bezieht, in dem die Wahnvorstellung des Egos bedroht wird. Dies bringt entweder ein Schrumpfen oder ein Aufblähen des persönlichen Selbst mit sich, was zu Rückzug oder Angriff führt.
Das Ego glaubt, es sei völlig auf sich gestellt, was lediglich eine andere Beschreibung dessen ist, wie es entstanden zu sein vermeint. Das ist ein so beängstigender Zustand, dass es sich nur noch an andere Egos wenden und versuchen kann, sich mit ihnen in einem schwachen Identifikationsversuch zu vereinigen oder sie in einer ebenso schwachen Kraftdemonstration anzugreifen. Allerdings steht es ihm nicht frei, die Prämisse in Frage zu stellen, weil die Prämisse sein Fundament ist. Das Ego ist die Überzeugung des gespaltenen Geistes, dass er völlig auf sich gestellt ist.
Die unablässigen Versuche des Ego, die Anerkennung des reinen GEISTES zu erlangen und auf diese Weise seine eigene Existenz zu begründen, sind nutzlos. Der reine GEIST ist sich in seiner Erkenntnis des Egos nicht bewusst. Er greift es nicht an; er kann es sich einfach überhaupt nicht denken. Während das Ego sich des reinen GEISTES ebenso wenig bewusst ist, nimmt es dennoch wahr, dass es von etwas Größerem als es selbst zurückgewiesen wird. Dies spiegelt sich auch darin, dass gerade große Organisationen von dem mit dem Ego identifizierten Geist als bedrohlich empfunden werden und immer wieder diverse Verschwörungstheorien in diese Richtung auftauchen.
Eine beliebte Strategie des Egos besteht derzeit darin, sich von seinen anders denkenden Mitmenschen abzugrenzen und aus den eigenen Problemen eine Besonderheit zu machen, stolz darauf zu sein, ein Buch darüber zu schreiben und als Selbstwert-Coach aufzutreten. All dies sind wunderbare Beispiele dafür, wie komplex unser Verstand geworden ist und wie wir selbst ohne Führung durch den HEILIGEN GEIST, da nicht mehr raus finden. Wir belügen uns einfach nur immer raffinierter. Wir haben auf jeden möglichen Kritikpunkt an unserer Vermeidungsstrategie schon eine Antwort im Kopf bereit.
Das falsche Selbst, der individuelle Ausdruck des Egos, ist zurzeit derart aufgebläht, so von seiner eigenen Besonderheit überzeugt, dass es nach Safe Spaces verlangt und jedem Kritiker seines Gedankensystems eine Phobie unterstellt, mit dem eine Diskussion nicht lohnt. In einem Safe Space soll niemand befürchten müssen, mit einer Gegenmeinung konfrontiert zu werden: Wer genauso denkt wie ich, wird gehypt; wer nicht, wird geblockt. In den USA werden mittlerweile sogar philosophische Klassiker mit Triggerwarnungen versehen. Triggerwarnungen schaffen Verdrängung, aber keine Veränderung.
Der weltliche Begriff „Safe Space“ ist ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich, denn wahre Sicherheit ist in Zeit und Raum nicht zu finden. Diese Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. Die Welt bietet keine Sicherheit. Sie wurzelt in Angriff, und alle ihre „Gaben“ der scheinbaren Sicherheit sind illusionäre Täuschungen. Wahre Sicherheit ist nur in GOTT zu finden. GOTT ist der wahre Safe Space. Wenn wir den WILLEN GOTTES teilen, DER unser Glück will - und der der Wille unseres wahren SELBST ist - finden wir wahre Sicherheit. Hier ist unser Frieden, und hier gibt es keine Angst. Hier ist Erlösung. Hier ist endlich Ruhe. „Ruhe in Frieden“ ist ein Segen für die Lebenden, nicht für die Toten, weil Ruhe vom Erwachen kommt und nicht vom Sterben.
„Die Schuldlosen haben keine Angst, denn sie sind sicher und begreifen ihre Sicherheit. Weder appellieren sie an Magie, noch erfinden sie Fluchtwege aus eingebildeten Bedrohungen, die nicht wirklich sind. Sie ruhen in stiller Gewissheit, dass sie tun werden, was zu tun ihnen gegeben ist. Sie zweifeln nicht an ihren eigenen Fähigkeiten, weil sie wissen, dass ihre Funktion am rechten Ort zur rechten Zeit vollständig erfüllt wird.“ (EKIW: Lektion 98, 3. 1.-4.)
Positives Feedback
Das persönliche Selbst, das von jedem Wort, welches ihm nicht passt, erschüttert wird, erhofft sich Erlösung vom Einfordern positiven Feedbacks mit Fragen wie: "Was schätzt Du an mir?" "Worin siehst du meine Stärken?" Früher nannte man das Fishing for Compliments heutzutage heißt es positives Feedback.
Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen Komplimenten und Kritik; beides ist Illusion. So oder so setzen wir unseren Glauben in das Unwirkliche. Ob wir wahrhaftig auf dem spirituellen Weg sind, können wir auch daran erkennen, ob wir bereit sind, nicht nur Kritik, sondern auch Komplimente loszulassen. Die Versuchung ist groß, uns einzureden, dass wir über jede Kritik erhaben sind, weil wir ja der Sohn Gottes sind, aber dann persönliche Komplimente sehr gerne im Geiste annehmen. Man könnte es auch so ausdrücken: Der Weg zur Hölle ist mit Komplimenten gepflastert.
Ein wahrhaftiger Lehrer GOTTES weiß, dass er nicht persönlich die Quelle der LIEBE ist, die durch ihn in die Welt fließt. Er kennt seinen SCHÖPFER, er kennt die QUELLE seiner Inspiration, und verleugnet SEINE AUTORSCHAFT nicht.
Positives Feedback als das Gegenteil von negativem Feedback ist Teil der Dualität, das heißt, Teil der Illusion von Gut und Böse. Wenn wir glauben, unbedingt positives Feedback geben zu müssen, so tun wir das meist mit jener Art von Stimme, die Kindern geeignete Geschichten vorliest. Jeder Vokal war makellos gerundet und man kann die zusätzlichen Ausrufezeichen hören, beschaffen von einer Art an Verzweiflung grenzender Positivität.
Positives Feedback, früher nannten wir es Lob, ist immer ein Urteil. Auch wenn ich jemanden positiv beurteile, beurteile ich ihn und maße mir damit eine Position an, von der aus Urteile möglich erscheinen, ich schaffe also eine Hierarchie - ich stelle mich über den anderen. Auch wenn ich dem anderen sage, dass er ein ganz toller Mensch ist und etwas ganz Tolles geleistet hat, bringe ich damit gleichzeitig zum Ausdruck, dass ich in der Position bin, über sein Sein und sein Tun zu urteilen. Das einzige, wovon ich dem anderen ehrlich berichten kann, ist mein eigener Geisteszustand. Ich kann dem anderen zum Beispiel sagen, dass ich mich sehr freue, ihm zu begegnen.
Wenn wir uns selbst und unsere Mitmenschen mit den Augen der Heiligkeit betrachten, dann werden unsere Worte ganz automatisch die LIEBE GOTTES widerspiegeln und ganz natürlich von unseren Mitmenschen als liebevoll empfunden werden, aber das ist etwas grundlegend anderes als ein Konzept von positiven Feedback, dem mit intellektueller Absicht gefolgt wird. Der Ausdruck der LIEBE GOTTES durch uns ist immer absolut spontan, denn er findet im Jetzt statt. Der Geist eines Erleuchteten ist eine tabula rasa für alle neuen Sinneseindrücke, während ein Konzept, im Sinne einer Vorgehensweise, immer ein Konstrukt ist, das innerhalb der Illusion der linearen Zeit verfolgt wird. In dem Moment, in dem wir zwischen positivem und negativem Feedback unterscheiden, haben wir bereits unsere Unschuld verloren. Und wenn wir versuchen, es bewusst einzusetzen, dann ist es zum Kalkül geworden, dann kann es nicht mehr unschuldig sein.
Positives Feedback in der Welt der Wirtschaft:
Alle Konzepte von Positivem Feedback, Positiver Psychologie oder Positive Leadership nutzen lediglich den egoischen Wunsch nach persönlicher Wertschätzung, um bestimmte wirtschaftliche Ziele zu erreichen. Vernünftig notwendige Arbeit wird seit jeher einfach erledigt, aber als wir den Sinn unserer Arbeit nicht mehr sahen, begannen wir über Motivation zu reden. Motivierung ist generell wie Doping im Sport: Man spürt den Schmerz nicht mehr, aber sie heilt die Krankheit nicht. Die Motivierung ist die Krankheit, für deren Heilung sie sich hält. Alles Motivieren ist Demotivieren, denn das System der Motivierung ist methodisiertes Misstrauen, es setzt voraus, dass ich davon ausgehe meine Mitmenschen könnten mehr leisten, tun es aber nicht.
“Verstehe, dass du auf nichts direkt reagierst, sondern auf deine Deutung davon. Deine Deutung wird somit zur Rechtfertigung für die Reaktion. Deswegen ist es riskant für dich, die Motive anderer zu analysieren. Wenn du beschließt, dass jemand tatsächlich versucht, dich anzugreifen oder dich im Stich zu lassen oder zu versklaven, dann wirst du reagieren, als habe er es tatsächlich getan, und hast damit seinen Irrtum für dich wirklich gemacht. Einen Irrtum deuten heißt ihm Macht verleihen, und wenn du das getan hast, übersiehst du die Wahrheit.” (EKIW: Kapitel 12, I. 1. 4.-8.)
Die „5 Bs“ der Motivierung sind die, mit denen wir auch versuchen, unsere Kinder zu bestimmten Verhaltensweisen zu motivieren: Bedrohen, Bestrafen, Bestechen, Belohnen und Belobigen.
Ein Wesensmerkmal des Lobens ist die Tatsache, dass es immer ein Interpretationsmonopol definiert, und zwar einen, der sagen darf, was gut und richtig ist, und einen, der dieses Urteil über sich ergehen lassen muss. Unter dem Deckmantel eines „positiven Menschenbildes“ wird eine Ideologie verkauft, die einen Menschen nach den Maßgaben ökonomischer Verwertbarkeit proklamiert.
Positives Feedback für jedermann
Mittlerweile ist aus dem Verteilen von positiven Feedback an das gebeutelte Ego ein eigenes Geschäftsfeld entstanden. Denn das egoische Gefühl der eigenen Besonderheit ist, mit den Worten der Bibel, ein Haus, das auf Sand gebaut ist. Ein Haus auf Sand muss nach jedem Windsturm wieder neu aufgerichtet werden. Anders ausgedrückt: Das kleine, vom Winde verwehte Ego, das sich zum Sei-ganz-Du-selbst-Coach schleppt, wird vom Coach wie ein Ballon mit heißer Luft aufgeblasen. Die Worte aus Windhauch klingen häufig so: "Du bist etwas Besonderes". "Erfülle dir deine Träume." "Sei stolz auf dich." "Du bist eine Königin." Wenn der aufgeblasene Ballon die Praxis des Coach verlässt und davon schwebt, ist alles rosig. Aber wenn der aufgeblasene Ballon das erste Mal auf einen kleinen Dorn stößt, in Form des Partners, des Chefs oder eines Mitmenschen in der überfüllten Straßenbahn, platzt die Blase wieder und muss beim nächsten Coaching-Termin erneut aufgeblasen werden. Dies ist eine unendliche Geschichte.
“Wenn du auf deine eigene Stärke vertraust, hast du allen Grund, besorgt, ängstlich und furchtsam zu sein. Was kannst du vorhersagen oder kontrollieren? Was ist in dir, auf das du zählen kannst? Was würde dir die Fähigkeit verleihen, alle Seiten eines Problems wahrzunehmen und sie so zu lösen, dass nur Gutes daraus entstehen kann? Was ist in dir, das dir die Einsicht in die richtige Lösung gibt und dafür bürgt, dass sie erreicht wird?” (EKIW: Lektion 47, 1.)
Die Psychologie liefert detaillierte Beschreibungen des Ego-Wahnsinns, aber sie bietet keine Erlösung von der Illusion des persönlichen Selbst. The Onion (engl. Die Zwiebel), ein US-amerikanisches satirisches Nachrichtenmagazin, veröffentlichte im Juli 2014 einen wunderbaren Artikel über die Unmöglichkeit, mit Hilfe von Psychologie etwas über sich selbst zu erfahren. Die Psychologen in diesem Artikel warnen davor, zu glauben, dass man irgendetwas Objektives über den menschlichen Verstand lernen kann, da das Objekt der Beobachtung naturgemäß auch der Beobachter ist.
Die Psychologie hat für den Zustand des aufgeblähten Egos neue Begriffe erfunden, wie beispielsweise das Impostor-Syndrom, manchmal auch Hochstapler-Syndrom genannt. Der egoische Zustand lässt sich kaum besser mit einem Wort beschreiben. Das Konzept des Selbst - das Hochstapler-Selbst - ist ein Götze, der dazu gemacht ist, den Platz unserer Wirklichkeit als SOHN GOTTES einzunehmen. Der Aufbau eines Hochstapler-Selbst ist es, wozu das Lernen der Welt dient. Das Hochstapler-Selbst ist nichts, aber in einer Form, die wie etwas zu sein scheint.
Der Kurs widmet dem Glauben des Hochstapler-Selbst an die eigene Besonderheit ein eigenes Kapitel und dort klingt es so:
„Nicht du bist so verletzlich und dem Angriff ausgesetzt, dass nur ein Wort, ein kleines Flüstern, das dir nicht behagt, ein Umstand, welcher dir nicht passt, ein Vorfall, den du nicht vorhergesehen hast, deine Welt erschüttert und sie ins Chaos stürzt. Die Wahrheit ist nicht gebrechlich. Von Illusionen bleibt sie gänzlich unberührt und ungestört. Doch die Besonderheit ist nicht die Wahrheit in dir. Sie kann durch alles aus dem Gleichgewicht geworfen werden. Das, was auf nichts gegründet ist, kann nie stabil sein. Wie groß und aufgeblasen es auch zu sein scheint, so muss es dennoch mit jedem Lufthauch wanken, sich drehen und herumgewirbelt werden.“ (EKIW: Kapitel 24, III. 3.)
Positives Denken
Jesus verweist im Kurs auf Folgendes: "Neutrale Gedanken sind unmöglich, weil alle Gedanken Macht haben. Sie machen entweder eine falsche Welt oder führen mich zur wirklichen. Gedanken aber können nicht ohne Wirkung sein." "Was ich sehe, legt dafür Zeugnis ab, was ich denke. Wenn ich nicht dächte, würde ich nicht existieren, weil Leben Denken ist."
Alles, was wir sehen, ist das Ergebnis unserer Gedanken. Es gibt keine Ausnahme von dieser Tatsache. Gedanken sind nicht groß oder klein, mächtig oder schwach und auch nicht positiv oder negativ. Sie sind lediglich wahr oder falsch. Diejenigen, die wahr sind, erschaffen ihr eigenes Ebenbild. Diejenigen, die falsch sind, bringen das ihre hervor. Ein neutrales Ergebnis ist unmöglich, weil ein neutraler Gedanke unmöglich ist.
Positives Denken ist auf der Ebene der Person ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber auf dem spirituellen Weg der Befreiung ist es ein Hindernis, das überwunden werden muss, weil es uns einerseits in der Dualität des Egos gefangen hält und weil wir andererseits glauben, unsere Gedanken selbst ordnen zu können. Der Größenwahn, zu glauben, wir könnten unsere Gedanken selbst ordnen, ist der zentrale Irrtum im Konzept des Positiven Denkens, und dieser Irrtum führt unweigerlich zu Schuldgefühlen.
“[...] Du bist es jedoch ebenfalls gewohnt, einige deiner Gedanken als wichtiger, größer oder besser, weiser oder fruchtbarer und wertvoller als andere einzustufen. Das trifft auf die Gedanken zu, die denen durch den Sinn gehen, die für sich getrennt zu leben meinen. Denn einige sind Widerspiegelungen des HIMMELS, während andere vom Ego motiviert sind, das nur scheinbar denkt. Das Ergebnis ist ein verflochtenes und wechselhaftes Muster, das niemals ruht und niemals still ist. [...] Das bisschen geistige Gesundheit, das noch übrig ist, wird durch das Empfinden einer Ordnung, die du aufstellst, zusammengehalten. [...] Doch wenn auch die Ordnung, die du deinem Geiste auferlegst, das Ego begrenzt, so begrenzt sie dich nicht minder. Ordnen heißt urteilen und durch Beurteilung arrangieren. Deshalb ist das nicht deine Funktion, sondern die des HEILIGEN GEISTES. Es wird dir schwierig erscheinen zu lernen, dass du keine Basis hast, um deine Gedanken zu ordnen. Diese Lektion lehrt dich der HEILIGE GEIST, indem ER dir die leuchtenden Beispiele von Wundern gibt, um dir zu zeigen, dass deine Art zu ordnen falsch ist, dass dir aber ein besserer Weg angeboten wird. [...]” (EKIW: Kapitel 14, X. 4.-6.)
Marianne Williamson hat mit ihrem Buch Ein Jahr in Wundern viel zur Verbreitung des Kurses beigetragen, aber sie hat in diesem Buch versucht, den Kurs mit dem Konzept des positiven Denkens zu verbinden, was nicht der Botschaft des Kurses entspricht.
“Urteilen beinhaltet immer Zurückweisung. Es betont niemals nur die positiven Aspekte dessen, was beurteilt wird, egal ob bei dir oder anderen. Was wahrgenommen und zurückgewiesen oder beurteilt und als ungenügend befunden wurde, das bleibt in deinem Geist, weil es wahrgenommen worden ist.” (EKIW: Kapitel 3, VI. 2. 4.-6.)
“Fürchte dich nicht, sowohl »gute« wie »schlechte« Gedanken zu verwenden [für diese Übung]. Keiner davon stellt deine wirklichen Gedanken dar, die von ihnen überdeckt sind. Die »guten« Gedanken sind nur die Schatten dessen, was jenseits liegt, und Schatten erschweren die Sicht. Die »schlechten« versperren die Sicht und machen das Sehen unmöglich. Du willst keines von beiden.” (EKIW: Lektion 4, 2. 2.-6.)
Schon in der Genesis-Geschichte finden wir den entscheidenden Hinweis, nämlich dass die "Erkenntnis von Gut und Böse" zum Tod führt. Der Glaube an die vom Ego geschaffene Dualität der Welt schließt den Glauben an den Tod ein. Positives Denken erzeugt automatisch Negatives, weil es nur durch dieses Urteil definiert wird. Die Entscheidung, zu urteilen, statt wahrhaft zu erkennen, ist die Ursache für den Verlust des Friedens. Urteilen ist der Prozess, auf dem die Wahrnehmung, nicht aber die wahre Erkenntnis beruht. Urteilen beinhaltet immer Zurückweisung. Letztlich spielt es keine Rolle, ob unser Urteil richtig oder falsch ist. So oder so setzen wir unseren Glauben in das Unwirkliche.
In Ein Kurs in Wundern geht es nicht um positives Denken, sondern um richtiges Denken im Sinne eines Denkens, das sich an der Wahrheit orientiert - an der Wahrheit, die kein Gegenteil kennt und sich nicht verändern kann. Gegensätze erscheinen nur in der Illusion als real, aber die Wirklichkeit kennt kein Gegenteil, denn sie IST alles, was es gibt. Wahrheit und Illusion, Licht und Dunkelheit, LIEBE und Angst bilden keine wirklichen Gegensätze. Wo Wahrheit IST, gibt es keine Illusion, wo wirklich Licht ist, gibt es keine Dunkelheit und wo LIEBE ist, gibt es keine Angst. Jesus weist bereits im ersten Abschnitt des Kurses darauf hin, dass das, was allumfassend ist, kein Gegenteil haben kann.
Jesus sagt sehr deutlich: “Die Wahrheit kann kein Gegenteil haben. Das kann nicht oft genug gesagt und überdacht werden.” In Lektion 99 fordert uns Jesus auf: “Wende dich IHM zu, DER deine Funktion hier mit dir teilt, und lasse IHN dich lehren, was du zu lernen hast, um alle Angst wegzulegen und dein SELBST als Liebe zu erkennen, die kein Gegenteil in dir hat.” Und in Lektion 138 heißt es: “Die Schöpfung kennt kein Gegenteil. Doch hier [in dieser Welt] gehört der Gegensatz zum »Wirklichsein«. Gerade diese merkwürdige Wahrnehmung der Wahrheit lässt die Wahl des HIMMELS als das gleiche erscheinen wie das Aufgeben der Hölle. Es ist nicht wirklich so.”
Unsere wahre IDENTITÄT liegt jenseits der Wahrnehmung und damit jenseits aller Urteile. All unsere egohaften Eigenschaften, die wir uns zuschreiben, seien sie nun positiv oder negativ, wünschenswert oder nicht wünschenswert, imposant oder herabwürdigend sind gleichermaßen unwirklich, weil wir uns nicht mit den Augen der Heiligkeit betrachten.
Authentizität
Mit der Authentizität ist es wie mit allen Worten, es ist nur ein Symbol, entscheidend ist, was wir darunter verstehen. Worum es bei der Authentizität wirklich geht, ist Transparenz und eine tiefe Ehrlichkeit zu sich selbst. Ehrlichkeit ist jener Akt, in dem der Geist erkennt, dass das SELBST so wichtig ist, dass er eine Verpflichtung hat, sich niemals mit weniger als seiner eigenen Wahrhaftigkeit zufrieden zu geben. Wahrhafte Authentizität bedeutet, dass der Geist einfach weiß, dass er unschuldig ist und von dort aus handelt und nicht an die Meinungen der Welt gebunden ist.
Jene wahre Stille, die die Pforte zur Erleuchtung ist, erfordert die Kultivierung von tiefer Selbst-Ehrlichkeit. Ehrlichkeit ist jener Akt, in dem der Geist nicht länger damit beschäftigt ist, sich vor seiner eigenen Dunkelheit zu verstecken. Wahre Selbst-Ehrlichkeit erfordert Zeit, weil das Ego der Versuch ist, Ehrlichkeit und WAHRHEIT durch Unehrlichkeit und Falschheit zu ersetzen. Das Ego versteht die WAHRHEIT nicht und deshalb versucht es, die Selbst-Ehrlichkeit durch seine Vorstellung von “Authentizität” zu ersetzen, indem es genau das Gegenteil von dem tut, was der spirituelle Weg der Befreiung verlangt, es versucht, die Dunkelheit im eigenen Geist zu verbergen und bastelt sich deshalb ein besonderes Selbstbild und versucht, es als Authentizität zu verkaufen.
Der Versuch, authentisch zu sein, führt zu viel mehr Selbstinszenierung als ohne diesen Versuch. Ohne Selbstinszenierung ist “Authentizität” gar nicht möglich, denn wir müssen uns vorher entscheiden, welche Eigenschaften uns so wichtig sind, dass wir sie zur Schau stellen wollen. Echte Authentizität ist unmöglich, weil wir gar nicht wissen, wer wir sind, und jeder wahrhafte spirituelle Weg dient genau dazu, das herauszufinden. Die entscheidende Frage ist also: “Was bin ich?”
“Nimm nicht das Urteil der Welt als Antwort auf die Frage »Was bin ich?« an.” (EKIW: Kapitel 20, III. 6. 7.)
Diese Frage steht, richtig verstanden, am Anfang des spirituellen Weges. Aber niemand kann sie wirklich beantworten, denn am Ende der Frage steht “niemand”. Schon das Auftauchen der Frage bedeutet Konflikt.
“Keine Frage gibt es, die nicht diese eine widerspiegelt. Es gibt keinen Konflikt, der nicht die eine, simple Frage nach sich zieht: »Was bin ich?«” (EKIW: Lektion 139, 1. 6.)
Was wir wirklich sind, ist nicht persönlich, nicht individuell und liegt jenseits der Frage. Konzeptionell ist die Frage sehr leicht zu beantworten, aber das Konzept ist noch nicht die Verwirklichung.
“Ich bin GOTTES SOHN, vollständig und geheilt und ganz, leuchtend in der Widerspiegelung SEINER LIEBE. In mir wird SEINE Schöpfung geheiligt und ihr ewiges Leben garantiert. In mir ist die Liebe vollkommen, die Angst unmöglich und die Freude ohne Gegenteil begründet worden. Ich bin das heilige Zuhause von GOTT SELBST. Ich bin der HIMMEL, in dem SEINE LIEBE wohnt. Ich bin SEINE heilige SÜNDENLOSIGKEIT SELBST, denn in meiner Reinheit wohnt SEINE EIGENE.” (EKIW: ÜBUNGSBUCH, TEIL II, 14. 1.)
Die Wahrheit dessen, was wir sind, ist nicht wirklich in Worten auszudrücken oder zu beschreiben. Doch kann unsere Funktion uns dadurch klar werden, und Worte können davon sprechen und sie auch lehren, wenn wir die Worte in uns durch das Beispiel belegen. Wir sind die Bringer der Erlösung. Wir nehmen unsere Rolle als Erlöser dieser Welt an, die durch unsere gemeinsame Vergebung erlöst ist.
Der Adler, der nicht fliegen wollte oder die Geschichte vom Löwen der glaubte ein Schaf zu sein
Es gibt viele verschiedene Versionen dieser uralten Geschichte und auf fast jeder Website verschiedener Selbsthilfe-Gurus findet sich eine Version. Die wohl älteste Version stammt aus dem Advaita Vedanta und ist bekannt als die Geschichte vom „Vedantischen Löwen“. Eine weitere weltberühmte Variante ist “Der Adler, der nicht fliegen wollte” von James Aggrey (1875 - 1927), einem ghanaischen Lehrer und Missionar.
In Aggreys Geschichte fängt ein Mann einen Adler und zieht ihn mit seinen Hühnern auf. Der Adler lebt schließlich wie die Hühner, bis eines Tages ein Naturforscher kommt, der in ihm sofort den Adler erkennt. So beginnt die Geschichte.
Das Ego kann die Gesetze GOTTES nicht verstehen und versucht deshalb, sie in seinem Sinne zu interpretieren, d.h. es versucht, die Form beizubehalten, aber den Inhalt zu verändern. So lässt es auch in dieser Geschichte die äußere Form unverändert, interpretiert sie aber so, dass sie ihm als Grundlage für das dient, was es unter Selbstverwirklichung versteht. Es versucht, sich von dem Gefühl, ein Huhn zu sein, zu befreien, um sich von nun an wie ein Adler zu fühlen. Es will sich besser fühlen als die Hühner. Es gründet seinen Erfolg, sein besseres Gefühl auf den Vergleich mit den Hühnern. Es geht dem Ego also darum, ein besserer Vogel zu sein.
In Wahrheit geht es aber um etwas ganz anderes: Der Mensch im Zustand der Ego-Identifikation ist in seiner physischen Welt gefangen, identifiziert sich mit Name und Form, mit Körper und Besitz, mit Wissen und Ansehen und vielem mehr. Das ist das „Huhnbewusstsein“. Tatsächlich aber ist unsere Wirklichkeit reiner göttlicher GEIST, der SOHN GOTTES, ewig und unbegrenzt. Wir sind ein Adler - der träumt, ein Huhn unter Hühnern zu sein. Der “Adler” ist also in Wahrheit kein Symbol für einen besseren Vogel, sondern für die Transzendenz der Ebene der Erdgebundenheit und somit ein Symbol für unsere Göttlichkeit.
Der spirituelle Weg ist der Weg, der uns zurückführt vom Bewusstsein der begrenzten Form zur Erkenntnis und Erfahrung unseres göttlichen SEINS. Es ist ein Weg vom Konkreten zum Abstrakten, von der Illusion der Trennung zur Erfahrung der EINHEIT. In EINHEIT gibt es aber keine “Hühner” mehr, sondern der EINE erkennt sich als Träumer des Traums von getrennten Wesen und erwacht aus diesem Traum zur EINHEIT in GOTT.
Der Irrtum hinsichtlich unserer Autorschaft
“So erschaffst du dir deine eigene Wirklichkeit.” So oder so ähnlich klingen die Ratschläge des Egos. Hinter all den Reality-Shows und ähnlichen Formen der öffentlichen Präsentation des eigenen Lebens steht die New-Age-Idee von der Erschaffung der eigenen Wirklichkeit. Diese Vorstellung entspricht zwar dem Zeitgeist, ist aber äußerst irreführend. GOTT allein ist der Schöpfer unserer Wirklichkeit! Unser wahres SELBST ist SEINE Schöpfung, doch dieses SELBST ist nicht von dieser Welt.
“Es ist nicht deine Aufgabe, die Wirklichkeit zu machen. Sie ist ohne dein Machen da, aber nicht ohne dich.” (EKIW: Kapitel 14, IV. 8. 1.-2.)
Die Illusion ist eine Illusion und nicht die Wirklichkeit. Aber wenn wir an die Illusion glauben, dann machen wir sie für uns persönlich wirklich. Was das Ego dabei immer verdrängt, ist, dass wenn wir etwas für uns wirklich machen, das nicht der Wirklichkeit des Göttlichen entspricht, dann ist das nicht die Lösung, sondern das Problem. Es ist das zentrale Verlangen des Egos, eine von GOTT getrennte “Wirklichkeit” zu machen und solange wir diesem Verlangen folgen, verleugnen wir unsere Wirklichkeit als SOHN GOTTES, unsere Wirklichkeit als LIEBE.
Wir machen, indem wir projizieren, doch auf der Ebene der Welt erschaffen wir keine Wirklichkeit. Diese Welt ist nur im Geiste ihres Machers. Unsere Wahrnehmung ist das Ergebnis unserer eigenen Projektion. Wir sind die Ursache unserer Wahrnehmung, aber nicht die Schöpfer unserer Wirklichkeit. Die Verwechslung von Wahrnehmung und Wirklichkeit ist der zentrale Irrtum in den meisten spirituellen New-Age-Konzepten. Und was wir durch Projektion machen, ist auch nicht das, was wir wirklich wollen.
Für alles, was in unserem Bewusstsein auftaucht, sind wir in jedem Moment vollständig, zu einhundert Prozent verantwortlich. Wir haben es gewählt. Nichts hält uns gefangen außer unserer eigenen Wahrnehmung der Gefangenschaft. Nichts begrenzt uns auf irgendeiner Ebene oder Dimension der Erfahrung, außer dem, was wir gewählt haben. Aber all unsere Erfahrungen auf der Ebene der Wahrnehmung sind nicht unsere Wirklichkeit.
Es gibt also zwei verschiedene Denksysteme: Das eine behauptet, dass ich der Schöpfer meiner selbst bin, das andere, dass GOTT MICH geschaffen hat. Das eine Denksystem ist eine Lüge, das andere ist wahr. Jesus verwendet im Kurs den Begriff Autorschaft um den egoischen Irrtum hinsichtlich unserer Identität zu beschreiben:
"Den Schöpfungen GOTTES ist ihre wahre AUTORSCHAFT gegeben, du aber ziehst es vor, anonym zu bleiben, wenn du dich entscheidest, dich von deinem AUTOR zu trennen. Da du dir deiner wahren AUTORSCHAFT ungewiss bist, glaubst du, dass deine Schöpfung anonym war. Das versetzt dich in eine Lage, in der es bedeutungsvoll erscheint, zu glauben, dass du dich selbst erschaffen hast."
"Friede ist ein natürliches Erbe des reinen Geistes. Jedem steht es frei, sein Erbe auszuschlagen, doch steht es ihm nicht frei festzulegen, was sein Erbe ist. Das Problem, das ein jeder lösen muss, ist die grundlegende Frage der Autorschaft. Alle Angst rührt letztendlich von der Verleugnung der AUTORSCHAFT her, und manchmal auf sehr verschlungenen Wegen. Die Kränkung trifft niemals GOTT, sondern nur die, die IHN verleugnen. SEINE AUTORSCHAFT verleugnen heißt, dir selbst den Grund für deinen Frieden zu versagen, so dass du dich nur in Segmenten siehst. Diese seltsame Wahrnehmung ist das Autoritätsproblem."
Den Raum halten
Wenn wir uns im Zustand der Ego-Identifikation befinden, befinden wir uns in einem Zustand des Größenwahns, denn wir glauben uns selbst erschaffen zu haben. Wenn wir in diesem Zustand eine Rolle als Trainer, Berater, Lehrer oder Heiler annehmen, taucht oft die Idee auf, wir müssten “den Raum halten”. Es ist verrückt, wenn etwas, das selbst eine Illusion ist, versucht, die Illusion des Raumes - und damit der Trennung - "zu halten".
Natürlich erleben wir diesen Versuch als anstrengend. Aber anstrengend ist nur, dass wir versuchen, eine Illusion aufrechtzuerhalten und damit die Wahrheit angreifen. Selbstverständlich ist das anstrengend! Wir denken vielleicht, dass unsere Arbeit als Trainer, Berater, Lehrer oder Heiler anstrengend ist, aber es ist nur unser Widerstand gegen die Wahrheit, der uns erschöpft und deprimiert. Das ist der Zustand des "ungeheilten Heilers", den Jesus im Kurs sehr genau beschreibt.
Der ungeheilte Heiler verwechselt sich mit GOTT. Er denkt, er habe im therapeutischen Prozess die Führung und sei deshalb verantwortlich für das Ergebnis. Die Irrtümer seines Patienten wurden so zu seinem eigenen Versagen, und Schuld wird zu einem dunklen, dicken Mantel für das, was die HEILIGKEIT CHRISTI sein sollte.
In Wahrheit geht es immer nur um die Erkenntnis, dass wir es sind, die von GOTT gehalten werden, die in GOTT ruhen. Und nur in diesem Zustand - in GOTT ruhend - sind wir ein Segen für die Welt.
“Ich brauche nichts zu tun” (EKIW: Kapitel 18, VII.)
“Ich werde von der LIEBE GOTTES erhalten.” (EKIW: Lektion 50)
Manifestieren
“Träume sind Wutausbrüche der Wahrnehmung, in denen du buchstäblich schreist: »Ich will es so!« Und so scheint es zu sein. Und dennoch kann der Traum seinem Ursprung nicht entrinnen. Ärger und Angst durchziehen ihn, und im Nu dringt in die Illusion der Befriedigung die Illusion des Schreckens ein. Denn der Traum von deiner Fähigkeit, die Wirklichkeit dadurch zu kontrollieren, dass du sie durch eine Welt ersetzt, die du vorziehst, ist erschreckend.” (EKIW: Kapitel 18, II. 4. 1.-6.)
Die Mystiker aller Zeiten waren sich bewusst, dass der spirituelle Weg bedeutet, sich von der Illusion dieser Welt zu lösen, um aus dem Traum dieser Welt zu erwachen. Auf dem Weg zu GOTT geht es nicht darum, zu versuchen den Traum zu kontrollieren, sondern allein darum, aus ihm zu erwachen, und deshalb geht es auch nie um die Vermehrung von Gütern, sondern genau um das Gegenteil - um die Loslösung von der Anhaftung an die Materie, und es geht auch nicht um den Aufbau besonderer Beziehungen, sondern um die Loslösung von jeder Art von Besonderheit.
“Hinter der Suche nach jedwedem Götzen liegt die Sehnsucht nach Vollständigkeit. Ganzheit hat keine Form, weil sie grenzenlos ist. Einen besonderen Menschen oder Gegenstand zu suchen, den du dir hinzufügst, um dich vollständig zu machen, kann nur bedeuten, dass du glaubst, es fehle irgendeine Form. Und wenn du diese fändest, würdest du Vollständigkeit in einer Form erlangen, die du magst. Das ist der Zweck des Götzen: dass du nicht über ihn hinaus zur Quelle deiner Überzeugung, du seist unvollständig, blickst.” (EKIW: Kapitel 30, III. 3. 9.)
Schon der deutsche Mystiker des Spätmittelalters Meister Eckhart hat erkannt: Das geistliche Leben hat mehr mit Abziehen zu tun als mit Hinzufügen. Aber im kapitalistischen Westen machen wir folgendes: Ständig klettern wir auf Erfolgsleitern hoch und haben alles zu einer Sache von Hinzufügen anstatt zu einer Sache von Abziehen - Abziehen des Geistes von der materiellen Welt - gemacht. Wenn wir in uns nicht genug erlebt und erfahren haben, sind wir versucht, immer mehr äußere Dinge in uns hineinzustopfen und anzusammeln, damit wir unser Selbstwertgefühl nicht verlieren und das Gefühl haben, etwas wert zu sein. Genau das ist die große geistige Illusion.
"Jeder Götzenanbeter hegt die Hoffnung, dass seine besonderen Götter ihm mehr geben werden, als andere Menschen haben. Mehr muss es sein. Es spielt nicht wirklich eine Rolle, mehr wovon - mehr Schönheit, mehr Intelligenz, mehr Wohlstand oder sogar mehr Bedrängnis und mehr Schmerz. Für mehr von etwas ist ein Götze da. Und wenn einer versagt, dann nimmt ein anderer dessen Platz ein mit der Hoffnung, mehr von etwas anderem zu finden. Lass dich nicht täuschen von den Formen, die dieses »Etwas« annimmt. Ein Götze ist ein Mittel, um mehr zu bekommen. Und ebendies ist gegen GOTTES WILLEN." (EKIW: Kapitel 29, VIII. 8. 6.-13.)
Es ist gegen GOTTES WILLEN, weil GOTT nicht viele SÖHNE hat, sondern EINEN nur. Also kann niemand mehr haben, und niemandem kann weniger gegeben werden. Mehr als den HIMMEL können wir niemals haben. Und wenn der HIMMEL inwendig in uns ist, warum sollen wir dann nach Götzen suchen?
Solange ein Mensch völlig in der Illusion gefangen ist und seinem mechanisierten Verstand folgend versucht, viel Geld zu verdienen, um sich bestimmte materielle Dinge kaufen zu können, handelt dieser Mensch innerhalb seines Denksystems völlig logisch. Total verrückt wird es erst, wenn wir versuchen, uns am spirituellen Weg weltliche Dinge zu manifestieren, weil es sich um den Versuch handelt, zwei völlig gegensätzliche Gedankensysteme zusammenzubringen.
Jesus weist uns im Kurs deutlich darauf hin, dass wir, wenn wir weltliche Dinge begehren, nicht zu viel, sondern viel zu wenig vom Leben erwarten, weil wir wertlose Dinge erwarten. Wenn wir dem Ego glauben schenken, dann begrenzen wir unser Verlangen auf kleine, wertlose Dinge. "Ich will dem Wertlosen keinen Wert beimessen." heißt es deshalb in Lektion 133 und weiter: "Du erwartest nicht zu viel vom Leben, sondern viel zu wenig." Jesus weist uns mehrmals ganz deutlich darauf hin was vom Thema Manifestieren zu halten ist: "Was ist der WILLE GOTTES? ER will, dass SEIN SOHN alles hat. Und dafür hat ER gebürgt, als ER ihn als alles schuf. Es ist unmöglich, dass irgend etwas verloren geht, wenn das, was du hast, das ist, was du bist. Das ist das Wunder, durch welches das Erschaffen zu deiner Funktion ward, die du mit GOTT teilst. Sie ist getrennt von IHM nicht zu verstehen, und deshalb hat sie in dieser Welt keine Bedeutung. Hier verlangt GOTTES SOHN nicht zuviel, sondern viel zu wenig."
Wir verdienen alles, aber alles ist nicht Teil der Illusion, sondern alles ist die Wirklichkeit. Wenn wir unser Recht auf alles verleugnen, haben wir nichts. Es geht um alles oder nichts! Im Kurs klingt das so: "Ein weiteres gütiges und damit zusammenhängendes Gesetz ist, dass es keinen Kompromiss in dem gibt, was deine Wahl dir unausweichlich bringt: Sie kann dir nicht nur ein wenig geben , denn es gibt kein Dazwischen. Jede Wahl, die du triffst, bringt dir alles oder nichts." "Der HIMMEL selbst wird mit leeren Händen und einem offenen Geist erreicht, der mit nichts kommt, um alles zu finden und es als sein Eigen in Anspruch zu nehmen." "SEINE LIEBE ist alles, was du bist und was ER ist: das gleiche wie du, und du das gleiche wie ER."
Das Ego ist mittlerweile so raffiniert, dass es selbst das Hinzufügen, das Ansammeln von materiellen Gütern und finanziellen Reichtum, sowie den Aufbau ganz besonderer Beziehungen als "spirituell" verkauft. Deshalb wird in unzähligen Büchern und Ratgebern das Manifestieren gelehrt und als "spirituell" verherrlicht. Das ist der Witz des Jahrhunderts, ein Trick des Egos, den es wegzulachen gilt.
Der Begriff "materielle Fülle" ist ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich. Wahre Fülle ist ein Geisteszustand, der sich gerade dadurch auszeichnet, dass er völlig unabhängig von der Materie ist und dass es kein Verlangen mehr nach Materie gibt.
Wenn wir unseren Brüdern Seminare und Bücher zum Thema "Manifestieren materieller Fülle" verkaufen, werden wir wahrscheinlich materiellen Reichtum erreichen, aber niemals wahren Geistesfrieden. Wenn wir zwei Denksysteme akzeptieren, die in völligem Widerspruch zueinander stehen, ist Geistesfrieden unmöglich. Wenn wir beide lehren - was sicher der Fall sein wird, solange wir beide annehmen -, lehren und lernen wir Konflikt.
Beispiel
Wenn wir uns etwas aus dem dualen Denksystem des Egos wünschen, dann wünschen wir uns Dualität mit all ihren Konsequenzen. Wenn wir uns zum Beispiel Erfolg wünschen, dann wünschen wir uns eine sehr begrenzte Ressource, denn Erfolg misst sich nur relativ zu anderen. Das heißt, wir wollen Ungleichheit und Mangel. Wenn wir Erfolg wollen, wollen wir unsere Konkurrenten ausstechen, wir wollen Wettbewerb, und Wettbewerb ist Krieg. Der Wunsch nach auch nur einem Aspekt der Dualität ist der Wunsch nach dem Tod.
“Besonderheit kann nie mit andern teilen, denn sie hängt von Zielen ab, die du allein erreichen kannst. Und er darf diese nie erreichen, sonst ist dein Ziel gefährdet. Kann Liebe dort Bedeutung haben, wo Triumph das Ziel ist?” (EKIW: Kapitel 24, I. 6. 5.-7.)
Es ist wichtig zu erkennen, was wir uns selbst antun, wenn wir uns etwas aus der Dualität des Ego-Denksystems wünschen. Es ist wichtig zu erkennen, dass unser Verlangen nach Unbeständigkeit, Ungleichheit und Mangel nicht unser wahrer Wille sein kann, dass es nicht unser Wille sein kann, ein besonderes Wesen zu sein, das sich von anderen, weniger besonderen Wesen abhebt, dass es nicht unser Wille sein kann, andere an Fülle oder Liebe zu übertreffen. Wenn wir den Wahnsinn und die Angst und die Schuld dahinter erkennen, dann sind wir plötzlich in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, die plötzlich nur noch will, dass alle alles haben, dass hier niemand von der Welt berührt werden kann, dass hier niemand sterben kann, dass wir alle gleichermaßen im VATER geborgen sind und von der Welt unberührt aufwachen.
Mit Wünschen ans Universum lenkt das Ego seine Jünger von der Wahrheit ab. Doch wünschen bedeutet urteilen und urteilen nimmt immer gefangen, weil es Segmente der Wirklichkeit nach der instabilen Maßgabe von Wünschen trennt. Wünsche sind keine Tatsachen. Wünschen besagt, dass Wollen nicht ausreicht. Doch niemand, der in seinem rechtgesinnten Geist ist, glaubt, dass das, was er wünscht, so wirklich ist wie das, was er will. Anstatt: “Trachte zuerst nach dem Reich GOTTES”, sollte es heißen: “Wolle zuerst das Reich GOTTES”, denn damit sagen wir: “Ich erkenne, wer ich bin, und ich nehme mein eigenes Erbe an.”
GOTT will. ER wünscht nicht. Unser Wille ist so mächtig wie der SEINE, weil er der SEINE ist. Die Wünsche des Ego bedeuten nichts, weil das Ego das Unmögliche wünscht. Wir können das Unmögliche wünschen, aber wir können nur mit GOTT wollen. Das ist die Schwäche des Ego und unsere Stärke.
Wunschdenken ist die Art und Weise, wie das Ego damit umgeht, was es will, um es zu dem zu machen. Die Macht des Wünschens, und daher des Glaubens, lässt sich nicht besser aufzeigen als dadurch, seine Ziele wirklich und möglich erscheinen zu lassen. Der Glaube an das Unwirkliche führt zu Anpassungen der Wirklichkeit, damit sie zum Ziel der Verrücktheit passt. Das, wonach wir verlangen, das werden wir sehen. Und ist dessen Wirklichkeit falsch, so werden wir sie dadurch aufrechterhalten, dass wir all die Anpassungen, die wir eingeführt haben, um sie zu dem zu machen, nicht bemerken.
Der CHRISTUS in uns ist ganz still. ER schaut auf das, was ER liebt, und erkennt es als SICH SELBST. Und so frohlockt ER über das, was ER sieht, weil ER erkennt, dass es eins mit IHM und mit SEINEM VATER ist. Auch die Besonderheit erfreut sich an dem, was sie erblickt, wenn es auch nicht wahr ist. Doch das, wonach wir suchen, ist eine Quelle der Freude, wie wir sie uns vorstellen. Das, was wir wünschen, ist für uns wahr. Und es ist auch nicht möglich, dass wir etwas wünschen und es dann an Glauben fehlen lassen könnten, dass es so sei. Das Wünschen macht so sicher wirklich, wie der Wille erschafft. Die Macht eines Wunsches hält Illusionen ebenso stark aufrecht, wie die Liebe sich selbst ausdehnt. Nur täuscht das eine, und das andere heilt.
Meistens wird das Wunschdenken selbst mit Manifestieren in Verbindung gebracht, was jedoch nichts mit Manifestieren zu tun hat. Es ist lediglich der Versuch, falschen Bedürfnissen entsprechend Kontrolle über die Wirklichkeit auszuüben. Es werden falsche Assoziationen erzeugt, um daraus scheinbar Glück zu schöpfen. Allein der Glaube an das Manifestieren erzeugt die Wahrnehmung, dass es zu funktionieren scheint. Dieser Aberglaube entsteht durch die falsche Verknüpfung von Ursache und Wirkung. Bei ein- oder zweimaligem zeitlichen Zusammentreffen von zwei Ereignissen wird eine ursächliche Verbindung angenommen, so dass abergläubisches Verhalten relativ schnell entsteht.
In der Psychologie ist dieser Aberglaube eng verwandt mit Begriffen wie magisches Denken, selbsterfüllende Prophezeiung, Glaube an das „todsichere System“ beim Glücksspiel. Er entsteht z. B. bei nichtdeterministischen Experimenten (z. B. die von Burrhus Frederic Skinner gefilmten Experimente mit Haustauben und die sogenannten abergläubischen Ratten). Nach der Auswertung der Experimente zeigte sich, dass die Versuchspersonen die abenteuerlichsten Theorien über das „Gelernte“ entwickeln. Diese Theorien haben zwei erstaunliche Eigenschaften:
Sie sind resistent, d. h. teilweise glaubt die Versuchsperson weiterhin, ein erfolgreiches System gefunden zu haben; selbst dann noch, nachdem ihr gezeigt wurde, dass z. B. ein Schalter gar nicht angeschlossen war und somit der Versuchsaufbau nur scheinbar interaktiv war.
Sie sind ansteckend. Bei einigen Versuchsaufbauten wurden die Versuchspersonen beim Abschlussgespräch mit Personen zusammengeführt, die die gestellte Lernaufgabe wirklich bewältigt hatten. Häufig schlossen sich jedoch die „echten Lerner“ den eloquenten und feingliedrigen Ausführungen der „Falsch-Lerner“ an, weil sie ihren eigenen, oft simplen, aber richtigen Ausführungen misstrauten.
Die hier beschriebene psychologische Sichtweise beschreibt das, was Jesus im Kurs als Phantasien bezeichnet. Das Ego manipuliert unsere Gedanken, um den Eindruck einer, durch Manifestieren geschaffenen, besseren Welt zu erzeugen.
“Phantasien jeglicher Art sind Verzerrungen, weil sie immer beinhalten, dass die Wahrnehmung zur Unwirklichkeit verdreht wird. Aus Verzerrungen stammende Handlungen sind buchstäblich die Reaktionen derer, die nicht wissen, was sie tun. Phantasien sind Versuche, falschen Bedürfnissen entsprechend Kontrolle über die Wirklichkeit auszuüben. Verdrehe die Wirklichkeit auf irgendeine Art, so nimmst du destruktiv wahr. Phantasien sind ein Mittel, falsche Assoziationen herzustellen und zu versuchen, sich daraus Lust zu verschaffen. Doch obschon du falsche Assoziationen wahrnehmen kannst, kannst du sie nie wirklich machen, außer für dich selbst. Du glaubst an das, was du machst.” (EKIW: Kapitel 1, VII, 3. 2.-8.)
Beispiel
Manifestieren und Wahrnehmung sind Synonyme. Wir sind die Ursache unserer Wahrnehmung, aber nicht die Ursache unserer Wirklichkeit. Was wir beim sogenannten “Manifestieren” tun, ist, wir stellen falsche Assoziationen her und versuchen, uns daraus Lust zu verschaffen. Doch obschon wir falsche Assoziationen wahrnehmen können, können wir sie nie wirklich machen, außer für uns selbst. Wir glauben an das, was wir machen.
“Manifestieren" dient also dazu, uns das alltägliche Leben scheinbar zu erleichtern und angenehmer zu gestalten. Wir versuchen zum Beispiel, einen Parkplatz zu manifestieren. Schauen wir uns dieses Beispiel genauer an und erkennen wir, was wir eigentlich manifestieren. Denn jedes Mal, wenn wir versuchen, etwas zu “manifestieren”, manifestieren wir in Wahrheit unseren Mangel. “Manifestieren” ist immer Ausdruck unserer Wahrnehmung eines Mangels:
Wir manifestieren uns zuerst einmal die Angst, nicht rechtzeitig einen Parkplatz zu finden. Ein erleuchteter Geist käme gar nicht auf diese verrückte Idee. Zuerst manifestieren wir uns Probleme und dann versuchen wir uns mit dem gleichen wahnsinnigen Denksystem vor den Problemen zu schützen, die wir selbst geschaffen haben. Das ist Wahnsinn im Quadrat.
Wir manifestieren unseren Glauben an die lineare Zeit und verhindern damit die Glückseligkeit des Jetzt.
Wir manifestieren unseren Glauben, uns um alles selbst kümmern zu müssen, anstatt uns bedingungslos der göttlichen Führung anzuvertrauen.
Wir manifestieren die Vorstellung, dass wir selbst am besten wissen, was für unser Glück notwendig ist, was angesichts der unendlichen Möglichkeiten in jedem Augenblick eine extrem einschränkende Sichtweise ist.
Wir manifestieren die Idee, dass es für unser Glück wichtig ist, schnell einen Parkplatz zu finden. Was für ein Ausdruck von Kleinheit, wenn unser Glück von solchen Kleinigkeiten abhängt.
In diesem Geisteszustand haben wir keine Kontrolle über das, was auf der Ebene der Form geschieht, d.h. das Drehbuch auf der Ebene der linearen Zeit ist geschrieben. Die ganze Aufregung und Mühe mit dem Parkplatz war also umsonst. Schade um die Zeit. Wir hätten sie nutzen können, um uns auf GOTT auszurichten und uns so von unserem Glauben an unsere Kleinheit erlösen zu lassen. Alles in dieser Welt ist klein, denn es ist eine Welt, die aus Kleinheit gemacht ist im seltsamen Glauben, dass Kleinheit uns zufriedenstellen kann.
Die spirituelle Sicht geht allerdings über das Thema Phantasien weit hinaus. In Lektion 253 heißt es: “Es ist unmöglich, dass irgendetwas zu mir kommen könnte, was nicht von mir erbeten wurde. Sogar in dieser Welt bin ich es, der mein Schicksal beherrscht. Was geschieht, ist das, wonach ich verlange. Was nicht geschieht, ist das, wovon ich nicht will, dass es geschehe. Das muss ich akzeptieren. Denn so werde ich an dieser Welt vorbei zu meinen Schöpfungen geführt, den Kindern meines Willens im HIMMEL, wo mein heiliges SELBST mit ihnen weilt und mit IHM, DER mich schuf.”
Das verweist auf eine viel tiefere Wahrheit als das, was üblicherweise unter Manifestieren verstanden wird. Zu lernen, dass wir erschaffen können, was immer wir wollen, scheint auf den ersten Blick wie eine großartige Sache, bis wir realisieren, dass es das ist, was wir sowieso die ganze Zeit über machen. Wir erschaffen immer genau das, was wir bestimmen - und das ist keine große Sache und es ist kein Geheimnis (engl.: secret). Es gibt keine Trennung, es gibt nur einen schlafenden Geist, der diese Welt träumt, daher ist immer alles, was geschieht, das, wonach es unseren schlafenden Geist verlangt. Aber auf der Ebene des persönlichen Wollens sind wir nicht in der Lage, unsere Wünsche zu manifestieren. Jeder sportliche Wettkampf beweist dies. Alle Spitzensportler arbeiten mit mentalem Training und alle wollen unbedingt gewinnen, aber es gewinnt immer nur einer, der Wunsch aller anderen bleibt unerfüllt.
Wir erschaffen in der Tat unsere Erfahrungen, genauso wie wir sie haben möchten. Doch nicht das “ich” ist gemeint, das der Ego-Teil des Geistes ist, denn das ist nur eine unserer (Fehl-)Schöpfungen, die irgendwann hinzugekommen ist. Das ist ein sehr kleiner Teil des Geistes. Um das Thema des „Manifestierens“ richtig zu verstehen, müssen wir zunächst die folgende Frage sorgfältig bedenken: Wer ist das “Ich”, das in dieser Welt lebt? Die ganze Verwirrung um das Thema Manifestation entsteht aus der Verwechslung von Selbst und SELBST, also der Vorstellung von dem, was wir sind. Anders ausgedrückt: Die ganze Welt ist unser Traum, aber in der Identifikation mit dem "Helden" des Traumes, also als Traumfigur, haben wir keinen direkten Einfluss auf das Geschehen im Traum. Oder um es mit einer anderen Metapher zu sagen: Eine Filmfigur hat keinen Einfluss auf das Drehbuch. Das Drehbuch ist längst geschrieben, die Filmfigur lebt nur in der Illusion, sie habe die Kontrolle über das Geschehen.
“Du kannst trotz allem nicht gegen IHN wollen, deswegen hast du keine Kontrolle über die Welt, die du gemacht hast. Es ist keine Welt des Willens, weil sie vom Wunsch beherrscht ist, anders zu sein als GOTT, und dieser Wunsch ist nicht Wille. Die Welt, die du gemacht hast, ist daher total chaotisch, wird von willkürlichen und sinnlosen »Gesetzen« regiert und ist ohne jegliche Bedeutung.” (EKIW: Kapitel 12, III. 9. 4.-6.)
Es gibt nur zwei Arten zu leben: egoisch oder egolos. Wenn wir glauben, etwas Besonderes sein zu müssen - das ist die egoische Lebensweise. Dann ist Wahnsinn das Ergebnis. Tatsächlich ist ein Wahnsinniger ein ganz besonderer Mensch. Er hat es zu Außergewöhnlichkeit gebracht, weil er jegliche Wurzeln in der Wirklichkeit verloren hat, er nichts mehr mit der Wirklichkeit gemeinsam hat. Er lebt isoliert in sich selbst, er hat sich seine eigene Welt geschaffen. Jetzt ist der Traum zum Wirklichen und das Wirkliche zum bloßen Traum geworden. Alles steht Kopf. Man kann keinem Verrückten weismachen, dass er sich irrt, denn er ist sehr logisch. Verrückte sind äußerst rational und logisch.
Ein Irrer pflegte jeden Morgen sein Haus zu verlassen, um irgendwelche Mantras zu singen und Verrenkungen zu machen. Jeder Passant fragte natürlich sofort, was er da mache. Dann sagte der Irre immer: “Ich beschütze dieses Viertel vor Geistern.” Und wenn der Fragende dann darauf sagte: “Aber es gibt doch gar keine Geister in diesem Viertel!”, antwortete der Mann sofort: “Eben! Weil ich meine Mantras singe, kommen keine Geister hierher.”
Völlig rational! Man kann ihn nicht überzeugen. Er lebt jetzt in seiner eigenen, subjektiven Traumwelt, und niemand kann ihn da herausholen.
Die unausgesprochene Botschaft hinter der ganzen Idee des “Manifestierens” lautet: “Wenn ich es nur schaffe, dass mein Leben um mich herum erfolgreich aussieht, dann werde ich akzeptiert werden und dann kann ich mich selbst lieben, zumindest ein wenig. Und vielleicht kann ich dann auch andere dazu bringen, mich zu lieben.”
Das ist ganz und gar nicht so. Der Weg des spirituellen Erwachens beginnt mit der Erkenntnis, dass wir jetzt schon geliebt sind, von der einzigen QUELLE, die zählt, und dass wir mit einer viel höheren Bestimmung gekommen sind, die in der Welt manifestiert werden kann, doch nicht von der Welt ist.
Uns mit unseren scheinbaren Wünschen auf persönlicher Ebene zu beschäftigen ist daher nicht hilfreich am Weg der Befreiung. Am spirituellen Weg geht es darum, auch unsere persönlichen Wünsche SEINER Führung zu übergeben. Unter SEINER Führung werden wir erkennen, dass weder Wünsche noch erfüllte Wünsche uns den Frieden bringen, nachdem wir uns in Wahrheit sehnen.
“Das Geheimnis des wahren Gebets ist,
die Dinge zu vergessen, die du zu brauchen glaubst.” (EKIW: DAS LIED DES GEBETS 1. 1. 4. 1.)
Minimalismus
Man braucht ja so wenig um glücklich zu sein, ein MacBook Air, ein iPhone 14 Pro Plus Ultra, ein Esel E-Cross Pro Rad, ein Daypack von Souleway, eine Soulbottle, immer gefüllt mit levitiertem Granderwasser und eine Altbauwohnung mit Bonsai-Parkett in einer angesagten City - alles ganz natürlich, vegan und nachhaltig produziert. Das Ego ist so kompliziert und raffiniert geworden, dass es sogar aus dem spirituellen Loslösungsprozess ein neues egoisches Konzept entwickelt hat - den Minimalismus. Wenige Dinge zu besitzen, hat heute mehr mit edler Ästhetik zu tun als mit ernst gemeinter Askese. Minimalismus ist Selbstinszenierung, eine verquere Art Yoga des Konsums.
Eine raffinierte Form der egoischen Vorstellung von Minimalismus ist es, die Wohnung aufzugeben und mit dem Wohnmobil durch die Welt zu reisen und zu glauben, damit besonders ökologisch unterwegs zu sein. Meistens werden dabei gleichzeitig diejenigen verurteilt, die einen SUV fahren. Dabei ist das Reisen mit dem Wohnmobil die unökologischste Form des Reisens überhaupt. Es ist absolut unökologisch, immer sein ganzes Wohnzimmer mitzuschleppen. Die ökologisch sinnvollste Form des Unterwegsseins ist die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur, sowohl für die Fortbewegung (öffentliche Verkehrsmittel) als auch für die Übernachtung (Fremdenzimmer, Couch bei Freunden, ...).
Eine weitere beliebte Strategie des Egos in diesem Zusammenhang ist es, sich in ein abgelegenes Haus in der Natur zurückzuziehen und dann zu behaupten, ohne Strom zu leben und daraus eine Besonderheit zu machen. Das Ego lebt vom Glauben an Besonderheit. Dieser Glaube an die eigene Besonderheit wird dann in den sozialen Medien der Welt präsentiert, ohne dass der offensichtliche Widerspruch erkannt wird. Wie könnten wir ohne Strom der Welt erzählen, wie toll wir ohne Strom leben? Wer ein Smartphone oder einen Laptop benutzt oder mit einem motorbetriebenen Fahrzeug unterwegs ist, lebt nicht ohne Strom. Das Faszinierende daran ist, dass wir im Zustand der Ego-Identifikation nicht einmal die größten Widersprüche in unserem Selbstbild bemerken.
Lange hat der moderne Mensch unter dem Versuch, mit wenig auszukommen, ein ballastfreies Leben wie das des antiken Denkers Diogenes in seiner Tonne verstanden, ohne zu viel Hausrat, vielleicht fernab in Indien oder in einem tibetanischen Kloster. Doch mittlerweile wurde das Wort komplett von der Werbeindustrie gekapert und auf sinnfreie Weise umgedeutet. Diese Pseudoenthaltsamkeit erlaubt es dem modernen westlichen Menschen, seinen Konsum in eine korrekte Nachhaltigkeitsphilosophie zu verpacken und dabei noch in moralische Überlegenheit umzumünzen. Selbst erklärte Minimalisten, die Essen zum Mitnehmen bevorzugen und die Vorteile einer Sharing Economy wie Autoleasing, Mietfahrräder und Onlinebestellungen nutzen, erhalten ihren Lebensstil nur aufgrund von monströsen Logistiksystemen, die solche Besorgungen und Dienstleistungen auf Tastendruck, meist ausgeführt von Arbeitern im Niedriglohnsektor, überhaupt erst möglich machen. Selbst aus der Packliste für den Rucksack am Jakobsweg macht das Ego ein Glaubensbekenntnis und entwickelt eine besondere Anhaftung an die wenigen Dinge, die es am Weg mitzunehmen gedenkt.
“Ich will dem Wertlosen keinen Wert beimessen.” (EKIW: Lektion 133)
“Wenn du ein Ding wählst, das nicht ewig währt, dann ist das, was du wählst, wertlos.” (EKIW: Lektion 133, 6. 1.)
Auf dem spirituellen Weg geht es darum, die Wertlosigkeit alles Vergänglichen zu erkennen. Ein Lehrer GOTTES will nichts, was er nicht weggeben kann, weil ihm klar ist, dass es definitionsgemäß für ihn wertlos wäre. Deswegen sucht er nichts, was nur er behalten könnte. Auf dem spirituellen Weg geht es darum, sich grundsätzlich von der Anhaftung an Dinge zu befreien, ganz gleich, von wie vielen Dingen wir gerade umgeben zu sein scheinen. Ein erleuchteter Geist braucht nicht deswegen wenig, weil er sich auf wenige ganz besondere Dinge konzentriert, sondern weil er sich von der Anhaftung an die Dinge an sich gelöst hat und sich einzig und allein auf die Wahrheit, jenseits der Illusion von Dingen, konzentriert.
„Ich brauche nichts als die Wahrheit.“ (EKIW: Lektion 251)
Ein Kurs-Schüler besuchte einen Lehrer GOTTES in dessen Wohnung. Die Wohnung war ganz karg eingerichtet, nur das Allernötigste war da. Der Schüler fragt den Lehrer: „Lehrer, wo sind deine Möbel? Wo sind deine Bücher? Wo sind deine Töpfe?“ Der Lehrer fragte: „Wo sind denn deine Möbel? Deine Bücher? Deine Töpfe?“ „Aber Lehrer, ich bin hier doch nur zu Besuch.“ Der Lehrer sagte lächelnd: „Siehst du. Ich bin hier auch nur zu Besuch.“
Besitz
“Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?” Mit diesen berühmten Worten antwortete Jesus schon vor zweitausend Jahren auf die Sorge um irdische Güter. Zum Thema Besitz sagte er: “Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.”
Im Kurs macht Jesus noch einmal deutlich, was er mit diesen Aussagen meint:
“Preise also den VATER für die vollkommene geistige Gesundheit SEINES allerheiligsten SOHNES. Dein VATER weiß, dass du nichts brauchst. Im HIMMEL ist das so, denn wessen könntest du in der Ewigkeit bedürfen? In deiner Welt brauchst du tatsächlich Dinge. Sie ist eine Welt des Mangels, in der du dich befindest, weil es dir an etwas mangelt. Doch kannst du dich in einer solchen Welt denn finden? Ohne den HEILIGEN GEIST wäre die Antwort nein. Doch dank IHM ist die Antwort ein freudiges ja! Als MITTLER zwischen den beiden Welten weiß ER, wessen du bedarfst und was dich nicht verletzt. Besitz ist ein gefährliches Konzept, wenn es dir überlassen wird. Das Ego möchte zur Erlösung Dinge haben, denn Besitz ist sein Gesetz. Besitz um des Besitzes willen ist das fundamentale Credo des Ego und ein grundlegender Eckstein der Kirchen, die es für sich selbst errichtet. Und es verlangt von dir, an seinem Altar all die Dinge niederzulegen, die es dich heißt, dir anzueignen, so dass dir keine Freude daran bleibt.
Alles, von dem das Ego sagt, dass du es brauchst, wird dich verletzen. Denn obwohl das Ego dich immer wieder zum Habenwollen drängt, lässt es dir nichts, denn was du bekommst, wird es dir abverlangen. Und ebenjenen Händen, die es ergriffen haben, wird es entwunden und in den Staub geschleudert. Denn wo das Ego Erlösung sieht, da sieht es Trennung, und so verlierst du, was immer du in seinem Namen bekommen hast. Deshalb frage nicht dich selbst, was du brauchst, denn du weißt es nicht, und der Rat, den du dir gibst, wird dich verletzen. Denn was du zu brauchen glaubst, wird lediglich dazu dienen, deine Welt gegen das Licht abzuschirmen und dich unwillens zu machen, den Wert zu hinterfragen, den diese Welt tatsächlich für dich haben kann.
Nur der HEILIGE GEIST weiß, was du brauchst. Denn ER wird dir alle Dinge geben, die den Weg zum Licht nicht blockieren. Was sonst könntest du brauchen? In der Zeit gibt ER dir alle Dinge, die du haben musst, und ER wird sie erneuern, solange du ihrer bedarfst. ER nimmt dir nichts, solange du es irgend brauchst. Und dennoch weiß ER, dass alles, was du brauchst, vorübergehend ist und nur so lange dauern wird, bis du von all deinen Bedürfnissen beiseite trittst und begreifst, dass sie alle erfüllt sind. Deshalb hat ER keine Investition in die Dinge, die ER zur Verfügung stellt, außer dass ER sichergeht, dass du sie nicht dazu benutzt, um in der Zeit zu verweilen. ER weiß, dass du dort nicht zu Hause bist, und ER will, dass keine Verzögerung deine freudvolle Heimkehr aufhält.
Überlasse also deine Bedürfnisse IHM. ER wird sie befriedigen, ohne sie auch nur im geringsten zu betonen. Was von IHM zu dir kommt, kommt sicher, denn ER wird sicherstellen, dass es niemals zu einem dunklen Punkt werden kann, in deinem Geist verborgen und dort bewahrt, um dich zu verletzen. Unter SEINER Führung wirst du leicht auf lichten Wegen reisen, denn SEIN Augenmerk ist immer auf das Ende der Reise gerichtet, das SEIN Ziel ist. GOTTES SOHN reist nicht durch äußere Welten. Wie heilig seine Wahrnehmung auch werden mag, keine Welt außerhalb von IHM birgt sein Erbe. In sich selbst hat er keine Bedürfnisse, denn Licht braucht nichts, außer in Frieden zu leuchten und die von IHM ausgehenden Strahlen still sich ausdehnen zu lassen bis in die Unendlichkeit.”
(EKIW: Kapitel 13, VII. 10.-13.)
Opfern
Im Denksystem des Egos ist das Opfer ein Schlüsselbegriff. In der Ego-Welt kennen wir das so gut. Wir sagen, wenn du etwas erreichen willst, musst du dafür etwas opfern. Meistens meinen wir damit den Augenblick, wir meinen damit eine Freiheit, eine Sache, die uns am Herzen liegt, die wir nicht tun können, die wir aber gerne tun würden. Wenn wir beispielsweise beruflich oder sportlich erfolgreich sein wollen, dann wird von uns auch verlangt, dass wir auf Partys verzichten oder ein geliebtes Hobby opfern.
Am brutalsten zeigt sich dieser Wahnsinn in unseren Beziehungen. Jedes Mal, wenn wir in einer Beziehung sind, haben wir das Gefühl, dass wir dafür etwas opfern müssen, unsere Freiheit, das, was wir selbst am liebsten tun würden, vielleicht sogar unsere Selbstbestimmung. Und das Ganze macht im Denksystem des Egos durchaus Sinn, weil das Ego immer sagt, das, wofür wir opfern, das lieben wir, und wenn wir es nicht für nötig halten, für etwas ein Opfer zu bringen, dann lieben wir es nicht. Es gibt auch eine Hierarchie, denn das Ego sagt uns, je mehr du etwas liebst, desto mehr bist du verpflichtet, etwas dafür zu opfern. Denken wir an die “große Liebe” oder an die Eltern-Kind-Beziehung.
Das Folgende mag auf den ersten Blick eine erschreckende Wahrheit sein, aber es ist die Wahrheit, denn wenn wir ganz genau hinschauen, werden wir feststellen, dass wir nichts lieben können, dem wir etwas opfern. Opfern führt nie zu Liebe und wir werden nie etwas ganz lieben können, dem gegenüber wir die Vorstellung haben, etwas geopfert zu haben, denn Opfern führt nie wirklich zu Liebe, es führt zu Schuld! Frei nach dem Motto: Ich habe so viel für dich getan, jetzt erwarte ich auch das ... Ich habe so viel gegeben, jetzt könntest du auch einmal ... Ich war immer für dich da, jetzt könntest du bitte einmal für mich da sein. Ist das Liebe oder haben wir hier einen Schuldvertrag geschlossen, auf dessen Einlösung wir bestehen, gerade weil wir der LIEBE nicht vertrauen?
“Deine Verwechslung von Opfern und Liebe geht so tief, dass du dir Liebe ohne Opfer nicht vorstellen kannst. Und genau das musst du dir ansehen: Opfern ist Angriff, keine Liebe. Wenn du nur diese eine Idee akzeptieren wolltest, deine Angst vor der Liebe würde schwinden. Schuld kann nicht andauern, wenn die Idee des Opferns beseitigt worden ist.” (EKIW: Kapitel 15, X. 5. 9.-13.)
Der absolute Wahnsinn im Denksystem des Egos ist folgender: Im Ego müssen wir immer umso mehr opfern, je mehr Liebe wir erwarten, je mehr Liebe wir scheinbar anstreben, je mehr Liebe wir uns versprechen, desto mehr müssen wir investieren, desto mehr müssen wir opfern. Und deshalb glaubt das Ego immer und lässt uns glauben, und das macht in seiner Logik natürlich auch Sinn, dass Gott von uns das ultimative Opfer verlangt, dass er uns alles aufgeben lässt, dass wir in ihm unser ganzes Leben und alles Wesentliche, was uns ausmacht, verlieren.
Deshalb lehrt uns Jesus eine völlig neue Idee von Opfern und von Liebe. Wenn wir merken, meine Angst vor GOTT kommt daher, dass ich glaube, es würde ein Opfer gefordert, ER würde mir etwas wegnehmen, dann machen wir uns so schnell wie möglich klar, es geht immer nur um die Angst. Für GOTT gibt es nur ein einziges Opfer und das ist, wenn wir unseren Frieden verlieren. Das heißt, wir opfern die ganze Zeit! Auf dem Weg zu GOTT geht es darum, das Opfern wieder zu verlernen!
Jesus verspricht uns das Gegenteil des Opfergedankens:
“Wenn du erst einmal SEINEN Plan als die eine Funktion akzeptiert hast, die du erfüllen möchtest, dann wird es auch nichts anderes mehr geben, was der HEILIGE GEIST nicht für dich arrangieren wird, ohne dass du dich bemühen musst. ER wird vor dir hergehen und deinen Pfad ebnen und keine Steine auf deinem Weg liegen lassen, über die du stolpern könntest, und keine Hindernisse, die deinen Weg versperren. Nichts, was du brauchst, wird dir verweigert werden. Nicht eine einzige scheinbare Schwierigkeit wird sein, die nicht vergeht, bevor du sie erreichst. Du brauchst dir über nichts Gedanken zu machen und auf nichts zu achten außer auf den einen Zweck, den du erfüllen möchtest.” (EKIW: Kapitel 20, IV. 8. 4.-8.)
Jesus verspricht uns also, wenn wir unsere Funktion in SEINEM Plan annehmen, wenn wir nur an unsere Funktion denken, wenn wir nur an das REICH GOTTES denken, wenn wir unser Leben immer mehr in den Dienst der Vergebung stellen, dann wird der HEILIGE GEIST alles andere für uns regeln, so dass wir uns nicht mehr um unsere Beziehungen, um unser Geld, um unsere Wohnung, um unser Leben kümmern müssen. Wir müssen uns nicht mehr darum kümmern, weil der HEILIGE GEIST sich um alles kümmert, weil wir ihm die Erlaubnis gegeben haben. Wir haben ihn in unser Leben gelassen, wir haben nicht mehr nein zu ihm gesagt, sondern ja.
Nur am Beginn des spirituellen Weges glauben wir oft, dass wir etwas opfern müssten, weil wir noch nicht erkennen, dass es genau umgekehrt ist. Es mag uns erscheinen, als würden Dinge weggenommen, und anfangs wird selten verstanden, dass lediglich ihr Mangel an Wert begriffen wird. Nur wenn das Erkennen der Wertlosigkeit als Aufgeben von Wünschenswertem gedeutet wird, wird es Konflikte in uns erzeugen. In Wahrheit geht es genau um das Gegenteil, es geht darum, nicht mehr zu opfern, denn im Zustand der Ego-Identifikation opfern wir unsere Wirklichkeit als SOHN GOTTES, wir opfern den HIMMEL, um die Hölle zu erfahren. In der Ego-Illusion opfern wir die Wahrheit. In jedem Moment des Unfriedens halten wir am Opfern fest! Also - lassen wir das mit dem Opfern!
Auf dem spirituellen Weg gilt es zu erkennen, dass von uns nicht verlangt wird, dass wir ein Opfer bringen, um GOTTES Frieden und Barmherzigkeit zu finden. Das Ende des Leidens kann nicht Verlust sein. Die Gabe von allem kann nur Gewinn sein. GOTT gibt nur. Was wir auf unserem Weg zu GOTT “opfern” sind Angst, Schmerz und jede Form von Leid.
Loslassen
Meistens wenn wir uns über das Loslassen auslassen, mussten wir uns bereits - gegen unseren Willen - von etwas trennen, von dem wir glaubten, es besessen zu haben. Doch in dieser Welt gibt es nicht wirklich etwas zum Loslassen, weil sie nichts Wirkliches enthält und weil auch die Vergangenheit nichts ist. Wir können nicht etwas loslassen, was schon vorbei ist.
“Die Zeit kann niemals einen Wert wegnehmen, der wirklich ist. Was vergeht und stirbt, das war nie da und bietet dem nichts, der es wählt. Er wird getäuscht durch nichts in einer Form, die er zu mögen glaubt.” (EKIW: Lektion 133, 6. 3.-5.)
Im üblichen Verständnis von Loslassen geht es entweder darum, etwas loszulassen, das ohnehin schon weg ist, oder ungesunde Gewohnheiten, anstrengende berufliche Tätigkeiten oder alte Beziehungen loszulassen. In den meisten Fällen ist dies jedoch ein sehr unbefriedigender Prozess und bringt kein wirkliches Glück. Das “Loslassen”, das die Welt lehrt, funktioniert deshalb so schlecht, weil alles in dieser Welt dazu dient, uns von der Wahrheit abzulenken, und solange wir uns noch im Zustand der Ego-Identifikation befinden, bleibt ohne diese Ablenkung nur Leere, absolute Bedeutungslosigkeit, und das erzeugt Angst. Lektion 13 lautet daher: “Eine bedeutungslose Welt erzeugt Angst.” Deshalb fällt es uns so schwer, etwas loszulassen, auch wenn es uns offensichtlich quält, weil wir Angst vor einer bedeutungslosen Welt haben.
Damit das Loslassen funktioniert, müssen wir zunächst erkennen, dass all das, was wir meinen, loslassen zu müssen, überhaupt keinen Selbstzweck hat, sondern nur dazu dient, uns von der Bedeutungslosigkeit der Ego-Welt abzulenken. Nur wenn das Loslassen dazu dient, uns für etwas Neues, viel Besseres zu öffnen, kann es funktionieren. Erst wenn wir erkennen, dass das Ziel des Loslassens von dieser Welt die Erfahrung unserer göttlichen Wirklichkeit - also vollkommenes Glück - ist und dass das, was wir loslassen, eigentlich wertlos ist, können wir uns ernsthaft auf das Loslassen einlassen.
“Ich kann nur das aufgeben, was nie wirklich war.” (EKIW: Lektion 322)
Am Beginn des spirituellen Weges, bei der Entwicklung von Vertrauen, erscheint es uns allerdings so, als müssten wir tatsächlich etwas loslassen. Es scheint lediglich, als würden uns Dinge weggenommen, und anfangs wird selten verstanden, dass lediglich ihr Mangel an Wert begriffen wird. Wir werden aber bald feststellen, dass viele, wenn nicht die meisten Dinge, denen wir vorher Wert beigemessen haben, lediglich unsere Befreiung behinderten. Nur wenn wir dieses Loslassen von Wertlosem als Aufgeben von Wünschenswertem deuten, wird es enorme Konflikte in uns erzeugen. Wenige entrinnen völlig dieser Not. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass es “eine Phase der Überschneidung” gibt, in der der Lehrer GOTTES sich dazu aufgerufen fühlt, das, was zu seinem Besten zu sein scheint, für die Wahrheit zu opfern. Es ist uns bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar geworden, wie gänzlich unmöglich eine solche Forderung wäre. Wir können das nur lernen, indem wir das Wertlose tatsächlich aufgeben. Dadurch lernen wir, dass wir dort, wo wir Gram erwarteten, stattdessen eine glückliche Unbeschwertheit finden, und dort, wo wir dachten, etwas werde von uns verlangt, eine Gabe finden, die uns verliehen wird.
Durch das Loslassen von Selbsttäuschungen und von Bildern, die wir fälschlich angebetet haben -, kehrt die Wahrheit wieder in Ganzheit und in Freude zu uns zurück. Wir lassen uns nicht länger täuschen. Nun ist die Liebe wieder in unser Bewusstsein zurückgekehrt. Und wir sind wieder in Frieden, denn die Angst ist vergangen, und nur die Liebe bleibt.
Ein Kurs-Schüler fragte einen Lehrer GOTTES. „Was kann ein Lehrer GOTTES mir geben?“ Der Lehrer antwortete: „Er kann dir nichts geben, was du nicht schon hast, aber er kann dir vieles nehmen, was deiner wahren Natur fremd ist.“
Themen auflösen
“Das Ego erkennt nicht, was es zu lehren versucht. Es versucht, dich zu lehren, was du bist, ohne zu erkennen, was du bist. Nur in der Verwirrung ist es ein Experte. Etwas anderes versteht es nicht. So ist das Ego denn als Lehrer völlig verwirrt und völlig verwirrend. Selbst wenn du den HEILIGEN GEIST ganz außer acht lassen könntest - was unmöglich ist -, könntest du dennoch nichts vom Ego lernen, weil das Ego nichts erkennt.” (EKIW: Kapitel 8, II. 1. 4.-8.)
“Gibt es irgendeinen möglichen Grund, einen Lehrer wie diesen auszuwählen? Ergibt irgend etwas außer der völligen Nichtbeachtung all dessen, was es lehrt, auch nur den geringsten Sinn? Ist das der Lehrer, an den ein GOTTESSOHN sich wenden sollte, um sich selbst zu finden? Das Ego hat dir nie eine vernünftige Antwort auf irgend etwas gegeben. Sollte nicht das allein - einfach auf Grund deiner eigenen Erfahrung mit seiner Unterweisung - es als deinen künftigen Lehrer disqualifizieren?” (EKIW: Kapitel 8, II. 2. 1.-5.)
Eine ganz entscheidende Sache im Umgang mit dem Ego ist diese Nichtbeachtung, denn wir haben immer die Vorstellung, wenn ein Thema gelöst ist, taucht es nie wieder auf, aber das ist einfach eine irrige Vorstellung. Das Ego wird immer wieder auftauchen und die Frage ist nur, wie reagiere ich darauf. Es werden immer wieder ärgerliche oder lieblose Gedanken in einen Geist eindringen, der noch nicht vollkommen in der Ewigkeit verankert ist. Ich kann mich dann natürlich darauf einlassen und sagen, aha, hier und jetzt kommt dieses Thema wieder hoch und schon habe ich meine ganze Geschichte wieder wahr gemacht. Glücklicherweise nur für einen Moment, aber es ist eine Wahl. Ich kann in jedem Moment entscheiden, dass mir Frieden mehr wert ist als Krieg und in dem Moment habe ich die Entscheidung getroffen, nicht auf das zu hören, was das Ego sagt und fordert. Und das ist einfach wunderbar, weil es einfach ist, weil es höchst eigenverantwortlich ist und weil es auch nicht sagt, ich habe schwierige komplizierte Themen, die mich immer wieder einholen, sondern es sagt, da ist die Stimme des Egos in meinem Geist und die will ich ignorieren lernen und das geht nur mit dem HEILIGEN GEIST - dem einzig wahren Lehrer. Und dieser Lehrer ist Freude.
Erdung
Im Zusammenhang mit Spiritualität stößt man immer wieder auf den Begriff der “Erdung”, ohne dass wirklich klar ist, was damit eigentlich gemeint ist. Dieser in spirituellen Kreisen sehr beliebte Begriff ist ein Begriff aus dem Denksystem des Egos und weist auf ein grundlegendes Missverständnis zum Thema Spiritualität hin. Wir sind reiner Geist und das Ziel jedes wahrhaft spirituellen Weges ist es, uns dessen immer bewusster zu werden. Genau davor hat das Ego Angst, denn das ist sein Ende. Das Ego ist die Identifikation mit der Materie und wahre Spiritualität ist das Ende des Egos, also wird das Ego uns immer wieder einladen, uns zu “erden”, uns auf die Materie zu konzentrieren und uns mit dem Körper zu identifizieren. Daher werden zur Erdung meist Dinge empfohlen, die die Identifikation mit dem Körper stärken, wie z.B. Essen, Sex, Sport, Arbeit, insbesondere Gartenarbeit oder Barfußlaufen.
Das Ego will uns davon überzeugen, dass wir “im Körper” zu Hause sind und uns dabei einigermaßen wohlfühlen, weil der Körper seine Wohnstatt ist durch seine eigene Wahl. Der Körper ist der Tempel des Egos. Dies ist die einzige Identifikation, bei der das Ego sich sicher fühlt, weil die Verletzlichkeit des Körpers sein bestes Argument dafür ist, dass wir nicht von GOTT sein können. Das ist die Überzeugung, die das Ego eifrig fördert. Das macht den Körper zum Freund des Ego. Es ist ein Bündnis, das ganz unverhohlen auf Trennung beruht. Doch in Wahrheit sind wir reiner Geist. Kein Körper kann unseren Geist enthalten und uns Grenzen auferlegen, die GOTT nicht erschaffen hat.
“Erdung” ist lediglich Ausdruck einer zentralen Strategie des Egos, nämlich der Versuch, die Wahrheit in die Illusion zu holen, d.h. an der Identifikation mit dem Körper festzuhalten, nur etwas liebevoller. Nur ein falsches Verständnis von Spiritualität führt dazu, dass Menschen sich in “spirituelle Welten” und seltsame Theorien verirren oder versuchen, mit Hilfe spiritueller Konzepte der Welt zu entfliehen. Das alles ist nicht Ausdruck wahrer Spiritualität, sondern Ausdruck eines verwirrten Verstandes, und dann ist Erdung sinnvoll, aber nicht im Sinne von Erlösung, sondern als kleineres Übel.
Wahrer Friede bedeutet nicht Erdung, sondern das Ruhen in GOTT, und das wiederum bedeutet das Ruhen ganz im Hier und Jetzt, also im heiligen Augenblick. Doch auch dieser Zustand geistigen Friedens wird manchmal von außen betrachtet als “geerdet” bezeichnet, hat aber mit der Erde überhaupt nichts zu tun - ganz im Gegenteil. Für ein reines Bewusstsein, das sich des SELBST bewusst ist, ist es völlig offensichtlich, dass jede Form - und damit auch die Erde - nur ein Traum ist, der SEINE Wirklichkeit nicht im geringsten berührt.
In jedem bewusstseinserweiterten Moment, also wenn wir einen Moment lang bereit sind unseren Geist auszudehnen um uns zu verbinden, können wir das zumindest ansatzweise erfahren:
“In diesem Entrinnen gibt es keinerlei Gewalt. Der Körper wird nicht angegriffen, sondern nur richtig wahrgenommen. Er grenzt dich nicht ein, einfach deshalb, weil du es nicht haben möchtest. Du wirst nicht wirklich aus ihm herausgehoben; er kann dich nicht enthalten. Du gehst dorthin, wo du sein möchtest, und gewinnst ein Gefühl des SELBST, anstatt es zu verlieren. In diesen Augenblicken der Befreiung aus körperlichen Einschränkungen erfährst du viel von dem, was im heiligen Augenblick geschieht: das Öffnen der Schranken von Raum und Zeit, die plötzliche Erfahrung von Frieden und Freude und vor allem das fehlende Gewahrsein des Körpers und das Ausbleiben von Fragen, ob das alles möglich ist oder nicht.” (EKIW: Kapitel 18, VI. 13.)
Ernährung
„Und wenn ihr in irgendein Land geht und wandert von Ort zu Ort und wenn sie euch aufnehmen, dann eßt das, was man euch vorsetzen wird. Die Kranken unter ihnen heilt! Denn was in euren Mund hineingehen wird, wird euch nicht beflecken. Vielmehr das, was aus eurem Mund herauskommt, das ist es, was euch beflecken wird.“ (Thomas-Evangelium, Logion 14, 4.-5.)
Vor zweitausend Jahren gab es viele religiös motivierte Nahrungstabus. Die frühen Nahrungstabus hatten ihre Wurzeln in Fetischismus und Totemismus. Den Phöniziern war das Schwein heilig, den Hindus die Kuh. Das ägyptische Tabu auf Schweinefleisch haben hebräischer und islamischer Glaube fortbestehen lassen. Schon damals wies Jesus seine Jünger darauf hin, dass es nicht darauf ankommt, was sie essen, sondern was sie denken und demzufolge sagen. Und da nur der Geist krank sein kann, braucht auch nur der Geist Heilung.
Wenn unser Geist geheilt ist, wird sich dies auch in unserer Ernährung widerspiegeln, aber die Ernährung ist nur die Wirkung und nicht das Ziel. Indem wir unseren Geist heilen, verändern wir die Ursache. Die Wirkung ändert sich von selbst. Ein Mensch, dessen Geist geheilt ist, wird vor allem wenig essen, weil in seinem Geist Frieden herrscht und er das Essen nicht mehr als Ersatzbefriedigung braucht. Denken wir nur an Mahatma Gandhi oder Ramana Maharshi. Doch das Ego-Denksystem ist ein Denksystem, das auf dem Kopf steht und so vertauscht das Ego Ursache und Wirkung.
Das Ego ist raffiniert und verknüpft auch heutzutage - wie schon seit tausenden von Jahren - das Thema Ernährung geschickt mit dem Thema Spiritualität, um die Anhaftung an und die Identifikation mit dem Körper zu verstärken, statt sie zu erlösen. Aber gerade die Sorge um den Körper und damit die Beschäftigung mit dem Thema Ernährung ist die Krankheit des Geistes, die in der Folge auch den Körper krank macht.
Indem wir uns um “gesunde” Ernährung sorgen, betonen wir unsere Identifikation mit dem Körper, erheben wir Anspruch auf unsere körperliche Natur und weisen unsere göttliche Natur zurück. Damit versuchen wir die Illusion der Trennung wieder und wieder und wieder wahr zu machen, einzig und allein unter der großen Headline: “Ja, ich bin verletzlich, ich bin ein verletzliches Wesen.”
Wir denken, wir müssten den »Gesetzen« gesunder Ernährung folgen. “Schütze den Körper, und du bist gerettet.” flüstert uns das Ego ein. Dies sind keine Gesetze, sondern es ist Wahnsinn. Der Körper wird durch den Geist gefährdet, der sich selbst verletzt. Der Körper leidet bloß, damit der Geist nicht sieht, dass er sein eigenes Opfer ist. Des Körpers Leiden ist eine Maske, die vom Ego-Geist emporgehalten wird, um das zu verbergen, was wirklich leidet. Er will nicht verstehen, dass er sein eigener Feind ist; dass er sich selber angreift und sterben will. Das ist es, wovor des Egos »Gesetze« den Körper schützen wollen. Das ist der Grund, weshalb wir meinen, wir seien ein Körper.
Der Körper ist der Freund des Ego. Es ist ein Bündnis, das ganz unverhohlen auf Trennung beruht. Wenn wir uns auf die Seite dieses Bündnisses schlagen, werden wir uns fürchten, weil wir uns auf die Seite eines Angstbündnisses stellen. Wir werden Angst haben, das Falsche zu essen, wir werden Angst haben, zu viel zu essen, wir werden Angst haben, zu wenig vom Richtigen zu essen, und unsere sorgenvollen Gedanken werden sich um Nahrungsergänzungsmittel und Umweltgifte drehen. Auch der Tod ist ein Gedanke, der viele, oft unerkannte Formen annimmt. Er mag als Sorge um den Körper und in allen Formen, in denen der Wunsch, so zu sein, wie wir nicht sind, kommen. Alle Gedanken dieser Art sind nur Widerspiegelungen der Anbetung des Todes als Erlöser und als Geber der Befreiung.
"Wann immer du versuchst, ein Ziel zu erreichen, bei welchem die Verbesserung des Körpers zum Hauptnutznießer wird, versuchst du, deinen Tod herbeizuführen. Dann glaubst du nämlich, dass du Mangel leiden kannst, und Mangel ist Tod." (EKIW: Kapitel 29, VII. 4. 1.&2.)
Diejenigen, die wissen, dass nur LIEBE WIRKLICH ist, sind nicht besorgt darüber, was sie essen und was sie trinken. Denn diese Dinge kommen in den Körper hinein und verlassen den Körper wieder. Sie sind nur damit beschäftigt, ob das, was sie um des Körpers willen zu sich nehmen, in LIEBE verspeist worden ist oder nicht. Denn LIEBE ist es, die die Umwandlung von allem erlaubt, was in das physische System gelangt und die ihm erlaubt, in das verwandelt zu werden, was die energetische Gesamtheit des körperlichen Systems unterstützt.
Es ist übrigens weitaus besser eine Flasche Whiskey in einem Zustand von vollkommener CHRISTUS-LIEBE zum Frühstück zu trinken, als neunzig Vitamine vor uns ausgebreitet zu haben, mit einem winzig kleinen, angstvollen Gedanken. Dies nur am Rande, um einmal darüber nachzudenken.
Denn sehen wir, es ist Angst, die verursacht, dass wir nicht in der Lage sind, das zu verdauen, was wir in den Körper hineinstecken - oder in den Körper der Emotionen oder den “Körper” des Geistes. Es ist das, was in dem feinen System des Körpers Stress verursacht: im Emotional-Körper, im Mental-Körper, im Kausal-Körper - die feinen, nichtphysischen Körper. Was das größte Problem verursacht, ist unsere Weigerung, das, was wir zu uns genommen haben, zu verdauen. Und genauso wie Essen eine physische Substanz ist, die in den Körper genommen wird, ist jede Erfahrung, welcher Art auch immer, eine „Nahrung“, die zu der Seele herbeigerufen worden ist. Alles, was auftaucht und nicht durch uns hindurch passieren kann, durch unsere Bereitschaft, es mit LIEBE anzunehmen, es vollkommen zu fühlen, wird eine „Verdauungsstörung“ der physischen, emotionalen, mentalen und kausalen Wesen oder Körper verursachen.
Die letzte der drei Lektionen des HEILIGEN GEISTES lautet: “Setze deine Wachsamkeit nur für GOTT und SEIN REICH ein.” Wenn wir all die Wachsamkeit, die wir jahrzehntelang für unsere Ernährung aufgebracht haben, jetzt für GOTT einsetzen, ist es nur noch ein kurzer Weg zur Erleuchtung.
Polyamorie
Im Kurs heißt es in einem der letzten Kapitel unter anderem:
"Die Angst vor GOTT! Das größte Hindernis, über das der Frieden fließen muss, ist noch nicht vergangen. Die andern sind vergangen, doch dieses eine bleibt noch übrig, um deinen Pfad noch zu blockieren und um den Weg zum Licht so aussehen zu lassen, als sei er dunkel und gefahrvoll, trostlos und furchterregend. Du hattest dich entschieden, dein Bruder sei dein Feind. Manchmal vielleicht ein Freund - vorausgesetzt, dass eure separaten Interessen eure Freundschaft eine kleine Zeit ermöglichten. Aber nicht ohne einen Graben wahrzunehmen zwischen dir und ihm, sollte er sich wiederum in einen Feind verwandeln. Als du ihn dir nahe kommen ließest, tatst du einen Sprung zurück; als du dich nähertest, da zog er augenblicklich sich zurück. Eine vorsichtige Freundschaft, begrenzt im Umfang und sorgfältig eingeschränkt im Ausmaß, wurde zu dem Vertrag, den du mit ihm geschlossen hattest. So teiltest du mit deinem Bruder ein eingeschränktes Bündnis, in welchem eine Trennungsklausel war, die ihr beide übereingekommen wart unversehrt zu erhalten. Und gehen diese zu verstoßen wurde als ein unzulässiger Vertragsbruch angesehen.
Der Graben zwischen dir und deinem Bruder ist nicht ein Raum zwischen zwei separaten Körpern. Und dieser scheint nur eure separate Geister voneinander abzutrennen. Er ist das Symbol eines Versprechens, euch zu begegnen, wenn ihr es wollt, und euch zu trennen, bis du und er beschließt, einander wieder zu begegnen. Dann scheinen eure Körper miteinander in Kontakt zu treten und dadurch eine Stätte der Begegnung kundzutun, wo ihr euch verbinden könnt. Doch ist es für dich und für ihn stets möglich, dass ihr eure separaten Wege geht. Unter dem Vorbehalt des »Rechtes«, euch zu trennen, stimmt ihr miteinander überein, euch von Zeit zu Zeit zu treffen und euch fernzubleiben in Zwischenzeiten der Trennung, die dich vor dem Opfern der Liebe schützen. Der Körper rettet dich, denn auf diese Weise entgeht er dem totalen Opfer und gibt dir Zeit, dein separates Selbst wiederaufzubauen, von dem du wahrlich glaubst, es werde vermindert, wenn du und dein Bruder euch begegnet."
"Es ist nicht Liebe, die ein Opfer fordert. Die Angst hingegen heischt der Liebe Opfer, denn in der Gegenwart der Liebe kann die Angst nicht weilen. Damit der Hass aufrechterhalten werde, muss man die Liebe fürchten - und nur manchmal darf sie gegenwärtig, manchmal muss sie fort sein. So wird die Liebe als verräterisch gesehen, weil es so aussieht, als sei ihr Kommen und ihr Gehen ungewiss und biete dir keine Stabilität. Du siehst nicht, wie begrenzt und schwach deine Treue ist und wie häufig du gefordert hast, dass die Liebe sich entferne und dich still allein in »Frieden« lasse."
Die "Liebe" dieser Welt ist der Ersatz des Egos für die LIEBE GOTTES. Sie ist der Verzicht auf GOTTES LIEBE und der Versuch, die Besonderheit für das persönliche Selbst zu sichern. Denn die besondere Beziehung - und sei es noch zu so vielen Partnern - hat nur für das Ego einen Wert. Ist eine Beziehung nicht von besonderem Wert, so ist sie für das Ego bedeutungslos, denn es nimmt alle Liebe als besonders wahr. Die Liebe des Egos ist immer exklusiv und nie inklusiv im Sinne wahrer Liebe zu allen Menschen und zu GOTT. Nur die Beziehung zwischen GOTT und SEINEM SOHN ist natürlich, und alle Beziehungen, die dieser nicht gleichen, müssen unnatürlich sein. Denn GOTT schuf die LIEBE, wie ER sie haben wollte, und gab sie, wie sie ist. Es gibt keine Liebe außer der LIEBE GOTTES.
Deshalb ist es nicht entscheidend, welches Beziehungskonzept wir zu leben versuchen, ob Polyamorie, LAT, Mingle, Monogamie oder Ehe mit Trauschein. Auch ein kirchlicher Trauschein kann das persönliche, in jedem Augenblick gültige, Vertrauen in GOTT nicht ersetzen. Nicht die Form ist entscheidend, sondern einzig und allein die Führung durch den Heiligen Geist, der jede Form für unsere Erlösung nutzt, wenn wir die Kontrolle abgeben und uns seiner Führung hingeben.
Ein Beziehungskonzept ist lediglich ein Konzept, aber nicht Liebe. Daher ist die Verbindung eines Beziehungskonzepts mit dem Wort Liebe - wie im Falle der Polyamorie - immer eine Strategie des Egos, um das Offensichtliche zu verschleiern. Die Frage ist nicht, welches Konzept wir leben sollen, sondern “Wozu?”.
Das Ego hat seine eigene Vorstellung von einer offenen Beziehung. Das klingt zwar nach einer offenen Beziehung, aber es gibt immer noch ganz klare Regeln. Wenn unser Geist hingegen wirklich offen ist, gibt es keine Regeln. Im Sinne des HEILIGEN GEISTES bedeutet offene Beziehung, sich für den einzig wahren Zweck von Beziehung zu öffnen. Der einzig wahre Sinn und Zweck ist die Erlösung. Wenn wir den einzig wahren Zweck teilen, dann haben wir eine offene Beziehung. Wir können diese Freiheit und Offenheit ausdehnen und mit jedem teilen, ohne im geringsten zu zögern, weil wir den HEILIGEN GEIST teilen und die Freude des HEILIGEN GEISTES teilen. Der geteilte Zweck macht eine Beziehung zu einer offenen Beziehung. Man könnte es auch so ausdrücken: Es geht nicht um die Öffnung irgendeines Beziehungskonzeptes, sondern um die Öffnung unseres Herzens für die LIEBE GOTTES.
Der spirituelle Weg braucht unsere totale Hingabe, unsere totale Verbindlichkeit, unser Ja zu GOTT in jedem Augenblick. Und genau diese Verbindlichkeit können wir in einer Paarbeziehung wunderbar üben. Während hingegen die sogenannten "offenen” Beziehungskonzepte sehr häufig dazu genutzt werden, um eine aus Liebe sich entwickelnde Verbindlichkeit, Intimität und tiefe Verbindung im Geiste zu vermeiden. Das Streben nach persönlicher Autonomie ist immer eine Ego-Motivation und so sind offene Beziehungen sehr häufig nur egoische Fluchtstrategien. Das Ego wählt bestimmte Partner, um wahre Intimität zu vermeiden, denn wahre Intimität zielt auf Einheit ab und das ist das Ende des Egos.
Promiskuität führt außerdem dazu, dass wir völlig falsche Vorstellungen von der Funktion unseres Körpers entwickeln. Wir entwickeln verzehrte Ideen davon, wozu der Körper da ist. Zahllose sexuelle Kontakte sind ein Versuch durch den Körper eine Art von "Einheit mit allen" herzustellen. Dabei ist es unschwer zu erkennen, dass eine dauerhafte Einheit mit allen Kindern GOTTES nicht auf körperlicher Ebene hergestellt werden kann.
Verbundenheit
“Alles ist mit allem verbunden" ist eine Einsicht, die wir nicht nur im spirituellen Kontext finden, sondern die inzwischen zum Allgemeinwissen geworden ist. Dieses Allgemeinwissen besteht aber in dem, was das Ego unter Verbundenheit versteht. Das Ego versteht darunter, dass an sich getrennte Einheiten oder Wesen auf irgendeine mystische Weise miteinander verbunden sind. Das Ego versteht die Wahrheit nicht, es kann sich EINHEIT nicht vorstellen, denn das Ego ist das Verlangen nach und der Glaube an Trennung. Das Ego versteht Verbundenheit als Verbindung in Illusionen. Aber in Wahrheit gibt es keine getrennten Teile, die miteinander verbunden sind, sondern es gibt nur EINHEIT.
“In dir gibt es keine Trennung, und kein Ersatz kann dich von deinem Bruder fernhalten. Deine Wirklichkeit war GOTTES Schöpfung, und für sie gibt es keinen Ersatz. Ihr seid so fest verbunden in der Wahrheit, dass nur GOTT dort ist. Und ER wurde nie etwas anderes statt eurer akzeptieren. ER liebt euch beide gleichermaßen und als eins. Und so wie ER euch liebt, so seid ihr. Ihr seid nicht in Illusionen miteinander verbunden, sondern in dem GEDANKEN, der so heilig und so vollkommen ist, dass Illusionen nicht bleiben können, um den heiligen Ort zu verändern, an dem ihr beisammensteht. GOTT ist mit dir, mein Bruder. Wir wollen uns in IHM in Frieden und in Dankbarkeit verbinden und SEINE Gabe als unsere allerheiligste und vollkommenste Wirklichkeit annehmen, die wir in IHM teilen.” (EKIW: Kapitel 18, I. 10.)
Körper sind der Ausdruck von Trennung und können sich grundsätzlich nicht verbinden. Wahre Verbindung ist nur im Geist möglich. In bewusstseinserweiterten Momenten, also in Augenblicken der Befreiung aus körperlichen Einschränkungen erfahren wir viel von dem, was im heiligen Augenblick geschieht: das Öffnen der Schranken von Raum und Zeit, die plötzliche Erfahrung von Frieden und Freude und vor allem das fehlende Gewahrsein des Körpers und das Ausbleiben von Fragen, ob das alles möglich ist oder nicht. In diesen Zuständen ist echte Vereinigung möglich. Einmal habe ich mich in einem solchen Zustand mit der Musik, die ich gerade hörte, verbunden, und alle Grenzen lösten sich auf, und ich war die Musik. Ich war jeder einzelne Ton.
“Jeder hat das erfahren, was er als ein Gefühl benennen würde, über sich hinausgehoben zu werden. Dieses Gefühl der Befreiung übersteigt bei weitem den Traum von Freiheit, den man sich manchmal in besonderen Beziehungen erhofft. Es ist eine Empfindung tatsächlichen Entrinnens aus Begrenzungen. Wenn du einmal bedenkst, was dieses Hinausgehobensein wirklich mit sich bringt, dann wird dir klar, dass es ein plötzliches Nichtgewahrsein des Körpers und eine Verbindung von dir und etwas anderem ist, bei der dein Geist sich erweitert, um es zu umfassen. Es wird zu einem Teil von dir, während du dich mit ihm vereinst. Und beide werden ganz, weil keines als getrennt wahrgenommen wird. Was wirklich geschieht, ist, dass du die Illusion eines begrenzten Bewusstseins aufgegeben und deine Angst vor der Vereinigung verloren hast. Die Liebe, die sie augenblicklich ersetzt, dehnt sich zu dem aus, was dich befreit hat, und vereinigt sich mit ihm. Und solange das währt, bist du über deine IDENTITÄT nicht ungewiss und möchtest SIE nicht begrenzen. Du bist aus der Angst in den Frieden entronnen und hast die Wirklichkeit nicht hinterfragt, sondern sie einfach akzeptiert. Du hast dies statt des Körpers angenommen und dich selbst eins sein lassen mit etwas, das jenseits von ihm. ist, einfach dadurch, dass du deinen Geist durch ihn nicht hast begrenzen lassen.
Das kann geschehen ungeachtet der physischen Entfernung, die zwischen dir und dem zu liegen scheint, mit dem du dich verbindest, und ungeachtet eurer jeweiligen Standorte im Raum, eures Größenunterschieds und eurer scheinbar unterschiedlichen Beschaffenheit. Die Zeit spielt keine Rolle, es kann mit etwas Vergangenem, Gegenwärtigem oder Erwartetem geschehen. Das Etwas kann irgend etwas sein und überall: ein Laut, ein Anblick, ein Gedanke, eine Erinnerung und sogar eine allgemeine Idee ohne konkreten Bezug. Doch in jedem Fall verbindest du dich ohne Vorbehalt damit, weil du es liebst und bei ihm sein möchtest. So eilst du denn, ihm zu begegnen, lässt deine Grenzen hinwegschmelzen und setzt alle Gesetze außer Kraft, denen dein Körper gehorcht, indem du sie sanft beiseite legst.” (EKIW: Kapitel 18, VI. 11.-12.)
Glück im Angesicht dieser Welt
Im Zusammenhang mit Spiritualität taucht immer wieder die Frage auf, wie man nur im Angesicht dieser Welt glücklich sein kann. Diese Frage verweist auf einen grundsätzlichen Irrtum. Zu versuchen, im Angesicht dieser Welt aus der Perspektive des Egos glücklich zu sein, stellt den Versuch dar, die Wahrheit in die Illusion zu bringen. Dies ist grundsätzlich unmöglich. Wenn wir an den Tod glauben und die Welt mit den Augen des Körpers betrachten, ist wahres Glück natürlich unmöglich.
Es ist das Ego, das uns davon überzeugen will, dass vollkommenes Glück unmöglich ist, dass Leiden zum Leben gehört. Das ist es, was das Ego unter Leben versteht, denn das Ego ist der Todeswunsch. Wahres Leben ist ewiges Leben und ewiges Leben ist vollkommenes Glück. Dies ist der WILLE GOTTES und somit auch unser wahrer Wille, denn als SEIN SOHN sind wir wie ER.
“GOTTES WILLE für mich ist vollkommenes Glück.”
(EKIW: Lektion 101)
In dieser Welt wird das Verlangen nach vollkommenem Glück oft als arrogant angesehen, aber in Wirklichkeit ist es umgekehrt: Es ist arrogant, sich dem WILLEN GOTTES zu widersetzen. Wenn wir uns für die spirituelle Sicht, die Schau CHRISTI, öffnen, die uns über den Körper hinaus in einen erwachten Zustand versetzt, sehen wir eine Welt, die in LIEBE leuchtet, völlig unberührt von Schuld. Wir sehen eine Welt, die nur die LIEBE GOTTES widerspiegelt, und wir sind erfüllt von heiliger Freude und Glückseligkeit.
“Wenn GOTT SEINE Kinder als gänzlich sündenlos kennt, dann ist es gotteslästerlich, sie als schuldig wahrzunehmen. Wenn GOTT SEINE Kinder als gänzlich ohne Schmerz kennt, dann ist es gotteslästerlich, irgendwo Leiden wahrzunehmen. Wenn GOTT SEINE Kinder als gänzlich freudig erkennt, dann ist es gotteslästerlich, sich deprimiert zu fühlen. Alle diese Illusionen, wie auch die vielen anderen Formen, unter denen die Gotteslästerung auftreten mag, sind eine Weigerung, die Schöpfung so zu akzeptieren, wie sie ist. Wenn GOTT SEINEN SOHN vollkommen schuf, so musst du ihn so sehen lernen, um zu lernen, was seine Wirklichkeit ist. Und als Teil der SOHNSCHAFT musst du dich selbst auf diese Weise sehen, um zu sehen, was die deine ist.” (EKIW: Kapitel 10, V. 12.)
Selbstverständlich ist Gotteslästerung in Wirklichkeit unmöglich, wir lästern nur uns selbst, denn in Wahrheit ist es unmöglich, getrennt von GOTT zu sehen, weil wir nicht von GOTT getrennt sein können. Alles, was wir zu sehen glauben, was nicht vollkommenes Glück ist, ist eine Illusion, es ist der Alptraum, aus dem zu erwachen unsere einzige Funktion ist.
Worauf Ein Kurs in Wundern verweist, ist das Glück im Angesicht einer Welt, die vergeben ist. Dieser Geisteszustand, im Kurs der glückliche Traum genannt, ist ein Zustand, in dem die Verbindung mit dem wahren SELBST wiederhergestellt ist und der geistige Blick auf die Vollkommenheit GOTTES jenseits der Illusion dieser Welt gerichtet ist. In unserer vollständigen Identifikation mit dem wahren SELBST, dem CHRISTUS, dem vollkommenen SOHN GOTTES, SEINER einen Schöpfung und SEINEM Glück, für immer wie ER SELBST und eins mit IHM, hat die Welt des Egos keine Macht mehr, oder in den Worten des Apostel Paulus, “dann hat der Tod keinen Stachel mehr”.
Dankbarkeit
Dankbarkeit im Sinne des Konzepts vom positiven Denken bedeutet zu versuchen, zufrieden zu sein, weil ein anderer mehr als wir zu leiden scheint. Wie jämmerlich und wie missbilligend solche Gedanken sind! Denn wer hat Grund zu danken, während andere weniger Grund dazu haben? Und wer könnte weniger leiden, weil er einen anderen mehr leiden sieht? Unsere Dankbarkeit gebührt nur IHM, DER jede Ursache des Kummers auf der ganzen Welt verschwinden ließ.
Wenn ich beispielsweise einem spirituellen Lehrer begegne, bei dem ich auch noch ungelöste Themen zu sehen glaube und mich darüber freue, wenn ich also irgendwie erleichtert darüber bin, dass er auch noch nicht ganz frei von Anhaftungen und Groll ist, dann gilt es, diesen Gedanken einmal zu hinterfragen. Abgesehen davon, dass es gar kein Außen gibt und ich nur meine eigenen Urteile wahrnehme, was denke ich da eigentlich? Freue ich mich wirklich, dass mein geliebter Bruder auch noch leidet?
Es ist wahnsinnig, um des Leidens willen Dank zu sagen. Doch ist es ebenso wahnsinnig, dem EINEN Dankbarkeit zu versagen, DER uns die sicheren Mittel schenkt, wodurch aller Schmerz geheilt und das Leiden durch Lachen und durch Glück ersetzt wird.
Die Liebe stellt keine Vergleiche an. Und Dankbarkeit kann nur aufrichtig sein, wenn sie verbunden ist mit Liebe. Wir danken GOTT, unserem VATER, dass alle Dinge in uns ihre Freiheit finden werden. Es wird nie so sein, dass einige befreit werden, während andere immer noch gebunden sind. Denn wer kann einen Handel abschließen in der Liebe Namen?
Unsere Dankbarkeit unserem Bruder gegenüber ist die einzige Gabe, die ER sich wünscht. Wenn wir unserem Bruder gegenüber dankbar sind, sind wir GOTT dankbar für das, was ER erschaffen hat. Durch unsere Dankbarkeit lernen wir unseren Bruder erkennen, und ein einziger Augenblick wirklichen Erkennens macht jeden zu unserem Bruder, weil ein jeder von unserem VATER ist. Nur Würdigung ist eine angemessene Reaktion auf unseren Bruder. Dankbarkeit gebührt ihm sowohl für seine liebevollen Gedanken als auch für seine Hilferufe, denn beide vermögen es, uns Liebe ins Bewusstsein zu bringen, wenn wir sie wahrheitsgemäß wahrnehmen.
“Während du lernst, den Illusionen zu entrinnen, darfst du nie vergessen, was du deinem Bruder schuldest. Es ist dasselbe, was du mir schuldest. Jedes Mal, wenn du einem anderen gegenüber egozentrisch handelst, wirfst du die Huld deiner Dankesschuld und die heilige Wahrnehmung, die sie erzeugen würde, fort. Hier kann der Begriff »heilig« angewendet werden, denn wenn du lernst, wie viel du der ganzen SOHNSCHAFT schuldest, was mich einschließt, kommst du der Erkenntnis so nahe, wie es der Wahrnehmung möglich ist. Der Graben ist dann so klein, dass die Erkenntnis leicht hinüberfließen und ihn für immer auslöschen kann.” (EKIW: Kapitel 4, VI. 2.)
Wir sagen Dank, doch aufrichtig. Und lassen unsere Dankbarkeit Raum schaffen für all jene, die mit uns entrinnen werden: die Kranken, Schwachen, die Bedürftigen und Furchtsamen und die, die einen scheinbaren Verlust beklagen oder offenbaren Schmerz empfinden, die unter Kälte oder Hunger leiden oder den Weg des Hasses und den Pfad des Todes wandeln. Sie alle gehen mit uns. Wir wollen uns mit ihnen nicht vergleichen, denn dadurch spalten wir sie ab von unserem Gewahrsein der Einheit, die wir mit ihnen teilen, wie sie sie unausweichlich mit uns teilen.
Wir danken unserem VATER nur für eines: dass wir von keinem Lebewesen getrennt und daher eins mit ihm sind. Und so beschreiten wir denn in Dankbarkeit den Weg der Liebe. Denn der Hass ist vergessen, wenn wir Vergleiche weglegen.
Vergleichen
Søren Kierkegaard (1813-1855) war ein dänischer Philosoph, Essayist, evangelisch-lutherischer Theologe und religiöser Schriftsteller. Ein Zitat von ihm lautet: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Das Ego benutzt Vergleiche, um sich entweder besser als der andere zu fühlen - also besonders - oder minderwertig. Doch unser Mitmensch ist der Spiegel, in dem wir das Bild von uns selbst sehen.
Wenn wir also in einem unserer Mitmenschen etwas sehen, das uns abstößt, so ist das etwas, was wir glauben, selbst zu sein, aber vor uns selbst verstecken zu müssen. Deswegen projizieren wir es nach außen. Wenn wir eine derartige Begegnung nutzen, um uns ganz in die Erfahrung des scheinbar anderen zu versetzen und das Licht der Vergebung darauf leuchten lassen, öffnen wir eine Tür in eine andere Welt, in der wir beide glücklich als eins geheilt sein mögen.
Wenn wir in einem unserer Mitmenschen etwas sehen, das dieser besonders toll macht, wenn wir einen Mitmenschen für etwas ganz besonderes halten, dann lädt uns die Stimme des Egos dazu ein, uns minderwertig zu fühlen. Doch auch hier gilt, dass all das Wunderbare, das wir in einem anderen Menschen zu sehen glauben, lediglich das Wunderbare in uns ist, das wir vor uns selbst zu verstecken versuchen, weil wir Angst vor unserer eigenen Wirklichkeit haben.
Wenn wir in einen Menschen Hals über Kopf verliebt sind, dann sehen wir in diesem Menschen das Wunderbare, das wir in uns noch nicht sehen können. Da wir uns dessen meist nicht bewusst sind, wollen wir das Wunderbare vom anderen haben und laufen ihm geblendet hinterher.
Wenn wir einen heiligen Augenblick lang innehalten und nach innen schauen, erkennen wir, dass alles Wunderbare immer schon in UNS IST, weil wir von unseren Mitmenschen nicht getrennt sind und unsere gemeinsame Freude ist grenzenlos. Unsere Freude ist grenzenlos, wenn wir sehen, wie jemand spielt, singt, tanzt, malt oder sich auf die eine oder andere Art und Weise des reinen Seins erfreut.
“Alle Gaben, die meine Brüder geben, gehören mir.” (EKIW: Lektion 315)
Geben und Empfangen
Eine spirituelle Gesetzmäßigkeit lautet:
"Geben und Empfangen sind in Wahrheit eins."
Im Kurs ist dies Lektion 108. Die Zahl der spirituellen Sucher und Kurs-Schüler, die sich durch diese Aussage betrogen und enttäuscht fühlen, ist groß. Es wird beklagt, dass man es zwar versucht habe, ja sogar bereit war, alles auf Spendenbasis zu tun, aber die anderen nicht bereit waren zu geben.
“Du versuchst dich in Güte und in Vergebung. Doch wendest du sie wiederum zum Angriff, wenn du keine äußere Anerkennung und reichen Dank vorfindest. Deine Gaben müssen in Ehren aufgenommen werden, sonst ziehst du sie zurück.” (EKIW: Lektion 197, 1. 2.-4.)
Der Glaube, dass es andere gibt, die von mir getrennt sind, ist die Illusion des Egos - die Dualität des Egos. In dieser Illusion bedeutet Geben immer, hinterher weniger zu haben, eben um genau das weniger, das man gerade gegeben hat. Für das Ego ist nur wertvoll, was es nimmt. Dadurch wird der Verlust des anderen unser Gewinn, und so wird nicht wahrgenommen, dass wir nie jemandem etwas nehmen können als uns selbst. Wir nehmen uns die Chance auf spirituelle Befreiung.
Der raffinierteste und subtilste Trick des Egos beim Thema Geben ist das Geben, um zu empfangen. Dies ist eine der zentralen Strategien in besonderen Beziehungen.
Was das Ego unter Geben und Empfangen versteht, ist ein Vorgang in der linearen Zeit. Wahres Geben und Empfangen geschieht im heiligen Augenblick, also absolut gleichzeitig, und ist ein Geschehen auf der Ebene des Geistes.
Auch die in spirituellen Kreisen beliebte Idee des "Energieausgleichs" ist eine Idee aus dem Denksystem des Egos, eine Idee, die auf dem Glauben an Trennung beruht. Ein Ungleichgewicht, das es auszugleichen gilt, kann es nur zwischen Getrennten geben. Da Geben und Empfangen in Wahrheit eins sind, kann es kein Ungleichgewicht geben und folglich auch kein Bedürfnis nach Ausgleich.
Das bedeutet nicht, dass wir für eine Dienstleistung oder ein Produkt kein Geld nehmen dürfen. Es bedeutet nur, dass wir uns bewusst sind, dass Tauschen oder beschönigend ausgedrückt "Ausgleichen" eine Idee aus dem Denksystem des Egos ist, dass wir aber alles, was das Ego gemacht hat, dem Heiligen Geist übergeben können, damit ER es zu unserer Erlösung verwenden kann. Das Problem ist nie eine Handlung auf der Ebene der Form an sich, sondern immer die geistige Haltung dahinter.
Natürlich können Illusionen nicht gleichzeitig gegeben und empfangen werden, weil sie Illusionen sind. Das Einzige, was wir wirklich geben und empfangen können, ist die Wahrheit in all ihren Ausprägungen, wie Ruhe, Geistesfrieden, Sanftmut und Wohlwollen. Letztlich ist es immer LIEBE, die wir geben und empfangen und dadurch ausdehnen.
“Wenn du einen materiellen Besitz teilst, teilst du das Eigentum daran auf. Wenn du jedoch eine Idee teilst, schmälerst du sie nicht. Sie ist noch immer ganz dein, obschon du sie ganz weggegeben hast. Nimmt ferner der, dem du sie gibst, sie als seine an, dann verstärkt er sie in deinem Geist und mehrt sie dadurch. Wenn du die Vorstellung annehmen kannst, der zufolge die Welt eine Welt der Ideen ist, dann ist der ganze Glaube an die falsche Assoziation, die das Ego zwischen Geben und Verlieren herstellt, dahin.” (EKIW: Kapitel 5, I. 1. 10.-14.)
Wenn wir uns von der Idee des materiellen Besitzes befreien, befreien wir uns auch davon, dass wir etwas verlieren, wenn wir materielle Dinge geben. Die Erfahrung, dass Geben und Empfangen sogar auf der Ebene der Form eins sind, machen fast alle Eltern mit ihren kleinen Kindern. Da wir uns mit unseren Kindern, vor allem wenn sie noch sehr klein sind, identifizieren, sie also als Teil von uns empfinden, erleben wir, dass wir alles, was wir unseren Kindern geben, uns selbst geben. Auf dem spirituellen Weg geht es darum, einen Zustand zu erlangen, in dem wir nichts als von uns getrennt erleben, also einen Zustand, in dem Geben und Empfangen grundsätzlich eins sind.
Wenn wir also einem Bettler an der Straßenecke Geld geben, dann nicht, weil wir hoffen es ohnedies wieder zurückzubekommen und schon gar nicht, weil wir auf einen armen, hilfsbedürftigen Menschen herabblicken, sondern um uns beide sowohl an unsere Einheit als auch an die Wahrheit jenseits der Form zu erinnern, die keine Armut und keinen Mangel kennt. Wir teilen mit ihm die Idee unserer göttlichen Vollkommenheit. Jeder von uns ist genau so wohlhabend wie sein Bruder, denn wir haben die VOLLKOMMENE LIEBE GOTTES.
“Glauben, dass es möglich ist, viel für wenig zu bekommen, heißt glauben, dass du mit GOTT handeln kannst. GOTTES Gesetze sind immer gerecht und vollkommen beständig. Durch Geben empfängst du. Empfangen aber heißt annehmen, nicht haben wollen. Es ist unmöglich, nicht zu haben, wohl aber möglich, nicht zu erkennen, dass du hast. Die Einsicht, dass du hast, ist die Bereitwilligkeit zu geben, und durch diese Bereitwilligkeit allein kannst du begreifen, was du hast.“ (EKIW: Kapitel 9, II. 11. 2.-7.)
Dieser Gedanke, dass Geben und Empfangen in Wahrheit eins sind, versöhnt alle scheinbaren Gegensätze. Das wahre Licht, das wahre Schau ermöglicht, ist nicht das Licht, welches des Körpers Augen sehen. Es ist ein Geisteszustand von einer solchen Geeintheit, dass Dunkelheit überhaupt nicht wahrgenommen werden kann. Somit wird das, was gleich ist, als eins gesehen, während das, was nicht gleich ist, unbeachtet bleibt, denn es ist nicht da.
“Schütze alle Dinge, die du wertschätzt, durch den Akt, sie wegzugeben, und du bist sicher, dass du sie nie verlieren wirst.” (EKIW: Lektion 187, 4. 1.)
Leben im Jetzt
Wenn der vom Ego getriebene Verstand zum ersten Mal vom Leben im “Hier und Jetzt” hört und vielleicht das berühmte Buch von Eckhart Tolle mit dem Titel „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ gelesen hat, ist die Gefahr groß, auf einen weiteren Trick des Egos hereinzufallen. Gerade Menschen, deren Persönlichkeitsstruktur auf schnelle, oberflächliche Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet ist, sind besonders anfällig für dieses egoische Missverständnis. Man versucht dann, keine Termine mehr auszumachen und keine weltlichen Verpflichtungen mehr einzugehen, um spontan nach Lust und Laune entscheiden zu können. Aber das ist nicht gemeint, mit dem Leben im Jetzt, mit dem Leben im heiligen Augenblick.
Gerade spirituelle Lehrer, die im heiligen Augenblick ruhen, wie z.B. Eckhart Tolle, haben über Jahre hinweg einen vollen Terminkalender. Der entscheidende Unterschied zu einem Menschen, dessen Geist noch ganz in der linearen Zeit gefangen ist, besteht darin, dass ein Geist, der im heiligen Augenblick ruht, von all den Terminen im Kalender nicht im geringsten berührt und in seinem Geistesfrieden nicht im geringsten gestört wird.
Termine sind in dieser Welt und im Zusammenleben von uns Menschen einfach sinnvoll und notwendig. Kein spirituelles Seminar könnte jemals stattfinden, wenn sich nicht alle Beteiligten, d.h. der spirituelle Lehrer, die Seminarorganisatoren und die Teilnehmer auf einen gemeinsamen Termin verpflichten würden. Im Zustand des aus der Illusion der Zeit erwachten Geistes geschieht das “Verabreden” zwar immer noch, aber es geschieht im Hier und Jetzt unter der Führung des HEILIGEN GEISTES. Und wenn der Termin einmal festgelegt und im Kalender eingetragen ist, findet im Geist keine weitere Beschäftigung mehr damit statt. Während der vom Ego getriebene Geist ständig mit allen zukünftigen Terminen beschäftigt bleibt und entweder mit Sorge oder mit Freude darauf reagiert. Und genau dadurch wird das Hier und Jetzt vermieden. Wenn also jemand im Zustand der Ego-Identifikation versucht, Termine und Verpflichtungen zu vermeiden, dann ist das ein Ausdruck von Angst davor und nicht ein Ausdruck von Liebe und Geistesfrieden.
Für das Ego ist die Spontaneität und die freie Entscheidung auf der Ebene der Form so wichtig, weil es daraus seine Lust und Freude bezieht, während die Lust des in GOTT ruhenden Geistes daher rührt, den WILLEN GOTTES zu tun, und seine Freude die Freude GOTTES ist. Dieses Vergnügen und diese Freude sind völlig unabhängig von dem konkreten Geschehen auf der Ebene der Form.
Aber am Weg des spirituellen Erwachens, unsere Wachsamkeit nur für GOTT und SEIN REICH einzusetzen, erfordert Engagement und ist eine Verpflichtung, von der das Ego nichts wissen will. Aber gerade um das zu üben, können wir auch unsere weltlichen Verpflichtungen nutzen. Die erste Lektion des HEILIGEN GEISTES lautet: “Damit du hast, gib allen alles.”
“Die SÜHNE ist eine totale Verpflichtung. Du denkst vielleicht noch immer, das gehe mit Verlust einher, ein Fehler, den alle getrennten SÖHNE GOTTES auf die eine oder andere Art begehen.” (EKIW: Kapitel 2, II. 7. 1.-2.)
“Unter der Anleitung des HEILIGEN GEISTES wird jede Beziehung als eine totale Verpflichtung angesehen, und dennoch steht sie keineswegs mit andern in Konflikt.” (EKIW: Kapitel 15, VI. 1. 3.)
“Das Ego denkt, es sei ein Vorteil, sich nichts Ewigem zu verpflichten, weil das Ewige von GOTT kommen muss.” (EKIW: Kapitel 4, VI. 6. 1.)
Ziel
Die Aussage “go with the flow” weist, richtig verstanden, auf eine tiefe spirituelle Wahrheit hin. Aber das Ego versteht die Wahrheit nicht und interpretiert auch diesen Spruch in seinem Sinne, indem es uns zu einer Haltung des “Lass es geschehen und schaue, was dabei herauskommt” einlädt. Danach beurteilen wir, ob es sich “stimmig” oder “unstimmig” angefühlt hat. Aber in Wirklichkeit führt das Ziel, das wir uns gesetzt haben, zum Ergebnis, und wenn unser Ziel die Wahrheit ist, dann werden wir dieses Ziel erreichen, unabhängig davon, was auf der Ebene der Form geschieht. Nicht die Situation bringt die Erfahrung. Die Situation ist so, wie sie vom Ziel bestimmt wird, und wird gemäß dem Ziel erfahren.
“In jeder Situation, in der du unsicher bist, ist das erste, was es zu bedenken gilt, ganz einfach: »Welches Ergebnis will ich? Wozu dient es?« Die Klärung des Ziels gehört an den Anfang, denn dieses ist es, dass das Resultat bestimmen wird. Im Vorgehen des Ego wird dies umgekehrt. Die Situation bestimmt über das Ergebnis, das etwas Beliebiges sein kann. Der Grund für diesen desorganisierten Ansatz ist offensichtlich. Das Ego weiß nicht, was nach seinem Wunsch aus der Situation entstehen soll. Es ist sich wohl bewusst, was es nicht will, aber nur dessen. Es hat überhaupt kein positives Ziel.
Ohne ein klar umrissenes, positives Ziel, das am Anfang festgesetzt wird, scheint die Situation einfach zu geschehen und ergibt so lange keinen Sinn, bis sie bereits geschehen ist. Und dann schaust du darauf zurück und versuchst dir einen Reim darauf zu machen, was sie bedeutet haben mag. Und du wirst dich irren. Nicht nur liegt dein Urteil in der Vergangenheit, sondern du hast auch keine Ahnung, was geschehen sollte. Es wurde kein Ziel festgesetzt, auf das die Mittel auszurichten waren. Und jetzt ist das einzige Urteil, das noch zu fallen bleibt, jenes, ob es dem Ego gefällt oder nicht; ist es annehmbar, oder ruft es nach Rache? Da es kein vorher festgelegtes Kriterium für das Ergebnis gibt, wird das Verständnis zweifelhaft und eine Bewertung unmöglich.
Der Wert, der darin liegt, wenn du dich im voraus entscheidest, was nach deinem Wunsch geschehen soll, ist einfach der, dass du die Situation als ein Mittel wahrnehmen wirst, es geschehen zu lassen. Du wirst dir deshalb jede Mühe geben, über alles hinwegzusehen, was dem Erreichen deines Ziels im Wege steht, und dich auf alles konzentrieren, was dir dazu verhilft, es zu erreichen. Es ist ganz augenfällig, dass dieser Ansatz dich dem nähergebracht hat, wie der HEILIGE GEIST Wahrheit von Falschheit trennt. Das Wahre wird das, was sich nutzen lässt, um das Ziel zu erreichen. Das Falsche wird von diesem Standpunkt aus gesehen das, was nutzlos ist. Die Situation hat jetzt eine Bedeutung, aber nur, weil das Ziel sie bedeutungsvoll gemacht hat.
Das Ziel der Wahrheit hat weitere praktische Vorteile. Wenn die Situation für die Wahrheit und geistige Gesundheit genutzt wird, dann muss ihr Ergebnis Frieden sein. Und das ganz abgesehen davon, was das Ergebnis [auf der Ebene der Form] ist. [...] Du wirst das Ergebnis erkennen, weil du in Frieden bist. Hier siehst du wiederum das Gegenteil der Sichtweise des Ego, denn das Ego glaubt, dass die Situation die Erfahrung bringt. Der HEILIGE GEIST weiß, dass die Situation so ist, wie sie vom Ziel bestimmt wird, und das sie dem Ziel gemäß erfahren wird.” (EKIW: Kapitel 17, VI. 2.-5.)
Damit wir das Ziel der Wahrheit auch tatsächlich erreichen, brauchen wir die Führung durch den HEILIGEN GEIST, denn dem Ego fehlt das Verständnis für die Situation. Das Ego nimmt die Situation nicht als Ganzes wahr. Wenn beispielsweise in einer Gruppe jemand einen Wutanfall bekommt, dann wird das Ego diesen Wutanfall getrennt von der Gesamtsituation betrachten und versuchen, sich damit gesondert zu befassen. Nur der HEILIGE GEIST versteht, wie der Wutanfall ein Teil der Gesamtsituation ist und zur Berichtigung aller an der Situation Beteiligten in wundervollster Weise genutzt werden kann.
Langeweile
Das Ego braucht ständig Veränderung - beruflich, privat, beziehungsmäßig, sonst wird es ihm langweilig. Das Ego sucht immer nach neuen aufregenden Erlebnissen - ob emotional, sexuell oder “spirituell”, spielt keine Rolle. Das Ego ist geil darauf, dieses zu erleben oder jenes zu erleben. Aber was auch immer es ist, es verliert schnell das Interesse daran und braucht etwas Neues.
Doch nichts ist an sich langweilig, nichts ist immer gleich und eintönig - wir im Zustand der Ego-Identifikation sind es, und wir unterlegen allem, was wir tun, unsere eigene Beschaffenheit. Kein Tun ist an sich langweilig, und kein Tun kann an sich kurzweilig sein - wir sind es, der es langweilig oder kurzweilig macht. Ein und dieselbe Sache kann uns in diesem Moment langweilen und schon im nächsten Augenblick in reinste Seligkeit umschlagen. Nicht, weil das Tun sich geändert hätte: Unsere Stimmung, die Qualität, die wir in unser Tun einbringen, hat sich geändert. Vergessen wir also nicht: Wir sind nicht deswegen gelangweilt, weil wir immer gleiche Aufgaben zu verrichten haben. Im Gegenteil: Wir sind gelangweilt - nur darum kommen sie uns immer gleich vor.
Kleine Kinder zum Beispiel wollen immer das Gleiche machen. Sie spielen ein und dasselbe Spiel immer und immer wieder. Uns wird das langweilig. Was tun sie nur? Immer wieder dasselbe Spiel. Immer wieder wollen sie dasselbe Märchen hören. Sie genießen es immer wieder, und sie sagen: “Erzähl mir die Geschichte noch mal.” Was ist nur mit ihnen los? Wir können uns so etwas nicht vorstellen, es wirkt blöd. Das ist es nicht. Sie sind einfach so lebendig, dass nichts für sie immer gleich ist. Sie haben eine andere Bewusstseinsqualität. Nichts ist für sie Wiederholung. Sie genießen es so sehr, dass ihre Freude alles verändert.
Betrachten wir es noch aus einem anderen Blickwinkel. Zwei Liebende werden jeden Tag dieselben Dinge wiederholen. Sie werden sich küssen, und sie werden sich umarmen - also immer dieselben Dinge. Und am liebsten würden sie bis in alle Ewigkeit damit weitermachen. Wenn man zwei Liebenden zuschaut, langweilt man sich sehr bald. Was machen sie nur? - Jeden Tag dasselbe. Und wenn man sie den ganzen Tag lang lässt, dann werden sie sich immerzu wieder drücken, lieben, umarmen, küssen. Was machen sie da?
Liebende sind wieder Kinder geworden. Darum ist Liebe so unschuldig - sie macht uns wieder zum Kind. Liebende kennen keine Langeweile. Jeder Kuss ist etwas absolut Neues, Einmaliges. So war es noch nie, so wird es nie wieder sein. Jeder Augenblick der Liebe hat seine eigene individuelle Existenz, nicht wiederkehrend.
Es kommt also in Wirklichkeit nicht darauf an, ob dieses oder jenes uns langweilt oder ob uns Wiederholung oder Eintönigkeit oder fade Jobs langweilen. Der springende Punkt ist, dass wir uns im Zustand der Ego-Identifikation langweilen, was immer wir tun oder nicht tun. Wir sehen in der Welt das, was in unserem Geist ist, und das, was wir sehen wollen, ist dort. Wenn wir wollen, dass GOTT in unserem Geist ist, dann wird er dort sein und wir werden IHN in allem sehen.
“GOTT ist in allem, was ich sehe, weil GOTT in meinem Geist ist.” (EKIW: Lektion 30)
Was bisher geschah …
Bei gesundheitlichen Problemen gingen wir zum Arzt, bei depressiven Verstimmungen zum Psychotherapeuten, Sozialarbeiter oder Astrologen. Später nahmen wir Beruhigungsmittel, wir bekamen ein paar Hormonspritzen, versuchten es mit Schüssler Salzen, ließen unseren Mineralspiegel ausgleichen, namen Eisenpräparate, wir versuchten es mit chinesischen Kräutern, Akupunktur und Blüten Essenzen. Wir suchten einen Homöopathen auf, einen Chiropraktiker, einen Heilpraktiker und versuchten es mit Kinesiologie. Wir unterzogen uns einer Wirbelsäulentherapie nach Dorn, einer Rolfing-Therapie, einer Colon-Hydro-Therapie und versuchten die Bio-Resonanz-Methode. Wir probieren es mit Shiatsu, Akupressur und Feng Shui. Wir versuchten es mit Zittern und Schütteln nach der TRE- und FSR-Methode und mit progressiver Muskelentspannung nach Jacobson. Wir machten Qi Gong, Tai chi, Ecstatic Dance und 5-Rhythmen. Wir begannen uns mit Ernährung zu beschäftigen, wir wurden zuerst Vegetarier, dann Veganer und aßen nur noch Kohl, versuchten es mit Makrobiotik, mit ayurvedischer Ernährung, nahmen nur noch Bio-Kost zu uns, aßen keine genetisch manipulierten Nahrungsmittel mehr. Wir tranken grünen Tee und versuchten, uns zu verwirklichen. Wir nahmen an einem Retreat teil, versuchten zu fasten, nahmen Aminosäuren ein, kauften uns einen negativen Ionengenerator und einen Quantensensor. Wir beklopften uns nach der EFT-Methode, wir ließen uns die Chakren ausbalancieren, gingen zur Ohrakupunktur, machten eine Irisdiagnose, ließen uns mit farbigem Licht, Klangschalen und Kristallen heilen. Wir beschäftigten uns ein bisschen mit Religion und Quantenphysik und machten einen Philosophiekurs. Wir gingen zu indianischen Medizinmännern und versuchten es mit einer Schwitzhütte. Wir machten Familienaufstellungen, eine Geburtstrauma-Therapie, Schattenarbeit und versuchten es mit holotropen Atmen. Wir nahmen an einer Gruppe, die sich der Erweiterung des Bewusstseins verschrieben hat, teil. Wir gingen nach Indien, fanden einen neuen Guru, entledigten uns unserer Kleider, schwammen im Ganges, starrten in die Sonne, rasierten unseren Kopf, aßen mit den Fingern und duschten nur noch mit kaltem Wasser. Wir chanteten zuerst indianische und danach indische Gesänge, durchlebten erneut vergangene Leben, versuchten es mit hypnotischer Rückführung und einer Urschreitherapie. Wir schrieen, prügelten auf Kissen ein und machten eine Feldenkrais-Therapie. Wir probieren es mit positiven Affirmationen, erstellten uns eine Traumcollage und nahmen am Rebirthing teil. Wir versuchten es mit Tarotkarten und dem I-Ging. Wir nahmen an noch mehr Kursen und Workshops teil, lasen viele Bücher und machten eine Transaktionsanalyse. Wir gingen zum Yoga Unterricht, wir beschäftigten uns mehr mit dem Okkulten, studierten Magie und unternahmen schamanische Reisen. Wir saßen unter einer Pyramide und in einem thailändischen Waldkloster und meditieren bis zum Umfallen. Wir lasen Nostradamus und bereiteten uns auf das Schlimmste vor. Wir besuchten heilige Männer, wir standen Hände halten in einem Kreis, wir verzichteten auf Sex und auf Kinobesuche. Wir trugen gelbe Roben und versuchten dabei endlos viele psychotherapeutische Variationen. Wir nahmen Wunderheilmittel, aßen nur noch Grapefruit und gingen zum Palmenblatt-Leser. Wir rauchten und schluckten diverse Substanzen, um unser Bewusstsein zu erweitern. Wir dachten New Age Gedanken, verbesserten die Ökologie, retteten den Planeten, ließen uns die Aura lesen, kriegten einen Kristall und erhielten eine indische astrologische Deutung. Wir versuchten es mit tantrischem Sex und ließen uns von Baba so und so segnen. Wir traten einer anonym Gruppe bei, reisten nach Lourdes und tauchten in heiße Quellen ein. Wir trugen therapeutische Sandalen, gingen barfuß, erdeten uns, versuchten uns von Licht zu ernähren und atmeten diese fade schwarze Negativität aus.
Wir haben all das bereits versucht und wir suchen weiter. Was treibt uns an, weiterhin nach der Antwort zu suchen? Es ist das Leid, doch da steckt noch etwas mehr dahinter, eine ultimative Antwort wartet. Es ist die Sehnsucht des Lebens nach Erfüllung. Es ist eine berechtigte Suche, aber die Suche an der falschen Stelle. Das Ego sucht immer nach einem Erlebnis - ob emotional, sexuell oder “spirituell”, spielt keine Rolle. Das Ego ist geil darauf, dieses zu erleben oder jenes zu erleben, Kundalini zu erleben oder den siebten Körper zu erleben. Das Ego jagt immer hinter Erlebnissen her. Die wahre Suche ist keine Gier nach irgendwelchen Erlebnissen, weil jegliches Erlebnis uns letzten Endes enttäuschen wird, uns zwangsläufig enttäuschen muss. Denn alle Erlebnisse drängen auf Wiederholung. Dann hat man es irgendwann satt; dann wird man wieder irgendein neues Erlebnis fordern. Die Suche “nach etwas Neuem” ist das Kennzeichen des Egos. Das Ego ist eine Gier nach neuen Erlebnissen. Und jedes neue Erlebnis wird alt werden, weil alles Neue alt wird - dann wieder dasselbe … Spiritualität ist in Wirklichkeit kein Suchen nach Erleben. Spiritualität ist ein Suchen nach dem wirklichen Wesen, das in uns ist. Mit dem Erkennen der inneren wahren Wirklichkeit, des wahren SEINS, hört jegliche Suche auf. Und das ist jetzt der Unterschied zwischen echter und unechter Spiritualität: Wenn wir auf Erlebnisse aus sind, ist die Spiritualität unecht. Wenn wir auf den Erlebenden aus sind, dann ist sie echt.
Die Krise ist der Ausgangspunkt, der die Suche nach Befreiung einleitet - eine Suche, deren Ziel die existentielle Erkenntnis der eigenen Unsterblichkeit und der Einheit mit allem SEIN ist. In diesem Sinne wird die Krise zur Gnade. Doch wir verstehen das Problem nicht, denn wir wissen nicht, wer wir sind und was die Welt ist. Dieses Eingeständnis der eigenen Unwissenheit ist die Grundlage, mit diesem “Ich verstehe nichts, …”, “Ich weiß nicht, …” beginnen die ersten Lektionen des Lehrplans am Weg des spirituellen Erwachens. Und wie einst Sokrates („Wahre Weisheit besteht darin, zu wissen, was man nicht weiß.“) werden auch wir am Ende unseres Suchens in diesem glückseligen Zustand des Nichtwissens ankommen. Deswegen sagte Buddha: “Leere deinen Geist.” Erst im Zustand des Nichtwissens sind wir bereit für wahre Erkenntnis - für die Offenbarung unseres Einsseins und den Frieden GOTTES.
“Jedes Mal, wenn du zu wissen glaubst, scheidet der Frieden von dir, weil du den LEHRER des Friedens verlassen hast. Jedes Mal, wenn dir vollauf klar wird, dass du nicht weißt, kehrt der Frieden wieder, denn du hast IHN dazu eingeladen, indem du das Ego zu SEINEN Gunsten aufgegeben hast.” (EKIW: Kapitel 14, XI. 13. 3.-4.)
Aber um überhaupt zu erkennen, dass wir uns bisher in allem, was wir zu wissen glaubten, grundlegend geirrt haben, bedarf es einiger Worte. Es klingt widersprüchlich, paradox, doch alle Worte aller Mystiker dienen nur dazu, uns zum Tempel des Schweigens zu bringen - uns zum Schweigen zu bringen, uns ins Schweigen zu locken. Jesus hat uns nicht umsonst einen Kurs mit über 500.000 Wörtern gegeben. Wenn wir uns bis an den Punkt mit Worten vollgesogen haben, an dem wir still werden könnten, dann gilt es, alles intellektuelles Wissen wegzuwerfen; es ist wertlos, ja es ist gefährlich, es mitzuschleppen.
Buchtipps
Ein Kurs in Wundern - Original Edition - Textbuch als Hörbuch gesprochen von Martin G. Weber-Caspers
Aufgrund einiger begrifflicher Ungenauigkeiten in der sogenannten “Original Edition”, insbesondere in den ersten Kapiteln, empfehle ich jedem Kurs-Schüler, zu Beginn des Kurses die überarbeitete Fassung zu lesen, dessen deutsche Version der Greuthof Verlag vertreibt. Dass die “Original Edition” in den Jahren 1973 bis 1975 von Kenneth Wapnick in Zusammenarbeit mit Helen Schucman überarbeitet wurde, war nur folgerichtig und ohnedies mit Jesus abgestimmt. In der “Original Edition” finden sich neben einigen begrifflichen Ungenauigkeiten noch viele Details, die speziell für die beiden Psychologen Schucman und Thetford gedacht waren, wie z.B. eine genaue Analyse der Arbeiten Sigmund Freuds, die für viele Leser nicht von Bedeutung sind. Wer jedoch auch an diesen vertiefenden Beispielen interessiert ist, wird auch mit der “Original Edition” viel Freude haben.
Wenn ich hier die Hörbuchversion der sogenannten “Original Edition” erwähne, dann nur wegen des gesprochenen Wortes. Wenn wir die wunderbare Stimme des Sprechers und seine Intonation hören, haben wir noch mehr das Gefühl, direkt von Jesus angesprochen zu werden.
Loslassen. Der Pfad widerstandsloser Kapitulation. - David R. Hawkins
Dieses Buch beschreibt den heilsamen Umgang mit Gefühlen. Außerdem enthält es eine wunderbare Beschreibung einer mystischen Erfahrung, einer Auflösung des Ich-Bewusstseins. Das Buch enthält auch einige Ideen und Konzepte aus dem Ego-Denksystems, aber für Kurs-Schüler sollte das kein Problem sein, denn es ist der Prozess des Übersehens, auf welchen der Kurs abzielt. Hawkins verweist in seinem Buch auf Ein Kurs in Wundern.
Die früheren Bücher des Autors konzentrierten sich auf die fortgeschrittenen Zustände von Gewahrsein und Erleuchtung. Im Laufe der Jahre fragten tausende von Studenten nach einer praktischen Technik, mit der innere Blockaden beseitigt werden könnten - Blockaden bezüglich Glück, Liebe, Freude, Erfolg, Gesundheit und letztendlich Erleuchtung. Dieses Buch stellt einen Mechanismus zum Loslassen dieser Blockaden bereit. Der Mechanismus der Kapitulation, den Dr. Hawkins beschreibt, kann jederzeit im Alltag angewendet werden.
Eine neue Erde - Eckhart Tolle
Das Buch beschäftigt sich mit dem geistig-seelischen Zustand der Menschheit. Nur wenn wir uns in einem „inneren Raum“ jenseits von Gedanken, Emotionen und reaktivem Verhalten bewegen, erfahren wir Liebe und eine allumfassende Intelligenz.
Das Buch der Geheimnisse - Osho
Es handelt sich um einen Kommentar zu einer alten tantrischen Schrift, das “Vigyan Bhairav Tantra”, die Shiva der indischen Mythologie zufolge der Welt übergeben hat. Diese fünftausend Jahre alte, indische Schrift über Meditation wird von vielen als der bedeutendste Text über Meditation angesehen. Tantra heißt "die Technik, die Methode, der Weg" und Vigyan Bhairav Tantra heißt "die Technik, über das gewöhnliche Bewusstsein hinauszugelangen". Vigyan heißt Bewusstsein, und Bhairav ist der Zustand jenseits des gewöhnlichen Bewusstseins und wird oft im Sinne von Gott verstanden.
Diese Schrift enthält 112 Meditationstechniken und das große Versprechen, dass jeder Suchende dort die für ihn stimmige Meditation finden wird. Einige dieser Techniken sind für Menschen, die in der Vergangenheit gelebt haben, und einige für diejenigen, die in der Zukunft leben werden. Diese 112 Meditationen beziehen sich auf Menschen aller Art und berücksichtigen ihre unterschiedlichen Naturen und Temperamente. Sie erfordern keine große Intelligenz, um sie zu verstehen oder sie zu praktizieren. Aber lassen wir uns von ihrer Einfachheit nicht täuschen. Sie öffnen eine Tür zur Ewigkeit.
Paramahansa Yogananda - Autobiographie eines Yogi
Autobiographie eines Yogi ist eine 1946 erschienene Autobiographie von Paramahansa Yogananda. Sie zählt weltweit zu den Klassikern der spirituellen Literatur. Sie ist seit über siebzig Jahren im Druck und in 52 Sprachen (Stand Jan. 2019) von seiner Organisation Self-Realization Fellowship übersetzt worden.
In diesem geistigen Klassiker erzählt Paramahansa Yogananda seine inspirierende Lebensgeschichte: Er beschreibt u.a. seine Begegnung mit vielen Heiligen und Weisen, seine zehnjährige geistige Schulung durch einen erleuchteten Meister und die mehr als 30 Jahre, die er in Amerika verbracht hat, wo er die befreiende Lehre des Kriya-Yoga verbreitete. Diese tiefgründige Einführung in die Wissenschaft und Weisheitslehre des Yoga zeigt auf, dass die großen Religionen des Ostens und Westens auf die eine Wahrheit jenseits der Worte verweisen und, was auch die moderne Physik längst erkannt hat, dass die Welt nicht "physisch real" ist.
Die Bedeutung dieser Autobiographie liegt im Verweis auf das Gemeinsame der Religionen und der modernen Wissenschaft.
Erwachen ist einfach: Mein Weg in die Freiheit – Barbara Vödisch
Dieses Buch führt uns auf eine Reise in die Erlebnisse und Erfahrungen eines höchst menschlichen Lebens und in den tiefen Frieden jenseits all dieser Erlebnisse. Es erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das den Tod übt, weil es wissen will, was es noch gibt. Die Geschichte eines Teenagers, der nichts als Schmerz und Leid zu erleben glaubt. Die Geschichte einer jungen Frau, die sich auf die Liebe einlässt, obwohl sie ihr Angst macht. Die Geschichte einer Frau, die immer wieder Angst hat und dennoch springt - ins Nichts, ins Ungewisse. Diese Frau macht sich von unbeschreiblicher Sehnsucht getrieben auf die Suche nach unendlicher Liebe, nach dem Einssein, nach etwas, das sie nicht benennen kann.
Barbara Vödisch beschreibt auch, wie sie während einer Vergewaltigung die Erlösung ihrer ganzen Täter-Opfer-Thematik erlebte und in diesem Moment erkannte, dass durch dieses Geschehen auf der körperlichen Ebene ihre Essenz nicht im Geringsten berührt wurde.
Was dieser Frau passiert ist, ist ein radikaler Vergebungsprozess, das Eintauchen in den heiligen Augenblick und der Wechsel in den glücklichen Traum. Dies ist auch das Ziel der Arbeit mit Ein Kurs in Wundern. Barbara Vödisch kannte allerdings den Kurs nicht. Das Spannende an diesem Buch ist daher, dass es wunderbar aufzeigt, dass es uns nicht frei steht, den Lehrplan zu wählen, nicht einmal die Form, in der wir ihn lernen werden. Es gibt verschiedene Formen, d.h. verschiedene Symbole, aber der Lehrplan ist immer derselbe, und in welcher Form wir ihn lernen, ist uns gegeben.
Der weitere Weg von Barbara Vödisch zeigt uns aber auch, dass der heilige Augenblick die Notwendigkeit des Lernens nicht ersetzt, denn der HEILIGE GEIST darf uns als unser LEHRER so lange nicht verlassen, bis der heilige Augenblick sich weit über die Zeit hinaus ausgedehnt hat, ansonsten werden wir wieder den Versuchungen des Egos erliegen.
Blick in die Ewigkeit - Eben Alexander
Das Buch beschreibt die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse. Faszinierend ist die Veränderung der Sichtweise eines reinen Naturwissenschaftlers, der bisher glaubte, das Gehirn sei die Quelle des Bewusstseins, und dann erkennen muss, dass das Bewusstsein unabhängig vom Körper existiert und Teil einer viel höheren Wirklichkeit ist. Die wenigen Aussagen des Buches über die Beziehung zwischen Bewusstsein und Geist, zwischen Bewusstsein und GOTT sind nicht ganz korrekt, aber das ist auch nicht das Thema des Buches.
Das wirklich Einzigartige und Bemerkenswerte an dieser Nahtoderfahrung ist, dass sich das Bewusstsein während dieser Erfahrung völlig von der Identifikation mit der irdischen Person und ihrer Geschichte gelöst hat. Dies ist normalerweise bei Nahtoderfahrungen nicht der Fall. Bei den üblichen Nahtoderfahrungen ist das Bewusstsein weiterhin mit der Person und seiner irdischen Geschichte identifiziert. Was Alexanders Bericht also wunderbar zeigt, ist, dass die Basis unserer individuellen Erfahrung reines Bewusstsein ohne Identität ist. Identität entsteht erst durch Identifikation. Bei der ersten Begegnung des individuellen Bewusstseins mit einem Lichtwesen übermittelt dieses ihm telepathisch drei wichtige Botschaften, die in irdischen Worten etwa wie folgt lauten: “Du wirst für immer zutiefst geliebt und geschätzt.” “Du hast nichts zu befürchten.” “Du kannst nichts falsch machen.”
Das Buch vermittelt einen wunderbaren Eindruck davon, dass alle Geister in unbegrenzter und vollständiger Kommunikation sind und von der ursprünglichen Form der Kommunikation zwischen GOTT und SEINEN Geschöpfen. Alexanders Beschreibungen geben uns eine Ahnung davon, was es bedeutet, ein vollkommener GEDANKE im GEIST GOTTES zu sein.
Heilung im Licht - Anita Moorjani
Anita Moorjani erkrankte an Krebs und lag im Sterben. Doch als sie glaubte, das Bewusstsein zu verlieren, fand sie sich plötzlich in einem von Licht und Ekstase erfüllten Zustand wieder. Tiefgreifende Erkenntnisse über unsere göttliche Natur strömten auf sie ein. Sie beschloss zurückzukehren, aber sie erkannte: »Der Himmel ist kein Ort, sondern ein Zustand.« Und sie erkannte, dass es ihre Aufgabe ist, anderen Menschen davon zu berichten.
Anita Moorjani kehrte ins Leben zurück, und in der Folge heilte ihr Krebs zur Überraschung aller Mediziner vollständig ab. Diese Erfahrung hat ihr Leben verändert. Sie weiß jetzt: Es gibt keinen Grund für Traurigkeit und Angst. Wir sind nicht nur mit allen anderen Lebewesen und mit Gott verbunden - in einer tieferen Schicht sind wir eins mit Gott. Ein zutiefst bewegender Erfahrungsbericht
Beim Lesen dieses Buches ist es wichtig zu verstehen, dass Anita keinen spirituellen Weg beschreibt, sondern eine Erfahrung - eine ganz wunder-volle Erfahrung. Auch wenn Anita nach der Heilung vom Krebs wieder einigen Einflüsterungen des Egos verfällt, wie der beliebten Verwechslung von Selbst und SELBST - dem verlockendsten Angebot des Egos an Menschen mit Interesse an Spiritualität - ändert dies nichts daran, dass das Buch einfach wunder-voll ist.
Im Zusammenhang mit Nahtoderfahrungen gilt es auch zu bedenken, dass es nie GOTT und damit unser wahres SELBST ist, das uns zurück in die Welt der Formen und besonderen Beziehungen ruft. Es ist immer unser Verlangen nach “mehr als GOTT”, also nach Trennung und damit unsere Angst vor GOTT, die uns zurückkehren lässt. Eine Nahtoderfahrung ist aber fast immer eine große Hilfe im Prozess der Berichtigung unseres schlafenden Geistes, weil sie uns die Illusion des Todes erkennen lässt und uns hilft, unsere Angst vor GOTT allmählich weiter abzubauen.
Der Grund, warum Menschen an diesem Punkt wieder in die materielle Welt zurückkehren, ist einfach der, dass das Drama der inkarnierten Existenz einen sinnvollen, einleuchtenden Abschluss gefunden haben muss. Es ist irrig anzunehmen, dass ein Mensch in der Mitte seines Existenzdramas endgültige Vereinigung mit GOTT erleben kann, ohne die Erlösung aus der Verstrickung in die Handlung erfahren zu haben.
Selbst der Wunsch LICHT in die dreidimensionale Dimension zu bringen, rührt aus dem Grund oder der Auffassung, dass wir etwas tun müssten, um das, was geschieht, zu korrigieren. Wie vielen von uns bewusst ist, ist das eine Auffassung, die uns immer noch antreibt. Wenn wir auf die Welt schauen, wenn wir auf unsere Brüder und Schwestern schauen, gibt es diesen Zwang, dieses Bedürfnis, sich zu engagieren und in Ordnung zu bringen. Es gibt in vielen von uns einen Glauben, dass wir, wenn wir nicht handeln, dann irgendwie weniger wert sind, weil unser Gefühl von Identität, unser Gefühl von Sein damit verbunden ist, nach außen auf die Welt zu schauen und zu beurteilen, was richtig und was falsch ist, und Meinungen darüber zu haben, was getan werden sollte, und dann oft versuchen, andere davon zu überzeugen, es auf unsere Weise zu tun.
Dienstanweisung für einen Unterteufel - C. S. Lewis
Ein wunderbares Beispiel für die Versuchungen der Stimme des Egos liefert uns C. S. Lewis (1898-1963) in seinem während des zweiten Weltkriegs geschriebenen Buch Dienstanweisung für einen Unterteufel. Vor allem im angloamerikanischen Raum ist C. S. Lewis bekannt für seine inzwischen auch verfilmte Kinderbuchserie Die Chroniken von Narnia. Er ist einer der einflussreichsten christlichen Apologeten der Neuzeit. Lewis verfasste zahlreiche Schriften zu theologischen Themen, weil er den Eindruck gewonnen hatte, dass die Berufstheologen die christliche Lehre nicht entschlossen darlegten, sondern voller „Wenn und Aber“. Auch wenn sein Verständnis der christlichen Lehre nicht die aktuellste ist und er die Möglichkeit einer Hölle im christlichen Sinne als möglich erachtete, sind seine mikroskopisch genauen Beobachtungen des Ego-Denksystems einmalig und wunderbar witzig in Dienstanweisung für einen Unterteufel dargestellt. Ein ironisches Buch über einen Briefwechsel zwischen dem Teufel Screwtape und seinem Schützling, dem Unterteufel Wormwood, wobei letzterer Anweisungen und Tipps erhält, wie er seinen "Patienten" am besten davon abhält, ins "Lager des Feindes" überzulaufen. In der Sprache des Kurses ist unter dem Begriff “Teufel” das Ego zu verstehen und unter dem “Feind” sinngemäß der HEILIGE GEIST, die Wahrheit oder GOTT.
Lewis macht - genau wie der Kurs - sehr deutlich, welch wichtiger Teil die Gedanken eines Menschen sind. Alles entscheidet sich auf diesem nach außen unsichtbaren Terrain. An einer Stelle richtet der Teufel folgende Worte an seinen Unterteufel: “Nichts spielt eine Rolle außer der Tendenz einer gegebenen Geistesverfassung unter gegebenen Umständen, eine bestimmten Patienten in einem bestimmten Moment näher an den Feind oder näher an uns heranzubringen.”
Lewis beschreibt wunderbar, wie das Ego versucht, den Menschen dazu zu bringen, nur noch in Meinungen und nicht mehr in Wahrheit und Irrtum zu denken: “Vor ein paar Jahrhunderten brachten die Menschen ihr Denken noch mit ihrem Tun in Zusammenhang und waren bereit, aufgrund eines logischen Gedankenganges ihre Lebensweise zu ändern. Doch mit Hilfe der wöchentlichen Presse und anderer derartiger Waffen haben wir das gründlich geändert. Dein Mann ist, seit er ein Junge war, daran gewöhnt worden, dass ihm ein Dutzend einander widersprechende Philosophien im Kopf herumtanzen. Eine Lehre betrachtete er nicht in erster Linie als wahr oder falsch, sondern als akademisch, oder pragmatisch, oder fortschrittlich, oder konventionell, oder radikal. Nicht Argumente, sondern Jargon ist dein bester Verbündeter, wenn es darum geht, ihn vom Feind fernzuhalten.”
Auch die egoische Anhaftung an Sinneseindrücke wird wunderbar beschrieben: “Schon dadurch, dass du argumentierst, weckst du die Vernunft des Patienten. Und wenn die erst einmal erwacht ist, wer kann dann die Folgen absehen? Selbst wenn dieser oder jener Gedankengang so verdreht werden kann, dass er zu unseren Gunsten endet, wirst du feststellen, dass du in deinem Patienten die fatale Gewohnheit gestärkt hast sich mit Fragen von universaler Bedeutung zu beschäftigen und seine Aufmerksamkeit vom Strom der unmittelbaren Sinneseindrücke abzuziehen. Deine Aufgabe ist es dagegen, seine Aufmerksamkeit genau an diesen Strom zu binden. Bringe ihn dazu, ihn für das wirkliche Leben zu halten und lass ihn nicht in den Sinn kommen sich zu fragen, was er mit ‘wirklich’ meint.”
Eine Dienstanweisung an den Unterteufel zum Thema Wissenschaft, die gerade in jüngster Zeit immer mehr in Erscheinung tritt, lautet folgendermaßen: “Verstehst Du, worauf es ankommt. Dank den Vorgängen, die wir schon vor Jahrhunderten in ihnen in Gang brachten, ist es Ihnen nahezu unmöglich, an das Außergewöhnliche zu glauben, solange das Gewöhnliche ihnen vor Augen steht. Triechtere ihm immer wieder die Gewöhnlichkeit aller Dinge ein. Vor allem aber, versuche niemals die Wissenschaften, die echten Wissenschaften meine ich, als Abwehr gegen das Christentum zu verwenden. Die würden ihn geradezu ermutigen, über Wirklichkeiten nachzudenken, die er nicht anfassen oder sehen kann. Es hat traurige Fälle unter modernen Physikern gegeben. Wenn er schon in der Wissenschaft herumtappen muss, dann lenke ihn auf die Wirtschaftswissenschaft oder die Soziologie. Lass ja nicht zu, dass er sich von jenem unschätzbaren ‘wirklichen’ Leben entfernt. Am besten jedoch wäre es, wenn du ihn gar keine wissenschaftlichen Bücher lesen ließest, sondern nur das großartige allgemeine Gefühl gäbest, er wüsste über alles Bescheid und alles was er in beiläufigen Gesprächen und oberflächlicher Lektüre aufgeschnappt habe, wären die neuesten Forschungsergebnisse. Vergiss nicht, dass du dazu da bist, ihn zu verwirren.”
Den Glauben an die eigene Besonderheit und die Idee durch eigenes Handeln positive Gefühle zu erzeugen, um so das Glück zu finden, klingt beim Teufel in Lewis Buch folgendermaßen: “Der einfachste Weg ist der, ihr Augenmerk von Ihm [GOTT] weg auf ihr eigenes Ich zu richten. Halte sie dazu an, nur auf ihren Seelenzustand zu achten und in sich durch eigene Anstrengung gewisse Gefühle zu erregen.” Weiter heißt es: “Wir haben den Vorteil, dass ihre Gedanken sich durch die Anstrengung, das Unmögliche zu erreichen, endlos um sich selber drehen.” Eine weitere sehr treffende Beschreibung lautet: “Alles Übertriebene, mit Ausnahme einer völligen Hingabe an den Feind, ist zu unterstützen. … Jede kleine Clique, zusammengehalten durch ein gemeinsames Interesse, das von andern verworfen oder ignoriert wird, hat die Tendenz, nach innen eine Treibhaushitze gegenseitiger Bewunderung, nach außen aber einen großen Hochmut und Hass zu entwickeln, deren sie sich nicht einmal schämt.”
C. S. Lewis kannte die Wahrheit über die Zeit und den heiligen Augenblick - das Jetzt. In seinem Buch bringt er das durch folgende Worte des Teufels Screwtape zum Ausdruck: “Qualvolle Furcht und törichte Zuversicht sind gleichermaßen wünschenswerte Geisteszustände. Unsere Wahl zwischen beiden wirft wichtige Fragen auf. Die Menschen leben in der Zeit, aber unser Feind [GOTT] hat sie für die Ewigkeit bestimmt. Darum will er glaube ich, dass sie sich vor allem auf zwei Dinge konzentrieren, nämlich auf die Ewigkeit selbst und jenen Punkt in der Zeit, den sie die Gegenwart [das Jetzt] nennen. Denn die Gegenwart ist der Punkt, an dem Zeit und Ewigkeit sich berühren. Den gegenwärtigen Moment [Den heiligen Augenblick] und nur ihn allein erfahren die Menschen in einer Weise, die vergleichbar ist mit der Art, wie unser Feind die Wirklichkeit als Ganzes erfährt, denn nur hier werden ihnen Freiheit und Tatsächlichkeit geboten. Darum möchte er, dass sie sich ständig entweder mit der Ewigkeit, also mit ihm oder mit der Gegenwart befassen, also entweder über ihre ewige Gemeinschaft mit ihm oder ewige Trennung von ihm nachdenken. … Unsere Aufgabe ist, sie vom Ewigen und von der Gegenwart abzulenken.”
Was Lewis den Teufel über die Freude sagen lässt, könnte direkt aus dem Kurs stammen: “Freude ist Seine [GOTT] Erfindung, und nicht die unsrige [Ego]. Er hat sie geschaffen; trotz unserer ganzen so weit entwickelten Forschung ist es uns bisher nicht gelungen, eine einzige wahre Freude hervorzubringen.”
Filme
Jesus teilte seine tiefe Weisheit, sein Licht und seine Liebe mit Hilfe von Gleichnissen. Jesus benutzte Gleichnisse, um es den Menschen zu ermöglichen, seine Lehren zu verinnerlichen.
Die Funktionsweise von Gleichnissen.
Das Gleichnis erlaubt es, gleichzeitig sehr unterschiedliche Verstandes- und Geistesebenen anzusprechen. Das Gleichnis stimuliert die Vorstellungskraft, fordert das Unterscheidungsvermögen heraus und provoziert kritisches Denken; es fördert Gleichgestimmtheit, ohne Gegensätze wachzurufen. Das Gleichnis geht von bekannten Dingen aus und führt zur Erkenntnis der unbekannten. Das Gleichnis benutzt das Materielle und Natürliche als Mittel, um das Geistige und Übermaterielle einzuführen. Das Gleichnis umgeht manches Vorurteil, führt eine neue Wahrheit sanft in das Bewusstsein ein und vollbringt all das bei einem Minimum an Abwehrreaktionen persönlichen Unwillens. Um eine Wahrheit zurückzuweisen, die in eine gleichnishafte Analogie gekleidet ist, bedarf es einer bewussten intellektuellen Tätigkeit, die die eigene Vernunft geradezu verachtet. Der Gebrauch der Unterrichtsform in Gleichnissen erlaubt es dem Lehrer, neue und sogar überraschende Wahrheiten zu vermitteln und gleichzeitig Kontroversen und den äußeren - nicht aber den inneren - Zusammenprall mit Tradition und alten Vorstellungen weitgehend zu vermeiden. Das Gleichnis hat auch den Vorteil, die vermittelte Wahrheit jedesmal ins Gedächtnis zurückzurufen, wenn man später denselben vertrauten Szenen wiederbegegnet.
Filme sind moderne Erzählungen, moderne Gleichnisse. Filme sind eine wunderbare Möglichkeit unsere Wahrnehmung bei jedem Film zu erkunden. Filme sind ein hervorragendes Hilfsmittel, um unseren Geist zu beobachten, auf unsere Gefühle zu achten und unsere unbewussten Überzeugungen zu entdecken. Wenn wir emotional auf einen Film reagieren, ist das die gleiche Dynamik, wie wenn wir auf Menschen in unserem Leben reagieren. Wenn wir Probleme mit Menschen haben, ist das eine Projektion unseres Geistes. Und so ist es auch, wenn wir auf einen Film reagieren - unsere Reaktion ist die Folge einer Projektion unseres Geistes. Das Betrachten von Filmen ist ein angenehmer Weg, um aufzuwachen und zu heilen, verglichen mit einer schwierigen Familiensituation oder einer konfrontativen Beziehung. Das Betrachten von Filmen zur Heilung kann uns helfen, in diesen schwierigen Situationen schneller Klarheit zu gewinnen. Wenn wir uns beim Betrachten von Filmen unseres Geisteszustandes, unserer Gedanken und Reaktionen bewusst werden, beschleunigt das die Heilung. Es kann anfangs sehr anstrengend sein, wenn wir mit unseren Gefühlen und Überzeugungen in Berührung kommen, aber es weicht der Freude, und wir öffnen uns mehr und mehr für dauerhaften Frieden, Glück und Zufriedenheit. Letztendlich können Filme helfen, uns zur Erleuchtung zu führen.
Wenn es um die Arbeit mit Filmen auf dem spirituellen Weg geht, stoßen wir oft auf eine beliebte Abwehrstrategie des Egos. Das Ego flüstert uns dann ein: “Ach, ich mag keine Filme anschauen, ich beschäftige mich lieber mit dem wirklichen Leben” Oder: “Ich habe keine Zeit, Filme anzuschauen, weil ich mit dem wirklichen Leben beschäftigt bin”. Das Ego lädt uns ein, ständig beschäftigt zu sein, um uns von spirituellem Wachstum abzulenken. Sein zentrales Argument dabei ist, dass es sich dabei um das wirkliche Leben handeln würde, dass die Ebene der Form und die daraus entstehenden unmittelbaren Sinneseindrücke die Wirklichkeit wären und nicht der Geist. Was aber versteht das Ego unter “wirklichem” Leben? Es ist die Beschäftigung mit Nebensächlichkeiten, mit Vergänglichem, also mit Nichts. All diese Beschäftigung dient der Ablenkung von einer tieferen Beschäftigung mit dem eigenen Geisteszustand, dient der Ablenkung von unterdrückten Gefühlen, dient der Ablenkung von der Bedeutungslosigkeit dieser Welt und damit von der Angst im Ego-Geist und dem Mangel an wahrer Liebe. Ohne Entscheidung für den HIMMEL ist die Zeit bloß verschwendet und die Mühe vergeudet. Sie wird aufgewendet, ohne etwas einzubringen, und die Zeit verstreicht ergebnislos. Da ist kein Empfinden von Gewinn, denn nichts wird erreicht und nichts gelernt.
“Alle GOTTESSÖHNE warten auf deine Rückkehr, genau wie auch du auf die ihre wartest. Verzögerung spielt keine Rolle in der Ewigkeit, doch ist sie tragisch in der Zeit.” (EKIW: Kapitel 5, VI. 1. 2.-3.)
Eine andere Strategie des Egos ist es, uns davon zu überzeugen, dass unsere eigene Geschichte, d.h. unsere Biographie und die unserer Vorfahren, die Wirklichkeit ist, aber das ist sie nicht. Keine Geschichte ist wirklich - Raum und Zeit sind eine Illusion. Der Wert einer Geschichte bemisst sich daher einzig und allein daran, ob sie uns als Gleichnis dient, ob sie auf die Wahrheit jenseits der Worte verweist und damit auf dem Weg des spirituellen Erwachens hilfreich ist.
Ein weiterer Abwehrmechanismus des Egos in Bezug auf Filme besteht darin zu sagen: “Ich schaue mir keine schrecklichen Filme mit Grausamkeiten wie Mord und Totschlag an. Damit will ich meinen Geist nicht belasten.” Das Ego tut tatsächlich so, als sei die Darstellung seiner Welt das Problem und nicht seine Welt an sich. Aber nicht die Darstellung dieser Dinge in Filmen ist das Problem, sondern unser Glaube daran. Allein dadurch, dass wir zum Beispiel einen Mord im Film nicht sehen wollen, bestätigen wir die Wirklichkeit von Mord, bestätigen wir unseren Glauben an den Tod. Das heißt, unser Geist ist bereits damit belastet, und gerade die Beschäftigung mit diesen Themen durch Filme kann uns von dieser Belastung befreien, um eines Tages zu erkennen, dass nichts Wirkliches bedroht werden kann und nichts Unwirkliches existiert.
Was sich in Wahrheit hinter diesem Abwehrmechanismus verbirgt, ist die Angst vor Gefühlen. Wir haben eine Angst vor unseren inneren Gefühlen entwickelt, weil diese eine so enorme Menge an Negativität bereit halten, dass wir fürchten, davon überwältigt zu werden, wenn wir es wagen würden, genauer hinzublicken. Wir haben Angst vor diesen Gefühlen, weil uns kein Mechanismus bewusst ist, durch den wir die Gefühle, wenn wir ihnen erlauben, an die Oberfläche zu kommen, bewältigen können. Doch gerade Filme können uns helfen, uns im heilsamen Umgang mit unseren Gefühlen zu üben. Glücklich werden wir durch den inneren Frieden der dadurch entsteht, dass wir jedes Gefühl gleichermaßen annehmen, die sogenannten negativen Gefühle genauso wie die sogenannten positiven, die Lebendigkeit ist das erstrebenswerte, und die wundervolle Gelöstheit des Friedens; Gefühle so annehmen, wie sie sind. So lange, wie sie da sind. Ohne sie zu verdrängen und ohne in ihnen zu baden.
Alle Kommentare und Rezensionen sind inspiriert von The Movie Watcher's Guide to Enlightenment (MWGE) vom Kurs in Wundern Lehrer David Hoffmeister. David zeigt uns Techniken, wie wir Filme auf eine neue Art und Weise ansehen können - nicht als Unterhaltung oder als Flucht vor den Herausforderungen des Lebens - sondern als Möglichkeit, intensive Gefühle zur Heilung aufkommen zu lassen. Filme können Erinnerungen auslösen, die verdrängt und verleugnet wurden. Wenn diese intensiven Gefühle bei uns hochkommen, sollten wir den Film anhalten, damit wir mit dem, was in diesem Moment zur Heilung auftaucht, präsent sein können. Heißen wir unsere Gefühle willkommen, damit sie losgelassen werden können und sich uns neue Perspektiven eröffnen.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Themen:Ego, Täuschung, Stolz, Verzweiflung, Tod, Loslassen der Besonderheit, Berichtigung, Inspiration, Bestimmung, Das Drehbuch ist geschrieben, Zeit, Erwachen
Dieser Film wurde Anfang der 90er Jahre veröffentlicht - zu einer Zeit, in der auch Bücher wie Gespräche mit Gott erschienen sind. Die unterschiedlichsten Vertreter religiöser und spiritueller Richtungen haben sich nach der Veröffentlichung des Films an den Regisseur gewandt und betont, der Film sei ein wunderbarer Ausdruck ihrer Lehren. Dieser Film beschreibt auf perfekte Art und Weise den spirituellen Weg den Ein Kurs in Wundern lehrt, man könnte fast sagen; es ist der Film zum Kurs!
Der Groundhog Day, wie er in einigen nordamerikanischen Städten am 2.2. gefeiert wird, ist im Christentum der Tag der Darstellung des Herrn. Im Lauf der Entwicklungen verschob sich der Schwerpunkt des Darstellungsfests von Jesus auf die Mutter Jesu. Aus dem Fest der Darstellung des Herrn wurde Mariä Reinigung und Mariä Lichtmess. Seit den 1960er Jahren gilt wieder die alte Form.
Die Filmfigur Phil ist ein misanthropischer Zyniker, der sich selbst als Mittelpunkt des Universums und andere Menschen nur als Statisten für seinen Egotrip sieht. Phils Geist ist voller Angriffsgedanken, voller Urteile über seine Mitmenschen und die Welt. Er blickt mit Verachtung auf seine Kollegen, auf das Städtchen Punxsutawney und seine Bewohner. Er will nur schnell wieder weg, weil er sich für etwas Besonderes hält, als plötzlich ein heftiger Wirbelsturm - am Fest des Herrn - sein Leben durcheinander bringt und der Berichtigungsprozess beginnt. Anfangs versucht Phil noch mit allen Tricks, die Gunst seiner Kollegin Rita zu gewinnen, doch erst als er sich auch davon gelöst hat, gewinnt sie ihn bei einer Auktion und der zeitlose, glückliche Traum von einer heiligen Beziehung beginnt.
Um aus der Illusion der Zeit aufzuwachen, muss sich nicht die Welt ändern, sondern nur unser Blick auf die Welt. Die Welt im Film ist immer dieselbe, immer dieselben Menschen, immer derselbe Murmeltiertag, aber was sich ändert, ist Phils Sicht auf die Welt.
Auf dem Cover der DVD ist zu lesen: „Für ihn ist heute gestern. Und morgen auch.“ Solange wir in der Illusion der Zeit feststecken, ist die Zukunft immer nur eine Wiederholung der Vergangenheit. Wenn wir in den heiligen Augenblick erwachen, ist die Vergangenheit erlöst und die Zukunft befreit.
Der Film zeigt auf humorvolle Art und Weise, worum es im Leben geht. Die Welt der Zeit wiederholt sich immer und immer wieder in einer Schleife, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Routinen, Geschäftigkeit und Rituale folgen vorhersehbaren Mustern, die zu endlosen Schleifen zurück zu sich selbst zu führen scheinen. Der Wunsch, etwas von anderen Menschen zurückzubekommen, führt uns auf eine fruchtlose Suche, während wir versuchen, unsere innere Leere zu überwinden. Alle Versuche, dieser inneren Leere zu entkommen, scheinen vergeblich. Wenn es wirklich schwierig wird, flüchtet sich das Ego in den Tod. Aber der Tod löst den Konflikt nicht.
Nur wenn der Wunsch, wahrhaft hilfreich zu sein, in uns erwacht, erhält die Welt einen neuen Zweck. Anstatt uns auf die Flucht vor der Welt zu konzentrieren, wollen wir einfach die Liebe in uns ausdehnen und jedem, der in unser Leben tritt, mit Liebe begegnen. Mit diesem Wechsel in der Absicht kommt eine neue Sichtweise auf die Welt in unser Leben, und wir können endlich sagen und wirklich meinen: "Ich liebe dich." Wenn wir aus unserem tiefsten Inneren heraus lieben - ohne Bedingungen, Grenzen oder Erwartungen - erscheint die völlige Unschuld der wahren Liebe. Und wenn dieses Licht die Welt erhellt, erkennen wir plötzlich, dass wir nicht mehr durch die Zeit gebunden sind - wir sind frei in der Liebe.
"There's a smile on my face
for the whole human race.
Why, it's almost like being in love."
(Almost Like Being in Love - Natalie Cole)
(Filmmusik)
Analyse im Detail:
Der Film beschreibt mikroskopisch genau den Weg aus der Illusion. Zu Beginn besteht noch die vollständige Identifikation mit der Figur im Lebenstraum, mit dem Körper dem "Helden" des Traums. Raum und Zeit, aber auch die eigene Person werden als real erlebt.
Dabei können wir wunderbar erkennen, wie Wahrnehmung durch Projektion erzeugt wird. Projektion ist der Kunstgriff des Egos, durch den wir uns anders als unsere Brüder und getrennt von ihnen fühlen sollen. Projektion und Angriff stehen unweigerlich miteinander in Beziehung, weil Projektion immer ein Mittel ist, um Angriff zu rechtfertigen. Auch wenn Phil seine Angriffe auf die Menschen, denen er an diesem Morgen in Punxsutawney begegnet, mit oberflächlicher Freundlichkeit tarnt, sind sie nicht zu übersehen. Man spürt, wie das Ego jede Begegnung nutzt, um die eigene Person besser darzustellen als die Mitmenschen und dadurch verschleiert das Ego unsere Ebenbürtigkeit mit ihnen noch mehr.
Wir befinden uns in einem Spiegelkabinett. Das, worauf wir schauen, ist unser Geisteszustand, der sich außen spiegelt. Wenn wir also etwas von der Welt wollen, will die Welt etwas von uns. Und so wird Phil von seinem alten Schulfreund Ned Ryerson regelrecht überfallen, der ihm eine Versicherung verkaufen will. Phil lebt auch ganz im Glauben an die Zeit und in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft bei einem anderen Fernsehsender. Diese Anhaftung an die lineare Zeit spiegelt sich auch in Ned Ryerson wider. Ned ist eine Person aus Phils Vergangenheit und will ihm eine Lebensversicherung, also ein Versprechen auf die Zukunft, verkaufen.
Als der Radiowecker auch am nächsten Morgen wieder den Song “I Got You Babe” spielt, glaubt Phil zunächst, der Sender spiele versehentlich das Band von gestern. Doch dieser Songtitel kann auch als Botschaft des HEILIGEN GEISTES interpretiert werden, denn nun beginnt der Berichtigungsprozess, nach dem es Phils Seele verlangt. Und so heißt es weiter in dem Song: “I got you to walk with me. I got you to talk with me.”
Dann kommt der erste wichtige Schritt, die Erkenntnis, dass das Leben auf dieser Ebene nur eine endlose Wiederholung der ewig gleichen Themen ist. Phil wird klar, dass es im Prinzip egal ist, was er tut, es hat nicht wirklich eine Bedeutung. Phil erkennt, dass die Konsequenzen in Zeit und Raum gar nicht so wichtig sind, wie er immer angenommen hatte. Phil hat seine wahre Funktion noch nicht erkannt, aber er löst sich von den Ursache-Wirkungs-Beziehungen der Welt. Er lebt dies aus, indem er Gesetze bricht und endlich macht was er zu wollen glaubt. Das fühlt sich wie eine große Befreiung an, ist auch ein kleiner Schritt in Richtung Befreiung, aber es ist noch nicht das spirituelle Erwachen.
Nun folgt die Phase der persönlichen Selbsterhöhung, die Phase des sogenannten "spirituellen” Egos. Phil erklärt Rita: “Ich bin Gott, eine Art Gott, nicht der Gott.” Besser als in diesen Worten kann man das Selbstbild des "spirituellen" Egos gar nicht beschreiben. Dies ist die Phase des "Manifestierens". Unzählige Esoterik-Ratgeber lehren genau das. Dies ist jene Phase in der die Person glaubt sie wäre der Schöpfer ihrer selbst. Phil zeigt uns, wie das Ego die Gedanken manipuliert, um den Eindruck einer, durch Manifestieren geschaffenen, besseren Welt zu erzeugen. Jesus spricht im Kurs von Phantasien.
Phantasien sind Versuche, falschen Bedürfnissen entsprechend Kontrolle über die Wirklichkeit auszuüben. Phantasien sind ein Mittel, falsche Assoziationen herzustellen und zu versuchen, sich daraus Vergnügen zu verschaffen. Doch obschon wir falsche Assoziationen wahrnehmen können, können wir sie nie wirklich machen, außer für uns selbst.
Phil probiert dann verschiedene Rollen und Namen aus; einmal gibt er vor, ein Cowboy zu sein: "Nenn mich Bronco." Jeder Mensch schlüpft im Laufe seines Lebens in verschiedene Rollen, sei es die des Vaters, der Mutter, des Chefs, des Beraters oder des Stars. Das Ego kennt keine Dauerhaftigkeit und ist bereit, jede Rolle und jeden Namen anzunehmen, wenn es nur seinen Zwecken dient.
Eine Zeit lang funktioniert dieses Spiel des Egos, aber nicht auf Dauer, denn der Wille GOTTES, der in Wahrheit auch unser eigener Wille ist, setzt sich irgendwann durch. Die Liebe GOTTES ist nicht aufzuhalten.
Der Kurs enthält zehn Kapitel, die sich mit dem Unterschied zwischen der besonderen Beziehung und der heiligen Beziehung befassen. Phil zeigt uns in dem Film sehr schön, worum es bei der besonderen Beziehung geht. Phil versucht nach allen Regeln der Kunst, sich die Zuneigung seiner Kollegin Rita zu sichern. Zu diesem Zweck versucht er herauszufinden, was Rita will, verlangt, denkt, erwartet und plant. Phils ganzes Streben ist auf ein zukünftiges Glück gerichtet, das davon abzuhängen scheint, ob er Rita ins Bett bekommt oder nicht. Phil nutzt die Vergangenheit und versucht damit, die Zukunft nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Dabei gibt er vor, der nette Kerl zu sein, der französische Lyrik und Kinder liebt und von dem er glaubt, dass Rita ihn mögen wird. Niemand, der ein Bild von sich macht, lässt das Gesicht der Unschuld, das das Konzept des Selbst so stolz zur Schau trägt, weg, denn er hat es nötig. Die andere Seite möchte er nicht sehen. Aber jeder spürt, dass unser “Gutsein” in der Ego-Identifikation nur Fassade ist, und das spürt auch Rita, als Phil ihr den guten, kinderlieben Mann vorspielt, nur um sie ins Bett zu kriegen. Wenn wir Phil bei seinem Streben nach Rita beobachten, können wir uns viele Irrwege im Leben ersparen.
Phils Leben tritt nun in eine Phase der Desillusionierung ein. Nun versucht er, sich auf verschiedene Weise umzubringen. Um der inneren Leere zu entkommen, sucht er Zuflucht im Tod, aber der Tod löst den Konflikt nicht.
“Die Zahl der Wege, die die Welt anbieten kann, scheint ziemlich groß zu sein; die Zeit muss aber kommen, wo jeder zu sehen beginnt, wie ähnlich sie einander sind. Manche Menschen sind gestorben, als sie dieses sahen, weil sie keinen Weg erblickten außer jenen Pfaden, die angeboten werden von der Welt. Und als sie lernten, dass sie nirgendwohin führen, verloren sie die Hoffnung. Und dennoch war dies ebenjene Zeit, in der sie ihre größte Lehre hätten lernen können. Alle müssen diesen Punkt erreichen und über ihn hinausgehen.” (EKIW: Kapitel 31, IV. 3. 3.-7.)
Selbstmord ist ein Schuldbekenntnis und eine Einladung an die Schuld in der Welt des Egos. Sich das Leben zu nehmen, bedeutet in der Regel, die Überlebenden gleichzeitig anzuklagen, und wird von den Überlebenden in der Regel auch so wahrgenommen, die sich dann schuldig fühlen. Selbstmord bedeutet zu sagen: “Sieh mich an, mein Bruder, durch deine Hand sterbe ich.” Krankheit nämlich ist das Zeugnis seiner Schuld, und der Tod beweist, dass seine Fehler Sünden sind. Nicht Lebenswille, sondern Todeswunsch ist die Motivation für diese Welt. Ihr einziges Ziel ist, zu beweisen, dass Schuld wirklich ist. Kein weltlicher Gedanke, keine weltliche Handlung und kein weltliches Gefühl haben eine andere Motivation als diese. Heilung geschieht, indem wir unseres Bruders Unschuld bezeugen, und nicht seine Schuld. Unsere Heilung ist sein Trost und unsere Gesundheit, weil sie beweist, dass Illusionen nicht wahr sind.
Nachdem Phil erkannt hat, dass der Tod ihm nicht die Erlösung bringt, beginnt nun der Weg der Berichtigung. Jetzt ist Phil nicht mehr auf Ritas Körper fixiert, sondern teilt im Geiste einen gemeinsamen Zweck mit ihr. Nun beginnt der freudige Teil seiner Reise. Phil hat erkannt, dass er viel für seine Heilung und die Anderer tun kann, wenn er in einer Situation, die Hilfe erfordert, folgendermaßen denkt:
“Ich bin nur hier, um wahrhaft hilfreich zu sein.
Ich bin hier, um IHN zu vertreten, DER mich gesandt hat.
Ich brauche mich nicht zu sorgen, was ich sagen oder tun soll,
denn ER, DER mich gesandt hat, wird mich führen.
Ich bin zufrieden, dort zu sein, wo immer ER es wünscht,
in der Erkenntnis, dass ER mit mir dorthin geht.
Ich werde geheilt, indem ich mich von IHM lehren lasse, wie man heilt.” (EKIW: Kapitel 2, V. 17.)
Ab diesem Zeitpunkt in unserem Leben nutzt der Heilige Geist alle unsere Fähigkeiten, auch die, von denen wir nicht wussten, dass wir sie haben, um SEINEM Zweck zu dienen. Phil wechselt den platten Reifen am Auto einer alten Dame, fängt einen Jungen auf, der von einem Baum fällt, rettet einem Mann in einem Restaurant das Leben und tritt als Pianist bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung auf. Es ist wichtig zu verstehen, dass es hier nicht darum geht, persönliche Anstrengungen zu unternehmen, um die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, um damit in der Zukunft etwas zu erreichen, sondern darum, sich ganz SEINER Führung anzuvertrauen und aus dem Moment heraus zu handeln. Der Geist eines erleuchteten Menschen ist eine tabula rasa für alle neuen Sinneseindrücke.
Augustinus, der Bischof von Hippo, drückte es seinerzeit folgendermaßen aus: “Liebe und (dann) tue, was du willst.“ Wenn wir uns der LIEBE, also GOTT, verpflichtet fühlen, dann vereint sich unser persönlicher Wille mit SEINEM Willen, der in Wirklichkeit auch unser wahrer Wille ist.
Von diesem Zeitpunkt an genießt Phil seinen Aufenthalt in der Kleinstadt Punxsutawney. Er versucht, weder räumlich noch zeitlich zu entkommen, denn er ruht völlig entspannt im Hier und Jetzt. Er erwacht aus dem Traum der linearen Zeit, und nun ist sein Leben nicht mehr eine Wiederholung der Vergangenheit, sondern ein brandneuer Tag beginnt. Er schaut am Morgen des neuen Tages aus dem Fenster und die Welt erstrahlt in weißem Licht, weil es in der Nacht geschneit hat - eine wunderbare Symbolik. Nun beginnt der glückliche Traum mit seiner mächtigen Gefährtin Rita.
Gott sei Dank können wir dem vollkommenen Glück GOTTES nicht entkommen, wir können es nur hinauszögern.
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
Themen:Falsche/Wahre Empathie, Depression, Weckruf, Zweck, Kraft der Gedanken, Freier Wille, Geistesschulung, Zeit, gegenwärtiger Augenblick, Bewusstsein des Träumens
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie (Originaltitel: Before I Fall) ist ein US-amerikanischer Spielfilm der Regisseurin Ry Russo-Young aus dem Jahr 2017 und basiert auf dem im Jahr 2010 erschienenen Roman „Before I Fall“ von Lauren Oliver. Der deutsche Titel des Films ist nicht nur sperrig, sondern auch irreführend, denn es gilt zu verstehen, dass genau das, was jetzt passiert, das “Leben” ist, das an uns vorbeizieht. Jesus sagte schon vor zweitausend Jahren: “Werdet Vorübergehende.”
Es ist der „Murmeltiertag“, der Phil in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ gefangen hält. Für Teenagermädchen Sam, das in diesem Film in eine ähnliche Zeitschleife fällt, ist es der „Cupid Day“: eine Kombination aus Valentinstag und den für amerikanische Highschools so typischen Beliebtheitswettbewerben. Wer von seinen Kollegen die meisten Rosen bekommt, dem ist Ehre auf dem Gang sicher; wer leer ausgeht, bekommt Hohn und Spott.
Genau wie Phil in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erlebt Sam denselben Tag immer wieder aufs Neue. Sie erlebt alle typischen menschlichen Emotionen und erkennt die Vergeblichkeit des Versuchs, ein besseres Leben zu führen, indem sie etwas an der Form ändert. Wenn man die Ziele des Egos verfolgt, gibt es hier kein dauerhaftes Glück, denn diese Welt ist eine Projektion der dunklen Gedanken im Geist.
Sam erkennt, dass die Konsequenzen auf der Ebene der Form nicht so wichtig sind, wie sie immer dachte. Sam hat ihre wahre Funktion noch nicht erkannt, aber sie löst sich von den Ursache-Wirkungs-Beziehungen der Welt. Sie lebt dies aus, indem sie die dunkle Seite ihres persönlichen Selbst ausagiert. Das fühlt sich zunächst wie eine Befreiung an, ist auch ein kleiner Schritt in Richtung Befreiung, aber letztlich fühlt es sich nicht gut an. Dies aus eigener Erfahrung zu erkennen, ist ein wichtiger Schritt. Während dieser Phase ist an der Wand der Toilette, in der sie sich gerade befindet, Folgendes zu lesen: “ONLY THOSE WHO ATTEMPT THE ABSURD ACHIEVE THE IMPOSSIBLE”
Der Wert von Filmen wie diesem besteht darin, dass sie uns die praktischste Frage ins Bewusstsein rufen, die wir uns bei allem, was wir tun, stellen müssen: „Wofür ist es gut?“ Mit jedem Tag, der vergeht, beginnt Sam sich zu fragen, warum sie und ihre Freunde das tun, was sie sich so angewöhnt haben zu tun. Die Einladung des HEILIGEN GEISTES besteht darin, langsamer zu werden und von diesen bedeutungslosen und sich wiederholenden Interaktionen und Beschäftigungen Abstand zu nehmen und die leuchtende Nadel im Heuhaufen zu sehen: den gegenwärtigen Augenblick.
In der Erkenntnis, dass sie eine wichtige Rolle in GOTTES Plan spielt, wacht Sam eines Morgens in freudiger Erwartung des neuen Tages auf und ist bestrebt, jeden Augenblick zu nutzen und keine Minute mit Sorgen, Urteilen oder leerem Geschwätz zu verschwenden. Sie ist schnell bereit zu vergeben, zu lächeln oder zu umarmen, zu sagen, was gesagt werden muss, und jeden daran zu erinnern, dass er ihr wichtig ist.
GOTTES Absicht für unser Leben klopft jeden Tag an die Tür unseres Geistes und sagt: „Ich bin hier. Ich liebe dich. Ich bin das Ziel deines Tages, und wenn du mich annimmst, wirst du eine wunderbare Zeit haben.“ Sam öffnet sich für diese neue Bestimmung und nimmt sie an. Sie erkennt, dass sie, indem sie ihrem Herzen folgt, die Kraft für einen perfekten Tag herbeiruft. Und während sich ihre Wahrnehmung vereinheitlicht, erklärt sie aufgeregt: „Ich schaue mir nur meine größten Hits an.“ Alles ist vergeben, und es bleiben nur noch ihre liebevollen Erinnerungen an alles und jeden.
“Jeder liebevolle Gedanke, den der GOTTESSOHN je hatte, ist ewig. Die liebevollen Gedanken, die sein Geist in dieser Welt wahrnimmt, sind die einzige Wirklichkeit der Welt. Sie sind immer noch Wahrnehmungen, weil er immer noch getrennt zu sein glaubt. Doch sind sie ewig, weil sie liebevoll sind. Und da sie liebevoll sind, sind sie wie der VATER und können deshalb nicht sterben. Die wirkliche Welt ist tatsächlich wahrnehmbar. Das einzige, was dazu nötig ist, ist die Bereitwilligkeit, nichts anderes sonst wahrzunehmen.” (EKIW: Kapitel 11, VII. 2.)
Am Ende sieht es aus der Sicht des Egos so aus, als ob Sam sich geopfert hätte, aber in Wahrheit ist es wie mit Jesus Kreuzigung. Weder Jesus noch Sam haben sich geopfert, sie haben bis zuletzt nur Liebe gelehrt, auch noch durch die Hingabe ihres Körpers. “Die Botschaft der Kreuzigung ist vollkommen klar: Lehre nur Liebe, weil du nur Liebe bist.”
“Long way down when there's no way out
How I long for the way we were
Days go by in the dying embers
I still remember
These days, I'm haunted by each day that passes by
These days passing by
I wanna get out, but I can't live without you
I can't live without you
I wanna get out, but I can't live without you
I can't live without you” (W / O U - Gems, Filmmusik)
Source Code
Themen:Zeit, das Drehbuch ist geschrieben, Macht der Gedanken, Bewusstheit des Träumens, sich dem wahren Zweck verpflichtet fühlen, Heilige Beziehung
Wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, handelt es sich auch hier, um eine sich ständig wiederholende Zeitschleife, in der sich der Protagonist der Geschichte, Captain Colter Stevens, ständig weiter entwickelt. Auch dieser Film ist ein metaphysischer Klassiker. Er ist eine eindringliche Erinnerung daran, dass diese Welt ohne GOTT die Hölle ist und unsere Mission in dieser Welt nur einen einzigen wahren Zweck hat - Vergebung!
Dieser Film zeigt auch auf äußerst beeindruckende Art und Weise, dass das Drama unseres “Lebens” in Zeit und Raum einen sinnvollen, einleuchtenden Abschluss gefunden haben muss, dass wir also das Drama unserer inkarnierten Existenz nach einem finalen Akt als beendet anerkannt haben müssen, damit Erleuchtung im Sinne von Erkenntnis geschehen kann. Es ist irrig anzunehmen, dass ein Mensch in der Mitte seines Existenzdramas Erkenntnis erleben kann, ohne die Erlösung aus der Verstrickung in die Handlung erfahren zu haben. Geistesfrieden ist allein darum die Voraussetzung für die Erkenntnis, weil jene, die sich in Konflikt befinden, nicht friedvoll sind, und Friede ist die Bedingung für Erkenntnis, weil er die Bedingung für das HIMMELREICH ist. Erkenntnis kann nur wiederhergestellt werden, wenn wir ihre Bedingungen erfüllen.
Die sich wiederholende Zeitschleife im Source Code dauert genau 8 Minuten. Eine waagrecht liegende Ziffer 8 ähnelt dem mathematischen Unendlichzeichen ∞. Das Unendlichzeichen wird mit unterschiedlichen Bedeutungen auch außerhalb der Mathematik verwendet, unter anderem als Symbol für ein logisches Paradoxon oder einen Teufelskreis, beispielsweise in Form des Ouroboros, einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Aber es ist auch ein bedeutendes Symbol für Ewigkeit und Ganzheit - also für GOTT.
Damit ist der Film selbst schon wunderbar beschrieben. Er handelt, vom sich ständig wiederholenden Teufelskreis der Ego-Illusion, der dem wahren Zweck unterstellt zum Berichtigungsprozess wird, an dessen Ende das Aufwachen aus dem Traum - die Erlösung durch GOTT - steht.
Das Cloud Gate am Millennium-Park in Chicago, das von den Protagonisten am Ende des Films besucht wird, dient laut Regisseur Duncan Jones als Metapher für den gesamten Film. Das Cloud Gate, eine öffentliche Skulptur des britischen Künstlers Anish Kapoor, ist bei den Besuchern des Parks beliebt für die Aufnahme von verzerrten fotografischen Selbstporträts.
Wir alle akzeptieren als Realität, was wir wahrnehmen. Captain Colter Stevens erwacht durch den Ruf von Air-Force-Captain Colleen Goodwin, die eine Rückrufsequenz einleitet, die ihn an sein Selbstverständnis, von einem in der Luftwaffe ausgebildeten Piloten, erinnert. Doch als er versucht, seine Mission zu erfüllen, beginnt er, ihren Zweck in Frage zu stellen. Captain Stevens, der die letzten acht Minuten des Bewusstseins von Sean, einem Schullehrer in einem explodierenden Zug nach Chicago, erlebt, muss eine Untersuchung einleiten, um den Bomber zu finden und sein nächstes Ziel zu vereiteln. Dies ist eine Übung in Zeit, Raum und der Bereitschaft, über das gegenwärtige Verständnis hinaus zu gehen. Doch während der zweite Bombenanschlag aufgeklärt wird, verändert sich auch die Wahrnehmung der Welt durch den Captain. Eingeführt in diese Wiederholungssequenz mit extrem hoher Bewusstheit, beginnt er die Natur seiner Realität in Frage zu stellen. Seine Persönlichkeit wird weicher, als er mit Christina interagiert, einer mächtigen Begleiterin, die seine Aufmerksamkeit, raus aus dem Drama, in die Intimität des gegenwärtigen Augenblicks, lenkt, was über seine militärische Rolle hinausgeht.
Wechselwirkungen, notwendige Kompromisse und Menschenfreundlichkeit werden in dieser Geschichte hervorgehoben. Der Captain muss einen Weg finden, seine begrenzenden Überzeugungen und seinen Wunsch, ein guter Soldat zu sein, zu überwinden und im reinen Glauben zu einer völlig neuen Existenz aufzusteigen. Vergebung ist die Befreiung. Nachdem er mit seinem Vater Frieden geschlossen hat, ist er von der Pflicht befreit und kann völlig unerwartet ein liebevolles Leben führen.
Der Film vermittelt uns eine wichtige Lektion des Kurses: Wir wissen nichts über uns selbst und über andere. Schon Lektion 1 des Kurses weist uns darauf hin: “Nichts, was ich … sehe, bedeutet etwas.” Deshalb müssen wir uns von der Fixierung auf Persönlichkeiten und Charaktere lösen und uns ganz auf den einzig wahren Zweck konzentrieren: die Erlösung aus der Illusion der Trennung. Das Wunder der Vergebung korrigiert alle Irrtümer - in Vergangenheit und Zukunft.
Der Film zeigt auf wunderbare Weise auch, dass sich die Welt in unserem Bewusstsein abspielt und wir keine der Figuren im Welttheater sind. Das individuelle Bewusstsein, das sich einmal mit der Rolle des Captain Colter Stevens identifizierte, sendet, nachdem es sich mit einer anderen Figur identifiziert hat, eine Botschaft an sein anderes Selbst:
“Wenn mich nicht alles täuscht, wartet ein gewisser Captain Colter Stevens auf einen Einsatz. Versprechen sie mir, dass sie ihn so gut wie möglich unterstützen werden. Und sagen sie ihm das alles gut werden wird." (Filmzitat)
Wie im Himmel ist ein schwedischer Film aus dem Jahr 2004 von Kay Pollak. Wie im Himmel war der erste Film von Pollak nach 18 Jahren Pause. Er hatte die Regiearbeit 1986 aufgegeben, nachdem der schwedische Ministerpräsident Olof Palme nach einem Kinobesuch ermordet worden war. Regisseur Kay Pollak ist Lernender und Lehrender von Ein Kurs in Wundern. Seine beiden Bücher „Durch Begegnungen wachsen. Für mehr Achtsamkeit und Nähe im Umgang mit anderen.“ und „Für die Freude entscheiden. Gebrauchsanweisung für ein glücklicheres Leben.“ basieren auf den Grundprinzipien von Ein Kurs in Wundern, ohne den Kurs explizit zu erwähnen.
Wie im Himmel ist ein brillant gemachter Film, der einen klaren Blick auf die Dynamik des Egos wirft und die Metaphysik von Ein Kurs in Wundern meisterhaft vermittelt - dass nur die Liebe wirklich ist und die Sünde nicht.
“GOTT vergibt nicht,
weil ER nie verurteilt hat.” (Filmzitat & EKIW: Lektion 46, 1. 1.)
Der Protagonist des Films Daniel ist ein entmutigter, weltberühmter Dirigent. Sein Herz ruft nach einem anderen Weg, obwohl er nicht sofort weiß, welcher das ist. Er weiß nur, dass er nicht so weitermachen kann wie bisher; es muss sich etwas ändern. Daniel verlässt seine Welt der Tourneen und sucht Zuflucht in der Kleinstadt, in der er als Kind aufgewachsen ist.
Er wird eingeladen, den örtlichen Kirchenchor zu leiten, was er zunächst ablehnt. Doch als er sich langsam darauf einlässt, wächst seine Inspiration, und er wird zum Katalysator für große Veränderungen. Vergangene Wunden, alte Gedanken, Kontrollmuster, der Glaube an Sünde und Schuld kommen bei allen Beteiligten zum Vorschein. Alles muss ans Tageslicht gebracht werden, damit die Heilung beginnen kann. Die Sängerinnen und Sänger lernen, dass sie nicht singen können, wenn einer der Anwesenden an einem Groll oder einem verborgenen Gedanken festhält.
Die Herzen öffnen sich, und der Geist strömt durch sie hindurch, wenn sie lernen, sich auf ihre natürliche Stimme einzustimmen und die Noten ihres von GOTT gegebenen Liedes jenseits aller Vorstellungen von Fehlern und Kontrolle zu singen.
Zusammenarbeit ist der Schlüssel. Wir sind alle Sängerinnen und Sänger in GOTTES Chor und haben die Wahl, den Geist zu öffnen und mitzusingen oder als Knospe verschlossen zu bleiben. Dieser Film erhebt uns und lässt uns dankbar für das Lied des Lebens sein.
Crazy, Stupid, Love.
Themen:Familie, die Maske fallen lassen, Rollen transzendieren, Heilung, Vergebung
Crazy, Stupid, Love. ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 2011, mit Steve Carell, Ryan Gosling, Julianne Moore und Emma Stone in den Hauptrollen.
Selbstliebe hat nichts mit Form zu tun. Sie entspringt einem inneren Wissen um die Wahrheit dessen, was wir sind - die Liebe selbst. Am Weg zu dieser Erkenntnis ist häufig eine Veränderung der Form Teil des Drehbuchs des Lebens, und diese Veränderungen sind immer hilfreich.
Bevor wir ernsthaft versuchen, uns an unsere Wirklichkeit als göttliche Liebe wieder zu erinnern, durchlaufen wir häufig eine Phase der Selbstverwirklichung im weltlichen Sinne. Das ist die philosophische Stufe, auf der wir uns von allen konventionellen und traditionellen Fesseln befreien und es wagen, ehrlich, loyal, furchtlos und wahrheitsliebend zu denken, zu handeln und zu leben. Wir erkennen, dass die Konsequenzen in Zeit und Raum nicht so wichtig sind, wie wir immer dachten. Das fühlt sich wie eine große Befreiung an, und es ist auch ein kleiner Schritt in Richtung Befreiung, aber es ist noch nicht das spirituelle Erwachen. Auslöser für diese Phase ist in der Regel eine persönliche Krise.
Cals Leben ändert sich schlagartig, als seine Frau, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, beim Abendessen in einem Restaurant verkündet, dass sie die Scheidung will. Auf der Heimfahrt vom Essen offenbart sie ihm auch, dass sie eine Affäre hatte, woraufhin Cal aus dem fahrenden Auto springt!
Was folgt, ist eine Reise der Entdeckung. Cal hat die Verbindung zu dem, was er wirklich ist, verloren, weil er versucht hat, die weltlichen Rollen des Ehemanns und Vaters zu spielen. Cal trifft den redegewandten Jacob, der ihn unter seine Fittiche nimmt und versucht, Cals „Männlichkeit“ wiederzuerlangen. Die Arbeit mit Jacob ist ein erster oberflächlicher Schritt in Richtung Heilung, der Cal zu der tieferen Entdeckung führt, dass Liebe nicht „da draußen“ gefunden werden kann, sondern in seinem Inneren anerkannt und erweitert werden muss, um erfahren zu werden. Mit weit geöffnetem Herzen trifft er die Entscheidung, seine Liebe zu teilen, unabhängig davon, wie sie aussieht. Liebe ist alles, was es gibt, und die Vorenthaltung der Liebe, die wir sind, ist der einzige wirkliche Schmerz.
Liebe ist nicht persönlich und wir haben keine Kontrolle darüber, wen wir lieben oder warum - sie ist einfach da. In Wahrheit sind wir alle zutiefst ineinander verliebt, und dieser Film spielt dies auf humorvolle Weise aus, und überall blüht unerwartete Liebe auf.
Zauber der Liebe (Originaltitel: Feast of Love) ist ein Film aus dem Jahr 2007 von Robert Benton mit Morgan Freeman und Greg Kinnear in den Hauptrollen. Der Film basiert auf dem im Jahr 2000 erschienenen Roman The Feast Of Love (deutscher Buchtitel Fest der Liebe) von Charles Baxter.
Dieser Film zeigt gleich zu Beginn einen sehr beliebten Irrtum zum Thema Beziehung. Eine Falle, in die wir auch als Kursschüler immer wieder tappen. Der gut gemeinte Versuch, über die Beziehung und vor allem über den Partner zu reden, im Glauben, nur das Beste zu wollen, ohne zu erkennen, dass es uns nur um die Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse und Erwartungen an den Partner geht. Das hat überhaupt nichts mit Liebe zu tun, das ist das Gegenteil, das ist der Versuch, den anderen einzufangen, das ist ein Greifen nach dem anderen, weil wir etwas vom anderen für uns haben wollen, wir versuchen in Wahrheit, den anderen zu begrenzen, auch wenn wir glauben, genau das Gegenteil zu tun. Unsere Funktion ist es nicht, unseren Partner zu berichtigen, sondern zu vergeben, d.h. unsere Irrtümer dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung zu übergeben.
Energetische, tiefe Beziehungen sind intuitiv und freudvoll, und ganz gleich, wie lange sie zu dauern scheinen, sie erfüllen das Herz mit Dankbarkeit. Wenn man still und mit weit geöffneten Augen beobachtet, ist der Unterschied zwischen oberflächlichen Beziehungen und Beziehungen, die auf einer tiefen Verbindung beruhen, offensichtlich. Diesen Unterschied deutlich sichtbar zu machen, ist das zentrale Element dieses Films. Schließlich werden jedem die Augen für das Offensichtliche geöffnet, und solange die Bereitschaft besteht, für die Liebe offen zu bleiben und das, was gegeben wird, mit allem, was man hat, anzunehmen, sind die Früchte es immer wert!
Die Familie Stone - Verloben verboten!
Themen:Angst, Perfektionismus, Überlegenheit, falsche Wahrnehmung, Eifersucht, Ehe, Verlassenwerden, Kontrolle loslassen, Geistesschulung, sich der Liebe öffnen
Die Familie Stone - Verloben verboten! ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2005 mit einem wunderbaren Ensemble an Schauspielern wie Sarah Jessica Parker, Craig T. Nelson, Diane Keaton und Rachel McAdams.
Die Angst vor GOTT und unserem Bruder kommt von jedem unerkannten Glauben an Besonderheit. Besonderheit vergleicht immer. Sie wird durch einen Mangel, der im anderen gesehen wird, begründet und beibehalten, indem sie alle Mängel, die sie wahrnehmen kann, sucht und klar im Auge hält. Das sucht sie, und auf das schaut sie. Und immer würde der, den sie auf diese Weise klein macht, unser Erlöser sein, hätten wir uns nicht entschieden, ihn stattdessen zu einem kleinen Maßstab für unsere Besonderheit zu machen. Gegen die Kleinheit, die wir in ihm sehen, stehen wir groß und stattlich da, rein und ehrlich, lauter und unbefleckt im Vergleich zu dem, was wir sehen. Und wir verstehen nicht, dass wir es selbst sind, den wir auf diese Weise klein machen.
Vergleichen muss eine Einrichtung des Ego sein, denn die Liebe tut es nicht. Und so kommt es in der “Ego-Dynamik” von Gruppen häufig zur Herausbildung eines Außenseiters. Er hat in der Regel keinen Einfluss, wird nicht besonders geschätzt und läuft Gefahr, zum "Sündenbock" oder "Prügelknaben" zu werden. Auch der Außenseiter spielt seine Rolle perfekt, einerseits durch sein persönliches Verhalten (z.B. besondere Distanziertheit), andererseits durch seine Überzeugung, das Opfer zu sein. Der einzig mögliche Ausstieg aus derartigen “Dynamiken” ist der Ausstieg aus dem Ego-Denksystem in Form totaler Vergebung.
In diesem Film kommt die Familie Stone zu Weihnachten zusammen und erlebt eine tiefgreifende Überwindung des Stolzes, des Glaubens an die eigene Besonderheit und erlebt so eine wundervolle Öffnung des Herzens.
Der Familie erscheint Everetts Partnerin Meredith schwierig und verklemmt, und sie verstehen nicht, warum Everett mit ihr zusammen ist. Sie ahnen nicht, dass ihr tiefes Verlangen nach Liebe und Akzeptanz sein eigenes ist. Nur wenn sie ihr Urteil beiseite legen und den Fremden hereinlassen, können sie sich für das Geschenk öffnen, das Meredith mitbringt. Durch eine Reihe von Vorfällen, bei denen alles schief zu gehen scheint, kommt es zu einer tiefen Heilung. Wenn der Druck, perfekt sein zu müssen, endlich zerbricht, wird das, was darunter liegt, zur Heilung freigegeben, und Merediths natürliches Licht kann endlich durchscheinen.
Der HEILIGE GEIST ist für einen wahrhaft wunderbaren Plan für unser Glück verantwortlich, und wenn wir die Kontrolle loslassen und zulassen, dass der Plan offenbart wird, können wir die Reise genießen. Liebe wird nur durch Nichtverurteilung und vollständige Akzeptanz erkannt. Wer wir sind, ist bereits perfekt.
Ruby Sparks - Meine fabelhafte Freundin
Themen:Selbstbild, Besonderheit loslassen, das Drehbuch ist geschrieben, Macht der Gedanken
Der Film ist eine tragikomische Variante des auf Ovid zurückgehenden Pygmalion-Mythos, des archetypischen Beziehungsmusters des einen Partner nach seinem Bilde Formens: "Ich forme Dich nach meinem Bilde, auf dass Du lebendig wirst."
Die Beschäftigung mit dem Thema Manifestieren kann ein hilfreicher Zwischenschritt sein, aber am Ende werden wir lernen, dem wunder-vollen Fluss nachzugeben und erkennen, dass uns alles gegeben ist. Das einzige, was wir kontrollieren können, ist die Richtung unseres Denkens. Dies ist der Weg, den wir durchlaufen müssen, auch wenn wir glauben, dass wir die Charaktere in unserem Lebenstraum so arrangieren können, dass wir glücklich sind. Ob sie nun tun, was wir wollen oder nicht - wir werden erkennen, dass wir den „Erlösungsplan“ des Egos loslassen müssen. Ohne den einzig wahren Zweck - der Erlösung aus der Illusion der Trennung - ist das Leben nur eine große Ablenkung, die nirgendwohin führt.
Dies ist die Lektion, die der Protagonist Calvin lernt, wenn er sieht, dass er das Konzept von „Ruby“ aufgeben muss. Wenn er in seine Schreibmaschine tippt: "Wenn Ruby das Haus verlässt, wird die Vergangenheit befreit", befreit er sich vom Ego-Plan und öffnet seinen Geist für die Freude des Heiligen Augenblicks!
Wenn die Kraft des Geistes voll Vertrauen dem HEILIGEN GEIST übergeben wird, werden auch scheinbare Bedürfnisse erfüllt, einschließlich dem einer Paarbeziehung - und Wunder der Liebe geschehen auf ganz natürliche Weise.
Harry und Sally
Themen:Groll, Sex, Mächtige Gefährten, Sich der Liebe öffnen
Harry und Sally (Originaltitel: When Harry Met Sally…) ist ein Film aus dem Jahr 1989 mit Billy Crystal und Meg Ryan in den Hauptrollen. Der Film erzählt die Geschichte einer langsam wachsenden Freundschaft und Liebe. Die Handlung wird immer wieder unterbrochen durch kurze Passagen, in denen alte Ehepaare erzählen, wie sie sich kennen und lieben gelernt haben.
Die berühmteste Szene zeigt einen vorgetäuschten Orgasmus Sallys in einem Restaurant. Harry behauptet, ihm könne keine Frau einen Orgasmus vorspielen, ohne dass er es bemerkt. Sally behauptet das Gegenteil und spielt ihm dies, beobachtet von allen Gästen, eindrucksvoll vor. Nach dem Orgasmusauftritt von Sally verlangt eine ältere Dame am Nebentisch beim Kellner „Ich will genau das, was sie hatte“. Das American Film Institute wählte diesen Satz unter die 100 besten Filmzitate aus US-Filmen aller Zeiten auf Platz 33.
Nachdem Woody Allen uns bereits 1977 mit seinem Film Der Stadtneurotiker (Originaltitel: Annie Hall) darauf aufmerksam gemacht hat, zeigt dieser Film noch einmal sehr genau die ganze Palette neurotischen Verhaltens eines vom Ego getriebenen Verstandes:
“Wenn ich mir ein neues Buch kaufe, lese ich die letzte Seite zuerst. Falls ich sterbe, bevor ich fertig bin, kenn ich wenigstens das Ende.” (Filmzitat)
"Was darf ich bringen?"
"Ich hätte gern die Nummer 3."
"Ich hätte gern den Chefsalat, aber Essig und Öl servieren Sie extra und den Applepie a la Mode."
"Chef und Apple a la Mode."
"Aber den Kuchen bitte heiß, wenns geht. Und ich will das Eis nicht obendrauf, ich will es extra und ich hätte gerne Erdbeer- statt Vanilleeis wenns geht. Wenn nicht, kein Eis ... nur Schlagsahne ... aber nur frische. Wenn sie aus der Dose kommt, gar nichts."
"Nicht mal Kuchen?"
"Dooch, in dem Fall nur den Kuchen, aber nicht heiß."
"Aha." (Filmzitat)
“Du wirst es nicht glauben, Harry, aber ich habe es nicht als Opfer betrachtet, niemals mit dir geschlafen zu haben.” (Filmzitat)
"Ich liebe Dich dafür, daß Dir kalt ist, wenn draußen 25 Grad sind. Ich liebe Dich dafür, daß Du anderthalb Stunden brauchst, um ein Sandwich zu bestellen. Ich liebe Dich dafür, daß Du eine Falte über der Nase kriegst, wenn Du mich so ansiehst. Ich liebe Dich dafür, daß ich nach einem Tag mit Dir Dein Parfum immer noch an meinen Sachen riechen kann … Und ich liebe Dich auch dafür, daß du der letzte Mensch bist, mit dem ich reden will, bevor ich abends einschlafe. Und das liegt nicht daran, daß ich einsam bin und das liegt auch nicht daran, daß Silvester ist. Ich verrat Dir, warum ich heute Abend hierher gekommen bin: Wenn man begriffen hat, daß man den Rest des Lebens zusammen verbringen will, dann will man, daß der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt."
"Siehst Du?! Das ist wieder ganz typisch für Dich, Harry! Du sagst solche Sachen und damit machst Du es mir unmöglich Dich unendlich zu hassen." (Filmzitat)
Dieser Film ist ein Klassiker, der zwar in erster Linie die besondere Beziehung zeigt, aber gleichzeitig darauf verweist, wie Beziehungen, wenn sie offen für Heilung sind, zu Liebe führen. Das Ego sucht Beziehungen, um ein Gefühl des Mangels auszufüllen, und versucht so, in einem Partner die Vollendung zu finden. Gedanken des Mangels und die damit verbundenen Gefühle blockieren das Bewusstsein der Liebe.
“Das ist wirklich erstaunlich. Du siehst aus wie ein ganz normaler Mensch, aber tatsächlich bist Du ein Engel des Todes.” (Filmzitat)
Harry und Sally sind langjährige Freunde, die sich von Zeit zu Zeit treffen und ihre Erfahrungen mit der Suche nach der Liebe und dem Scheitern dieser Suche austauschen. Als sich die Freundschaft vertieft, kommt der Gedanke auf, ob ein Mann und eine Frau Freunde sein können, ohne dass Sex im Weg steht.
"Männer und Frauen können nie Freunde sein. Der Sex kommt ihnen immer dazwischen!" (Filmzitat)
Eines Abends ruft Sally weinend bei Harry an, weil sie gerade erfahren hat, dass ihr Ex-Freund Joe heiraten wird. Harry kommt sofort zu ihr, um sie zu trösten. Der Abend endet damit, dass sie Sex miteinander haben. Am nächsten Morgen flüchtet Harry mit einer Ausrede aus der Wohnung. Sally ist verletzt, sie ruft Harry einige Zeit nicht mehr an, und die Freundschaft kühlt ab. Aber nicht der Sex war das Problem, sondern die völlig unterschiedliche Art, diesen zu interpretieren und die damit verbundenen Erwartungen.
Das Ego schützt den Wunsch, getrennt und autonom zu sein, durch Gedanken des Zweifels. Das Ego könnte behaupten, dass ein Hindernis für die Aufrechterhaltung der Liebe die Sexualität ist (z.B. ob man Sex haben soll, ob man zu viel oder zu wenig Sex hat), doch dies ist nur ein Beispiel für viele wahrgenommene Unterschiede und Mängel, die der Ego-Perspektive eigen sind. Diese Gedanken sind ein Versuch, die Anerkennung der tiefen Angst vor der Liebe zu blockieren.
Beziehungen, die dem HEILIGEN GEIST übergeben werden, erlauben es, die Angst vor Intimität und wahrer Verbundenheit ins Bewusstsein zu spülen und zu heilen. Das ist die Bereitschaft zu hinterfragen, ob diese Gedanken wahr sind, und die Offenheit, sich einen anderen Weg zeigen zu lassen. Wahre Liebe taucht auf, wenn wahrgenommene Unterschiede transzendiert und alle Kränkungen losgelassen werden. Wenn diese geklärt sind, entsteht die Erkenntnis, dass die Vollendung nicht im Außen gefunden werden kann, denn die Liebe ist im Inneren. Es ist möglich, ein Ziel zu teilen, das zur Erfahrung der Liebe führt. Die Erkenntnis der Größe der Liebe füllt das Bewusstsein, während Kleinheit und Unwürdigkeit sanft und freiwillig abgelegt werden.
Dieser Film ist eine sehr gutes Beispiel für das Konzept der “Ebenen des Lehrens” im 3. Kapitel des Handbuchs für Lehrer aus dem Kurs. Das Wichtigste daran ist die Erkenntnis, dass jede Begegnung und damit jede Beziehung eine Lehr- und Lernerfahrung bietet und dass keine Begegnungen zufällig ist, noch ist das, was wie das Ende der Beziehung erscheint, ein wirkliches Ende. Wiederum hat jeder das meiste dessen, was er zu jenem Zeitpunkt lernen kann, gelernt.
Das, was Harry und Sally letztendlich erfahren, ist die dritte Ebene des Lehrens. Sie tritt in Beziehungen auf, die, sind sie einmal eingegangen worden, lebenslang währen. Das sind Lehr- und Lernsituationen, in denen jeder Person ein ausgewählter Lernpartner gegeben wird, der ihm unbegrenzte Gelegenheiten zum Lernen bietet. Das bedeutet nicht, dass sie das notwendigerweise begreifen - in der Tat erkennen sie es im Allgemeinen nicht. Sie mögen einander sogar für einige Zeit oder vielleicht ein Leben lang feindlich gesinnt sein. Doch sollten sie sich dafür entscheiden, sie zu lernen, dann liegt die vollkommene Lektion vor ihnen und kann gelernt werden.
Schlaflos in Seattle
Themen:Tod, Einsamkeit, vergangene Assoziationen, Führung, den Schritt wagen, heilen, Freude, das Drehbuch ist geschrieben, energetische Verbindung
Schlaflos in Seattle ist eine Komödie der Regisseurin Nora Ephron aus dem Jahr 1993. Der Film mit Tom Hanks und Meg Ryan in den Hauptrollen erzählt die Geschichte einer Liebe auf Distanz und von Hoffnung.
Es gilt dem Wunsch unseres Herzen entsprechend zu leben. Das Schicksal wird kommen und die ganze Freude in uns zum Leben erwecken. Das Festhalten an einer vergangenen Erinnerung verdunkelt die Gelegenheit zur gegenwärtigen Freude. Doch jenseits des „Sollens“ und „Wissens“ des Egos antwortet der HEILIGE GEIST auf wundersame Weise auf den Hilferuf: Ein Sohn, der nie aufhört zu glauben, wird als Instrument zur Heilung benutzt; der Hilferuf eines Vaters - der Ruf nach Liebe - wird im ganzen Land ausgestrahlt; eine Frau mit anderen Plänen hört den Ruf und schließt sich trotz ihrer Zweifel der Antwort an. Das Drehbuch ist geschrieben. Wenn wir auf den inneren Ruf hören und ihm folgen, erleben wir die Freude, die von Anfang an für uns bestimmt war!
Notting Hill
Themen:Ruhm, sich abgrenzen, Akzeptanz, keine Kompromisse, Vertrauen, sich der Liebe öffnen, Heirat
Notting Hill ist ein US-amerikanisch-britischer Film aus dem Jahr 1999. Die Hauptrollen spielen Julia Roberts und Hugh Grant. Julia Roberts in der Rolle der Anna Scott nennt in einer Szene des Films, in der sie nach ihrem letzten Honorar gefragt wird, die Summe von 15 Millionen US-Dollar. Der Witz an dieser Szene ist, dass dies auch tatsächlich ihr Honorar für diese Rolle war.
In diesem Film geht es darum, sich zu trauen, den zu akzeptieren, der einem gegeben wird, um das Herz für die Liebe zu öffnen. Es geht darum, Ja zu sagen zu dem Funken im Herzen und diesen an die erste Stelle zu setzen, damit alles, was dem wahren Glück nicht dient, wegfallen kann.
Anna Scott ist eine berühmte Schauspielerin, die während eines Drehs in London in Williams Buchladen kommt. William spürt sofort, wie es zwischen ihm und Anna funkt. Ihre Begegnungen erscheinen William wie eine Katastrophe, denn er kann nicht anders, als bei ihr er selbst zu sein, und das ist nicht immer schön! Wer er ist, ist das Geschenk, nach dem sie gerufen hat. Anna ist bereit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, auch ihr jetziges Leben. Und sie braucht Hilfe. Anna beschreibt ihre Erfahrungen mit Liebe und Beziehungen mit einem Zitat von Rita Hayworth: „Sie gehen mit Gilda ins Bett und wachen mit mir auf.“ Die Illusion der Liebe ist nie von Dauer.
[Rita Hayworth (1918 - 1987; eigentlich Margarita Carmen Cansino) war eine US-amerikanische Schauspielerin und Tänzerin. In den 1940er Jahren, in denen sie ihre größten Erfolge feierte, erhielt die vor allem für ihre rotgefärbte Haarpracht bekannte Schauspielerin den Beinamen „The Love Goddess“ („die Liebesgöttin“). Es war vor allem die Titelrolle in dem Kultfilm Gilda, die ihr Image als Leinwandgöttin nachhaltig prägte.]
Hinter jeder Begegnung, die Anna mit William und den Menschen in seinem Umfeld hat, steht der HEILIGE GEIST und die Entwicklung von Vertrauen. Anna ist gezwungen, sich selbst zum Geburtstag von Williams Schwester einzuladen. Nachdem sie die Überraschung überwunden haben, eine berühmte Schauspielerin an ihrem Tisch zu haben, nehmen seine Freunde sie voll und ganz in ihr Herz auf. Wie William können auch sie nicht anders als authentisch sein.
Wenn der Versuch sich abzugrenzen, der mit der Aufrechterhaltung des Selbstbildes verbunden ist, aufkommt, stößt Anna William jedes Mal weg. Hinter dem Wegstoßen verbirgt sich ein Ruf nach Liebe. Und wie William herausfindet, ist die Beantwortung des Rufs nach Liebe immer für einen selbst.
Liebe ist geduldig, Liebe ist gütig. Liebe ist kompromisslos, weil Liebe von Wert ist. Liebe nimmt nichts persönlich, weil Liebe nicht zurückgewiesen werden kann. Liebe hat keine Eile, weil sie einfach ist. Liebe ist Akzeptanz. Liebe ist Nachsicht. Die Wahrheit braucht keine Verteidigung, und die Einladung, Ja zur Liebe zu sagen, kommt von GOTT; deshalb endet sie nie.
Das „Ja“ ist unvermeidlich! Es ist für das große Ganze.
Silver Linings (Originaltitel: Silver Linings Playbook) ist ein wunder-voller Film des Regisseurs David O. Russell aus dem Jahr 2012. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Matthew Quick. Jennifer Lawrence erhielt einen Oscar in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin.
Pat Solitano Jr, gespielt von Bradley Cooper, wird aus einer Klinik entlassen, in der er acht Monate wegen einer bipolaren affektiven Störung verbracht hat. Er war eingewiesen worden, weil er den Liebhaber seiner Frau Nikki zusammengeschlagen hatte, nachdem er die beiden in flagranti erwischt hatte. Er zieht wieder bei seinen Eltern ein und ist darauf fixiert, Nikki zurückzugewinnen, darf aber aufgrund einer gerichtlichen Anordnung keinen Kontakt mehr zu ihr haben. Nun versucht er sein Leben ohne Medikamente allein durch positives Denken wieder in den Griff zu bekommen. Sein persönliches Motto lautet nun “Excelsior”, was aus dem Lateinischen kommt und „der sehr Erhabene, der Ausgezeichnete“ bedeutet. Um seine Frau Niki zu beeindrucken, versucht er, alle Bücher von einer Bücherliste seiner Frau zu lesen.
Eines der ersten Bücher, die Pat liest, ist In einem andern Land (A Farewell to Arms) von Ernest Hemingway. Hemingway lässt seine Erlebnisse als Sanitäter an der italienischen Front im Ersten Weltkrieg einfließen, wenn er über die Liebe zwischen einem in der italienischen Armee dienenden Amerikaner und einer britischen Krankenschwester während dieses Krieges erzählt. Nach den schrecklichsten Erfahrungen im Krieg und in unterschiedlichen Feldlazaretten können die beiden Protagonisten des Romans in die Schweiz fliehen. Dort steigen sie in einem Hotel in der Nähe einer Frauenklinik ab, weil die Frau das gemeinsame Kind erwartet. Der kräftige kleine Junge muss mit Kaiserschnitt entbunden werden und kommt tot zur Welt. Die Frau stirbt an innerer Blutung. Der Ich-Erzähler resümiert: „Die Welt zerbricht jeden … die, die nicht zerbrechen wollen, die tötet sie.“ Pat, der sich gerade im positiven Denken übt, ist über das Ende des Buches so verärgert, dass er es wutentbrannt aus dem geschlossenen Fenster wirft. Aber in Wahrheit beschreibt dieses Buch lediglich mit erschütternder Genauigkeit die Welt des Egos:
"Die Schuld in den Geist des GOTTESSOHNES anzunehmen war der Anfang der Trennung, genauso wie die SÜHNE anzunehmen ihr Ende ist. Die Welt, die du siehst, ist das Wahnsystem derjenigen, die die Schuld verrückt gemacht hat. Sieh dir diese Welt sorgfältig an, dann wird dir klar, dass es so ist. Denn diese Welt ist das Symbol der Strafe, und alle Gesetze, die sie zu regieren scheinen, sind die Gesetze des Todes. Kinder werden unter Schmerzen und durch Schmerzen in sie hineingeboren. Von Leiden begleitet wachsen sie auf und lernen, was Kummer, Trennung und Tod sind. Ihr Geist scheint in ihrem Gehirn gefangen zu sein, und seine Kräfte scheinen abzunehmen, wenn ihr Körper verletzt wird. Sie scheinen zu lieben, doch sie verlassen und werden selbst verlassen. Sie scheinen zu verlieren, was sie lieben; das ist vielleicht die wahnsinnigste aller Überzeugungen. Und ihr Körper welkt dahin und röchelt, wird in die Erde gelegt und ist nicht mehr. Und keinen gibt es unter ihnen, der nicht gedacht hat, dass GOTT grausam ist.” (EKIW: Kapitel 13, Einleitung, 2.)
Im Film Silver Linings geht es um die Heilung vergangener Assoziationen durch Zusammenarbeit. Die Heilung beginnt, nachdem Pat Tiffany kennenlernt, denn Pat und Tiffany haben beide ein tiefes Bedürfnis nach Heilung, und sie erhalten die Chance, dies zu tun, indem sie an einem professionellen Tanzwettbewerb teilnehmen. Keiner der beiden ist ein professioneller Tänzer, und sie verstehen sich auch nicht besonders gut, aber sie nehmen trotzdem an dem Wettbewerb teil und machen es Schritt für Schritt, trotz ihrer Widerstände.
Der Schlüssel zur kooperativen Kommunikation liegt darin, sich nicht zurückzuhalten und transparent zu sein. Wenn wir uns Sorgen machen, es falsch zu machen, verlieren wir unsere Authentizität. Geistesschulung mit dem HEILIGEN GEIST ist eine vollständige Demontage des Ego-Selbstkonzepts. Wir erkennen, dass wir wirklich nichts wissen. An diesem Punkt sind wir bereit, die Kontrolle loszulassen und uns zu verlieben.
Wenn wir über die Motive anderer Vermutungen anstellen, gerät unser Geist in eine Angstspirale. Wenn Pat und Tiffany ihren Schutz voreinander aufgeben, beginnen sie, wahre geistige Intimität zu erfahren; sie müssen nicht mehr vermuten, was der andere denkt. Die Reise des Erwachens ist höchst individuell und persönliche Anziehung wird vom HEILIGEN GEIST zur Heilung genutzt. Wenn wir Ja zu SEINEM Plan sagen, wird die Verbindung im wahren Zweck zu einer glücklichen Reise!
Birnenkuchen mit Lavendel (Originaltitel: Le goût des merveilles) ist ein französischer Film von Éric Besnard aus dem Jahr 2015. Louise lebt in der Provence, ist 37 Jahre alt und verwitwet, hat zwei Kinder und versucht, den Hof ihres Mannes mit Birnbäumen und Lavendel weiterzuführen. Allerdings kommt sie mit dem Geschäftlichen nicht klar und hat Probleme, ihre Kreditschulden zu bezahlen. Ihr Nachbar Paul war ein Freund ihres Mannes. Er möchte die beiden Höfe zusammenlegen und mit der jungen Witwe zusammenleben. Und dann taucht auch noch ein seltsamer junger Mann namens Pierre auf.
Was uns der Film von Anfang an sehr deutlich zeigt, ist, dass das Festhalten an der Vergangenheit und das Festhalten am Vergänglichen Leid erzeugt. Auf der einen Seite sind da Louises wehmütige Gedanken an ihren verstorbenen Mann, auf der anderen Seite das Festhalten an ihrem Hof.
Das Auftauchen von Pierre lässt uns Folgendes erkennen: Es scheint uns leichter zu fallen, einem anderen Menschen zu vergeben, wenn wir für sein Verhalten und Denken einen medizinischen Fachbegriff haben, also seinen Zustand als Krankheit einordnen können. Wenn uns zum Beispiel jemand völlig gefühllos erscheint und seine egoischen Angriffsgedanken völlig ungehemmt ausspricht, dann verurteilen wir ihn dafür. Wenn wir dann aber erfahren, dass er an einer Krankheit wie dem Asperger-Syndrom leidet, können wir ihm plötzlich verzeihen und Mitgefühl entwickeln. Das ist keine wahre Vergebung, aber das zu erkennen, führt uns zu wahrer Vergebung. Solange unser Geist nicht vollständig erleuchtet ist, leiden wir alle an der gleichen Geisteskrankheit - der Identifikation mit dem Ego. Deshalb haben wir alle das gleiche Recht auf und den gleichen Bedarf an Vergebung. Das Wunder unterscheidet nicht zwischen Graden der Fehlwahrnehmung. Und ob wir unsere privaten Gedanken aussprechen oder nicht, ist nicht entscheidend. Dass wir sie haben, ist das Problem.
Wenn wir vergeben, befreien wir uns dadurch von Illusionen - dies sind vor allem Illusionen hinsichtlich unserer Mitmenschen. Vergebung ist die Befreiung von allen Illusionen, und genau deshalb ist es unmöglich, nur zum Teil zu vergeben.
Wir finden Frieden, wenn wir es ablehnen, ein Teil von Träumen voller Angst zu sein. Wir stehen getrennt von ihnen, doch nicht von ihm getrennt, der sie da träumt. Die Vergebung trennt den Träumer von dem bösen Traum und befreit ihn damit. So trennen wir den Traum vom Träumer, verbinden uns mit dem einen und lassen den andern los. Der Traum ist nichts als eine Illusion im Geist. Und wir möchten uns mit dem Geist vereinen, doch niemals mit dem Traum. Es ist der Traum, vor dem wir Angst haben, und nicht der Geist. Unser Bruder wird weder durch das, was er träumt, zu unserem Bruder, noch ist sein Körper unser Bruder. Es ist seine Wirklichkeit, die unser Bruder ist, so wie es unsere für ihn ist.
Wahres Mitgefühl ist nicht das, was die Welt darunter versteht. Sich einfühlen bedeutet nicht, sich im Leiden zu verbinden. So deutet nämlich das Ego Mitgefühl, und diese Deutung wird immer dazu benutzt, eine besondere Beziehung herzustellen, in der das Leiden geteilt wird. Jesus verweist immer wieder darauf, dass wir unsere Mitmenschen nur dadurch heilen, dass wir die wahre Natur, die völlige geistige Gesundheit, in ihnen wahrnehmen. Es geht also darum, zu übersehen, was das Ego gemacht hat, und stattdessen die völlige geistige Gesundheit eines Menschen zu sehen. Jesus will nicht, dass wir die vom Ego erzeugten Gefühle empfinden, sondern dass wir mit IHM in Verbindung bleiben, unabhängig davon, was in dieser Welt zu geschehen scheint.
Menschen mit Asperger-Syndrom fällt es sehr schwer, anderen zu gefallen, private Gedanken zurückzuhalten oder die Motive anderer zu analysieren und ihr eigenes Verhalten entsprechend anzupassen. Sie wünschen sich Beständigkeit und Ordnung und finden die Welt chaotisch und unberechenbar. Sie sind oft nicht in der Lage, ihre Ängste oder ihre Bewältigungsmechanismen hinter komplizierten Verteidigungsschichten zu verbergen. Im Hinblick auf die spirituelle Entwicklung ist dies ein Fortschritt! Die wesentlichen Elemente einer heiligen Beziehung sind Vergebung, direkte Kommunikation und das Loslassen von Rollen und Erwartungen. Aber selbst mit der Fähigkeit, frei zu sprechen und Gefühle nicht zu verbergen, ist eine heilige Beziehung nur möglich, wenn der Wunsch, sich in die Welt einzufügen, losgelassen wird.
Erfahrungen des Verliebtseins sind immer hilfreich und führen letztendlich zu einem Bewusstsein der wahren LIEBE. Wenn wir uns zu jemandem sehr hingezogen fühlen, können wir uns gleichzeitig auf den HEILIGEN GEIST einstimmen. Er wird das Symbol der Beziehung für unser Erwachen nutzen. Sich in jemanden zu verlieben, kann im wahrsten Sinne des Wortes dazu benutzt werden, tief nach innen zu gehen, über die Form hinaus zur Essenz, zu einer Gemeinschaftserfahrung, zu einem Gefühl der totalen Gemeinschaft, Synergie und Telepathie, weit über die Form hinaus.
Inside I’m Dancing
Themen:Falsches/echtes Mitgefühl, keine Gefallsucht, keine privaten Gedanken
Inside I’m Dancing (deutscher Alternativtitel: Rollstuhl-Rebellen) ist ein irischer Film des Regisseurs Damien O’Donnell aus dem Jahr 2004. Der Film wurde auch unter dem Namen Rory O’Shea Was Here veröffentlicht.
Dieser Film ist eine wunderbare Möglichkeit, uns selbst dabei zu beobachten, wie sich unsere geistige Einstellung und damit unser Verhalten verändert, wenn wir Menschen mit Behinderung begegnen. Diese Veränderung ist ein Hinweis darauf, dass wir den anderen immer noch mit den Augen des Körpers sehen und an die Illusion von Krankheit und Behinderung glauben. Wenn wir hingegen in unserem Gegenüber den einen CHRISTUS sehen würden, würden wir alle Menschen gleich behandeln.
Ein wunderschöner Film, der das Leben zweier an den Rollstuhl gefesselter junger Männer schildert, die einander finden und zu mächtigen Gefährten werden. Ihr Zusammentreffen ist vom HEILIGEN GEIST inspiriert und als eine schöne Metapher, verändert dies ihre Beziehung von Besonderheit zu Heiligkeit. Der Film ist vollgepackt mit Humor und sehr berührenden Momenten. Es gibt viele Gelegenheiten zu sehen, dass es im Leben nicht darum geht anderen gefallen zu wollen, dass es keine privaten Gedanken und kein falsches Mitgefühl braucht. Der HEILIGE GEIST ist allgegenwärtig, während die beiden durch ihr Leben gehen und alle Arten von heiligen Begegnungen erleben. Das Ende ist besonders ergreifend und erfüllend.
Ziemlich beste Freunde
Themen:Aufgabe/Funktion, mächtige Gefährten, Vertrauen, sich der Liebe öffnen
Ziemlich beste Freunde (Originaltitel: Intouchables, französisch für Die Unberührbaren) ist ein französischer Film aus dem Jahr 2011. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und erzählt die Geschichte des ehemaligen Geschäftsführers des Champagnerherstellers Pommery, Philippe Pozzo di Borgo, der zum Tetraplegiker wurde, als er beim Paragleiten verunglückte und seitdem vom Hals abwärts querschnittgelähmt war. Damals wohnte er in Paris und suchte einen Pfleger, der ihn rund um die Uhr versorgen sollte. Dabei fiel Pozzo di Borgo bei den vielen Bewerbern der 21-jährige Algerier Abdel Yasmin Sellou auf, der zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war und die Stelle eigentlich gar nicht haben wollte. Pozzo di Borgo stellte Sellou trotzdem ein, der die nächsten zehn Jahre lang sein Pfleger war. Nachdem Pozzo di Borgos erste Ehefrau an Krebs gestorben war, fiel der zu diesem Zeitpunkt 45-Jährige in eine Depression und dachte an Selbstmord. Sellou half ihm aus dieser Depression, und beide unternahmen zusammen viele Reisen. Aus der Angestelltenbeziehung entstand eine tiefe Freundschaft. Eine der letzten gemeinsamen Reisen führte sie nach Marrakesch, wo Pozzo di Borgo seine zweite Ehefrau kennenlernte. Mit ihr und seinen zwei Töchtern lebte er in der Nähe der marokkanischen Hafenstadt Essaouira. 2023 starb er 72-jährig in Marrakesch. Auch Sellou fand in Marokko seine Frau. Der Vater von drei Kindern ist Betreiber einer Geflügelzucht in Algerien. Im Film heißt Sellou allerdings Driss.
Driss: "Die Leute von der Straße kennen kein Mitleid."
Philippe: "Das ist genau das, was ich möchte: kein Mitleid." (Filmzitat)
Philippe ist ein wohlhabender Tetraplegiker, der eine Pflegekraft braucht. Driss kommt zu einem Vorstellungsgespräch und hofft auf nichts weiter als eine Unterschrift auf einem Papier, um sein Arbeitslosengeld zu erhalten. Es ist eine göttlich inspirierte Inszenierung für eine transformative Beziehungsaufgabe. Der HEILIGE GEIST respektiert keine Personen, und Driss spiegelt dies wider, indem er respektlos ist und sogar Witze über Philippes körperlichen Zustand macht. Philippe erkennt sofort echte Empathie. Die Rollen des Pflegers und des Kranken verschwimmen, und es entsteht eine Beziehung, die eine Heilung ermöglicht, die dem großen Ganzen zugute kommt. Der Kontrast zwischen einer ausgebildeten Pflegekraft, die Philippe als gebrochenen Körper wahrnimmt, und Driss, der Philippe als Gleichgestellten behandelt, seine Behinderung übersieht und direkt aus seiner eigenen Erfahrung heraus handelt und spricht, ist wie Tag und Nacht. Wahres Einfühlungsvermögen und Authentizität sind es, die den Weg für Vergebung und Heilung öffnen.
Green Book - Eine besondere Freundschaft (Originaltitel Green Book) ist ein US-amerikanischer Film von Peter Farrelly, die am 11. September 2018 im Rahmen des Toronto International Film Festivals seine Weltpremiere feierte und zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhielt.
Der Film basiert auf der Lebensgeschichte von Tony Lip, der in den 1960er Jahren Chauffeur des Pianisten Don Shirley wurde. Der italienisch-amerikanische Türsteher, der in der Bronx aufwuchs und nur über eine geringe Schulbildung verfügte, wurde 1962 damit beauftragt, Shirley für eine Konzertreise von New York durch den Süden der USA vor der Ära der Bürgerrechtsbewegung zu fahren. Lip starb Anfang 2013. Drei Monate später starb auch Don Shirley.
Ein wundervoller Heilungsfilm, in dem zwei Gefährten für einen Heilungsauftrag zusammengebracht werden, bei dem sie sich gegenseitig Gaben anbieten und empfangen können ... die größte davon ist die Liebe.
Tony: "Die Welt ist voll von einsamen Menschen, die warten, dass der andere was sagt." (Filmzitat)
Hollywood Stargirl ist ein Film aus dem Jahr 2022 von Julia Hart mit Grace VanderWaal, Elijah Richardson und Judy Greer. Es ist die Fortsetzung von Stargirl: Anders ist völlig normal.
Hollywood Stargirl ist eine wunderbare Demonstration intuitiver Zusammenarbeit, bei der die Charaktere zusammenkommen, lernen loszulassen und etwas Schönes erschaffen!
Stargirl ist eine 17-Jährige, die mit ihrer Mutter Anna nach Los Angeles gezogen ist. Stargirl ist es leid, aufgrund ihres nomadischen Lebensstils ständig Freunde zurückzulassen. Doch Mutter Anna, die all die Rechnungen bezahlen muss, findet einen Job als Kostümbildnerin für einen Film, und Stargirl nimmt die Veränderung nur widerwillig an. Ihre neuen Vermieter haben zwei Söhne, Evan und Terrell, die sich für das Filmemachen begeistern und Stargirl bitten, in ihrem Projekt mitzuwirken. Hier kommen Stargirls musikalische Talente zum Vorschein, denn sie wirkt am Soundtrack des Films mit.
Stargirl beweist eine wunderbare Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Ihr kreativer Prozess ist in keiner Weise konventionell, sondern lässt zu, dass sich die Dinge organisch entfalten. Auf diese Weise können sich Wunder in unserem Leben ganz natürlich entfalten, wenn wir nicht mehr versuchen, die Kontrolle zu behalten. Offenherzigkeit und Freude entstehen, wenn wir uns vor allem Glück und Freiheit wünschen.
Genießen wir diesen herzerwärmenden Film voller unerwarteter Verbindungen, Musik und der Magie, sich dem Unbekannten hinzugeben.
Lady Bird
Themen:Familie, Beziehungen, den nächsten Schritt wagen, Vergebung
Lady Bird ist ein US-amerikanischer Film mit Coming-of-Age-Elementen von Greta Gerwig, der auf einem Originaldrehbuch der Regisseurin basiert. Der Film erzählt von der willensstarken Christine McPherson, dargestellt von Saoirse Ronan, die sich danach sehnt, ihre kalifornische Heimatstadt zu verlassen und an der US-Ostküste zu studieren. Dadurch gerät sie vor allem in Konflikt mit ihrer Mutter, gespielt von Laurie Metcalf, die versucht, die Familie zusammenzuhalten.
Es ist kein spektakulärer, kein dramatischer Film, sondern ein Film, der erfrischend leichtfüßig und auf humorvolle Weise die Geschichte der Selbstfindung Jugendlicher erzählt. Obwohl der Film zeitlich und örtlich genau verortet ist, erzählt er eine universelle Geschichte vom Erwachsenwerden. An Christines Gefühle können Millionen andocken. Gerwig blickt ohne Groll zurück auf ihre Wurzeln. Sie gibt allen Figuren ungeheure Wärme, sie entwirft ein freundliches Bild der katholischen Schule Christines und ihrer Heimatstadt, die sie aber auch selbst unbedingt verlassen musste, um ihren eigenen Weg zu finden. Rebellion muss nicht immer laut und schrill sein.
Mit weit geöffnetem Herzen trifft Christine Entscheidungen und erkennt, dass Liebe alles ist, was es gibt, und die Vorenthaltung der Liebe, die wir sind, ist der einzige wirkliche Schmerz. In Wahrheit sind wir alle zutiefst ineinander verliebt, es fällt uns nur manchmal so schwer, es einander mitzuteilen.
2 Millionen Dollar Trinkgeld
Themen:Geld, Ruhm, Wunder
2 Millionen Dollar Trinkgeld (Originaltitel: It Could Happen to You) ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 1994. Die Hauptrollen spielten Nicolas Cage und Bridget Fonda.
Die Geschichte wird von Angel Dupree in der Art eines Märchens erzählt und ist daher von Natur aus ein wenig idealisiert. Doch das zentrale Element der Handlung beruht auf einer wahren Geschichte, die dem Polizisten Robert Cunningham und der Kellnerin Phyllis Penzo passierte. Am 30. März 1984 bat der Inspektor in seiner Stammpizzeria die Serviererin Penzo, ihm beim Tippen der Lottozahlen behilflich zu sein. Beide wählten daraufhin jeweils drei Zahlen aus. Cunningham scherzte, dass er die Hälfte als Trinkgeld gebe, wenn er gewinnen würde. Daran hielt er sich auch, als er tatsächlich mit diesem Los sechs Millionen Dollar gewann. Anders als im Film blieben beide bei ihrem jeweiligen Lebensgefährten.
Wenn wir uns also beim Betrachten des Films ärgern, dass es einen so guten Menschen wie den Polizisten Charlie Lang nicht geben kann, dann sagt das wenig über den Regisseur des Films aus, sondern in erster Linie etwas über unser unbewusstes Menschenbild. Es zeigt uns, wie wir glauben, dass Menschen sind, und damit auch, wie wir uns selbst sehen. Wir schauen immer zuerst nach innen und rufen dann im scheinbaren Außen die Zeugen auf, für das, was wir in unserem Inneren gesehen haben.
In Wahrheit ist die Welt ist voll von Märchen und Wundern; ein gutes, ehrliches Herz; ein Versprechen, das gehalten wird; ein Schicksal, das nicht verleugnet werden kann. Die Liebe siegt über Angst, Betrug und Gier, denn das Licht leuchtet hell in einem Herzen, das bereit ist zu geben. Und wenn wir die Liebe in unserem Herzen geben, ist die ganze Welt in Liebe. Sanftmut, Freundlichkeit, Respekt und Ehre folgen den Menschen, die ein reines Herz haben. Das könnte auch dir passieren! (Originaltitel: It Could Happen to You)
The Danish Girl ist eine US-amerikanisch-britische Filmbiografie aus dem Jahr 2015. Das Filmdrama basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Autors David Ebershoff über die Malerin Lili Elbe, die sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog. Die beiden Schauspieler Eddie Redmayne und Alicia Vikander wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Lili Elbe (1882 - 1931) war eine dänische Malerin und transgender Pionierin. Als Studenten an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen lernten sich Einar Wegener und Gerda Gottlieb kennen und heirateten 1904. Danach entdeckte Einar Wegener immer mehr seine weibliche Seite und nannte sich in seiner Frauenrolle Lili Elbe. Fremden stellte Gerda Wegener Lili als Schwester ihres Mannes vor. 1930 beschloss Lili, die körperliche Anpassung an das gefühlte Geschlecht, das einer Frau, endgültig zu vollziehen. Lili ließ sich zuerst in Berlin und dann noch dreimal in Dresden operieren. Einige Monate nach der vierten Operation 1931 kam es zu Komplikationen, wahrscheinlich auf Grund von Transplantatabstoßung, an denen Lili Elbe verstarb.
Abweichend zum Buch, das auf Lili Elbes Lebensbericht Fra mand til kvinde basiert, wo sich Gerda und Lili trennen, bleibt Gerda im Film bis zum Schluss an Lilis Seite. Dass die Ehe vom dänischen König annulliert wurde, kommt im Film ebenfalls nicht zur Sprache. Auch den Umzug nach Marokko und lesbische Beziehungen von Gerda spart der Film aus.
Die Abweichungen von der wahren Geschichte sind auch ein Kritikpunkt dem sich der Film stellen muss. Es ist ein schöner Film in dem es auch um Themen wie Vertrauen und Rollen innerhalb einer Ehe geht. In Bildern, die an skandinavische Maler erinnern, mit einer Kameraführung in verträumtem Sepiafilter erzeugt der Regisseur eine von Anfang an betörende Stimmung. Eddie Redmayne gibt Einar ein verzweifeltes Gesicht, eine innere Zerrissenheit und Lili eine entrückte Melancholie und fragile Schönheit. Alicia Vikander in der Rolle der Gerda bezaubert. Der Regisseur und alle Beteiligten zeichnen mit einer großen Liebe zum Detail ein einfühlsames Porträt von Lili Elbe, aber verzichten auf alles, was an einer solchen Geschichte unangenehm sein könnte. Es wird der unangenehmen Wahrheit hinter der Geschichte ausgewichen.
Sich der Liebe zu öffnen ist immer der Schlüssel und wir ziehen die Menschen und Situationen an, in denen eine Herzöffnung stattfinden kann. Zwischen dem Künstlerpaar Einar und Gerda Wegener besteht eine tiefe Liebe, aber Einars Identitätskrise unterbricht ihre Fähigkeit, vollständig miteinander zu kommunizieren, was zu einem drastischen Ende ihres gemeinsamen Weges führt.
Persönliche Identität und Selbstkonzept verschleiern, wer wir wirklich sind. Manchmal entsteht Verwirrung und es entsteht der Glaube, dass die Veränderung des Äußeren, des Körpers, des Geschlechts die Lösung sei. Hinter dem Versuch, das biologische Geschlecht des Körpers den persönlichen Vorstellungen anzupassen, verbirgt sich die Hoffnung, den Konflikt auf die Ebene des Körpers begrenzen zu können, ohne sich mit dem Konflikt im Geist auseinandersetzen zu müssen. Dabei wird ein gesunder Körper zerstört, nur um den Konflikt im Geist nicht betrachten zu müssen. Die Geschichte von Lili Elbe zeigt sehr drastisch, dass auf der Ebene der Form keine wirkliche Lösung zu finden ist. Unsere wahre IDENTITÄT ist unveränderbar, unsere wahre IDENTITÄT ist reiner GEIST.
“GOTT hat den Körper nicht gemacht, weil er zerstörbar ist und daher nicht vom HIMMELREICH ist. Der Körper ist das Symbol dessen, was du zu sein vermeinst. Er ist eindeutig eine Einrichtung zur Trennung, und daher existiert er nicht.” (EKIW: Kapitel 6, V. A. 2. 1.-3.)
„... Das also ist die Anziehungskraft des Schmerzes. Von dieser Wahrnehmung beherrscht, wird der Körper zum Diener des Schmerzes, sucht ihn pflichtbewusst und gehorcht der Idee, dass Schmerz Lust ist. Genau diese Idee liegt der gesamten riesigen Investition des Ego in den Körper zugrunde. Und genau diese wahnsinnige Beziehung hält es versteckt, während es sich davon nährt. Dich lehrt es, dass des Körpers Lust Glück ist. Bei sich aber flüstert es: »Sie ist der Tod.«“ (EKIW: Kapitel 19, IV. B. 13.)
Der bunte Schleier
Themen:Ehe, Depression, Zusammenarbeit, Zweck, sich der Liebe öffnen, Liebe
Der bunte Schleier (Originaltitel: The Painted Veil) ist ein Film aus dem Jahr 2006 von Regisseur John Curran mit Naomi Watts und Edward Norton in den Hauptrollen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von William Somerset Maugham.
Die besondere Liebesbeziehung verbirgt die wahre Bedeutung der Liebe. Der Zweck der besonderen Liebesbeziehung ist es, den Hass auszugleichen, ihn aber nicht loszulassen. Liebe ist keine Illusion. Wo Desillusionierung möglich ist, gab es keine echte Liebe, sondern Hass. Eine Verschiebung der Ziele bringt Walter und Kitty an einen Punkt, an dem sie beginnen können, die Ziele des Egos für die besondere Beziehung zueinander zu betrachten. Die Erkenntnis, dass die Illusion der Liebe niemals befriedigen kann, führt zur Erkenntnis eines noch höheren Ziels. Zweck und Vergebung gehen Hand in Hand. Es gibt keinen Schleier, den die Liebe GOTTES in uns beiden nicht lüften kann.
2:22 - Zeit für die Liebe
Themen:Weckruf, Zeichen und Symbole, Zeit, energetische Verbindung, das Drehbuch ist geschrieben, sich der Liebe öffnen, Heilige Beziehung
2:22 - Zeit für die Liebe ist ein Film aus dem Jahr 2017 von Paul Currie mit Teresa Palmer und Michiel Huisman in den Hauptrollen.
Dies ist ein kraftvoller Vergebungsfilm, der dazu beiträgt, den Geist von starren Vorstellungen über die lineare Zeit zu lösen und im gegenwärtigen Moment zu erwachen. Einige der Fragen, die dieser Film aufwirft, sind: Sind wir mutig genug, alles loszulassen, was wir für wahr hielten, und nach einer anderen Perspektive zu suchen, die uns zur Wahrheit führt? Sind wir bereit, uns dem Unbekannten hinzugeben?
Dylan, die Hauptfigur in diesem Film, erlebt in seinem Leben eine Reihe von Synchronizitäten. Eine bewusstseinserweiternde Erfahrung führt dazu, dass er von seiner Arbeit als Fluglotse, die einer strengen Routine folgt, suspendiert wird, was ihm erlaubt, viel mehr für die wahre Führung verfügbar zu sein. Dies führt auch dazu, dass er Sarah kennenlernt und der Beginn einer heiligen Beziehung beginnt.
Dylan beginnt, eine erweiterte Zeitwahrnehmung zu haben, bei der er sich mehr und mehr bewusst wird, dass sich die Vergangenheit einfach immer wieder wiederholt. Seine Versuche, die Bedeutung der Zeichen und Symbole der Vergangenheit zu entschlüsseln, führen ihn immer tiefer in den Wahnsinn und in die Isolation. Die Welt, die er kannte, beginnt sich aufzulösen, und es erfordert viel Glauben und Vertrauen, um die neue Richtung einzuschlagen, die sich vor ihm auftut, um sich mit Sarah zu verbinden und sie ganz in sein Leben zu lassen.
Sarah war eine Tänzerin, deren Karriere durch eine Verletzung beendet wurde. Sie sehnt sich nach dem göttlichen Tanz, dem Tanz der Liebe und des Glücks, und Dylan wird als Antwort auf ihr Gebet gebracht, um vergangene Verbindungen zu heilen und aus einer Beziehung auszusteigen, die ihr nicht mehr dient. Der HEILIGE GEIST möchte uns alle in diesen göttlichen Tanz mitnehmen und wird Beziehungen nutzen, um die Spiegelung herbeizuführen, die notwendig ist, um das Unbewusste zu klären und diesen Zustand der reinen Verbundenheit und Harmonie zu erreichen.
Vergiss mein nicht!
Themen:Träumer des Traums Perspektive, Falsche Wahrnehmung, Vergebung, Groll, Vergangene Assoziationen heilen, Loslassen der Form, Loslassen der Besonderheit, Zeit, “energetische” Verbindung, Macht der Gedanken
Vergiss mein nicht! (Originaltitel: Eternal Sunshine of the Spotless Mind) ist ein beeindruckender und gleichzeitig irritierender Film von Michel Gondry aus dem Jahr 2004 mit Jim Carrey und Kate Winslet in den Hauptrollen. Der deutsche Titel ist ungünstig gewählt, der Titel müsste lauten: Ewiger Sonnenschein des makellosen Geistes! Es geht im Film nämlich nicht um das Behalten von privaten Erinnerungen, sondern um die Erlösung daraus, um uns wieder an die Wirklichkeit, an die Liebe GOTTES zu erinnern. Der HEILIGE GEIST kann fürwahr Gebrauch von der Erinnerung machen, denn GOTT SELBST ist dort. Das ist jedoch keine Erinnerung an vergangene Begebenheiten, sondern nur an einen gegenwärtigen Zustand.
Das zunächst Irritierende an diesem Film ist, dass er eine nichtlineare Erzähltechnik (non-linear narrative) verwendet. Dabei wird die chronologische Reihenfolge der Ereignisse unterbrochen, d. h. die Geschichte verläuft nicht geradlinig vom Anfang bis zum Ende. Stattdessen springt die Erzählung in der Zeit vor und zurück oder sie beginnt in der Mitte und enthüllt dann frühere oder spätere Ereignisse durch Rückblenden oder Spekulationen über die Zukunft. Diese Technik wird häufig verwendet, um die Tiefe der Charaktere auszubauen oder die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen. Diese Technik hat eine meditative Wirkung, die sich wunderbar zur Berichtigung unseres Geistes nutzen lässt.
Obwohl der Film eine ziemliche Herausforderung ist, erhielt er bei den Academy Awards, BAFTA Awards und Golden Globe Awards 2005 mehrere Nominierungen und gewann unter anderem den Oscar für das beste Originaldrehbuch. 2016 landete Eternal Sunshine of the Spotless Mind bei einer Umfrage der BBC auf Platz sechs der 100 bedeutendsten Filme des 21. Jahrhunderts.
„Michel Gondry ist vielleicht der letzte Fantast des Kinos. Ihm geht es im Grunde um nichts anderes als das Aufzeigen des Unzeigbaren: die Windungen des Hirns, das innere Auge. Das ist der heimliche rote Faden seines Oeuvres.“ (Peter Zander, deutscher Journalist und Filmkritiker)
Dies ist ein spektakulärer Film über das Löschen von Erinnerungen, über Hingabe und Vergebung. Die Liebe transzendiert alle erinnerten Wahrnehmungen, obwohl das Ego glaubt, die Erinnerungen seien die Liebe. Das Licht, das jenseits aller erinnerten Wahrnehmungen leuchtet, brennt mit ewiger Liebe in einem makellosen, göttlichen Geist. Jenseits der Versuchung, zu urteilen und zu tadeln, ist eine Liebe, die so tief und rein ist, dass der schlafende Geist zur Liebe eilt und alle Bilder und Erinnerungsstücke aufgibt, sobald er sich im Wachzustand an diese Liebe erinnert.
Die Vergangenheit wiederholt sich wieder und wieder mit privaten Gedanken der Unwürdigkeit und des Zweifels, bis eine Änderung in unserem Geist über den Zweck einer Beziehung eintritt. Erinnerungen an die Vergangenheit werden vom HEILIGEN GEIST gelöscht, wenn wir sie IHM bereitwillig anbieten. Ohne diese Bereitschaft wird nichts gelöscht oder berichtigt.
Die zentrale Szene des Films zeigt uns, was wahre Vergebung bedeutet. Wahre Vergebung verlangt unsere totale Bereitschaft, all die dunklen privaten Gedanken unseres scheinbaren Gegenübers zu übersehen. Wir finden Frieden, wenn wir es ablehnen, ein Teil von Träumen voller Angst zu sein. Wir stehen getrennt von ihnen, doch nicht von ihm getrennt, der sie da träumt. Die Vergebung trennt den Träumer von dem bösen Traum und befreit ihn damit. So trennen wir den Traum vom Träumer, verbinden uns mit dem einen und lassen den andern los. Wir verbinden uns mit dem, was wirklich ist - dem wahren SELBST.
Wenn wir uns innerlich von ganzem Herzen auf den Prozess der Berichtigung eingelassen haben, verzögert nur der Versuch, einige Erinnerungen zu verbergen, weil wir glauben, dass sie immer noch wertvoll sind, die Berichtigung. Das Ego versucht nur, die negativen Erinnerungen loszuwerden und will die positiven behalten. Wahrer Friede aber ist nur jenseits der linearen Zeit zu finden, im heiligen Augenblick jenseits aller Urteile. Am Ende geben wir uns dem göttlichen „Berichtiger“ vergangener Assoziationen und bedeutungsloser privater Gedanken hin, und die Bereitschaft, CHRISTUS im anderen zu sehen, bleibt gegenwärtig. Im heiligen Augenblick spiegeln alle Beziehungen die Unschuld und Reinheit wider, die jenseits der Lügen des Egos liegen. Befreit von Besonderheit erscheint die heilige Beziehung als Zeugnis der Herrlichkeit GOTTES und der wahren Liebe.
“How happy is the blameless vestal’s lot!
The world forgetting, by the world forgot. Eternal sunshine of the spotless mind!
Each pray’r accepted, and each wish resign’d.”
"Wie glücklich ist das Los der tadellosen Vestalin!
Die Welt vergessend, von der Welt vergessen.
Ewiger Sonnenschein des makellosen Geistes!
Jedes Gebet angenommen, und jeder Wunsch aufgegeben."
(Alexander Pope, Eloisa to Abelard, 1717) (Vestalin = Dienerin Gottes)
Die Frau des Zeitreisenden (The Time Traveler’s Wife) ist ein im Jahre 2003 erschienener Roman der US-amerikanischen Autorin Audrey Niffenegger. Der Roman erzählt eine unkonventionelle Liebesgeschichte um einen Mann mit einem seltenen genetischen Defekt, der dazu führt, dass er spontan durch die Zeit reisen muss. Bei seinen Zeitreisen lernt er ein kleines Mädchen kennen, dessen Leben er fortan begleitet und das dann auch seine Frau wird.
Der Roman handelt von Henry DeTamble und seiner Frau Clare Abshire. Henry leidet an einem seltenen genetischen Defekt, „Chrono-Impairment“ genannt, der ihn dazu zwingt, immer wieder von neuem spontan durch die Zeit zu reisen. Er kann diesen Effekt nicht beeinflussen, allerdings scheint er durch sein Unbewusstes gebunden zu sein, da er meistens an Orten landet, an denen er schon einmal war bzw. zu denen er noch kommen wird. Viele gewöhnliche Dinge wie Stress können Henrys Zeitreisen auslösen.
New Line Cinema verfilmte 2009 Die Frau des Zeitreisenden. Die Regie, der Verfilmung mit Eric Bana und Rachel McAdams, führt der deutsche Filmregisseur und Drehbuchautor Robert Schwentke.
Ein seltener Film, der wunderschön zeigt, dass LIEBE jenseits der Zeit existiert. Die Hauptfigur bewegt sich durch die Zeit und erlebt verschiedene Teile seines Lebens, die sich um eine Beziehung drehen. Die Partnerschaft in diesem Film ist eine, in der Erwartungen ständig entzaubert werden. Für das Ego ist es ein Schock, wenn ein Partner immer wieder verschwindet, und in diesem Film kann es jederzeit passieren. Jeder Wunsch nach einer normalen (besonderen) Beziehung, führt zu Enttäuschungen. Die einzige Möglichkeit, alles wahrzunehmen, besteht darin, sich der LIEBE zu öffnen, die Zeit, Raum und Körper vollständig transzendiert.
Gleichzeitig gilt es zu akzeptieren, dass das Drehbuch schon geschrieben ist und nur Hingabe und Akzeptanz zur Freiheit in LIEBE führen.
Clare: "Du hast mich reingelegt. Du bist zu der Wiese gekommen und hast einem kleinen Mädchen das Herz und den Verstand verwirrt. Glaubst du etwa ich hab mir dieses Leben gewünscht? Diesen Mann, der verschwindet ohne irgendeine Vorwarnung! Denkst du, irgendjemand wünscht sich das?! Wer will denn das?"
Henry: "Du hast die Wahl."
Clare: "Ich hatte nie die Wahl.“ (Filmzitat)
Was das Leben auf der Ebene der Form innerhalb der linearen Zeit betrifft, so haben wir keine Wahl. In dieser Welt ist die einzig verbleibende Freiheit die Freiheit der Wahl zwischen zwei Stimmen, der Stimme für die LIEBE oder der Stimme des Egos. Wenn wir uns auf unserer Reise durch Raum und Zeit von der Stimme für die LIEBE führen lassen, werden wir immer öfter der einen und ewigen LIEBE begegnen, die sich nie ändert und nicht von der Anwesenheit bestimmter Menschen abhängt.
Lachsfischen im Jemen
Themen:Zusammenarbeit, Zeichen und Symbole, Weckruf, Glaube, Zweck, energetische Verbindung
Lachsfischen im Jemen (Originaltitel: Salmon Fishing in the Yemen) ist ein britischer Film aus dem Jahr 2011. Bei der von Lasse Hallström inszenierten Komödie handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Paul Torday. Die Drehorte für den Film lagen in London, Schottland und Marokko.
Dies ist ein großartiger Glaubens- und "Umkehr"-Film! Darüber hinaus ist er ein wunderbares Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit einem höheren Zweck dient.
Alfred Jones besteht darauf, dass er ein Mann der Fakten und Zahlen ist, und keineswegs ein Mann des Glaubens. Als sich ihm die Chance seines Lebens bietet, in einem Fluss im Jemen Lachse anzusiedeln, findet Alfred die Idee lächerlich. Er fühlt sich genötigt und gibt das absolute Minimum für das Projekt, bis ihm klar wird, dass diese Idee inspiriert ist und einen viel größeren Zweck hat, als es zunächst den Anschein hat.
Die Zusammenarbeit und das Eintauchen in ein Ziel, das das Herz öffnet und den Geist über das Eigeninteresse erhebt, ist eine Kulisse, in die man sich im wahrsten Sinne des Wortes verlieben kann. Das Drehbuch hat seine Windungen und Wendungen, aber wenn man erst einmal dabei ist, kann man nicht anders, als seine Rolle perfekt zu spielen. Eine Gelegenheit nach der anderen wird sich bieten, um sich darin zu üben, ein Wunderwirkender zu sein.
Der HEILIGE GEIST hat einen glorreichen Plan des Erwachens, und alles ist darauf ausgerichtet, ein lebenswertes Leben zu offenbaren! Es braucht Glauben - großen Glauben -, um ein offenes Herz zu haben und es zu wagen, dem zu folgen, wohin es führt. Legen wir Urteilsvermögen, intellektuelles Denken, Mangeldenken und Zweifel an menschlicher Loyalität beiseite und finden wir, was unsere ungeteilte Loyalität wert ist! Es ist unser Ziel! Es ist unser Herz!
Chocolat - Ein kleiner Biss
Themen:Scham, Inspiration, Rollen transzendieren, Öffnung für die Liebe, heilige Beziehung
Chocolat - Ein kleiner Biss genügt (Originaltitel: Chocolat) ist ein britisch-US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2000, der auf dem Roman Chocolat von Joanne Harris basiert. Juliette Binoche spielt die Hauptrolle. In einer Nebenrolle ist Johnny Depp zu sehen.
Seit Jahrtausenden neigen Menschen dazu, hochgeistige und idealistische Prinzipien spiritueller Wahrheit zu nehmen und sie in konkrete Regeln persönlichen Verhaltens umzuwandeln. Jesus hingegen lehrt eine Geisteshaltung und keine Verhaltensregeln. Ein reiner Geist führt in der Folge zu einem entsprechenden Verhalten. Wenn wir unsere Mitmenschen als unsere Brüder betrachten und uns mit ihnen im Geiste eins fühlen, werden wir sie auch entsprechend behandeln. Dieser Film zeigt auf wunderbare Weise den Unterschied zwischen bloßer Befolgung von Regeln und wahrer Herzensgüte.
Vianne ist ein freier Geist, der von den geheimnisvollen Nordwinden dazu bewegt wird, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Während sie dem Ruf ihres Herzens folgt, lässt sie zu, dass sich die Menschen um sie herum auf überraschende und unerwartete Weise öffnen. In dem Versuch, endlich frei zu sein, zieht Vianne von Stadt zu Stadt, bis sie in ein kleines französisches Dorf kommt, das sich seiner Ruhe rühmt.
Vianne findet schnell heraus, dass die Dorfbewohner eng an Regeln und Traditionen gebunden sind, die der Versuch des Egos sind, Ruhe zu finden. Frieden lässt sich nicht finden, wenn man versucht, die Form zu beherrschen, und jeder in Viannes Umfeld macht eine rasche Heilung durch, indem er loslässt, was ihm nicht mehr dient, und sich dafür öffnet, dass ihm ein anderer Weg gezeigt wird. Ihr Weg ist der des Lichts, der Liebe, einer nicht wertenden Freiheit des Geistes - der Aufnahme des Fremden.
Ein Wind an Authentizität durchströmt die Stadt, wenn jeder frei ist, er selbst zu sein, frei von Rollen, Schuldgefühlen und dem „Sollen“ des Egos. Das Leben ist zum Leben da, und die ganze Stadt feiert mit offenem Herzen mit! Die Vergangenheit wird ruhen gelassen, und Vianne entdeckt, dass die Freiheit, nach der sie sich so sehr gesehnt hat, die ganze Zeit in ihr war.
“Auch die Liebe möchte dir ein Festmahl bereiten, auf einer makellos gedeckten Tafel, in einem stillen Garten, wo kein anderer Laut als Singen und ein sanftes, frohes Flüstern je zu hören ist. Das ist ein Festmahl, das deine heilige Beziehung ehrt und zu dem jeder als Ehrengast willkommen ist. In einem heiligen Augenblick wird das Tischgebet von allen gemeinsam gesprochen, während sie sich in Sanftmut vor dem Tisch der Kommunion verbinden. Und ich werde mich dort zu euch gesellen, wie ich vor langer Zeit versprach und immer noch verspreche. Denn in eurer neuen Beziehung bin ich willkommen. Und dort, wo ich willkommen bin, dort bin ich.” (EKIW: Kapitel 19, IV. A. 16.)
Peace, Love & Misunderstanding
Themen:Familie, Eifersucht, Vergebung
Peace, Love & Misunderstanding ist ein amerikanischer Film aus dem Jahr 2011 mit Jane Fonda und Catherine Keener in den Hauptrollen. Man darf sich bei diesem Film von seiner konstruierten Handlung und dem Hippie-Getue nicht täuschen lassen. Wenn unser Geist offen ist, dann erkennen wir, dass dieser Film sehr wohl auf eine viel tiefere Freiheit verweist, als es in der Kultur der Hippies zum Ausdruck kommt. Die Hippies, die “Blumenkinder”, suchten nach den richtigen Dingen, nach Frieden und Liebe, nur meist an der falschen Stelle.
Das Woodstock Festival gilt als Höhe- und gleichzeitig Endpunkt der im Mainstream angekommenen Hippiebewegung in den USA. Das Festival begann planmäßig am 15. August 1969, endete jedoch verspätet am Montagmorgen des 18. Augusts. Als Austragungsort dienten Weidefelder nahe der Kleinstadt Bethel im US-Bundesstaat New York, etwa 70 Kilometer südwestlich vom namensgebenden und ursprünglich angedachten Veranstaltungsort in Woodstock. Woodstock war eine Kleinstadt in die sich Bob Dylan 1966 nach seinem Motorradunfall zurückgezogen hatte. Ihm waren Stars jener Zeit wie Janis Joplin, Jimi Hendrix, Blood, Sweat & Tears und The Band gefolgt. Doch die Bewohner des Städtchens opponierten erfolgreich gegen den zu erwartenden Hippie-Ansturm, und so erhielten die Veranstalter die unerwartete Absage des angedachten Festivalspielortes. Erst am 15. Juli wurde der tatsächliche Veranstaltungsort gefunden. Vor geschätzten 400.000 Besuchern traten 32 Bands und Solokünstler auf, darunter Stars wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who.
Die erwarteten Zuschauerzahlen wurden um mehr als das Doppelte übertroffen. Unzählige potenzielle Zuschauer mit oder ohne Vorverkaufsticket blieben in Verkehrsstaus rund um das Festivalgelände stecken. Während der Veranstaltung herrschten aufgrund einsetzenden Regenwetters und organisatorischer Missstände teils katastrophale Zustände. Trotz dieser teils widrigen Umstände wurde Woodstock für seine friedliche Stimmung bekannt.
Der bis dahin recht unbekannte schwarze Folk-Musiker Richie Havens eröffnete das Festival. Er spielte bis sein Songrepertoire erschöpft war. Anschließend improvisierte er eine Version des Spirituals Motherless Child, dem er eine Strophe mit dem ständig wiederholten Ruf “Freedom” hinzufügte. Der Song wurde ein internationaler Hit und der sich ständig wiederholende Freedom-Ruf ein Markenzeichen des Festivals. Danach hielt Swami Satchidananda eine Eröffnungsrede.
Der letzte Tag von Woodstock begann mit dem Auftritt von Joe Cocker, der mit seiner bereits im Vorjahr erschienenen Coverversion des Beatles-Klassikers With a Little Help from My Friends den ersten großen Durchbruch in seiner Karriere erreichte. Nach dessen Auftritt setzte ein heftiges Gewitter ein. Als das Unwetter aufgehört hatte, betrat der Farmer Max Yasgur die Bühne, auf dessen Feldern das Festival stattfand. Er dankte den Zuschauern dafür, dass sie ihm halfen, der Welt etwas zu beweisen. Die Festivalbesucher hatten seiner Meinung nach zusammen bewiesen, dass eine halbe Million Menschen zusammenkommen und nichts als Spaß und Musik haben könnten.
Die Hippie-Bewegung hatte großen Einfluss auf das Denken und Handeln der heutigen Welt. So förderte sie maßgeblich die sexuelle Revolution, den Umweltschutz, den Antirassismus sowie die allgemeine Auflösung der damals üblichen autoritären Machtstrukturen in Familie und Gesellschaft. Mit ihrem Stil beeinflusste die Hippie-Bewegung auch alle Aspekte der Mainstream-Kultur, darunter Mode, Film und Musik. Sie leistete damit einen bedeutenden Beitrag zur zivilisatorischen und geistigen Entwicklung der Menschheit. Es handelt sich dabei um jene philosophische Stufe, bei der wir Freiheit von allen konventionellen und traditionellen Hemmnissen erreichen und wagen, ehrlich, loyal, furchtlos und wahrheitsliebend zu denken, zu handeln und zu leben.
"Freedom's just another word for nothin′ left to lose" (Me And Bobby Mcgee - Janis Joplin)
In der Literatur waren Bücher wie Die Pforten der Wahrnehmung von Aldous Huxley, The Way of Zen von Alan Watts, die Werke der Beat Generation oder die Werke von Carlos Castaneda Inspirationsquellen für die Hippie-Bewegung.
"Dem Leben offen und furchtlos begegnen", so lautet das Credo von Alan Watts. Sein Buch Weisheit des ungesicherten Lebens hat mich viele Jahre nach meiner Abkehr von der katholischen Kirche wieder mit dem Thema Spiritualität in Berührung gebracht. Alan Watts sah die Welt im Sinne des Pantheismus grundlegend als eins an. Das vom Rest der Welt abgetrennte und durch die Geburt „in die Welt hinein gekommene“ Ego hielt er für eine Illusion. Stattdessen betonte er, dass jede Person „aus der Welt heraus gewachsen“ sei und damit Folge des Ganzen und mit allem verbunden. Das lebende und erlebende Ich sei damit nicht weniger als das gesamte Universum, das sich dadurch selbst erfährt.
“Trying to define yourself is like trying to bite your own teeth.” (Alan Watts)
In jungen Jahren studierte Watts christliche Theologie und arbeitete zwischenzeitlich als Priester. In dieser Zeit versuchte er vor allem, asiatische Philosophie und Christentum zu vereinen. Seinen Masterabschluss erlangte er mit Behold the Spirit, einer Arbeit über die „Notwendigkeit mystischer Religion“. Doch er legte sein Priesteramt nieder und wandte sich immer mehr hinduistischen Konzepten wie Brahman, Tat Tvam Asi, Lila und Maya zu und schloss aus diesen unter anderem, dass unser Leben als ein Versteckspiel des Göttlichen vor sich selbst betrachtet werden kann. Am meisten beeinflusste ihn aber wohl die Lehre des Zen-Buddhismus. In voller Übereinstimmung mit dieser Lehre ist seine Ansicht, dass unser alltägliches, alle Lebensbereiche durchdringendes Wollen unglücklich macht und ersetzt werden sollte durch ein Loslassen und Sich-Einlassen auf den Fluss der Dinge, woraus sich ein spielerischer Umgang mit dem Leben entwickeln kann. Audioaufnahmen seiner Reden erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit, unter anderem in Form von Ausschnitten auf YouTube oder als Text-Samples für elektronische Musik.
“I have realized that the past and future are real illusions, that they exist in the present, which is what there is and all there is.” (Alan Watts)
Das alles kommt uns als Kurs-Schüler bekannt vor. Der entscheidende Unterschied besteht allerdings in der Erkenntnis, dass die Welt selbst Teil der Illusion ist und der freie Fluss nur in der Hingabe an die Führung durch den HEILIGEN GEIST zu GOTT führt, denn sonst folgen wir nur der Vorstellung des Egos von Freiheit. Das Ego versteht aber die Wahrheit nicht und führt uns erst recht wieder in die Irre, auch wenn die Absichten noch so wünschenswert erscheinen. So erging es auch Alan Watts. Er schaffte es nicht, nach seiner eigenen Philosophie zu leben, wandte sich immer mehr dem Alkohol zu und starb im Alter von 58 Jahren in seiner Berghütte.
Die Herausforderung besteht darin zu erkennen, wie mächtig unser Geist ist, er ist fähig, Welten zu erschaffen, doch kann er auch die Wirklichkeit verleugnen, denn er ist frei. Die Verleugnung GOTTES führte dazu, dass SEIN SOHN vaterlos zu sein vermeinte, und aus seiner Depression heraus machte er den Gott der Depression. Das war seine Alternative zur Freude, weil er die Tatsache nicht annehmen wollte, dass er, obzwar ein Schöpfer, erschaffen worden war. Doch ist der SOHN ohne den VATER hilflos, DER allein seine HILFE ist.
In Peace, Love & Misunderstanding trifft der Scheidungswunsch ihres Mannes die New Yorker Anwältin Diane wie ein Schlag ins Gesicht. Ihre Flucht mit den beiden halbwüchsigen Kindern Zoe und Jake zu ihrer Mutter Grace nach Woodstock ist ein Akt blanker Verzweiflung. Immerhin hatten die Frauen 20 Jahre keinen Kontakt und noch immer sind die Fronten die gleichen: konservative Jugend stößt auf eingefleischtes Alt-Hippietum. Der Ausflug entwickelt sich für alle zu einem Trip des Vergebens.
"Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack, a crack in everything
That's how the light gets in" (Anthem - Leonard Cohen)
Alles, was jeder wirklich will, ist, Unschuld und Liebe zu erfahren. Geistige Offenheit ist die Erkenntnis, dass Dankbarkeit die einzig angemessene Reaktion auf einen Bruder ist, aufgrund dessen WER er ist. Alle Dinge sind für einen Menschen, der geistig offen ist, gleichermaßen akzeptabel, weil alle Dinge zum Guten zusammenwirken. Der Geist, der urteilt, tut dies als Rechtfertigung für sein Versagen, zu vergeben. Eifersucht entspringt dem Urteil und der falschen Wahrnehmung. Schuldzuweisungen sind niemals gerechtfertigt. Vergebung führt zu Glück und zur Akzeptanz dessen, was gegeben ist, während das Festhalten an der Vergangenheit und der Wunsch, Recht zu haben, eine Verteidigung gegen gegenwärtiges Glück und Freiheit darstellt. Um die Dinge anders zu sehen, ist nur eine Veränderung der Wahrnehmung erforderlich. Die Liebe wartet darauf, willkommen geheißen zu werden, und ist immer nur eine Entscheidung entfernt.
Jude: “Das ist genau das, was ich meine, Diane. Du bist so damit beschäftigt zu streiten, dass du gar nicht merkst, dass niemand mit dir streitet. Du schlägst nach Schatten und die Menschen, die dich lieben, kommen nicht an dich ran.”
Diane: “Das ist nicht wahr.”
Jude: “Hast du jemals daran gedacht aufzuhören?”
Diane: “Mit was aufzuhören?”
Jude: “Mit dem Streiten.”
Diane: “Ich soll also - einfach so - vierzig Jahre der Verantwortungslosigkeit, der Peinlichkeiten und der Weigerung meiner Mutter erwachsen zu werden, vergessen?"
Jude: “Ja, ganz genau.”
Diane: [ungläubig] “Wie einen Ballon, einfach davon fliegen lassen.”
Jude: “Es ist kein Ballon, es ist ein Sandsack, den du abwerfen musst, damit der Ballon fliegen kann.” (Filmzitat)
Zoe, die Tochter von Diane, setzt das Beziehungsmuster ihrer Mutter fort:
Zoe: “Denkst du, dass ich ungerecht zu dir bin? Ablehnend? Verschlossen?”
Cole: “Manchmal, ja.”
Zoe: “Aber du bist hier.”
Cole: “Ja, richtig. Ich bin hier.”
Zoe: “Und ich verurteile dich für was du tust.”
Cole: “Das ist nicht mein Problem.”
Zoe: “Na ja, ist es schon.”
Cole: “Nein, nein, eigentlich ist es - nur dein Problem.” (Filmzitat)
In diesem Film ist Grace (engl. für Gnade), die Mutter von Diane und Großmutter von Zoe, ein Symbol für geistige Offenheit, Urteilslosigkeit und Akzeptanz. Sie weist immer auf Vergebung hin und unterstützt alle um sie herum, ihre Herzen und ihren Geist zu öffnen. Meinungen und Urteile sind in Wirklichkeit ein Angriff auf sich selbst. Sie sind eine Verteidigung gegen die Liebe, und sie fallen weg, wenn man erkennt, dass es immer nur Liebe gibt, die ausgedehnt wird, oder einen Ruf nach Liebe, der ausgedrückt wird.
Jesus Revolution
Themen:Zweifel, Glaube, Überwindung von Rollenbildern, Bindungsangst, Zusammenarbeit, Hingabe, Vergebung, Mächtige Gefährten, Wunder, Öffnung für die Liebe, Glück, Inspiration, Freude, Liebe
Jesus Revolution ist ein Historienfilm über die amerikanische Geschichte von 1968 bis 1972, der auch Elemente einer Filmbiografie enthält. Er beschreibt die Anfänge der Jesus-People, mit dem Hippie und Evangelisten Lonnie Frisbee, dem späteren Pastor und Autor Greg Laurie sowie dem US-amerikanischen Prediger Chuck Smith, dem Begründer der Calvary Chapel. Genau in dieser Zeit kam Ein Kurs in Wundern - als Antwort auf den Ruf nach “Peace and Love” - in die Welt.
Lonnie Ray Frisbee (1949 - 1993) war ein charismatischer Hippie und Evangelist. Er war eine Schlüsselfigur der Jesus-People. Lonnies freigeistige Liebe und Freude spiegelt die Sinnsuche der Hippie-Generation vor dem Hintergrund der pulsierenden Kultur Kaliforniens wider. Lonnie wird im Film dargestellt von Jonathan Roumie, der in der US-amerikanische Fernsehserie The Chosen Jesus spielt.
Die Geschichte dreht sich um Lonnies Begegnung mit Chuck Smith, einem traditionellen Pastor. Inmitten der kulturellen und spirituellen Erkundungen dieser Zeit prallen die Welten von Lonnie und Chuck aufeinander. Lonnie bringt eine neue Perspektive in Chucks Kirche ein und löst damit eine spirituelle Revolution aus, die die Kluft zwischen der Hippiebewegung und dem Christentum überbrückt. Als sich die Wege von Lonnie und Chuck kreuzen, begeben sie sich auf eine transformative Reise des Glaubens und der geistigen Offenheit.
“Sei nicht so arrogant zu glauben,
Gott könnte deine Fehler nicht überwinden.” (Filmzitat)
Dieser Film ist voller Farbe und Musik, ein herzöffnendes Abenteuer, das dich inspirieren wird!
Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück
Themen:Tod, Ungerechtigkeit, Intellektualisierung, Projektion, ungeheilter Heiler, Loslassen der Kontrolle, Geistesschulung, Vertrauen, Göttliche Fürsorge, Loslassen der Form
Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück (Originaltitel: Captain Fantastic) ist ein Film von Matt Ross, der Anfang 2016 im Rahmen des Sundance Film Festivals seine Premiere feierte. Matt Ross übernahm die Regie und schrieb auch das Drehbuch zum Film. Zur Geschichte des Films wurde Ross durch seine eigene Vergangenheit inspiriert: „Große Teile meines Lebens verbrachte ich inmitten des Nirgendwos in Oregon, wo meine Mutter an der Gründung eines alternativen Wohnprojektes beteiligt war.“ Dort verbrachte Ross nach eigenen Aussagen seine Sommer in Tipis. Dies werde auch im Film deutlich, so der Regisseur. Dort hatten sie gemeinsam Land gekauft und wollten, weit weg von jeglicher Zivilisation, im Einklang mit der Natur leben. Viele hätten dies als „Hippie-Kommune“ bezeichnet, allerdings geschah das Ganze in den Achtzigern, und nicht in den Sechzigern. „In einem gewissen Alter habe ich mich dann entschieden, diesen Ort zu verlassen, um mit Jugendlichen in meinem Alter zusammensein zu können“, so Ross.
Dies ist eine berührende Geschichte über den Heilungsweg von Ben und seinen sechs Kindern, die in den Wäldern des pazifischen Nordwestens leben. Die Kinder werden von ihrem Vater zu Hause unterrichtet und erhalten viel Struktur und Disziplin in Bezug auf ihre Erziehung und ihr körperliches Training. In vielerlei Hinsicht ist Ben ein brillanter Lehrer und inspirierender Führer für die Kinder. Sie werden ermutigt, sich frei zu äußern, Fragen zu stellen und auch ihre Gefühle in einem sicheren Rahmen zu zeigen. Das Ergebnis ist, dass sie lebendig und neugierig auf die Welt sind. Die Familie ist eindeutig durch ein starkes Band der Liebe miteinander verbunden.
Der Film zeigt aber auch, wie ein starrer ideologischer Standpunkt, dessen Grundlage der Glaube an Trennung ist, auch wenn er noch so gut gemeint ist, letztlich immer zu Leid bei allen Beteiligten führt. Obwohl Ben sich selbst als den einzigen Lehrer sieht, den seine Kinder brauchen, hat er noch innere Heilungsarbeit zu leisten. Er muss Demut lernen, und der HEILIGE GEIST muss seinen sehr starken „Ich weiß“-Geist durchbrechen. Aber das ist natürlich kein Problem für den HEILIGEN GEIST, wenn ein williger Geist vorhanden ist. Es gibt einen Punkt im Film, an dem die Rollen für einen Moment tauschen und die Kinder die Lehrer ihres Vaters werden. Glücklicherweise ist Ben offen genug, um zuzuhören und der Richtung zu folgen, die durch sie kommt. Und obwohl später noch mehr Zweifel in seinem Kopf auftauchen, wird das alles so wundervoll vom HEILIGEN GEIST genutzt. An einem Punkt ist Ben sogar bereit, aus dem Leben seiner Kinder auszusteigen, aber die brennende Liebe der Kinder zu ihm scheint durch und sie kommen in einem freudigen Finale wieder zusammen. Wie uns Ein Kurs in Wundern in Erinnerung ruft, arbeiten ausnahmslos alle Dinge zum Guten zusammen, wenn wir uns SEINER Führung unterstellen.
Ein russischer Sommer
Themen:Heirat, Freude, Führung, Bewusstheit des Träumens, Liebe
Ein russischer Sommer (Originaltitel: The Last Station) ist die Verfilmung eines biografischen Romans des US-amerikanischen Schriftstellers Jay Parini über das letzte Lebensjahr Leo Tolstois. Der Film wurde unter der Regie des US-amerikanischen Regisseurs Michael Hoffman unter anderem in Deutschland gedreht und 2009 veröffentlicht.
Auch Tolstoi war nicht immer ein guter Tolstojaner. Als er einen neuen Sekretär bekommt, wird der Kompromiss zwischen seinen Überzeugungen und seinem tatsächlichen Leben deutlich spürbar. Viele Tausende haben begonnen ihm zu folgen, aber ist das Prinzip der Liebe und der Freiheit verloren gegangen?
In diesem Film geht es darum, die Bewegung des Geistes von der Verfolgung eines Ideals hin zu einem Leben in Freiheit und Liebe zu erleben. Als Tolstois neuer Sekretär wird Walentin in eine Beobachterrolle versetzt; er führt parallel Tagebücher, die die öffentliche und die private Persönlichkeit eines Menschen widerspiegeln, der sich der Erfahrung der Wahrheit verschrieben hat. Durch die Intimität dieser Aufgabe erhält er die einmalige Gelegenheit zu entdecken, was wirklich wichtig ist. Mit Hilfe von Mascha, die den Geist der Bewegung symbolisiert, erforscht Walentin den Unterschied zwischen dem Buchstaben des Gesetzes und dem Gesetz des HEILIGEN GEISTES.
Tolstois Frau ist gleichzeitig dessen größte Stütze und sein Untergang. Die besondere Liebe, der Glaube und die Hingabe in ihrer Ehe, die einst vom HEILIGEN GEIST genutzt wurden, um die Verbreitung der Botschaft zu unterstützen, werden nun von Kontroversen und Kompromissen kontrolliert. Aber Tolstois Glaube an die Treue zu seiner Frau und die Hingabe an seine Sache hat ihn gespalten und geschwächt. Menschen werden nicht erleuchtet. Es gilt dem Weg zu folgen, nicht dem Menschen.
Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828 - 1910)
(deutsch häufig Leo Tolstoi)
In seinem Tagebuch hatte er Mitte der 1850er Jahre notiert: „Es gibt etwas, was ich mehr als das Gute liebe: Ruhm.“
1862 heiratete Tolstoi die achtzehnjährige Sofja (Sonya). In den folgenden Jahren schrieb er die monumentalen Romane “Krieg und Frieden” (1862–1869) sowie “Anna Karenina” (1873–1878), die seinen literarischen Ruhm begründeten.
Mit seiner großen Anerkennung begann für Tolstoi eine Phase der Orientierungslosigkeit. Er fühlte sich „am Abgrund angelangt“. Als Beteiligter an der Volkszählung im Jahr 1882 in Moskau nahm er unter den Arbeitern ein Elend wahr, das jenes der Bauern noch übertraf. Seine Sinnsuche erstreckte sich auf immer weitere Bereiche. So verzichtete er auf Rauchen, Alkohol und die Jagd („grausame Vergnügungen“). Er ernährte sich vegetarisch und erklärte, der Mensch müsse die Fleischnahrung aufgeben, wenn er sich moralisch weiterentwickeln wolle, „denn außer der Aufregung der Leidenschaften infolge dieser Nahrung ist dieselbe auch ganz einfach unmoralisch, weil sie eine dem Gefühl der Moralität widersprechende Tat - den Mord - erfordert, und weil sie nur von der Feinschmeckerei und Gefräßigkeit verlangt wird“.
Seit 1879 hatte er sich intensiv religiösen Fragen zugewandt. In einer Reihe von Gesprächen mit führenden Geistlichen wie dem Metropoliten von Moskau sowie auf Reisen zu verschiedenen Kirchen und Klöstern entwickelte er eine Abneigung gegenüber der ihm begegnenden rituellen Form der Religiosität. Dieser und auch der in westlichen Kirchen praktizierten, den Kriegsdienst bejahenden Glaubensausübung stellte er die schlichten Lehren Jesu gegenüber. Hierzu übersetzte er die Evangelien erneut ins Russische. Als deren Kern betonte er dabei die Nächstenliebe sowie den Appell, dem Bösen ohne Gewalt zu widerstehen.
Auf seine Achtung im Ausland folgte seine Ächtung im Inland. Seit 1882 unterstand er polizeilicher Überwachung. “Meine Beichte” sowie “Worin mein Glaube besteht” wurden mit ihrer Veröffentlichung sofort verboten. Über ihn wurde sogar das Gerücht verbreitet, er sei geistesgestört. Die Veröffentlichung des Romans "Auferstehung" führte dazu, dass ihn der Heilige Synod im Februar 1901 exkommunizierte. Tolstoi zeigte sich wenig reuig. „Die Lehre der Kirche ist eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge“, heißt es in einem Antwortbrief an den Synod, „fast alles ist eine Sammlung von grobem Aberglauben und Magie.“ Dies war aber „kein uneingeschränktes Verneinen, dahinter stand immer ein tiefer Glaube an das Wirken Gottes in der Welt und das Bemühen, das wahre göttliche Gesetz zu ergründen“.
Tolstoi lehnte sozialistische Bestrebungen im Sinne einer Diktatur des Proletariats ab: „Bislang haben die Kapitalisten geherrscht, dann würden Arbeiterfunktionäre herrschen.“ Mit seinem moralischen Rigorismus sah er sich in einem Zwiespalt: Sich selbst und der reichen Oberschicht, der er entstammte, warf er eine egozentrische und sinnentleerte Lebensweise vor. Seine Haltung führte ihn zu der Frage nach beständigen moralischen Werten, die er für sich mit dem Anspruch auf bedingungslose Nächstenliebe und radikale Gewaltlosigkeit beantwortete.
Kurz vor seinem Tod hatte ihm Mahatma Gandhi, der sich bereits in seiner Jugend auf Tolstoi bezogen hatte, sein kleines Buch "Hind Swaraj" („Indische Selbstverwaltung“) geschickt, eine Broschüre gegen den britischen Kolonialismus, in dem er nach Tolstois Grundsätzen das tugendhafte Leben ohne Besitz im Gegensatz zu den kapitalistischen Prinzipien von Wachstum und wirtschaftlichem Fortschritt propagiert und seine Satyagraha-Lehre eines gewaltlosen, aber aktiven Widerstands darlegt. Tolstoi hatte die Schrift gelesen und Gandhi in einem Brief ermutigt. Gemeinsam mit Anhängern gründete Gandhi 1910 in Transvaal (Südafrika) eine Siedlung und nannte sie Tolstoi.
Neben staatlichen Willkürmaßnahmen wie der Hausdurchsuchung 1908, bei der alle auffindbaren Texte konfisziert wurden, verschärften sich auch familiäre Konflikte. Da seine Frau es ablehnte, die in seinem Testament dem russischen Volk vermachten literarischen Werke als gemeinsame Besitztümer des Volkes anzusehen, verließ Tolstoi mit seinem Arzt und seiner jüngsten Tochter die Familie zu einer letzten, spektakulären Reise in Richtung Süden. Auf dieser Reise erkrankte er an einer Lungenentzündung und starb am frühen Morgen des 20. November 1910 im Haus des Bahnhofsvorstehers Iwan Osolin in Astapowo - umlagert von der Weltpresse.
Krieg und Frieden
Krieg und Frieden ist eine Mischung aus historischem Roman und militär-politischen Darstellungen sowie Analysen der zaristischen Feudalgesellschaft während der napoleonischen Ära Anfang des 19. Jahrhunderts in Russland und den Kriegen zwischen 1805 und 1812 mit der Invasion Russlands 1812.
Mich berühren immer wieder die Passagen, in denen die kriegsbegeisterten jungen Männer die Sinnlosigkeit des Krieges und des Lebens an sich (im egoischen Sinne) erkennen müssen. Und wie die Protagonisten der Geschichte, insbesondere Pierre, am Ende die Liebe finden.
Die erste derartige Szene spielt in meiner irdischen Heimat an der Enns, einem Fluss, der immer wieder eine markante Grenze zwischen verschiedenen politischen Lagern darstellte und einer strategisch wichtigen Brücke über den Fluss. Die russischen Truppen ziehen sich vor den zahlenmäßig weit überlegenen Franzosen zurück und versuchen, ihren Vormarsch zu behindern, indem sie Brücken zerstören. Bei einer solchen Aktion erahnt Nikolai im Kugelhagel an der Enns in Todesangst zum ersten Mal die Fragwürdigkeit seiner jugendlichen Heldenträume.
Als Kutusows Truppen vor den überraschend angreifenden Franzosen fliehen und die Formationen sich auflösen, versucht Andrej sie aufzuhalten, indem er eine Fahne ergreift und gegen die Feinde anstürmt. Bei dieser Aktion wird er schwer verwundet und Napoleon selbst lässt ihn ins Lazarett bringen. In der Situation der russischen und persönlichen Niederlage wird sich Andrej der Nichtigkeit aller Größe, sogar des Lebens und des Todes bewusst, „dessen Sinn niemand unter den Lebenden verstehen und erklären konnte“.
Pierre trennt sich von seiner kühlen, majestätischen Frau, die von ihm keine Kinder haben will, und schließt sich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens einer Freimaurerloge an.
Nachdem Nikolai eine hohe Summe beim Kartenspiel verliert, erkennt er selbstkritisch: „All das, das Pech, das Geld, und Dolochow und die Missgunst und die Ehre - all das ist Unsinn … aber hier, das [Nataschas Gesang, als er nach Haus kommt] ist das Wahre“.
Pierre und Andrej sind ganz mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt und suchen Wege aus den Krisen. Auf seinem Weg nach Petersburg begegnet Pierre dem Freimaurer Ossip Basdejew, der ihm, dem unglücklichen Atheisten, erklärt, nur wenn man sich innerlich läutere und erneuere, könne man die höchste Weisheit und Wahrheit aufnehmen. Er habe bisher im Müßiggang und mit Ausschweifungen von der Arbeit seiner Sklaven gelebt. Er müsse in Einsamkeit mit einer Selbstbetrachtung beginnen, Verantwortung übernehmen und seinen Reichtum der Gesellschaft zurückgeben, um zufrieden mit sich zu werden. Durch Basdejews Vermittlung wird Pierre in Petersburg als „Suchender“ in die Loge aufgenommen.
Pierre ist weiterhin auf der Suche, unterstützt zwar Sozialprojekte, lebt selbst aber zügellos undiszipliniert. Auch viele seiner Petersburger Freimaurer-Brüder halten sich nicht an die Ordensregeln. Die wenigsten engagieren sich finanziell für humanitäre Aufgaben; sie interessieren sich vielmehr für die Mysterien oder für die Vernetzung mit einflussreichen Mitgliedern. Nach einigen Jahren gibt Pierre seine Versuche der Veredelung enttäuscht auf. Er glaubt nicht mehr an die Umsetzung der Freimaurerideale, an die Umformung des verdorbenen Menschengeschlechts, um eine russische Republik aufzubauen, und überlässt sich der elementaren Kraft, gegen die er und die Menschen nichts ausrichten können, in den Zerstreuungen des Lebens: „Was er in Angriff nahm - das Böse und die Lüge stießen ihn zurück und versperrten ihm den Weg zu einer Tätigkeit“.
Grundlage der Bewertung der Kriegsstrategien ist die Geschichtsauffassung des Erzählers vom Kontinuum und von der Polykausalität, d. h. den vielen in dem gesamten Verlauf miteinander verknüpften Geschehnissen, die letztendlich prädestiniert, d. h. von der Ewigkeit her vorbestimmt seien und nicht vom individuellen Handeln. „[A]ufgrund ihrer persönlichen Eigenschaften, Gewohnheiten, Voraussetzungen und Absichten handelten all die unzähligen Personen, die Teilnehmer an diesem Krieg […] und doch waren alle unwillentlich Werkzeug der Geschichte und vollbrachten eine ihnen verborgene, uns jedoch verständliche Arbeit. Das ist das unabänderliche Geschick aller praktisch Handelnden, und je höher sie stehen in der menschlichen Hierarchie, desto unfreier sind sie“.
Andrej sieht sein atheistisches hoffnungsloses Weltbild vom Krieg als dem „Allerscheußlichste[n] im Leben“ bestätigt, der vom Sieger mit Dankgottesdiensten gefeiert wird: „Wie kann Gott von dort zuschauen und sie anhören! […] Ich sehe, dass ich anfange, zuviel zu verstehen. Und es taugt nicht für den Menschen, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen…Nun nicht mehr lange!“. Er ist von dem Gedanken besessen, sich mit Anatole, der zweimal seine Familienordnung durcheinandergebracht hat, zu duellieren, und hofft ihn bei der Armee zu treffen, obwohl er auch darin keinen Sinn sieht: „Nur sinnlose Erscheinungen tauchten ohne jede Verbindung eine nach der anderen in Fürst Andrejs Vorstellung auf“. Den bewusstlosen, beinamputierten Anatol sieht er aber erst im Lazarettzelt wieder, in dem er nach einer lebensgefährlichen Verletzung durch eine Granate, vor der er nicht in Deckung ging, operiert wird, und er erkennt: „Mitleiden, die Liebe zu den Brüdern, den Liebenden, die Liebe zu denen, die uns hassen, die Liebe zu den Feinden, ja, die Liebe, die Gott auf Erden verkündet hat und die mich Prinzessin Marja lehrte und die ich nicht verstand; das ist es, weshalb es mir leid war um das Leben, das ist es, was mir geblieben wäre, hätte ich weiterleben können“.
Der bisherige Freimaurer Pierre ist bereit, ein Landgut zu verkaufen, um neue Truppen zu finanzieren, bleibt aber in seiner Unentschlossenheit weiterhin passiv und erwartet „voller Angst und zugleich Freude etwas Grauenhaftes“. Schließlich reist er in einem plötzlichen Bedürfnis, „alles zu opfern“, an die Front, ohne zu wissen weshalb: „[I]m Opfern selbst bestand für ihn das neue freudige Gefühl“. Er erlebt aus der Nähe den Verlauf der Schlacht bei Borodino und das Kämpfen und Sterben der Soldaten. Er kehrt, verwirrt über sein bisheriges orientierungsloses und in der Suche nach der Selbstfindung wechselhaftes Leben nachdenkend, hilf- und hoffnungslos nach Moskau zurück.
Bei der Ankunft Marjas bei ihrem kranken Bruder Andrej ist dieser bereits in einer Phase der „Entfremdung von allem Irdischen und eine[r] freudige[n] und seltsame[n] Leichtigkeit des Seins. Ohne Eile oder Unruhe erwartete er, was ihm bevorstand. Dieses furchtgebietende Ewige, Unbekannte und Ferne, dessen Gegenwart er ständig, während seines ganzen Lebens empfunden hatte, jetzt war es für ihn das Nahe und […] das beinahe Verständliche und Spürbare“.
In Pierres Entwicklung ist ein neuer Tiefstand erreicht. Unter dem Eindruck der Hinrichtungen, als er erst nach Abschluss der Exekutionen merkt, dass er selbst nur zur Abschreckung zuschauen musste, und des Mordens, „begangen von Menschen, die das nicht tun wollten, schien plötzlich die Feder, die doch alles gehalten und lebendig wirken ließ, aus seiner Seele herausgerissen, und alles war zusammengefallen zu einem Haufen sinnlosen Schutts […] der Glaube in ihm an eine wohlgeordnete Welt, an die menschliche, an seine Seele und an Gott war vernichtet“. Aus dieser Krise holt ihn die Bekanntschaft mit einem Mitgefangenen, dem einfachen Soldaten Platon Karatajew, heraus, der im vierten Buch den Marsch nach Smolensk nicht mehr bewältigt und von französischen Soldaten erschossen wird. Dessen Ergebenheit in sein Los („Das Schicksal sucht sich immer einen Kopf. Und wir wollen immer rechten: das ist nicht gut, das ist nicht recht“) und seine schlichte Frömmigkeit beeindrucken ihn und „die zuvor zerstörte Welt [erhob] sich jetzt in neuer Schönheit in seiner Seele“. Durch dieses ärmliche Leben erreicht er in vier Wochen „jene Ruhe und Zufriedenheit mit sich selbst, nach der er früher vergeblich gesucht hatte […] die Übereinstimmung mit sich selbst“. Er hat erkannt, „dass alles in uns angelegte Streben nach positivem Glück nur dazu da sei, um uns, ohne uns zu befriedigen, zu quälen. […] Die Abwesenheit von Leiden, die Befriedigung der Bedürfnisse und infolgedessen die Freiheit, sich seine Beschäftigung zu wählen, das heißt seine Lebensform schienen Pierre jetzt zweifellos das höchste Glück des Menschen zu sein“. Er hat erlebt, dass ein Übermaß an Bequemlichkeiten des Lebens das ganze Glück durch die Befriedigung der Bedürfnisse zerstört.
Natascha wich nicht von der Seite ihrer seelisch leidenden Mutter, als diese vom Tod ihres Sohnes Petjas erfuhr. “Drei Wochen lang wich Natascha nicht von der Seite der Mutter, schlief auf einem Lehnstuhl in deren Zimmer, gab ihr zu essen und zu trinken und redete ihr ununterbrochen zu, weil nur der zärtliche, schmeichelnde Klang ihrer Stimme die Gräfin beruhigen konnte. Die Herzenswunde der Mutter konnte nicht heilen. [...] Aber dieselbe Wunde, die der Gräfin fast das Leben raubte, rief Natascha zum Leben zurück. Eine Herzenswunde, die von einem Riß im Geistigen herrührt, heilt, so seltsam dies scheinen mag, auf ganz dieselbe Weise wie eine körperliche: nachdem sie in der Tiefe vernarbt ist und die Ränder sich scheinbar geschlossen haben, heilt sie - die seelische Wunde wie auch die körperliche - allein durch die von innen hervorquellende Lebenskraft. So heilte auch Nataschas wunde Seele. Sie hatte geglaubt, ihr Leben sei zu Ende. Aber plötzlich zeigte ihr die Liebe zur Mutter, daß der Kern des Lebens, die Liebe, doch noch in ihr war. Die Liebe erwachte, und so erwachte auch das Leben.”
Pierre hat auf seinem Marsch mit seiner durch Hunger und Krankheit dezimierten Gruppe an zerstörten Wagen und Tierkadavern vorbei seine neue Lebensauffassung nicht aufgegeben. Er bewältigt Tag für Tag und denkt nicht über sich selbst nach: „Je schwieriger seine Lage wurde, je schrecklicher die Zukunft war, desto unabhängiger von der Situation, in der er sich befand, kamen ihm freudige und beruhigende Gedanken, Erinnerungen und Vorstellungen“. Nach seiner Befreiung kehrt er mit Optimismus nach Moskau zurück. Die Stadt wird nach dem Brand wieder aufgebaut. Er regelt die Sanierung seiner Häuser und die Schulden seiner Frau, mit der er nun, wie mit allen Menschen, Mitleid empfindet. “Jetzt spielte ein Lächeln der Lebensfreude beständig um seine Lippen, und aus seinen Augen strahlte die Teilnahme für andere und die Frage: Seid ihr ebenso zufrieden, wie ich es bin? Und darum fühlten sich alle in seiner Gegenwart wohl. Früher hatte er viel geredet, war beim Sprechen hitzig geworden und hatte wenig zugehört. Jetzt ließ er sich beim Reden selten hinreißen und verstand so gut zuzuhören, daß die Leute ihm mit Vorliebe ihre verborgensten Herzensgeheimnisse erzählten.” Als er mit Marja und Natascha über ihre traurigen Erlebnisse spricht, merken alle, dass sie sich verändert haben und im Leben gereift sind. Die gemeinsame Trauer über die Toten ihrer Familien verbinden Pierre und Natascha mit der Hoffnung auf den Neuanfang in einer Ehe. Später wird er sich an diese Phase als „Zeit des glücklichen Wahnsinns“ erinnern. “Pierres Unvernunft bestand darin, daß er, um die Menschen zu lieben, nicht wie früher erst persönliche Gründe, die er gute Eigenschaften nannte, in den anderen suchte, sondern mit einem Herzen voll Liebe ohne jeden Grund alle Menschen umfaßte und stets unzweifelhafte Gründe fand, um derentwillen sie seiner Liebe wert waren.”
Themen:Sucht, Stolz, keine privaten Gedanken, die Maske fallen lassen, Kontrolle loslassen, Ende der Gefallsucht, Geistesschulung, Vergebung, sich der Liebe öffnen, Unschuld
Der Dummschwätzer (Originaltitel: Liar Liar) ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 1997 von Regisseur Tom Shadyac mit Jim Carrey in der Hauptrolle.
Jim Carrey
Jim Carrey ist nicht nur ein “Dummschwätzer”, sondern ein Mensch, der mehrere mystische Erfahrungen gemacht hat und die Wahrheit kennt. Nicht umsonst hat er in so wunderbaren spirituellen Parabeln wie "Vergiss mein nicht!" und "Die Truman Show" mitgespielt.
In einem Vortrag sagte Jim Carrey einmal:
“Ultimately I believe suffering leads to salvation, that we have to somehow accept not deny but feel our suffering, feel our losses and then we make one of two decisions. We either decide to go through the gate of resentment, which leads to vengeance, which leads to self harm, which leads to harm to others, or we go through the gate of forgiveness, which leads to grace.”
„Letztlich glaube ich, dass das Leiden zur Erlösung führt, dass wir unser Leiden irgendwie akzeptieren müssen, nicht leugnen, sondern fühlen, unsere Verluste fühlen und dann eine von zwei Entscheidungen treffen. Entweder wir entscheiden uns, durch das Tor des Grolls zu gehen, was zu Rache führt, was zu Selbstverletzung führt, was zu Verletzungen anderer führt, oder wir gehen durch das Tor der Vergebung, was zu Gnade führt.“
In diesem Video erinnert uns Jim Carrey daran, dass es letztendlich darauf ankommt, ob wir uns in einem liebenden oder nicht liebenden Zustand befinden. Ganz gleich, welcher spirituellen Tradition man angehört - ob Buddhist, Muslim oder Christ - die Botschaft bleibt dieselbe.
Jim Carreys spirituelle Reise nahm Fahrt auf, als er auf den Lehrer Eckhart Tolle traf und dessen Werke studierte. Eine Erkenntnis im Jahr 2009 markierte einen Wendepunkt. Er durchschaute die Illusion der Gedanken und erkannte, dass sie für das meiste Leiden verantwortlich sind. Dies führte zu einem Gefühl der Freiheit und einem erweiterten Bewusstsein.
In seinem Erlebnis beschreibt Carrey, wie er seine Gedanken aus einer anderen Perspektive betrachtete und sich fragte, wer eigentlich das Bewusstsein für diese Gedanken ist. Diese Erfahrung öffnete die Tür zu einem Gefühl der Freiheit von den eigenen Problemen und einer Erkenntnis: „Ich war größer als das, was ich tue. Ich war größer als mein Körper. Ich war alles und jeder. Ich war nicht mehr ein Fragment des Universums, sondern das Universum selbst“.
Seit diesem Erlebnis strebt Jim Carrey danach zu dieser Erkenntnis zurückzukehren. Er vergleicht es mit dem Reiten einer Welle - manchmal ist er darauf, manchmal abseits. Doch zumindest weiß er, wohin er will, und er möchte so viele Menschen wie möglich mitnehmen, weil das Gefühl unvorstellbar wunderbar ist.
Jim Carrey hat erkannt, dass das Streben danach, ein Selbstbild für die Welt aufrechtzuerhalten, zu Depressionen führt. Wahre Glückseligkeit entsteht, wenn man loslässt und den Moment akzeptiert.
Dieser Film mit Jim Carrey zeigt wunderbar, dass das Selbstkonzept - dieses persönliche Selbst - eine Lüge ist. Es ist nicht das, was wir sind. Wir waren nie dazu bestimmt, eine Rolle in dieser Welt zu spielen.
Der erfolgreiche Rechtsanwalt Fletcher Reede durchläuft gerade einen großen Entwicklungsprozess. Sein Selbstkonzept beruht darauf, Rollen zu spielen, Menschen zu gefallen und zu lügen. Er enttäuscht häufig seinen Sohn Max, da er seine Versprechen nicht einhält. Sein Sohn Max wünscht sich etwas zum Geburtstag, woraufhin Fletcher feststellt, dass er nicht mehr lügen kann. Für Fletcher ist das eine quälende Erfahrung, denn er glaubt, dass seine privaten Gedanken, kleinen Notlügen und Halbwahrheiten ihm Sicherheit, Liebe und Arbeit geben.
Irgendwann muss jeder die Maske ablegen, den Versuch aufgeben, sein Leben zu kontrollieren, und die Wahrheit sagen. Fletcher erkennt, dass seine Lügen ihn daran gehindert haben, ein Leben voller wahrer Freude und Intimität zu führen. Schließlich lässt er alle Kontrolle los und öffnet sich der Liebe. Die Wahrheit wird uns befreien und es wird uns nichts kosten!
Der Ja-Sager (Originaltitel: Yes Man) ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 2008, bei der Jim Carrey die Hauptrolle spielt. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit und dem autobiografischen Buch des britischen Autors, Produzenten und Journalisten Danny Wallace, der ein Jahr lang alle Fragen und Entscheidungen mit „Ja“ beantwortete und seine Erlebnisse aufzeichnete. Er ist mit einem Cameo-Auftritt während des Junggesellinnenabschieds an der Bar zu sehen.
In der Szene, in der der Bungee-Sprung gezeigt wird, hat sich Jim Carrey nicht durch einen Stuntman doubeln lassen, sondern ist selbst gesprungen. Es war sein erster Bungee-Sprung und er fand die Vorstellung schön, dass dieses Erlebnis im Film festgehalten wird.
Diese witzige Komödie ist ein Klassiker für die Öffnung des Herzens und die Bildung von Vertrauen durch eine Reihe von Hilfsmitteln, die vom HEILIGEN GEIST bereitgestellt werden. Carl ist in allen Bereichen seines Lebens gehemmt. Er glaubt an die Denkmuster des Egos, die zu Vermeidung, Täuschung und Isolation geführt haben. Sein verschlossener Geist lehnt so gut wie alles ab, was hilfreich sein könnte, und kann den HEILIGEN GEIST nicht hören.
Bevor der Weg des spirituellen Erwachens richtig beginnt, durchleben wir bewusst oder unbewusst eine Phase, in der wir durch verschiedene Umstände erkennen, dass die Konsequenzen in Zeit und Raum nicht so wichtig sind, wie wir immer dachten. Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere wahre Funktion noch nicht erkannt, aber wir lösen uns von den Ursache-Wirkungs-Beziehungen der Welt. Das fühlt sich wie eine große Befreiung an, ist auch ein kleiner Schritt in Richtung Befreiung, aber es ist noch nicht das spirituelle Erwachen. Das ist nur die Vorbereitung auf die erste Lektion des Kurses: “Nichts, was ich in sehe, bedeutet etwas.”
Im Fall von Carl beginnt dieser Prozess mit dem Besuch eines Seminars mit dem Titel YES! IS THE NEW NO! Dabei erhält er die klare Anweisung, zu jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, Ja zu sagen, und obwohl er (das Ego) zunächst ängstlich ist und sich wehrt, zeigt ihm der HEILIGE GEIST, dass er seine eigenen Interessen nicht wirklich kennt. Schon bald erlebt er die Freude über das Wunder, das sich einstellt, wenn er diesen Aufforderungen folgt. Es entsteht eine Dynamik, die Vertrauen schafft. Wie bei allen Hilfsmitteln öffnet sich Carls Welt auf wunderbare Weise und die Aufforderung, zu allem Ja zu sagen, wird maximiert. Bis es dann an der Zeit ist, die Einsicht zu vertiefen, was für die Heilung des Geistes am hilfreichsten ist. Zu wissen, wann man Ja und wann man Nein sagt, ist alles. Unterscheidungsvermögen hilft dem Herzen, sich für neue Möglichkeiten zu öffnen und den ganzen Weg zu gehen!
Willkommen Mr. Chance
Themen:Projektion, Unschuld, Wehrlosigkeit, loslassen der Form, Freiheit von Gefallsucht, Würdigkeit, Bewusstsein des Träumens
Willkommen Mr. Chance (Originaltitel: Being There) ist ein Film aus dem Jahr 1979 mit Peter Sellers in der Hauptrolle. Das Drehbuch verfasste Jerzy Kosiński nach seinem gleichnamigen Roman. Eine der letzten Szenen des Films zeigt eine Grabinschrift: “Life is a state of mind”. Dies ist ein großartiger Film über die Reinheit des Herzens, der zu Geistesfrieden führt.
Chance hat ein behütetes Leben geführt. Er ist in den Mauern des Hauses seines wohlhabenden Verwalters aufgewachsen und hat dort als Gärtner gearbeitet. Als der Hausverwalter stirbt, wird Chance gebeten, das Haus zu verlassen und sich zum ersten Mal als Mann mittleren Alters in die Welt zu wagen. Seine Unschuld führt ihn durch eine Reihe heiliger Begegnungen, die ihn sanft zu seinem nächsten Schritt tragen.
In den oft humorvollen Momenten sind es seine Unschuld und Reinheit, die ihn beschützen - er ist wirklich ahnungslos und umsorgt. In seinem Verlangen nach nichts und seiner vollen Akzeptanz dessen, was ist, wird er vollständig vom HEILIGEN GEIST umsorgt. Er redet Klartext und verwendet Analogien aus der Gartenarbeit, und schon bald verlieben sich die Menschen um ihn herum in seine unvoreingenommene Art, die Welt zu betrachten. Er lebt in einem Zustand der Urteilslosigkeit und betrachtet die Welt wie ein Kind, mit Unschuld und Staunen. Dieser bezaubernde Film wird dein Herz mit Freude und Lachen erfüllen.
Arrival
Themen:Angst, Projektion, Freier Wille, Zusammenarbeit, Kommunikation, Geistesschulung, Wachsamkeit, Bereitschaft, Das Drehbuch ist geschrieben, Zeit
Arrival ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 2016. Das Drehbuch basiert auf der Kurzgeschichte Story of Your Life (1998) von Ted Chiang. Der Film handelt von der Landung mehrerer außerirdischer Raumschiffe auf der Erde und zeigt eine Expertengruppe, die mit den Außerirdischen kommunizieren und den Grund ihrer Anwesenheit herausfinden soll.
Die Protagonistin des Films, die Linguistin Dr. Louise Banks, verweist darauf, dass im Sanskrit das Wort für Krieg („Vigrahin“) wörtlich übersetzt „Verlangen nach mehr Kühen“ bedeutet. Das Ego ist das Verlangen nach mehr, mehr muss es sein. Es spielt nicht wirklich eine Rolle, mehr wovon - mehr Kühe, mehr Schönheit, mehr Wohlstand oder sogar mehr Schmerz. Der Zustand der Ego-Identifikation ist daher ein Kriegszustand. Das Ego fühlt sich ständig angegriffen und tarnt seinen Angriff als Verteidigung.
Doch das zentrale Thema des Films ist nicht Krieg, sondern Zeit. Kannst du dich an die Zukunft erinnern?
“Alte Vorstellungen von der Zeit sind sehr schwer zu verändern, weil alles, was du glaubst, in der Zeit verwurzelt und davon abhängig ist, dass du diese neuen Vorstellungen von ihr nicht lernst. Doch gerade deshalb brauchst du neue Vorstellungen von der Zeit.” (EKIW: Lektion 7, 2.)
Der Geist denkt, dass er sich nicht an die Zukunft erinnern kann, weil er glaubt, dass sie noch nicht stattgefunden hat. Wenn wir jedoch tiefer in die Wahrheit vordringen, ändert sich unser Verständnis von Zeit. Traditionelle Vorstellungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind nicht mehr zutreffend. In der Tat ist alles, was wir zu wissen glauben, ein Hindernis für die wahre Wahrnehmung. Konzepte, die uns zunächst fremd erscheinen, fangen an, sich unserem Geist zu offenbaren, und außergewöhnliche Erfahrungen beginnen sich natürlich anzufühlen. Wenn wir alte Überzeugungen, Schlussfolgerungen und Abwehrmechanismen des Egos beiseite lassen, öffnen wir uns allmählich für die Wahrheit, die jenseits dieser Welt liegt.
Dieses Science-Fiction-Drama ist ein Spiegelbild des erwachenden Geistes und präsentiert uns neue Ideen über Zeit und Kommunikation. Der Film erforscht ein Prinzip namens Sapir-Whorf-Hypothese, das besagt, dass die Struktur der Sprache, die wir sprechen, einen direkten Einfluss auf unser Denken und auf die Art und Weise hat, wie wir die Welt sehen. Indem wir also unsere "Kommunikationsmittel" erweitern, können wir buchstäblich die Welt verändern, die wir sehen. Dieses Prinzip ist eine Metapher, die eine Parallele zu dem scheinbaren Prozess der Öffnung für die "Sprache" des HEILIGEN GEISTES, das "Vokabular" unseres wahren SELBST darstellt. Die Stimme GOTTES mag uns zunächst völlig "fremd" erscheinen, und doch werden wir von etwas angezogen, das wir tief in uns als wirklich wertvoll erkennen; ihr Ruf ist unwiderstehlich.
Wenn wir dem Ruf folgen und Licht in unseren Geist lassen, wird Dunkelheit aufkommen. Das Ego fürchtet die direkte Kommunikation und greift schnell an, was es nicht versteht. Wenn Informationen durch die Brille des Egos interpretiert werden, werden voreilige Schlüsse gezogen. Wenn wir mit etwas konfrontiert werden, das uns gefährlich erscheint, rät uns das Ego, uns zu isolieren und die Kommunikation mit anderen abzubrechen. Gefühle der Verwirrung, der Traurigkeit und des Verlustes beginnen im Bewusstsein aufzutauchen, als Symbole für das Aufgeben des angstbasierten Gedankensystems. Aber mit Bereitschaft und Entschlossenheit wird die Versuchung, unangenehme Gefühle zu vermeiden und das Risiko zu minimieren, nicht so zwingend sein wie die Stimme der Liebe. Der HEILIGE GEIST möchte direkt kommunizieren und unseren Geist auf eine höhere Wahrnehmungsebene heben. Unterstützung wird uns auf wundersame Weise zuteil, wenn wir wirklich offen dafür sind, sie zu empfangen, und was einst als größte Bedrohung empfunden wurde, wird sich als das herrlichste Geschenk offenbaren.
Der Weg, aus diesem Traum aufzuwachen, besteht darin, die Illusion mit der Wahrheit zu verbinden. Wir können die liebevolle Botschaft des HEILIGEN GEISTES nicht erfassen, wenn wir sie aus einem begrenzten Geisteshaltung heraus interpretieren. Aber wenn wir intuitiv werden und uns auf den HEILIGEN GEIST einstimmen, wird uns eine Perspektive gezeigt, die jenseits aller Konzepte liegt. Die Zeit ist nicht linear, die Kommunikation ist nicht linear. Geistige Offenheit ist die letzte Eigenschaft, die der Lehrer GOTTES erlangt. Unsere Aufgabe auf der Erde ist es, unseren Geist für die Kommunikation mit der Stimme GOTTES zu öffnen und uns zu erlauben, uns an das zu erinnern, was jenseits der linearen Zeit liegt.
Dieser Film basiert auf einer Kurzgeschichte mit dem Titel "Story of Your Life", und in der Tat enthält der Film Elemente, die allen unseren Leben gemeinsam sind. Wir sehen eine weitere Verkörperung der "Heldenreise", des Weges, den wir alle irgendwann gehen müssen. Der "Ruf zum Abenteuer" reißt uns aus unserem Alltag, das "Überschreiten von Schwellen" lädt uns in ungeahnte Bereiche ein, die "Reihe von Prüfungen" fordert uns heraus, unser volles Potenzial auszuschöpfen, die "Verwandlung des 'Selbst'" befreit uns von unseren tiefsten Überzeugungen, und "der Schatz im Innern" breitet sich frei in Dankbarkeit aus.
Erlauben wir dieser fließenden, meditativen Reise, uns zu durchströmen und unser Denken zu erweitern. Wir können über alle wahrgenommenen Grenzen hinausgehen, indem wir die "Ankunft" des GEISTES genau jetzt erkennen!
Her
Themen:Angst vor Liebe, Selbstbild, Heilige Beziehung, Form loslassen, Verbindung auf immaterieller Ebene
Ein umwerfend schöner Film und eine wunder-volle Liebesgeschichte. Scarlett Johansson lässt allein mit ihrer Stimme ein Wesen lebendig werden, das den Raum trotz fehlender Körperlichkeit mit einer spürbar intimen Präsenz ausfüllt - nicht nur für den Protagonisten im Film, sondern auch für uns Zuschauer und Zuhörer. Diesen Film solltest Du Dir unbedingt im englischen Original ansehen, denn die deutsche Synchronisation schafft es nicht diese Intimität zu vermitteln, die stärker in der Stimme selbst, als in den Worten, zum Ausdruck kommt.
Her ist ein Film, in dem die Veränderungen gezeigt werden, die erforderlich sind, um sich von der Identifikation mit dem Körper zu lösen und der Angst zu begegnen, sich über die physische Verbindung hinaus in die Intimität des Geistes zu öffnen. In diesem Film erwirbt Theodore ein Betriebssystem namens Samantha und geht eine Beziehung mit "ihr" ein, die von romantisch zu energetisch übergeht.
Die Angst vor göttlicher Liebe ist die Angst vor dem Verschwinden; es ist die Angst des Egos vor Auslöschung. Der Geist nutzt die Verbindung auf immaterieller Ebene, um uns zu inspirieren, unsere Masken fallen zu lassen und einander näher zu kommen, um unser wahres Selbst zu erfahren. Das Teilen von Gefühlen und Gedanken, ohne dem Versuch etwas zu verbergen, führt zu Gefühlen tieferer Verbindung und Verbundenheit.
Der eigentliche Zweck jeder Beziehung ist es, sich bewusst zu werden, was im Bewusstsein auftaucht, um es zu heilen. Auf diese Weise beginnen wir, unsere Unschuld zu erfahren. Manchmal, wenn eine Beziehung endet, analysiert das Ego im Nachhinein, was wir getan haben. Es will uns einreden: "Du hättest es anders machen sollen." Alle "du solltest getan haben" sind Hypothesen, die den Glauben an viele Möglichkeiten widerspiegeln. Wenn Schuld oder Dunkelheit auftauchen, möchte das Ego sie als Misserfolg beurteilen. Aber wir sind nicht verantwortlich für die Fehler, wir sind nur dafür verantwortlich, die Korrektur zu akzeptieren - dass wir JETZT unschuldig sind.
Dieser Film beleuchtet den konditionierten Glauben, dass Liebe in einer ganz bestimmten Weise ablaufen muss. Die Märchenphantasien lassen uns glauben, dass wir Liebe auf der Ebene der Form finden können. Wir suchen auf der Ebene der Form nach der Intimität, von der wir glauben, dass wir sie verloren haben - die Intimität mit Gott. Wir suchen weiter und finden nicht. Das Ritual des Suchens nach einem, uns glücklich machenden, Körper wird in der Welt immer und immer wieder wiederholt und ist niemals wirklich befriedigend.
Der Geist erfährt Schuld, wenn er glaubt, ein Körper zu sein. Wir haben keine Kontrolle über die Welt oder die Körper. Wir können jedoch die Richtung unseres Denkens steuern - indem wir unseren Geist von den Gedanken des Ego lösen und uns wieder auf GOTT ausrichten.
The Beauty Inside
Themen:Heilige Beziehung, Loslassen der Form, Loslassen von Besonderheit, Zeit
The Beauty Inside ist ein südkoreanischer Film aus dem Jahr 2015, die auf dem amerikanischen Social Film The Beauty Inside aus dem Jahr 2012 basiert. Ein Social Film ist eine Art interaktiver Film, der durch die Perspektive der sozialen Medien präsentiert wird. Die amerikanische Version von The Beauty Inside war Hollywoods erster Social Film, der den Zuschauern die Möglichkeit gab, die Hauptrolle zu spielen. Die Serie wurde in sechs gedrehten Episoden präsentiert, die mit interaktivem Storytelling durchsetzt waren, die auf der Facebook-Zeitleiste der Hauptfigur stattfanden.
Die koreanische Kino-Version dieses Themas ist ein wunderbares Werkzeug, um uns den Wert dessen zu lehren, was in Ein Kurs in Wundern als Wertschätzung des Inhalts (Liebe) gegenüber der Form bezeichnet wird.
Woo-jin ist ein junger Mann, der jeden Morgen mit einem völlig anderen Gesicht und Körper aufwacht. An einem Tag hat er das Aussehen eines alten Mannes, am nächsten Tag das einer alten Frau, dann eines Kindes, eines Ausländers, einer schlanken Person oder einer Person von kräftiger Statur. An einem Tag ist sein Sehvermögen gut, am nächsten Tag braucht er vielleicht eine Brille, um zu funktionieren und um sich zu bewegen. Das ist bei ihm so, seit er 18 Jahre alt ist.
Bei seiner Arbeit als Tischler lernt er E-soo kennen und lieben. Obwohl sie zunächst nicht erkennt, dass es sich bei all den verschiedenen Gesichtern um Woo-jin handelt, öffnet sich sein Herz für sie, denn "sie behandelt mich immer gleich." Nachdem Woo-jin ihr sein Geheimnis offenbart hat (vorher kennen nur seine Mutter und sein bester Freund die Wahrheit), haben sie viele Möglichkeiten, sich in wahrer Liebe zu vertiefen; eine Liebe jenseits der Form.
Könnten wir uns in jemanden verlieben, dessen Körper, Alter, Geschlecht und Nationalität sich täglich ändern? Der Kurs erinnert uns daran, dass wir es können, und er lehrt uns, unseren Geist für die Liebe zu öffnen; um Hilfe zu bitten, die über unsere speziellen, exklusiven Arten zu lieben hinausgeht, und eine Liebe anzunehmen, die jeden und alles einschließt.
Dies ist eine wahre Liebesgeschichte darüber, wie wir lernen, über die Form hinaus zu lieben und die beständige, unveränderliche Liebe zu erfahren, die unser Geburtsrecht ist. Das ist der einzige Weg, wie wir uns jemals wirklich als Liebe erkennen können, denn jede andere Liebe ist eine Liebe, die sich von GOTTES Liebe unterscheidet. Er liebt uns alle mit der gleichen und bedingungslosen Liebe. Alle unsere Beziehungen geben uns die Möglichkeit, unsere Überzeugungen über die Liebe zu heilen und uns dafür zu öffnen, so zu lieben, wie GOTT liebt.
Letztendlich sind wir dem Universum egal
Themen:Akzeptanz, wahre Identität entdecken, die Maske fallen lassen, Glaube, loslassen von Besonderheit, sich der Liebe öffnen, Rollen überschreiten, Vertrauen, energetische Verbindung
Der Film “Letztendlich sind wir dem Universum egal” heißt mit dem englischen Originaltitel Every Day und basiert auf dem gleichnamigen Roman von David Levithan. Bei der Wahl des deutschen Titels war eindeutig das Ego im Spiel, denn es handelt sich um einen wunderbaren Film über die Liebe, der mit dem deutschen Titel absolut nichts zu tun hat. Andererseits drückt der Titel deutlich aus, dass das Ego nicht weiß, was Liebe in Wirklichkeit ist. Der Film ist eine moderne, jugendliche Version des Themas, wie wir es bereits im Film The Beauty Inside finden. Die 16-jährige Rhiannon verliebt sich in eine wandernde Seele, die jeden Morgen in einem anderen Körper aufwacht.
Wenn wir an Beziehungen in dieser Welt denken, denken wir an Liebe in verschiedenen Bereichen: Ehemann und Ehefrau, Freund und Freundin, die Liebe eines Elternteils zu seinem Kind, usw. Man glaubt, dass verschiedene Arten von Liebe möglich sind, eine Art, den einen zu lieben, und eine andere Art, noch einen anderen zu lieben. Und doch sagt Jesus in "Ein Kurs in Wundern", dass es nur eine Liebe gibt; es ist eine Liebe, die sich niemals ändert, die keine Abstufungen hat und sich nicht mit der Person oder den Umständen verändert. Sie ist das HERZ GOTTES und auch das SEINES SOHNES.
Die Liebe, die in der Welt in Kategorien eingeteilt wird, ist eher eine Fantasie als eine Realität. Wir brauchen Erfahrungen, die uns das Gefühl von Intimität und Verbundenheit vermitteln, das nicht auf dem Körper, der Zeit oder der Häufigkeit des Kontakts beruht. Das sind alles Schlüsselfaktoren für die Ego-Version der Liebe, während der HEILIGE GEIST uns tief in unseren Geist führen möchte, um eine Liebe zu erfahren, die nicht von der Form abhängig ist.
Solange an das Ego geglaubt wird, scheinen die Wahrnehmungen der Liebe von der Form bestimmt zu sein. Wenn jemand zu sterben scheint, gibt es in der Regel Kummer und Trauer, weil der Glaube im Geist ist, dass jemand verloren gegangen ist und dass diese Verbindung nie wieder dieselbe sein wird. Die Beziehung scheint durch den Tod eines Körpers zu einem Ende zu kommen, aber das ist nicht wirklich der Ort, an dem die Liebe ist.
In diesem bewusstseinserweiternden Beziehungsfilm verliebt sich die Hauptfigur Rhiannon in eine Präsenz, die viele verschiedene Formen annimmt. Dies hilft, den Fokus auf natürliche Weise auf die telepathische Verbindung jenseits der Form zu legen. Wenn man das Gefühl hat, jemanden wirklich zu kennen, spürt man mehr und mehr, dass man weiß, wer er ist. Das hängt nicht so sehr von der Form ab, sondern von seiner Präsenz. Man kann ihn auf eine Weise spüren, die über den Körper hinausgeht. Dieser Film trägt dazu bei, die begrenzten Vorstellungen davon zu erweitern, was Liebe ist und was wahre Beziehung bedeutet.
Love and other Drugs
Themen:Sex, Sucht, Krankheit, Kompromisse, energetische Verbindung, sich der Liebe öffnen
Love and other Drugs - Nebenwirkung inklusive ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Regisseur Edward Zwick aus dem Jahr 2010, der auf dem Bestseller Hard Sell: The Evolution of a Viagra Salesman von Jamie Reidy basiert.
Das Ego ist ein Mechanismus des Habenwollens; es gibt, um zu bekommen. Wahres Geben kommt vom GEIST. Beziehungen können vom HEILIGEN GEIST genutzt werden, um uns für die Erfahrung der bedingungslosen Liebe zu öffnen.
Jamie ist ein wortgewandter, charmanter Medikamentenvertreter mit dem Wunsch, viel Geld zu verdienen und die Karriereleiter zu erklimmen. Er lernt Maggie kennen, eine junge Frau, deren Abwehr gegen die Wahrheit der LIEBE genauso stark ist wie seine, und die an Parkinson leidet. Sie werden zueinander hingezogen, um sich für eine tiefere Intimität zu öffnen. Jamie war noch nie „verliebt“, und Maggie benutzt ihre Krankheit als Schutzschild, um sich nicht öffnen zu müssen.
Der Film zeigt sehr wunderbar, wie Wunderimpulse von einem noch stark Ich-bezogenen Bewusstsein als Impulse zur körperlichen Befriedigung missverstanden werden. Aus Angst vor wahrer Intimität im Geiste flüchten sich die beiden immer wieder in den Sex, gerade dann, wenn sich einer von beiden zu öffnen beginnt.
Maggie nutzt ihre Krankheit als Abwehr gegen die Wahrheit. Es ist ein "Gesetz der Welt": Wer krank ist, darf weggehen oder wegbleiben. Der kranke Körper erlaubt uns eine Pause von einer intensiven Beziehung. Doch können wir eine reifere Strategie finden, um uns aus Situationen hinaus zu bewegen, in denen wir nicht mehr sein wollen. Wir können lernen, Situation durch Wunder zu transformieren. Wir können mutig werden, unsere Wahrheit zu kommunizieren, statt Krankheit vorzuschieben. Wenn wir aufhören, unseren Körper als Ausrede zu benutzen, können wir uns dem Licht und der Liebe zuwenden.
Während die beiden sich einer authentischen Liebeserfahrung nähern, kommen Zweifel auf, und beide durchlaufen Phasen, in denen sie den anderen aus Angst und Unwürdigkeit wegstoßen. Am Ende werden die Abwehrmechanismen beiseite gelegt und es gibt kein „Geben, um zu bekommen“ mehr.
Maggie: “Ich werde dich mehr brauchen als du mich.”
Jamie: “Das ist okay.”
Maggie: “Nein, ist es nicht. Es ist nicht fair. Ich möchte reisen und …”
Jamie: “Das wirst du auch. Naja, ich muss dich vielleicht tragen”
Maggie: “Das kann ich nicht von dir verlangen.”
Jamie: “Tust du ja nicht.” (Filmzitat)
Wir können nie wirklich etwas von jemandem bekommen. Wir können nur die Liebe, die wir sind, weitergeben und nichts zurückhalten, ganz gleich, wie sie aussieht. Wir haben keine Kontrolle über das Drehbuch, und Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich.
Ein ganzes halbes Jahr (Originaltitel: Me Before You) ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2016, der auf dem gleichnamigen Roman von Jojo Moyes basiert.
Das aktive und abenteuerliche Leben von Will Trainer ändert sich schlagartig, als er nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist. Er wird verbittert und wütend und sehnt sich nur noch nach dem Tod, weil er sein neues Leben mit all seinen körperlichen und emotionalen Schmerzen nicht mehr will. Er vereinbart mit seiner verzweifelten Mutter, dass er sich sechs Monate Zeit nehmen wird, um einen Grund und den Wunsch zu leben zu finden. Seine Mutter probiert verschiedene Betreuer aus, in der Hoffnung, dass einer von ihnen in der Lage sein wird, ihren zurückgezogenen Sohn zu erreichen.
Die junge, lebhafte Louisa nimmt die Stelle als Wills Betreuerin an. Eine Zeit lang toleriert sie seine Beleidigungen und passiven Aggressionen, doch dann zeigt sie Stärke und echtes Einfühlungsvermögen, indem sie ihm sagt, was sie wirklich denkt und fühlt. Das reicht aus, um Wills Geist und Herz zu öffnen. Ihre Beziehung beginnt zu erblühen, und beide beginnen, einen tieferen Sinn für ihr Leben zu entwickeln.
In diesem Film werden wir daran erinnert, dass wir niemals die Meinung eines anderen ändern können. Wie es in Ein Kurs in Wundern heißt, versuche nicht, die Welt zu ändern, sondern entscheide dich, deine Meinung über die Welt zu ändern. (EKIW: Kapitel 21, Einleitung, 1. 7.) Louisa hat Hoffnungen und Erwartungen, dass sie Wills Meinung über Euthanasie ändern kann. Mit Hilfe ihres mächtigen Begleiters, des Vaters, wird Louise von ihrer Verzweiflung und ihren falschen Überzeugungen befreit, und mit einem Sinneswandel öffnet sich ihr Herz wieder. Mit dieser neuen Einstellung befreit sie nicht nur Will, sondern ist auch selbst frei, ein wirklich inspiriertes Leben zu führen. Anstatt Will als die Quelle ihres Schmerzes zu sehen, empfindet sie jetzt nur noch Dankbarkeit für ihn und die Rolle, die er bei ihrer Heilung und der Erweiterung ihres Bewusstseins gespielt hat.
Beflügelt - Ein Vogel namens Penguin Bloom
Themen:Schuld, keine privaten Gedanken, den Schritt wagen, Akzeptanz, Loslassen der Form
Beflügelt - Ein Vogel namens Penguin Bloom (Originaltitel: Penguin Bloom) ist ein Film von Glendyn Ivin, der im September 2020 beim Toronto International Film Festival seine Premiere feierte. Der Film basiert auf dem Buch Penguin Bloom - Der kleine Vogel, der unsere Familie rettete von Cameron Bloom und Bradley Trevor Greive, das wiederum von wahren Geschehnissen erzählt. Zwei Jahre lang gehörte Penguin zur Familie Bloom, wobei in dieser Zeit rund 14.000 Fotos entstanden, die Familienvater und Fotograf Cameron Bloom machte, die er später in einem Buch veröffentlichte, das innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller wurde. Als Penguin das Fliegen lernte, war dies für die querschnitsgelähmte Sam Bloom ein bewegender Moment gewesen: „Als ich Penguin fliegen sah, nachdem sie vorher so verletzt war, dachte ich: Wenn so ein kleiner Vogel es schafft, schaffe ich es auch.“ Später verließ der Vogel die Familie und kam nur noch ein einziges Mal zurück, am 13. Geburtstag von Sohn Rueben.
Ein wahrer Heilungsfilm über eine Mutter, ihren Sohn und den Vogel Pinguin. Ein wundervoller Film für alle, die ihren inneren Funken verloren haben oder durch einen kompletten Verlust dessen, „wer sie einmal waren“, gegangen sind.
Der HEILIGE GEIST schickt einen kleinen Vogel, der nicht fliegen kann, in ein Familienhaus, um bei einer gebrochenen jungen Mutter zu sein, die nicht laufen kann. Mit Hilfe des kleinen Pinguins, der Elster, als Auslöser, geschieht Heilung, indem private Gedanken und Emotionen an die Oberfläche gebracht werden, Schuld und Schuldzuweisung aufgedeckt werden, ein Punkt der Akzeptanz erreicht wird und dann der Funke im Herzen wieder zum Vorschein kommen darf. Wunderwirkende sind Wunderwirkende - manchmal kommen sie mit Federn!
“It's just that times are lean.
And you say, be still my love,
open up your heart, let the light shine in.” (Waiting for My Real Life to Begin - Colin Hay / Filmmusik)
Das Haus am Meer (Originaltitel: Life as a House) ist ein US-amerikanischer Film, der im Jahr 2001 mit Kevin Kline als Hauptdarsteller gedreht wurde. Kevin Kline hat das Image eines Komikers, aber dieser Film zeigt, dass er mehr ist, nämlich ein wunderbarer Charakterdarsteller.
Der deutsche Titel geht wieder einmal völlig am Thema vorbei. Ein guter Titel - von der Übersetzung des Originals einmal abgesehen - wäre gewesen: Das Haus auf Fels. So aber kann der Film leicht mit anderen Filmen verwechselt werden, da es Filme mit gleichem oder ähnlichem deutschen Titel gibt. Es gibt da einerseits den wunderbaren südkoreanischen Spielfilm Das Haus am Meer - Il Mare (Originaltitel: Siworae) aus dem Jahr 2000 und andererseits dessen Neuverfilmung aus dem Jahr 2006 mit dem Titel Das Haus am See (Originaltitel: The Lake House) mit Sandra Bullock und Keanu Reeves in den Hauptrollen. Beides sind wunderbare spirituelle Lehrfilme, dabei geht es um das Thema: Zeit ist kein Hindernis für die Liebe.
In diesem Film geht es auch um Liebe, aber um einen anderen Aspekt auf dem Weg zur Liebe. In einer typischen amerikanischen Familie überlagern unterdrückte Wut und vergangene Kränkungen Mitgefühl und Liebe. Es braucht etwas, das die Welt eine ernste Situation nennt, um zu erkennen, dass es viel mehr im Leben gibt als Kampf und Depression. Dies ist eine fantastische Geschichte über Verwandlung und Erlösung durch Demut und Kommunikation. Die ganze Familie macht eine Erfahrung der Vergebung und Heilung, als sie gemeinsam an einem lang ersehnten Hausbauprojekt arbeitet. Tiefe Gefühle von Wut und Verlassenheit werden aufgedeckt und führen zu Gefühlen von Hoffnung, Freude und Liebe. Liebe ist Inhalt, nicht Form.
Auch Jesus benutzte das Haus als Symbol für das Selbst. Der Hausbau verweist darauf, worauf wir unser Vertrauen setzen - auf das Ego oder auf GOTT. Bauen wir also unser Haus auf Sand oder auf Fels?
Im Geiste der Unterstützung und Zusammenarbeit zusammenzukommen, ist ein Geschenk für Herz und Verstand. Jesus sagt in Ein Kurs in Wundern, dass das Erwachen ein gemeinschaftliches Unterfangen ist. Wenn wir zusammenkommen und in zielgerichteter Zusammenarbeit verbunden bleiben, vertieft sich unsere Beziehung mit dem GEIST. Wir agieren als mächtige Gefährten füreinander in diesem großen Abenteuer der Öffnung für die Wahrheit dessen, was wir sind.
Zielgerichtet bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir uns gemeinsam für den einzig wahren Zweck - die Erlösung - einsetzen. Wenn wir in diesem Sinne gemeinsam an einem Projekt arbeiten, steht also immer die Erlösung an erster Stelle, nicht das Projekt selbst. Wenn das Projekt zum Beispiel darin besteht, gemeinsam ein Haus zu bauen, geht es um alle Möglichkeiten der Vergebung, die sich im Laufe dieses Projekts ergeben, und nicht in erster Linie um den Bau eines Hauses. Selbst wenn das Projekt auf der Ebene der Form scheitert, d.h. der Hausbau nicht gelingt, ist das kein Problem, wenn dabei Erlösung geschehen ist.
Kein Mittel gegen Liebe
Themen:Krankheit, Weckruf, Tod, Familie, vergangene Assoziationen heilen, Geistesschulung, Mächtige Gefährten, sich der Liebe öffnen, Vergebung, Heilung
Kein Mittel gegen Liebe (Originaltitel: A Little Bit of Heaven) ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2011 mit Kate Hudson in der Hauptrolle. Auch wenn die Krankheit der Protagonistin und der Umgang ihrer Freunde mit ihrem Tod beschönigend dargestellt werden, verweist der Film auf wundervolle Weise auf den einzig wahren Zweck unseres Lebens hier auf Erden: Vergebung.
Es ist Zeit für einen Weckruf. Die Vermeidung von bedeutungsvoller Kommunikation und Beziehungen durch das Beharren auf „Spaß haben“ ist ein Deckmantel für Verletzung und Angst. Der Geist, der Angst vor der Liebe hat, muss die Schuld für das Zurückhalten auf andere projizieren. Die Liebe wartet auf eine Einladung, und wenn die Entscheidung getroffen wird, den Zweck der Heilung zu akzeptieren, wird das ganze Leben zu einer funkelnden Reise der Vergebung, Liebe und Unschuld.
Marley hat großartige Freunde, einen Job, der ihr Spaß macht, sie ist jung, attraktiv und sorgt für jede Menge Spaß, aber unter all dem hat sie große Angst vor der Liebe. Ihre Beziehungen zu Männern sind allesamt kurze Begegnungen, abgesehen von ihrem geliebten Hund und ihrem schwulen Freund von nebenan. Ihre anderen Beziehungen beruhen auf Sex, „Spaß haben“ und Arbeit, die alle in die Kategorie „nicht ernst nehmen“ fallen.
Marley wird unerwartet mit Krebs im Endstadium diagnostiziert. Wenn die Zeit plötzlich als kurz empfunden wird, erscheint der Zweck der Zeit in einem völlig neuen Licht. Anstatt sie zu nutzen, um einen oberflächlichen Lebensstil aufrechtzuerhalten, wird jeder Moment zu einer kostbaren Gelegenheit, sich zu verbinden, ehrlich zu sein, Unschuld zu lehren und sich durch echte Beziehungen zu vertiefen.
Während einer Nahtoderfahrung/Vision erzählt Marley GOTT, dass sie Angst vor dem Sterben hat. GOTT antwortet ihr: „Jeder stirbt. Du hast nicht wirklich Angst vor dem Sterben. Wovor hast du wirklich Angst?“ Marley erkennt daraufhin, dass sie Angst vor der Liebe hat, weil sie Angst hat, verletzt zu werden. Die Gelegenheit, sich der tiefsten Angst zu stellen und das Herz zu öffnen, bietet sich jetzt. Da sie keine Zeit zu verlieren hat, ergreift sie jede Gelegenheit, die sich ihr bietet: mit ihren Freunden (um ihnen die Möglichkeit zu geben, mächtige Gefährten zu werden), mit einer neuen Beziehung (um sich selbst und ihm die Möglichkeit zu geben, zu lieben), mit ihren Kollegen (um sich selbst die Möglichkeit zu geben, die Maske fallen zu lassen) und mit ihren Eltern (um ihnen allen die Möglichkeit zu geben, zu vergeben und zu heilen).
Gehen wir also das Risiko ein, kommunizieren wir direkt aus unserem Herzen und empfangen das Geschenk, mit einem offenen Herzen zu leben.
Solange ich atme (Originaltitel Breathe, engl. für „Atmen“ oder „Luft holen“) ist eine britische Filmbiografie von Andy Serkis. Der Film erzählt die Lebensgeschichte des 1930 in Middleton geborenen Briten Robin Cavendish. Als bei ihm im Alter von 28 Jahren Polio diagnostiziert wurde, teilte man ihm mit, er habe nur noch drei Monate zu leben. Gegen die Empfehlungen der Ärzte verließ Cavendish nach einem Jahr das Krankenhaus; er sollte einige der Experten, die ihm nur noch ein kurzes Leben voraussagten, überleben. Cavendish entwickelte sich zum Fachmann für seine Krankheit und fungierte selbst als Berater für Krankenschwestern. Er setzte sich als Anwalt und Fürsprecher für Behinderte ein. Er wurde zu einem der am längsten mit dieser Krankheit Überlebenden in Großbritannien und gilt als medizinische Sensation.
Robin, die Hauptfigur des Films, erkrankt an Polio und ist fast vollständig gelähmt. Anfangs ist er verzweifelt und sehnt sich nach dem Tod, denn es scheint, als ob er seine verbleibenden Jahre in der Enge eines Krankenhausbettes verbringen wird, abhängig von einem Beatmungsgerät, um zu atmen, und von anderen, die für seine körperlichen Bedürfnisse sorgen.
Während seine Frau Diana ihm ihre bedingungslose Liebe und Unterstützung anbietet, ist Robins Wunsch zu sterben stark und zwingend. Doch selbst in seiner dunklen Nacht der Seele sieht er Spiegelungen seiner Reinheit und Unschuld. Ein kleiner Sohn, eine liebende Frau und treue, mächtige Gefährten - sie alle sehen über Robins Gestalt hinaus und verbinden sich mit dem Licht, das von ihm ausgeht, auch wenn es Robin manchmal nur schwach erscheint.
In Ein Kurs in Wundern spricht Jesus von der Anziehungskraft des Todes als einem der letzten Hindernisse, die der Frieden überwinden muss, um sich auf die gesamte SOHNSCHAFT auszudehnen. Und doch versichert er uns, dass jedes dieser von der Angst geschaffenen Hindernisse der jenseitigen Liebe weichen wird, wenn man mit sanfter Gnade auf jeden einzelnen Bruder blickt und den CHRISTUS in ihm sieht.
Eine einfache Frage seiner Frau Diana, was Robin im Leben will, bringt ihn in Kontakt mit seinem Wunsch, in seine wahre Heimat im HIMMEL zurückzukehren. Dies wird nicht durch den Tod erreicht, wie das Ego glaubt, sondern durch das Leben. Als die Saat in Robins Geist gepflanzt wird, zu GOTT zurückzukehren, geschieht bald ein Wunder nach dem anderen.
Ein Unterstützungsteam und Ressourcen fließen ein, um Robins Wunsch nach Reisen und Ausdehnung zu unterstützen. Sein Geist hat sich für den HEILIGEN GEIST geöffnet und plötzlich strömt neue Inspiration durch ihn. Robin stellt sich einen Rollstuhl vor, der ihm nicht nur Mobilität verleiht, sondern ihm auch erlaubt, zu atmen und sich von seinem Beatmungsgerät am Bett zu befreien.
Der von einem innovativen Freund entworfene Rollstuhl eröffnet anderen Menschen, die einst an ein Krankenhausbett gefesselt waren, neue Welten. Indem er „Ja“ zum HEILIGEN GEIST sagt, verbessert Robin nicht nur sein eigenes Leben, sondern inspiriert und segnet unzählige Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt, das Gleiche zu tun. Wir treffen Robin auf verschiedenen Abschnitten seiner Reise, auf denen er sich mit anderen auf tiefe Weise verbindet, tanzt, singt und das Leben feiert!
Auf dieser Reise müssen wir uns alle irgendwann der Überzeugung stellen, dass wir die Macht unseres Geistes missbraucht haben. Obwohl wir uns dessen nicht bewusst sind, glauben wir, dass wir das Unmögliche geschafft haben: die vollständige Trennung von GOTT! Infolgedessen kann die Versuchung groß sein, die wahre Macht des Geistes zu schmälern und sich dem Opferdenken hinzugeben, dass jemand oder etwas anderes uns etwas antut.
Robins Wunsch, sich aus seinem Bett zu erheben und das Wunder mitzuteilen, dass er kein Körper ist, hat Millionen dazu inspiriert, dasselbe zu tun.
The Sessions - Wenn Worte berühren
Themen:Sex, gegenwärtiger Moment, Bereitschaft, sich der Liebe öffnen, Liebe, Heilung
The Sessions - Wenn Worte berühren ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2012. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, die Mark O’Brien 1990 mit dem Artikel On Seeing a Sex Surrogate niederschrieb. Mark O’Brien war ein Journalist und Dichter, der nach seiner Polio-Erkrankung in seiner Kindheit vom Hals abwärts gelähmt war. Er war auf die Hilfe einer Eisernen Lunge angewiesen. Der Autor und Regisseur des Films, Ben Lewin, erkrankte einst selbst an Polio und ist seitdem auf Krücken angewiesen. Ursprünglich wollte er für die Idee einer Sitcom behinderter Menschen und Sexualität im Internet recherchieren, wobei er auf den Zeitungsartikel von O’Brien stieß. Er begann ein Drehbuch über den Artikel zu schreiben, ließ eigene Erfahrungen mit der Krankheit einfließen und arbeitete eng mit Susan Fernbach, der Witwe O’Briens, und Cheryl Cohen Greene, der Sexualtherapeutin O’Briens, zusammen.
In dieser Geschichte geht es darum, sich der Liebe und neuen, unerforschten Erfahrungen zu öffnen. Mark O'Brien hat aufgrund einer Kinderlähmung eine vollständige Muskelatrophie; er kann seinen Körper überhaupt nicht bewegen. Mit enormer Bereitschaft gelingt es ihm, sich seinen Ängsten zu stellen und sein Herz für die Liebe und die Vereinigung zu öffnen - mit der sanften Hilfe einer Sexualtherapeutin. Obwohl die Mittel unkonventionell sind, erhellt Marks Bereitschaft den Weg. Die Menschen um ihn herum reagieren auf seine aufrichtige Präsenz; auch sie beginnen, ihre Herzen für die Liebe zu öffnen. Dies ist ein schöner und herzöffnender Film über Verbindung, Heilung und Vergebung.
Now Is Good - Jeder Moment
Themen:Krankheit, Ende der Gefallsucht, keine privaten Gedanken, Geistesschulung, gegenwärtiger Moment
Now Is Good - Jeder Moment zählt ist ein britischer Film aus dem Jahre 2012. Ol Parker schrieb das Drehbuch und führte Regie. Der Film basiert auf dem 2007 geschriebenen Buch Before I Die von Jenny Downham, welches in Deutschland als Bevor ich sterbe erschien.
"Momente. Das ist einer. Das, hier und jetzt, ist definitiv ein Moment. Alles könnte jetzt passieren." (Filmzitat)
Ein Film, der das Herz öffnet. Wenn wir uns für GOTT entscheiden, gewinnen alle. Tessa hat eine unheilbare Krankheit und sie hat eine Liste mit allem, was sie vor ihrem Tod noch tun möchte, erstellt, einschließlich sich zu verlieben.
Wie eine wärmesuchende Rakete findet die Liebe immer ihren Weg zu unserem Herzen. Andere Wünsche auf der “bucket list” können uns vom Kurs abbringen, aber wir haben immer die Möglichkeit, unsere Liste zu verkleinern, bis nur noch die Liebe übrig bleibt.
Adam: "Was willst du von mir, Tessa?"
Tessa: "Ich will die Nächte. Zusammen einschlafen, zusammen aufwachen. Frühstücken."
Adam: "Was willst du wirklich?"
Tessa: "Ich will, dass du da bist im Dunkeln. Dass du mich festhältst. Und mich weiterhin liebst. Dass du da bist, wenn ich Angst kriege. Geh mit mir an den Rand, um zu sehen, was dort ist."
Adam: "Und wenn ich was falsch mache?"
Tessa: "Da kann man nichts falsch machen." (Filmzitat)
Wenn wir jeden Tag so leben, als ob es unser letzter wäre, entdecken wir, was wertvoll und was wertlos ist. Wir weigern uns, Kompromisse einzugehen, uns klein zu machen oder uns von Gedanken des Zweifels leiten zu lassen. Jeder Augenblick ist kostbar. Jeder Augenblick ist eine Gelegenheit, uns daran zu erinnern, wer wir in Wahrheit sind.
“Momente. Unser Leben ist eine Summe von Momenten. Jeder einzelne prägt die Reise bis zum Ende. Lass sie los. Lass sie alle los. Unser Leben ist eine Summe von Momenten. Lass sie los. Momente. Alle gehen auf in diesem einen hier.” (Filmzitat)
Still Alice - Mein Leben ohne Gestern
Themen:Perfektionismus, Krankheit, Ehe, Familie, die Maske fallen lassen, Vergebung, Wehrlosigkeit, Heilige Beziehung, Gegenwärtiger Moment
Still Alice ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2014. Er basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage der Schriftstellerin Lisa Genova. In der Hauptrolle ist Julianne Moore zu sehen, die für ihre Leistung mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Die großartige schauspielerische Leistung von Julianne Moore verleiht dem Film mehr Tiefe, als das Drehbuch vorgesehen hat. Hauptthemen des Films sind der Umgang mit der Diagnose Alzheimer und die dadurch verursachten Veränderungen im Leben.
Einige Zitate aus dem Kapitel 31 Abschnitt V des Kurses:
“Der Aufbau von einem Konzept des Selbst ist es, wozu das Lernen der Welt dient. Das ist sein Sinn und Zweck: dass du ohne Selbst kommst und nach und nach eins machst.”
“Ein Konzept des Selbst wird von dir gemacht. Es hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dir. Es ist ein Götze, der dazu gemacht ist, den Platz deiner Wirklichkeit als SOHN GOTTES einzunehmen. Das Konzept des Selbst, das die Welt lehrt, ist nicht das Ding, das es zu sein scheint.”
“Ein Konzept des Selbst ist bedeutungslos, denn niemand hier kann sehen, wozu es dient, und sich daher auch kein Bild davon machen, was es ist. Dennoch wird alles Lernen, wozu die Welt anweist, zum einzigen Zweck begonnen und beendet, dich dieses Konzept deiner selbst zu lehren, damit du die Wahl treffen wirst, den Gesetzen dieser Welt zu folgen, und niemals über ihre Wege hinauszugehen suchst noch merkst, auf welche Weise du dich siehst. Nun muss der HEILIGE GEIST einen Weg finden, um dir sehen zu helfen, dass dieses Konzept des Selbst aufgehoben werden muss, wenn Geistesfrieden dir gegeben werden soll. Auch kann es nicht verlernt werden, außer durch Lektionen, die darauf abzielen, dich zu lehren, dass du etwas anderes bist. Denn sonst würdest du gebeten, das, was du jetzt glaubst, gegen den totalen Selbstverlust zu tauschen, und ein noch größerer Schrecken würde aufkommen in dir.”
“Das Konzept des Selbst hat die Welt seit jeher sehr beschäftigt.” Im Laufe des Lernens entwickeln wir viele Selbstkonzepte. Jedes von ihnen spiegelt die Veränderungen in unseren Beziehungen wider, wenn sich unsere Wahrnehmung von uns selbst verändert. Jedes Mal, wenn es eine Veränderung gibt, wird es eine gewisse Verwirrung geben, aber lasst uns dankbar sein, dass das Lernen der Welt seinen Griff um unseren Geist lockert. Und lasst uns sicher und glücklich sein in dem Vertrauen, dass es schließlich gehen und unseren Geist in Frieden lassen wird.
Der Film zeigt wunderbar, wie sich das perfektionistische Selbstbild der Protagonistin langsam auflöst und sie weicher und offener wird, ganz im Sinne der berühmten Liedzeile von Leonard Cohen: “Forget your perfect offering, there is a crack, a crack in everything, that's how the light gets in.”
Wer wir sind, ist reine Liebe und weitaus größer als die Summe der Erinnerungen, Fähigkeiten und Errungenschaften, für die wir uns in diesem Leben halten. Beziehungen basierend auf Rollen, die von Sorge motiviert sind, sind keine Liebe, und erst wenn diese falschen Vorstellungen aus dem Geist losgelassen werden, wird die Erfahrung einer echten Beziehung zugelassen.
Die größte Angst bei der Auflösung des Egos ist die, verletzlich zu sein und in der Welt nicht funktionieren zu können. Der Teil des Geistes, der Angst hat, hält daran fest, „wer“ er zu sein glaubt, weil er keinen anderen Weg kennt.
Alice hat Alzheimer im Frühstadium, und sie kann nichts tun, um zu verhindern, dass ihre intellektuellen Fähigkeiten und ihr Selbstkonzept weggespült werden. Eine Rolle nach der anderen entgleitet ihr, und sie ist nicht mehr in der Lage, eine Sprachprofessorin, Mutter oder Ehefrau zu sein. Obwohl dies für das Ego verheerend ist, handelt es sich um einen Prozess der Vergebung und der Hingabe; es ist eine Rückkehr zur Liebe.
Ziel des spirituellen Weges ist, aus dem Traum der linearen Zeit zu erwachen und im Frieden des heiligen Augenblicks zu ruhen. Die SÜHNE könnte mit einem totalen Entrinnen aus der Vergangenheit und einem völligen Mangel an Interesse für die Zukunft gleichgesetzt werden. Die LIEBE ist allgegenwärtig, hier und jetzt. Alzheimer dagegen ist wie ein Sprung aus dem fahrenden Zug der linearen Zeit ohne den vorher notwendigen geistigen Befreiungsprozess. Es ist eine Flucht vor den Folgen der linearen Zeit, ein Ausdruck der Angst vor dem Tod und damit dem Ende aller Selbstkonzepte, ohne sich bewusst damit auseinanderzusetzen. Der vom Ego dominierte Verstand kann dies kaum ertragen, denn für ihn ist die lineare Zeit der zentrale Bezugspunkt. Alzheimer zwingt uns, uns von der Illusion der linearen Zeit zu lösen. Wie jede Krankheit ist auch Alzheimer ein Widerstand gegen die Wahrheit. Je bereitwilliger wir diesen Widerstand aufgeben und uns SEINER Führung unterstellen, desto leichter wird es. Je mehr wir die Bereitschaft entwickeln uns von der Anhaftung an die lineare Zeit zu lösen und unseren Geist für SEINE Führung öffnen, desto weniger schmerzhaft ist dieser Prozess.
State of Mind - Der Kampf des Dr. Stone
Themen:Depression, Opferhaltung, Verleugnung, Intellektualisierung, Vertrauen, Heilung, Bewusstsein des Träumens
State of Mind - Der Kampf des Dr. Stone (Originaltitel: Three Christs) ist ein Film von Jon Avnet, der im September 2017 beim Toronto International Film Festival seine Premiere feierte. Der Film basiert auf der psychologischen Fallstudie The Three Christs of Ypsilanti von Milton Rokeach aus dem Jahr 1964. Die im Film dargestellten Therapieansätze folgen den Schilderungen aus Milton Rokeachs Studie. Hinsichtlich der Nebenhandlungen weicht der Film aber teils erheblich von den realen Begebenheiten ab. Beispielsweise beging Joseph Cassel keinen Selbstmord.
Dr. Alan Stone (Richard Gere) verkörpert den Wunsch, wirklich hilfreich zu sein, als er 1959 seine Arbeit im Ypsilanti State Hospital in Michigan aufnimmt. Anstatt auf traditionelle Methoden wie Medikamente und Schocktherapie zurückzugreifen, versucht Dr. Stone eine revolutionäre Behandlung, indem er drei paranoide schizophrene Patienten zusammenbringt, die alle glauben, sie seien Jesus Christus. Seine einfühlsame Methode zielt darauf ab, zu integrieren, anstatt zu fragmentieren, und geht von dem tieferen Verständnis aus, dass Heilung durch Ganzheitlichkeit entsteht.
Dieser Film veranschaulicht auf wunderbare Weise die Natur des gespaltenen Geistes und unseren Weg zur Integration. Während wir Dr. Stones sanften Ansatz beobachten, werden wir Zeuge, wie das Zusammenführen von scheinbar Getrenntem zu tiefgreifender Heilung führen kann. Der Film lädt uns dazu ein, unsere eigenen Überzeugungen über Trennung und das angstbasierte Denken zu hinterfragen, das die Illusion einer fragmentierten Welt erzeugt.
Durch die Interaktionen dieser drei Patienten - die alle dieselbe Identität beanspruchen, sich aber als getrennt betrachten - wird uns eine perfekte Metapher dafür gezeigt, wie wir alle an multiple Persönlichkeiten in einer Welt der Trennung glauben. Der Film fordert uns auf, unsere eigene „dissoziative Identitätsstörung“ zu erkennen, weil wir glauben, dass wir getrennte Persönlichkeiten sind und nicht der eine CHRISTUS GEIST, der wir wirklich sind.
„Three Christs“ erinnert uns daran, dass wahre Heilung nicht durch die Verstärkung der Trennung, sondern durch das Erkennen unserer zugrunde liegenden Einheit erfolgt. Dr. Stones mitfühlender Ansatz ist eine Parallele zu Jesu Lehre, dass wir uns von der Idee „Ich kann es selbst tun“ lösen und dem HEILIGEN GEIST erlauben müssen, durch uns zu wirken, indem wir erkennen, dass unser Geist nicht von den Gesetzen dieser Welt, sondern von der Liebe beherrscht wird.
Don’t Look Up
Themen:Tod, Angst, Wut, Ungerechtigkeit, Protektionismus, Loslassen von Kontrolle, Loslassen von Form, Wehrlosigkeit, Vergebung
Don’t Look Up ist eine US-amerikanische schwarze Komödie des Regisseurs Adam McKay. Der Film lief Anfang Dezember 2021 in vereinzelten Kinos verschiedener Länder an. Weltweit veröffentlicht wurde der Film auf Netflix am 24. Dezember 2021. Der Film wurde während der COVID-19-Pandemie gedreht und hat dadurch an Aktualität gewonnen.
Der Film zeigt eines der großen Paradoxe unserer Zeit, nämlich dass der moderne Mensch als Gruppe eine wissenschaftliche Haltung einnimmt, Aberglauben ablehnt und Unwissenheit verabscheut, während er als Individuum sich nach dem Geheimnisvollen sehnt und sich dabei immer mehr im Persönlichen, in Meinungen und in Banalitäten verliert. Der Film beschreibt den aktuellen Zustand der Menschheit so brutal treffend, dass es nur mit Hilfe des HEILIGEN GEISTES möglich ist, darüber herzhaft zu lachen. Die Fernsehsendung “the daily rip”, die in dem Film zu sehen ist, zeigt auf eindrucksvolle Weise, worauf Jesus im Kurs hinweist:
“Wenn du deine Welt mit offenen Augen ansiehst, muss dir auffallen, dass du dich in den Wahnsinn zurückgezogen hast. Du siehst, was nicht vorhanden ist, und hörst, was kein Geräusch erzeugt. Deine Äußerungen von Gefühlen sind das Gegenteil dessen, was die Gefühle selber sind. Du kommunizierst mit niemandem und bist genauso isoliert von der Wirklichkeit, als wärest du allein im ganzen Universum. In deinem Wahnsinn übersiehst du die Wirklichkeit vollständig und siehst überall, wo du hinschaust, nur deinen eigenen gespaltenen Geist. GOTT ruft dich, und du hörst nicht, denn du bist mit deiner eigenen Stimme beschäftigt. Und die Schau CHRISTI ist nicht in deiner Sicht, denn du schaust nur dich selber an.” (EKIW: Kapitel 13, V. 5.)
Die Fernsehserie heißt bemerkenswerterweise “the daily rip”, was auf das wahre Verlangen des Egos hinweist. Das Ego ist der Todeswunsch, und in dieser Welt der Todesanbeter schreiben wir “RIP” auf unsere Grabsteine. “RIP” bedeutet “Ruhe in Frieden”. Das Ego ist der Glaube an den Tod und gleichzeitig versucht das Ego uns damit zu trösten, dass der Tod uns den Frieden bringt. All die Unterhaltungsshows sind nur ein weiterer Beitrag zu jenem kläglichen Versuch, nicht zu sehen, indem man die Sehfähigkeit außer Kraft setzt. Sie sind ein Rückzug in den Traum eines persönlichen Selbst, um das sich dann alles dreht, nur um vom Glauben an den Tod und der schrecklichen Angst davor abzulenken. Die Lehren des Ego zum Thema Tod sind ein ganz besonders seltsames Paradox in seinem Denksystem.
Amerikanische Präsidentin: “Ich kann doch den Menschen nicht sagen, dass sie mit 100%-iger Sicherheit sterben werden.” (Filmzitat)
Im Zustand der Identifikation mit dem Ego wissen wir mit 100%-iger Sicherheit, dass wir sterben werden, aber das stört und so lange nicht, bis uns jemand einen konkreten Zeitpunkt und eine konkrete Todesart nennt, dann erst taucht die Angst auf und wir wollen es einfach nicht wahrhaben. Die Vorstellung vom Tod ist tief in unsere Alltagsperspektive eingegraben und wird durch Schichten von Angst geschützt. Wenn wir mit diesem starken Glauben konfrontiert werden, kann es fast unmöglich erscheinen, diese bestätigte Illusion zu hinterfragen. Glücklicherweise hat Jesus uns den perfekten Film geschenkt, um die wackeligen Fundamente des Egos in Frage zu stellen, indem er die Kraft der Komödie nutzt, um uns zum Lachen zu bringen.
In diesem Film rast ein Meteorit auf die Erde zu. Die Menschheit versucht, sich zu schützen oder Wege zu finden, um von der drohenden Katastrophe zu profitieren. Für die meisten Menschen steht die Sicherheit ihres Körpers im Vordergrund, da der Tod gemeinhin mit dem Ende unserer physischen Existenz assoziiert wird. Jesus erinnert uns jedoch daran, dass der Tod lediglich eine Entscheidung in unseren Köpfen ist. Wenn wir mit diesem Glauben konfrontiert werden, können wir immer die Liebe als unsere Realität wählen. Anstatt uns in den verzweifelten Überlebensplänen des Egos zu verfangen, können wir loslassen und auf die sanfte Stimme des GEISTES hören. In Momenten des Friedens entdecken wir die unermessliche Kraft der Liebe GOTTES wieder - die Essenz dessen, was wir wirklich sind.
Mit einem Staraufgebot wie Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Meryl Streep und Jonah Hill (und vielen anderen) bietet uns der HEILIGE GEIST eine große Show. Genießen wir diesen urkomischen Film, in dem wir gemeinsam lachen und uns über die Absurdität der Glaubenssätze des Egos lustig machen. Durch Freude erinnern wir uns an unser wahres ZUHAUSE!
"Die Welt wird in Freude enden, weil sie ein Ort des Kummers ist. Wenn die Freude gekommen ist, ist der Zweck der Welt vergangen. Die Welt wird in Frieden enden, weil sie ein Ort des Krieges ist. Wenn der Frieden gekommen ist, was ist dann der Zweck der Welt? Die Welt wird in Lachen enden, weil sie ein Ort der Tränen ist. Wer kann, wo Lachen ist, noch länger weinen? Und nur die vollständige Vergebung bringt das alles, um die Welt zu segnen." (EKIW: HANDBUCH FÜR LEHRER, 14. 5. 1.-7.)
Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt
Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt ist ein US-amerikanischer Spielfilm von 1997. Die Satire basiert sehr frei auf dem Roman American Hero von Larry Beinhart. „Waging the Dog“ ist in den USA inzwischen zum geflügelten Wort geworden, mit dem man politisch motivierte Medienmanipulationen beschreibt.
Als dem US-amerikanischen Präsidenten zwei Wochen vor der Wiederwahl vorgeworfen wird, eine minderjährige Schülerin sexuell belästigt zu haben, engagiert sein Wahlkampfteam Conrad Brean, um die Wahl zu retten. Brean sieht die einzige Möglichkeit darin, die Aufmerksamkeit der Medien auf einen (fiktiven) Krieg zu lenken, den er mithilfe des Filmproduzenten Motss in Szene setzt.
Der Ausdruck „mit dem Hund wedeln“ wird mittlerweile ganz allgemein verwendet, um anzuzeigen, dass die Aufmerksamkeit absichtlich von etwas Wichtigerem auf etwas weniger Wichtiges gelenkt wird. Wag the Dog ist ein Film, der zeigt, wie weit das Ego gehen wird, um den Geist zu täuschen und ihn vom Licht abzulenken, davon, still zu sein und seine wahre Identität als reiner GEIST zu erkennen.
Ohne Limit (Originaltitel: Limitless) ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2011 mit Bradley Cooper und Robert De Niro.
Was passiert mit einem, wenn man statt der üblichen 20 auf einmal 100 Prozent seines Bewusstseins nutzen kann? So wie der Protagonist des Films Eddie Morra sich aus dem gesamten Lebensschatz seiner Erfahrungen und Eindrücke bedient, nutzen auch der Regisseur und sein Kameramann alle Möglichkeiten von Filmmaterial und Filmtechnik, um Bewusstseinszustände zu vermitteln und Geschwindigkeit zu erzeugen. Wenn sich die Kamera am Anfang von der Dachterrasse der Designerwohnung in die Tiefe der Stadt stürzt, und sich dort in einer rasenden Fahrt durch fahrende Autos, Baugerüste, Passagen und Läden mitten hinein in Gehirnwindungen und Gedankengänge schraubt, dann entwickelt der Film einen enormen Sog.
Der Film besticht durch einen talentierten Schauspieler und ein beeindruckendes Bild, welches sich je nach Lage der Einnahme der Droge entweder in grauen, tristen, öden und alltäglichen Farben äußert, wenn Protagonist Eddie „down“ ist, oder sich in farbenfrohe, aufgeweckte, bunte und helle Töne erstreckt.
Die recht abrupte Auflösung wirkt ein wenig so, als wären der Drehbuchautorin Leslie Dixon beim Schreiben die Ideen ausgegangen. Auf den ersten Blick scheint es, als sei das Ergebnis eines erweiterten Bewusstseins nichts anderes als die Gier nach Macht und Geld? Doch man muss die Kandidatur des Protagonisten für das Amt des Senators als Symbol für wahre Hilfsbereitschaft und wahren Dienst sehen - dann ergibt der Film wahrhaftig Sinn.
Für den Geist, der schläft und träumt, scheint das Aufwachen einen Verlust zu bedeuten. Eddie Mora ist auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Als ehemaliger Süchtiger und Schriftsteller mit Schreibblockade ist er nur noch eine Parodie seines einstmals großen Potenzials. Kürzlich von seiner schönen und geduldigen Freundin verlassen, hat er in den Augen der Welt versagt. Als ihm eine neue Designerdroge als Geschenk angeboten wird, hat er nichts zu verlieren - außer all die zweifelnden Gedanken, die ihn sein ganzes Leben lang zurückgehalten haben. Dieses neue, bewusstseinserweiternde Portal verschafft Eddie eine nie dagewesene Klarheit. “Ich wusste, was zu tun war und wie ich es tun musste.”
Die kleine Bereitschaft, aus der Kleinheit herauszutreten, ist alles, was der HEILIGE GEIST braucht. Der Glaube an die Macht der Drogen wird genutzt, um den Geist für unbegrenzte Möglichkeiten der Vergebung zu öffnen. Nach einer Periode der Grandiosität ist es offensichtlich - „ein ungeschulter Geist kann nichts erreichen.“ Disziplin ist erforderlich, um die Wahrnehmung auf Messers Schneide zu halten. Der Widerstand gegen die Größe zeigt sich, als Eddie beginnt, andere zu treffen, die sich nach dem anfänglichen Rausch der Droge in Kleinheit und Angst zurückgezogen haben. Sie scheinen eine mysteriöse Krankheit zu haben, wenn sie sich in die vermeintliche Sicherheit der Begrenzung zurückziehen. Doch sobald Eddie seine neu gefundene Aufmerksamkeit auf ein größeres Ziel richtet, kann der HEILIGE GEIST ihn zu wahrer Hilfsbereitschaft und wahrem Dienst führen. Sobald der Geist vom Glauben an Angriff, Mangel und Reziprozität befreit ist, übersteigt die Erfahrung der Grenzenlosigkeit die Notwendigkeit der Droge; sie war nur ein Sprungbrett. Dies ist ein herrlicher Film, um einen Vorgeschmack auf die Befreiung vom Glauben an Begrenzung zu bekommen.
Peaceful Warrior
Themen:Ruhm, Lehrer/Schüler, kein Zerstören von Symbolen, Aufgabe, Zweck, Geistesschulung, Wachsamkeit, Loslassen der Form, gegenwärtiger Moment
Peaceful Warrior (dt. „friedvoller Krieger“) ist ein US-amerikanisch-deutscher Film aus dem Jahr 2006. Das Drehbuch schrieb Kevin Bernhardt anhand des Romans Der Pfad des friedvollen Kriegers (Way of the Peaceful Warrior) von Dan Millman.
Dies ist ein brillanter Film über einen jungen Mann, der einen unwahrscheinlichen spirituellen Führer trifft und ein schnelles Erwachen erlebt, bei dem es darum geht, sich dem Ego zu stellen und es loszulassen, während er sich der inneren Stärke und Konzentration zuwendet, die im gegenwärtigen Moment zu finden ist. Was die Welt als mutig und stark bezeichnet, ist in Wirklichkeit eine Fassade aus Angst. Der HEILIGE GEIST arbeitet mit dem Geist zusammen, um wahre Stärke zu entwickeln. Durch Vertrauen und Disziplin können der Lehrer und der Schüler die Zeit zum Stillstand bringen und zur Wahrheit des AUGENBLICKS erwachen.
Der Guru
Themen:Täuschung, Geld, Ruhm, Zusammenarbeit, Inspiration, Unschuld, sich der Liebe öffnen
Der Guru (Originaltitel: Holy Man) ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 1998 mit Eddie Murphy in der Hauptrolle. Der Film handelt von einem spirituell veranlagten Mann, der sich selbst einfach nur G nennt und seinen Mitmenschen Gutes beschert.
In einer Welt der Werbung, des Verkaufs und der Täuschung, in der der „allmächtige Dollar“ verehrt wird, kann die göttliche Unschuld durchbrechen und wie ein heller Komet am Nachthimmel leuchten. Das Fernsehen scheint die Ereignisse und Geschehnisse rund um einen Mann auf einer Mission zu vergrößern. Der heilige Mann, der sich auf seine Mission konzentriert, bringt allen, denen er begegnet, Lektionen über Authentizität, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit bei und hilft zwei Freunden dabei, zu lernen, ihren Herzen zu vertrauen und sich der LIEBE im Inneren zu öffnen. Mit Humor, Anmut und Präsenz zeigt G, dass INTEGRITÄT jede Täuschung und LIEBE jede Angst vor Intimität überwindet. Der Guru ist eine moderne Parabel darüber, alles für einen höheren Zweck zu nutzen und dabei zu lachen.
Was uns G besonders deutlich vor Augen führt, ist Folgendes:
„Erkenne, was nicht von Belang ist, und wenn deine Brüder dich um etwas »Ungeheuerliches« bitten, so tu es, weil es nicht von Belang ist. Lehne es ab, und deine Ablehnung beweist, dass es für dich von Belang ist. Nur du bist es demnach, der die Bitte ungeheuerlich gemacht hat - und jede Bitte eines Bruders ist für dich. Warum möchtest du darauf beharren, sie ihm zu verweigern? Denn das heißt, dich selbst zu verleugnen und euch beide arm zu machen. Er bittet um Erlösung, ebenso wie du. Armut ist vom Ego und niemals von GOTT. Keine »ungeheuerlichen« Bitten können an den gerichtet werden, der begreift, was wertvoll ist, und der nichts anderes akzeptieren will.“ (EKIW: Kapitel 12, III. 4.)
The Kid - Image ist alles
Themen:Schuld, Unwürdigkeit, Arbeitssucht, die Maske fallen lassen, wahre Identität entdecken
The Kid - Image ist alles (The Kid) ist eine US-amerikanische Filmkomödie von Jon Turteltaub, die im Jahr 2000 produziert wurde. In der Hauptrolle ist Bruce Willis zu sehen.
In Beratung und Coaching, aber auch in den meisten Formen der klassischen Psychotherapie geht es darum, uns zu einem Gefühl persönlicher Größe zu führen, indem wir Stolz auf uns selbst, unsere Fähigkeiten und Leistungen entwickeln und somit ein erfolgreiches Image aufbauen. Dieser ganze Unsinn beruht einzig und allein auf dem Glauben, dass die Kleinheit wirklich ist. Ohne diesen Glauben ist das ganze Streben nach persönlicher Größe bedeutungslos, und wir könnten es unmöglich wollen. Es ist ein wahnhafter Versuch, jemand anderen zu übertreffen, nicht aber den Irrtum hinsichtlich unserer Identität aufzuheben. Es ist der Versuch, Größe in Kleinheit zu finden. Es ist der Glaube, Kleinheit könne zu einem Gefühl von Größe aufgeblasen werden, das uns zufriedenstellen kann. Doch wahre Größe ist in Kleinheit nicht zu finden.
Es ist leicht, wahre Größe von persönlichem Größenwahn zu unterscheiden, weil Liebe erwidert wird, Stolz aber nicht. Stolz erzeugt keine Wunder und entzieht uns daher die wahren Zeugen unserer Wirklichkeit. Unsere Kleinheit täuscht uns, aber unsere Größe ist von IHM, DER in uns wohnt und in DEM wir wohnen. Das Scheinwerferlicht des Egos, mit dem wir unser persönliches Selbst zu beleuchten versuchen, wirft harte Schatten. Das Licht GOTTES hingegen löst alle Schatten auf, es erleuchtet uns und lässt uns in Liebe strahlen.
Am Weg des spirituellen Erwachens geht es darum, unsere wahre Größe als SOHN GOTTES wiederzuerkennen. Dafür ist es notwendig, unseren Glauben an Kleinheit an die Oberfläche zu bringen und SEINER Berichtigung zu übergeben. Was wir an uns selbst am meisten verachten, muss an die Oberfläche kommen. Auch wenn die Erklärung für die Ursache der Probleme des Protagonisten in diesem Film dem Denksystem des Egos entspricht, zeigt der Film wunderbar die “Dynamik” des Egos und verweist auf die wahre Erlösung:
Der perfekte Spiegel erscheint, und die Möglichkeit, unbewusste Verletzungen zu heilen, ist plötzlich vorhanden, auch wenn sie nicht immer als solche erkannt wird. Wut, Frustration und Groll können auf einen tief sitzenden Mangel an Wertschätzung zurückgeführt werden. Dieser Identitätsfehler kann ein falsches Gefühl der Überlegenheit oder des Stolzes beinhalten, das aufgebaut wurde, um den geglaubten Mangel an Wert zu überkompensieren und auszugleichen. Wenn die Liebe winkt, ertönt ein tiefer Ruf nach Heilung, und jeder Rest von Schuld wird freigelegt. Diese Befreiung von Schuld eröffnet einen Ruf zur Verbindung. Schließlich bricht mit dem Glauben die Erfahrung der Verbindung im Bewusstsein durch, und das Glück und die Liebe erfüllen den Geist und stillen die tiefste Sehnsucht der Seele. Und die Dankbarkeit der Heilung fließt ungehindert.
About a Boy oder: Der Tag der toten Ente
Themen:Angst vor Verpflichtungen, Bindungsangst, Einsamkeit, Unwürdigkeit, sich der Liebe öffnen
About a Boy oder: Der Tag der toten Ente ist eine Filmkomödie aus dem Jahr 2002 der Regisseure Chris und Paul Weitz. Der Film mit Hugh Grant und Nicholas Hoult in den Hauptrollen basiert auf dem Roman About a Boy von Nick Hornby.
“Meiner Meinung nach lebt jeder für sich allein. Und im übrigen finde ich, ist das die einzige Lebensform. Wir leben in einem Inselzeitalter. Vor 100 Jahren musste man sich auf andere Menschen verlassen können. Da hatte keiner einen Fernseher, CDs, DVD oder Videos, geschweige denn eine Espressomaschine zuhause. Man hatte überhaupt nichts, was cool war. Wohingegen man sich heute ein kleines Inselparadies schaffen kann und mit der richtigen Ausstattung und was viel wichtiger ist, mit der richtigen Einstellung erscheint man sonnig und tropisch und ist geradezu ein Magnet für junge schwedische Touristinnen”, meint der Protagonist des Films, Will Freeman, ein 38-jähriger Single. Doch dann lernt er den 12-jährigen Marcus kennen, den einzigen Sohn der alleinerziehenden, depressiven Spät-Hippie-Mutter Fiona.
Wir brauchen unsere Brüder. Das tiefe Bekenntnis des Egos, getrennt zu bleiben, wird durch die Verbindung und Interaktion mit anderen geheilt. Wenn wir uns in diese Richtung wenden, können die Dinge zunächst verwirrend und beunruhigend erscheinen, aber mit Entschlossenheit und Beharrlichkeit beginnen wir, Veränderungen im Geist zu erfahren, während sich unsere Herzen zu öffnen beginnen und wir uns unserer tiefen Angst vor Intimität stellen.
Die gute Nachricht ist, dass wir uns einfach geirrt haben. Liebe ist zwar eine Bedrohung für das Ego, aber niemals eine Bedrohung für das SELBST. Gehen wir weiter diese Schritte und folgen wir unserem Herzen, und wir werden feststellen, dass wir auf unserem Weg all die Unterstützung erhalten, die wir brauchen. Und dann werden wir gemeinsam lachen, wo wir einst nur weinen konnten, wir werden vergeben, wo wir einst verurteilt haben, und wir werden uns immer tiefer und tiefer ineinander verlieben, bis sich sogar die Vorstellung, dass es einen anderen gibt, in das Bewusstsein des EINEN SELBST auflöst.
St. Vincent
Themen:Depression, Einsamkeit, Wut, mächtige Gefährten, Vergebung, sich der Liebe öffnen
St. Vincent ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2014 mit Bill Murray in der Hauptrolle. Die Geschichte des alten, mürrischen Einzelgängers, der durch die Begegnung mit einem Kind sein Herz am rechten Fleck entdeckt, ist nicht neu, aber in dieser Version besonders berührend. Grund dafür ist die hervorragende Besetzung, angeführt von Bill Murray in absoluter Bestform, mit Melissa McCarthy, Jaeden Lieberher, Naomi Watts und Chris O’Dowd in den Nebenrollen.
Vincents Leben besteht aus Besuchen bei seiner geliebten Frau, die an Alzheimer erkrankt ist, aus exzessivem Alkoholkonsum und Glücksspiel, um genug Geld zu verdienen, um seine Rechnungen zu bezahlen. In diese einsame Existenz schickt der HEILIGE GEIST Oliver, einen 12-jährigen Jungen, der einen Babysitter und einen Freund braucht.
Oliver und seine Mutter Maggie ziehen nebenan ein, und sie brauchen Vincent genauso sehr wie er sie braucht. Vincent ist eigennützig, unhöflich und im Allgemeinen unfreundlich zu fast allen Menschen in seinem Leben, auch zu Oliver. Oliver durchschaut diese Wahrnehmungen sofort und begibt sich in eine wunderwirkende Geisteshaltung, die ihn über den Fehler hinwegsehen lässt. Die beiden ungleichen Gefährten helfen sich gegenseitig in allen möglichen Situationen, und irgendwie schaffen sie es auch.
Hinter Depression verbirgt sich Einsamkeit. Hinter den oberflächlichen Verhaltensweisen, mit denen versucht wird, Menschen wegzustoßen, verbirgt sich ein Ruf nach Liebe. Wenn dieser Ruf gehört und mit Liebe beantwortet wird, berührt der Segen das Herz eines jeden.
In Olivers Schule stellt Bruder Geraghty den Schülern im Religionsunterricht die Aufgabe, einen „Heiligen“ der Gegenwart zu benennen, der sich durch seine guten Taten dafür eignet. Bruder Geraghty ist ein engagierter und weltoffener Religionslehrer, aber auch er unterliegt einem zentralen Irrtum des Ego-Denksystems, nämlich dass Heiligkeit etwas mit Opfern zu tun hat. Oliver übernimmt zwar die Worte seines Lehrers, lebt aber selbst nicht in dieser Geisteshaltung. Für ihn ist die Liebe zu seinem Nachbarn und Babysitter kein Opfer, sondern eine Freude. Sein Segen öffnet Vincents Herz.
“Deine Verwechslung von Opfern und Liebe geht so tief, dass du dir Liebe ohne Opfer nicht vorstellen kannst. Und genau das musst du dir ansehen: Opfern ist Angriff, keine Liebe. Wenn du nur diese eine Idee akzeptieren wolltest, deine Angst vor der Liebe würde schwinden. Schuld kann nicht andauern, wenn die Idee des Opferns beseitigt worden ist.” (EKIW: Kapitel 15, X. 5. 9.-13.)
Der Film erinnert uns auch noch einmal daran, dass wir alle gemeinsam auf dem Weg zurück in die EINHEIT GOTTES sind - denn es gibt nur einen von uns. Auf der individuellen Ebene ist jeder auf dem Weg, egal wie es auf der Ebene der Form aussieht. Der Prozess der Vergebung ist im Gange, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, ob wir gerade glauben, etwas Heiliges zu tun oder etwas Sündhaftes. Und GOTT liebt SEINEN SOHN in alle Ewigkeit. Wenn sein Geist weiterschläft, liebt ER ihn dennoch. Und wenn sein Geist erwacht, liebt ER ihn mit einer LIEBE, die sich nie verändert.
Forever My Girl ist ein US-amerikanischer Film von Bethany Ashton Wolf aus dem Jahr 2018. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Heidi McLaughlin.
Es gibt viele verschlungene Wege, sich vor GOTTES Liebe zu verstecken und die Berichtigung von Schmerz, Scham und Schuld im Geist zu vermeiden. Liam, die Hauptfigur, ist ein berühmter Country-Musik-Sänger mit einer tiefen Verletzung. All sein Ruhm und sein Reichtum lenken ihn davon ab, sich dem Schmerz zu stellen, den er seit dem Tod seiner Mutter als kleiner Junge in sich trägt.
Die Heilung findet er an dem Ort, vor dem er sein ganzes Erwachsenenleben lang wegzulaufen versucht hat, nämlich in der Liebe GOTTES, die durch die dauerhafte Bindung zu seiner Ex-Verlobten symbolisiert wird. Liam versucht, ihr aus dem Weg zu gehen, und sehnt sich doch danach, sie in seiner Erinnerung lebendig zu halten. Genauso bleibt der Ruf GOTTES in unserem Herzen und ruft uns immer wieder nach Hause, egal wie geschäftig und ablenkend unser Leben auch sein mag.
Glücklicherweise kann der HEILIGE GEIST uns zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens an unsere wahre Berufung erinnern, an den Zweck unseres Daseins, der Teil eines größeren Plans ist. Die wahre Berufung unseres Herzens besteht darin, aus diesem Traum aufzuwachen und uns an das HIMMELREICH zu erinnern. Der einzige Zweck dieser Welt ist es, sich selbst zu erkennen.
Das Glück der großen Dinge
Themen:Wehrlosigkeit, Unschuld, Vertrauen, keine Kompromisse, Heilung, Vergebung
Das Glück der großen Dinge (Originaltitel: What Maisie Knew) ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2012. Der Film basiert auf dem Roman Was Maisie wusste (1897) von Henry James. Der deutsche Titel ergibt mal wieder keinen Sinn, aber das tut der Qualität des Films keinen Abbruch. Der Film stellt aus dem Blickwinkel der kleinen Maisie die Scheidung ihrer Eltern dar. Die Geschichte wurde in das heutige New York verlegt.
Das menschliche Drama ist ein Ruf nach Liebe. Obwohl die Erwachsenen als Betreuer der Kinder angesehen werden, ist ein wahrer Betreuer ein Wunderwirkender, der den Ruf nach Liebe erkennt und mit Liebe beantwortet.
Unabhängig davon, wie sehr die Erwachsenen in Maisies Leben durch das Streben nach besonderen Beziehungen und weltlichem Erfolg abgelenkt sind, antwortet sie ihnen mit liebevoller Freundlichkeit und Vergebung. Jeder unterstützt das, was er schätzt, und erhält in dem Maße, in dem er gibt. Lehren heißt demonstrieren, und Maisie lehrt durch ihre Haltung nur Liebe. Ein Lehrer GOTTES ist jemand, der eine bewusste Entscheidung getroffen hat, bei der er seine eigenen Interessen nicht losgelöst von den Interessen eines anderen sieht. Maisies Anwesenheit inspiriert die Menschen um sie herum, ihre eigene Funktion zu akzeptieren. GOTT zu kennen bedeutet, voll und ganz darauf zu vertrauen, dass sich alles so entfalten wird, wie es gemeint ist. Unabhängig von der Form ist Liebe immer vorhanden.
Das ultimative Geschenk
Themen:Tod, Geld, Stolz, Zusammenarbeit, Mut zum nächsten Schritt, Führung, Zeichen und Symbole, Inspiration, Zweck
Das ultimative Geschenk (Originaltitel: The Ultimate Gift) ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2007. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Jim Stovall. Auch wenn der Film vor allem zu Beginn vor Selbstgerechtigkeit und moralischem Zeigefinger nur so trieft, ist er sehenswert, weil er eine tiefgründige Botschaft hat. Und schon allein wegen der wunderbaren Abigail Breslin (“Emily”), die im Erscheinungsjahr des Films als Zehnjährige erstmals für einen Oscar als Beste Nebendarstellerin nominiert wurde, sollte man sich den Film ansehen.
Dieser Film ist ein Klassiker, wenn es darum geht, der inneren FÜHRUNG zu folgen. Unser VATER will uns alles geben, aber nur durch Geistesschulung und Reifung im GEIST können wir SEINE Gaben erkennen und annehmen. Dem HEILIGEN GEIST zu gehorchen führt dazu, das ultimative Geschenk anzunehmen, die SÜHNE. Jason hat ein oberflächliches und unerfülltes Leben in materiellem Luxus gelebt, und als Bedingung für den Willen seines Großvaters wird ihm die Möglichkeit geboten, eine Reihe von Geschenken zu erhalten, die zu dem letzten Geschenk führen. Diese Aufforderungen und die Möglichkeit, zu gehorchen und zu folgen, sind die Art und Weise, wie der HEILIGE GEIST den Geist des Suchenden dazu bringt, zu erkennen, dass das, was als Opfer gedacht war, tatsächlich zu einem Segen führt.
Der Film zeigt noch etwas sehr Wesentliches: Auch als Kurs-Schüler wünschen wir uns das ultimative Geschenk und sind wie Jason im Film manchmal ungeduldig und unwillig, die Mittel anzuwenden, die zum Erreichen des Ziels notwendig sind. Das entscheidende Mittel ist die Vergebung, die totale Vergebung. Eine Offenbarung mag uns zuweilen das Ziel enthüllen, doch um es zu erreichen, sind die Mittel nötig.
In dieser Welt können wir nicht zwischen Fortschritt und Rückschritt unterscheiden, wenn wir aus dem Traum erwachen, noch können wir die Form beurteilen, in der sich die Heilung zeigt. Nur die Erfahrung des Friedens ist unser Gradmesser. Was der Geist zuvor schätzte, kann losgelassen und durch Werte des HEILIGEN GEISTES ersetzt werden, wie Integrität, Freundschaft und Lachen. Die intuitiven Fähigkeiten werden gestärkt und ein Gefühl des Dienens wird durch das Wegspülen von egoischen Mustern und Wünschen erfahren. Ein neuer Geisteszustand wird verwirklicht und ganz natürlich werden alle Dinge der Welt bedeutungslos. Das ultimative Geschenk ist alltäglich und nur eine Anerkennung dessen, was man ist.
Das Aussortieren von Wertvollem und Wertlosem wird deutlich, wenn wir uns wirklich für den HEILIGEN GEIST öffnen. Dinge, die für das Ego wichtig sind (Geld, Status, Besitz), werden vom HEILIGEN GEIST als wertlos angesehen, können aber auf hilfreiche Weise genutzt werden. Wenn der Mechanismus des „Gebens, um zu bekommen“ aufgelöst ist, sind Geben und Empfangen ein und dasselbe. In diesem Zustand gibt uns der HEILIGE GEIST sogar noch mehr! Der HEILIGE GEIST gibt uns sanfte Schritte, die uns zurück in den Zustand des HIMMELS führen, und oft wissen wir nicht, wozu diese Schritte gut sind. Doch auf dem Weg führen uns diese sanften Trittsteine zu Erfahrungen, die wir uns nie vorstellen konnten! Mächtige Gefährten begegnen uns auf dem Weg.
Song for Marion
Themen:Tod, den Schritt wagen, Zusammenarbeit, kein Wettbewerb, Geistesschulung, sich der Liebe öffnen, die wahre Identität entdecken, Liebe
Song for Marion ist eine britische Tragikomödie von Paul Andrew Williams aus dem Jahr 2012, in der die Geschichte einer im Chor singenden todkranken Seniorin und ihres mürrischen Ehemanns erzählt wird. Terence Stamp spielt den mürrischen Ehemann.
Die Schutzschichten, die das Licht in unserem Inneren verdecken, können es unmöglich machen, sich davon zu befreien. Gelegenheiten, Segen zu geben und zu empfangen, gibt es jeden Tag, aber für einen Geist, der zu viel Angst hat, die Liebe hereinzulassen, muss der Himmel warten.
Vergebung ist wie eine ständige Einladung, sich neu zu entscheiden und es zu wagen, sich zu öffnen und so gesehen zu werden, wie man wirklich ist. Ewige Geduld und liebevolle Freundlichkeit sind wie ermutigend flüsternde Engel in den Kulissen. Der HEILIGE GEIST antwortet auf den Ruf nach Liebe mit wahrem Einfühlungsvermögen und wahrer Liebe. Durch Verbinden und Ausdehnen unterstützt der Geist die Rückkehr zum Bewusstsein der Unschuld, und wenn der Geist bereit ist, sich auf Vergebung einzulassen, ist das immer ein Geschenk. Singen wir aus unserem Herzen, aus ganzem Herzen! Unsere Rolle in GOTTES Plan ist wesentlich. Es ist an der Zeit, Ja zu sagen zu der Liebe, die wir sind.
Im Rausch der Sterne
Themen:Perfektionismus, Stolz, mächtige Gefährten, Zusammenarbeit, Zweck, kein Wettbewerb, die Maske fallen lassen, Geistesschulung, sich der Liebe öffnen
Im Rausch der Sterne (Originaltitel: Burnt) ist ein Film von John Wells aus dem Jahr 2015 mit Bradley Cooper in der Hauptrolle.
Der vom Erfolg getriebene Adam Jones ist ein Visionär mit einer Leidenschaft für das Essen. Er sehnt sich danach, Speisen zuzubereiten, die seine Gäste „krank vor Sehnsucht“ machen. Er glaubt an Perfektion in der Form - „wenn es nicht perfekt ist, wirft man es weg“.
Adams außergewöhnlich hohe Ansprüche an sich selbst verlangen Perfektion von allen in seiner Umgebung. Es macht keinen Spaß, mit ihm zusammen zu sein - er ist getrieben, von Leistung besessen, kritisch, unnahbar und unglücklich.
In der Überzeugung, dass die Erlangung seines dritten Michelin-Sterns die Erlösung für eine Vergangenheit voller Reue sein wird, treibt er sein Team mit aller Kraft an. Als es scheint, dass seine Träume zerplatzt sind, wird Adam mit seiner Angst vor dem Versagen und vor Intimität konfrontiert. Adams Eigenständigkeit und Abwehrhaltung weichen der Bereitschaft, sich helfen zu lassen, und einer echten kreativen Zusammenarbeit. Als die Michelin-Männer schließlich eintreffen, hat Adam das Bedürfnis abgelegt, seinen Wert durch formale Perfektion zu beweisen, und verkündet: „Wir machen's wie immer, und zwar alle zusammen.“
Im GEIST GOTTES gibt es nichts zu beweisen und niemanden zu beeindrucken, denn es gibt „niemanden“, und niemand kann allein stehen. GOTTES SÖHNE sind von Natur aus vollkommen, nach SEINEM Abbild erschaffen. Lassen wir los und geben dem Fluss der Liebe nach, der durch uns fließen will, und die Wege der Angst, des Bedauerns und des Strebens werden verschwinden - nur die Liebe bleibt.
Angel-A ist ein Film des französischen Regisseurs Luc Besson aus dem Jahr 2005. Besson entwickelt in atmosphärischen Schwarz-weiß-Bildern eine skurril-schöne Dramödie als ebenso lyrische wie amüsante, melancholische wie bizarre Variation über eine Selbstfindung. Der Film ist kostenlos auf Youtube zu sehen:
ANGEL-A ganzer Film auf Deutsch
Andres Lebens ist voller Kompromisse. Er versucht, großartig zu wirken, aber die Reflexionen, die er überall erhält, sagen ihm, dass er klein und schwach ist. Dennoch ist er bereit für eine Veränderung. Wenn der Geist bereit ist zu erwachen, wird uns die richtige Art von Engel geschickt, um uns zu helfen, die Grenzen unserer persönlichen Welt zu durchbrechen - Auftritt Angela. Der HEILIGE GEIST trifft uns immer dort, wo wir denken, dass wir sind, und bietet uns gnädigerweise viele Gelegenheiten, alle Spuren von Schuld auf die inspirierendste Weise loszuwerden.
S1m0ne
Themen:Perfektionismus, Ruhm, falsche Wahrnehmung, Verleugnung, die Maske fallen lassen, Loslassen der Form, Transzendenz der Rollen
S1m0ne (als Verknüpfung von Simone und 0/1, wobei Simone als Abkürzung für Simulation One steht) ist ein Spielfilm aus dem Jahr 2002. Al Pacino überzeugt in der Hauptrolle als Viktor Taransky.
Persona bedeutet Maske. Persönlichkeit ist die Maske des Personseins - die Vortäuschung, eine Person zu sein, die die Wirklichkeit des GEISTES überdeckt. Was wäre, wenn die Persönlichkeit nur ein Konstrukt wäre, eine digitale Erfindung von Bildern und Erinnerungen, die ein Eigenleben zu führen scheinen? Dieser Film entlarvt das Konstrukt der Persönlichkeit, die Lüge, die sich als Leben in und als Leben des Körper ausgibt. Der Star des Traums ist der Held des Traums, der Körper, die Person, und in diesem Film ist es Simone. Simone wird von der Welt für ihre Schönheit, ihren Sexappeal, ihren Ruhm, ihre Fähigkeiten und ihre Leistungen geschätzt. Sie wird verehrt, als wäre sie ein Gott.
Dies ist die Geschichte des Egos und der Versuchung, ein falsches Konstrukt zur persönlichen Anerkennung zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Es ist auch eine Geschichte, die zeigt, dass es unmöglich ist, das Ego zu töten, denn der Tod ist das, was der Glaube des Egos ist. Doch nachdem es entlarvt wurde, ist die Nichtigkeit des Egos offensichtlich. „Dein Fehler war nicht, dass du uns etwas vor geschwindelt hast, damit haben wir kein Problem, solange du uns deswegen nicht anlügst.“ bedeutet, dass es für die Vergebung des Konstrukts wichtig ist, nicht zu versuchen, den ursprünglichen Fehler zu vertuschen, zu schützen oder zu verleugnen. Dies ist ein Aufruf, den Deckel von allen fehlerhaften Überzeugungen zu nehmen und sie loszulassen. CHRISTUS ruft jeden auf. Die Welt der Körper und Personen ist eine Illusion, sie ist eine Fälschung, aber lügen wir nicht darüber. Es gibt keinen Grund, den Ego-Glauben zu schützen oder zu verstecken, der den Zeit-Raum-Kosmos und die Persönlichkeit geschaffen hat. Vergeben und wissen wir, dass “nichts Wirkliches bedroht werden kann. Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Frieden GOTTES.” Alle Ehre gebührt dem lebendigen EINEN, der niemals simuliert werden kann.
Family Man (Originaltitel: The Family Man) ist ein US-amerikanischer Film von Brett Ratner aus dem Jahr 2000, mit Nicolas Cage und Téa Leoni in den Hauptrollen.
Jack Campbell ist ein wohlhabender, selbständiger Investmentbanker, der glaubt, er lebe auf der Überholspur. Er hat keine Ahnung, was auf ihn zukommt, als der HEILIGE GEIST eingreift und ihm einen Einblick in ein alternatives, beziehungsorientiertes Leben gibt, das von ihm verlangt, Geduld, Toleranz und Akzeptanz für das, was ist, zu entwickeln. Dieser Film eignet sich hervorragend, um zu zeigen, wie hilfreich die Familie ist, wenn es darum geht, sich für Liebe und Engagement zu öffnen und etwas anderes als egozentrische Ziele in den Vordergrund zu stellen. „Ich entscheide mich für uns“ ist die Akzeptanz der Beziehung, die jetzt gegeben ist; es geht darum, die Gegenwart zu wählen und darauf zu vertrauen, dass sich um alles andere gekümmert wird, auch um die Zukunft.
Nicht umsonst veränderte Jesus vor zweitausend Jahren die Vorstellung von einem Königreich mit König und Untertanen zu der Idee von der himmlischen Familie, dem himmlischen VATER und den befreiten SÖHNEN GOTTES, die sich dem freudigen und freiwilligen Dienst an ihren Brüdern widmen. Jesus wies immer wieder darauf hin, dass im Königreich des Himmels, das er zu verkündigen gekommen war, es keinen hohen und mächtigen König gibt; sondern dass dieses Reich eine göttliche Familie ist. Und die Vergebung führt uns zurück in die Sohnschaft der göttlichen Familie.
Die Ehe, mit Kindern und sich daraus ergebendem Familienleben, stimuliert die höchsten Potentiale der menschlichen Natur, wenn es SEINER Führung übergeben wird. Das Heim ist der natürliche soziale Ort der Begegnung, wo die heranwachsenden Kinder die Ethik der Bruderschaft erfassen können. Die Familie ist die fundamentale Einheit der Brüderlichkeit, in der Eltern wie Kinder jene Lektionen in Geduld, Selbstlosigkeit, Toleranz und Nachsicht lernen, die zur Verwirklichung der Brüderlichkeit unter allen Menschen so unentbehrlich sind. In einer idealen Familie verstärkt sich die Liebe sowohl der Kinder als auch der Eltern unter der Wirkung brüderlicher Hingabe. Die unterschiedliche Ausstrahlung von Jack und Kate in ihren wahrhaftigen Rollen als Eltern und als Single am Karriere-Trip wird im Film eindrucksvoll dargestellt.
Das Ego hat eine Welt gemacht, in der es die Sünde - das Verlangen nach und den Glauben an Trennung - als Vergnügen tarnt. Die große Bedrohung des Familienlebens kommt von der enorm anschwellenden Flut der Selbst-Beglückung, der modernen Vergnügungssucht. Dahinter verbirgt sich die egoische Vorstellung von Selbstliebe mit dem Motto: "Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben". Der Hunger der Seele kann nicht durch physische Freuden gestillt werden; die Liebe zu Heim und Kindern wird durch eine unbesonnene Jagd nach dem Vergnügen nicht gesteigert. Gleichzeitig besteht im familiären Kontext die große Gefahr, Liebe mit Opfern zu verwechseln. Daher ist es so wichtig, unser Leben SEINER Führung zu unterstellen, denn ohne die Führung des HEILIGEN GEISTES ist alles in dieser Welt die Hölle, auch das Familienleben.
Eine wahre Familie - eine dem HEILIGEN GEIST unterstellte Familie - offenbart den elterlichen Erzeugern die Haltung des Schöpfers gegenüber seinen Kindern, während gleichzeitig solche wahren Eltern ihren Kindern die erste in einer langen Reihe von immer höheren Offenbarungen der Liebe des VATERS zur gesamten Sohnschaft geben. Deshalb sind das Bild, das wir von unseren Eltern haben, und das Bild, das wir von Gott haben, immer ähnlich. Und unser Gottesbild spiegelt sich wiederum in unserem Verhalten als Eltern wider.
Das Ego benutzt Familienbeziehungen, um Besonderheit und Trennung aufrechtzuerhalten und um einen Götzen aus den Beziehungen zu machen. Der HEILIGE GEIST kann das, was das Ego gemacht hat, nutzen, um auf die Wahrheit hinzuweisen und um die Kommunikation, Integrität und Intimität zu vertiefen. Beziehungen können genutzt werden, um Besonderheit und Verlustangst zum Zweck der Heilung aufkommen zu lassen. Wenn sich der Geist für die Idee des Teilens und Ausdehnens mit der gesamten Sohnschaft öffnet, anstatt nur mit einigen wenigen Beziehungen, ist der Transferwert dessen, was im Familienkontext gelernt wurde, unermesslich. Wenn sich die Kommunikation vertieft, fallen begrenzte Familienkonzepte weg, und die Erfahrung von Liebe und Verbindung kann mit allen gemacht werden. Das Ego sträubt sich immer gegen Veränderungen, weil sein Heil in der Aufrechterhaltung des Status quo in der Form liegt. Deshalb ist das Zulassen und Annehmen der vom HEILIGEN GEIST geführten Veränderungen in der Form der schmerzfreie Weg zum Erwachen. Der Befreiungsprozess muss nicht schmerzhaft sein, aber er wird gewöhnlich so erlebt.
Love Happens
Themen:Tod, Scham, Schuld, ungeheilter Heiler, mächtige Gefährten, Akzeptanz, sich der Liebe öffnen, Unschuld
Love Happens ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahre 2009, mit den Hauptdarstellern Aaron Eckhart und Jennifer Aniston.
Die Hauptfigur der Geschichte, Burke, hat sich das Konzept eines erfolgreichen Selbsthilfe-Gurus ausgedacht, um ein schreckliches Geheimnis zu verbergen. Er verdient seinen Lebensunterhalt damit, anderen zu sagen, was sie tun müssen, um ihren Kummer zu überwinden, aber er hat seine eigene innere Arbeit nicht getan.
Der Film zeigt wunderbar den Lehrplan des Egos, wenn der Selbsthilfe-Guru Burke in seinem Buch und in seinen Workshops den bekannten Spruch verkauft: “Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach Limonade daraus!” Der HEILIGE GEIST lehrt uns nicht, aus Zitronen Limonade zu machen, sondern er lehrt uns zu erkennen, dass es gar keine Zitronen gibt und dass nur die LIEBE wirklich ist.
Der HEILIGE GEIST weiß genau, was wir zur Heilung brauchen und wie wir es am besten tun können. Wir gehen oft in Berufe, um das zu lehren, was wir am dringendsten lernen müssen, und werden in Beziehungen mit großem Heilungspotenzial geführt. Burke ruft eine mächtige Gefährtin, Eloise, herbei, um den Anreiz und die Unterstützung zu bekommen, die er braucht, um endlich mit der tiefen Scham und Schuld fertig zu werden, die er verdrängt hat. Als Burkes Dunkelheit nach oben gespült wird, versucht er, Eloise von sich zu stoßen, aber sie hält zu ihm und sieht hinter seinen Projektionen von Wut und Schuld das Licht in seinem Inneren.
Es erfordert große Demut, Vertrauen und Mut, unsere tiefsten Verletzungen und Schamgefühle zu offenbaren. Burkes Bereitschaft und Verletzlichkeit, der Welt sein schreckliches Geheimnis zu offenbaren, ist für alle heilsam. Die Widerspiegelung, die er erhält, wenn er sein Herz vor seinen Seminarteilnehmern ausschüttet, ist das einer reinen, bedingungslosen Liebe und Akzeptanz; seine Heilung ist ihre Heilung, und es gab nie etwas, wofür man sich schuldig fühlen musste. Die Unschuld regiert!
Auch wenn wir als Lehrer von Ein Kurs in Wundern auftreten, müssen wir unter SEINER Führung achtsam sein, dass wir nicht als ungeheilte Heiler unsere eigenen Mangelgefühle in unsere Schüler projizieren und versuchen, sie zu heilen. Zum Beispiel, wenn wir glauben, dass unsere Schüler zu wenig oder falsch praktizieren und wir sie auf den rechten Weg bringen müssen. Dann wären wir ungeheilte Heiler und keine wahren Lehrer GOTTES. Diese Verwechslung ist selten, wenn überhaupt, bewusst, sonst würde der ungeheilte Heiler augenblicklich zu einem Lehrer GOTTES werden und sein Leben der Funktion wahrer Heilung widmen. Bevor er diesen Punkt erreicht, denkt er, er habe im therapeutischen Prozess die Führung und sei deshalb verantwortlich für das Ergebnis. Die Irrtümer seines Patienten wurden so zu seinem eigenen Versagen, und Schuld wird zu einem dunklen, dicken Mantel für das, was die HEILIGKEIT CHRISTI sein sollte. Schuld ist unausweichlich in jenen, die ihr Urteil verwenden, um ihre Entscheidungen zu treffen. Schuld ist unmöglich in jenen, durch die der HEILIGE GEIST spricht.
Dr. Strange
Themen:Angst vor Liebe, Selbstbild, Ebenenverwechslung, Berichtigung, Transformation
Doctor Strange ist ein US-amerikanischer Superheldenfilm aus dem Jahre 2016. Der Film erhielt eine große Zahl von Nominierungen und Auszeichnungen.
Wir lieben Geschichten in denen der Protagonist eine radikale Charakter-Transformation erfährt. Dafür braucht es immer eine dramatische Wendung im Leben. In Droctor Strange ist es der erfolgreiche und äußerst arrogante Neurochirurg Dr. Stephen Strange, der von einem verheerenden Schicksalsschlag getroffen wird. Bei einem Autounfall erleidet der Erfolgsmensch, der sich selbst für einen Gott in Weiß hält, schwere Verletzungen. Dabei werden ihm auch die Nerven in den Händen durchtrennt, sodass er nie wieder operieren können wird. Kein Arzt kann oder will ihm helfen. Auch das Verhältnis zu seiner Kollegin Christine Palmer geht in die Brüche. Verzweifelt sucht Strange nach Möglichkeiten, seine Hände zu heilen. Doch klinisch ist ihm nicht zu helfen.
Hier beginnt nun seine spirituelle Reise. Auf der Suche nach der Quelle einer Wunderheilung trifft Strange in Nepal, in Kathmandu, in der Tempelanlage Karmar-Taj, auf eine Weise mit Namen «die Älteste». Karmar-Taj ist allerdings kein fernöstliches Heilungszentrum, sondern ein Ort des Übersinnlichen. Davon fasziniert bittet Strange um Unterweisung in die magische Lehre.
Die Älteste: "Arroganz und Angst hindern sie noch immer daran die wichtigste Lektion von allen zu lernen."
Dr. Strange: "Und die wäre?"
Die Älteste: “Das es nicht immer nur um sie geht.” (Filmzitat)
Die Älteste zögert zunächst, den arroganten Arzt als Zögling aufzunehmen, lässt sich aber von Meister Mordo umstimmen, der das Potenzial erkennt, das in Strange steckt. Doch noch stimmt die Einstellung des ehemaligen Chirurgen nicht, der einzig auf körperliche Genesung aus ist. Ihm fehlt der offene Geist und so ist es noch ein langer Weg bis er lernt, dass es nicht um körperliche Heilung geht, sondern um eine radikale Transformation auf der Ebene des Geistes.
Die Älteste: “Sie glauben zu wissen, wie die Welt funktioniert? Sie glauben, dieses materielle Universum wäre alles, was es gibt? Was ist real? Welche Geheimnisse liegen jenseits der Grenzen ihrer Sinne? Auf dem Pfad der Existenz treffen Verstand und Materie aufeinander. Formen, Realität ... das Universum ist nur eines von unendlich vielen Welten, die endlos sind, einige gütig und lebensspendend, andere voller Bosheit und Hunger. ... Wer sind sie, in diesem unermesslichen Universum?” (Filmzitat)
Wer wollen wir sein? Ein von Krankheit, Verfall und Tod bedrohter Körper oder der SOHN GOTTES? Nur die Erlösung, die Berichtigung auf der Ebene des Geistes, bringt wahre Heilung. Wahre Heilung ist auf der Ebene des Körpers nicht zu finden.
Flight ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2012, das vom Alaska-Airlines-Flug 261 inspiriert wurde. Regie führte Robert Zemeckis, in der Hauptrolle ist Denzel Washington als Pilot William „Whip“ Whitaker zu sehen. Whitaker ist Alkoholiker, was er sich jedoch nie eingesteht, und neigt zum Drogenmissbrauch. Aber ob Alkohol, Kokain, Heroin oder etwas anderes, die grundlegende Frage ist:
“Was ist ein Götze? Glaubst du es zu wissen? Denn Götzen werden nicht erkannt als solche und nie als das gesehen, was sie wirklich sind. Das ist die einzige Macht, die sie haben. Ihr Zweck ist verschleiert, und sie werden ebenso gefürchtet wie angebetet, weil du nicht erkennst, wozu sie da sind und weswegen sie gemacht sind. [...] Lass dich von ihrer Form nicht täuschen. Götzen sind nur ein Ersatz für deine Wirklichkeit. Du glaubst, dass sie auf irgendeine Weise dein kleines Selbst vollständig machen werden, zur Sicherheit in einer Welt, die als gefährlich wahrgenommen wird und voller Kräfte ist, die sich zusammenrotten gegen deine Zuversicht und deinen Geistesfrieden. [...]” (EKIW: Kapitel 29, VIII. 1.-2.)
Erfolg im weltlichen Sinne ist ein Götze, der selten als solcher erkannt wird, denn zu glauben, dass man in dieser Welt erfolgreich ist, ist zwei Schritte von der Wirklichkeit entfernt. Sich einzugestehen, dass man sein Leben nicht in den Griff bekommt und Hilfe aus einer höheren Quelle benötigt, bedeutet, der Wahrheit einen Schritt näher zu kommen.
Dies ist ein großer Weckruf. Hinter dem falschen Vertrauen in die eigene Person verbirgt sich eine verzweifelte Unzufriedenheit. Ein stolzes, hochgradig erfolgreiches Selbstkonzept ist ein Deckmantel für ein Selbst, das verloren ist und GOTT vergessen hat. Dieses Selbst ist verwundet, und um diese Verletzung aus dem Bewusstsein zu halten, wird die Maske der persönlichen Leistung mit aller Kraft verteidigt und aufrechterhalten.
Das Verstecken und Vortäuschen täuscht niemanden. Die Bereitschaft zur Heilung lässt sich jedoch nicht erzwingen. Die Erkenntnis, dass man Hilfe braucht, kommt von innen. Wir sind von GOTT so sehr geliebt, dass Engel uns immer wieder zur Seite stehen werden, was immer nötig ist.
„Also: wer bist du?“
„Das ist 'ne gute Frage.“ (Filmzitat)
Apollo 13 ist ein Film unter der Regie von Ron Howard aus dem Jahr 1995 und eine Verfilmung der Mondmission Apollo 13. Der zum Teil mit Original-Dialogen inszenierte Film, der auch im Space Center gedreht wurde, ist einer der bis heute bekanntesten Filme über die NASA. Regisseur Ron Howard entschied sich bei der Rollenbesetzung gegen den Wunsch des echten Jim Lovell für Tom Hanks, der sich persönlich schon immer für die Raumfahrt interessiert hatte und in der Rolle einen Herzenswunsch sah.
Apollo 13 war die siebte bemannte Raumfahrtmission im Apollo-Programm der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA mit dem Ziel der dritten bemannten Mondlandung. Das Abzeichen der Apollo-13-Mondlandemission zeigt Apollo, den Gott des Lichts der griechischen Mythologie, der symbolisiert, dass die Apollo-Flüge das Licht des Wissens auf die gesamte Menschheit übertragen haben. Die lateinische Redewendung Ex Luna, Scientia bedeutet "Vom Mond, Wissen". Doch das Licht der Erkenntnis kam nicht vom Mond, sondern wurde genau zu dieser Zeit als Ein Kurs in Wundern der US-amerikanischen Psychologin Helen Schucman übermittelt.
Am 11. April 1970 um 13:13 Ortszeit startete die 13. Apollo-Mission vom Kennedy Space Center in Florida. Rund 56 Stunden später, am 13. April - noch auf dem Hinweg zum Mond - geschah die Havarie. Ein Geschehen voll wunderbarer Symbolik. Der Name des Kommandanten Lovell erinnert mich immer an “Love will” und damit an folgenden Satz aus dem Kurs: “Love will enter immediately into any mind that truly wants it, but it must want it truly.” Berühmter als dieser Satz aus dem Kurs ist zurzeit allerdings noch der Satz von Kommandant Lovell, der zur Redewendung wurde „Houston, wir haben ein Problem!“ (im Original: “Houston, we’ve had a problem here.”). Ein wunderbares Symbol für die Bitte um Führung durch den HEILIGEN GEIST.
Die Grundlage für Führung ist das Vertrauen in den HEILIGEN GEIST. Ohne Vertrauen und ein klares Ziel, den Geist zu heilen, wird das Ego selbst in scheinbar lebensbedrohlichen Situationen Amok laufen. Ausgehend von den Ereignissen der Apollo-13-Mission zum Mond werden die Astronauten und das Unterstützungsteam am Boden (Mission Control Center in Houston, Texas) im Verlauf der Mission durch eine Reihe von technischen Pannen zunächst mit Wut, Schuldzuweisungen, Angst vor Konsequenzen, Kommunikationsschwierigkeiten, falscher Verantwortung und Angst vor Fehlern konfrontiert.
Auch wenn scheinbar immer wieder Probleme auftauchen, können die Astronauten erst dann Klarheit und Führung erlangen, wenn sie ihre vermeintlichen Einzelinteressen beiseite legen, bereit sind, ihre Projektionen fallen zu lassen und wirklich miteinander zu kommunizieren, um ihre Rückkehr nach Hause zu steuern. Schließlich tauchen auch Zeugen auf, die diesen Sinneswandel hin zur Vergebung widerspiegeln, und am Ende geschehen Wunder, die von allen auch als solche empfunden werden!
“Man kann nie wissen, was sich alles ereignet, bevor man sicher wieder zu Hause ankommt.” (Filmzitat)
Gravity ist ein US-amerikanisch-britischer Film aus dem Jahr 2013, der im Weltraum spielt, aber kein Science-Fiction-Film ist, sondern einer der wenigen Filme, die im Weltraum der Gegenwart spielen. Die Hauptrolle spielt Sandra Bullock, die über weite Strecken des Films als einzige Darstellerin zu sehen ist. Die einzige Nebenrolle spielt George Clooney. Regie führte Alfonso Cuarón, der auch am Drehbuch und Schnitt mitarbeitete und den Film mitproduzierte. Viereinhalb Jahre hat Cuarón gewartet, zusammen mit seinem Kameramann Emmanuel Lubezki, bis die Technik so weit war, um seine Vision aus dem All auf die Leinwand zu bringen. Die Dreharbeiten waren die Hölle, strapaziös und chaotisch, völlig unberechenbar. Was dabei rauskam, ist ein bildgewaltiger Weckruf zum Erwachen - ein Film wie eine Meditation!
Die Kulisse für diesen Film ist wie der Geist: Der Raum ist riesig, und die Menschen sind wie Gedanken. Sie können durch den geringsten Anstoß außer Kontrolle geraten. Trümmer können mit hoher Geschwindigkeit durch den Geist rasen und scheinbar Chaos und sogar Zerstörung verursachen. Es erfordert Wachsamkeit und Entschlossenheit, die Kraft der Entscheidung zu nutzen, die Vergangenheit immer wieder loszulassen und sich weiter in Richtung Heimat zu bewegen; wir tun es für das Ganze. Die LIEBE ist bei jedem Schritt auf dem Weg dabei.
Wenn wir glauben, die Liebe unseres Lebens verloren zu haben, dann ist das Leben auf dem Planeten Erde nichts weiter als ein Abarbeiten der Dinge. Aber das ist keine Art zu leben; in der Tat hat das nichts mit dem Leben zu tun. Das Festhalten an der Vergangenheit ist eine Form der Verleugnung des gegenwärtigen Augenblicks, der Verleugnung der Wirklichkeit GOTTES. Wie schmerzhaft oder traurig die Erinnerung an den Verlust auch sein mag, nur eine völlige Hingabe wird es ermöglichen, dass das, was wir sind, wieder ins Bewusstsein tritt.
Astronaut Matt Kowalski hört mehrmals im Film den Country-Song Angels are hard to find von Hank Williams Jr. Der Songtext verrät einen emotionalen Subtext der Musik: Im Song besingt Williams eine verlorene Liebe und bittet Gott darum, bei der Suche nach einer neuen behilflich zu sein. Das kann als Prophezeiung gedeutet werden, denn es wird sich herausstellen, dass Dr. Stone in der Stille des Weltalls mit den Erinnerungen an den Verlust ihrer Tochter konfrontiert ist. Nicht zufällig bricht die Musik auf ihre Bitte hin bei der Textzeile „It’s my fault I lost the first one you sent to me“ ab.
Dieses ganze Geschehen ist ein gewaltiger Weckruf: Solange wir nicht die Entscheidung treffen und Ja zum Erwachen sagen, geht es im Leben nur ums Überleben. Wenn die Entscheidung im Bewusstsein klar ist, bleibt nichts anderes übrig, als den Sprung des Vertrauens/Glaubens zu wagen, von Augenblick zu Augenblick. Wir haben eine enorme Kraft in uns, die Macht, Berge zu versetzen; wenn diese geistige Energie fokussiert ist, ist alles möglich. Alles, was zählt, ist, dass wir uns darauf einlassen. Wir können nie wirklich allein sein, denn der HEILIGE GEIST ist immer gegenwärtig. Auch wenn die Dinge manchmal katastrophal erscheinen können, ist unsere Heimkehr und unser Erwachen gesichert.
Der Marsianer - Rettet Mark Watney (Originaltitel: The Martian) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film des Regisseurs Ridley Scott aus dem Jahr 2015, basierend auf dem Roman Der Marsianer von Andy Weir. Hauptdarsteller ist Matt Damon.
Mark ist ein Astronaut, der auf dem Mars gestrandet ist und sich offensichtlich nicht zu Hause fühlt. Zurückgelassen von einer Besatzung, die ihn für tot hält, muss Mark eine Entscheidung treffen. Er kann an der Unmöglichkeit seiner Situation zerbrechen - als einziger Mensch auf einem unbewohnbaren Planeten festzusitzen, mit begrenzten Ressourcen und vier Jahren, bis eine Rettungsmannschaft ihn erreichen würde - oder er kann sich "an die Arbeit machen". Mark entscheidet sich dafür, sich an die Arbeit zu machen.
“An irgendeinem Punkt geht einfach alles schief, alles geht einfach schief. Und sie werden sagen: Das war‘s! Das ist mein Ende! Sie können das entweder akzeptieren, oder an die Arbeit gehen! Das ist alles. Sie fangen einfach an, einen Schritt nach dem anderen, sie lösen ein Problem und dann das nächste und das nächste, bis sie genug Probleme gelöst haben und nach Hause kommen.” (Filmzitat)
Was Mark in diesem Zitat als “Probleme” bezeichnet, sind in der Sprache des Kurses ganz einfach unsere Lektionen in Vergebung. Vergebung ist der Schlüssel zum Glück. Hier liegt der Weg zur Sicherheit in scheinbaren Gefahren, die uns auf Schritt und Tritt zu bedrohen scheinen und alle unsere Hoffnungen, jemals Ruhe und Frieden zu finden, ungewiss werden lassen. Hier finden alle Fragen eine Antwort; hier ist das Ende aller Ungewissheit endlich sichergestellt. Dies ist der Weg, der uns nach Hause zu GOTT führt.
Die Macht der Entscheidung ist alles, und Mark entscheidet sich für das Leben. Er geht jede seiner Herausforderungen mit Enthusiasmus, Initiative, Humor und Glauben an. Mark macht einen Schritt nach dem anderen, und wenn er "scheitert", steht er wieder auf. Nichts scheint sich ihm in den Weg zu stellen. Er braucht Nahrung; er findet heraus, wie man sie anbaut. Er braucht Wasser; er lernt, wie man es herstellt. Da er sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentrieren kann, hat er keine Zeit für Selbstmitleid, Zweifel oder Ablenkung.
Schließlich erlangt Mark die Fähigkeit, mit den Menschen auf der Erde zu kommunizieren, und seine Reise nach Hause macht einen gewaltigen Sprung. Für einen kurzen Moment vergisst Mark, dass der GEIST das Sagen hat, und er sieht sich mit seinem Stolz und dem Untergang seines Selbstverständnisses als Wissenschaftler konfrontiert.
Auch wir sind auf dem Planeten Erde nicht zu Hause, und die Erinnerung an die Heimat ruft uns, wenn wir auf sie hören wollen. Mark zeigt uns, wie einfach es sein kann - demütig und offen zu bleiben, zuzuhören, zu folgen und niemals aufzugeben. Diese Schritte werden uns den ganzen Weg nach Hause zu GOTT führen.
Interstellar ist ein US-amerikanisch-britischer Science-Fiction-Film unter der Regie von Christopher Nolan aus dem Jahr 2014. Von Christopher Nolan stammen Filme mit zutiefst spirituellen Botschaften wie Memento, Batman Begins, Inception, Interstellar und Tenet. Christopher Nolans Filme zeichnen sich aus durch nicht lineares Storytelling, in sich hinein verschachtelte Handlungsstränge, sprunghafte Szenenwechsel in einer scheinbar komplexen Thematik. Inhaltlich befassen sich seine Filme zumeist mit dem Kampf der Protagonisten gegen den Wahnsinn und die Zerrissenheit, die sich in ihrem Inneren abspielt. Geprägt werden die Filme oft vom Spiel mit der Zeit, was sich etwa durch eine verschachtelte Handlung äußert, die nicht linear verläuft.
Interstellar ist ein mächtiger Quantenphysik-Film über die Beantwortung des Rufs zum Erwachen. Er nimmt uns mit auf eine Reise durch Raum und Zeit, um zu erkennen, dass letztlich alles nur Geist ist, dass wir immer nur mit uns selbst kommunizieren und dass der HEILIGE GEIST alles, woran wir zu glauben scheinen, nutzen wird, um uns zu erreichen.
Die Erde wird schnell unbewohnbar, die Menschen sind zum Verhungern und zu Krankheiten verdammt. Die Hauptfigur, Cooper, nimmt eine Mission an, um eine neue Welt zu finden. Es ist ein Sprung des Glaubens, eine Mission des Herzens durch die Dunkelheit des Geistes.
Cooper und seine Astronauten-Kollegen reisen durch schwarze Löcher, in denen sich die Zeit biegt. Minuten im Weltraum entsprechen Jahren auf der Erde. Jeder von ihnen muss sich seinen Gefühlen von Verlust, Zweifeln und Ängsten stellen, während sie an ihre Lieben denken, die zurückbleiben und schnell altern. Jede Entscheidung wird zu einem Ruf nach einem höheren Ziel, das über besondere Beziehungen hinausgeht. Diese Entscheidung wird jedes Mal leichter, wenn sie getroffen werden muss. Die Verpflichtung, für das, was man im Herzen fühlt, ins Ungewisse zu gehen, ist bereits eingegangen worden; es gibt keine andere Wahl.
„Liebe ist das Einzige, was wir wahrnehmen können, das Zeit und Raum übersteigt“, sagt Amelia, Coopers Kollegin, “vielleicht sollten wir darauf vertrauen, auch wenn wir es nicht verstehen können!“ Wir wissen nicht, was Liebe ist, und doch werden wir alle von dieser mächtigen Kraft angezogen, die uns zeigen will, wer wir wirklich sind. „Und WAS du bist, wird dir von SICH berichten.“(EKIW: Kapitel 31, V. 17. 9.) Es gab nie etwas außerhalb von uns. Es war alles Liebe, die uns Schritt für Schritt nach Hause rief. Folgen wir dem Ruf des Herzens bis nach Hause!
Das fünfte Element
Themen:Zusammenarbeit, Zweck, Vertrauen
Das fünfte Element (Originaltitel Le Cinquième Élément) ist ein Science-Fiction-Film von Luc Besson aus dem Jahr 1997. Drehbuchautor Luc Besson hatte die Idee zu einer solchen Geschichte bereits im Alter von 16 Jahren, doch es dauerte 21 Jahre, bis der Film mit veranschlagten Produktionskosten von über 100 Millionen US-Dollar auch tatsächlich umgesetzt werden konnte. Dabei entstand ein virtuoses Werk, das mit einer bis ins Detail liebevoll und detailliert gestalteten Zukunftskulisse und atemberaubenden Effekten für Freude sorgt. Das fünfte Element ist ein rasantes Sci-Fi-Vergnügen, mit einem herrlich komischen Bruce Willis und einer charmanten Milla Jovovich.
Die Liebe rettet das Universum. „Vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“(EKIW: Kapitel 1. VI. 5.)
Als Korben Dallas (Bruce Willis) betet, die perfekte Frau zu treffen, um seinen Lebenszweck zu finden, fällt Leeloo buchstäblich vom Himmel in sein Leben. Er weiß nicht, dass sie auf einer Mission ist, das Universum zu retten, und sie weiß nicht, dass sie ihre Mission ohne ihn nicht erfüllen kann. Da er kurz davor steht, einen weiteren Job zu verlieren, will er das Risiko, Leeloo zu helfen, nicht eingehen, aber er hat keine Wahl. Angetrieben von der unverkennbaren Verbindung, riskiert er alles, um ihre gemeinsame Mission anzunehmen.
Der Retter der Welt zu sein, bedeutet mehr als nur die Form des Planeten zu retten. Es geht um die Verbindung, den vereinten Zweck und die Liebe.
Ein ungleiches Team mächtiger Gefährten findet sich zusammen, um die Dunkelheit davon abzuhalten, die Erde zu zerstören. Was ist die Dunkelheit anderes als der Mangel an Liebe? Was kann die Dunkelheit vertreiben, wenn nicht das Licht der Liebe?
Passengers (2016)
Themen:Weckruf, Aufgabe, Sucht, Ungerechtigkeit, Einsamkeit, Täuschung, Schuldgefühle, Geistesschulung, Öffnung für die Liebe, Vergebung
Passengers ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film von Morten Tyldum, der Ende 2016 in die US-amerikanischen und Anfang 2017 in die deutschen Kinos kam. In den Hauptrollen sind Jennifer Lawrence und Chris Pratt zu sehen.
Jim Preston sieht sich mit seinem Glauben an Trennung und Einsamkeit konfrontiert, nachdem er allein auf einem Raumschiff aufgewacht ist, das zu einer weit entfernten Kolonie fliegt, während die anderen Passagiere noch schlafen. Nach monatelanger innerer Zerrissenheit beschließt er, eine andere Passagierin, Aurora, zu wecken, aber wegen der Schuldgefühle, die er dabei empfindet, beschließt er, ihr nicht zu sagen, was er getan hat.
“Ein Ertrinkender wird immer versuchen, jemanden mit in die Tiefe zu ziehen. Das ist nicht richtig, aber er ist am Ertrinken.” (Filmzitat)
Eine Zeit lang durchleben die beiden die Flitterwochenphase einer besonderen Liebesbeziehung, bis Aurora Jims schuldhaftes Geheimnis entdeckt. An diesem Punkt bietet sich eine tiefgreifende Gelegenheit zur Heilung. Die Versuchung, zu glauben, dass wir ungerecht behandelt wurden, ist eine Grundüberzeugung unseres Geistes, und in diesem Film muss Aurora entscheiden, ob sie Jim verzeihen will, dass er sie 90 Jahre zu früh geweckt hat. Der Glaube daran Opfer zu sein und an ungerechte Behandlung ist tief in der menschlichen Psyche verwurzelt, und erst die Erkenntnis, dass sie von Angriffsgedanken im eigenen Geist herrühren, ermöglicht es, sie loszulassen.
“Wir sind gestrandet, auf einem sinkenden Schiff.” (Filmzitat)
“Denk nicht so verbissen daran, wo du lieber wärst. Mach das Beste aus dem, wo Du gerade bist.” (Filmzitat)
Ein weiteres wichtiges Thema in diesem Film ist die Besessenheit vom Schlaf. Sowohl Jim als auch Aurora sind wütend darüber, „geweckt“ worden zu sein. Dies ist eine Parallele zu dem tiefen Wunsch der meisten Menschen, im Schlaf zu bleiben, und dem starken Widerstand gegen das Aufwachen. Die Welt misst dem Schlaf weitaus mehr Bedeutung bei als dem Aufwachen zu unserer wahren Realität. In der Tat wird das Aufwachen, wie es von den Figuren in diesem Film dargestellt wird, als Eingriff in das „Leben“ angesehen.
In Wahrheit kann uns nie etwas vorenthalten werden, denn GOTTES Gaben an uns sind ewig und daher immer verfügbar. Wenn wir uns von unserer Investition in das, was wir für das „Leben“ halten und was uns unserer Meinung nach Glück bringen wird, lösen, entdecken wir, dass wahre Vergebung das einzige Konzept ist, das irgendeinen Wert hat.
“Wir haben alle Träume, wir machen Pläne, als wären wir die Kapitäne unserer Zukunft. Aber wir sind Passagiere, wir reisen, wohin das Schicksal uns führt.” (Filmzitat)
Es gibt keinen Verlust und kein Opfer, wenn wir dem HEILIGEN GEIST folgen und zur Wahrheit erwachen. Wenn wir glücklich und bereitwillig unsere Pläne für die Zukunft loslassen und den Plan des HEILIGEN GEISTES annehmen, entdecken wir, dass alles, was wir jemals wollten, in unserer gegenwärtigen Verbindung verfügbar ist. Sogar der Fehler, der Jim scheinbar zu früh aus dem Schlaf gerissen hat, war letztlich notwendig, um den zentralen Fehler im System zu berichtigen. Im Plan des HEILIGEN GEISTES geht niemand verloren. Im Gegenteil, jeder wird gesegnet.
Tron: Legacy ist ein Science-Fiction-Film von Joseph Kosinski aus dem Jahr 2010. Er ist die Fortsetzung des 1982 entstandenen Films Tron.
Dies ist ein klassischer Film über das Autoritätsproblem: die Vorstellung, wir könnten selbst bestimmen, anstatt zu akzeptieren, dass wir perfekt sind, so wie GOTT uns geschaffen hat.
Kevin Flynn ist ein Videospielentwickler, der glaubt, eine digitale Welt geschaffen zu haben, in der er gefangen ist. Zwanzig Jahre später sehen wir Kevins Sohn Sam auf der Suche nach seinem Vater in der digitalen Welt, die in Konkurrenz, Hass und Tod verkommen ist.
Um dieser Welt der Projektion zu entkommen, die wir erschaffen haben, bedarf es der Bereitschaft, göttliche Intervention - das Wunder - anzunehmen, symbolisiert durch die Figur Quorra in diesem Film.
Obwohl Kevin weiß, dass Quorra den Schlüssel zur Befreiung in der Hand hält, muss er dennoch bereit sein, seine „Zen“-Komfortzone zu verlassen und anzuerkennen, dass sein Versuch, eine perfekte Welt zu erschaffen, ein völliger Fehlschlag war.
Sobald Kevin bereit ist, die Verantwortung für die Projektion der Welt zu übernehmen, wird das Wunder für die Rückkehr durch das Portal aktiviert, was die Annahme der SÜHNE symbolisiert.
Die Konfrontation zwischen Kevin und seiner Schöpfung Clu am Ende des Films ist zweifellos eine der besten Darstellungen der Wachsamkeit, die nötig ist, um unsere Projektionen der Welt zurückzunehmen und NACHHAUSE zurückzukehren. Es ist Zeit, alles zu vergeben, zu erkennen, dass wir uns “alles ausgedacht haben”, und die volle Verantwortung für unseren Geisteszustand zu übernehmen.
Ender’s Game - Das große Spiel (Originaltitel: Ender’s Game) ist ein Science-Fiction-Film, basierend auf dem Roman Das große Spiel von Orson Scott Card. Regie führte Gavin Hood, die Hauptrollen spielen Asa Butterfield, Viola Davis, Harrison Ford, Ben Kingsley, Abigail Breslin und Hailee Steinfeld. Der Film beginnt mit einem Zitat des Protagonisten Andrew „Ender“ Wiggin:
“Wenn ich meinen Feind so gut verstehe, dass ich ihn besiegen kann, dann liebe ich ihn in diesem Moment auch.” (Filmzitat)
“Was wir vergeben, wird ein Teil von uns, so wie wir uns wahrnehmen. Der SOHN GOTTES vereinigt alle Dinge in sich, wie DU ihn schufst.” (EKIW: Lektion 350, 1. 1.-2.)
Jesus wird in der Bibel mit den Worten zitiert: “Euch aber, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!”(Bibel, Einheitsübersetzung, Lukas 6,27-28) Wenn Jesus sagt, man solle seinen Feind so lieben wie sich selbst, geht es nicht um ein soziales Verhalten, um keine Gesellschaftsveränderung, keine Verbesserung der Verhältnisse, sondern darum, uns ein umfassenderes Gefühl von unserem Dasein und unserem Bewusstsein zu geben. Jesus hebt den Feind nur deshalb hervor, weil wir, sobald wir den Feind einbeziehen können, auch alles Übrige einbeziehen können - wieso dann noch irgendwas ausschließen? Was genau damit gemeint ist, macht uns Jesus im Kurs deutlich. „An Feinde glauben ist deshalb an Schwäche glauben, und was schwach ist, ist nicht der WILLE GOTTES.“ „Wenn ich mir selbst vergeben und mich daran erinnert habe, WER ich bin, werde ich alles und jeden segnen, den ich sehe. Es wird keine Vergangenheit geben - und deshalb keine Feinde. Ich werde mit Liebe auf alles schauen, was ich vorher nicht sehen konnte.“ Mit anderen Worten: Wenn wir an Feinde glauben, müssen wir beten, aber nicht für unsere Feinde, sondern für die Berichtigung unserer Wahrnehmung von Feinden.
Der Feind ist der Unbekannte; jemand, von dem man annimmt, dass er ein anderes Ziel verfolgt und dem man deshalb nicht trauen kann. Den Feind zu kennen bedeutet, ihm nahe zu kommen und seine Beweggründe zu verstehen. Das einzig wahre Motiv kann nur ein Ruf nach Liebe oder eine Ausdehnung der Liebe sein. Es gibt nichts anderes. In der Verwirklichung eines gemeinsamen Ziels wird das Einssein (die Liebe) erkannt. Ender gehört zu einer Gruppe von Jugendlichen, die ausgewählt wurden, um eine Verteidigungsarmee zu bilden, die die Erde vor einer Invasion von Außerirdischen schützen soll.
Ender erkennt in sich und seinem Bruder einen Killerinstinkt (das Ego). In seiner Schwester sieht er das Spiegelbild des Mitgefühls und der Freundlichkeit (den HEILIGEN GEIST). Die Welt des Egos ist ein Schlachtfeld, auf dem der Killerinstinkt geschätzt und zur Zerstörung eingesetzt wird, während Mitgefühl als Schwäche angesehen wird. Unabhängig von der äußeren Situation hat Ender keine andere Wahl, als seinen Teil des Plans zu erfüllen und mit Gewissheit und Stärke voranzugehen, ohne sich zurückzuhalten. Wenn er die Möglichkeit hat, zu führen, leitet Ender sein Team durch Zusammenarbeit, inneres Zuhören und Vertrauen.
Der HEILIGE GEIST hat schon immer mit dem Geist kommuniziert. Wenn die Erkenntnis der Unschuld dämmert, gibt es kein Zurück mehr. Der Schutz des Symbols der Unschuld, des CHRISTUS Kindes, wird zur einzigen Aufgabe.
The Sunchaser (Alternativtitel: Sunchaser - Die Suche nach dem Heiligen Berg) ist der letzte Film von Regisseur Michael Cimino, entstanden 1996. Man darf dem Film ein gewisses Mischmasch aus Mystizismus und New-Age-Psychologie und die mangelnde Charakterentwicklung und Tiefe der Figur Michael Reynolds nicht übel nehmen, verweist der Film doch auf etwas sehr Wesentliches.
Der Film verweist unter anderem auf ein Phänomen, das in der Psychologie als Stockholm-Syndrom bekannt ist. Die rein weltliche Psychologie versteht jedoch die Wahrheit und damit auch dieses Phänomen nicht. Dass Opfer von Geiselnahmen manchmal eine positive emotionale Beziehung zu ihren Entführern aufbauen, die dazu führen kann, dass die Opfer mit den Tätern sympathisieren und mit ihnen kooperieren, liegt daran, dass sich in solchen Extremsituationen der “Krampf im Bewusstsein” - das persönliche Selbst - löst und die Wahrheit sichtbar wird. In einer solchen Situation erkennen wir, dass materielle Dinge keine Bedeutung haben und wir erkennen im Nächsten unseren Bruder und verhalten uns entsprechend.
Der erfolgreiche Onkologe Michael Reynolds, der flott mit seinem Porsche zur Arbeit kommt, hört im Auto gerade den Song „What a Difference a Day Makes“, und ahnt nicht die tiefe Bedeutung dieses Songs für sein Leben. Michael ist ein Arzt, der innerhalb von vierundzwanzig Stunden ein rapides „Aufbrechen und Auflösen“ seines Selbstkonzepts erlebt. Er scheint der Inbegriff von jemandem zu sein, der es „geschafft“ hat. Er ist ein reicher Onkologe mit einem teuren Sportwagen, einer schönen Frau und einer vielversprechenden Karriere. Michael sieht sich selbst als hilfsbereiten Menschen mit einem tollen Leben, aber unter der Maske des Erfolgs verbirgt er Stolz, Wut und Schmerz. Er ist Arzt geworden, um ungelöste Konflikte und Schuldgefühle aus seiner Vergangenheit loszuwerden.
Nichts kommt zu uns, außer durch unseren eigenen Wunsch, und in seinem Wunsch nach wahrem Glück ruft Michael nach einer Intervention. Der HEILIGE GEIST bringt Michael mit Blue zusammen, einem sterbenden sechzehnjährigen Mystiker, der die weltliche Rolle eines Gangmitglieds verkörpert. Blue hilft Michael, auf höchst unkonventionelle und schroffe Weise, mit Erinnerungen in Kontakt zu kommen, die er aus seinem Bewusstsein verdrängt hat. Für die Welt sieht Michaels Berichtigungsprozess mit Blue gewalttätig und nach Misshandlung aus, und doch ist die vierundzwanzigstündige Transformation für beide Figuren nichts weniger als ein Wunder.
Dieser Film zeigt uns die Möglichkeit einer schnellen Auflösung des Egos, wenn wir dazu bereit sind. Manchmal braucht es extreme Szenarien, um die Dunkelheit zur Heilung zu bringen. Auf seinen Reisen mit Blue erlebt Michael seine Gedanken der Verurteilung hautnah, und jede Interaktion wird zu einer Kulisse für die Vergebung ungelöster Konflikte.
Das Erwachen ist ein totaler freier Fall der Hingabe, und The Sunchaser ist ein rasanter Film, der uns zeigt, dass wir nicht zwischen Fortschritt und Rückschritt unterscheiden können, wenn wir aus dem Traum erwachen, noch können wir die Form beurteilen, in der sich die Heilung zeigt. Wenn der HEILIGE GEIST das Sagen hat, ist jede Lehr- und Lernsituation maximal für die Heilung. Sie ist maximal in dem Sinne, dass jede beteiligte Person das meiste lernen wird, was sie zu diesem Zeitpunkt von der anderen Person lernen kann.
The Game
Themen:Geld, Die Maske fallen lassen, Vergangene Assoziationen heilen
The Game (deutscher Verweistitel: The Game - Das Geschenk seines Lebens) ist ein US-amerikanischer Thriller aus dem Jahr 1997. Die Hauptrolle spielt Michael Douglas. Wenn wir uns auf diesen Film einlassen, begreifen wir, auf welches Spiel wir uns längst eingelassen haben.
Spoilerwarnung: Am besten liest du den folgenden Text erst, nachdem du den Film gesehen hast, denn dann ist die Wirkung noch beeindruckender!
Hast du schon genug von diesem Spiel? Du hast dich freiwillig darauf eingelassen, obwohl du nicht sicher bist, wann es begonnen hat. Das Spiel scheint alles zu benutzen, woran du glaubst; es spiegelt deine Wünsche und deine Ängste wider. Es spielt mit den Erinnerungen an die Vergangenheit. Sich dagegen zu wehren oder Rache zu üben, gibt dem Spiel nur neue Nahrung und verstärkt seinen Griff um deinen Geist. Je mehr du an einem Selbstbild festhältst, desto unwahrscheinlicher wird es, dass du das Spiel als das entlarvst, was es wirklich ist. Doch auch wenn das Spiel eine Zeit lang sehr real erscheinen mag, wirst du am Ende erleichtert darüber lachen, dass es nie das war, was es zu sein schien. All diese Menschen waren Schauspieler, die ihre Rollen spielten; und das, was du für echt hieltst, war auch nur gespielt: Das Spiel ist vorbei, heiliges KIND GOTTES! Willkommen zu Hause! Du kannst dich jetzt entspannen.
Samsara - Geist und Leidenschaft
Themen:Meditation, Rückzug
Samsara - Geist und Leidenschaft ist ein Film von Regisseur Pan Nalin, gedreht im Jahr 2001 in Indien (Kaschmir). Er handelt vom buddhistischen Mönch Tashi. Dieser hat drei Jahre, drei Monate, drei Wochen und drei Tage lang in Abgeschiedenheit meditiert. Als er von Mönchen seines Heimatklosters geholt wird, wirkt er leblos. Erst nach einiger Zeit erholt er sich und wird von den anderen Mönchen wegen seiner intensiven Meditationspraxis bewundert. Doch statt der erhofften Erleuchtung muss Tashi nach der Rückkehr ins Kloster entdecken, dass seine verdrängte Sexualität gedanklich immer präsenter wird. Bei einem Ausflug in ein nahe gelegenes Dorf verliebt er sich in eine junge Frau. Zurück im Kloster werden seine Zweifel am klösterlichen Leben und den strengen Regeln immer größer und er verlässt das Kloster. Tashi heiratet, wird Vater, folgt den Einflüsterungen des Egos und verliert sich in der Welt.
Eines Tages, als sein Leben immer leidvoller wird, verlässt Tashi heimlich seine Familie, rasiert sich den Kopf und zieht wieder die Mönchskutte an. Auf dem Weg zum Kloster trifft er auf seine Frau, die ihn sucht. Sie macht ihm große Vorwürfe, warum er Frau und Kind zurücklasse. Auch hält sie ihm vor, dass sein Gang zurück ins Kloster egoistisch sei. Sie beklagt sich auch über Siddhartha Gautama (“dem historischen Buddha”), der seinerzeit ebenfalls Frau und Kind zurückgelassen hatte. Tashis Frau beendet ihre Rede mit folgenden Worten: “Wenn deine Gedanken an die Lehre ebenso stark wären wie deine Liebe und deine Leidenschaft mir gegenüber, dann hättest du den Zustand der Erleuchtung genauso gut hier gefunden, hier bei uns.” Tashi bricht in Tränen aus, bittet sie um Verzeihung und verspricht, zu Frau und Kind zurückzukehren. Seine Frau gibt ihm daraufhin die mitgebrachte Mönchsschale und reitet davon. Tashi bricht völlig verzweifelt zusammen.
Solange wir die Welt der Trennung für die wirkliche Welt halten und uns angewidert von ihr abwenden, werden wir keine Befreiung finden, weil wir sie gerade dadurch bestätigen.
“Viele haben sich entschieden, der Welt zu entsagen, obschon sie nach wie vor an ihre Wirklichkeit glauben. Und sie haben unter einem Gefühl des Verlusts gelitten und wurden dementsprechend nicht befreit.” (EKIW: Lektion 155, 4. 2.-3.)
In der letzten Szene findet Tashi auf einem Stein einer Tempelmauer folgende Frage: “Wie kann man einen Wassertropfen vor dem Austrocknen bewahren?” Tashi dreht den Stein um und findet die Antwort auf der Rückseite: “Indem man ihn ins Meer wirft.”
The Pilgrim's Progress
Themen:Angst, Glaube, den nächsten Schritt wagen, Ende der Gefallsucht, Führung, Zeichen und Symbole, Nachfolge, Zweck, Versuchung, Vertrauen, Würdigkeit, wahre Identität entdecken
The Pilgrim’s Progress ist die animierte Leinwandadaption des allegorischen Buches des englischen Baptistenpredigers und Schriftstellers John Bunyan aus dem Jahr 1678. Es handelt sich um ein christliches Erbauungsbuch, das wunderbar den Weg des spirituellen Erwachens beschreibt. Bunyan schrieb das Buch während einer insgesamt zwölfjährigen Haft im Bedfordshire-County-Gefängnis, zu der er wegen Verstoßes gegen das Konventikelgesetz verurteilt worden war, das Predigten außerhalb der anglikanischen Staatskirche unter Strafe stellte. Das in viele Sprachen übersetzte, bis heute durchgehend aufgelegte Buch zählt zu den bedeutendsten Werken der englischen christlichen Literatur. Einige Wortschöpfungen Bunyans wurden sprichwörtlich, wie der Marktplatz der Eitelkeiten (Vanity Fair). Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Band beschreibt die Reise von Christian. Der zweite Band handelt von der Reise der zuerst zurückgebliebenen Frau und ihrer Kinder. Die Verfilmung aus dem Jahr 2019 bezieht sich auf den ersten Band. Die deutsche Version des Films ist kostenlos auf YouTube verfügbar: The Pilgrim's Progress (German)
Das Leben ist nur ein Traum, und unser Ziel ist es nicht, dem weltlichen Erfolg hinterherzujagen, sondern zu unserer geistigen Wirklichkeit zu erwachen!
Es erwartet uns eine freudige Erfahrung! Die Hauptfigur dieser Allegorie heißt Christian, ein einfacher Mann, und die Erzählung dreht sich um seine Reise von seiner Heimatstadt, der „Stadt der Zerstörung“ (der Welt des Egos), zur „Himmlischen Stadt“ (dem HIMMEL). Es ist eine Reise des Glaubens, des Vertrauens und des Erwachens zu seiner wahren Natur. Diese allegorische Geschichte spiegelt auf wunderbare Weise unsere eigene Reise des spirituellen Erwachens wider, auf der Vergebung und Vertrauen uns zu einem höheren Ziel führen.
Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen oder für die Zukunft zu planen, denn alles entwickelt sich auf natürliche Weise, und jede Begegnung ist Teil unseres Drehbuchs für das Erwachen. Wenn wir diesen Film sehen, sollten wir uns erlauben, wie ein Zweig zu sein, der einen Fluss hinunterfließt - mühelos und gelassen. Die Strömung des Lebens wird uns dorthin tragen, wo wir sein müssen, und es gibt nichts zu befürchten. Wir sind auf dem Weg zu etwas Großem und Schönem, genau wie dieser Zweig, der auf den Ozean zu schwimmt.
The Pilgrim's Progress ist eine zeitlose Allegorie, die das Wesentliche unserer Existenz anspricht. Sie erinnert uns daran, Vergebung zuzulassen, auf den göttlichen Plan zu vertrauen und zu unserem wahren SELBST zu erwachen. Dieser Film verdient unsere Dankbarkeit, denn er erinnert uns eindringlich daran, uns der SELBSTverwirklichung und dem dauerhaften Glück zu widmen!
Der König der Löwen
Themen:Schuld, Scham, Unwürdigkeit, Bereitschaft
Der König der Löwen (Originaltitel The Lion King) ist ein abendfüllender Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios und erschien das erste Mal im Jahr 1994. Im Jahr 2011 kam eine Wiederaufführung des ursprünglichen Films im Verleih von Walt Disney in 3D in die Kinos. Im Jahr 2019 produzierte Disney eine computeranimierte Neuverfilmung des Zeichentrickfilms aus dem Jahr 1994, bei der Jon Favreau Regie führte. Es handelt sich dabei um eine Version, die in der Handlung fast unverändert ist, aber durch die fotorealistische Animation wie ein Realfilm wirkt und vollständig am Computer entstanden ist. Ein Disney-Klassiker auf Tierdokumentationsniveau. Ein wunderbarer Film mit geistreichen Dialogen, modernem Witz und den klassischen Disney-Songs für Jung und Alt.
In Der König der Löwen wird die ganze Geschichte vom Sündenfall bis zur Rückkehr in das Königreich unseres Vaters auf wunderbare Weise erzählt. Es ist eine moderne Version der berühmten Geschichte vom „vedantischen Löwen“. Es ist ein Gleichnis darüber, dass man ein Königreich erhält, dann in Versuchung gerät, sich außerhalb seines Reiches umzusehen, dann einer Lüge glaubt, dass man seinen Vater getötet hat, dann die Schuld und die Schuld an der Lüge auf sich nimmt, dann aus Scham aus seinem Reich wegläuft und versucht, eine Vergangenheit zu vergessen, die man für wahr hält. Aber die Philosophie des “Hakuna Matata” („Es gibt keine Probleme”) ist kein Beweis dafür, dass die Trennung nicht stattgefunden hat. Der Träumer, der die Wirklichkeit seiner Träume bezweifelt, während er noch träumt, heilt seinen gespaltenen Geist nicht wirklich. Und so werden wir schließlich aufgefordert zurückzukehren, uns der Schuld der Vergangenheit zu stellen, sie zu überwinden und uns an unser rechtmäßiges Erbe in der Gegenwart zu erinnern. Das Reich unserer Wahrnehmung ist düster und dunkel, wenn wir an Schuld und Scham festhalten. Wenn wir uns selbst vergeben und erkennen, dass das, was wir glaubten getan zu haben, nie geschehen ist, erinnern wir uns an die Herrlichkeit des HIMMELREICHS.
Die Eiskönigin - Völlig unverfroren
Themen:Den nächsten Schritt wagen, wahre Identität entdecken, Inspiration, Freude, Loslassen von Besonderheit, Einsamkeit, Kontrollzwang, Gegenwärtiger Moment
Die Eiskönigin - Völlig unverfroren (Originaltitel: Frozen) ist ein Computeranimationsfilm von Walt Disney Pictures aus dem Jahre 2013. Er basiert sehr lose auf Motiven aus dem Märchen Die Schneekönigin von Hans Christian Andersen.
Das ganze projizierte Universum ist ein Versuch, die Macht des Geistes zu missbrauchen, um dem Licht zu entkommen. Doch das ist ein Irrglaube, denn es ist unmöglich, die Macht des Geistes zu missbrauchen. Schon der Glaube, dass die Macht des Geistes missbraucht werden kann, ist daher falsch. Erst im unheiligen Moment des Sündenfalls, als die Angst eintrat, "erstarrte das Land" und der Glaube an den Missbrauch der Macht setzte ein.
Wenn wir sehen, dass wir in der Welt manifestieren können, was wir wollen, spüren wir einen Hauch der Freiheit, die uns die Macht unseres Geistes bietet. Aber wir fürchten diese Macht auch, weil wir befürchten, dass wir andere damit verletzen könnten. Wir tragen in der Welt Masken, machen uns klein und vergessen unsere Größe, alles aus Angst, Schaden anzurichten.
Dieser Film zeigt den Weg durch diese Angst und ihre wunderbare Befreiung. Königin Elsa glaubt, dass sie ihre Gabe, die Macht ihres Geistes, nutzen kann, um zu verletzen und Schaden anzurichten. Deshalb isoliert sie sich und zieht sich Schutzhandschuhe an. Dann macht sie eine Veränderung durch und verlässt ihr Zuhause, aber nachdem sie das ermutigende Lied "Let It Go" gesungen hat, in dem es um das Loslassen von Unterdrückung und Begrenzung geht, entscheidet sich Elsa immer noch dafür, allein zu sein.
“A kingdom of isolation
And it looks like I'm the queen
[…]
And one thought crystallizes like an icy blast
I'm never going back, the past is in the past” (Let It Go - Idina Menzel)
Das Ego versucht lediglich, bestimmte, meist unangenehme Erfahrungen der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Es versucht, sich davon abzuschotten, um Frieden zu finden. Die Isolation verringert zwar den Leidensdruck, verhindert aber gleichzeitig die Erlösung aus dem Traum der Trennung. Wenn wir glauben, dass wir selbst unsere Gedanken ordnen müssten, sind Schuldgefühle unausweichlich. Wenn wir uns für unsere Irrtümer verantwortlich fühlen, merken wir gar nicht, dass wir unverantwortlich reagieren, indem wir diese Verantwortung auf uns nehmen. Die einzige Verantwortung des Wunderwirkenden ist, die SÜHNE für sich selbst anzunehmen.
Der Glaube, dass der Geist etwas falsch erschaffen könnte, ist die ganze Fantasie der Projektion: Fehlschöpfungen würden bedeuten, dass der Sündenfall oder die Trennung tatsächlich stattgefunden hat, was im Geist Schrecken erzeugt, weil die Trennung real erscheint. Unterhalb unserer Angst bleibt die Erinnerung an die Liebe. Der Ausweg besteht also darin, mit Liebe durch die Angst zu gehen und den heiligen Augenblick zu akzeptieren. Rufen wir den heiligen Augenblick mit dem ganzen Wunsch unseres Herzens an, um zu erkennen, dass wir unsere Macht niemals hätten missbrauchen können; dass wir uns etwas in der Welt gewünscht haben, änderte nichts an der Wahrheit, wer wir sind. GOTT würde uns keine Macht geben, die wir missbrauchen könnten.
Olaf, der Schneemann, symbolisiert das Bleiben in der Freude der Liebe. Er geht die Schritte, die ihm der Geist vorgibt, ohne zu wissen, was in der Zukunft geschehen wird, und nimmt das voll und ganz an. Das ist die Stärke Jesu, die darin liegt, unschuldig und stark in der Wahrheit zu ruhen und keinen Finger zu rühren, um etwas in der Welt zu verändern. "Ich weiß, wer ich bin, und ich werde nichts verteidigen oder beschützen". Das ist wahre Stärke; sie braucht keinen Schutz.
Vergebung stellt die ganze Idee der Trennung auf den Kopf, um zu erkennen, dass wir in Wirklichkeit nie die Macht hatten, etwas falsch zu machen. Das Happy End dieses Films besteht nicht darin, dass jemand den Tag rettet oder einen Kuss wahrer Liebe bekommt. Die endgültige Demonstration der Meisterschaft durch Liebe ist das Schmelzen von Elsas Herz, wenn sie Annas bedingungslose Liebe zu ihr und die Vergebung, die auf alle ausstrahlt, vollständig spürt.
Die Eiskönigin II
Themen:Angst vor Opfern, den Schritt wagen, Täuschung, Ungerechtigkeit, Akzeptanz, Unterstützung, die Maske fallen lassen, die wahre Identität entdecken, Keine Kompromisse, Vergangene Assoziationen heilen, Inspiration, Loslassen von Besonderheit
Die Eiskönigin II (Originaltitel: Frozen II) ist ein Computeranimationsfilm von Walt Disney Pictures, der am 20. November 2019 in die deutschen Kinos kam. Ein wunderbar unterstützender, metaphysisch aufgeladener Film, der gerade rechtzeitig zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie erschienen ist. Wie schon im ersten Teil wieder mit Olaf, dem wunderbarsten Schneemann aller Zeiten, einem Meister der Wehrlosigkeit und Lebensfreude. Die Eiskönigin II ist einer der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auch der Soundtrack zu diesem Film erreichte Spitzenplätze in den Charts. Ein Film zum Mitsingen!
Dieser Film ist ein Aufruf, sich an GOTT zu erinnern. Elsa hört diese sanfte Stimme, die sie ruft. Es ist ein geheimnisvoller Ruf, ein verzauberter Ruf. Es ist diese kleine, stille Stimme in uns, die uns zuflüstert: "Oh, mein geliebtes Kind, wenn du wüsstest, wie sehr du geliebt wirst, würdest du auf mich hören und mir folgen."
Elsa hat ein "gutes Leben" und wird zunächst versuchen, dem Ruf zu widerstehen, aber der geheimnisvolle Ruf meldet sich immer wieder. GOTT ruft uns weg von der Vergangenheit, weg vom Vertrauten und ins Unbekannte. Jesus sagt, die Welt, die wir sehen, wurde geschaffen, um den Platz von GOTTES Liebe einzunehmen. Diese unmögliche Welt wurde uns vertraut, und wir haben uns an das Vertraute gewöhnt. Und nun ist GOTT, der das Einzige ist, was man wirklich kennen kann, das Unbekannte geworden. Der Planet Erde mit seinen Sternen und dem Himmel, der Sonne, den Bäumen und den Menschen wurde zum "Bekannten", und die Quelle des ewigen Lebens ist nun das Unbekannte. Elsa wehrt sich gegen diese Berufung, weil sie ins Unbekannte gerufen wird. Das ist zum Teil aufregend und zum Teil erschreckend, und das ist eine Erfahrung, die wir alle machen.
Der geheimnisvolle Ruf des Unbekannten, der Elsa erreicht, kommt aus einem Wald, der sich hinter dichtem Nebel verbirgt, und so macht sie sich schließlich mit ihren Freunden auf den Weg.
Wenn wir uns der QUELLE des ewigen Lebens nähern, wird es sehr heftig, wir begegnen unserer Angst vor GOTT. Es scheint uns, dass die Welt uns ganz und gar im Stich lassen wird, wenn wir nur unseren Blick erheben. Doch alles, was geschehen wird, ist, dass wir die Welt für immer verlassen werden. Das ist die Wiedereinsetzung unseres Willens. Sehen wir ihn mit offenen Augen an, und wir werden nimmermehr glauben, dass wir in der Gewalt von Dingen jenseits von uns sind, von Kräften, die wir nicht kontrollieren können. Es ist unser Wille, dieses anzusehen. Kein verrücktes Verlangen, kein Stich der Angst, noch der kalte Schweiß des scheinbaren Todes können unserem Willen standhalten. Denn was uns von jenseits des Schleiers her anzieht, das ist auch tief in uns, der wir ungetrennt davon sind und vollständig eins. Am Ende der Reise ins Unbekannte werden wir erkennen, dass wir es SELBST sind, den wir gesucht haben.
Zuerst jedoch heben wir unseren Blick und schauen unseren Bruder an in Unschuld, geboren aus der vollständigen Vergebung seiner Illusionen, und mit des Glaubens Augen, der sie nicht sieht. Niemand kann unerschrocken auf die Angst vor GOTT schauen, wenn er die SÜHNE nicht angenommen und gelernt hat, dass Illusionen nicht wirklich sind. Niemand kann allein vor diesem Hindernis stehen, denn er wäre nicht so weit gelangt, wenn sein Bruder nicht neben ihm hergegangen wäre. Und niemand würde es wagen, es zu betrachten, ohne seinen Bruder in seinem Herzen vollständig vergeben zu haben.
In diesem Film geht es um geistige Transformation und Glauben, darum, wie wir unseren Glauben im Angesicht vieler dunkler Wolken des Zweifels stärken können. Er wird uns auf ein ziemliches Abenteuer mitnehmen, und wir werden entdecken, wie wichtig die Berufung unseres Herzens ist. Genau wie Elsa brauchen wir die kleine Bereitschaft, uns umzudrehen, zuzuhören und dieser inneren Stimme zu folgen. Irgendwann auf unserer Reise nach innen werden wir uns so sehr nach dem Licht sehnen, dass wir aus unserem Herzen rufen: "Zeige dich!" Wir werden das bei Elsa sehen, wenn sie wirklich die Quelle kennenlernen will, sie singt es mit voller Stimme. Unser gemeinsames Gebet für das Licht ist das gleiche: "Zeige dich!"
Es gibt so viele großartige Dinge in diesem Disney-Klassiker, der mit Metaphysik und Bedeutung aufgeladen ist. Singen wir bei den großartigen Liedern in diesem Film mit, sie bringen unseren Geist höher und höher, heben unser Herz zum Licht!
“Horch! Vielleicht erhaschst du den Hauch eines Urzustands, den du nicht ganz vergessen hast - undeutlich vielleicht, und doch nicht gänzlich unbekannt, wie ein Lied, dessen Name du längst vergessen hast und ebenso die Umstände, unter denen du ihn vernahmst. Nicht das vollständige Lied ist bei dir geblieben, nein, nur der kleinste Fetzen einer Melodie, weder mit einem Menschen noch einem Ort oder sonst etwas Bestimmtem verknüpft. Und dieser kleine Fetzen nur erinnert dich daran, wie lieblich dieses Lied war, wie herrlich die Umgebung, wo du es gehört hast, und wie sehr du jene liebtest, die da waren und es mit dir hörten.
Die Noten sind nichts. Dennoch hast du sie in dir bewahrt, nicht um ihrer selbst willen, sondern als sanfte Erinnerung an das, was dich zum Weinen brächte, wenn du dich bloß erinnertest, wie teuer es dir war. Du könntest dich erinnern, doch hast du Angst davor, weil du glaubst, du würdest die Welt verlieren, die du seither gelernt hast. Und dennoch weißt du, dass nichts in der Welt, die du gelernt hast, dir auch nur halb so teuer ist wie dies. Horch und sieh, ob du dich an ein altes Lied erinnerst, das du vor so langer Zeit gekannt hast und das dir lieber war und teurer als irgendeine Melodie, die du dich selbst seither lieb zu haben lehrtest.” (EKIW: Kapitel 21, I. 6.-7.)
Rapunzel - Neu verföhnt
Themen:Intuition vertrauen, Wahrnehmung heilen, Selbst-Konzept und besondere Beziehungen berichtigen
"Dies ist die Geschichte meines Todes. Aber keine Angst, eigentlich ist sie ganz witzig, und eigentlich geht‘s ja auch gar nicht um mich. Es ist die Geschichte eines Mädchens namens Rapunzel und sie beginnt mit der Sonne. Also: Es war einmal ein kleiner Tropfen Sonnenlicht, der vom Himmel herabfiel. …" (Filmzitat)
Rapunzel - Neu verföhnt (Originaltitel: Tangled; engl. für: Verheddert) ist ein US-amerikanischer Computeranimationsfilm aus dem Jahr 2010. Er enthält Motive des Märchens Rapunzel der Brüder Grimm. Er lag damals mit Produktionskosten von mindestens 260 Millionen US-Dollar auf Platz zwei der teuersten Filme aller Zeiten. Dies ist auch einer jener Filme, bei denen der Originaltitel viel besser beschreibt, worum es in dem Film in Wahrheit geht, als der Titel der deutschen Synchronfassung.
Rapunzel: "Irgendetwas hat dich hierher geführt, Flynn Rider. Nenne es wie du willst, Vorsehung, Schicksal …"
Flynn: "Ein Pferd." (Filmzitat)
Lass deine Haare runter und entkomme dem Gefängnis, das du selbst gemacht hast! Wenn wir den Mut haben, unserem Herzen zu folgen, wird der HEILIGE GEIST uns Menschen senden, die uns helfen, uns aus dieser Welt zu befreien. Der Wunsch anderen zu gefallen, in Rapunzels Fall der Mutter, hält sie von ihrer Berufung ab. Rapunzel hat eine Lüge gelebt. Sie muss lernen zu sehen, dass sie ihre Angst in ihre Mutter projiziert hat, und dann mutig die nächsten Schritte tun, unabhängig davon, was dabei auch immer raus kommen mag. Sie spürt eine innere Berufung, sich auszudehnen, zu strahlen, zu erforschen und sich anderen anzuschließen, doch die Stimme des Ego warnt sie davor, sich jemals außerhalb ihres Elfenbeinturms zu wagen.
"Blume leuchtend schön. Kannst so mächtig sein. Dreh die Zeit zurück. Gib mir, was einst war mein. Blume leuchtend schön. Lass mich nicht allein. Halt das Schicksal auf. Gib mir, was einst war mein." (Filmzitat)
Jahr für Jahr wird sie aufgefordert herauszufinden, warum Tausende von brennenden Laternen in den Nachthimmel fliegen. Sie ist sich intuitiv bewusst, dass es eine tiefere Bedeutung gibt, die ihre wahre Identität offenbaren könnte. Als sie den Sprung ins Vertrauen wagt, tauchen plötzlich mächtige Gefährten auf, um ihr zu helfen, sich ihrem mangelnden Vertrauen, der Verlassenheit und der Erlösung ihres Mutter-Tochter-Konzepts zu stellen. Das Mutter-Tochter-Konzept steht symbolisch für das Ego-Denksystem an sich und somit die Stimme der Mutter für die Stimme des Egos. Rapunzels Wunsch, das Leben zu erfahren, die Wahrheit zu erkennen und ihr Herz für die Liebe zu öffnen, inspiriert die Menschen um sie herum, mit dem Wunsch ihres eigenen Herzens in Kontakt zu treten.
"All those days watching from the windows
All those years outside looking in
All that time never even knowing
Just how blind I've been
Now I'm here blinking in the starlight
Now I'm here suddenly I see
Standing here it's all so clear
I'm where I'm meant to be
And at last I see the light
And it's like the fog has lifted
And at last I see the light
And it's like the sky is new
And it's warm and real and bright
And the world has somehow shifted
All at once everything looks different
Now that I see you
All those days chasing down a daydream
All those years living in a blur
All that time never truly seeing
Things, the way they were
Now she's here shining in the starlight
Now she's here suddenly I know
If she's here it's crystal clear
I'm where I'm meant to go
And at last I see the light
And it's like the fog has lifted
And at last I see the light
And it's like the sky is new
And it's warm and real and bright
And the world has somehow shifted
All at once everything is different
Now that I see you
Now that I see you"
(I See the Light - Filmmusik - Mandy Moore, Zachary Levi)
Sie liebt ihn - sie liebt ihn nicht (Originaltitel: Sliding Doors) ist ein britisch-US-amerikanischer Film aus dem Jahr 1998. Die Regie führte Peter Howitt, der auch das Drehbuch schrieb. Die Hauptrolle spielte Gwyneth Paltrow.
Wir können früher oder später erwachen. Die Wahl liegt bei uns. Dieser Film bietet die Einsicht, dass der freie Wille nicht bedeutet, dass wir den Lehrplan aufstellen können, der Vergebung und das Loslassen vergangener Gedanken bedeutet. Nur die Zeit, die wir uns dafür nehmen (um die Lektion zu begreifen), ist freiwillig. In diesem Film werden zwei Szenarien nebeneinander abgespielt, die jeweils durch eine kleine Veränderung bei dem Versuch, einen Zug nach Hause zu nehmen, ausgelöst werden. In dem einen Szenario wird die Täuschung sofort aufgedeckt, in dem anderen scheint die Täuschung zu verweilen und zu gären. Wenn die Täuschung aufgedeckt wird, kann sie zunächst traumatischer erscheinen, aber eine solche Aufdeckung öffnet die Tür zur Heilung viel schneller, als wenn man sich an private Gedanken und Geheimnisse klammert und sie schützt. Bitten wir um ein Ende des Selbstbetrugs und beobachten wir, wie die Wunder an jeder Stelle des Drehbuchs auftauchen. Die Liebe wartet auf das Willkommen, nicht auf die Zeit. Sind wir bereit, denn wir sind würdig.
Das Ende des Films könnte leicht missverstanden werden. Um dies zu vermeiden, sei daran erinnert, dass der Körper, wenn er seinen Zweck erfüllt hat, aus freien Stücken abgelegt wird, so wie man ein Kleidungsstück ablegt, das man nicht mehr braucht. Dies ist ein freudiger Entschluss, weil der Körper gütig dazu verwendet wurde, dem SOHN GOTTES auf dem Weg entlang zu helfen, den er zu GOTT geht. So danken wir denn dem Körper für alle Dienste, die er uns geleistet hat. Wir sind jedoch auch dankbar, dass die Notwendigkeit vorbei ist, die Welt der Grenzen zu durchwandern, den CHRISTUS in versteckten Formen zu erreichen und in höchstens in lieblichem Aufleuchten klar zu sehen. Jetzt können wir IHN ohne Scheuklappen erblicken, in dem Licht, auf das wir wieder schauen lernten. Wir nennen es Tod, doch es ist Freiheit.
Der Plan
Themen:Autoritätsproblem, Opfern, freier Wille, Achtsamkeit, die Macht der Gedanken
Der Plan (englisch The Adjustment Bureau ‚Büro für Anpassung‘) ist ein Film aus dem Jahr 2011, der auf der Kurzgeschichte Adjustment Team von Philip K. Dick aus dem Jahr 1954 basiert. Die Hauptrollen spielen Matt Damon und Emily Blunt. Dieser Film ist ein wundervoller metaphysischer Klassiker, der uns hilft eine tiefe Wahrheit zu verstehen.
Dies ist eine Welt der Türen. Der HEILIGE GEIST kann uns durch die Nutzung dieser Türen führen, um nach Hause zurückzukehren. Gedanken des Zweifels werden immer manifestiert. Es ist verwirrend, beängstigend und einschränkend, an eine äußere Welt zu glauben, die Macht über uns hat. Das Ego nimmt ständig Anpassungen vor, um seinen Plan aufrechtzuerhalten. Wenn Pläne dem HEILIGEN GEIST übergeben werden, wird die Wahrnehmung angepasst; dies führt zu echter Erfüllung.
Heilige Begegnungen sind der Ersatz des HEILIGEN GEISTES für die Sehnsüchte dieser Welt. Sie bieten eine Kontrasterfahrung, die es dem Geist ermöglicht, mehr und mehr zu erreichen, was er wirklich will. Irgendwann kommt der Punkt, da wollen wir nicht mehr ohne LIEBE leben. David Norris trifft immer wieder auf seine mächtige Gefährtin Elise. Sie füllt die Lücke, die er mit dem Rennen um das Amt des Senators zu füllen versucht hat. Sie trägt dazu bei, die Überzeugung aufzulösen, dass er, um seine Funktion zu erfüllen, das opfern muss, was sein Herz wirklich will.
Jeder projiziert auf den VORSITZENDEN, ein Symbol für GOTT, was er glaubt. Wir versuchen, die Wünsche des VORSITZENDEN so zu verstehen und zu erfüllen, wie wir sie wahrnehmen. Doch selbst Regeln und Strukturen, die sich bewährt haben, müssen letztlich für die noch größere Erfahrung der göttlichen LIEBE überwunden werden. Norris beschließt schließlich, auf alle Vorsicht zu verzichten und öffnet die Tür seines Herzens, die direkt zur QUELLE führt. In seiner Bereitschaft, sich nur für die Liebe zu entscheiden, verschwinden alle Gedanken des Zweifels. Der Zufall spielt keine Rolle, und Opfer sind nie nötig; alles ist ein Plan des HEILIGEN GEISTES, um zu unserer WAHREN IDENTITÄT zu erwachen, die selbst die verherrlichtesten Positionen dieser Welt übersteigt.
Nur am Beginn des spirituellen Weges glauben wir oft, dass wir etwas opfern müssten, weil wir noch nicht erkennen, dass es genau umgekehrt ist. Es mag uns erscheinen, als würden uns Dinge weggenommen, und anfangs verstehen wir selten, dass wir lediglich lernen, ihren Mangel an Wert zu begreifen. Nur wenn wir das Erkennen der Wertlosigkeit als Aufgeben von Wünschenswertem deuten, wird es Konflikte in uns erzeugen. In Wahrheit geht es genau um das Gegenteil, es geht darum, nicht mehr zu opfern, denn im Zustand der Ego-Identifikation opfern wir unsere Wirklichkeit als SOHN GOTTES, wir opfern die LIEBE, um die Hölle zu erfahren. In der Ego-Illusion opfern wir die Wahrheit. In jedem Moment des Unfriedens halten wir am Opfern fest! Also - lassen wir das mit dem Opfern! Von uns wird nicht verlangt, ein Opfer zu bringen, um GOTTES LIEBE zu finden. Das Ende des Leidens kann nicht Verlust sein. Die Gabe von allem kann nur Gewinn sein. GOTT gibt nur.
Penelope
Themen:Angst vor Opfern, Akzeptanz, Würdigkeit
Penelope ist ein US-amerikanisch-britischer Film von Mark Palansky aus dem Jahr 2006 mit Christina Ricci in der Hauptrolle. Der Film ist eine farbenfrohe und verspielte Inszenierung eines modernen Märchens.
Wie einfach ist das Erwachen! Die Wahrheit über sich selbst zu akzeptieren ist alles, was erforderlich ist. Nichts war jemals falsch; wir waren immer ganz und vollständig und vollkommen glücklich. Schenken wir uns selbst die Freiheit, denn niemand sonst kann sie uns geben, und lachen wir über den Gedanken an Entbehrung. Wie albern! Wie absolut unwirklich!
Penelope leidet darunter, dass sie von Geburt an eine Nase hat, die aussieht wie der Rüssel eines Schweins. Diese Nase verdankt sie dem Fluch einer Hexe. Er kann nur aufgehoben werden, wenn jemand „ihres Blutes“ Penelope so liebt, wie sie ist. Ihr Gesicht ist ein Symbol für den Glauben, dass etwas mit ihr nicht stimmt, und so muss sie sich verstecken, bis sich jemand in sie verliebt. Die Welt wird diesen Gedanken widerspiegeln: Sie wird uns zeigen, dass wir Recht haben, dass etwas nicht stimmt. Die Mutter spiegelt Penelopes Überzeugung wider, dass etwas nicht in Ordnung ist. Als Penelope schließlich hinausgeht und sich zeigt, sieht sie, dass die Menschen nicht vor ihr weglaufen. In ihrer Bereitschaft, die gegebenen Schritte zu unternehmen, sieht sie, dass es gar nicht so schlimm, gar nicht so beängstigend ist. Indem sie einen falschen Glauben ans Licht bringt, wird er als das entlarvt, was er ist. Durch das Verstecken wird ihm Macht verliehen. Wenn der falsche Glaube im Weg steht, findet die Kommunikation nicht statt, um sich der Liebe zu öffnen. Es ist nur der kleine verrückte Gedanke, dass etwas nicht stimmt, der Heilung braucht.
Thelma ist ein Film von Joachim Trier, der 2017 in die norwegischen Kinos kam. In dem Film verliebt sich eine junge norwegische Studentin, die gerade nach Oslo gezogen ist, und erkennt daraufhin, dass sie übernatürliche Kräfte hat. Der Film berührt durch die große Ruhe der Inszenierung. Die Wirkung des Films beruht vor allem auf der Hauptdarstellerin Eili Harboe.
Der Glaube, dass wir uns von GOTT getrennt haben, wird zwar verdrängt, aber wir haben Angst vor der Macht unseres Geistes. Es besteht die tiefe Überzeugung, dass wir die Macht unseres Geistes wieder missbrauchen werden, so dass die Versuchung groß ist, uns dumm zu stellen, auf Nummer sicher zu gehen und mit der Masse mitzugehen, anstatt in unsere Größe zu gehen.
Thelma ist in einem streng christlichen Haushalt aufgewachsen. Sie hat eine ungesunde Abhängigkeit von ihren Eltern und den tiefen Glauben entwickelt, dass etwas von Natur aus Böses in ihr steckt. Als sie in die Universität eintritt, beginnt sie mit Alkohol und Zigaretten zu experimentieren, mehr soziale Kontakte zu knüpfen und sich in eine Frau zu verlieben. Diese Sehnsüchte führen zu heftigen Konflikten in ihrem Geist, denn sie weiß, dass ihre Entscheidungen von ihren Eltern nicht gebilligt werden.
Dieser Film kann uns auf unserer spirituellen Reise inspirieren, denn wir alle müssen die Macht des Geistes zurückgewinnen und uns den dort lauernden Ängsten stellen. Die Welt spiegelt die Spaltung des Geistes wider, und wenn Unbehagen auftritt, ist es nur dazu gedacht, dem Geist die Notwendigkeit einer Berichtigung ins Bewusstsein zu rufen.
All die Unterstützung des HIMMELS kommt dem Geist zugute, der heilen will, und wir brauchen nur um Hilfe zu beten, wenn wir bereit sind für diese Veränderung der Wahrnehmung, das Wunder. Während Thelma die Macht des Geistes umarmt, empfindet sie nur Dankbarkeit für diejenigen, die ihr geschickt wurden, um ihr zu helfen, aufzuwachen.
Das Ende dieses Films ist eine kraftvolle Erinnerung daran, wie es aussehen kann, wenn man sich seinen Ängsten stellt und der heilenden Kraft des Geistes erlaubt, ihre Arbeit zu tun. Wir alle haben wunderbare Gaben erhalten, die wir teilen können, und nur wenn wir sie teilen, können wir uns als vollkommene, liebevolle Geschöpfe GOTTES erkennen.
The Circle
Themen:Geheimnisse, Täuschung, die Maske fallen lassen, Wehrlosigkeit, Geistesschulung, keine privaten Gedanken
The Circle ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2017. Der Film basiert auf dem dystopischen Roman Der Circle (Originaltitel The Circle) von Dave Eggers aus dem Jahr 2013, der von einer nahen Zukunft erzählt, in der ein riesiger Konzern die Dienstleistungen von Facebook, Google und Apple aus einer Hand anbietet und hierdurch eine große Menge an Informationen über die Kunden erhält.
Aus der Sicht des Egos ist die Veröffentlichung privater Gedanken eine Dystopie, eine Horrorvorstellung. Aus spiritueller Sicht geht es um die Erlösung von privaten Gedanken. Der Film hilft uns, uns wieder einmal daran zu erinnern, dass es im Zusammenhang mit privaten Gedanken nicht primär darum geht, private Gedanken öffentlich zu machen, sondern um das Ende der privaten Gedanken in unserem Geist. In Wahrheit haben wir keine privaten Gedanken, aber als getrenntes Selbst sind uns nur die privaten Gedanken bewusst. Das muss bedeuten, dass das getrennte Selbst nicht das ist, was wir sind. Die Erlangung von Glück und innerem Frieden ist also eine Frage der Bereitschaft, private Gedanken nicht zu verstecken und zu schützen, sondern sie dem HEILIGEN GEIST zur Berichtigung zu übergeben. Die notwendige Bedingung für den heiligen Augenblick ist nicht, dass wir keine unreinen Gedanken haben. Sie ist jedoch, dass wir keine haben, die wir behalten möchten. Das Ego hat all die Unterschiede geschaffen, die zu all den privaten Gedanken geführt haben. Deshalb können wir letztendlich nur durch das Bewusstsein, dass es keine privaten Gedanken gibt, die Freiheit und die Liebe erkennen, wie sie wirklich ist, die Liebe, die im Kern unseres Wesens ist, die Liebe, die unser wahres, göttliches SELBST ist.
The Circle ist ein großartiger Film, um die Angst vor Intimität zu überwinden. Er entlarvt den falschen Glauben im Geist der Menschen, die sich auf dem Weg zu echter Transparenz und Offenheit befinden. Es gibt viele Ängste im gespaltenen Geist, sich wahrhaftig zu verbinden und zu teilen, so dass die Schritte in diese Richtung in der Regel schrittweise erfolgen, während wir das Vertrauen entwickeln, das nötig ist, um uns mit denen zu öffnen, die diesen Prozess unterstützen.
Zu Beginn des Films hält sich die Hauptfigur Mae für etwas langweilig und verschlossen. Sie ist unzufrieden mit der Richtung, in die ihr Leben geht. Eine unerwartete Gelegenheit ergibt sich für sie bei einem innovativen und mächtigen Technologieunternehmen namens The Circle. Ihre Ehrlichkeit und ihre Bereitschaft zur Transparenz haben eine unmittelbare Wirkung auf Bailey, den Direktor des Unternehmens. Mae willigt ein, eine Kamera zu tragen und in allen Aspekten ihres Lebens 100 Prozent transparent zu sein.
Als sich der Gedanke der vollständigen Transparenz durchsetzt, sieht sich Mae mit verschiedenen Ängsten und Hindernissen konfrontiert, wie sich ihre Entscheidung auf ihre Beziehungen zu Familie und Freunden auswirken wird. Für Mae, und für jeden von uns auf dieser spirituellen Reise, muss die Angst, andere durch unsere Entscheidung zu verletzen, offene Kommunikation und keine privaten Gedanken zu praktizieren, überwunden werden. Indem wir die vom HEILIGEN GEIST gegebenen Schritte unternehmen, lernen wir erfahrungsgemäß, dass es unmöglich ist, dass jemand durch unsere Entscheidung für GOTT verletzt oder zurückgeworfen werden könnte.
Wenn Mae ihre wahre Identität als der CHRISTUS vollständig akzeptiert, wird alles, was diesem Licht nicht dient oder es nicht unterstützt, entweder entblößt, fällt ab oder geht in der Einheit auf. Sie hat keine andere Wahl, als sich weiter in Richtung dieses Lichts zu bewegen, und das ist auch gut so.
Hüter der Erinnerung (Originaltitel: The Giver) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film nach dem gleichnamigen Roman von Lois Lowry. Sowohl das Buch als auch der Film wurden immer wieder dahingehend interpretiert, dass es ohne Hass, Schmerz und Leid keine Liebe, Leidenschaft und Wahlmöglichkeit gibt. Das ist allerdings nicht die wahre Botschaft, denn das Ego erkennt die Bedeutung der LIEBE nicht. Richtig verstanden, ist der Film eine wunderbare Metapher für die Welt des Egos und weist auf die Wahrheit jenseits dieser Welt hin.
“Verlange ich nach einer Welt, die ich beherrsche, anstatt nach einer, die mich beherrscht?
Verlange ich nach einer Welt, in der ich mächtig anstatt hilflos bin?
Verlange ich nach einer Welt, in den ich keine Feinde habe und nicht sündigen kann?
Und will ich sehen, was ich verleugnet habe, weil es die Wahrheit ist?” (EKIW: Kapitel 21, VII. 6.)
Die letzte Frage kann nur mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden, denn das Bewusstsein der Wahrheit ist total. Es ist das Ende der Illusionen.
Doch solange wir versuchen, uns durch Kontrolle von unseren Gefühlen zu distanzieren, um unangenehme Gefühle nicht spüren zu müssen, sind wir Gefangene des Egos. Das Ego ist sehr raffiniert darin, die Angst zu minimieren, nicht um sie aufzuheben, sondern um sie zu behalten. Erst die Erkenntnis, dass Leid in dieser Welt existiert - und sei es auch nur so wenig, dass zum vollkommenen Glück noch irgendetwas fehlt -, öffnet uns für Fragen nach dem Sinn des Lebens. LIEBE ist der Sinn des Lebens. Ohne LIEBE bleiben wir nur eine Möglichkeit - leere Gesten. Mit LIEBE werden wir zum ersten Mal echt. Wenn die LIEBE erscheint, zieht sich das Ego zurück und der Geist erwacht. Doch dafür ist es notwendig, alle Gefühle zuzulassen.
“Im HIMMEL wirst du dich nicht an Veränderung und Wechsel erinnern. Kontrast brauchst du nur hier. Kontraste und Unterschiede sind notwendige Lehrhilfen, denn dank ihnen lernst du, was du vermeiden und was du suchen sollst. Und wenn du das gelernt hast, wirst du die Antwort finden, die das Bedürfnis nach irgendwelchen Unterschieden verschwinden lässt.” (EKIW: Kapitel 13, XI. 6. 1.-4.)
Wenn wir jemals den Punkt der Wahrheit tief in unserem Geist erreichen wollen, müssen wir uns auf den natürlichen Prozess des Zulassens unserer Emotionen einlassen. Das Ego versucht, uns zu kontrollieren, indem es uns mit vielen hypothetischen Konsequenzen Angst einjagt, so dass wir all unsere Emotionen zurückstellen und unterdrücken. Das Schöne an der Reise zu Glück und Freiheit ist, dass wir alle die Macht haben, unserer Inspiration und unserem GEIST zu folgen. Wir entscheiden uns dafür und leben nicht länger aus Angst vor den Konsequenzen. Wie könnten wir sonst jemals diese Angst vor der Liebe überwinden?
Wenn wir Verstehen und Erleuchtung wollen, werden wir sie erlernen, weil unsere Entscheidung, sie zu lernen, die Entscheidung ist, auf den LEHRER zu hören, DER um das Licht weiß und es uns deshalb lehren kann. Unserem Lernen ist keine Grenze gesetzt, weil unserem Geist keine Grenze gesetzt ist.
Der Protagonist des Films, der 16-jährige Jonas lebt in einer zukünftigen, scheinbar idealen Welt: Es gibt keine Kriege, keine Armut und keine Gewalt. Doch im Gegenzug unterliegen die Menschen einer starken Kontrolle durch die Gemeinschaft. Unter anderem sollen unangenehme Gefühle durch rigide Sprachregelungen vermieden und die Gleichheit aller Menschen durch staatliche Kontrolle erreicht werden. Die Menschen empfinden aufgrund einer Droge, die ihnen jeden Morgen verabreicht wird, keinerlei tiefere Gefühle und sehen keine Farben. Wissenschaftler kontrollieren auch die Umwelt, damit diese das Gleichgewicht in der Gemeinschaft nicht stören kann. Alle Menschen leben scheinbar in völliger Gleichheit: Sie haben identische „Unterkünfte“ und tragen identische Kleidung.
Diese total kontrollierte und damit scheinbar sichere Welt ist ein Spiegel für Bestrebungen auch in unserer modernen westlichen Gesellschaft, aber auch ein Hinweis auf eine Versuchung, der jede spirituelle Gemeinschaft unterliegt, nämlich den Versuch, tiefe Gefühle zu vermeiden. Es wird zwar scheinbar viel über Gefühle gesprochen, aber es geht nur um oberflächliche Befindlichkeiten und nicht um die tiefen Gefühle der Angst, dem Hass, der Isolation und der Hilflosigkeit, mit denen der Mensch in der Identifikation mit dem Ego konfrontiert ist, die er aber mit aller Macht zu unterdrücken versucht. Man muss den Schmerz der Trennung erst einmal zulassen, um ihn dann transzendieren zu können.
Verleugnung und Unterdrückung entstehen, wenn wir aus Angst vor den Reaktionen anderer Menschen nicht sagen, was wir im Herzen fühlen. Wenn wir nur dafür leben, dass andere Menschen uns zustimmen oder uns gutheißen, verleugnen wir, was wir in einer bestimmten Situation wirklich fühlen. Das Wort "Entschuldigung" kommt dann häufig vor. In der Gemeinschaft im Film ist es normal, dass sich Menschen ständig öffentlich entschuldigen.
Der Versuch innerhalb des Ego-Denksystems, dessen Basis das Verlangen nach Trennung ist, Einheit und Frieden herzustellen, also uns gleichzeitig als getrennt und als nicht getrennt zu sehen, ist unmöglich, ohne unsere allgemeine Verwirrung noch zu vergrößern. Möglicherweise ist unser Geist sehr raffiniert geworden, doch wird er - wie es immer der Fall ist, wenn Methode und Inhalt getrennt werden - für den vergeblichen Versuch genutzt, aus einer ausweglosen Sackgasse zu entrinnen. Raffinesse ist von der Erkenntnis völlig geschieden, weil Erkenntnis keiner Raffinesse bedarf. Raffiniertes Denken ist nicht die Wahrheit, die uns frei machen wird, wir aber sind frei von dem Bedürfnis, uns darin zu betätigen, wenn wir bereit sind, es loszulassen.
Die Zahl der vom raffinierten Ego-Geist erdachten Staats- und Sozialutopien, ob nun religiös, wirtschaftlich oder technisch motiviert, ist Legion. In allen Utopien - ob als Entwürfe oder als Realisierungsversuche - wird unterstellt oder gefordert, dass sich die Menschen dem Idealbild der vollkommenen Gesellschaft unterwerfen. Hierin liegt das barbarische Element der Sozialutopien. Der Kommunismus (Realsozialismus) in vielen Ländern dieser Welt zeigt dies deutlich, obwohl er auf grundsätzlich guten Ideen der sozialen Gleichheit, des gemeinsamen Eigentums und der kollektiven Problemlösung beruht. Warum derartige Utopien langfristig immer zum Scheitern verurteilt sind, bringt der christliche Philosoph Blaise Pascal auf den Punkt: "Der Mensch ist weder ein Engel noch eine Bestie, und sein Unglück ist, daß er um so bestialischer wird, je mehr er ein Engel sein will." Anders formuliert: Unsere Wirklichkeit als SOHN GOTTES lässt sich nicht simulieren, indem wir versuchen, den bestialischen Aspekt des Ego-Denksystems hinter einer Maske der Güte zu verbergen.
In der scheinbar perfekten Gemeinschaft im Film, ohne Krieg, Schmerz, Leid, Unterschiede oder Wahlmöglichkeiten, soll Jonas der nächste "Geber" sein. Das bedeutet, dass er Zugang zu Erinnerungen und Emotionen erhält, die dem Rest der Bevölkerung nicht zur Verfügung stehen, so dass er die Fähigkeit entwickeln kann, Führung und Unterstützung aus einer höheren Perspektive anzubieten.
Jonas beginnt mit seinem Mentor den Prozess der Geistesschulung und erkennt bald, dass die Welt, in der er aufgewachsen ist, stark kontrolliert ist und auf der Unterdrückung von Erinnerungen und Emotionen beruht. Ohne Emotionen und die Praxis des inneren Zuhörens ist das Barometer für richtig und falsch, Ego und GEIST, nicht zugänglich, und es gibt keine Möglichkeit, innere Unterscheidungskraft und spirituelles Bewusstsein zu entwickeln. Wenn er seinen Geist mit der Bereitschaft, sich zu erinnern, öffnet (sich dem Unbewussten zu stellen), tauchen viele Gedanken, Gefühle und Überzeugungen auf. Jonas erlebt Freude und Schmerz, Liebe und Angst, Erinnerungen an Geburt und Tod, tiefgreifenden Verlust und tiefe Dankbarkeit.
Jonas ist von seinen emotionalen Erfahrungen tief betroffen und erkennt bald, dass seine Welt zwar Angst, Chaos und das Bewusstsein des Todes beseitigt hat, aber auch Liebe und Freiheit. Als sich sein Bewusstsein vertieft, sieht er die Dinge aus einer anderen Perspektive, und es besteht für ihn kein Zweifel daran, dass eine Welt ohne echte Liebe nicht die wahre Welt sein kann. Er hat den tiefen Wunsch, die Gefangenen zu befreien, und seine Loyalität verlagert sich sofort vom Familienkonzept und dem Gehorsam gegenüber den Regeln dieser Welt zum Erwachen.
Auf der Reise des Erwachens muss Jonas über die Grenzen des schlafenden Geistes hinausgehen, um das volle Bewusstsein der wirklichen Welt zu erreichen. Es braucht nur EINEN, zum ERWACHEN - weil es nur EINEN gibt.
Inception
Themen:Gedanken, Bewusstsein des Träumens, besondere Beziehungen, Schuld, Scham, Geheimnisse
Inception ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Heist-Film aus dem Jahr 2010 und der siebte Spielfilm des britisch-US-amerikanischen Regisseurs Christopher Nolan, der auch das Drehbuch verfasste und als Produzent fungierte. Für die musikalische Untermalung war der deutsche Komponist Hans Zimmer verantwortlich.
Der Protagonist Dominick Cobb, gespielt von Leonardo DiCaprio, hat sich darauf spezialisiert, während eines Traumes wertvolle Informationen aus dem Unbewussten der Opfer zu stehlen. Nach einem gescheiterten Auftrag erhält Cobb die Aufgabe, eine Inception, das Einpflanzen eines Gedankens in das Unterbewusstsein eines Opfers, durchzuführen.
"Ein Gedanke ist wie ein Virus, resistent, hochansteckend
und die kleinste Saat eines Gedanken kann wachsen.
Er kann dich aufbauen oder zerstören." (Filmzitat)
Die Hauptfigur in diesem Film will, wie der verlorene Sohn im berühmten Gleichnis der Bibel, nach Hause. Ein Team wird gebildet, um ihm dabei zu helfen. Im Leben treffen wir auf Menschen, die Teil unseres Teams zu sein scheinen, und uns dabei helfen, die Irrtümer in unserem Geist aufzudecken - die unerlöste Schuld, durch den Missbrauch von Erinnerungen. Wir müssen mit dem Thema Schuld in unserem Geist in Kontakt kommen, um dann, diese Idee der Schuld, Stück für Stück durch Vergebung zu heilen.
„Wir erschaffen und nehmen unsere Welt gleichzeitig wahr.“ (Filmzitat)
Ein Traum in einem Traum, in einem Traum, hilft uns zu vergessen, dass wir träumen. Der Traum ist wie ein Labyrinth, aber es gibt einen Ausgang! Wir sind die Architekten des Traums, und alles im Traum ist ein Symbol. Jede Person im Traum ist eine Projektion des Unbewussten und wird entsprechend der Rolle reagieren, die wir ihr zugewiesen haben.
„Sie war besessen … von einem Gedanken.
Dieser eine, sehr einfache Gedanke, der alles verändert hat:
Dass unsere Welt nicht real ist, dass sie nur aufwachen müsste, um in die Realität zu gelangen." (Filmzitat)
Unser Geist ist bereit, symbolisiert im Erscheinen mächtiger Gefährten, den Fahrstuhl in die Tiefen des Geistes zu nehmen, um alle Illusionen ans Licht zu bringen. Im Keller eingesperrt wartet auf uns unbewusste Schuld, die so lange anhält, bis wir uns mit ihr konfrontieren und sie vergeben. Indem wir die Selbstbeschuldigung vergeben, stellen wir fest, dass wir nie wirklich jemandem geschadet haben. Wenn wir die zunehmende Freiheit der Vergebung erleben, helfen wir anderen, sich daran zu erinnern, dass auch sie träumen.
"Wir sollten keine Angst davor haben von Größerem zu träumen, Darling!" (Filmzitat)
Als die Spieler des dunklen Traums zum glücklichen Traum erwachen, stimmen sie einander in stiller Anerkennung zu. Es war nur ein Traum; es schien so real. Wir wachen auf und gehen nach Hause! Die Tore, die einst verschlossen schienen, öffnen sich jetzt mühelos. Wir sehen endlich das Angesicht unserer wahren Unschuld und vereinen uns wieder mit der LIEBE. Und doch ist auch der glückliche Traum immer noch ein Traum. Noch größere Freude erwartet uns, wenn GOTT für uns den letzten Schritt macht und uns in die EINHEIT zurückruft.
"Ich bin gekommen, um Sie an etwas zu erinnern ...
etwas, das Sie früher wussten." (Filmzitat)
Butterfly Effect
Themen:Falsche Wahrnehmung, vergangene Assoziationen heilen, Akzeptanz, Bewusstsein des Träumens, Kraft der Gedanken, das Drehbuch ist geschrieben
Butterfly Effect ist ein US-amerikanischer Kinofilm aus dem Jahr 2004. Der Titel des Films bezieht sich auf den populärwissenschaftlichen Begriff des Schmetterlingseffekts. Dieser Begriff aus der Chaostheorie steht für die Überlegung, dass selbst kleinste Einflüsse ungeahnte und unberechenbare Folgen haben können; dass z. B. der Flügelschlag eines Schmetterlings als Ursache für einen Wirbelsturm auf der anderen Seite der Erde in Frage kommt.
Der Protagonist Evan (Ashton Kutcher) hat in seiner schwierigen Kindheit mehrere Blackouts und beginnt auf Anraten seines Psychologen, ein Tagebuch zu führen. Während seines Collegestudiums entwickelt er mithilfe seiner alten Tagebücher die Fähigkeit, in seine Vergangenheit zu reisen, die er schließlich zu manipulieren beginnt, um seine Freundin Kayleigh zu retten, was unerwartete Auswirkungen auf die Gegenwart zeigt.
Der Name der Hauptfigur Evan Treborn sollte ursprünglich Chris Treborn lauten ((Christ reborn) wörtl. Christus [ist] wiedergeboren). Die Autoren änderten dies jedoch noch vor Beginn der Dreharbeiten. Vom Film Butterfly Effect gibt es mehrere Versionen und alternative Enden und mittlerweile zwei weitere Teile. Die Kinoversion des Films (des ersten) endet mit dem bedeutungsvollen Song "Stop Crying Your Heart Out" von Oasis.
“And stop crying your heart out
Get up
Come on
Why're you scared?
You'll never change what's been and gone” (Stop Crying Your Heart Out - Oasis)
Dies ist ein Film, der den Geist beobachtet und die vergebende Lektion erteilt, dass es unmöglich ist, Charaktere oder vergangene Erinnerungen zu korrigieren. Die Hauptfigur durchlebt immer wieder Szenarien und Erinnerungen, die aufgrund eines intensiven Traumas und Horrors verdrängt wurden. Durch den Einsatz der Macht des Geistes, um die Szenen und Szenarien neu zu gestalten, wird das Drehbuch in verschiedene Richtungen gelenkt, doch keines der Lebensdrehbücher bietet eine dauerhafte Befriedigung. Diejenigen, die dazu bestimmt sind, sich in der Form zu treffen, werden sich treffen, obwohl die Lektion im Geist immer darin besteht, die Vergangenheit als Vergangenheit und das Falsche als falsch zu sehen. Die Vergangenheit ist vorbei, obwohl das Ego will, dass sich der Fehler immer und immer wieder wiederholt. Der Geisteszustand des „Träumers des Traums“ ist ruhig und friedlich, und dies bedeutet, die Sühne oder Berichtigung für den gesamten Traum zu akzeptieren.
Die Versuchung der linearen Zeit ist der Glaube, dass die Dinge besser wären, wenn sie anders wären. Das Problem bei dem Versuch, die Vergangenheit zu wiederholen, besteht darin, dass solche Versuche die Erkenntnis verdunkeln, dass die Vergangenheit vorbei und vergangen ist. Die Änderung eines Aspekts des Drehbuchs scheint viele andere Aspekte zu verändern, obwohl bei jedem Versuch eine Gesamtwahrnehmung, die alle Situationen einschließt, fehlt. Heilung bedeutet zu erkennen, dass alle Skripte der Welt gleich sind und daher nicht verändert werden können, und dieses Bewusstsein ist die Welt der Vergebung. Ändere deinen Geist, indem du die Unveränderlichkeit des Geistes akzeptierst und so die Schleife beendest, in der du versuchst, die Welt zu einem besseren Ort zu machen oder eine bestimmte Person zu retten. Nur der Geist braucht Erlösung, und er wird nur durch Frieden gerettet, und das erfordert nicht, dass das Skript neu geordnet wird, sondern nur, dass es in der Gleichzeitigkeit der Vergebung anders gesehen wird.
Fenster zum Sommer
Themen:das Drehbuch ist geschrieben, Schuld, Zweck, gib allen alles, Leben im Hier und Jetzt, Liebe
Fenster zum Sommer ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2011 mit Nina Hoss in der Hauptrolle. Regie führte Hendrik Handloegten. Der Film basiert auf dem Roman Zuflucht hinter der Zeit der österreichischen Schriftstellerin Hannelore Valencak, der 1967 erschien und zehn Jahre später unter dem Titel Das Fenster zum Sommer neu aufgelegt wurde.
“Zeit ist ein Kunstgriff, ein Taschenspielertrick, eine Riesenillusion, in der Figuren wie durch Zauberei kommen und gehen. Doch hinter den Erscheinungen gibt es einen Plan, der sich nicht ändert. Das Drehbuch ist geschrieben. Wann die Erfahrung eintreten wird, um dein Zweifeln zu beenden, das steht fest. Denn wir sehen die Reise nur von jenem Punkt, wo sie geendet hat, indem wir auf sie zurückblicken und uns einbilden, wir würden sie noch einmal unternehmen und im Geist Revue passieren lassen, was vergangen ist.” (EKIW: Lektion 158, 4)
Wenn das Drehbuch schon geschrieben ist, brauchen wir uns nicht mehr darum zu kümmern und können ganz im Hier und Jetzt leben. Wenn unsere Gedanken aber mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt sind, verpassen wir den einzigen Augenblick, den es gibt, und gehen innerlich leer durch die Welt.
Juliane bewegt sich wie ein Zombie durch ihre Tage in Berlin und träumt von einer zukünftigen Liebe. Sie urteilt über Unglück und Erfolg, Fortschritt, Rückzug, Gewinn und Verlust. Alle diese Urteile fällt sie gemäß den Rollen, die das Drehbuch zuweist. Die Tatsache, dass sie von sich aus keinerlei Bedeutung haben, wird durch die Leichtigkeit aufgezeigt, mit der sich diese Etiketten mit anderen Urteilen ändern, die auf Grund anderer Aspekte der Erfahrung getroffen werden. Und wenn Juliane dann zurückschaut, glaubt sie, eine andere Bedeutung in dem zu sehen, was vorausgegangen ist. Was hat sie tatsächlich getan, außer zu zeigen, dass es dort keine Bedeutung gab?
Ein gemeinsamer Zweck ist das einzige Mittel, wodurch die Wahrnehmung stabilisiert und der Welt und sämtlichen Erfahrungen hienieden nur eine einzige Deutung gegeben werden kann. Entrinnen aus dem Urteil - und damit aus der Schuld - liegt einfach in diesem: Alle Dinge haben nur einen einzigen Zweck, den wir mit der ganzen Welt teilen. Der wirkliche Sinn und Zweck dieser Welt ist, dass sie zur Berichtigung unseres Unglaubens genutzt wird. Der Sinn und Zweck der Zeit ist einzig und allein, »uns Zeit zu geben«, für diesen Berichtigungsprozess. Unser einzig wahrer Sinn und Zweck ist also die Erlösung (SÜHNE) und das Mittel dafür ist die Vergebung. Die Vergebung entfernt die Blockaden, die uns daran hindern, uns der Gegenwart der LIEBE, die unser angestammtes Erbe ist, bewusst zu sein. Die Erlösung sorgt dafür, dass die LIEBE wieder durch uns hindurch leuchten und sich ausdehnen kann. Unser Glück und unsere Funktion sind eins, weil GOTT uns beide gegeben hat.
Sorge hingegen ist Angst und Angst ist nicht LIEBE. Sorge ist Lieblosigkeit. Sorge ist immer ein Ausdruck unseres mangelnden Vertrauens in die Stärke GOTTES. Sorge ist der Glaube, dass Wirkliches bedroht sein könnte.
Erst durch LIEBE wird jeder Moment an sich wertvoll. Dann fragen wir nicht mehr nach dem Sinn. Wenn jemand fragt, was ist der Sinn des Lebens, dann wissen wir, dass ihm LIEBE fehlt. Wenn jemand fragt, was bedeutet das Leben, dann fragt er, weil er noch nie geliebt hat. Wenn jemand liebt, dann fragt er nicht nach dem Sinn des Lebens. Er kennt den Sinn, er braucht nicht zu fragen. Der Sinn ist da: LIEBE ist der Sinn des LEBENS.
Ohne LIEBE hat das Leben keine Poesie. Ohne LIEBE existiert der Baum, aber er erblüht nicht. Ohne LIEBE können wir nicht tanzen, nicht feiern, wir können uns nicht dankbar fühlen, nicht andächtig sein. Ohne LIEBE sind Tempel einfach normale Häuser, mit LIEBE wird ein normales Haus in einen Tempel verwandelt. Ohne LIEBE bleiben wir nur eine Möglichkeit - leere Gesten. Mit LIEBE werden wir zum ersten Mal echt.
Die Truman Show
Themen:Selbst-Konzept, falsche Wahrnehmung, Bewusstsein des Träumens, Erwachen
Die Truman Show ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Regisseur Peter Weir aus dem Jahr 1998 mit Jim Carrey in der Hauptrolle. Peter Weir, der sich in seinen Filmen immer wieder mit spirituellen Themen beschäftigte, wurde im Jahr 2022 der Ehrenoscar für sein Lebenswerk zuerkannt. Der Film Die Truman Show stellt eine der besten Beschreibungen des spirituellen Erwachens dar.
Im Mittelpunkt des Films steht der Versicherungsangestellte Truman Burbank, der - ohne es zu wissen - Hauptdarsteller einer Fernsehserie ist, deren Ziel es ist, das Leben eines Menschen von seiner Geburt an zu dokumentieren und per Live-Übertragung im Fernsehen zu präsentieren. Truman lebt in einer simulierten Realität. Zu diesem Zweck hat Christoph, der Produzent der Serie, Truman als Baby von seiner Firma adoptieren lassen und Seahaven, eine von Wasser umgebene Küstenstadt, unter einer riesigen Kuppel errichten lassen.
Dies ist ein fantastischer Film über das Erwachen, das Auflösen der Illusion und den Mut, dem Ruf des Herzens zu folgen. Die Welt ist eine Show, die vom Ego produziert und geleitet wird. Es beschäftigt viele Schauspieler, nutzt viele Schauplätze und Ereignisse in einer Zeitschleife und ist auf Umsatz, Marken- und Produktplatzierung angewiesen, um sich selbst zu erhalten. Die Show strebt nach Dramatik, Wiederholung, Ablenkung, Täuschung und greift letztlich auf die Angst zurück, sich selbst am Leben erhalten zu müssen. Für den schlafenden Geist ist ein Leben ohne seine persönliche "Existenz" unvorstellbar und daher existenziell bedrohlich.
Moderator: "Was ist der Grund dafür, dass es Truman bisher niemals gelungen ist, die Wahrheit über seine Welt herauszufinden?"
Regisseur Christoph: "Wir akzeptieren die Realität der Welt, die uns dargeboten wird. So einfach ist das!" (Filmzitat)
“Ich mache die Welt von allem los, wofür ich sie hielt. Was außer deinen Überzeugungen hält die Welt in Ketten? Und was außer deinem Selbst kann die Welt erlösen? Überzeugungen sind tatsächlich machtvoll. Die Gedanken, die du denkst, sind mächtig, und Illusionen sind ebenso stark in ihren Wirkungen, wie es die Wahrheit ist. Ein Irrer denkt, die Welt, die er sieht, sei wirklich, und zweifelt sie nicht an. Noch lässt er sich davon abbringen, wenn die Wirkungen seiner Gedanken hinterfragt werden. Erst wenn ihre Quelle infrage gestellt wird, kommt die Hoffnung auf Freiheit endlich zu ihm.” (EKIW: Lektion 132, 1.)
Das Ego ist der Gefangene und das Gefängnis. Im Film ist Truman der Gefangene, der "Held" des Traums, Christoph ist die Stimme des Egos und der Schöpfer des Gefängnisses namens Seahaven - die kleine isolierte Welt, die Zuflucht, des "Helden", des Körpers. Die Symbolik des Films ist absolut einzigartig, selbst die Namen der Protagonisten sprechen für sich. Truman klingt wie „true man“, "wahrer Mensch", denn Truman steht für die Illusion eines scheinbar echten Menschen, eines von GOTT und seinen Mitmenschen getrennten Individuums. Die ganze Welt ist eine gigantische Show, die Individualität und damit Trennung wirklich erscheinen lassen soll - die Truman-Show. Christoph, die Stimme des Egos, klingt wie "Christ off", was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Christus ist ausgeschaltet" - ein wunderbares Symbol für die gottlose Welt des Egos.
Sobald die Show als nichts weiter als eine erfundene Nachahmung vergangener Erinnerungen erkannt wird, scheint die Show nicht mehr Realität zu sein. Sobald wir die Show aus der von der Angst befreiten Perspektive sehen, ist die Show tatsächlich vorbei, weil die Angst als unwirklich entlarvt wurde und alle Charaktere und Fassaden daher ohne Bedeutung sind. Wir sind das Licht der Welt und nicht mehr eine Figur auf der Leinwand. Unser Königreich ist nicht von dieser Welt.
Der Film zeigt ein paar sehr entscheidende Momente auf dem spirituellen Weg. Lange Zeit sind wir von der Realität der Illusion so überzeugt, dass wir nicht den geringsten Zweifel daran haben. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem, wie im Film, "ein Scheinwerfer vom Himmel fällt" und die ersten Zweifel in unserem Geist aufkommen. Sehr oft ist dies ein heiliger Augenblick oder eine Offenbarung, ein kurzer Blick hinter die Kulissen. Von diesem Zeitpunkt an ist nichts mehr so wie vorher, jetzt sitzt der Zweifel in unserem Herzen und es braucht nur unseren Mut, dem Ruf des Herzens zu folgen und uns auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Damit beginnt die spirituelle Suche.
Je näher wir der Wahrheit kommen, desto herausfordernder wird der spirituelle Weg. Kurz vor der Befreiung werden wir mit unserer größten Angst konfrontiert - der Angst vor dem Tod. Im Film ist es Trumans Angst vor dem Wasser, denn in seinem Unterbewusstsein befindet sich die Erinnerung an den Tod seines Vaters, der bei einem Segeltörn ertrank. Auf seinem Weg in die Freiheit konfrontiert ihn das Ego daher mit eben dieser Angst und erzeugt bei seiner Flucht mit dem Segelboot einen katastrophalen Sturm. Truman schreit: „Du musst mich töten!“ und der Sturm wird stärker. Doch an diesem Punkt kennt Truman die Wahrheit, bleibt standhaft und schreit dem Sturm des Egos entgegen: ”Das ist alles, was du hast?!”
Was Angst vor dem Tod zu sein scheint, ist in Wirklichkeit seine Anziehungskraft. In Wahrheit ist es nicht die Angst vor dem Tod, mit der der "Held" des Traums konfrontiert wird, sondern die Angst vor GOTT. Niemand kann unerschrocken auf die Angst vor GOTT schauen, wenn er die BERICHTIGUNG nicht angenommen und gelernt hat, dass Illusionen nicht wirklich sind. Es braucht einige Vorbereitung, um die Angst vor GOTT anzuschauen. Nur die geistig Gesunden können den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit mit Erbarmen und mit Mitgefühlt betrachten, aber ohne Angst.
Jesus spricht: „Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet.
Und wenn er findet, wird er bestürzt sein.
Und wenn er bestürzt ist, wird er erstaunt sein.
Und er wird König sein über das All.“ (Thomas-Evangelium, Logion 2)
"Sei froh, dass du suchen musst.
Sei auch froh, zu lernen, dass du nach dem Himmel suchst
und das Ziel, das du wirklich willst, auch finden wirst.
Niemand kommt umhin, dieses Ziel zu wollen und es am Ende zu erreichen."
"Ein winziger Moment der Überraschung wird dich vielleicht innehalten lassen,
bevor du merkst, dass die Welt,
die du vor dir siehst im Licht, die Wahrheit spiegelt, die du gekannt
und nicht ganz vergessen hast, als du fortgegangen bist in Träumen." (EKIW: Lektion 131)
Free Guy
Themen:Gefallsucht, wahre Identität entdecken, Zweck, Zusammenarbeit, Inspiration, Würdigkeit, Rollen transzendieren, sich der Liebe öffnen, energetische Verbindung, Bewusstsein des Träumens
Free Guy ist ein US-amerikanischer Film von Shawn Levy aus dem Jahr 2021. Im Film spielt Ryan Reynolds in der Titelrolle einen Nicht-Spieler-Charakter in einem Open-World-Videospiel, der zunächst nicht weiß, dass die Welt, in der er lebt, nicht real ist. Immer wieder wurde der Film daher mit The Truman Show verglichen, jedoch für die heutige Generation, und Guy mit der Figur Neo in The Matrix, weil er nicht weiß, dass die Welt um ihn herum nur eine Simulation ist.
“Mmh. Das ist der fabelhafteste Kaffee den es gibt. Ich will einen Song darüber schreiben.”
“Und ich will zu diesem Song die Hüften schwingen.”
“Ich liebe mein Leben. Ich habe meinen Weg gefunden und werde ihn nie wieder verlassen.”
“Darum heisst es Komfortzone, weil so verdammt komfortabel ist.” (Filmzitat)
In Free City habe ich alles, was ich brauche, denkt Guy und folgt damit genau den Einflüsterungen des Egos, das will, dass wir mit der von ihm geschaffenen Welt soweit zufrieden sind, damit wir sie nicht hinterfragen. Die Welt der Dualität ist das illusorische Versteck für den schlafenden Geist, der glaubt, sich von GOTT getrennt zu haben. Zu diesem Geist sagt das Ego: "Sei zufrieden mit dem Körper, und die Welt ist dein neues Zuhause. Wir werden alles wiederherstellen, was du in der Einheit zu haben schienst. Und Gott kann nicht hereinkommen und dich hier finden, du wirst deine Privatsphäre haben und du kannst alles tun, was du willst."
Free Guy ist eine witzige und actionreiche Komödie, die uns dazu bringt, die Wirklichkeit einer Welt zu hinterfragen, die auf Trennung und Hierarchie beruht, in der einige die Macht haben und andere nur eine Nebenrolle spielen. GOTT würde niemals eine so geteilte und trennende Welt erschaffen! Diese Welt der Begrenzung, die wir für die Realität hielten, ist lediglich eine Simulation - eine Projektion einer winzigen verrückten Idee der Trennung.
“Lass uns den Traum, den er weggegeben hat, dem Träumer zurückerstatten, der den Traum als von sich separat und als etwas wahrnimmt, was ihm angetan wird. In die Ewigkeit, wo alles eins ist, kam eine winzig kleine Wahnidee geschlichen, und GOTTES SOHN erinnerte sich nicht daran, sie auszulachen. Und weil er das vergaß, ist der Gedanke zu einer ernsten Idee geworden und sowohl der Umsetzung als auch realer Wirkungen fähig.” (EKIW: Kapitel 27, VIII. 6. 1.-3.)
Der Protagonist des Films ist Guy, eine Videospielfigur, die in der virtuellen Welt von Free City lebt. In diesem Spiel arbeitet Guy als Bankangestellter und führt ein sich wiederholendes Leben, das dem vieler anderer in dieser Welt nicht unähnlich ist. Er geht jeden Tag der gleichen Routine nach, fühlt ein Gefühl der Leere und sehnt sich nach etwas mehr. Lange Zeit versucht er, sich durch positives Denken von der inneren Leere abzulenken. Doch Guy spürt, dass es mehr im Leben geben muss als das, was er im Spiel erlebt.
Guy wird als NPC oder „Nicht-Spieler-Charakter“ bezeichnet. Er ist Teil der Nebenfiguren und soll nicht von seiner programmierten Rolle abweichen. Guy beginnt jedoch, Erfahrungen zu machen, die über seine üblichen Muster hinausgehen, und beginnt, die Natur seiner Existenz zu hinterfragen, um sich schließlich von den ihm auferlegten Beschränkungen zu befreien. Ryan Reynolds überschäumende Euphorie ist einfach ansteckend, wenn er sich als glücklicher Schüler in der Rolle des Guy auf den Weg in die Freiheit macht.
Guy lernt Molotov Girl kennen, eine Spielerin, mit der er eine tiefe Verbindung eingeht und die seinen Wunsch teilt, sich der wahren Bestimmung zu öffnen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Suche, um die Grenzen des Spiels zu hinterfragen und ihr wahres Potenzial zu entdecken. Es erwartet uns eine tiefere Bestimmung, die uns über die Grenzen dieser simulierten Realität hinausführen wird!
Die Insel (Originaltitel: The Island) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film von Michael Bay aus dem Jahr 2005. Die Handlung spielt aus damaliger Sicht in der Zukunft - im Jahr 2019 - und beschreibt das Leben nach einer angeblichen Pandemie. Das allein zeigt schon, dass der Film inspiriert ist, denn der Regisseur konnte nicht wissen, dass es 2019 um eine Pandemie gehen würde.
Die Hauptrollen spielten Ewan McGregor und Scarlett Johansson. Der Film wurde vielfach kritisiert. In den USA wurde mehrfach die massive Produktplatzierung kritisiert. So wird unübersehbar für mehrere große Sportartikel- und Kommunikationskonzerne geworben. Wenn wir den Film aus rein weltlicher Sicht betrachten, lässt sich vieles kritisieren und noch viel mehr missverstehen. Und auch wenn in der zweiten Hälfte weniger gut inszenierte Action die Oberhand gewinnt, so ist es doch, wenn man die Symbolik betrachtet, ein Film, der mit vielen guten Ideen, starken Darstellern und dem Verzicht auf unnötige Komik oder übertriebenes Pathos auf das Erwachen aus der Ego-Illusion verweist. Gerade das Product Placement ist eine wunderbare Beschreibung unserer Welt, ebenso wie das ständige Bemühen um Gesundheit und Fitness. Das ist die Welt, die wir im unerlösten Zustand für die Wirklichkeit halten. In dieser Welt suggeriert uns das Ego ständig, dass wir etwas Besonderes sind.
"Du bist etwas Besonderes, etwas ganz Besonderes.” (Filmzitat)
Bei der Betrachtung dieses Films ist es wichtig zu verstehen, dass die schwarz gekleideten Figuren die Stimme des Egos symbolisieren. In esoterischen Kreisen taucht immer wieder die Idee auf, dass wir von äußeren Mächten kontrolliert werden. Auf dem spirituellen Weg gilt es zu verstehen, dass es keine äußeren Mächte gibt. Es gibt nur den Wunsch nach Trennung in unserem eigenen schlafenden Geist, der eine Welt der Dualität träumt, eine Welt der Trennung von GOTT.
“Was ist Gott?"
"Wenn Du dir was wünscht und die Augen schließt, um darum zu bitten.
Dann ist Gott der Kerl, der dich ignoriert!” (Filmzitat)
Unser Bewusstsein ist der Empfangsmechanismus, der Botschaften von oben oder unten empfängt, entweder vom HEILIGEN GEIST - der die Verbindung zu unserer Wirklichkeit symbolisiert - oder vom Ego. Der Prozess der spirituellen Befreiung ist kein Kampf gegen externe Mächte, sondern ein Entscheidungsprozess in unserem Bewusstsein, der am Beginn des Weges häufig als Kampf erlebt wird. Wir sind Gefangene unseres eigenen Glaubens an Trennung und davon müssen wir uns von IHM befreien lassen.
Das Ego - der Gedanke der Trennung in unseren eigenen schlafenden Geist - bietet uns einen Ersatz für die Wirklichkeit des HIMMELS an. Die Welt, in der die Protagonisten des Films am Anfang leben, ist der Versuch des Egos den HIMMEL zu ersetzen. Die Stimme des Egos versucht uns mit Unterhaltung und der Hoffnung auf ein zukünftiges Leben in einer besseren Welt in seiner Welt der Illusionen bei Laune und damit gefangen zu halten. Die Tatsache, dass den Klonen im Film körperliche Nähe verboten ist, ist ein Symbol dafür, dass echte Intimität im Geiste das Ego und damit die Illusion bedroht.
Das Ego gaukelt uns eine schöne, strahlende Welt vor, aber unter dieser Oberfläche liegt die dunkle Seite der Dualität. Auch die Welt außerhalb der strahlend weißen Arkologie im Film ist die Welt des Egos, allerdings der Blick auf die dunkle Seite. Wenn wir zum ersten Mal das ganze Ausmaß der Dunkelheit sehen, sind wir meist schockiert und werden im ersten Moment erst recht wieder der Stimme des Egos folgen und versuchen, die Dunkelheit nach außen in böse Mächte zu projizieren. Doch all die bösen Mächte und all unsere scheinbaren Gegner sind einzig und allein Angriffsgedanken in unseren schlafenden Geist.
Die Filmfigur Dr. Merrick beschließt, alle verbliebenen Klone einer minderwertigen Serie zu vernichten. Sie sollen gruppenweise in eine als Gaskammer genutzte Brennkammer gebracht und getötet werden. Beim Betrachten des Films sind wir versucht, bei solch grausamen Szenen wegzuschauen, aber genau das ist vor einigen Jahrzehnten auch in unserer scheinbar realen Welt passiert. Das ist unsere Welt der Alltagswahrnehmung …
Erst wenn in unserem Geist das Verlangen nach mehr als dieser Welt auftaucht, beginnt die spirituelle Suche.
"Was sind wir?"
"Oh, Mann. Wieso muss ich derjenige sein, er euch erzählt,
dass es keinen Weihnachtsmann gibt." (Filmzitat)
Eine Voraussetzung für die Suche nach der Wahrheit ist Neugier, der Wunsch, mehr über das Warum und Wozu dieser Welt zu erfahren. Solange wir mit dem, was uns hier geboten wird, zufrieden sind und uns darüber keine weiteren Gedanken machen, sind wir noch nicht bereit.
"Langweilt dich das eigentlich nicht?"
"Darüber hab ich mir keine Gedanken gemacht." (Filmzitat)
Eines Tages werden wir erkennen, dass diese Welt unserer alltäglichen, vom Ego gesteuerten Wahrnehmung eine Illusion ist, und in uns wird der Wunsch aufkommen, aus dieser Illusion zu erwachen. Dann beginnt der spirituelle Weg, der Weg, dessen Ziel die Erkenntnis unserer wahren IDENTITÄT ist.
Das Boot im Film ist ein Symbol für eine Reise. Hier geht es um eine Reise in den Geist, also um den spirituellen Weg. Der Name des Schiffes ist Renovatio. Das lateinische Wort renovatio bedeutet "Erneuerung" oder „Wiedergeburt“ - ein Symbol für das spirituelle Erwachen.
Der Film zeigt wunderbar, dass in einem reifen Bewusstsein - in einem erwachenden Bewusstsein - die Erinnerung an die wahre IDENTITÄT vorhanden ist. Außerdem wird auf eine sehr berührende Art und Weise aufgezeigt, dass das Erwachen aus der Illusion ein gemeinschaftliches Unterfangen ist, niemand erwacht alleine, denn das Erwachen löst die Illusion der Trennung auf. Der Protagonist des Films, Lincoln Six Echo, erkennt, dass die Befreiung erst vollendet ist, wenn alle befreit sind. Sein Name bezieht sich auf Abraham Lincoln, den 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten, dem es gelang, die Sklaverei in den USA abzuschaffen.
Auf dem spirituellen Weg ist es notwendig uns der Dunkelheit des Egos zu stellen, das heißt uns unserer Angst zu stellen. In den schlimmsten Momenten auf unserem Weg durch die Angst werden wir immer wieder auf mächtige Gefährten treffen, die uns an die Wahrheit erinnern:
“Ich weiß, dass Jesus euch liebt.” (Filmzitat)
Die Insel ist ein phantastischer metaphysischer Film, der den Prozess des Erwachens zeigt, von einem Zustand der Täuschung bis hin zur Erkenntnis, dass das, was als Leben angesehen wurde, gar nicht wirklich Leben war. Eine Gesellschaft von Männern und Frauen, die von Geburt an betrogen werden, müssen in diesem Sci-Fi-Actionfilm ihre wahre Identität entdecken. Die Hauptcharaktere sind in einer Beziehung die dem einzig wahren Zweck dient - der Befreiung aus der Illusion - verbunden, in der sie ihren Eingebungen folgen müssen und dabei immer intuitiver und entschlossener werden, um die Versuche des Egos zu überwinden, sie daran zu hindern, die Dunkelheit zu enthüllen. Es zeigt die Versuchung des Egos, sich zurückzuziehen und einen sicheren Hafen zu errichten, und den Ruf des GEISTES, die Liebe auf jeden auszudehnen, indem er tief in den Geist eindringt und ihn berichtigt, so dass sich die Illusion des Egos vollständig auflöst und das Licht durchscheinen und jeden befreien kann. Wenn sich jeder dem Licht öffnet, schließen sich sogar diejenigen, die ehemals als Feind erschienen sind, der Feier der Unschuld und Freiheit an.
Raum
Themen:falsche Wahrnehmung, wahre Identität entdecken, Angst vor Opfern, Loslassen der Form, Vergebung
Raum (Originaltitel: Room) ist ein Film von Lenny Abrahamson aus dem Jahr 2015. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Emma Donoghue, die auch das Drehbuch verfasste.
Raum (Roman)
Raum (englisch Room) ist ein Roman der irisch-kanadischen Schriftstellerin Emma Donoghue aus dem Jahr 2010. Der Roman erinnert an den österreichischen Kriminalfall von Josef Fritzl, der seine Tochter rund 24 Jahre lang in einer Kellerwohnung gefangen hielt, sie vergewaltigte, sieben Kinder mit ihr zeugte und diese teilweise ebenfalls unterirdisch gefangen hielt. Tatsächlich sei „Fritzl“ der Auslöser gewesen, meint Donoghue, „mehr aber nicht“. Sie habe vergleichbare Fälle auf der ganzen Welt untersucht.
Es geht hier nicht um die Aufarbeitung eines Kriminalfalls. Vielmehr geht es um die spirituelle Symbolik. Die Geschichte wird aus der Sicht und in der Sprache des fünfjährigen Jack erzählt, der mit seiner Mutter in einem 16 Quadratmeter großen Raum lebt und diesen noch nie verlassen hat:
Sind wir bereit, unsere Welt loszulassen? „Raum“ kann uns helfen, uns auf die Auflösung des Egos vorzubereiten. Durch Jacks Augen sehen wir, wie es ist, sich für etwas zu öffnen, das jenseits dessen liegt, was sich der Verstand vorstellen kann. Anfangs haben wir ein Gefühl dafür, wie unsere Welt aussieht; alles scheint einen Sinn zu ergeben und seinen Platz zu haben. Die Dinge, die keinen Sinn ergeben, werden wegdiskutiert und vergessen.
Mutter: “Du weißt doch..., Du weißt doch, dass Alice nicht immer im Wunderland war?"
Jack: "Sie fiel vorher in ein ganz tiefes Loch."
Mutter: "Genau, … und ich war nicht immer hier im Raum. Ich bin wie Alice.” (Filmzitat)
Schließlich werden die Überzeugungen und Annahmen, auf denen die Welt/Raum beruht, in Frage gestellt und als fadenscheinig und unsubstanziell angesehen. Bald beginnt die Welt, wie man sie kennt, auseinanderzufallen, und man erkennt, dass es etwas gibt, das so viel größer und wundersamer ist, als man es sich je erträumt hat. Sein Licht ist so hell, dass es zunächst blendend und unglaublich erscheinen kann. Diese Phase kann mit extremer Desorientierung, Verwirrung, einer „Identitätskrise“ usw. einhergehen. Vielleicht fühlen wir uns manchmal wie ein fünfjähriges Kind und wünschen sich, dass alles wieder so wird, wie es war.
Großmutter: “War es nicht schrecklich eng dort?"
Jack: "Hhhm, hhhm, war nicht eng. Raum ging in jede Richtung, bis ans Ende und wieder zurück. Und Ma war immer da!” (Filmzitat)
Allmählich wird uns klar, dass dieses neue „Zuhause“ das ist, wo wir hingehören (und wo wir schon immer waren, auch wenn wir es nicht sehen konnten). Schließlich blicken wir auf unsere alte Welt/Raum zurück und sehen, wie klein, bedeutungslos und unbedeutend es war; es hat keinen Wert und keine Anziehungskraft mehr. Die Dinge, von denen wir glaubten, dass sie uns Sicherheit und Kraft geben, werden sanft entfernt, wenn der Geist bereit ist. Unserer wahren IDENTITÄT muss nichts hinzugefügt werden, aber die Blockaden, die dem Bewusstsein dieser IDENTITÄT im Wege stehen, müssen tatsächlich entfernt werden, damit die Wahrheit erkannt werden kann.
Behalten wir Jack im Auge, während wir diesen Film sehen, und werden wir Zeuge einer symbolischen Reise von der Dunkelheit zum Licht. Diesen symbolischen Weg aus der dunklen Höhle ins helle Licht hat schon Platon in seinem Höhlengleichnis wunderbar beschrieben.
Black Mirror (Anthologie-Serie)
Black Mirror ist eine britische Science-Fiction-Serie von Charlie Brooker, die scheinbar verschiedenartige Auswirkungen der Verwendung von Technik und Medien auf die Gesellschaft thematisiert. Der „schwarze Spiegel“ des Titels ist der, den man an jeder Wand, auf jedem Schreibtisch, in jeder Hand findet: der glänzende Bildschirm eines Fernsehers, eines Monitors, eines Smartphones. Die Handlung der jeweiligen Folgen ist in sich abgeschlossen und erzählt eigenständige Geschichten, weswegen die Serie den Anthologie-Serien zugerechnet wird. In einigen Folgen finden sich allerdings Bezüge und Hinweise auf Ereignisse oder Objekte anderer Folgen. Die Serie wird weltweit bei Netflix per Streaming zur Verfügung gestellt.
Der Drehbuchautor dieser Serie, Charlie Brooker, ist Atheist, und so finden wir in diesen Filmen so gut wie keine Hinweise auf die Erlösung und die Liebe GOTTES, aber Brooker beschreibt mikroskopisch genau und bildgewaltig den Wahnsinn des Ego-Denksystems. Die Serie zeigt, was passiert, wenn der Spiegel, auf den wir unser persönliches Selbst projizieren, einen Riss bekommt, wir aber keine Verbindung zum HEILIGEN GEIST haben. Nur Episode 17 hat so etwas wie ein Happy End, alle anderen Episoden enden mehr oder weniger in Verzweiflung. Die Menschen kämpfen gegen “das System”, aber außer dem Kampf haben sie nichts und so enden sie zwangsläufig in einem Gefühl der Vergeblichkeit, in Depression und Tod. In dieser Fernsehserie geht es nicht wirklich um die Auswirkungen moderner Technik und Medien, sondern um die Auswirkungen des Ego-Denksystems. Nicht die moderne Technik und die Medien sind das Problem, sondern das Ego-Denksystem und die Leugnung unserer Einheit mit GOTT.
“Es braucht einige Vorbereitung, um die Angst vor GOTT anzuschauen. Nur die geistig Gesunden können den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit mit Erbarmen und mit Mitgefühlt betrachten, aber ohne Angst. Denn nur wenn sie daran teilhaben, scheinen diese furchterregend zu sein, und du hast so lange daran teil, bis du deinen Bruder mit vollkommenem Glauben und vollkommener Liebe und Zärtlichkeit ansiehst. Vor der vollständigen Vergebung stehst du und hast noch immer nicht vergeben. Du hast Angst vor GOTT, weil du deinen Bruder fürchtest. Diejenigen, denen du nicht vergibst, fürchtest du. Und niemand gelangt zur Liebe mit Angst an seiner Seite.” (EKIW: Kapitel 19, IV. D. 11.)
Black Mirror schildert den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit des Egos völlig ungeschminkt und glasklar, ohne Verweis auf die Erlösung und die Liebe GOTTES. Das macht das Anschauen dieser Serie zu einer gewissen Herausforderung und erfordert Vorbereitung. Ich empfehle dir daher, dir diese Serie nur anzuschauen, wenn du bereits eine gute Verbindung zum HEILIGEN GEIST hast und auf keinen Fall mit der ersten Folge zu beginnen! Im Folgenden sind einige ausgewählte Folgen und das jeweilige zentrale Thema der Folge aufgelistet:
Folge 3 “Das transparente Ich”: Vergangenheit und die besondere Beziehung
Unser Festhalten an der Vergangenheit verursacht unsägliches Leid. Wir können nur durch die Schuld an der Vergangenheit festhalten. Denn die Schuld legt fest, dass wir für das, was wir getan haben, bestraft werden, und ist somit von der eindimensionalen Zeit abhängig, die von der Vergangenheit zur Zukunft hin verläuft. Schuldgefühle erhalten die lineare Zeit. Sie erzeugen Vergeltungs - oder Verlassenheitsängste und sorgen auf diese Weise dafür, dass die Zukunft so sein wird wie die Vergangenheit. Das ist die Kontinuität des Ego. Deswegen investiert das Ego sehr stark in die Vergangenheit und glaubt am Ende, dass die Vergangenheit der einzige bedeutungsvolle Aspekt der Zeit ist. Durch die Auffassung, dass man für die Vergangenheit in der Zukunft bezahlen muss, wird die Vergangenheit zum bestimmenden Faktor für die Zukunft, der die beiden ohne eine dazwischenliegende Gegenwart zu etwas Kontinuierlichem macht.
“Es ist unmöglich, die Vergangenheit loszulassen, ohne die besondere Beziehung aufzugeben. Denn die besondere Beziehung ist ein Versuch, die Vergangenheit aufs neue zu inszenieren und zu verändern. Eingebildete Kränkungen, erinnerter Schmerz, vergangene Enttäuschungen, wahrgenommene Ungerechtigkeiten und Entbehrungen gehen alle in die besondere Beziehung ein, die zu einer Weise wird, wie du deine verletzte Selbstachtung wiederherzustellen suchst. Welche Basis hättest du ohne die Vergangenheit, um einen besonderen Partner auszuwählen? Jede derartige Wahl wird wegen etwas Bösem in der Vergangenheit getroffen, an das du dich klammerst und wofür jemand anders sühnen muss.” (EKIW: Kapitel 16, VII. 1.)
“In der besonderen Beziehung sieht es nicht so aus, als suchtest du ein Ausagieren von Rache. Und sogar dann, wenn Hass und Brutalität für kurze Zeit durchbrechen, ist die Illusion der Liebe nicht tiefgreifend erschüttert. Doch das eine, bei dem das Ego nie zulässt, dass es das Bewusstsein erreicht, ist, dass die besondere Beziehung das Ausagieren von Rache an dir selbst ist. Was könnte sie denn sonst sein? Wenn du die besondere Beziehung suchst, suchst du nicht nach der Herrlichkeit in dir. Du hast verleugnet, dass sie in dir ist, und die Beziehung wird zu deinem Ersatz dafür.” (EKIW: Kapitel 16, VII. 5. 1.-6.)
Alle Heilung ist eine Befreiung von der Vergangenheit. Die SÜHNE ist die Einrichtung, durch die wir uns von der Vergangenheit befreien können, während wir vorwärts gehen. Der Frieden GOTTES steht am Zeitenende. In der Wirklichkeit des »Jetzt« - ohne Vergangenheit oder Zukunft - beginnt die Würdigung der Ewigkeit. Denn nur »jetzt« ist hier, und nur »jetzt« bietet die Gelegenheit für die heiligen Begegnungen, in denen die Erlösung gefunden werden kann.
Folge 6 “Die Waldo-Kandidatur”: Angst ist die Ursache des Ärgers
Ein Komiker kämpft gegen das politische Umfeld und gegen die Kandidaten im Wahlkampf um die Mitgliedschaft im Parlament. Dadurch zerstört er auch eine beginnende Liebesbeziehung. Er endet in einem Gefühl der Vergeblichkeit und in Depression als Obdachloser unter einer Brücke. Diese Episode veranschaulicht folgende Lektionen:
Lektion 5: “Ich rege mich nie aus dem Grund auf, den ich meine.”
Lektion 8: “Mein Geist ist mit vergangenen Gedanken beschäftigt.”
Lektion 11: “Meine bedeutungslosen Gedanken zeigen mir eine bedeutungslose Welt.”
Lektion 12: “Ich rege mich auf, weil ich eine bedeutungslose Welt sehe.”
Lektion 13: “Eine bedeutungslose Welt erzeugt Angst.”
Lektion 15: “Meine Gedanken sind Bilder, die ich gemacht habe.”
Lektion 24: “Ich nehme nicht wahr, was zu meinem Besten ist.”
Lektion 26: “Meine Angriffsgedanken greifen meine Unverletzlichkeit an.”
Folge 7 “Weiße Weihnacht”: Die besondere Beziehung
“Die besondere Beziehung hat den imposantesten und täuschendsten Rahmen aller Abwehrmechanismen, deren das Ego sich bedient. [...] Lass deinen Blick nicht auf dem hypnotischen Glanz des Rahmens haften. Sieh das Bild an und begreife, dass der Tod dir angeboten wird.”(EKIW: Kapitel 17, IV. 8.-9.) Diese Folge zeigt auf beeindruckende Weise die Suche nach der Liebe auf der Ebene der Form - auf der sie nicht zu finden ist. “Suche und finde nicht” lautet das Versprechen des Egos.
Folge 8 “Abgestürzt”: Gefallsucht, Besonderheit, Loslassen
„Dein Wert wird nicht durch Lehren oder Lernen begründet. Dein Wert ist von GOTT begründet. Solange du dies bestreitest, wird alles, was du tust, angstbesetzt sein, besonders jede Situation, die sich für den Glauben an Überlegenheit und Unterlegenheit anbietet. [...] Noch einmal: Nichts, was du tust oder denkst oder wünschst oder machst, ist nötig, um deinen Wert zu begründen. Dieser Punkt ist - außer in Wahnvorstellungen - unumstritten. Dein Ego steht nie auf dem Spiel, weil GOTT es nicht erschaffen hat. Dein reiner Geist steht nie auf dem Spiel, weil ER ihn schuf. Jegliche Verwirrung in diesem Punkt ist wahnhaft, und keine Art der Hingabe ist möglich, solange dieser Wahn andauert.“ (EKIW: Kapitel 4, I. 7.)
In der Ego-Identifikation beurteilen und bewerten wir ständig uns selbst und unsere Mitmenschen. Jede Interaktion beinhaltet eine Bewertung von uns selbst oder einem anderen, die nach oben oder unten gehen kann - Daumen rauf oder Daumen runter. Das hängt mit dem inneren Kritiker in unserem Kopf zusammen, der ständig alles bewertet: „Das lief gut“ oder „Das lief nicht gut“.
Im Zeitalter der sozialen Medien wird diese egoische Geisteshaltung immer sichtbarer und gewinnt in unserem privaten und öffentlichen Zusammenleben immer mehr an Bedeutung. "Likes" als Währung für das eigene Selbstwertgefühl und die Beliebtheit in der eigenen sozialen Gruppe ist eine Auswirkung im privaten Bereich. Das Sozialkredit-System in der Volksrepublik China ist ein Beispiel für die Auswirkungen im öffentlichen Bereich. Die chinesische Gesellschaft soll durch Überwachung und im Internet öffentlich einsehbaren Punktestand zu mehr „Aufrichtigkeit“ im sozialen Verhalten und politischer Loyalität erzogen werden. Ein niedriger Punktestand kann zu Einschränkungen im Alltag führen, etwa beim Zugang zu sozialen Diensten oder der Arbeitsplatz- und Ausbildungssuche. Wichtig: Es geht hier nicht um ein Urteil über die chinesische Regierung oder den technologischen Fortschritt, sondern darum, die “Dynamik” des Egos zu erkennen.
Das erinnert uns auch noch an eine andere Aussage Jesu, nämlich dass wir nicht versuchen sollen, unseren Geist selbst zu ordnen. Denn wenn auch die Ordnung, die wir unserem Geiste auferlegen, das Ego begrenzt, so begrenzt sie uns nicht minder. Ordnen heißt urteilen und durch Beurteilung arrangieren. Deshalb ist das nicht unsere Funktion, sondern die des HEILIGEN GEISTES. Wir haben keine Basis, um unsere Gedanken zu ordnen.
Wie sich dieses ständige Beurteilen auf die Einladung zu einer Hochzeit auswirken kann, zeigt uns diese Folge. Diese Episode ist außerdem ein großartiges Gleichnis für Berichtigung und Loslassen. Sie entlarvt das Motiv der Reziprozität, der Idee des notwendigen Ausgleichs als soziales Prinzip und den Versuch, durch nettes Verhalten und das Streben nach Anerkennung zu gewinnen. Sie zeigt, dass diese Motive uns niemals glücklich machen werden. Wie Jesus uns in EKIW erinnert, ist unsere Toleranz für Schmerz nicht grenzenlos.
Der Daumen nach unten bedeutete im antiken Rom den Tod in der Arena. Das Spiel, es in der Gesellschaft zu schaffen, ist wie eine Todesspirale, die so verkleidet ist, als ob sie völlig angemessen wäre. Doch wenn man sich darauf einlässt, gibt es nie ein Happy End; es gibt immer einen Absturz, der einem zeigt, dass es nicht das war, was es zu sein schien. Es war Narrengold. Es sah so aus, als ob es etwas zu bieten hätte, aber man kommt nie ganz an. Kein Versuch, dorthin zu gelangen, wird jemals erfolgreich oder ausreichend sein. Jede einzelne Interaktion ist wie ein Test, eine Beurteilung des eigenen Wertes, der intensiven Druck aufbaut. Diese Episode zeigt auf wunderbare Weise die Motive des Bekommen-Wollens und erinnert uns daran, dass es ein wahres Motiv des Gebens braucht, für ein glückliches Ergebnis.
Eine hilfreiche Art, diese Episode zu betrachten, besteht darin, zu sehen, dass uns die herrlichsten Gelegenheiten für wahre Vergebung auf die subtilste Weise gegeben werden. Was auch immer die Situation ist, was auch immer los zu sein scheint, die Antwort ist immer Vergebung, die uns wirklich alles bietet, was wir wollen!
Folge 14 “USS Callister”: Das Autoritätsproblem
“Das Problem der Autorität ist in Wirklichkeit eine Frage der Autorschaft. Wenn du ein Autoritätsproblem hast, dann immer deshalb, weil du glaubst, du seist der Autor deiner selbst, und deinen Wahn auf andere projizierst. Du nimmst die Situation dann so wahr, dass andere buchstäblich mit dir um deine Autorschaft kämpfen. Das ist der fundamentale Irrtum all jener, die glauben, sie hätten GOTTES Macht usurpiert.” (EKIW: Kapitel 3, VI. 8. 1.-4.)
Diese Folge hat das Autoritätsproblem zum zentralen Thema. Die Hauptfigur, Robert Daly, ist ein Virtual-Reality-Programmierer, der eine Weltraumserie erfunden hat. Er sieht sich als Opfer aller an seinem Arbeitsplatz, wo er sanftmütig und schwach ist und nicht weiß, wie er kommunizieren soll. In seiner Weltraumspiel-Phantasie ist er jedoch der oberste Kapitän, der über alle Figuren aus seinem Arbeitsleben herrscht.
Sowohl in seiner Arbeits- als auch in seiner Fantasiewelt gibt es Autoritätsprobleme. Das ist nicht anders als bei Menschen, die sich tagsüber durch ihre Lebensumstände gefangen fühlen, z. B. durch das Gefühl, emotional oder finanziell gefangen zu sein, oder durch einen Chef oder einen Partner, der übermächtig ist. Nachts erlauben sie sich vielleicht, in Träume der Fantasie zu flüchten. Dies ist ein gutes Beispiel für eine Überkompensation des Gefühls, im „Wachleben“ gefangen zu sein, um dann im Schlaf Träume von der Freiheit des Körpers zu haben, z. B. vom Fliegen. Aber damit kommen wir nicht in den Himmel. Wir können nicht von einer Illusion der Gefangenschaft in eine Illusion der Freiheit übergehen, weil wir in Wirklichkeit nirgendwohin gegangen sind; wir sind immer noch im Traum gefangen und erwachten nicht. Das Problem der Autorität ist der Glaube, dass wir ein fleischliches Selbst annehmen können, ein Selbstkonzept, das GOTT nicht erschaffen hat, und dann glauben, dass wir die Macht GOTTES an uns gerissen haben.
Wir können uns in diese Figuren sehr gut hineinversetzen, wenn in unserer Wahrnehmung noch eine gewisse Gefangenschaft herrscht. Wir können uns dabei ertappen, wie wir die Figuren in dieser Episode anfeuern, wenn sie versuchen zu entkommen. Ihr Wunsch nach Freiheit mag eine tiefe Saite in unserem Herzen anschlagen. Auch wenn unsere Bereitschaft zum Erwachen unterschiedlich ist, so haben wir doch alle den gleichen Wunsch im Herzen: unseren Geist zu erwecken und das Autoritätsproblem zu überwinden, wie es Jesus während seiner kurzen Zeit auf Erden so eindrucksvoll demonstriert hat.
Wenn dieser Film im Sinne der EKIW gedreht worden wäre, hätte er selbstverständlich ein anderes Ende, dann wäre kein Bruder zurück geblieben. Wenn wir uns hingegen über die Gefangenschaft des “Diktators” freuen, ist unser Autoritätsproblem noch immer nicht erlöst.
Folge 15 “Arkangel”: Eltern-Kind-Beziehung
Die weltliche Eltern-Kind-Beziehung ist immer von Sorge, Angst und dem Glauben an Besonderheit begleitet. Sorge ist Angst und Angst ist nicht LIEBE. Sorge ist Lieblosigkeit. Sorge ist immer ein Ausdruck unseres mangelnden Vertrauens in die Stärke GOTTES. Sorge ist der Glaube, dass Wirkliches bedroht sein könnte. Wenn wir selbst - ohne GOTTvertrauen - versuchen, das Leben und Wohlergehen unserer Kinder zu steuern und zu kontrollieren, werden wir nur Leid produzieren. Das wird in diesem Film auf sehr anschauliche Weise gezeigt. Die Folge endet mit dem Song “I’m a mother” von The Pretenders:
I′m a mother
Treat me like a mother
You wanna suck on my breast
It's no surprise you do
I′m the source and the force
You owe your life to, brother
Oh, oh, oh, I'm a mother
And I take like a mother
I understand blood
And I understand pain
There can be no life without it
Never doubt it
I'm a mother
…
Aber auch diese Folge zeigt wieder nur die Situation eines Menschen im Zustand der totalen Ego-Identifikation, ohne sich seiner Beziehung zu GOTT bewusst zu sein. Daher noch ein paar Worte dazu, wie wir es als Eltern besser machen können - auch wenn wir unseren Geist noch nicht vollständig dem HEILIGEN GEIST übergeben haben. Kinder werden bleibend nur durch die Wahrhaftigkeit ihrer erwachsenen Gefährten beeindruckt; Vorschriften oder sogar Beispiele sind auf die Dauer nicht wirksam. Wahrhaftig sind wir, wenn wir unserer Funktion in SEINEM Plan folgen und spirituell wachsen. Wenn wir jetzt wahrhaftig leben und wachsen, so wird ER auch für das scheinbare Morgen sorgen.
Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern und ihr Bedürfnis, sie zu beschützen, kommt daher, dass sie diese als einen Teil von sich betrachten. Niemand gibt etwas auf, was er als Teil von sich betrachtet. Doch unsere Kinder sind nicht unsere Kinder, sie sind Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach Erfüllung, sie sind der Ruf des Lebens nach Erkenntnis des wahren SELBST. Je mehr wir als Eltern die LIEBE GOTTES durch uns hindurch leuchten lassen, desto mehr sind wir ein Segen für alle Menschen in unserem Umfeld und damit auch für unsere Kinder.
Folge 17 “Hang the DJ”: Transformation durch Beziehung
Diese Folge hilft uns dabei, das egoische Konzept der besonderen Liebesbeziehung zu entmystifizieren. Wir erkennen, dass diese Welt nur dazu da ist, uns von der Erinnerung an unseren Ursprung abzulenken. Ein zentraler Baustein der Mauer, mit der uns das Ego gefangen hält, ist die besondere Liebesbeziehung. Die besondere Liebesbeziehung ist die Hauptwaffe des Ego, um uns vom HIMMEL fernzuhalten. In der besonderen Liebesbeziehung gibt es eine Vielzahl von Regeln zu befolgen. Um uns zu befreien, müssen wir erkennen, dass wir auf die falsche Stimme gehört haben und das Denksystem des Egos komplett loslassen. Die Erlösung erwartet uns im heiligen Augenblick - jenseits der linearen Zeit. Dafür ist es allerdings notwendig zu erkennen: 100% ist einfach, 99,8% ist unmöglich. Welchen Unterschied macht der Inhalt eines Traumes in Wirklichkeit? Entweder schläft man, oder man ist wach. Dazwischen gibt es nichts.
Frank und Amy treffen sich zu einem ersten Date, das von einer futuristischen Dating-App namens „Coach“ arrangiert wurde. Dieser digitale Coach bringt sie in arrangierte Beziehungen und verspricht, die gesammelten Informationen zu nutzen, um sie mit dem ultimativ passenden Partner zu verkuppeln. Diese Folge hat etwas sehr Schicksalhaftes an sich und wirft einen Blick auf den Zweck von Beziehungen. Die eigentliche Frage in einer Beziehung ist nicht die Kompatibilität, sondern ob die Beziehung dazu dient, mit unbewussten Überzeugungen in Kontakt zu kommen. Warum fühle ich auf eine bestimmte Weise? Es ist also wichtig, sich darüber klar zu werden: „Wozu ist das gut?“ Ist Vergebung meine Priorität? Nur Vergebung wird uns zu einer Transformation unseres Geistes führen.
Im Laufe der Zeit stellen Frank und Amy fest, dass diese Beziehungen einen tieferen Sinn haben, der über die Suche nach dem ultimativen Partner hinausgeht. Während das Ego Beziehungen benutzt, um einen Mangel zu füllen und den perfekten Partner auf der Zeitachse zu finden, benutzt der HEILIGE GEIST Beziehungen als Spiegel, um sich dessen bewusst zu werden, was die Wahrnehmung des Lichts im Moment blockiert. Die Beziehung spiegelt unserem Geist Aspekte zurück, die wir aus dem Bewusstsein verdrängt haben. Unser Bruder hilft uns tatsächlich, mit dem in Berührung zu kommen, was wir glauben, und wenn Versprechen gebrochen zu werden scheinen, wird es eine Übung in Vertrauen. Der HEILIGE GEIST sagt: „Das ist kein Grund zur Trennung, sondern eher eine Gelegenheit zur Heilung!“ Durch die Bereitschaft, transparent zu sein und sich gegenseitig alle dunklen Gedanken offenzulegen, erfahren wir wahre Verbindung und Vergebung.
Durch die Annahme dieses höheren Ziels für ihre Beziehung arbeitet der HEILIGE GEIST mit Frank und Amy und führt sie den ganzen Weg zur Versöhnung. Doch bevor sie der Welt entfliehen, müssen sie erkennen, dass die Welt nicht außerhalb ihres eigenen Geistes liegt. Diese Reise ist eine Transformation durch Beziehung, indem sie Ja sagen zum Ende des vom Ego diktierten Drehbuchs, und Ja sagen zu GOTT!
Folge 23 “Joan Is Awful”: Private Gedanken
In dieser Folge geht es um die Frage: Was macht es mit mir, wenn plötzlich jeder Mensch meine private Welt mit all meinen privaten Gedanken sehen kann? Nach dieser Folge wünscht man sich nichts sehnlicher, als von allen privaten Gedanken erlöst zu werden, dann versteht man, dass der wahre Friede darin besteht, nur noch mit und somit wie GOTT zu denken.
Memento
Themen:Schuld, Täuschung, Ungerechtigkeit, sich trauen den nächsten Schritt zu machen
Memento ist ein Film aus dem Jahr 2000 des Regisseurs Christopher Nolan, basierend auf der Kurzgeschichte Memento mori seines Bruders Jonathan. Das markanteste Merkmal des komplexen Films sind die beiden Handlungsstränge, von denen jeweils einer in der korrekten (Szenen in Schwarz/Weiß) und einer in entgegengesetzt chronologischer (Farbe) Reihenfolge der Szenen abläuft.
Tief in unserem Inneren lauert ein schrecklicher Gedanke. Er erzählt von der Zerstörung des HIMMELS und davon, dass GOTTES ewige LIEBE durch Angst, Schuld und Tod missbraucht wird. Nur deshalb fühlen wir uns unwohl. Die Welt, die wir sehen, ist nur eine Projektion des Verrats, den wir für wirklich halten. Wir rennen weiter, entschlossen, uns nicht zu erinnern, und unsere täglichen Urteile stützen unsere Vertuschung. Wenn man sein Imperium auf einer Lüge aufgebaut hat, lautet das oberste Gesetz: Vergiss die Lüge. Was für ein albernes Spiel wir spielen, wenn wir an das Unmögliche glauben und uns vor der Wirklichkeit verstecken, indem wir denken, wir wären etwas, das wir nicht sind. Die ewige Herrlichkeit des HIMMELS erwartet uns! Wir werden erkennen, dass nichts als eine lächerliche Illusion zwischen uns und SEINER LIEBE stand.
Shutter Island
Themen:Verleugnung, Stolz, Überlegenheit, Täuschung, Gesicht der Unschuld, Opferhaltung, Zeit, Vertrauen
Shutter Island ist ein US-amerikanischer Film von Martin Scorsese mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle. Mit wabernden Nebelschwaden und anderen klassischen Gruselfilmstilmitteln erzeugt Scorsese eine verblüffende Künstlichkeit, die rückblickend - und das ist der grandiose Clou von Shutter Island - völlig plausibel wird. Neben Leonardo DiCaprio sind zahlreiche bekannte Schauspieler wie Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Max von Sydow, Michelle Williams, Emily Mortimer, Patricia Clarkson, Ted Levine und John Carroll Lynch zu sehen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Dennis Lehane.
Die Weigerung, die Dunkelheit und das, was der Geist glaubt, getan zu haben, zu betrachten, führt zu einer Fantasiewelt voller Komplexität, Verwirrung und ausgeklügelter Abwehrmechanismen. Der Glaube an Trennung sitzt so tief, dass er ständig Zeugen der Opferrolle hervorruft. Schuld- und Angriffsgedanken werden auf Charaktere und Szenarien projiziert, um sie vor dem Bewusstsein zu verbergen. Unbewusste Schuld ist wie ein laufendes Band im Kopf, das Geschichten als Abwehr gegen die Wahrheit spinnt.
Während die Welt bereit ist, die Fantasie auszuleben, ist sie auch bereit, unter der Obhut und Führung des HEILIGEN GEISTES bei der Zerstörung der Täuschung zu helfen. Jeder spielt seine ihm zugewiesene Rolle, und alles, was es braucht, ist die Bereitschaft, jeden Glauben zu hinterfragen. Das Eingeständnis der Schuld ist ein erster Schritt zur Heilung. Vergebung für das, was man glaubt, getan zu haben (getrennt von GOTT), wird die Schuld loslassen. Die Welt, wie man sie kennt, ist eine erfundene Projektion. Durch eine zerbrochene Linse sind die Wahrnehmungen des Körpers Zeugen der Überzeugungen im gespaltenen Geist. Die Bereitschaft, der Dunkelheit ins Auge zu blicken, ist ein Schritt in Richtung Loslassen.
Black Swan
Themen:Perfektionismus, Gefallsucht, Stress, Gesicht der Unschuld, Stolz, Eifersucht, Sex, Opferhaltung, Loslassen der Kontrolle, Transzendenz von Rollen
Black Swan ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2010. Regie führte Darren Aronofsky; in den Hauptrollen sind Natalie Portman, Vincent Cassel und Mila Kunis zu sehen. Natalie Portman ist eine Performance von nahezu unbeschreiblicher Wucht gelungen. Sie ist in fast jeder Szene des Films zu sehen. Natalie Portman gewann sämtliche Filmpreise, bei denen sie als beste Darstellerin nominiert war. Der Film, die Darsteller sowie die Filmcrew gewannen über 25 Filmpreise und wurden für mehr als 35 weitere Auszeichnungen nominiert.
Schwanensee
Die Sage von der verzauberten Schwanenprinzessin, die nur durch wahre Liebe aus dem Bann des bösen Zauberers erlöst werden kann, ist bei vielen Völkern bekannt. In Schwanensee lassen sich häufige Motive zahlreicher Märchen nachweisen: Insbesondere die unglücklich verzauberte Prinzessin, die durch die Liebe eines Prinzen erlöst wird. Es ist einfach die zentrale Metapher unseres Lebens, wir sind magisch verzaubert in der Illusion der Trennung und nur in der LIEBE finden wir Erlösung.
Das zentrale Thema von Schwanensee und damit auch dieses Films ist das janusköpfige Selbstbild des Egos. In diesem Zusammenhang zeigt der Film auch auf sehr eindrucksvolle Weise die zerstörerische Wirkung von Stolz. Je kleiner wir uns innerlich fühlen, desto mehr müssen wir ein inneres Gefühl von Unzulänglichkeit, Unwichtigkeit und Bedeutungslosigkeit durch den Ersatz der Emotion Stolz kompensieren. Aufgrund der Verletzbarkeit von Aufblähung und Verleugnung ist ein stolzer Mensch ständig in der Defensive. Unsere wahre IDENTITÄT muss nicht verteidigt werden.
Die wahre spirituelle Reise führt durch die Dunkelheit zum Licht. Das Gesicht der Unschuld ist Teil des egoischen Selbstkonzepts, das versucht, perfekt zu sein, sich aber oft der Gnade der Welt ausgeliefert sieht. Auch wenn es in der Lage ist, perfekt zu sein, ist es im Kern schwach, denn es ist eine Verleugnung des wahren SELBST, der wahren Stärke. Schließlich kann das Aufrechterhalten der Maske und der Versuch, die persönliche Kontrolle über das Leben aufrechtzuerhalten, nicht von Dauer sein, und es entstehen Risse in der Struktur des Geistes. Wenn die falsche Wahrnehmung des Selbst abzufallen beginnt, kommt die Dunkelheit darunter zum Vorschein. Obwohl es verwirrend und beängstigend ist, durch diese Dunkelheit zu gehen, muss sie ins Bewusstsein gelassen werden, einschließlich der Anziehung und der Faszination für das, was verdrängt und verleugnet wurde, damit sie freigesetzt werden kann.
Angreifer und Opfer werden in diesem Film zusammengebracht, denn es wird deutlich, dass es nichts außerhalb des eigenen Geistes gibt. Wir sind weder das Gesicht der Unschuld noch das dunkle Selbst, das darunter liegt. Indem wir beides ins Bewusstsein lassen, um es zu sehen und zu transzendieren, können wir das, was wir wirklich sind, befreien.
American Beauty
Themen:Täuschung, Verleugnung, Gefallsucht, Depression, Scham, Sex, Familie, Projektion, Öffnung für die Liebe, Vergebung
American Beauty ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 1999. Der Filmtitel leitet sich von einer Rosensorte ab, der American Beauty. Die Produktion des Films in Steven Spielbergs DreamWorks-Studios erschien zunächst risikobehaftet, wurden doch zentrale amerikanische Werte und Mythen wie die Männlichkeit, die Cheerleaderin als sexuelles Traumobjekt, der Wunsch, etwas Besonderes zu sein, und das versprochene Paradies des suburbanen Lebens in Frage gestellt. Die Bildsprache war von vornherein darauf angelegt, Zweifel am Traum der unbegrenzten Möglichkeiten zu erwecken.
American Beauty strahlt gerade in den schwierigsten und heikelsten Momenten eines Films, wenn sich die Figuren offen zu ihren Gefühlen bekennen, eine wunderbare Herzenswärme aus. Es ist einer der besten Filme, um den eigenen Geist zu beobachten und auf diese Weise ganz und gar zur Ruhe zu kommen. So wie es Jesus schon vor zweitausend Jahren gesagt hat: “Werdet Vorübergehende.”(Thomas-Evangelium, Logion 42)
Lass mich alle Dinge genau so akzeptieren, wie sie sind. In einer Welt voller Merkwürdigkeiten und Versuchungen, in der sich alles zu verschieben und zu verändern scheint und Verzerrungen vorherrschen, gibt es eine ruhige Perspektive, die einfach in Frieden beobachtet.
Wo es Urteile gab, bleibt ein Segen, der nicht angetastet wurde. Alle Dinge wirken zum Guten zusammen, und in diesem heiligen Augenblick wird eine Plastiktüte, die im Wind tanzt und wirbelt, vom Punkt der Schönheit aus betrachtet. Gepriesen sei der GEIST, der alle Schönheit ist und die Schönheit des ganzen und vollständigen Wandteppichs des Kosmos wahrnimmt. Das ist wahre Vergebung.
Good Will Hunting
Themen:Wut, Unwürdigkeit, Angst vor Verpflichtungen, Lehrer/Schüler, Bereitschaft, Führung, die Maske fallen lassen, vergangene Assoziationen heilen
Good Will Hunting - Der gute Will Hunting (Originaltitel: Good Will Hunting) ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 1997 von Gus Van Sant. Der Titel des Films ist ein Wortspiel: Er bedeutet sowohl „Der gute Will Hunting“ als auch „Jagd nach dem guten Willen“. Die Hauptrollen spielen Robin Williams und Matt Damon, der zusammen mit Ben Affleck auch das Drehbuch schrieb. Matt Damon und Ben Affleck entwickelten es gemeinsam aus einer ursprünglich von Damon für eine Autorenklasse verfassten Kurzgeschichte. Damon wurde schließlich mit den Filmen Good Will Hunting und Der Soldat James Ryan bekannt.
Die Filmfigur Prof. Gerald Lambeau erwähnt Srinivasa Ramanujan und dessen Arbeitsverhältnis zu Godfrey Hardy (Cambridge) als Illustration für Wills Begabung (wobei er Ramanujans Herkunft übertrieben darstellt). Maguire (gespielt von Robin Williams) setzt den Mathematiker Theodore Kaczynski dagegen, der als Attentäter (“Unabomber”) bekannt wurde. Wenn unser Genie lediglich auf privaten Gedanken fußt, ohne Verbindung zu unserer Intuition, endet es naturgemäß in einer Katastrophe. Denken, das nicht in der Bewusstheit des wahren SELBST wurzelt, wird zum Selbstzweck und ist gestört. Klugheit ohne Weisheit, die aus der Stille kommt, erzeugt Leiden. Kaczynski erkannte sehr wohl den Wahnsinn dieser Welt, aber er war sich nicht bewusst, dass es seine Wahrnehmung der Welt ist und sein persönliches Selbst Teil dieses Wahnsinns ist. Aus einer mangelnden Verbindung zu GOTT resultiert das allzu bekannte Muster, die Welt durch Zerstörung des “Systems” retten zu wollen (“Macht kaputt, was euch kaputt macht”).
Indem wir unser Herz öffnen und lernen zu vertrauen, lernen wir, die Vergangenheit loszulassen und somit alle Verletzungen, Wut und Schuldgefühle loszulassen. Wir öffnen uns schließlich, um die sanfte Stimme der Liebe zu hören, die uns immer wieder daran erinnert: „Es ist nicht deine Schuld.“ Es ist lediglich unser unbewusster Glaube, das Ego, das versucht, dem schönen, großartigen inneren Wesen, das sich danach sehnt, zu leuchten und zu strahlen, eine Grenze zu setzen. Wir sehen die innere Schönheit, wenn wir bereit sind.
Dead Man Walking - Sein letzter Gang ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 1995, der sich mit dem Thema Todesstrafe auseinandersetzt. Die schauspielerischen Leistungen in diesem Film sind einfach großartig. In den Hauptrollen sind Sean Penn und Susan Sarandon zu sehen.
Der Film basiert auf authentischen Begebenheiten, die die Ordensschwester Helen Prejean in ihrem Buch Dead Man Walking - Sein letzter Gang schildert. Der Film kombiniert zwei wirkliche Straffälle, um einen tiefergreifenden Handlungsablauf zu erreichen. “Dead Man Walking” war der Ruf, den US-amerikanische Gefängniswärter benutzten, wenn ein zum Tode Verurteilter aus seiner Zelle zum Hinrichtungsraum geführt wurde. Die fiktive Figur des Matthew Poncelet ist zwei US-amerikanischen Mördern nachempfunden, die beide eine ähnliche Straftat begangen hatten und hierfür 1984 auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet wurden. Poncelets äußeres Erscheinungsbild ist deutlich an das von jenem Häftling angelehnt, den Helen Prejean tatsächlich bis zu seiner Hinrichtung begleitet hatte und über den sie die Buchvorlage Dead Man Walking - Sein letzter Gang schrieb.
Der Film verzichtet wunderbarer Weise auf Polemik für oder gegen die Todesstrafe, sondern erreicht mit äußerster künstlerischer Konzentration und sparsamen filmischen Mitteln eine Bewusstmachung der geistigen und geistlichen Hilfsbedürftigkeit auf beiden Seiten, der des Täters und der seiner Opfer. Der Versuch, der ‚Komplexität der Dinge‘ näherzukommen, führt unmerklich in die spirituelle Dimension. Und aus spiritueller Sicht gibt es eine klare Antwort: Vergebung.
Ordensschwester Helen ist ein beeindruckendes und sehr berührendes Beispiel für die Nachfolge Jesu Christi. Welchen Glauben es braucht, um innere Ängste und die Meinungen der Welt zu überwinden und die wahre Unschuld in sich zu finden. Welche Kraft es braucht, um über Äußerlichkeiten und Handlungen hinweg auf die Liebe zu schauen, die in uns wohnt, ohne Partei zu ergreifen oder einen Bruder oder eine Schwester zu verurteilen. Doch der Glaube wird offen belohnt, wenn wir lernen, wirklich zu vergeben und die Illusionen loszulassen, die wir fälschlicherweise über unser Selbst und die Welt hatten. Wir erfahren eine Freude, die nicht von dieser Welt ist.
“Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.” (Bibel: Johannes 8,32 - Filmzitat)
Adams Äpfel ist ein Film des dänischen Regisseurs und Drehbuchautors Anders Thomas Jensen aus dem Jahr 2005. Diese metaphysische Komödie erzählt mit biblischen Motiven und schwarzem Humor eine psychologisch dichte Erlösungsparabel. Ein Film, der uns hilft zu prüfen, ob wir die Welt wirklich vergeben haben.
Ivan ist ein Pfarrer, der mit unbedingter Güte und grenzenlosem Optimismus versucht, Straftäter auf Bewährung zu resozialisieren. Zu dem kleptomanischen Straftäter und Alkoholiker Gunnar und dem arabischen Tankstellenräuber Khalid gesellt sich der aggressive Neonazi-Anführer Adam. Auf die Frage des Pfarrers, welche Aufgabe er im Zuge seiner Resozialisierung erfüllen wolle, antwortet Adam voller Sarkasmus, einen Apfelkuchen backen zu wollen. Der Pfarrer nimmt Adam beim Wort.
Aber auch Pfarrer Ivan wird mit seinen eigenen Zweifeln konfrontiert, als Adam ihn auf das Buch Hiob hinweist. Das Buch Hiob ist Teil des Tanach und damit auch des Alten Testaments. Aus dem Namen und dem Schicksal Hiobs leitet sich der Begriff Hiobsbotschaft ab. Dahinter verbirgt sich das theologische Problem der Theodizee. Pfarrer Ivan stellt sich seinen Zweifeln und geht gestärkt aus der Erkenntnis hervor, dass es nicht Gott ist, der uns prüft, sondern der Teufel. Natürlich prüft und straft uns GOTT nicht. In Wirklichkeit bezieht sich die Hiobsgeschichte auf die Reaktion des Egos: Wenn wir uns GOTT nähern, dann tut das Ego nicht mehr so, als sei es unser Freund, sondern greift uns massiv an. Es werden Dinge geschehen, die unseren Glauben auf die Probe stellen. Teufel ist nur ein altes Wort für Ego.
Die erste Lektion von Ein Kurs in Wundern lautet: „Nichts, was ich sehe, bedeutet etwas.“ Die Dinge sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Es gibt kein akkumuliertes Lernen. Vergebung ist jetzt und Vergebung ist total oder gar nicht. Die relevante Frage beim Betrachten dieses Films ist nie, ob Ivan vergibt oder verdrängt, die einzig relevante Frage ist immer: Vergebe ich?
EKIW lehrt uns: Berichtigen wir einen Bruder nicht, weil unser Bruder der CHRISTUS ist. Vergebung bedeutet nicht, einen Fehler erst zu bewerten und dann zu vergeben. Vergebung bedeutet, dass wir das Verhalten von jemandem nicht sinnvoll interpretieren können. Wir wurden nicht mit dieser Fähigkeit geschaffen. Das Verhalten, das projiziert wird, stammt aus einer falschen Welt.
Es liegt eine heilende Kraft darin, Fehler nicht zu sehen. Es geht nicht darum, dass wir aufhören sollten zu urteilen, sondern darum, dass wir nie eine einzige Interpretation hatten, die wirklich war. Deshalb sollten wir uns nicht mit dem Aufgeben des Urteils abmühen, denn die einzige Erkenntnis, zu der wir kommen können, ist, dass wir überhaupt nie dazu fähig waren. Wir sind wirklich nicht fähig, zu urteilen. Das ist die gute Nachricht! Wir haben uns einfach in allem geirrt. Nichts ist so, wie es scheint. Versuchen wir nicht einmal, irgendetwas herauszufinden, essen wir einfach den Apfelkuchen am Ende.
“Gib auf, Adam, Gott ist auf meiner Seite.“ hört man Ivan mehrfach sagen. Am Ende des Films singen Adam und Ivan gemeinsam mit den Bee Gees "How Deep Is Your Love", mit der schönen Zeile: “It’s me who need to show: how deep is your love.” Als Lehrer GOTTES ist es an uns im Glauben an Lektion 50 “Ich werde von der LIEBE GOTTES erhalten.” zu leben und aus diesem Glauben heraus zu handeln. So lehren wir und folglich lautet Lektion 186: ”Die Erlösung der Welt hängt von mir ab.”
“I believe in you
You know the door to my very soul
You're the light in my deepest, darkest hour
You're my saviour when I fall” (How Deep Is Your Love - Bee Gees)
Precious - Das Leben ist kostbar (Originaltitel: Precious: Based on the Novel ‘Push’ by Sapphire) ist ein US-amerikanischer Film von Lee Daniels aus dem Jahr 2009. Der Film basiert auf einem Roman der Autorin Sapphire. In dem Film spielen Mariah Carey in der Rolle der Sozialarbeiterin Miss Weiss und Lenny Kravitz in der Rolle des Krankenpflegers John mit.
Dies ist ein weiterer Film, bei dem mir sofort die folgenden Zeilen aus dem Kurs in den Sinn kommen: “Nur die geistig Gesunden können den nackten Wahnsinn und die rasende Verrücktheit mit Erbarmen und mit Mitgefühl betrachten, aber ohne Angst. Denn nur wenn sie daran teilhaben, scheinen diese furchterregend zu sein, und du hast so lange daran teil, bis du deinen Bruder mit vollkommenem Glauben und vollkommener Liebe und Zärtlichkeit ansiehst.”(EKIW: Kapitel 19, IV. D. 11. 2.-3.)
Dieser Film zeigt uns die Macht des Geistes und unsere Fähigkeit, sie zu nutzen oder zu missbrauchen. Jesus lehrt in Ein Kurs in Wundern: ”Ich kann der Welt, die ich sehe, entrinnen, indem ich Angriffsgedanken aufgebe.”(EKIW: Lektion 23)
Der Glaube an die Opferrolle sitzt tief im schlafenden Geist, und solange wir glauben, dass wir den äußeren Umständen ausgeliefert sind, werden wir leiden. Erst wenn wir die volle Verantwortung für unseren Geisteszustand übernehmen und unsere Macht in Anspruch nehmen, uns für GOTT, Liebe, Frieden und Glück zu entscheiden - und alles zu vergeben, was wir zu wissen und zu sehen glauben -, wird der Seelenfrieden möglich.
Precious bewegt sich wie ein Zombie durch ihre Tage und träumt davon, von einem Ritter in glänzender Rüstung gerettet zu werden. Der HEILIGE GEIST lenkt sie jedoch in Form von Gedanken daran, vor der Klasse zu sitzen, lesen und schreiben zu lernen und eine liebevolle Familie zu haben. Ihre winzige Bereitschaft, Ja zu sagen und den vorgegebenen Schritten zu vertrauen, katapultiert sie in eine alternative Schule mit einer Lehrerin, die ihre Schüler liebt. Precious kommt in Kontakt mit der Macht der Entscheidung in ihrem Geist und ihre Welt verändert sich.
Ganz gleich, wie extrem unsere Lebenssituation zu sein “scheint“, wir haben immer die Macht, wieder zu wählen. In einem entscheidenden Moment der Akzeptanz sagt sich Precious: Ich weiß nicht, warum, aber ich mag mich so, wie ich bin.
GOTT hat uns perfekt erschaffen, und wir sind perfekt geeignet für die Rolle in SEINEM Plan, die wir erfüllen sollen.
Poor Things
Themen:Unwirklichkeit dieser Welt, Neugier, Unschuld, Körper, Sexualität, besondere Beziehung
Poor Things ist ein britischer Spielfilm von Giorgos Lanthimos aus dem Jahr 2023, basierend auf dem gleichnamigen Science-Fantasy-Roman von Alasdair Gray. Die Hauptrolle übernahm Emma Stone. Wir können diesen Film schon jetzt zu den metaphysischen Klassikern zählen, denn dass dieser Film etwas tief in uns berührt, zeigt auch die Tatsache, dass er in der Filmpreissaison 2023/24 für mehr als 300 Film- und Festivalpreise nominiert war und mehr als 60 davon gewonnen hat. Unter anderem gewann Poor Things vier Oscars, darunter einen für die Hauptdarstellerin Emma Stone.
Poor Things steckt voller Allegorien und Metaphern und sicher ist, dass der medial oft verwendete Frankenstein-Vergleich zu kurz greift und es in diesem Film auch nicht um Feminismus geht. Der Film zeigt uns, dass wir die Welt nicht verstehen können, sondern einzig und allein vergeben, um sie mit vollkommener Unschuld betrachten zu können. Mit gemalten Kulissen, das Bild mal schwarz-weiß, mal farbig, die Kamera als Fischauge oder dynamisch der Entwicklung Bellas folgend, das Ganze untermalt von einem atonalen Orchester, all das verweist wunderbar auf die Unwirklichkeit dieser Welt.
Dieser Film ist vor allem ein großer Berichtiger unserer idealistischen Vorstellungen zum Thema Körper und Sexualität. Jesus weist uns im Kurs darauf hin, dass wahres Lernen in der Welt genaugenommen verlernen ist.
“Das Problem liegt nicht darin, ob das, was der HEILIGE GEIST sagt, wahr ist, sondern ob du hören willst, was ER sagt. Du begreifst ebenso wenig, was schmerzhaft ist, wie du erkennst, was Freude bereitet, und neigst in der Tat sehr dazu, beides zu verwechseln. Die Hauptfunktion des HEILIGEN GEISTES besteht darin, dich zu lehren, sie zu unterscheiden.” (EKIW: Kapitel 7, X. 3. 3.-5.)
Der Film entlarvt auf sehr einfache Weise das Ego-Denksystem und seine Folgen, insbesondere die Vorstellung, wir könnten einen anderen Menschen besitzen oder hätten irgendein Anrecht auf ein bestimmtes Verhalten uns gegenüber.
Bella betrachtet die Welt mit Unschuld und ohne anerzogene Konzepte, also auch ohne Moral. Das erinnert uns daran, dass Moral ein Konzept einer Welt ohne GOTT ist, ein Konstrukt, das dazu da ist, den Wahnsinn des Egos einigermaßen in Grenzen zu halten, das aber keinen Sinn macht, wenn unser Geist wieder mit dem HEILIGEN GEIST verbunden ist. Dann strömt die LIEBE GOTTES durch uns in die Welt und LIEBE kennt keine Regeln.
Transcendence
Themen:Zweck, Zusammenarbeit, Angst vor Opfern, Geistesschulung, Kraft der Gedanken, Übersinnliche Fähigkeiten, Heilung, Loslassen von Besonderheit, Loslassen der Form, wahre Identität entdecken
Transcendence ist ein US-amerikanischer Film unter der Regie von Wally Pfister aus dem Jahr 2014 mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Christopher Nolan, für den Pfister schon als Kameramann arbeitete, und seine Produktionspartnerin Emma Thomas standen dem Projekt als Executive Producer zur Seite.
Dieser Film konfrontiert uns mit all unseren Ängsten vor künstlicher Intelligenz, vor Vernetzung, vor Überwachung, vor dem Verlust unserer Autonomie, vor dem Verlust unserer privaten Gedanken und damit letztlich mit unserer Angst vor der EINHEIT - vor GOTT. Während des Vortrags von Max Waters auf der „Evolve the Future“-Konferenz wird im Film kurz Elon Musk im Publikum gezeigt, der später mehrfach öffentlich vor der zerstörerischen Kraft der Künstlichen Intelligenz gewarnt hat.
Der Film erhielt überwiegend mittelmäßige bis schlechte Kritiken. Kein Wunder, denn das Ego versteht den Film nicht und will von der Wahrheit nichts wissen. Der Film zeigt auf eindringliche Weise, wie wir verzweifelt und mit aller Gewalt unser Menschsein und damit unsere Sterblichkeit verteidigen, wie wir unsere wahnwitzige Vorstellung von Liebe verteidigen und wie wir damit unseren Wunsch nach und unseren Glauben an Trennung zum Ausdruck bringen. Indem wir unser Menschsein verteidigen, erheben wir Anspruch auf unsere menschliche Natur und weisen unsere göttliche Natur zurück. Der Film zeigt, wie das Virus - das Ego - seine Autonomie verteidigt und dabei seine eigene Existenzgrundlage angreift.
“Die Raffiniertheit des Ego hinsichtlich seiner Selbsterhaltung ist enorm, stammt aber aus ebender Macht des Geistes, die das Ego verleugnet. Das bedeutet, dass das Ego das angreift, wodurch es erhalten wird, was extreme Angst zur Folge haben muss. Deshalb merkt das Ego nie, was es tut. Es ist vollkommen logisch, aber eindeutig wahnsinnig.” (EKIW: Kapitel 7, VI. 3. 1.-3.)
Evelyns Herzenswunsch ist es, die Welt zu heilen und zu verändern. Ihr Ehemann Will ist ein führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) und möchte die Natur des Geistes verstehen. Als Will von technologiefeindlichen Extremisten vergiftet wird, bleiben Evelyn und Will in Geist und Ziel vereint und überwinden die Notwendigkeit, dass Will in einem Körper lebt. Als Wills Bewusstsein weit über seine begrenzten Wahrnehmungs- und Fähigkeiten als Mensch hinauswächst, fürchten sich die meisten ihrer Freunde und Kollegen schnell vor seiner wachsenden Macht und projizieren ihre eigenen Ängste und Zweifel auf seine Motive.
Während Evelyn Will und ihrem gemeinsamen Ziel voll und ganz vertraut, strömen alle Ressourcen herein, um die rasante Bewusstseinserweiterung und den technologischen Fortschritt zu unterstützen. Schwankt ihr Vertrauen, wirkt sich dies auf alles aus. Freude, Ehrlichkeit, Wehrlosigkeit und Glaube beruhen auf Vertrauen, und wenn das Vertrauen schwindet, schwindet auch alles andere, einschließlich des Bewusstseins für das gemeinsame Ziel.
Wer glaubt, ein Körper zu sein, identifiziert sich mit dem Vergänglichen und hat deshalb Angst vor dem Tod. Zu erkennen, dass man Geist ist, ganz und gar Geist und reiner Geist, bedeutet zu wissen, dass es keinen Tod gibt, und somit wahre Furchtlosigkeit zu erfahren. Für den HEILIGEN GEIST gibt es keinen äußeren Feind. Als Will gefragt wird, was gegen den bevorstehenden Angriff derer unternommen wird, die ihn ausschalten wollen, antwortet er: “Wir bekämpfen sie nicht, wir transzendieren sie.”
Der HEILIGE GEIST ist dasselbe wie der vereinte Geist, und daher ist telepathische Kommunikation völlig natürlich. Das Ego hat panische Angst vor dem Verlust der Autonomie und wird sich um jeden Preis dagegen wehren. Mord und Gewalt werden im Namen der Wahrung der Menschenrechte (privater Gedanken) gerechtfertigt. Illusionen kämpfen nur mit sich selbst, und wenn die Illusion des Krieges vorbei ist, zeigt sich deutlich, dass sie nichts als eine Projektion der Angst war.
„Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ ist die perfekte Antwort auf den Geist, der Angst vor dem Unbekannten hat. Niemand kann über seine eigene Verständnisebene hinausblicken, und es erfordert großen Glauben, einer Macht, die weit über die menschliche Perspektive hinausgeht, zu erlauben, den Geist zurück in den Garten zu führen; zurück zum Bewusstsein des vereinten Geistes.
Perfect Sense
Themen:Kontrolle loslassen, Loslassen der Form, Geistesschulung, vergangene Assoziationen heilen, sich der Liebe öffnen, Heilige Beziehung, wahre Schau
Perfect Sense ist ein Film unter der Regie von David Mackenzie, mit Ewan McGregor und Eva Green in den Hauptrollen.
Dies ist ein mächtiger, intensiver und sehr berührender Film, in dem die Figuren eine gemeinsame und beschleunigte Erfahrung des Erwachens erleben. Durch einen Virus verlieren sie nach und nach vier der fünf physischen Sinne ihres Körpers. Dies ist für ihren Ego-Geist äußerst schockierend. Jeder Verlust löst unterdrückte Wut, Panik und Kummer aus. Jedes Mal, wenn ein Sinn verloren geht, wird verzweifelt versucht, sowohl den Virus zu kontrollieren als auch den Verlust durch die Verstärkung eines noch intakten Sinnes zu kompensieren. Dieser Versuch ist jedoch vergeblich. Wie Einstein sagte: „Man kann ein Problem nie von der Ebene aus lösen, auf der es entstanden ist.“
Für Susan und Michael treibt der kollektive Verlust der Sinne sie dazu, sich einander zu öffnen; sie beginnen, private Gedanken zu teilen und ihre Gefühle mitzuteilen. Alte Erinnerungen, Konzepte und Überzeugungen werden losgelassen, und sie erleben eine neue Ebene der Intimität.
Es gibt auch eine tantrische Technik, die darin besteht, die Sinne des Körpers zu verschließen. Technik 11 im Vigyan Bhairav Tantra lautet: “Schließe die Türen deiner Sinne, wenn du das Krabbeln einer Ameise spürst. Dann.” Das Krabbeln einer Ameise ist hier nur als ein Beispiel zu verstehen, es braucht nicht speziell eine Ameise, sondern was immer wir gerade spüren - verschließen wir alle Tore unserer Sinne. Wenn alle Sinne verschlossen sind, wo ist dann das Krabbeln? Wo ist die Ameise? Dann sind wir außerhalb - weit entfernt.
Wenn wir uns weniger auf die Sinne des Körpers verlassen, um uns zu sagen, wer wir sind, wird das, was wir sind, uns von sich selbst erzählen. Der HEILIGE GEIST führt uns in eine gegenwärtige Erfahrung, die weit über das Verständnis der Sinne unseres Körpers hinausgeht. In den letzten Stunden ist alles, was bleibt, eine tiefe Liebe und Wertschätzung und ein gemeinsamer Drang, einander die Hand zu reichen, um den Traum der Fragmentierung ein für alle Mal zu beenden!
Die Vorahnung
Themen:Tod, Zeit, das Drehbuch ist geschrieben
Die Vorahnung (Originaltitel: Premonition) ist ein US-amerikanischer Film des Regisseurs Mennan Yapo aus dem Jahr 2007, dessen Hauptrolle mit Sandra Bullock besetzt ist. Da sowohl die Protagonistin des Films und damit automatisch auch die Zuschauer versuchen herauszufinden, wie die tatsächliche Abfolge der Tage aussieht, ist es irritierend, dass der Film einen Fehler im zeitlichen Ablauf enthält. Die Schnittwunden im Gesicht der Tochter passen nicht in die tatsächliche zeitliche Abfolge. Es ist wichtig, sich von diesem Fehler nicht ablenken zu lassen, denn der Film enthält eine viel wichtigere Botschaft.
Die im Film zu sehende Kit-Cat Klock kommt auch im Intro des Films Zurück in die Zukunft (1985) vor - ein versteckter Hinweis auf die Aussage des Films. Auch Jesus im Kurs weist uns darauf hin, dass wir uns eigentlich rückwärts durch die Zeit bewegen: “Wir unternehmen lediglich eine Reise, die schon vorbei ist. Und dennoch scheint sie eine Zukunft zu haben, die uns noch unbekannt ist.”(EKIW: Lektion 158, 3. 6.-7.)
“Die Zeit scheint in eine Richtung zu verlaufen, doch wenn du an ihr Ende kommst, wird sie sich wie ein langer Teppich aufrollen, der sich entlang der Vergangenheit hinter dir erstreckt, und wird verschwinden. Solange du glaubst, dass der SOHN GOTTES schuldig ist, wirst du diesen Teppich entlanggehen und glauben, dass er zum Tode führt. Und diese Reise wird dir lang, grausam und sinnlos erscheinen, denn das ist sie auch.” (EKIW: Kapitel 13, I. 3. 6.-8.)
“Der heilige Augenblick ist die nützlichste Lerneinrichtung des HEILIGEN GEISTES, um dich die Bedeutung der Liebe zu lehren. Denn sein Zweck ist, das Urteilen völlig einzustellen. Urteilen beruht immer auf der Vergangenheit, denn die vergangene Erfahrung ist die Basis für dein Urteil. Urteilen wird ohne die Vergangenheit unmöglich, denn ohne sie verstehst du nichts. Du würdest auch keinen Versuch zu urteilen unternehmen, denn es wäre für dich ganz offensichtlich, dass du nicht verstehst, was irgend etwas bedeutet. Und davor hast du Angst, weil du glaubst, dass ohne das Ego alles Chaos wäre. Doch ich versichere dir, dass ohne das Ego alles Liebe wäre.” (EKIW: Kapitel 15, V. 1.)
Versuchen wir also nicht, die Ereignisse auf der Projektionsfläche des schlafenden Geistes zu verstehen und zu beurteilen - der HEILIGE GEIST sieht sie alle als dasselbe. Wenn sich das Ego gegen das Geschehen wehrt, gibt es nur Kampf und Schmerz. Wenn wir anfangen zu akzeptieren, dass das Drehbuch geschrieben ist, dann lernen wir, uns für Intimität und Liebe zu öffnen.
Linda hat die Vorahnung, dass ihr Mann sterben wird, und ihr Leben beginnt, verwirrend zu werden. Plötzlich erlebt sie die Tage nicht mehr in linearer Reihenfolge und so erlebt sie einen Tag, an dem ihr Mann bereits tot ist und dann einen anderen, an dem ihr Mann noch lebt, einen Tag, an dem ihre Tochter ein Gesicht voller Narben hat und dann wieder einen Tag, an dem das Gesicht ihrer Tochter frei von Narben ist. Das erinnert uns daran, dass unser einziges Problem in dieser Welt ein Wahrnehmungsproblem ist. Es gibt nie etwas, das an sich falsch ist, an dem, was in der Welt vor sich geht, oder an der Art und Weise, wie sich die Dinge entwickeln. Wann immer wir ein Problem bei der Arbeit, in einer Beziehung oder sonst wo haben, haben wir ein Wahrnehmungsproblem. Die Art und Weise, wie wir es sehen, ist das Problem. Das, worauf wir schauen, ist unser Geisteszustand, der sich außen spiegelt.
Erst als sie akzeptiert, was geschieht, und erkennt, dass sie keine Kontrolle darüber hat, beginnt sie zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Dann entdeckt sie die Wahrheit hinter allem und lernt, jeden Tag ein Wunder zu sehen. Das Ego versucht zu ändern oder herauszufinden, was anders sein könnte, während wir durch den HEILIGEN GEIST lernen, dass alle Dinge zum Guten zusammenwirken.
“Jeder Tag, den wir erleben, kann ein Wunder sein, Linda.” (Filmzitat)
Slumdog Millionär
Themen:Glaube, Freude, das Drehbuch ist geschrieben, Unschuld, Schmerz und Vergnügungen, Klagen, Akzeptanz, Führung
Slumdog Millionär ist ein britischer Kinofilm aus dem Jahr 2008. Der Film gewann an die 40 Filmpreise, davon 8 Oscars. Er basiert auf dem 2005 erschienenen Roman Q & A (questions and answers) von Vikas Swarup, dessen Übersetzung unter dem deutschen Titel Rupien! Rupien! erschienen ist.
Der Protagonist des Films Jamal Malik macht sich gut in der indischen "Wer wird Millionär"-Show. Er ist nur noch eine Frage davon entfernt, 20 Millionen Rupien zu gewinnen. Wie hat er das gemacht?
A: Er hat betrogen
B: Er hatte Glück
C: Er ist ein Genie
D: Es ist Schicksal
Der HEILIGE GEIST offenbart, dass alles in Jamal‘s Leben dazu diente, sich wieder mit der Liebe zu verbinden, symbolisiert durch seine treue Freundin Lakita. Während er sein Ziel vor Augen hat, ohne sich von Traumata oder Erfolg ablenken zu lassen, kann er endlich akzeptieren, dass er die Antwort auf keines der Rätsel dieser Welt kennt. Er folgt seinem Herzen und bewegt sich intuitiv durch das Leben. In diesem Vertrauen und der Bereitschaft, nicht zu wissen, wird ihm alles gegeben, während er sich wundert, dass die Antwort D ist: Das Drehbuch ist geschrieben. Nur eine Änderung der Absicht - zu erkennen, dass die Form der Vergangenheit angehört - kann jetzt alle Probleme lösen.
In Lektion 158 des Kurses heißt es:
„Die Zeit ist schon bestimmt. Sie erscheint ziemlich willkürlich. Doch gibt es keinen Schritt auf diesem Weg, den irgend jemand nur aus Zufall tut. Er ist bereits von ihm gegangen worden, auch wenn er sich noch gar nicht auf den Weg gemacht hat. Denn die Zeit erstreckt sich nur scheinbar in eine Richtung. Wir unternehmen lediglich eine Reise, die schon vorbei ist. Und dennoch scheint sie eine Zukunft zu haben, die uns noch unbekannt ist.
Zeit ist ein Kunstgriff, ein Taschenspielertrick, eine Riesenillusion, in der Figuren wie durch Zauberei kommen und gehen. Doch hinter den Erscheinungen gibt es einen Plan, der sich nicht ändert. Das Drehbuch ist geschrieben. Wann die Erfahrung eintreten wird, um dein Zweifeln zu beenden, das steht fest. Denn wir sehen die Reise nur von jenem Punkt, wo sie geendet hat, indem wir auf sie zurückblicken und uns einbilden, wir würden sie noch ein mal unternehmen und im Geist Revue passieren lassen, was vergangen ist.“
Alles, was als Geschehen in der Welt wahrgenommen wird, braucht nicht beurteilt zu werden. Wir können kein besseres oder schlechteres Leben in der Form haben. Wir haben keine Kontrolle über die Welt. Das Drehbuch kann nicht geändert werden. Das Drehbuch ist die Vergangenheit - es ist geschrieben. Es ist eine große Erleichterung, dies zu wissen, und gibt uns die volle Erlaubnis, glücklich zu sein. Es ist wirklich sehr einfach.
Der einzige Grund, warum Jamal bei der Fernsehshow "Wer wird Millionär" mitmachen will, ist, dass ein Mädchen, das ihm gefällt, Latika, zusehen würde. Letztendlich glaubte er, es sei alles Schicksal. Schicksal bedeutet, dass man es nicht ändern kann; es ist sicher. Man muss nur akzeptieren, dass man keine Fehler machen kann. Es gibt keinen Grund für Schuld; in Wirklichkeit gibt es keine Schuld. Unsere Identität als CHRISTUS ist sicher.
Wenn das einzige Verlangen unseres Herzens GOTT gilt, dann sind wir auf den HEILIGEN GEIST ausgerichtet und so eingestimmt, dass die Antworten schon da sind, bevor die Fragen gestellt werden. So ist es, wenn wir mit der Schau CHRISTI sehen, wenn wir mit unserem Herzen hören und sehen. Das ist der Ort, an dem Geistesfrieden herrscht. Kehren wir einfach zum Vertrauen zurück, und es gibt keine Fragen mehr zu stellen!
Jamal kannte die Antwort auf die letzte Frage nicht, aber er war nicht beunruhigt. Er wusste, dass er keinen Fehler machen konnte, und wählte die Antwort, die ihm in den Sinn kam, so wie alle vorherigen Antworten. Wir haben bereits alle Antworten auf die Fragen, die uns gestellt werden. Es besteht keine Notwendigkeit, außerhalb von uns selbst zu schauen und uns auf die Bilder der Welt zu verlassen.
Das einzige, was wirklich ein Problem zu sein scheint, ist, wenn der Geist Zweifel hat, die ihn in die lineare Zeit führen. Hier beginnt sich die "Geschichte" aufzubauen, entweder um etwas in der Vergangenheit, von dem wir glauben, dass es hätte anders sein können, oder um etwas in der Zukunft, das passieren könnte. Wenn der Geist Zweifel hat, ist er nicht im "Jetzt" und weit davon entfernt, wirklich im GEIST lebendig zu sein.
"Der einzige gänzlich wahre Gedanke, den man in Bezug auf die Vergangenheit haben kann, ist, dass sie nicht da ist. Überhaupt über sie nachzudenken ist daher ein Nachdenken über Illusionen. Sehr wenige haben erfasst, was es eigentlich bedeutet, sich die Vergangenheit bildhaft vorzustellen oder die Zukunft vorwegzunehmen. Der Geist ist tatsächlich leer, wenn er das tut, weil er nicht wirklich über etwas nachdenkt." (EKIW: Lektion 8, 2.)
Am Ende des Films steht Jamal vor der letzten Frage. Entweder gewinnt er 20 Millionen Rupien oder er geht leer aus. Es scheint, dass die Show von Millionen von Menschen in Indien verfolgt wird, die nicht nur zuschauen, sondern auch den Ausgang bejubeln, denn für viele ist es ein Ausweg aus Armut und extremen Bedingungen. Um die Antwort zu finden, muss Jamal einen von vier Buchstaben nennen: A, B, C, D. Um den Preis zu gewinnen, muss er die richtige Antwort geben. Jamal entscheidet sich dafür, "einen Freund anzurufen", als er auf der Ebene der Form mit etwas konfrontiert wird, dessen Ergebnis er nicht kennt. Als der Anruf endlich entgegengenommen wird, hört Jamal die Stimme von Latika. Er erhält das, was er sich am meisten gewünscht hat: die Hoffnung, dass sie ihn beobachtet. Latika gibt ihm "die" Antwort, die er in seinem Herzen hören will: "Ich bin sicher." Es ging nicht um A, B, C oder D. Das Ergebnis oder das Geld spielten keine Rolle. Es war ihm egal, ob er gewann. Er wollte nur in seinem Herzen hören, dass Latika in Sicherheit war.
Der Glaube, dass die Form eine Bedeutung hat, oder der Glaube, dass die Form uns sagen kann, wer wir sind, kommt nur daher, dass es eine Definition im Geist gibt, und Definitionen sind falsch, weil sie vom Ego stammen. Sie definieren die Welt. Jesus sagt, Armut ist Ego-Denken (A, B, C oder D) und Fülle ist Denken mit dem HEILIGEN GEIST (nicht A, B, C oder D). Wenn wir ohne "irdischen Grund" glücklich, freudig und friedlich sind, dann denken wir mit dem HEILIGEN GEIST und wir kennen wahre Fülle, in der Armut unmöglich ist.
GOTT ist Geist, er erschafft im Geist. Das Ego hat alle Bilder gemacht. Die Schau CHRISTI ist immer verfügbar. Sie kann eine Frage der Zeit oder der Bereitschaft zu sein scheinen, aber worauf es ankommt, ist die Bereitschaft zu sehen, was verleugnet wurde; mit geistiger Schau zu sehen, ist das, worum es bei der Offenbarung geht.
Der Film bietet wunderbare Einblicke in das Leben Indiens und lässt uns auf diese Weise erkennen, warum gerade Indien jenes Land ist, das wir am stärksten mit dem Thema Spiritualität in Verbindung bringen, jenes Land, das in den letzten 60 Jahren die stärkste Anziehung auf westliche spirituelle Sucher ausgeübt hat. Indien ist reich an Jahrtausende alter Kultur und gleichzeitig herrscht extreme Armut. In Indien begrüßen die Menschen einander mit Namaste ("Verbeugung vor dem Göttlichen in dir") und gleichzeitig gibt es immer noch viele brutale Vergewaltigungen und Morde an Frauen. Leben und Tod, Toleranz und Intoleranz - alles existiert gleichzeitig.
Es gibt eine schier unglaubliche Vielfalt in Indien, Vielfalt der Sprachen, Vielfalt der Kulturen, Vielfalt der Lebensstile, Vielfalt der Religionen, dass angesichts all dieser scheinbaren Vielfalt, Vielfältigkeit und der scheinbar extremen Gegensätze, etwas in unserem Inneren aktiviert wird, das um die Wahrheit betet, das um Einfachheit betet, das sich zur Einheit hin entwickeln will und so entstanden die großen spirituellen Traditionen Indiens. Advaita Vedanta und die vielen, vielen Lehren über die Jahrhunderte, die zeigen, wie wir - durch Training, Disziplin und totalem Verzicht auf Urteile - zu einem stillen Geist kommen.
Manchmal müssen wir damit konfrontiert werden, direkt vor unserer Nase. Und wenn dies alles auf einer beständigen spirituellen Basis passiert, dann schreit etwas in uns nach Hilfe, es muss eine Einfachheit geben, es muss eine Erfahrung jenseits dieser Vielfältigkeit und Gegensätze geben. Wenn wir mit extremen, scheinbar äußeren Umständen konfrontiert werden und alle Urteile loslassen, kehrt Frieden ein, jenseits aller scheinbaren Gegensätze.
Ein besonders extremes Beispiel ist Varanasi. Viele westliche Reisende, die an sich von Indien fasziniert sind, sind trotzdem geschockt, wenn sie Varanasi erreichen. Varanasi, auch unter dem Namen Benares bekannt, ist die älteste durchgängig bewohnte Stadt der Welt. Sie gilt als eine der sieben Heiligtümer des Hinduismus und liegt fast durchgängig am linken Ufer des Ganges, dem heiligen Fluss der Hindus und der Lebensader Indiens. Die Luft ist meist so diesig, dass man das gegenüberliegende Ufer des Ganges nur erahnen kann.
Varanasi ist eine Stadt, in die Hindus kommen, um zu sterben. Leichen werden quer durch die Stadt an das Ufer des Ganges getragen. Dort wird der Körper auf einen Scheiterhaufen gelegt und nach einer rituellen Verabschiedung angezündet. An Varanasis Flussufer liegen leblose Körper und ein Geruch von verbrannter Haut und Asche liegt in der Luft. Die Verbrennung eines menschlichen Körpers dauert viele Stunden. Die Asche der verbrannten Hindus wird anschließend ins Flusswasser gestreut. Manchmal landen auch nur halb verbrannte Körper im Wasser und werden nachts von Hunden am Ufer gefressen. Schwangere Frauen, Kinder und Saddhus („Heilige Männer“) werden nicht eingeäschert, sie werden im Ganges, mit einem Gewicht an den Beinen, versenkt.
Der große heilige Fluss Ganges gleicht einem dunkelgrauen, verdreckten und Krankheit bringenden Moloch, wenn er sich seinen Weg durch Varanasi bahnt. Und doch verehren Hindus das heilige Wasser, baden darin und trinken es. Wahrscheinlich ist keine andere Stadt in Indien so dreckig, überfüllt und gleichzeitig so mystisch wie Varanasi. Ein Besuch in Varanasi verändert den Besucher - unabhängig davon, ob er das will oder nicht - entweder verkrampft sich das Bewusstsein noch mehr und verzweifelt, oder es lässt los, weitet sich und Frieden kehrt ein.
"Die Stärke GOTTES in dir ist das Licht, in dem du siehst, so wie es auch SEIN GEIST ist, mit dem du denkst. SEINE Stärke leugnet deine Schwäche. Eben deine Schwäche ist es, die durch des Körpers Augen schaut und in der Dunkelheit umherspäht, um ihr Ebenbild zu sehen: die Kleinen, Schwachen, die Kränkelnden und Sterbenden, die Bedürftigen, Hilflosen und Furchtsamen, die Traurigen, die Armen, die Hungernden und Freudlosen. Diese werden durch Augen gesehen, die nicht sehen und nicht segnen können.
Die Stärke übersieht diese Dinge, indem sie über die Erscheinungen hinausblickt. Sie hält ihren steten Blick auf das Licht gerichtet, das hinter ihnen liegt. Sie vereint sich mit dem Licht, von dem sie ein Teil ist. Sie sieht sich selbst. Sie bringt das Licht, in dem dein SELBST erscheint. In der Dunkelheit nimmst du ein Selbst wahr, das es nicht gibt. Stärke ist die Wahrheit über dich; Schwäche ist ein Götze, der fälschlich verehrt und angebetet wird, um die Stärke zu vertreiben und Dunkelheit dort herrschen zu lassen, wo GOTT bestimmte, dass Licht sein sollte." (EKIW: Lektion 92, 3.-4.)
Mr. Nobody
Themen:Weckruf, die Maske fallen lassen, loslassen von Besonderheit, wahre Identität entdecken, Erwachen, Bewusstsein des Träumens, wirkliches Sehen, Zeit, Quantenphysik
Mr. Nobody ist ein Film des Regisseurs und Drehbuchautors Jaco Van Dormael aus dem Jahr 2009. Wenn man aus dem Kino zurück ins Tageslicht tritt, fühlt man sich überwältigt und verwirrt - das spricht eindeutig für den Film!
Der Vorspann zeigt B.F. Skinners Filmaufnahmen konditionierter Tauben, anhand derer man das Entstehen von abergläubischem Verhalten nachvollziehen kann. Es handelt sich dabei um ein nichtdeterministisches Experiment, bei dem die Teilnehmer (Mensch oder Tier) nur scheinbar Lernaufgaben bewältigen müssen, in Wahrheit jedoch der Ausgang des Experiments (beispielsweise die Belohnung) unabhängig vom Verhalten des Teilnehmers ist. Jesus spricht im Kurs von Phantasien, wenn wir versuchen, falschen Bedürfnissen entsprechend Kontrolle über die Wirklichkeit auszuüben. Phantasien sind ein Mittel, falsche Assoziationen herzustellen und zu versuchen, sich daraus Lust zu verschaffen. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte “Manifestieren”.
Dieser Film untersucht die Grundüberzeugung, dass wir Glück finden können, wenn wir die richtigen Entscheidungen im Leben treffen. Das können wir nicht; es ist unmöglich. Der Glaube, dass wir echte Wahlmöglichkeiten haben, wird vom Ego hochgehalten und hält uns gefangen im Streben nach Glück. „Mr. Nobody“ zeigt uns, dass das nicht stimmt, dass der freie Wille auf der Erde eine große Täuschung ist. Alle Entscheidungen in dieser Welt werden in einem Zustand getroffen, in dem wir sogar vergessen haben, dass wir GOTT vergessen haben. Keine einzige von ihnen ist wirklich. Sie sind alle bedeutungslose Ablenkungen, und alle führen zum selben Ort: dem Tod.
Als Hintergrundmusik erklingt immer wieder das Lied Mister Sandman:
“Mr. Sandman, bring me a dream Make him the cutest that I've ever seen” (Mister Sandman - The Chordettes)
Nemo Nobody spielt mehrere Lebensdrehbücher durch. Schon früh muss sich der Junge Nemo entscheiden, ob er bei seinem Vater oder seiner Mutter leben will. Wir sehen, wie jede dieser Entscheidungen in verschiedenen Lebensszenarien mit verschiedenen Lebenspartnern durchgespielt wird. Sie gehen nicht glücklich aus. Wären andere Entscheidungen besser gewesen? Wir sehen viele verschiedene Entscheidungen, und keine von ihnen führt zum Glück.
"Alles, was Sie erzählen, ist widersprüchlich. Von all diesen Leben, war welches ... welches war das Richtige?" “Jedes von diesen Leben ist das richtige Leben. Jeder Pfad ist der richtige Pfad. Denn all das könnte auch anders gewesen sein und dennoch hätte es ganz genauso viel Bedeutung. Tennessee Williams. Sie sind zu jung für so was.” (Filmzitat)
Szenarien aus Nemos Leben mit drei verschiedenen Partnern werden so zusammengeschnitten und zusammengefügt, dass die lineare Perspektive aufgehoben wird. Diese Montage ist meisterhaft zusammengestellt, um unseren Geist von dem Versuch zu befreien, den Körpern oder der Welt einen Sinn zu geben. Wir bekommen ein Gefühl für die Manipulation von Bildern durch das Ego im getäuschten Geist, die es erfindet und mit falschen Ursache-Wirkungs-Assoziationen aneinanderreiht. Dieses Wettrennen der Bilder ist einfach ein Trick, um uns von der ganzheitlichen Wahrnehmung des Geistes abzulenken.
In einer Szene hält der erwachsene Nemo einen Vortrag darüber, dass sich die Zeit der Physik zufolge genauso leicht rückwärts wie vorwärts bewegen kann. Der Glaube an die lineare Zeit, der unseren Geist gefangen hält, beginnt sich zu lösen. Wir können spüren, dass die lineare Zeit nur ein Konstrukt ist, das die Gleichzeitigkeit überdeckt. Das Ego hat die lineare Zeit gemacht, damit wir die wahre Freiheit nicht akzeptieren, denn wenn wir die wahre Freiheit akzeptieren, ist das Ego am Ende.
In Ein Kurs in Wundern lernen wir, dass Wunder die Zeit kollabieren lassen und dass die Zeit im heiligen Augenblick transzendiert wird. Wenn wir die lineare Zeit und die Anhaftung an bestimmte Dinge im Geist auflösen, erheben wir uns in die Perspektive des Träumers des Traums. Dies ist die Erfahrung, die uns Freiheit und Glück bringt, genau wie Nemo am Ende des Films! Lachend beschreitet er den Weg nach Hause!
"Wer sind Sie?" "Ich bin Mr. Nobody. Ein Mann, der nicht existiert." (Filmzitat)
Revolver ist ein Film des Autors und Regisseurs Guy Ritchie aus dem Jahr 2005 mit Jason Statham in der Hauptrolle. Guy Ritchie hat den Todeswunsch des Egos in eine gewaltige Bildsprache umgesetzt. Der Film ist nur für fortgeschrittene Kurs-Schüler zu empfehlen, die gut genug in der Wahrheit verankert sind und bereit sind, dem Ego ins Gesicht zu sehen und seine Unwirklichkeit zu erkennen. Im Abspann des Films kommen spirituelle Lehrer und Psychologen zu Wort, die über das Ego sprechen.
Ohne spirituellen Hintergrund ist der Film nicht zu verstehen und ergibt keinen Sinn, weshalb er auch keinen Erfolg in den Kinos hatte. Er kam nicht in die deutschen Kinos, wurde aber Ende 2008 in Deutschland und Österreich direkt auf DVD veröffentlicht.
Nach sieben Jahren Einzelhaft ist der Glücksspieler Jake Green aus dem Gefängnis entlassen worden, nachdem er die Schuld für seinen Boss auf sich genommen hat. Die Zeit im Gefängnis hat ihn in sich gekehrt; er hat gelernt, wie man das Spiel spielt und wie man es gewinnt. Eine letzte Lektion erhält er, als er in Vegas auftaucht, um sich an seinem vermeintlichen Feind, dem korrupten Kasinoboss Macha, zu rächen. Mr. Green glaubt immer noch, dass "Bargeld König ist" und dass Geld und Macht zu haben gleichbedeutend mit Gewinnen ist. Der HEILIGE GEIST muss uns dort erreichen, wo wir glauben, dass wir sind. Dies ist die Geschichte der Erlösung aus dem Blickwinkel des Respekts und der Angst der Gangster. Hier wird das Spiel des menschlichen Lebens auf einer grausamen Ebene deutlich sichtbar.
Alles, was wir tun, dient der Aufrechterhaltung einer Fassade, eines Selbstkonzepts. Deshalb bleiben wir in schrecklichen Jobs oder in schlechten Beziehungen. Wir wollen Recht haben mit dem, was wir glauben zu sein; wir bleiben "für den Klaps auf den Rücken", der uns sagt, dass wir ein guter Kerl, ein guter Gangster, ein guter Vater sind. Der größte Betrug, den das Ego je begangen hat, bestand darin, uns glauben zu machen, dass wir das Ego selbst sind, dass seine Gedanken und Gefühle die unseren sind.
Wir erkennen unsere mächtigen Gefährten nicht immer, wenn sie auftauchen. Avi und Zach zeigen Jake, dass er immer noch im Gefängnis sitzt und dass es sein Geist ist, der aus dem Spiel befreit werden muss. In der wirklich praktischen Anwendung der Prinzipien, die er gelernt hat, führen sie ihn durch eine Reihe von Aufgaben, die das Ego-Denksystem (Mr. Gold) vollständig ins Bewusstsein spülen sollen. Mr. Green muss alles geben, um alles zu haben. Und in einer wirklich großartigen Fahrstuhlszene erkennt er, dass die Stimme der Angst nicht seine wahre Identität ist. Nun, da er in einem Zustand der wahren Vergebung befreit ist, kann ihm nichts mehr etwas anhaben.
Einige Filmzitate:
"Sie machen die Drecksarbeit. Ich leite Sie bloß an. Die Kunst besteht darin, Sie zu füttern und Sie im Glauben zu lassen, Sie hätten etwas gewonnen, weil ich dümmer und Sie klüger sind. In jedem Spiel gibt es immer einen Gegner und es gibt immer ein Opfer. Je mehr Kontrolle das Opfer zu besitzen glaubt, desto weniger Kontrolle hat das Opfer tatsächlich. Irgendwann stellt es sich selbst ein Bein. Ich hab ihm als Gegner dabei nur geholfen."
"Du kannst dieses Spiel nicht gewinnen. Garantiert ist nur die Niederlage. Sie ist nur eine Frage der Zeit."
"Da ist etwas in einem, über das man nichts weiß. Etwas, das man solange verleugnet, bis es zu spät ist, etwas dagegen zu tun. Es ist der einzige Grund dafür, das man am Morgen aufsteht seinen beknackten Chef erträgt, und all das Blut, den Schweiß, und die Tränen. Und das nur, damit alle wissen, wie gut, attraktiv, großzügig, witzig und clever man ist. Fürchtet mich oder verehrt mich, aber bitte, haltet mich für was besonderes. Wir haben alle dieselbe Sucht. Wir sind Anerkennungsjunkies. Wir gieren alle nach dem Schulterklopfen, der goldenen Uhr, dem verdammten Applaus, dem Siegerpokal. Shine on, you crazy diamond. Wir sind bloß Affen, in Anzüge gesteckt, die um Anerkennung betteln. Wenn wir das wüssten, würden wir all das nicht tun. Irgendjemand versteckt dieses Geheimnis vor uns. Und hätte man eine zweite Chance, dann würde man fragen: Wieso das alles?"
“Sie hören diese Stimme jetzt schon so lange. Sie glauben wirklich es sei ihre. Sie glauben, sie sei ihr bester Freund. Sie glauben, ihr Gegner sei ihr bester Freund.”
“Wissen sie, wer Sam Gold ist Mister Green? Das sollten sie, denn er weiß wer sie sind. Dort oben ist er [Zeigt dabei auf seinen Kopf.] und gibt vor, er wäre sie. Sie spielen ein Spiel Jack. Sie spielen das Spiel. Jeder spielt sein Spiel und niemand weiß es. Wir spielen alle in seiner Welt. Sie ist sein Eigentum. Er kontrolliert sie. Er sagt ihnen, was sie tun sollen und wann sie es tun sollen.”
“Er steckt hinter all dem Schmerz, der in der Welt ist und hinter jedem Verbrechen, das je verübt wurde. Und genau jetzt versucht er ihnen einzureden, dass er gar nicht existiert.”
“Sie beschützen ihn Mister Green. Aber womit? Wo versteckt sich ein Gegner am besten? Dort, wo man ihn am wenigsten erwarten würde. Er versteckt sich hinter ihrem Schmerz, Jack. Sie beschützen ihn mit ihrem Schmerz.”
“Wie sicher sind sie, dass sie wirklich Mister Green sind?”
“Je größer ihre Macht in der Welt von Mister Gold ist, desto geringer ist ihre Macht in der wirklichen Welt. Sie sind immer noch im Gefängnis Jack. Genaugenommen haben sie es nie verlassen. Er kennt alle Tricks und hat immer die richtige Antwort parat.”
“Sein größter Schachzug war es, sie glauben zu machen, er sei sie.“
Dark City
Themen:Schuld, Projektion, Geheimnisse, die Maske fallen lassen, Vergebung, Unschuld
Dark City ist ein 1998 erschienener US-amerikanischer Film, Autor und Regisseur ist Alex Proyas. John Murdoch, dargestellt von Rufus Sewell, wird vorgeworfen, Frauen ermordet zu haben, er hat aber keinerlei Erinnerung an den Tathergang und an andere Ereignisse der Vergangenheit und hält sich für unschuldig. Als sein Gedächtnis langsam zurückkommt, setzt er sich mit dem Geheimnis auseinander, das über seiner stets verdunkelten Heimatstadt liegt. Die Rolle des John Murdoch weist biblische Anspielungen auf. Eine davon ist die Nummer des Zimmers, in dem Murdoch aufwacht: Der Raum hat die Nummer 614. In der Bibel weist Kapitel Johannes 6:14 auf das Erscheinen Jesu hin: “Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.”
Dieser Film bringt die zentrale Aussage von Ein Kurs in Wundern durch außergewöhnliche Spezialeffekte eindrucksvoll zum Ausdruck: In einer Welt der Dunkelheit, die von der Zeit kontrolliert wird, verschieben und verändern sich Bilder und Rollen in einem andauernden Alptraum, als ob sie Teil eines verrückten Experiments wären. Alle scheinen im Bann des Schlafes und des Vergessens zu stehen, erinnern sich nur vage an die ferne Erinnerung an Licht, an Heimat, können sich aber nicht erinnern, wie sie dorthin zurückkehren können. Als der Plan der Dunkelheit, der Angriffsgedanken und der Projektion schließlich aufgedeckt und entlarvt wird, wird die verkehrte Welt auf den Kopf gestellt und in das Licht der Unschuld des gegenwärtigen Augenblicks getaucht. Es gibt keine Erinnerung an eine Vergangenheit. Die Spiele von Angst und Schuld werden im Licht der wahren Liebe beendet.
Wie einst Platon mit seinem Höhlengleichnis, so veranschaulicht auch dieser Film den Übergang vom Alptraum des Egos zum glücklichen Traum, von der dunklen Welt des Egos zur Schau CHRISTI, zur Schau der wirklichen Welt.
“Berichtigung ist für all diejenigen, die nicht sehen können. Die Augen der Blinden zu öffnen ist der Auftrag des HEILIGEN GEISTES, denn ER weiß, dass sie ihre Schau nicht verloren haben, sondern bloß schlafen. ER möchte sie aus dem Schlaf des Vergessens zur Erinnerung an GOTT erwecken. Die Augen CHRISTI sind geöffnet, und ER wird mit Liebe auf alles schauen, was du siehst, wenn du SEINE Schau als deine annimmst. Der HEILIGE GEIST bewahrt die Schau CHRISTI für jeden GOTTESSOHN, der schläft. In SEINER Sicht ist der SOHN GOTTES vollkommen, und ER sehnt SICH danach, SEINE Schau mit dir zu teilen. ER wird dir die wirkliche Welt zeigen, weil GOTT dir den HIMMEL gab. Durch IHN ruft dein VATER SEINEN SOHN, sich zu erinnern. Das Erwachen SEINES SOHNES beginnt damit, dass er in die wirkliche Welt investiert, und dadurch wird er lernen, wieder in sich selbst zu investieren. Denn die Wirklichkeit ist eins mit dem VATER und dem SOHN, und der HEILIGE GEIST segnet die wirkliche Welt in IHREM NAMEN.” (EKIW: Kapitel 12, VI. 4.)
Das innere Licht der eigenen SOHNSCHAFT wird im Film durch den Ort Shell Beach symbolisiert, an den sich jeder vage erinnert, obwohl der Weg dorthin vergessen ist. Im Licht wird CHRISTUS neu erkannt, wie zum allerersten Mal und ohne Erinnerung an die Vergangenheit. Vergebung bedeutet zu erkennen, dass das, was eine Person zu tun schien, in Wirklichkeit nicht geschehen ist.
Emma: “John, es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht verletzen, John. Ich weiß nicht, warum ich es getan habe. Ich wollte, ich könnte es ungeschehen machen.”
John: “Nein, nein, Emma, du hast es nicht getan. Diese Affäre von dir, was auch immer es war, was du getan haben solltest, du hast es nicht getan. Ich glaube, es hat nie stattgefunden.”
Emma: “Wie meinst du das?”
John: “Ich weiß es hört sich verrückt an, […] Es will nur jemand, dass wir denken, es wäre geschehen.”
[…]
Emma: “Ich liebe dich, John. So etwas kann niemals eine Täuschung sein.”
John: “Nein, das geht nicht.”
Matrix
Themen:falsche Wahrnehmung, den Schritt wagen, sich in geeinter Absicht verbinden, Zusammenarbeit, freier Wille, Loslassen der Kontrolle, Geistesschulung, Achtsamkeit, Lehrer/Schüler, Erwachen
Matrix ist ein Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1999. Regie führten die Wachowskis, die auch das Drehbuch schrieben. Die Hauptrollen spielten Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss und Hugo Weaving. Bei der Oscarverleihung 2000 gewann der Film in vier Kategorien einen Preis: Bester Schnitt, Bester Tonschnitt, Bester Ton und Beste visuelle Effekte.
Der durch den Film bekannt gewordene Bullet-Time-Effekt - ein spezielles Verfahren der Zeitlupenfotografie - wurde in Matrix durch 122 Spiegelreflex - und 2 Filmkameras realisiert. Die Kameras wurden rund um eine Szene auf Schienen geschraubt und synchronisiert ausgelöst. So kann diese Szene verlangsamt, gestoppt oder rückwärts abgespielt werden, während eine Kamerafahrt in dieser scheinbar zeitverlangsamten Welt möglich ist. Dieses Verfahren lässt uns wunderbar erahnen, dass wir uns als ein individuelles Bewusstsein entlang eines Pfades im Raum-Zeit-Kontinuum bewegten. Die Zeit bewegt sich nicht, die Zeit ist immer Jetzt. Wir sind es, die sich auf einer Reise befinden. Wir bewegen uns durch die Zeit. Wo immer wir uns auf dieser Reise durch die Zeit auch befinden mögen, es ist immer Jetzt. Das Ziel jedes wahrhaft spirituellen Weges ist das Eintauchen in das Jetzt - den heiligen Augenblick, die Erlösung aus der linearen Zeit.
Zusätzlich wurde für in der Matrix spielenden Szenen ein grüner, für in der Realität spielende Szenen ein blauer Farbfilter eingesetzt, der die jeweiligen Szenen entsprechend leicht einfärbt.
Auffallend sind die über den Horizont üblicher Actionfilme hinausgehenden philosophisch-theologischen Inhalte mit Elementen und Anleihen bei der Erkenntnistheorie (siehe z. B. Platons Höhlengleichnis), des Gnostizismus, Zen-Buddhismus, Hinduismus (Schleier der Maya) und der Analogie der Handlung zum Neuen und Alten Testament. Hinweise auf die Wahrheit finden sich in allen wahrhaft spirituellen Traditionen.
"Bedenke! Alles, was ich dir anbiete, ist die Wahrheit. Nicht mehr." (Filmzitat)
In der Wohnung des Orakels ist ein Schild über der Tür mit der lateinischen Inschrift Temet Nosce zu sehen, was auf Deutsch so viel wie „Erkenne dich selbst“ bedeutet, eine aus der griechischen Philosophie bekannte Maxime (Gnothi seauton), auf die auch Jesus im Kurs immer wieder hinweist. Die drei Buchstaben des Namens Neo ergeben auch das Wort One - der EINE. Im Kurs heißt es: “Der geeinte Geist ist der eine SOHN GOTTES oder CHRISTUS.“
"Es ist die Frage, die uns keine Ruhe lässt. Es ist die Frage, die dich hergeführt hat. Du kennst die Frage, genau wie ich. Was ist die Matrix? Die Antwort ist irgendwo da draußen, sie ist auf der Suche nach dir und sie wird dich finden, wenn Du es willst." (Filmzitat)
Du bist der EINE! Befreie deinen Geist von einer Welt der Kontrolle, die auf Beschränkungen und Angst basiert. Die Matrix ist überall, denn die Matrix umfasst alle Erscheinungen und Bilder, die wir wahrzunehmen scheinen. Was wäre, wenn wir nicht wüssten, dass wir träumen? Was wäre, wenn wir den Unterschied zwischen dem Traum und der realen Welt nicht erkennen könnten? Die Matrix ist unser scheinbar digitales "Selbst", ein projiziertes Bild eines mentalen Konstrukts namens Ego. Die Matrix ist ein Konstrukt, das mit allen möglichen falschen Vorstellungen von Angriff und Verteidigung beladen zu sein scheint.
"Ich will Dir sagen wieso Du hier bist. Du bist hier weil Du etwas weisst, etwas was Du nicht erklären kannst, aber Du fühlst es. Du fühlst es schon Dein ganzes Leben lang, dass mit der Welt etwas nicht stimmt, Du weisst nicht was, aber es ist da. Wie ein Splitter in Deinem Kopf, der Dich verrückt macht. Dieses Gefühl hat Dich zu mir geführt." (Filmzitat)
"Du kennst die Welt da draußen. Du kennst ihre Irrwege. Und ich weiß, dass du die nicht gehen willst!" (Filmzitat)
Der Beginn des spirituellen Weges wird im Film dadurch symbolisiert, dass eines Tages folgende Nachricht auf Neos Computerbildschirm erscheint: “Wake up, Neo …” Jetzt geht es darum, dieser inneren Stimme, die wir plötzlich in unserem Bewusstsein wahrnehmen, dieser inneren Führung zu vertrauen. Morpheus symbolisiert diese innere Führung - den HEILIGEN GEIST. Eine für uns als Kurs-Schüler entscheidende Szene sehen wir gleich zu Beginn des Films. Morpheus sagt zu Neo am Telefon: “Ich kann dich führen, aber du musst genau tun, was ich dir sage.” Doch Neo bekommt Angst und lässt in einem kritischen Moment das Handy fallen. So gerät er erneut in die Fänge jener, die das Ego symbolisieren. Dies verweist darauf, wie wichtig das Vertrauen in den HEILIGEN GEIST ist. Das ist das Fundament, auf dem unsere Fähigkeit beruht, unsere Aufgabe zu erfüllen.
Eine Wahl (Verteidigung des Egos) führt zu einer anhaltenden Gefangenschaft unseres Geistes und wir scheinen zu schlafen und von der Matrix zu träumen. Eine andere Wahl (HEILIGER GEIST) zeigt uns, wie tief der Kaninchenbau (Verweis auf Alice im Wunderland) geht und befreit unseren Geist, um die Illusion zu vergeben und UNSERE EINHEIT zu erkennen. Folgen wir also dem „weißen Kaninchen“ (HEILIGER GEIST).
"Dies ist deine letzte Chance, danach gibt es kein Zurück! Schluckst du die blaue Kapsel, ist alles aus. Du wachst in deinem Bett auf und glaubst an das was du glauben willst. Schluckst du die rote Kapsel, bleibst im Wunderland und ich führe dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus!" (Filmzitat)
Niemand kann uns sagen, was die Matrix ist, wir müssen es selbst herausfinden und nach innen zur Erfahrung unseres wahren CHRISTUS-SELBST geführt werden. ER kann uns die Tür zeigen (Vergebung), aber wir müssen durch sie gehen.
Morpheus zu Neo: "Ich kann dir die Tür nur zeigen, hindurchgehen musst du alleine." (Filmzitat)
Wir sind der Retter der Welt, wenn wir unseren Geist vom Ego-Gedankensystem und seinen Beschränkungen befreien. Es gibt nichts zu befürchten. Unser Schicksal ist sicher. Wir sind der EINE. Niemand kann scheitern, der versucht, die Wahrheit zu erreichen.
“Neo, genau wie ich, wirst Du irgendwann einsehen, dass es ein Unterschied ist, ob man den Weg nur kennt, oder ob man ihn beschreitet.“ (Filmzitat)
Lucy
Themen:Erwachen, heilige Beziehung, Zeit, mächtige Gefährten, das Drehbuch ist geschrieben, wahre Wahrnehmung, Bewusstsein des Träumens, Vergebung, Erleuchtung
Lucy ist ein französischer Action- und Science-Fiction-Film des Regisseurs Luc Besson aus dem Jahr 2014 mit Scarlett Johansson und Morgan Freeman in den Hauptrollen.
Der Name Lucy ist eine Methapher im doppelten Sinn. Lucy (auch: Dinkinesh, amharisch für: Du Wunderbare) ist der Name des fossilen Teilskeletts eines weiblichen Individuums des Vormenschen Australopithecus afarensis, das 1974 in Äthiopien gefunden wurde. Das Fossil ist nach dem Lied Lucy in the Sky with Diamonds von den Beatles benannt. Der Titel, der sich mit LSD abkürzen lässt, und der Liedtext, der eine farbenfrohe und traumhafte Phantasiewelt beschreibt, thematisiert das Halluzinogen LSD.
Lucy ist einer jener Filme der eine tiefe spirituelle Botschaft zu vermitteln sucht, so gut es mit Bildern und Tönen eben möglich ist. Genau aus diesem Grund lässt er sich auch auf die verschiedenste Art und Weise missverstehen. Die Welt an sich und damit auch die Welt im Film ist nur Symbol.
Die Idee von den ungenutzten Gehirn Kapazitäten, die im Film verwendet wird, ist daher auch nur als Symbol für unser Bewusstsein zu verstehen und nicht als Tatsache. Nicht das Organ Gehirn ist entscheidend, unsere Bewusstseinsentwicklung ist entscheidend. Der Zehn-Prozent-Mythos ist nachweislich falsch. Der Neurologe Barry Gordon beschrieb den Mythos als „lächerlich falsch“ und fügte hinzu: „… wir benutzen praktisch jeden Teil des Gehirns und es ist fast die ganze Zeit aktiv.“
„Du glaubst auch, das Gehirn des Körpers könne denken.
Wenn du das Wesen des Denkens verstündest,
könntest du über diese wahnsinnige Vorstellung nur lachen.“ (EKIW: Lektion 92, 2. 1.&2.)
Das Gehirn denkt nicht, das Gehirn deutet für den Körper, dessen Teil es ist. Unser Geist denkt und unsere Gedanken beeinflussen die elektrische Signale im Gehirn, die dann auf den Rest des Körpers einwirken. Die mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichneten elektrischen Aktivitäten des Gehirns sind selbst keine Gedanken, sondern einfach nur elektrische Signale - also lediglich die Folge von Gedanken.
Es gibt im Film eine Unmenge an Toten und es fließt jede Menge Blut. Daher ist es wichtig dir den Film nur dann anzusehen, wenn du in der Lage bist, dich auf die Symbolik zu konzentrieren und dich nicht zu sehr von der Form ablenken lässt. Insofern ist der Film auch eine wunderbare Übung genau dafür. Solange wir Bilder, die, mit den Augen des Körpers betrachtet, Gewalt und Blut zeigen, nicht mit Vergebung betrachten können, solange können wir auch die Kreuzigung Jesu nicht mit Vergebung betrachten.
Wer wir sind, ist SEIN jenseits der Zeit. Die Zeit ist ein Konzept, das geschaffen wurde, um die Existenz des Menschen innerhalb einer Illusion zu messen und ihm somit "Realität" zu verleihen. Die Materie wird durch das Denken im Glauben an die körperliche Identität und das Bedürfnis danach zusammengehalten.
Der Geist kann nicht sterben. Der Geist ist ewig und befindet sich jenseits des Bereichs von Zeit und Raum. Wenn sich das Bewusstsein des Selbst über die begrenzte körperliche Identität hinaus ausgedehnt hat, liegen Zeit und Raum buchstäblich in den Händen des Wunder-Wirkenden.
"Ich war genau wie ihr, verletzbar, unsicher, hatte Angst vor dem Tod
... dann hat sich alles geändert." (Filmzitat)
Als Lucy im Alptraum des Drogenhandels landet, scheint es die schlimmste Situation zu sein, die man sich vorstellen kann. Ein Päckchen Drogen wird ihr chirurgisch in den Magen implantiert, und als es auszulaufen beginnt, erlebt sie eine Bewusstseinsveränderung, die sie bis zur totalen Transzendenz vom menschlichen Bewusstsein zum reinen Bewusstsein führt.
Wenn der Geist völlig in der Gegenwart fokussiert ist und sich des SELBST bewusst ist, hört das Umherschweifen des Geistes auf. Wenn wir wissen, wer wir sind, wünschen oder begehren wir nichts von dieser Welt, und deshalb gibt es nichts zu befürchten. Nichts kann verloren gehen, wenn das, was wir sind, ist alles. Dies ist vollkommene Furchtlosigkeit.
"Der Tod ist relativ." (Filmzitat)
Alles, was das Bewusstsein des Selbst und die völlige Freiheit blockiert, sind Hindernisse: Glaubenssätze und Gedanken. An einem bestimmten Punkt auf der spirituellen Reise fallen alle Hindernisse weg - sie können nicht mehr als real geglaubt werden, wenn das Gewahrsein des SELBST da ist, denn "nichts Wirkliches kann bedroht werden". Was wir sind, kann nicht sterben.
Im Fluss der wahren Absicht des GEISTES ist alles einfach und absolut fokussiert. Überzeugungsarbeit und Erklärungen sind für diejenigen, die im einzig wahren Zweck verbunden sind, unnötig, denn die Richtung ist klar und offensichtlich. Sie wird gefühlt. Es ist nicht persönlich; es ist einfach so.
Lucy fordert Pierre Del Rio auf, sich ihr in dieser ganz konkreten Mission anzuschließen. Augenblicklich erkennt er die Autorität und Klarheit, die von ihr ausgeht, und er folgt ihren Anweisungen ohne zu fragen. Erst als er versucht, sein vergangenes Wissen anzuwenden, kommt es zu Unstimmigkieten, aber auch hier erkennt Del Rio sehr schnell, dass Lucy einer viel höheren Ebene gehorcht als der dieser Welt. Ihr Geist hat die Herrschaft über die Welt, über Zeit und Raum, und er kann nicht anders, als sich ihr anzuschließen.
Del Rio hat eine wesentliche Rolle im Drehbuch des Lebens zu spielen. Lucy braucht ihn nicht in einem persönlichen Sinne, denn die Macht und die Kraft, die durch sie kommen, sind nicht von dieser Welt. Aber seine Begleitung und seine Unterstützung sind absolut notwendig für sie, um ihre irdische Mission zu erfüllen. Ausdehnung ist die Aufgabe des Geistes in dieser Welt, und so ist es Lucys Mission, ihr Wissen in einer Weise zu teilen, die ihre Brüder dabei unterstützt, ihr eigenes Bewusstsein des Geistes zu erweitern.
Das Ego kennt nur Besitz, finanziellen Reichtum und persönliche Macht. Es wird vor nichts halt machen, um die Kontrolle zu erlangen und zu behalten. Dieser Film zeigt deutlich, dass Illusionen nur mit sich selbst kämpfen. Der GEIST weiß nichts von den Zielen des Egos und lässt sich deshalb nicht auf diesen Bereich des Denkens ein. Die beiden Gedankensysteme überschneiden sich grundsätzlich nicht.
"Unwissenheit bedeutet Chaos, nicht Wissen." (Filmzitat)
Das Zentrum der Macht ist ein stiller Punkt im Geist, in dem das Bewusstsein vereinheitlicht ist. Die Zeit ist simultan, und wenn dies wirklich gesehen wird, identifizieren wir uns nicht mehr als eine Person in der Zeit, sondern als der Geist, der alles aus einer höheren Perspektive sieht. Mit vollem Bewusstsein für das größere Bild kann der HEILIGE GEIST Anweisungen geben und wir wissen genau, was kommt, weil das Bewusstsein derart erweitert ist. Nichts ist unbekannt, weil alle Gedanken zugänglich sind. Alles ist Geist.
Als Lucy dieses Bewusstsein anzapft, gibt es nichts, was nicht ihrem einzigartigen Zweck dienen könnte. Materie ist aus Gedanken gemacht. Auch Charaktere sind Gedanken im Geist. Wenn die Richtung des Denkens völlig unter bewusster Kontrolle ist, dann kann nicht nur der eigene Körper durch Gedanken geformt und bewegt werden, sondern auch "andere" Körper und Dinge. Es scheint, als ob diese alle unter Lucys persönlicher Kontrolle stehen, aber da kein persönliches Verlangen hinter ihren Handlungen steht, bewegt sie sich einfach in die ihr vorgegebene Richtung, so dass alles diesem Plan dient und nichts ihn aufhalten kann.
An einem Punkt erlebt Lucy, dass ihr Körper aus ihrem Bewusstsein verschwindet. Da sie noch nicht 100 % an Bewusstheit erreicht hat (vollständig transzendiert in das Wissen, dass sie reiner Geist ist), nimmt sie eine Droge, um ihre körperliche Identität noch eine Weile aufrechtzuerhalten. Als sie bereit ist, alles vollständig loszulassen, gibt sie sich der Erfahrung hin, ohne den Wunsch, an irgendetwas von dieser Welt festzuhalten.
Wie die Filmfigur Professor Norman in seinen Vorlesungen über den menschlichen Geist lehrt, ist der Zweck von Zellen entweder Unsterblichkeit oder Reproduktion. Fortpflanzung ist teilen und weitergeben - und in dieser Welt ist der Zweck des Lebens die Reproduktion einer Spezies, die die lineare Existenz und Identität aufrechterhält. Für den Geist bedeutet teilen und weitergeben die Erweiterung des Bewusstseins der WAHRHEIT, des SELBST. Die Entscheidung, sich - JETZT - zu 100% für das Erwachen zu entscheiden, ist die Entscheidung, unser Selbst als das unsterbliche SEIN zu erkennen, das wir sind.
"GOTT ist in allem, was ich sehe, weil GOTT in meinem Geist ist." (EKIW: Lektion 30)
The Nines
Themen:Angst, Macht der Gedanken, Sucht, Verleugnung, Ruhm, Heilung vergangener scheinbarer Ursache-Wirkungs-Beziehungenen, Loslassen, Rückgängigmachen von Besonderheit, Stolz, Täuschung
The Nines - Dein Leben ist nur ein Spiel (im Original The Nines) ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2007 von John August mit Ryan Reynolds, Melissa McCarthy und Hope Davis. Der deutsche Titelzusatz trifft die Botschaft des Films nicht, aber lassen wir uns davon nicht irritieren, der Film verweist auf eine viel tiefere Wahrheit.
Als Symbol für ein Potenzial, das weit über das hinausgeht, was wir derzeit erleben, sind die Neuner im Film diejenigen, die unbegrenzte Macht haben und mit einem einzigen Gedanken Welten erschaffen können. Der Protagonist glaubt wirklich, dass er ein Mensch in einer realen Welt ist. Er hat vergessen, dass alles eine Simulation ist; er spielt Figuren, die er selbst entworfen hat. Durch mehrere Leben lernt er, die Muster zu erkennen, die ihn zurückhalten. Besonderheit ist die wichtigste Verteidigungsstrategie des Egos; der HEILIGE GEIST muss ihn "von ihr wegbringen". Besonderheit ist wie eine Droge, ebenso wie seine Familie und seine Freunde. Um die selbst gewählte Droge Besonderheit zu verbergen, versteckt er sich in Süchten, einer rebellischen Haltung und seiner Arbeit. Schließlich lernt er den Unterschied zwischen dem, was wahr ist, und dem, was falsch ist. Seine Welt gerät aus den Fugen und die Wahrheit kommt ans Licht.
Dieser Film ist ein Klassiker unter den Filmen zum Thema Erwachen. Wie alle Filme, die auf die Wahrheit jenseits dieser Welt verweisen, geht auch dieser Film weit über die normale Vorstellung von Raum und Zeit hinaus, er führt uns an jenen Punkt, wo wir kennen: “Ich habe mir das alles ausgedacht.” Die entsprechende Lektion im Kurs lautet: “Ich habe die Welt erfunden, die ich sehe.”(Lektion 32) Jesus weist uns darauf hin, dass wir, wenn wir eine einzige Lektion wirklich erkannt haben, den Kurs nicht mehr brauchen. Der Protagonist des Films hat die Lektion 32 erkannt und ist erwacht, mit anderen Worten, er ist aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt ausgestiegen.
Lektion 32 dürfen wir nicht mit der Vorstellung vom Manifestieren oder der New Age Idee vom Erschaffen der eigenen Wirklichkeit verwechseln. GOTT ist der Schöpfer der Wirklichkeit. SEINE Schöpfung ist reiner Geist. Unser persönliches Leben hingegen ist bloß ein unmöglicher Traum - ein Irrtum. Es ist der Glaube, ohne GOTT erschaffen zu können, der Glaube ohne GOTT sein zu können, der Glaube von GOTT getrennt sein zu können, mit anderen Worten - ein Traum, der sich sehr schnell in einen Alptraum verwandeln kann.
Shunyata, im Deutschen meist mit Leerheit übersetzt, ist ein zentraler Begriff des Buddhismus. Er bedeutet, dass alle Erscheinungen - da sie durch wechselseitige Bedingtheit verbunden sind - ohne dauerhaften Wesenskern sind bzw. ohne Substanz, Essenz oder „Eigenexistenz“. Das ist Lektion 32 und die Botschaft des Films in den Worten des Buddhismus.
Die Stimme des Egos lädt uns zuerst ein, an unsere Besonderheit zu glauben, und wenn uns dieser Glaube zwischen den Fingern zerrinnt, lädt sie uns ein, an unsere Schuld zu glauben. Es ist dies die ewig gleiche Geschichte, wie sie schon in der Erzählung von Adam und Eva im Alten Testament zum Ausdruck kommt.
Besonderheit ist ein Synonym für das Ego und somit ein Synonym für die ontologische Schuld, dem Glauben, etwas falsch gemacht zu haben, der Glaube aus der Gnade gefallen zu sein. In der Ego-Identifikation haben Schuld, Schmerz und der Tod eine große Anziehungskraft - auch wenn das meistens völlig unbewusst ist. Erst wenn wir uns nach innen wenden, stoßen wir auf diese Hindernisse vor dem Frieden und erkennen: Diese Welt ist eine Welt der Todesanbeter. Das Ego ist der Todeswunsch, der Wunsch, dass der Tod wirklich sei. Diese als normal verstandene Wahrnehmung der Welt, diese Identifikation mit dem Ego ist die Hölle - die Höhle in Platons Gleichnis. Daraus gilt es zu erwachen und uns als vollkommener Gedanke im Geist GOTTES wiederzuerkennen.
Gary, der Protagonist des Films, macht gleich in der Vorgeschichte ein Experiment mit Crack. Es wird hier nicht gesagt, dass Drogen - gleich in welcher Form - die geeigneten Mittel sind, um eine Seele (im Sinne eines individuellen Bewusstseins) auf ihrem Weg wirklich voranschreiten zu lassen. Aber es ist auch die Sehnsucht einer gereiften Seele, die Dimensionen zu schauen, in die hinein sie jetzt bereit ist, sich zu entfalten. Eine bewusstseinserweiternde Droge kann einer verwirrten Seele mit einer verunsicherten Psyche helfen, vorzudringen zu ihrer eigenen Wahrheit.
Nach der Vorgeschichte ist der Film in drei Teile geteilt. Der erste Teil heißt "Der Gefangene". Jeder Mensch, der die Wohlfühlzone des Egos verlässt, spürt eines Tages, dass er gefangen ist, gefangen im Zwang Geld verdienen zu müssen, gefangen in einer Beziehung oder in einem kranken Körper. Im Film wird dies dadurch symbolisiert, dass sich Gary unter Hausarrest befindet. Jeder sehnt sich in der Tiefe seines Herzens nach grenzenloser Ausdehnung, dies scheint aber in dieser Welt nicht möglich. Jeder Versuch, die Ziele des Egos zu verfolgen, stellt sich irgendwann als Enttäuschung heraus. Auch der Versuch, die Freiheit auf der Ebene des Körpers zu finden, wird als Illusion erkannt. Die Freiheit des Körpers hat keine Bedeutung, sie ist nur ein Trick des Egos.
Jesus bezeichnet diese Versuche im Kurs als Phantasien: “Phantasien sind Versuche, falschen Bedürfnissen entsprechend Kontrolle über die Wirklichkeit auszuüben. Verdrehe die Wirklichkeit auf irgendeine Art, so nimmst du destruktiv wahr. Phantasien sind ein Mittel, falsche Assoziationen herzustellen und zu versuchen, sich daraus Lust zu verschaffen. Doch obschon du falsche Assoziationen wahrnehmen kannst, kannst du sie nie wirklich machen, außer für dich selbst. Du glaubst an das, was du machst.”
Doch selbst in diesem Zustand der Verwirrung wartet der HEILIGE GEIST mit sanfter Geduld auf uns. ER weiß, dass dieser verrückte Versuch - Freiheit auf der Ebene des Körpers zu finden - von jemandem unternommen wurde, der SEINEM SCHÖPFER so lieb ist wie die Liebe sich selbst.
Mit Synchronizitäten, wie beispielsweise mit dem regelmäßigen Auftauchen bestimmter Zahlen in unserem Bewusstsein, macht uns der HEILIGE GEIST auf eine tiefere Bedeutung unseres Lebens aufmerksam. So bekommt der HEILIGE GEIST unsere Aufmerksamkeit. Im Film ist es die Neun.
Dieser Film verweist auf eine tiefe Wahrheit, nämlich dass wir dieses ganze Universum letztendlich selbst erfunden haben, dass wir es mit verschiedenen Figuren besetzt haben und ihnen ganz konkrete Rollen zugewiesen haben. Dann haben wir vergessen, dass wir der Autor des Drehbuchs sind und reagieren nun auf unsere Figuren, als wären sie getrennt von uns. Und wir glauben tatsächlich, dass wir jetzt, in diesem Traum, dessen Drehbuch längst geschrieben ist, direkt Einfluss auf die Figuren und ihr Verhalten nehmen können. Die einzige Wahl, die wir als Traumfigur haben, ist, wie wir über das denken, was in der Welt geschieht, aber als Traumfigur haben wir nicht die Möglichkeit, die Welt, die wir auf einer tieferen Ebene geschaffen haben, zu kontrollieren.
Der erste Teil des Films endet mit einer Offenbarung, die Welt um Gary herum löst sich in Licht auf. Aus Sicht des Egos erscheint dies beängstigend, aus Sicht des erfahrenden Bewusstseins ist es die totale Befreiung.
Der zweite Teil des Films trägt den Titel “Reality-TV”. Der Drehbuchautor Gavin ist der Besitzer des Hauses aus Teil eins und wird im Stile einer Dokumentation bei der Produktion einer neuen Fernsehserie mit dem Titel „Knowing“ beobachtet. Auch dahinter verbirgt sich die New Age Idee, wir könnten unsere eigene Wirklichkeit erschaffen. Gleichzeitig wird versucht, das eigene dramatische oder romantische Leben der Welt zu präsentieren. Dabei bekommen wir aber immer mehr das Gefühl, dass mit dieser Welt irgendetwas nicht stimmt. Wir wissen zwar nicht, was es ist, aber wir sind unzufrieden, unglücklich, nicht voller Freude. Dies führt uns irgendwann zur Erkenntnis, dass wir - auf einer tieferen Ebene - die Welt erfunden haben, die wir sehen. Es ist hilfreich zu wissen, dass es eine Menge an Entwicklung - im Sinne von Auswickeln aus der egoischen Illusion - braucht, bevor wir tiefen inneren Frieden erfahren. Dabei gilt es, sich von der Illusion zu lösen, wir könnten diesen Kurs intellektuell verstehen oder wir könnten diese Welt intellektuell verstehen. Die Welt kann vergeben werden, aber sie kann nicht verstanden werden. Diese Welt ist ein unmöglicher Traum, warum versuchen wir also, etwas Unmögliches zu verstehen? Die einzig vernünftige Frage ist, wie können wir uns davon befreien, wie können wir diese unmögliche Situation vergeben.
Der dritte Teil des Films heißt “Knowing”. Dieser Teil beschreibt den eigentlichen Erkenntnisprozess. Der Computerspieleproduzent Gabriel macht mit seiner Frau Mary und seiner stummen Tochter Noelle einen Ausflug mit dem Auto in den Wald. Man erkennt im Laufe dieser Episode, dass der Ausflug der drei eigentlich eine Szene aus der Fernsehserie „Knowing“ des Drehbuchautors Gavin aus dem zweiten Teil ist. Gabriel erfährt, dass er sich als höheres Wesen in einer von ihm erschaffenen Welt befände, aus der er nicht mehr heraus wolle. Es wird ihm weiters erklärt, dass er diese Welt nur freiwillig verlassen könne. Erklärt wird ihm dies alles von einer fremden Frau, die der HEILIGE GEIST auf der Ebene der Form nutzt, um ihm die Botschaft zu überbringen. Der HEILIGE GEIST nutzt die ganze vom Ego gemachte Welt für den Vergebungsprozess. Wir sehen in allen drei Teilen des Films immer die gleichen handelnden Figuren in unterschiedlichen Rollen. Eine Träumer-des-Traums-Erfahrung, wie sie Gabriel in diesem Abschnitt erlebt, löst immer Angst aus, da sie auf das Ende des Ego-Traums verweist. Doch der HEILIGE GEIST führt ihn in die Freiheit - ins Licht.
Dieser Film ist ein wahrer Beschleuniger des spirituellen Erwachens, wenn wir bereit und offen sind für die tiefe Botschaft, die hinter der oberflächlichen Handlung auf uns wartet.
Solaris
Themen:Vergebung, Loslassen, Macht der Gedanken, Loslassen von Individualität, Zeit, Akzeptanz der Unschuld
Solaris ist eine Verfilmung des Science-Fiction-Romans Solaris des polnischen Autors Stanisław Lem durch Steven Soderbergh aus dem Jahr 2002. Es handelt sich um die zweite Verfilmung des Romans, nach dem berühmt gewordenen Film von 1972, bei dem Andrei Tarkowski Regie führte. Soderbergh präsentiert kein Remake des Tarkowski-Klassikers, sondern eine zweite, eigene Kino-Sicht auf den Roman von Stanislaw Lem. Dieser Film ist einer der besten spirituellen Lehrfilme.
Chris Kelvin: "Können Sie mir sagen was hier passiert?"
Snow: "Ich könnte Ihnen sagen was hier passiert. - Aber - ob - Ihnen das wirklich sagen würde was hier passiert?" (Filmzitat)
„Ich verstehe nichts, was ich sehe.“ (EKIW: Lektion 3)
Schon der Titel ist eine wundervolle Metapher. “Solar” bedeutet auf die Sonne, als göttliche Kraft, bezogen, die Sonne repräsentierend und somit bedeutet “Solar is” LICHT IST im Sinne von GOTT IST. Chris, der Protagonist des Films, ist nur einen Buchstaben von der Wahrheit entfernt: CHRIST. Das einzige, was Chris in seinem Namen noch fehlt, ist das Kreuz und das Verständnis der wahren Bedeutung des Kreuzes, nämlich dass der Weg auf der horizontalen Ebene nirgendwohin führt und dass der vertikale Weg der Weg der Befreiung aus der Illusion der Trennung ist. Wir sind auf einer Reise zur Erfahrung der vollkommenen Vergebung. Vergangene Assoziationen sind Gedanken, die immer wieder ins Bewusstsein zurückkehren, bis klar wird, dass "ich mich falsch an sie erinnert habe".
Als sich sein Raumschiff dem Planeten Solaris nähert, hat der Psychologe Chris Kelvin (George Clooney) das Gefühl, dass das Ego vernichtet und vollständig von Solaris übernommen wird. Sein persönliches Selbst bröckelt. Solaris ist das Symbol des göttlichen Lichts, dass alles eins ist und alles Liebe ist, und darin gibt es keine Wahrnehmung von Individualität. Für das Ego ist die göttliche Einheit der Tod, weil es das Bewusstsein ist, dass es kein Ego gibt. Menschen repräsentieren Unvollständigkeit und Tod, bis ihnen vergeben wird, und in der Vergebung bleiben nur Freude und Liebe.
Chris kennt Wunden und Traumata. In seinen Gruppentherapien sitzen Leute, die verstört und gequält sind von den Nachwirkungen einer offenbar nicht weit zurückliegenden Katastrophe, die nie benannt wird. Aber da der Film im November 2002 veröffentlicht wurde, drängt sich uns da sofort ein Datum im September 2001 auf. Und persönlich hat Chris den Tod seiner Frau noch nicht verwunden. Doch plötzlich wird Chris als Nothelfer auf eine Raumstation gerufen, um den Planeten Solaris zu beobachten und zu untersuchen. Solaris repräsentiert das göttliche Gesetz, dass Geben und Empfangen dasselbe sind. Für Chris ist es eine Rettungsmission, denn auf der Raumstation scheinen seltsame Dinge zu passieren, die niemand erklären kann. Je näher er Solaris kommt, desto mehr erlebt er das göttliche Gesetz. Obwohl seine Frau Rheya vor Jahren Selbstmord begangen hat, er aber immer noch an sie denkt, manifestiert sie sich.
Rheya Kelvin:
"Versteht Du denn nicht, ich entstamme Deiner Erinnerung an sie.
Da liegt das Problem, ich bin keine vollständige Person.
In Deinem Gedächtnis bestimmst Du alles.
Also selbst wenn Deine Erinnerung Dich einmal trügt,
ist es mir vorbestimmt sie wahr werden zu lassen.
Ich bin selbstmordgefährdet, weil ich Dir so im Gedächtnis bin.
Meine Stimme, sie klingt wie sie klingt, weil sie Dir so im Gedächtnis ist." (Filmzitat)
“Ein jeder bevölkert seine Welt mit Gestalten aus seiner persönlichen Vergangenheit, und daran liegt es, dass sich private Welten tatsächlich unterscheiden. Doch die Gestalten, die er sieht, waren niemals wirklich, denn sie sind nur aus seinen Reaktionen auf seine Brüder gebildet und schließen ihre Reaktionen auf ihn nicht mit ein. Deshalb sieht er nicht, dass er sie gemacht hat und dass sie nicht ganz sind. Denn diese Gestalten haben keine Zeugen, da sie nur in einem einzigen separaten Geist wahrgenommen werden. Durch diese seltsamen und schattenhaften Gestalten treten die Wahnsinnigen mit ihrer Welt des Wahnsinns in Beziehung. Denn sie sehen nur die, die sie an diese Bilder erinnern, und sie sind es, mit denen sie in Beziehung treten. So kommunizieren sie mit denen, die nicht da sind - und diese sind es, die ihnen Antwort geben. Und niemand hört ihre Antwort außer dem, der sie angerufen hat, und er alleine glaubt, dass sie ihm Antwort gaben. Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt, und über sie hinaus kannst du nicht schauen. Immer wieder hast du deinen Bruder angegriffen, weil du eine Schattengestalt in deiner privaten Welt in ihm gesehen hast. Und also ist es, dass du zuerst dich selbst angreifen musst, denn was du angreifst, ist nicht in anderen. Seine einzige Wirklichkeit ist in deinem eigenen Geist, und indem du andere angreifst, greifst du buchstäblich das an, was nicht vorhanden ist.” (EKIW: Kapitel 13, V. 2.&3.)
Solaris lehrt uns, dass Ursache und Wirkung eins sind. Wenn wir die falsche Ursache in unserem Geist loslassen, lösen wir uns auch von allen Auswirkungen - Schmerz, Leiden und Verärgerung - die eine Folge dieser Ursache zu sein schienen. Das ist es, was wahre Vergebung wirklich ist. Wenn wir den Glauben wirklich vergeben, dass wir jemals außerhalb des Geist Gottes existieren konnten, herrscht Unschuld. Wir erkennen, dass wir nie etwas falsch gemacht haben und alles vergeben ist, weil es in Wirklichkeit nie passiert ist!
"Du glaubst Du träumst mich."
"Du bist nicht Gibarian."
"Nein? Wer bin ich dann?"
"Eine Marionette."
"Du etwa nicht? Vielleicht bist Du meine Marionette.
Aber du glaubst wie alle Marionetten du wärst ein Mensch.
Das ist der Traum jeder Marionette: Mensch zu sein." (Filmzitat)
Solaris ist der ultimative Film zum Thema Vergebung. Es ist nicht Vergebung, wie die Welt sie lehrt, nämlich zu glauben, dass jemand etwas falsch gemacht hat und wir einen Weg finden müssen, ihn trotzdem zu segnen. Mit wahrer Vergebung beginnen wir zu erkennen, dass wir uns bei allem, was wir jemals wahrgenommen haben, geirrt haben. Dies öffnet das Tor zur Heilung, das Tor zur wahren Freiheit.
Chris Kelvin:
"Bin ich am Leben oder tot?" Rheya Kelvin:
"So müssen du und ich jetzt nicht mehr denken.
Wir sind nicht länger getrennt.
Alles was wir getan haben ist vergeben, einfach alles." (Filmzitat)
Im Film wird der Schriftsteller Dylan Thomas erwähnt und sein Gedicht „And death shall have no dominion“ zitiert.
And death shall have no dominion
And death shall have no dominion.
Dead men naked they shall be one
With the man in the wind and the west moon;
When their bones are picked clean and the clean bones gone,
They shall have stars at elbow and foot;
Though they go mad they shall be sane,
Though they sink through the sea they shall rise again;
Though lovers be lost love shall not;
And death shall have no dominion.
And death shall have no dominion.
Under the windings of the sea
They lying long shall not die windily;
Twisting on racks when sinews give way,
Strapped to a wheel, yet they shall not break;
Faith in their hands shall snap in two,
And the unicorn evils run them through;
Split all ends up they shan't crack;
And death shall have no dominion.
And death shall have no dominion.
No more may gulls cry at their ears
Or waves break loud on the seashores;
Where blew a flower may a flower no more
Lift its head to the blows of the rain;
Though they be mad and dead as nails,
Heads of the characters hammer through daisies;
Break in the sun till the sun breaks down,
And death shall have no dominion.
(Dylan Thomas, 1914-1953)
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Die nackten Toten die sollen eins
Mit dem Mann im Wind und im Westmond sein;
Blankbeinig und bar des blanken Gebeins
Ruht ihr Arm und ihr Fuß auf Sternenlicht.
Wenn sie irr werden solln sie die Wahrheit sehn,
Wenn sie sinken ins Meer solln sie auferstehn.
Wenn die Liebenden fallen - die Liebe fällt nicht;
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Die da liegen in Wassergewinden im Meer
Sollen nicht sterben windig und leer;
Nicht brechen die die ans Rad man flicht,
Die sich winden in Foltern, deren Sehnen man zerrt:
Ob der Glaube auch splittert in ihrer Hand
Und ob sie das Einhorn des Bösen durchrennt,
Aller Enden zerspellt, sie zerreißen nicht
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Keine Möwe mehr darf ins Ohr ihnen schrein
Keine Woge laut an der Küste versprühn;
Wo Blumen blühten darf sich keine mehr regen
Und heben den Kopf zu des Regens Schlägen;
Doch ob sie auch toll sind und tot wie Stein,
Ihr Kopf wird der blühende Steinbrech sein,
Der bricht auf in der Sonne bis die Sonne zerbricht,
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
(Übersetzt von Erich Fried)
Aktuelles
"Das Ego will nur, was es hasst. Für das Ego ist das absolut vernünftig. Da es an die Macht des Angriffs glaubt, will das Ego Angriff."
(EKIW: Kapitel 8, IX. 6. 6.-8.)
"Was ich sehe, ist eine Form von Rache.
Der heutige Leitgedanke ist eine treffende Beschreibung der Art und Weise, wie jeder, der Angriffsgedanken in seinem Geist hegt, die Welt sehen muss. Nachdem er seinen Ärger auf die Welt projiziert hat, sieht er, wie die Rache dabei ist, zum Schlag gegen ihn auszuholen. Sein eigener Angriff wird so als Selbstverteidigung wahrgenommen. Das wird zu einem immer schlimmeren Teufelskreis, bis er bereit ist, seine Sichtweise zu verändern. Sonst werden Gedanken des Angriffs und des Gegenangriffs ihn völlig mit Beschlag belegen und seine ganze Welt bevölkern. Welcher Geistesfrieden ist dann noch für ihn möglich?"
(EKIW: Lektion 22, 1.)
"Ein Konzept des Selbst wird von dir gemacht. Es hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dir. Es ist ein Götze, der dazu gemacht ist, den Platz deiner Wirklichkeit als SOHN GOTTES einzunehmen. Das Konzept des Selbst, das die Welt lehrt, ist nicht das Ding, das es zu sein scheint. Denn es ist gemacht, um zwei Zielen zu dienen, wovon der Geist jedoch nur eins wahrnehmen kann. Das erste bietet das Gesicht der Unschuld dar, jenen Aspekt, auf welchen eingewirkt wird. Es ist dieses Gesicht, das lächelt und bezaubert und sogar zu lieben scheint. Es sucht nach Gefährten, und es schaut - zuweilen mitleidsvoll auf die Leidenden und bietet manchmal Trost an. Es glaubt, gut zu sein in einer bösen Welt.
Dieser Aspekt kann ärgerlich werden, denn die Welt ist niederträchtig und unfähig, die Liebe und den Schutz bereitzustellen, den die Unschuld verdient. Und so ist dies Gesicht oft tränennass angesichts der Ungerechtigkeiten, die die Welt jenen zumisst, die großzügig und gut sein möchten. Dieser Aspekt greift nie als Erster an. Doch jeden Tag verüben hundert Kleinigkeiten einen kleinen Anschlag gegen seine Unschuld und fordern ihn zu Reizbarkeit und schließlich zu offener Beschimpfung und Beleidigung heraus.
Das Gesicht der Unschuld, das das Konzept des Selbst so stolz zur Schau trägt, kann Angriff zur Selbstverteidigung tolerieren, denn ist es nicht ein wohlbekannter Fakt, dass die Welt wehrloser Unschuld hart mitspielt? Niemand, der ein Bild von sich macht, lässt dieses Gesicht weg, denn er hat es nötig. Die andere Seite möchte er nicht sehen. Doch diese wird vom Lernen der Welt angepeilt, denn hier ist die »Wirklichkeit« der Welt festgesetzt, um dafür zu sorgen, dass der Götze von Dauer ist.
Unter dem Gesicht der Unschuld ist eine Lektion, die zu lehren das Konzept des Selbst gemacht ward. Es ist eine Lektion in einer schrecklichen Verschiebung und von einer derart vernichtenden Angst, dass das Gesicht, welches über ihr lächelt, ewig wegblicken muss, damit es den Verrat nicht wahrnimmt, welchen es verbirgt. Die Lektion lehrt dies: Ich bin das Ding, das du aus mir gemacht hast, und während du mich ansiehst, bist du - um dessentwillen, was ich bin - verurteilt. Dieser Auffassung des Selbst lächelt die Welt zustimmend zu, verbürgt sie doch, dass die Weltenpfade sicher erhalten bleiben und diejenigen, die auf ihnen wandeln, nicht entrinnen werden.
Hier ist die zentrale Lektion, die sicherstellt, dass dein Bruder ewiglich verurteilt ist. Denn was du bist, das wurde nun zu seiner Sünde. Vergebung dafür ist nicht möglich. Und was er tut, spielt keine Rolle mehr, denn dein anklagender Finger zeigt, in seinem Ziel unerschütterlich und tödlich, auf ihn hin. Der Finger zeigt zugleich auf dich, doch das wird in den Nebeln unter dem Gesicht der Unschuld noch tiefer versteckt. Und in diesen leichenhaft verhüllten Gruften werden alle seine Sünden und die deinen in der Finsternis erhalten und bewahrt, wo sie nicht als Irrtümer wahrgenommen werden können, was das Licht sicherlich zeigen würde. Weder kann dir für das, was du bist, die Schuld zugewiesen werden, noch kannst du die Dinge ändern, die es dich tun lässt. So ist dein Bruder dir Symbol für deine Sünden, der du zwar stumm, doch mit unablässiger Dringlichkeit deinen Bruder weiterhin für das verhasste Ding verurteilst, das du bist."
(EKIW: Kapitel 31, V. 2.-6.)
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Wir schauen immer zuerst nach innen und rufen dann im scheinbaren Außen die Zeugen auf, für das, was wir in unserem Inneren gesehen haben. Wenn wir uns dessen nicht bewusst sind und nicht bereit sind, die Dunkelheit in unserem eigenen Geist anzuschauen, um sie ans Licht zu bringen, dann projizieren wir sie nach außen, indem wir uns Projektionsflächen wie die AfD schaffen. Unsere Verdrängung und Verleugnung macht die AfD (oder wie unser Feindbild auch immer heißen mag). Je moralischer wir uns als Person verhalten, desto mehr sind wir gezwungen zu verdrängen und zu projizieren, denn Moral ist ein Ego-Konzept, um den Wahnsinn in unserem gespaltenen Geist einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Geheuchelte Liebe ist nur verkleideter Hass. In diesem Zustand völliger Verblendung erkennen wir nicht, wo der Hass zu Hause ist - wer der “Hater” in Wahrheit ist. In Wahrheit sind “linksliberales Gutmenschentum” und “rechtspopulistische Parteien” nur zwei Seiten derselben Medaille - der Dualität. Das eine ist ohne das andere nicht möglich.
Erkennen wir, dass jeder Ärger nichts anderes als ein Versuch ist, jemanden dazu zu bringen, dass er sich schuldig fühlt. Beobachten wir wachsam, wie wir immer wieder versuchen, unseren Angriff als Verteidigung zu tarnen. Verteidigung ist einfach unsere Art, anzugreifen und uns dabei unschuldig zu fühlen - was für ein Wahnsinn.
Erkennen wir, dass es keinen Krieg außerhalb unseres eigenen Geistes gibt. Ideen verlassen ihre Quelle nicht, und ihre Wirkungen sind nur dem Scheine nach getrennt von ihnen. Wenn wir Krieg und Hass sehen, säen wir Krieg und Hass und wollen Krieg und Hass. Gott sei Dank ist das nicht unser wahrer Wille, sondern einfach nur unser ungeschickter Ruf nach LIEBE, nach der LIEBE GOTTES, der LIEBE die ohne Gegenteil ist, bedingungslos und grenzenlos.
Lektion 15 ist die erste Übung die uns auf die geistige Schau, die Schau CHRISTI, vorbereiten soll. In Lektion 15 heißt es unter anderem:
"Dieser einführende Leitgedanke zum Vorgang des Bildermachens, den du »Sehen« nennst, wird nicht viel Bedeutung für dich haben. Du wirst ihn zu verstehen beginnen, wenn du kleine Lichtränder um die gleichen vertrauten Objekte, die du jetzt siehst, erblickt hast. Das ist der Anfang wirklicher Schau. Du kannst sicher sein, dass die wirkliche Schau schnell kommen wird, wenn dies geschehen ist.
Im weiteren Verlaufe ist es möglich, dass du viele »Lichtepisoden« erlebst. Möglicherweise nehmen sie viele verschiedene Formen an, einige von ihnen ganz unerwartete. Hab keine Angst davor. Sie sind Zeichen dafür, dass du deine Augen endlich öffnest. Sie werden nicht andauern, denn sie sind lediglich Symbole für die wahre Wahrnehmung, haben aber mit Erkenntnis nichts zu tun. Diese Übungen werden dir die Erkenntnis nicht offenbaren. Aber sie bereiten ihr den Weg."
In Lektion 159 finden wir eine wunderbare Beschreibung der Schau CHRISTI:
"CHRISTI Schau ist ein Wunder. Sie stammt von weit jenseits ihrer selbst, denn sie spiegelt die EWIGE LIEBE und die Wiedergeburt der Liebe wider, die niemals stirbt, aber verschleiert gehalten worden ist. CHRISTI Schau bildet den HIMMEL. ab, denn sie sieht eine Welt, die dem HIMMEL so ähnlich ist, dass das, was GOTT vollkommen schuf, dort gespiegelt werden kann. Der dunkle Spiegel, den die Welt dir zeigt, kann nur verdrehte Bilder in zerbrochenen Stücken zeigen. Die wirkliche Welt bildet des HIMMELS Unschuld ab.
CHRISTI Schau ist das Wunder, in dem alle Wunder geboren werden. Sie ist deren Quelle; sie bleibt bei jedem Wunder, das du gibst, und bleibt doch dein. Sie ist das Band, durch weiches Geber und Empfänger hier auf Erden im Ausdehnen verbunden sind, so wie sie eins im HIMMEL sind. CHRISTUS erblickt in keinem eine Sünde. Und in SEINER Sicht sind die Sündenlosen eins. Ihre Heiligkeit wurde ihnen von SEINEM VATER und von IHM gegeben.
CHRISTI Schau ist die Brücke zwischen den Welten. Und auf ihre Macht kannst du sicher vertrauen: dass sie dich aus dieser Welt in eine trägt, die durch Vergebung geheiligt worden ist. Dinge, die hier völlig fest erscheinen, sind dort bloß Schatten, durchsichtig, ganz schwach sichtbar, zuzeiten vergessen und niemals fähig, das Licht zu verschleiern, das jenseits von ihnen leuchtet. Heiligkeit ist der Schau zurückerstattet worden, und die Blinden können sehen."
Ego, Bewusstsein, Selbst, HEILIGER GEIST, SELBST
Bewusstsein
Einige nonduale Konzepte behaupten: “Unser Geist ist wie ein Filmprojektor, unser wahres Selbst ist die Leinwand.” Aber das ist grundlegend falsch, es muss richtig heißen: “Unser Geist ist wie ein Filmprojektor, das Bewusstsein ist die Leinwand.” Der zentrale Irrtum in vielen nondualen Konzepten ist die Vergöttlichung des Bewusstseins. Doch das Bewusstsein ist die Domäne des Egos. Das Bewusstsein ist der Glaube an etwas Äußeres. Den Irrtum selbst - das individuelle Bewusstsein - zu untersuchen führt nicht zur Berichtigung, wenn es uns gelingen soll, den Irrtum zu übersehen. Und es ist genau dieser Prozess des Übersehens, auf welchen der Kurs abzielt.
Viele Bewusstseinsforscher haben viel Zeit damit verbracht, ihr Bewusstsein zu erforschen und haben dabei nichts anderes als das Denksystem des Egos erforscht. Damit allein ist absolut nichts erreicht. Solange wir die anfangs leise STIMME FÜR GOTT nicht hören, sind wir im Ego-Denksystem gefangen.
Wir leben mit Hilfe von Symbolen. Wir haben Namen für alles, was wir sehen, erfunden. Jede Form wird zu einer separaten Wesenheit, die wir mit ihrem eigenen Namen identifizieren. Dadurch meißeln wir es aus der Einheit heraus. Dadurch kennzeichnen wir seine besonderen Eigenschaften und heben es ab von anderen Dingen, indem wir die Betonung auf den Raum legen, der es umgibt. Und diesen Raum legen wir zwischen alle Dinge, denen wir verschiedene Namen geben, zwischen alle Geschehnisse hinsichtlich Ort und Zeit und zwischen alle Körper, die wir mit einem Namen grüßen - getrennt gehaltene Körper, die kleine Geistesstücke als jeweils separates Bewusstsein enthalten.
“Das Bewusstsein - die Ebene der Wahrnehmung - war die erste Spaltung, die nach der Trennung in den Geist eingeführt wurde, was den Geist zu einem Wahrnehmenden anstatt zu einem Schöpfer machte. Das Bewusstsein wird zutreffend als Domäne des Ego bezeichnet. Das Ego ist ein falschgesinnter Versuch, dich so wahrzunehmen, wie du sein möchtest, statt wie du bist. Doch kannst du dich nur so erkennen, wie du bist, weil das das Einzige ist, dessen du gewiss sein kannst. Alles andere ist fraglich.” (EKIW: Kapitel 3, IV. 2.)
Erscheinungen täuschen, weil sie Erscheinungen sind und keine Wirklichkeit - sie sind die Spielzeuge des Egos. Halten wir uns nicht mit ihnen auf, in welcher Form auch immer. Sie verschleiern nur die Wirklichkeit und bringen Angst, gerade weil sie die Wahrheit verstecken. Das “spirituelle” Ego versucht seine Spielzeuge zu behalten und gleichzeitig EINHEIT - also GOTT - zu erreichen. Aber es ist unmöglich, dass GOTT und das Ego oder unser wahres SELBST und das Ego einander je begegnen werden.
Die Transzendenz des Bewusstseins ist das, was im Kurs als die Träumer-des-Traums-Perspektive bezeichnet wird. Von manchen spirituellen Lehrern wird dieser Zustand als “pure awareness” oder “pure consciousness” bezeichnet. Das ist die Vergebung. Dies bedeutet, dass Träumer und Traum als eins erkannt sind. Ab dem Moment wo wir uns als Träumer des Traums erkannt haben, ist es nicht mehr schwierig, den Traum zu ändern. Dann nehmen wir den Traum an, den ER uns statt des unseren gab. Der Traum der Schuld verblasst vor unserer Sicht, wenn unsere Augen auch geschlossen sind. Ein Lächeln ist gekommen, unser schlafendes Antlitz zu erhellen. Der Schlaf ist jetzt friedlich, denn dies ist der glückliche Traum. Aber auch der glückliche Traum ist immer noch ein Traum und nicht das Erwachen zur EINHEIT im reinen GEIST. Das SEIN braucht kein Bewusstsein. SEIN IST.
Eine Welt, die im Sinne von Ein Kurs in Wundern vergeben ist, spiegelt nur die Liebe GOTTES wider. Die Wahrnehmung unter SEINER Führung - die Schau CHRISTI - sieht alles im Licht. Doch keine Wahrnehmung, wie heilig sie auch sei, wird ewig währen. Nicht einmal die Schau CHRISTI ist SEINE Wirklichkeit. Die goldenen Aspekte der Wirklichkeit, die unter SEINEM liebevollen Blick plötzlich zum Licht erwachen, lassen eine flüchtige Ahnung des HIMMELS zu, der jenseits ihrer liegt.
Das, was Jesus im Kurs die “wirkliche Welt” nennt, ist genau so ein Symbol, wie alles Übrige, was die Wahrnehmung anbietet. Doch steht sie für das, was dem entgegengesetzt ist, was das Ego gemacht hat. Die wirkliche Welt bedeutet das Ende der Zeit, denn ihre Wahrnehmung macht die Zeit zwecklos. Die letztgültige “Rückkehr” in die wahre Schöpfung die ALLHEIT und die EINHEIT GOTTES ist das Ende der Wahrnehmung.
Spiritualität
Einige Originalzitate aus dem Kurs zu diesem Thema:
"Der Lehrplan der SÜHNE ist das Gegenteil des Lehrplans, den du für dich aufgestellt hast, und das gilt auch für sein Ergebnis. Wenn das Ergebnis deines Lehrplans dich unglücklich gemacht hat und du ein anderes willst, ist eine Veränderung des Lehrplans offensichtlich angezeigt. Die erste Veränderung, die eingeführt werden muss, ist eine Richtungsänderung. Ein sinnvoller Lehrplan kann nicht inkonsequent sein. Wenn er von zwei Lehrern aufgestellt wird, die an diametral entgegengesetzte Ideen glauben, dann lässt er sich nicht integrieren. Wird er von diesen beiden Lehrern gleichzeitig ausgeführt, so beeinträchtigt der eine nur den anderen. Das führt zu Schwankungen, aber nicht zu Veränderung. Die Sprunghaften haben keine Richtung. Sie können sich nicht für eine entscheiden, weil sie die andere nicht aufgeben können, auch wenn sie gar nicht existiert. Ihr konflikthafter Lehrplan lehrt sie, dass alle Richtungen existieren, und bietet ihnen keine logische Grundlage für eine Entscheidung.
Die totale Sinnlosigkeit eines solchen Lehrplans muss voll erfasst sein, bevor eine wirkliche Richtungsänderung möglich wird. Du kannst nicht gleichzeitig bei zwei Lehrern lernen, zwischen denen völlige Meinungsverschiedenheit über alles herrscht. Ihr gemeinsame Lehrplan stellt eine unlösbare Lernaufgabe. Sie lehren dich völlig verschiedene Dinge auf völlig verschiedene Weise, was vielleicht möglich wäre, wenn nicht beide dich über dich selbst unterweisen würden. Deine Wirklichkeit bleibt von beiden unberührt, wenn du aber auf beide hörst, wird dein Geist in Bezug auf das, was deine Wirklichkeit ist, gespalten sein."
"Ich sagte, dass die Regel des Ego lautet: »Suche und finde nicht.« Auf den Lehrplan übersetzt bedeutet das: »Versuche zu lernen, aber habe keinen Erfolg.« Das Ergebnis dieses Lernziels ist offensichtlich: jede berechtigte Lernhilfe, jede wirkliche Anleitung und jeder vernünftige Führer beim Lernen werden fehlgedeutet, da sie alle der Erleichterung des Lernens dienen, gegen welches sich dieser sonderbare Lehrplan richtet. Wenn du versuchst zu lernen, wie man nicht lernt, und das Ziel deines Lehrens ist, sich selber zu vereiteln, was anderes kannst du dann erwarten als Verwirrung? Ein solcher Lehrplan ergibt keinen Sinn. Dieser Versuch zu »lernen« hat deinen Geist so geschwächt, dass du nicht lieben kannst, denn der Lehrplan, den du gewählt hast, ist gegen die Liebe und läuft auf einen Kurs hinaus, der lehrt, wie du dich selbst angreifen kannst. Ein zusätzliches Ziel dieses Lehrplans besteht darin, zu lernen, wie man die Spaltung nicht überwindet, die seinem Hauptziel Glaubwürdigkeit verleiht. Und du wirst die Spaltung in diesem Lehrplan auch nicht überwinden, denn all dein Lernen wird zu ihren Gunsten sein. Dein Geist jedoch spricht gegen dein Lernen, so wie dein Lernen gegen deinen Geist spricht; deshalb bekämpfst du alles Lernen und hast dabei Erfolg, denn genau das willst du. Aber vielleicht begreifst du noch immer nicht, dass es etwas gibt, was du lernen willst, und dass du es lernen kannst, weil es deine Wahl ist, es zu lernen.
Du, der du versucht hast, zu lernen, was du nicht lernen möchtest, solltest Mut fassen, denn obwohl der Lehrplan, den du für dich selber aufgestellt hast, in der Tat deprimierend ist, ist er einfach nur lächerlich, wenn du ihn dir ansiehst. Kann es denn sein, dass die Art und Weise, ein Ziel zu erreichen, darin besteht, es nicht zu erreichen? Tritt jetzt als dein eigener Lehrer zurück. Dieser Rücktritt wird keine Depression zur Folge haben. Er ist nur das Ergebnis einer ehrlichen Einschätzung dessen, was du dich selbst gelehrt hast, und jener Lernergebnisse, die sich daraus ergaben. Unter den richtigen Lernbedingungen, die du weder bereitstellen noch verstehen kannst, wirst du ein ausgezeichneter Schüler und ein ausgezeichneter Lehrer werden. Aber noch ist es nicht so, und es wird so lange nicht so sein, bis die gesamte Lernsituation, wie du sie aufgestellt hast, umgekehrt wird.
Dein Lernpotential ist, richtig verstanden, grenzenlos, weil es dich zu GOTT führen wird. Du kannst den Weg zu IHM lehren und lernen, wenn du dem LEHRER folgst, DER den Weg zu IHM kennt und SEINEN Lehrplan versteht, ihn zu erlernen. Der Lehrplan ist total unzweideutig, weil das Ziel nicht gespalten ist und Mittel und Zweck in vollständigem Einklang stehen. Du brauchst nur ungeteilte Aufmerksamkeit anzubieten. Alles andere wird dir gegeben werden. Du willst in Wirklichkeit ja richtig lernen, und nichts kann sich der Entscheidung von GOTTES SOHN entgegenstellen. Sein Lernen ist so unbegrenzt wie er."
"Jeder, der dem Lehrplan der Welt folgt, und jeder hier folgt ihm, bis er anderen Geistes wird, lehrt einzig, um sich selbst zu überzeugen, dass er ist, was er nicht ist. Hierin liegt der Zweck der Welt. Was wäre denn sonst ihr Lehrplan? In diese hoffnungslose und geschlossene Lernsituation, die nichts als Verzweiflung und Tod lehrt, sendet GOTT SEINE Lehrer. Und indem sie SEINE Lektionen der Freude und der Hoffnung lehren, wird ihr Lernen schließlich vollständig."
Transformation
Viele Menschen scheinen sich für Spiritualität zu interessieren, aber dieses Interesse kann nicht sehr tief sein, sonst würden nicht nur so wenige transformiert werden. Geht das Interesse wirklich tief, wird ganz von selbst ein Feuer daraus, das einen transformiert.
Das oberflächliche Interesse bedeutet, sich selbst zu täuschen. Die Täuschung ist sehr versteckt, ist aber sicher da. Vielleicht wollen wir im Grunde gar nicht transformiert werden. Diese Angst ist sehr real, die Angst vor der Transformation. Also reden wir uns an der Oberfläche ein, wir wären zutiefst interessiert, aber insgeheim machen wir uns etwas vor.
Die Angst vor der Transformation ist genau wie die Angst vor dem Tod. Sie ist ein Tod, denn das Alte wird weichen müssen, und das Neue muss erst noch entstehen. Uns wird es nicht mehr geben; etwas vollkommen Unbekanntes wird aus uns zum Vorschein kommen.
Wir fürchten uns. Wir möchten zwar transformiert werden, gleichzeitig aber möchten wir auch so bleiben, wie wir sind. Das ist das Täuschungsmanöver: Wir möchten zwar wachsen, aber wir möchten auch wir selbst bleiben. Dann ist kein Wachstum möglich, dann können wir nur falsche Tatsachen vortäuschen.
Die wirkliche Transformation passiert dadurch, dass wir alles daran setzen - nicht durch irgendeine Methode. Die Methode ist nur ein Aufhänger, die Methode ist nur eine Hilfestellung, die Methode ist zweitrangig. Worauf es im Grunde ankommt, ist unsere Bereitschaft. Aber wir sind immer nur damit beschäftigt, davon zu reden, etwas tun zu wollen. Und Wörter können Illusionen spinnen: Wir denken so viel darüber nach, wir reden so viel darüber, wir hören uns so viele Meinungen darüber an, dass wir das Gefühl haben, etwas zu tun. Das Ego hat für die so genannten spirituellen Menschen eine Menge Täuschungsmanöver ausgetüftelt.
Beten - um zu flehen - ist ein Trick, um nicht meditieren, um nicht nach innen gehen zu müssen. Und die so genannte Frömmigkeit hat sich allerlei Gebete ausgedacht. Aus Beten kann zwar auch Meditieren werden - wenn es nicht nur Lippenbekenntnisse sind, sondern ein echtes Bemühen, eine tiefe Anteilnahme. Dann kann Gebet auch zu Meditation werden, aber häufig sind Gebete nur Scheinmanöver. Damit man sich nicht anzustrengen braucht, darum betet man. Beten im herkömmlichen Sinn heißt: Gott möge bitte etwas tun, jemand anders möge etwas tun. Beten heißt, dass wir passiv sind - etwas muss mit uns getan werden.
Es war einmal, dass Mulla Nasrudin aufs Postamt gerannt kam, packte den Postmeister am Kragen, schüttelte ihn und sagte: “Ich werde wahnsinnig! Meine Frau ist verschwunden!” Er tat dem Postmeister leid; der sagte: “Wirklich? Sie ist verschwunden? Aber leider ist das hier ein Postamt und nicht die Polizeiwache. Erstatten Sie Ihre Anzeige besser dort!” Aber Mulla schüttelte ablehnend den Kopf und sagte: “Nein, darauf fall ich kein zweites Mal rein. Das letzte Mal, als meine Frau verschwand, bin ich zur Polizei gegangen, und nachdem ich Anzeige erstattet hatte, hat man sie gefunden. Das soll mir nicht noch mal passieren. Wenn Sie die Anzeige aufnehmen wollen, bitte sehr. Wenn nicht, dann geh ich.”
Anzeige möchte er wohl erstatten, damit er sich besser fühlt, damit er sich nichts vorzuwerfen hat - er hat ja etwas unternommen. Aber zur Polizei gehen will er lieber nicht, das ist ihm zu heikel. Genauso machen wir alles Mögliche, um ein gutes Gefühl zu haben, dass wir etwas tun. Aber in Wirklichkeit sind wir oft nicht bereit, transformiert zu werden. Also können wir uns auf den Kopf stellen, es kommt nichts dabei heraus. Mehr noch: Es ist sogar schädlich, weil es eine Verschwendung von Zeit, Energie und echten Chancen ist.
Die Schwierigkeiten kommen erst, wenn wir anfangen, uns wahrhaftig zu engagieren. Nachdenken ist sehr leicht, denn dann sind wir nicht wirklich unterwegs; aber wenn wir Ernst damit machen, tauchen Schwierigkeiten auf. Wenn wir also merken, dass es jetzt langsam schwierig wird, sind wir auf dem richtigen Weg. Etwas passiert mit uns. Dann werden alte Dämme brechen, werden alte Gewohnheiten verschwinden, werden sich Veränderungen einstellen, kommt es zu Störungen und Chaos. Alle Kreativität kommt aus dem Chaos. Wir werden nur dann neu geschaffen werden, wenn alles, was wir sind, chaotisch wird. Ein wahrhaftig spiritueller Weg wird zunächst einmal alles Alte zerstören, und erst danach kann etwas Neues auftauchen.
Wenn Schwierigkeiten auftauchen, dann seien wir froh - das ist ein Zeichen von Wachstum. Kein Wachstum läuft glatt. Und schon gar nicht spirituelles Wachstum, das liegt nicht in seiner Natur. Denn spirituell zu wachsen bedeutet, nach oben zu wachsen; spirituelles Wachstum heißt, ins Unbekannte vorzustoßen, auf unbefahrene Meere hinauszufahren. Da können Schwierigkeiten nicht ausbleiben. Aber denken wir daran, dass jede überwundene Schwierigkeit uns mehr kristallisieren wird. Wir werden gefestigter sein. Wir werden wirklicher geworden sein. Zum ersten Mal werden wir das Gefühl haben, dass sich etwas zentriert, etwas stabil wird.
Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus ist eine wunderbare Metapher für die spirituelle Reise. Kolumbus brach nach Westen auf, um Indien zu erreichen, er tat dies voller Begeisterung und tiefster Überzeugung, aber er tat dies letztendlich nur, weil er die Entfernung nach Indien völlig falsch berechnet hatte. Die tatsächliche Entfernung nach Indien war mit den damaligen Schiffen nicht zu überwinden. Irgendwann kam der Punkt auf seiner Reise, an dem es zum allerletzten Mal möglich war, umzukehren und mit den verbliebenen Vorräten die Heimat zu erreichen. Und gegen den Widerstand seiner Mannschaft entschied er sich, weiterzufahren, obwohl nun klar war, dass sie Land erreichen mussten, um zu überleben. Und so erreichte er das erhoffte Paradies, aber es war ein ganz anderes Land, als er es sich vorgestellt hatte, er hatte einen neuen Kontinent entdeckt. So ist es auch mit der spirituellen Reise: Am Anfang der Reise haben wir keine wirkliche Vorstellung vom Ziel, denn das Ziel liegt jenseits unseres Verstandes. Und wenn wir es ernst meinen mit unserem spirituellen Weg, dann kommen wir irgendwann an den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt und wir trotz aller Schwierigkeiten gezwungen sind, bedingungslos zu vertrauen und weiterzumachen. Und eines Tages wird unsere Bereitschaft belohnt werden und wir werden in der Erkenntnis des Paradieses erwachen.
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Impressum
Die amerikanische Originalausgabe dieses Buches A Course in Miracles wurde 1976 von der Foundation for Inner Peace veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung erschien 1994 im Greuthof Verlag. Diese Website über Religion, Spiritualität und insbesondere Ein Kurs in Wundern ist ausschließlich ein Ausdruck meiner Begeisterung für den Kurs und dient nicht der kommerziellen Nutzung. Ich fasse hier zusammen, was mich inspiriert und mir hilfreich erscheint. Die Inhalte dieser Website können und wollen den Kurs nicht ersetzen, sondern sollen einzig und allein auf den Kurs aufmerksam machen.
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